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Auszug aus "Logbucheintragungen"

LEST ES NICHT!!!! Es sind nur dumme Auszüge, die keiner versteht!!!
von

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Einsamkeit in der Marine

[...] Ich hasse die Marine, und dass ich hier bin und nunmehr seit mehreren Wochen ein Mitglied bin, hasse ich noch weitaus mehr. An sich wusste ich, dass es dazu kommen würde, wenn ein Pirat versucht, als Marines durchzugehen. Ich kann meine Ausbildung nicht sausen lassen. Ich hatte schon Jahre an Militärerfahrung hinter mir und wenn ich mich jetzt nicht durch die Marineausbildung boxen könnte, könnte ich meinen harterkämpfen Status weder behalten noch verteidigen. Pirat hin oder her. Ja, ich hatte mich dafür entschieden auch Pirat zu sein und ja ich hatte mich dann entschieden, meine Militärausbildung in der Marine fortzusetzen, aber das ändert nichts an dem Fakt, der das hier aus mir macht: einen einsamen Vollidioten.
 

Tag aus Tag ein latsche ich hier durch die Flure, genauso motiviert, wie jeden einzelnen Tag, den ich bereits hier verbringen musste. Ich war eigentlich kein Pirat unter Marines. Ich war ein Marines, der rein zufällig Pirat ist, aber niemand sah das. Kein einziger dieser Soldaten oder Offiziere sah mich als Kollegen. Jeder sah in mir nur den rotzigen Piraten, der es wagt, ins Marinehauptquartier zu marschieren.
 

Daher mieden mich alle. Keiner wollte mit mir reden, keiner wollte mich ansehen. Ich sah alle nur sich von mir wegdrehen. Zumindest war es am Anfang so. Da hatte ich wenigstens noch das Gefühl, da zu sein, irgendwas exestenzielles zu sein, vor dem man sich ekeln muss. Aber mittlerweile werde ich nur noch ignoriert. Ich bin sehr klein und hier im Gebäude und auf dem Gelände laufen meist nur Männer herum, die mich um einige Köpfer überragen, selbst die kleinen Soldaten. Daher kann man mich leicht übersehen. Aber das ist es nicht allein. Ich habe das Gefühl, regelrecht nicht da zu sein, unsichtbar zu sein oder etwas in der Art, wenn ich durch die Flure laufe und ständig anderen Marines ausweichen muss. Ich versuche mir noch immer einzureden, dass sie mich nur wegen meiner Körpergröße nicht bemerken, aber auch das wird schwerer.
 

Ich laufe durch diese Gänge und sehe all diese Marines, wie sie mit geschäftgem Blick und meist in kleinen Grüppchen an mir vorbei eilen und mich ignorieren. Wie ein ständig fließender Strom aus kalter Säure, durch den ich mich täglich durchkämpfen muss. Irgendwie glaube ich schon selbst, mich darin aufgelöst zu haben und nicht mehr zu existieren. Ich bin zu einem unsichtbaren Nichts geworden in dieser Welt, von der ich dachte, dass ich dazugehören könnte. Aber ich tu's nicht. Ich gehöre nicht dazu, so sehr ich es mir auch gewünscht hätte.
 

Nun an sich ist das nicht so schlimm. Schließlich geht es hierbei nur darum, meine Ausbildung zu beenden. Dann kann ich in meine Piratenwelt zurück. Aber das ist es sowieso nicht mehr für mich. Mir geht es so dermaßen auf den Sack, dass ich immer so tun muss, als ginge es mir gut. Im Militär habe ich schnell gelernt, dass man sich Emotionalitäten nicht erlauben kann, ganz egal, wie schlecht es einem geht oder wie lange dieser Zustand anhält. Man hat die klappe zu halten, schön stramm zu stehen und nur zu sprechen, wenn man dazu aufgefordert wird. Alles andere zählt nicht. Normaler Weise habe ich damit auch kein Problem. In meiner anderen Einheit, als ich da noch nicht als Pirat durchging, wusste ich ja auch, tagsüber muss ich den braven Soldaten raushängen lassen und abends kann ich dann mit meinen Kumpels um die Kaserne ziehen und dem diensthabenden Offizier einen Streich spielen. Aber hier ist es nicht so. Da niemand etwas von mir wissen will, muss ich mich tagsüber durch das Säurebad kämpfen und nachts dann allein mit meinen Gedanken verbringen, die nun wirklich kein sehr aufmunternder Gesprächspartner sind.
 

Diese Situation ist so demotivierend, vor allem, wenn man weiß, man muss früh aufstehen und genau das selbe wieder durchmachen. Ganz allein. Und dann immer den Starken spielen. Das hasse ich am meisten. Niemals Schwächen anmerken lassen. Nie! Ich rede mir das immer selber ein, dass ich das schaffe und früher oder später wieder bei meinen Freunden bin, aber im Grunde mache ich mir nur selbst was vor. Das Gefühl der Einsamkeit hat mich fest im Griff, ganz egal, was ich mir einrede. Aber ich darf es nicht zeigen. Immer das tun, was man mir sagt, das ist alles.
 

Dabei wünsche ich mir hier einfach nur einen einzigen Menschen, der auf mich zukommt, mich sieht und nachfragt, was los ist. Irgendjemand, der bei mir ist, der mich in den Arm nimmt und mir sagt, das alles wieder gut wird. Das kann ich mir auch selbst sagen, ich weiß, aber der Einfluss, den so ein bisschen Nähe haben kann, kann sehr erdrückend sein.
 

Manchmal glaube ich, diese Zeit hier nie überstehen zu können.
 

Einsamkeit ist zum kotzen.
 

Ich gehe immer mit gesenktem Kopf durch die Mengen im Hauptquartier, achte nur auf meinen Weg, sehe nie nach oben, sondern nur auf die Füße und Beine in weißen Hosen mit korrekter Bügelfalte, die mir entgegen kommen und denen ich ausweichen muss. Ich weiß wirklich nicht, wieso ich plötzlich doch den Kopf gehoben habe in einem winzigen Moment, den ich nie hätte kommen sehen. Doch ich hob den Kopf und richtete mich etwas auf. Vermutlich tat mir auch nur meine gebückte Haltung weh.
 

Es müssen nur Sekunden gewesen sein, in denen ich meinen Blick über die fremden Gesichter habe schweifen lassen, doch er blieb plötzlich an zwei blauen Augen hängen, die mich aus der Menge heraus ansahen. Nur ganz kurz. Ich schwöre. Sekunden, wahrscheinlich sogar noch weniger. Doch in diesem Moment sah ich das Gesicht eines Soldaten. Er war so groß, das seine Augen gerade so über die Schultern der anderen vorbeilaufenden Marines reichten, sodass ich sie sehen konnte. Ich sah noch ein paar Ansätze seiner Nase und seiner Wangen. Er hatte ein paar Sommersprossen. Vielleicht redete ich mir das auch ein. Und er hatte eine Narbe im Gesicht, aber welcher Soldat hatte die nicht? Ein paar seiner schwarzen Haarsträhnen hingen ihm über die Augen, doch verdeckten sie seinen Blick nicht.
 

Seine blauen Augen sahen mich direkt an. Das wusste ich. Ich spürte regelrecht seinen Blick mit meinem ganzen Körper. Ich steckte noch immer in dem kalten Säurefluss, doch dieser Soldat, oder besser gesagt nur sein Gesicht war wie eine kleine Standheizung, die man mir mit in den Fluss geschmissen hatte. Ein kleines bisschen Wärme drang zu mir durch, doch ich war so erfrohren, dass ich dieses Bisschen in mich aufsog, als hätte ich seit Jahren den kältesten Winter aller Zeiten erlebt, ohne Decke, ohne Schal, ohne Handschuhe, ohne Stiefel.
 

Ich sah nur seine Augen, mehr konnte ich nicht erkennen, und doch hatte ich das Gefühl, als lächle er mich an. Vielleicht war es auch nur Erstaunen, aber ich musste mir hier schon so viel einreden, dass mir sein Lächeln auch nicht schwer fiel.
 

Dann waren die Sekunden vorbei und mein und sein Blick wurde von weiteren Marines, die an mir vorbei eilten, durchbrochen, das bisschen Wärme von jenem Soldaten zerrissen. So schnell, wie es kommen war, war es weg. Ich reckte mich noch kurz und sah weiter in seine Richtung, aber er war nicht mehr da. Die blauen Augen waren weg. Wieder verschwunden in der weiß-blauen monotonen Marines-Masse, die sich stehtig durch die Flure drängte.
 

Ich beschritt weiter meinen Weg, als wäre nichts gewesen, wieder allein mit dem erdrückenden Gefühl der Einsamkeit, doch hatte ich jetzt das quälende Gefühl, als wäre die Einsamkeit noch ein bisschen unerträglicher geworden. Und sofort wurde ich sauer auf diesen blauäugigen Soldaten, der mich ja unbedingt daran erinnern musste, wie schön es war, nicht ignoriert zu werden und Aufmerksamkeit zu kriegen. Ein bisschen Nähe. Ein bisschen Wärme. Nur das bisschen reichte, um fast aus mir die Tränen wieder heraus zu quetschen.
 

Doch ich riss mich zusammen. Es ist, wie es ist und daran ändern kann ich nichts.
 

So ist das also, wenn man für den Bruchteil einer Sekunde einen Freund hatte.

[...]



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-11-04T21:46:21+00:00 04.11.2009 22:46
Ich bin mal ganz ehrlich... du solltest kein weiteres Kapitel hochladen!

Schick das zu einem Verlag!
Ich hab schon sehr lange nicht mehr was gelesen das mich so gefesselt hat und ich begeistert war von den wörtlichen Bildern
Wow einfach nur
Zu gerne würde ich auch so grandiös schreiben...

LG Tootsie


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