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BZxPW
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IX.

Draußen fiel der erste Schnee dieses angehenden Winters. Wintersonnenwende war zwar erst in zwei Tagen, sodass es sich genau genommen noch um Herbst handelte – jedoch macht das für das persönliche Empfinden keinen Unterschied.

Blaise sah den Schnee allenfalls vor seinem Fenster, wenn er kurz von seinen Stäben aufblickte, um seine Gedanken zu sammeln, oder aber wenn er gezwungenermaßen einkaufen ging. Merlin sei Dank musste er das allerdings nicht ganz so oft tun. Sein Hauself Dennie war ihm eine äußerst große Stütze.

Dazu hatte sich Percy Weasley in der letzten Zeit zu einer Art Dauergast entwickelt. Und wie Blaise mit einer gewissen Zufriedenheit und einem warmen Gefühl im Bauch festgestellt hatte, benutzte Percy seinen neuen Zauberstab. Den mit dem Mantikorkern.

Diesen Nachmittag war er jedoch allein, als Ellie ihn wieder einmal besuchen kam. Schnee lag noch auf der hellblauen, verfilzten Mütze, als das blonde Mädchen zu Blaise in seine Zauberstabwerkstatt kam. Ihr abgetragener Mantel war dünn, deswegen trug sie zwei Umhänge übereinander. Ihre Wangen waren von der Kälte gerötet und sie strahlte Blaise an.

„Onkel Zabini! Hallo!“ Suchend sah sie sich um. „Ist Percy heute gar nicht hier?“

„Bisher nicht.“ Blaise lächelte sie kurz an und legte dann das Holz beiseite, das er gerade für den nächsten Zauberstabversuch zurechtschneiden hatte wollen.

Ellie hatte seine letzten Zauberstäbe alle ausprobiert und zwischendurch hatte er durchaus das Gefühl bekommen, dass er sich dem Ziel nähern würde – und dann wiederum passte nichts mehr. Nur eins hatte er mittlerweile begriffen: Es war ein sehr spezieller Zauberstab, der zu Ellie passen würde.

Immer wieder war er kurz davor zu verzweifeln und seinen Plan aufzugeben. Der Gedanke, dass er diese Sache eben doch vollkommen falsch anging und von der falschen Seite aus den Weg suchte, drängte sich stets auf. Der Stab suchte sich den Zauberer. Nicht umgekehrt. Und dennoch… Ein Labyrinth konnte man doch auch von zwei Seiten durchlaufen, oder nicht?

Und wenn er Ellie so ansah, wie sie ihm gegenüberstand, auf den Fersen wippend und ihn aufmerksam anblickend, dann wusste er, dass er das einfach schaffen musste. Nur für sie. Und ein kleines bisschen auch für sich selbst. Weil er dann das Gefühl hatte, wenigstens ein bisschen etwas zu tun.

„Du magst Percy sehr, nicht wahr?“ Ellie hielt mitten in der Bewegung inne.

„Ja.“ Blaise lächelte unwillkürlich, als er an den hageren Rotschopf mit den warmen braunen Augen dachte. Percys Gesellschaft war ihm angenehm, sein Anblick brachte sein Herz immer wieder zum Hüpfen und irgendwie wollte er ihn gar nicht mehr missen. Allerdings… war da bisher nicht mehr gewesen als die eine oder andere mehr oder weniger zufällige Berührung, tiefe Blicke und ein liebevolles Lächeln. Und dummerweise hatte er gewisse Hemmungen, sich aus dem Fenster zu lehnen und etwas zu riskieren, wo Percy doch wiederum ebenfalls Hemmungen, wenngleich etwas anderer Natur hatte. Denn an die gemeinsamen Besuche im „Regenbogenhai“ hatte sich dieser noch lange nicht gewöhnt. Auch wenn er mittlerweile durchaus an der Theke neben Blaise Platz nahm – wobei Blaise in diesen Fällen regelmäßig die Geruchsbarriere zwischen Percy und Old Trag bildete.

„Hast du ihn schon geküsst?“

„Was?“ Blaise sah das Mädchen perplex an.

„Na, Mum sagt immer, dass man die Menschen küssen soll, die man gern hat. Also küsse ich meine Eltern, meine Schwestern und Brüder, meine Oma – meine Tante nicht, die mag ich nicht – und…“

„Hey, mich hast du noch nie geküsst.“ Ein amüsiertes Funkeln stand in Blaises Augen, als er diese Worte aussprach. Eine Gelegenheit, jemanden aufzuziehen, hatte er sich noch nie entgehen lassen.

„Na ja…“ Ellie schob die Füße verlegen über den Boden. „Du bist ja nicht mein richtiger Onkel…“

„Aber ein bisschen wie ein großer Bruder?“

„Ein toller großer Bruder!“ Ellie strahlte.

Blaise lachte und strich ihr über die Haare. „So, und du bist also der Ansicht, dass ich Percy unbedingt küssen müsste?“

„Klar! Und du willst doch auch!“, stellte sie nüchtern fest. Eine Reaktion, die Blaise dazu brachte, fasziniert den Kopf zu schütteln. Manchmal war dieses Mädchen wirklich unglaublich.

„So, und wie soll ich das machen, wenn ich mich nicht traue?“

„Misteln!“ Ellie grinste schelmisch. „Wenn man zusammen unter einem Mistelzweig steht, muss man sich doch küssen!“

„Hängst du dann für mich einen auf?“

„Sofort!“ Ellie schnappte sich einen der gerade fertig gewordenen Zauberstäbe – 9 3/5 Zoll, Birke, Acromantula-Ei, federnd – und verschwand auf der Suche nach einem Mistelzweig im Lagerraum.

Da Misteln ein Bestandteil des wichtigen Suds für die Zauberstabherstellung waren, hatte Blaise das ganze Jahr über welche im Haus. Das wusste Ellie, hatte sie ihm doch oft genug über die Schulter gesehen und von ihm bereits viel über die Herstellung von Zauberstäben gelernt.

Wenig später kam sie mit einem Zweig wieder und winkte mit dem Zauberstab. Einige Flüche kannte sie bereits – das war in Zaubererfamilien nicht weiter ungewöhnlich, abgesehen davon, dass Zaubererkinder natürlich vieles in der Schule oder von ihren älteren Geschwistern aufschnappten – und sie hatte gelernt, Dinge zu reparieren und zu befestigen. In ihrem Leben war das äußerst wichtig und hilfreich. Ärger mit dem Ministerium gab es nicht, da sie sich bisher nicht hatte erwischen lassen und es äußerst schwer war, eine einzige minderjährige Hexe unter lauter volljährigen Hexen und Zauberern auszumachen. Die Fluchdichte in der Winkelgasse war schlichtweg viel zu dicht.

Der Zauberstab war zwar etwas störrisch, dennoch hing der Mistelzweig einen Augenblick später mit einer ordentlichen roten Schleife direkt unter dem Türsturz.

Ellie strahlte Blaise an und legte den Stab dann mit einer nachdenklichen Miene beiseite.

„Onkel Zabini, glaubst du, es gibt einen Zauberstab für mich, der wirklich zu mir passt? Und dass er mich irgendwann finden wird?“

Blaise unterdrückte einen leisen Seufzer. Es war klar gewesen, dass Ellie irgendwann merken würde, dass die ganzen Stäbe, die sie ausprobiert hatte, nie wirklich richtig mit ihr harmonierten. Dass es immer eine gewisse Divergenz gab, die unüberbrückbar war und dafür sorgte, dass sich die Zauberstäbe auf Dauer fremd in ihrer Hand anfühlen würden.

„Da bin ich mir sicher“, erwiderte der Zauberstabmacher mit aller Zuversicht und Hoffnung in der Stimme, die er aufbringen konnte.



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