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Jenseits von Gut und Böse

~ Dean/Sam :'D
von

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Gerettet

„SAM!“

Ein zweiter, ohrenbetäubender Knall schien die Fabrikhalle geradezu erzittern zu lassen und die rot glühenden Augen flackerten kurz, ehe sie sich in Luft auflösten.

Dean hastete zu seinem am Boden liegenden Bruder. Erst, als er neben ihm kniete, wurde ihm bewusst, dass die geisterhafte Erscheinung ja immer noch in der Nähe sein musste und er wirbelte herum. Nichts. Nur die nächtliche Dunkelheit, die sie rücksichtslos umgarnte und der einsame Strahl silbernen Mondlichts, der durch den offenen Zugang zur Fabrikhalle hereinfiel.

Dean widmete sich wieder seinem Bruder, um nach einigen unnatürlich langen Schreckenssekunden erleichtert festzustellen, dass er atmete: Sam’s Brustkorb hob und senkte sich kaum merklich und in unregelmäßigen Abständen.

„Sammy?“

Dean mühte sich vergebens darum, das Zittern in seiner Stimme zu unterbinden, als er Sam ein paar verirrte Haarsträhnen aus der Stirn strich. Dabei war es unvermeidlich, dass er seine Haut berührte, woraufhin er kaum merklich zurückzuckte: Sie war eiskalt. Er wusste nicht, was der Blick dieses Wesens bewirkte, aber er wusste, das er etwas bewirkte – etwas ganz und gar nicht Gutes, weshalb er Sam augenblicklich hier rausschaffen musste.

Er fackelte nicht lange, sondern klemmte sich die Schrotflinte umständlich unter den Arm und umfasste Sam unter beiden Schultern und Kniekehlen, um ihn vorsichtig hochheben zu können. Als er aufstand, taumelte er unter dem Gewicht zwei, drei Schritte nach hinten und rang kurz um das nötige Gleichgewicht, ehe er zögernd Richtung Ausgang wankte. Ab und an hielt er kurz inne und lauschte, doch er hörte nichts, außer Sam’s rasselnden Atemzügen, als fiele es ihm schwer, an genügend Sauerstoff zu gelangen. Wenn diese abnorme Erscheinung immer noch hier war, dann verhielt sie sich still und beobachtete sie höchstwahrscheinlich.

Allein bei diesem Gedanken lief es Dean eiskalt den Rücken hinunter und er beschleunigte seine Schritte etwas, während er inständig hoffte, dass das Wesen mit den rot glühenden Augen nicht aus der nächsten Ecke gesprungen kam, um sich auf ihn und Sam zu stürzen. Er zweifelte zwar keine Sekunde daran, bei einem Zweikampf mit diesem Wesen als Sieger hervorzugehen, doch die Sorge um seinen Bruder war größer, als der Drang, diese Höllenbrut aufzustöbern und sie zu töten – zumindest im Moment. Dass er zurückkehren und seinen Job als Jäger ordentlich erledigen würde, stand außer Frage.
 

Als Sam erwachte, fühlte sich sein Kopf an, als wäre er kurz davor, sich in zwei Hälften zu spalten. Er blinzelte unkoordiniert und stöhnte leise auf, als ihm grelles Sonnenlicht in die Augen stach. Irgendjemand hatte sich zwar die Mühe gemacht, die Vorhänge zuzuziehen, schien aber mittendrin gestört worden zu sein, da in der Mitte eine breite Lücke klaffte, durch die sich die rücksichtslosen Strahlen zwängten.

Es dauerte eine ganze Weile, bis sich seine Augen an die ungewohnte Helligkeit gewöhnt hatten und dann erst erkannte Sam das Zimmer, in dem er sich befand: Die einfache Einrichtung aus dem Bett, in dem er lag, einer Kommode, einem kleinen Tisch und einem Stuhl und der starke Geruch nach Motoröl ließen auf Bobby’s Haus schließen und etwa eine halbe Sekunde später wurde sein Verdacht bestätigt, als die Tür geöffnet wurde und erst Dean und dann Bobby das Zimmer betraten.

“Ich hab dir doch gesagt, dass er-“ Dean brach mitten im Satz ab, als er bemerkte, dass Sam wieder bei Bewusstsein war und seine bis dahin deutlich angespannten Gesichtszüge wurden augenblicklich weicher. „Sammy.“

Sam war sich nicht sicher, was er darauf erwidern sollte, zumal sich sein Hals unangenehm ausgetrocknet anfühlte, sodass er stark daran zweifelte, überhaupt etwas sagen zu können, ohne dabei zu sehr wie ein schwer verstimmtes Musikinstrument zu klingen. Glücklicherweise ergriff Bobby kurzerhand die Initiative und brach die peinliche Stille, die sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte.

“Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt, Junge. Wenn Dean dich nicht rechtzeitig gefunden und sofort hergebracht hätte …“

Er ließ den Satz bewusst offen und hob in einer viel sagenden Geste die Augenbrauen, worauf Sam nur ein verlegenes Lächeln parat hatte. Dann endlich räusperte er sich, um wenigstens etwas zu seiner Verteidigung beitragen zu können.

“Das ergibt alles überhaupt keinen Sinn. Meine Nachforschungen haben ergeben, dass der Geist ausschließlich am 15. November gesehen wurde und ich habe gedacht-„

“Du hast gedacht?“ Dean’s Stimme hatte mit einem Mal einen klirrenden Unterton angenommen und er trat einen Schritt auf Sam zu, der unter dem tödlichen Blick seines Bruders kaum merklich zusammenzuckte. „Bravo, Sam. Wirklich gut gemacht. Du hättest dabei draufgehen können, falls dir das noch nicht in den Sinn gekommen ist. Keine Alleingänge und was tust du? Schleichst dich spät abends in eine verlassene Fabrikhalle um einem Geist hinterher zu jagen, von dem du bis zu diesem Zeitpunkt nur wusstest, dass er vermutlich – vermutlich, Sam! – an jedem 15. November im Jahr aufkreuzt.“

Dean schnaubte, dann schüttelte er den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. Sam war währenddessen fast sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen und er kaute missmutig auf seiner Unterlippe. Die Tatsache, dass Dean vollkommen Recht hatte, traf ihn wie einen Schlag in die Magengegend. Aber er war sich doch so sicher gewesen … Das änderte allerdings nichts daran, dass er Hals über Kopf in eine lebensgefährliche Situation hineingeschlittert war und das, ohne, dass Dean überhaupt etwas davon gewusst hatte. Er schluckte.

“Tut mir leid“, begann er zaghaft und es erschreckte ihn selbst, wie kleinlaut und eingeschüchtert diese Worte klangen. „Aber was hätte ich denn tun sollen? Du hast mir schließlich nicht geglaubt und Bobby-„

“Hat dich darauf hingewiesen, wie gefährlich das Ganze ist“, unterbrach ihn Dean erneut mit mahnender Stimme. Ihm war klar, dass Sam eigentlich alt genug war, um auf sich selbst aufzupassen, aber dennoch fühlte er sich für ihn verantwortlich. Er hatte ihrem Vater damals geschworen, ihn zu beschützen, sofern es ihm möglich war und dieses Versprechen wollte er halten. Außerdem war da noch dieser Pakt. Der Pakt, der ihn in weniger als einem Jahr ohne Zwischenstopp direkt in der Hölle abliefern würde, nur, damit Sam leben konnte. Er wollte diesen Pakt nicht umsonst geschlossen haben.

Sam nickte wortlos und senkte den Blick auf die Bettdecke. Er konnte ja nachvollziehen, dass Dean sich Sorgen um ihn machte. Bobby ergriff erneut das Wort.

“Jetzt sieh erstmal zu, dass du wieder etwas zu Kräften kommst. Dean und ich haben nachgeforscht, während du geschlafen hast und sind dabei auf ein paar wichtige Fakten gestoßen, die uns dabei helfen könnten, diesen verdammten Geist ein für alle Mal zu erledigen.“

Sein Blick wechselte kurz zwischen den beiden Winchester-Brüdern, dann verließ er das Zimmer.

Dean ließ ein lautes Seufzen vernehmen, woraufhin Sam instinktiv den Kopf hob. Sein Bruder zog den Stuhl etwas näher zum Bett heran, ehe er sich darauf niederließ und sich durch die Haare fuhr. Nun erst fiel Sam auf, wie erschöpft Dean aussah. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen und rasiert hatte er sich an diesem Tag allem Anschein nach ebenfalls noch nicht.

“Versprich mir, dass du in Zukunft nicht mehr auf eigene Faust losziehst, ja?“

Sam verzog aufgrund dieser Aufforderung unzufrieden das Gesicht.

“Wenn du mir versprichst, übernatürliche Erscheinungen wenigstens in Betracht zu ziehen, anstatt diverse Vorkommnisse einfach abzuhaken“, erwiderte er spitz und fixierte Dean mit einem sturen Ausdruck in den Augen.

Dean seufzte erneut, diesmal allerdings leise. Dann nickte er.

Sam zögerte noch einen kurzen Augenblick, ehe er die Fragen aussprach, die ihm bereits seit einigen Minuten im Kopf herumschwirrten und ihm keine Ruhe ließen: „Wie lange war ich eigentlich weggetreten? Und was ist überhaupt passiert?“

Überrascht sah Dean seinen Bruder an. „Lange genug, wenn du mich fragst. Vor allem, weil wir uns nicht sicher waren, was genau der Blick des Geistes bei dir bewirkt hat. Ob du nur vorübergehend das Bewusstsein verloren hast, oder ob es weitaus schwerwiegendere Konsequenzen sein würden. Insgesamt warst du zwölf Stunden lang weg.“

Er biss sich kurz auf die Unterlippe, als koste es ihn jede Menge Überwindung, diese Worte laut auszusprechen, dann hakte er nach: „Und du erinnerst dich an nichts mehr?“

Sam stöberte in seinem Kopf nach dem vergangenen Abend, doch er stieß nur auf vereinzelte Fetzen, mit denen er nicht besonders viel anfangen konnte. Er erinnerte sich an den Zeitungsausschnitt, den er eingesteckt hatte und an das sonderbare Geräusch von Flügeln. Und er glaubte zu wissen, dass seine Taschenlampe irgendwann versagt hatte und, dass Dean ebenfalls in der Fabrikhalle gewesen war. Aber sämtliche Details, die nötig gewesen wären, um den gesamten Verlauf zu rekonstruieren, schienen unwiderruflich gelöscht worden zu sein.

“Bruchstückhaft“, murmelte Sam schließlich und warf seinem Bruder einen fragenden Blick zu. Es interessierte ihn brennend, wie Dean ihn gefunden und vor allem, warum er überhaupt nach ihm gesucht hatte.

Dean räusperte sich. „Naja, nachdem du am Nachmittag immer noch nicht im Motel aufgetaucht bist, habe ich bei Bobby nachgehakt und der hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es sich bei dieser Erscheinung auf der Autobahnbrücke höchstwahrscheinlich wirklich um einen Geist handelt. Dabei hat er ausdrücklich betont, dass mit diesem Geist nicht zu spaßen ist, also hab ich mich auf die Suche nach dir gemacht. Ich kenne dich, es war also nicht besonders schwer zu erraten, dass du zu der verlassenen Fabrikhalle gefahren bist, um dort nach eventuellen Spuren zu suchen. Auf halber Strecke hat Bobby sich noch mal gemeldet und mir mitgeteilt, dass wir dem Geist – falls wir ihm begegnen sollten – auf keinen Fall direkt in die Augen sehen sollen. Als ich die Fabrikhalle endlich erreicht hatte, hab ich versucht, dich zu warnen, was allerdings nach hinten losgegangen ist. Er stand direkt hinter dir, du hast dich umgedreht und bist zusammengeklappt. Ich hab dich in den Wagen verfrachtet und hergebracht. Ende der Geschichte.“

Sam nickte nachdenklich und versuchte erneut, sich den genaueren Ablauf ins Gedächtnis zu rufen, doch selbst jetzt, wo Dean ihm alles erklärt hatte, herrschte in seinem Kopf ein reines Durcheinander an Bildern und Geschehnissen, die er einfach in keine sinngemäße Reihenfolge bringen konnte. Als es in seinem Kopf erneut zu pochen begann, gab er schließlich auf und schloss für einen kurzen Moment die Augen. „Danke.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern.

Dean verzog das Gesicht, wie immer, wenn Sam sich bei ihm bedankte und tat diese Bemerkung mit einer knappen, aber nachdrücklichen Handbewegung ab. „Ruh dich noch etwas aus. Anschließend können wir gemeinsam beratschlagen, wie wir bei diesem Geist vorgehen wollen.“

Noch ehe Sam etwas erwidern, geschweige denn, widersprechen konnte, erhob sich Dean und verließ das Zimmer. Sam seufzte und sank etwas mehr in das Kissen unter seinem Kopf zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Anime-Freak_18
2009-12-14T13:52:34+00:00 14.12.2009 14:52
Hey,

find die Geschichte echt super und freu mich schon auf das nächste Kapi. :-D

Mach weiter so. ^^

LG
Anime-Freak
Von:  Fine
2009-12-10T13:09:36+00:00 10.12.2009 14:09
Da ist Sam aber wirklich noch mit blauen Auge davon gekommen.
Zum Glück geht es ihm gut und Dean kann sich jetzt auch endlich erholen, da er ja wahrscheinlich vor Sorge nicht geschlafen hat. ^^
Und Sam kann sich wirklich nicht mehr an den Streit mit Dean erinnern?
Na ja, da werd ich wohl noch bis zum nächsten Kapi warten müssen, um mehr zu erfahren. ;-)

Das Kapi war wieder mal richtig supi und ich frage mich echt zum 100sten Mal, warum du nicht mehr Kommis bekommst. o.O
Ich bleib dir aber erst mal treu. ;-)
Bis dann und noch nen schönen Tag.
LG
Fine


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