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Afraid to shoot strangers!

Ein Transporter auf Abwegen .. [ Zorro x Sanji ]
von

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Catch me if you can // Breathe.

Die Sirenen heulten hinter mir auf, doch ich überhörte sie gekonnt.

Wenn es irgendwas gab, worin ich gut war, dann war das Polizeisirenen überhören. Anhalten und Ausweiß vorzeigen – nee, ist klar. Als ob ich mir sowas erlauben könnte.

Als ich das Gaspedal durch trat, vom Rücksitz ein erschrockenes Keuchen kam und ich meinen Magen spürte, der sich in meine Wirbelsäule zu drücken schien, wusste ich wieder wer ich war und wieso ich das überhaupt tat.

Ich tat es wegen dem fahren. Wegen der Geschwindigkeit, wegen dem Adrenalin.

Wegen diesem unglaublich geilen Gefühl, das in meinem Kopf Gestalt annahm und dann weiter hinunter in meinen Bauch wanderte.

Ich liebte diesen Rausch, dieses Gefühl des high seins mehr als alles andere auf der Welt.

Nichts konnte dieses Gefühl ersetzen – abgesehen von einer guten Ladung Speed vielleicht.

„Verfickt..!“, hörte ich den Blonden fluchen und ein breites Grinsen schlich sich auf meine Gesichtszüge.

Im Rückspiegel konnte ich erkennen das er mich musterte und dabei ein wenig verstört drein blickte. Ich sah wohl ziemlich manisch aus – interessierte mich allerdings wenig.

Der Wagen brüllte wie ein wütender Löwe auf, schoss nach vorne und gewann in kürzester Zeit an Geschwindigkeit.

Die Sirenen in meinem Rücken wurden unmerklich leiser, doch ich konnte hören das auch das andere Auto an Geschwindigkeit zunahm und versuchte mir zu folgen.

Die waren hier nicht zimperlich. Wenn mir nicht schnell etwas einfiel, würde ich gleich mit zerschossenen Reifen am Straßenrand zum stehen kommen.

Ich sah auf mein Navigationsgerät, doch das zeigte mir nur weiter stoisch an, das ich gerade aus musste.

Doch gerade aus war keine gute Richtung für eine Verfolgungsjagd.

Bäume, Hügel oder Wiesen waren nicht mehr zu erkennen, sie folgen an uns vorbei in einer unglaublichen Geschwindigkeit, verschmolzen zu einem einzigen grünbraunen Brei.

Eigentlich eklig, wenn man es genau nahm, doch über solche Nebensächlichkeiten machte ich mir keinen Kopf.

Ich brauchte irgendeine Eingebung. Und das schnell.
 

„Verdammt, du kannst nicht entkommen!“

Der Kleine hatte ganz offensichtlich keine Ahnung von meinem Geschäft und er wusste wohl auch nicht, wie oft ich das schon getan hatte.

„Das glaubst du – festhalten!“

Es war fast gemein das zu sagen, schließlich war er gefesselt und hatte keine Chance sich irgendwo fest zu krallen, aber darauf konnte ich nicht reagieren.

Der kleine Waldweg schoss mir ins Blickfeld, ich trat auf die Bremse, schaltete im Gang und gab kurze Zeit später wieder Gas, nachdem ich das Lenkrad rapide herum gerissen hatte.

Sah ein bisschen aus wie driften, unabsichtlich, aber verdammt cool.

Ich fühlte mich wie der King der Landstraße, als ich auf den holprigen Waldweg schoss und ordentlich durchgeschüttelt wurde.

Mein Beifahrer auf dem Rücksitz biss wohl die Zähne zusammen, als ich einmal nach hinten sah konnte ich nur sehen, das ihm stumme Tränen die Wange hinunter liefen.

Ob das jetzt der Schmerz war oder die Enttäuschung, das er wohl doch nicht gerettet werden konnte, wusste ich nicht.

Der kleine Weg spaltete sich nach wenigen Metern in mehrere kleinere Wege auf, ich wusste zwar nicht wohin sie führten, doch - wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Also wählte ich einfach den nächstbesten aus, hoffte das es keine Sackgasse war; was mich wahrscheinlich auch nicht aufhalten würde; und ließ den Motor ein weiteres Mal aufheulen.

Hinter mir bog der Streifenwagen mit einer fast unmöglichen Geschwindigkeit ein – war aber nicht auf den schlechten Zustand der Straße gefasst gewesen.

Ich sah, wie der Wagen über die Hügel und Wurzeln hopste. Mein Vorteil – ich konnte selbst mit den schlimmsten Bedingungen umgehen. Man musste nur wissen, wie man zu lenken hatte.

Ich spürte wie mein Puls stieg, als ich in den Seitenspiegel sah und bemerkte, das der Wagen näher kam. Ich wagte es nicht, das Gaspedal ganz durch zu treten, ich hatte Angst vor einem Überschlag oder einer schlimmeren Beschädigung meines Lacks.

Und das würde dann wieder kosten. Die Schmerzen meines Autos waren auch meine Schmerzen.
 

„Verdammt, GIB GAS!“

Nein. Das konnte nicht sein. War das jetzt eine akustische Fata Morgana oder hatte das gerade wirklich mein netter blonder Beifahrer zum Besten gegeben?

Ich hatte keine Zeit nachzusehen, denn mein Körper begann auf Autopilot umzuschalten. Seine Worte bewirkten quasi das Umlegen eines Schalters irgendwo tief in meinem Gehirn drin.

Ich bekam nur am Rande mit, wie mein Fuß das Gaspedal nach unten drückte, wie wir über die holprige Strecke schossen, wie ich mit dem Kopf fast gegen das Dach kam, wie Sanji hinter mir vom Sitz kullerte und irgendwo in den Fußraum fiel und wie ich das Lenkrad herum riss und in den Wald schoss als ob es da nichts zu rammen gäbe.

Mein Blick verschwamm, als ich wie von Sinnen das Lenkrad mal nach links, mal nach rechts riss, als ich den Bäumen auswich, als ich mir einen Seitenspiegel abriss und es ohne große Klagelaute ertrug.

Ich hört die Sirenen hinter mir jaulen, was ich aber deutlich lauter hörte war der Knall, den das zerschmetternde Blech auf irgendeinem Baum auslöste.

Ich hoffte auf Eiche. Die war wenigstens stabil.

Meine Sicht und meine Gedanken klärten sich erst wieder, als ich im Rückspiegel den Polizeiwagen sehen konnte, der sich mit einem eindeutigen Totalschaden an einen Baum geschmiegt hatte, als wollte er mit ihm kuscheln.

Erst jetzt spürte ich, das ich die ganze Zeit nicht geatmet hatte und holte das schnell mit mehreren gekeuchten Atemzügen nach.

Aus dem Fußraum hinter mir drang ein wehleidiges Winseln.

Ich versuchte aus den Augenwinkeln zu erkennen, wo Blondie hingekullert war, konnte aber nichts erkennen.

„Bleib ruhig liegen.“, murmelte ich, als würde der arme Kerl da nicht selbst drauf kommen und verlangsamte mein Tempo, damit mir nicht dasselbe Schicksal zu kam wie den beiden armen Schweinen da irgendwo hinter mir.

„Hatte ich vor.“, war die trockene Antwort und ich überhörte sie.

Ich machte eine scharfe Rechtskurve, weil ich plötzlich auf dem Navi erkennen konnte das nicht weit von mir weg eine Straße entlang führte und tatsächlich, plötzlich schossen wir durch das Gebüsch und kamen klappernd und ziemlich buckelnd wieder auf Asphalt an.
 

Ich ging natürlich nicht vom Gas, ganz im Gegenteil, ich nutzte den festen Boden und gab nochmal richtig Gummi. Doch da die Strecke vor mir wieder gerade war und ganz nebenbei landschaftlich genauso wie die vorher, nutzte ich die Zeit und sah nach hinten.

„Sanji?“, fragte ich irritiert, als ich den Blonden nicht entdecken konnte.

„.. ja?“, kam die ziemlich gepeinigte Antwort.

Ich verrenkte mir fast den Hals, damit ich den jungen Mann sehen konnte, von dem nur noch die Füße unter dem Beifahrersitz hervor lugten.

Ich sah wieder nach vorne, ich wollte ja auch nichts rammen, und schwieg, weil ich nicht wusste was ich sagen sollte.

Erst langsam wurde mir klar, was ich da gerade eigentlich getan hatte.

Ich war quer durch einen dicht bestückten Wald gefahren mit einem absolut unmenschlichen Tempo, war den Bäumen ausgewichen wie ein Wahnsinniger und hatte ganz nebenbei noch den Polizeiwagen vernichtet. Eher passiv, aber ich hatte dazu beigetragen.

Gut, das bedeutete allerdings, das die restlichen Ratten auch nicht mehr lange auf sich warten ließen. Hier würde es bald von Bullen nur so wimmeln und denen wollte ich eigentlich nicht ins Netz laufen. Das hieß, eine Idee musste her.

Leises keuchen aus dem Fußraum.

„Verdammt.. wieso hast du überhaupt Gas gegeben? Die hätten dich vielleicht gar nicht angehalten!“ Ich lachte auf.

„Natürlich hätten die das. Die patrouillieren in Crocodiles Revier. Die halten aus Prinzip jeden an.“

Dazu sagte er nichts, wohl weil er wusste das ich Recht hatte. Ich bog in eine schmalere Seitenstraße ein.

Was ich jetzt brauchte, war ein alternativer Plan. Zuerst aber brauchte ich ein Telefonat.
 

Ich griff nach meinem Mobiltelefon, das bei meiner wilden Fahrt in meinen Schoß geflogen war, und wählte Crocodiles Nummer.

Es dauerte nicht lange, gerade mal ein Tuten musste ich abwarten, dann machte es Klick.

„Ja, bitte?“ Ich räusperte mich, holte tief Luft.

„Sagen sie mal, Crocodile – Haben sie eigentlich noch irgendwo ein Gehirn unter ihrer fettigen Schamhaarfrisur?“

Das ich ihn im Angesicht der Tatsache das ich brüllte noch sizte war bescheuert. Aber ich wollte ihn auch nicht duzen. Das hätte eine gewisse Vertrautheit hergestellt und die wollte ich nicht.

„.. bitte, was?“, kam es total perplex zurück.

„Päckchen, hm? PÄCKCHEN, HM? Tolles Päckchen, das mir den Kofferraum zerlegt und wegen dem ich gerade mein Auto ein geschrottet habe, verdammte Scheiße!“

Schweigen, dann ein Seufzen.

„Ich weiß wirklich nicht, was sie von mir erwarten, Mr. Transporter.“

„NENNEN SIE MICH NICHT SO!“

Ich war nicht sauer auf ihn. Ich war auch nicht stinkesauer. Ich war einfach vollkommen aus der Fassung. Meine ruhige Art, mein sonst so entspanntes Wesen – alles futsch.

Mein wunderschönes Auto, mein Baby, mein Liebling.

Vollkommen zerkratzt. Seitenspiegel ab. Wahrscheinlich noch weitere Schäden, die ich erst erkennen würde wenn ich das Auto genauer untersuchte.

Verdammte Scheiße. Das war mein seelisches Ende.

„Regen sie sich nicht auf.“

Die Stimme des Krokodils war kalt und rational. Drauf geschissen.

„Nicht aufregen. Sie sind mir einer.“, knurrte ich und fuhr mit nervös durch die Haare, mit der Hand die eigentlich am Steuer liegen sollte.

„Ich hab die Route geändert, lass mir was einfallen. Das werden sie zahlen, Crocodile. Jeden Cent.“

„Wie sie wollen. Hauptsache das Päckchen wird entfernt.“

Ich keuchte.

„Ja, klar. Scheiße!“ Ich schmiss das Telefon von mir, als wäre es ein ekliges Tier, eine Schabe oder sowas, und knurrte leise vor mich hin, um die Wut abzubauen, die sich in mir ansammelte.

Ein kleiner Parkplatz kam in Sicht, der zu einem Wanderweg gehörte der quer durch die eigentlich idyllische Landschaft führte.

Perfekt für meine Zwecke.

Ich bog auf ihn ein, wurde langsamer und kam schließlich zum stehen.
 

„Sind.. wir da?“ Ich seufzte, und anstatt zu antworten ließ ich meinen Kopf nach vorne auf das Lenkrad sinken und atmete mehrmals tief durch.

Das konnte doch alles nicht sein.

Ich war schon so lange im Geschäft. 6 Jahre. Eine verdammt lange Zeit für einen Transporter.

Und es hatte schon oft Verfolgungsjagden gegeben. Mit der Polizei, mit irgendwelchen Verbrechern. Eigentlich konnte ich einmal wöchentlich damit rechnen.

Aber durch einen so dicht bewachsenen Wald war ich auch noch nie gefahren.

Das war absolute Premiere gewesen und – es hatte mir echt keinen Spaß gemacht.

Das war mehr als ein Risiko gewesen. Und ich lebte quasi im Risiko.

Das hatte nur noch was mit einem Selbstmordattentat zu tun gehabt.

Himmel. Was hatte mich da nur geritten?

Scheiße. Ich hatte das böse Gefühl, das ich hier tierisch verarscht wurde.

„.. argh...“

Oh verdammt, Blondie hatte ich ja total vergessen!

Ich hob den Kopf, spürte den Abdruck des Lenkrades auf meiner Stirn, doch ich interessierte mich nicht weiter dafür, ich öffnete die Autotür und stand auf, die warme Sommerluft schlug mir ins Gesicht und ich versuchte nicht mein Baby zu betrachten, weil ich wusste das mir das nur die Seele zerreißen würde.

Ich ging zur Beifahrertür, öffnete sie, bückte mich keuchend nach vorne und zog den jungen Mann mit einer schnellen Handbewegung unter dem Sitz hervor.

Seine Augen waren fest zusammen gekniffen, sein Mund ebenfalls, sein Körper krümmte sich kurz und er keuchte leise, als ich ihn aus dem Auto zog und ihn über die Schulter warf.

„Was...?“ Ich berührte seinen Fuß und er schwieg sofort, was von mir gewollt war.

Dumme Kommentare konnte ich jetzt echt nicht gebrauchen. Meine Laune war irgendwo am Gefrierpunkt angekommen, ich war mehr als angepisst.

Dieses verhurte Mistkerl. Verdammtes Krokodil!

Ich schleppte ihn wortlos ums Auto, erkannte dabei die Schäden und ich spürte viele kleine Stiche in meinem Herzen.

Mit einem leisen Wimmern fuhr ich mit meiner freien Hand über einen dicken Kratzer, der noch das gerinste Problem dar stellte.
 

„Sieht ganz schön scheiße aus.“

Für diesen Kommentar ließ ich ihn einfach auf den Beifahrersitz fallen und ihm entwich ein leiser, schmerzhafter Schrei. Ich sah ihn kalt an.

„Guck mal in den Spiegel.“, gab ich von mir, als hätte er meine Freundin beleidigt oder einen guten Freund, dann schlug ich die Tür zu und ging um das Auto herum.

Als ich wieder auf dem Fahrersitz saß und schweren Herzens den Motor an ließ, der irgendwie seltsam glucksende Geräusche von sich gab, schielte ich zu ihm, wie er den Kopf nach hinten lehnte und leise seufzte.

„Wieso hast du mich nach vorne geholt?“, fragte er, als wir langsam vom umwaldeten Parkplatz zurück auf die Straße rollten.

Ich schwieg, weil es darauf keine Antwort gab. Ich wusste es ja selbst nicht.

Irgendwelche Verbrecher behandelte ich bei weitem nicht so vorsichtig. Die hatten halt damit zu leben, wenn denen durch meine rabiate Fahrweise ein Arm flöten ging. Oder die Beute.

„Wieso erschießt du mich nicht?“

Ich drehte wieder den Kopf und sah ihn kurz an.

„Weil das nicht mein Auftrag ist.“, gab ich leise von mir und ich spürte, wie seine Augen mein Profil musterten.

Wieso war mir das so unangenehm?

„Kannst du's nicht einfach tun und sagen, die Bullen waren es?“

Ich musste gequält lächeln, weil ich ihn verstand.

„Kann ich nicht.“, war allerdings meine reichlich unterkühlte Antwort.

Er seufzte leise und in meinem Kopf spielte sich das Horrorszenario ab.

Der blonde Kerl mit dem Kopf zuerst in der Müllverbrennungsanlage.

Kam nachher nur ein handlicher Haufen Asche raus.

Pfui Teufel.
 

„Verdammt.“ Er weinte nicht, er klang viel mehr wie jemand, der gerade damit anfing von seinem Leben Abschied zu nehmen. Wahrscheinlich gar nicht so dumm. Besser jetzt damit anfangen, dann hatte er genug Zeit dafür.

Ich fühlte, wie sich ein dicker Klos in meinem Magen bildete. Da saß quasi ein lebender Toter neben mir. Unheimlich, zu wissen, wann jemand starb.
 

Die Straße begann einige leichte Biegungen zu machen, schlängelte sich durch den Wald, links und rechts konnte man kleine Berge sehen, allerdings nichts von irgendeiner Stadt oder alten Fabrikanlagen.

Ich wollte meine Fracht einfach nur noch schnell los werden.

Ich fühlte mich ausgelaugt, zutiefst entsetzt über mich selbst, unheimlich wütend und zugleich vollkommen verwirrt. Sonst hatte ich nie diese Gewissensbisse.

Er legte den Kopf auf die Seite, so das er mich ansehen konnte, und musterte mich weiter, während ich fuhr. Wir schwiegen.

Das ging gute 5 Minuten lang gut. Dann wurde es mir zu bunt.

„Starr mich nicht so an!“, giftete ich und hasste mich kurz darauf selbst dafür, das ich keine Kontrolle mehr über mich hatte. Er lächelte, was mich zusätzlich nervös machte.

„Was ist los? Du scheinst eigentlich nicht der Typ zu sein, der schnell aus rastet.“

Mein kalter Blick schien ihn ein wenig einzuschüchtern. Sein Lächeln verschwand.

„Hör mal, Kleiner. Mein Auto ist schrottreif. Ich habe eben eine halsbrecherische Fahrt quer durch einen dichten Wald hingelegt. In einem Tempo, mit dem ich normalerweise nicht mal auf Asphalt fahre. Ich hab einen Polizeiwagen vernichtet. Ich weiß nicht, ob die noch leben oder eben tot sind. Und vor allem hab ich das Päckchen geöffnet.“

Das ich ihn als Päckchen bezeichnete war seltsam. Denn er war ja keins.

Aber er lächelte nur und irgendwie hatte ich das Gefühl, das er verstand wieso ich so aus der Fassung war. Auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, wieso ihn das interessierte.

Wir schwiegen und musterten die gewundene Straße vor uns.

Wenn er nicht gefesselt und Blut überströmt gewesen wäre, hätte ich wohl das Gefühl gehabt, das wir alte Freunde waren, die einfach zusammen das Fahrgefühl genossen.

Das er wieder weinte, sprach dagegen.

Er tat mir Leid und das fraß an mir. Es hatte mir nicht Leid zu tun.
 

Hatte ich sowas überhaupt schon mal gemacht?

Hatte ich schon mal eine lebende Ware zu seinem Schlachtungsort gefahren?

Ich konnte mich nicht daran erinnern. Bis jetzt war mir das wirklich noch nicht passiert.

Und das machte die Angelegenheit so kompliziert.

Denn ich wusste nicht, was der Andere getan hatte, das Crocodile ihn los werden wollte.

Und so konnte ich seine Tötung auch nicht nachvollziehen.

Und deswegen tat er mir Leid. Verdammter Teufelskreis.
 

„Ich bin ihm auf den Schwanz getreten.“

Überrascht sah ich Sanji kurz an, bevor ich wieder auf die Straße sah.

Ich fühlte mich ruhiger, allerdings immer noch nicht vollkommen abgekühlt.

„Und wie?“, fragte ich und meine Stimme klang wieder angenehm rational.

So war das richtig.

„Ich hab seine Süße gevögelt.“

Mein Mund klappte nach unten, als ich ihn erneut ansah.

„Du hast... was?“, fragte ich nach, und sein Lächeln war resignierend. Meine Rationalität war wie weg geblasen.

„Hast schon richtig gehört. Ich hab meinen Schwanz nicht ruhig halten können. Robin. Verdammt heiße Braut. Und geil auf mich wie Nachbars Lumpi.“

Das konnte ich mir vorstellen. Wenn man sonst mit dem Krokodil rumpoppen musste, konnte der Blonde nur eine Verbesserung sein.

Ich konnte nicht anders, ich musste grinsen.

„... und deswegen lässt er dich einäschern?“

Aus einer Richtung kam ein Glucksen.

„Sieht so aus.“

Wir konnten wohl beide nicht anders.

Ich prustete, er prustete, wir begannen zu lachen, er krümmte sich nach vorne und lachte, ich krallte mich ans Lenkrad und tat es ihm gleich, und so schossen wir mit nicht angebrachtem Tempo in einem vollkommen vernichteten Wagen über die einsame Landstraße durch einen dichten Wald und brüllten, so bescheuert war das alles.

Als ich mir wieder beruhigt hatte, schielte ich zu ihm.

„Ich hoffe, es war wenigstens gut.“, murmelte ich und darauf musste er wieder lachen.

„Geht so.“, knurrte er schließlich und ich gluckste, bevor ich mich wieder zusammen gerissen hatte. Das war so behindert, das es wieder cool war.

Mein Navi meldete sich.

„In 100 Metern rechts einbiegen!“

Ich nickte darauf, als würde ich eine persönliche Beziehung mit dem Gerät führen, und Sanji sah aus dem Seitenfenster in den Wald hinein.

Mir fielen keine Worte ein um ihn zu beruhigen, also ließ ich es bleiben.

Was konnte man auch schon sagen? 'Es wird schnell gehen, keine Sorge.'

Super, da freute man sich ja richtig aufs abnippeln.
 

„Noch 200 Meter bis zum Ziel.“

Überrascht hob ich die Augenbrauen, sah erst auf den Navi, dann wieder auf die Straße.

Das war doch jetzt nicht wahr? Wie konnte denn hier irgendwo eine Müllverbrennungs -

Ach du scheiße.

Der Wald lichtete sich schlagartig, als hätte man eine Bombe einfach so hinein geworfen, plötzlich waren die Bäume weg und man hatte den Blick frei auf das wohl hässlichste Stück Land unter dieser Sonne.

Der Boden war matschig und irgendwie grau, eine große Fabrikanlage rundete das Bild optisch wie farblich ab, alt und rostig, die Schornsteine ragten dunkel und verkohlt aus dem Boden wie krankhafte Auswüchse. Rohre führten an den Wänden der circa 5 Gebäude entlang, die schrägen Dächer waren zum Teil abgedeckt und die Fenster ohne Ausnahme eingeschlagen.

Alte Geländewagen standen unten auf einem Parkplatz, sie schienen seid einer Ewigkeit nicht mehr benutzt worden zu sein, genau wie der Rest der Anlage, der ungefähr ein Fußballfeld einnahm und an ein uraltes Bayerwerk erinnerte. Quasi Bayer für die Armen.

„Da wären wir also.“, sagte ich leise und so langsam begriff ich, das die Regel 'Öffne niemals das Päckchen' einen sehr guten Grund hatte.

Denn alles in mir sträubte sich dagegen, diesen Jungen seinen Killern zu übergeben.

Aber wenigstens jetzt wollte ich mich an eine Regel halten – ändere niemals den Plan.

Ich lenkte auf den Pfad hin, der uns direkt zu dieser Fabrikanlage führen sollte.
 

Wieso hatte er mich noch nicht angefleht, ihn zu verschonen?

Wieso hatte er nicht versucht mich zu überreden?

Ich wusste nicht, ob ich nachgegeben hätte. Wahrscheinlich nicht.

Aber... ich verstand es eben nicht.

Mein Blick wurde rational, alles in mir erkaltete.

Ich fühlte mich emotionslos und das war gut so.

Ein Talent von mir – Gefühle einfach abschalten. Ich konnte sie ohne große Probleme verdrängen.

Ich erkannte Wagen, neu, schick. Die gehörten definitiv nicht hierher. Sie standen ein wenig versteckt hinter den älteren Modellen ohne Räder oder Motor.
 

Ich bremste, bis ich zum stehen kam.

„So.“ Ich atmete tief durch, sah zu meinem Nachbarn. Der hatte den Kopf aber an die Scheibe gelehnt und verbarg so seinen Blick vor mir. Was ich verstehen konnte.

Ich schloss kurz die Augen, drehte den Körper, legte die Hand auf die Türklinke -

doch als der erste Schuss fiel, irgendwo neben meinem Auto einschlug und mich zusammen zucken ließ, wusste ich, dass das heute hier mit dem Aussteigen nichts werden würde.

Verdammt.

Das hätte mir doch klar sein müssen, oder?

Ein mal ein Scheißtag, immer ein Scheißtag.

Öffne niemals das Päckchen. Fuck.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Janina
2013-05-26T23:55:21+00:00 27.05.2013 01:55
xDD Oh man. Diese Genialität ist einfach niiiemals zu übertreffen! (*//w//*) *hingerissen aufseufzt*
Von:  Janina
2010-11-11T01:37:56+00:00 11.11.2010 02:37
♥___♥ Ich fange an zu zitieren:
>>Ich tat es wegen dem fahren. Wegen der Geschwindigkeit, wegen dem Adrenalin.
Wegen diesem unglaublich geilen Gefühl, das in meinem Kopf Gestalt annahm und dann weiter hinunter in meinen Bauch wanderte.
Ich liebte diesen Rausch, dieses Gefühl des high seins mehr als alles andere auf der Welt.<<
Weißt du was mir durch den Kopf geht? Schon öfters?
Du schreibt echt so genial seriös, als ob du voll die harte Ganster Frau wärst die schon alles mögliche im Leben erlebt hat!!!! xD
*dich quietschend knuddelt*
Das ist so unglaublich genial!!! DU bist unglaublich genial!!
*wieder die Fahne schwenkt* DU BIST GENIAL JESS!♥
Also echt... *___* Deine Geschichten sind so vielfältig und alles und alle wirken einfach 1A seriös....
Und wie du die Gedanken und Gefühle beschreibst.... *///* HACH erste Sahne, purer Luxus!!!♥♥

>> Ich fühlte mich wie der King der Landstraße, als ich auf den holprigen Waldweg schoss und ordentlich durchgeschüttelt wurde.<<
*pruuuust* Hahaha XD *mit Finger auf Zorro zeig* YEAH! Der King der LANDstraße mit dem NATURGRÜNEM Haar!!! XXD

>>Mein Beifahrer auf dem Rücksitz biss wohl die Zähne zusammen, als ich einmal nach hinten sah konnte ich nur sehen, das ihm stumme Tränen die Wange hinunter liefen.
Ob das jetzt der Schmerz war oder die Enttäuschung, das er wohl doch nicht gerettet werden konnte, wusste ich nicht.<<
Neiiiiiiiiiiiiiiin..... T___T *schluchz schnief* *Arme nach Sanjilein aussteck* Das sticht voll ins Herz..... *rotz hoch zieh*

>>„Verdammt, GIB GAS!“
Nein. Das konnte nicht sein. War das jetzt eine akustische Fata Morgana oder hatte das gerade wirklich mein netter blonder Beifahrer zum Besten gegeben?<<
HUH? O.O wasn nu los??????

>>Mein Blick verschwamm, als ich wie von Sinnen das Lenkrad mal nach links, mal nach rechts riss, als ich den Bäumen auswich, als ich mir einen Seitenspiegel abriss und es ohne große Klagelaute ertrug.<<
*noch größere Augen bekommt*
Oha... das hast du so toll beschrieben, dass man sich das richtig hautnah vorstellen kann...*__*

>>„Sagen sie mal, Crocodile – Haben sie eigentlich noch irgendwo ein Gehirn unter ihrer fettigen Schamhaarfrisur?“<<
WAHAHAHAHAHAHAHAHAHAAA!!!!!!! XXXD *Tränen lacht* SCHAMHAARFRISUR!!! OMG!! XXXD HAHAHA!!! *sich den Bauch hält und übern Boden kullert* *mit den Füßen strampelt und nach Luft schnappt*
XXXXD Darauf muss man erst mal kommen...... Oh man das merk ich mir.... XXXD *lachanfall hat*

>>„Wie sie wollen. Hauptsache das Päckchen wird entfernt.“
Ich keuchte.
„Ja, klar. Scheiße!“ Ich schmiss das Telefon von mir, als wäre es ein ekliges Tier, eine Schabe oder sowas, und knurrte leise vor mich hin, um die Wut abzubauen, die sich in mir ansammelte.<<
*wieder ernst ist*
O___O jaaa.... Zorro.... wer ist hier ekelig!? >__<''' Boah.....!

>>Seine Augen waren fest zusammen gekniffen, sein Mund ebenfalls, sein Körper krümmte sich kurz und er keuchte leise, als ich ihn aus dem Auto zog und ihn über die Schulter warf.
„Was...?“ Ich berührte seinen Fuß und er schwieg sofort, was von mir gewollt war.
Dumme Kommentare konnte ich jetzt echt nicht gebrauchen. Meine Laune war irgendwo am Gefrierpunkt angekommen, ich war mehr als angepisst.<<
DAS IST EKELHAFT! WAH! ICH GLAUBS NICHT! *aufreg* Der ist so mies der Kerl!!!! WIEDERLICH!! ZORROOOO ICH BRING DICH UM!!!!
*Messer zückt und Zähne flescht* NIEMAND GEHT SO MIT MEINEM SANJILEIN UM!!! \T.T/

>>Irgendwelche Verbrecher behandelte ich bei weitem nicht so vorsichtig. Die hatten halt damit zu leben, wenn denen durch meine rabiate Fahrweise ein Arm flöten ging. <<
Bitte WAS? O__o''' VORSICHTIG? *das Wort mehrmals lesen muss*
DAS NENNT DER KERL AUCH NOCH VORSICHTIG??? *Arme in die Luft schmeißt*
ICH GLAUBS NICHT!!! RAAH!

>>Ich fühlte, wie sich ein dicker Klos in meinem Magen bildete. Da saß quasi ein lebender Toter neben mir. Unheimlich, zu wissen, wann jemand starb.<< DU BIST SOOO DOOF LORENOR ZORRO!!!! GLEICH STIRBST DU AUCH!
GRAAAURRRR Ò___ó

>>Das er wieder weinte, sprach dagegen.
Er tat mir Leid und das fraß an mir. Es hatte mir nicht Leid zu tun.<<
Omg... Q.Q Deine Story geht mir langsam aber sicher an die Substanz!!!
alleine die Vorstellung sanjilein so verzweifelt und alles .....X.X
*wieder die Fahne schwenkt* DU BIST GENIAL JESS!!!♥♥♥ OBERGENIAL! *mit dran fügt* *___*~~

>>Ich prustete, er prustete, wir begannen zu lachen, er krümmte sich nach vorne und lachte, ich krallte mich ans Lenkrad und tat es ihm gleich, und so schossen wir mit nicht angebrachtem Tempo in einem vollkommen vernichteten Wagen über die einsame Landstraße durch einen dichten Wald und brüllten, so bescheuert war das alles.<<
XXXD GENIAL! Haha~~

>>„Noch 200 Meter bis zum Ziel.“<<
*Mein Magen irgendwo im Nichts verschwindet* °.° WIE BITTE?

>>Öffne niemals das Päckchen. Fuck.<<
MUHAHA! SELBST SCHULD!
*voller Schadenfreude grinst*
*sich die Hände reibt wie der Grinch*
JUHU JETZT GEHTS AB! FLUCHT NUMMER 2!!!!!!!! :D
DU BIST SO OBERGENIAL ICH KANNS NICHT MIT WORTEN SAGEN *_______*
Weiter weiter weiiiteeeer~~~~~

Von:  Milaya
2009-08-10T10:02:21+00:00 10.08.2009 12:02
ich mag die Transporterfilme sehr gern, dementsprechend fand ich auch deine Story gut. Du hast alles einwandfrei und gut nachvollziehbar beschrieben. Total realistisch und auch dein Schreibstil lässt nicht zu wünschen übrig, mann denkt beim lesen gar nicht nach, sondern ließt einfach, weil es flüssig geschrieben ist.

Das du die Ich-Perspektive verwendest hat mir ebenfalls sehr gut gefallen, ich mag diese Perspektive...

Ich freue misch auf jeden fall schon mal auf die nächsten kappis^^

Bye Milaya
Von:  Janachen2811
2009-08-06T05:59:49+00:00 06.08.2009 07:59
sehr interesannte story.
finde deinen schreibstil sehr gut. halt nur ein paar kleine rechtschreibfehler drinnen ... passiert halt *smile*
bin schon darauf gespannt, wie es weiter geht

lg janachen
Von:  IchigoReiyo
2009-08-05T18:37:14+00:00 05.08.2009 20:37
Ha. Jetzt wird Zoro abgeknallt, weil er das 'Päckchen' geöffnet hat...

Du schreibst sehr schön. Einen sehr flüssigen Stil und sehr realistisch. Die schreibst, als eine von wenigen(!), abwechslungsreich und spannend aus der Ich-Perspektive. Zwar hätte ich teilweise etwas anderes erwartet, aber im Großen und Ganzen, ist die Story sehr gut. Auch bin ich gespannt, wie daraus eine 'Liebe' entstehen soll.

Naja, aber ein bisschen an der Rechtschreibung musst du noch üben. Die üblichen Fehler eben!

Aber alles in alles: sehr gut und ich bin gespannt wie es weitergeht!



LG Purple_Haze


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