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Christopher und Ich

von

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Der Ton des digitalen Weckers fast direkt an meinem Ohr ist grässlich. Er mischt sich in meine skurrile dunkle Traumwelt. Es ist eine Angst einflößende Sirene, ein schrilles und aus dem Nichts auftauchendes Warnsignal, symbolisiert durch ein tiefrotes, blinkendes Licht, das meine Umgebung ändert, je lauter und greller es wird. Fast so wie in Silent Hill.

 

Ich höre Christopher neben mir schwer aufseufzen und sich auf die Seite drehen. Mein Bewusstsein braucht einige Sekunden, um in der Realität anzukommen. Erst dann, und als mein Freund ein verschlafenes, gleichermaßen aber auch verärgertes, „Niko, mach den Scheiß aus“ brummt, hole ich aus und verpasse dem Gerät den Todesstoß. Doch es fühlt sich eher so an, als hätte nicht das sowieso schon tote Ding einen mächtigen Hieb erhalten, sondern ich. Denn ich bin es, dem vor durch meine Venen rasenden Schmerz beinahe schwarz vor Augen wird. Ich bin es, der aufjauchzt und in seiner Bewegung gefriert, um die Schockwelle des Ziepens und Stechens abzuwarten.

 

Christopher setzt sich auf. „…alles okay?“, erkundigt er sich heiser.

 

„…mhmmm…“, mache ich, selbst nicht wissend, ob ich damit eigentlich bejahe oder verneine.

 

„Lass mal sehen“, meint mein Freund und steht auf. Er zieht die Gardinen auf, dann setzt er sich zu mir und begutachtet meinen Rücken. Ich zische auf, als seine Fingerkuppen ganz vorsichtig über meine geschundene Haut fahren.

 

„Scheiße“, flüstert Christopher. Im nächsten Moment eilt er schon in den angrenzenden Raum und kommt mit Tüchern und Salben wieder. „Ich hab’s gestern echt übertrieben.“ Er seufzt. Dann macht er sich ans Werk. „Vorsicht, das ziept jetzt vielleicht ein bisschen, ich will das Ganze noch mal desinfizieren, okay?“

 

Vielleicht hat mein Freund gar nicht so unrecht. Er hat übertrieben. Wir haben es übertrieben. Ich habe es übertrieben. Mit allem. Ich denke an die gestrige Session: An das Reizstromgerät, die Atemkontrolle, das Kerzenwachs, letztendlich diese besondere Kontakt mit dem Andreaskreuz, mein nacktes Fleisch an das schwarz lackierte Holz gepresst, meine lauten Schreie, die das Zimmer erfüllten.

 

Ja, ich hätte Stopp sagen können, als Christophers Schläge an Härte gewannen und als der Schmerz schneidender wurde, extremer, so gut wie unerträglich; als jeder Zentimeter meiner Haut zu brennen schien und das Ziepen der Stelle, an der mein Master mich mit der Peitsche traf – jener mit den acht geflochtenen, dicken Tails, gespickt mit diesen verführerisch glänzenden Nieten - sich über meinen gesamten Leib wie ein Fegefeuer verbreitete.

 

Aber das habe ich nicht getan.

 

Weil es genau diese Art von Schmerz gewesen ist, den ich zu fühlen gebraucht habe. Und weil es genau jene Bestrafung war, die Christopher zu vollziehen benötigt hat.

 

Wir haben geschwitzt danach, nach Atem gerungen, uns im Bett gewälzt. Christophers Fingernägel haben sich in meine Arme, meine Seiten gebohrt, über die Striemen auf meinem Gesäß und Rücken gekratzt.

 

Er hat sich in mich geschoben. Ruppig, rücksichtslos, einfach brutal. Christopher hat mich an den Haaren gezogen, mir die Luft abermals mit seinen bloßen Händen abgeschnürt, mich angeblafft, ich solle die Beine gefälligst weiter spreizen und nicht so laut sein. Er hat mich geschlagen und am Ende dann seinen heißen Saft tief in mir verteilt, mich markiert.

 

Wir sind so bei der Sache gewesen, dass wir erst nach dem Akt bemerkt haben, dass ich an einigen Stellen ein wenig am bluten gewesen bin und das Bett stellenweise versaut habe. Aber ganz ehrlich: das war sogar Christopher egal. Er hat nicht geschimpft, sondern mir stillschweigend, immer noch auf der Welle seines Höhepunktes surfend geholfen, alles neu zu beziehen. Nachdem er mich das erste Mal verarztet hatte.

 

„Geht es?“, fragt er mich nun, nachdem er gefühlte Tonnen der Salbe vorsichtig auf meinem Rücken verteilt hat.

 

„Ja. Danke.“

 

„Das mit dem Blowjob lassen wir heute, wir haben eh keine Zeit“, bestimmt Christopher. „Wir müssen noch viel vorbereiten.“

 

„Haben wir das nicht gestern Abend schon gemacht?“

 

Mein Freund sieht auf mich herab. „Ach, Niko…“, seufzt er und tätschelt meinen Kopf.

 

Beim Frühstück, dieses mal nicht so opulent wie sonst an einem Wochenende, sondern eher improvisiert und schnell, sage ich es ihm: „Du. Ich hab dich gestern angelogen.“ Christopher nimmt einen Schluck Kaffee und bedeutet mir, weiter zu sprechen. „Ich hab gar keine Schokolade in den Einkaufskorb getan.“

 

Mein Freund lacht. Gehässig und herablassend. Sein Blick mit dem er mich fixiert ist fies. „Denkst du wirklich, das wüsste ich nicht?“, fängt er an, „denkst du allen ernstes, ich hätte dir nicht genau auf die Finger im Supermarkt geguckt und darauf geachtet, was abkassiert wird?“

 

Ja.

Wir haben diese Session einfach gebraucht. Wir beide. Denn auch Christopher ist nervös vor diesem Treffen. Er legt sich mächtig ins Zeug und somit verbringe ich weitere Stunden in der Küche als seine Aushilfe. Und Putzfrau.

 

Ich decke den Tisch, ganz nach seiner Anleitung und als mein Master meine Arbeit abnehmen will, rückt er Gläser und Teller und was da sonst noch so liegt so penibel zurecht, dass man fast glauben könnte, er sei ein Kellner in einem noblen Restaurant, das mindestens vier Sterne hat. Er hat das beste Porzellan herausgeholt, das Silberbesteck. Spießiger geht es einfach nicht.

 

„Was zur Hölle?!“, rufe ich aus, als ich das Schlafzimmer betrete und noch mehr dieser gutbürgerlichen Spießigkeit entdecke. Christopher hat mir mein Outfit für diesen ganz besonderen Abend bereitgelegt. Eine der etwas eleganteren tiefschwarzen Jeans, die er mir gekauft hat, dazu ein lila Hemd und die Krawatte in Anthrazit. „Ist das dein Ernst?!“, zische ich verärgert, ernte dafür allerdings nur einen Schlag auf den Hinterkopf; was so viel bedeutet wie „ja, das ist mein voller Ernst, also halt die Klappe und zieh’ dich gefälligst um“.

 

Mein Freund trägt ein ähnliches Outfit an diesem Abend. Keinen Anzug, denn ein Anzug wäre seinen Worten nach „too much“. Ein T-Shirt und eine stinknormale Hose dementsprechend dann wohl „not enough“.

 

Christopher geht zum gefühlt sechzehnten Mal mit mir das Menü durch, schließlich werde ich ihm beim Servieren helfen müssen, er rückt zum gefühlt zweiundzwanzigsten Mal die Gabeln zurecht und er schaut sich viel zu oft im Spiegel an, wonach er sich zum gefühlt zweihundertsten Mal durchs zurückgekämmte Haar fährt. Als würde wir hier gleich Staatsbesuch empfangen. Angela Merkel. Queen Elizabeth. Barack Obama.

 

Dabei ist es nur meine gottverdammte Halb-Familie!

 

Das alles macht mich so sauer, dass ich meine eigene Nervosität total vergesse. Bis es an der Tür klingelt.

 

Christopher und ich blicken einander an. Ich seufze.

 

„Wir werden nett sein, egal was sie auch sagen werden, okay?“, erinnert mich mein Freund zum gefühlt zehnten Mal und ich nicke bloß; er moniert die fehlende, verbale Adressierung nicht.

 

Die Tür geht auf und da steht er: Mein Vater. Hat sich äußerlich gar nicht so sehr verändert, der Udo Klaas. Er ist Ende 40, nicht zu fett, nicht zu schlank, hat ein paar Falten im Gesicht, ein paar graue Strähnen auf dem Kopf, ansonsten sieht er ziemlich frisch aus; lediglich seine Augen suggerieren leichte Müdigkeit. Oder ist es Verunsicherung?

 

Neben ihm steht seine dämliche Christine mit ihren blondgefärbten Haaren, die ein wenig an ein Vogelnest erinnern und ihren spargeldünnen Beinen, die auch zu einem Storch gehören könnten. Man sieht, dass sie jünger ist als mein Vater. Dahinter meine Stiefgeschwister: Der hochgewachsene Björn, der aussieht wie jeder zweite Kerl an der Uni: Vielleicht nicht beschissen, aber eben auch nicht besonders, als dass man ihn irgendwie in Erinnerung behalten könnte. Seine Schwester Maike lächelt irgendwie gequält, so als würde sie an einer Miss-Wahl teilnehmen und ununterbrochen Freundlichkeit suggerieren müssen, während sie eigentlich nur genervt ist; andererseits sieht sie mit ihren kurzen braunen Haaren und dem doch etwas punkigeren Kleidungsstil nicht aus wie jemand, der an einer solch oberflächlichen und hirntoten Wahl teilnehmen würde.

 

…und ich trage eine Krawatte; ich bin so sauer.

 

„Guten Abend“, begrüßt Christopher die Meute und viel zu viele „Hallos“ und „Guten Abends“, kommen uns entgegen, als dass ich sagen könnte, wer was von sich gegeben hat. Nur zwei Dinge sind sicher: Die Blicke, die Christopher von den in unsere Privatsphäre eindringenden Individuen erntet, sind eine Mischung aus Unsicherheit, Interesse und leichter Ablehnung. Und: Klein Leander lerne ich auch an diesem Abend nicht kennen, mein winziger Halbbruder ist nämlich nicht anwesend. Ich finde es auch nicht schlimm und sogar eklig, dass so alte Menschen wie mein Vater jetzt noch mal neuen Nachwuchs produzieren…

 

„Nette hohe Decken“, sagt mein Vater, als Christopher die Meute den Flur entlang zum Wohnzimmer und damit auch zum Essbereich führt. Neugierig lassen alle ihre Blicke über die Wände und Möbel, die wenigen Fotos von Christopher und mir und seinen Nichten wandern.

 

„Ihre Kinder?“, fragt Christine hohl, als sie auf das Bild von Emilie und Marie zeigt.

 

„Ja“, zische ich, „denn Christopher ist ganz offensichtlich mit einer Frau zusammen.“

 

„Mein Nichten“, antwortet mein Freund, meine patzige Antwort komplett ignorierend. „Sie wohnen in Wien, leider. Ich würde sie gern öfter sehen, wirklich ganz tolle Mädchen. Wenn auch ein wenig wild, aber das hat die nahende, beziehungsweise bei der Älteren schon eingesetzte Pubertät ja bekannterweise so an sich.“

 

Christine lacht schrill und faselt etwas im Stil von „hach, Sie haben ja so Recht, und wenn ich daran denke, dass ich das alles in einigen Jahren noch einmal durchmachen muss, wird mir schlecht, bla bla bla.“ Als Christopher den Begrüßungschampagner eingießt, redet sie immer noch, darüber wie froh sie ist, dass der Kontakt mit Maike und Björn ja mittlerweile – nach dieser schrecklichen Pubertät – so toll ist, und wie oft die beiden zu Besuch bei ihr und meinem Vater sind, dass sie bald alle zusammen in den Urlaub fahren.

 

Ein in viel zu freundliche Worte verpackter Seitenhieb?

 

Diese aufdringlichen, auf mich gerichteten Blicke, die meine Stiefgeschwister versuchen zu kaschieren, entgehen mir jedenfalls nicht. Auch nicht die nervös von Seite zu Seite wandernden Augen meines Vaters, der mir genau gegenübersitzt.

 

Wir stoßen an und Udo ergreift das Wort.

 

„Mensch, das sieht ja richtig schön hier bei euch aus.“

 

„Hattest du etwas anderes erwartet?“ Ich lege den Kopf schief und erwidere seinen Blick. Einige Sekunden lang herrscht Stille und der neben mir, am Tischende sitzende Christopher seufzt beinahe unhörbar. Ich bin froh, dass aus der Anlage leise Blues dudelt, sonst wäre die Atmosphäre noch steifer und noch befremdlicher als sie es eh schon ist.

 

Mein Vater räuspert sich, fährt aber freundlich fort: „Das habe ich damit nicht sagen wollen, ich freu mich einfach nur, dass du jetzt eine schönere Wohnung hast. Mh. Hast du deine Möbel eigentlich mitgenommen?“

 

„Ich habe alles verbrannt.“

 

Maike, die zu meiner Linken sitzt, lacht kurz auf, besinnt sich dann aber eines Besseren und nimmt einen Schluck Champagner. „Lecker“, sagt sie, als Christine ihr einen ermahnenden Blick zuwirft, und es ist mal wieder mein Freund, der das Wort ergreift.

 

„Wir haben tatsächlich das meiste entsorgt, weil viele der Möbel fast auseinandergefallen sind. Die Couch steht aber in Nikos Zimmer.“

 

„Nikos Zimmer?“, schnappt mein Vater interessiert auf.

 

Und noch bevor Christopher darauf antworten kann, sage ich: „Ich muss dich aber enttäuschen, Christopher und ich schlafen schon zusammen im Schlafzimmer, wir sind schließlich keine Mitbewohner im klassischen Sinn.“

 

Wieder zwei, drei Sekunden Stille, bis Christopher, ruhig wie vorher, eine Erklärung abgibt. „Das ist quasi Nikos Rückzugsort, wo er tun und lassen kann, was er will. Zum Beispiel Horrorfilme in Dauerschleife abspielen.“

 

Mein Vater lacht. Nervös, und seine bescheuerte Ehefrau tut es ihm gleich und klingt dabei wie eine Ziege.

 

„Warum holen wir beide nicht einfach den ersten Gang, hm“, spricht Christopher nun mich an und erhebt sich; ich trotte hinter ihm her und als wir in der Küche ankommen, in der die Salate mit grünem Spargel und Himbeer-Dressing bereits fertig drapiert auf dem Tisch stehen, wirbelt mein Freund herum und zischt mir leise ins Gesicht: „Ich würde dir gerade am liebsten so richtig eine scheuern. Reiß dich zusammen, Niko! Du benimmst dich gerade echt wie ein Teenager; du machst Emilie große Konkurrenz und das ist wirklich einfach nur peinlich! Gib’ dem ganzen doch eine Chance, ändern kannst du die Situation auch nicht.“

 

Wütend stoße ich die Luft aus. Christophers Blick ist eindringlich. „Hast du mich verstanden, Niko? Benimm’ dich. Das ist ein Befehl.“ Er drückt mir drei der kleinen Salatteller in die Hände und ich schlucke.

 

Mein Innerstes ist aufgewühlt, in der Tat. Ich kann nicht einmal wirklich sagen, was mich aufregt; oder auf gut Deutsch gesagt ankotzt. Ich weiß auch nicht, wie ich mich in der Gegenwart dieser… Leute verhalten soll. Die einzige Person die ich mehr oder weniger kenne ist mein Vater. Aber auch der hat sich in den letzten Jahren innerlich verändert, ist jemand Fremdes geworden. Sein Lieblingsessen, seine Lieblingsserie, selbst seine Lieblingsfarbe kann ich nicht benennen. Unsere Entfremdung hat auch eigentlich schon vor der Scheidung meiner Eltern begonnen. Dann war er endgültig weg und es kam mir vor, dass sich unsere Wege nicht nur, wie man so schön sagt, getrennt hätten – es hat sich angefühlt, und es fühlt sich immer noch so an, als würden sie durch zwei verschiedene Galaxien führen.

 

„Lecker, wirklich lecker“, lobt mein Vater den Salat, den sonst alle in Stille mümmeln; Björn und Nina werfen mir und Christopher während des ersten Gangs wieder diese vermeintlich verstohlenen Blicke zu, aber sie sagen nichts. Was in ihren Köpfen vorgeht, kann ich nicht sagen; denn ich weiß schließlich auch nicht, was mein Vater ihnen erzählt hat.

 

Vielleicht, dass Christopher ja „ein bisschen alt“ für mich ist?

Vielleicht, dass ich ja gar nicht wirklich weiß, ob ich wirklich schwul bin, weil ich es ja noch nie wirklich mit einer Frau probiert habe – das Argument hat er geliebt, nach meinem Coming-Out, während der lauten Familiengespräche, die zu dieser Zeit stattgefunden haben.

Vielleicht hat er ihnen auch einfach gar nichts gesagt, was Christopher und mich angeht.

 

Dennoch ist es seltsam. Wir sehen uns eigentlich nicht das erste Mal, aber genauso fühlt es sich an. Wahrscheinlich, weil es das erste Mal ist, dass wir ein längeres und vor allem etwas intimeres Zusammentreffen erleben; und dann auch noch in meiner Wohnung.

 

Ja. Meine Wohnung.

 

„Wirklich sehr lecker“, sagt mein Vater, doch der Salat mit dem selbstgebackenen Baguette ist ja nur der Anfang heute!

 

Es folgt die Suppe – und bei diesem Gang fragt mein Vater meinen Freund aus. Woher er kommt, wo er studiert hat, was seine Eltern so machen, vor allem was Christopher beruflich macht, wo die Kanzlei ist, was sein schwierigster Fall gewesen ist. Doch im Grunde speist mein Freund ihn mit den Argumenten ab, dass sein Job gar nicht so spannend ist, wie man nach bestimmten Hollywoodstreifen denken mag, und er die meiste Zeit einfach nur Mahnungen, Erinnerungen und Aufforderung schreibt, in einem Papierchaos versinkt und sich unglaublich langweilige Geschichten über völlig absurde Nachbarschaftsstreitigkeiten von seinen Klienten anhören muss. So, so…

 

Sie reden über Autos, über Reisziele, über Sparkonten und Versicherungen – und wir alle hören ihnen zu und kippen noch mehr Champagner und noch mehr Wein runter, der laut Christopher eigentlich nicht zur Suppe passt; was uns Banausen aber offensichtlich egal ist.

 

Wenigstens etwas, das wir gemeinsam haben.

 

Maike grinst mich unsicher an, wann immer ich sie ansehe. Björn wendet seinen Blick ab, wenn ich meinen Kopf zu ihm drehe und Christine lächelt dümmlich; einfach die ganze, verfickte Zeit. Dabei kann jeder sehen, dass diese Gesichtszüge einfach aufgesetzt ist und sie nicht weiß, wie sie sich gegenüber Christopher oder auch mir verhalten soll; und erst recht nicht, wie sie damit klarkommen soll, dass wir zusammen sind.

 

Als Christopher den Hauptgang serviert – Filet Welligton oder so - werden ihre Augen plötzlich ganz groß. Noch größer, als sie ein Stückchen des zarten Fleisches im Teigmantel abschneidet und davon probiert; die Frau ist beinahe kreidebleich. „Das ist ja perfekt!“, flüstert sie, so als hätte sie das komplette Gegenteil erwartet.

 

„Das nehme ich als Kompliment“, sagt mein Freund einfach nur und lächelt, als ich ihn ansehe. Er legt seine Hand auf mein Knie und tätschelt mich dort kurz. Irgendwie ist das sehr beruhigend. Vor allem, weil mein Vater mich im nächsten Moment fragt, was die Uni denn so macht und ob denn nicht bald mein Praktikum ansteht. Natürlich klinge ich gelangweilt, während ich ihm die Kurzfassung erzähle. Weil ich auf das Thema auch einfach überhaupt keinen Bock habe. Vor allem aber, weil er es mich auch erst kürzlich während unseres phänomenalen Fünf-Minuten-Telefonates danach gefragt hat und den aktuellen Stand damit schon kennt.

 

„Mhmmm…“, macht Udo, nimmt einen Schluck Wein und weiß nicht mehr weiter.

 

„Was machen Sie denn beruflich, Christine?“, lenkt Christopher die Konversation weiter. Und dass weder mein Vater, noch dieser komische Storch, meinem Freund mittlerweile das Du angeboten haben, macht mich wieder so wütend, dass ich am liebsten irgendjemanden meinen Teller ins Gesicht knallen würde; obwohl das von meinem Freund zubereitete Essen wirklich köstlich ist.

 

Meine Stiefmutter ist Bürokauffrau und arbeitet beim örtlichen Stromversorger und erzählt eine so saudumme und saulangweilige Geschichte ihres „ach so stressigen Alltags“, dass ich einfach nicht zuhören kann. Christopher tut interessiert und das gelingt ihm wirklich prächtig, während Björn und Maike und sogar mein Vater ihn dabei angaffen. Langsam will ich gar nicht wissen, was in ihren Köpfen abgeht.

 

Abermals entsteht zähe Stille, alles was man hört sind die über das Porzellan kratzenden Gabeln und Messer; und die Musik aus der Anlage.

 

Ja, alles sehr befremdlich.

 

Dieses Mal ist es mein Vater, der versucht eine Konversation ins Rollen zu bringen. „Björn hatte ja auch kurzzeitig überlegt, Jura zu studieren“, setzt er an. Doch sein Stiefsohn fällt ihm etwas patzig ins Wort: „Nein, hab ich nicht, du und Mama wolltet, dass ich das mache!“ Er seufzt genervt und ich kann ein kurzes Kichern nicht unterdrücken.

 

…das kommt mir so bekannt vor.

 

„Nun gut, wie dem auch sei, du hast dich dann ja anders entschieden“, erwidert mein Vater.

 

Es dauert einige Sekunden, bis Björn begreift, dass diese Äußerung gleichzeitig eine Aufforderung gewesen ist, etwas von seinem Studium zu erzählen. Er nimmt einen Schluck Wasser und räuspert sich. „Ja, also, ich… studiere jetzt Maschinenbau.“

 

„Maschinenbau, konkretes Fach. Ein wenig kompliziert, oder?“, hakt Christopher nach und Björn zuckt mit seinen Schultern.

 

„Joa, ist ein bisschen schwierig. Aber… macht Spaß“, das ist alles, was aus Björn rauszubekommen ist.

 

„Maike wird Lehrerin“, preist Christine ihre Tochter an und lächelt völlig übertrieben.

 

„Ja, Sport und Deutsch“, erwidert Maike prompt und schenkt Christopher und mir ein kurzes, vielleicht etwas nervöses Lächeln.

 

„Ich glaube, ich wäre auch Lehrer geworden, hätte mein Vater mir nicht die Justiz quasi in den Schoß gelegt“, sagt Christopher und ich muss ein Grinsen zurückhalten. Weil ich mir mal wieder vorstellen muss, wie mein Freund den Rohrstock in der Hand hält.

 

Christine labert irgendwas wegen einer neuen Bahnlinie, die zur Uni führen soll, während Björn Maike irgendwas auf seinem blöden Handy zeigt und mein Vater zur Abwechslung mal Wasser trinkt. Dann kommt natürlich irgendwann der langersehnte Moment, in dem auch Frau Storch zu ihrem Smartphone greift, um uns „süße Babyfotos“ zu zeigen, nur dass dieses „Baby“ einfach kein Baby mehr ist – Leander ist schließlich auch rund zwei Jahre alt. Quasi so alt wie die Beziehung von Christopher und mir.

 

Christopher faselt irgendwas im Stile von „das ist aber ein sehr niedliches Kind“ und lässt die Show über sich ergehen; ich bin nach fünf Fotos einfach nur noch genervt. Ich verstehe es nicht, wie Bilder eines halbnackten kleinen Menschen in der Badewanne, oder total verdreckt im Sandkasten eine solche Begeisterung auslösen können. Leander sitzt einfach nur da und kann noch nicht einmal einen vollständigen Satz von sich geben – trotzdem hat Christiane auch noch tausend Videos auf ihrem Telefon, auf denen das kleine Wesen „baba“ und „Mama“ und „Papa“ brabbelt und dabei mit Klopapier spielt und das ist laut Christopher auch noch „total niedlich“? Hat mein Freund den Verstand verloren?

 

…und dann ist da auch noch dieser total bescheuerte Ausdruck auf dem Gesicht meines Vaters. Der stolze Hahn. Den Arm um die Schultern seiner zu ihm gebeugten Frau gelegt, den Rücken gerade, die Augen auf das Abbild seines Sohnemannes Nummer zwei oder drei gerichtet, je nachdem ob man Björn dazuzählen mag oder nicht, und auf den Lippen ein selbstzufriedenes Lächeln.

 

Warum erwarten Eltern eigentlich immer, dass man ihnen zu ihren Kindern gratuliert, wenn diese noch rein gar nichts erbracht haben? Nach dem Motto: Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt es geschafft, ohne Verhütungsmittel zu poppen und es ist das Natürlichste auf der Welt passiert!

 

„Ich räume dann schon mal ab…“, murmele ich, weil ich somit dieser elendigen „gugu-gaga“-Show entfliehen kann und schnappe mir die ersten Teller.

 

Es ist so wunderschön ruhig in der Küche; ich atme aus, genieße diesen Moment der Stille. Doch jener ist nur von kurzer Dauer, denn nicht einmal fünf Minuten nach meinem Betreten des abgetrennten Raumes, erscheint Christine mit einem weiteren Stapel Teller in der Tür und lächelt mich an; und hinter ihr betritt auch schon mein Freund den Raum.

 

„Wir räumen ab“, erklärt Christine und stellt das Porzellan auf dem Küchentisch ab. Ihr Lächeln mit dem sie rasch auf mich zutritt hat etwas von Mutter Theresa. „Udo würde unheimlich gern mal dein Zimmer, und auch den Rest deiner Wohnung sehen… magst du ihm die vielleicht mal zeigen, hm?“ Sie spricht mit mir als wäre ich fünf Jahre alt. Oder eben zwei. Wie Leander. Ich will ihr diesen Punkt gerade unfreundlich mitteilen, doch Christopher kommt mir zuvor.

 

„Das ist eine klasse Idee“, sagt er und blickt mir tief in die Augen. Ich kenne diesen Blick. Ich habe keine andere Wahl. Es ist ein Befehl.

 

Kaum dass ich den Raum betreten habe, dreht mein Vater sich auch zu mir um. „Ähm, soll ich dir die Wohnung zeigen?“, frage ich und Udo erhebt sich so abrupt, dass er sein Wasserglas umstößt. Maike schreit kurz auf und lacht dann, Björn ist das alles offenbar superpeinlich, er schaut konzentriert auf sein Smartphone. Christopher eilt herbei, versichert meinem Vater gemeinsam mit Christine, dass alles in Ordnung sei und sie dich darum kümmern sollen und wir doch bitte einfach „weitermachen“ sollen mit unserer „kleinen Vater-Sohn-Tour“.

 

Ich könnte kotzen.

Alles an diesem Abend ist aufgesetzt und gespielt. Einfach falsch.

Alles.

 

Ich zeige meinem Erzeuger also das Bad, Christophers Arbeitszimmer, den Balkon unser Schlafzimmer mit dem „begehbaren Kleiderschrank, den ich jetzt nicht aufmachen werde“, freue mich, dass er nicht weiter nachhakt, und öffne schließlich die Tür zu meinem kleinen, privaten Zimmer.

 

„Erinnert mich tatsächlich ein wenig an dein altes Kinderzimmer“, meint mein Vater, während er seine Augen über all die Filme und Bücher in den Regalen wandern lässt.

 

„Hm“, mache ich, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll und weil ich ungern an mein altes Kinderzimmer denke, und weil ich auch nicht denke, dass mein jetziges kleines Paradies hier mit Christopher auch nur ansatzweise an jenes kleine Gefängnis erinnert.

 

„Nett hast du’s dir hier eingerichtet.“

 

„Jopp.“

 

Er betrachtet das Bett, den Teppich, die Poster, lässt sich schließlich auf den kleinen Sessel neben meinem Laptop nieder.

 

„Ich finde die Wohnung sehr schön“.

 

„Ja, das hast du jetzt oft genug gesagt, ich hab’s kapiert.“

 

Mein Vater seufzt und fährt sich mit beiden Händen durchs Haar. Ein Schauer eilt über meinen Rücken. Die Geste habe ich in der Vergangenheit so oft gesehen, diese bedrückte Stimmung zu oft gespürt. Plötzlich bin ich wieder der pubertierende Teenager und mein Vater das besorgte und wütende Familienoberhaupt. Fehlt nur noch meine Mutter, die sich hysterisch kreischend dazugesellt…

 

„Niko, hör endlich auf damit“, sagt er.

 

„Womit denn, ich mach doch gar nichts“, witzele ich und das bringt meinen Alten auf die Palme.

 

„Genau das meine ich!“, zischt er und es fällt ihm dabei schwer, sich zu beherrschen; er will nicht, dass seine Stimme sich überschlägt, dass er zu laut ist, dass uns die anderen hören, aber er ist echt aufgewühlt.

 

Mein Herz klopft wild in meiner Brust.

 

„Junge, wir sind deine Gäste, wir sind hier, weil uns dein Leben interessiert, und weil wir ein Teil davon sein wollen. Aber alles was du machst, ist uns verbal einen vor den Kopf zu stoßen.“

 

„Ihr seid meine Gäste, weil ihr euch selbst eingeladen habt und ich glaube nicht, dass mein Leben Björn oder Maike ansatzweise interessiert und bei Christine bin ich mir auch nicht so sicher, also lass dieses solidarische wir-als-eine-Familie stecken“, antworte ich und verschränke die Arme vor der Brust.

 

„Siehst du das wirklich so?“, hakt mein Vater vorsichtig nach.

 

„Hätte ich es sonst gesagt?“, erwidere ich und gebe mir besonders Mühe besonders gelangweilt zu klingen.

 

Mein Vater seufzt. „Das finde ich wirklich sehr schade.“

 

Ich zucke mit den Schultern und starre die Wand an.

 

„Weißt du, warum wir uns eingeladen haben?“, sagt er nach einer Weile.

 

„Na los, überrasch mich…“

 

„Weil du all unsere Einladungen bisher ausgeschlagen hast.“

 

„Pffff, was denn für Einladungen…?!“

 

„Allein all die zum Grillen, Abendessen oder Kaffeetrinken, um endlich mal deinen Bruder kennenzulernen!“

 

Halb-Bruder…“, korrigiere ich ihn - und mein Alter flippt aus, wie schon damals, so viele, elendige Male zuvor…

 

„Niko, verdammte scheiße! Immer wieder dasselbe Theater mit dir! Du bist so verbittert, so depressiv und aggressiv, man kommt überhaupt nicht ran an dich. Egal was man dir sagt, du blockst immer ab. Immer! Ich werde einfach nicht schlau aus dir! Jetzt kommen wir hier zu euch, auch wenn deine Beziehung zu Christopher mir persönlich immer noch die größten Bauchschmerzen der Welt verursacht, und wir wollen trotzdem einen schönen Abend mit euch verbringen und du behandelst uns von Anfang an von oben herab, zeigst uns nur die kalte Schulter und bist total desinteressiert. Mensch, das ist scheiße!“

 

„Weißt du, warum ich desinteressiert wirke?“, zische ich und meine Stimme ist zittrig, als ich fortfahre, weil ich meine Wut kaum mehr bändigen kann, „weil ich desinteressiert bin!“

 

Mein Vater schnauft.

 

„Mich interessiert deine neue Familie null. Warum? Weil es fremde Menschen sind, die für immer fremde Menschen für mich bleiben werden, weil uns nichts, aber auch wirklich absolut nichts miteinander verbindet. Und stell’ es doch bitte nicht so dar, als würdest du mich jede Woche anbetteln, mit euch Kaffee zu saufen. Deine Einladungen kommen vielleicht etwas öfter als der Weihnachtsmann. Und weiß du auch wieso? Weil du im Grunde genommen auch froh darüber bist, dass ich nicht mehr konstanter Teil deines Lebens bin, weil ich ja, wie du es so schön gesagt hast, ständig nur depressiv und aggressiv bin und immer nur alles abblocke und nie das tue, was du mir sagst, weil du ja derjenige bist, der weiß, was das beste für mich ist.“

 

Mein Vater stöhnt genervt und schüttelt den Kopf. „Du bist so stur und naiv wie deine Mutter.“

 

Ich weiß nicht genau, was es ist, was mich an dieser Aussage stört, aber Fakt ist: sie stört mich. Gewaltig. Und ich versuche jetzt auch gar nicht mehr, meine Wut zu bändigen.

 

„Arschloch.“ Das ist alles, was ich meinem Vater noch zu sagen habe. Und nachdem ich dieses eine Wort ausgesprochen habe, entsteht eine so bedrückende Stille, wie ich sie noch nie in meinem Leben erlebt habe. Wahrscheinlich vergeht eine ganze Minute, in der Udo mich völlig ausdruckslos anstarrt und ich die Wand mit meinem Blick fixiere und mich keinen einzigen Zentimeter bewege.

 

„Kommt ihr beiden Hübschen wieder?“, ertönt die schrille Stimme seiner Ehefrau schließlich und führt dazu, dass mein Vater sich mechanisch erhebt und ihr folgt.

 

Ich hingegen brauche noch ein paar Sekunden, um mich zu erholen. Ich habe schon viele Menschen als Arschloch bezeichnet, oftmals im Scherz, mehrfach, weil mir nichts anderes eingefallen ist. Im Grunde genommen sehe ich dieses Wort nicht wirklich als üble Beleidigung an. Und doch ist es eben genau so bei meinem Vater angekommen – und war meinerseits genauso gemeint.

 

…auch wenn ich immer noch wütend bin, mischt sich so etwas wie Reue in meine bescheuerte Gefühlswelt.

 

Christine und Christopher plaudern munter über Nichtigkeiten weiter, während wir uns alle die verschiedenen Küchlein mit dem selbstgemachten Vanilleeis reinstopfen; ich schaffe es sogar, ein halbwegs vernünftiges Gespräch mit Björn und Maike aufzubauen – wir reden über die versifften, alten Gebäude der Uni und der Angst, irgendwann mal einen Teil der Fassade gegen den Kopf zu bekommen und auf dem Weg zum Seminar einen qualvollen Tod zu sterben. Sogar Björn wird lockerer während des Gesprächs, mag aber auch am Cognac liegen, den es zum Kaffee gibt und den Björn offensichtlich mag. Maike erzählt noch etwas von überfüllten Vorlesungen und wir beide lobpreisen die Aufnahmen der Veranstaltungen, die es im Internet gibt und die das Schwänzen leichter machen.

 

Nur mein Vater schweigt und würdigt mich keines Blickes.

 

Und irgendwann gehen mir und meinen Stiefgeschwistern einfach die Gesprächsthemen aus, sodass wir gezwungen sind, der nun ebenfalls mühevoll am Leben gehaltenen Konversation von Christopher und Christine zu lauschen.

 

„Also, Niko“, spricht Frau Storch mich dann an und lässt ihren Blick nervös zwischen mir und meinem Vater wechseln, dessen Gesicht nunmehr eine einzige, bösartige Fratze ist, „ich sagte schon zu Christopher: Ihr müsst uns demnächst unbedingt mal besuchen kommen, wird Zeit, dass ihr Leander kennenlernt.“

 

Ich will sie gerade wieder vertrösten, da meldet sich doch tatsächlich Udo wieder zu Wort.

 

„Ich glaube nicht, dass Niko daran Interesse hat“, sagt er patzig, ohne mich dabei anzusehen.

 

Am besten wäre es, einfach den Mund zu halten, schließlich habe ich ihm ja genau das eben auch verklickert, aber ich kann einfach nicht anders und zicke ihn an. „Du kannst es immer noch nicht lassen, das Wort für mich zu ergreifen, was?“

 

„Niko…“, spricht Christopher beruhigend auf mich ein, aber das hat momentan leider keine Wirkung.

 

Als hätte unser kleines Gespräch in meinem Zimmerchen nicht schon gereicht, nein, ich Vollpfosten steigere mich wieder so richtig hinein.

 

„Naja“, meint mein Vater schnippisch, „genau das hast du mir doch eben gesagt, oder hab ich dich falsch verstanden?“

 

„Ist doch mega scheißegal was ich dir eben gesagt habe!“, blaffe ich ihn an. „Es gibt dir noch lange nicht das Recht, das hier vor allen auszupacken und die beleidigte Leberwurst zu spielen und den Abend zu ruinieren!“

 

„Den Abend hast du ruiniert, noch bevor er überhaupt angefangen hat!“, motzt nun Udo zurück und klingt dabei sehr aggressiv.

 

Und dann werfen wir einander nur noch Sachen an den Kopf.

 

Ich: Dass Udo total spießig und homophob ist und gar nicht vorhat, die Beziehung von Christopher und mir zu akzeptieren, dass er froh ist, mich und meine Mutter los zu sein und dass er Respekt und Verständnis verlangt, ohne etwas dafür zu tun.

Udo: Dass ich ein Egoist bin und dazu auch noch ein sturer Bock mit Scheuklappen auf den Augen, dass ich ihm und allen anderen auch nie eine Chance gebe und stets beleidigt bin und nach Mitleid heuchele, und von ihm Respekt und Verständnis verlange, ohne etwas dafür zu tun.

 

Das drücken wir beide aber mit sehr unschönen, lauten Worten aus.

 

Maike und Björn starren uns mit offenem Mund an, Christine ist die Gabel aus der Hand gefallen und ihre Unterlippe zittert, so als würde sie gleich losplärren, und Christopher – und das überrascht mich am meisten – ist so schockiert, dass er in den ersten Minuten gar nichts sagen kann. Bis sein Geduldsfaden endlich reißt und er in dem Moment, in dem ich meinen Vater ins Gesicht schreie, dass der „Drecksack seine scheiß Sippe einpacken und sich verpissen soll“, sich urplötzlich erhebt, mit seiner Faust auf den Tisch haut und mich ebenso laut anfährt: „Jetzt halt endlich den Mund, Niko!“

 

Daraufhin gelingt es auch Christine sich aus ihrer Schockstarre zu lösen. Die Frau steht auf, mit bleichem Gesicht, ihre Mundwinkel zu einem unruhigen Lächeln verzogen. „Wir gehen jetzt lieber. Vielen Dank für das vorzügliche Essen, Herr Lang. Komm, Udo.“

 

Sie zerrt ihn regelrecht an seinem Oberarm vom Tisch weg. Christopher straft mich mit einem flüchtigen, eisigen Blick, mit dem er mich gleichzeitig auffordert, mich nicht von der Stelle zu rühren und eskortiert die traurige Gesellschaft bis zur Haustür. Udo sagt nichts, der Rest der Gäste verabschiedet sich flüsternd von Christopher; dann schlägt die Haustür zu.

 

Einige Sekunden vergehen dann stampft mein Freund zurück durch den Flur und wenn Blicke töten könnten, wäre ich gewiss ein lebloser Haufen Fleisch geschmückt mit einer Krawatte. Er sagt nichts, sieht mich einfach nur bitter-böse an. Dann fängt er an abzuräumen, und ignoriert mich. Er stapelt die Teller zusammen, sammelt das Besteck ein, bringt alles in die Küche. Ich kann genau hören, wie er die Sachen in die Spülmaschine einräumt, anfängt den Rest abzuwaschen.

 

Während er all das tut sitze ich einfach nur so da auf meinen Platz, allein an diesem nun viel zu groß erscheinenden Tisch und starre die Tischdecke an. Noch immer klopft mein Herz so heftig in meiner Brust, noch immer zieht es sich so schmerzlich dort zusammen; und der Kloß in meinem Hals wird großer, das Brennen hinter meinen Augenlidern schlimmer.

 

Ich kann gar nicht beziffern, wie viele Wunden gerade aufgerissen worden sind und was für Unmengen Salz eigentlich in sie hineingestreut worden sind. Ich kann gar nicht beschreiben, was genau für Gefühle in mir ausgelöst worden sind, als ich diese ach so toll funktionierende Patchwork-Familie mit all ihren gemeinsamen Plänen und geteilten Insidern und einstudierten, vertrauten Blicken präsentiert bekommen habe.

 

Hätte mein Vater nicht einfach allein herkommen können?!

Hätte er zuvor bei all den Einladungen nicht einmal so etwas vorschlagen können wie einen gemeinsamen Kinobesuch, einen Shopping-Ausflug oder von mir aus auch ein behämmertes Fußballspiel, so als Vater-Sohn-Unternehmung?

Warum zur Hölle müssen die anderen immer dabei sein, immer eine Rolle spielen, immer irgendwie involviert sein?!

 

Diese vertraute Art zwischen Björn und ihm, als wäre er sein Vater – und nicht meiner.

Diese stolzen Blicke, wenn es um Leander ging.

Dieses väterliche Lächeln, das Maike galt.

 

Und ich: der missratene, schwule Sohn, in dessen Leben einfach alles schief läuft. Von wegen nach Mitleid heucheln – ich will sein Mitleid, dass er mir bezüglich an den Tag legt, nicht haben. Weil ich nicht zu bemitleiden bin, verdammt noch mal!

 

Ich klatsche mir eiskaltes Wasser ins Gesicht. Immer und immer wieder. Bis ich mich halbwegs beruhigt habe. Doch meine Hände zittern noch immer, als ich Christopher gegenübertrete. Er ist immer noch mit Abwasch beschäftigt, pausiert jedoch, als ich die Küche betrete und ihn ansehe.

 

„Geht’s dir besser?“, will er kühl von mir wissen. Er klingt vorwurfsvoll. Und ich raste schon wieder aus, schmettere ihm ein „Code fucking Red“, ins Gesicht und schreie jetzt ihn an. Was er sich dabei gedacht hat, so ein verficktes Gourmet-Dinner aufzutischen für diese Menschen, die so eine schlechte Meinung von ihm haben, wie er es wagen kann, mir den Mund zu verbieten, wenn ich die ganze Zeit über herabwürdigende Blicke und Seitenhiebe geerntet habe – wieso er sich hat überhaupt von meinem Vater hat zu diesem dummen Treffen überreden lassen.

 

„Du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen, du quasselst jeden an die Wand, ist doch dein verfickter Beruf, oder nicht, Mr. Super-Anwalt?! Wie kommt es dann, dass du einen Udo Klaas, diesen Loser, nicht davon abhalten kannst, sich auf diese widerliche Weise in unser Privatleben einzumischen und dann auch noch Publikum mitzubringen?! Und dann stellst du dich auch noch auf dessen Seite und sagst mir, ich soll den Mund halten und funkelst mich so böse an, anstatt mich vor ihm zu verteidigen!“

 

Als diese schrillen Worte meinen Mund verlassen haben, merke ich, dass meine Wangen ganz nass von meinen Tränen sind, die weiterhin unkontrolliert aus meinen Augen tropfen; und dass Christophers Blick nun gar nicht mehr streng, oder verärgert ist, sondern mild und irgendwie traurig.

 

„Ach, Niko…“, murmelt er und ist in weniger als drei Sekunden auch schon bei mir, legt seine Arme um mich, presst mich an seinen Körper – und ich klammere mich an ihn, verzweifelt, so als gäbe es keinen Morgen; mein Hals tut schrecklich weh und dennoch kann ich mein Schluchzen nicht zurückhalten, ebenso wie als diese Tränen, die ungehindert über meine Augen kullern und von Christophers Hemd aufgesogen werden. „Es tut mir leid…“, murmelt er gegen mein Haar, während er unablässig über meinen Rücken streichelt und mich an sich drückt; seine Umarmung fest und herzlich.

 

Eine halbe Ewigkeit stehen wir einfach nur so da, einander festhaltend in der immer noch halbwegs verdreckten Küche, und während die Spülmaschine ihre ächzenden und gluggernden Geräusche von sich gibt, heule ich wie Schlosshund. Bis einfach keine Tränen mehr übrig sind.

 

Mit dem Handrücken streiche ich mir den kläglichen Rest aus den Augen und Christopher gibt mir einen Kuss auf die Stirn, sucht den Augenkontakt mit mir, den ich ihm gewähre, unschön die Nase hochziehend. Seine Hände umfassen mein Gesicht. Mit seinen Daumen streicht er das Nass von meinen Wangen. „Es tut mir leid, okay?“, wiederholt er beinahe flüsternd und ich nicke, einen weiteren Kloß runterschluckend.

 

„Komm“, murmelt er und zieht mich aus der Küche zurück ins Wohnzimmer, drängt mich auf die Couch, umklammert mich, streichelt mich, fährt mir seinen Fingern über mein Haar, meinen Rücken. „Rede mit mir…“, bittet er mich mit ruhiger Stimme. „Hm?“ Abermals ziehe ich die Nase hoch und Christopher reicht mir ein Taschentuch. „Was ist da eben passiert, Niko?“

 

Es ist schwer, meine Gedanken in Worte zu fassen. Ich schildere ihm all diese Emotionen, die der Besuch eben bei mir ausgelöst hat; und erzähle ihm noch viel mehr. Ich spreche von den Erinnerungen, von denen ich mich gelöst glaubte. Doch offenbar liege ich da falsch. So falsch.

 

„Weißt du…“, setze ich an und starre den ausgeschalteten Fernseher an, „das war schon hart, als meine Eltern noch zusammen waren…“

 

Dass ich schwul bin haben Udo und Jutta rausgefunden, als ich 14 Jahre alt war und einige dieser sehr offensichtlichen Heftchen ganz hinten im Schrank versteckt hatte. Meine Mutter war und ist sicherlich noch eine Pedantin, und obwohl ich mir immer Mühe gegeben habe, sie zufrieden zu stellen, reichte ihr mein Empfinden von Sauberkeit nie aus und an irgendeinem dieser Tage war sie wohl total ausgeflippt und hatte alles aus meinem Kleiderschrank geworfen, um es „ordentlich zu sortieren“. Mit den vielen Bildern nackter Männer hatte sie wohl nicht gerechnet, auch nicht, dass ihr Sohnemann Tagebuch führte und dort beschrieb, in welche Jungs aus der Klasse er sich verknallt hatte – und was er alles Unanständige mal mit ihnen tun wollte.

 

Ganz schlimm war aber der Eintrag über den 16-jährigen Tom aus einer anderen Schule, den ich mal im Freizeitheim kennengelernt hatte und der mir meinen ersten Kuss geraubt hat.

 

„Sie ist total ausgerastet und mein Vater auch“, erzähle ich Christopher, der diesen Teil der Geschichte bereits kennt. Den folgenden allerdings nicht, weil ich die Details ihres und meines Ausrastens immer gekonnt umgangen bin.

 

Wie ich immer wieder ungewollt lauschender Zeuge ihrer Gespräche geworden bin und Sachen aus dem Mund meines Vaters kamen wie „was haben wir nur falsch mit ihm gemacht“, oder „vielleicht sollten wir ihn zum Psychiater schicken, normal ist an dem Jungen ja sowieso nichts“ oder auch „das darf deine Schwester auf keinen Fall erfahren“ und andere Dinge, die mir damals richtig zugesetzt haben.

 

Dazu zählten auch die diversen Zickereien, während der sich Udo und Jutta versuchten, gegenseitig die Schuld für mein verkorkstes Dasein in die Schuhe zu schieben. Ich war nicht nur ein Loser, der keine richtigen Freunde hatte, der nicht gern nach draußen ging und sich lieber verstörende Bücher von Stephen King reinzog, als heimlich mit seinen Kumpels Alkohol zu trinken; ein Teenager dem es egal war, was für Klamotten er trug und der nicht scharf war auf Markenklamotten, nein, jetzt war ich auch noch schwul – schlimmer konnte es ja nicht mehr werden.

 

Und dann diese endlosen Gespräche mit mir, ob ich denn sicher sei, meine rumheulende Mutter, die sich so benahm, als hätte ich jemanden umgebracht und müsste lebenslang hinter Gitter – und letztendlich das ausbleibende Interesse; die komplette Abschottung von mir.

 

Vielleicht sind meine Ausraster damals wirklich nur ein Schrei nach Aufmerksamkeit gewesen – das meint jedenfalls Christopher, als ich ihm davon erzähle, wie ich mich mit 15 mit dem schlimmsten Idioten an der Schule geprügelt habe und meine Eltern unangenehme Fragen des Direktors haben beantworten müssen, oder als ich mir ungefragt das Mofa meines Vaters geliehen und absichtlich mit steckendem Schlüssel abgestellt habe, damit es geklaut wird. Rumschreien und Sachen durch die Gegend werfen stand eh an der Tagesordnung.

 

„Wann haben sich deine Eltern noch mal getrennt?“, hakt mein Freund nach.

 

Als ich Ende 16 war. Meine Mutter hatte die Scheidung eingereicht. Der schwule Sohn war einfach nur das i-Tüpfelchen einer misslungenen Ehe gewesen. Es war kaum ein Tag vergangenen, an dem Jutta ihren Udo nicht kritisiert hätte. Mal war es der beschissene Haarschnitt, dann die Art wie er Würstchen aß, manchmal die ihrer Meinung nach unangebrachten Sachen, die er zu irgendwelchen Festivitäten trug, oft sein „debiler Humor“ und „schrecklicher Musikgeschmack“, an anderen Tagen das in ihren Augen magere Gehalt – mit dem er sie, die Hausfrau, und den Sohn durchbrachte, ohne das wir in Armut leben mussten… Aber der Mann ihrer Schwester war nun mal irgendein hohes Tier bei einem großen Konzern und das konnte Udo als „stinknormaler Ingenieur“ nicht toppen.

 

Er entsprach einfach nicht ihrer Wunschvorstellung, die irgendwelchen Groschenromanen entstammte; am liebsten hätte sie einen Chefarzt geheiratet und eine schar von intelligenten, braven, gehorsamen und strebsamen Kinderchen großgezogen. Doch nach mir hat’s mit dem Kinderkriegen nicht mehr geklappt. Und ich war in ihren Augen eine Enttäuschung.

 

Die Zeit, in der Udo auf der Couch schlief und sie sich die Seele aus dem Leib im Schlafzimmer ausheulte, war die Hölle. Beide waren aggressiv – und ich bekam das ab. Letztendlich zog sie zu einer guten Freundin und ich blieb mit Udo zurück. Viel von meinem Vater sah ich allerdings nicht. Er hat gearbeitet, danach im Wohnzimmer Fernsehen geguckt und am Wochenende unternahmen wir nichts gemeinsam; ich traf mich mit irgendwelchen Jungs, ging auf die Piste und den Rest meiner Zeit verbrachte ich eingeschlossen in meinem Zimmerchen mit meinem Rechner und den besonderen Heftchen.

 

Als ich 18 wurde und mein Vater und ich uns nur noch stritten, wenn wir uns dann mal fünf Minuten in der Küche trafen, schlug er vor, mit eine Wohnung zu suchen – die, die nun Chiyo gehört.

 

Ich war so glücklich… vor allem als der Kontakt mit meinem alten dann endlich abbrach. „Erst als er Christine geheiratet hat, hat er angefangen sich wieder bei mir zu melden, abgesehen von den monatlichen Kontozahlungen.“

 

Christopher schweigt nach meiner Erzählung. Nachdenklich starrt er in die Ferne. Er seufzt.

 

„Sorry, dass ich mich heute nicht zurückhalten konnte…“, entschuldige ich mich doch mein Freund winkt ab.

 

„Das ist schon okay… ich kann dich verstehen…“ Er rückt wieder näher und nimmt mich abermals in den Arm. „Ich muss mich entschuldigen“, meint er dann ernsthaft. „Ich… hab’ offensichtlich den Fehler gemacht. Ich wollte echt nur, dass euer Verhältnis besser wird, aber ich hab die ganze Geschichte nicht gekannt und ich ärgere und schäme mich so, dass ich nie wirklich nachgehakt habe…“

 

Nun seufze ich. „Naja, hast du schon… aber ich bin dir gekonnt ausgewichen…“ Ich grinse leicht und Christopher erwidert das.

 

„Scheiße…“, murmelt er dann und schüttelt etwas benommen den Kopf. „Der Abend war echt eine Katastrophe… Ich hätte deinem Vater echt eine Absage erteilen sollen, aber…“

 

„Ich weiß“, unterbreche ich ihn mild. „Du wolltest nur das Beste, ist schon okay; ich dachte auch, dass ich mich zusammenreißen kann, aber… Sorry, dass ich ausgerastet bin.“

 

Christopher streicht wieder zärtlich durch mein Haar. „Ist schon okay, das sagte ich doch schon… Du bist immer noch verletzt, ich kann das verstehen, Niko… Und es tut mir leid, dass du so leiden musstest.“

 

Ich schließe die Augen und genieße seine innige Umarmung, diese angenehme Stille die sich um uns legt, das Gefühl all diesen Mist endlich mal komplett losgeworden zu sein…

 

„Hey, Niko…“, flüsterte Christopher plötzlich in mein Ohr.
 

„…hm?“
 

„Ich liebe dich.“

 

…und er klingt dabei tatsächlich so wie damals, als er mir das zum allerersten Mal genau hier auf diesem Sofa gesagt hat.

 

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  G-Saite
2018-11-04T07:43:07+00:00 04.11.2018 08:43
Ich hab kein Herz für Literatur gewordene Familiendramen. Tatsächlich hätte ich es dem Verlauf eher zugetraut, dass der Vater irgendwas Pikantes rausfindet.
Von: Denki
2015-02-12T19:28:19+00:00 12.02.2015 20:28
Da gibt man es kurz vor dem erscheinen des Kapitels auf nach zu sehen und dann das haha

Aber es ist genial geschrieben und ach es einfach gut geschrieben und auch beschrieben
Von:  jyorie
2014-10-24T05:55:40+00:00 24.10.2014 07:55
Hallo ლ(╹◡╹ლ)

*seuftz* dieser Familienbesuch zerrt wirklich an den Nerven der beiden, kann man verstehen, dass sie es da am Abend zuvor etwas übertrieben haben. Aber so fürsorglich wie Christopher dann nach dem Aufstehen gewesen ist, kann man es ihm nicht wirklich übel nehmen (zumal Niko ja selbst sagt er hätte ihn stoppen können). Ich denke wenn Christopher sich dann nicht so um ihn gekümmert hätte, das da in dem Verhältnis eine Schieflage wäre, aber so wirkt es wieder okay, und beide kommen ja auch damit klar. Ist schon seltsam, das etwas wovor man normalerweise zurückschreckt, so eine beruhigende Wirkung hat und man hinterher ruhiger ist und zufrieden. *grinst* auch wenn es in dem Fall nicht lange angehalten hat.

Der Familienbesuch hat mir schon etwas Angst gemacht (=ungutes Gefühl), ich hoffe das das nicht auch bei mir mal ähnlich eskaliert. Das war ein ziemliches Desaster und du hast Nikos Sicht gut rüber gebracht und auch warum er nicht an sich halten konnte, wie ihn da jedes Wort, und jede Geste persönlich angegriffen hat. Ich hatte schon gedacht, das Christopher wirklich sauer auf ihn ist und war total erleichtert, als er hinter Niko blicken konnte und die Situation erst mal weiter hinterfragt hat. Und auch das Niko so erbost sein konnte und diesen „Fucking code Red“ ausgesprochen hat und Christoph ihn dafür nicht angegangen ist, das er nicht einfach oben steht und Niko muss hören, sondern man auch da wieder gesehen hat, das er wirklich auf ihn aufpasst und vielleicht die Einsicht die Niko danach hatte schon genügt um ihm nicht böse zu sein.

Liebe Grüße, Jyorie

Von:  Lyndis
2014-10-22T22:28:38+00:00 23.10.2014 00:28
Endlcih wieder ein kapitel! ich freu mich so :D
Und dann auch noch so ein Schwieriges.

Ich wundere mich ein wenig, dass Christopher, der sonst immer so unglaublich feinfühlig ist, das nicht gehant hat. Das wundert mich ehrlich ein wenig, denn eigentlich waren die Anzeichen für all das da. Aber vielleicht kommt das auch daher, dass wir, als leser, einen viel tieferen Blick in Nikos Gefühlswelt haben. Für mich war von anfang an klar, dass das eine Katastrophe wird und hinter dem ganzen noch so viel mehr steckt.

Ich finde das Kapitel ausgesprochen gut. In so vielerlei hinsicht. Es ist der Dorn in dem nahezu perfekten Leben, was Niko derzeit mit Christopher hat und das muss einfach sien, weil es sonst nicht realisitisch wirkt.
Außerdem ist das alles so komplex und so natürlich in seinem Auftreten, dass man von Anfang an glaubt, dass es tatsächlcih so ist.
Ich bin ja immer noch so unglaublich beeindruckt davon, wie echt diese Story wirkt.
Ich verliere mich gerne in dem Gedanken, dass es CHristopher und Niko tatsächhlich gibt und ich würde sie so unglaublcih gerne mal kennenlernen um ihren Umgang miteinander zu... ja.. irgendwie zu studieren XD ich bin shclimm bei sowas.

Manchmal während der Geschichte bin ich mir nciht sicher, ob Christopher wirklich das richtige für Niko ist, weil er ihm eben doch ein paar Sachen aufzwingt, auch wenn es nur kleinigkeiten sind. Ordentlichkeit, ordentliche Klamotten.. sowas eben. Viele mögen sowas als notwendig sehen, ich hab damit persönlich ein Problem, weil ich der Meinung bin, dass man jemanden entweder 100% so nimmt wie er ist, oder es gleich bleiben lässt. das hat bei mir aber ne kleine vorgeschichte, die mir heute immer noch probleme macht.
Worauf ich hinaus will: Solche Kapitel zeigen mir, dass Christopher Niko doch gut tut, auch wenn er sich in Bereiche sienes Lebens einmischt, aus der er meiner Meinung nach die Finger zu lassen hat.

Ich fand das Kapitel rund um gelungen und ich hoffe doch ein wenig, dass Niko und sein Vater sich rigendwann mal auf Augenhöhe begegnen können, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass sein Vater wenigstens oberflächlich einsieht, nicht alles richtig gemacht zu haben und selbst nicht genau weiß, wie er jetzt wieder Kontakt aufnehmen soll. Das Problem ist allerdings, dass der Vater keine Ahnung hat, wie es in Niko aussieht. Wo das Problem liegt. Und Niko ist nicht fähig das ordentlich zu kommunizieren. Das ganze ist einfach festgefahren. Und ich denke ohne Hilfe kommen beide Parteien nicht weiter.
Entweder die neue Frau von Udo hat ihre Finger bei seinem Bestreben wieder Kontakt mit Niko zu haben, im Spiel, oder aber die neue Familie hat irgendwas bei ihm aktiviert.
ich bin mir noch nicht ganz sicher. Wenns die neue Frau war, kennt die entweder die Vorgeschichte gar nicht oder ist so hohl und naiv wie Niko sie sieht.
Spontan würde ich übrigens sagen, dass Niko mit Björn und ... der Tochter (ich bin furchtbar mit namen XD) klarkommen würde. Ich hab da schon ansätze gesehen. Ich denke das Mädel würde ihn auch gerne besser kennenlernen, aber er ist für sie ja auch ein Fremder. Und wer weiß, was die so von ihm gehört bzw. mitbekommen hat.
Mit Björn würde er sich sicherlich sehr gut verstehen, weil der sicherlich auch Probleme mit seinem Ziehvater hat und das schweißt immer sehr zusammen.

Ich bin wirklich gespannt wie sich das entwickelt und wie es jetzt allgemein weiter geht^^
Ich hatte ja kurz ein bisschen angst, dass Christopher sein Feingefühl nicht wieder findet, nachdem Niko so ausgetickt ist, aber man kann sich eben doch auf sein gespür verlassen, er hat erkannt, dass er zu weit gegangen ist.
ich finds auch gut, dass niko christopher nciht die schuld gibt und das beide die größe haben, sich zu entschuldigen

hach.. ich sollte damit aufhören XD ich muss endlich schlafen, damit ich morgen an meiner BA weiterarbeiten kann.

Ich freu mich ganz doll auf das nächste Kapitel und warte geduldig, bis du zeit hast, weiter zu schreiben^^

Bis dann

Lyn
Von: abgemeldet
2014-10-22T20:15:08+00:00 22.10.2014 22:15
Es geht weiter, juhuu :-) Da hat sich das Warten ja gelohnt!! Toll wie immer bei dir!! Ich hoffe, dass nächste Kapitel braucht diesmal ein paar Monate kürzer ;-)
Von:  Tesla
2014-10-22T20:02:21+00:00 22.10.2014 22:02
Oh man schnief. Das war ja ein melodramatisches Kapitel. Ich find es klasse. Endlich kommt mal der ganze mist auf den Tisch und ich finde gut das Christopher endlich Stellung bezieht. Wobei ich ja der Meinung bin das wirklich er den Fehler gemacht hat. Wenn ein Mensch so vehement die Verbindung kappt sollte man sich doch denken können das ein " familienessen" keine gute Idee ist.


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