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Matching Pieces

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von

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I.

Manche Dinge beginnen an Orten, wo man es niemals erwartet hätte.

Diese Geschichte beginnt in einem kleinen Lokal in einer Ecke der Wichtelgasse, das mit seinem Ladenschild bereits auffällt und deutlich signalisiert, dass nur bestimmte Gäste hier finden würden, was sie suchen. Es heißt „Zum Regenbogenhai“.

Blaise Zabini saß an der Theke, trank einen Coconut Kiss und philosophierte über das Schicksal und besonders das Leben an sich.

Sein einziger Zuhörer war Johnny, der Barkeeper und der vermutlich einzige heterosexuelle Mann in diesem Laden. Das hinderte die vom anderen Ufer stammende Kundschaft allerdings nicht daran, ihn immer wieder anzugraben, jedoch war noch niemandem Erfolg beschieden gewesen.

Blaise Zabini gehörte mit seinen vierundzwanzig Jahren und seinem Aussehen zwar durchaus in das Beuteschema der meisten Besucher dieses Etablissements, jedoch hatte sich genau diese Menge an Männern bereits einen Korb abgeholt und bestand nicht unbedingt darauf, dieses zweifelhafte Vergnügen erneut zu wiederholen. Somit genoss er an seinem Stammplaz an der Theke eine gewisse Ruhe und zugleich eine durchaus schmeichelhafte Menge an Aufmerksamkeit. Nur wenn er wirklich ein Interesse an einem näheren Kontakt hatte, bewegte er sich zwischen den Tischen und ließ sich dort nieder.

„Sag mir, Johnny, was fällt dir zu Birke und Ahorn ein?“

„Suchst du wieder nach einer neuen Kombination für einen deiner Zauberstäbe?“, gab Johnny zurück und goss zugleich Feuerwhisky in mehrere Gläser.

„Exakt. Und bisher fehlt mir noch immer eine wirklich gute Idee… Ich habe alles Mögliche ausprobiert… Einhornhaar, Drachenherzfasern, Phönixschwanzfedern.… Sie sind gut und für jemanden werden sie passen, aber….“ Er verzog die Lippen zu einem Schmollmund. Diese Zauberstäbe waren nicht das, was er suchte, denn er suchte einen ganz speziellen Zauberstab, der zu einem ganz speziellen Mädchen passen würde.

Blaise Zabini war – entgegen aller Erwartungen, die in ihn gesetzt worden waren und die ihn an der Seite seines langjährigen Schulkameraden und Freundes Draco Malfoy im Ministerium für Magie oder als Zaubereranwalt gesehen hatten – Zauberstabmacher geworden. Da der Laden von Ollivander auch noch Jahre nach dessen plötzlichem Ableben ein Jahr nach dem Krieg gegen Voldemort leer gestanden und Blaise seine Ausbildung in Frankreich kurz zuvor erfolgreich abgeschlossen hatte, hatte er das Lokal in der Winkelgasse übernommen und unter dem klangvollen wie wenig einfallsreichen Namen „Zabinis Zauberstäbe, ehemals Ollivanders“ wieder eröffnet. Den Namen fand er selbst reichlich ideenlos, aber das Logo mit den zwei verschlungenen Zs und dem Zauberstab in der Mitte mochte er.

Blaises Blick verweilte unwillkürlich an dem kräftigen rechten Oberarm Johnnys und dem darauf tätowierten Drachen, der sich streckte und das Maul mit den winzigen, spitzen Zähnen zu einem unhörbaren Schrei öffnete. Als er Johnny kennengelernt hatte, hatte Blaise es in Erwägung gezogen, sich ebenfalls ein magisches Tattoo stechen zu lassen, doch nachdem der Barkeeper von den Problemen berichtet hatte, die diese mit sich bringen konnten, hatte er es lieber sein gelassen. Blaise war sich zwar nicht so sicher, ob es tatsächlich stimmte, aber Johnny hatte reichlich eindrucksvoll davon berichtet, dass der Zombiezauberer auf seiner Wade stets das Pin-Up auf seiner Schulter anbaggerte und dass das Tribalzeichen auf seinem linken Oberarm im Clinch mit dem Kreuz auf seiner Brust lag – und dass das einen des Nachts durchaus auf unangenehme Art und Weise wecken konnte.

„Schon mal in Erwägung gezogen, an etwas Neues zu denken?“, fragte Johnny über die Schulter, während er zwei Gläser polierte.

„Was Neues?“

„Auf neuen Wegen zu wandeln. Wenn die alten nichts mehr taugen, braucht man etwas Neues.“

„Genau!“, warf in diesem Augenblick Old Trag ein, der einzige heterosexuelle Stammgast des „Hais“, der dieses Lokal nur besuchte, weil hier seine frühere Stammkneipe gestanden hatte und er sich schlichtweg einfach nicht umgestellt hatte. Ob „Zum Trollkopf“ oder „Zum Regenbogenhai“, das war Old Trag egal, so lange er sein Schwarzes Bier bekam. Und da Johnny extra für diesen skurrilen alten Zauberer eben solches unter der Theke stehen hatte, war Old Trag glücklich und zufrieden und fühlte sich hier zwischen all den Regenbogenzauberer äußerst heimisch.

„Ein Schwarzes, Smet, altes Haus“, knurrte Old Trag und ließ sich auf den Barhocker neben Blaise sinken. Sein fleckiger, vergilbter Umhang bauschte sich um seine wuchtige Gestalt und hinterließ eine Geruchswolke von kaltem Zigarettenrauch. Durch seinen nikotingelben Bart lächelte er Blaise an und widmete sich dann seinem Bier.

Der jüngere Zauberer grinste und ließ dann seinen Blick über die Besucher des „Hais“ schweifen, während seine Gedanken noch bei Johnnys Worten hingen. Vielleicht musste er wirklich etwas Neues ausprobieren. Aber neue Wege in der Zauberstabherstellung zu gehen, war nicht ganz so einfacher. Die einzelnen Bestandteile – nicht jedoch ihre genaue Zusammensetzung – waren reglementiert und festgelegt und etwas Neues zugelassen zu bekommen, dürfte sich bei den strengen Gutachtern des Zaubereiministeriums reichlich schwierig darstellen, wenn man keine echte Koryphäe als Fürsprecher besaß. Gerade als Neuling, wie Blaise es eben war.

Aber vielleicht gab es ja alte Wege, die man neu entdecken konnte… Bereits lizenzierte Zauberstabkombinationen, die nur noch selten verwendet wurden oder vielleicht ganz in Vergessenheit geraten waren.

Blaise grinste über seinen Cocktail ins Leere. Ja, das war doch eine Idee. Er würde morgen direkt in die Magische Bibliothek Zauberhafter Zauberbücher unter der Tower Bridge gehen und sein Glück versuchen. Wenn es etwas zu finden gab, dann würde er dort Erfolg haben.

Zufrieden damit, eine vorläufige Lösung gefunden zu haben, drehte er sich auf seinem Hocker, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Theke und beobachtete die Leute um ihn herum.

Unter dem Shakespeare-Porträt – Johnny war großer Fan von „Hamlet“ – küssten sich gerade unbeholfen zwei recht junge Zauberer, weiter hinten blitzte ein kleiner, schwarzhaariger Kerl gerade bei einem großen Blonden ab und halb verdeckt hinter einem hölzernen, reichlich undefinierbaren Kunstwerk saß ein junger rothaariger Mann, der eindeutig der Weasley-Familie zuzuordnen war, und sah sich unsicher um.

„Würzwurz. Das ist das beste Mittel gegen Blähungen“, verkündete Old Trag urplötzlich im Brustton der Überzeugung. Blaise konnte nicht anders, sondern prustete los, während der alte Zauberer die besten Zubereitungsmethoden seines Wundermittels samt Wirkung detailliert ausbreitete.



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