Rehearse a play
Gesülze der Autorin:
Ich war lange am Überlegen, wie ich die Einschübe von dem Stück zur Realität darstelle und hoffe, ich habe es jetzt ordentlich geregelt xD
Ansonsten hoffe ich auch, dass die Figuren nicht zu sehr OoC geworden sind und natürlich auf reichich Feedback, ob negativ oder positiv, alles ist gern gesehen.
Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß.
Bühne frei :)
P.S. Gebetat wird noch, daher entschuldigt, wenn hier und dort Fehler auftauchen
MvlG,
die Autorin.
----------------------------------------------------------------------
Vom ersten Moment an als dieser Mann durch meine Tür trat, wusste ich, er würde Ärger bedeuten.
Männer wie er bedeuteten immer Ärger.
Ich legte meine Beine auf den Schreibtisch, schob meinen Hut ein Stück höher und griff nach der Zigarettenschachtel.
Gemächlich zündete ich mir eine dieser süßen Krebsbringer an und bot schließlich dem Mann auch eine an.
Dieser winkte ab, lächelte. Nur Gott allein wusste, wieviele Frauen und Männer er damit schon verführt hatte. Ich musste zugeben, auch mir sagte dieses Lächeln zu.
„Ich brauche Ihre Hilfe“, sagte er zu mir, mit einen süffisanten Ton in seiner Stimme.
Es war wie Musik in meinen Ohren.
Verdammt gute Musik.
Daher begann ich den großen Fehler zu antworten: „Dafür bin ich da" - und tappte in seine Falle hinein, wie der Ehemann einer schwarzen Witwe.
Die Türklingel schrillte und Gokudera zuckte zusammen. Verärgert schaute er von dem Wunderkasten des 20ten Jahrhunderts auf und in Richtung Haustür. Trotz seines warnenden Blicks, ertönte die Klingel erneut, länger und nach seiner Meinung heller als zuvor.
Genervt erhob er sich von dem gemütlichen Sofa, stellte seine halbleere Dose weg und ging zur Haustür.
Still fragte er sich, welcher Idiot ihn noch um diese Uhrzeit störte, öffnete die Haustür und die Antwort fiel ihm wie Schuppen von den Augen.
Er gab gerne zu, dass er bis er das Stück Holz öffnete, seinen angesagten Besuch verdrängt hatte – schlechte Dinge verdrängte man nun einmal.
„Oi, Gokudera!“Begrüßte ihm kein Geringerer als der größte Baseballfreak der gesamten Stadt Namimoris.
Kalter Wind pfiff Gokudera fast als Untermalung dieser Begrüßung hinter her, strich ihm über die nackten Knöchel und weckte den Wunsch nach warmen Socken.
Stirnrunzelnd nahm er seine Brille ab und musterte Takeshi Yamamoto, der zweifelsohne dem Wort „begossener Pudel“ alle Ehre machte.
Dennoch lächelte er sein, dummes, immerzu existierendes Lächeln, als gäbe es nichts Schöneres auf der Welt als nass und halb am Erfrieren zu sein.
„Du bist spät und nass, du Trottel.“
Yamamoto lachte leicht und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
„Ja, ich hab' die Zeit beim Training vergessen.“
Gokudera wollte eigentlich etwas erwidern wie „Dein Hirn auch“ oder „Wenn Baseball jemals ein Prüfungsfach wird, schaffst du womöglich sogar einen Schulabschluss“, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken, als erneut eine starke Windböe ihnen entgegenschlug und den durchgeweichten Baseballfreak zittern ließ.
Zähneknirschend trat er an die Seite, um Yamamoto hinein zu lassen.
„Zieh dir die Schuhe aus und tropf nicht den ganzen Teppich voll!“
Damit wandte er sich von dem Anderen ab und marschierte die Treppe hoch ins Bad, um ein Handtuch zu holen.
Als er wieder herunter kam, stand Yamamoto noch immer lächelnd und tropfend im Eingangsflur. Für einen kurzen Moment erinnerte dieser Anblick Gokudera an ein verloren gegangenes Hündchen.
Aber Hündchen waren süß, der Baseballfreak einfach nur dumm, ermahnte er sich.
Grob drückte er diesem das Handtuch in die Hand.
„Benutz nächstes Mal gefälligst einen Regenschirm, wenn du weißt, was das ist.“
Wieder lachte Yamamoto nur darauf und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
„Ich hab' heute Morgen nicht daran gedacht, einen mitzunehmen.“
Einfach nur dumm...
Mit einem abfälligen Schnauben wandte sich Gokudera ab, wollte schon zurück ins Wohnzimmer, da hielt ihn Yamamoto auf.
„Hey, Gokudera...“, fing er zögernd an.
Er blieb stehen, verdrehte die Augen.
„Was?“
„Kann ich deine Dusche benutzen?“
Jetzt drehte er sich doch wieder zu Yamamoto um, der ihn unter dem Handtuch vorbei mit seinen karamellfarbenden Augen fragend ansah.
Eigentlich wollte er den Anderen wieder so schnell wie möglich loswerden. Doch als er die gebildete Pfütze unter den Füßen sah, gab er erneut kleinbei.
„Von mir aus“, brummte er und hoffte nur, dass er seine Großzügigkeit nicht bereuen würde.
„Danke! Oben ist das Bad, oder?“
„Ja...“
Yamamoto stürmte die Treppen hoch, Gokudera runzelte erneut die Stirn.
„Beeil dich!“ Rief er ihm noch hinter her, da ertönte schon das Zuknallen der Badtür.
Seufzend setzte er endlich seinen Weg ins Wohnzimmer fort, wo der Film immer noch munter seinen Verlauf nahm.
Erneut sank er aufs Sofa zurück, legte die Füße hoch und starrte dabei auf den Fernseher.
Seine Gedanken schweiften jedoch zu dem Grund für den späten Besuch des Baseballfreaks ab.
Gokudera war nicht die Person, die zu spät zum Unterricht kam oder ihn gar schwänzte.
Außer – und das war mehr als selbstverständlich – Juudaime brauchte seine Unterstützung, wie an jenem Morgen.
Was fiel dieser blöden Milchkuh auch ein sich in einen Süßigkeitslaster bis zum anderem Ende der Stadt kutschieren zu lassen?! Wenn es nach ihm ginge, sollte man so wieso die kleine Rotzgöre irgendwo in ein Erziehungsheim stecken.
Zumindest waren sie deswegen drei Stunden zu spät gekommen. Zu ihrem Leidwesen hatte ihre Lehrerin nicht so viel Verständnis für die Rettung einer Milchkuh aus einem Süßigkeitslaster und verdonnerte sie zu einer Strafarbeit.
Theater.
Jedes Quartal im Jahr führte die Theatergruppe der Namimori Mittle Schule ein Stück auf. Dieses Quartal jedoch schien sich irgendwie niemand dazu bereit erklärt zu haben, die wirklich großen Rollen anzunehmen.
Weshalb das so war, wurde Gokudera erst später bewusst.
Leider.
Als sie am selben Nachmittag noch die Proben besucht hatten, waren sie auf eine altbekannte Person getroffen.
„Oi! Tsuna, Gokudera, ihr seid auch hier?“
Lächelnd war Yamamoto auf sie zugekommen. Gokudera glaubte zu der Zeit, dass es ihn nicht schlimmer hätte, treffen können.
Wie immer zog er voreilige Schlüsse, er sollte sich das wirklich abgewöhnen.
„Yamamoto? Was machst du denn hier?“ Fragte Juundaime überrascht.
„Ich muss mitmachen. Meine Strafe dafür, dass ich das Fenster des Direktors mit einem Baseball eingeworfen habe.“
„Lern' halt besser Zielen, Schwachkopf“, stocherte Gokudera mit Genugtuung in dem Unglück des Anderen herum. Vielleicht hatte er deswegen den schwarzen Peter gezogen?
Es dauerte nicht lange und jeder hatte seine Rolle zugeteilt bekommen.
Mit freudiger Überraschung hatte er festgestellt, dass er eine der zwei Hauptrollen spielen würde.
Endlich konnte er Juundaime zeigen, wie talentiert er war!
„Freu dich lieber nicht zu früh, Gokudera“, hatte ihn Yamamoto noch gewarnt und ihn dabei merkwürdig angesehen.
Aber zu dem Zeitpunkt lag ihm nichts ferner, als auf den Baseballfreak zu hören.
Dann hatte er das Drehbuch gelesen...
Er lächelte mich an, bot mit einer Handbewegung mir an, sein Heiligtum zu betreten.
Ich zögerte nur einen Moment lang, dann übertrat ich die Schwelle. Was dann folgte, lag außerhalb meiner Macht.
Seine Wohnung war unnormal sauber gehalten, nicht viel persönlicher Besitz und es erinnerte mich an eine dieser Möbelwerbungen aus den Prospekten, die man im Supermarkt um die Ecke hinter her geworfen bekam.
„Darf ich dir was zu Trinken anbieten?“
Irgendwann im Laufe der Tage waren wir zum „Du“ gewechselt. Mir war nicht bewusst, dass dieser Schritt so viel ausmachte innerhalb einer Beziehung.
Besonders nicht zwischen Geschäftspartner wie wir es waren.
„Scotch.“
„Was sonst“ ,kommentierte er meine Antwort mit einem unscheinbaren Lächeln und verschwand in der Küche.
Meine Augen wanderten weiter durch seine Wohnung, suchten nach persönlichen Sachen. Doch sie schweiften nur vorbei an alte Möbel, Landschaftsgemälde, fast verdorrte Pflanzen, Sportzeitschriften und so fort.
Plötzlich fiel mir doch eine Sache ins Augen. Es war -
„Was schaust du da?“
Erschrocken zuckte Gokudera zusammen, blinzelte verwirrt. Er brauchte einige Sekunden, um wieder in die Gegenwart zu gelangen. Schließlich runzelte er verärgert die Stirn und wandte sich zu Yamamoto um, wollte schon eine bissige Bemerkung abgeben, stockte aber bei dessen Anblick.
Dieser stand nur in Boxershorts und einem T-Shirt, welches ihm gehörte, wie er später feststellte, da und rubbelte sich gerade noch seine nassen Haare trocken.
Gokudera war sich nicht sicher warum, aber dieser Anblick verunsicherte ihn, löste in ihm ein unbekanntes Verlangen aus und ließ ihn schwer schlucken. Seine Augen wanderten über den Nacken, die Arme hinunter, zum Körper zurück, hinunter zu den viel zu knappen Boxershorts – er wandte die Augen ab, nicht mehr fähig dazu, den Baseballfreak anzuschauen.
„Oh? Ist das das Theaterstück verfilmt?“
Mit wenigen Schritten setzte sich Yamamoto ebenfalls aufs Sofa, unweigerlich zog Gokudera die Beine an, weil er fürchtete mit seinen Zehen die Oberschenkel des Anderen zu berühren.
„Also gefällt dir das Stück doch?“
Endlich schaffte Gokudera es, sich wieder zu sammeln. Hastig verdrängte er die sonderbaren Gedanken und steigerte sich in seinen Unmut über das Drehbuch hinein.
„Natürlich nicht! Ich habe mir nur den Film ausgeliehen, um ein besseren Überblick über das Schauspielen zu bekommen!“
„Ah, achso...“
Hatte Gokudera sich verhört oder leichtes Bedauern in Yamamotos Stimme gehört?
Dieser sah ihn jetzt an und lächelte breit.
Er musste sich verhört haben.
„Hast du eine Lieblingsstelle?“
„Tz, wenn mir die Geschichte nicht gefällt, warum sollte ich dann eine Lieblingsstelle haben?“
Yamamoto zuckte nur mit den Schultern.
„Ich mag ja den Schluss nach der Schießerei.“ Stoppte kurz. „Was hältst du davon?“
Gokudera wollte nicht zugeben, dass er den Schluss bis jetzt weder gelesen, noch gesehen hatte. Dafür hatte ihn einfach der Abend vor der Schießerei zu sehr geschockt.
Wobei geschockt kein Ausdruck war.
Immerhin musste er das nachspielen mit Yamamoto.
Deswegen trafen sie sich auch an diesem Abend. Um zu proben, da die echten Proben innerhalb der Gruppe weniger gut velaufen waren.
Dabei war die Aufführung schon in weniger als einer Woche.
„Langweilig und vollkommen hirnrissig“, log er also, dass sich die Balken bogen. Kurz erstarb das Lächeln auf Yamamotos Gesicht, dann drehte er den Kopf weg und ein schwaches, etwas trauriges Lächeln erschien dort erneut.
„Na dann...“
Abermals verunsicherte dieser Anblick Gokudera. Er kannte Yamamoto nicht traurig. Das passte einfach nicht zu dem Baseballfreak.
Plötzlich hob dieser erneut den Kopf und lächelte breit.
„Wollen wir dann üben? Ich muss spätestens um elf wieder Daheim sein.“
„Klar...“
Rasch suchte er noch nach der Fernbedienung und schaltete das Gerät in dem Moment aus, als die beiden Hauptdarsteller sich über zwischenmenschliche Beziehung stritten.
„Es gibt keinen Menschen, dem ich mehr meine Treue schenke als ihm!“
Donnerte Gokudera Yamamoto entgegen. Dieser schüttelte nur den Kopf, seufzte.
„Glaubst du nicht, dass diese Treue irgendwann dein Untergang sein wird? Das sie dich daran hindert, auch andere Leute in dein Herz zu lassen? Dir die Wahrheit über dich selbst verkehrt?“
Gokudera schnaubte und winkte ab.
„Was weißt du schon über mich oder meinem Verhältnis zu meinem Boss?“
„Mehr als du denkst...“
Sie sahen sich einige Sekunden schweigend an, dann trat Yamamoto näher an Gokudera heran.
„Ich sage ja nicht, dass du ihm deine Treue verweigern sollst. Das ist gut, das sollte eine rechte Hand tun. Aber wo ist der Platz für andere?“
Gokudera sah ihn streng an.
„Welche anderen, sag mir das? Außer mir gibt es nur den Boss. Niemanden sonst.“
Yamamoto seufzte abermals, trat noch näher an Gokudera heran.
„Und was ist mit mir?“
„Was?“ Keuchte Gokudera überrascht.
Yamamoto überbrückte den letzten Abstand zwischen ihnen, beugte sich zu Gokudera hinunter.
„Wo ist mein Platz, wenn dein Herz nur der Treue deines Bosses gehört? Sag es mir...“
Gokudera konnten den warmen, süßlichen Atmen Yamamotos auf seiner Haut spüren, bemerkte wie dieser die Hände hob, um nach seiner Hüfte zu greifen.
Panik ergriff ihn und er machte einen riesigen Schritt zurück.
„Das sollte reichen für heute.“
Verdutzt über die plötzliche Unterbrechung der Probe verharrte Yamamoto einige Sekunden in der Pose, dann lächelt er matt.
„Okay, wie du willst.“
Er schaute zu der Digitaluhr hinüber. „Es ist eh schon spät.“
Noch immer verwirrt über sein plötzliches Herzklopfen als ihn der Baseballfreak so nahe gekommen war, beachtete er den Anderen nicht, der ihn aufmerksam musterte.
„Was glaubst du Gokudera?“
„Hm?“ Halb in Gedanken, schaute er Yamamoto an, der irgendwie ernst wirkte.
„Gibt es da einen Platz, wo er sein kann?“
Gokudera horchte in sich hinein. Dachte an Juundaime.
„Natürlich nicht! Als rechte Hand gibt es nur die Treue zum Boss. Alles andere gehört nicht dazu.“
„Ah...na dann...“
Yamamoto wandte sich ab, winkte ihm zu.
„Man sieht sich, Gokudera.“
Überrascht über den plötzlichen Abgang von Yamamoto, rührte er sich nicht.
Die ganze Zeit über hatte eine sonderbare Stimmung in der Luft geschwebt. Ein oder zwei Mal war er sich sogar vorgekommen, als würde er nicht eine fremde Person schauspielern, sonder sich selbst und ein ganz normales Streitgespräch mit Yamamoto führen.
Dieses Empfinden verunsicherte ihn.
Ebenso das Verhalten des Baseballfreaks über den ganzen Abend hinweg. Manchmal hatte er ihn so angesehen, als er wollte er ihm irgendetwas sagen. Jedoch öffnete Yamamoto nur den Mund, um sein Text aufzusagen, den er ungewöhnlich flüssig konnte.
Fast so, als hätte er ihn ernsthaft auswendig gelernt.
Gokuderas Kopf dröhnte und er beschloss die Sache auf sich beruhen zu lassen.
Vielleicht interpretierte er zu viel in die Sache hinein.
Es war nur ein nerviges Theaterstück, welches er mit dem Baseballfreak aufführen musste zu seinem Leidwesen. Der einzige Lichtblick war, dass Juundaime auch dort sein Boss war und er seine rechte Hand.
Müde schleppte er sich in Richtung Bad, dabei spukte Yamamotos letzte Frage ihm im Kopf herum.
„Gibt es da einen Platz, wo er sein kann?“
Warum fragte er solche Sachen?
Draußen pfiff der Wind und klatschte den Regen ohrenbetäubend gegen die Fenster.
Als ob es ihn interessierte, ob es neben der Treue zum Boss noch Platz für andere Personen gab.
Er betrat das Badezimmer und blieb abrupt stehen.
Seine Augen weiteten sich, als er dort den Klamottenbündel sah, der eindeutig Yamamoto gehörte.
Was es auch wahr, er musste falsch geantwortet haben.
Dabei hatte er doch gelogen, weil er sich der Antwort unsicher gewesen war...
Die nächsten Tage vergingen ereignislos.
Weder Gokudera noch Yamamoto sprachen den Abend an. Eigentlich war er ganz froh darüber, immerhin hatte er keine Ahnung, was er dazu sagen sollte.
Er gab es nicht gerne zu, aber irgendwie machte ihn das Stück und die Nähe, die er dafür zu Yamamoto aufbauen musste, wahnsinnige Angst.
Und er hatte nie vor etwas Angst. Besonders dann nicht, wenn sie den bescheuerten Baseballfreak betraf.
So kam es zusammen, dass er diesen entweder mit Ignoranz strafte, aber im selben Moment all seine Gedanken an ihn verschwendete.
Es war für ihn eine Patsituation mit seinem Inneren.
Zu allem Überfluss schien der Baseballfreak ihm auch noch aus dem Weg zu gehen – und das machte ihn wirklich wütend. Es war nicht die Art des Anderen. Normalerweise war er derjenige, der mit jedem redete, über alles. Himmel, er stellte sich sogar Hibari in den Weg, wenn es sein musste.
„Gokudera-kun? Hast du das Ende schon gelesen?“ Fragte ihn mit einmal Juundaime und riss ihn aus seinen Gedanken.
„Nö, warum?“
„Naja, ich fand es irgendwie sehr traurig.“
„Wieso?“
Juundaime wurde leicht rot um die Nase herum und spielte nervös mit seinen Fingern.
„Nun, wenn der Hauptheld zugegeben hätte, also ich mein, wenn er nicht nur auf die Treue zu seinem Boss beharrt hätte, dann hätte er zum Schluss es nicht bereuen müssen...“
Gokudera musterte Juudaime perplex.
„Was hat er denn bereut?“
„Also, das er halt...du weißt schon...“
Nein, er wusste es nicht und er fand es auch nicht mehr durch Juudaime heraus, da es in die Stunde klingelte.
Erst als er wieder Zuhause war, erinnerte er sich daran. Besonders, da auch Yamamoto ihm nach dem Ende gefragt hatte. Lag womöglich dort der Kern der Ursache? Das Geheimnis, welches ihm so Kopfzerbrechen bereitete und ihn gegenüber des Baseballfreaks verunsicherte?
Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend schob er den Film ein und wählte die Endszene aus.
„Du wirst heute abgeknallt.“
Yamamoto schaute verdattert auf und erblickte Gokudera, der an dem Korb für die Volleyballbälle stand.
„Bitte?“
Gokudera verdrehte ungeduldig die Augen.
„Heute bei den Proben, das Ende.“
„Oh, achso. Ja...“
Yamamoto bückte sich erneut, um die restlichen Bälle aufzuheben.
„Ich habe deine stinkenden Sachen noch bei mir Zuhause.“ Versuchte Gokudera erneut ein Gespräch anzufangen, da sein Gegenüber wie in den letzten Tage gewillt war, jede Konversation schon im Keim zu ersticken.
„Tut mir Leid...wenn du sie mitbringen könntest, wäre das nett.“
Er wusste nicht warum, aber dieses Ausweichen machte ihn wirklich wütend.
„Du kannst deinen faulen Hintern auch zu mir bewegen und sie abholen. Welcher Vollidiot geht überhaupt nur in Boxershorts nach Hause, äh?“
Yamamoto erhob sich jetzt, schritt auf den Korb zu und mit einmal standen sie sich direkt gegenüber.
„Verzeihung“, antwortete er ihm einfach ausweichend, sah ihm dabei nicht an.
Laut polternd fielen die Bälle zurück in den Korb. Kaum war das geschehen, wollte der Größere sich erneut abwenden, doch daran hinderte er ihn.
Grob packte er nach dessen Kragen und zog ihn über den Korb hinweg zu sich hin.
„Was soll der Mist! Rede gefälligst mit mir!“
Yamamoto schien zuerst überrascht, dann lächelte er leicht gequält.
„Willst du denn überhaupt mit mir reden?“
„Würde ich das hier sonst tun?“
Das Lächeln verschwand auf Yamamotos Gesicht. Gokudera atmete tief ein, sein Herz schlug ihn bis zum Anschlag.
„Ich habe mir das Ende angesehen.“
Zuerst schwiegen sie, dann zog Yamamoto fragend seine Augenbraue hoch.
„Und?“
Gokudera hatte lange darüber nachgedacht, was er auf diese Frage antworten würde. Hatte in sich hinein gehört, sich gefragt, warum ihm das Stück so nahe ging. Warum es ihn so Angst machte.
Eigentlich war es sich noch immer unsicher und konnte es nicht fassen. Er wollte dem Ganzen auch keinen Namen geben. Denn noch machte es keinen Sinn für ihn.
Er war sich nur in einem sicher.
„Ich will es nicht bereuen eines Tages.“
Verwundert sah ihn Yamamoto an, dann verstand er.
Langsam ließ er den Kragen des Anderen los, atmete tief ein, krallte sich in dem Eisen des Korbs fest.
Mit diesen Worten fasste er Mut, schob seine Unsicherheit beiseite und schloss die Augen.
Langsam stellte er sich auf die Zehnspitzen, folgte seiner Intuition.
Nein, er wollte es wirklich nicht bereuen.
Seine Lippen trafen auf Yamamotos und er war froh über diese gewagte Entscheidung.
Als das warme Blut über meine Hände lief, wusste ich, dass er nicht mehr zu retten war.
Mit einem süffisanten Grinsen sah er zu mir auf, röchelte elendlich, wobei ein Schwall Blut aus seinem Mund lief.
Trotzdem lächelte er und das war es, was mich so sehr traf.
„Was...ist?“
Fragte er leicht lachend, als würde er nicht gerade im Sterben liegen. Meine Hände klammerten sich fester um seinen erschlaffenden Körper.
„Du stirbst“, brachte ich krätzend heraus. Ich war mir nie bewusst geworden, dass es irgendwann dazu kommen könnte.
„Oh...dumm...“, sagte er sachte, so als hätten wir gerade festgestellt, dass seine Krawatte nicht kariert, sondern gestreift war.
Ein erneutes Beben durchfuhr seinen Körper, ließ meinen mitbeben. Erneut das warme Blut, was jetzt meine Kleidung durchtränkte.
„Warum...schaust du...so?“
Seine Augen fixierten mich, wobei er so heftig blinzelte, dass ich mir sicher war, dass er mein Gesicht gar nicht mehr erkennen konnte.
Dieser Gedanke war noch schrecklicher als jeder davor.
„Weil du stirbst“, sagte ich fast schon nüchtern.
Er lachte auf, was in einem heftigen Husten endete. Dabei zuckte ich zusammen. Sein Lachen war immer voller Leben gewesen. Jetzt brachte es die gegensätzliche Botschaft mit sich.
„Habe ich...einen...Platz?“
Ohne weiter darüber nachzudenken, nickte ich.
„Ja, ja hast du. Ganz tief in meinem Herzen...“
Er lächelte zufrieden.
„Das ist...schön...“
Mit diesen Satz auf seinen Lippen starb er in meinen Armen.
Und ich bereute es, ihn nicht früher in mein Herz gelassen zu haben, aus Angst, er könnte ebenso wichtig, wie die Treue zu meinem Boss werden...