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All the Wrong Reasons

... are they the Right Decisions?
von

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Ein Schlüssel und zwei Türen

Als L schon seinen Mund geöffnet hatte, schloss er ihn wenige Momente später still wieder. Er konnte nicht in ihr Gesicht blicken, bemerkte jedoch die Tränen, welche auf das Bettlaken tropften – was letztendlich der Grund war, weshalb er verstummte, dies zumindest für den Augenblick. Die Frage warum sie plötzlich weinte und nicht aufblickte, stimmte ihn umgehend nachdenklich. Freude sähe definitiv anders aus. Folglich war es Traurigkeit. Ihr Kopf ließ sie hängen, wirkte sie verkrampft. War er für ihren Zustand verantwortlich? Er benahm sich wie sonst auch, gab ihr demnach keinen Anlass für derartiges Verhalten. Doch war etwas seltsam. Etwas, was er nicht sofort erfassen konnte, dennoch deutlich wahrnahm. Sein Spürsinn verriet ihm auf Anhieb, dass etwas verändert war. Neugierig machte er sich kleiner, beugte sich so tief vor, sodass er schief von unten in ihr Gesicht blicken konnte. Erschrocken weitete sie ihre dunkelgrünen Augen, zog knapp vor seiner Nase die Decke hoch, damit es als Sichtschutz galt. Direkt bildete sich eine tiefe Furche zwischen seinen Augenbrauen. Offensichtlich war er der Grund; und somit hatte sein Sinn wieder einmal Recht behalten.

„Äh... Keine Angst.“, meldete sich Emma auf einmal unsicher zu Wort und lächelte schief. Sogleich richtete sich L wieder auf, starrte zu der Zimmergenossin hinüber, welche sich bemerkbar gemacht hatte. Jene versuchte Ruhe zu bewahren, da sein Blick sie fast durchbohrte. Emma musste irgendwas für Shaelyn tun, jedoch hinderte der Kloß im Hals sie daran sofort noch was nachzusetzen. Dieser Typ schüchterte sie schon fast mit seinem intensiven starren Blick ein, was wirklich wenige Menschen konnten. „Gibt es etwas, was du mir damit sagen willst?“, kam es dunkel aus seinem Mund und Emma wäre schreiend davon gerannt, wenn sie nicht von Shaelyn wüsste, dass er eigentlich ein guter Kerl war. Der junge Mann verengte seine Augen leicht, sodass die Amerikanerin den Eindruck gewann, dass er sie versuchte einzuschätzen und gleichzeitig eine Antwort erwartete. Außerdem wurde Emma das Gefühl nicht los, dass seine Worte missbilligend klangen. Gerade so, als was sie das Recht hätte, sich einzumischen. Trotz diesem Gefühl – und seinem strengen Blick, mischte sie sich weiter ein. Nein, es war einfach ihre Pflicht als Freundin. Demnach ließ sie sich einfach etwas einfallen.

„Sie hat ihre Tage, deshalb ist sie ein bisschen emotional. Vorhin hat sie sogar auch schon einmal einfach so geheult.“, warf Emma dann einfach ein und eine kurze Stille kehrte ein, in welcher der komische Kauz sich nicht regte. Männer hatten schließlich keine Ahnung davon, also konnte er es schlecht beurteilen … ? So hoffte Emma stark darauf, dass sie mit der Aussage Shaelyn wenigstens ein wenig helfen konnte. Die Miene von L veränderte sich, langsam, jedoch zeigte er Regung indem er fragend, zweifelnd und nachdenklich zugleich blickte. „Hey!“, rief Shaelyn plötzlich aus, welche wohl erst jetzt wirklich begriffen hatte, was Emma dort erzählte und riss die Bettdeckenwand ein. Hochrot starrte sie mit einem Todesblick zur Brünetten, jene sofort den Kopf schützend duckte. „Was sollte -“ „Verstehe ...“, folgte es unvermittelt sachlich vom Detektiven, weshalb die Schwarzhaarige inne hielt. Ohne einen weiteren Gedanken drehte sie sich zu ihm um, erkannte seine Umrisse. „Vergiss das, okay?!“ Wenn sie nur daran dachte, was ihm nun durch den Kopf ging, wollte sie im Boden versinken. Dabei stimmte die Aussage von Emma noch dazu überhaupt nicht! Für einen Augenblick hielt sie auf einmal den Atem an. Sah sie ihm nun nicht genau ins Gesicht? Das hatte sie ja nun im ganzen Trubel ganz vergessen, dass sie ihn doch nicht ansehen wollte!

Wenn es denn möglich war, beschleunigte sich weiter ihr Herzschlag, der ohnehin schon durch Rue's Anwesenheit raste. Schwach öffneten sich ihre Lippen, doch kein Ton verließ ihre Kehle. Es war als sei ihr Hals vollkommen ausgetrocknet. „Gibt es sonst noch etwas, was ich unbedingt wissen sollte?“, schnitt der Schwarzhaarige monoton an und machte deutlich, dass die Information von Emma schon reichte – vor allem von einer Unbeteiligten, ging jedoch sicher.

„Nein...“, piepste Shaelyn schon fast, da die Luft knapp wurde. „Alles in bester Ordnung!“, hing die Engländerin hastig an und wandte ihren Blick von seiner Silhouette ab. Nervös begann sie mit ihren Fingern an der Bettdecke zu nesteln, während sie weiter den Blick nach unten gerichtet ließ. Prompt öffnete sie erneut ihren Mund, nur um eilig weiter zu sprechen: „Wie du siehst ist alles okay, du musst also nicht länger bleiben. Opa hat dich sicher hier her geschliffen, nicht? Er wartet bestimmt schon draußen. Wenn du nicht willst, dann brauchst du mich auch nicht weiter besuchen kommen. Ich sehe dich dann eh Zuhause.“ Es war als versuchte sie ihre Unsicherheit mit Worten zu ersticken, wirkte es nur gerade auf L seltsam. Seit wann wollte Shaelyn nicht mehr, dass er sie besuchen kam? Erst lag ihr viel daran, nun blockte sie ab. Und die Begründung weshalb Shaelyn merkwürdig agierte, ließ er erst einmal offen. Könnte das auch gelegentlich für ihre Ausbrüche verantwortlich sein? „Ich wollte dich besuchen.“ Somit räumte er jeden Zweifel aus dem Weg, Watari könnte ihn zu etwas überredet haben. L handelte nach seinem Ermessen. Der Detektiv nahm seinen Daumen vom Mund, steckte gleich seine Hand in die Hosentasche. „Aber wie du sagst, wird das in Zukunft nicht mehr nötig sein.“

Shaelyn biss sich auf ihre Unterlippe. Irgendwie schmerzte ihr dieser Satz. Es war nicht wie er ihn ausgesprochen hatte – egal ob es anklagend klang – sondern eher was er damit ausdrückte. War es ihm gleich? Hätte er nicht Protest einlegen können? Lag ihm in Wahrheit doch so wenig an ihr? War ihre ganze Einschätzung doch nur ein Hirngespinst gewesen? Wieso war alles was er von nun an sagte so unheimlich von Bedeutung? Vorher konnte sie es mit Belustigung abtun – jetzt allerdings war es viel mehr schmerzlich. Ja, zerbrechlich. Sie wusste es. Alleine die Tatsache, dass sie nun wusste was sie empfand, veränderte sie. Die Angst war schlagartig wieder zu spüren. Sie war dabei etwas Wichtiges zu verlieren und das nur, weil sie nun so empfand.

„Ich gehe dann... Man sieht sich.“ Man konnte es durchaus Humor nennen was er ausdrückte, somit war der Satz auch wortwörtlich zu verstehen, jedoch fand er keine Würdigung. „Ja, bis dann.“, verließ es schwach den Mund der jungen Frau, jene nicht aufblickte, als sich der Besucher wieder entfernte – ruhig und ohne zu zögern. Erst als die Tür ins Schloss fiel, seufzte Shaelyn stark auf. Eine Art Erleichterung befiel sie, allerdings auch Hoffnungslosigkeit. Sein Auftritt war für sie alles anderes als Ermutigend gewesen, die eben jene Fragen aufwarfen. Wenn sie doch nur wüsste, wie er wirklich empfand und dachte...

„Wem magst du mich denn gern vorstellen?“, schnitt die Schwarzhaarige plötzlich an, hob den Kopf und lächelte Emma schwach entgegen. Jene blinzelte einige Male, versuchte die eben gesehene Szene zu verstehen und reagierte demnach zunächst desorientiert. „Hä? … Ah, du meinst du entscheidest dich für Option drei?“ „Ja.“ Dann war alles wieder beim Alten. So, wie es sein sollte – so hoffte Shaelyn.
 

„Watari, kann ich Ihnen eine Frage bezüglich Shaelyn stellen?“ Der Meisterdetektiv kaute wie üblich nebenbei an seinem Daumennagel, starrte auf den Wagen vor sich, wartete jedoch nicht auf eine Antwort des alten Mannes. „Hat sie Ihnen irgendetwas Ungewöhnliches erzählt?“, kam es grüblerisch über die Lippen des jungen Mannes, welcher gerade die Türe des Autos von Watari aufgehalten bekam und zu jenem hinauf blickte. Natürlich fragte sich L woher solch eine Reaktion resultierte. Dass er sie nicht mehr besuchen sollte, lag sicher nicht an ihrer momentanen Lage, wenn er es richtig erfasste. Immerhin beeinflusste es nicht in solchem Maß diese Entscheidung. Etwas musste vorgefallen sein und es war nur eine Frage der Zeit, ehe er es heraus fand. Und vielleicht wusste sein Vertrauter mehr darüber. Watari war nun also durchaus in einer prekären Lage. „Sie sorgt sich, dass nicht alles gut verlaufen wird.“, wählte nun der alte Mann mit Bedacht diese Worte, welche auch gleich skeptisch und äußerst nachdenklich vom Detektiven aufgenommen wurden. L runzelte leicht die Stirn. „Was sollte das mit mir zu tun haben? Alles wird wie bisher verlaufen. … Ich glaube, ... Sie verschweigen mir etwas.“, sprach der Schwarzhaarige offen heraus und stieg dann in den Wagen ein. Er hatte deutlich gemacht, dass er Verdacht hegte und ließ es Watari sofort spüren. Nahm der Schwarzhaarige auch gleich in seiner üblichen Sitzposition – natürlich auf dem Polster ohne Schuhe, welche er zuvor auszog – platz. Watari schloss schweigend die Türe, gab sich nach außen hin gefasst, wie sonst auch. Doch wusste er schon jetzt, dass es heikel werden und L darüber reflektieren würde.
 

Der Abend ging vorüber – ohne einen geeigneten Partner für Shaelyn gefunden zu haben. Es lag nicht daran, dass die Engländerin zu wählerisch wäre, sondern viel mehr an Emma, die wenige Kandidaten aufzählen konnte. Die Guten waren ohnehin schon alle vergeben – und jemanden der zu locker lebte, kam nicht in Frage. Noch dazu konnte man sich erst ein Bild von einer Person machen, wenn man diese kennen lernte. Es war eben eine Frage der Sympathie – auch wenn Shaelyn in diesem Falle an Rue denken musste. Dieser hatte zu Beginn sicher keinen guten Eindruck auf sie gemacht. Ja, da war es wieder: Der Gedanke an Rue, welcher sie einfach immer begleitete. Höchst wahrscheinlich würde sie es niemals schaffen, sich so vom ihm zu lösen. Denn alleine was er alles getan hatte, würde für immer ein Bestandteil ihres Lebens sein.
 

Es war, wie es beschlossen wurde. Am nächsten Tag war von Rue keine Spur, auch den darauf folgenden Tag, was Shaelyn langsam nicht mehr zweifeln ließ. Es war ihm tatsächlich egal. Ein bitterer Geschmack, wenn sie daran dachte – denn gäbe es keinen Grund, wieso er sich sonst so benehmen würde. Er suchte schlicht nicht ihre Nähe, so wie sie die seine suchte.

Die Zeit zog sich lange bis Shaelyns Krankenhausentlassung hin. Das Einzige was sich stetig veränderte war ihre Sehfähigkeit. Heute, an dem Tag ihrer Entlassung, sollte sie zum ersten Mal das Sonnenlicht außerhalb des Zimmers begegnen und Emma freute sich von Herzen für sie. Jedoch betrübte es Shaelyn, dass ihre Freundin noch mindestens ein paar Tage länger bleiben müsse. Was sollte sie in der Zwischenzeit tun? Die verdrängte Angst, Rue nun über den Weg zu laufen, konnte nicht größer sein. Schon seitdem die Engländerin aufgewacht war, brannte dieser Gedanke in ihrem Kopf. Die letzten Tage konnte sie sich dadurch ablenken, dass sie die Welt neu entdeckte. War es für andere nur unbedeutend, freute sich die Schwarzhaarige. Nun betrachtete sie die Welt grundverschieden. Das was sie nun sah, konnte nicht schöner sein. Vielleicht würde sie in der nächsten Zeit mal ins Kino gehen? Die Morgenröte beobachten? Eigentlich konnte sie sich vor Ideen, was sie in den nächsten Tagen oder Wochen tun würde, nicht retten. Aber keiner rette sie vor der Furcht, die sie in sich trug.

„Shae.... bleib' locker.“, wirkte Emma mit einem besorgten Lächeln auf Shaelyn ein, welche die Amerikanerin fast leidig entgegen blickte, während sie nervös auf ihrer Unterlippe herum kaute und dabei steif wie ein Stock auf ihrem Bett saß. „Versuch ich doch...“, antwortete die unruhige junge Frau, jene ihre Hände auf ihrem Schoß zu Fäusten ballte. Sie war stark angespannt und das alleine nur, weil sie an die nächsten Stunden dachte. Ständig kreisten Bilder von Rue in ihrem Kopf. „Ist es denn wirklich so schlimm?“ Die Brünette begann vorsichtig mit dem Thema. Selten hatten sie noch über ihn gesprochen. „Kannst du ihm nicht aus dem Weg gehen?“ Shaelyn schüttelte umgehend energisch ihren Kopf. Wenn sie ihm jetzt begegnete, dann tat sie es mit ihrem Augenlicht. Seine Stimme, sein Geruch, all das waren ihre meisten Erinnerungen. Schon jetzt wurde ihr ganz heiß, wenn sie nur daran dachte. Und erst die Erinnerung an den Kuss, raubte ihr völlig den Atem. Wie sehr sie sich doch wünschte, dass er sich wiederholen würde. Den süßen Geschmack noch einmal schmecken. Shaelyn war schlicht verrückt nach ihm – am liebsten würde sie sich in seine Arme stürzen und ihn einfach überall berühren. Als sie ihn jedoch damals das letzte Mal gesehen hatte, war das komplett das Gegenteil gewesen, so konnte sie ihn nicht leiden. Nein, sie hasste ihn. Jetzt empfand sie den genauen Kontrast. Ob seine Erscheinung nun anders auf sie wirkte? Eigentlich konnte sie nur noch grob sein Aussehen vor sich sehen. Besonders eingeprägt hatte es sich nicht – ganz egal wie außergewöhnlich er war. Es war zu der Zeit nicht wichtig, vor allem nicht nötig. Vielleicht hätte sie sich gar nicht verliebt, wenn alles so wie bisher verlaufen wäre? Trotz allem: Sie fieberte dem einen Moment entgegen. Sie musste ihn sehen! Am Besten sofort!

Als Emma schon ihren Mund öffnete, stand die Schwarzhaarige ruppig auf und das mit einem fest entschlossenen Gesicht. „Es hilft eh alles nichts! Ich versuch' mein Bestes!“, gab jene mutig von sich und nickte danach selbst bestätigend – so als würde sie sich weiter Mut zusprechen. Ihr blieb ohnehin keine Wahl und ständig nur in Trübsal zu verfallen, half nichts. Sie musste sich ihm stellen. Weiter versuchen davon zu rennen, war nicht ihre Art. Nein, es war ein Kampf. Mit sich und Rue. Wann hatte sie je den Kopf total in den Sand gesteckt? Es war an der Zeit, für einen komplett neuen Abschnitt. Zu lange hatte sie nicht einmal begriffen, dass sie verliebt war. Ja, die Furcht war stark, aber sie würde siegen – dennoch wollte sie vorsichtig sein. Das konnte man schließlich nicht oft genug. Somit war es besiegelte Sache.

Die Ältere war für den ersten Augenblick verwirrt, da Shaelyn plötzlich wie verwandelt wirkte. Gut, eigentlich kannte sie die Engländerin nicht anders. Aber ging das wirklich gut? „Na, viel Glück.“ Dann erschien ein Grinsen auf dem Gesicht der Amerikanerin, was Shaelyn gleich fragend blicken ließ. Es sah ganz danach aus, als hatte Emma eben etwas ausgeheckt. „Sollen wir dem mal zeigen, was ihm überhaupt entgeht? Ich weiß, du willst ihn eigentlich als Freund vergessen, aber wie wäre es, wenn ich dich ein bisschen hübsch mache? Ihm sollen die großen Glubscher ausfallen!“ Emmas Grinsen wurde nur breiter, vor allem nachdem Shaelyn perplex wirkte. Jene verstand den Sinn wirklich nicht. Weshalb sollte sie ihm zeigen, was er verpasste, wenn er ohnehin nicht an so etwas dachte? Oder … konnte sie Rue noch dazu bringen, mehr in ihr zu sehen? Eben eher mit Bedacht? Daran hatte sie bisher gar nicht gedacht. Natürlich war es ihr nicht in den Sinn gekommen, da Rue nicht den Eindruck auf sie machte, dass sie das schaffen könnte. Shaelyn fühlte sich schlagartig wie aufgestachelt. Wie ein Ziel, dass sie unbedingt erreichen müsse. Ein zweifellos schwieriges...

„Meinst du, das bringt was?“ „Logo. Eine reizvolle Frau kann doch keinen kalt lassen. Du siehst zwar auch so süß aus, aber ich werde mal ein bisschen deine weiblichen Stellen betonen. Na, was meinst du? Weil deine Sachen wirklich nicht... stylisch sind...“ Kritisch sah Shaelyn an sich hinunter. Sie sah süß aus, aber nicht … weiblich genug? Was sollte das bedeuten? Konnte sie also nur als kleine Schwester auf Rue wirken? Ihr fiel auf, dass sie überhaupt keine Ahnung von solchen Dingen hatte. Bisher war sie nie wirklich an Mode oder dergleichen interessiert gewesen. Und schon das nächste Problem: Sie hatte doch wahrscheinlich gar keine so tollen Sachen im Schrank. Das was sie gerade trug war auch mehr eine normale Jeans mit einem schmucklosen braunen Shirt. Außerdem, auch wenn es kein harter Winter war, so war es kühl, dachte sie zumindest, da es doch Dezember war. Was sollte sie da schönes finden? Und was könnte Rue schon gefallen?

„Ich hab' doch gar nichts Schönes dabei und es ist doch Winter?“, druckste die Engländerin herum und hob langsam den Blick wieder, entdeckte aber weiterhin das Grinsen in dem Gesicht ihrer Freundin. „Winter? Hier in L.A.? Es ist hier so frisch manchmal, weil die Klimaanlage läuft und sowieso die Vorhänge seit du hier bist zugezogen sind. Draußen sind knappe 20°C!“, wandte die Amerikanerin direkt ein und erntete einen konfusen Blick von Shaelyn. „So warm?! Im Winter? Bald ist Weihnachten! Was ist das hier für eine Ecke?!“ Es sah ganz danach aus, als fiel sie vom Glauben ab. „Das ist Kalifornien, Shaelyn. Hast du das nicht bemerkt, als du aus dem Flugzeug gekommen bist?“ „Nein, ich war so fertig, dass ich gar nichts mitbekommen habe. Und in der Wohnung lief glaube ich auch so eine Klimaanlage... Hab' das alles nicht so wahrgenommen. Eigentlich hab' ich gar nicht auf die Umgebung geachtet.“, gab die Engländerin schließlich zu, wirkte sie auch beschämt. Es war ihr unangenehm, dass sie es nicht bemerkt hatte.

„Ach, jetzt weißt du es ja.“ Emma lächelte ihr zu. „Also keine Sorge... Da du auch die gleiche Kleidergröße hast, werd' ich dir was von mir leihen. Und... nehmen wir uns mal alles vor. Von der Unterwäsche an, bis zur Frisur und Schminke.“ Emma zwinkerte ihrer, noch, Zimmerpartnerin vergnügt zu und machte deutlich, dass es ihr wohl großen Spaß bereiten würde. Es wäre doch gelacht, wenn sie es nicht schaffte, dass dem Typen der Mund offen stand. Ihr schwebte genau vor, wie Shaelyn aussehen würde. Er sollte sehen, was für ein schönes Mädchen sie war – oder eher schöne junge Frau. „Der wird sich umgucken,...“, murmelte noch die Brünette, ehe sich diese schnell an ihren Schrank zu schaffen machte und Passendes zusammensuchte. Viel Zeit blieb ihr nicht, bis der Großvater kam und Shaelyn mit sich nahm. „Welche Körbchengröße hast du? C, oder? So was erkenne ich gut.“, hakte Emma nachdenklich nach, da sie sich nicht ganz sicher war, während sie in ihren Sachen wühlte. „Emma!“, rief Shaelyn sofort hochrot aus, ehe sie zögerlich nochmals den Mund öffnete und nuschelte: „Ja, C... mittlerweile... leider.“ „Was heißt hier leider?!“ Umgehend drehte sich Emma zu ihrer Freundin um, jene leicht zurück zuckte. „Das ist die ultimative Waffe!“ „... Ahja?“, meldete sich Shaelyn gleich unsicher zu Wort. Irgendwie kam sie sich dämlich vor. Sie war knapp 18 Jahre alt und wusste solcherlei Dinge nicht. Obwohl sie schon begriffen hatte, dass Jungs gern auf so was standen – war es nur nie wichtig für sie. „Ein großer Busen ist immer gut. Obwohl C noch relativ normal ist. Hab eine in meiner Klasse gehabt, die hatte F. Das war schon irgendwie zu viel... Oder weißt du, dass C deinem Märchenprinz nicht gefällt?“ Shaelyn brummte kurz. „Märchenprinz? Du weißt ganz genau, so wie ich, dass die Beschreibung bestimmt nicht zu ihm passt.“ Emma kicherte kurz, wandte sich dann wieder dem Schrank zu, in dem sie gleich weiter suchte und schon etwas heraus holte. „Ach, findest du nicht, dass es zu ihm passt? Setz' ihn auf ein weißes Schimmel, mit so'ner Krone aufm Kopf und 'ner weißen Rüstung. Passt's?“, philosophierte Emma vergnügt und Shaelyn schüttelte heftig ihren Kopf. „Unmöglich! Er wäre wohl eher der böse Zauberer oder so was.“ „Ein Badboy also, hm? Da musst du aber aufpassen...“ Die Brünette konnte es nicht mehr aushalten und lachte beherzt los. Die Vorstellung in ihrem Kopf wurde nur abstruser. Die Engländerin hingegen stand nur da und verzog das Gesicht unzufrieden. Es gefiel ihr nicht, wie Emma so über ihn lachte – sagte sie lieber nichts dazu. Wenngleich die Bilder von Rue in diesem Aufzug in ihrem Kopf ebenfalls zum Lachen wären... Sie dachte lieber nicht genauer darüber nach.

„Also, gefällt es deinem … Angebeteten nicht? Weißt du das?“, fragte Emma, als sie sich wieder beruhigt hatte. „Naja, aber ich muss auch sagen, dass er nicht auf mich so wirkt, dass er auf Äußerlichkeiten viel Wert legen würde.“, setzte die Brünette skeptisch fort. „Ja...“, antwortete Shaelyn direkt nur trocken. Das war auf jeden Fall eine Tatsache! Also wäre eigentlich auch dieser Versuch nutzlos, oder? War es denn ein Versuch?

Angestrengt probierte sie sich nun aber an einen Moment zu erinnern, in der ihre Oberweite überhaupt mal eine Rolle gespielt hatte. Nachdenklich stellte sie den Kopf schief und setzte sich auf das Bett. Plötzlich fiel ihr der Tag im Park ein. Gleich schon stieg ihr die Hitze zu Kopf. Er hatte ihr gesagt, dass ihm ihr Ausschnitt gefiele! Damals war es noch lustig für sie, tat es als Spaß ab. Aber wenn er es wirklich ernst meinte? Und an was dachte sie überhaupt?

„Ich... ich glaub, ja. Er sagte, dass ihm mein Ausschnitt gefallen würde...“, brachte Shaelyn zerstreut über ihre Lippen und fasste sich an die warmen Wangen. Wenn sie nur an all die Dinge in der Vergangenheit dachte. Jetzt hatten sie für sie eine ganz andere Bedeutung! Die letzten Tage dachte sie lieber an anderes, als an die gemeinsame Zeit mit ihm. „Also doch nur ein Kerl...“, kommentierte Emma sofort, fuhr dann aber freudig fort: „Aber gut, hab' da nämlich genau das Richtige für dich. Machen wir ihn scharf auf dich!“, verließ es wie selbstverständlich den Mund der Brünetten – und Shaelyn wäre gerne im Boden versunken. Rue würde doch eh ihre Wäsche nicht sehen... und wieso hatte Emma solche Sachen mit ins Krankenhaus genommen?! Nein, eigentlich war es deutlich zu sehen. Sie achtete auf ihr Äußeres, viel mehr, als es Shaelyn tat. War das also der Schlüssel? Es würde sich zeigen.
 

Es war Mittag, als der alte Herr das Krankenhaus betrat und sich daran machte, seine Enkelin mit nach Hause zu nehmen. Es erfreute ihn, dass sie nun endlich wieder die Außenwelt betrachten konnte. War sie schon aus dem Häuschen gewesen, als sie ihn wiedererkannte. Das war nun schon vier Tage her. Indessen war sie heute soweit, dass sie das Zimmer verlassen durfte, wenn auch mit Sonnenbrille, die er vorsorglich schon längst gekauft und in der Tasche mit sich führte. Direkte Sonneneinstrahlung war nach der Woche noch immer schädlich, durfte Shaelyn nur in Räumen die Gläser absetzen. Jedoch selbst das würde schnell vorüber gehen. Zunächst wartete eine neue Welt auf sie, in der er sie gerne hinausführte.

Watari holte sich bei der Stationsärztin noch die Entlassungspapiere ab, ehe er sich auf den Weg zum richtigen Zimmer machte. Dort angekommen klopfte er an jener Türe, wie es sich gehörte, und öffnete diese langsam. Ein neuer Lebensabschnitt würde ab nun beginnen.
 

Mit einem Lächeln, welches überaus fasziniert wirkte, blickte Shaelyn aus dem Seitenfenster des Autos. Die Sonnenbrille nahm ihr zwar ein wenig die Farbe, dennoch waren die Dinge, die sie auf der Fahrt entdeckte, ein Wunder an Formen. Wie konnte es in dem fast Jahr an Blindheit alles nur so weit kommen, dass sie nun so empfand? Schon in den Nächten stand sie am Fenster, sah in die unendliche Ferne des Firmaments. Ebenso prägte sie sich den Rest ihres Ausblicks ein. Bäume, Autos, Straßen, Häuser. Alltägliches, was sie zuvor nie tatsächlich wahrgenommen hatte. Nein, es war selbstverständlich gewesen.

„Wünscht du dir etwas Besonderes zu Weihnachten, Shaelyn?“, unterbrach Watari die Stille und blickte kurz zu seiner Enkelin hinüber, welche sich verwundert zu ihm herum drehte. Einen Moment schien sie zu überlegen, dann bildete sich ein seichtes Lächeln in ihrem Gesicht. Das Weihnachtsfest war kaum mehr als zehn Tage entfernt – und es war ganz egal, ob es nun ein warmer Winter wäre. „Einen Baum. Mit ganz viel Glitzerzeug. … Und eine rote Weihnachtsmütze.“, endete sie erfreut und bemerkte gleich die Falten an der Wange von Watari, jener nun ebenfalls lächelte. „Und zu deinem Geburtstag. Gibt es etwas, was du dir dort wünschst?“ Nun kam Shaelyn ins Grübeln und lehnte sich auf dem Sitz zurück, betrachtete dabei wie die Häuser am Wagen vorbei zogen. Verträumt schloss sie die Augen zur Hälfte und lächelte weiterhin. „Eine wunderschöne Erinnerung.“ Ganz als verstand Watari was seine Enkelin sich wünschte, nickte er bestätigend. Wie es aussah, musste er sich etwas einfallen lassen, damit ihr Wunsch in Erfüllung ging – und das würde nicht einfach werden.

„Du, Opa?“, begann Shaelyn leise, während sie an ihren Fingern spielte. „Ja?“ „Du hast gar nicht gefragt, wieso ich so anders aussehe als sonst... gefällt es dir nicht?“ Bisher hatte sie ihr Großvater nicht darauf angesprochen, was sie unsicher werden ließ. Lediglich war er im ersten Moment verblüfft gewesen sie so zu erblicken, fragte allerdings nicht danach. „Es kleidet dich, Shaelyn. Du erweckst den Eindruck einer jungen Frau, das, was du auch bist.“ Leicht bedrückt wandte sie sich ab. Es gefiel ihm anscheinend nicht, weil er es doch nicht von selbst erwähnt hatte. Hätte sie sich aber auch denken können; immerhin waren die Sachen, die er ihr besorgt hatte, eher zurückhaltend. Wie eine feine Dame, die ihre Weiblichkeit nicht zur Schau stellen sollte. Dabei war das was sie trug, gar nicht so aufreizend. Vielleicht war es auch nur so, dass es Watari zeigte, dass Shaelyn dabei war erwachsen zu werden. Bestimmt hätte er sie gerne als kleines Mädchen schon mit aufgezogen. Die Chance hatte er nur leider nicht bekommen. „... Ach so... aber denkst du, es gefällt Rue?“, fragte sie schüchtern nach, nachdem eine kleine Pause entstanden war. „Das kann ich dir leider nicht sagen, Shaelyn. Wir werden es herausfinden müssen.“ Nein, Watari war sich sicher: L gefiel es. Auch wenn seine Enkelin nur einen Sack tragen würde, es würde ihm gefallen – auch wenn das natürlich nicht denselben Effekt hätte. Dennoch konnte der alte Herr es ihr nicht sagen. Nichts durfte auch nur einen Verdacht aufkommen lassen; nicht von seiner Seite aus.
 

„Unglaublich!“, rief Shaelyn erstaunt aus, als Watari auf eine Auffahrt fuhr. „Ist das eine … Villa?! Und hier war ich wirklich vorher gewesen, als wir herkamen? Und die ganzen Palmen?! Sind wir irgendwo am Strand?“, stellte sie so schnell sie konnte all die Fragen, die ihr durch den Kopf schossen. Vor Verblüffen stand der Engländerin der Mund offen. Nein, das konnte doch nicht ihr neues Zuhause sein?! Schon vorher staunte sie nicht schlecht, wieso man so lange fahren musste und in diese teure Siedlung abgebogen wurde, noch dazu diese vielen Palmen. Sie kam sich vor wie an einem Urlaubsort im Sommer. Oder eher wie in einer anderen Welt. Alleine der Gedanke, dass Winter sein musste, brachte sie ganz durcheinander. „Ja, das ist unser neues Zuhause. Dort wird genug Platz geboten.“ Am liebsten hätte sie bei diesen Worten trocken aufgelacht. Ein normales Haus wäre auch bestimmt ausreichend gewesen, aber das? Sie war nie ein Freund von Luxus gewesen, war damals auch alles zu übertrieben, was vor allem was ihre Schule betraf. Jetzt sollte sie in L.A. in einer Villa wohnen? War das überhaupt noch die Stadt? Die Hochhäuser waren schon lange nicht mehr zu sehen.

Das Auto hielt vor einem Gitter, das den weiteren Weg zum Anwesen versperrte. Watari holte aus seiner Jackentasche eine kleine Fernsteuerung und betätigte diese, woraufhin das Gitter aufschwang. Tonlos betrachtete die Schwarzhaarige einfach nur, was vor sich ging. Wohnten so auch die Stars in den ganzen Hollywoodfilmen? Bestimmt. Es sah ganz danach aus und es erschlug Shaelyn schon fast. Wie hatte sie nicht merken können wo sie war? Eigentlich war es gut zu erklären, da sie viel zu erschöpft vom Flug war und sich nur notgedrungen in einem kleinen Bereich aufgehalten hatte. Sie hatte mit einer großen Wohnung gerechnet, aber das Haus vor ihr erstreckte sich über eine weite Fläche. „Opa... ist das wirklich nötig?“ „Gefällt es dir hier nicht?“, fragte gleich Watari ein wenig besorgt und fuhr den Wagen weiter die Auffahrt hinauf, vorbei an vielen Palmen die Schatten auf die kleine Straße warfen, sowie den grünen Wiesen. „Ich weiß nicht, das ist irgendwie... Ging nicht auch etwas Kleineres?“ „In der Zeit war es leider nicht möglich etwas Passendes zu finden. Diese Villa war bereits eingerichtet und stand zum Verkauf.“ „Aha... und du hast wirklich so viel Geld. Oder halt, hat das Geld etwa Rue?!“ Sofort starrte sie zu ihrem Großvater hinüber, jener gefasst wirkte. „Du musst dich nicht um das Geld sorgen.“ Ein Satz, der ihr klar machte, dass Watari weiterhin nichts preisgab und sie missmutig stimmte. „Aber deine Bescheidenheit ehrt dich, Shaelyn. Es stimmt, dass Geld nicht alles bedeutet. In der Welt gibt es wichtigeres als das.“, sprach der alte Herr weise und hielt den Wagen vor den wenigen Treppen, die hinauf zur Doppeltür führten. Aufgeregt rückte Shaelyn ihre Sonnenbrille noch einmal zurecht, als Watari den Motor ausschaltete und ausstieg, prüfte sie noch einmal ihre offenen Haare, noch dazu den schwarzen Haarreif, an dem eine kleine Schleife befestigt war. Die Türe wurde zu ihrer Seite aufgezogen und langsam befing sie starke Nervosität. Gleich war es soweit, noch dazu erfasste sie noch nicht richtig wo sie war und was das alles hier zu bedeuten hatte. Zittrig stieg sie aus, atmete einmal tief durch und schloss für einen Moment die Augen, während sie die Wärme der Mittagssonne auf sich spürte. Ruhe. Sie musste Ruhe bewahren.

„Keine Sorge, Shaelyn.“ Es war, als wüsste ihr Großvater sofort was mit ihr los war und brachte gleich Verständnis auf. Ein wenig gequält blickte sie auf und lächelte. Das Herz in ihrer Brust sprang ihr gleich heraus, so hatte sie das Gefühl. Somit zögerlich setzte sie einen Fuß vor dem Anderen, während sie sich schwach umblickte. Watari ging vor und schloss die Doppeltüre auf, die er gleich ganz für sie öffnete.

Die Türe schwang auf und sie erblickte die Eingangshalle, welche gigantisch auf sie wirkte, da der glatte weiße Marmor fast alles spiegelte und der Raum wenig eingerichtet war. Die Treppe war das Zentrum der Halle und führte in die erste Etage zu jeder Seite ab. So etwas hatte Shaelyn noch nie gesehen, beeindruckte es sie dementsprechend. Und wenn sie links und rechts zur Seite blickte, war dort jeweils eine große Türe. „Die Schlafzimmer befinden sich in der ersten Etage, von der du einen schönen Ausblick auf den Garten hast.“, begann Watari freundlich zu erklären, während er Shaelyn behutsam an die Hand fasste und mit hineinführte, jene sich sprachlos weiter umsah. „Es steht dir frei jedes Zimmer zu wählen und du kannst dich im ganzen Haus umsehen. Ich bin mir sicher, dass dir das Anwesen gefallen wird.“ Entgeistert blickte Shaelyn zu ihrem Großvater hinüber. „Wie viele Schlafzimmer gibt es denn?“, fragte jene auch gleich skeptisch. „Insgesamt sechs Zimmer. Zu jedem Schlafzimmer gibt es ein ganz eigenes Badezimmer.“ „...“ Was sollte sie darauf antworten? Ihr kam das alles gar nicht mehr real vor. Das war eine ganz andere Dimension. Eine unwirkliche, bizarre. Von nun an sollte das hier ihr neues Zuhause sein...

Watari ließ ihre Hand los, lächelte ihr noch einmal zu, ehe er den Eingangsbereich wieder verließ und den kleinen Koffer aus dem Auto holte. Das Haus gehörte ursprünglich einem Mann, welcher in großer finanzieller Not geraten war und nun das Haus, samt Einrichtung, regelrecht loswerden wollte. Das war eine große Chance gewesen, welche der alte Mann sofort genutzt hatte. Es bot viel Platz an, sodass Shaelyn nicht immer dem Detektiven über dem Weg laufen musste. Außerdem, da sie hier auch eine Weile leben würden, bot das Haus gute Überwachungsmaßnahmen. Und Watari hatte selbst ein wenig Sympathie an diesem Anwesen gefunden. L hatte lediglich nur zugestimmt. Ihm war es gleich gewesen. Interessierte ihn weder die Einrichtung, noch sonstiges am Bauwerk.

Nicht recht wissend, was sie denken sollte, zog sie sich erst einmal den dünnen weißen Schal vom Hals und setzte die Brille ab. Ihr Mund schloss sich nicht mehr vor Fassungslosigkeit. Je mehr sie sich umblickte, desto mehr kam ihr in den Sinn, sie wäre in einem Schloss. Schon alleine die helle weiße Eingangshalle war wie eine Pforte in eine neue Welt. Doch das Wichtigste stand ihr noch bevor, was sie gleich aus ihrer Starre holte. Alleine wenn sie daran dachte, machte ihr Herz gewaltige Hüpfer. Irgendwo hier in diesem Haus war er und wartete vielleicht schon auf sie... Nein, er musste einfach auf sie warten. Neugier, Aufregung und Vorfreude erfassten sie. Sie konnte es nicht mehr unterdrücken. Es war soweit und sie wollte es jetzt auf der Stelle wissen.

„Ryuzaki wartet sicherlich schon auf unsere Ankunft.“, ließ es Watari anklingen und betrat mit dem kleinen Koffer seiner Enkelin die Eingangshalle, schloss auch die Türe hinter sich, hallte auch gleich das Klacken durch den Raum. Shaelyn wandte sich mit einem breiten Lächeln zu ihm um und zeigte deutlich, dass sie fast vor Freude übersprudelte. Ihre Unsicherheit schien gewichen zu sein, auch wenn es nur für einen Augenblick war. Sie konnte es kaum erwarten. „Er befindet sich im Wohnzimmer. Die Türe links neben der Treppe.“ Hatte Watari diese Worte ausgesprochen, eilte sie Hals über Kopf los, was er nur stark belächeln konnte.
 

Der Griff um die Türklinke war zunächst fest gewesen, verließen sie nur in diesem Moment sämtliche Kräfte. Diese Türe trennte sie. Nicht mehr als das Stück Holz und sie würde ihn wiedersehen – das mit ganz anderen Augen. Sie hätte vor Freude aufquietschen können, gleichzeitig auch in den Arsch beißen können. Hin und hergerissen klopfte sie zunächst an der Türe, um sich bemerkbar zu machen und sich auch selbst vorzubereiten. Allerdings rechnete sie nicht mit Rue's tiefen Stimme, die sie darum bat, den Raum zu betreten, was sie gleich noch unruhiger machte. Irgendwie war das Haus viel zu heiß, oder sie einfach nur zu aufgeregt. Sprach alles mehr für das Letztere. Mit zusammengepressten Lippen, drückte sie langsam, fast schleichend, die Türklinke hinunter, bewunderte dabei mit einem kläglichen Versuch sich abzulenken, das schöne Muster auf der Holztüre. Jetzt oder nie.

„Watari, Sie ...“ L stoppte umgehend als er bemerkte, wer tatsächlich den Raum betrat – oder viel mehr hinein linste - und öffnete vor Verwunderung einen Spalt seinen Mund, wandte er sich gleich ganz der Tür zu, statt dem Fenster. Hatte er offensichtlich nicht damit gerechnet, dass Shaelyn ihn als erstes aufsuchte. Doch viel mehr war ihr Auftritt schuld daran, fiel ihm sofort ihr Haarreif auf, ebenso die dezente Schminke. Regungslos stand er da, starrte auf sie und sie tat dasselbe bei ihm. Ihre grünen Augen blickten ihm eine halbe Ewigkeit in die seine, dabei verzog sie nicht eine Mine. Dann, langsam, wanderte ihr Blick über ihn und erst anschließend, betrat sie ganz den Raum. Wäre er nicht geübt darin seine wahren Eindrücke zu verschleiern, so wäre ihm der Gesichtsausdruck entglitten. Nun musterte er sie ebenfalls von Kopf bis Fuß, prägte sich jedes Detail ein. Trug sie ein weißes Longtop, was sie als Kleid nutzte. Gab somit viel Sicht auf die Beine preis, welche von einer dünnen schwarzen Strumpfhose bedeckt wurden. Ein schmaler schwarzer Gürtel um die Hüfte komplettierte es und hob noch weiter ihre Taille hervor. Ihre Füße steckten in weißen Ballerinas, die eine kleine schwarze Schleife vorne zierten. Er hatte gewusst, dass sie durchaus sehr weiblich war – schließlich war ihm schon ein klarer Blick auf sie gegönnt worden – jedoch wenn sie nun immer so Figur betont herum lief, lief er Gefahr unzurechnungsfähig zu werden. In so einem Outfit würde es auf kurz oder lang Probleme geben. Das Problem, dass sie andere auf sich aufmerksam machte. Und zwar andere Männer, die es nur auf eines abgesehen hatten. Sie benutzen, so wie es ein bekannter junger Mann schon einmal getan hatte. Das würde er nicht dulden. Ja, das Gefühl sie ganz besitzen zu wollen und dass nur er sie so sehen konnte, keimte tief in ihm auf. L war selbstsüchtig – und er würde sie ganz sicher nicht teilen und auch keinem überlassen, der sie nicht ansatzweise verdiente. Er versuchte weiterhin ruhig und gefasst zu wirken, was ihm auch trotz diesem Chaos im Kopf und Körper wunderbar gelang. Doch plötzlich begann sie zart zu lächeln, bemerkte er währenddessen wie ihre Lippen dabei seicht glänzten. Hatte sie etwas auf die Lippen aufgetragen? Shaelyn sah ihm abermals in die Augen, ließ ihr Lächeln dabei nicht nach. Er lächelte ganz aus Reflex zurück, wenn auch gleich nicht so deutlich wie sie.

Aus heiterem Himmel erstarb ihr Lächeln und sie blickte ihm böse entgegen. Unvermittelt kehrte ein kritischer Ausdruck in sein Gesicht zurück. „Wieso bist du mich nicht besuchen gekommen?!“, raunzte sie ihn gleich schon an und verengte ihre Augen. Kurz verwirrt starrte er ihr entgegen und führte seinen rechten Daumen zum Mund. „Für gewöhnlich begrüßt man sich zunächst, bevor man eine Frage stellt. Das ist ziemlich unhöflich.“, setzte L ihr tadelnd nach und hob eine Augenbraue – ihre Frage ignorierend. Wie es aussah stellte sich der Alltag wieder ein – was er doch mit Erstaunen bereits vermisst hatte. „Tag, Herr Ich-komm-dich-nicht-mehr-besuchen.“ „Guten Tag, Shaelyn. … Sofern ich mich recht erinnere, hast du es von mir verlangt. Oder beeinträchtigt deine Menstruation sogar dein Erinnerungsvermögen?“ Shaelyn schnappte nach diesen Worten hörbar nach Luft. Wollte er ihr damit sagen, dass er es auch so schon sehr verdächtig gefunden hatte und nicht daran glaubte? Gut, es war wirklich eine miese Ausrede gewesen, aber er drehte es schon wieder perfekt. „Hin oder her. Seit wann hörst du denn auf meine Worte, hm?!“, stellte Shaelyn mit einem Grinsen die Gegenfrage und fühlte sich auf der sicheren Seite. Ja, seit wann hörte er schon auf sie? „Vielleicht brauchte ich auch nur einen Anlass, den du mir geliefert hast.“ Jetzt wollte er die Schuld wirklich gänzlich auf sie schieben. „So was mieses!“, entrüstete sie sich und die Anspannung fiel gänzlich von ihr ab – auch wenn ihr im Hintergedanken seine Worte gar nicht gefielen. Spielte er nur wieder ein Spiel? Shaelyn seufzte auf, sah dabei, wie Rue begann zu grinsen. Kurz biss sie sich auf die Zunge, um sich zu beherrschen. „Sag' es!“, forderte sie dann schroff auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was?“ „Dass du mich vermisst hast! Was denn sonst?“ „Ich habe zumindest nicht deine frechen Worte vermisst.“, sprach er, weiterhin mit einem Grinsen im Gesicht und nahm seinen Finger vom Mund. Natürlich war seine Aussage eine Lüge gewesen, denn hatte er kurz zuvor schon bemerkt gehabt, dass ihm diese Art von Unterredung fehlte. Shaelyn verengte ihre Augen, schenkte sie ihm wortwörtlich einen Giftblick, setzte sie auch gleich auf ihn zu. L blieb wo er war, verfolgte nur mit seinen Augen alles interessiert. Als sie vor ihm stand, hob sie ihre Hand an und drückte mit ihrem Zeigefinger auf seine Brust. „Sei du gefälligst nicht so frech zu mir. Du bist hier derjenige, der immer gemein ist! Dabei tue ich dir gar nichts!“ Während Shaelyn ihre verärgerte Rede hielt, starrte L auf ihre glänzenden Lippen, die kaum mehr als 20 Zentimeter entfernt waren. Stieg ihm da gerade ein süßer Erdbeergeruch in die Nase? „Hörst du mir überhaupt zu?!“, klagte sie säuerlich an und schien nun seine Aufmerksamkeit wiedererlangt zu haben. „Nein. Ich kann dir schlecht folgen, weil etwas Lautes meine Ohren blockiert.“ Die Schwarzhaarige sog scharf die Luft ein und plusterte ihre Wangen auf. Selbstverständlich hatte er ihren Worten gelauscht, war er nur abgelenkt durch etwas doch sehr Interessantes. Ohne auf ihren erbosten Gesichtsausdruck, oder Zustand zu reagieren, hob er seine rechte Hand an, fuhr mit seinem Daumen über ihre Unterlippe. Augenblicklich war sie wie erstarrt, was er nur am Rande bemerkte, da er den Daumen zur Nase führte daran roch. Tatsächlich war es süße Erdbeere...

Verstummt blickte sie zu ihm, betrachtete die Szene wie durch einen Schleier. Da war es wieder, das heftige Herzklopfen. Nein, es war schon zuvor da gewesen, nur hatte es nun eine völlig andere Bedeutung. Alleine diese Berührung löste die schönsten Gefühle aus. Aber wieso strich er ihr den Lippgloss von der Unterlippe und …. leckte ihn nun sogar von seinem Daumen?! Fassungslos stierte sie auf seine Zunge, wie sie alles aufnahm. „Süß.“, kommentierte er nur schlicht, blickte dann schließlich wieder in die waldgrünen Augen von Shaelyn, die ihn perplex anstarrten. „Mach das nicht noch einmal.“, flüsterte sie atemlos. Ja, denn sollte er sie nicht so anfassen und etwas ablecken, was von ihren Lippen stammte. L wurde daraufhin stutzig. Das war ganz und gar nicht die Reaktion, die für gewöhnlich folgen sollte. Ihre Worte passten zwar, aber wohl kaum wie sie es ausgesprochen hatte. Allgemein machte sie gerade einen seltsamen Eindruck. Er hakte direkt nach: „Warum?“ Sie antwortete nicht, sondern wandte ihm den Rücken zu. „N-Nichts, schon gut. Behalte deine Finger einfach bei dir.“ Ein weiterer Satz, der ihn sehr misstrauisch stimmte. „Und deine Zunge im Mund.“, setzte sie nach und gewann wieder an Selbstsicherheit, wobei bei L die Furche zwischen den Augenbrauen nur tiefer wurde. Etwas war hier ganz sicher im Gange. „Ich geh' jetzt in mein Zimmer, und danke für den schönen Empfang.“, sprach sie zuletzt sarkastisch und ging schnellen Schrittes aus dem Zimmer, was auf ihn wie eine Flucht wirkte. L blickte ihr nur streng hinterher – hier war definitiv Klärungsbedarf.

Nachdem sie die Türe hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich erst einmal mit einem tiefen Seufzer an diese. Gleich auch fasste sie sich an die Unterlippe, wo nun der Lippgloss fehlte. Es war reines Chaos in ihr ausgebrochen – erinnerte die Szene sie an den hitzigen Kuss mit ihm. Shaelyn musste auf jeden Fall mehr Selbstbeherrschung zeigen! Doch lächelte sie trotz dessen glücklich. Denn wie sie es sich gedacht hatte, wirkte Rue komplett anders auf sie. Alleine sein Blick, als sie hineingesehen hatte, bescherte ihr eine angenehme Gänsehaut. Das war kein Vergleich zu damals. Heute gab es nicht eine Stelle, die ihr nicht gefallen würde. Sie fand ihn äußerst attraktiv... Wer hätte gedacht, dass sie auf solch einen Freak, was wirklich ein passender Ausdruck war, am Ende völlig abfahren würde?
 

Shaelyn blickte sich gleich weiter um, als sie die Treppe in die obere Etage nahm. Es war ein langer Flur zu beiden Seiten und ließ sie gleich verzweifeln. Da waren so viele Türen, dass sie sich nicht entscheiden konnte. So beschloss sie sich einfach die erst beste Tür in Angriff zu nehmen, welche auf der anderen Seite ein wenig rechts von ihr war. Kurzerhand öffnete sie diese und blieb für einen Moment auf der Stelle stehen. Ein riesiges Schlafzimmer tat sich vor ihren Augen auf, sodass sie zunächst blinzelte. Der Raum war so groß wie die Küche und das Wohnzimmer in der alten Wohnung zusammen! Das Doppelbett stand an der Fensterwand, welche das Zimmer regelrecht mit Sonne überschütteten, da die Vorhänge offen waren. Und gleich fiel es ihr auf: Die Aussicht aus dem Fenster war geradezu schon von der Tür aus überwältigend. Sofort zog sie sich die Sonnenbrille auf die Nase, welche sie die ganze Zeit in der linken Hand gehalten hatte und stürmte auf eines der großen Fenster zu. Und wenn es überhaupt noch ging, dann stand ihr noch weiter der Mund offen. Die Landschaft wurde nach hinten immer tiefer, sodass das Anwesen wie auf eine Art Hügelwand stand. Nicht nur das, so erkannte sie in der Ferne den Ozean und im nächsten Augenblick auch den Pool, zwischen den Palmen im Garten. Mit zu viel Eindrücken überschüttet, setzte sie sich still auf das Bett, starrte vor sich auf die Wand, wo ein Bild hing und weiter rechts eine weitere Tür war. Erst musste sie sich sammeln und alles verarbeiten, bevor sie weiter etwas erkundete. Plötzlich kniff sie sich in den linken Arm und verzog gleich das Gesicht, wartete sie darauf, dass sich etwas tat. Doch es war tatsächlich kein Traum.

„Shaelyn?“, ertönte im Zimmer plötzlich die Stimme ihres Großvaters und sie sprang wie ein aufgescheuchtes Huhn auf, während sie sich umgehend umsah. Allerdings konnte sie ihn nirgends ausmachen. Was … ? Da fiel ihr neben der Türe eine Art Lautsprecheranlage auf. Unsicher, ob es wirklich daher rührte, bewegte sie sich auf das Gerät an der Wand zu. „Drück auf den grünen Knopf auf der Armatur.“, kam es aus dem Lautsprecher und sie tat umgehend, wenn auch skeptisch, was ihr Großvater sagte. „... Ja?“ „Komm doch bitte in das Esszimmer. Das findest du, wenn du die Treppen hinunter gehst und die große Türe links nimmst.“ „... Okay.“, sprach sie noch, während sie den Knopf noch einmal drückte und machte sich anschließend auf den Weg.

Im besagten Raum, der auch nicht sonderlich klein war und der Tisch gleich für 18 Leute Platz bot, angekommen, erkannte sie gleich ihren Großvater, wie dieser an einem der vielen Plätze saß, vor ihm diverse Papiere. „Komm, setze dich doch bitte zu mir. Ich möchte mit dir über eine wichtige Angelegenheit sprechen. Es ist von Bedeutung, was du für eine Schule wählen wirst. Es tut mir leid, dass ich es jetzt anspreche, jedoch musst du dich in den nächsten Tagen entscheiden.“ Verwundert legte sie den Kopf schief. Sie dürfte selbst wählen? Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, ehe sie sich zu ihrem Großvater setzte.
 

Die nächsten Tage erkundete Shaelyn das Haus, wobei sie darauf achtete, dass sie nicht zu oft Rue begegnete. War es jedes Mal aufs Neue eine gute Probe für ihre Selbstbeherrschung. Wenigstens konnte sie sich heraus reden, dass sie das Anwesen genau betrachten wollte. Somit war es soweit geklärt. Was sie auf dem Grundstück fand war wie ein Abenteuer. So gab es ein Musikzimmer, in dem tatsächlich ein großer weißer Flügel stand. Allgemein war das Zimmer eher wie im alten Renaissancestil eingerichtet, als ob man sich in einer alten Zeit befinden würde. Fand sie nur schade, dass sie das Klavier nie benutzen könnte. Auch entdeckte sie sogar ein Heimkino, was sicher in der nächsten Zeit einer der oft besuchten Orte sein würde. Dazu befand sich im Erdgeschoss noch ein Gästebad, was kein Vergleich zu den oberen Bädern war. Im Keller fand sie dann sogar eine Sauna vor, sowie ein Trainingsraum. Die obere Etage bestand jedoch ausschließlich aus Schlafzimmern und auch Bädern, noch dazu mit kleinen Ankleideräumen; so gesehen begehbare Schränke. Jedoch der schönste Platz auf dem ganzen Anwesen war der Garten, samt Pool. Die Palmen und großen Büsche gaben guten Schatten, auch teilweise am Poolbereich. Hinter diesem war eine Wiese, mit ein paar Sträuchern und, so wusste Shaelyn vom Ausblick aus, dass dahinter die schöne Aussicht zu sehen wäre. Was sie noch am Rand des Anwesens bemerkte war der Zaun, der gut abschirmte. Sie kam sich tatsächlich wie ein Star vor, der sich vor allen Blicken und lästigen Menschen schützte. Wer hier wohl zuvor gewohnt hatte? Danach musste sie unbedingt einmal fragen.
 

Betrübt saß Shaelyn spät eines Abend, als sie Sonne längst untergegangen war, wach auf ihrem Bett und blickte auf den Holzboden. Schon den ganzen Tag war weder ihr Großvater, noch Rue da. Keine Menschenseele außer sie wandelte durch die Räume. Sie fühlte sich vergessen und einsam. Warum hatte man ihr auch nichts Gesagt? Plötzlich waren beide nicht mehr da. Irgendwas Seltsames ging vor sich und es war furchteinflößend. Genauso wie das Knacken im Flur, als ob jemand über den leeren Gang ging. Ängstlich starrte sie auf ihre Zimmertüre, erwartete jeden Moment, dass die Klinke hinunter gedrückt wurde. Schnell schaltete sie die Nachttischlampe aus, sodass es komplett dunkel wurde und nur der Mond ein wenig Licht gab. Es war eigentlich unmöglich, dass sich jemand hier befand. Immerhin waren die Sicherheitsmaßnahmen doch ausreichend … ? Dann setzte ihr Herz für eine Sekunde aus: Die Klinke bewegte sich auf einmal! Voller Panik sprang sie vom Bett und der erste Einfall war, dass sie sich unters Bett rollte, dabei spürte sie nicht den kühlen Boden an ihren nackten Beinen, oder nur etwas anderes, außer die pure Angst. Die Erinnerung an vergangene Tage kam auf und lähmte sie. Ein Klacken war zu hören und ganz aus einem Instinkt heraus, hielt sie den Atem an und schloss die Augen. Hoffentlich war es nur ihre Einbildung, die ihr einen fiesen Streich spielte. Der Holzboden knarrte leise weiter, verriet, dass jemand wirklich über dem Parkettboden ging. Gedanklich zählte Shaelyn einfach drauf los, begann mit der Eins. Ein Rascheln drang an ihre Ohren und sie stoppte bei Sechs. Sie öffnete die Augen, blickte zum Bettrand und erkannte, wie sich jemand hinkniete. Haare kamen zum Vorschein, woraufhin sie wieder die Augen schloss. „Tu mir nichts!“, stieß sie unter Tränen aus und legte ihre Hände vors Gesicht. Jetzt war es eh zu spät und keiner war da um ihr zu helfen. Wie damals... als sie dachte, ihr Leben fand ein Ende und sie am Ende schließlich erblindete.

„... Selbstverständlich tue ich dir nichts, Shaelyn.“ Schlagartig schlug sie die Augenlider auf und erkannte im fahlen Mondlicht teilweise das Gesicht von ihrem Retter. Weinend kroch sie hervor und warf sich gleich in der knienden Position Rue in die Arme. Es war in Wirklichkeit nur eine schlimme Einbildung gewesen. „Ich hab' so Angst gehabt! Das Haus ist so groß und es war keiner da und es war so dunkel und ...“, zählte Shaelyn auf und griff nur fester in sein Shirt, starrte dabei mit Verzweiflung in seine große runden Augen. „Es ist hier sicher, Shaelyn. Allerdings sollte jemand auf die Idee kommen und hier tatsächlich einbrechen, wird Alarm ausgelöst und die Polizei wäre in wenigen Minuten vor Ort.“ „... Wirklich?“, schluchzte sie ein letztes Mal und blickte froh zu ihm hoch. „Ja.“, bestätigte er und erhielt ein paar Sekunden später als Reaktion auf einmal ein böses Gesicht von Shaelyn. „Was bist du auch weg gewesen?! Und Opa auch?! Wie könnt ihr mich hier ganz alleine lassen?!“ Ihre Fäuste trommelten auf seine Brust, wenn nicht feste, aber ausschlaggebend für ihre Wut und wie sehr sie sich in Not gesehen hatte. Rue ergriff ihre Handgelenke ruhig. „Ich bin davon ausgegangen, dass du auch für eine Zeit für dich sein kannst. Was wohl offensichtlich nicht der Fall ist.“, kam es nüchtern aus seinem Mund, bekam gleich einen mehr als gekränkten Blick zugeworfen.

„Es tut mir leid, dass ich so eine Vergangenheit habe und deswegen in so einer Situation so ängstlich bin! Das mache ich nicht mit Absicht! Ich kann nichts dafür!“, entgegnete sie verletzt und riss ihre Hände zurück, sodass er sie nicht mehr festhielt. „So war das nicht gemeint. 'Tschuldige.“ Shaelyns Wut verpuffte mit seinen Worten. Verwundert blickte sie in seine großen Augen, die ihren Blick mieden und nun eher klein wirkten. Zeigte er echte Reue? „Schon... okay, ja? Aber bitte sagt mir wenigstens vorher Bescheid, wenn ihr weg seid.“ „Einverstanden.“, folgte es umgehend wieder in normaler Tonlage, als habe er schon ihre Antwort gewusst – oder eher berechnet. Shaelyn dachte darüber jetzt besser nicht weiter nach.

Rue erhob sich, was sie ihm gleichtat, wobei ihr schlagartig einfiel, was sie eigentlich trug. Ein lockeres Shirt und einen Slip konnte man nicht als besonders viel bezeichnen. Gleich fasste sie sich an den Saum des Shirts und zog es beschämt ein wenig weiter hinunter. „Wieso bist du denn eigentlich jetzt ins Zimmer gekommen?“, versuchte sie auf ein anderes Thema zu kommen und lächelte unsicher. „Watari wird für ein paar Tage außer Haus sein.“, gab er unbekümmert von sich, während er skeptisch eine Augenbraue hob, da sie so verkrampft vor ihm stand. Es gab nichts, was er nicht schon gesehen hätte – und sich nicht auch gut genug eingeprägt hatte. Oder war es etwas anderes? „Was sagst du da? Aber es ist doch in fünf Tagen Weihnachten!“ „Heilig Abend wird er wieder im Haus sein.“ Die Schwarzhaarige seufzte erleichtert. Und sie dachte schon, dass es wieder wie letztes Jahr werden würde. Aber Halt! Sie war jetzt mindestens drei Tage alleine mit ihm? Umgehend biss sie sich auf die Unterlippe. „Du solltest ins Bad gehen. Einhalten ist nicht gesund.“ Im ersten Moment starrte sie ihn perplex an, ehe sie verstand und die Röte im Gesicht extrem zunahm. „Ich muss nicht aufs Klo! Und hör auf darüber zu reden, das ist peinlich!“ „Weswegen? Es ist nur natürlich. Daran sollte nichts Peinliches sein. Ebenso wie gewisse andere Dinge.“ Ob es nun Absicht, sie damit abzulenken, oder einfach nur unsensibel war: So langsam wurde es wirklich richtig unangenehm. Er musste nicht wieder auf ihre Tage anspielen! „Gleich kleb' ich dir Klebeband auf den Mund! Es ist peinlich, basta. Also lass es darüber zu reden.“ „Ich verstehe es zwar nicht, aber …“ „Nichts, Aber! Sssh, jetzt.“, unterbrach sie ihn sofort erbarmungslos und schenkte ihm einen herrischen Blick. Für sie war da durchaus kein Spaß mehr zu verstehen!

Es blieb einen Moment still, da er doch eine heftige Ansage von ihr zu hören bekam. So sprach wirklich niemand mit ihm – was sich auch keiner je leisten würde. Selbst andere nicht Wissende, würde er niemals erlauben so mit ihm zu sprechen. Man erteilte ihm – L – keine Befehle. Demnach, auch wenn es Shaelyn war und es duldete, hatte er nicht zu Ende gesprochen. Somit öffnete er seine Lippen und bekam einen messerscharfen Blick von ihr zugeworfen. „Wehe... Ich warne dich! Muss man dir einen Maulkorb verpassen, oder wie läuft das?! … Und wieso kommen wir bei dir immer auf das Thema Hund? Man muss dich also nicht nur anleinen.“ Ja, es war ernst, aber beim letzten Satz grinste sie raffiniert. Wieder kam ihr der Park in den Sinn und vor allem seine Worte, dass er vielleicht angeleint werden müsste – von ihr. Jetzt ein durchaus wunderbarer Gedanke. Ihre Stimmung wechselte, sodass die Röte abnahm und ihr Selbstbewusstsein zurückkehrte. Jedoch irritierte dann sein gewieftes Grinsen sie, legte er auch gleich seinen Zeigefinger an den Mund. „Abgelehnt. Aber die Leine ist noch im Bereich des Möglichen.“ Ihr stand gewissermaßen der Mund ein Stück weit auf. Meinte er es wirklich so wie er es sagte? Da war doch sicher abermals ein Trick dahinter. „Oho... flirtest du gerade mit mir?“, fragte sie aufgeweckt und musterte sein Gesicht und sah für einen winzigen Moment eine Regung. Sein Mundwinkel hatte bedächtig gezuckt und das war sicher keine Einbildung. „Anscheinend.“, gab er mit einem Grinsen vage von sich, woraufhin ihr Herz fast aus der Brust sprang. Halt! Darauf durfte sie sich nichts Einreden. Trotzdem brachte es sie ganz durcheinander und machte sie sogar auch an. Um alles was heilig war, sie musste sich gewaltig zusammenreißen sich nicht wie eine Verrückte auf ihn zu stürzen. „Was, wie ich feststelle, dir zu gefallen scheint.“, setzte er seelenruhig fort und machte den Eindruck, dass ihm etwas Entschiedenes aufgefallen wäre, weshalb er kurz an seinem Zeigefinger kaute. Bei Shaelyn läuteten sofort sämtliche Alarmglocken. War es vielleicht nur eine Falle gewesen, in die sie einfach so hereinspaziert war? Hatte sie sich gerade verraten?!

„War doch nur ein Spaß.“, lenkte sie ein und versuchte die Nervosität zu verbergen. „Ich hatte nicht den Eindruck.“, erhielt sie die rationale Antwort, was die jetzige Situation nicht verbesserte, auch sein fixierter Blick nicht, der versuchte alle Regungen von ihr aufzufangen. Er hatte sie manipuliert und sie hatte es nicht einmal bemerkt. Das würde er ihr noch büßen. „Also ist alles, was ich ab jetzt sage, eine Tatsache?“ „Vermutlich. Das werde ich schon früh genug merken. Keine Sorge.“ Auch wenn sie jetzt auf hauchdünnem Eis war und sich vielleicht selbst ins Aus schoss, sie musste es riskieren. So konnte sie ihn eventuell verwirren, wohl nur noch die einzige Lösung. Rückzug bedeutete in ihrem Falle, dass sie es zugab. „Dann sag ich dir, dass ich auf dich stehe. Ist dann das auch eine Tatsache?“, kam es ihr über die Lippen und starrte in seine Augen. Die, tatsächlich, größer wurden, ehe er dann doch nachdenklich schien. „Das würde aufklären, weshalb du dich mir gegenüber so seltsam benimmst. Daher halte ich es für sogar wahrscheinlich.“, offenbarte er ihr rein objektiv, während er sich seiner Sache nun sicher war. „Bist du dir wirklich sicher?“, fragte sie ihn und verschränkte ihre Arme vor der Brust. So gut sie konnte versuchte sie misstrauisch zu wirken. Ein weiterer verzweifelter Versuch. Und auch ihre folgenden Worte: „Ich glaube eher, dass du auf mich stehst.“ „... Gibt es Beweise?“ „Hast du welche mir bezüglich?!“ „Nein. Es war nur eine Mutmaßung, die du sehr ernst genommen hast. Das ist eine Tatsache. Folglich, muss es dir wichtig sein, dass es klargestellt wird. Wäre es nur ein Spaß, wäre die Richtigstellung nicht viel von Bedeutung.“ Jetzt wurde es erst recht total eng. Wo hatte er gelernt so zu denken?! Wen hatte sie vor sich?! „Stimmt gar nicht! Natürlich will ich, dass es geklärt wird. Du bist wie ein Bruder für mich! Da kannst du doch nicht denken, dass ich auf dich abfahre!“ „Entschuldige diese Frage, aber hast du auch mit deinem Bruder geflirtet?“ „Nein! Um alles in der Welt, nein! Geht’s dir noch gut?!“ „Dann klärt es sich jetzt von alleine.“ Shaelyn raufte sich die Haare. Das wurde alles extrem kompliziert. „Du vergisst den Wortlaut, dass du wie einer bist! Nicht, dass du es bist.“

Stille.

„Der Punkt geht an dich, Shaelyn.“ „Sind wir hier bei einem Spiel?!“ „Nein, es ist sogar eine sehr ernste Situation. Sollte es wirklich der Fall sein, dass du Gefühle für mich hast, dann solltest du diese schnell vergessen.“, sagte er sachlich, ohne nur die Spur einer Emotion, was sie kurz sprachlos machte. „Ich empfinde keinerlei solche Gefühle für dich. Das solltest du, auch wenn ich nur wie ein Bruder für dich wäre, dir verinnerlichen.“ Es war wie ein Schlag ins Gesicht für sie. Gefühle konnte man nicht einfach vergessen! Er hatte ja überhaupt keine Ahnung was sie durchmachte seitdem sie wusste, was sie für ihn empfand! Wenigstens war ihr nun klar, dass er wirklich nichts wollte. Traurig, aber es war offensichtlich die Wahrheit. „Kapiert. Und wir einigen uns darauf, dass ich nichts von dir will?“ „In Ordnung.“, stimmte Rue ihr ohne weiteres zu. „Gut. Dann lass mich jetzt schlafen, ja? Ich konnte ja die ganze Zeit nicht...“ „Verstehe. Gute Nacht.“ Dieses Gespräch war sehr aufschlussreich gewesen und sie hatte ihn wohl doch noch überzeugen können. So hoffte sie jedenfalls und es hatte noch ein gutes Ende genommen. Trotzdem fühlte sie sich gerade richtig schlecht. Jeglicher Versuch wäre wirklich vergeben doch etwas in ihm zu erwecken, was er wohl nie empfinden würde. War er doch wahrscheinlich gar nicht fähig dazu.
 

Am nächsten Morgen schleppte sie sich in einer miserablen Verfassung ins Bad. Seine Worte hatten ihr viel mehr zugesetzt, als sie es vermutet hatte. Wenig Schlaf und dann in der kurzen Zeit auch noch wirre Träume. Nein, Albträume. Irgendwie war da eine andere Frau gewesen, für die er sich sofort begeistert hatte und Shaelyn somit aus seinem Leben verschwand. Gerade so, als läge es nur an ihr und er sonst eine andere lieben könnte. Alle anderen, nur sie nicht. Lieber vergaß sie die Träume schnell wieder.

Nachdem sie sich im Bad fertig gemacht und angezogen hatte, ging sie zum Telefon an ihrem Schreibtisch. Da es der sechste Tag nach ihrer Entlassung war, wollte sie sich erkundigen, ob nicht Emma doch schon aus dem Krankenhaus war, rief somit direkt bei ihr zu Hause an. Das Freizeichen kam und schon wenige Momente später, meldete sich eine männliche Stimme recht gut gelaunt: „Hi, Andrews hier.“ Verwirrt zog die Engländerin die Augenbrauen zusammen. Das klang nicht nach dem Vater, da es doch eine junge Stimme war. „Ähm,... Hallo. Shaelyn Suzuki am Telefon. Darf ich fragen, ob Emma schon aus dem Krankenhaus ist?“ „Klar, seit gestern. … Bist du nicht die, die bei ihr auf dem Zimmer lag?“, fragte gleich die männliche Stimme am Telefon offen. Shaelyn kicherte nur kurz: „Ja, die bin ich.“ „Meine Schwester ist schon ausgetickt, weil sie – Ey, was machst du da?! - Telefonieren, oder nach was sieht das sonst aus? - Wer ist das? Für mich?! - Nö...“, hörte sich Shaelyn das Spektakel mit an und lachte gleich. Also hatte Emma einen Bruder und wie er sich verhielt, konnte er nicht viel älter als sie sein. Wieso hatte sie nichts von ihm erzählt? „Gib schon das Telefon her, ich seh doch an deinem Grinsen, dass es für mich ist. Also zackig! - Hey, Sorry. Aber ich übergebe dann mal an meine irre Schwester.“, wandte sich der junge Typ nun an Shaelyn und ehe sie antworten konnte, hörte sie, wie es am Telefon raschelte. „Emma?“ „Shaelyn! … Und sag mal, was hast'n du für ne Vorwahl? Wohnst du nicht um die Ecke?“ „Ach, ähm das ist 'ne längere Geschichte. Kann ich bei dir vorbei kommen? Dann erzähl ich dir alles. Und wer war das gerade? Dein Bruder?“ „Ja, der bekloppte....“, grummelte es an der anderen Ende der Leitung. „Das habe ich gehört!“, hörte man den Bruder von Emma im Hintergrund. „Einfach ignorieren,... also klar kannst'e vorbei kommen. Darauf warte ich schließlich ja schon und du musst mir einfach alles erzählen … !“
 

„Das macht dann 33 Dollar.“ forderte der Taxifahrer die Engländerin auf und hielt die Hand auf. Sie kramte auch gleich in ihrer Tasche eine Geldbörse heraus und bezahlte den gewünschten Betrag, ehe sie schnell ausstieg. Das Taxi fuhr davon und sie betrachtete das Haus vor sich. Jetzt konnte man sagen, dass es typisch amerikanisch war. Ihres hatte mehr ... Urlaubsflair. Direkt ging sie den kleinen Aufweg hoch, stellte sich vor die Türe und klingelte. Schritte waren zu hören, und ein Schatten war hinter dem kleinen Vorhang zu sehen, bevor die Türe aufgezogen wurde. Emma stand dort, mit einem glücklichen Lächeln. „Willkommen in meinem Zuhause! Fühl' dich wie daheim.“ „Hi. Gerne.“, erwiderte die Schwarzhaarige freudig und trat in das Haus ein. „Ah, die mysteriöse Freundin. Ebenfalls auch von mir ein Willkommen.“, mischte sich die bekannte Stimme vom Telefon ein. Direkt blickte sie zur Seite, wo ein junger Mann stand – der sie anlächelte. Umgehend nahm sie die Sonnenbrille von der Nase. „Kannst du auch mal einmal still sein, Joel?!“ „Warum? Ich begrüße doch nur unseren Gast, weil ich hier genauso wohne wie du.“ Shaelyn musterte Joel, so wie er wohl hieß und stellte gleich Ähnlichkeiten zu Emma fest. Braunes Haar, was bei ihm aber wesentlich kürzer war, braune Augen, ein lebhaftes Auftreten. Und so wie sie sich benahmen, konnten es nur Geschwister sein. „Na gut,... Also.“, begann Emma, nahm Shaelyn am Arm und stellte sie neben sich. Überrumpelt blinzelte die Schwarzhaarige ein paar Mal, ehe sie wieder auf Joel sah. „Das ist mein … überaus lieber und reizender … Bruder, Joel. … Joel, das ist meine neue Freundin Shaelyn.“ Die Engländerin nickte dem jungen Mann zu, der kaum älter als sie sein musste. „Freut' mich deine Bekanntschaft zu machen.“ „Die Freude ist ganz meinerseits.“, kam es ihm amüsant über die Lippen. „Hast übrigens 'nen schönen Namen.“, hing er noch dran mit einem netten Lächeln und Shaelyn sah geschmeichelt zur Seite. „Ey, die hier ist nicht zu haben und dir würd' ich sie eh nicht überlassen.“, stellte Emma gleich klar. „Und seit wann machst du Komplimente...“ Joel verdrehte die Augen. „Darf ich nicht mal was Nettes sagen?“ „Du machst dich nur verdächtig.“ „Ist ja schon gut.“, gab der junge Mann genervt von sich und trat den Rückzug an. „Der ist ein Trottel.“, flüsterte die Brünette ihrer Freundin dann zu. „Ich fand ihn nett...“ „... ist er auch, nur ein wenig verrückt. Erzähl mir lieber, was jetzt zwischen dir und deinem Typen abgelaufen ist! Und lass uns hoch in mein Zimmer gehen, damit keine neugierigen Nasen was mitbekommen.“ Das würde ein langes Gespräch werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2011-06-25T19:33:00+00:00 25.06.2011 21:33
Cool, dass du meine Villa als Beispiel für die Geschichte genommen hast! ;P Wieder mal ein tolles Kapitel und ich bin gespannt auf die nächsten. Fand das Gespräch von Shae&Rue am besten, aber das Ende des Gespräches war schon traurig oder besser gesagt, ein Schlag ins Gesicht!
Was soll ich jetzt noch sagen? Ich liebe es! :D

BB :D
Von:  Nimsaj
2011-06-23T17:39:35+00:00 23.06.2011 19:39
> . >
Joel, ja? … Oh Kira.

Nun ja, erst einmal ein liebes Hallo. Endlich ein neues Kapitel! Wie lange habe ich darauf gewartet. Und gleich wieder Eines, das einen neuen Zeitabschnitt einläutet.

Shaelyn kann nun wieder sehen und wird das Leben in Amerika kennen lernen, an ihrer Seite ihre neue Freundin Emma und wie ich fürchte auch deren Bruder Joel. Ihr Leben wird sich nun erneut verändern, ebenso wie ihr Verhältnis zu L, in den sie nun bewusst verliebt ist. Da sie selbst jedoch unsicher und ängstlich ist etwas kaputt zu machen und L seinerseits nicht versucht ihr seine Gefühle begreiflich zu machen, ganz im Gegenteil, wird das für sie und ihn recht anstrengend, aber sicher auch interessant werden. Vor allem, da das gegenseitige Interesse ja nicht vollkommen unterdrückt werden kann, wie man schon bei der Wiedersehensszene im Wohnzimmer der Villa bemerkt.
Beginnen wir also zuerst mit den Szenen.

Shaelyns und Ls äußerst seltsames Gespräch am Anfang im Krankenhaus. Was wirklich seltsam war, jedoch meiner Meinung nur an Shae lag, deren Verhalten ich mal wieder nicht verstehen und nachvollziehen kann, was ich dir, liebe Noriko, ja aber schon mal gesagt habe. In ihrer kopflosen Angst und Hilflosigkeit reitet sie sich nur noch mehr rein, als sich zu retten. An dieser Stelle kommt ihr Emma mit einer, für Shaelyn peinlichen, Ausrede zu Hilfe. Und da muss ich ihr wirklich Recht geben, wäre ich an ihrer Stelle, dann hätte ich mich auch beschwert. Lustig war dann mal wieder vor allem Emmas Kommentar zu L.
„(…) und Emma wäre schreiend davon gerannt, wenn sie nicht von Shaelyn wüsste, dass er eigentlich ein guter Kerl war.“
Die Zwei sollten sich öfter begegnen und unterhalten. Definitiv. Auch deshalb fand ich es dann schade, als er auf Shaelyn hörte und daheim blieb, was aber seinen Standpunkt eindrucksvoll verdeutlicht hat. Jedoch war das nichts zu ihrem Nachtgespräch.

An der Stelle, an der er ihr knallhart ins Gesicht sagte, das er sie nicht liebt, war ich sehr betrübt und auch wirklich erschrocken. Ich wusste zwar, dass er versuchen würde sie zu zerstreuen, aber dass er sie so dreist anlügt, überhaupt, wenn er gerade begriffen hat, dass sie seine Gefühle erwidert, hätte ich nicht gedacht. Ich glaube ich habe einfach ein wenig vergessen wer er ist und mich nur meinen Träumen hingegeben, in denen er nachts in ihrem Zimmer sicher nicht so mit ihr redet. *hust*
Was ich jedoch etwas fraglich fand, war seine Ausrede weshalb er ins Zimmer kam. Immerhin hätte er ihr auch am nächsten Tag bzw. am Morgen sagen können, das ihr Großvater weg ist. Wollte er sehen ob sie schläft um es ihr zu sagen oder weil er sie schlafend sehen wollte und kam er dann nur rein, weil sie so einen Aufstand veranstaltete?
Ach übrigens, kann es sein, das es in L.A. üblich ist sich unter dem Bett zu verkriechen, wenn jemand überraschend ins Zimmer kommt? Sag an Noriko, hast du das gemeint gehabt? ;)
Wie auch immer, gutes Versteck, vor allem, weil das ja auch keiner gemerkt hätte.
Bin allerdings dann dahin geschmolzen, als sie sich auf ihn gestürzt hat. Schade, es hat so schön begonnen, aber so doof geendet.

Schön begonnen hatte auch das bereits erwähnte erste Wiedersehen im Wohnzimmer. Die Szene war perfekt inszeniert worden, schon allein das erste Begutachten war süß. Ls Reaktion gefiel mir dabei besonders gut, mit seinem sich bewusst zusammen reißen und den Gedanken an andere Männer. Sollte Joel wirklich Gefallen an Shae finden, dann werde ich gegen meine Überzeugung noch anfangen zu beten, das L ihm einen Tritt verpasst.
Uh, ich schweife ab.
So und jetzt kommt eine Prämiere, meine erste Kritik überhaupt.
Warum hast du nicht beschrieben wie Shaelyn L finde? Als sie noch blind und halbblind war, hat sie oft daran gedacht wie er früher aussah und wie sie ihn jetzt sehen wird. Das machte mich so richtig gespannt darauf wie sie ihn nun sehen würde. Als das dann aber eher allgemein abgehandelt wurde, war ich ein wenig enttäuscht. Sicher war es süß zu hören, das sie nun nichts mehr an ihm stört aber ich hatte schlicht mehr erwartet, was auch an meiner Kitsch- und Romantiksucht liegt. Ich hätte einfach gerne alles einzeln gehört und hatte es ehrlich gesagt eben auch erwartet, deshalb bin ich hier etwas enttäuscht.
Allerdings war ich schon von der Lipgloss-Aktion besänftigt, deshalb war ich nicht ganz so enttäuscht. Zuckersüß, hat nur noch gefehlt das er den Gloss direkt von ihren Lippen geleckt hätte… Ich beginne schon wieder zu träumen, war aber auch so total süß. Hat mir ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert.

Es war eine brilliante Idee von Emma ihre Freundin so richtig heraus zu putzen. Schon als diese den Vorschlag machte war ich hin und weg und musste bei dem Gedanken, wie L wo reagieren würde grinsen. Jedoch fand ich es an der Stelle, an der Shaelyn frage, ob es denn gut sei ein C-Körbchen zu haben fraglich, ob sie das wirklich nicht weiß.
Ich meine das weiß man einfach, das ist quasi Allgemeinbildung. Ich schiebe es einfach mal auf ihre Aufregung und belasse es dabei.

Besonders alle Szenen mit Watari haben mir gefallen. Dass ich ihn sehr gerne habe weißt du ja, aber jetzt bekommt er auch mal wirklich eine Bedeutung als Einziger, der die Gesamtsituation kennt. Man fühlt regelrecht Mitleid mit ihm, weil er gerne helfen würde, es aber ja nicht darf, gleichzeitig ist es aber auch immer wieder eine Freude zu lesen, wenn er lächelt. Du bringst seinen Charakter immer an genau den richtigen Stellen so zum Einsatz, das man ihn einfach lieb haben und knuddeln muss.

Generell haben mir alle Szenen gefallen, auch wenn ich nicht auf alle eingegangen bin. Besonders haben mir die Wohnzimmer- und die Nachtszene gefallen.

Aha, das ist sie also, die Villa, war ja schon reichlich gespannt.
Der Haustyp passt gut zu L, obwohl es diesem ja eher egal ist. In diesem Gebäude hat man viel Platz für alles Mögliche und zu dem Status noch etwas, das viele meist vergessen. Es verhält sich ähnlich wie mit Sportwagen. Je schneller sie sind, desto besser sind sie auch geschützt und desto sicherer sind sie. So ist es auch mit der Villa. Eine solche Villa verfügt über gute Sicherheitsanlagen und Möglichkeiten ungebetene Besucher fern zu halten. Aus diesem Grund, da das Haus sicherer schlecht sein könnte, ist es der geeignete Haustyp und passt.
Gute Wahl.
Die Villa vom Aussehen her mag ich ebenfalls. Ihre Beschreibung lässt keinen Zweifel zu und vor allem die vielen unterschiedlichen Räume finde ich sehr interessant. Würde mich nicht wundern, wenn es nicht zu Jedem mal seine eigene Szene geben würde. Auch der Garten und der Pool haben es mir angetan, aber das weißt du ja und ich bete an dieser Stelle erneut, dass meine Wünsche erhört werden.

Kommen wir nun zu dem Thema, das ich lieber nicht besprechen würde.
Joel.
Oke, tief durchatmen und ganz objektiv sein.
Joel ist ein munterer und lebensfroher junger Mann, der die Dinge recht locker nimmt. Er ist offen und sagt was er denkt, ist dabei jedoch immer freundlich und höflich. Er geht auf Menschen offenherzig zu und kann äußerst charmant sein. Seine Art wirkt unbekümmert und er scheint recht aktiv zu sein. Man kann ihn ohne Probleme in die Schulblade ‚Sunnyboy’ stecken.
Nun subjektiv aber L und Shaelyn außer Acht lassend.
Er wirkt auf mich äußerst sympathisch und gewinnt sehr leicht die Herzen der Leser. Am liebsten hätte ich ihn noch weiter gelesen. Er lässt die Sonne aufgehen und alles plötzlich in warmem goldenem Licht leuchten, ich hatte ihn sofort gerne. Jemand, den man selbst gerne als Freund hätte.
Nun subjektiv.
O.O
L, schnapp dir Shae und lauf!
Ich gebe es ja ungern zu, aber er ist wirklich eine Konkurrenz, weshalb ich weiterhin tapfer versuchen werde ihn zu hassen. Auch wenn das schwer werden wird, weil du einen sehr charmanten jungen Mann geschaffen hast. Glückwunsch.

Ansonsten muss ich noch einige Sachen erwähnen.
Erst einmal die vielen kleineren Rückblicke, in denen sich Shaelyn an vergangene Zeiten mit L erinnert hat. Hast genau meine Lieblingsstellen aufgeschrieben ;)

Die rote Weihnachtsmütze – ohne Worte.

Die schöne Erinnerung – ohne Worte.

(…)was ihm auch trotz diesem Chaos im Kopf und Körper wunderbar gelang. – noch mehr ohne Worte. :D

Ach und das Bett habe ich ja schon erwähnt :D
Du kannst mir nicht erzählen, dass das ohne Hintergedanken war!

Ansonsten waren die Charaktere wie immer exzellent, der Neue ebenfalls mit guter Einführung beschrieben und alles war wie immer logisch und durchdacht. Man muss es eigentlich schon gar nicht mehr erwähnen.

Abschließendes Fazit:
Mal wieder ein wunderbares Kapitel, wofür sich das warten gelohnt hat. Ich war total überrascht, als ich plötzlich schon auf der letzten Seite war. ;)
Ah und traurig war ich natürlich auch.

Vll wirkt der Kommentar etwas düster, aber mir hat das Kapitel wirklich super gefallen, also keine Angst, wenn es mal komisch klingt.

Ganz liebe Grüße,
Nimsaj

Von:  Das_Bienchen
2011-06-23T15:30:50+00:00 23.06.2011 17:30
Wirklich schön.
Ich konnte mir das Anwesen so richtig gut vorstellen, wenn auch mit Neid ;)

Der Schlagaustausch von Rue und Shae haben einen wirklich schon gefehlt. Sehr erfrischend kann ich da nur sagen.
Ebenfalls süß fand ich das mit dem Lipgloss. Da war ich schon fast traurig, das nicht mehr kam :D

Ich bin sehr gespannt wie es weiter gehen wird und bin jedesmal sehr traurig, wenn ich beim Lesen bemerke, dass nur noch 2 Seiten bis zum Schluss fehlen :D

Die liebsten Grüße lass ich selbstverständlich auch noch da
:D


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