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Xemnas' Aufzeichnungen

...und so schrieb ich nieder, was mir die Nerven raubte...
von

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Fünfte Mission - Ich bin ich, nicht sie ist ich!

Man wird sich wundern, warum das so schnell da ist... aber man hat gequengelt XD

Entschuldigt, dass es so lang ist, aber ich konnte einfach nicht kürzen.
 

Fünfte Mission – Ich bin ich, nicht sie ist ich!
 

„... und dann hat er mich mit dem Schlüsselschwert gepiekt.“, murmelte Zexion uninteressiert.

„Wie jetzt? Noch mal, für die ganz langsamen wie mich: du fällst, schlägst auf, wir, oder eher Xemnas redet, du liegst da, richtig?“, fragte Saïx hastig notierend. Zexion nickte. „Und dann?“

„Als ihr weg ward, kam er zu mir hat sein Schlüsselschwert genommen, und mich in die Seite gepiekt, als ob er wissen wollte, ob ich tot bin, oder nur so tue.“

Zexion stützte sich auf seinen Ellbogen. Zusammen mit Saïx und mir saß er an einem Tisch und erklärte diesem, was passiert war. Er schrieb alles auf und ich machte den Report für den gestrigen Tag fertig. Das blieb mir wenigstens erspart.

„So gefällst du mir gleich besser. Unter Zucker bist du grausamer als Demyx.“, bemerkte Saïx.

„Das liegt einzig und allein daran, dass er auf den Kopf gefallen ist.“, lachte Axel, der durch den Raum gestiefelt kam.

„Ich will nicht wissen, worauf du gefallen bist, bevor du auf Roxas losgegangen bist.“, knurrte Zexion zurück.

„Wie auch immer, was hat Sora dann gemacht?“, fragte ich, um die beiden aufzuhalten. Ein Schlagabtausch zwischen Zexion und Axel ähnelte in etwa auch einem von Xigbar und Xaldin, aber er war intelligenter, intellektueller, schwerer zu verfolgen... und vor allem viel fieser. Viel fieser. Wenn man wusste, worüber die beiden sich ausließen, kam man fast um vor Fremdscham. Allein wegen des Themas.

„Ich habe mich nicht weiter bewegt, und der ist dann abgedampft. Wie gesagt, Lexaeus hat mich von der Erde gekratzt.“, schnaubte Nummer sechs.

„Und warum hast du ihn nicht angegriffen?“, fragte Axel vorwurfsvoll.

„Warum sollte er Lexaeus angreifen?“, fragte ich dazwischen sehr verwirrt.

„Ich meine Sora, nicht Lexaeus..“ Axel schlug sich mit der Hand vor die Stirn, als Ausdruck meiner Dummheit. Danke, wirklich. „Vielleicht weil ich blutend und halbtot auf der Erde lag?!“, keifte Zexion. Jedenfalls keifte er für seine Verhältnisse, also verstand man ihn auch aus mehr als fünf Metern Entfernung. Wenn auch nur knapp.

„Das ist ein Argument... Aber ich wäre aufgestanden!“, murrte Axel großspurig.

„Wärst du nicht.“, trällerte ich.

„So schlimm sah er doch gar nicht aus.“, widersprach er.

„Du hast ihn ja auch nur von hinten gesehen.“, bemerkte Saïx.

„Ja und? Er sieht viele Leute manchmal nur von hinten.“, meinte Zexion.

„Und was macht er dann von hinten?“, fragte Axel sehr interessiert. Warum er von sich selbst in der dritten Person sprach, war mir ein Rätsel, aber vielleicht fiel es so weniger auf, dass er sich selbst meinte.

„Na, das steht nicht wirklich zur Debatte. Das ist doch klar. Entscheidend ist aber, dass er es demjenigen von hinten macht. Dativobjekt, Leute.“ Zexion klang so, als sei er ganz in seinem Element. - Der Grammatik natürlich.

„Wem macht es Axel von hinten?“, fragte Roxas, auf uns zu laufend. Er hatte den unschuldigen Ton eines Kindergartenkindes angeschlagen.

„Dir, wem sonst?!“, knurrte Saïx langsam sehr genervt.

Roxas verdrehte sich den Hals und schaute auf seinen Hintern hinunter.

„Nein, im Moment nicht, nein.“, antwortete er. Wie konnte er nur so unschuldig klingen?!

„Im Moment, Kleiner, im Moment.“, betonten wir übrigen vier fast synchron.

„Ich weiß. Ich bin gestraft.“, grinste er und kratzte sich am Hinterkopf. Dabei rutschte wieder der Ärmel der Kutte hoch.

„Nettes Armband.“, kommentierte Zexion. „Ja, auf so was stehst du, nicht?“ Woher auch imemr Axel das nun wieder wusste...

„Was hast du denn schon versucht, um das Teil loszuwerden?“

„Ich hab draufgehauen, Lexaeus hat versucht, es aufzubiegen, allerdings hat er mir fast das Handgelenk gebrochen, und Vexen wollte irgendetwas da rüberkippen, aber als er die Schutzbrille und Atemmaske aufgesetzt hat, bin ich weggelaufen.“

„Junge, du weißt schon, dass du ein Schlüsselschwert hast, oder?“, fragte ich recht perplex. Das schockte ihn kurz.

„Deswegen ist er unser Anführer: simpel aber genial.“, lachte Saïx, ein wenig sarkastisch.

„Eh, hast du noch genug Vaseline? Wenn nicht, ich hab immer genug im Haus.“, meinte Axel ganz trocken.

„Warum Vaseline?“, fragte Saïx verwirrt stockend.

„Wie willst du ihm ohne Schmiermittel bis zum Bauchnabel in den Arsch zu kriechen? Das ist nicht nur für ihn unangenehm, so lange stillhalten ohne Worte ist grausam, sondern auch für dich, wegen dem Sauerstoffmangel.“, erklärte Axel. Das ließen wir alle erstmal sacken.

„Woher weißt du das alles?“ Angewidert verzog Saïx das Gesicht.

„Wikipedia.“, antwortete Axel fasziniert. „Schön zu wissen. Und danke, ich hab genug Vaseline.“

„Entweder fängt er gleich an zu schreien, auf dich einzuschlagen, oder er fällt um.“, kommentierte Roxas.

Saïx stand auf, sich am Tisch abstützend. „Ich geh ´ne Runde spazieren.“, murmelte er monoton und ging langsam torkelnd ein Stückchen zur Tür. Es war nur ein Stückchen. Dann kam von hinten jemand angerast, der schrie ‚Ich geh mit!’. Nummer sieben zuckte bei der Stimme Demyx’ zusammen. Und lief. Dummerweise war man ihm dicht auf den Fersen.

„Was zur Hölle...?“, murmelte Roxas, ihnen beiden überrascht hinterherschauend. „Wenigstens hat er den Block hier gelassen.“ Ich zuckte mit den Schultern und riss die Seite aus Saïx’ Block.

Niemand antwortete, also warf ich eine neue Frage in den Raum. „Hat einer ´ne Ahnung, wo Larxene zurzeit ist?“ „Wozu brauchst du Larxene?!“, fragte Roxas geschockt. „Sie ist doch bei Sora, oder?“, fragte der lila Mob. Wir nickten. „Was macht denn dann Sora?“

„Sie hat sich noch nicht gemeldet. Müsste sie allerdings bald. So lange kann Sora nicht brauchen, um sich bei seinen Freunden wieder beliebt zu machen.“, erklärte ich.

„So wie wir ihn kennen, wird er erstmal wieder zwei Tage im Gummischiff sitzen und heulen, wenn er sich verabschieden muss.“, knurrte Axel lachend. „Na das musst du ja wieder wissen.“, zischte Roxas.

Tat ich nur so, verhörte ich mich, waren Wattestäbchen für die Ohren wirklich so schädlich, wie alle sagten, oder klang Roxas, der kleine abgebrochene Meter, dem nie etwas nahe ging und der immer alles ganz locker aufnahm, sich niemals aus der Bahn werfen ließ, doch tatsächlich irgendwie schnippisch? „Was soll das denn heißen?“, fragte Axel ganz baff.

Anstatt einer Antwort verdrehte Roxas nur die Augen. Ein einziges Wort schoss mir durch den Schädel, wie ein Banner hinter einem kleinen Flugzeug, dass als Reklametrommel seine Kreise über die Straßen zog. Es glitt grell leuchtend von rechts nach links durch meinen Schädel, sodass ich nur einen Buchstaben nach dem anderen erkannte, weil das Wort unheimlich langsam war, als ziehe es durch leicht angetrockneten Uhu.

‚Pubertät’.

Welch ein Wort. Schade, dass ich meinen Gedanken den anderen nicht mitteilen konnte. Oder war es vielleicht doch nur Eifersucht? So ganz schlau wurde ich aus dem Jungen dann wieder doch nicht.
 

Doch bevor ich noch weiter ins philosophieren kam, tauchte plötzlich, mit einem unglaublichem Timing, ein waberndes, schwarzes Loch auf, aus dem blaue und schwarze Ranken schlugen zu scheinen. Daraus trat eine schwarz verhüllte Gestalt.

„Larxene! Was gibt es Neues?“, fragte ich stürmisch. Es war nicht schwer, ihre Gestalt von denen der anderen zu unterscheiden.

Sie nahm die Kapuze ab und setzte sich erst einmal. „Na sag schon, was ist los?“, drängelte ich. „Herr Gott. Das war einfach zu viel für mich. Hat einer mal ein Glas Wasser?“, ächzte sie. „Sorry, Demyx ist grade weg. Und wir hatten auch erst Lexaeus suchen müssen; er ist, glaube ich, der einzige, der es schafft, jemanden so zusammen zu quetschen, dass er in ein normales Wasserglas passt.“, meinte Roxas.

„Eh, du warst auch schon mal lustiger!“, rief Axel irgendwie ein wenig empört. „Das war bevor ich dich kennen gelernt hatte.“, knurrte dieser zurück.

„Was denn nun?“, quengelte ich weiter. „Oh Mann. Das war einfach zu viel für mich.“, schnaufte sie, total fertig.

„Was denn nun?! Was?!“, schrie ich aufgebracht.

„So viel Kitsch vertrage ich einfach nicht. Es war grausam. Das Schlimme war ja daran, dass ich Notizen gemacht habe darüber! Ist euch schon mal vom Schreiben schlecht geworden? Mir schon. Vorhin.“, knurrte sie und wirkte ein wenig wie ein Kartoffelsack, den man mit aller Mühe versucht hatte, auf einen Stuhl zu setzen. Einen Arm auf ihrer Rückenlehne, einen neben dem Knie baumelnd, die Beine schon fast im Hundertachtziggradwinkel zueinander, ein Bein angewinkelt, das andere gestreckt, sodass sie Axels Füße mit ihrem fast berührte, obwohl er ihr gegenüber saß.

„Passt auf, gleich schreit sie ‚Holt mir mal einer ´n Bier?’ und in dem Moment wo einer dann aufspringt und sie meint, sie sei alleine, kratzt sie sich am Hintern.“ „Axel, manchmal glaube ich, du kannst Gedanken lesen.“, staunte ich.

„Bestimmt... versuchen wir es noch einmal. Wetten wir, ich kann Saïx’ Gedanken bis hier hin lesen?“, versuchte er schwer ein Grinsen zu unterdrücken. „Ich sehe... ich sehe... ich hab es... es wird immer klarer... es ist... Vaseline.“ Er hatte die Augen geschlossen und leicht zusammengekniffen und dabei wild mit den Armen gerudert und gestikuliert, wobei er Zexion fast ins Gesicht schlug.

„Na da siehst du’s: du hast ihn nur auf dumme Gedanken gebracht!“, schnaubte ich, konnte mir das Grinsen aber dennoch nicht verkneifen.

„Was war denn jetzt mit Sora?“, kam Zexion endlich wieder zum Thema.

„Er hat sich verabschiedet und geheult. Das war ja klar, und eben nichts Besonderes. Aber das mit dem hin und her von Kämpfen und dieses lang gezogene ‚Nein!’, ganz nach dem Film ‚Bodyguard’, als Leon fast abkratzte in einer Welle von Herzlosen vor dem Tor, war grausam. Anders war die Geschichte zwischen Leon und Cloud, aber das ist wieder ´ne andere Szene...“, grinste sie und tauchte kurz gedanklich in die besagte Geschichte ab.

„Sag mir nicht, dass das auch in deinen Aufzeichnungen steht.“, bat ich sie, ein wenig flehend.

„Ach was! Ich bin doch nicht so pervers und schreib das auch noch auf!“, grinste Larxene kichernd.

Axels rechtes Auge zuckte ein paar Mal unkontrolliert, dann ließ er sich schwungvoll nach hinten fallen und hielt sich krampfhaft und sehr feste mit beiden Händen die Augen zu. Leider krachte er etwas zu schwungvoll nach hinten, sodass er samt Stuhl auf die Erde schlug. Genau in dem Moment fing ich an, darüber nachzudenken, ob das Wörtchen ‚leider’ am Satzanfang wirklich passte.

Es war jedes Mal schön, ihn auf einem Stuhl sitzen zu haben, und wenig später dann mit dem Stuhl auf der Erde liegen zu sehen. Jedes Mal erfreute mich das auf ein Neues.

„Bilder! Bilder, in meinem Kopf! Ah! Rosa Elefanten! Rosa Elefanten... rosa Elefanten...“ Kurz schwieg er, als würde es sich noch einmal überlegen. Nur um direkt viel lauter aufzuheulen und sich zu winden.

Roxas hatte die Finger verschränkt und Däumchen gedreht, und schaute nun wieder mit den großen Augen eines Kindergartenkindes von der Seite auf ihn hinab.

„Der Junge hat einfach zu viel Fantasie...“, seufzte er. Axel wand sich weiter und fing nebenbei noch an zu keuchen.

„Wäre ich nur nicht in den Zoo gegangen! Ah!“, schrie er. „Zexion? Hilfe. Ganz schnell.“, meinte ich trocken. „Roxas, beruhige ihn mal.“, kommandierte dieser darauf. „Wie denn?! Was hat er denn?!“, fragte dieser ein wenig gereizt, da das Wimmern einfach kein Ende zu nehmen schien. Ähnlich wie das Maunzen Marluxias. Der Gedanke daran allein entfachte in mir neue Wut.

Seufzend stand Zexion auf und hockte sich neben Axel. Besänftigend tätschelte er ihn und redete ihm mit seiner monotonen Stimme gut zu. „Schon gut... das ist alles gar nicht wahr... diese Bilder sind reine Ausgeburten deiner Fantasie... das ist niemals passiert und du hast es auch niemals gesehen... denk an was anderes... denk an Blumenwiesen, Weihnachtskekse oder sonst was... ganz ruhig.“

Langsam beruhigte sich Axel tatsächlich. Dank sei Zexion, dem Hobbypsychologen!

„Ich würde sagen, er hatte Bilder im Kopf von Leon und Cloud. Schließlich hat er die beiden auch schon einmal gestört, als sie beinahe... na ja, wie gesagt, er hat sie daran gehindert, nicht jugendfrei zu werden. Und dies hat er, schätze ich, sich noch einmal vor Augen gerufen. Wenn auch unfreiwillig. Durch die rosa Elefanten dachte er dann wahrscheinlich, wie er es auch sagte, an einen Zoobesuch. Wahrscheinlich ging es dann um zwei Elefanten, die... na ja, wenigstens muss ich es mir jetzt nicht vorstellen. Wie gesagt, Axel hat eine lebendige Fantasie.“, schloss Zexion ab.

„Und ich ziehe daraus, dass du dich entweder sehr intensiv mit Axel befasst hast, oder du ein ein gutes Gespür dafür hast.“, bemerkte ich.

Axels Auge zuckte wieder eine kurze Weile. Dann schrie er wieder. Zexion beruhigte ihn wieder, wie auch immer er es anstellte. „Lass mich raten: es hatte was mit Blumenwiesen und Keksen zutun?“, meinte Zexion. Axel nickte verstört.

„Oh mein Gott... und ich dachte, das was er tut ist pervers, aber das was er denkt muss ja wohl echt Hardcore sein, wenn er darunter selbst leidet.“, staunte Larxene. „Trotzdem steh ich drauf, wenn er sich auf der Erde windet.“, grinste sie.

„Zurück zu Sora.“, wies ich an. „Okay... ähm... er ist auf nach Atlantica. Er hat es gesagt und er ist schon los geflogen. In ein paar Minuten dürfte er da sein.“, erklärte sie.

Also kramte ich in Saïx’ Block nach der Liste der Missionen. Das würde eine Doppelmission werden. Atlantica war nicht nur groß, sondern auch unübersichtlich. Und unter Wasser würde das Kämpfen doppelt so schwer werden – außer für Demyx, den ich aber einfach nicht schicken wollte. Irgendwas sträubte sich in mir immer dagegen. Ich wollte von Natur aus Blamagen vermeiden. Aber es ging ja nun mal nicht anders.

„Wen haben wir denn da...“, murmelte ich suchend. „Ach...!“, machte ich freudig grinsend.

Etwas Kleines in mir hielt sich wieder die Taschenlampe unter das Kinn. Es krümmte die Finger zu Klauen... na, langsam kennt man die Geschichte. „Wen schickst du?“ „Lass das mal meine Sorge sein...“, grinste ich teuflisch. Fast hätte ich die Schultern hochgezogen, die Fingerspitzen zusammengelegt und ‚Ausgezeichnet’ gemurmelt.

Den Block fest in der Hand stand ich auf und suchte nach den zwei Erkorenen.
 

Der Anblick, der sich mir bot, war keineswegs ungewohnt. Aber dennoch, wie immer, sehr verwirrend. Was auch immer ich tat, mich verwirrten die Leute hier immer noch ein wenig.

Es machte mir schon ein wenig Angst, Marluxia betteln zu sehen. Das passte nicht zu ihm. Ganz und gar nicht. Wenn er irgendetwas wollte, dann holte er es sich. Aber er bettelte nicht.

Und dann auch noch Vexen. Es war unglaublich. Natürlich wusste ich, worum es ging.

Aber dennoch war es immer wieder faszinierend, sich einer anzüglichen Doppeldeutigkeit hinzugeben.

„Bitte Vexen! Ich halte das nicht mehr lange durch! Ich bitte dich!“, heulte Marluxia auf. Seine Stimme zitterte.

Die Finger ineinander gekrallt hockte er kraftlos auf der Erde. Er saß auf der Erde, die Unterschenkel unter den Hintern gezogen. Fremdscham kannte ich, nur zu gut, ich lebte mit meiner Organisation unter einem Dach, aber Fremdschmerz war mir neu. Wie lange würde er brauchen, um sich selbst die Beine abzuquetschen?

Vexen machte mir auch nicht weniger Angst. Seine Miene wandte sich leicht der Decke zu, er schielte zu Marluxia hinunter. „Bitte! Lass mich doch nicht so leiden!“ Marluxias Stimme zitterte immer noch.

Vexen lächelte leicht. Sein irres Grinsen, das er gelegentlich zur Schau stellte, war nichts dagegen. Er lächelte leicht, irgendwie betrübt und fröhlich gleichzeitig.

In erster Linie aber kalt.

Ich beobachtete von der Tür aus, ohne mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Keinen Mucks machen, so lautete mein oberstes Gebot. Eigentlich hätte mich Vexen aus dem Augenwinkel sehen müssen. Prüfend musterte Nummer Vier den Knienden. „Na ich weiß nicht...“, murmelte er. Marluxia bemerkte mich sowieso nicht. Er war zu fixiert auf Vexen. „Bitte! Ich halte das einfach nicht mehr durch! Bitte...“ Die Geschichte kam mir definitiv zu krank vor.

„Oh... ich weiß auch nicht. Soll ich, soll ich nicht...?“ Gequält kniff Marluxia die Augen zusammen und sank noch weiter in sich zusammen, wobei ich staunte, dass das überhaupt noch möglich war. „Bitte.“

Vexen ließ den Kopf hängen. Er hockte sich vor Marluxia, der die Augen immer noch zu kniff. Ich glaubte es kaum. Das ganze kam mir viel zu privat vor. Vexen legte Marluxia eine Hand an die Wange.

„Marly, du hast ein Problem.“ Okay, das kannte ich jetzt aber gar nicht. Ein Spitz- oder Kosename für Marluxia aus Vexens Mund war ja schon krank und unheimlich. Aber Zärtlichkeiten seinerseits, da fielen mir beinahe die Augen aus dem Kopf. Und mein Mageninhalt sehnte sich wieder nach frischer Luft.

„Ich weiß...“

„Na schön.“, gab sich Vexen endlich. „Und dann kriegst du... nein, besser nicht. Dann wenigstens irgendwas, das dich außer Gefecht setzt. Oder dich umbringt.“, murmelte Vexen leise.

„Danke!“, seufzte Marluxia und umschlang ihn. Vexen zog scharf Luft ein. „Marluxia... nimm deine... Fingernägel aus meinem Rückenmark.“, bat er tonlos. „Natürlich!“ Marluxia riss die Hände zurück und schaute ihn gerührt an.

Vexen erhob sich und zückte eine Kanüle aus der Kuttentasche. Marluxia stand dafür, dass er noch grade eben so da gesessen hatte, lässig auf und ließ sich nicht den leisesten Schmerz anmerken. In einer einzigen, fließenden Bewegung zog er den Reißverschluss seiner Kutte auf und ließ sie zu Boden gleiten. Ich wette, das hatte er mindestens drei Monate vor dem Spiegel geübt.

Er lächelte schon fast ein wenig, als er sich den rechten Ärmel hoch schob. „Wenn ich bitten darf...“, murmelte er. Vexen zog eine Spritze auf.

Ab da wandte ich mich richtig ab. Mit Nadeln hatte ich so meine Probleme. Mit Nadeln in Leuten. Mit Nadeln überhaupt.

Ich zählte langsam bis zehn. Dann bis zwanzig. Dreißig. Vierzig. „Xemnas. Du kannst wieder schauen.“, knurrte Vexen.

„Gut!“, lachte ich ein wenig hysterisch. Er hatte Marluxia zu einem Stuhl geführt, auf den er sich gesetzt hatte. „Was ist denn?“, fauchte er leise. Ich freute mich irgendwie.

„Vexen, Marluxia?“, grinste ich gespielt verlegen. „Was?!“, schnauzte Vexen. Marluxia hatte die Augen geschlossen und sich an die Wand gelehnt.

„Ihr geht nach Atlantica! Jetzt Jeheeee~tzt!“, trällerte ich. „Chef?“ „Hm?“, machte ich.

„Das hätten sie jetzt auch nicht fünf Minuten eher sagen können, oder?!“, zischte er leise. „Nein.“, meinte ich ganz ehrlich. Ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als die beiden aus dem Raum verschwanden.
 

Langsam war ich eingenickt, mich auf meinen Ellenbogen auf den Tisch stützend.

Zwei Gestalten kamen durch die Tür. Vexen hörte direkt auf, Marluxia zu stützen, kaum das dieser in der Nähe des Tisches war.

Marluxia setzte sich neben mich auf einen Stuhl.

„Boa.“, machte er erschöpft.

„Was denn?“

„Boa ey, das war voll heftig.“, ächzte er.

„Was denn?!“, keifte ich ungeduldig.

„Mann, ey. Ich find es ja schon übel, abgeschleppt zu werden. Besonders von dem da.“, deutete er abfällig auf den empörten Vexen, „Aber die Geschichte davor... wow. Da war erstmal voll die Schlampe, die denkt, die wär’ ich!“

Sein sprachliches Niveau lag in etwa bei Xaldins Reporten, nur ohne die Zeichenfehler.

„Ach, mit roten Haaren?“, fragte ich. Arielle. Bei dem Namen drehte sich doch schon alleine der Magen um.

„Ach, Axel war auch da?“; fragte Zexion plötzlich hinter mir. „Musst du mich imemr so erschrecken?!“ Zexion saß auf einer Fensterbank hinter mir und widmete sich die Augen verdrehend wieder seinem Buch. „Seit wann sitzt du da?!“, fragte ich. „Seit einer Stunde. Ich hab auch das Taschentuch dahin gelegt.“ Zexion deutete auf mich. „Hä?“ Kurz schaute ich um mich. „Igitt.“, machte ich dann selbst.

Anscheinend hatte ich im Halbschlaf unbemerkt gesabbert. „Gern geschehen.“, murmelte er selbstgefällig mit einem Splitter von Grinsen im Gesicht.

Marluxia schaute etwas unsicher zwischen uns hin und her. Nur um mit neuem Elan und ohne zu atmen weiter zu reden.

„Nein, Mann! Boa, das war voll die Runzel, voll die Schabracke! Die hatte so was voll Enges an, hauteng. In schwarz. Und die hatte Dellen. Nein, keine Dellen, Schlaglöcher. Und das ging so über in Tentakel! Bah, da wurde mir erstmal voll schlecht, eh! Und die war geschminkt wie ´ne Nutte. Blaue Glubscher und pinke Fresse, dazwischen sämtliche Farbverläufe. Und die Haare, eh, weiß und so komisch hochgekringelt wie Sprühsahne! Und das allerschlimmste, wirklich, war die Haut. Die war lila. Aber nicht purpurfarben, pflaumfarben oder eher pinklila, nein, sie war fliederfarben. Die hat doch noch nie die Sonne gesehen! Und ein bisschen Sauerstoff täte auch was. Mann, die Olle tat aber mal so in den Augen weh, das glaubst du nicht! Und die dachte, die wäre ich!“, fiepte er aufgebracht.

„Ursula?“, fragte ich, langsam verstehend.

„Ja?“, machte er. Eine Weile wartete ich auf weitere Worte.

Er anscheinend ebenso. „Was denn?“, fragte er ungeduldig.

„War sie Ursula?“, fragte ich vorsichtig.

„Nein! Ich bin ich, nicht sie ist ich!“, quiekte er verzweifelt. Ich nickte vorsichtig. Hörte man die Zahnräder eigentlich in meinem Schädel rattern?

„Also... bist du Ursula?“, schloss ich daraus. „Ja! Sag ich doch! Das sieht man doch!“ Erschöpft und mental völlig im Keller verschränkte er die Arme auf dem Tisch und vergrub sein Gesicht darin. Beruhigend strich ich ihm über den Rücken.

„Alles wird wieder gut... ganz cool...“, murmelte ich. Na, bei Zexion klang das trotzdem um Längen besser. „Leg dich mal ´ne schöne Runde hin.“, empfahl ich. „Genau.“, schniefte Marly.

Natürlich war er nicht Ursula.

Er war Marluxia.

Marluxia unter Drogen.

„Wo kann ich mich denn ein wenig lang machen, ohne gestört zu werden?“, fragte er und stand auf, immer noch klitschnass. „Da lang, durch den Flur. Da sind ganz viele Türen mit römischen Zahlen. Die elf ist im Moment außer Haus, also kannst du dahin. Außerdem klopft sowieso nie jemand freiwillig an diese Tür.“ Entschlossen, dennoch leicht skeptisch, stapfte Marly los, auf in sein eigenes Zimmer.
 

Kaum war er aus dem Raum, sank ich jämmerlich auf meinem Stuhl zusammen. „Das bringt mich eines Tages noch mal um! Man kann sich doch hier nur auf eine Hand voll Leute verlassen!“, schrie ich, furchtbar verzweifelt.

„Zähl mal auf.“ Zexion lächelte leicht und deutete auf mich.

„Ich selbst traue keinem etwas zu und brauche immer ausführliche Berichte über das, was passiert ist. Eine Art Kontrollzwang.

Xigbar hat nur Scheiße im Kopf! Streiche spielen ist sein Leben. Ich weiß ja auch nicht, wie alt er ist, aber der Jüngste wohl auch nicht mehr, was?“, fragte ich ein wenig... na, nicht vorwurfsvoll, aber dennoch im ordentlich jammernden Ton.

Trocken auflachend nickte Zexion. Erst als ich ausgelassen weiter tratschte bemerkte ich, dass er gelacht hatte. Über mich. Über mich. Premiere. Ich hatte einen Orden verdient. Meinen Triumph würde ich später genießen und feiern.

„Xaldin hat Aggressionen. Viel zu große.

Vexen bringt kleine Kinder zum weinen.

Lexaeus ist okay, zwar wirkt er manchmal etwas dumpf, als hätte er sich selbst in eine fette Schaumstoffschicht gewickelt, aber er tut, worum man ihn bittet.

Du bist auch okay, zwar manchmal etwas sarkastisch und gehässig, aber sonst korrekt.

Saïx hat ´ne gespaltene Persönlichkeit, einmal launisch und einmal kommt der Part mit der Vaseline.

Axel macht auch gelegentlich einen guten Job, wenn er nicht von kleinen Jungs abgelenkt wird. Komische Schwächen hat er.

Demyx ist hyperaktiv und einfach zu naiv.

Luxord... über ihn muss ich doch echt nicht mehr viel sagen, oder? Spielsüchtig, alkoholabhängig, aber wenn er nüchtern ist, macht er ganz tolle Sachen.

Marluxia ist von Vexen abhängig... also irgendwie eher von seinem Stoff, den er sich da zusammenbraut.

Larxene ist sadistisch, brutal und oft auch zickig. Und Nymphomanin. Das reicht.

Und Roxas ist in der Pubertät und manchmal ziemlich paranoid. Siehst du? Jeder hat so seine Macken. Jeder.“, seufzte ich. Immer noch dachte ich an das leise, heisere und tiefe Lachen.

„Es steht keiner hinter mir, oder?“, fragte ich vorsichtig. „Nein, es droht keiner, dich zu erschlagen.“, verneinte Zexion und schlug sein Buch wieder auf.
 

Laut und ausgelassen gähnend ließ ich mich in meinen Stuhl zurück fallen.

Vorsichtig schielte ich auf meine Uhr. „Mann, wo steckt die Zeit denn wieder?“, fragte ich rhetorisch, aber dennoch erwiderte jemand hinter mir etwas:

„Wenn ich die Zeit suche, steckt sie normalerweise hinten in Xigbar, Demyx oder Zexion!“, lachte Axel hinter mir.

„Und falls man bei Ikea seinen kleinen Sohn verloren hat, brauch man nur Axel.“, lächelte Zexion falsch zurück. Axel ignorierte ihn.

„Alles okay?“, fragte er, mich skeptisch musternd. „Marluxia hält sich für Ursula.“, erklärte ich.

„Oh nein... an deiner Stelle würde ich verordnen, alle Besenstiele und Speere wegschließen zu lassen.“, empfahl Axel fröhlich grinsend, sich auf meine Rückenlehne stützend.

„Wieso denn das?“

„Zehn Mäuse, dass er versucht, sich einen Dreizack zu basteln. Denn so ´ne beschissene Krone, wie der Alte mit dem weißen Bart hat, hat er ja schon.“ „Ansem hat ´ne Krone?“, fragte ich ganz baff.

„Nein, ich meine den Vater von der Rothaarigen. Mensch, wie heißt sie noch...“ Axel schnippte ein paar Mal energisch, sich anstrengend, sich wieder an ihren Namen zu erinnern.

„Wie kannst du dich nicht an ihren Namen erinnern? Das war das einzige Mal, dass du was mit einem weiblichen Wesen hattest, das nicht Larxene war!“

„Ich hatte nie was mit Larxene. Ich bin doch keine Hete!“ Axel verschlug es fast die Sprache, so baff war er. Punkt für Zexion.

„Ja, erzähl das sonst wem. Ich hab mit Kairi geredet.“ Angriffslustig grinste Zexion.

Axel schnappte hörbar nach Luft und stammelte Widerspruchsfetzen. Nicht nur Marluxia machte sich gut im Bereich der Neologismen.

„Sie heißt Arielle.“ Schon wieder lächelte der lila Mob so falsch! Die Hände zu Fäusten geballt, dann zu Klauen gekrümmt wandte Nummer acht sich mir zu.

„Wo waren wir stehen geblieben?“, knurrte er leise, sich schwer unter Kontrolle.

„Einundzwanzig.“, machte Zexion im Hintergrund. „Was?“, kam es von Axel, in einem reichlich dummen Tonfall, das ‚s’ verschluckend.

„Du hast dich zum einundzwanzigsten Mal geschlagen gegeben.“

„Ich bring ihn um. Vielleicht nicht heute. Vielleicht auch nicht morgen.“, murmelte Axel sehr leise. Nicht leise genug für Zexions Ohren.

„Auch nicht gestern, wie?“

„Aber ganz sicher übermorgen.“, keifte Axel wutentbrannt.

„Komm her. Versuch’s doch.“ Wütend stieß Axel einen aggressiven Laut aus – so musste ein Walross klingen, wenn man ihm das Futter wegnahm.

„Wo waren wir stehen geblieben?“ Axel biss die Kiefer so heftig zusammen, dass ich ihn kaum verstand, als er sprach.

„Marly verkleidet sich als Ursula, die die Accessoires von König Triton trägt.“, half Zexion aus.

„Ich bring den Giftzwerg um! Jetzt!“, keifte Axel plötzlich bellend und stürzte los. Schweigend beobachtete ich, wie Axel sich mit den Pfoten zuerst auf Zexions Hals stürzte und ihn versuchte zu würgen.

„Nichts da.“, zischte Nummer sechs grinsend und tauchte unter seinen Armen ab.

„Ich töte dich! Ich töte dich! Und dann zerreiß ich dich, und dann verteil ich die Einzelteile an die Leute, die dich mochten!“, bellte Axel und rannte Zexion wutentbrannt hinterher. „Dann brauch ich wenigstens nicht viel herumrennen, davon gibt’s ja kaum welche!“

Nun saß ich da, allein zurückgeblieben, seufzend und müde, obwohl ich vorhin eingedöst war.

Zwar war wieder etwas leben in der Bude, aber dennoch wäre es lustiger gewesen, hätten sich Zexion und Axel hier geschlagen und wären nicht abgehauen.

Schmollend verschränkte ich die Arme. Auch wenn mich keiner sah, brachte mir das beleidigte Schmollen Genugtuung.

Jedoch schien es so, als wären die höheren Mächte mir einmal gnädig gesinnt.

Zexion rannte nicht, er lief schnell, wie es Ärzte in Notsituationen im Krankenhaus zu laufen pflegten. Axel kam trotzdem kaum hinterher. Ein Stückchen hinter ihm hastete Roxas.

Ein Stückchen... ich sah ihn am Ende des Flures, so weit es ging war er weg. Mindestens zwanzig Meter, viele Türen standen offen, die den Blick auf den schnurgraden Gang gewährten.

Axel warf sich in einem waghalsigen Sprung auf Zexion, der hinfiel, sich aber noch halbwegs abfangen konnte.

„Axel!“, schrie jemand von hinten. Axel krallte sich an Zexions Füße, er schüttelte ihn aber ab.

Zexion drehte sich auf den Rücken, und versuchte, wenigstens in die Hocke zu kommen, um sich aufzurichten.

Da hatte er Axel aber außer Acht gelassen, der ihn nun schon wieder ansprang.

Zexion schlug hart mit dem Hinterkopf und dem Steißbein auf die Erde.

Der andere stützte sich auf seine Schultern und drückte seine Knie fest in Zexions Seiten.

Dieser ließ sich den Schmerz fast nicht ansehen.

„Axel! Axel! Was machst du da?! Was hast du vor?!“, schrie Roxas hechelnd.

„Ich will ihm wehtun. Und wenn ich ihn vergewaltigen muss. Ich. Will. Ihm. Weh. Tun.“, presste Axel hervor, Zexion fixierend und anstarrend, der sich nur lässig ein paar Strähnen aus der Stirn pustete.

„Ja, damit hast du kein Problem, hm?“, zischte der Kleinere unter Axel leise.

Wahrscheinlich sah Axel schon alles in der Terminator-Sicht: Ziel finden, anvisieren, töten. Er war absolut Blutgeil in dem Moment. Hauptsache es floss bald.

„Na los. Tu’s.“, knurrte Zexion leise. Während ich noch rätselte ich, ob er das auch das Wehtun bezog oder schon direkt auf die Vergewaltigung, veränderte sich Roxas’ Gesichtsausdruck in einem ähnlich kranken Tempo, wie irgendetwas furchtbar langsames im Zeitraffer. Von irgendwie geschockt, zu komischer Skepsis, hinüber zu brennender Wut und dann zu einer Mischung aus den dreien.

Er grinste, fletschte dabei aber eigentlich eher die Zähne, zog eine Augenbraue hoch, wobei das Auge der anderen Gesichtshälfte verwirrt und unkontrolliert zuckte. Alles in allem sehr faszinierend. Kaum einer konnte dermaßen bekloppt schauen.

„Du Masochist.“ Halb lachte Axel auf, trocken und irgendwie überrascht. „Na und? Jeder hat so seine... Neigungen. Angewohnheiten und Marotten.“ Sein dreckiges Grinsen hatte ich davor noch nie zu Gesicht bekommen. Doppelte Premiere. Ab mit der fetten, roten Spitze des Eddings und den Tag im Kalender anstreichen.

Zum ersten Mal, wie ich glaubte, kam es auch vor, dass es mir nicht in dem Kram passte, früh einen ordentlichen Report zu bekommen. Ich wollte das da sehen!

Kaum etwas war interessanter und dramatischer als Streitereien zwischen Zexion und Axel. Da konnten die Gladiatoren aus dem alten Rom nicht mithalten.

Aber nein, Vexen, die dumme Schrulle kam in den Raum gestampft und knallte mir ein Klemmbrett auf den Tisch.

„Was ist das?“, fragte ich perplex.

„Der Report.“ „Wie?“, fragte ich, den Blick nicht von den beiden am Boden wendend, die sich nun irgendwie durch die Gegend rollten; einmal keilte Zexion Axel ein, dann kniete Axel wieder auf dem Kleineren.

„Chef.“, knurrte Vexen und zwang meinen Blick, mit dem schmerzhaften Zug an einer meiner Haarsträhnen zu sich, auf sich.

„Was, Vexen?“, knurrte ich kalt.

„Der Report ist fertig. Mich wunderte es erst, dass Sie nicht aufspringen, und sich freuen. Aber das da“, er deutete auf Axel und Zexion, die sich gegenseitig würgten, „ist viel interessanter, was? Dafür ist der Report auch schön kurz. Viel Spaß.“

Er drehte einfach um und stapfte genauso davon, wie er gekommen war.

Mit einem Auge schielte ich zu den beiden auf der Erde, oh, wie mich dieses Bild mich freute, und mit dem anderen überflog ich den Report.
 

Thema:

Sora aufhalten, sich mit Ursula in Kontakt setzen

Ort:

Atlantica

Vorhaben:

Ihn zu zweit niedermähen

Bericht:

In Atlantica angekommen, beäugte mich Marluxia mit aufgerissenen Augen.

„Alles okay?“; fragte ich. „Natürlich...“, grinste er, und schwamm fröhlich auf und ab. Was Drogen nicht alles aus einem recht gesundem Menschenverstand machen konnten...

Langsam bereute ich natürlich, dass ich es ihm gespritzt hatte.

Ich hatte es auch schon dreißig Sekunden nachdem ich es ihm gespritzt hatte bereut.

Plötzlich schoss Marluxia davon, in welche Richtung auch immer er schwamm. Er selbst konnte keine Ahnung haben. Das erwartete ich aber auch nicht.

„Marluxia!“ Bis ich ihn eingeholt hatte, aufgehalten hatte, und ihn dazu gebracht hatte, die Finger von mir zu lassen, vergingen so einige Minuten.

Aber ich war stolz auf ihn, denn er hatte uns zu einer tief gelegenen Grotte geführt. Zwar hätte fast jeder Depp dorthin gefunden, und das in weniger als anderthalb stunden, aber er trug zur Mission bei.

Die Grotte war lila. Als wäre das nicht schon ein schlechtes Zeichen gewesen. Außerdem leuchtete sie unheilvoll aus dem Inneren. Noch ein schlechteres Zeichen.

Ohne Worte zischte Marluxia hinein, besorgt folgte ich ihm.

Zwischen kleinem Gestrüpp, was sich später als verwunschene Fischleichen oder ähnliches herausstellte, waren ein paar Stalagmiten, von der Decke hingen viele Stalaktiten, die auf mich wie Zähne wirkten.

Marluxia hielt kein Geschrei auf. Das hatte ich da schon längst begriffen. Also versuchte ich erst gar nicht.

Verworrene Gänge führten letztendlich zu einer Art großem Raum. Ohne darauf zu achten, was los wäre, suchte ich nach Marluxia. Er lag auf dem steinernen Grund.

Schnell hob ich ihn an und schlug ihm ins Gesicht. Gemein, aber wirkungsvoll.

Während er brabbelnd zu sich kam, schaute ich um mich. In der Mitte des Raumes stand ein großer Kessel, mit einem komisch blubbernden Inhalt.

Warum das Zeug sich nicht mit dem Wasser um uns herum vermischte konnte ich nicht sagen, dafür gab es bestimmt logische Erklärungen, was wir aber auch nicht zu erwarten hatten, schließlich war das die Grotte der Hexe Ursula, und Disney hatte hatte nicht umsonst über sie eine Dokumentation gedreht.

Die Hexe selbst schien im Moment nicht anwesend zu sein. Allerdings hörte ich Klirren und Werkeln aus einem Raum, der an diesen grenzte.

Dann kann Ursula zu Vorschein.

Ein unangenehmer Anblick, wie immer.

„Das war ich aber nicht.“ Sie deutete auf Marluxia, der wieder zusammensackte, während ich ihn noch festhielt.

„Ich weiß. Ich war’s.“, grinste ich etwas verlegen. „Marluxia!“, zischte ich ihm zu, „Wach auf! Wach auf, oder du kriegst nie wieder was von dem Zeug!“

Sogar das half nicht. Im Moment war ihm das wohl auch egal.

„Was wollt ihr bei mir?“

„Fragen, ob du dich mit uns gegen Sora verbündest.“

Ursula zog die Mundwinkel abschätzend nach unten, eine Augenbraue nach oben. Sie schwieg. Zwei Minuten lang.

„Ursula?“, fragte ich deshalb, um sie zum reden zu bringen.

Marluxia zuckte in meinem Klammergriff auf. Ich ließ etwas lockerer. Leider erfuhr ich erst später, das ich ihn hätte verletzen können, wie ich wollte, und sich doch nichts geändert hätte.

„Na ich weiß nicht. Ich bin nicht hinter Sora her, sondern hinter Triton.“, meinte sie. Es klang eher so, als würde sie jedes Wort ausspucken. Im Gegensatz zu den meisten Leuten verstand ich mich relativ gut mit Ursula, deswegen konnte ich mich auch so locker mit ihr unterhalten. Für unsere Verhältnisse locker.

„Machen wir einen Deal? Wir, oder ich, entledige Triton seines Dreizacks und seiner Krone, und du verbrüderst – oder verschwesterst - dich mit uns.“, bot ich an.

„Ähm... nein.“ So vernichtend schaffte nur sie es, zu reden. Brutal, aber direkt und ehrlich.

„Trotzdem danke.“ Ich nickte ihr zu und verstärkte den Griff wieder um Marluxia, um mit ihm aus der Grotte zu schwimmen. Noch weiter zu fragen würde nur in Flüchen und Verwünschungen wenden, das hatte ich schon ausgetestet.
 

„Scheiße.“, knurrte ich. „Ursula.“

Abfällig schnaubte ich. Sofort zuckte Marluxia in meinen Armen direkt wieder auf.

„Ja bitte?“, murmelte er, mit hochgeschraubter Stimme.

„Ich, äh... was?“, machte ich verdattert. „Geht’s dir gut?“ Er nickte.

„Ursula will sich nicht mit uns verbrüdern.“, erklärte ich ihm und ließ ihn los.

„Wer?“, fragte er skeptisch. „Ursula!“ Genervt rollte ich mit den Augen. Auf diese Spielchen hatte ich jetzt echt keine Lust. Gar keine.

„Ja? Warum sagst du meinen Namen?“

„Oh Mann.“, murrte ich und ballte die Rechte zur Faust. Weit holte ich aus und schlug ihm uns Gesicht. Sehr froh, dass er keinen Zahn ausspuckte, beobachtete ich ihn.

„Was sollte das, zur Hölle?! Ich verfluche dich! Dich und deine ganz Bagage!“, schrie er. „Fresse, Marluxia.“, schnauzte ich lustlos. Guter Ton hin und her, bei ihm waren Hopfen uns Malz verloren.

„Ich bete dass das an den Drogen liegt!“, knurrte ich. „Was für Drogen?“ Mit dem Kopf schüttelnd schwamm ich davon.

Marluxia verfolgte mich. Wie üblich, wie ich es gewohnt war, aber dennoch war es mir sehr unangenehm.

Marluxia ging klar, aber ‚Ursula’ machte mir Angst.
 

Schließlich stieß ich auf Sora. „Sora!“, rief Arielle und schwamm auf ihn zu.

Ich versteckte mich hinter einem Felsen und packte Marluxia am Genick, um ihn zu mir hinzu zu ziehen. „Was?“, zischte er. Ich hielt ihm den Mund zu.

Sora rollte theatralisch mit den Augen und wandte sich ab, flankiert von Donald, mit dem Tintenfischunterteil, und Goofy, der Schildkröte mit... ähm, tja, Goofy-Kopf.

Sora stellte etwas mit einem Hai- oder Delfinende dar. Marluxias Fischschwanz war rosa, passend zu seinen Haaren. Ich selbst gab mich mit einem blaugrünen Ende einer Qualle zufrieden.

„Sora!“, quiekte Arielle wieder freudig. „Vergiss es.“, knurrte Sora. „Was denn?“ „Hör einfach auf damit.“ „Womit?“, fragte sie schmollend, schon die Nase hochziehend.

„Hör auf damit, hab ich gesagt. Sei nicht so ein Weichei.“, knurrte Sora uninteressiert den Blick abwendend. Musste er ja grade sagen. Er heulte, wenn er sich von seinen Freunden verabschieben musste.

„Warum bist du so gemein zu mir? Seit wann eigentlich?“, schniefte sie, die Tränen nicht einmal versuchend zurückzuhalten.

„Ich hasse Mädchen.“, murmelte er leise.

„Warum?!“ „Du heulst für jeden Scheiß! Ich heul auch oft! Aber nicht wenn mich jemand anschnauzt! Sondern irgendwie... wenn es seien könnte, dass ich jemanden zum letzten Mal lebend sehe, zum Beispiel.“, erklärte er. Klang plausibel. Selbst für mich. Eine Weile schwiegen alle beteiligten..

„Wie geht es Ursula?“, fragte Donald schnatternd.

„Ganz gut.“ Aber bei dem Namen wand sich Marluxia aus meinem schraubstockähnlichem Griff und sprang hinter dem Felsen hervor.

„Mir geht’s prächtig!“, grinste er.

„Stört es dich, wenn ich der kleinen Schnecke den Kopf von den Schultern reiße?“ Sora schüttelte eifrig mit dem Kopf, als Marluxias auf den von Arielle deutete.

„Moment mal...“, machte Sora.

„Du bist nicht Ursula. Dich kenn ich. Du bist der Typ mit der Sense.“

Marluxias Augen blitzten auf und in seiner Hand erschien seine Sense, die größer war als er selbst, die er aber trotzdem mit einer Hand ausbalancierte.

„Bin ich nicht.“, knurrte er und ging auf Sora los. Ich beobachtete das von der Seite. Aber als Donald und Goofy auf Marluxia eindroschen, ging ich auch dazwischen.

„Eh, hört auf!“, keifte ich und verpasste beiden gleichzeitig eins mit meinem Schild. Der hatte gesessen.

Marluxia hatte derweilen Arielle den Stiel seiner Sense auf den Schädel geschlagen.

„Gegen uns hast du keine Chance.“, grinste ich, „Nicht wenn wir zusammen arbeiten!“

„Genau! Ursula und der Typ mit den Glubschaugen sind zusammen unschlagbar!“, rief Marluxia.

„Nein!“, rief Sora und warf sein Schlüsselschwert in die Ecke.

„Ich geh. Da hab ich keinen Bock mehr drauf.“, ächzte er und drehte sich um, um davon zu schwimmen. Nicht mit Marluxia. Der hatte seine furchtbar lange Sense gepackt und in wieder eingefangen.

Sora gab sich dem hin, weil er nicht von der Sicher aufgeschlitzt werden wollte. „Na gut. Dann Kämpfen wir!“

So taten wir. Leider konzentrierte er sich aber auf Marluxia, und als dieser zu Boden ging, packte ich ihn und flüchtete.

Den Tod Marluxias konnte ich dann nun doch nicht verantworten.

Fazit:

Sora war in Atlantica und hat dort irgendetwas angestellt. Was auch immer, aufhalten konnten wir ihn nicht. Ursula verhandelte nicht mit uns.Das heißt: Mission fehlgeschlagen.

Bemerkungen:

Sora mag angeblich – augenscheinlich - keine Mädchen und reagiert auf Arielle mehr als allergisch.

Name:

Vexen und Marluxia
 

Währenddessen wetzten sich Zexion und Axel weiter.

Nach einer ganzen Weile kniete Axel wieder auf Zexion und würgte ihn.

Gewürgter grinste nur selbstsicher und zufrieden. „Wärst du glücklicher, wäre ich tot?“, zischte er. „Nein.“, knurrte Axel. „Aber jedes Mal wenn du kurz davor bist, erfüllt es mich mit Genugtuung.“, presste er hervor und drückte fester zu.

„Sei ehrlich...“ Zexions Satz ging in gurgelndem Würgen unter. „Wie ich dieses Geräusch liebe.“, murmelte Axel.

Zexion verdrehte aber komischerweise nicht die Augen. Er starrte schnurgrade in die von Axel. Trotzdem röchelte er und würgte wie noch nie. Ich glaubte schon, es sei vorbei mit ihm.

Doch plötzlich ließ Axel die Hände sinken.

„Bist du jetzt zufrieden?“, zischte Zexion atemlos. Er hustete heftig. „Jetzt, nachdem irgendetwas in meinem Hals geknirscht hat und ich Blut huste? Bist du zufrieden?“, knurrte er.

„Geh und beschäftige dich mit deinem Lover. Er schaut ja schon ganz eifersüchtig.“ Er fixierte Roxas und versuchte ihn winkend von sich wegzuscheuchen.

„Axel?“, fragte Roxas hinter ihm.

„Nein, Mann. Er ist grade fast gestorben, da muss man ihm doch beistehen.“, lächelte Axel falsch. Empört drehte sich Roxas auf dem Absatz um und verschwand.

Nummer Acht kniete sich vorsichtig neben Zexion und musterte ihn besorgt. Was kann ich dir Gutes tun?“, fragte er unschuldig.

Solche Unentschlossenheit sah selbst ich selten. Erst Erzfeinde, dann mal wieder beste Freunde.

„Ihr seid solche Vollpfosten...“, murrte ich leise.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2010-04-28T14:25:30+00:00 28.04.2010 16:25
Das ist schon... lange on... und ich hab's nicht gemerkt...
Upsi?

Das Kapitel an sich ist - verstörend. Lustig, total lustig, aber verstörend.
Nun, wie Marly denken konnte, dass er Ursula ist... WAS HAT VEXEN IHM GESPRITZT?
Das mit den rosa Elefanten erinnert mich an ein Terry Pratchett, den ich mal gelesen habe, aber leider weiß ich nicht mehr, welcher Band. Woher hattest du die Idee?

Axel und Zexy waren - nun, die zwei bringen sich fast um, bei Roxy spielen die Hormone, bei Marly was ganz anderes verrückt; und Xemnas wird sowieso verrückt.
Von: abgemeldet
2010-03-28T17:10:48+00:00 28.03.2010 19:10
Ja, es ist immer praktisch, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen... Nicht, dass ich das jemals machen würde! Burnout_Syndrom doch nicht! Und ich konnte bis vor ein paar Wochen auch noch an rosa Elefanten denken, ohne sehr perverse Gedanken zu haben! Jetzt halten halt die lila Meerschweinchen dafür her... Aber meine Fantasie ist (fast) genauso blühend wie die von Axel. Was manchmal, zwischendurch, eventuell an bestimmten und gewissen Orten zu unterschiedlichen Problemen führen kann. Und sich zu weigern, Weihnachtskekse zu backen, ist nur der Anfang.
Ich steh aber auch drauf, wenn gewisse rothaarige Personen sich auf der Erde winden...

Naja, was auch immer. Mit Nadeln hab' ich ja auch so meine Probleme. Aber das ist ausnahmsweise nicht deine Schuld.
Ich hab' eine zeitlang auch "Was" ohne "s" gesagt, kann das sein?

Eigentlich mag ich das achte Kapitel nicht so gern, obwohl einige meiner Lieblingspairings drin vorkommen. Trotzdem ist es lustig!
Man sieht sich, man liest sich, man hört sich.
Syndrömchen

Von:  Alfii
2010-03-28T15:37:09+00:00 28.03.2010 17:37
Toll, dass du das neue Kapitel schon fertig bekommen hast.
Ich hör jetzt auch zu quengeln xD
Das Kapi ist echt lustig,
..aber was ist mit Marluxia passiert? ich mein... wegen ursula^^ Wie kann man denken, dass man sie ist wenn man doch bewusstlos war und nichts von ihr mitbekommen hat? ..aber lustig xD
Und Rox in der Pubertät, lustig, jetzt weiss ich auch wie der da so war, im spiel wurde das (leider) ja weggelasen xD


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