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Wandel?

(ein neues Kapitel ist in Arbeit)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo!
Ich schäme mich richtig, dass es schon wieder so unglaublich lange gedauert hat, bis ich das Kapitel fertiggestellt habe. Aber leider hat die Uni so viel Zeit in Anspruch genommen, dass ich es irgendwann einfach vergessen habe.
Ich werde euch auch nicht wieder so ein leeres Versprechen geben, dass es nächstes Mal nicht wieder so lange dauert.
Es ist für mich sogar nachvollziehbar, wenn keiner mehr die Story verfolgt, wenn die Wartezeit so lange ist. Aber ich freue mich umso mehr, wenn es doch noch Leute gibt, die es lesen und vielleicht auch eine kurze Rückmeldung dazu geben.
Aber jetzt wünsche ich erstmal viel Spaß beim Lesen ;)
LG sunny12 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben!
Zum Abschluss des Jahres gibt es hier nochmal ein neues Kapitel.
Ich hoffe es gefällt euch ;)

Guten Rutsch und wir lesen uns dann wieder im neuen Jahr :)
GLG sunny12 Komplett anzeigen

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Blick in die Vergangenheit

15 Jahre ist es nun her, dass man mir alles genommen hat!

Ich war 5 Jahre alt, als meine Familie in unserem Haus überfallen wurde.

Wir wollten uns einen schönen, ruhigen Abend machen, da wir alle endlich mal wieder zusammensitzen konnten, weil Mama und Papa mal nicht nachts unterwegs waren, um ihrer Arbeit nachzukommen.

Es hätte so ein schöner Sommerabend werden können, wären SIE nicht aufgetaucht. Sie haben mir alles genommen, was mir wichtig war! Und das wichtigste in meinem Leben waren meine Eltern. Schließlich hatte ich niemand anderes aus meiner Familie. Ich war ein Einzelkind und meine Großeltern habe ich nie kennen gelernt.

Und wie schon gesagt: Dann kamen SIE, die Vampire.

Ja, obwohl ich erst 5 Jahre alt war, wusste ich, was sie waren. Wie sollte es auch anders sein? Schließlich waren meine Eltern Vampirjäger. Und sie zählten zu den Besten!

Das war auch der Grund, weshalb wir “Besuch” von diesen Blutsaugern bekamen: Meine Eltern waren ihnen ein Dorn im Auge! Sie waren der Grund dafür, dass die Zahl der Vampire so stark zurückgegangen ist. Das zeigt also, das meine Eltern ihren Beruf mit sehr viel Talent ausgeübt haben und schwer zu besiegen waren. Ich wusste, dass sie es mit vielen Vampiren gleichzeitig aufnehmen konnten, aber gegen solch eine Überzahl, wie sie an diesem Sommerabend zu uns gekommen waren, waren selbst sie machtlos.

Das letzte, was Mama schaffen konnte, bevor die Vampire unser Haus stürmten und mir meine Eltern nahmen, war, mich in Sicherheit zu bringen. Meine Mutter und mein Vater hatten für solche Notfälle, auch wenn sie gehofft hatten, dass solchen ein Notfall nie eintreffen würde, ein kleines Versteck in unserem Haus einbauen lassen, damit ich in Sicherheit war. Und dieses Versteck ist wirklich vampirsicher gewesen. Sonst könnte ich euch heute nicht von meiner Vergangenheit erzählen und auch nicht von dem, was mir alles in meinem späteren Leben widerfahren ist.

Ich hätte nie gedacht, dass ich nach diesem schicksalhaften Ereignis in meiner Kindheit noch einmal so viel Glück verspüren könnte. Schließlich war mein Leben nach diesem einen Sommerabend größtenteils von Rachegedanken und Trauer geprägt. Und wenig von Glück, Freude oder gar Liebe!
 

Nun genug von meiner Vergangenheit....

Jetzt will ich mich erst mal vorstellen:

Meine Name ist Tamara Day, ich bin 20 Jahre alt und durch das Erlebnis in meiner Kindheit und natürlich auch durch die gute Erziehung und Ausbildung meiner Eltern, auch wenn ich beides nicht sehr lange genießen durfte, zur besten Vampirjägerin aller Zeiten geworden. Ich habe es sogar geschafft, meine Eltern zu übertreffen.

Nach dem Tod meiner Mutter und meines Vaters bin ich bei ihren engsten Freunden aufgewachsen und habe mit ihrer Hilfe meine Ausbildung zum Vampirjäger beendet.

Nun will ich Rache am Anführer der Vampirbande, die meine Eltern getötet haben.

Dadurch bin ich dann auch eigentlich schon beim Thema angekommen und will euch von meinem Leben erzählen.

Die erste Begegnung

Es war ein ganz normaler Mittwochabend. Die Sonne war schon seit ein paar Stunden hinterm Horizont verschwunden und wer am nächsten Tag nicht früh morgens zur Arbeit musste, machte sich einen ruhigen Abend zu Hause vor dem Fernseher, las ein Buch oder saß in einer Kneipe bzw. einem Café. Und letzteres taten auch meine beste Freundin Kim und ich. Wir saßen in unserem Lieblingscafé, das vom frühen Nachmittag, also ca. 14 Uhr, bis in die frühen Morgenstunden geöffnet hatte. Dieses Café trägt den Namen “Nachtfalter”, da sich diese Tiere ja sowohl tagsüber, als auch nachts in der Natur zeigen.

Kim und ich verbrachten eigentlich jeden Abend hier und plauderten über Gott und die Welt. Ich nutzte die Ruhe, die sich hier bot, um mich auf meine Arbeit mental und körperlich vorzubereiten. Denn ein paar Stunden nach Sonnenuntergang begann mein Job als Vampirjäger. Jede Nacht zog ich los, um die Welt um ein paar Wesen zu erleichtern und damit wahrscheinlich auch noch einigen Menschen das Leben zu retten.

Bevor ich meine Jagd hier in Manhattan begonnen hatte, habe ich Informationen gesammelt, um herauszufinden, wo sich die Vampire am liebsten zum Jagen aufhielten. Besonders hilfreich war und ist dabei immer noch die Unterstützung meines Freundes John. Er ist ca. 1,80m groß, sportlich, hat kurze - immer leicht verwuschelte - Haare in einem glänzenden Kastanienbraun und dazu noch haselnussbraune Augen. Außerdem ist er Polizist bei der Kripo und sitzt damit genau an der Quelle, was mysteriöse Todesfälle betrifft, die auf meine Beute hinweisen. Und bis jetzt hat er auch immer recht gehabt. Aber er hatte erst mal, zu Beginn unserer Freundschaft, den Schock zu verarbeiten, dass er eines Nachts von einem Vampir angegriffen worden war, ich ihn aber Gott sei Dank retten konnte. Seit dieser Nacht waren wir Freunde und nachdem ich ihm alles erklärt hatte, hat er sich sofort bereit erklärt, mir zu helfen, unschuldige Menschen zu beschützen. Es fallen zwar immer noch Menschen den Vampiren zum Opfer, aber längst nicht mehr so viele, wie vor einigen Jahren. Dafür werde ich auch heute Nacht sorgen.

Deswegen versuchte ich bei Kims Redefluss irgendwie ein paar Worte dazwischen zu bekommen: “Kim, jetzt lass mich doch auch mal eben etwas sagen.” Ich wartete einen kurzen Augenblick, um sicher zu gehen, dass sie nichts mehr sagte, dann fuhr ich fort: “Du weißt ja, dass ich immer froh bin, wenn ich mit dir im “Nachtfalter” sitzen und mit dir erzählen kann. Aber wie du auch weißt, habe ich einen wichtigen Job zu erledigen. Und mit dem würde ich jetzt gerne beginnen.” Nachdem ich das gesagt hatte, konnte ich ja noch nicht ahnen, dass mir etwas oder jemand einen Strich durch die Rechnung machen würde. “Oh, du hast recht. Wir sitzen jetzt schon über eine Stunde hier und ich texte dich die ganze Zeit zu. Tut mir echt leid. Eigentlich wollte ich gar nicht so lange mit dir hier sitzen. Dann werd’ ich mich jetzt mal auf den Heimweg machen, damit du wenigstens noch etwas arbeiten kannst. Ich ruf dich dann morgen an, ob wir uns treffen, oder ob wir es lieber lassen, bevor du gar nichts mehr schaffst. Bye!”, verabschiedete sich Kim von mir. Doch bevor sie die drei Häuser weiter zu ihrer Wohnung ging, umarmten wir uns noch. Danach wartete ich, bis sie durch die Tür des Mehrfamilienhauses verschwunden war. Ich hatte nämlich immer Angst, dass sie mit ihrem hübschen Äußeren - lange blonde und wellige Haare, grasgrüne Augen und Modelfigur - ein besonders gutes Ziel für Vampire oder andere Typen abgeben würde.

Dann ging auch ich meiner Wege.
 

Ich bog gerade um die Ecke, in die nächste Straße ein, da rannte mich irgendein Typ um! Aber zu meiner Genugtuung, machte auch er Bekanntschaft mit dem Boden. Nachdem ich den Schrecken überwunden hatte, wollte ich mich gerade, leise vor mich hinfluchend, wieder aufrichten, als mir jemand seine Hand hinhielt. Ich hörte auf zu fluchen, schaute auf - und sah ihn hellblaue, strahlende Augen. Sie waren so umwerfend, dass ich glatt vergaß, was ich eigentlich hatte tun wollen. Erst die Stimme meines Gegenübers riss mich aus meiner Starre und brachte mich zurück ins Hier und Jetzt: “Ich bitte vielmals um Verzeihung. Ich hätte wirklich besser aufpassen sollen, wo ich hinlaufe. Hoffentlich haben Sie sich nicht verletzt. Bitte, lassen Sie mich ihnen beim Aufstehen helfen.” Dankend ergriff ich die mir dargereichte Hand und stand mit der Hilfe des jungen Mannes auf. ‘Mann, sieht der gut aus!’, war mein erster Gedanke, nachdem ich ihn einmal komplett gemustert hatte. Er war bestimmt 1,85m groß, sportlich und muskulös, mit schwarzen, kurzen Haaren und den schönsten und strahlendsten hellblauen Augen, die ich jemals gesehen hatte. Dazu trug er eine dunkle, verwaschene Jeans mit schwarzen Turnschuhen und einem dunkelblauen Sweatshirt. Seine ganze Ausstrahlung hatte etwas mysteriöses an sich, was ihn in meinen Augen noch besser aussehen ließ. Er wirkte geradezu umwerfend! Erst als der Fremde wieder zu sprechen begann, merkte ich, dass ich mit meinen Gedanken wieder ganz wo anders war. Ich war so sehr ins Schwärmen geraten, dass ich meine Umwelt total vergessen hatte.

“Vielleicht sollte ich mich erst mal vorstellen. Mein Name ist Kilian. Und wenn sie erlauben, würde ich sie als Entschädigung für den Sturz gerne zu einem Kaffee einladen. Würden Sie mir die Ehre erweisen? Schließlich hat man nicht sehr oft die Möglichkeit, mit so einer hübschen, jungen Frau auszugehen.” Was sollte ich auf so etwas bloß antworten? Ich musste sooft stark sein, warum sollte ich nicht auch einmal nachgeben und ein ganz normales Leben führen?

Mir war in diesem Moment noch gar nicht klar, wie sehr sich mein Leben nach diesem Abend verändern würde.

Und da ich Kilian auch nicht mehr zu lange warten lassen wollte, antwortete ich endlich: “Es freut mich, Sie kennen zu lernen. Mein Name ist Tamara. Und ja, ich würde gerne einen Kaffee mit ihnen trinken gehen. Ich kenne auch ein schönes Café hier um die Ecke.” “Dann lassen Sie uns gehen.”, antwortete er. Also machten wir uns auf den Weg zu dem 5 Minuten entfernten “Nachtfalter”. Dort setzten wir uns dann hin und begannen, uns zu unterhalten. Wir redeten über dies und das, über Hobbies und irgendwann kamen wir auf das Thema “Familie” zu sprechen. “Hast du noch Familie? Eltern, Mann oder Kinder?”, begann Kilian das Thema. Ich überlegte einen kleinen Moment, was ich ihm antworten sollte. Schließlich hatte ich keine wirkliche Familie mehr. Also entschied ich mich dafür, ihm einen Teil der Wahrheit zu verraten: “Zu meiner Familie gehört eigentlich nur meine beste Freundin, mit der ich den größten Teil der Zeit verbringe. Den Rest der Zeit arbeite ich dann. - Und meine Eltern sind bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen.” Es entstand eine kleine Pause, in der ich meinen Gedanken hinterher hing und Kilian dachte vermutlich darüber nach, was er jetzt antworten sollte. Aber wahrscheinlich sagte er das gleiche, wie alle anderen auch, die davon erfahren, dass ich keine Eltern mehr hatte. Tja, nun würde ich es erfahren: “Das, was ich dir jetzt sagen will, wirst du bestimmt schon öfter gehört haben, aber ich werde es trotzdem sagen, da ich weiß, dass diese Worte trotz alle dem immer wieder tröstend sind: Es tut mir wirklich leid, was mit deinen Eltern passiert ist. Und ich kann auch gut nachvollziehen, wie es dir wahrscheinlich geht.” ‘Na also, wusste ich’s doch. Es sind immer die gleichen Worte. Aber Moment, wie war das?’ “Was hast du gerade gesagt? Du weißt, dass diese Worte trotzdem immer wieder tröstend sind?”, fragte ich überrascht. Denn mit so einer Antwort hatte ich jetzt nicht gerade gerechnet. Es wurde einem zwar immer wieder beteuert, wie leid einem das doch alles täte und dass man sich doch angeblich vorstellen könne, wie man sich an meiner Stelle fühlen würde. Aber noch nie hatte es jemand so ehrlich gesagt wie er. Das wurde für mich besonders durch seinen traurigen Blick sehr deutlich, in dem auch etwas Schmerz lag, als ob er sich an etwas schlimmes erinnern würde. Kilian wirkte nämlich auch ein bisschen so, als wäre er leicht in Gedanken versunken.

“Ich kann es so gut nachvollziehen, weil ich meine Eltern ebenfalls verloren habe. Deshalb kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass diese Worte einen jedes Mal aufs Neue aufbauen können, da man weiß, es gibt Leute, die versuchen mit einem zu trauern und das nachzuvollziehen, was man gerade durchstehen muss.”

Nach dieser Erklärung suchte ich erst nach anderen Worten, um nicht die regulären verwenden zu müssen, allerdings fiel mir nichts anderes ein, als zu sagen: “Das tut mir leid für dich.” Dann herrschte erst mal Schweigen zwischen uns, wo jeder seinen eigenen Gedanken nachhing.

Ungefähr 5 Minuten später ergriff wieder Kilian das Wort: “Du sagtest, wenn du nicht den ganzen Tag mit deiner besten Freundin verbringst, arbeitest du. Was machst du denn beruflich?” Nach dieser Frage konnte ich mir ein leicht geschocktes Gesicht nicht verkneifen. ‘Was soll ich ihm denn jetzt antworten?! Ich kann ihm ja schlecht sagen, dass ich eine Vampirjägerin bin! Er würde mir doch nie im Leben glauben. Es könnte eher passieren, dass er mich für verrückt hält, weil ich an Vampire glaube.’ Ich dachte fieberhaft über eine Lösung für mein Problem nach. Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren... Und kam letztendlich zu einem genialen Einfall: “Ich bin Nachtwächterin. Ich weiß, es hört sich etwas altmodisch an, macht aber sehr viel Spaß. Es ist mal etwas anderes, als diese alltäglichen Berufe Lehrer, Anwalt usw. Und du weißt auch nie, was dich an jedem neuen Abend erwartet. Ich beginne dann meistens gegen acht oder neun Uhr abends und arbeite dann bis in die frühen Morgenstunden.” “Da hast du recht. Es ist mal ein völlig anderer Beruf. Es gibt glaube ich auch nicht mehr viele Leute, die diesen Beruf ausüben. Aber da fällt mir jetzt auch auf, dass ich dich völlig von der Arbeit abgehalten habe. Es ist nämlich schon halb fünf und die Sonne wird bald aufgehen. Auf wiedersehen!” ‘Oh Gott, ist wirklich so viel Zeit vergangen? Haben wir so lange miteinander geredet? Also nicht, dass es mir etwas ausmacht, aber ich will nicht daran denken, was diese Nacht alles passiert ist. Ich werde mich morgen wohl bei John erkundigen müssen.’, dachte ich nach seinen Worten leicht erschrocken. Aber ich fand meine Stimme doch noch wieder und verabschiedete mich vor dem Café, wo sich unsere Wege dann auch trennten.
 

Zumindest für diesen Abend....

Versammlung und ein Plan

“Ding Dong”. Ich war total aufgewühlt, als ich bei Kim klingelte. Und das lag bestimmt nicht nur daran, dass meine beste Freundin mir gleich die Hölle heiß machen würde, wie ich sie um kurz nach halb fünf aus dem Bett holte. Es lag viel mehr an dem Mann, den ich am gestrigen Abend kennen gelernt hatte. Ich glaubte, durch ihn endlich mal wieder das spüren zu können, was ich seit Jahren nicht mehr gefühlt hatte: Liebe. Ich weiß auch, dass ich ihn erst seit knapp 8½ Stunden kenne, aber dadurch bekommt die Redewendung “Es war Liebe auf den ersten Blick” eine ganz hohe Stellung in meinem Leben. Der Abend bzw. die Nacht war unglaublich. Und das auch noch ohne Mithilfe eines Vampirs! Was zeigte mir dieser Abend also? Ich konnte auch ein ganz normales Leben führen, ohne dass Vampire eine wichtige Rolle spielten. Aber nun musste ich mich auf eine vermutlich sehr wütende Kim einstellen, die sich jetzt wohl endlich zu ihrem Sprechapparat in ihrer Wohnung neben ihrem automatischen Türöffner begeben hatte, da ich leise Geräusche hören konnte. Dann folgte ihre sehr genervte Stimme: “Wer wagt es mich um diese Uhrzeit zu wecken? Und wehe demjenigen, er hat keinen guten Grund mich um halb fünf aus dem Bett zu holen.” Eine so schlecht gelaunte Kim schaffte es aus irgendeinem Grund, mir Angst zu machen. Deshalb überlegte ich mir gut, ich ihr jetzt antworten wollte. Schließlich antwortete ich ihr: “Guten Morgen, Kim! Ich bin’s Tamara. Und ich habe wirklich einen guten Grund, dich jetzt schon aus dem Bett zu holen.” Jetzt wartete ich erst mal auf ihre Reaktion. Die nächste Worte, die von Kim kamen, hörten sich so an, als ob sie mit einem Mal viel wacher wäre. Zumindest ließ ihre Stimme darauf schließen: “Tamara! Ist etwa etwas passiert? Oder warum klingest du? Geht es dir gut?” “Ja... Nein, ach, ja, es ist etwas passiert. Aber keine Sorge, mir geht es gut.”, erwiderte ich. Nachdem ich Kim gesagt hatte, dass es mir gut geht, atmete sie erleichtert auf. Eine Minute später war auch schon das Summen zu vernehmen, das mir zeigte, dass sich die Tür nun von mir öffnen ließ. Nachdem ich das getan hatte, rannte ich hinauf in den zweiten Stock zur Wohnung von Kim, die bereits im Türrahmen der Eingangstür auf mich wartete. Zu Beginn musterte sich mich erst mal von oben bis unten, um auch wirklich sicher zu gehen, dass mir nichts passiert war und es mir gut ging. Erst danach gingen wir in ihr gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer. Die Möbel dort waren alle in einem dunklen Braunton gehalten. Die Vitrine, die Schränke und die Kommode, auf der ein Fernseher stand, waren aus dunklem Eichenholz, genauso wie die Esszimmergarnitur. Die restlichen Möbel, zwei kleine Sofas - Zweisitzer - und ein Sessel, waren aus dunkelbraunem Leder gefertigt.

Nachdem wir das Wohnzimmer betreten hatten, nahmen wir auf einem der Sofas Platz und Kim stellte die Frage, die ihr wahrscheinlich die ganze Zeit über schon auf der Zunge brannte: "Was ist denn jetzt passiert? Du sagtest, dass etwas vorgefallen ist, also spuck schon aus, was es ist. Ich werde sonst noch verrückt vor Sorge!" Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen, bevor ich Kim eine Antwort gab: "Ich wurde heute von meiner Vampirjagd abgehalten. Kurz nachdem ich mich von dir verabschiedet hatte, habe ich mich auf den Weg gemacht und bin von jemandem umgerannt worden. Und dieser Jemand sah unglaublich gut aus, ich habe einen Kaffee mit ihm getrunken, zu dem er mich als Entschuldigung eingeladen hatte, und dann total die Zeit vergessen. Bis vor ein paar Minuten saß ich noch mit ihm im "Nachtfalter". Aber das Beste kommt erst noch: Ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt! Die "Liebe auf den ersten Blick" gibt es wirklich."

Es war ein interessanter Anblick, mit anzusehen, wie Kims Augen mit jedem Satz ein Stück größer wurden. Ich hatte es sogar geschafft, meine beste Freundin fürs Erste sprachlos zu machen. Das war mir in unserer ganzen Freundschaft bis jetzt nur ein einziges Mal gelungen: als ich ihr erzählt habe, dass es Vampire wirklich gibt und dass ich eine Vampirjägerin bin.

Aber ihre Sprachlosigkeit dauerte leider nicht sehr lange an: "Du hast was?!?" Diese drei kleinen Worte schrie sie mir förmlich entgegen. Und das nur, weil sie so überrascht war, dass ich mich auch mal verliebt habe! Na gut, es kam auch nicht besonders oft vor. Also ist ihre Reaktion eigentlich gerechtfertigt.

Es dauerte ein paar Minuten, bis Kim ihre Stimme wiedergefunden hatte: "Ich freu' mich riesig für dich! Auch wenn es gerade vielleicht nicht so geklungen hat. Aber ich hoffe doch, dass er nicht nur gut aussieht, so wie du gesagt hast, sondern auch vom Charakter her passt. Denn es kommt ja nicht nur aufs Äußere an. Aber das war auch in den anderen Tipps enthalten, die ich dir immer wieder gegeben habe und die du hoffentlich auch befolgt hast." Oh Gott! Jetzt hatte ich schon so eine gute Freundin wie Kim, die mir immer mit Rat und Tat zur Seite stand und dann befolgte ich diese Ratschläge nicht. Und mein Gesichtsausdruck sprach anscheinend Bände. Das nächste, was meine beste Freundin sagte, war nämlich: "Lass mich raten: Außer seinem Vornamen und ein paar Hobbies weißt du nichts über ihn. Keinen Nachnamen, keine Adresse und auch keine Telefon- oder Handynummer?" Es gab leider nur eine Sache, die ich auf diese Fragen antworten konnte: "Nein, ich habe nichts von alle dem. Was mach ich denn jetzt? Ich weiß ja noch nicht mal, was er von mir denkt oder wie er für mich fühlt! - Aber Moment, Josh hatte zu der Zeit, als ich mit Kilian im Café war, Dienst und hat gefragt, ob ich schon wieder da sei. Sollte Kilian dann also Interesse und das zufällig gehört haben, ist er in den nächsten Tagen vielleicht wieder da." Nachdem meine Stimme erst traurig und niedergeschlagen geklungen hatte, war sie nun voller Hoffnung.

Kurze Zeit herrschte Schweigen. In dieser Zeit dachte Kim vermutlich angestrengt über etwas nach. Das konnte ich dadurch erkennen, dass sie ihre Stirn in Falten gelegt hatte. Und das tat sie nur, wenn sie über etwas nachdachte. Währenddessen störte man sie besser auch nicht. Denn früher oder später würde man eh erfahren, was sie gerade ausbrütete.

Nach fünf Minuten der Stille klärte Kim mich endlich über das auf, was in ihrem Gehirn ablief: "Sollte das, was du dir erhoffst, wirklich eintreffen, habe ich schon eine super Idee für deine Probleme: Und zwar wirst du, wenn du ihn wiedersiehst, folgendes machen...." Dann erklärte sie mir also, was ich bei einem zweiten Treffen zu tun hatte.

Danach gönnte ich Kim noch etwas von ihrer wohlverdienten Ruhe und machte mich auf den Heimweg, um auch noch etwas Schlaf zu bekommen. Sobald ich dann wieder wach war, wollte ich bei John, meinem Freund bei der Kripo, anrufen und mich erkundigen, was es alles für Neuigkeiten gab.

Acht Stunden später hatte ich es dann endlich geschafft, mich aus meinem schönen, warmen, weichen, großen Bett zu erheben und gegen 14 Uhr bei John anzurufen. Ich wählte also seine Nummer bei der Polizei, da ich wusste, dass er heute Dienst hatte. Nachdem das Telefon dreimal geklingelt hatte, nahm die gewünschte Person ab: “Kriminalpolizei Manhattan, Officer Henry am Apparat. Was kann ich für sie tun?” “Hey John! Ich bin es Tamara. Ich wollte mich nur einmal erkundigen, ob du irgendwelche interessanten Neuigkeiten für mich hast?”, gab ich ihm als Antwort auf seine Frage. “Ah, hey Tam! Lass mich kurz nachschauen. Ich hatte dir extra ein paar Infos zur Seite gelegt, da ich mir dachte, dass es für dich vielleicht ganz interessant sein könnte. Kleinen Moment noch, ich hab’s gleich.” Ich hörte ihn nur ein oder zwei Minuten in einem Papierstapel wühlen, als es am Ende der Leitung aufhörte zu rascheln und der Officer wieder seine Stimme erhob: “So, ich hab es gefunden! Seit ein paar Tagen gibt es seltsame Leichenfunde, die genau in dein Beuteschema passen. Die Polizei denkt, dass es sich bei dem Täter um einen Verrückten handelt. Allerdings haben sie noch keine Idee, wie er wohl vorgehen könnte. Aber da wir beide ein bisschen schlauer sind als die anderen, wissen wir, wer der Täter ist. Nicht wahr?” Ich erwiderte nur: “Ja, du hast recht. Es kann sich eigentlich nur um Vampire handeln, sollte die Kripo noch keine Spuren am Tatort gefunden haben. Apropos Tatort: Wo ist der eigentlich?” “Oh, Stimmt. Das solltest du vielleicht wissen. Es ist ein altes, verlassenes Fabrikgelände im Süden der Stadt. Die genaue Adresse schick ich dir per SMS. Ich wünsche dir nachher viel Glück bei der Arbeit. Aber jetzt muss ich selber erst noch ein bisschen etwas tun. Also bis bald!”, beendete John das Gespräch und legte auf. Zwei Minuten später bekam ich auch schon die versprochene SMS mit der genauen Adresse meines nächsten Jagdgebietes. Ich nutzte dann die letzten verbliebenen Stunden, um meine Jagd vorzubereiten: Ich holte meine Kleidung, die ich anziehen würde aus dem Schrank in meinem Schlafzimmer - ein schwarzes Top, eine schwarze, bequeme Hose und ebenfalls schwarze Stiefel - suchte meine Waffen, die ich benutzen wollte, zusammen, ein Schwert und Pfeil und Bogen. Danach machte ich mich mit einer Sporttasche, in der meine Waffen waren, auf den Weg zu einer Baustelle, auf der nicht mehr gearbeitet wurde, und deponierte dort in einem von mir selbst angelegten, versteckten Schacht meine Waffen. Von hier würde ich sie nachher abholen, wenn ich aus dem “Nachtfalter” kam und mich auf den Weg zum verlassenen Fabrikgelände machte.

Nachdem ich das alles erledigt hatte, war es erst halb fünf und ich hatte noch 2½ Stunden, um mich noch ein bisschen auszuruhen und zu duschen. Um acht Uhr würde dann meine Jagd beginnen.

Es war 19.55 Uhr und ich stand nun vorm “Nachtfalter”. ich hoffte so sehr, dass Kilian da sein würde, dass ich mich noch nicht getraut hatte, genauer hinzuschauen, aus Angst, nicht das zu sehen, was ich mir wünschte. Komisch, oder? Ich hatte keine Angst vor Vampiren, den vermutlich gefährlichsten Wesen, die es auf Erden gab, aber davor, in der Liebe enttäuscht zu werden. ‘So kann es nicht weitergehen! Ich muss jetzt endlich gucken, ob er da ist oder nicht. Wahrscheinlich mache ich mich hier gerade sowieso schon zum Deppen, weil ich die ganze Zeit über vor der gläsernen Eingangstür stehe und einfach nur Löcher in die Luft gucke. Ich muss jetzt endlich handeln!’, sagte ich mir selbst in Gedanken. Und ich ließ sofort Worten Taten folgen. Ich suchte das komplette Café mit meinen Augen ab... und fand, was ich suchte: Kilian. Dann atmete ich nur noch dreimal tief durch, ging noch einmal Kims Plan in Gedanken durch - der beinhaltete, Kilian kurz zu begrüßen, ihm einen Zettel zu geben und mich dann wieder von ihm zu verabschieden - und öffnete die Eingangstür zum Café und ging auf meine Zielperson zu. Ich begrüßte ihn, nachdem ich ihn erreicht hatte, mit einem kurzen “Hey!”, steckte ihm einen Zettel, mit der Aufschrift: “Hier meine Nummer, damit wir den schönen Abend noch mal wiederholen können” zu und verabschiedete mich mit einem “Sorry, aber ich muss noch arbeiten”. Man konnte die Veränderung seiner Mimik bei dieser Aktion sehr gut sehen: Zuerst lächelte er, als er mich kommen sah, schaute mich dann überrascht und später ein wenig enttäuscht an, weil ich einfach wieder verschwunden war. ‘Ich kann seinen enttäuschten Blick sehr gut verstehen. Wie gerne wäre ich doch auch noch geblieben, aber ich musste mich auch noch um meinen Job kümmern. Es würde mich jetzt nicht mal überraschen, wenn er mich nicht anrufen würde. Aber hätte ich mir seine Nummer geben lassen, würde ich vermutlich immer wieder zum Telefon greifen und mir fest vornehmen, bei ihm anzurufen, es dann aber doch lassen. Warum auch immer?’, dachte ich bei mir. Dann machte ich mich auf den Weg zu dem Fabrikgelände, vom dem John mir erzählt hatte. Zuerst holte ich meine Waffen, die ich mir dann so auf den Rücken schnallte, dass man sie nicht sofort entdecken konnte, wenn man mich sah. Danach ging ich durch die dunklen Straßen von Manhattan. Und auch wenn es für Außenstehende so aussehen mochte, als wäre ich am träumen und unachtsam, war das genaue Gegenteil davon der Fall. Ich wusste, was um mich herum geschah. Deshalb war ich auch nicht überrascht, als in einiger Entfernung vor mir ganz plötzlich ein Gestalt erschien. “Was macht so ein junges, hübsches Mädchen ganz allein hier draußen in einer der verlassensten Ecken Manhattans?”, fragte der Fremde. Ich erkannte an seiner Stimme, dass es ein Mann sein musste. Nachdem ich mir eine gute Antwort überlegt hatte, antwortete ich ihm: “Wissen Sie, ich war auf einer Party und bin jetzt gerade auf dem Nachhauseweg. Aber ich habe mich wohl verlaufen. Ich wohne nämlich noch nicht sehr lange hier und wollte gerne noch etwas die Nachtluft genießen und bin deshalb nicht mit einem Taxi nach Hause gefahren.” “Ach so. Ich kenne mich hier gut aus und wenn du willst, kann ich dich nach Hause bringen, wenn du mir deine Adresse verrätst.” Ich überlegte mir schnell eine Adresse, die nicht zu nahe aber auch nicht zu weit weg war und nannte sie ihm. Dann gingen wir los. Ich hielt etwas Abstand von ihm und ging etwas weiter hinter ihm. Denn es wäre nicht gerade praktisch gewesen, wenn er gesehen hätte, was ich auf dem Rücken trug. Ich konnte mich schon immer auf mein Gefühl verlassen. Daher war mir auch sofort klar gewesen, als der Mann plötzlich vor mir gestanden hatte, dass er ein Vampir war. Mein Gefühl hatte mich bis jetzt noch nie im Stich gelassen. Und es sollte mich auch dieses Mal nicht enttäuschen. Nachdem wir fünf Minuten zusammen durch die Straßen gelaufen waren, ohne irgendwelche Vorkommnisse, stand er auf einmal neben mir und meinte: “Warte mal, du hast da etwas am Hals. Lass mich mal nachgucken.” Mit so etwas in der Art hatte ich gerechnet und er musste schon ein bisschen länger hungrig sein. Denn, obwohl er mir jetzt so nahe war wie bei einer Umarmung, hatte er meine Waffen noch nicht bemerkt. Aber ich sollte jetzt langsam mal etwas unternehmen. Noch nie war mir ein Vampir so nahe gekommen. Also zog ich blitzschnell den kleinen Dolch, den ich neben den anderen Sachen immer bei mir trug und hielt ihn abwehrend vor mich, leicht gegen den Bauch des Vampirs gedrückt. “Wagst du es, mir noch näher zu kommen, wirst du deine Unsterblichkeit früher verlieren, als dir lieb ist!”, zischte ich ihm gefährlich und bedrohlich entgegen. Und wen wunderte es, er wich tatsächlich gut einen Meter zurück.

“Du bist eine Vampirjägerin.”, stellte er klugerweise fest. “Tze, dass du das jetzt erst bemerkst, Mick. Seit Monaten traut sich im dunkeln keiner mehr in diese Ecke. Und ausgerechnet eine junge Frau wie sie läuft wieder durch dein Revier und lässt sich dann auch noch von einem wildfremden Mann nach Hause begleiten. Macht dich den Hunger so blind, dass du nicht einmal merkst, wenn ein Vampirjäger direkt vor dir steht?”, merkte eine Stimme aus der Dunkelheit an, die einen für mich irgendwie bekannten Klang hatte. Ich konnte ihn zwar erst nicht zuordnen, aber dies Rätsel sollte schon in der nächsten Zeit gelöst werden.

Dann erklang plötzlich wieder die Stimme meines Begleiters, der, wie ich durch den neuen Unbekannten, ebenfalls ein Vampir, erfahren hatte, Mick hieß: “Was machst du hier? Und vor allem, was fällt dir ein, Kritik an mir zu üben? Du bist nur ein Diener!” Micks Stimme klang sehr wütend. Aber irgendwo war seine Reaktion verständlich. Immerhin nahmen die Vampire es noch sehr ernst mit ihrer Ständegesellschaft. Und dann wurde es auch nicht gerne gesehen, wenn Diener Höhergestellte berichtigten oder kritisierten. Doch nun wollte ich auch gerne noch etwas mitmischen: “Tja, wie ihr beide schon festgestellt habt, bin ich eine Vampirjägerin. Deshalb würde ich jetzt auch gerne meinen Job erledigen.” Da nun ein größerer Abstand zwischen uns dreien war, griff ich zu Pfeil und Bogen und legte auch sofort zwei Pfeile an die Sehne und zielte. Jedoch wurde ich vorher noch einmal kurz aufgehalten: “Und natürlich hast du dir auch nicht irgendeinen Vampirjäger angelacht. Nein! Es musste ja unbedingt die Prinzessin der Vampirjäger sein.” Oh, für einen Diener wusste der Unbekannte aber sehr gut bescheid. Aber ich hatte jetzt erst mal etwas anderes zu tun, als mich über die Klugheit eines Vampirdieners zu wundern. Mick brachte sowieso nicht mehr als ein geschocktes Gesicht mit weit aufgerissenen Augen zustande. Also spannte ich den Bogen, zielte auf die beiden Vampire, da ich für jeden einen Pfeil aufgelegt hatte, schoss die Pfeile ab und.... traf nur einen!! Mir war zum ersten Mal ein Vampir entkommen! Wie konnte das nur passieren? Mir das Entsetzen förmlich ins Gesicht geschrieben. Meine Augen waren vor Unglauben weit aufgerissen und ich brauchte einen kurzen Moment, um wirklich verstehen zu können, was gerade passiert war. Das zeigte also, dass selbst die besten Vampirjäger mal Fehler machten.

Doch dieser Fehler durfte mich jetzt nicht aus der Bahn werfen! Ich hatte noch eine andere Sache zu erledigen: Ich wollte zu dem verlassenen Fabrikgelände, um zu sehen, was dort los war. Aus diesem Grund musste ich jetzt auch erst weiter. Später konnte ich immer noch überlegen, ob mein Patzer vielleicht noch irgendwelche Auswirkungen haben könnte.

Nach einer Viertelstunde hatte ich dann endlich mein Ziel erreicht: das stillgelegte Fabrikgelände. Aber wie sollte es auf so einem Gelände eigentlich aussehen? Genau, es sollte dunkel sein, ohne jegliche Beleuchtung. Doch es brannte Licht in einem der Gebäude. Und neugierig wie ich war, kletterte ich auf das Dach, um herauszufinden, was dort drinnen los war, weil es sonst kein Fenster gab, durch das ich schauen konnte. Doch oben auf dem Dach konnte man aufgrund des Lichtscheins erkennen, dass es dort ein Fenster gab. Also machte ich mich an den Aufstieg.

Was ich dann durch das Fenster sah, verschlug mir fast den Atem! Die leere Fabrikhalle war in einen riesigen Versammlungssaal umfunktioniert worden. Von der Decke hingen drei Kronleuchter, die die ganze Halle hell erleuchteten, an den Wänden standen mehrere Regale mit Büchern und Schriftrollen. Den Mittelpunkt des ganzen bildete ein großer Tisch, um den mindestens 100 Vampire platzgenommen hatten. Durch ihre dunkle und kalte Ausstrahlung waren sie für mich leicht zu erkennen. Und das Glück schien mir auch weiterhin hold zu sein, denn ein Teil des Fensters war kaputt und so war es mir möglich, die Gespräche aus der Halle zu verstehen. Sie diskutierten darüber, wem ein Revier zugeteilt werden sollte und wie Verbrecher aus ihren Kreisen bestraft werden sollten. Bis jetzt also nicht, was für mich wirklich interessant wäre.

Doch jetzt könnte es vielleicht interessant werden. Denn auch wenn ich sehr weit oben war, war es mir möglich, ein paar Vampire zu erkennen. Und den Vampir, der jetzt zu sprechen begann, kannte ich noch sehr gut: “Hoher Rat, ich möchte euch um die Erlaubnis bitten, meinen Diener und Zögling K als meinen Schüler annehmen zu dürfen. Er ist sehr talentiert und dieses Talent könnte uns auch noch weiterhin im weiteren Verlauf unseres Vorhabens sehr hilfreich sein.” Der Hohe Rat schien sich erst einmal beraten zu müssen, ob sie dieser Bitte zustimmen sollten oder nicht. Schließlich kamen sie zu folgendem Ergebnis: “In der Hoffnung, dass ihr mit der Einschätzung von K recht habt und ihr euch nicht zu viel versprecht, wollen wir eurer Bitte zustimmen. Ihr könnt eurem neuen Schüler auch sofort bescheid geben. Er wird nämlich gleich durch die Tür treten.” Keine Minute, nachdem das eine von fünf Mitgliedern des Hohen Rates dies verkündet hatte, hörte ich, wie die Tür geöffnet wurde. Allerdings konnte ich nicht sehen, wer eingetreten war, da sich diese Person außerhalb meines Blickfelds befand. Nur seine Stimme verriet mir, dass es sich um den Vampir handelte, der mir vorhin entkommen war: “Hoher Rat, ich weiß, dass es sich für einen Diener nicht gehört, einfach in eine Versammlung zu platzen, aber ich dachte, ihr solltet vielleicht erfahren, was ich gerade gesehen habe.” Der Diner, der anscheinend den Namen K trug, nur der Anfangsbuchstabe des eigentlichen Namens, wie es bei Vampiren üblich war, machte eine Pause, um zu sehen, ob ihm gestattet wurde, fortzufahren. Nach dem Nicken eines Ratmitglieds begann er wieder zu sprechen: “Als ich mich, nach Erledigung meines Auftrages, auf den Weg hierher gemacht hatte, bin ich der Prinzessin der Vampirjäger begegnet. Sie war vermutlich auch auf dem Weg zu diesem Ort. Außerdem hat sie den Vampir Mick getötet, als sie sein Revier durchquerte. Ich konnte ihr mit viel Glück entkommen.” Der Rat schien nicht sehr überrascht zu sein, als er das hörte und es störte ihn anscheinend auch nicht, was vorgefallen war. Sie verzogen nämlich keine Miene und schauten nur ausdruckslos in die Richtung, in der der Diener vermutlich stand. “Danke K, du kannst jetzt gehen.”, sagte nach ein paar Minuten der Stille ein Ratsmitglied. Ich hörte wiederum nur das Öffnen und Schließen der Tür.

“Soso, die Vampirjägerprinzessin ist also hier und hört uns vermutlich gerade zu. Dann sollten wir also besser aufpassen, was wir über unseren Plan erzählen. Schließlich geht es in diesem Plan um sie.”, sagte der mir bekannte Vampir etwas nachdenklich.

Sehr interessant. Die Vampire hatten also etwas geplant. Und wie es schien, ging es in diesem Plan um MICH!

Zweites Treffen

Hey!

Es tut mir unglaublich leid, dass es so lange gedauert hat. Ich wusste eine Zeit lang einfach nicht weiter und dann hab ich auch viel für die Schule tun müssen.

Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem. Bei dem nächsten werde ich mir auch Mühe geben, dass es nicht wieder so lange dauert.
 

Viel Spaß beim Lesen,

sunny12
 

PS: Es wird zwischendurch einen Erzählerwechsel geben. Hat an manchen Stellen einfach besser gepasst.

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Nachdem ich diese schreckliche Nachricht erfahren hatte, habe ich mich sofort auf den Heimweg gemacht.

Gott sei Dank gab es keine weiteren Ereignisse. Ich war nämlich viel zu aufgewühlt durch das eben Erfahrene, als dass ich jetzt einen einzigen vernünftigen Gedanken hätte fassen können. Das erschien mir im Moment völlig unmöglich. Erst als ich in meinem Haus, ein Familienerbstück, außerhalb der Stadt, wo man bis zum nächsten Nachbarn 10km laufen musste, ankam, konnte ich wieder einigermaßen klar denken. Und als ich dann endlich in meinem Bett lag hatte ich endlich alle wirren Gedanken in meinem Kopf geordnet und die sahen wie folgt aus: ‘Ich muss herausfinden, was genau die Vampire planen! Aber wie soll ich das herausfinden? Es war mir ja wohl kaum möglich, einfach einen Vampir aufzusuchen und ihn danach zu fragen. Es sei denn, es gibt irgendwo in Manhattan einen freundlich Vampir, den ich fragen könnte. Aber das ist noch unmöglicher!! Es gibt keine guten Vampire auf der Welt! Eher würde die Hölle einfrieren, als dass ich einem guten und freundlichen Vampir begegne.’

Ja, so sahen an diesem noch sehr frühen Morgen meine Gedanken aus. Doch ich konnte da ja noch nicht ahnen, wie nahe die Lösung meines Problems in Wirklichkeit war.

Ich hatte mich gerade dazu entschieden jetzt langsam zu schlafen, als mein Handy klingelte. Ich griff also nach meinem Handy, das neben mir auf dem Nachtschrank lag und schaute zuerst auf das Display, um zu sehen, wer mich um diese Zeit anrief. Es war eine unbekannte Nummer und ich überlegte erst, nicht dranzugehen, entschied mich aber doch dagegen. Also nahm ich ab: “Hallo!” Die Antwort kam auch kurz darauf: “Guten Morgen, Tamara! Ich hoffe ich habe dich nicht geweckt. Aber weil du sagtest, du würdest immer bis in die frühen Morgenstunden arbeiten, dachte ich, dass ich dich jetzt vermutlich am besten erreiche.” Zuerst war ich etwas überrascht, Kilians Stimme zu hören. Immerhin hatte ich ihm meine Nummer erst am gestrigen Abend gegeben. Doch ich hatte mich schnell wieder gefangen und sagte dann: “Guten Morgen, Kilian. Keine Sorge, du hast mich nicht geweckt. Ich bin auch noch gar nicht lange Zuhause. Was gibt es denn?” Er schien einen Moment überlegen zu müssen, da es eine Weile dauerte, bis er antwortete. Aber dafür freute ich mich umso mehr über seine Worte: “Du warst nicht die einzige, der der Abend vor zwei Tagen gefallen hat. Deshalb dachte ich, wir könnten es wirklich noch einmal wiederholen. Vielleicht sogar schon heute Abend, wenn dein Chef nichts dagegen hat, dass du dir so plötzlich frei nimmst.” Ich war so glücklich, das zu hören, dass ich gar nicht erst darüber nachdachte sondern sofort zusagte: “Aber natürlich geht das. Mein Chef wird nichts dagegen haben und dass ich vor zwei Tagen nicht gearbeitet habe, hat ihn auch nicht gestört.” “Da bin ich aber erleichtert. Ich habe schon befürchtet, dass du wegen mir deinen Job verloren hättest.”, meinte Kilian und man konnte die Erleichterung förmlich spüren, die in seiner Stimme mitschwang. ‘Er hat sich anscheinend wirklich große Sorgen gemacht. Wie süß von ihm.’, war mein erster Gedanke. Aber es war mir Gott sei Dank möglich, ihn noch weiter zu beruhigen: “Mach dir keine Gedanken wegen meines Jobs. Ich kann mich ja schlecht selbst feuern.” “Ach so, na dann bin ich ja beruhigt. Dann können wir uns ja heute Abend um 8 Uhr wieder vor dem “Nachtfalter” treffen.”, war Kilians erleichterte Antwort.

Ich stimmte ihm zu und wir verabschiedeten uns voneinander. Nach dem Telefonat ließ ich mich zurück in die Kissen fallen und schlief sofort mit einem Lächeln im Gesicht ein.

Doch kurz vorher schwebte noch ein Gedanke kurz durch meinen Kopf: ‘Ich kann es nicht mehr länger leugnen. Meine Vermutung, die ich Kim kundgetan hatte, hat sich bestätigt: Ich habe mich verliebt!’
 

***** K *****
 

Unfassbar, dass mir in einer Nacht so viel passieren konnte. Zuerst war ich der erste Vampir, der ein Treffen mit der Vampirjägerprinzessin überlebt hat und dann kommt der Hohe Rat auch noch der Bitte meines Herren nach, mich zu seinem Schüler machen zu dürfen. Was es wohl für Gründe für diese Bitte gegeben hat? Aber ich war nicht befugt, meinem Herren diese Frage zu stellen. Und ich hatte auch nicht vor, mein gutes Verhältnis zu ihm zu zerstören. Immerhin geschah es nicht oft, dass man als Sklave von einem adligen Vampir aufgenommen, aufgezogen und dann auch noch als Schüler aufgenommen wurde. Irgendwann würde ich seine Gründe bestimmt erfahren. Doch bis dahin sollte ich erst noch ein paar andere Dinge erfahren.

Ich grübelte noch ein Weile vor mich hin, bis meine Gedankengänge plötzlich von meinem Herrn unterbrochen wurden. Er stand im Türrahmen und strahlte eine unheimlich und furchteinflößende Präsenz aus. Mein Herr schien zu wissen, was für eine Wirkung er auf andere hatte. Er unterstrich seine dunkle Ausstrahlung nämlich noch mal damit, dass er seine komplette Kleidung in dunklen Tönen hielt. Ansonsten war er, wie es für einen Vampir üblich war, ein sehr gutaussehender Mann, den man, wenn man sein genaues Alter nicht wusste, auf ca. Anfang 30 schätzen würde. Doch dieses Alter war weit von seinem wirklichen Alter entfernt. Dies betrug nämlich schon 358 Jahre. Er war also genau 238 Jahre älter als ich.

Als er mich aufnahm, was auf Wunsch meiner Eltern geschehen war, wie er mir erzählte, war ich gerade mal 5 Jahre alt. Ich wusste also kaum etwas über meine Eltern. Dafür war ihr Tod schon zu lange her und ich war noch zu klein, um mich an sie erinnern zu können. Plötzlich wurde meine Wanderung durch meine Gedanken von der Stimme meines Herrn unterbrochen: “Ich habe heute noch einen Brief deiner Eltern gefunden, den ich dir geben sollte, wenn ich es für richtig halte, damit du noch etwas über sie erfahren kannst, falls du ohne sie aufwachsen solltest. Ich hoffe, du bewahrst ihn gut auf.” Damit reichte mein Gebieter mir den Brief und ich bedankte mich mit den Worten: “Danke, Herr. Natürlich werde ich ihn gut aufbewahren. Ich werde ihn auch sehr bald lesen. Aber nicht mehr in dieser Nacht. Die Sonne wird bald aufgehen und es wird Zeit für uns Vampire, uns zurückzuziehen.” Mein Gegenüber stimmte mir mit einem Kopfnicken zu und verschwand. Bevor ich mich zurückzog, verstaute ich den Brief noch sicher in einem Versteck, dass ich mir in der Wand angelegt hatte und, indem ich einen Stein in der Wand gelöst hatte und für einen Hohlraum dahinter gesorgt habe. In diesem Versteck legte ich ihn zu den anderen Briefen meiner Eltern, insgesamt schon 20 Stück, und beschloss, ihn Morgenabend, wenn ich wieder zurück war, zu lesen.

Mit Vorfreude auf die nächste Nacht legte ich mich schlafen und fiel sofort in einen traumlosen Schlaf.
 

***** Tamara *****
 

Es war ungefähr zur Mittagszeit, als ich erwachte. Und auch wenn ich nur wenige Stunden geschlafen hatte, so reichte diese kurze Zeit der Ruhe doch aus, um meine Kraftreserven wieder aufzufüllen.

Es war nicht leicht, sich daran zu gewöhnen, erst die ganze Nacht durchzumachen und dann nur mit knapp sechst Stunden Schlaf auszukommen. Die ersten Monate war es die reinste Qual, vor allem deshalb, weil ich meine Freunde immer anlügen musste, wenn sie mich gefragt haben, ob ich abends mit ihnen weggehen wollte. Die ersten zwei Jahre habe ich meinen Job so ernst genommen, dass ich mir keinen einzigen freien Abend bzw. keine einzige freie Nacht gegönnt habe. Aber mit der Zeit habe ich mir im Monat ungefähr fünf freie Nächte gegönnt, um zwischendurch mal den Versuch zu wagen, ein ganz normales Leben zu führen. Allerdings war das bei meiner Vergangenheit nur schwer möglich. Und mit der Zeit hatte ich mich an all das gewöhnt, was das Vampirjägerleben so mit sich brachte. Ich hatte bis vor ein paar Tagen auch daran gedacht, dass es mir nie möglich sein würde, mich zu verlieben.

Heute Abend war einer dieser Tage, an denen ich mir frei genommen hatte. Und ich würde ihn in vollen Zügen genießen. Immerhin hatte man nicht jeden Tag die Möglichkeit, den Abend mit einem Mann wie Kilian zu verbringen. Ich nahm mir auch alle Zeit der Welt, um mich auf den heutigen Abend vorzubereiten: Ich duschte erst mal ausgiebig, um auch den letzten Rest der Müdigkeit aus meinem Körper zu vertreiben und danach begann ich schon mal, darüber nachzudenken, was ich am Abend anziehen würde. Während ich über mein Outfit nachdachte gönnte ich mir eine Kleinigkeit zu essen und rief zwischendurch noch bei Kim an, um sie auf den neuesten Stand in Sachen Kilian zu bringen. Außerdem bat ich sie noch um Rat, was ich anziehen sollte, da sie mein absolutes Vorbild war, wenn es um Mode ging. Egal, was war, Kim war immer gut gekleidet! Doch leider war diese Modeberatung per Telefon gar nicht so einfach und am Ende war ich doch wieder auf mich allein gestellt.

Um ungefähr 4 Uhr nachmittags hatte ich mich endlich entschieden! Am Ende war meine Wahl auf ein himmelblaues, knielanges Kleid mit Spaghettiträgern gefallen. Als Accessoires hatte ich einen weißen, dreifingerbreiten Gürtel, einen weißen Bolero und kleine, silberne Kreolen gewählt. Das ganze machte dann ein Paar weißer Ballerinas komplett.

Aber die letzten Stunden vor dem Treffen lief ich erst einmal mit kurzer Hose, Top und Flip-Flops durch mein großes Haus.

Die Zeit konnte für mich gar nicht schnell genug vergehen. Ich würde Kilian wiedersehen und vielleicht noch etwas mehr über ihn erfahren. Meine Vorfreude war so groß, dass ich gar nicht auf die Idee kam, dass mich noch etwas ganz anderes erwarten würde.

Dann endlich war es so weit. Es war 7 Uhr und ich weiß, ich hatte noch eine ganze Stunde Zeit, aber ich musst mich noch fertig machen und ich hatte noch eine gute Viertelstunde Fahrt in die Stadt vor mir. Also musste ich mich jetzt fertig machen. Nach 20 Minuten war ich mit Umziehen und Schminken fertig und machte mich auf den Weg in die Stadt.

Wie schon erwähnt, kam ich nach ca. 15 Minuten an und in der Stadt hatte ich noch das große Vergnügen, mir einen Parkplatz zu suchen. Und da gab es ja so viele freie Plätze in Manhattan. Ach ja, ich liebte den Sarkasmus. Doch jetzt musste ich zusehen, dass ich rechtzeitig zum Café “Nachtfalter” kam. Ich hatte wieder noch 15 Minuten Zeit. Und trotz eines kleinen Zwischenfalls sollte ich es noch pünktlich schaffen.
 

***** K *****
 

Es war ungefähr 15 Minuten nach Sonnenuntergang, als ich erwachte. Es war ein erholsamer Schlaf, durch den ich jetzt für alles bereit war, was sich in dieser Nacht ereignete.

Ich war furchtbar aufgeregt, da mich in dieser Nacht etwas ganz besonderes erwartete. Schnell gönnte ich mir eine erfrischende Dusche und begab mich dann zu meinem Kleiderschrank, um mir etwas zum Anziehen herauszusuchen.

Neben dem Kleiderschrank befanden sich noch ein Bett, ein Schreibtisch und ein Bücherregal in meinem Zimmer. Es war also ziemlich karg eingerichtet. Aber es reicht mir vollkommen und ich war auch keinen Luxus gewöhnt. Schließlich war ich nur ein Sklave. Zumindest dachte ich das immer. Doch es sollte schon bald ein großes und wohl gehütetes Geheimnis um meine Vergangenheit gelüftet werden.

Aus dem vorhin genannten Kleiderschrank zog ich nun eine etwas schickere schwarze Jeans und ein weißes Hemd. Diese Sachen würde ich in dieser besonderen Nacht tragen.

Ich war gerade fertig mit Anziehen, als mein Meister mein Zimmer betrat. Nach seinem Eintreten verneigte ich mich kurz und wartete auf das, was mein Meister mir sagen wollte. Nach ein paar Minuten der Stille sagte er endlich: “Ich werde das Haus für einige Stunden verlassen. Ich muss mich wieder nähren. Da du nun mein Schüler bist, hast du ebenfalls die Erlaubnis, das Haus jeder Zeit zu verlassen. Aber du hast dich ja sowieso noch um deinen Auftrag zu kümmern.” Nach dem letzten Satz verließ er mein Zimmer und kurz danach das Haus. Auch ich machte mich wenige Minuten später auf den Weg, um meiner Arbeit nachzukommen, auch wenn es schon wesentlich mehr war, als nur ein Auftrag.

Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch es würde ein eigentlich ganz normaler Abend werden. Doch ich konnte in diesem Moment ja noch nicht wissen, was heute Abend alles auf mich zukommen sollte.
 

***** Tamara *****
 

Ich hatte noch 10 Minuten, bis ich beim Café sein musste. Doch wenn ich weiter so schnell gehen sollte, hätte ich noch ein paar Minuten zu warten.

Aber ich hatte ja auch nicht mit der Situation gerechnet, die sich jetzt ereignen sollte: Ich ging an einer dunklen Seitenstraße vorbei, in der ich ein seltsames Geräusch hörte. Sofort meldete sich der Vampirjäger in mir und ich lief, ohne groß darüber nachzudenken, in die Seitenstraße. Das sollte sich kurz darauf als großer Fehler herausstellen!

In dem Moment, in dem sich der Vampirjägerinstinkt in mir meldete, hatte ich völlig vergessen, dass ich bis auf ein Messer, das mit Weihwasser bearbeitet war, keine einzige Waffe bei mir trug. Ein großer Fehler!

“Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so bald schon wiedersehen würden. Aber für dich war es glaube ich doch eine etwas längere Zeit. Immerhin sind seit unserem ersten Treffen 15 Jahre vergangen. Für einen Menschen schon eine sehr lange Zeit. Steht einem aber die Unendlichkeit zur Verfügung, sind diese 15 Jahre unbedeutend. Aber ich bin hoch erfreut, dich wiederzusehen.”, sagte eine eisige Stimme aus dem Schatten heraus. Ich konnte den dazugehörigen Körper zwar nicht sehen, allerdings wusste ich sehr genau, wer dort vor mir stand: der Vampir, den ich letzte Nacht vom Dach des Fabrikgebäudes aus gesehen habe: der Mörder meiner Eltern. “Lord Dark. Ich hatte gehofft, dass wir uns irgendwann einmal wiedersehen würden. Und jetzt ist es endlich so weit. Nach 15 langen Jahren, in denen ich gelitten, getrauert aber auch trainiert habe, um auf diesen Moment vorbereitet zu sein - um den Mörder meiner Eltern zu töten.”, sagte ich mit der gleichen Kälte in meiner Stimme, ohne irgendeine Form von Emotion zu offenbaren. Obwohl ich auf alles vorbereitet war in diesem Moment, war ich doch sehr überrascht, als Lord Dark plötzlich hinter mir stand. Ich konnte seinen kalten Atem in meinem Nacken spüren und meine Nackenhärchen stellten sich auf. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als mir bewusst wurde, wie nahe mir der Vampir war und was nun alles passieren konnte. Ich wollte etwas Abstand zwischen uns bringen, mein Messer ziehen, aber ich konnte keinen einzigen Muskel rühren. Ich fühlte mich wie eine Statue. Und so langsam kroch die Angst in mir hoch, doch ich wollte ihm, einem Vampir, nicht zeigen, wie ich mich im Moment fühlte. Stattdessen versuchte ich die Angst, die sich in mir aufbaute, zu überspielen und stellte mit meinem ganzen Mut die Frage, die wohl jeder in solch einer Situation stellen würde: “Und, was habt Ihr jetzt vor? Wollt Ihr mich jetzt, wie meine Eltern damals, einfach töten?” Ich vernahm hinter mir nur ein leises, raues und kaltes Lachen, bevor der Vampir, den ich am meisten hasste, wieder zu sprechen begann: “Keine Sorge, noch wirst du deine Eltern nicht wiedersehen. Dann wäre der Spaß ja viel zu schnell vorbei. Aber ich sollte vielleicht verhindern, dass ein anderer Vampir den Teil übernimmt, auf den ich mich schon seit Jahren freue.” Ich war gerade dabei den letzten Satz zu verarbeiten, als ich mich plötzlich in einer festen Umarmung befand und mein Kopf grob zur Seite geneigt wurde, sodass eine Halsseite frei lag. Aber anstelle eines Bisses spürte ich, wie Lord Dark mit einem spitzen und scharfen Gegenstand etwas in meinen Hals ritzte. Es schmerzte furchtbar und ich hatte Mühe, einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. Doch so schnell, wie es begonnen hatte, war es auch schon wieder vorbei. Ich verspürte nur noch einen stechenden Schmerz an der Stelle, an der ich gerade noch den Scharfen Gegenstand gespürt hatte. Eigentlich hatte ich auch damit gerechnet, Blut an meinem Hals herunterlaufen zu spüren, aber dem war nicht so. Das einzige, was da war, war dieser noch stechende Schmerz und die Neugierde, was der Vampir gerade getan hatte. Und als ob Lord Dark Gedanken lesen könnte - was ich einem Vampir durchaus zutrauen würde, da manche besondere Fähigkeiten besitzen, aber nicht er, dafür kannte ich ihn zu gut - sagte er: “So, nun trägst du meine Initialen und kein anderer Vampir wir es wagen, ich auch nur auf irgendeine Weise zu berühren.”

Normalerweise wusste ich das, was bei mir gerade geschah, zu verhindern, aber ich schaffte es nicht, dass mir meine Gesichtszüge, und damit meine harte Maske, nicht entgleisten. Ich zeigte meine Angst, etwas, was ich meinem größten Feind gegenüber nie zeigen wollte! Doch dieses Mal wollte es nicht funktionieren.

Meine verworrenen Gedanken wurden jäh unterbrochen, als ich zum wiederholten Male in dieser Gasse die Stimme vom Mörder meiner Eltern vernahm: “Ich wünsche Euch jetzt noch einen angenehmen Abend, Prinzessin. Wir werden uns bald wiedersehen. Das verspreche ich.” Dann war er verschwunden und ich stand alleine in der dunklen Gasse.

Nachdem ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte, machte ich mich wieder auf den Weg zum “Nachtfalter”. Ich hatte zwar erst überlegt, Kilian abzusagen, hatte mich am Ende aber doch für das zweite Treffen entschieden. Allerdings lief ich vorher noch in den letzten geöffneten Kleiderladen und besorgte mir einen Schal, um das Zeichen an meinem Hals zu verstecken.

Als ich zur Kasse kam, nachdem ich mich für einen hellblauen und dünnen Schal entschieden hatte, sah mich die Verkäuferin seltsam an, da draußen noch ca. 30°C herrschten und ich einen Schal kaufen wollte. Aber was interessierte mich die Meinung dieser Frau? Genau, gar nichts. Ich wollte nur mein Geheimnis bewahren und das ging nicht, wenn Kilian das Mal an meinem Hals sah. Es ging nämlich bestimmt nicht mehr als Tattoo durch.

Nachdem ich das erledigt hatte, kam ich um genau 8 Uhr vorm “Nachtfalter” an. Kilian schien schon zu warten. Ich winkte ihm zu, als ich bemerkte, dass er mich gesehen hat. Deshalb rannte ich die letzten 5 Meter bis zu ihm.
 

***** Kilian *****
 

Ich sah sie winkend auf mich zurennen. Nur noch wenige Meter trennten uns voneinander. Aber meinem Gefühl nach zu urteilen, waren es noch immer zu viele, die mich von der Frau trennten, in die ich mich auf den ersten Blick verliebt habe. Sie sah in meinen Augen einfach nur wunderschön aus; wie der Wind, der durch ihr Laufen entstand, mit ihrem Haar spielte und einzelne Schweißperlen ihr schönes Gesicht zum Glänzen brachten.

Nachdem sie mich erreicht hatte, umarmten wir uns zur Begrüßung. “Hey! Ich freu’ mich, dass wir uns so schnell wiedersehen.”, begrüßte sie mich. Das einzige, was ich darauf erwidern konnte, war: “Ich bin auch froh, das es so schnell und vor allem kurzfristig geklappt hat. Und, was machen wir jetzt? Gehen wir wieder ins “Nachtfalter” oder darf ich dir ein anderes schönes Restaurant zeigen?” Tamara musste anscheinend nicht lange überlegen, denn sie antwortete schnell: “Ich würde gerne in das Restaurant gehen, von dem du gesprochen hast. Also los!” Dann machten wir uns auf den Weg zu dem französischen Restaurant, von dem ich ihr erzählt hatte. Es lag nur vier Blocks weiter und es war kein anstrengender Weg.

In dem Restaurant machten wir uns ein paar schöne Stunden. Zwei, um genau zu sein. Und in diesen zwei Stunden hatte ich nur Augen für sie und ich lauschte gespannt jedem ihrer Worte, als gäbe es nichts anderes auf der Welt außer uns beiden.

Nach diesen beiden Stunden im Restaurant machten wir noch einen kleinen Spaziergang durch die ruhigen Straßen Manhattans, auch wen es mir bis jetzt unmöglich erschien, dass es in dieser Stadt jemals ruhig sein würde. Aber mir erschien es so, als ob jemand extra für uns die ganzen nervenden Geräusche abgestellt hätte.

Gegen halb zwölf fragte ich Tamara schließlich: “Soll ich dich jetzt nach Hause bringen? Es ist immerhin schon spät und man kann ja nie wissen, wer oder was einem noch über den Weg läuft.” Dieses Mal musste sie wohl etwas länger überlegen, bis sie zu einer Antwort ansetzte: “Danke für das Angebot, aber ich bin mit dem Auto hier. Wenn es dich beruhigt, kannst du mich bis dorthin begleiten.” Nach diesem Satz setzte sie ein kleines und etwas schüchternes Lächeln auf und ich stimmte ihr zu. Also machten wir uns auf den Weg zu ihrem Wagen.

Es waren noch einmal 10 Minuten Fußweg. Bei ihrem Auto angekommen, sahen wir uns noch einen kurzen Augenblick an. Und dann näherten sich unsere Gesichter langsam einander, als würde eine besondere Anziehungskraft zwischen uns bestehen. Langsam schlossen sich unsere Augen und wir überbrückten die letzten Zentimeter bis sich unsere Lippen schließlich berührten. Ihre waren war und weich und aus dem am Anfang schüchternen und zögerlichen Kuss wurde ein immer leidenschaftlicherer Kuss. Irgendwann mussten wir uns aber aufgrund Luftmangels wieder voneinander trennen. Auf ihr wunderschönes Gesicht hatte sich ein leichter Rotschimmer gelegt, der sie noch schöner wirken ließ.

Zum Abschied nahm ich sie noch einmal in den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dabei streift mein Blick kurz ihren Hals und ich konnte einen kurzen Blick auf einen seltsamen Kratzer erhaschen. Ihn hatte Tamara offenbar durch den Schal zu verstecken versucht. Dann stieg sie in ihr Auto, nachdem sie sich mit einem kurzen “Auf wiedersehen!” verabschiedet hatte.

Danach war sie weg und ich wusste jetzt schon, dass ich sie so schnell wie möglich wiedersehen musste. Das war es, was mein Herz mir sagte. Aber ich hatte jetzt erst noch etwas zu erledigen, was ich in den letzten Stunden nicht konnte...
 

***** Tamara *****
 

Es war ein unglaublicher Abend!

Erst die zwei ruhigen Stunden im Restaurant, welches Kilian wirklich gut ausgewählt hatte, in denen es nur uns zwei gegeben hatte und dann auch noch der Spaziergang durch die unglaublich ruhige Stadt unter einem herrlichen Sternenhimmel.

Und dann kam der krönende Abschluss, nachdem er mich zu meinem Auto gebracht hatte: Der Kuss!

Nun war ich mir sicher, dass er das gleiche empfinden musste, wie ich für ihn. Natürlich gab es auch Männer, die Frauen einfach nur ausnutzten und sie nach einer Zeit einfach fallen ließen, ohne auf die Gefühle der Frau zu achten, weil die Beziehung zum Beispiel nicht so lief, wie die Männer es sich vorgestellt hatten. Aber das würde nicht zu Kilian passen. Dafür war er mir aufgrund seiner Vergangenheit zu ähnlich und es schien eine besondere Beziehung zwischen uns zu bestehen. Deshalb konnte er einfach nicht zu der Sorte Mann gehören, die nicht viel Wert auf eine Beziehung legen.
 

Ich musste unbedingt noch mit Kim sprechen und ihr von den ganzen Geschehnissen des Abends erzählen.

Es war Freitagabend und ich wusste, dass meine beste Freundin gerade mit einem Glas Wein Zuhause saß und vermutlich darauf wartete, dass ich ihr erzählte, wie der Abend gelaufen war. Also machte ich mich auf zur Wohnung von Kim.

Und wie ich vermutet hatte, hatte sie nur darauf gewartet, etwas von mir zu hören. Deswegen platzte sie auch sofort mit ihrer ersten und wahrscheinlich auch wichtigsten Frage heraus: “Und, wie war’s? Du musst mir alles erzählen, den kompletten Ablauf dieses unheimlich wichtigen Abends!”

Ich ließ mir von Kim erst einmal etwas zu trinken geben, holte tief Luft und begann zu erzählen, von Anfang an: “Also, zuerst lief alles ganz gut, noch bevor ich bei Kilian angekommen bin. Dann bin ich an einer dunklen Gasse vorbeigekommen und bin hineingegangen, da ich ‘was gehört habe und dann habe ich einen Vampir getroffen. Aber nicht nur irgendeinen, sondern den, der meine Eltern getötet hat. Doch er hat mir eigentlich nichts getan, abgesehen davon.” Dann zog ich den Schal weg und zeigte meiner Freundin meinen Hals. Sie zog darauf scharf die Luft ein und riss erschrocken ihre glänzenden grünen Augen auf. “Geht das wieder weg oder musst du jetzt für immer damit herumlaufen?”, fragte Kim. Ich überlegte einen Moment, bevor ich ihr eine Antwort gab: “Ich glaube, ich sollte mich vielleicht lieber daran gewöhnen. Es ist nämlich sehr unwahrscheinlich, dass dieses Zeichen jemals wieder verschwindet.” Doch mein Gegenüber schien anderer Meinung zu sein, denn sie meinte nachdenklich: “Nicht unbedingt. Du erinnerst dich doch, dass mein Bruder Arzt ist. Vielleicht kann er uns ja bei diesem “kleinen” Problem helfen. Aber lass uns nachher weiter darüber nachdenken. Erzähl mir lieber weiter von deinem Treffen mit Kilian.” Was das anging konnte Kim manchmal echt nervig sein! Aber ich konnte mich dann doch erbarmen und erlöste sie von ihrer Neugierde: “Nachdem ich die Sache in der Gasse hinter mir hatte, lief der Abend eigentlich genau wie beim ersten Mal ab. Wir sind wieder essen gegangen, aber dieses Mal in einem schicken Restaurant. Dort haben wir dann zwei Stunden gesessen und erzählt. Ich glaube, ich weiß jetzt alles über ihn und bis auf mein kleines Geheimnis weiß er auch alles über mich. Danach haben wir noch einen kurzen Spaziergang gemacht und er hat mich zu meinem Auto gebracht.” Damit beendete ich meine Erzählung. Ich wollte sie doch noch ein bisschen auf die Folter spannen. Und anscheinend gelang mir das auch. Kim fragte nämlich leicht irritiert und als ob sie wüsste, dass noch irgendetwas kommen müsste: “Das ist alles? Sonst ist nichts gewesen? Rein gar nichts außer Erzählen und Spazieren gehen?” Ich tat so als müsste ich angestrengt nachdenken, ob ich auch ja nichts vergessen habe, als ich mir auch plötzlich leicht gegen die Stirn schlug und sagte: “Ach ja, das hätte ich fast vergessen. Eine Kleinigkeit war da noch, als wir bei meinem Auto standen. Er hat mich geküsst!” Kim sah mich überrascht an und schrie dann fast: “Das nennst du eine Kleinigkeit?!? Das ist unglaublich, fantastisch! Oh ich freue mich so für dich, dass du endlich jemanden gefunden hast!” Danach fiel sie mir glücklich um den Hals und ich erwiderte diese fröhliche Umarmung nur zu gerne. Dann plauderten wir noch eine Weile, nachdem beschlossen worden war, dass ich bei ihr übernachten würde.

Unsere muntere Unterhaltung wurde aber jäh unterbrochen, als es an der Tür klingelte. Kim und ich sahen uns ratlos an und beschlossen dann aber doch die Tür zu öffnen. Vielleicht hatte derjenige ja einen guten Grund, mitten in der Nacht hier zu klingeln. Wir öffneten also die Tür, doch als ich sah, wer dort in der Tür stand, stockte mir der Atem. Es war Kilian! Wieso klingelte er um diese Uhrzeit hier bei Kim? Er wusste weder, dass ich zu ihr wollte, noch dass sie hier wohnte. Mir blieb jedoch keine Möglichkeit etwas zu sagen, da Kilian zu sprechen begann: “Du wirst dich bestimmt fragen, was ich hier will und woher ich wusste, dass ich dich hier finde würde, Tamara. Aber das erkläre ich dir später. Ich habe erst noch etwas wichtigeres zu sagen. Zum einen möchte ich, dass du weißt, dass ich dich liebe und das schon vom ersten Tag, an dem ich dich gesehen habe. Das andere und vielleicht noch wichtigere ist: Ich bin..."
 

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So, das war's ;-)

Vielen Dank für's Lesen,

lg sunny12

Erklärungen

Hallo!

Da bin ich wieder. Es tut mir leid, dass es wieder so unglaublich lange gedauert hat. Ich hab mir so viel Mühe gegeben, das neue Kapitel schnell fertig zu kriegen, aber irgendwie hat es einfach nicht geklappt und zwischendurch hatte ich auch noch ein blockade und wusste nicht weiter.

Sorry, dass es auch nicht so besonders lang geworden ist :(

Ich hoffe, das Kapitel gefällt euch trotzdem. Viel Spaß beim Lesen.

Glg sunny12
 

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“Das andere und vielleicht noch wichtigere ist:...
 

[...] Ich bin ein Vampir.”

Ich war geschockt! Was hatte er da gerade bitte gesagt? “Was hast du gesagt? Ich glaube, ich habe mich verhört.”, sagte ich ungläubig und mit einem leichten Zittern in der Stimme. Gleichzeitig dachte ich aber auch: ‘Bitte lieber Gott, mach, dass er das gerade nicht gesagt hat! Was soll ich denn dann machen? Ich habe mich doch in ihn verliebt und ich kann doch niemanden umbringen, den ich liebe, auch wenn es eigentlich meine Aufgabe ist!’ “Doch, Tamara. Es ist wahr. Ich bin ein Vampir. Ich war der Vampir, der dir in der Gasse entkommen ist, als du auf dem Weg zu dem Fabrikgelände warst. In der Welt der Vampire bin ich nur unter dem Namen K bekannt. Und ich bin Teil des Plans, von dem du, denke ich, an dem Abend auf dem Fabrikgelände erfahren hast. Wenn du willst, werde ich dir erzählen, worum es in diesem Plan geht, aber ich denke, ich sollte vielleicht erst mal aufhören, zu reden.” Er verstummte und sah mich einfach nur an, mit diesen strahlenden, hellblauen Augen, die es mir sofort angetan hatten. Doch nun musste ich erst einmal meine Stimme wiederfinden und diese verdammten Tränen unterdrücken: “Dann bist du also der Schüler von Lord Dark?! Wieso habe ich nicht bemerkt, was du bist? Sonst rieche ich einen Vampir auf 100m manchmal sogar aus 1km Entfernung! Warum habe ich ihn nicht in dir erkannt?” Das war das erste, was ich, nun doch unter Tränen, hervorbrachte. Mir fiel zum Schluss nur noch eine Frage ein, die ich ihm stellen wollte, bevor ich gegen meinen Willen unter Tränen zusammenbrach und nichts mehr von der scheinbar unverletzlichen Vampirjägerprinzessin übrig war, die letzten Endes doch wie jedes andere Mädchen auch verletzt werden konnte: “Wieso hast du mir gesagt, w-was du bist?” Es dauerte nicht lange, bis er antwortete: “Ich habe Briefe von meinen Eltern bekommen. Und den letzten, den ich gestern von meinem Gebieter bekommen habe, habe ich vorhin gelesen. Ich habe ihn dabei, damit du ihn dir ansehen kannst, wenn du willst.” Nach diesem Satz suchte er etwas in seiner Jackentasche und holte schließlich einen Brief heraus, den er mir hinhielt. Nach kurzem Zögern und nachdem ich meine Tränen weggewischt hatte, nahm ich ihn an und begann, ihn zu lesen:
 

Mein geliebter Sohn,

wenn du diesen Brief, den letzten von vielen, erhältst, sind dein Vater und ich schon seit mehreren Jahren nicht mehr an deiner Seite.

Das bedeutet gleichzeitig, dass wir nicht in der Lage waren, Dir zu erklären, was wir verändern wollten und was uns sehr wichtig war.

Wir wollten Dir und allen anderen Vampiren ein sicheres Leben ermöglichen. Das Volk der Vampire sollte nicht länger gejagt werden und darum bangen müssen, irgendwann einmal auszusterben.

Aus diesem Grund haben Dein Vater und ich vor einigen Jahrhunderten damit begonnen, einen Weg zu suchen, der unser Leben erleichtert. Wir sind letztendlich zu einem wahrlich irrsinnigen Schluss gekommen: Es muss zu einem Friedensschluss zwischen Vampiren und ihren Jägern kommen! Nur so ließe sich das Aussterben unserer Art verhindern. Wir wissen, dass es wahrscheinlich nie Frieden zwischen diesen beiden Parteien geben kann, aber wir werden die Hoffnung, dass es doch passiert, nie aufgeben.

Deshalb möchte ich, dass du unseren Plan weiter durchführst. Versuche weitere Vampire zu finden, die vielleicht genau so denken wie wir oder suche nach anderen Möglichkeiten, unser Erbe fortzusetzen.

Dein Vater und ich wissen, dass wir Dir eine schwierige Aufgabe hinterlassen haben, aber wir haben Vertrauen in Dich und glauben daran, dass Du es irgendwie schaffen kannst.

Es ist unser letzter Wunsch an dich: Sorge bitte für Frieden zwischen unseren beiden Rassen.

Und egal was kommt, wir möchten, dass du weißt, wie stolz wir auch dich sind.

Am Ende möchte ich bzw. möchten wir Dir noch einmal sagen, wie sehr wir dich lieben und auch immer lieben werden, egal was passiert.

In Liebe,

deine dich ewig liebende Mutter und dein die ewig liebender Vater.
 

Ich war sprachlos! Ich weiß zwar nicht, was ich zu lesen erwartet hatte, aber bestimmt nicht so etwas. Das war doch verrückt! Wie sollte Kilian bitte für Frieden zwischen unseren Rassen sorgen? Seit Menschengedenken gibt es eine Art Krieg zwischen Vampirjägern und den Vampiren. Wenn es möglich wäre, hätte doch bestimmt schon jemand eine Zeit des Friedens eingeleitet. Aber noch nie ist etwas passiert! Und vermutlich wir es das auch nie.

Jetzt wurde es vermutlich Zeit für mich, mal etwas zu sagen, denn Kilian und Kim sahen mich beide erwartungsvoll an . Meine beste Freundin vermutlich, um zu hören, was in dem Brief stand und Kilian, weil er meine Meinung dazu hören wollte.

Ich nahm mir noch einmal ein paar Minuten, um mich zu sammeln und um mir die passenden Worte zurechtzulegen, dann begann ich zu sprechen: “Kilian, ich will dich und deine verstorbenen Eltern ja nicht beleidigen, aber ich glaube, dass das unmöglich durchzusetzen sein wird. Friede zwischen Vampiren und Vampirjägern, wie willst du das schaffen? Vielleicht kannst du eine Hand voll Vampire finden, die genauso wie du und deine Eltern denken, aber am Ende wird doch die Mehrheit gewinnen und das werden diejenigen sein, die keinen Frieden wollen. Und vielleicht wird dann alles nur noch schlimmer.” So, jetzt hatte ich all’ meine Gedanken, die mir gerade durch den Kopf gingen, ausgesprochen und ich musste nur noch auf die Antwort meines Gegenübers warten. Kims Gehirn schien auch erst mal einen Moment zu brauchen, um die ganzen Informationen verarbeiten zu können.

Auch mich beschäftigte noch ein Gedanke, der durch mein Gehirn spukte. Allerdings bekam ich ihn einfach nicht zu fassen, da der vorher noch grübelnde Kilian zu sprechen beginnen wollte. Was ich in diesem Moment allerdings noch nicht wusste war, dass dieser eine Gedanke in meinem Kopf noch verdammt wichtig werden und einiges verändern würde. Doch jetzt musste ich erst mal Kilian zuhören: “Ich weiß, dass man mit den richtigen Personen einiges erreichen kann. Vielleicht weiß ich auch schon ein paar Vampire, die uns helfen würden. Ich kann -” “Moment, wer ist ‘uns’?” Ich musste ganz schön seltsam gucken oder es gab irgendetwas anderes, was Kilian lustig fand. Er grinste nämlich und ich denke, das tut man nicht ohne Grund. Und spätestens nach seiner Antwort hatte Kilian einen guten Grund dazu: “Mit ‘uns’ meine ich dich und mich. Wer wäre dazu in der Lage der Welt Frieden zu bringen, wenn es nicht mal die Vampirjägerprinzessin könnte?” Okay, wenn die Idee vorher nicht schon verrückt war, dass ist sie es jetzt!! “Warum sollte ich dir bitteschön helfen? Bis vor kurzem dachte ich noch, ich würde dich kennen, aber wie es scheint, tue ich das nicht. Also nenn’ mir mal einen Grund, einen guten Grund, weshalb ich dir vertrauen und helfen sollte. Du könntest mein Vertrauen dann irgendwann ausnutzen, um einen guten Moment zu finden, der es dir möglich macht, mich zu töten!”

Ich war auf einmal so unglaublich wütend, aber ich wusste nicht warum genau. Und Kilian zuckte bei diesem kleinen Gefühlsausbruch nicht einmal mit der Wimper. Das machte mich noch wütender. Doch neben das Gefühl der Wut mischte sich noch ein weiteres, nämlich Enttäuschung. Enttäuschung darüber, dass ich mich in dem Menschen, in den ich mich verliebt hatte, so sehr hatte irren können.

Kim schien gemerkt zu haben, wie es mir gerade ging. Sie kam nämlich zu mir und legte mir beruhigend einen Arm um die Schulter, damit meine Wut vielleicht etwas abschwellen würde und ich Kilian besser zuhören konnte. Als er merkte, dass ich mich etwas zu beruhigen schien, fing er an zu sprechen: “Du möchtest also einen Grund haben, um mir zu helfen? Gut. Mir fielen jetzt Milliarden Gründe ein, aber da du nur einen hören willst, nenne ich dir auch nur einen: Einer der Milliarden Gründe steht nämlich direkt neben dir. Denk doch mal an deine Freundin Kim. Würdest du ihr Leben und das anderer Menschen nicht um einiges sicherer machen, wenn du mir helfen würdest, Frieden zwischen Vampiren und Menschen zu stiften?” Obwohl ich Kilian gerade so angefahren hatte, war er unglaublich ruhig. Er sprach völlig ruhig und auch überzeugend.

Warum sollte ich es nicht wenigstens für meine Freunde probieren?

“Also gut. Lass es uns probieren. Es gibt ja nur zwei Möglichkeiten, wie das alles enden kann. Entweder es klappt oder es klappt nicht.” Diese Aussage von mir entlockte Kilian dann endlich eine Emotion im Gesicht. Er begann zu lächeln. Und es war so ein ehrliches und liebevolles Lächeln, dass ich für einen Moment völlig vergaß, was er war. Deswegen lächelte ich ihn ebenfalls glücklich an, gerade weil ich für diesen Moment vergessen hatte, was er war. Aber als ich wieder daran dachte, dass Kilian ein Vampir war, war das Glücksgefühl so schnell verschwunden, wie es gekommen war. Wir beide, also Kilian und ich, hatten nämlich noch ein Problem: “Ich denke, wir haben noch etwas zu klären, bevor wir den Friedensplan in Angriff nehmen. Wie- Wie soll es mit uns weitergehen? Du hast, als du hier angekommen bist, gesagt, dass du mich liebst. Aber stimmt das wirklich oder hast du es einfach nur gesagt, um mein Vertrauen nicht zu verlieren?” Das war die Frage, die mich jetzt schon die ganz Zeit beschäftigte. Und noch etwas anderes, aber das musste jetzt erst warten.

Während Kilian am Überlegen war, was mich schon etwas beunruhigte, da ich ihn liebte und man für die Liebe manchmal auch ungewöhnliche Dinge tun musste, beobachtete ich genau Kilians Gesicht und die Gefühle, die sich darin wiederspiegelten. Zuerst war Unsicherheit darauf zu erkennen, danach wechselte es zu Traurigkeit. Vielleicht weil er Angst davor hatte, dass ich ihn jetzt nicht mehr liebte. Und zum Schluss war es so voll Liebe, dass ich sofort alle Zweifel beiseite schob. Dann begann er zu sprechen: “Ich gestehe, dass ich am Anfang nur dein Vertrauen gewinnen sollte und dich deshalb dazu bringen musste, mich zu mögen oder dich gar in mich zu verlieben. Und wie sich ja schon sehr bald herausgestellt hatte, hat es geklappt.” Er machte eine kurze Pause, um neu Luft zu holen und vermutlich auch, damit ich das eben gehörte verarbeiten konnte. Und ich muss zugeben, ich war geschockt, sehr sogar. Am Anfang war es also nur gespielt. Aber wie war es jetzt?! “Aber jetzt ist es nicht mehr so. Jetzt ist es nicht mehr gespielt! Heute habe ich gemerkt, dass ich mich wirklich in dich verliebt habe und ich wollte dir auch deswegen auch nicht mehr länger verheimlichen, wer ich wirklich bin.” Diese Antwort nahm eine große Angst von meinem Herzen und wir schenkten uns gegenseitig ein strahlendes Lächeln. Und ich musste mir nun endlich eingestehen, dass ich mich in meinen größten Feind verliebt hatte.

Es war eine Liebe, die man für unmöglich gehalten hat.

Doch wie man nun sieht, ist nichts wirklich unmöglich, wenn man es wirklich will und ein paar Dinge übersieht.

Und um uns zu zeigen, dass dieses Gefühl der Liebe wirklich gegenseitig da war, küssten wir uns an diesem Abend bzw. in dieser Nacht ein zweites Mal voller Leidenschaft.
 

Nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten, fiel mir plötzlich das ein, was mir schon den ganzen Abend, seit ich wusste wer Kilian wirklich war, durch den Kopf ging und wir hatten noch eine wichtige Sache zu klären!

Offenbarung

Endlich, nach knapp zwei Jahren, hab ich es geschafft, dieses Kapitel fertigzustellen. Es tut mir unheimlich leid, dass ihr so lange warten musstet. Mir haben zum Teil einfach die Ideen, die Zeit und die Motivation gefehlt, an "Wandel?" weiterzuschreiben. Ich werde versuchen, mich zu bessern und euch nicht wieder so lange warten zu lassen.

Aber jetzt wünsche ich euch erst mal viel Spaß mit dem neuen Kapitel. Hoffentlich gefällt es euch.

LG sunny12

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„Ich bin froh, dass ich die Wahrheit über dich weiß. Aber da ist noch eine Sache, die mich beschäftigt. Und dieser Sache werden wir jetzt nachgehen!“, stellte ich Kim und Kilian vor vollendete Tatsachen. Beide schauten natürlich erst mal überrascht und irritiert. Immerhin hatten sie keine Ahnung, von was ich da gerade sprach. Allerdings muss ich zugeben, dass es mich im Moment relativ wenig interessiert hat. Ich lief einfach auf Kims Haustür zu und vertraute auf die Neugierde der beiden, die meine Freunde dazu bewegen würde, mir zu folgen. Und genauso kam es auch. Erst nachdem wir mein Auto vor Kims Wohnhaus erreicht hatten, waren Kilian und sie in der Lage, mir Fragen zu stellen, was meine beste Freundin auch sogleich tat: „Sag mal, wo willst du eigentlich hin?“ „Und was beschäftigt dich?“, kam es gleich danach von Kilian. „Ich will zu mir nach Hause, damit ich das, was mich beschäftigt, nachgucken kann. Und ihr kommt mit. Wenn wir da sind, werde ich euch erklären, was mich genau beschäftigt. Bis dahin müsst ihr euch noch etwas gedulden. Aber ich kann euch schon mal sagen, dass es etwas mit Kilian zu tun hat.“, erklärte ich den beiden, obwohl ich sie damit noch etwas mehr verwirrt hatte. Dann stieg ich in mein Auto und bedeutete meiner besten Freundin und meinem Freund, es mir gleichzutun. Nachdem alle im Auto saßen, startete ich den Motor und machte mich auf den Weg zu meinem Anwesen, das mir vor ein paar Jahren gekauft hatte.

Nach einer halben Stunde Fahrt erreichten wir endlich mein Haus. Es war ein schönes altes Gebäude, das noch sehr gut erhalten war. Es war von einer großen Wiese umgeben, auf der vereinzelt Obstbäume, Apfel- und Birnenbäume, standen. Die Früchte reiften gut heran und konnten dann im Herbst geerntet werden. Das Haus selbst war im Kolonial-Stil gehalten. Es war in weiß gestrichen und aus Teakholz erbaut. Wenn man auf mein Heim zufuhr, wurde man von der grünen Wiese und einer hellen Auffahrt, die direkt auf das Gebäude zuführte, empfangen. Nachdem wir die Auffahrt aus hellgrauem Kies hinter uns gelassen hatten und ausgestiegen waren, traten wir auf die große Veranda meines Hauses, ich dem ich die ersten fünf Jahre meines Lebens verbracht hatte und in dem meine Eltern gestorben waren. Aber nach ihrem Tod ist es vorerst verkauft worden und ich habe es mir vor zwei Jahren zurückgekauft, damit es sich, wie all die Jahre zuvor, wieder im Besitz meiner Familie befindet. Und genau das erzählte ich auch Kilian über das Haus. Jedoch interessierte ihn das nicht so sehr wie die Frage, was genau ich hier zu finden hoffte. Ich sagte zu Kim und Kilian: „Kommt mit rein und setzt euch ins Wohnzimmer. Ich muss eben noch etwas holen und dann wisst ihr auch, was mich beschäftigt hat.“ Die beiden waren zwar noch immer etwas verwirrt, setzten sich aber ohne Widerworte in mein Wohnzimmer. Während meine Freunde also auf mich warteten, lief ich schnell nach oben in das alte Arbeitszimmer meines Vaters und holte ein altes, in Leder gebundenes Buch aus einer Truhe. Mit dem Buch unterm Arm lief ich zurück in das Zimmer, in dem meine beste Freundin und mein Freund auf mich warteten. Dort angekommen, fragte Kim sofort: „Was willst du denn mit dem dicken Wälzer?“ Ich antwortete ihr: „Damit will ich etwas über Kilian herausfinden.“ Eben genannter sam mich vollkommen irritiert und fragend an. Er wollte auch sofort wissen, wie ich das schaffen wollte: „Und wie bitteschön? Immerhin ist es nur ein altes Buch. Das wird dir bestimmt nichts über mich erzählen können, es sei denn, jemand hat ohne mein Wissen alles über mich aufgeschrieben. Und das ist sehr unwahrscheinlich, bin ich doch nur der Diener von irgendjemandem.“ „Warte erst mal ab. Denn zum einen ist das nicht irgendein altes Buch, sondern das „Große Buch der Vampire“, in dem alle Vampire aufgelistet sind, die irgendwann mal gelebt haben oder immer noch leben. Zweitens denke ich, dass du nicht nur der Diener von irgendjemandem bist, sondern ein ganz besonderer Vampir.“, erklärte ich Kilian meine Theorie über seine Abstammung. Jedoch warf das gleich neue Fragen auf: „Wie kommst du auf den Gedanken, dass ich ein besonderer Vampir bin? Ich bin nur der Diener von Lord Dark. Es war schon großzügig von ihm, dass er sich nach dem Tod meiner Eltern um mich gekümmert hat, obwohl ich nur ein Sklave bin.“ Ich konnte seine Verwirrung über meine Gedankengänge gut nachvollziehen, aber ich hatte mir auf dem Weg hierher schon Gedanken darüber gemacht, was ich Kilian sagen würde, sollte er mich etwas derartiges wie gerade eben fragen. Deshalb musste ich auch nicht lange überlegen, bevor ich ihm antwortete: „Theoretisch hast du dir deine Frage gerade schon selbst beantwortet.“, für diese Frage erntete ich wieder überraschte Gesichter meiner Freunde, fuhr aber ungehindert fort „Welcher adelige Vampir sollte sich um das Kind von Vampiren kümmern, die unter seinem Stand sind, wenn dieses Kind nicht etwas Besonderes ist? Besonders Lord Dark würde ich so etwas nicht zutrauen. Außerdem ist es auch eher ungewöhnlich, dass ein Sklave der Schüler eines hoch angesehenen Vampirs wird. Das sind für mich zwei wichtige Argumente, um sagen zu können, dass du nicht nur ein einfacher Vampir bist.“ So, das war meine kurze, aber für mich schlüssige Begründung für meine Theorie über Kilians Geschichte.

Nach einem kurzen und auch etwas unangenehmen Schweigen, war Kim diejenige, die die Stille beendete: „Also, auch wenn ich nicht viel über eure Vampirhierarchie weiß, finde ich schon, dass sich Tamaras Erklärung doch sehr logisch anhört. Schließlich hört man doch auch in der menschlichen Geschichte häufig davon, dass es den Adligen egal war, wie es ihren Dienern und all ihren Untertanen ging. Warum sollte es dann bei euch Vampiren anders sein?“ Damit hatte Kim vollkommen Recht. Nur wie Kilian darüber dachte, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Nur Kim und ich waren uns bis dahin schon einig.

Schließlich war wohl auch Kilian zu einem Entschluss gekommen: „Selbst wenn ihr mit dieser Theorie Recht habt, wie wollt ihr dann etwas über mich herausfinden? Seht euch das Buch doch mal an. Da stehen doch bestimmt Unmengen von Vampiren drin! Wie wollt ihr mich oder meine Eltern dort finden? Ich weiß ja nicht einmal, wie sie hießen und ich bezweifle auch, dass dieses Buch ein Namenregister hat.“

So, nun hatte sich jeder von uns dazu geäußert, also konnten nun Taten folgen. Ich öffnete das Buch, das bestimmt 1000 Seiten hatte, die alle in kleiner Schrift beschrieben waren. Nebenbei begann ich zu erklären, welche Eigenschaften dieses Buch noch hatte und beide lauschten gespannt: „Also, das Buch ist nach Adelstiteln geordnet. Es beginnt mit dem niedrigsten und endet schließlich mit der Königsfamilie. Allerdings ist schon seit Jahren nichts Aktuelles mehr über die mächtigste aller Familien im Vampirvolk bekannt. Man weiß weder, wer im Moment König und Königin sind, noch weiß jemand etwas darüber, ob es gerade überhaupt jemanden mit königlichem Blut gibt, der sich um die Angelegenheiten von Kilians Volk kümmert. Zurzeit wissen wir Vampirjäger nur, dass der Hohe Rat der Vampire sehr aktiv ist und Entscheidungen trifft. Genauso wenig wissen wir, ob er es auf Anweisung eines höheren Vampirs macht oder ob er selbstständig handelt. Aber das ist jetzt nur nebenbei wichtig, aber nicht für den Aufbau des „Großen Buchs der Vampire“. Weiterhin solltet ihr wissen, wie ich auch schon einmal erwähnt habe, dass hier alle Vampire aufgelistet sind, die früher einmal gelebt haben oder die noch immer unter uns weilen.“ Nach diesem Satz legte ich einmal eine kurze Pause ein, um wieder besser Luft holen zu können, da es nach einiger Zeit doch schwierig wird, alles, was das Buch betrifft, auf einmal zu erklären und nur die kurzen Pausen, die die Punkte und Kommata bieten, zu nutzen. Außerdem hatten Kilian und Kim dadurch auch die Möglichkeit, diese Informationen schon mal zu verarbeiten und wenn Bedarf war, auch Fragen zu stellen. Aber wie es aussah, war dem nicht so. Aus diesem Grund fuhr ich fort und nannte nun die wichtigste Eigenschaft des Buches: „Das, was uns vermutlich am meisten interessieren dürfte, ist, dass jeder Name bei den Vampiren, zumindest wenn es möglich ist, nur ein einziges Mal vergeben wird. Und selbst wenn es einen Namen mehrfach geben sollte, was eher selten vorkommt, passiert dies nur innerhalb einer Familie einer Adelsschicht. Deswegen sollte es also doch noch relativ einfach werden, dich in diesem Buch zu finden, wenn ich mit meiner Vermutung Recht habe.“ Damit beendete ich meinen Vortrag und wartete wieder auf Reaktionen meiner beiden Freunde.

„Ich bin zwar noch immer nicht ganz davon überzeugt, dass du meinen Namen in diesem Buch findest, aber meinetwegen, such ruhig. Ich gucke dir dabei zu.“, meinte Kilian nur und grinste spöttisch. Auch wenn er nicht überzeugt war, begann ich trotzdem damit, das Buch durchzublättern. Und ein Blick zu meiner Rechten zeigte mir, dass Kim mich unterstützen wollte, das mir nun nicht mehr gegenüber saß, sondern neben mir.
 

***** Kilian *****
 

Das war doch eine total absurde Idee! Sie wollte mir doch tatsächlich weißmachen, dass sie meinen Namen in einem Buch finden würde, in dem nur adlige Vampire verzeichnet waren. Sie überzeugte mich jetzt nicht und das würde sich auch in nächster Zeit nicht ändern und genau das sagte ich ihr auch: „Ich bin zwar noch immer nicht ganz davon überzeugt, dass du meinen Namen in diesem Buch findest, aber meinetwegen, such ruhig. Ich gucke dir dabei zu.“ Jedoch schien sie das nicht zu interessieren. Tamara begann völlig unbeeindruckt damit, die ersten Seiten ganz ausführlich durchzulesen. Unterstützung bekam sie von Kim, die meiner Meinung nach in dieser Hinsicht auch total verrückt war. Sie hatten zwar beide Recht damit, dass ich nicht wie ein normaler Sklave behandelt wurde, aber das doch noch lange kein Grund, mich in diesem Buch zu suchen.

Da sie aber auch nach zehn Minuten noch nichts gefunden hatten, wurde es mir doch zu langweilig. Tamara und Kim hatten in dieser Zeit auch gerade mal das erste Kapitel, das die niedrigsten Adligen beinhaltete, erledigt. Deswegen erwartete ich auch nicht, dass sie mich, wenn überhaupt, im zweiten oder dritten Kapitel finden konnten.

Da mir zu langweilig wurde, begann ich eine Erkundungstour durch Tamaras Haus. Sollten die beiden fündig werden, würden sie mir garantiert Bescheid sagen.
 

Das erste, was mir bei meinem Rundgang auffiel, war, dass die Einrichtung hauptsächlich aus antikeren Möbelstücken bestand. Vielleicht waren es Erbstücke? Aber das fiel einem wirklich sofort auf, wenn man das Haus betrat. Es sei denn, man hatte andere Dinge im Kopf, dann würde es vermutlich nicht sofort auffallen.

Die einzigen modernen Möbelstücke schienen im Bad und in der Küche zu sein.

Es harmonierte aber alles sehr gut miteinander. Antike Möbel passten auch viel besser zu Tamaras Haus als andere. Es hätte meiner Meinung nach einfach falsch gewirkt, modernes Mobiliar ins Wohnzimmer zu stellen. Das hätte einfach nicht zur Aura dieses Hauses gepasst.
 

Der nächste Raum, den ich betrat, war wohl die Waffenkammer. Das war ja auch nicht schwer zu erraten. Jedem wäre das sofort aufgefallen, wenn er sich den Inhalt des Raumes genau besah: Hier gab es alles, was ein Vampirjäger brauchen konnte. Schwerter, Dolche und Holzpflöcke für den Nahkampf, aber auch Pistolen oder Pfeil und Bogen für einen Kampf bzw. Angriff aus größerer Distanz. Außerdem schienen manche der Waffen mit Weihwasser präpariert zu sein. Zumindest verriet mir das mein Geruchssinn und allein der Duft des Weihwassers bereitete mir schon Kopfschmerzen. Aus diesem Grund verließ ich die Waffenkammer auch schnell wieder, nachdem ich einen kurzen Blick hineingeworfen hatte.
 

Nachdem ich noch ein paar weitere, aber weniger interessante Zimmer gesehen hatte, begann sich ein mir sehr wohl vertrautes Prickeln auf der Haut auszubreiten. Das bedeutete für mich, dass ich so schnell wie möglich in mein Zimmer in Lord Darks Villa zurückkehren sollte, da in den nächsten zwei Stunden die Sonne aufgehen würde. Außerdem wollte ich auch nicht das Misstrauen meines Herrn erwecken, wenn ich vor Sonnenaufgang nicht heimkehrte. Deshalb beendete ich meinen Rundgang durch Tamaras Haus und ging zurück ins Wohnzimmer, in dem Tamara immer noch über dem dicken Buch brütete. Beeindruckend war, dass sie das Buch schon fast durchgelesen hatte und noch immer hellwach schien, während ihre Freundin bereits eingeschlafen war.

Ich räusperte mich also, um Tamaras Aufmerksamkeit vom Buch auf mich zu lenken, damit ich mich von ihr verabschieden konnte.
 

***** Tamara *****
 

Schon seit Stunden war ich in dieses Buch vertieft, um herauszufinden, ob mein Verdacht richtig war. Nur am Rande hatte ich mitbekommen, wie Kilian dieses Zimmer verlassen und vermutlich eine Erkundungstour durch mein Haus gestartet hatte. Auch als Kim sich auf das andere Sofa gelegt hatte und eingeschlafen war, wurde meine Konzentration nur kurz gestört. Und langsam wurde ich immer nervöser. Ich hatte schon einen großen Teil des Buches durchgeblättert, doch noch keinen Vampir mit dem Namen Kilian gefunden. Allerdings wurde meine Konzentration nun gerade wieder unterbrochen. Durch ein Räuspern aufgeschreckt, sah ich hoch, blickte mich um und sah Kilian, der, da er nun meine volle Aufmerksamkeit hatte, zu sprechen begann: „Tamara, ich mich jetzt langsam auf den Rückweg machen, so schwer es mir auch fällt. Aber vermutlich wollen wir beide nicht, dass Lord Dark misstrauisch wird, wenn ich erst so spät zurückkehre. Außerdem wollte ich gerne zuhause sein, bevor die ersten Sonnenstrahlen hervorkommen.“ Bei dem letzten Satz grinste er leicht und zwinkerte mir zu. Aber der Gedanke, dass er jetzt wieder gehen musste, gefiel mir nicht. Zum einen, weil die Gefahr bestand, dass Lord Dark Verdacht schöpfen könnte, dass sich die Situation zwischen Kilian und mir verändert haben könnte. Und mein anderes Problem war, dass ich ihn allein bei dem Gedanken, dass er gehen muss, vermisste. Er war zwar ein Vampir, aber ich liebte ihn nun mal trotzdem von ganzem Herzen und deswegen wollte ich ihn nicht schon wieder gehen lassen, aber ich musste: „Na gut, du hast Recht. Es ist sicherer, wenn du wieder zurückgehst. Dann kann er wenigstens keinen Verdacht schöpfen, dass sich an der Situation etwas geändert hat. Aber pass bitte auf dich auf. Sehen wir uns morgen bzw. heute Abend?“ „Natürlich sehen wir uns heute Abend.“, antwortete er mir mit einem wundervollen Lächeln, bei dem ich dahinschmelzen konnte, bevor er fortfuhr „Es wird Lord Dark freuen, wenn er hört, wie sehr du mich schon bei der Verabschiedung vermisst. Aber pass du auch auf dich und Kim auf. Das nächste Mal, wenn du auf Lord Dark triffst, wird es bestimmt nicht bei der Zeichnung bleiben.“ Als er das sagte, sah er mich ernst an und wandte sich zum Gehen. Ich wusste erst nicht, wie ich darauf reagieren sollte, sagte dann aber noch schnell: „Warte! Woher weißt du davon?“ Er drehte sich jedoch nur noch einmal kurz um und meinte: „Darüber reden wir nachher. Ich liebe dich!“ Er war so schnell verschwunden, dass ich seine letzten Worte nicht einmal erwidern konnte.

Ein wenig enttäuscht über den schnellen Abschied ging ich zurück zum Sofa und widmete mich wieder meiner Recherche.

Über die Hälfte hatte ich Gott sei Dank schon hinter mir. Barone, Grafen und Fürsten hatten sich schon erledigt und mit der Kategorie „Herzog“ hatte ich gerade erst angefangen. Jedoch wurde die Zahl der Vampire immer geringer, desto höher ihr Adelstitel war, da diese Vampire immer mächtiger und älter wurden. Unter dem Titel des Herzogs waren nur fünf Seiten zu finden. Das würde ich jetzt auch noch schaffen. Ich würde so lange suchen, bis ich seinen Namen gefunden hatte! Also machte ich mich wieder an die Arbeit.

Gegen 7 Uhr wachte auch Kim wieder auf und bot an, uns einen Kaffee zu kochen. Sie ging also in die Küche und kam nach etwa zehn Minuten mit Kaffee und etwas zu Essen wieder.

Bevor ich mich den letzten zwei Seiten der Herzöge zuwandte, trank ich erst mal etwas von dem Kaffee, um wieder etwas wacher zu werden, auch wenn ich erst wieder richtig fit sein würde, wenn ich den Rest des Tages geschlafen hatte. Aber vorerst musste der Kaffee ausreichen, um meine müden Lebensgeister wieder etwas wachzurütteln. Und es half. So schaffte ich auch die letzten Herzöge – nur leider wieder kein Kilian.

Damit blieb jetzt nur noch ein Kapitel in dem Buch über. Hatte mich mein Gefühl denn wirklich getäuscht oder gehörte Kilian tatsächlich zur Königsfamilie? Es blieben drei Seiten, die mir auf diese Frage antworten konnten. Und zusammen mit Kim begann ich, die letzten Seiten des Buches ganz ausführlich zu lesen.

Zum Teil sind die Vampire der königlichen Familie über 3000 Jahre alt geworden. Aber es war auch nicht verwunderlich. Allerdings war es doch ein ziemlicher Unterschied zu den rangniedrigeren, die häufig gerade mal etwa 1500 Jahre alt wurden.

Doch auch jetzt, nach den ersten zwei Seiten, war immer noch kein Kilian aufgetaucht. Deswegen war ich besonders auf die letzte Seite gespannt.

„Bist du dir wirklich sicher, dass Kilian ein adliger Vampir ist? Ich meine ja nur. Wir haben noch immer niemanden gefunden, der Kilian heißt. Hoffentlich bist du nicht zu enttäuscht, wenn er hier nicht genannt wird.“, durchbrach Kim plötzlich die Stille, bevor wir auf die letzte Seite blätterten und entweder fanden, was wir suchten oder ich einsehen musste, dass ich mich geirrt hatte. Ich wusste auch nicht so recht, was ich antworten sollte, deswegen sagte ich bloß: „Ich habe keinen Grund enttäuscht zu sein, wenn ich falschliege. Also lass es uns nicht länger hinauszögern und endlich die letzte Seite aufschlagen.“ Das sagte ich völlig überzeugt und mit einem kleinen Lächeln. Ohne es jetzt noch weiter hinauszuzögern, schlugen wir dann die letzte Seite auf. Und voller Spannung hielten wir beide die Luft an, denn viele Namen standen nicht auf der letzten Seite. Wir sahen uns jeden Namen genau an: Markus, Klaus, Diana, Ashley, Darius,… Und dann, an letzter Stelle stand er endlich: Kilian! Geboren am 8.4.1890, aber kein Sterbedatum. Nur bei seinen Eltern war eins verzeichnet. Aber was daran noch seltsamer war, war die Tatsache, dass sie beide am 25.8.1895 gestorben waren. Das war eher ungewöhnlich, aber nicht unmöglich. Aber trotzdem machte mich das etwas stutzig, aber darüber wollte ich erst abends mit Kilian reden. Jetzt war erst mal Kim dran und ich sagte mit großer Genugtuung: „Siehst du, mein Gefühl hat mich nicht getäuscht. Und die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Kilian nicht mein Kilian ist, ist sehr gering.“ „Okay, du hattest Recht. Tut mir leid, dass ich an deinem Gefühl gezweifelt habe. Verzeihst du mir?“, stimmte sie mir zu und mich mit einem Dackelblick an, bei dem ich nicht anders konnte, als ihr zu verzeihen.

Nachdem das dann geklärt war, legten wir uns beide hin, um uns vernünftig auszuschlafen.

Gefühle

*****Kilian*****
 

Wenige Minuten vor Sonnenaufgang kam ich wieder „zu Hause“ an. Als ich ankam und das riesige Haus betrat, machte es zuerst den Eindruck, als wenn Lord Dark nicht anwesend wäre und ich einfach in mein Zimmer gehen könnte, um mich schlafen zu legen. Nur leider war ich anscheinend schon zu müde und meine Sinne dadurch zu sehr getrübt, da ich nicht wahrnahm, dass er auf einmal hinter mir stand und mich ansprach: „Du bist spät. Was hast du so lange getrieben, Kilian? Du hättest schon vor einer halben Stunde wieder hier sein sollen!“ Vor Schreck blieb ich wie erstarrt stehen, da ich nicht damit gerechnet hatte, ihn um diese Zeit noch zu sehen. Was sollte ich ihm denn jetzt sagen? Etwa, dass ich versucht habe, mit Tamara etwas über meine Vergangenheit herauszufinden, nachdem ich ihr erzählt hatte, wer ich wirklich bin? Wohl kaum. Also musste ich mir schnell etwas überlegen. Und ich durfte nicht zu lange zögern, da Lord Dark sonst nur noch mehr Verdacht schöpfen würde, dass etwas nicht stimmt. Deswegen versuchte ich es mit etwas ganz simplem: „Tut mir sehr leid, Meister. Bitte entschuldigt meine Verspätung, aber ich bin aufgehalten worden. Ich traf auf meinem Rückweg auf einen anderen Vampir, der mir nicht wohlgesinnt war. Es kam zu einem Kampf zwischen uns und nachdem der vorbei war musste ich mich stärken, da ich sehr geschwächt war. Also bitte verzeiht meinen Fehler.“ Um meine Demut ihm gegenüber zu unterstreichen verbeugte ich mich tief, damit es ihm vielleicht leichter fiel, mir zu verzeihen. Ich war zwar trotzdem noch zu spät, aber ich hatte eine vernünftige Erklärung und würde eine etwas mildere Strafe erwarten können. Doch jetzt hieß es erst warten, ob er mir die Geschichte glaubte oder nicht. Bei ihm wusste man nie genau, ob er eine Lüge wirklich spüren konnte oder ob es einfach nur Glückstreffer waren, wenn man von ihm beim Lügen ertappt wurde.

Er schaute zwar skeptisch, aber schließlich sagte er: „Na schön, das scheint ein annehmbarer Grund für deine Verspätung zu sein. Dir sei verziehen. Aber ich rate dir, nicht noch einmal zu spät zu kommen. Du weißt, ich hasse Verspätungen. Es wird beim nächsten Mal also Folgen haben. Dieses Mal sehe ich es dir nur deswegen nach, weil es vorher noch nicht bei dir vorgekommen ist. Aber nun geh schlafen. Ich erwarte heute Abend einen ausführlichen Bericht von dir über die neuesten Entwicklung bezüglich deiner Beziehung zu der Jägerin.“ Mit diesen letzten Worten wandte er sich von mir ab und ließ mich in der Empfangshalle stehen. ‚Oh man, da hab ich ja nochmal Glück gehabt. Aber jetzt brauche ich wirklich Ruhe, um mir auch eine gute Geschichte zu überlegen, was ich ihm erzähle.‘, atmete ich, mehr oder weniger, erleichtert auf. Dann machte auch ich mich auf den Weg in meine Kammer, um mir nun endlich etwas Schlaf zu gönnen. Und sobald ich in meinem Bett lag, kam auch der Schlaf schneller als ich erwartet hätte. Es war ein erholsamer Schlaf. Und das erste Mal seit langem träumte ich wieder. Aber es war kein Albtraum, wie es sonst häufig der Fall gewesen war. Es war ein sehr schöner Traum. Ich träumte von Tamara, erlebte noch einmal die Situation als ich ihr sagte, dass ich sie liebe. In meinem Traum erlebte ich ein Szenario, wie ich es mir seit diesem Zeitpunkt wünschte. Ein Leben zusammen mit ihr in einer Welt, in der Frieden zwischen den verschiedenen Rassen herrschte. – Und sie für immer an meiner Seite. Doch würde es jemals so sein?
 

Mein Traum und damit der Schlaf gingen gefühlt viel zu schnell vorbei und die nächste Dämmerung war hereingebrochen. Das bedeutete für mich, dass ich nun noch etwa eine Stunde Zeit hatte. In diesem Zeitraum konnte ich mich kurz frisch machen und musste mir gleichzeitig noch eine gute Lüge überlegen, die ich Lord Dark auftischen konnte. Nur wusste ich leider nicht, wo ich die Idee so schnell hernehmen sollte.

Es wollte mich schon eine für mich eher ungewohnte Nervosität überkommen, als mir plötzlich der rettende Einfall kam: Warum sollte ich eine Lüge erfinden, wenn ich ihm einfach die Wahrheit erzählen konnte, dabei aber ein paar Details auslassen würde? Ich würde die Erzählung nur an ein paar wenigen Stellen umändern. So könnte ich mich dann nicht so schnell in Widersprüche verstricken, da ich es nicht gewohnt war, meinen Meister anzulügen. ‚Also gut‘, sprach ich mir selbst Mut zu ‚jetzt wird sich zeigen, wie gut ich darin bin, meinen Herrn anzulügen. Ich kann nur hoffen, dass er mir glaubt. Ich will mir gar nicht vorstellen, was er macht, wenn er hinter die Lüge kommt. ‘ Während meines Gedankengangs hatte ich mich schon auf den Weg zum Salon von Lord Dark gemacht. Nun stand ich vor der Tür und hatte gerade die Hand erhoben, um anzuklopfen, als schon ein „Herein!“ ertönte. ‚Na dann, auf in die Höhle des Löwen.‘ Noch während ich eintrat, hob der ältere Vampir seinen Kopf und begann auch sogleich zu sprechen: „Ah, K. Ich habe dich schon erwartet. Nun denn, erzähle mir von dem gestrigen Abend.“ Ich stellte mich vor ihm auf und kam seiner Aufforderung nach, indem ich sofort zu sprechen begann.
 

*****Tamara*****
 

Nach einer kurzen Nacht schliefen Kim und ich erst einmal bis zum Mittag durch, um die Stunden Schlaf, die wir durch unsere Recherche verloren hatten, irgendwie wieder nachzuholen. Während Kim jedoch noch etwas länger am Schlafen war als ich, machte ich mich daran, das „Frühstück“ vorzubereiten. Zum Glück hatte ich immer ein paar Aufbackbrötchen da, weil man zu dieser Zeit keine frischen mehr bekommen konnte.

Nachdem die Brötchen fertig waren, meine beste Freundin allerdings immer noch selig schlummerte, ließ ich die Brötchen vorerst noch im ausgestellten Ofen, damit sie noch nicht abkühlten und ging erst einmal duschen. Und das genoss ich auch, da ich vom vorigen Abend und dem ständigen gebeugten Sitzen auf dem Sofa ziemlich verspannt war. Während das heiße Wasser auf mich herniederprasselte, ließ ich den vergangenen Tag noch einmal Revue passieren:

Es war tatsächlich das eingetreten, was ich niemals in meinem Leben für möglich gehalten hätte. Ich habe mich in einen Vampir verliebt. Seit einer gefühlten Ewigkeit war ich nicht mehr verliebt und der erste, der er es schafft mein Herz wieder zu erobern gehört zu denen, auf die ich Nacht für Nacht Jagd machte. Konnte das überhaupt gut gehen? Ich wusste es nicht und wollte vorerst auch noch nicht darüber nachdenken. Zu schön war das Gefühl, dass sich in mir ausbreitete, sobald ich an ihn dachte. Es reichte schon eine Vorstellung seines Lächelns und sofort merkte ich die Schmetterlinge in meinem Bauch, die eine wilde Party feierten, und mir wurde ganz warm ums Herz. Wenn ich aber an den Kuss des Abends dachte, begann mein Herz wie wild zu schlagen und ich dachte, es würde gleich aus meiner Brust springen. So hatte ich mich noch nie gefühlt und ich hoffte, dass dieses Gefühl so schnell nicht wieder vorbeigehen würde.

Ein, zwei Tagträume später stellte ich das Wasser ab, trocknete mich ab und zog mir ein paar bequeme Sachen an. Es war etwa eine halbe Stunde vergangen und ich schaute wieder im Gästezimmer vorbei, ob Kim nun aufgestanden war oder immer noch im Land der Träume war. Und endlich hatte ich Glück. Als ich meinen Kopf durch den Türspalt steckte, sah ich meine beste Freundin aufrecht im Bett sitzen und anscheinend die Wolken am Himmel beobachten. Um sie auf mich aufmerksam zu machen, klopfte ich an den Türrahmen und nachdem sie ihren Kopf zu mir gedreht hatte, sagte ich zu ihr: „Guten Morgen, Schlafmütze. Na, bist du ausgeschlafen? Ich hab uns schon Frühstück vorbereitet. Kommst du mit in die Küche?“ Sofort hellte sich das Gesicht von Kim auf und sie sprang begeistert aus dem Bett und antwortete mir noch, bevor sie aus dem Zimmer runter in die Küche stürmte: „Guten Morgen! Oh ja, Frühstück klingt gut. Ich hab richtig Hunger.“ Und weg war sie. Schnell beeilte ich mich, hinter ihr her zu kommen, damit sie nicht alle Brötchen alleine aufessen konnte. Auch wenn sie das vermutlich nicht geschafft hätte.

Als wir dann gemütlich in der großen Wohnküche saßen und frühstückten, fragte Kim nach einigen Minuten angenehmer Ruhe: „Du sag mal, was hast du jetzt eigentlich vor? Gestern ist ja einiges passiert, vor allem Unerwartetes. Wie sieht also dein Plan aus?“ Ich antwortete ihr nicht sofort, sondern nahm mir erst ein paar Minuten Zeit, um mir eine vernünftige Antwort zurecht legen zu können. Nachdem ich das erledigt hatte, begann ich: „So recht weiß ich das eigentlich noch nicht. Du weißt, dass ich all die Jahre immer in dem Glauben gelebt habe, dass Vampire kaltblütige Mörder ohne irgendeine Form von Gefühlen sind. Aber jetzt bin ich innerhalb weniger Tage vom Gegenteil überzeugt worden und habe mich sogar in einen verliebt. Aber das macht mir auch gar nicht mehr so sehr zu schaffen. Irgendwie werden wir das schon hinkriegen, auch wenn es wahrscheinlich erstmal geheim bleiben muss. Viel mehr Sorgen bereitet mir Lord Dark. Erst setzt er Kilian auf mich an und dann verpasst er mir auch noch dieses Zeichen. Das gefällt mir nicht. Das bedeutet, dass er irgendwas mit mir geplant hat, was garantiert nicht gut für mich ausgehen soll. Das heißt also, dass ich dafür sorgen muss, dass mein Hals so schnell wie möglich wieder normal aussieht. Dann werde ich mich schon etwas wohler fühlen. Das wird also das erste sein, was ich in Angriff nehmen werde. Aber wie soll ich das anstellen? Bei dem Rest muss ich mich sowieso vorher mit Kilian besprechen.“ Kim hatte mir aufmerksam zugehört und als ich erwähnte, dass Lord Dark irgendetwas Schlimmes mit mir vorhaben könnte, schaute sie auch etwas ängstlich und ein besorgter Blick legte sich auf ihr Gesicht. Wir verfielen beide wieder kurz in Schweigen, bis sie plötzlich aufsprang und etwas lauter als nötig sagte: „Ich hab‘s!“ – „Was hast du? Klär‘ mich mal bitte auf, was du dir da gerade ausgedacht hast.“, verlangte ich von ihr zu wissen. Und sie antwortete mir sofort mit einem schon fast siegessicheren Grinsen: „Du erinnerst dich doch, dass ich einen Bruder habe, Maik, nicht wahr? Aber natürlich tust du das, wie könntest du das vergessen, schließlich warst du als kleines Mädchen mal in ihn ‚verliebt‘.“ Bei dem letzten Satz streckte sie mir noch frech die Zunge raus und fing sich einen bösen Blick von mir ein. Schließlich war ich da erst 8. Aber sie ließ sich nicht beirren und fuhr einfach mit der Auslegung ihres Plans fort: „Da ich dir meinen Bruder nun für alle Fälle nochmal in Erinnerung gerufen habe, wirst du dich auch bestimmt daran erinnern, dass Arzt geworden ist. Und außerdem weiß er ja auch über dein kleines Geheimnis bescheid. Also warum fragen wir nicht einfach ihn, ob er dir mit diesem lästigen Mal an deinem Hals helfen kann? Die moderne Medizin hat da doch bestimmt eine Lösung.“

Ich war… sehr überrascht, als Kim mir ihre Idee mitteilte. Vielleicht hatte sie gar nicht so Unrecht und ihr Bruder konnte mir wirklich helfen. Ich ließ mir ihren Vorschlag noch einen Moment durch den Kopf gehen, doch dann nickte ich und stimmte ihrer Idee zu. ‚Fragen kostet nichts. Und außerdem würden andere Ärzte garantiert unangenehme Fragen stellen und darauf konnte ich gut verzichten.‘, dachte ich mir noch.

Nachdem wir dann die Küche aufgeräumt und Kim sich fertig gemacht hatte, machten wir uns auf den Weg zu ihrem Bruder, um ihn bei meinem Problem um Rat zu fragen. Zufällig wusste Kim, dass Maik heute frei hatte und deswegen zu Hause war. Eine Dreiviertelstunde später kamen wir dann vor seinem Haus an und klingelten. Nach kurzem Warten öffnete er uns die Tür und sagte freudestrahlend, als er uns sah: „Kim, Tamara! Wie schön euch zu sehen. Was verschafft mir die Ehre eures unerwarteten Besuchs? Aber kommt doch erst einmal rein. Da können wir uns besser unterhalten.“ Wir traten ein und kamen gleich in ein hell und freundlich eingerichtetes Wohnzimmer mit einem großen Ecksofa auf dem wir drei uns niederließen, nachdem Maik noch eine Erfrischung geholt hatte. Nachdem ich noch einmal tief Luft geholt hatte, erzählte ich ihm von den jüngsten Ereignissen und endete damit, dass ich den Schal, den ich vor unserem Aufbruch noch wieder umgelegt hatte, von meinem Hals zog und ihm das Zeichen von Lord Dark offenbarte. Der Bruder meiner besten Freundin betrachtete es kurz und sagte dann: „Oh man, du machst vielleicht Sachen. Warum musst du dich nur immer in solche Schwierigkeiten bringen? Und verratet mir doch mal, was ich damit jetzt zu tun habe.“ Ich sah Kim bedeutungsvoll an und gab ihr damit zu verstehen, dass sie ihrem Bruder das erklären sollte. Nach kurzem genervtem Aufseufzen übernahm sie die Aufgabe auch: „Also, das ist so… Ich hab gedacht, da du ja Arzt bist, und dazu noch ein echt guter, würdest du dich vielleicht dazu bereit erklären, uns zu helfen und dieses unschöne Ding an Tamis Hals beseitigen.“ Dabei sah sie ihren Bruder ganz unschuldig und mit dem besten Dackelblick, den sie zu bieten hatte, an. Denn sie wusste, dass Maik da auf gar keinen Fall nein sagen konnte. Und es lief wie jedes Mal ab, wenn sie ihren Bruder mit diesem Gesichtsausdruck um etwas bat: „Bitte Kim, tu mir das nicht an. Hör auf mit diesem Blick. Das ist doch unfair, da kann ich ja gar nicht drüber nachdenken, ob ich das wirklich tun will. Wieso nur beherrschen alle kleinen Schwestern diesen Blick anscheinend so perfekt? – Na gut, du hast gewonnen. Ich werde euch helfen.“ So gab er sich schließlich resigniert geschlagen und fing an zu überlegen, was er tun kann.

„Euch ist schon klar, dass wir das in keinem Krankenhaus durchführen können, oder? Das bedeutet, dass wir einen anderen sauberen und vor allem sterilen Ort finden müssen, an dem ich dir helfen kann, Tamara. Und du Kim wirst mir assistieren müssen, ob du willst oder nicht. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht.“, begann Maik zu erklären, nachdem er noch einige Minuten überlegt und sich anscheinend schon ansatzweise einen Plan ausgedacht hatte. Ich antwortete ihm: „Ja, das ist mir bewusst. Das mit dem Ort wird auch kein Problem. Ich hab unter meinem Haus einen Keller, in dem ich für alle Fälle so einen Raum vorbereitet habe. Zumindest mehr oder weniger. Ich habe steriles Operationsbesteck und andere Sachen, die du brauchen könntest. Der Raum muss nur nochmal neu sterilisiert werden, dann wäre das schon einmal geklärt. Aber jetzt verrate du uns doch mal, was du vorhast.“ Kim und ich sahen ihn beide erwartungsvoll an und waren ganz gespannt darauf, was er nun sagen würde. Er spannte uns noch kurz auf die Folter, um es ein bisschen dramatischer zu machen, bevor er schließlich sagte: „Ich werde eine Hauttransplantation durchführen. Dann sollte dein Hals bald wieder wie neu aussehen.“

Kapitel 7: Neue Bedingungen

Kapitel 7: Neue Bedingungen
 

***** Tamara *****


 

„Du willst also eine Hauttransplantation durchführen. Jetzt, wo du es sagst, klingt das nach der einzig logischen Lösung. Da hätten wir auch drauf kommen können, dass das die Lösung für das Problem ist. Anders dürfte sich das ja wohl kaum beheben lassen.“ So fiel meine erst Reaktion auf Maiks Aussage aus. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ärgert es mich schon fast, dass ich da nicht schon früher drauf gekommen bin. Aber dennoch war ich deswegen leicht deprimiert, was man mir wohl auch ansehen konnte, da Kim wieder das Wort ergriff und sagte: „Ärgere dich doch nicht darüber. Du kannst doch nicht an alles denken. Vor allem nicht in so einer Situation wie dieser. Manchmal solltest du dich daran erinnern, dass du auch nur ein Mensch bist, der nicht für jedes Problem immer die passende Lösung parat hat. Es soll vorkommen, dass sogar du mal Hilfe brauchst, wenn du nicht weiterkommst.“ Sie nahm mich in den Arm und versuchte, mich dadurch etwas aufzumuntern, da sie wusste, wie sehr es doch an mir nagte, wenn ich nicht auf die naheliegendsten Dinge kam. So saßen wir zwei ein paar Minuten auf dem Sofa von Kims Bruder, der das ganze schweigend beobachtete und vermutlich darauf wartete, dass wir wieder mit ihm redeten.

Da er aber scheinbar irgendwann keine Lust mehr hatte, abzuwarten – er war nicht unbedingt der geduldigste Mensch – räusperte er sich kurz, um auf sich aufmerksam zu machen, bevor er schließlich zu sprechen begann: „Da wir nun geklärt haben, dass nicht jeder Mensch perfekt ist, würde ich nun gerne mit euch die genaueren Details für die Transplantation besprechen! Wäre es also möglich, dass ihr mir wieder eure Aufmerksamkeit zu Teil werden lasst?“ Zwar versuchte er, nicht allzu genervt zu klingen, aber das gelang ihm nur zum Teil. Und da wir ja zu ihm gekommen waren, um ihn um Hilfe zu bitten, wandten wir uns wieder Maik zu, schauten ihn an und ich zeigte ihm mit einem kurzen Nicken, dass er unsere ungeteilte Aufmerksamkeit zurück hatte. In Gedanken klappte ich schon einmal meinen Notizblock auf und schnappte mir einen Stift, um mir gedanklich Notizen zu machen, was wichtig war. Währenddessen holte Maik noch einmal tief Luft, dann erklärte er uns seinen, schon grob entworfenen, Plan: „Also, du sagtest ja schon, Tamara, dass du einen Raum hast, der nur noch einmal frisch sterilisiert werden muss, und OP-Besteck. Dann hätte sich das also schon geklärt. Dann brauchen wir jetzt noch einen Termin. Am besten geeignet wäre ein Tag, an dem ich Urlaub habe und nicht nur ein freier Tag zwischendurch. Schließlich will ich sichergehen, dass alles gut geht und da ist es unvorteilhaft, wenn ich nebenbei von meiner Arbeit im Krankenhaus abgelenkt werde bzw. du mich von dieser Arbeit ablenken würdest. Ich will nämlich den ersten Tag nach der Transplantation sofort kommen können, wenn irgendetwas nicht in Ordnung sein sollte. Alles klar soweit?“ Er machte eine kurze Pause und sah uns abwartend an. Aber anstatt etwas zu sagen, nickten wir bloß und boten ihm so die Möglichkeit, ungehindert und ohne größere Unterbrechungen in seinen Unterbrechungen fortzufahren, was Maik auch sofort tat: „ Da es scheinbar keine Fragen gibt, kann ich ja weitermachen: Mein nächster längerer Urlaub beginnt zufälligerweise nächste Woche Montag. Und da heute Sonntag ist, haben wir genug Zeit, um alles vorzubereiten. Dir, Kim, werde ich im Laufe dieser Woche eine Übersicht zukommen lassen, mit der du dich auf deine Aufgaben als Aushilfskrankenschwester vorbereiten kannst und auch unbedingt solltest.“ Auf diese Aussage hin grummelte Kim nur etwas Unverständliches vor sich hin, da es ihr wohl überhaupt nicht passte, dass sie assistieren sollte. Irgendwie konnte ich es ihr nicht verübeln. Ich wäre wahrscheinlich auch nicht einverstanden. Jedoch hatte ich im Gegensatz zu meiner besten Freundin schon ein paar Erfahrungen mit Operationen gesammelt. Zumindest mit kleineren, die ich alleine an mir durchführen konnte, wenn ich mal nicht ganz unverletzt aus einer Auseinandersetzung mit einem Vampir hervorgegangen war.

Kims Bruder allerdings ließ sich von dem unverständlichen Gebrummel seiner Schwester nicht beirren und redete einfach weiter: „Ich schlage vor, dass ich am Montag zu euch komme, nachschaue, ob alles in Ordnung ist, und dann führen wir Dienstagmorgen die OP durch.“

So sah also die grobe Planung aus. Ich ging es noch einmal kurz in Gedanken durch, überlegte, was ich noch alles besorgen musste und nickte dann zur Bestätigung, dass ich alles verstanden hatte und einverstanden war.

Damit war nun vorerst das wichtigste geklärt und wir konnten noch ein bisschen entspannt miteinander reden. Als es aber langsam auf 18 Uhr zuging, verabschiedeten Kim und ich uns von Maik und traten den Heimweg an. Zwar hatten Maik und ich Kim angeboten, zur Sicherheit bei ihm zu bleiben, aber sie bestand darauf, wieder mit zu mir zu fahren. Und da sie manchmal ein ziemlicher Sturkopf sein konnte, bekam meine beste Freundin schließlich ihren Willen und wir machten uns gemeinsam auf den Heimweg. Dort würde auch schon bald Kilian eintreffen und erfahren, was wir herausgefunden hatten.
 

***** Kilian *****


 

[…] Ich stellte mich vor ihm auf und kam seiner Aufforderung nach, indem ich sofort zu sprechen begann:
 

„Mylord, es entwickelt sich alles zu unserer Zufriedenheit. Und genau deswegen ist es mir leider nicht möglich, Euch die ganze Situation darzustellen. Ich muss mich auf eine Kurzfassung beschränken, da die Jägerin mich heute Abend schon wiedersehen will. Wäre es also in Ordnung, wenn ich später meinen ausführlichen Bericht vortrage?“ Ich versuchte, meine Stimme so fest wie möglich klingen zu lassen, aber eine leichte Unsicherheit ließ sich nicht vermeiden. Denn immerhin war es in der Vampirgesellschaft allgemein bekannt, dass Lord Dark ziemlich ungemütlich werden konnte, wenn er nicht sofort das bekam, was er wollte. Aus diesem Grund erwartete ich nun auch gespannt seine Antwort. Denn seiner Mimik konnte man nicht sonderlich viel entnehmen, da er seinen Blick sehr neutral hielt und nur selten Emotionen zeigte. Sollte er jedoch einmal tatsächlich Emotionen zeigen, konnte man nur stark hoffen, dass es nichts war, das für einen selbst von Nachteil war.

Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als Lord Dark mir endlich eine Antwort geben wollte: „Das klingt schon sehr vielversprechend, dass es bis jetzt zu unserer Zufriedenheit abläuft. Und dass sie dich heute Abend schon wiedersehen will, bekräftigt deine Aussage noch. Deshalb will ich einmal großzügig sein und mich vorerst mit einer kürzeren Fassung der jüngsten Geschehnisse zufrieden geben. Aber dann erwarte ich bald deinen ausführlichen Bericht! Und gibst du ihn mir nicht freiwillig, werde ich ihn mir auf andere Weise holen.“ Um mir deutlich zu machen, dass es für mich nicht gerade angenehm werden würde, zeigte er ein sadistisches Lächeln mit seinen langen spitzen Vampirzähnen.

Bei dem Gedanken an das, was da auf mich zukommen könnte, musste ich schlucken und bekam eine Gänsehaut. Das merkte anscheinend auch mein Herr, da sich Genugtuung in seine Miene schlich. Er hatte also erreicht, was er wollte.

Auch wenn mich diese Drohung erst einen Moment aus der Fassung brachte, versuchte ich, doch, mich schnell wieder zu sammeln um endlich berichten zu können. Ich wollte es nämlich nicht unbedingt heraufbeschwören, dass der ältere Vampir seine Drohung schon vorher in die Tat umsetzte. Denn dann würde er mit Sicherheit herausfinden, dass ich im Begriff war, ihn zu hintergehen. Und das würde mein langes Leben eindeutig zu früh beenden. Deswegen schluckte ich meine Angst herunter und begann endlich zu sprechen, den strengen Blick des anderen so gut es ging ignorierend: „Wie Ihr bereits wisst, ist es mir relativ schnell gelungen, Kontakt zu der Zielperson aufzunehmen und mich auch schon bald darauf mit ihr zu verabreden. Mir ist schnell aufgefallen, dass sie tatsächlich Interesse an mir zeigt. Während dieser Verabredung sind wir uns auch schnell näher gekommen, weshalb sich schon bald die Möglichkeit geboten hat, sie zu küssen. Und da sie mich so schnell wiedersehen möchte, gehe ich davon aus, dass sich schon stärkere Gefühle entwickeln. – Das ist also alles, was ich Euch vorerst berichten kann.“ Damit hatte ich meinen Vortrag beendet und wartete nun ab, was mein Herr dazu sagen und ob er sich damit zufrieden geben würde.

Ich weiß nicht, wieso es mir so vorkam, aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass es eine Ewigkeit dauerte, bis Lord Dark mir antwortete. Und dann sah er mich auch noch die ganze Zeit über mit einem undurchschaubaren Gesichtsausdruck an. Die Zeit, in der er nicht sprach und mich einfach nur ansah, war die reinste Folter! Die ganze Zeit über hatte ich Angst, dass ich gleich auffliegen würde und es mit meinem Leben vorbei wäre.

Dann jedoch erhob sich mein Gegenüber plötzlich und kam langsam, mit den geschmeidigen Bewegungen einer Raubkatze auf mich zu. Ich musste mich gewaltig zusammenreißen, nicht furchtsam zurückzuweichen. Denn in solch einem Moment wäre nichts fataler gewesen, als dem anderen Vampir die eigene Angst zu zeigen.

Und dann, wider meiner Erwartungen, legte er mir einfach nur seine große, schwere Hand auf die Schulter, sagte „Gut gemacht.“ und ging. Ich war so perplex, dass erst die sich schließende Tür mich mit einem Klacken, als sie ins Schloss fiel, aus meiner Starre erlöste.
 

***** Lord Dark *****


 

Nun würde ich also endlich erste Eindrücke bekommen, ob mein Plan aufging und sich die Vereinigung der Jäger letztendlich zerschlagen ließe, wenn man ihnen die Führung nahm. Ich hoffte sehr, dass es sie so sehr schwächen würde, dass sie sich einfach von den Vampiren zermalmen ließen. Zwar gibt es bei ihnen einen ähnlichen Rat wie bei uns, aber der ist doch noch mehr auf eine höhere Instanz angewiesen, die alles, was beschlossen werden soll, letztendlich abnickt. Und ohne Prinzessin gab es keine Führung und ohne Führung gab es keine Ordnung und es würde hoffentlich ein leichtes für uns, unsere Erzfeinde endgültig zu beseitigen. Aber dafür musste vorerst die letzte aus der Herrscherfamilie verschwinden. Und da es zu langweilig wäre, sie einfach so zu ermorden, sollte ruhig erst ein bisschen mit ihr gespielt werden. Ich freute mich schon darauf, den schockierten Blick der Jägerin zu sehen, sobald sie herausgefunden hatte, dass Kilian mein Diener ist. Aber wenn das der Fall ist, würde es schon zu spät für sie sein.

Ich hatte sie schon als Mein markiert. Deswegen war es keinem anderen Vampir mehr erlaubt, ihr irgendetwas zu tun. Nach den Gesetzen der Vampire lag ihr Schicksal nun allein in meiner Hand. Sie würde durch dieselbe Hand sterben, die schon ihre Eltern getötet hatte. Leider war sie mir damals entkommen und ich weiß absolut nicht wie –.

Meine Gedankengänge wurden plötzlich unterbrochen, als ich Schritte im Gang hörte, die sich meinem Salon näherten und schließlich vor der Tür zum Stehen kamen. Da ich mir denken konnte, ließ ich K gar nicht erst die Zeit, um anzuklopfen: „Herein!“.

Ich hob meinen Kopf an, um erhabener zu wirken und um meinem Diener noch einmal zu zeigen, wo sein Platz war. Sein Stand war sehr weit unter dem Meinen und das ließ ich meine Untergebenen in Mimik, Gestik und Sprach jedes Mal aufs Neue wissen.

Da das aber gerade nicht sonderlich relevant war und der junge Vampir eigentlich genau wusste, wo sich sein Platz befand, erhob ich sogleich meine Stimme, um Neugierde über den Verlauf meines Plans endlich stillen zu können: „ Ah, K. Ich habe dich schon erwartet. Nun denn, erzähle mir von dem gestrigen Abend.“ Und sehr zu meiner Zufriedenheit begann mein treuester Diener auch sofort zu sprechen und ich hörte ich aufmerksam zu, behielt aber meinen neutralen Gesichtsausdruck vorerst bei. „Mylord, es entwickelt sich alles zu unserer Zufriedenheit. Und genau deswegen ist es mir leider nicht möglich, Euch die ganze Situation darzustellen. Ich muss mich auf eine Kurzfassung beschränken, da die Jägerin mich heute Abend schon wiedersehen will. Wäre es also in Ordnung, wenn ich später meinen ausführlichen Bericht vortrage?“ Hm, war das wirklich in Ordnung? Eigentlich hatte ich ja eine komplette Berichterstattung erwartet, aber da er eine gute Begründung dadurch hat, dass die Jägerin auf ihn wartet, will ich ausnahmsweise gnädig sein. Aber anscheinend war er sich dessen bewusst, dass es ein Wagnis war, mich um derartiges zu bitten. Denn seine Stimme zeigte mir ein leichtes Zittern, weshalb ich sofort wusste, dass er nervös war. Und ich konnte nicht leugnen, dass es mir gefiel, wenn meine Untergebenen vor mir zitterten und sich vor meiner Reaktion fürchteten. Aber heute sollte er mich tatsächlich einmal gnädig erleben: „Das klingt schon sehr vielversprechend, dass es bis jetzt zu unserer Zufriedenheit abläuft. Und dass sie dich heute Abend schon wiedersehen will, bekräftigt deine Aussage noch. Deshalb will ich einmal großzügig sein und mich vorerst mit einer kürzeren Fassung der jüngsten Geschehnisse zufrieden geben. Aber dann erwarte ich bald deinen ausführlichen Bericht! Und gibst du ihn mir nicht freiwillig, werde ich ihn mir auf andere Weise holen.“ Um meine Aussage zu bekräftigen, fuhr ich meine Fangzähne aus und sah ihn nicht unbedingt freundlich an. Zwar wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau, wie ich mir holen würde, was ich wissen wollte, aber es würde sicherlich nicht angenehm. Und anscheinend war Kilian nicht ganz wohl bei dem Gedanken an das, was ihm blühen könnte.

Nun musste ich mich aber wieder auf das konzentrieren, was Kilian mir erzählte. Denn anscheinend schien er den ersten Schreck überwunden zu haben: „„Wie Ihr bereits wisst, ist es mir relativ schnell gelungen, Kontakt zu der Zielperson aufzunehmen und mich auch schon bald darauf mit ihr zu verabreden. Mir ist schnell aufgefallen, dass sie tatsächlich Interesse an mir zeigt. Während dieser Verabredung sind wir uns auch schnell näher gekommen, weshalb sich schon bald die Möglichkeit geboten hat, sie zu küssen. Und da sie mich so schnell wiedersehen möchte, gehe ich davon aus, dass sich schon stärkere Gefühle entwickeln. – Das ist also alles, was ich Euch vorerst berichten kann.“

So weit war er tatsächlich schon gekommen? Das hatte ich nicht erwartet. Doch war das ein wirklich kurzer Bericht. Ein paar mehr Informationen hätte ich schon gern bekommen, doch ich scheine mich wohl zuerst damit zufrieden geben zu müssen. Allerdings wurde ich das dumpfe Gefühl nicht los, dass da noch mehr war. Dass er mir vielleicht irgendetwas verschwieg. Mir zwar war noch nicht ganz klar, was es sein könnte, aber ich würde das im Auge behalten. Da ich meinen Plan jetzt aber nicht in Gefahr bringen wollte, beließ ich es nun dabei und würde K so zu seiner Verabredung entlassen.

Aus diesem Grund stand ich kommentarlos auf, ging auf meinen Diener zu, legte ihm meine Hand auf die Schulter und sagte erst dann etwas: „Gut gemacht.“ Damit verließ ich den Salon und ließ den jüngeren Vampir zurück. Jetzt würde ich mich überraschen lassen, wie sich alles weiter entwickelte und ich musste ihn auf alle Fälle im Auge behalten. Aber vorerst zog ich mich in mein Arbeitszimmer zurück, da ich noch ein paar Dokumente zu bearbeiten hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe es hat euch gefallen :)

Gruß, sunny Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Tattles
2011-07-17T14:10:51+00:00 17.07.2011 16:10
Cooles Kapitel, bin durch deine Kommis in meinen FF, gerade drauf gestoßen und da dachte ich: "Hey, ich lese es mir mal durch."

War ne richtig gute Entscheidung von mir!


Lg Jasmin
Von:  TigerNagato
2010-06-11T09:19:21+00:00 11.06.2010 11:19
hui das war ein kurzer spaß^^
aber das kapitel ist so gut, da macht es nichts, dass es etwas kurz ist...
ich bin schon gespannt, was tamara denn noch im kopf herumspukt...
ich hoffe das nächste kpitel ist in dem punkt aufschlussreicher^^
jedenfalls schönes kapi^^
lg shadowgate
Von:  TigerNagato
2010-03-31T19:58:19+00:00 31.03.2010 21:58
tolles Kapitel^^
was ist denn jetzt????
*große augen mach*
ah ich weiß... er ist Steuerberater und sie hat steuern hinterzogen...
oder ist er Auftragskiller und sie sein opfer????
oder es ist das naheliegenste ... er ist ein vampir und sie muss ihre meinung über vampire noch einmal überdenken^^

wie dem auch sei.. ich freue mich auf das nächste kapitel XD
lg shadowgate
Von:  TigerNagato
2010-01-27T14:48:13+00:00 27.01.2010 15:48
genial!
was für ein plan das wohl ist??? ich lasse mich mal überraschen. aber sie ist eine Vampirjägerprinzessin? das hätte ich nicht erwartet....
wer wohl dieser K ist???
ich hoffe das klärt sich alles auf.
abschließend großartiges kapitel und ich freue mich schon auf das nächste^^
lg
Von:  TigerNagato
2010-01-12T01:19:40+00:00 12.01.2010 02:19
ein schönes Kapitel
und eine interessante begegnung^^
großartig aufgefallen sind mir nur ein paar dumme tippfehler....
hier und da ein buchstabe zu wenig...
nichts dramatisches....
man kann alles noch lesen...
(es gobt slimere frhler) oder so ähnlich^^

jedenfalls tolles kapitel und ich hoffe du bekommst noch viele kommies
ich für meinen teil werde brav weiterlesen
Von:  TigerNagato
2010-01-11T02:27:16+00:00 11.01.2010 03:27
guten Abend .. äh morgen erst einmal
ich bin ein fan von guten storys und diese hat echt das potenzial dazu^^

nun gut... kommen wir zur eigentlichen kritik:
dein schreibstiel ist sehr angenehm
der anfang ist gut durchdacht und spannend
und um ehrlich zu sein, freue ich mich jetzt schon auf das erste kapitel^^



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