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Hinter Gittern

Der Gazette-Knast
von

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Kapitel 6

„Wach auf, du Schlafmütze.“, hörte ich Flittis Stimme. Sie rüttelte an meiner Schulter. Ich schaute sie verschlafen an. Sie war nicht allein da. Aoi stand neben ihr.

„Was is los?“, wollte ich wissen.

„Wir wollen heute Grillen.“, verkündet Aoi.

„Hä? Grillen?“ Ich bekam mal grad nicht viel mit.

„Ja, Grillen. Im Garten. Fujiwara-san hat uns das vorgeschlagen und es wurde einstimmig von uns Jungs festgelegt.“, grinste er.

Ich sah Flitti an. „Vegetarisch?“, fragte ich sie nur. Sie verstand.

„Kai macht was.“, sagte sie.

„Hä?“ Diesmal kam Aoi nicht hinterher.

„Ich esse kein Fleisch.“, sagte Flitti.

„Wirklich? Das ist aber schade. Dann kannst du gar nicht die tollen Steaks von Kai essen. Ruki hat mir erzählt, dass er die super würzt und alles.“

„Mir egal. Kai macht mir Sojawürstchen und grillt Gemüse.“

Ich stand langsam mal auf und ging schon zur Tür.

Aoi und Flitti redeten immer noch über das Grillen. Er versuchte Flitti vom Fleisch zu überzeugen, doch wenn es darum ging, stieß Aoi auf Granit.

„Kommt ihr?“, fragte ich die beiden.

Sie folgten mir als ich einfach den Raum verließ.

„Wie hast du uns denn eigentlich gefunden?“, wollte ich von Aoi wissen.

„Flitti hat mich geholt.“, meinte er.

„Ja. Nachdem du eingepennt warst, bin ich einfach mal abgehauen und hab Aoi geholt. Den anderen werde ich den Raum auch mal zeigen.“

Wir gingen zum Garten, wo Reita schon die Kohle auf den Grill kippte und diese anzündete. Kai hatte einen Tisch neben sich stehen, auf dem das ganze Grillzeug stand. Darunter das vorhin erwähnte Fleisch und ich entdeckte die hellen Sojawürstchen. Gemüse stand auch reichlich da. Kai hatte sich tierisch Mühe gegeben und auch noch Salate gemacht.

„Wow, das sieht toll aus.“, lobte ich Kai.

„Danke. Ich hoffe, es schmeckt euch.“, meinte er. Dabei grinste er Flitti an. Er schien so derbe ein Auge auf sie geworfen zu haben, dass man das Knistern in der Luft spürte. Ich fand es gut. Kai war ein guter Kerl und würde Flitti sicher gut tun. Und kochen konnte er auch. Ob Reita auch kochen konnte? Ich würde ihn mal fragen.

„In ner halben Stunde ist die Kohle so weit, dann leg ich das Zeug drauf.“, verkündete Reita.

„Und was machen wir in der Zeit?“, wollte Flitti wissen.

„Ich hab ein Federballspiel hier.“, sagt Uruha. Er holt vier Schläger und einen Ball hervor. „Wer spielt mit?“

Flitti, Aoi, Uruha und ich fangen an mit spielen. Aoi und Flitti gegen Uru und mich. Dafür, dass er aussieht wie ne Barbie, hat er einen Schlag wie ein Kerl drauf.

Das Spiel war spannend und mit Uru gewann ich ganz knapp. Nur zwei oder drei Punkte Vorsprung.

„Nach dem Essen will ich eine Revanche.“, sagte Flitti und erhob ihren Schläger.

„Kannst du haben.“, meinte ich. Ich ging zu Reita. „Und? Ist die Kohle durch?“

„Ja. Wir können loslegen. Hilfst du mir?“, fragte er und lächelte.

„Klar.“ Ich legte den Schläger zur Seite und holte Fleisch vom Tisch. Die Sojawürstchen von Flitti ebenfalls. Dazu noch Brot und etwas Gemüse. In der Zeit, wo wir gespielt hatten, hatten Ruki und Kai noch einen großen Tisch und ein paar Stühle geholt und aufgestellt. Das Geschirr verteilten sie nun darauf. Sogar an Getränke hatten sie gedacht.

Wir legten das Zeug auf den Grill. Dann unterhielten wir uns. Und das eine halbe Ewigkeit. Deswegen achteten wir auch nicht auf das Grillzeug.

„Ey, irgendwie riecht es verbrannt.“, meinte Ruki.

Erschrocken schaue ich auf den Grill. „Scheiße!“ Die Würstchen sind auf der einen Seite fast schwarz.

„Ihr müsst mehr aufpassen.“, belehrt uns Kai und schiebt uns weg. „Ich mache das jetzt.“

Flitti gesellte sich zu ihm und sie unterhielten sich auch. Doch anders als bei Reita und mir brannte bei ihnen nichts an. Kai konnte nicht nur kochen und backen, sondern auch grillen. Welch ein Multitalent.

„Sag mal… Kannst du eigentlich kochen?“, fragte ich Reita, als wir am Tisch saßen.

„Nicht wirklich. Ein bisschen, wenn eine Anleitung draufsteht. Oder halt als Fertiggericht für die Mirkowelle. Und wie sieht es bei dir aus?“

„Naja… So ein paar Gerichte kann ich schon. Aber ich mach auch lieber Fertiggerichte. Bis vor ein paar Wochen hat meine Mutter ja gekocht, aber die liegt jetzt verstreut in der Ruine unseres Hauses.“, sagte ich ungerührt.

„Bäh. Ekelig.“, sagte er und lachte. „Aber es gibt ja immerhin noch Kochbücher, die uns das Leben retten können.“

„Ja oder ein Bestellservice.“

„Stimmt. Der hat mir auch oft das Leben gerettet. Als Dealer hat man auch kaum Zeit. Am Tag schlafen und in der Nacht Drogen verticken. Zum Glück liefern die auch noch spät. Zumindest der Lieferservice, den ich benutze.“, erzählte er.

„Coole Sache. Nja, meine Mutter hatte auch nie Zeit mir mal das Kochen beizubringen. Entweder kam ich immer spät nach Hause oder ich hatte keine Lust, weil ich an Sprengstoffen gebastelt hatte. Meine Mutter hatte immer ziemliche Angst vor mir. Sie dachte immer, dass, wenn ich kochen würde, ich ihr mal Nitroglycerin ins Essen mischen würde.“

Erst schaut Reita mich fassungslos an, dann lachte er laut los und ich stimmte mit ein. Die anderen sahen zu uns herüber, aber wir ignorierten das.

„Ich würde doch meinen teuren Sprengstoff nicht ins Essen machen. An das Zeug komme ich schwer ran, da werde ich es nicht verschwenden.“

„Au ja. Das Zeug sollte ich auch mal verticken. Die haben Preise…“, sagte Reita.

„Ich hatte vernünftige Connections. Die haben mir auch TNT besorgt.“

„Wirklich? Ist ja krass. Wo hattest du die Kohle her?“, wollte Reita wissen.

„Ich habe abends oft als Kellnerin gejobbt. Miese Bezahlung, aber es hat immer gereicht.“

„Wie alt bist du eigentlich?“

„Ich bin 20. Ich schufte schon seit ein paar Jahren jeden Abend.“

„Wow. Und nebenbei noch Schule?“, fragte er.

Ich nickte. „Ich hab mein Abi.“

„Und dann landest du hier?“ Reita schien erstaunt.

„Was hat den Abi mit Knast zu tun? Ich kann doch auch intelligent sein und einen nicht wieder gutzumachenden Fehler begehen, oder?“

„Stimmt schon.“, lenkte Reita ein. „Aber von gebildeten Menschen erwartet man so was vermutlich nicht.“

„Und was ist mit dir?“ Wenn ich schon so viel von mir preisgab, konnte er das auch mal tun.

„Ich habe mit sechzehn die Schule abgebrochen und habe mich den Drogen gewidmet. Hat auch ne ganze Menge eingebracht.“

„Ist Ruki daran schuld?“, platzt es mir raus.

„Auch, ja.“, gesteht er. „Aber ich habe die Drogen selbst für mich entdeckt. Ich hatte Depressionen wegen der Schule und weil sie mich gehänselt haben. Da ich lieber solche Sachen schnell und effizient löse, bin ich also in einen Club und hab mir den Schädel zugedröhnt. Erst mit Alk und dann habe ich Drogen zugesteckt bekommen.“

„Weswegen haben sie dich gehänselt?“, fragte ich, als wäre das nicht offensichtlich.“

„Wegen meiner Nase und meines Outfits. Und weil ich anders war, als die anderen.“, meinte er und schaute an mir vorbei.

„Mach dir nichts draus. Mich haben sie auch fertig gemacht, weil ich der totale Chemiefreak bin. Und mir war es egal. Ich habe es durchgestanden.“

„Aber warum haben die dich denn gemobbt? Nur wegen der Chemie kann das doch nicht sein.“, wunderte Reita sich.

„Ich war auch anders. Meine Klamotten, meine Ansichten, Flitti…“, zählte ich auf.

„Flitti?“

„Die schwarzen Messen auf den Friedhöfen. Ich war immer mit dabei gewesen und irgendwann munkelte die Schule das auch. Da Flitti nur in meiner Parallelklasse war, konnte mich meine ungehindert fertig machen. Ihre Klasse hat das mit Flitti auch gemacht.“ Boah, ich hatte noch nie so viel über mich selbst erzählt. Das war ungewöhnlich für mich. Aber bei Reita fühlte ich mich einfach nur verstanden. Er hörte mir zu. Außer Flitti wollte bisher niemand was von mir oder meinem Leben wissen.

„Essen ist fertig!“, rief Kai.

„Und nicht angebrannt.“, fügte Flitti mit einem Blick auf mich und Reita hinzu.

Kai und Flitti fangen an, aufzutischen. Sie stellen alles auf den Tisch und die restlichen Jungs kommen nun auch endlich an.

„Boah, das sieht gut aus.“, lobt Aoi.

Alle sitzen und wir fangen an mit essen. Ich redete kein Wort weiter mit Reita. Die Stimmung war kaputt und man fand sich schwer in ein solch ernstes Thema rein.

Aber ich würde Reita mal fragen, ob er mir seine Nase zeigte. Wenn er das tat, war das ein echter Beweis, dass auch er mir vertraute.

„Reich mir mal bitte den Salat.“, kam es von Ruki an mich gewandt. Ich sah ihn kaum an und gab ihm das Gewünschte. Mit ihm würde ich sicher auch noch mal konfrontiert werden. Es konnte nicht sein, dass er mich vergewaltigt und wir nicht mal drüber reden, beziehungsweise ich ihn nicht mal zur rede stellte. Die Konfrontation würde kommen, aber nicht so bald.

Wir aßen alles auf und redeten noch eine Weile über belanglose Themen. Unter anderem hieß es auch, dass wir mal eine Wanderung durch den angrenzenden Wald machen würden mit Camping.

„Das finde ich total spannend.“, meinte Aoi. Dass er so was sagte, wunderte mich, denn er sah nicht nach einem Campingtypen aus. Aber vielleicht täuschte ich mich ja auch.

„Ich auch. Und auf die Herausforderung beim Kochen freue ich mich besonders.“, grinste Kai.

„Aber nicht auf das Schleppen.“, mischte Uruha mit.

„Ey, wir haben hier fünf Kerle. Ihr werdet doch wohl so ein bisschen Gepäck tragen können, oder?“, lachte Flitti.

Lautes zustimmendes Gelabere von den Jungs.

„Also wer spielt jetzt mit mir Federball?“, fragte ich und stand auf.

„Na ich natürlich.“, meinte Reita und folgte mir.

„Spielst du mit mir, Kai?“, fragte Flitti, bevor Aoi aufstehen konnte. Dieser schaute sie nun mit einer Mischung aus Beleidigt sein und Traurigkeit an.

Wir stellten uns auf und Flitti hatte Angabe. Damit machte sie gleich einen Punkt.

„Hey, spiel richtig!“, rief ich ihr lachend zu.

„Tu ich doch. Lauf lieber mehr, damit du den Ball kriegst!“, rief sie zurück.

„Sei still und spiel weiter!“, lachte ich und machte meine Angabe. Diese nahm Kai gut an und haute sie zurück. Reita nahm an und machte einen Punkt.

So spielten wir noch bis es dunkel wurde und wir den Ball echt nicht mehr sahen. Diesesmal hatte wirklich Flitti mit Kais Hilfe gewonnen.

„Morgen spielen wir noch mal. Jetzt steht es unentschieden.“, sagte ich danach.

„Kannst du haben.“, meinte Flitti.

„Boah, ich geh jetzt duschen. Das hat mich voll fertig gemacht.“, meinte Reita und wir alle verlassen den Garten, nachdem wir aufgeräumt hatten.

„Ich auch. Und dann nur noch schlafen.“, meinte ich und streckte meine verspannten Muskeln. Dabei knackte es.

„Oha. Da brauch wohl jemand eine Massage.“, stellte Kai in den Raum.

„Au ja. Opferst du dich, Kai?“, lachte ich.

„Aber ab. Wenn, dann massiert Kai ja wohl mich.“, grinste Flitti.

„Werde ich hier ignoriert oder was?“, kam es von Reita. „Ich kann dich auch massieren, wenn du das willst.“

„Das würdest du machen? Wow. Cool.“, sagte ich nur und grinste.

„Klar. Komm in einer Stunde einfach in mein Zimmer.“, meinte er.

„Okay. Aber jetzt ist erstmal Hygiene angesagt.“

Ich ging mit Flitti zu unserem Zimmer und wir nahmen uns Schlafsachen mit.

„Willst du in Schlafsachen zu Reita gehen?“, wollte Flitti wissen.

„Klar. Warum nicht?“

Zweifelnd betrachtete sie meine Klamotten. „Is n bisschen wenig Stoff dran.“

„Na und?“ Ich begriff Flittis Zweifel nicht.

„Hallo? Kurze Klamotten? Massage von Reita? Reita ist ein Mann? Bist du blind??“ Sie fuchtelte mit einer Hand vor meinem Gesicht herum.

„Nein, ich kann mir denken, was du meinst. Aber ich werde sicher nichts machen.“

Flitti lachte auf. „Du nicht, aber er. Mensch, Sai. Du bist total naiv.“

„Na vielen Dank.“, sagte ich leicht sauer.

„Das war nicht so gemein. Aber du musst bedenken, dass er dich sehr zu mögen scheint. Wer weiß, was er schon alles für Frauen im Bett hatte und ob er’s nicht nötig hat.“

„Ich schätze Ruki eher so ein, aber nicht Reita.“, gab ich zurück.

„Das ist nur eine Warnung. Du weißt ja. Stille Wasser…“

„… sind tief und schmutzig. Ja, ich weiß.“, beendete ich den Spruch. „Ich passe auf, versprochen.“

Flitti kam zu mir und drückte mich kurz. „Du weißt, dass ich mir ab und zu mal Sorgen um dich mache.“

„Mir geht’s bei dir auch nicht anders. Ich würde mich total für dich freuen, wenn du mit Kai zusammenkommst. Er ist ein toller Kerl.“, meinte ich und erwiderte die Umarmung.

„Und jetzt lass uns duschen, bevor wir uns hier gegenseitig zu Tode stinken.“, lachte sie und ließ mich los.

Wir gingen zum Bad, wo Kai und Reita eben auch eintrafen.

„Na mal gucken, wer länger braucht.“, meinte Flitti herausfordernd.

„Bitte? Na wir, ist doch klar.“, grinste Reita siegessicher.

„Wenn ihr euch gemeinsam unter eine Dusche stellt, vielleicht.“, lachte Flitti.

„Blödsinn. Ich schaff es sogar noch mich zu rasieren und da ist vielleicht eine von euch noch nicht mal fertig.“

„Na dann los.“

Wir betraten hektisch das Bad. Flitti zieht sich innerhalb weniger Sekunden aus und springt unter die Dusche. In weniger als 5 Minuten ist sie wirklich fertig. Ich reiße mir die Sachen ebenfalls schnell vom Körper und dusche in derselben Rekordzeit. Dann trockne ich das gröbste ab, schlüpfe in Sachen und wickele ein Handtuch um meinen Kopf. Flitti ist schon fast fertig und stürzt aus dem Bad.

Ich folge ihr. Von den Jungs ist nichts zu sehen.

„Soll ich mal die Tür aufreißen?“, grinste Flitti. Ich nickte nur hektisch. Wer weiß, was wir da zu sehen bekamen.

„Fertig!“, schrien wir zusammen in das Bad der Jungs.

Überrascht sah Reita uns mit einem Rasierer in der Hand an. Er wollte ihn eben auf die Ablage vor den Spiegel legen. Übrigens hatte er nur eine Hose an.

Aber geschockter sah uns Kai an, der sich eben ein Handtuch um die Hüften gelegt hatte, nachdem er vor wenigen Augenblicken aus der Dusche gestiegen war.

„Was soll das?“, fragte er entsetzt und hielt krampfhaft sein Handtuch fest.

„Gomen.“, lachte Flitti und wir gingen wieder schnell aus dem Bad.

„Nur einen Augenblick früher und du hättest was von Kai gesehen…“, sagte ich und wurde rot. Ein Glück, dass wir nicht früher gekommen waren.

„Ach, irgendwann sehe ich das sicher.“, lachte sie. Ich sah sie an, als wäre sie verrückt. „Du weißt was ich meine. Wenn das was mit Kai wird, werden wir sicher auch miteinander schlafen wollen. Jetzt guck nicht so. Dir wird das mit Reita auch so gehen.“

Jetzt starrte ich sie noch mehr an.

„Ach, komm, hör auf.“ Flitti schaute mich an, als wäre ich eine Wahnsinnige.

„Lassen wir das…“, sagte ich und lehnte mich gegen die Wand.

Ein paar Minuten später kamen die beiden Jungs wieder raus. Ich konnte weder Reita, geschweige denn Kai ansehen.

„Ihr ward wirklich schnell. Dafür müsstet ihr glatt belohnt werden.“, staunte Reita.

„Soll ich euch einen Kuchen backen?“, bot Kai an.

„Das ist eine super Idee.“, grinste Flitti.

„Na dann auf in die Küche.“, meinte Kai und er reichte Flitti seine Hand, die sie grinsend nahm.

Reita blieb bei mir hinten und sah mich an.

„Alles okay?“, wollte er wissen.

Ich sehe ihn an und nicke nur.

„Was ist los?“, drängt er weiter.

„Ich habe doch gesagt, dass nichts ist…“, gab ich zurück.

„Wenn du mich nicht ansiehst, ist etwas. Also. Was ist?“

„Ich… ach, Flitti hat mir nur was erzählt, über das ich nicht nachdenken will. Vergiss es bitte.“

„Na gut.“, lenkte er ein.

Wir gingen weiter schweigend nebeneinander her und kamen in die Küche. Kai stürzte sich förmlich auf den Herd. Aber zuerst suchte er alle Zutaten. Flitti war gleich an seiner Seite und fragte, was er noch bräuchte. Beide arbeiteten perfekt Hand in Hand. Flitti würde ich jetzt sicher nur noch in der Küche antreffen…
 

Aoi war nach dem Grillen etwas beleidigt abgezogen und hatte sich in sein Zimmer verkrochen. Warum hatte Flitti nicht einfach ihn für das Federballspielen ausgesucht? Immerhin hatten sie beim ersten Match gegen Uruha und Sai gewonnen. Er verstand es nicht.

Aber noch weniger verstand er, dass er auf einmal so auf Flitti stand. Am Anfang kam sie ihm noch total unpassend und unakzeptabel vor. Sie war ihm einfach zu durchgeknallt. Echte Satanisten traf man ja nicht jeden Tag.

Aoi legte sich auf sein Bett und dachte weiterhin nach. Verdammt, er gab es zu. Er hatte sich in Flitti verknallt. Allein ihre Art, dass sie sich nicht alles gefallen ließ, fand er anziehend. Dazu sah sie auch umwerfend aus. Aber es gab leider nur ein Problem.

Kai.

Er scheint ebenfalls sehr an Flitti zu hängen. Die beiden verstehen sich super und hängen auch schon eine Weile miteinander herum. Er hatte auch nur Augen für sie und das kochen. Und da Flitti ebenfalls kochte, konnte er beides miteinander verbinden, ohne gestört zu werden. Mist.

Wie konnte er nur an Flitti kommen? Dieses Camping-Dingens sollte ja schon morgen Abend sein. Da könnte er ihr beim Zelt aufbauen helfen und ihr immer mal wieder einen unwiderstehlichen Blick zuwerfen. So würde er es angehen. Vielleicht käme er auch besser an sie ran, wenn er sich von seiner besten Seite zeigte. Er würde mal sein Oberteil ausziehen.

Ihm wurde langweilig. Also stand er auf und verzog sich in den Mediaraum, den Flitti ihm gezeigt hatte…
 

Uruha war wieder in seinem Zimmer. Das Federballspiel mit Sai hatte ihm Spaß gemacht. Aber noch mehr hatte es ihm Freude bereitet, Ruki zu beobachten. Der kleine Kerl hatte es Uru irgendwie angetan. Dieses schöne Gesicht, die weiße Haut und vor allem dieser Hintern…

Uruha musste aufhören, daran zu denken, sonst würde er noch geil werden.

Er stand auf und verließ sein Zimmer. Langsam schritt er den Gang hinab. Er denkt immer wieder an Ruki. Aber er wird sicher nie eine Chance bei ihm haben. Ruki ist ein typischer Frauenheld. Er sieht gut aus und sicher hat er sich schon eines der Mädels ausgeguckt. Ruha persönlich tippte auf Sai, denn bei Flitti hingen jetzt Kai und Aoi rum.

Uruha war nun mal schwul und er konnte nichts dagegen machen, wenn er sich auf einmal in einen der Jungs verguckte.

Seufzend ging er in den Garten und setzte sich auf einen großen Stein. Er starrt auf das Wasser des Teiches. Am liebsten würde er jetzt einen Mann in seinen Armen halten… Ruki… Auf einmal erscheint sein Gesicht im Wasser des Teiches. Uruha schaut auf und Ruki steht wirklich da.

„Ruki…?“, fragte Uru vorsichtig.

„Ja, hey, Uruha.“, meinte Ruki und ging auf den Großen zu. Ruki nahm Platz.

Schweigen. Dann seufzte der Kleine.

„Was ist denn los?“, möchte Ruha wissen.

„Nichts Besonderes.“ Ruki schaute zur Seite.

Uruha sagte nichts.

„Na ja… Es ist doch irgendwie was…“, gab Ruki nun zu.

„Möchtest du es mir vielleicht erzählen?“

„Na ja… Da ist etwas vorgefallen… Zwischen Sai und mir…“

„Und was?“

Ruki holt tief Luft. „Ich habe mit ihr geschlafen.“

Dreck. Da war also wirklich was gewesen. Ruha schluckt.

„Also… ich hab ihr Drogen gegeben, um sie gefügig zu machen. Und dann habe ich sie einfach flachgelegt…“

„Und wo ist das Problem?“

„Na ja… Ich weiß nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll. Und außerdem… also der Sex war gut, aber er gibt mir nicht mehr das, was ich brauche. Ich will was Neues.“

„Dann versuch es doch mal mit einem Mann.“, schlägt Uruha einfach vor, ohne direkt darüber nachzudenken. Sofort wird er rot und schaut weg.

„Was? Denkst du, ich bin schwul?“, empörte sich Ruki.

„Wa…? Nein… aber das wäre vielleicht die Abwechslung, die du suchst…“

„So verzweifelt bin ich auch wieder nicht.“, sagte Ruki wütend und stand auf. Er verließ schnellen Schrittes den Garten.

„Verdammt…“, sagte Uruha und legte eine Hand an den Kopf.

Er war zu weit gegangen. Das hätte er vielleicht nicht sagen sollen. Er würde sich bei Ruki entschuldigen gehen. Hoffentlich war er in seinem Zimmer.

Uruha machte sich auf den Weg zu Rukis Zimmer. Als er dort ankam, nahm er allen Mut zusammen und klopfte.

„Ja?“, ertönte es von drinnen.

Vorsichtig öffnete Uru die Tür. „Ruki… ich…“

„Was willst du?“, fragte er Kleine unfreundlich. Er hatte auf seinem Bett gelegen und setzte sich jetzt hin.

„Mich entschuldigen. Ich hätte das vorhin nicht sagen sollen. Aber…“ Uruha stoppt. Er steht nun mitten im Zimmer und schaut Ruki ein wenig verlegen an.

„Aber was?“, wollte Ruki wissen.

„Schon gut. Vergiss es.“ Uruha will gehen, aber Ruki steht auf und schnappt sich seinen Arm.

„Sag mir, was du sagen wolltest.“

„Ich… ich… also ich hatte lange keinen Freund mehr…“, beginnt Uruha. „Und irgendwie fühle ich mich zu dir hingezogen…“, gesteht er und wird total rot. Er schaut an Ruki vorbei.

„Ist das alles?“

„Was?“

„Ob das alles ist.“

„Ich… ja… ich denke schon…“

„Keine Bemerkung über meinen Körper oder so?“

„Hä?“

„Ja oder nein?“

„Ja…“

„Und?“

Ruha fragte sich gerade immer mehr, was dieses Gespräch sollte.

„Ich finde deinen Hintern toll.“

„Gut.“

„Und was sollte das jetzt?“

„Damit ich weiß, was ich mir wegoperieren muss, damit ich nicht mehr angeschwuchtelt werde.“

Autsch. Das tat weh. Uruha schaut ihn fassungslos an.

„Wie konnte ich nur so blöd sein…“ Ruha starrte nach unten und hatte die Fäuste geballt. „Als würde ein Typ wie du…“ Uruha kann nicht weitersprechen. Das eben hatte ihn verletzt und in manchen Dingen war er ein echtes Sensibelchen. Eine Träne rann sein Gesicht hinab.

„Ich werde dich nicht mehr belästigen. Gomen, dass ich dich überhaupt angesprochen habe!“, schreit Uru und stürmt aus Rukis Zimmer.

Ruki schaut ihm verblüfft nach. War das zu fies gewesen? Wenn er Barbie zum Weinen gebracht hatte, musste es zu viel gewesen sein.

Vielleicht sollte er sich doch entschuldigen. Aber dann bestand die große Gefahr, dass Ruki sich nicht mehr verschließen konnte und sein Geheimnis preisgeben würde…
 

In der Küche saß ich am Tisch mit dem Kopf darauf. Ich hatte nichts zu tun. Reita stand bei Flitti und Kai am Herd und holte sich Kochtipps. Keine Ahnung, wofür er die brauchte.

Ich schlief fast ein. Doch auf einmal spürte ich etwas an meinem Kopf. Es war Reitas Hand.

„Nicht einschlafen. Ich will dich doch noch massieren.“, meinte er und streichelte sanft meinen Kopf.

Ohne was zu sagen, stand ich auf. „Jetzt brauchst du auch nicht mehr ankommen, nachdem ihr mich so lange ignoriert habt.“, sagte ich, rieb mir die Augen und schlurfte aus der Küche. Reita folgte mir gleich.

„Was hast du denn?“, wollte er wissen.

„Ich bin müde und auf dem Küchentisch schläft es sich scheiße.“

„Aber ich wollte dich doch noch massieren…“

„Dann riskierst du, dass ich bei dir einschlafe.“

„Gut, dann riskiere ich das halt.“, meinte er und ergriff meine Hand. Ich sah ihn erstaunt an und folgte ihm zu seinem Zimmer. „Bevor du einschläfst, hole ich dann noch was von dem Kuchen.“

„Klingt super. Ich glaube, das wird einer der besten Abenden, die ich hier verbringen werde…“, meinte ich und grinste melancholisch.

Aus dem Augenwinkel sah ich Reitas Blick, der seltsam aussah. Irgendwie geheimnisvoll und als ob er etwas planen würde.

Ich ignorierte es, denn wir waren bei seinem Zimmer angekommen.

„Das hier ist mein Reich. Sieht sicher wie bei euch aus…“, präsentierte er mir.

Ich sah mich in seinem Raum um. Verdammt, es war aufgeräumt. „Shit. Bei mir sieht es aus wie Sau. Flitti räumt immer auf, aber ich so gut wie nie.“, gestand ich.

„Und ich dachte immer, alle Mädchen haben voll aufgeräumte Zimmer.“

„Dann kannst du ja noch nicht so oft bei echten Mädels gewesen sein.“, lachte ich.

„Ich war schon bei welchen, aber die waren nachher irgendwie immer tussig. Du bist anders. Du bist mehr der Kumpeltyp, in den man sich auch verlieben kann.“

Ich sah Reita verwundert an. Er lächelt mir nur entgegen. „Willst du hier Wurzeln schlagen?“, fragte er dann und schob mich zum Bett, als ich nichts sagte.

„Und jetzt hinlegen.“, befahl mir Reita und ich tat es. Dann setzte er sich an meine Seite.

„Du kannst dich auch auf meinen Hintern setzen.“, sagte ich zu ihm.

„Okay.“ Vorsichtig setzte er sich und legte dann seine Hände auf meinen Rücken. „Äh… Darf ich dein Shirt hochschieben?“, fragte er.

„Klar.“ Ich hob leicht meinen Oberkörper und Reita schob mein Shirt hoch.

Reitas Finger strichen sanft über meinen Rücken und holperten nur am Verschluss meines BHs. Dann war er an meinen Schultern und fing an sie zu kneten. Dieses Gefühl war unglaublich gut. Aber dann gesellte sich ein anderes Gefühl dazu. Ich konnte es nicht beschreiben, aber es wurde immer intensiver.

Auf einmal hörte Reita auf. Ich spürte, wie er sein Gewicht leicht nach vorn verlagerte. Dann fühlte ich auf meinem Rücken etwas Weiches. Reita küsste meinen Rücken. Ich war zu erstaunt, als dass ich was hätte sagen oder machen können.

Seine Hände wanderten langsam an meiner Seite entlang und kitzelten mich. Aber das störte mich nicht sehr. Vielmehr beunruhigte es mich, wo seine Lippen hinwanderten. Sie kamen immer weiter nach oben bis an meinen Hals. Nun kamen wieder seine Hände ins Spiel, die auf meinem Rücken entlang des BHs wanderten. Ich spürte, dass er den Verschluss öffnen wollte.

„Reita, stopp!“, sagte ich und richtete mich auf. Dabei schob ich gleich mein Shirt wieder mit runter.

„Was ist?“, fragte er verdutzt und sah mich an.

Ich saß vor ihm und sah ihn leicht fassungslos an. „Was hattest du eben vor?“

„Deinen BH öffnen.“

„Und dann?“

„Keine Ahnung. Was sich eben ergeben hätte.“ Er zuckte mit den Schultern.

„Ich… nein… Ich habe dir erzählt, was Ruki getan hat… Hättest du dasselbe mit mir machen wollen?“

„Schon, aber nicht auf seine Art. Sondern so, dass du es ebenfalls genießt.“

„Nein, das ist noch zu frisch. Es tut mir leid.“ Ich stand auf und verließ Reitas Zimmer.

Das war schon vielleicht gemein, aber er hätte es halt nicht übertreiben sollen. Das fand ich nicht richtig.

Ich musste jetzt mit jemandem reden und dafür kam ja eh nur Flitti in Frage. Ob sie noch bei Kai war? Ich würde einfach mal bei der Küche vorbeischauen.

Als ich dort ankam, stand die Tür einen Spaltbreit offen. Ich schaute hindurch und war etwas erstaunt. Flitti und Kai standen vor dem Ofen und knutschen rum. Ich würde sie so nicht stören wollen. Also trat ich einen Schritt zurück und klopfte. Als ich ein ‚ja?’ hörte, ging ich rein.

„Flitti? Hast du Zeit?“, fragte ich sie.

Sie sah Kai kurz an, der mit einem Lächeln nickte.

„Klar.“

„Wartet.“, sagte Kai und drehte sich um. Im nächsten Moment hatte er einen Teller mit Kuchen in der Hand. Es waren vermutlich Stücke aus unserem Gewinnerkuchen. „Nehmt was mit und sagt mir später, wie er euch geschmeckt hat.“

„Arigatou.“, sagten Flitti und ich gleichzeitig.

„Kein Ding.“

Wir verließen die Küche.

„Verstehst dich ja echt gut mit Kai, was?“, stellte ich so in den Raum.

„Du hast es gesehen, oder?“, fragte sie und grinste.

Ich grinste ebenfalls und nickte. „Ihr seid echt süß zusammen. Guck nich so. Ich weiß, dass du es hasst, süß genannt zu werden, aber es ist einfach so.“

„Schon gut. Es ist ja nur ein Wort.“

Wir liefen weiter.

„Und weswegen hast du mich jetzt von ihm weggeholt?“

„Ich war ja bei Reita gewesen…“, erzählte ich. „Und… naja, er hat mich halt massiert und dann fing er an meinen Rücken zu küssen.“

„Klingt doch schön.“

„Schon, aber du musst das mal von mir aus sehen. Ich fand das schon komisch und dann wollte er meinen BH öffnen, aber ich hab ihn dann gestoppt.“

„Meinst du, dass er mit dir schlafen wollte?“

„Er hat es mir gesagt, als ich ihn fragte, ob er das gleiche mit mir machen will, was Ruki mit mir gemacht hatte. Und da meinte er, dass er es auch will, aber nicht so wie Ruki.“

„Das ist doch gut.“

Leicht verzweifelt sah ich sie an. „Aber ich kann nicht! Es geht einfach nicht…“

„Ich verstehe schon. Aber vielleicht solltest du mal mit Ruki darüber reden.“, schlug sie vor.

„Ich weiß. Ich werde es mal tun, aber ich weiß noch nicht wann.“

„Lass dir Zeit und rede mit ihm, wenn du dich stark dafür fühlst.“

Ich nickte. Wir waren schon wieder in unserem Zimmer. Es war spät und wir mussten langsam mal ins Bett. Schon morgen sollte es zum Camping gehen. Darauf war ich ja auch mal gespannt.

„Ob die Jungs uns die Zelte aufbauen?“, mutmaßte Flitti.

„Bestimmt. Und Urus dürfen sie auch aufbauen.“, grinste ich.

„Du bist gemein.“

„Ja, ich weiß. Uru ist schon cool. Ich mag ihn. Ich hoffe, dass wir alle mal bessere Freunde werden.“

Wir zogen uns um und packten schon mal Wesentliches ein, was wir ab morgen brauchen würden. Die Zelte würden wir von Fujiwara-san bekommen.

„Gute Nacht, Flitti, und träum was Schönes.“, sagte ich und kuschelte mich in meine Decke ein.

„Dir auch ne gute Nacht, Sai.“, gab sie zurück und dann hörte ich sie gähnen.

Dann war es auch schon still bei uns…
 

Das war ja super gelaufen. Jetzt war sie abgehauen. Warum musste er auch gleich so rangehen? War ja klar, dass Sai da nen Rückzieher machte.

Reita ließ sich auf sein Bett fallen. Er hatte es verbockt. Aber als er sie so unter sich hatte, konnte er sich halt nicht beherrschen. Ihm kam in den Sinn, was sie dann gesagt hatte. Das mit Ruki. Reita setzte sich wieder hin. Er musste noch mal mit ihm reden. Und Ruki musste mit Sai reden. Das würde sie noch ewig belasten, wenn das nicht aus der Welt geschafft war.

Reita stand auf und verließ sein Zimmer. Je näher er Rukis Zimmer kam, umso aufgewühlter wurde er. Weil der kleine Junkie Sai so behandelt hatte, war Reita nicht an sie rangekommen. Er hätte den Sex gut gebrauchen können.

Er blieb stehen.

Verdammt.

Was dachte er da? Wenn er das getan hätte, wäre er selber nicht besser als Ruki.

Mit leicht geballten Fäusten lief Reita wieder los. Kraftvoll klopfte er an Rukis Tür.

Es dauerte einen Moment, bevor er öffnete. Halb verschlafen sah Ruki den Größeren an.

„Was willstn du hier?“

„Mit dir reden.“

„Worüber?“ Ruki rieb sich ein Auge. Reita bemerkte, dass er nur eine Unterhose anhatte.

„Über Sai.“

Ruki stöhnte. „Warum?“

„Kann ich reinkommen?“, lenkte Reita ab.

Ruki zuckte mit den Schultern und machte einen Schritt nach hinten, um die Tür weiter zu öffnen.

Im Zimmer geht Ruki gleich zu seinem Bett zurück und lässt sich drauffallen. Reita schließt die Tür.

„Weißt du, dass ich dich am liebsten ohrfeigen möchte?“, platzte Reita heraus.

„Warum das denn?“

„Weil du Sai so was Schreckliches angetan hast. Sie war vor ein paar Minuten bei mir gewesen und ich war so kurz davor, mit ihr was zu machen… Aber sie wehrte mich ab und führte dich als Begründung an.“

„Verstehe ich das richtig? Du gibst mir dir Schuld, nur weil du die Kleine nicht flachlegen durftest?“, fragte Ruki ungläubig.

„Was? Nein! Es geht darum, was du ihr angetan hast! Du hast ihr tiefen seelischen Schmerz zugefügt und auch körperlich warst du sicher nicht sanft. Sie ist völlig verstört. Ich will, dass du dich bei ihr entschuldigst.“

„Warum? Die anderen haben sich auch nie beschwert.“ Ruki lachte höhnisch.

Reita ging wütend auf Ruki zu und baute sich vor ihm auf. Dann ergriff er seine Schultern und zog ihn zu sich hoch.

„Die anderen waren mir scheißegal. Die habe ich nicht gekannt. Und ich weiß auch nicht, ob die das verdient hatten. Aber Sai hat das nicht verdient.“

Ruki sieht ihm tief in die Augen. Sein Verstand ist klar. „Du liebst sie.“

Verblüfft lässt Reita Ruki los. „Was?“

„Du hast mich schon verstanden. Warum solltest du dich sonst so für sie einsetzen und sie flachlegen wollen?“

„Warum hast du sie flachgelegt?“, sagt Reita laut.

„Weil ich das nötig hatte. Darum. Es waren keine Gefühle im Spiel. Zugegeben, sie ist süß und wenn ich mehr Zeit mit ihr verbringen würde, könnte ich mich sicher in sie verlieben. Aber dazu ist sie dann doch nicht wirklich mein Typ.“

„Ich wusste gar nicht, dass du so ein Ekel sein kannst.“, sagte Reita zynisch.

„Stell dich nicht so an. Willst du wegen einer Frau unsere Freundschaft kaputt machen?“

„Nein…“

„Also gut. Ich werde mit ihr reden, wenn dich das glücklich macht.“

Reitas Wogen glätteten sich wieder. „Arigatou. Du weißt, dass du mit viel bedeutest und unsere Freundschaft auch. Aber ich glaube, du hast recht…“

„Hast du es endlich verstanden. Also dann sag es ihr.“

„Was? Das kann ich nicht so einfach… Ich hab nur mal ne Andeutung gemacht, dass sie ein toller Kumpel ist, in den man sich auch verlieben könnte. Allein dafür bin ich schon fast rot geworden.“

„Ach, wie süß. Ich glaub, du warst schon immer so eigenartig, wenn du dich verliebt hattest.“, konstatierte Ruki. „Aber seltsamerweise kam das ja nicht oft vor. Obwohl du eigentlich ziemlich beliebt bei den Mädels warst.“

„Bitte? Die hielten mich doch alle für einen Freak.“, widersprach Reita.

„Nein, taten sie nicht. Aber sie hatten Schiss vor dir.“, grinste Ruki.

„Ist ja auch egal. Also, ich werde dann mal ins Bett gehen…“

„Warte. Wo wir schon dabei sind, möchte ich dir auch noch was erzählen.“, fällt Ruki auf einmal ein.

„Und was?“

„Also… es geht um Uruha…“, druckst Ruki herum.

„Was ist mit ihm?“

„Also… er… ich weiß nicht. Ich glaub, er mag mich…“

„Hä? Ach so. Er ist ja schwul. Und weiter?“

„Ich war gemein zu ihm. Ich weiß auch nicht, warum ich in letzter Zeit so scheiße bin. Bin ich auf Entzug?“, fragte Ruki verzweifelt.

„Schon möglich. Du scheinst auch ein wenig Stimmungsschwankungen zu haben, kann das sein?“ Reita sieht ihn fragend an.

„Ich weiß auch nicht…“

„Erst warst du immer kalt und abweisend, dann warst du vorhin einsichtig und jetzt bist du schon leicht am verzweifeln.“

Ruki seufzte. „Was soll ich jetzt machen?“

„Dich bei Uruha entschuldigen, nehme ich an.“, schlug Reita vor.

„Es gibt da ein klitzekleines Problem, glaub ich…“, flüsterte Ruki.

„Und welches?“

„Ich hab es dir nie gesagt, aber ich… ich bin bi.“

Das haute Reita um. Ruki und bisexuell? Er hatte nichts geahnt.

„Ich hätte das nicht gedacht…“, bricht Reita das Schweigen.

„Gomen…“, sagte Ruki und schaut betreten nach unten.

„Es ist okay. Zwischen uns wird sich nichts ändern. Auch wenn du schwul wärst. Es wäre mir egal. Ich müsste dann vielleicht nur um meinen Hintern fürchten aber sonst.“ Reita musste wieder einen Scherz draus machen. Aber es wirkte.

Ruki lächelte. „Du glaubst gar nicht, was mir das bedeutet…“

„Ist schon gut. Das ist selbstverständlich. Aber ich denke, das macht die Sache mit Uru etwas komplizierter, oder?“

Ruki nickte. „Ich weiß nicht, was passiert, wenn ich mich in ihn verliebe. Ich hab mich bis jetzt erst ein oder zwei Mal in einen Mann verguckt…“, gesteht Ruki.

„Na dann kennst du ja schon die Gefühle. Du wirst ja sehen, ob es mit Uru auch so ist. Du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn etwas ist. Das weißt du.“ Reita drückt Ruki einmal kurz und kräftig.

„Danke…“

„Also ich geh jetzt wirklich mal ins Bett. Und tut mir leid, wenn ich dich vorhin geweckt hatte. Gute Nacht.“

„Alles klar. Bis morgen beim Frühstück.“

Reita ging und er fühlte sich ziemlich gut. Zum einen war die Sache mit Ruki geklärt und durch das Geständnis fühlte er sich ihm wieder ein Stückchen näher. Und er schien sich jetzt auch etwas über seine eigenen Gefühle im Klaren zu sein. Er würde mit Sai reden. Aber sicher nicht mehr heute. Sie würde ihn ja gar nicht sehen wollen. Das deprimierte ihn ein wenig, aber sie würde alle noch sehr lange hier bleiben…



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