Snatch of a melody
Vorwort der Autorin:
Dieser OS entstand in weniger als dreißig Minunten, soweit ich auf die Zeit geachtet habe. Es war ein spontaner Einfall, daher ist er dementsprechend auch etwas wirr. Trotzdem gefiel er mir irgendwie und ich wollte ihn nicht in der Versenkung meines Laptops dahin vegetieren lassen :D
Zudem lässt dieser OS, so im Nachhinein betrachtet, viel Freiraum für Spekulationen, was mir irgendwie noch mehr gefällt.
Zudem sollte ich vornweg sagen, dass es viele Situationssprünge gibt. Also könnte eine leichte Verwirrung entstehen und dafür entschuldige ich mich schon einmal.
Ansonsten wünsche ich viel Spaß :)
MvlG,
die Autorin.
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Niemand sagte, es wäre einfach.
Aber ebenso sagte niemand, es wäre so hart.
Regen prasselt auf mich nieder, gleich einer sanften Melodie, die mir bekannt vor kommt.
Ich liebe den Regen.
Noch mehr liebe ich seine Melodie.
Denn es ist unsere Melodie.
Ich weiß nicht, ob du es je begriffen hast, ob du es so gesehen hast wie ich.
Vielleicht ein kleiner Teil von dir, sonst würdest du des Regens Melodie nicht spielen.
Das beruhigt mich.
Ich schließe die Augen, nur für einen Moment, denn ich bin so furchtbar müde und der Regen schwemmt meine Konzentration fort, hüllt mich in seine sanfte Klänge ein.
Vor meinem geistigen Auge erscheinst du, erscheinen deine geschickten Finger.
Sie schweben förmlich über die Tasten des Klaviers.
Bannen mich mit ihrer Geschicklichkeit.
Sie fließen wie der Regen aber wehen wie der Sturm.
Aber ich behalte diese lächerliche Vergleiche für mich, du würdest eh nur lachen und mich beschimpfen. Vielleicht würde dich mein Sinn für Symbolik und Ästhetik auch nur verwirren.
Daher schweige ich, lausche nur und beobachte.
Manchmal wirfst du mir böse Seitenblicke zu, während du spielst. Willst mich fortscheuchen, stufst mich als einen Störenfried ein.
Ich lasse mich davon nicht verjagen, verweile einfach stumm weiter, etwas abseits und du akzeptierst es nach einer Weile.
Schlussendlich ist es unser Ritual.
Du spielst, ich lausche.
Wir verschwenden keine Worte, nicht wie sonst.
Außer deinen Fingern bewegt sich nichts, nicht wie sonst.
Weder du noch ich haben jemals die stummen Regeln dieses Moments gebrochen.
Der Regen wird stärker, ich dagegen schwächer.
Erschöpft zwinge ich mich, meine Augen zu öffnen, den dunklen Himmel zu sehen.
Die Sturmwolken, die sich dort zusammen bahnen.
Ich habe das Gefühl, dass ich es heute nicht schaffen werden.
Du läufst neben mir, beschwerst dich über meine Anwesenheit und danach direkt über meine Abwesenheit.
Lachend antworte ich dir, dass ich versuchen werde meine Aufträge schnell zu erledigen, mein Training schnell zu erledigen.
Vergangenheit und Gegenwart sind sich manchmal so ähnlich. Nur hast du nie diesen besorgten Ausdruck in deinen Augen gehabt, als wir jünger waren.
Baseballtraining ist nicht zu vergleichen mit Aufträgen.
Also lege ich einen Arm um deine Schulter, du fängst sofort an dich aufzuregen.
Meine Lider fühlen sich schwer an, mein Körper zittert. Vergeblich, versuche ich mich aufzurichten, doch meine Glieder gehorchen mir nicht.
Der Wind nimmt an Intensität zu, peitscht mir meinen geliebten Regen ins Gesicht.
Deine Finger fliegen immer schneller über die Tasten, die Melodie wird immer unruhiger, bedrohlicher.
Ich runzle die Stirn und miteinmal beendest du sie, siehst mich aus Zorn funkelnden Augen an, so wie beim ersten Mal, als ich deinen Künsten gelauscht habe.
Es war eher Zufall, dass ich dich einsam im Halbdunkeln entdeckt hatte. Die Melodie hatte mich geführt, direkt zu dir und ich war nicht in der Lage gewesen, dich allein mit ihr zu lassen.
Nie mehr.
Wir verstehen uns nur durch diese Melodie.
Können nur durch sie hinweg uns sagen, was wir sagen wollen.
Was wir fühlen und denken.
Deswegen mag ich sie so sehr.
Deswegen mag ich den Regen so sehr.
Denn wo Regen ist, ist Sturm nicht weit.
Ich schaffe es, mich auf die Seite zu drehen, sehe zu wie der Regen als Unmengen Wasser in einen Abfluss läuft.
Sehe wie er aus meiner Richtung dunkel verfärbt wird.
Es war das einzige Mal, dass du unsere Regel gebrochen hast.
Du warst so außer dir, dass du es nicht nur durch unsere Melodie tragen konntest.
Auch unsere Melodie kann nicht alles über uns preisgeben.
Du schriest mich an, beleidigtest mich und schließlich erzeugtest du deinen ganz eigenen Regen, der nur für mich vergossen wurde.
Als Gegenleistung war ich der Sturm, der dich umfing, dich so fest in die Arme nahm, dass du dich beschwertest, ich würde dir alle Knochen brechen.
Es war mir egal.
Nur das Versprechen, was ich dir gab, war es nicht.
Es war ebenso wichtig, wie unsere Melodie.
Vergeblich versuche ich meine Arme zu bewegen, mich abzustützen, um mich zu erheben. Doch meine Arme können mein Gewicht nicht tragen. Erneut falle ich zurück auf den nassen Asphalt, sehe Tropfen von mir wegfliegen.
Du spielst, jeden Abend.
Jeden Abend, den ich nicht da bin.
Du gibst es nicht zu, aber ich weiß es.
Dieser Gedanke treibt mich an, jedes Mal aufs Neue.
Weckt in mir den Wunsch endlich wieder Heim zu kehren.
Nur um unserer Melodie zu lauschen.
Egal wann, egal wo.
Ich denke immer an sie, trage sie im Herzen mit.
Wie heute Abend.
Erneut rolle ich mich auf den Rücken, betrachte den dunklen Himmel, wo Regen sich wie ein Netz über die Welt verteilt.
Ich lausche der Melodie, so wie ich es immer tue.
Nur heute kann ich deine Finger nicht sehen.
Dein konzentriertes Gesicht.
Deine Augen, die mir miteinmal so einen tiefen Blick in deine Seele gewähren.
Ich lächle.
Langsam schließe ich die Augen, lasse mich einhüllen von der Melodie um mich herum.
Sehe ein letztes Mal dich.
Dann stirbt die Musik...
Gokudera hält inne in seinem Spiel, schaut auf und starrt die geschlossene Tür an.
Wartet darauf, dass sie sich öffnet.
Es war längst über der Zeit, in der sie sich hätte öffnen sollen. Draußen peitschte der Regen erbarmungslos gegen die Fenster.
Endlich öffnet sich die Tür und seine Vorstellungskraft spielte ihm einen Streich.
Er sieht die bekannte Person, das bekannte, dümmliche Grinsen auf ihrem Gesicht.
„Ich bin wieder Daheim“, sagt sie freudig.
Doch sie ist es nicht, es ist wer anders.
Juundaim schaut ihn aus traurigen Augen an und plötzlich weiß er, dass die andere Person nie wieder durch diese Tür kommen wird.
Ein Windstoß fegt durchs Zimmer, blässt die letzte Kerze aus.
Er senkt den Blick, atmete tief ein, hebt seine Hände.
Ein letztes Mal spielt er die Melodie des Regens.