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Jaded

{MadaIta}
von

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Everybody Have Fun Tonight

Everybody Have Fun Tonight

Untertitel: Der Böse kriegt das Mädchen
 

Hier haben wir eine echte Achtziger-Klamotte aus 1986, ‚Everybody Have Fun Tonight‘ von Wang Chung, auch stimmungstechnisch sehr… angemessen.

Außerdem ist mir unverbindlich aufgefallen, dass dieses Werk letzten Monat einjähriges Bestehen hatte. Aber ihr wollt dafür sicher kein doofes, inhaltsloses Bonuskapitel, das sowieso nur Crack ist. Und nein, das ist keine Frage. :)

Enjoy!
 

Jeder Mensch hatte das Recht auf Reue.

Es war Samstagabend, und Madara würde dafür sorgen, dass dieses Recht ausgelebt wurde, und nicht von ihm. Die Menschheit bekam ihre Rechte in dieser Zeit nur noch in den Arsch geschoben, Antiquitäten von vorherigen Generationen, und sie interessierten sich einen Dreck dafür. Wenn man wählen ging, das Recht auf freie Wahl, ließ man eben ein anderes Recht aus, man äußerte seine Meinung nicht oder ließ sich von einer Religion indoktrinieren. Es war das Recht jedes jungen Menschen, die Welt so zu kritisieren und sich ihr anzupassen, Anarchie und Anpassung fing beides mit A an. Wenn man das noch länger machen wollte, studierte man BWL oder Philosophie und wurde dann Politiker.

Oder man interessierte sich nur für ein einziges Recht und überließ den anderen ihre Gesellschaftskritik.

Madaras Feuerzeug zischte und fauchte wie ein wütender Feuersalamander. Interessanterweise war es auch schwarz-gelb und spuckte eine dünne Flamme, brannte die Zigarettenspitze an. Jeder, der mal einen wütenden Feuersalamander am Schwanz festgehalten hatte, kannte die Komik, wer nicht, verpasste nichts. Der Rücksturz in Schulerinnerungen war sowieso nicht Madaras Ding, aber es ließ sich auch nicht abwenden. Zurück zum Terrarienputzen, Fahrenlernen und Baseball, wo er sich die Kniescheibe herausgesprengt hatte, und verdammt, er hatte danach fast geheult. Das war scheiße, und er fand, wenn er sich schon dem Treffen mit seinem Erzfeind und seiner Exfreundin stellte, sollte er wenigstens Izuna dabeihaben. Der hatte ihm damals auch die Kniescheibe zurechtgerückt, er kannte sich also mit allem aus.

Itachi neben ihm schwieg. Sie warteten auf den Bus, es war kalt und windig, doch sie hielten formellen Abstand zueinander. Der Qualm der Zigarette wurde vom Wind schnell auseinandergetrieben, die rauchige Grenze verweht, Itachi wischte sich die Augen und hustete leise. Aber er sagte auch nichts dagegen, sondern vergrub das Gesicht tiefer in seinem Schal wie in einer Gasmaske. Und für eine Gasmaske war graugrün eine noch relativ fröhliche Farbe.

Sie würden sich in einer halben Stunde vor dem Lokal treffen, das Hashirama und Mito ausgewählt hatten, Madara wusste schon, dass sie es nicht pünktlich schafften. Es interessierte ihn auch nicht, es gehörte dazu, spät zu kommen. Denn es war ja kein Duell, zu so etwas wäre Madara niemals zu spät gekommen, es war ihr Zusammentreffen der allgemeinen Vernunft.

Itachi verschränkte die Arme fester und fröstelte. Er trug eine dunkle Stoffhose, Madara Jeans. Itachi trug ein gebügeltes Camouflage-Hemd (der Gegensatz da tat irgendwie weh), Madara einen anthrazitfarbenen Rollkragenpullover. Itachi war viel passender angezogen, adrett und zwanglos zugleich.

Sie hatten nicht miteinander gesprochen, seit sie sich hier getroffen hatten – an einer Bushaltestelle, richtig, nicht bei irgendwem zu Hause. Das wäre sowieso nur ein Umweg gewesen, und die Hornisse war noch nicht wieder fit. Und Hidan, ganz der rachsüchtige Brautvater, würde sich auch erst völlig mit der Reparatur anfreunden können, wenn er den Schänder gefunden hatte. Übrigens, mit Madara als Schwiegersohn war er auch nicht ganz glücklich. Hätte er sich denn den dämlichen Stein aus dem Auspuff ins Gesicht rammen sollen?!

Der Bus hatte mit quietschender Karosserie vor ihnen gehalten, die Türen hatten sich geöffnet. Itachi war sogar schon eingestiegen, von dort aus überragte er Madara um eine Handspanne. Er drehte sich um, schien die Hand ausstrecken zu wollen.

Madara ließ seine halb abgebrannte Zigarette fallen und trat sie aus, wie sonst nie, den Kopf gesenkt, als sähe er es nicht.
 

I’ll drive a million miles

To be with you tonight

So if you’re feeling low

Turn up your radio
 

Hashirama und Mito warteten ebenfalls auf sie, auch wenn die beiden wahrscheinlich zusammen gekommen waren. Mit einer gewissen Erleichterung nahm Madara hin, dass Mito ihr Haar zwar wieder aufgesteckt hatte, aber wenigstens nicht diese Pucca-Zöpfe trug. Das ließ sie zu niedlich aussehen, und Madara mochte keine niedlichen Dinge.

Aber sie lächelte, als sie ihn sah.

Angeblich wirkten Frauen ja erst attraktiv, wenn sie einen Freund hatten. Allerdings fand Madara bissigerweise, dass Hashirama überhaupt nicht wirkte wie ihr Freund, oder präzise, nicht wie der Kerl, der sie nachts flachlegte. Wenn er sich nicht eigentlich zufällig hierher verirrt hatte, machte er den Eindruck ihres deplatzierten Vaters oder Onkels – er hielt ja nicht mal ihre Hand. Er hatte nicht den Arm um sie gelegt, und sie standen ordentlich auseinander, wie die Zinnsoldaten. Sie schauten sich nicht an. Sie hätten ebenso an der Bushaltestelle warten können wie Madara und Itachi vorhin.

Nein, das ging in die falsche Richtung. Als wäre es nur so ein kurzer Sprung zu falschen Schlüssen.

Während Mito Madara ansah, wanderte Hashiramas Blick zu Itachi. Ein Königreich für das, was hinter dieser Madaras Meinung nach zu hohen Stirn vorging. Es war wie ein Hinweis.

Die Welten prallten aufeinander, und Madara erwiderte Mitos Lächeln mit allem Charme, den er aufbringen konnte. Und ihn kennend, Performance aus dem Steigreif war genau sein Ding.

„Ich hoffe, du hast nicht zu lange gewartet?“
 

The words we use are strong

They make reality

But now the music’s on

Oh baby dance with me, yeah
 

Das von dem Paar ausgesuchte Restaurant war nett, auch wenn es für Madaras Geschmack zu sehr darauf anspielte, exotisch sein zu wollen. Es roch nach Zitronengras, es lief komische Flötenmusik – Mito nannte es ‚Angklung‘ – und man wurde von komischen Götterbildern angegrinst. Dann musste das Essen hier ja himmlische Unterstützung nötig haben.

Sie lachte, als er das sagte. Hashirama ignorierte es und Itachi rollte mit den Augen, aber Mito lachte.

Sie suchten sich einen Fensterplatz, wo die Fronten sich klar aufteilten. Es waren keine Stühle, sondern zwei Sitzbänke, und Hashirama als Gentleman ließ seine Freundin zuerst aussuchen, und sie nahm den Platz am Fenster. Unter ihrem Mantel trug sie ein dunkelviolettes, schlichtes Kleid, konservativ genug für das vorige Jahrhundert, fand Madara. Sie war doch noch nicht verheiratet, und selbst wenn, was lief sie denn herum wie eine Spießerin…

Hashirama nahm ihren und seinen Mantel mit zur Garderobe, und Itachi tat dasselbe mit seinem eigenen. Madara schnaubte leise, zog seine Jacke aus und warf sie lose über die Lehne, dann setzte er sich auf den Platz gegenüber von Mito. Er würde sich nicht zu Hashirama setzen, das konnte Itachi übernehmen. Der ja leider kein Mitspracherecht hatte, solange er darauf bestand, seinen Mantel aufzuhängen wie ein Streber.

Es mochte die Umgebung sein, aber Madara war minimal reizbar. Von dem Paravent hinter Mito grinste ihn ein fetter Elefant an, da sollte noch jemand nicht reizbar werden.

Mito musterte ihn neugierig, die Beine damenhaft übereinandergeschlagen. Sie hatte sich dezent geschminkt, ihre Nägel waren nicht lackiert. Madara widerstand der Versuchung, sich unter den Tisch zu beugen, um nachzusehen, was für Schuhe sie trug. Er hatte schon eine dunkle Ahnung.

Wie spießig war sie eigentlich geworden?!

„Deine Haare sind gewachsen.“

Mito nickte langsam, wie um ihre eigenen Worte zu bekräftigen.

„Früher gingen sie dir nur bis hier hin.“

Sie zeigte auf ihre Armbeuge und lächelte. In diesem Moment kehrten Hashirama und Itachi zurück, jeweils mit einer Menükarte, die ihnen die zerstreute Bedienung ausgehändigt hatte.

… Und die beiden sprachen auch noch miteinander. Hashirama fragte nach Itachis Studienfach, und sie vertieften sich in eine zögerliche Konversation. Auch das noch, Anbiedern beim Feind. Und wohin waren Hashiramas Manieren sublimiert, dass er seine Freundin und sich nicht zuerst vorstellte wie der gut erzogene Junge, der er war?

Alles an diesem Abend schrie danach, in Jack Daniels ertränkt zu werden.

„Deine Haare sind auch gewachsen. Ich meine, ich weiß noch ziemlich genau, dass sie genau bis hier gingen.“

Madara schmunzelte, als er Mitos Wortlaut imitierte, und seine Hand verschwand hinter seinem Rücken, sank tiefer. Es war klar, wo sie gerade lag, und dass es doch keiner genau sah, war Teil des Effekts.

Mito errötete züchtig, Hashirama zog die Stirn kraus, und Itachi schien sich in Position zu bringen, falls er kotzte, würde das zielsicher in Madaras Schoß landen.

Jeder auf verschiedene Art, und sie alle lebten gerade ihr Recht auf Reue aus.
 

Ev’rybody have fun tonight

Ev’rybody Wang Chung tonight

Ev’rybody have fun
 

Die Speisekarte war unleserlich. Wahrscheinlich war das noch Absicht, dann wusste der Gast wenigstens nicht, was ihm nicht geschmeckt hatte. Madara gestattete beim Aussuchen eine Atempause, das Pärchen gegenüber amüsierte sich im Flüsterton über ein fremdes Wort, das irgendeinen unverständlichen Witz barg, den nur sie witzig finden konnten.

Da es pro Bank nur ein Menü gab, beugte Madara sich zu Itachi und blickte über dessen Schulter.

„Seit wann hast du dir ein Loch stechen lassen?“

Itachi löste den Blick nicht von den unerklärlichen Gerichten auf der Karte, nur ein unmerkliches Schaudern ging durch seinen Körper. Madara sah es nicht, aber er ahnte es. Er hatte eine feine Antenne, das war irgendwann unabdinglich geworden.

„Seit vorgestern. Mit der Ohrlochpistole“, erwiderte Itachi ausdruckslos. Und direkt darauf, leiser: „Du könntest dich zusammenreißen.“

Wenn das mal keine Änderung in der Gangart war. Hatte Itachi etwa seine spontane Zuneigung zu Hashirama entdeckt? Oder wollte er ganz einfach nicht, dass hier geflirtet wurde? Bitte, der Freund saß gleich daneben, und das war immerhin die Ex, wer würde denn so kleinlich sein…

Letztlich beschlossen sie, alle dasselbe zu bestellen. Das joviale Gelächter blieb aus, aber wenigstens blieb es ihnen ebenso erspart, denjenigen gierig anzustarren, der zufällig ein essbares Gericht ergattert hatte. Denn das Restaurant war nicht vorher getestet worden, und für einen Samstagabend war es hier auch erstaunlich leer.

Soso. Appetit holt man sich woanders, gegessen wird zu Hause.

Just in dem Moment fing Madara Mitos Blick auf. An der Art, wie sie diesen hastig senkte, las er ab, dass er das nicht hatte bemerken sollen. Allerdings sah sie nicht weg, sondern betrachtete seine Hände, die lose verflochten auf der Tischplatte lagen.

„Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, also… hat sich sicher viel geändert.“

Mito spielte mit einem ihrer Ohrringe, der angesichts ihres feuerroten Haars verblasste. Klar hatten sie sich lange nicht gesehen, seit dem Schulabschluss. Und seit sie die blöde Idee gehabt hatte, ihrem Freund in eine andere Stadt zu folgen. Solchen Mist redeten Menschen auch wirklich nur, wenn man sie ertappt hatte.

Mito fing sich allerdings schnell.

„Was machst du jetzt so, als Hobby?“

Sie sprach nicht über Berufliches, Arbeit zu Arbeit und Freizeit zu Freizeit. Dann betrachtete sie das hier also als Freizeit? Da hatte wohl keiner ihren göttlichen Hashirama nach gefragt.

Madara wusste, wann man ihm eine Chance bot. Die Hornisse war genau das, wofür Mito sich interessieren würde, wovon sie zwar nicht allzu viel Hintergrundwissen hatte, was sie aber gern hörte. Schade, dass das Ding gerade nicht lief.

„Er schreibt gern Gedichte.“

Itachi war schneller, er verzog keine Miene. Erstaunlich, wenn er gerade so eine infame Lüge in die Welt setzte… Er wusste ganz genau, dass Madara das sicher nicht gern getan hatte!

Hashirama sprang auf den Zug auf, bevor er vorbei war. Und bevor Madara die Bahnschranken hochfahren konnte.

„Ja, Tobirama erwähnte das.“

Grinste der Kerl etwa? Hashirama, musste der nicht immer tolerant sein und alles in Ordnung finden, auch poetisch aufstrebende Männer? Madara konnte sich dieses belustigte Grinsen nicht einbilden. Verdammt, wäre das nicht zufällig gegen ihn gerichtet, hätte es Hashirama für Madara ein Fünkchen sympathischer gemacht.

Mito musterte ihn lächelnd. Lächelnd, nicht grinsend.

„Schön.“

Das war dieses Kindergärtnerlächeln, das Izuna auch in petto hatte, aber immerhin unterschied ihre Reaktion sich von der Hashiramas – gotcha. Deshalb hatte es mit ihnen auch funktioniert. Eine Weile.

Shall I compare thee to a winter’s day?

Itachi grinste weder, noch lächelte er. Er rieb sich gedankenversunken über das frische Loch in seinem linken Ohrläppchen.
 

Rip it up

Cool down

Rip it up

And get the feeling not the word
 

Bis die Getränke gebracht wurden, kränkelte der Smalltalk angestrengt vor sich hin. Man stellte sich allgemein vor, wobei Itachi es übernahm, seinen Namen selbst zu sagen. Und Hashirama stellte auch nicht die Dame vor, denn das waren ja so verdammt aufgeklärte Zeiten, wenn Frau was zu sagen hatte, sagte Frau das. Die Vermutung, dass das Pendel bei Madara leicht in den Chauvinismus schwang, war nicht falsch, aber das sollte ihm erst mal einer nachweisen.

Immerhin, Itachi war sowieso keine Frau. Und man konnte ihn auch nicht gut vorstellen, außer mit ‚Ex-Mitbewohner‘. Und das klang sentimental.

Die Getränkekarte war übrigens leserlich gewesen. Und obwohl dieser Abend nach Gin Tonic ohne Tonic schrie, war Madara wunderbar vorbildlich. Und auch ihn erwischte das Recht auf Reue, als er sein Glas mit einer Flüssigkeit in einem ziemlich hässlichen Gelb beäugte. Itachi hätte es Hornissen-Gelb genannt, aber den fragte ja keiner und der Bastard war sowieso feige und hatte Wasser bestellt.

Guavensaft. Und Madara würde nicht aufzählen, wofür man dieses Zeug noch halten konnte. Er hatte eh schon keinen Appetit, aber das hier…

„Nur zu – Guaven sind unheimlich gesund, extrem viel Vitamin C. Vor allem der Blättersaft…“

Mito sah ihn an, und er sah sie an. Weil er einfach wusste, dass sie jetzt irgendetwas Schräges sagen würde, was ihm den Appetit noch mehr vermieste. Madara war prophetisch veranlagt, was Menschen anging, die er kannte.

Aber wenn das wirklich stimmen würde, hätte er die Hornisse nicht draußen stehen lassen, wo ihre Scheiben zerdeppert wurden. Wenn er Itachi wirklich eingeschätzt hätte, hätte er gewusst, was zu vermeiden war.

Und wenn er sich richtig kennen würde, wüsste er auch, ob er es selbst herausgefordert hatte oder nicht.

„… hilft gegen Durchfall.“

„Ich liebe deine subtile Art, mir auszudrücken, dass ich beschissen aussehe.“

Mito lachte leise, während ihr ewig zuverlässiger Hashirama sich weiter dem Thema moderne Poesie beschäftigte, und Itachi mit ihm, lyrische Heuchler, alle beide.

„Du bist ja so ein Sensibelchen. Komm schon, lass mich probieren.“

Mito streckte die Hand nach dem Glas aus, und Madara schob es ihr zu. Ihre Finger berührten sich flüchtig vor der Kulisse dieser pissgelben Brühe, und Mito wirkte für einen Moment abwesend. Sie sah Madara an, als sie an dem Glas nippte, verräterische Grübchen blitzten an ihren Mundwinkeln auf. Madara stützte sein Kinn in ebendiese Hand, ein Durchschimmern seines typischen Lächelns huschte durch seine Augen. Madaras Augen konnten lächeln, dann vertieften sich die alterslosen Linien um die Lider und ließen sein Gesicht weniger schroff, weicher erscheinen. Und seine ausdrucksstarken Augen machten einen Gutteil seines eigenwilligen Charmes aus, das wusste Madara.

Hashirama schöpfte keinen Verdacht, als Mito sich eine Haarsträhne um den Finger drehte und die hübschen Grübchen sich lautlos vertieften.
 

Deep in the world tonight

Our hearts beat safe and sound

I’ll hold you so close

Just let yourself go down
 

Mito und Madara waren in der Schule miteinander gegangen – zu der Zeit nannte man das so, denn gegangen wurde immer eine Menge. Zur Schule, zum Unterricht, zum Sport, zu irgendwessen Zimmer, zum Kino, zum Date, zum Restaurant, zum Schwimmbad, und wieder von vorn, Rückwege nicht eingerechnet. Jedes Pärchen machte das durch, so wenig sie auch sonst gemeinsam hatten.

Ansonsten war da nicht viel gegangen. Oder es ging alles zu langsam. Mito ging die Dinge gern langsam an, und Madara ging mit, und das ging ihm dann irgendwann auf die Nerven. Nicht, dass er von sich aus unsensibel und triebgesteuert war, das war es nicht. Madara hätte eh ungern mit jemandem Sex gehabt, mit dem er auf eine Schule ging, und es war auch nicht so, als wäre er nur mit Mito ausgegangen, weil Izuna schon eine Freundin hatte und er nicht vom Jüngeren abgehängt werden wollte.

Und dieses ganze Gehen konnte nicht gesund sein.

Mito war eine gute Freundin. Sie kam zu den Matches der Baseballmannschaft, in der Madara spielte, und sah manchmal auch beim Training zu, und sie verstand, warum das wichtig war, man musste sie nicht überreden. Sie schaute sich auch die Filme mit ihm an, die sie nicht interessierten, und half ihm bei den Hausaufgaben, wenn sie darum gebeten wurde. Sie ließ ihn Verabredungen verschieben, wenn ihm etwas dazwischenkam, und sie war nicht gleich eingeschnappt, wenn sie abends mal nicht alleine waren, weil irgendwelche fehlgeleiteten Idioten noch vorbeigeschneit waren und nicht abhauen wollten.

Madara hielt sich auch an ihre Spielregeln. Keine blöden Bemerkungen vor ihren Freundinnen, keine überschäumende Eifersucht, gelegentliches Mithelfen bei einem ihrer schultechnischen Projekte, Recht auf freie Meinungsäußerung und kein Knutschen auf den Fluren. Nun konnte Madara durchaus die Klappe halten, er neigte nicht zu extremer Eifersucht, weil ihm sowieso niemand Konkurrenz machen konnte, für’s Mithelfen gab es meistens Pizza oder Enchiladas, verwertbare Naturalien also, und das mit den Fluren war annehmbar, solange Knutschen im Auto okay war. Und was die Meinungsäußerung betraf, sie waren sehr kommunikativ. Mito war immer etwas bieder, aber nicht langweilig gewesen.

Langweilig war etwas Anderes gewesen. Es gab kein Konfliktpotenzial, sie stimmten völlig miteinander überein, der Zündstoff fehlte. Und nachdem die erste rosarote Begeisterung vergangen war (‚verliebt‘ war nicht das richtige Wort, eher ‚verknallt‘), fiel das auf. Madara hatte gewusst, dass er nur gegen eins ihrer Verbote angehen musste, um sich den erwünschten Funken zu schaffen, aber das war zu primitiv. Nicht das Vorgehen selbst, sondern die fehlende Unterscheidung des Konflikts. Es half ihm nichts, sie wütend zu machen oder zu verletzen oder beides.

Die Beziehung war in die Brüche gegangen, Mito hatte Schluss gemacht. Madara ging es danach nicht besser, allerdings ging es ihm erheblich besser, nachdem er sich im Vorgarten eine Rauferei mit Izuna geliefert hatte, der versucht hatte, ihn und sein gebrochenes Herz zu trösten. Da ging wieder einiges gut, und dass Madara die Pest als Bruder war, sollte keinen wundern.

Und dann war da Hashirama. Der unglaublich kompetente und gebildete junge Mann mit seinen dämlichen braunen Haaren (hätte Madara nicht gewundert, wenn er insgeheim blond gewesen wäre), der Mitos Vorliebe für soziale Projekte teilte, sich kulturell wertvolle Filme gern ansah, keine stupiden Sportarten spielte und dessen Terminplan so ordentlich war, dass niemand unangekündigt aus der Reihe tanzen konnte. Oder das wagte. Und er hatte auch einen jüngeren Brüder, einen blöden Albino-Spinner, mit dem er sich nie prügelte. Hashirama, der auch dann für andere eintrat, wenn sie nicht zur Mannschaft gehörten, der auch dann höflich war, wenn er schlechte Laune hatte, und der genauso konzentriert über die Entschlüsselungsmöglichkeiten von R.E.M.-Lyrics nachdachte wie Mito (und Madara hörte sich einfach nur die Musik an). Das war einfach Schicksal.

Und ja, erst dann hatte Madara zugelassen, dass man ihn tröstete. Izunas Noten waren nur halb so gut wie Tobiramas, aber dafür war er ein doppelt so guter Bruder. Mit der eisernen Konstitution eines Boxers.

Er hatte es einfach verdient, eins auf die Nase zu kriegen, wenn er anmerkte, Madara sei wie eine weibliche Gottesanbeterin, nachdem er die männliche Gesellschaft nicht mehr brauchte, würde er sie eben auffressen.

„Ich war überrascht, dass du deine Freundin nicht mitgebracht hast.“

Mito sagte das völlig vernünftig, ohne diesen übertrieben neugierigen Beiklang, der einen quasi zwang, das Ganze aufzuklären.

„Hab’s nie behauptet.“

„Mit dir zusammenzuleben und mit dir zusammenzusein ist doch vergleichbar, oder?“

Es war eine blöde Frage, aber Mito lächelte, sie meinte es nicht ernst. Woher sollte sie auch wissen, wie umgänglich Madara war, wenn man mit ihm zusammenwohnte? Samstags war er in Ruhe zu lassen, und die Kalligraphie kam runter von den Wänden, das war alles. Die Unordnung in den Küchenschränken musste sowieso Itachi beseitigen.

„Sag du’s mir.“

Madara warf einen bedeutungsvollen Blick auf Hashirama. Halb erwartete er, dass Mito tadelnd den Kopf schüttelte, aber ihr Lächeln vertiefte sich.

„Hast du eine Ahnung. Wir haben erst gestern, als wir endlich die Fenster putzen wollten…“

Sie unterbrach sich, offenbar war kurzzeitig der Drang, über ihr Alltagsleben zu lästern, mit ihr durchgegangen. Während ihr Freund neben ihr saß, das war… scheiße. Und vielleicht war es sogar eine Art Hilferuf aus Langeweile, vielleicht war insgeheim dasselbe Problem aufgetreten. Und vielleicht bereute Mito auch, dass sie sich von Madara getrennt hatte.

Man konnte viel in so ein verlegenes Schweigen hineininterpretieren. Aber Mito war auffällig wenig an Itachi interessiert, sich mit dem Exfreund so intensiv zu beschäftigen war schon fast unhöflich.

„Ihr putzt zusammen die Fenster“, wiederholte Madara skeptisch. Wenn es etwas Unerotischeres gab als gemeinsame Hausarbeit, dann war es nur gemeinsames Benutzen des Bads.

„Es muss gemacht werden.“

Mito hatte wieder ihren Erziehertonfall angelegt und trank einen Schluck Tee, auf den hatte sie übrigens bestanden. Sie wollte sich offenbar nicht kritisieren lassen, ob sie nun hinter diesem Spießertum stand oder nicht. Also noch mehr peinliche Details aus seinem Leben, oder noch mehr ungezogene Sprüche? Allzeit bereit.

„Es ist falsch, dabei Kopftücher zu tragen. Aber ich denke, es ist richtig, sich ausgleichend auszuziehen.“

„Halt die Klappe, Madara“, schaltete Hashirama sich routiniert ein, und Itachi trat dem Teufling zur Strafe gegen den Knöchel. Für so etwas unterbrachen die beiden also ihren Diskurs.

Aha, man kam der Sache näher.
 

Rip it up

Cool down

Rip it up

Get out what’s inside of you
 

Madara war Mitos erster Kuss. Hatte sie ihm erzählt, und sie hatte es nicht schlimm gefunden, dass er seinen wie das verfleischlichte Klischee bei irgendeiner dummen Wette verschlampt hatte. Im Gegenzug hatte er ihr umsichtig verschwiegen, dass die Wette von Izuna ausgerichtet worden war und wem das Ganze zuteil geworden war. Und es war ohnehin besser, wenn das nie jemand erfuhr. Nie, nie, niemals, auch nicht hundert Jahre später.

Mito mochte keine Zungenküsse, das mochte auch nicht jeder. Sie fühlte sich unwohl, wenn jemand sie beim Küssen sah, oder auch ansah, Madara wusste nie, warum. Er hatte einfach die Augen zugemacht. Es war fast wie das erwünschte Konfliktpotenzial, nur dass man sich nicht wegen etwas streiten konnte, was gar nicht verboten war und was man nicht kannte.

Wahrscheinlich hatte sich keiner von ihnen beiden geändert, Madara würde immer noch nicht versuchen, Mito oder irgendeine Frau für etwas zu begeistern, für das sie sich einfach nicht begeistern konnte. Männer waren anders, die hatten sich anzupassen, Frauen zwang man nicht.

Würde sie es jetzt ausprobieren wollen?

„Du bist unmöglich“, zischte Itachi.

Hashirama hatte sich einen Moment zuvor entschuldigt, um zur Toilette zu gehen, vielleicht ging er auch sein Spiegelbild anschreien, warum es diese blöde Idee gehabt hatte, bisher verlief die Annäherung eher schleppend und man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass Madara daran schuld war.

Und Itachi konnte wohl Gedanken lesen.

„Danke, dass du mit dem Disziplinieren gewartet hast, bis die Anstandsdame weg ist. Flüstern ist unhöflich.“

„Musst du so ordinär sein?“

Man musste es Itachi lassen, Mitos Anwesenheit kratzte ihn nicht im Mindesten. Und sie mischte sich nicht ein, was Madara halb erwartet hatte. Konan mischte sich allenthalben ein, ob nun zugunsten ihrer weiblichen Einfühlsamkeit oder um darauf hinzuweisen, dass sie nicht zu ignorieren war.

Vielleicht hatte er sich einfach zu sehr an Itachis abnorme Freunde gewöhnt. Vielleicht begriff er auch nicht, warum Itachi mit ihnen befreundet war oder sie mit ihm.

„Ich bin nur anders. Und das war deine Idee“, erinnerte Madara ihn süffisant. Einen Moment lang schlich sich ein hohles Gefühl ein. Er hatte Hunger, aber hohl fühlten sich seine Worte an. Er empfand diese Süffisanz jetzt nicht, er war etwas reizbar. Und müde. Warum hatte er eigentlich nicht bemerkt, wie müde er war? Seine Augen juckten, und er verspürte ein Widerstreben, sich zu bewegen. Das taube Gefühl zwischen seinen Schläfen kündigte Kopfschmerzen an.

Ein Kellner stellte Teller und Besteck klirrend und scheppernd ab. Das Geräusch war mörderisch, es gab nichts Nervtötenderes. Hätte der Kerl auch ein Schwein an der Leine, hätte Madara versaute Rache genommen. Ja, er war müde, das war nun wirklich… keine seiner Glanzpointen gewesen.

Itachi schnaubte und schaute wieder geradeaus, schien die Scheuklappen hochzufahren. Man konnte förmlich das Surren hören, und das warnende Piepen, falls Madara den Sicherheitsabstand überschritt.

Mito betrachtete höflich interessiert die Spieße auf ihrem Teller. Madara streckte die Hand nach den für jeden Teller beigestellten Schälchen mit Erdnusssoße aus, zog sie jedoch rasch wieder zurück. Ihm reichte die Erinnerung an Deidara, wie er versuchte, seine Haare von diesem Zeug auszuwringen.

„Möchtet ihr nicht?“

Mito blickte fragend zwischen ihnen hin und her. Offensichtlich musste diese Soße unbedingt ans Essen, weil die hundertsiebenundzwanzigste indonesische Gottheit das so wollte.

„Friesische Meeresbrise“, brummte Itachi, und Madara grinste. Itachi auch, übrigens. Mito zog verwirrt die Brauen hoch.

Jetzt hatten sie auch noch Insiderwitze. Bitte.
 

On the edge of oblivion

All the world is Babylon
 

Das Essen war nicht schlecht. Es war auch nicht besonders gut, denn es war zu trocken, dafür vermutlich die Soße, in der man das auf Spieße gezogene Hühnerfleisch ertränken sollte, aber da Madara die Soße bestreikte…

Es klappte alles nicht. Man konnte nicht über alte Zeiten reden, ohne Itachi auszuschließen, und dafür waren sowohl Hashirama als auch Mito zu taktvoll. Und Madara dämmerte bald, dass niemand das so richtig hatte kommen sehen können – er hatte nicht gesagt, wen er mitbrachte. Es war keine neue Freundin und auch niemand, der auf derselben Schule gewesen war, Izuna schon gar nicht. Es war sozusagen nicht mal seine Absicht gewesen.

Itachi war allerdings auch nicht wirklich kommunikativ. Er antwortete, wenn man ihn fragte, und wenn er von sich aus einen Beitrag lieferte, blieb seine Miene ausdruckslos. Deidara nannte es ‚Die hundert Arten des Wandhypnotisierens‘, weil er von sich aus Personen anzuziehen schien, die das praktizierten, wie ein blonder Magnet. Es war nicht zu verübeln, dass man es so wahrnahm, vor allem, weil Itachi auch von Tonlagenvariation nicht viel hielt.

Es war zum Lachen. Wie ein Ausschnitt aus einer schlechten Date-Night-Komödie, und Mito und Hashirama waren das Paar. Aber die Lachschleife klemmte, und niemand verpasste ihr einen heilsamen Tritt in die Technik.

„Du hast dich eigentlich kaum verändert. Ich meine, was haben wir vor Jahren um diese Zeit immer gemacht? Ich glaube, die Schwimmbäder waren schon offen.“

Mito blickte nach draußen, wo die dunkle Fensterscheibe sie wiederspiegelte. Hashirama erklärte etwas, wobei er höflicherweise aufhörte zu essen, seine Hände gestikulierten in gemessener Art. Auch Hashirama hatte schöne Hände.

„Du hast dich nicht vom Zehner getraut.“

„Ich habe Höhenangst. Man muss nicht springen.“

„Du hast dich nicht vom Turm runtergetraut, ich musste dich tragen.“

Mito grinste schelmisch.

„Alles Absicht.“

Auf einmal schien es so verblüffend einfach, sich in die Vergangenheit sinken zu lassen, wenn Mito ihm half. Madara erinnerte sich an kaltes Poolwasser, Chlorgeruch und Sonnencreme, das Johlen und Pfeifen seiner Freunde, der geschmeidige Druck von Mitos Gewicht, das Kitzeln ihres weichen Haars. Sogar das sanfte Gefühl ihrer Brüste, warmer Nylon auf seinem nackten Rücken. Mito roch nach Chlor und Sonnencreme. Rothaarige hatten empfindliche Haut.

Es war die Gelegenheit. Man sprengte einen Abend nicht besser, als mit dem einzigen Mädchen zu flirten, und sie bot es Madara geradezu an. Sie kam auf eins ihrer erfolgreichsten Dates zu sprechen. Auf einen Nachmittag, als sie die Dinge nicht wie in einer Teenie-Romanze gemacht hatten, sondern auf ihre eigene Art.

Itachi stand kurz auf, um einen Reiskrümel von seiner Bank zu fegen, bevor er sich hineinsetzte. Bei der Gelegenheit nahm er sich des kippelnden Tisches an, und Hashirama beugte sich herab, um ihm eine zusammengefaltete Serviette zu reichen, die den Keil ersetzen würde. Den Keil, was für ein unerhörter Wink des Schicksals.

Mitos Hand lag neben ihrer Teeschale.
 

And all the love and ev’ryone

A ship of fools sailing on
 

Der Böse bekam immer das Mädchen. Madara bekam aber nicht lange die Gelegenheit dazu, falls ihn überhaupt noch jemand fragte, was er wollte. Natürlich wollte er. Er war ein Arsch, schon immer gewesen. Und er würde auch immer damit durchkommen, das war keine größenwahnsinnige Illusion, sondern seine prophetisch-nüchterne Einschätzung.

Itachi war schneller, er war einfach blitzschnell. Eine Hand auf der Tischkante, zog er sich wieder hoch, die andere Hand streckte er fast gleichzeitig aus und lehnte sich über den Tisch. Er hielt die Soßenschale ungemein anmutig, drehte sie mit athletischem Schwung – und leerte sie über Madaras Haar aus.

Auch eine Schale voll Erdnusssoße konnte viel sein, wenn man sie im Haar hatte und spürte, wie sie sich den Weg zum rechten Ohr herunter bahnte.

Mito japste erschrocken, Hashirama tauchte gerade erst wieder unter dem Tisch hervor, seine braunen Augen huschten verwirrt und beunruhigt umher.

Madara hätte es nicht verstanden, wenn Itachi sich einfach wieder hingesetzt hätte, doch dieser blieb stehen wie ein zu kurz geratenes Denkmal in Camouflage, um seinen Hals funkelte etwas Silbernes, dabei waren seine Augen frei von Panik, Hysterie, Melodramatik. Sie waren sogar geduldig.

Madara rutschte über die Bank und schoss hoch, Erdnusssoße bahnte sich ihren Weg durch sein Haar und in seinen Nacken. Es klebte ekelhaft, und es roch kein bisschen nach Erdnuss.

Itachi hatte es nicht wissen können, er war nie dabei gewesen.

Er war blind, als er nach draußen rannte, er hörte noch im Treppenhaus seinen Namen und noch mehr Schritte. Seine Baseball-Zeit war noch nicht so lange her, er war ein guter Batter gewesen. Seinen Ball fing keiner, und bis dahin war er schon längst an der Base.

Leider war alles so unsportlich, Geschwindigkeit reichte nicht. Es wurde mit Tricks gearbeitet.

„Du hast deine Jacke vergessen!“
 

Across the nation

Around the world

Ev’rybody have fun tonight

A celebration so spread the word
 

Itachi hatte die Worte atemlos hervorgestoßen, er war wohl nicht ganz in Form. Jetzt stützte er sich auf den Knien ab und keuchte, seine Hand umklammerte noch Madaras Jacke. Seinen eigenen Mantel hatte er über den Arm geworfen, wenn er sich vorbeugte wie in diesem Moment, hing sie auf den Boden.

Erdnusssoße rann in Madaras Kragen.

„Was willst du?!“

„Du wolltest raus. Du bist draußen.“

Vielleicht klang Itachis Stimme unstet, weil er so gerannt war, vielleicht war er auch unsicher. Er richtete sich wieder auf, sein Gesicht war gerötet vor Kälte und er atmete weißen Dampf aus wie ein Teekessel.

Er hatte das nicht wissen können. Hashirama hatte es vermutlich erkannt – die einzig wahre Methode, mit einer prekären Situation umzugehen, nämlich Scheiß zu bauen. Wenn Izuna vor aller Augen bei einem Mädchen abblitze, bekam er von seinem älteren Bruder eine gescheuert und man prügelte sich. Wie echte Männer, das machte zumindest den Ausfall vorher vergessen und wahrte das Gesicht, wenn auch nur metaphorisch, praktisch eher im Gegenteil.

Itachi konnte das aber nicht wissen.

„Das ist widerlich“, stöhnte Madara und fasste nach hinten, wo die Soße gemächlich in seinem Haar eintrocknete, und trotzdem schien das Zeug, das langsam in sein Hemd rann, nicht weniger zu werden.

Itachi zuckte enervierend mit den Schultern. Er fror.

„Es wäre nicht das Erste, was du dir in die Haare schmierst.“

„Eine Pointe zum Kotzen.“

„Meinetwegen. Du hast eh Migräne.“

Madara unterließ die Erwiderung, dass er keinesfalls Migräne, nur vereinzelt Kopfschmerzen hatte wie jeder andere auch, vor allem, wenn er müde war und das war er jetzt. Denn dieses gewinnende Halblächeln ließ auf Fatales schließen.

„Was für einen Dreck hast du Hashirama…“

Itachi suchte sich eine hässliche Zeit, um seine kreative Ader zu entdecken. Von wegen Gedichte.

Aber er konnte nichts davon wissen, nichts.

Sex can lead to nasty things like herpes, gonorrhea and something called relationships. [1]

Madara grunzte leise. Natürlich, auch das. Aber er wäre der Letzte, dem das passierte.

„Was für ein Divenabgang.“

„Scheiße war es allemal“, stimmte Itachi ungerührt zu und schlüpfte in seinen Mantel, schmiegte sich fröstelnd in das Futter. Madaras Jacke hielt er immer noch in der Hand.

„Und was ist mit der Rechnung?“, fügte er hinzu. Madara schnaubte und wackelte missmutig mit seinen soßeverklebten Fingern. Roch nach Mandarine. Na, wer wollte den ersten billigen Witz reißen? Das hatte Hashirama doch absichtlich gemacht.

„Das war Eigenrisiko.“

„Es lässt sich also vergleichen, mit dir zusammenzuleben und zusammenzusein? Und was war das mit deinem ersten Kuss?“

Itachi klang seltsam erleichtert, sprudelnd. Es betäubte nicht den Drang, Hashirama an seinen Füßen aufzuhängen und den Teppich, den er Haar nannte, mal so richtig auszuklopfen. Mit dem Teppichklopfer, oder besser gleich mit dem Baseballschläger und es musste nicht gezielt werden. Mal sehen, wer da out war.

„Ich geh mir die Haare waschen“, brummte Madara.

Itachi schnaufte und zog seine ausgestreckte Hand mit. Es war etwas Zitterndes darin, etwas Zerbrechliches, wie das rasende Herz eines Kaninchens, das man auf den Behandlungstisch setzte.

„Hah, das war die Hand mit der Soße!“

„Du bist ja so… ekelhaft.“
 

Ev’rybody have fun tonight

Ev’rybody have fun

Ev’rybody

Ev’ryone
 

fin
 

[1] Es ist vermutlich der Gipfel des OoC, Madara Sacha Baron Cohen zitieren zu lassen. Aber was die Charaktertreue abgeht, habe ich es eh ziemlich ausgeleiert, ich meine, künstlerische Freiheiten zum Interpretationsspielraum genommen…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  mangacrack
2010-10-27T22:04:36+00:00 28.10.2010 00:04
Oh, irgendwie blüht Itachi ja doch noch auf ... und tut das, was irgendwie so gar nicht von ihm erwartet hätte. Nämlich eine Dummheit, die so gar nicht in sein übliches Verhaltenschema passt. Oder dann wieder doch, wenn man bedenkt, dass er für und wegen Madara immer wieder auf Reibereien eingeht. Oder sie erzeugt.
Das Kapitel auf Madaras Sicht zu hören, war interessant, besonders da wir meistens nur Itachis Sicht erfahren.
Verglichen mit 'Hard Candy' war es weniger schräg, sondern ein wenig ernster ... einfach herrlich, wenn Madara mit sich selbst und gegen Itachis Präsenz kämpft.
Allerdings war der raue Funke, der sonst zwischen ihnen herrschte, irgendwie anders.
Ich warte ja immer noch auf ihre Art der Versöhnung, besonders da Madara und Itachi einfach alles anders machen.

Glückwunsch zum 1jährigen bestehen der FF
Kommt mir gar nicht so lange vor.

mangacrack


Von:  Flecki49
2010-10-26T20:31:49+00:00 26.10.2010 22:31
Hehe...
Ich kann nicht behaupten, dass ich das nicht amüsant fand^^
Also Itachi gibt irgendwie einiges an madara zurück... so von den
Gemeinheiten her xD
Auch wenns ja indirekt irgendwo ne Hilfe war...^^
Ach, ich mag diese FF <3
Lg^^


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