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Das Maleficium

von

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„Oh nein!“ stieß Ludowig aus und bedeckte seinen Mund mit der Hand. Seine Kumpane machten sich zur Flucht bereit. Nur er stand noch da und sah, wie Dorian vor dem schwergewichtigen Edelmann floh, der ein erstaunliches Tempo an den Tag legte.

„Glotz nicht, komm lieber!“ schimpfte Gaubert und packte ihn an der Schulter. Nun kam Bewegung in die Bande und sie versuchte, Dorian einzuholen.
 

Dorian sprintete durch die Menge, rempelte Leute an und stieß manche von ihnen nieder, in der Hoffnung, sie mochten ein Hindernis für etwaige Verfolger bilden.

„Haltet- den- Dieb…“, ächzte der Edelmann, dessen Luftvorrat hörbar zur Neige ging. Schließlich blieb er stehen, und sein Keuchen drang durch die dichtgedrängte Menge auf dem Marktplatz bis hin zu Dorian, der daraufhin stoppte.

Er drehte sich um, warf seinem Beinahe-Opfer einen hämischen Blick zu und eilte sodann weiter. Zwei Wachen in polierten Rüstungen, die gerade noch bei dem fuchsteufelswilden Mann gestanden und seine Geschichte in aller Kürze gehört hatten, nahmen nun seine Verfolgung auf und versprachen, zähere Jäger zu sein.

Das Scheppern und Knirschen der Harnische drang hörbar durch die Menge, ebenso wie die Rufe der Wachen, mit denen sie sich eine Schneise im Gewühl schufen. Trotz der Rüstungen, die sie beim Laufen behinderten, verringerte sich der Abstand zwischen Dorian und seiner Bande kaum. Auch wenn er wusste, dass das Gewicht ihrer Rüstungen ihre Ausdauer begrenzte, so wusste er auch, dass die Gegenwart einer Wache auf geradezu übernatürliche Weise weitere anlockte. Und so traf er eine Entscheidung.

„He, ihr da! In die Fortyn-Gasse, aber schnell!“ schrie er mit aller Luft, die er entbehren konnte. Auf sein Kommando schlugen seine Kumpane einen Haken. Ludowig, der Schnellste von allen, musste von Gaubert in die andere Richtung gezerrt werden, und Nikodemus, der mühsam hinterher trappelte, bog vor ihnen keuchend in die besagte Gasse ein. Dorian, dessen weite, federnde Schritte ihn am Rest der Truppe vorbeiziehen ließen, gab nun das Ziel vor. Hinter ihnen ertönten immer noch zornige Rufe im Befehlston, sowie das Klappern der Rüstungen, die so gar nicht für Verfolgungsjagden auf dichtgedrängten Plätzen geeignet waren.

Die Gasse verengte sich, und die Häuser standen nun viel dichter beisammen als noch auf der breiten Sanderstraße. Bürger, in ihre Einkäufe oder auch Tratschereien vertieft, sahen sich einer daher stürmenden Meute gegenüber, die alles im Weg stehende entweder im letzten Moment umsteuerte oder grob niederrempelte. Jedes Mal riefen sie dabei ein höfliches „Verzeihung!“, bekamen als Antwort aber nur Verwünschungen hinterher gerufen. Und so erreichten sie das Ende der Gasse, an der diese von einem hohen Bretterverschlag zum Flussufer hin abgegrenzt wurde.
 

„Sie sind dahinten, da geht es nicht weiter“, japste eine der beiden Wachen zwischen zwei Atemzügen. Sie verlangsamten ihre Schritte und wähnten die Diebe bereits in einer Falle.
 

„Nicht das, nein, nicht das…“, jammerte Nikodemus, als Dorian eine Hand an die sich schief an der Fassade emporwindende Regenrinne legte.

„Immer noch besser, als im Kerker zu sitzen“, gab Dorian schulterzuckend zurück und begann zu klettern. Ihm schlossen sich Ludowig und danach Gaubert an. Nikodemus‘ Blick pendelte zwischen denen sich durch die Menge drängenden Wachen und seinen Kameraden, die an der Regenrinne die Fassade des Gebäudes erklommen, hin und her.

„Besser im Kerker, als tot, würde ich sagen… verdammt!“ fluchte er, packte dann ebenfalls die Regenrinne und zog sich mit schwerfälligen Bewegungen daran empor. Sie knarrte und ächzte unter seinem zusätzlichen Gewicht bedenklich, und mehrmals sah er die sorgenvollen Gesichter seiner Kameraden, die während des Kletterns in die Tiefe blickten.
 

„Vermaledeites Diebespack!“ schimpfte eine der Wachen und streckte ihnen seine drohende Faust hinterher. Putz und abbröckelnder Rost fiel ihnen entgegen, als die vier Diebe aus ihrem Blickfeld entschwanden.
 

Nacheinander erreichten sie das Dach und schließlich kam auch Nikodemus mit Hilfe seiner Kameraden über die Dachkante. Mit hochrotem Gesicht und zitternden Armen ließ er sich der Länge nach hinfallen. Dorian blickte derweil in die Tiefe, wo die Wachen nun einen Treppenaufgang suchten.

„Keine Zeit zum Ausruhen. Hier gibt’s sicher eine Treppe, und du willst doch nicht in den Kerker unter dem Kaiserpalast einziehen?“ spöttelte Dorian. Nikodemus lag da, alle Glieder von sich gestreckt, und rang nach Luft.

„Von mir aus… lieber im Kerker… als tot…“ Dann packten ihn Ludowig und Gaubert gemeinsam, und zogen ihn mit einem „Hauruck“ auf die Beine.
 

Vorsichtig erklommen sie den Dachgiebel über wacklige Tonziegel und balancierten auf dem First entlang. Dorian und Gaubert taten dies mit Eleganz und Sicherheit, während Ludowigs und Nikodemus‘ Bewegungen eher fahrig und unsicher wirkten. Sie alle jedoch bewegten sich ohne zu stürzen über den Giebel, überwanden einen Maueraufschwung, und erreichten so das benachbarte Dach. Immer wieder kletterten sie an Schornsteinen und Erkern höher, bis sie das Stadtviertel gewechselt und schließlich von einem der höheren Gebäude einen prächtigen Blick über die Stadt hatten.
 

Zu ihren Füßen lag die Stadt, die sich ihnen als ein Meer von Ziegeldächern in allen Rottönen, als ein Wald von Türmen und Türmchen und als eine Ansammlung von glanzvollen Anwesen, bescheidenen Fachwerkbauten und ärmlichen Häusern mit schäbigen Fassaden präsentierte. Und über alldem, im Zentrum der Stadt, thronte wie ein Herrscher unter der vielgemischten Schar seiner Untertanen der Palast des Kaisers. Weithin sichtbar und alles an Glanz und Pracht in den Schatten stellend, ragten seine weißen Türme, seine schroffen Zinnen und seine mächtigen Erker in den Himmel über dem galdorianischen Reich.

Dorian und seine Bande hatte ihr vorläufiges Ziel erreicht, ein leer stehender Uhrturm, in dessen ausgeweideter Spitze nun Tauben und andere Vögel brüteten. Einige wenige Zahnräder, teilweise verbogen und von blühendem Rost überzogen, kündeten von dem früheren Verwendungszweck dieses Turmes, in dem sich schon lange mehr gedreht hatte.

„Beim nächsten Mal- passt du- besser auf“, stöhnte Nikodemus, der sich zu Boden fallen ließ und immer noch nach Luft rang.

„Ihr habt mich abgelenkt, das war alles“, bemerkte Dorian schnippisch, und erklomm eines der Fenster. Morsche Läden hingen schief in ihren Angeln, und er balancierte vorsichtig auf dem Fensterbrett. Alles war mit den Ausscheidungen der über ihnen gurrenden Tauben bedeckt, und so musste er seine Schritte gewählt platzieren.

„Jetzt sind vielleicht wir schuld?“ fragte Ludowig und zog ein ärgerliches Gesicht. Er setzte sich auf eine der Stellen, an der das Mauerwerk fehlte. Sein Blick ging abwechselnd in die Tiefe, die hinter ihm gähnte, und dann wieder in den Dachstuhl über ihm, aus dem dutzende Tauben ein und ausflogen.

„Ruhe jetzt“, befahl Gaubert. Sein aufmerksamer Blick sondierte die umliegenden Dächer, doch es waren keine Verfolger sichtbar. „Dorian hat’s vergeigt, das kann jedem von uns passieren. Ende der Diskussion.“
 

Gaubert setzte sich zu Boden. Dann begannen Ludowig und Nikodemus ihre Taschen zu leeren. Auf einem Tuch zählten sie ihre ‚Verdienste‘ zusammen, und Gaubert rechnete konzentriert. Als der Einzige von ihnen, der mehr Zahlen beherrschte als er Finger an den Händen hatte, war dies seine Aufgabe. Der Tag neigte sich dem Ende zu, und nach dieser Flucht hatte keiner von ihnen mehr die ruhige Hand, die notwendig war, noch mehr Geld mit den begüterten Bürgern dieser Stadt zu verdienen. Und so rief er wortlos den Feierabend aus, wofür besonders Nikodemus dankbar war. Auch die anderen waren müde, hatten sie doch einen arbeitsreichen Tag als fleißige Diebe hinter sich.
 

„Dorian! Was ist mit dir?“ rief Gaubert hinauf. Dorian, dessen Blick auf den orangeroten Ball gerichtet war, der im Meer vor Galdoria versank und die Dächer der Stadt in ein warmes, gelbrotes Licht tauchte, begann in seinen Taschen zu wühlen. Eine Halskette, eine stehengebliebene Uhr mit dünner Vergoldung, eine Handvoll Kleingeld, das war alles. Mit ausgestreckter Hand ließ er es Stück für Stück in die Tiefe fallen. Gaubert fing es routiniert auf und zählte dabei tonlos.

„Hm… knapp verfehlt. Meister Yannick wird nicht gerade erfreut sein“, brummte er,. Ludowig und Nikodemus saßen daneben, stritten darum, wer wohl die wertvolleren Gegenstände geklaut hatte, und beachteten seine Rechnereien gar nicht. Dorian hingegen saß hoch über ihnen, auf dem brüchigen Sims, und sein Blick ging über die Stadt. Er glitt über die Dächer und Fassaden, bis hin zur Stadtmauer und dem Hafen, der sich in die schmale Meeresbucht hineindrängte. Dorian sah die Schiffe, die langsam auf das Meer hinausfuhren, fernen Küsten und Ländern entgegen. Und sein Geist begleitete sie, als Kapitän einer stolzen Handelsfregatte, oder noch besser, als Kommandant eines Forschungsschiffes, das noch unentdeckte Lande suchen sollte, und all die Schätze und Geheimnisse, die es für wagemutige Abenteurer bereithielt...
 

„Dorian?“

„Hm…“

„Dorian, komm schon. Meister Yannick macht sich noch Sorgen.“

„Hm…“

„Dorian!“

Jetzt erst schreckte er aus seinen Träumen. Er blinzelte, und mit einem Male fröstelte es ihn auf seinen unbedeckten Oberarmen.

„Ja, ich komm ja schon“, erwiderte er, und schwang sich von dem Sims. Getrockneter Taubenkot wirbelte auf, als er landete, und er verzog die Nase. Seine Kameraden waren schon dabei, den leeren Uhrturm zu verlassen. Er blickte sich noch einmal um, in Richtung der Schiffe, die von hier klein wie Spielzeug wirkten, dann folgte er ihnen.
 

Im Dämmerlicht des Sonnenuntergangs suchten sie eine geeignete Stelle, um wieder den Boden zu erreichen. Sie fanden ihn in einem wackligen Baugerüst an einer frisch verputzten Fassade.

Ihr Weg führte sie in die Tympanonstraße, einer der größeren Verkehrswege, der von der zentralen Sanderstraße abzweigte. Die Schilder an den Fassaden aus Bronze und Kupfer, auf denen sich matt das Abendlicht spiegelte, verrieten die Niederlassungen verschiedenster Handwerksbetriebe wie Schmieden, Schneidern, Sattlern und Juwelieren. Die Inhaber dieser Gewerbe machten sich daran, ihre Läden zu schließen, wie sie im Vorbeigehen sahen. Fensterläden wurden geschlossen, Eisengatter herabgezogen und Türen versperrt. Auch der Strom der Bürger wurde schwächer, und die meisten von ihnen machten sich auf den Weg in ihren Heimatbezirk, wie auch die vier jungen Burschen, die diese Straße hinter sich ließen und in den Bucket-Weg abbogen.

Nach kurzer Zeit veränderten sich die Häuser, und mit ihnen das gesamte Erscheinungsbild dieser Gegend. Der Putz an vielen Fassaden war löchrig, Fensterläden hingen hier des Öfteren schief in ihren Rahmen, und auf den Straßen sammelte sich Unrat, der in anderen Bezirken kaum zu finden war.

Hier sah man keine Läden und keine Zunfttafeln an den Hauseingängen, sondern nachgedunkelte Holzschilder mit darauf abgebildeten Krügen oder Flaschen. Kneipen und Spelunken prägten das Bild. Vor so mancher lehnten benommene Gestalten an den Wänden, die ihr letztes Geld in den verschiedenen Etablissements angebracht hatten, und nun mangels Zahlungskraft an die frische Luft gesetzt worden waren.

Im Vorbeigehen wankten sie auf so manchen Passanten zu, um lallend Geld zu schnorren. So versuchten einige es auch bei Dorian und seiner Bande, die die betrunkenen Gestalten aber von einem zum nächsten schubsten, bis die traurigen Figuren mangels Gleichgewichtssinn an einer Mauer zu Boden sanken. Weiters schenkten sie ihnen keine Beachtung und steuerten pfeifend und scherzend ein bestimmtes Gebäude an.

Zischend erwachten die wenigen funktionierenden Gaslaternen in diesem Viertel zum Leben. Eine von ihnen stand vor einem Gebäude, das man, wären nicht die meisten Fenster vernagelt und würden sich nicht große Mengen an Schrott und Unrat vor den wenigen Zugängen auftürmen, als durchaus herrschaftlich eingestuft hätte. Die Laterne warf ihr flackerndes Licht auf die an vielen Stellen abgebröckelte Fassade und die wenigen nicht vernagelten Fenster, in denen mangels Glasscheiben dicke Vorhänge von innen die Räume dahinter abschirmten.

Dorian, Gaubert, Nikodemus und Ludowig traten durch die knarrende Tür ein und sperrten die beginnende Nacht aus.
 

Im Inneren erhellten leise surrende Glühdrahtlichter die Räumlichkeiten. Von Weitem ratterte der Bürstengenerator, der den Strom lieferte, und so das Licht über die einzelnen Zimmer verteilte.

Leichten Schrittes erklomm die kleine Gruppe die Treppe in den oberen Stock und wich dabei den fehlenden Stufen aus. Das obere Stockwerk war im Vergleich zu dem Unteren geradezu wohnlich. An vielen Stellen war das Mauerwerk in den unteren Räumen herausgebrochen, auch der Fußboden hatte einige klaffende Löcher. Die hohen Gewölbe und die Schatten an den Wänden, die von den Gemälden kündeten, die früher dort hangen, ließen vermuten, dass dies einst ein Verwaltungsgebäude oder etwas Ähnliches gewesen war. Doch diese Zeiten waren lang vorbei, und heutzutage hausten nur noch verarmte Bürger und Angehörige der stehlenden oder anderweitig nicht ganz gesetzestreuen Zunft im Bucket-Weg.
 

Sie erreichten den Hauptwohnraum in ‚ihrem‘ Haus. Ein langes Zimmer, fast ein Saal, in dem eine provisorische Küche sowie Schlafstätten aus selbst gezimmerten Stockbetten standen. Hier wohnten sie, und beim Betreten stieg ihnen schon der Duft von Suppe in die Nasen.

„Endlich, ich verhungere schon!“ frohlockte Nikodemus, der diesen Duft geradezu gierig durch seine Nase aufsog.

„Klar, genauso siehst du aus“, witzelte Ludowig und ließ dabei seinen Blick über die Körperfülle seines Freundes gleiten.

Über einen Kessel gebeugt, der auf einer zischenden Herdplatte stand, sahen sie einen älteren Mann von gedrungener Statur, dessen Schultern seine Körpermitte an Breite fast noch übertrafen. Als er sie eintreten hörte, wandte er sich zu ihnen um und hielt dabei einen Kochlöffel in der Hand.

„Da seid ihr ja, ihr Schlawiner! Und ich dachte schon, ich müsste alles alleine essen, ha, ha!“ Sein schallendes Lachen klang durch den Raum, und sein Bauch zitterte dabei wie das Fell einer geschlagenen Trommel. Ein Goldzahn schimmerte im Licht der Glühdrahtlampen hinter einem dichten Vollbart, der bis auf seine Brust reichte. Eine Lederkappe mit herabhängenden Schnallenverschlüssen bedeckte seine niedrige Stirn, und seine wachen Augen saßen unter einer Schweißerbrille, die er auf der Stirn sitzen hatte.

„Wir hatten einen kleinen… Umweg, Meister Yannick“, erklärte Gaubert nach kurzem Überlegen. Gauberts Blick streifte Dorian, der zur Decke blickte und unschuldig ein Lied pfiff. „Die Wachen waren wieder besonders aufmerksam“, fügte er pflichtschuldig hinzu.

„Der Teufel soll sie holen, diese Wichtigtuer“, polterte Meister Yannik und rührte im dampfenden Kessel. „Die sollen uns unsere Arbeit machen lassen, und wir lassen sie ihre machen, nicht wahr?“ Er brummte noch etwas in seinen Bart, dann wies er sie an, den Tisch zu decken und die Suppe auszuteilen.
 

Ludowig und Nikodemus holten mit eifrigen Bewegungen Geschirr und Besteck aus verschiedenen Schränken und verteilten es auf dem Tisch, der in der Mitte des ausladenden Raumes stand. Gaubert legte einstweilen Meister Yannick ihre ‚Einkünfte‘ des Tages vor. Dieser begutachtete jedes einzelne Stück mit glänzenden Augen, bevor er es in eine abschließbare Metallkassette wandern ließ. Dorian, die Hände in den Hosentaschen, sah ihnen interessiert zu.

„Nun ja, es ist nicht ganz so viel, wie du es uns aufgetragen hast…“, begann Gaubert leicht verlegen, als sie an das Ende der Zählung kamen. Yannick brummte etwas Unverständliches in seinen dichten Bart, und ein düsterer Ausdruck huschte über sein Gesicht. Dieser legte sich jedoch schnell wieder, und er verschloss die Kassette.

„Ja, ja, ist nicht so schlimm. Es sind keine so guten Zeiten, da tragen die Leute nicht so viel Geld herum. Ein Krieg steht vor der Tür, da hat niemand das Geld so locker sitzen.“ Einen Moment lang nahm sein Gesicht eine abwesende Miene an, dann hellte es sich auf, so, als ob ihm etwas Wichtiges eingefallen wäre. „Genau, genau. Ich habe ja noch gar nichts gesagt.“ Er deutete in den hinteren Bereich des langen, über mehrere Treppenaufgänge ansteigenden Raumes. Dort, im Halbdunkel, wo keine Lampen brannten, hantierten zwei Gestalten an den Stockbetten und schienen Nachtlager für sich zu beziehen.

„Wer sind die?“ fragte Gaubert skeptisch. Es wunderte ihn, genauso wie auch Dorian, dass ihm die beiden ihnen nicht schon vorher aufgefallen waren.

„Ja, ja, sie sind heute eingetroffen, aus Mosarria, aus einer Stadt an der Grenze. Mit schönen Grüßen vom dortigen Gildenleiter. Sie bleiben fürs erste bei uns.“

„Was heißt, ‚bei uns‘?“ fragte Dorian ungläubig. Im nächsten Moment schien er diese respektlose Aussage Meister Yannick gegenüber zu bereuen. „Und aus welchem Grund?“ fügte er vorsichtig hinzu.

„Wie ich sagte, die Zeiten sind nicht besonders gut. Von den beiden habe ich erfahren, dass der Krieg in ihrer Provinz schon begonnen hat, und dass es dort für Diebe kaum noch Arbeit gibt. Ihr kenne ihren Gildenleiter ganz gut von früher, und er ist froh, wenn er zwei Mäuler weniger stopfen muss.“

Yannick nestelte dabei an seinem Bart herum, als wollte er noch etwas sagen, dann rief er stattdessen aber alle zu Tisch.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2009-11-08T22:31:54+00:00 08.11.2009 23:31
Diebe Also?
*grins*
Naja wenn man überleben will, muss man auch stehlen können.


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