Geständnisse bei Mondschein und Ankunft des Fürsten
Hallöchen,
es wird wirklich langsam Zeit, dass ich diese Geschichte abschließe
Viel Spaß beim Lesen...
**************************************************************************
Geständnisse bei Mondschein und Ankunft des Fürsten
Leise klopfte Rin an der Tür des Arbeitszimmers an. Jaken stand neben ihr und strich
sich immer wieder nervös über das Gewand.
Die tiefe Stimme forderte sie zum Eintreten auf.
Rin schob die Tür beiseite trat ein und ließ auch Jaken an sich vorbei, bevor sie die
Tür wieder schloss. Dann wandte sie sich um.
Ihr Vater saß vor seinem Schreibpult, hinter ihm, in der Nähe des Fensters, hatte sich
Ayaka niedergelassen. Mit einem knappen Nicken zeigte Sesshomaru auf zwei Matten die
auf dem Boden lagen.
Rin, sowie Jaken nahmen im Kniesitz darauf Platz und verbeugten sich beide tief vor
dem Fürsten.
"Euer Bericht. Jaken, fang an!", forderte Sesshomaru auf.
Eifrig begann Jaken zu erzählen.
Alles.
Vom den wenig schönen Empfang, bis zu dem Verrat des Verwalters. Als er bei dem
Mordversuch mit der Mine ankam, erschien ein unheilvolles Glitzern in den goldenen
Augen des Fürsten. Was noch intensiver wurde, als Jaken sich bitterlich über die
Gefangennahme beschwerte.
Mit einem tiefen Seufzer beendete Jaken schließlich seinen Bericht mit dem Ankommen auf
Schloss Inu no Taishou.
Sesshomaru nickte nur. Äußerlich konnte man ihm keinerlei Gefühle ansehen. Doch Ayaka
hatte ihn genau beobachtet.
Als Jaken berichtet, wie knapp Rin dem Tod entkommen war und in was für einer Gefahr
sie geschwebt hatte, hatte sie genau erkennen könne, das sich sein Rücken versteift
hatte, genauso wie sie sah, das sich seine Fingerknöchel für einen Moment verkrampften
hatten.
Wenn dieser verbrecherische Verwalter nicht schon dem Fürsten zum Tode verurteilt
worden wäre, dann wäre er es in diesen Momenten durch den Dämonenfürsten gewesen.
"Rin, jetzt du", wandte sich Sesshomaru an seine Ziehtochter.
Rin erzählte alles noch mal aus ihrer Sicht und ließ dabei die Passagen mit Keisuke
wohlweislich aus. Das hatte nichts hier zu suchen und hätte ihrem Leibwächter mit
Sicherheit den Kopf gekostet.
Nachdem sie den Bericht geendet hatte, überreichte sie Sesshomaru die unterzeichneten
Verträge und versicherte noch mal die Loyalität und Ergebenheit des menschlichen
Fürsten.
Danach herrschte für mehrere Minuten Schweigen. Die kleine Gruppe hatte in der Tat
sehr
viel erlebt. Und das Vorhaben Rin zu einer ungefährlichen Mission zu schicken, hatte
sich in ein gefährliches Abenteuer verwandelt aus dem zum Glück alle ohne Schaden
herausgekommen waren.
Sesshomaru erhob sich. "Ich bin sehr zufrieden mit euch. Ihr habt alles zu einem guten
Abschluss gebracht. Ihr habt nur die Möglichkeit euch zu erholen."
Rin und Jaken verbeugten sich, erhoben sich und verließen gemeinsam das Zimmer.
Kaum schloss sich die Tür hinter ihnen, erhob sich auch Ayaka und trat an Sesshomaru's Seite.
"Sie ist erwachsen geworden", sagte sie leise.
Sesshomaru starrte gedankenverloren auf die Holztür. "Ja, das ist sie und das bedeutet
auch, dass wir sie verlieren werden."
Ayaka schüttelte leicht den Kopf. "Nein, das bedeutet nur, dass sich unsere Familie
erweitern wird, sollte sie irgendwann ihre Wahl treffen."
Die Augenbrauen über den goldenen Augen zogen sich zusammen. "Diese Wahl werde ich
treffen. Zu ihrem Besten."
Ayaka lachte und schmiegte sich leicht an ihn. "So wie Ihr sie bei mir getroffen habt,
Sesshomaru-sama? Ihr hattet doch keine Chance gegen mich."
Er schlang unvermittelt die Arme um sie und presste sie ungestüm an sich. "Irrtum,
Ayaka-chan, ich traf die Wahl und auch in diesem Fall werde ich es sein."
Ayaka legte den Kopf leicht schief und sah ihn mit einem verschmitzten Lächeln an.
"Hexe!", knurrte er und küsste sie.
Ayaka spürte, wie sich das wohl vertraute Kribbeln in ihrem Bauch ausbreitete. Ein
leises Stöhnen entwich ihrer Kehle. Sesshomaru zog sich zurück. Sein Blick zeigte eine
ungewöhnliche Wärme, als er auf das leicht gerötete Gesicht seiner Gefährtin sah. "Ich
sehe, meine Macht ist immer noch ungebrochen."
Über Ayaka’s Gesicht huschte ein feines Lächeln. "Ich werde Euch in meinen Gemächern
erwarten, mein Gebieter. Und dann werde ich euch meine Magie zeigen."
"Magie gegen Magie, dass dürfte ein interessanter Kampf werden", sagte er leise und
seine Nase fuhr zärtlich durch ihr Haar und atmete ihren unverwechselbaren Geruch tief
ein.
"Das Schöne ist, das es bei diesem Kampf keinen Verlierer, sondern nur Gewinner
gibt", murmelte Ayaka leise zurück.
********************************************************************
Die schmale Sichel des Mondes stand schon tief. Es würde nicht mehr lange dauern und
sie würde hinter den hohen Mauern des Schlosses versinken. Und in nur wenigen Stunden
würde der neue Tag anbrechen.
Gedankenverloren stand Keisuke auf der kleinen hölzernen Brücke, die über den künstlich
angelegten Bauchlauf führte. Er hatte beide Unterarme auf das Holz des Geländers gelegt
und starrte in die Dunkelheit.
Normalerweise war das Betreten des Gartens nur den Mitgliedern der Fürstenfamilie
gestattet, doch manchmal führten, besonders auch nachts die Patrouillen Gänge der
Wachen durch die verlassenen Wege.
Keisuke hatte es sich in den letzten Wochen, seit sie zurückgekommen waren, zur
Gewohnheit gemacht stets diese Runde zu gehen. Hier war er allein mit seinen Gedanken
und hier war er Rin am nächsten. Soweit dies irgend möglich war.
Seit gut zwei Wochen waren sie nun schon wieder zurück. Seit ihrer Ankunft hatte er Rin
nicht mehr gesehen. Langsam musste er auch vor sich selbst zugeben, dass es
hoffnungslos war, sich irgendwelchen unerfüllbaren Träumen hinzugeben.
Wie ein Spiegel lag die Oberfläche des nahen Sees bewegungslos im Mondlicht. Keisuke
starrte blicklos nach vorn. Er sah nicht die Schönheiten der Nacht, hörte nicht das
sanfte Rauschen des Windes, der durch die Kronen der Bäume strich. Nur am Rand
registrierte er die Eule, die lautlos durch die die Nacht flog auf der Suche nach Beute.
"Keisuke-san!"
Die Stimme ließ ihn zusammenfahren und mit einer raschen Bewegung drehte er sich um.
Hinter ihm stand eine schlanke Gestalt in einem dunklen Kimono. Das lange schwarz weiße
Haar wehte leicht im Nachtwind.
Prompt ließ er sich ein Knie nieder und beugte demütig den Kopf. "Herrin!"
Er war noch immer völlig überrascht. Sie hatte ihre Ausstrahlung so vollkommen
unterdrückt und er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er ihre Annäherung
überhaupt nicht registriert hatte.
Was für eine Macht.
"Es war wirklich nicht leicht Eure Vorlieben herauszufinden, um Euch schließlich mal
allein hier zu treffen." Ihre sanfte Stimme hinterließ ein warmes Gefühl in seinem
Inneren. Doch was wollte sie mit diesen Worten andeuten?
Vorsichtig hob der den Kopf und blickte hoch. "Was für einen Grund solltet Ihr haben
mich zu treffen?", wagte er zu fragen.
Ayaka musterte den Krieger genau, der vor ihr kniete. Sie spürte den Aufruhr in ihm und
wollte der Sache auf den Grund gehen. "Ich wollte Euch eine wichtige Mitteilung machen.
In wenigen Tagen erwarten wir Fürst Nakazato Toshiro und seinen Sohn bei uns im Schloss.
Eine entsprechende Nachricht wurde uns durch einen Boten zugesandt."
Keisuke hielt für einen Moment den Atem an. Er hatte das Gefühl, als ob sein Herz einen
Schlag aussetzte. Es konnte nur einen Grund geben, warum der Fürst persönlich trotz
seiner Behinderung das Schloss verließ und sich auf den Weg zu dem Dämonenfürsten
machte. Er wollte im Namen seines Sohnes um Rin’s Hand anhalten.
"Also können wir in nächster Zeit mit einem freudigen Ereignis rechnen", murmelte er leise.
Ayaka hatte ihn nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen. "Keisuke-san, ich möchte nun
Euren Bericht von der Reise hören, die Ihr zusammen mit meiner Tochter und Jaken-sama
gemacht habt."
Er senkte den Kopf, um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen. "Es gibt nichts zu
berichten, Herrin."
Ein ärgerliches Knurren erklang. "Seht mich an!"
Der sanfte Klang war aus ihrer Stimme verschwunden, deutlich lag eine Schärfe wie ein
frisch geschliffenes Schwert in ihren Worten.
Keisuke hob den Kopf.
Ayaka’s grün-gelbe Augen funkelten ihn wie zwei eiskalte Juwelen an. Aus ihrem Gesicht
war jeglicher weicher Zug verschwunden. Hart und unnachgiebig blickte sie ihn an.
"Das war keine Bitte, sondern ein Befehl und ich will alles wissen. Ich will die
Geschichte zwischen den Zeilen hören. Ich will hören, was Ihr empfunden habt. Und wagt
es nicht, mich belügen zu wollen."
Keisuke war überrascht, wie energisch sie war. Im ersten Moment wollte er irgendetwas
dagegen sagen, wollte sich einfach erheben und weggehen, doch etwas, das in ihren Augen
schimmerte, ließ ihn wieder den Kopf senken.
Und schließlich begann er zu erzählen.
Wie er seinen Vater verloren hatte, wie er gelernt hatte die Menschen zu verachten und
sich deshalb in die Dienste des Fürsten begeben hatte. Sesshomaru war damals für seine
gnadenlose Einstellung Menschen gegenüber nur zu bekannt.
Seine Freude, als er den Auftrag erhalten und seine Enttäuschung als er bemerkte, dass
es sich um die menschliche Ziehtochter handelte. Wie er sehr er es verabscheut hatte am
Anfang und wie es sich dann verändert hatte
Ganz allmählich, bis zu diesem verhängnisvollen letzten Abend in dem Schloss des
menschlichen Fürsten. Wie dort seine dämonischen Instinkte ihn für einen kurzen Moment
die Beherrschung hatten verlieren lassen.
Bei dieser letzten Beschreibung kamen seine Worte nur noch stockend und zögernd. Fast
erwartete er jeden Moment die scharfen Krallen der Fürstin in seinem Nacken zu spüren
um ihn noch im Nachhinein für sein ungebührliches Verhalten zu bestrafen.
Endlich schloss er seine Erzählung.
Schweigen kehrte ein. Nur der leichte Nachtwind fuhr über ihn hinweg. Langsam hob
Keisuke den Kopf. Genau konnte er nicht sagen, was er erwartete.
Der harte und strenge Ausdruck war aus Ayaka’s Gesicht verschwunden.
Ein leichtes Lächeln lag sogar auf ihren vollen Lippen. Sie neigte dankend den Kopf.
"Vielen Dank, Keisuke-san, das Ihr mir vertraut habt. Ich werde Eure Geschichte in
meinem Herzen bewahren."
Verblüfft sog er den Atem ein. Sie würde es nicht dem Fürsten erzählen? Er konnte nicht
an sich halten. "Warum?", fragte er mit rauer Stimme.
"Ich stelle Euch eine Gegenfrage, Keisuke-san. Was wünscht Ihr Euch für Rin?"
Ohne zu zögern, antwortete er. "Ich wünsche mir, dass sie glücklich wird."
Wieder nickte Ayaka. "Damit habt Ihr Eure Frage soeben selbst beantwortet. Einst wurde
für mich die Entscheidung eines Gefährten gefällt, ohne dass ich die Chance für eine
Mitsprache bekam. Es ist nur glücklichen Umständen zu verdanken, dass schließlich
Sesshomaru-sama mein Gefährte wurde.
Ich will das Rin glücklich wird und das wird sie nur, wenn sie mit dem zusammen ist,
der sie mit der gleichen Leidenschaft liebt, wie sie ihn.
Ich musste von Euch wissen, was Ihr für sie fühlt.
Denn eines sollte Euch mit aller Klarheit bewusst sein.
Wenn Rin Euch erwählt, dann werden euch zwar viele wundervolle Jahre bevorstehen, doch
das Leben der Menschen währt nur einen Bruchteil der Lebenspanne von uns Youkai.
Sie wird altern, während Ihr Euch kaum verändern werdet. Und Eure Kinder werden Hanyou’s sein.
Könnt Ihr mir mit reinem Herzen sagen, das Ihr sie bis zum Ende begleiten und treu zu
ihr stehen werdet?"
Keisuke fühlte, wie sich ihm die Nackenhaare bei diesen ernsten Worten sträubten. Er lauschte
in sich hinein.
War er bereit das zu tun?
Schließlich lächelte er und stemmte sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf die Beine.
Stolz und mit selbstbewusstem Blick begegnete er der Fürstin. "Es wäre mir eine Ehre, Herrin."
Ayaka lachte leise auf. "Ich habe Euch also richtig eingeschätzt."
Sie deutete eine leichte Verbeugung vor ihm an. "Es war mir eine Ehre. Unser Gespräch
hat mir viel Freude gemacht und ich bin mir sicher, Euch ebenfalls."
Er war verblüfft, als er den kleinen Scherz wahrnahm. Doch bevor er reagieren konnte,
hatte sie sich abgewandt und verschwand schon in Richtung des Hauptgebäudes.
Keisuke blieb allein zurück. Er konnte nicht glauben, was er eben gerade erlebt hatte.
Offensichtlich hatte er eine unvermutete Verbündete bekommen. Die Fürstin höchstpersönlich,
hatte nichts gegen eine Verbindung mit ihrer Ziehtochter einzuwenden. Er spürte, wie
die kleine Flamme der Hoffnung neue Nahrung bekam. Doch da gab es immer noch den Fürsten
und wie der darüber dachte konnte er im Entferntesten noch nicht einmal ahnen.
*************************************************************************
Die kleine Reisegruppe hielt auf dem sanft abfallenden Hügel an. Vor ihnen erstreckte
sich die weite Ebene bedeckt mit Wäldern und in keiner also großen Entfernung erhob
sich das Schloss.
"Wie sieht es aus?", fragte der Fürst Nakazato. Wie suchend bewegte er den Kopf. Seine
Augen, die mit einem Grauschleier bedeckt waren, übermittelten ihm keinerlei Bilder.
Doch er hatte das leise Raunen gehört, das durch die Reihen der Krieger ging.
"Es ist prachtvoll, Vater", die Stimme von Hiroki zeigte nur zu deutlich seine
Bewunderung. "Es hat einen viereckigen Grundriss. Umgeben von einer hohen Steinmauer.
Wachtürme an jeder Ecke und einen breiten Gang auf der inneren Mauerseite. Die Dächer
sind mit Figuren verziert. Ein schweres Holztor ist halb geöffnet." Er kniff leicht die
Augen zusammen. "Wachen sind davor postiert und auch auf den Mauern kann ich welche
erkennen."
Der Fürstensohn wandte sich leicht im Sattel um. Sein Blick suchte einen bestimmten
Krieger und zwar denjenigen, der als Bote ihre Nachricht überbracht hatte.
"Sie erwarten uns?"
Der Krieger nickte zur Bestätigung. "Gewiss, Herr. Ich habe, wie befohlen, Eure
Nachricht überbracht."
Hiroki wandte sich im Sattel wieder um und sah nach vorne. "Also dann los. Begeben wir
uns in das Schloss eines Dämonenfürsten."
Diese Worte hinterließen bei den menschlichen Wachen ein ungutes Gefühl.
Wer wagte sich denn schon freiwillig in die Nähe dieser grausamen Geschöpfe?
*************************************************************************
Die Wachen vor dem Schloss waren über den erwarteten Besuch informiert. Sie verbeugten
sich und einer begleitete die Gruppe in den Innenhof. Dort wies er sie an zu warten,
dann verschwand er im Inneren des Schlosses.
Es dauerte nur kurze Zeit, da erschien er wieder in Begleitung eines kleinen grünen Dämons.
Hiroki entglitt fast ein Seufzer der Erleichterung. Diesen Dämon kannte er nun zu Genüge.
"Jaken-sama!", rief er aus und Erleichterung schwang in seiner Stimme mit. Eilig winkte
Jaken Diener herbei, die sich um die Pferde kümmern sollte.
Hiroki stieg ab und half auch seinem Vater abzusteigen.
"Seid willkommen auf Schloss Inu no Taishou. Euer Bote hat Eure Ankunft angekündigt und
die Gästezimmer sind vorbereitet. Eure Wachen werden in den Quartieren untergebracht
und Ihr Fürst Nakazato und Hiroki-san werdet im Audienzen Saal erwartete. Ich geleite
Euch umgehend dahin", begrüßte sie Jaken mit gewichtiger Miene.
Fürst Nakazato legte eine Hand auf die linke Schulter seines Sohnes. "Wir werden euch
folgen, Jaken-sama", sagte er.
Zwei ihrer Samurai traten schlossen sich ihnen wortlos an.
Jaken geleitete sie durch die Gänge zum Audienzsaal.
Hiroki sah sich aufmerksam um. Er wusste nicht so ganz, wie er sich ein Schloss von und
voller Youkai vorgestellt hatte, doch er war erleichtert, als er nun feststellte, dass
es sich gar nicht so sehr von dem heimatlichen Schloss unterschied.
Schließlich kam sie vor einer breiten Doppeltür an. Zwei Diener standen davor und
öffneten sie auf ein Zeichen von Jaken.
Die Türen wurden geöffnet und die beiden Diener verbeugten sich vor Nakazato und seinem
Sohn. Der Fürst drückte leicht die Schulter Hiroki’s. "Geh, mein Sohn."
Hiroki machte sich auf den Weg mit langsamen und gemessenen Schritten trat er den
Audienzsaal. Irgendwo in seinem Inneren konnte er ein leichtes Unbehagen nicht unterdrücken.
Die beiden Samurai folgten ihnen auf dem Fuß.
Er hatte Keisuke kennengelernt und hatte gesehen, was für ein Kämpfer dieser Youkai war
und nun sollte er einem Youkai-Fürsten gegenübertreten. Was für ein Wesen mochte das wohl sein?
Kaum hatten sie den Saal betreten, sah er sich schnell um. Ihm entging nicht die
schlichte Eleganz des Raumes. Dunkle Hölzer bildeten den Boden genau auf der ihnen
gegenüberliegende Seite befand sich eine Empore und auf ihr stand ein niedriger Sessel.
Darauf saß ein Youkai und was für einer.
Noch nie hatte Hiroki so ein Wesen gesehen. Unwillkürlich stockte sein Schritt.
"Beschreib mir, was du siehst", raunte sein Vater leise neben seinem Ohr.
Gewaltsam löste sich Hiroki aus der Erstarrung. "Wir gehen durch einen Saal auf eine
Empore zu. Darauf sitzt der Fürst." Erst jetzt entdeckte Hiroki, das sich der Fürst
nicht allein befand.
Rechts von ihm saß eine Frau gekleidet in einem kostbaren Kimono. Ihre Haare waren zu
einer kunstvollen Frisur aufgesteckt und er sah den Haarschmuck der rechts und links
nach unten hing. Er umrahmte ein feingeschnittenes Gesicht. Allerdings sah er keinerlei Wachen.
"Er ist nicht allein", flüsterte Hiroki. "Eine Frau sitzt neben ihm. Vielleicht die Fürstin. "
"Beschreib ihn mir, damit ich mir ein Bild machen kann. Schnell...", drängte der Fürst.
Keiner der beiden Menschen bedachte, dass selbst ihre leise geflüsterten Worte so deutlich
zu den beiden Youkai drangen, als wären sie laut ausgesprochen worden.
Ayaka lächelte "Sie haben Angst, Gebieter. Und der junge Mann beschreibt seinem Vater,
was er sieht", flüsterte sie fast unhörbar.
Sesshomaru erwiderte darauf nichts. Er empfand es als seltsam, das ein anderer jemanden
beschrieb, wie er aussah. Doch war es nur zu verständlich, da er wusste, dass Fürst
Nakazato blind war.
"Der Fürst ist groß, schlank. Sein Haar weißsilbern und er trägt es offen. Auf seiner
rechten Schulter trägt er einen weißen Pelz. Sein Gesicht... er hat Markierungen zwei
Magentafarbene Streifen auf jeder Wange und einen blauen Halbmond auf der Stirn. Er
wird fast vollständig von den Haaren verdeckt. Die Farbe seine Augen ist golden...", Hiroki stockte.
Ein Schauder rann ihm über den Rücken, als er die Kälte sah, die in diesen Augen trotz der
warmen Farbe lag. "Sein Blick…. Er zeigt keine Gefühle. Nicht ein einziges." Schnell
wandte er sich der Frau zu.
"Noch nie sah ich eine so schöne Frau", sagte er leise. "Ihre Haare haben eine seltsame
Farbe. Offenbar schwarz im Ansatz und zu den Spitzen immer heller werdend, bis sie in
einem reinen Weiß enden.
Doch so genau kann ich es aufgrund der Hochsteckfrisur nicht erkennen.
Sie hat keinerlei Markierungen auf den Wangen und doch ist sie eindeutig eine Youkai.
Ihre Ohren laufen spitz zu genau wie bei dem Fürsten... Wir sollten aufhören. Wir sind
schon zu nah."
Zustimmend nickte Fürst Nakazato. Das sollte genügen. So konnte er sich vorstellen, wem
er gegenüber saß. Den Rest würden die Worte enthüllen, die sie zusammen sprechen würden.
Im Laufe seines Lebens hatte er genug erfahren, um in den gesprochene Lauten mehr zu
erkennen, als ein normaler Mensch.
Dennoch konnte er ein leichtes Gefühl des Unbehagens nicht verhindern. Es war lange
her, das er die gewohnte Umgebung des heimatlichen Schlosses gegen die unbekannte Ferne
getauscht hatte.
Und zudem war diese Umgebung etwas, was bei jedem Mensch Unbehagen auslöste und mit
einem Mal wurde er sich bewusst, das wenn es keinen Vertrage zwischen ihren Häusern
geben würde er niemals auf den vermessenen Gedanken gekommen wäre sein Leben und das
Leben seine Sohnes zu riskieren um ein Youkai-Schloss zu betreten.
Er spürte, wie sein Sohn stehenblieb und stoppte ebenfalls seine Schritte.
"Willkommen auf Schloss Inu no Taishou", hörte er nun eine tiefe Stimme. Vergeblich
mühte er sich eine Emotion in der Tonlage zu erkennen, doch er musste feststellen, das
ihm das nicht gelang. Keine Freundlichkeit, und keine Ablehnung, nein einfach nur
neutral und damit auch gleichzeitig irgendwie beängstigend.
Er straffte unwillkürlich die Schultern und richtete den Blick in Richtung der Stimme.
"Vielen Dank, Eure Lordschaft", antwortete er. "Wir sind froh hier zu sein und versichern
nochmals die Beschlüsse unserer Verträge."
"Wollt Ihr Euch nicht setzen, die Reise dürfte anstrengend gewesen sein", vernahm er nun
eine andere Stimme, die nach der Tonlage eindeutig eine Frau war. Es musste die Fürstin
sein, die da gesprochen hatte. Hier konnte er mehr hören, als nur die Worte.
Er hörte Wärme, Sanftheit, und doch lag darin auch eine nicht zu unterschätzende Macht.
Er hörte, wie zweimal in die Hände geklatscht wurde und hörte die federleichten Schritte
von Dienern. Gleichzeitig spürte er, wie ihn sein Sohn unauffällig auf einen niedrigen
Stuhl leitete.
"Was führt Euch so weit in diese Gegend?", fragte wieder der Fürst.
Nakazato konnte sein Lächeln nicht unterdrücken. Dieser Youkai schätzte offensichtlich
keine leichten höflichen Gespräche. Er wollte gleich zum Kern der Sache kommen.
"Es geht um Eure Ziehtochter. Wir lernten sie während der Verhandlungen als eine
besondere Person kennen.
Mein Sohn Hiroki fand großen Gefallen an ihr und eine Verbindung würde unsere beiden
Häuser weiter zusammenführen.
Hiermit halte ich im Namen meines Sohnes um die Hand von Rin, der Hime der westlichen
Länder an!"
*************************************************************************
Mit einem leisen Seufzer streifte Keisuke die Schuhe ab, bevor er in die Unterkunft der
Wachen eintrat. Wieder war ein Tag vorübergegangen ohne, dass er sie gesehen hatte.
Sie, die ihn bis in seine Träume verfolgte.
Deren Anblick sein Herz schneller schlagen ließ. Es waren schon mehrere Tage vergangen,
seit die Menschen aus Nakazato im Schloss angekommen waren. Der Grund ihres Besuches
hatte sich sehr schnell herumgesprochen. Es gab kein anderes Thema unter der Dienerschaft.
"Keisuke-san... wartet!", die helle Stimme ließ ihn innehalten.
Er drehte sich um und erkannte die persönliche Dienerin der Herrin. Ihr Name war Haruka,
wenn er sich richtig erinnerte.
"Ich habe eine Nachricht für Euch", mit diesen Worten reichte sie ihm einen
zusammengefalteten Zettel.
Mit einem schnellen Nicken und einem Lächeln wandte sie sich wieder um und entfernte
sich mit eiligen Schritten.
Vorsichtig, als ob er ein seltenes Insekt in den Händen hielt, musterte Keisuke den
Zettel. Der Geruch, der von ihm ausging, war eindeutig. Er war von der Fürstin.
Es brachte ihn nicht weiter, wenn er die Nachricht nur anstarrte.
Er faltete sie auseinander und begann zu lesen.
Die Buchstaben begannen vor seinen Augen zu tanzen. Noch mal las er sich die wenigen
Zeilen durch.
"Wenn Ihr noch zu Euren Gefühlen steht, dann kommt zum Übungsplatz. Dort bekommt Ihr
Eure Chance"
Sein Kopf flog hoch und starrte in die entsprechende Richtung. Hinter den niedrigen
Gebäuden der Wachen befand sich im hinteren Teil des Schloss-Hofes der Übungsplatz der
Wachen und durch eine hohe Hecke optisch von den übrigen getrennt, der private Platz
der fürstlichen Familie.
Seine Hand ballte sich um den Zettel, dann schlüpfte er in seine Schuhe und ging
entschlossen in Richtung der Übungsplätze.
Der Übungsplatz der Schlosswachen lag leer vor ihm. Sein Blick glitt an der Hecke
entlang, die die beiden Plätze voneinander trennte.
Er hörte das regelmäßige Klacken, das ihm verriet, dass dort jemand mit Stöcken kämpfte.
Mit langsamen Schritten näherte er sich der Hecke und umschritt die trennende Ecke,
und blieb sofort stehen. Es befanden sich zwei Kämpfer auf dem Platz.
Nein, sofort korrigierte er sich, es waren zwei Kämpferinnen. Die eine war die Fürstin
höchstpersönlich und die andere.... Rin.
Fasziniert sah er dem Übungskampf zu. Es war ein Kampf mit den Stöcken. Eben
attackierte Rin die Fürstin mit einer schnellen Schlagkombination.
Wäre Rin’s Gegner ein Mensch gewesen, wäre er durch diesen Angriff zur Strecke gebracht
worden, doch die Youkai hielt dagegen und parierte mit einem Tiefschlag.
Das lange Ende des hölzernen Stabes wischte kurz über den Boden entlang und zielte auf
Rin’s Beine.
Mit einem blitzartigen Sprung in die Höhe verhinderte die junge Frau, dass ihr der
Schlag die Beine wegsäbelte.
Ayaka hatte die Ankunft des Youkai sofort bemerkt.
Mit einem Satz rückwärts brachte sie nun Abstand zwischen sich und ihre Ziehtochter
und senkte die Waffe. "Für heute soll es gut sein. Du bist sehr gut, Rin. Es wird wohl
kaum noch jemanden geben, der dich im Stockkampf besiegen könnte."
Rin senkte ebenfalls ihre Waffe und ein Lächeln glitt angesichts des Lobes über ihr
Gesicht. "Danke… Mutter… ich habe auch sehr viel geübt."
Das Lächeln verschwand, als ihr Blick auf jemanden fiel, der hinter Ayaka stand. Wie
ein Schatten glitt es über ihr Gesicht. "Wir haben ungebeten Besuch", sagte sie.
Ayaka wandte nur kurz den Kopf. Sie nickte Keisuke unmerklich zu. Dann wandte sie sich
wieder an Rin.
"Ich habe ihn hierher gebeten. Ich glaube, ihr habt einiges zu besprechen", erwiderte
sie Rin.
Rin schüttelte den Kopf während Keisuke näher kam. "Wir haben nichts zu besprechen. Ich
wüsste jedenfalls nicht, was ich mit einer gewöhnlichen Wache...", ihr Blick glitt
abschätzend über Keisuke’s Gestalt. "...zu besprechen hätte."
Ayaka trat an ihre Seite und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Rin, meine Tochter.
Ich denke mir zwischen euch gibt es etwas, was geklärt werden muss und ich will, das du
niemals in deinem Leben sagen musst: Hätte ich die Chance gehabt, dann... Also sprecht
miteinander." Sie sah beiden eindringlich in die Augen, dann wandte sie sich um und
ging mit entschlossenen Schritten weg.
Ein leichter Wind fuhr über den Platz und Staub wirbelte hoch. Wie erstarrt sahen Rin
und Keisuke sich an.
Tiefes Schweigen.
Nervös fuhr sich Keisuke mit der Zunge über die Oberlippe. "Wie geht es Euch?", fragte
er dann. Kaum hatte er es ausgesprochen, schalt er sich einen Narren. Wenn Rin hier
übte, dann mussten ihre Verletzungen ja vollständig verheilt sein.
Die junge Frau hob nur kurz eine Augenbraue an. "Gut", antwortete sie knapp
Schweigen.
Was sollte er sagen? Wie konnte er erklären, was er fühlte? Noch nie hatte er war in so
einer Situation gewesen.
Rin verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Ihr war das alles sehr unangenehm.
Im Grunde genommen war alles gesagt. Keisuke hatte sich während ihres Auftrages um sie
gekümmert. Er hatte sie beschützt und gerettet, wie es seine Aufgabe gewesen war. Von
Anfang an hatte er erklärt, wie er zu den Menschen stand. Verachtung und Gleichgültigkeit
waren noch nette Umschreibungen für seine Meinung gewesen.
Doch irgendwie hatte sie die Überzeugung gewonnen, dass sie ihm doch nicht gleichgültig
war. Sie hatte begonnen ihn nicht mehr als Begleiter, sondern als Freund und... Ja, als
was eigentlich zu sehen?
Dann am letzten Abend hatte er sie geküsst.
Sie konnte noch immer nicht fassen, wie glücklich sie darüber gewesen war. Sie hatte
doch nur wissen wollen, was er für sie fühlte und dann hatte er sie zurückgestoßen wie
all die Male vorher, als sie versucht hatte sich ihm freundlich zu nähern.
Was sollte sie also noch tun, oder gar sagen?
Er verachtete die Menschen und ein schwaches erbärmliches Weib würde ihn wohl kaum von
dieser Meinung abbringen. Es war besser für sie beide, wenn sie in ihre Welten
zurückkehrten und sich, wenn möglich, nicht mehr trafen.
Mit einem leisen Seufzer wandte sie sich ihm zu. "Ich weiß wirklich nicht, was sich
meine Mutter vorgestellt hat, was wir zu klären hätten. Ihr habt Eure Meinung über mich
und meine Art in der ganzen Zeit nur zu klar gemacht.
Vielleicht gab es mal einen kleinen Moment, wo ich gedacht habe, dass es anders wäre,
doch Ihr habt mir nur zu deutlich gesagt, dass es nur eine auferlegte Pflicht für Euch
war. Eine offensichtliche lästige und Euch unangenehme Pflicht. Bitte...", sie hob den
Kopf und sah ihn mit ihren braunen Augen flehentlich an. "Macht es uns nicht schwerer,
als es ist. Wir beide leben in verschiedenen Welten und Ihr... Ihr werdet niemals
bereit sein Euren Hass und Eure Verachtung abzulegen." Sie packte ihre Sachen und
wandte sich blitzschnell um und rannte vom Platz.
Keisuke stand wie erstarrt da.
Das war sie gewesen, die Chance… doch sie war vorbei. So schnell, dass er es noch immer
nicht glauben konnte.
Seine Schultern sackten leicht nach vorn, als er den Kopf sinken ließ. Er fühlte sich
hilflos. Es wurde langsam Zeit zu akzeptieren, dass Rin für immer unerreichbar für ihn war.
Ein bitteres Lächeln huschte über sein Gesicht, als er den Kopf hob und in die Richtung
sah, wo die junge Frau verschwunden war. Sie lebten in unterschiedlichen Welten. So
nah und doch so weit entfernt in ihren Ansichten und ihren gesellschaftlichen Rängen,
das es unmöglich war diese Kluft zu überwinden.
Ein Ruck ging durch seinen Körper. Dann wandte er sich um und verließ den Platz.
Entschlossen nie mehr zu vergessen, wo sein Platz war.
************************************************************************
Gedankenverloren starrte Sesshomaru auf die Landkarten, die auf seinem Schreibtisch
lagen, ohne sie richtig zu sehen.
Die Berichte aus der näheren Umgebung gaben Anlass zu Besorgnis. Offensichtlich hatte
sich ein gefährlicher Youkai der niedrigen Ränge in die Gegend verirrt. Und dieser
Youkai machte nun gezielt Jagd auf Menschen und auch auf andere Youkai.
Es waren mehrere Tote gefunden worden, deren Aussehen nicht gerade gut gewesen war.
Sesshomaru lehnte sich zurück. Damit würde er sich bald befassen müssen, doch in diesen
Tagen gab es etwas, was seine Gedanken fast vollständig einnahm. Der Besuch des
menschlichen Fürsten.
Fürst Nakazato hatte sein Anliegen deutlich gemacht. Er wollte für seinen Sohn um die
Hand von Rin anhalten und damit die Vereinigung der beiden Länder und auch der beiden
unterschiedlichen Häuser Youkai und Menschen festigen.
Natürlich musste jeder irgendwann einen Gefährten finden, das war bei Youkai nicht
anders als bei Menschen, doch war ihm der Gedanken, das es bei Rin schon soweit war
irgendwie... seltsam.
Es schien ihm erst gestern gewesen zu sein, dass er dieses kleine Bündel Mensch in den
Armen gehalten hatte, als sie nach Tenseiga’s Schlag wieder zum Leben erwachte.
Das Leben eines Menschen währte nur gleich einem Flügelschlag eines Schmetterlings im
Gegensatz zu der Lebenserwartung eines Youkai.
Wenn Rin einen menschlichen Gefährten hatte, dann würde sie gemeinsam mit ihm altern
und nach vielen erfüllten Jahren würden sie sterben. Das alles würde nicht sein, wenn
sie einen Youkai zum Gefährten hatte.
Sesshomaru dachte an seinen Halbbruder und dessen Gefährtin Kagome. Die junge Frau war
ein Mensch, doch durch das Juwel der vier Seelen war ihr die Lebensspanne eines Youkai
geschenkt worden.
Als Hanyou alterte Inu Yasha genauso langsam, wie ein vollblütiger Youkai. Die beiden
würden ein sehr, sehr langes gemeinsames Leben haben.
Sie konnte man auf gar keinen Fall mit Rin vergleichen.
Allein der Gedanke daran, das er zusehen musste, wie Rin erwachsen wurde und dann zu
altern begann, verursachte einen kaum gekannten Schmerz. Irgendwann würde er am Grab
seiner kleinen Tochter stehen.
Doch bis dahin sollte sie ein erfülltes und vor allem glückliches Leben führen. Was war
die beste Entscheidung für sie? Er fühlte die Schwere der Verantwortung auf seinen
Schultern lasten.
Sesshomaru stand auf und trat an das Fenster. Der Garten lag unter ihm. Wie oft hatte
er hier gestanden und Ayaka und Rin zugesehen, wie dort unten saßen, oder gespielt
hatten?
Der Kirschbaum, der unmittelbar im Blickfeld dieses Fensters lag, war der Lieblingsplatz
der beiden. So, als ob sie immer noch bei ihm sein wollten, obwohl er oft hier oben saß.
Das leise Pochen an der Tür lenkte für einen kurzen Moment seine Aufmerksamkeit ab. Er
wusste schon bevor er herein rief, wer es war.
Der vertraute warme Geruch von Ayaka wehte ihm entgegen.
Die Wolfsyoukai trat ein und schob hinter sich die Tür zu. Sie nickte ihm ehrerbietig
zu und tat dann an seine Seite. Schweigend stand sie neben ihm. Ayaka spürte die
verdeckte Nervosität ihres Gefährten.
"Ich habe mich entschieden", sage Sesshomaru schließlich.
Ayaka wartete schweigend ab.
"Rin ist ein Mensch. Und es ist besser, wenn sie ihren Gefährten untern den Menschen
findet. Hiroki ist eine gute Wahl. Diese Heirat wird unsere Häuser fester verbinden,
als ein Vertrag."
Ayaka rang mit sich. Ihre Loyalität zu den Entscheidungen ihres Mannes und das ungute
Gefühl in ihrem Inneren, das sie bei diesen Worten empfand.
"Sesshomaru-sama, ich weiß, das Ihr nur das Beste im Sinne habt, doch ich bitte Euch
noch einige Tage mit der Verkündung der Entscheidung zu warten."
Sesshomaru drehte sich zu ihr um. Seine Stirn runzelte sich und die goldenen Augen
sahen forschend auf die Wolfsyoukai hinab. "Verschweigst du mir etwas, was deinen
Wunsch rechtfertigt?"
Ayaka senkte den Kopf. "Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, das wir einfach noch
warten sollten. Ich bitte Euch nur um einige Tage."
Sesshomaru überlegte kurz. Er hatte in den Jahren gelernt der Intuition seiner
Gefährtin zu vertrauen. Schließlich nickte er. "In Ordnung. Bis dahin werden wir wohl
den Fürsten beschäftigen müssen. Morgen werden wir ihm die nördlichen Menschendörfer
zeigen. Sicher interessiert es ihn, wie die Menschen hier in unmittelbarere Nähe zu
einem Youkai-Schloss leben."
Erleichterung durchfuhr Ayaka. "Ich danke Euch, Gebieter."
***********************************************************************
Ende Kapitel 13
Jetzt wird irgendwann einmal die Entscheidung fallen: Mensch oder Youkai. für wen wird
sich Rin entscheiden?
Ich selbst weiß es nicht.
Manchmal verselbstständigen die Personen der Geschichte sich und auf einmal entwickeln
sich beim Schreiben Dinge, die man vorher noch nicht einmal so angedacht hatte. Also
lassen wir uns gemeinsam überraschen, wohin mich meine Finger auf der Tastatur bringen.
Das war auch das letzte ruhige Kapitel, bevor die Geschichte ab dem Nächsten wieder
rasant an Fahrt aufnimmt. Denn es wird spannend, wenn sich der Kampf um Rin’s Leben
entscheidet.
Liebe Grüße
chaska