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The end is the beginning is the end

von

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Prelude to madness

Der Anfang war das Ende von allem.

So lange hatte er darauf hingearbeitet, dass diese Welt endlich einen Frieden sah, der ewiglich andauern würde. Dass endlich alle Diskrepanzen überwunden wurden und sich Osten und Westen in den Armen lagen, damit das nukleare Wettrüsten Geschichte und gemeinsame Welterneuerung Gegenwart wurde.

Dass wirklich solch ein kindlich naiver Wunsch aus solch einem überragenden Intellekt wie dem seinen stammen konnte, zeigte doch, dass er auch nur ein Mensch war.

Nicht der intelligenteste Mann der Welt, kein Superheld, so wie ihn die Welt immer darstellen wollte.

Nur ein Mensch mit einem dringlichen Wunsch, der erfüllt werden musste, um sie vor ihrem sicheren Untergang zu retten.

Und um die Welt vor dem nuklearen Untergang retten zu können, musste sie ein anderer Untergang ereilen. Ein Untergang, eine Katastrophe, die ihre Vernunft, ihr rationales Denken, ihr Mitgefühl aufleben und die sie wieder dessen gewahr werden ließ, was wichtig war.

Es hatte sich nur jemand wagen müssen, diesen letzten Schritt zu gehen, um die Katastrophe geschehen zu lassen.

Jemand musste es sich wagen, die ökonomischen und geistigen Mittel besitzen, ein solches Unterfangen auf die Beine zu stellen. Nur wenige hätten dies bewerkstelligen können – und er war einer von ihnen.
 

Somit wurde aus dem von der Öffentlichkeit lobgepriesenen Helden der Ursprung ihrer schlimmsten Alpträume – doch würden sie es, dank seines bis ins kleinste Detail durchdachten Plans, niemals erfahren und auf den Überresten ihres Unglücks eine neuere, bessere Gesellschaft erschaffen.

Und dies hatte alles nur er erreicht.

Keine Lorbeeren, keine Siegesfeier, keine Huldigung für diese Tat – einzig allein der Gedanke, dass er der Welt geholfen hatte, dass er sie aus ihrem Elend hatte befreien können, war genug für ihn, um sich als König der Welt zu fühlen. Auf einer Stufe mit seinen Idolen, den einzigen Personen, mit denen er sich hatte identifizieren, hatte messen können.

Es hätte alles so enden können, alles so anfangen können – alles wäre perfekt gewesen.
 

Doch gab es keinen perfekten Plan – so etwas war unmöglich. Immer existierte etwas, dass die Perfektion zerstören konnte.
 

Nun saß er hier, in seinem Refugium, in seinem Sanktuarium - einem der wenigen Räume, die unbeschadet von den vorangegangenen Ereignissen, noch nicht der antarktischen Kälte anheim gefallen waren. Saß alleine in diesem Raum, gefangen in seiner Meditation und dachte über die Worte nach, die ihn hatten zweifeln lassen.

Vor wenigen Tagen saß er noch hier, überzeugt von sich und seinen Taten, wartete auf den Besuch einer bestimmten Person – und wurde, als diese wirklich nochmal auftauchte, von dieser von seinem hohen Ross gestoßen. Jetzt, retrospektivisch gesehen, wäre es wünschenswert gewesen, hätte dieses letzte Treffen nie stattgefunden. Wenn ihn diese eine Person nicht noch einmal heimgesucht hätte, nur um ihn mit ihren Sätzen aus der Bahn zu werfen, unsicher zu machen…
 

„Letzen Endes?“ dröhnte die Stimme in seinen Ohren, verhöhnte seine Naivität, seinen Leichtsinn hinsichtlich seines voreiligen Triumphes.

„Nichts endet, Adrian. Nichts endet jemals.“

Dann war Ostermann ins Nichts verschwunden, eigenhändig ausradiert aus dieser Welt – und hatte ihn allein zurückgelassen, wohlwissend, dass diese Worte Adrian zum Nachdenken anregen würden.

Jedermann wusste, dass Ostermann die Zukunft sehen konnte, jeder Zeitpunkt der Geschichte für ihn simultan ablief, er in der Zeitleiste überall und nirgendwo existierte. Somit wusste Adrian auch, wie er dessen letzte Worte deuten musste.

Und diese Deutung ließ nur eine Tatsache zu – dass der angebliche Anfang nach dem Ende eigentlich nur ein neues Ende war. Das Ende einer Welt, von der er dachte, sie endlich endgültig geschaffen zu haben.
 

So wie er hier saß, in seinem Refugium, seiner Zuflucht, geistesverloren die Deckenverzierung mit ihren Sternenbildern musternd – da war Coma Berenices, dort Corona Borealis, hier Ophiuchus – konnte er regelrecht hören, wie die Welt, die er geschaffen hatte, wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel.
 

Seit Tagen hatte er nun schon die Nachrichten verfolgt. Verfolgt, wie die Welt sich, nach seinem Anstoß in die Richtung Neuanfang, weiterentwickelte – von anfänglichen positiven Begebenheiten wie die Niederlegung der Waffen in allen Ländern und sogar Hilfsgelder zum Wiederaufbau New Yorks hin zur erneuten Katastrophe. Was er erreicht hatte, sollte nicht lange halten – Ostermann sollte recht behalten, wohl eher, als ihm lieb war.

Ein Schriftstück, das einer volkshetzenden Zeitung in die Hände gefallen war, sollte alles wieder zum Einsturz bringen. Scheinbar konnte man es kaum abwarten, in einer Welt, die so wunderbar vollkommen und frei von Missgunst war, einen Schandfleck zu finden, um ihn ihr unter die Nase zu reiben. Der New Frontiersman setzte diese Anstachelung in Gang, veröffentlichte brisantes Material, das Adrian diffamieren und für immer als einen Verrückten/Tyrannen darstellen sollte. Ein einziges Schriftstück hatte ausgereicht, um alles zu ruinieren. Kaum war herausgekommen, dass alles Geschehene der Plan eines einzelnen war, die Schuld an Adrian Veidt lag, hatte die Welt wieder in ihr altes Bild zurückgefunden.

Russland bezichtigte die USA einer Lüge, eines miesen Tricks, um sich Mitgefühl zu erschleichen, für Waffenruhe und Niederlegung zu sorgen, nur um sich eine Chance aufzubauen, Mutter Russland in den sorglosen Rücken zu fallen. Die USA ließen sich solch eine Anschuldigung nicht bieten, schließlich waren sie genauso Opfer dieses Komplottes. Schon waren die Fronten wieder aufgebaut, fing das Wettrüsten wieder an, der psychische Terror des kalten Krieges nahm erneut an Fahrt auf.

Und alle Bemühungen waren gescheitert, umsonst gewesen – sein Ruf ruiniert.
 

Adrian Veidt - statt als im Hintergrund stehender Erlöser - galt nun als übelster aller Tyrannen. Rufmord noch und nöcher, von allen Sendern schallte es ihm entgegen. Adrian Veidt, der Zerstörer New Yorks, der Mörder Tausender.

Jetzt war es nicht nur der Vegetarismus, der ihn mit Hitler in Verbindung brachte.
 

Den Blick von der gewölbten Decke abwendend, setzte er sich auf und fing an, durch die Überreste seiner Festung, seines Karnak zu wandern – dem einzigen Ort auf Erden, den er noch als seine Heimat ansehen konnte. Die teils durch hereinkommenden Schnee, teils durch unendliche Stille erfüllten Hallen waren jetzt sein Elysium – doch war es nicht vollkommen, würde ihn hier doch der Tod anstatt ewiges Leben erwarten. Adrian würde nie wieder von hier entkommen können, nirgendwo anders auf Erden einen Schritt setzen können.

Er war allein. Niemand war hier, der dieses Exil mit ihm teilte – seine Bediensteten, gestorben durch seine Hand.

Seine Kleine, gestorben durch seine Hand.

So viele gestorben durch seine Hand.
 

War es wirklich richtig gewesen? Der richtige Schritt, um die Welt zu erneuern, zu verbessern?

Warum konnte der Tod nicht schnellen Schrittes zu ihm eilen, mit seinem Ross im vollen Galopp erscheinen und ihn mitnehmen, um ihn von dieser Erde zu tilgen und seiner gerechten Strafe zu überführen? War es ihm nicht vergönnt, kurz und schmerzlos all dies zu beenden?

War es seine Strafe, allein durch diese Mauern zu wandeln, immer wieder in Gedanken und Depressionen versunken? Hier umher zu wandeln, dabei immer wieder akustische Halluzinationen wahrnehmend: Die sanften Pfoten seiner anmutigen Bubastis, wie sie hinter ihm her zu trotten schien.

Die eiligen Schritte seiner Bediensteten, wie sie ihrer Arbeit nachgingen, um ihn wohl zu stimmen. Die Stimmen, Klagen Tausender, die er geopfert hatte für diesen fragilen Frieden, die ihm immer wieder diese eine Frage, dieses eine Wort entgegen riefen: Warum?

Wobei eine Stimme am lautesten durch die Menge hervortrat – die Stimme eines einzelnen Mannes, seines ersten Opfers.

Jemand, der verdient hatte zu sterben - aber durch die falsche Hand und aus dem falschen Grund.
 

Das Leid der griechischen Tragödie wurde für Adrian Veidt war – die, die zu den allerhöchsten Höhen hinaufstiegen, fielen auch in die tiefsten Schlunde der Hölle hinab.

Die größten Köpfe wurden als erstes Opfer des Wahnsinns, da sie diesem das meiste Potential lieferten - die beste Grundlage für ihren Spuk.
 

Anders hätte es sich Adrian nicht erklären können, dass er immer und immer öfter Hände an seinem Körper spürte.

Grobe, zerstörende, den Tod verheißende Hände, die ihn berührten, umfassten, umfingen wenn er einen Moment lang stehen blieb, um sich seiner Situation vollkommen gewahr zu werden.

Hände, die sanft zu ihm waren, auch wenn er es nicht verdiente, ihn beruhigen wollten, ihn vorbereiten wollten für den letzten Schritt, der ihm noch bevorstand.

Hände des Mannes, der als erstes durch seine Hand gefallen war.

Hände, die nicht sein durften.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ozymandira
2009-11-16T15:34:13+00:00 16.11.2009 16:34
So! Jetzt endlich! Hoffentlich schaff ichs, den Kommentar auch fertig zu schreiben =_=

Vorweg - JA, ich musste Wiki fragen, was für Sternzeichen das sind und NEIN, selbst danach wusst ich nicht, welche das sind, weil ich die auch nicht kenne xD Aber ich glaub es wäre zu simple minded gewesen, da den großen Wagen oder so hinzuschreiben xD Hätte ja nicht zu Adrian gepasst, der is viel zu intelligent für so pipifax Sternzeichen u_u

So, richtiger Kommentar kommt jetzt.

Ich find es schön das du betont hast, das Adrian eigentlich auch nur ein Mensch mit Wünschen ist, auch wenn sein Wunsch ein bisschen was ausgefalleneres war xD Denn ich denke, manche Leute halten ihn vielleicht eher für unmenschlich wegen dem, was er eben mit der Welt gemacht hat, auch wenn es effektiv gesehen zumindest Kurzzeitig wirklich für Frieden gesorgt hat.
Auch beschreibst du schön seinen Sturz vom Helden zum Kriminellen. Das hat der Arme sich wahrscheinlich nicht einmal in seinen schlimmsten Träumen ausmalen können, dass es einmal so weit kommen würde. Vor allem nicht, dass sein ach so perfekter Plan eine Lücke hatte, die er sich auch nie hätte denken können. Adrian Veidt ist eben doch nicht so perfekt, wie man denkt...

Bei dem Abschnitt, bei welchem er alleine in der Kälte sitzt kann man beim lesen richtig spüren, wie beschissen es ihm in dem Moment geht. Vor allem dann, als er sich Jons Worte noch einmal durch den Kopf gehen lässt und realisiert, wie Recht er doch gehabt hatte.

Und jetzt wieder die Sternbilder xD
Wenn man bei Wiki oder google mal nach der Bedeutung und der Geschichte der Sternbilder schaut dann sieht man, dass du dir richtig Mühe gegeben hast und dir nicht irgendwelche x-beliebigen Bilder rausgesucht hast sondern geschaut hast, dass sie zu Adrian selbst passen. Das ist ein Aspekt der zeigt, wie viel Mühe und Sorgfalt du an deine FF's gehst.

Dann hast du weiter schön dargestellt, wie sich nun die ganze Welt ironischerweise gegen ihn gestellt hat. Die Welt, die er versucht hatte zu retten...an der Stelle muss ich sagen, dass Adrian mir wirklich nur leid tut wenn ich das lese. So vieles geopfert um die Welt in Frieden zu vereinen und dann passiert das. So hatte es wirklich nicht sein sollen.

Traurig geht es dann wieder bei seinem Spaziergang durch Karnak weiter. Sein Paradies was sich dann schliesslich in sein Gefängnis verwandelt hat. Wieder so etwas, mit dem er wohl nie gerechnet hätte...kein Wunder, dass er da an seine Opfer denken muss. Bei der Erwähnung von Bubastis sind mir zum ersten Mal die Tränen gekommen. Der Schmerz sie verloren zu haben, musste schrecklich für ihn gewesen sein...und dann war dieses Opfer am Ende vollkommen umsonst gewesen. Nicht verwunderlich also, dass er sich den Tot herbei sehnt. So etwas würde man von jemandem wie Adrian nicht denken, aber man kann nur zu gut lesen und fühlen, wie es ihm in dem Moment geht. Da kann man das dann doch nachvollziehen.

Gut hast du auch rübergebracht, wie er langsam den Verstand verliert. Das so etwas gerade dem intelligentesten Mann der Welt passiert, ist wieder ein Stück Ironie, aber auch hier wieder nur zu verständlich. Die Hände seiner Opfer die ihn greifen sind ein starkes und gutes Sinnbild dafür.

Ein bestimmtest paar Hände und das, was sie bei Adrian versuchten zu tun, haben mir wieder die Tränen in die Augen getrieben. Du hast ja schon darauf hingedeutet um wen es sich handelt und ich bin gespannt, wie du ihn weiter in die Geschichte mit einbringen willst...ich sehe eine bittersüße Fortsetzung auf uns zukommen...


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