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Fragments

Bruchstücke zweier Seelen (SasuNaru)
von

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Fehler


 

Vier Jahre später.

Eine Schockwelle von unglaublicher Kraft erschütterte das Reich des Feuers, als sein Chidori und das Rasengan seines Gegners mit einem ohrenbetäubenden Knall aufeinander trafen. Zwei Attacken, so ursprünglich in ihrer Form und Herkunft, dass es ihn ein wenig entsetzte. So hatte es damals auch geendet.

Beide Shinobi hatten ihr Chakra restlos ausgeschöpft; jenes letzte Bisschen Energie, das sie hatten aufbringen können, war mit ihren finalen Angriffen verschwunden. Nun lagen sie schwer keuchend am Boden, die einst besten Freunde durch eine Entfernung von gut hundert Metern getrennt.

Mühselig öffnete er die Augen – sein Sharingan war längst erloschen –, und mit schmerzenden Gliedern nahm er seine Kraft zusammen, um scheinbar gleichgültig all die Zerstörung, die ihr Kampf unweigerlich zur Folge hatte, in sich aufzunehmen. Jeden gewaltsam entwurzelten Baum, jeden Felsbrocken, der aus seinem Muttergestein gesprengt worden war, jede der ungestümen Wellen, die in wilder Wut gegen das Ufer schlugen; all das brach über seine überstrapazierten Sinne herein, reizte sie bis ans Äußerste. Die Größe des Kraters, den das Treffen ihrer Kräfte verursacht hatte, konnte er nur vage erahnen.

Waren sie zusammen wirklich so mächtig? War das Chaos im Tal des Schicksals tatsächlich ihr Werk? Bei ihrem letzten Kampf vor vier Jahren hatte es nicht so verheerend geendet. So zumindest empfand er es; sein ehemaliger Teamkamerad sah das vermutlich anders. Dabei ging es Naruto wohl nicht einmal so sehr darum, dass ihm sein bester Freund ohne zu zögern ein Loch in die Brust gerissen, ihn fast umgebracht hatte, nur um grausame Rache nehmen zu können.

Vielmehr machte er sich Vorwürfe, dass er Sasuke nicht hatte aufhalten können. Er war wütend, dass er sein Versprechen nicht hatte halten können, war enttäuscht von sich selbst. Aber die Enttäuschung, die Naruto ihm gegenüber empfand – und Sasuke wusste, dass es sie gab; sie war damals offen in den blauen Augen zu sehen gewesen –, hatte ihm vor vier Jahren fast das abgestumpfte Herz zerrissen

Dennoch war er, waren sie beide genau durch dieses Opfer, das Sasuke damals gebracht hatte, stärker geworden.

Allerdings hatte er nicht erwartet, dass Narutos Kampfkraft dermaßen ansteigen würde. Ebenso sehr überraschte es ihn, wie gut er das Chakra des Kyūbi kontrollieren gelernt hatte, oder dass er ihm einen so unsagbar harten Kampf hatte liefern können, aus dem auch nach Stunden kein eindeutiger Sieger hervorgegangen war.

Oder, dass er mich nach all der Zeit immer noch nicht aufgegeben hat.

Wie töricht von ihm.

Sasuke würde wohl niemals verstehen, wie ein einzelner Mensch so viel Zeit und unbegründete Hoffnung in eine Seele investieren konnte, die schon vor vielen Jahren in einem Meer aus Hass, Vergeltung und Finsternis versunken war. Viel zu lange schon war er nichts weiter als eine leere Hülle, die mit allen Mitteln – ob moralisch korrekt oder nicht – versuchte, ihr eines, ultimatives Ziel zu erreichen.

Es gab kein Zurück mehr; damit hatte er sich abgefunden.

Früher war es für Sasuke ein Leichtes gewesen, seinem Bruder all die Schuld an seinem bedauernswertem Zustand zuzuschieben. Doch heute wusste er, dass es eine Lüge war. Natürlich war Itachi nicht unschuldig, aber niemand hatte ihn dazu gezwungen Rache nehmen zu wollen. Dieser unschönen Wahrheit zog er seine tröstende Lüge vor; diese Lüge ließ ihn selbst im recht erscheinen. Sie gaukelte den Menschen vor, dass er keine andere Wahl hatte, dass er zwar gegen das Gesetz, aber dennoch gerecht handelte.

Letzten Endes blieb es aber eine Lüge. Die Wahrheit bestand darin, dass er selbst die volle Verantwortung für seinen Zustand trug. Und so sehr er sich darüber im Klaren war, würde Sasuke dennoch niemals vor anderen zugeben, dass es so war.

Mit dieser Lüge hatte er den ersten Fehler begonnen. Der zweite war, sein Team – und ganz besonders Naruto – in sein dummes, nutzloses Herz geschlossen zu haben.

Für ihn war es ein Ding der Unmöglichkeit, nach Konoha zurückzukehren. Jedes Drängen seines Herzens hatte er gekonnt ignoriert, und hatte so nach einiger Zeit vergessen, wie sehr ihm sein Dorf, seine neue Familie fehlte. Doch Vergessenes ist niemals ganz verloren, lässt sich wiederentdecken, und so hatte das Duell mit Naruto nichts weiter getan, als alte Wunden aufzureißen.

Nachdem er neue Stärke gesammelt hatte, entwich ein leiser Seufzer seiner ausgedörrten Kehle. Der dringende Wunsch seinen Durst zu löschen keimte in ihm auf, doch er blendete ihn aus, so gut es in seiner jetzigen Situation möglich war. Unglücklicherweis hatte Sasuke bereits jegliches Zeitgefühl verloren, als sich ihm die Frage stellte, wie lange er schon besiegt am Boden lag.

Erleichtert stellte er fest, dass er sich schon wieder einigermaßen bewegen, vielleicht sogar aufstehen konnte. Und wenn das nicht der Fall war, dann kroch er eben davon. Sollte ihm Recht sein, auch wenn das hieß, dass er unehrenhaft die Flucht ergriff, anstatt hocherhobenen Hauptes davon zu schreiten.

Zugegeben hätte er es niemals, doch Narutos Anwesenheit bekam ihm nicht gut.

Er musste den Blondschopf nur ansehen und sofort begann sein gut weggesperrtes Gewissen gegen die eisernen Ketten, die er ihm umgeworfen hatte, zu rebellieren. Es wollte ausbrechen, wollte all seinen Unmut hinausschreien, aber bisher gelang es Sasuke immer, es erfolgreich zurückzudrängen.

Seine Standhaftigkeit wurde hier jedoch auf eine harte Probe gestellt. Unter normalen Umständen, bei besserer Verfassung, redete er sich ein, hätte er vielleicht den Elan besessen, das unwillige Biest in seine Schranken zu weisen. Momentan aber war seine Verfassung an einem neuen, bisher ungekannten Tiefpunkt angekommen, und er konnte weder physisch noch psychisch ausreichend Kraft, Chakra und Motivation aufbringen, um seine Reue noch lange ruhig zu stellen. Frustrierend, allerdings; doch so war es leider, seitdem er das Dorf versteckt unter den Blättern verlassen hatte.

Seinem Dorf den Rücken zu kehren, war der dritte Fehler in Sasukes Leben gewesen. Und hätte er zum jetzigen Zeitpunkt schon gewusst, dass er in wenigen Momenten den vierten begehen würde, so wäre er wohl auch trotz kaum zu ertragender Schmerzen schnellstmöglich – und wenn nötig auch auf allen Vieren – davon gekrochen.

Erst jetzt fiel ihm die Stille im Tal auf. Mit einem Schulterzucken, das angesichts seiner Position etwas erbärmlich ausfiel, nahm er es hin. Anscheinend waren die Tiere aus den umliegenden Wäldern tatsächlich so klug gewesen, vor der Zerstörungswut der beiden Shinobi zu fliehen.

Damit waren sie schlauer, als er zuerst angenommen hatte. Andererseits war das Chakra des Neunschwänzigen in seiner gesamten Macht so unsagbar furchterregend, dass selbst die dümmsten Kreaturen spürten, welche Gefahr von ihm ausging. Spätestens, als sich der dritte Schwanz aus dem brennend roten Chakra gebildet hatte, waren die letzten von ihnen geflohen.

Und als es ihm mit unfassbaren Mühen gelungen war, Naruto von der Bildung des fünften Schwanzes abzuhalten, waren die Nachzügler wohl draufgegangen. Nicht, dass ihn das störte.

Wohl aber missfiel es ihm, dass er schon viel zu lange untätig am Boden lag und in bedeutungslosen Erinnerungen schwelgte. Seine Wunden mussten versorgt werden, damit er so bald wie möglich sein Training fortsetzen konnte. Im Grunde genommen war das aber genauso nebensächlich wie sein Vorwand, Itachi schnellmöglich ausfindig zu machen. Sein Verstand riet ihm zu fliehen, bevor ein weiteres Unglück seinen Lauf nahm, doch sein Herz musste wieder mal aus der Reihe tanzen. Dennoch galt es zu verschwinden, bevor—

»Hey, Sasuke.« Zu spät.

Sasuke hatte es gewusst. Naruto mochte genauso ausgelaugt und besiegt sein wie er, doch anscheinend hatte er nicht hart genug auf den Kopf seines Gegners eingeschlagen. Erstaunlich schnell reifte ein Plan in seinem Kopf heran. Seine tauben Glieder bewegten sich beinahe wie von selbst, als er langsam über den Boden krauchte, weg von seiner Reue und seinen Fehlern. Weg von Naruto.

Aber er kannte ihn zu gut, wusste einfach, dass er hier nicht mehr wegkommen würde. Nicht mit seinem jetzigen Chakralevel. Trotzdem schrie jede Zelle seines erschöpften Körpers nach Flucht, wollte einen verdammten Ausweg aus dieser unerträglichen Situation finden.

›Na los, verschwinde! Flieh vor dem einzigen Menschen, der an dich glaubt. Der einzige, der auf deiner Seite steht, auch nach allem, was du getan hast‹, meldete sich eine Stimme, die es sich schon vor einigen Monaten in seinem Kopf bequem gemacht hatte. Sie war auch der letzte Anstoß dafür gewesen, dass Sasuke der Kampfansage Narutos nachgegeben hatte.

Während er sein Bestes gab, seinen angeschlagenen Körper über den Boden zu robben, bewarf er die Stimme mental mit allem, was er zu fassen bekam – was unglücklicherweise nicht sonderlich viel war.

»Jetzt warte doch mal!«

›Genau, wieso wartest du nicht ab, was er dir zu sagen hat?‹

Erneut wurde seine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Darauf hoffend, dass diese nervtötende Stimme endlich verschwand, wenn er nur weit genug von Naruto wegkam, schleppte er sich hektisch über die unebene Erde. Mittlerweile war dieser wohl schon wieder halbwegs auf den Beinen und bahnte sich ein wenig schwankend seinen Weg durch die Überreste des Tals.

Ungekannte Panik stieg in ihm auf, je weiter der andere aufschloss. Leise fluchend versuchte auch er sich aufzurichten, doch es gelang ihm erst nach dem vierten oder fünften Anlauf. Sein ehemaliges Teammitglied hingegen hatte eine, für seinen Zustand beachtliche Distanz zurückgelegt, und den Abstand zwischen ihnen um Einiges verringert.

Endlich auf den Beinen humpelte der Uchiha ungelenk weiter.

»Du hast es verdammt noch mal versprochen! Du hast mir dein Wort gegeben!«

Schlagartig blieb er stehen. Verzweiflung war klar aus der Stimme des Shinobi zu herauszuhören.

›Ich habe vier Jahre auf diesen Moment gewartet! Alles was ich will, ist dass du mir zuhörst!‹ Das war es, was der Unterton in Narutos Stimme bedeutete. Zähneknirschend verzog er das Gesicht; er hatte diesen Unterton nie gemocht, und genau das wusste Naruto.

Vor wenigen Stunden hatte Sasuke ihren Kampf noch als ausgezeichnetes Training empfunden. Obwohl sein gesunder Menschenverstand ihm geboten hatte zu fliehen, war er trotz allem geblieben. Letzten Endes hatte seine Neugier auf die Techniken Narutos über die Angst vor den Konsequenzen gesiegt. Dabei hätte er nie geahnt, welche Dimensionen seine Dummheit annehmen würde.
 

›Wenn ich gewinne, kehrst du mit mir nach Konoha zurück! Dort gehörst du hin! Zu uns, zu deinen Freunden!‹

Entschlossen wollte er gegen das aufkommende Schwindelgefühl ankämpfen, doch er war bereits seit dem Ende ihres Kampfes in dem wabernden Nebel gefangen, hatte es nur noch nicht wahrgenommen. Tausende Erinnerungen zielten und nahmen gleichzeitig den Beschuss seiner Gedanken auf, als er kurz nach hinten wankte.
 

›Was ist? Hast du etwa Angst, ich könnte gewinnen? Ich will, dass du mir dein Wort gibst, Sasuke!‹

›...also gut.‹

Er war ein verdammtes Risiko eingegangen, und letzten Endes war es auch noch ein Unentschieden gewesen. Einerseits hieß das für ihn, dass er noch nicht stark genug war und sein Training sofort wieder aufnehmen musste. Somit war sein Versprechen allerdings auch ungültig. Wieso also musste er gerade so fortdauernd gegen den überwältigen Drang ankämpfen, sich umzudrehen und Naruto gegenüber zu treten?

»Bitte!«

Es zerriss ihn innerlich, seinen einst besten Freund so flehend und unterwürfig zu hören. Für gewöhnlich genoss er es, seinem Gegner klar zu machen, dass er ihm überlegen war und die Fäden in der Hand hielt. Aber es stand nicht irgendein gewöhnlicher Feind bettelnd und winselnd hinter ihm.

Eingestehen, dass er Schuld an Narutos momentanem Zustand hatte, wollte er sich nicht. Ebenso wenig wie es Itachis Schuld war, dass er Rache suchte, war es nicht seine Schuld, dass Naruto ihn nicht aufgeben wollte und konnte. Wer verlangte denn von ihm, Sasuke hinterherzulaufen, um ihn irgendwann zurück nach Konoha zu prügeln?

Wellen des Selbstzweifels und der Scham schlugen unbarmherzig gegen den kläglichen Rest seiner Standhaftigkeit; nicht mehr lange, und er würde nachgeben. Seine Beständigkeit hatte große Lücken einbüßen müssen, aber Sasuke war versessen darauf, es sich vor Naruto nicht anmerken zu lassen. Wenn dieser jetzt sah, dass er innerlich mit sich rang, würde es für ihn nur noch einfacher werden.

Überdecke, überspiele; rücke deine Maske wieder gerade und lass es ihn büßen, dass er dich so in die Ecke gedrängt hat, wies er sich an.

Die Welt schien still zu stehen, als Sasuke sich langsam dem blonden Überraschungsninja zuwandte. Er konnte Erleichterung und auch einen Funken Hoffnung in den azurblauen Iriden aufblitzen sehen, und es traf ihn mit der Wucht eines Faustschlages, dass er ihn einmal mehr enttäuschen musste.

»Glaubst du allen Ernstes jemals Hokage werden zu können, wenn du vor deinen Feinden auf die Knie fällst, um mit staubigen Händen und zerbrochenem Stolz einen Gefallen zu erflehen?«

Allein die Worte trafen hart und mit eiskalter Präzision, und sein schneidender Tonfall musste sein Übriges getan haben. Mehr als alles andere wollte er Naruto nicht schon wieder enttäuschen, doch ihm blieb keine Wahl. Wider Erwarten zeigte sein Gegenüber weder Trauer, noch schien er es Sasuke übel zu nehmen. Naruto grinste ihn breit an, fast wie in alten Zeiten, als ihm Tränen über die Wangen strömten.

»Ich weiß.« Er haderte mit sich selbst und seiner Antwort, das konnte man ihm ansehen. Aber so war es schon immer gewesen; er trug sein großes Herz auf der Zunge, und selbst für ungeübte Augen war es leicht, jede seiner Gefühlsregung an seiner Nasenspitze abzulesen.

Sein unsagbar trauriger, und gleichzeitig so ernster Blick weckte ein Untier namens Furcht in Sasuke. Wie würde er die Antwort verkraften können, wenn bereits der Sonnenschein Konohas sich so damit herumplagte?

»Aber wenn dich das zurückbringt, bin ich gerne dazu bereit, meinen Traum aufzugeben.«

Sasukes Maske der kühlen Emotionslosigkeit fiel mit einem leisen Aufprall.

»Was...?«

Ihm war bewusst, dass er mit seinem offenen Unglauben und dem Entsetzen mehr Gefühle auf einmal zeigte, als in den letzten Jahren zusammen. Unfähig, all diese stürmischen Angriffe auf seine verbissene Unbeugsamkeit zu parieren, war es ihm letzten Endes gleich.

Naruto lachte ihn immer noch an, und Sasuke verneigte sich innerlich vor dessen aufopfernden Selbstlosigkeit.

Auf diesen Tag zurückblickend nahm er heute an, dass sein Verstand angesichts der alten Bande der Freundschaft, die Naruto ihm so schamlos vorführte, einen Aussetzer hatte. Resigniert seufzend schloss er die Augen, als er langsam auf Naruto zuging und sein Stirnband aus der leicht zitternden Hand seines Freundes nahm. Flüchtig legte er ihm seinen Arm um die Schulter, verflucht sich dabei selbst. Dann schritt er langsam in Richtung seines Heimatdorfes, einen ungläubigen, aber dennoch strahlenden Naruto dicht auf den Fersen.

Und das war sein vierter Fehler gewesen.
 

Dieser Tag lag nun etwa drei Jahre zurück. Vieles hatte sich in dieser Zeit verändert. Es war nicht leicht für ihn gewesen, und mehr als einmal hätte er alles gegeben, um dieses fatalen vierten Fehler ungeschehen machen zu können. Sein Wunsch jedoch wurde niemals erhört – wie konnte er es auch anders annehmen, wo er für die meisten auf ewig der rachsüchtige Verräter blieb –, und jeder seiner Versuche war dazu verdammt gewesen, fehlzuschlagen.

So war Naruto, wenn er sich bei Nacht versucht hatte aus dem Dorf zu schleichen, bereits dort. Er hatte am Tor gelehnt und auf ihn gewartet, und wenn Sasuke ein wenig überrascht stehen geblieben war, nicht wissend, was er tun, sagen, oder wie er alles erklären und entschuldigen sollte, war Naruto auf ihn zugekommen und hatte ihm den Arm um die Schulter gelegt. Dann hatte er in zurück nach Hause gebracht.
 

›Du gehst nirgendwo hin, verstanden? Die letzten vier Jahre waren Aufregung genug, meinst du nicht auch?‹

Mehr als ein Nicken hatte er in diesen Situationen nicht zu Stande bringen können, ganz gleich, wie oft sie sich auch wiederholt hatten. Im Stillen aber war er Naruto unendlich dankbar dafür, dass er ihn in all den Nächten zurückgeholt hatte.

Vor einigen Stunden hatte der Abend den ersten Stern auf das Himmelszelt gemalt, und nach kurzer Zeit breitete sich das Königsblau vergossener Tinte gleich über den Himmel aus; nur vereinzelt blitzten strahlendweiße Spritzer Papiers durch.

Eigentlich sollte er jetzt in seinem Bett liegen, um sich ausreichend Erholung für die morgige Zeremonie zu holen. Aber da war etwas, das ihn hinaus trieb, einfach blind hinein in die tröstliche Dunkelheit der Nacht. Gehorsam trugen ihn seine Beine durch die menschenleeren Straßen. Erst, als er ein wenig keuchend das Stadttor erreichte, registrierte er, wie schnell er gerannt sein musste. Es glich einer Flucht, wie er ein wenig abfällig erkannte.

Beeindruckend thronte der hohe Bogen einem König gleich vor ihm, schüchterte Sasuke beinahe ein. Natürlich erwartete Naruto ihn nicht, aber er war auch nicht mit der Absicht davonzulaufen hergekommen. Warum stand er dann hier? Die Antwort auf diese Frage brauchte seine Zeit, bis sie für ihn greifbar war; sie gefiel ihm nicht.

Seine Beine setzten sich in Bewegung, brachten ihn zurück in die Innenstadt. Wohin sie ihn trugen wusste er nicht, und so war er überrascht, plötzlich vor dem Turm der Hokage zum Stehen zu kommen. Aber auch hier schlug die Erkenntnis schnell zu, und dieses Mal akzeptierte er die Antwort. In den letzten Jahren hatte Sasuke die meiste Zeit mit Naruto wohl auf diesem Turm verbracht, wenn dieser ihn nicht gerade von einer Dummheit abgehalten hatte.
 

›Wenn ich erst einmal Hokage geworden bin, mache ich dich zu meinem persönlichen Berater. Wir wären ein tolles Team!‹

›Und was sagt dir, dass ich das will?‹

›Jetzt sei doch kein Spielverderber!‹

Sein Herz zog es auf das Dach des Turmes, zurück zu den vielen Abenden mit seinem Freund. Mit ein paar Sprüngen kam er lautlos auf den blassen Fliesen auf, verweilte einige Momente in seiner gebückten Haltung.
 

›Als Berater würde ich dir nichts nützen. Wenn deine Zeit gekommen ist, solltest du dir jemanden suchen, der etwas davon versteht.‹

›Aber ich will niemand anderen! Du sollst mir dabei zur Seite stehen.‹

›Wie du willst.‹

Seit er wieder in seinem Heimatdorf war, hatte er ihm kaum einen Wunsch abschlagen können. Meist hatte es sich dabei um Kleinigkeiten gehandelt, die Naruto vermutlich nicht als allzu wichtig empfunden hatte, aber für ihn hatten sie manches Mal die Welt bedeutet.

Sasuke liebte Narutos Lachen. Er liebte den gespannten Glanz in den meerblauen Augen des Shinobi, und immer, wenn der Blonde vor Freude auf und ab gesprungen war, nur weil er endlich nachgegeben und ihn zu Ramen Ichiraku begleitet hatte, wurde ihm merkwürdig warm ums Herz.

Diese Gefühl, das er zugegeben unbeschreiblich schön fand, hatte er zuletzt in seiner frühen Kindheit empfunden, und obwohl es sich immer noch seltsam für ihn anfühlte, nutze er doch jede noch so kleine Gelegenheit, um das kleine, aufmunternde Gefühl in sein Herz zu lassen.

Nachtschwarze Ruhe schluckte die letzten Geräusche, als Sasuke sich an die Brüstung des Geländers lehnte, den Blick auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne gerichtet. Lange Stunden noch würde er so dastehen, ein schwaches Lächeln auf den Lippen, bis er schließlich in das Anwesen seines Clans zurückkehren würde, um in einen ruhigen Schlaf zu fallen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  sasa56
2013-06-12T18:57:10+00:00 12.06.2013 20:57
super kapitel
armer sasuke
freu mich aufs neue kapitel
lg
sasa56
Von:  Onlyknow3
2013-06-12T06:30:10+00:00 12.06.2013 08:30
So viele Ehrliche Emotionen von Sasuke sind ungewöhnlich,doch auch nach voll ziehe bar wenn man mit Naruto befreundet ist.Ja Naruto ist was besonderes,für alle die ihn mögen wie er ist.Sasuke ist so wie es aussieht dabei sich in den Chaosninja zu verlieben,bin gespannt was noch passiert und wie die beiden damit umgehen.Weiter so,die Geschichte gefällt mir,und du siehst das ich Wort halte.

LG
Onlyknow3
Von: abgemeldet
2010-01-09T12:35:10+00:00 09.01.2010 13:35
Das Kapitel war auch wieder echt hammer maäßig geschrieben!!! Aber ich hätte echt nicht damit gerechnet, das Sasuke sich so schnell überreden lässt, wieder mit nach Konoha zu kommen...ganz ehrlich...aber gut ist ja deine Story ^.^
Der arme Sasuke leidet wohl etwas darunter, das er wieder Zuahuse ist was? so kommt es mir zumindest vor...*sfz* Der arme....
Ich bin gespannt auf das nächste Kapitel XD
Von:  ChuckBass
2009-08-22T17:55:59+00:00 22.08.2009 19:55
So, nun melde ich mich auch wieder zu Wort.
Ich muss ganz am Anfang etwas loswerden.
Mich hat dieses erste Kapitel sehr überrascht, ich hätte wirklich mit allem gerechnet, aber nicht mit diesem.
Mit Sasukes Aufenthalt bei Orochimaru, mit seiner zerstörten Sehle nach Itachis Tod, aber nicht mit einem weiteren Kampf gegen Naruto.
Trotzdem hat mir dieses Kapitel sehr gefallen, denn der Kampf zwischen ihnen war wirklich wunderschön geschrieben.
Jedoch hatte ich am Ende des Kapitels ein Verständnisproblem, wahrscheinlich hat meine liebe Vorgängerin Checanty es schon erwähnt, jedoch wünsche ich mir trotzdem eine kleine Erklärung deinerseits.
"Vor einigen Stunden hatte der Abend den ersten Stern auf das Himmelszelt gemalt, und nach kurzer Zeit breitete die Tintenfass vergossen; nur vereinzelt blitzten strahlendweiße Spritzer Papiers durch."
Ich weiß natürlich, was du damit meinst, jedoch könntest du mir deine Wortwahl etwas näher bringen?

Sonst habe ich nichts auszusetzen, denn wie schon gesagt bewundere ich dich um deinen Schreibstil und deine schöne Wortwahl!
Bis zum nächsten Kapitel! :)
Sasuke_Teme <3

Von:  SergeantPein
2009-08-19T13:06:21+00:00 19.08.2009 15:06
gaiil
ja ich weiß ma weider nich so wriklich was ich schriebn soll :D:DD
naja egal ich schrieb dir mal was
also wie gesagt gail x33333
*LG*
pein-chaaaaan
Von: abgemeldet
2009-08-17T13:27:35+00:00 17.08.2009 15:27
Aiaiai~ ich finde du hast dich dieses mal nicht so übertrieben ausgedrückt^^
Es gab zwar keine so geniale Stelle, wie das Ende vom Prolog, aber insgesamt wieder sehr schön. An manchen Stellen könnte es flüssiger zu lesen sein, aber nun gut.
Du besitzt einen unheimlichen Wortschatz. Ich musste diesmal katatonisch nachschlagen *husthust*.
Was mich nur ein wenig wundert, ist, dass Sasuke zurückkommen durfte. Vielleicht hab ich im Manga was nicht kapiert, immerhin les ich den ja nicht wirklich und momentan auch eher gar nicht.^^''
Aber ich würde keinen Verräter in meinem Dorf haben wollen. O.o

Sou~ nun kommen wir zur Kategore 'Checanty bezieht sich auch Textstellen':

"Waren sie zusammen wirklich so mächtig?"

DAS frage ich mich manchmal auch >.>

"Damit waren sie schlauer, als er zuerst angenommen hatte. Andererseits war das Chakra des Neunschwänzigen in seiner gesamten Macht so unsagbar furcherregend, dass selbst die dümmsten Kreaturen spürten, welche Gefahr von ihm ausging. "

*Dir das fehlende 't' unter die Nase reib* [Da Checanty nicht sonderlich viel zu kritisieren hat muss sie mit Haarspaltereien anfangen]

"Sasukes Maske der kühlen Emotionslosigkeit fiel mit einem leisen Aufprall."

Sehr schön. Ich bin Fan von der Maskenmetapher.

"Vor einigen Stunden hatte der Abend den ersten Stern auf das Himmelszelt gemalt, und nach kurzer Zeit breitete die Tintenfass vergossen; nur vereinzelt blitzten strahlendweiße Spritzer Papiers durch."

Von der Metapher bin ist eigentlich auch sehr angetan, aber was bitteschön soll mir das 'breitete die Tintenfass vergossen' sagen?! [Ich verstehe ja den Sinn, aber...das ist...ähm...reif für meine Badficausschnitte O.o] Und streng genommen, wären 'Spritzer' doch eigentlich die Tinte? Aber vor allem das 'die Tintenfass vergossen' stellt mich vor ein echtes Rätsel. Erkläre mir das bitte.

Ansonsten...solide Arbeit, wie immer. Du schreibst einfach toll, da kann ich nichts mehr zu sagen^^
Ich freue mich dann mal auf das nächste Kapitel und du wirst dich nicht vor meinem Kommentar schützen können.

Von:  Coppelius
2009-08-16T19:12:29+00:00 16.08.2009 21:12
wow^^
dieses kappi war auch wieder sehr sehr schön^^
sasuke,du LIEBST naru-chan^^
ich finde,dass es auch zum nachdenken anregt^^
sehr gut^^
weiter so^^
Von:  dead_rabbit
2009-08-16T19:04:53+00:00 16.08.2009 21:04
Spiegelscherbe, Seelenstück, wohin nur verschwand dein Glück?
ich finde die FF sehr schön. Wunderschön. Und grausam.
Weil ich ein bisschen sensibel bin vielleicht. Sasukes Gefühle...
bittersüss.
die Stelle, die Checeanty schon erwähnt hat, ist wundervoll. Ich meine die mit den Seelensplittern.
Ich wünsche mir so sehr, dass Naruto fähig ist, sie einzusammeln. Sie vorsichtig und behutsam wieder zu einer ganzen Seele zusammenzusetzen. Einem zerbrechlichen Gebilde, das fähig ist, Sonnenstrahlen einzufangen und zu reflektieren.
Das stellt die Geschichte mit mir an. Ich bin unschuldig.
Leider habe ich keine Rechtschreibfehler zum umsorgen und bemuttern gefunden.
Die Kurzbeschreibung gefällt mir übrigens sehr. Ich hoffe, bald das nächste Kapitel lesen zu können... gibst du mir Bescheid wenns da ist?
Von:  QueenZombie
2009-08-15T18:13:52+00:00 15.08.2009 20:13
Uhh find ich wirklich schön geschriben mit dem Kampf oder eher was danach kam usw ^^ freuem ich aufs nächste kapitel


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