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Pugna infinita

Der endlose Kampf der Fabelwesen
von

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Die Hinfahrt

Ich packte die letzten Sachen in meinen Koffer. Gleich würde ich von meiner Mutter zum Bus gebracht werden. Ich ging im Kopf noch mal alles durch, ob nicht vielleicht doch etwas vergessen hatte, als wieder dieser Traum in mein Gedächtnis gelangte. Der Traum, den ich seit der Ankündung des Experiments jede Nacht geträumt hatte. Es war fast wie ein immer wiederkehrender Albtraum. Er war so deutlich, so real, als würde ich jede Nacht dasselbe tun.

An einigen Tagen hielt ich mich sogar wirklich für verrückt, doch Lucy redete mir immer wieder ein, dass es bloß Vorfreude und meine Fantasie wären, die mir einen Streich spielen wollten.

Ich sah auf die Uhr. Es war eine Stunde vor Ausflugsbeginn und meine Mutter rief bereits nach mir.

„Lupina, wir müssen los! Sonst verpasst du noch den Bus!“

Ich antwortete ihr, nahm den Koffer und meine Umhängetasche und ging die Treppe runter.

Als ich an der Küche vorbei kam, lief mir mein kleiner Bruder entgegen.

„Tschüss, Schwesterchen!“ er grinste „Und bring mir einen echten Werwolf mit!“

Ich lächelte. Mein kleiner Bruder hatte beinahe genauso viel Fantasie wie ich.

„Wenn ich einen finde, bringe ich dir sogar ein ganzes Rudel mit!“

Er grinste noch breiter und rannte wieder zu seinem Frühstück.

„Hast du auch alles eingepackt? Bist du dir sicher, dass du auch nichts vergessen hast?“

Meine Mutter war immer etwas übervorsichtig und machte sich sehr schnell Sorgen.

„Ja Mutter, ich habe an alles gedacht.“ Mit einem leichten Lächeln verstaute ich meine Sachen im Kofferraum und setzte mich ins Auto.

Die Fahrt würde nicht lange dauern, doch schloss ich für einen Moment die Augen und dachte noch einmal an diesen Traum…
 

Ich rannte durch einen endlos scheinenden Wald. Mein Herz raste und mein Blut verkrampfte sich in den Adern. Es war dunkel, nur das helle Licht des Vollmondes erleuchtete die Kronen der Bäume. Ich wusste nicht, warum ich lief, oder wohin. Mein Instinkt sagte mir bloß, ich müsse fliehen. Fliehen, oder mein Leben würde hier sein Ende nehmen.

Mein Atem ging schnell, zu schnell, so dass es in meiner Lunge schmerzte.

Ich hielt an und Lehnte mich an einen Baum. Meine Beine verloren ihr Gefühl und ich sank zu Boden. Ich griff an meinen Hals. Dort zog ich eine kurze silberne Kette mit einem kleinen Anhänger hervor. Ich konnte nicht erkennen, was drauf stand. Mein Blick war durch Tränen verschleiert.

Ich hielt sie fest in meiner Hand und krümmte mich zusammen.

Ich hatte solche Angst.

Aber da war noch etwas anderes, etwas, was ich nicht beschreiben konnte.

So ein starkes Gefühl hatte ich noch nie in meinem Leben gespürt, und dennoch wusste ich nicht, was es war.

Es war keine gewöhnliche Angst. Es war so, als ob ein Teil von mir verloren gehen könnte.

Mir war bewusst, dass jeden Moment mein Leben enden könnte, doch das war mir egal.

Ich hatte viel mehr Angst um sein Leben, um seine Existenz. Dass ich ihn nie wieder sehen würde.
 

Plötzlich schreckte ich auf. Meine Mutter stand neben mir an der Autotür und rüttelte mich wach. Ich war doch tatsächlich eingeschlafen.

Ich stieg aus dem Wagen, holte meine Sachen aus dem Kofferraum und verabschiedete mich von meiner Mutter.

„Pass auf dich auf! Geh nicht so spät ins Bett und höre auf das, was dein Lehrer dir sagt.“

Sie sah mich sorgenvoll an, eben so, wie überfürsorgliche Mütter es normalerweise tun.

„Ich bin doch kein kleines Kind mehr, um das man sich Sorgen machen muss. Ich passe schon auf mich auf! Versprochen!“ ich ahnte ja nicht, dass das hätte gelogen sein können…
 

Der Rest der Klasse stand bereits neben einem kleinen Reisebus, der schon etwas älter aussah.

Als ich langsam ihn deren Richtung trottete, kam Lucy mir mit einem breiten Grinsen auf den Lippen entgegen gerannt.

„Da bist du ja endlich, Lupina! Es warten schon alle auf dich.“

Ich antwortete nicht. Stattdessen richtete ich meinen Blick auf den Boden vor mir.

Ich war mal wieder in Gedanken versunken. In Gedanken an den Traum.

Wer könnte diese Person gewesen sein? Dieser jemand, um den ich mich mehr sorgte, als um mein eigenes Leben? Es wollte mir nicht einfallen. Noch dazu kam, dass ich ihn nicht einmal in einem dieser Träume gesehen hatte. Außerdem trug ich eine Kette um den Hals.

Ich trug normalerweise nie Schmuck. Er nervte einfach nur und das Geld konnte man auch gut für sinnvollere Dinge ausgeben, wie zum Beispiel für spannende Bücher.
 

„Lupina? Ist irgendwas? Du guckst so nachdenklich.“

Lucy klang einwenig besorgt, also antwortete ich bloß mit einem kurzen: „Alles in Ordnung.“

„So siehst du aber nicht aus. Komm schon, mir kannst du alles erzählen. Ich bin deine Freundin!“ sie ließ nicht locker. Ich sah auf und lächelte sie an.

„Meine beste sogar, aber es ist wirklich nichts! Ich denke nur wieder ein bisschen nach.“

Lucy beäugte mich skeptisch, stellte aber keine Fragen mehr.

Wir stiegen in den Bus. Ich suchte mir einen Platz ganz vorne am Fenster, denn hinten setzten sich die Idioten der Klasse hin und würden wieder versuchen, die Mädchen mit sinnlosen Flirtversuchen zu beeindrucken. Darauf hatte ich echt keine Lust.

Lucy anscheinend auch nicht, denn sie setzte sich auf den freien Platz neben mir.

Kurze Zeit später setzte sich der Bus in Bewegung und wir ließen die Innenstadt hinter uns.
 

Da ich die ganze Zeit nur still aus dem Fenster schaute, fragte Lucy schließlich doch:

„Hattest du wieder diesen Traum?“ Ich sah sie etwas verwirrt an. Woher wusste sie davon?

„Was?“

„Na ob du wieder schlecht geträumt hast. Schon vergessen? Du hast mir doch mal vor einigen Wochen von einem immer wiederkehrenden Traum erzählt, da hast du auch so geguckt.“

Hatte ich das wirklich? Naja wie auch immer, jetzt brauche ich ihr nichts mehr zu verschweigen, anscheinend wusste sie davon.

„Ja, hatte ich, gestern Nacht und gerade im Auto.“

Ich schaute wieder aus dem Fenster.

„War es genau derselbe?“

Fragte sie mit ernster Miene.

Ich tat so, als würde ich überlegen. Sollte ich ihr wirklich alles genau erzählen?

Ich meine, wenn sie mich dann für endgültig verrückt halten würde?

Lucy wartete. Ich musste ihr irgendwas erzählen, aber lügen konnte ich auch nicht. Ich war eine schlechte Lügnerin und außerdem würde Lucy es sofort bemerken.

Ich hatte also keine Wahl.

„Es war derselbe. Doch diesmal, war da doch noch etwas anderes. Ich hielt eine Kette in mit einem kleinen Anhänger in meiner Hand. Aber ich konnte nicht lesen was drauf stand, es war alles so verschwommen. Ich weiß nur noch, wie ich panische Angst hatte und mich zusammengekrümmt hatte. Kurz danach wachte ich auf.“

Meine Freundin schmunzelte. Sie machte sich ernsthafte Sorgen, das sah ich ihr an.

Ich lächelte und machte eine unbekümmerte Handbewegung und sagte: „Ach, mach dir nicht so viele Sorgen, es war nur ein Traum! Nichts weiter. Halb so schlimm.“
 

Ich hoffte, dass sie meine Nervosität nicht bemerkte, doch als sie etwas erwidern wollte, machte der Bus eine scharfe Wendung und blieb vor einer alten Villa stehen.

Ich sah mich um. Wir waren mitten in der Einöde, oder besser gesagt, im Silva-Wald.

Nun würde der Spaß bald losgehen. Ich musste mich also auf schlaflose Nächte und viel Lärm einstellen, da die meisten Jungs von der Sorte waren, von der normalerweise Kindergartenkinder waren. Auf Klassenfahrten machten sie immer den größten Unsinn, den man sich nur vorstellen konnte. Und nun musste ich zwei ganze Wochen mit ihnen verbringen. Na toll!

Herr Narheim erklärte uns noch ausführlich genau die Regeln, bevor wir endlich in unsere vorher schon eingeteilten Zimmer gehen durften.

Die Fahrt in den Wald dauerte den ganzen Vormittag, so dass wir nach dem Mittagessen den restlichen Tag auf unseren Zimmern verbringen durften.

Ich legte mich schon früh schlafen, nachdem ich alles soweit ausgepackt und in den kleinen Holzschränken verstaut hatte. Ich war müde. Sehr sogar und ich wollte wissen, wie der Traum weitergehen würde, was auf diesem Anhänger stand und um wen ich verdammt noch mal Angst hatte…



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