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24 Days

Ein Adventskalender, ursprünglich für Tattoo, nun zugänglich für alle!
von

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03.12. - Loki, Scene 1: Greed

Da dies eine zusammenhängende, 5 Kapitel umfassende FF ist, sind auch 5 Themes verbraten worden:

die mythische Figur sollte Loki sein,

als positiv dargestellte Person wurde Jae Wook Kim gewünscht,

ebenfalls positiv beschrieb ich Ju-ken sowie Ji Hoon Joo,

und als Gefühl wurde Zufriedenheit gewählt,

alles Entscheidungen der wundervollen Tattoo (welche sämtliche FFs auch noch gebeta'd hat - danke!<3)!
 

Und los geht's.
 

~*~
 

...sein Listenreichtum und seine Gerissenheit... ...ein ausgeprägter Sinn für Strategie... ...um mit Intrigen und komplexen Lügen seine Interessen durchzusetzen... ...ist somit Feind und Freund der Götter... ...ist ein Gestaltenwechsler, ein Meister der Metamorphose, er wechselt auch sein Geschlecht... ...er zeugt drei Feinde der Asen... : ...welche Thor, den Freund der Menschen, töten wird... ...Todesgöttin Hel... der den Göttervater Odin verschlingen wird...
 

„Loki ist schmuck und schön von Gestalt,

aber bös von Gemüt und sehr unbeständig.

Er übertrifft alle andern in Schlauheit und in jeder Art von Betrug.”
 

Wenn es eines gab, das man in Loki lernen musste, dann war es Folgendes: In U-Bahnen niemals geradeaus schauen.

„Hey, glotzt du mich an?“

Das war die goldene Regel, wenn man unbeschadet zu seinem Arbeitsplatz und wieder zurück kommen wollte.

„Ich hab dich was gefragt, du Pissnelke!“

Selbstverständlich musste man derlei Regeln auch erst einmal lernen.

„Glaubst wohl, wenn du mich ignorierst, werd’ ich dich schon in Ruhe lassen, hm? Ihr arrogantes Scheißgesocks geht mir dazu aber viel zu sehr auf die Nerven.“

Wenn man nämlich in die Gesichter seiner Mitreisenden blickte, ob bewusst oder unbewusst, wurde dies als Aufforderung verstanden. Aufforderung wozu – nun, das lag im Ermessen des Angesehenen. Manchmal wurde man öffentlich zu obszönen Handlungen herausgefordert, man wurde gefragt, ob man Stoff haben wollte, oder schlicht und einfach dumm angepöbelt.

„Eure Scheißfressen schlag ich euch noch ein, verlasst euch drauf!“

Nicht immer verlief es so vorhersehbar wie im Moment – einige blöde Sprüche, und dann war man erlöst. Es gab auch durchgreifendere Konsequenzen, wortwörtlich.

An der nächsten Haltestelle stand ich auf und überließ den verzweifelten jungen Geschäftsmann hämisch sich selbst – beziehungsweise ihm selbst mit seinem Pöbelobjekt. Jedes Mal, wenn es wieder einen Anzugträger traf, waren Erleichterung und Schadenfreude in der Bahn zu spüren: Erleichterung darüber, dass man seinen Blick fest auf den Boden gerichtet gelassen hatte, dass man selbst nicht der Unglückliche war, und gleichzeitig Schadenfreude darüber, dass jemand zu dumm war, diese einfache Regel zu befolgen. Jemand, der nicht einmal nach dieser Regel U-Bahn fahren konnte, der war kaum lebensfähig in dieser Stadt voller ungeschriebener Regeln.
 

Es gab wohl keine Stadt, die mit Loki vergleichbar wäre. Es war eine Stadt voller Gegensätze, und dadurch eine harmonisch dissonante Stadt, da man sich auf kaum etwas verlassen konnte; da überall, und zwar wirklich überall, Chaos herrschte. Nur hatte dieses Chaos auch einen Namen.

‚Loki ist schmuck und schön von Gestalt’, oh ja, das konnte man wirklich bestätigen. Wenn man sich die Architektur der Stadt ansah, fand man Bauten von vor über tausend Jahren, welche als Denkmäler die Zeiten überdauert hatten, und gleichzeitig einige der modernsten Gebäude, die es überhaupt gab, vollautomatisiert und kaum noch als Häuser erkennbar. Es lag eine gewisse Grazie in der Art, wie die Bewohner Lokis tagtäglich mit ihrem Umfeld kämpften, sich durchschlugen und trotzdem nicht aufgaben. Und dennoch: ‚bös von Gemüt und sehr unbeständig’. Die Seele der Stadt war schwarz, schwärzer als schwarz – es gab kaum eine angemessene Beschreibung für die Farbe von Lokis Seele, es war eine Farbe, die sämtliches Licht schluckte und etwas anderes daraus formte, sie reflektierte nichts der Schönheit, die hinein strömte oder von der sie umgeben war, stattdessen bildete sie aus ihnen Grauabstufungen, die von hellem Grau bis hin zum tiefsten Schwarz rangierten. Trotzdem: Grau blieb es immer.

Auch geschichtlich ist Lokis Hintergrund einzigartig: Es war die einzige Stadt, die im Langen wie im Großen Krieg jeweils beide Seiten tatkräftig unterstützt hat, ohne tatsächlich für eine Partei Stellung zu beziehen. Im Langen Krieg belieferte Loki beide Kontrahenten mit Proviant und Subventionen, und das nur aus einem Grund: In der Hoffnung, die Soldaten kämen nach Loki, um sich vollständig ausnehmen zu lassen. Das hatte allerdings natürlich zur Folge, dass die beiden Seiten den Krieg innerhalb Lokis fortsetzten. Im Großen Krieg dagegen war Loki schlauer und belieferte die Kriegsteilnehmer mit Waffen, Rüstung und Maschinen, da diese Lieferungen prompt und auf einmal bezahlt wurden, wodurch die Kasse wieder zu klingeln begann. Während des Großen Krieges starben Hunderttausende Menschen, noch mehr wurden verletzt, verkrüppelt und/oder traumatisiert. Und Loki war die einzige Stadt, die Profit aus diesem Elend schlug und sich auch noch über die anderen Städte lustig machte.

Die Städte, die unter dem Schutz anderer Götter standen, erlebten ein konstantes Auf und Ab, sie verfielen und erstanden wieder auf, sie durchlebten Booms wie Depressionen, und obwohl sie oft kurz vor dem Zerrütt standen, rafften sie sich doch so gut wie immer wieder auf. Loki dagegen war dauerhaft bereits so zerrüttet, wie es manche Städte vielleicht für einige Jahre waren, in seinen schlechten Zeiten kratzte Loki am Rande seiner Existenz. Loki befand sich insgesamt auf einem derart niedrigen Niveau, dass man kaum von Hochs und Tiefs, sondern lediglich von Tiefs und Sehr Tiefs sprach. Die Kriminalitätsrate war beachtlich, der Altersdurchschnitt erschreckend, die Sterberate dermaßen hoch, dass Loki eigentlich hätte aussterben müssen. Und weshalb gab es Loki noch?

Weil es verführerisch war.

Es übte eine intensive Faszination auf diejenigen aus, denen die Gesetze des Landes missfielen – es war allgemein bekannt, dass besagte Gesetze in Loki eher sporadisch benutzt wurden und dass die Toleranz Verbrechen gegenüber deutlich höher war als in anderen Städten. Und deshalb bekam Loki ständig Zuwachs, Interessenten kamen von überall her – die meisten, wage ich zu behaupten, sogar aus Odin oder Thor. Doch selbst wenn diese Gestalten für einen kurzen Trip ins Sünderparadies gelangten, reichte es aus, um die Stadt dauerhaft zu erhalten?

Es reichte. Und zwar weil man, in dem Moment, da man einen Schritt in die Stadt tat, nie wieder herauskam. Loki verschlang einen mit Haut und Haar, verführte einen mit List und verlockenden Sünden, überzeugte einen mit schlagkräftigen Argumenten.

Betrat man sie, verkaufte man dieser Stadt seine Seele. Unumgänglich. Unwiderruflich.

Loki.
 

~*~
 

„Hier ist die Post von heute, ich habe sie nach Wichtigkeit sortiert und würde mich freuen, wenn du zumindest die oberen fünf liest“, begrüßte ich meinen Boss mit einem freundlichen Lächeln. „Der Rest ist nicht so dringend, Boss. Wenn du dich beeilst, schaffst du es noch, bevor du in einer halben Stunde die Ehrung des Polizeioffiziers leitest.“

Mein Gegenüber betrachtete mich, als sei das alles nicht mein Ernst. „Wann schläfst du eigentlich, Aie?“

„Sein Name ist Kirito und er hat sich über die Jahre hinweg sehr im Kampf gegen die Knoblauchfresser hervorgetan, sogar einige Drahtzieher verhaftet. Vergiss nicht, ihn dafür auch zu loben, sonst wird er beleidigt sein“, fuhr ich geschäftsmäßig fort. „Was deinen Presseauftritt angeht, habe ich dir bereits ein Skript geschrieben, du findest es direkt vor dir auf deinem Schreibtisch. Falls dir irgendetwas nicht gefällt, werde ich es natürlich umgehend ändern.“

Mein Boss ließ ein leises Seufzen hören und schloss für einen Moment die Augen. Man sah ihm seine Erschöpfung deutlich an, was ich nicht von ihm gewohnt war – aber wahrscheinlich konnte er vor Triumph kaum schlafen. „Wann bist du gestern ins Bett gegangen?“

„Nicht viel später als du, gegen drei Uhr etwa.“

„Und um sechs aufgestanden.“

„Natürlich.“ Ich kam nicht umhin, erneut zu lächeln. „Ich kann doch nicht riskieren, dass ich nicht vollständig für dich da bin, wenn du mich brauchst.“

Daraufhin ließ mein Boss ebenfalls ein dankbares Lächeln sehen. „Eine halbe Stunde, hast du gesagt? Da schaff ich sogar sechs Briefe.“
 

Meine eigene Erfolgsgeschichte fing etwa vor achtzehn Jahren an, als ich im Alter von sechs zum allerersten Mal dem amtierenden Bürgermeister begegnete. Ich war mit meinem Vater unterwegs, als plötzlich dieser hochgewachsene, schlanke, elegant gekleidete Mann vor uns stand und uns beide begrüßte, mir ein breites Lächeln schenkte, kurz durch meine Haare wuschelte und dann weiter schritt. Er ging nicht, er schritt. Ich fragte meinen Vater, wer das war und bekam als Antwort: Der Bürgermeister – derjenige, der für alles in Loki verantwortlich ist. In meinem damaligen Geisteszustand bedeutete dies, dass der Bürgermeister für alle Klettergerüste, die spannende Grundschule, sämtliche meiner Freunde, meinen Vater, unsere Wohnung, das Wasser aus unserem Wasserhahn und so weiter verantwortlich war. Kurzum: Der sagenumwobene und beinahe geisterhafte ‚Bürgermeister’ wurde die Verkörperung meines Idols. Ich beschloss, dass ich später unbedingt mit dem Bürgermeister zu tun haben wollte.

Erst später lernte ich, dass der Bürgermeister auch für die systematische Unterdrückung der Knoblauchfresser verantwortlich war, die es wagten, offiziell eine Arbeit zu bekleiden. Diejenigen, die sich wehrten, wurden eingesperrt und durften ausdrücklich von der Polizei misshandelt werden – in welcher Form auch immer. Doch zu dieser Zeit war der Bürgermeister längst von einem Knoblauchfresser-Assassinen erschossen worden. Der Nachfolger hielt es bis zu meinem zwanzigsten Lebensjahr im Amt aus, dann trat er zurück, da er in eine große Korruptionsgeschichte verwickelt war – nicht, dass das ein Grund wäre, zurückzutreten, nur konnte er geliehenes Geld nicht mehr zurückzahlen und musste fliehen. Das war der Zeitpunkt, an dem Wataru an die Macht gelangte.

(Ein kurzer Einschub: In unseren Städten war der Bürgermeister in etwa das, was in anderen Ländern der König war – er besaß die meiste Macht, konnte Gesetze erlassen und abschaffen, hatte sämtliche Gewalt über die staatlichen Organe der Stadt, wie etwa Polizei und Justiz, und war, wie mein Vater es formuliert hatte, für alles verantwortlich.)

Ich konnte damals kaum verstehen, wie jemand wie Wataru demokratisch gewählt werden konnte, aber andererseits war es in meinen Augen ohnehin völlig unmöglich, dass jemand in Loki demokratisch gewählt wurde. Doch wenn ich inzwischen darüber nachdachte, konnte ich die Gründe durchaus nachvollziehen: Der Bürgermeister in meiner Kindheit war ein langjähriger Beamter gewesen und hatte sich durch Disziplin hervorgetan, der nachfolgende war ein alter Hase mit genügend Erfahrung in Politik. Beide hatten die Bevölkerung enttäuscht. Und nun kam Wataru, ein junger Heißsporn, der versprach, das Koreanerproblem in den Griff zu bekommen, Loki wieder zu einer reichen Stadt zu machen, indem er die Wirtschaft ankurbelte, und die Bürger nicht zu enttäuschen. Er besaß nicht wenig Charisma und Überzeugungskraft, und so wurde er mit großer Mehrheit zum neuen Bürgermeister gewählt.

In der Zwischenzeit hatte ich mich mit überragender Geschwindigkeit so weit nach oben ‚gearbeitet’, wie es mir möglich gewesen war. Ich hatte nicht studiert, sondern war nach der Schule dazu übergegangen, Kontakte zu knüpfen, Hände zu schütteln, Ringe zu küssen, Stiefel zu lecken und in Ärsche zu kriechen. Ich präsentierte mich als vielversprechender Jungspund, der die richtigen Voraussetzungen hatte, um etwas frischen Wind in die Regierung Lokis zu bringen, um innovative und kreative Ideen zu versprühen und vor allem mit verantwortungsvollen Aufgaben betreut zu werden. Und so kam es, dass ich zum Zeitpunkt von Watarus Amtsannahme ein ziemlich hoher Angestellter des Rathauses geworden war.

Der Weg dahin war alles andere als erwähnenswert, ich wollte nur bemerken, dass ich, um diesen Posten zu erreichen, alles aufbot, was ich besaß: Meine rhetorischen Fähigkeiten, mein Geld, meine Ausstrahlung, meine Jugendlichkeit, meine Überzeugungen, mein Engagement, meine Zeit, meine Nerven, meine Jugend und schließlich auch oft genug meinen Körper. Ich war ehrgeizig und bestrebt, mein Ziel zu erreichen: Wenn ich schon nicht das Volk davon überzeugen konnte, dass ich gut genug war, als Bürgermeister zu arbeiten, würde ich die Regierung Lokis davon überzeugen, dass ich gut genug war, um an der Seite des Bürgermeisters zu arbeiten.

Es war beinahe ein Wunder, dass Wataru mich trotz allem als seinen Sekretär akzeptierte. Wir waren etwa im gleichen Alter, besaßen ähnliche (machtorientierte) Persönlichkeiten und wurden beide von der restlichen Regierung der Stadt (die allerdings kaum etwas zu sagen hatte) als gleich unfähig angesehen. Wir waren uns zu ähnlich, als dass wir den anderen neben uns toleriert hätten – und dennoch arbeiteten wir inzwischen Seite an Seite. Wie war das möglich?

Nun, ich brauchte Wataru, wollte ich die zweitmächtigste Position Lokis voll auskosten und auch weiterhin genießen. Und Wataru brauchte mich als Sekretär, dafür hatte ich bereits gesorgt. Wenn jemand all das für dich erledigte, was du selbst nicht hättest besser machen können, wurdest du irgendwann faul. Das lag in der Natur des Menschen.

Aber abgesehen davon, dass ich Wataru rein arbeitstechnisch von mir abhängig gemacht hatte, ließ ich ihn in dem Glauben, dass er eine gewisse Macht über mich besaß. Nur so duldete er mich neben sich, daher wollte ich seine Illusion nicht zerstören.
 

~*~
 

Was charakterisierte die Menschen, die in Loki wohnten, außer ihrer allgemein hohen Bereitschaft zur Kriminalität? Nun, abgesehen von starken Stimmungsschwankungen und der daraus resultierenden Unberechenbarkeit, der Lethargie sowie einem blinden Auge (das normalerweise für die Moral zuständig war), war ein Aspekt essentiell: Jeder besaß irgendeine Art von Sucht. Nicht so etwas Profanes wie Koffein, Nikotin oder Heroin. Drogen gab es auch haufenweise, aber wenn man von weißem Pulver süchtig war, dann war es zweifellos StarDust, eine Designerdroge, die etwa vor sechs Jahren auf den (Schwarz)Markt gekommen war. StarDust ließ nicht nur den körperlichen Verfall voranschreiten, sondern verlieh einem zusätzlich noch eine bleiche Gesichtsfarbe, die jedoch weniger als ungesund als vielmehr ‚westlich-schön’ empfunden wurde – sicherlich ein Grund, überhaupt mit StarDust anzufangen.

Nein, was ich meinte, waren richtige Süchte: Die Sucht nach Schmerz, nach Anerkennung, nach Selbstverwirklichung in jeglicher Form, nach Perfektion, nach Unordnung. In meinem Falle war es die Macht, die mich in ihren Klauen hielt, ich war süchtig nach diesem Gefühl, alles in meinen eigenen Händen zu halten.

Bei Wataru waren es die Koreaner. Oder vielmehr ihre Ausrottung.

Von allen Seuchen, die Loki im Laufe der Jahre befallen hatten, waren die Koreaner, auch Knoblauchfresser genannt, Wataru der größte Dorn im Auge. Die anderen Krankheiten, wie etwa die Kriminalität (nicht auslöschbar), die Drogen (ich hatte die Vermutung, dass Wataru StarDust sogar befürwortete), die Korruption (ohne die wären wir beide nicht in unserem jetzigen Amt), und so weiter und so fort interessierten Wataru kaum. Aber die Koreaner waren noch immer ein Reizthema, da er in seinem Wahlkampf versprochen hatte, eine Lösung für das Problem zu finden. Seine Lösung war gewesen, dass er sämtliche Aufständler und Anführer der koreanischen Bewegung verhaften wollte. Das einzige Problem war Folgendes: Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wo sie sich befanden.

Doch nun war glücklicherweise einer der Rädelsführer des koreanischen Widerstandes gefasst worden: Kein anderer als Ji Hoon Joo, der eine Gruppe von radikalen Knoblauchfressern aufgestellt haben sollte. Dieser erste große Erfolg wurde bereits seit dem gestrigen Abend in sämtlichen Radios und auf allen Kanälen ausgestrahlt, sodass ganz Loki von Watarus Triumph erfuhr. Allerdings steckte noch eine andere Absicht dahinter: Wir wollten Ji Hoons Anhänger zu einem Befreiungsversuch hinreißen. Dann müssten wir ihn nicht einmal foltern oder ausquetschen, wo sich ihr Lager befand.
 

„Am liebsten würde ich hingehen und ihm seine dumme Visage einfach einschlagen“, murmelte Wataru, während wir auf dem Rückweg von der Ehrungszeremonie waren. „Er hat es sich erlaubt, eine Truppe zu rekrutieren, um mich umzubringen. Wahrscheinlich ist er auch irgendwie am Anschlag auf den vorvorletzten Bürgermeister verantwortlich.“ Er hielt mir seine Hand hin und ich legte ihm ohne zu zögern eine Zigarette hinein und kaum dass er diese zwischen seine Lippen geschoben hatte, zündete ich sie bereits an. Für so etwas bedankte er sich längst nicht mehr, es war zu seinem Alltag geworden. Gut so.

Ich überlegte, ob es sinnvoll war, ihn darauf hinzuweisen, dass Ji Hoon zu der Zeit des vorvorletzten Bürgermeisters selbst erst neun gewesen war, beließ es aber dabei. Sollte er sich ruhig auf seinen Hass gegen die Koreaner fixieren – dann hatte ich mehr Zeit. Gerade, als ich ihm mitteilen wollte, dass er jetzt in seine wohlverdiente Mittagspause gehen konnte, drang eine Stimme an mein Ohr, die ich innerhalb des letzten Monats definitiv viel zu oft gehört hatte. Ich blieb stehen und wandte mich dem Fernseher zu, der in dem Büro eines anderen Angestellten stand. Auf dem Bildschirm konnte man zwei Gestalten sehen, die ich auch kaum noch ertrug, genauso wenig wie die Erwähnung ihrer Namen: Miya und Yukki.

„Wir stehen für ein starkes parlamentarisches System im Kontrast zu den zur Zeit herrschenden, beinahe monarchistisch anmutenden Zuständen – der Bürgermeister besitzt die volle Macht über das Parlament sowie die Gewaltorgane des Systems. Dies ist kaum vergleichbar mit einer Demokratie, wie wir behaupten, sie zu pflegen“, schwafelte Miya gerade aus dem Bildschirm. Ich warf einen kurzen Blick zur Seite und musste feststellen, dass Wataru ebenfalls zuhörte. „Wir treten zusammen als Bürgermeisterkandidaten an, da wir bereits während der Wahl für Gewaltenteilung plädieren. Werden wir gewählt, so werden wir das System derart ummodeln, dass dem Bürgermeister nur noch administrative Aufgaben zukommen, während statt der ungeschriebenen Gesetze Lokis nur noch diejenigen gelten, die das Land uns vorschreibt.“

„Das ist Verrat“, flüsterte Wataru. Seine Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt. „Man sollte sie öffentlich lynchen lassen.“

„An deiner Stelle wäre ich vorsichtig“, entgegnete ich ebenfalls leise und sah ihn eindringlich an. „Du weißt, Odin hat uns gewarnt – falls Lokis Regierung sich noch einen Fauxpas erlaubt, wie etwa die Hinrichtung politischer Gegner, wird Loki unter Vormundschaft gestellt und von Odin aus zwangsregiert. Und ich glaube, du kannst dir vorstellen, was das bedeutet: Diese Stadt wird auseinander bröckeln.“

„So weit lasse ich es nicht kommen. Ich lasse aber auch nicht zu, dass Loki von Luschen wie den beiden Saftsäcken da regiert wird! Nein, sie können sich auf etwas gefasst machen, das schwöre ich dir...“
 

~*~
 

to be continued~



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