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Hate Me || Love Me

Der Anfang von einem neuen Ende
von

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Vergangenes

Akuma hatte es sich auf dem Bett im Gästezimmer gemütlich gemacht. Er hatte schon lange keine solch warme und weiche Unterlage mehr gehabt, weshalb er sich genüsslich streckte. Er schloss die Augen und versuchte zu schlafen, doch irgendwie wollte es ihm nicht so ganz gelingen. Seine Gedanken wanderten umher und die Geschehnisse des Tages liefen vor seinem inneren Augen noch einmal ab. Nicht nur eine Menschenfamilie würde von nun an sein gewohntes Leben auf den Kopf stellen, sondern auch noch ein Engel. Ja, wie sollte so etwas denn überhaupt funktionieren? Ein Engel und ein Dänom unter ein und demselben Dach? Das konnte ja nur schief gehen. Doch wenn Akuma ehrlich war, war Tenshi im Großen und Ganzen völlig in Ordnung, auch wenn er manchmal etwas komisch drauf war. Dieser übertriebene Gerechtigkeitssinn und der ständige Drang den Menschen zu helfen, war wohl etwas, das jeder Engel intus hatte und Akuma einfach nur nervte.

//Die müssen sich aber auch wirklich immer und überall einmischen.//, grummelte er in Gedanken, machte sich aber auch klar, dass er von nun an damit auskommen musste. Immerhin würde Tenshi sicher nicht so schnell von hier verschwinden und es war unvermeidlich, ihn nicht anzutreffen. Er seufzte leise. Jetzt brachte ihn dieser Engel auch noch um seinen Schlaf, obwohl er garnicht da war. Bestimmt waren schon einige Stunden vergangen, denn im Haus war es mittlerweile ruhig geworden. //Ich sollte mir kaltes Wasser ins Gesicht spritzen, vielleicht werde ich ja dann endlich diese Gedanken los und kann doch noch schlafen//, dachte sich der Dämon, quälte sich aus dem Bett und machte sich auf den Weg zum Badezimmer. Mit den Gedanken noch immer ganz wo anders, öffnete er die Tür und blieb nach dem Betreten des Raumes stehen. Täuschte er sich, oder sah er da wirklich gerade Tenshi in der Badewanne sitzen? Irgendwie realisierte er die Situation nicht ganz, sondern starrte den Blonden einfach nur an.
 

Das Bad war schon voll von den Dämpfen, die aus dem heißen Wasser aufstiegen, und man nur noch die größeren Gegenstände, wie den Wäschekorb, erkennen konnte. Seinen Kopf hatte Tenshi mittlerweile auf die Arme gelegt und beobachtete hin und wieder mit halb geöffneten Augen das Wasser unter sich, wie es hin- und herschwappte. Dabei dachte er noch einmal darüber nach, was bisher alles über ihn gesagt worden war und das, war alles andere als Lob gewesen. Man hatte ihm sehr deutlich gezeigt, was man von ihm hielt, ob nun im Himmel oder hier in Tokyo, überall hasste man ihn, für das was er war und was er tat. Doch Mitleid bekam er dafür nicht, er wollte auch keins. Trotz der neuen Chance, die man ihm gegeben hatte, hätte er sich mit Sicherheit isoliert, wäre dann psychisch wie körperlich daran kaputt gegangen, und anschließend wäre er Nagori in den °Seelenfluss° gefolgt. Doch so war dem nicht. Er war immer noch hier, und - auch wenn es sich manchmal so anfühlte - er war nicht allein. Seine Schwester und der Rest der Familie standen immer noch hinter ihm, selbst Shouta - obwohl er ihn weder sehen noch hören konnte - gab ihm irgendwie die Kraft weiterzumachen, und...

„Akuma?“, kam es plötzlich verwundert über seine Lippen, als er den nicht zu übersehenden Dämon im Türrahmen stehen sah. Was machte er denn hier? Wollte er nicht eigentlich schon längst schlafen? Der Engel hob seinen Kopf und sah ihn fragend an. „Stimmt irgendetwas nicht? Jetzt sag bloß, es ist verboten hier zu baden.“

Durch Tenshis Stimme wurde der Dunkelhaarige aus seinen Gedanken gerissen, in welche er schon wieder abgedriftet war. "Hm...", gab er nur von sich, wusste nicht, was er Großartiges sagen sollte. Da war er mit dem Bemühen ins Badezimmer gekommen, den Engel aus seinen Gedanken zu verbannen und dann musste ihm ausgerechnet dieser hier über den Weg laufen. Das Schicksal meinte es heute eindeutig nicht gut mit ihm.

Als ob er Kopfschmerzen hätte, griff er sich mit einer Hand an den Kopf und rieb sich über die Augen. "Schon gut, mach was du willst", sagte er dann endlich mit monotoner Stimme und ging zum Waschbecken. Er drehte den Wasserhahn auf und hielt seine Hände unter das kühle Wasser, ehe er sich dieses erfrischende Nass ins Gesicht spritzte. //Ah, das tut gleich viel wohler//, dachte er sich und machte sein Gesicht gleich noch ein zweites Mal nass.

Tenshi blinzelte ihn noch ein paar Mal an, bevor er ihm dann schweigend den Rücken kehrte und zur gegenüberliegenden Kante schwamm, nur um sich da in dieselbe Position zu begeben, wie er es vorher schon getan hatte. Diese Badewanne war wirklich groß. Groß und rund. Bestimmt badete Shouta hier ab und zu mit seinen Eltern. Obwohl man das in seinem Alter bestimmt nicht mehr allzu oft tat. Er selbst war immer leidenschaftlich gern zu den himmlischen Quellen gegangen, auch wenn sie sich kaum von denen der Menschen unterscheideten und somit eigentlich nichts besonderes waren.
 

Akuma hob leicht den Blick und sah in den Spiegel, der über dem Waschbecken angebracht war. Zuerst besah er sich sein eigenes Spiegelbild, doch dann glitt sein Blick zu dem Engel, welcher noch immer hinter ihm in der Wanne saß. Von hier aus konnte er zwei lange Narben auf dessen Rücken entdecken. Sogleich wurde ihm klar, dass dort einmal weiße Flügel gewesen sein mussten. //Es ist sicher nicht leicht, wenn man die Fähigkeit verliert zu fliegen//, schoss es ihm durch den Kopf und konnte sich garnicht vorstellen wie es sein würde, wenn er jetzt derjenige ohne Flügel gewesen wäre. "Hat es weh getan?", stellte er ihm dann die Frage, ohne eine Andeutung darauf zu machen, von was er eigentlich genau sprach. Er stellte das Wasser wieder ab und drehte sich zu dem Engel um, lehnte sich an das Waschbecken und sah ihn unverwandt an.

Mit einem verwirrten Gesichtsausdruck drehte sich der Blonde zu ihm um. Was meinte er? Doch statt ihn direkt zu fragen, überlegte er selbst für einen Moment und kam dann zu dem Entschluss, dass er wohl seine Narben gesehen haben musste. //Was für 'ne blöde Frage//, dachte er und hob leicht eine Augenbraue. Kannte Akuma überhaupt sowas wie Leid und Schmerz? Sicher war er sich da jedenfalls nicht. „Wie soll ich dir das erklären?“, begann er und überlegte weiter. „Es war so, als würde man dir die Haut abziehen und dir gleichzeitig die Wirbelsäule herausreißen wolllen. Wie soll's schon gewesen sein? Schmerzhaft eben“, doch wusste er, dass dieser vollzogene Akt längst nicht so schlimm gewesen war, wie die Angst davor selbst. Und er erinnerte sich nur ungern daran, denn solange war es ja noch nicht her. Dennoch zeigte er kein bisschen Emotion, während er sprach. Warum auch? Er wollte nicht noch schwächer wirken, als er es ohnehin schon war.
 

Sein Gegenüber hörte aufmerksam zu. Es hörte sich wirklich mehr als einfach nur schmerzhaft an, was Akuma aber auch wunderte, da der Engel während der Beschreibung nicht die kleinste Gefühlsregung zeigte. Er blickte ihm ruhig in die Augen und dachte nach. Es wunderte ihn, dass es solche höllischen Schmerzen nicht nur bei Dämonen gab, sondern auch bei den himmlischen und heiligen Geschöpfen. Deren Welt war wohl ebenfalls lange nicht so perfekt, wie sie andere immer glauben machen wollten. Er konnte sich durchaus vorstellen, wie sich Tenshi fühlen musste, wenn er über diese Bestrafung redete und daran dachte. Für ihn war es ja nichts Neues, solche Geschichten zu hören. Früher, als er noch unter einem dunklen Fürsten gedient hatte, wurde jeder noch so geringer Ungehorsam mit qualvoller Folter bestraft, auch wenn es noch so kleine Vergehen waren wie das Umwerfen einer Vase. Oft hatten Schreie durch die große, verlassene Burg gehallt, welche ihm jedes mal eine leichte Gänsehaut bereitet hatten. Doch mit der Zeit hatte man sich an dieses Klagen gewöhnt, doch spätestens dann wurde man daran erinnert, wenn man selbst angekettet im Kerker lag. Wenn man mit glühend heissen Schwertspitzen, die sich qualvoll langsam über die Haut zogen, immer und immer wieder in Berührung kam, wenn einem mit Hilfe von schwarzer Magie das Blut zum Kochen gebracht wurde und man dachte, man würde von innen heraus verbrennen, ja gar verdunsten. Doch das alles war meist erst nur der Anfang. Nicht einmal Akuma, die rechte Hand des Fürsten, war vor solchen Folterstunden verschont geblieben.

Doch alles, was man in solch einem Moment tun konnte war, die Schmerzen zu ertragen, sich einzureden, dass es gar nicht so schlimm war und die eigenen Emotionen des Leids zu unterdrücken, bevor man den Verstand verlieren konnte. Narben waren also für den Dämon nichts Neues, hatte doch jeder seines Gleichen welche. Aber bei einem Engel war es etwas Anderes, zumindest aus seiner Sicht. Narben sahen einfach auf der hellen, makellosen Haut eines Engels, wie der Tenshis, ungewöhnlich und fehl am Platz aus. Es musste wirklich sehr schmerzhaft für ihn gewesen sein. Der Dämon rang sich ein leichtes, verstehendes Lächeln ab, schwieg jedoch.
 

Tenshi konnte nicht genau sagen, ob Akuma wusste, wovon er da sprach. Er gehörte schon eher zu der Generation, in der man kaum noch ein Wort über die Dämonenwelt verlor. Ihm wurde immer eingeredet, dass sie nicht dazu gehörten, dass sie anders waren und dass sie einem nicht interessieren sollten. Mit anderen Worten: Sie waren das Böse, und die Engel sollten sich von allem, was mit diesem Begriff zu tun hatte, immer fernhalten. Doch ihm würden glatt nochmal die Flügel herausgerissen werden, würde er behaupten, dass Akuma genau das war, wovor man ihn immer gewarnt hatte. Er entsprach den Erzählungen und Legenden nicht so ganz. Er war anders, er war... irgendwie ganz nett, natürlich nur auf seine Art und Weise, und wenn sich Tenshi vornahm sich jetzt wirklich zu ändern, würde ihn vermutlich nicht einmal mehr das stören. Nicht zu vergessen dieses ständige Starren, das ihm immer das Gefühl gab, als er würde er irgendetwas falsch machen. Auf Akumuas Lächeln hin ließ er sich nur etwas tiefer ins Wasser sinken. Er badete jetzt bestimmt schon eine halbe Stunde und doch war das Wasser immer noch sehr warm.

Der Dämon hatte nicht vor, jetzt aus seiner Vergangenheit zu erzählen. Am liebsten würde er nicht einmal daran denken. Doch Tenshi schien in Gedanken versunken zu sein, was ihn auch an seine eigene Vergangenheit denken ließ. Das versuchte er jedoch immer zu vermeiden. Was hatte das Vergangene für ihn noch zu bedeuten- hier und jetzt? Er hatte mit diesem Kapitel abgeschlossen und wollte auch nicht mehr daran zurückdenken, wie er sich damals von den Dämonen losgesagt und abgehauen war. Es hatte Jahre gedauert, bis die Jagd nach ihm endlich etwas nachgelassen hatte und er nicht mehr ständig auf der Flucht war, sich nicht mehr an jeder Ecke mit anderen Dämonen auf einen Kampf einlassen musste. Dennoch war es klug, wenn er sich weiterhin ruhig verhielt und versteckt lebte, nicht unnötig auf sich aufmerksam machte. Vielleicht würden ihn die Dämonen irgendwann vergessen und gar nicht mehr über seine Existenz Bescheid wissen, doch bis dahin vermied er jede Konfrontation zu Seinesgleichen. Auch gegenüber Engeln verhielt er sich distanziert, doch in diesem Fall war das wohl kaum möglich. Noch eine Weile betrachtete er ihn unbewegt. Der Engel schien keine Anstalten zu machen, aus der Wanne zu steigen, also atmete Akuma schließlich geräuschvoll aus. "Wie auch immer... Ich werde jetzt schlafen gehen", sagte er dann und gähnte demonstrativ. Er streckte sich etwas und bewegte kurz seine Flügel.

"Ja, tu das. Ich werd' mich auch gleich hinlegen", blubberte er nur daraufhin. Als er das Bad schließlich wieder verließ, sah er ihm noch für einen kurzen Moment nach. Schon komisch, dass er ihn so etwas gefragt hatte. So neugierig hatte er ihn eigentlich garnicht eingeschätzt. Zehn Minuten später stieg er dann endlich aus der Wanne, wickelte sich in ein weißes, flauschiges Handtuch ein, nahm seine Sachen und ging anschließend in den Keller. In einer Ecke hinter einem zerissenen Vorhang, fand er zu seinem Glück noch eine etwas ältere Matratze, die wohl keiner zu benutzen schien und bloß als Ersatz diente. Er platzierte sie direkt unter einem kleinen quadratischen Fenster und holte ein weiteres technisches Gerät aus seiner Jackentasche hervor. Er brauchte nur auf einen der Knöpfe zu drücken und schon spuckte dieses Gerät seinen Koffer aus. Doch bevor er diesen öffnete, trocknete er sich erstmal ab und zog sich seinen Pyjama an. Dann bezog er die Matratze noch und nahm einfach sein Handtuch als Decke. Nun wühlte er in seinem Koffer und holte ein mittelgroßes, grünes Buch und einen Kugelschreiber hervor. Schließlich musste er sich Notizen zu seiner Arbeit machen und diese dann dem °himmlischen Gericht° vorlegen. Allerdings machte er dies in Form eines Tagebucheintrages. So war es viel persönlicher und für ihn auch wertvoller. Das Buch selbst musste er ja beim Gericht nicht abgeben, er konnte die Einträge jederzeit neu verfassen, und zwar genau so wie sie es haben wollten. Für einen Augenblick tippte er mit dem Stift gegen sein Kinn und überlegte angestrengt.

"Liebes Tagebuch,

der heutige Tag war wirklich mehr als chaotisch. Ich hatte mich schon wahnsinnig darauf gefreut meinen neuen Schützling, Shouta, kennenzulernen, doch meinte es das Schicksal nicht gut mit mir und...", er hielt inne und versuchte die richtigen Worte zu finden. "brachte mich mit einem gewissen Objekt der Hölle zusammen. Dieses 'Objekt' ist ein weitaus größerer Störfaktor meiner Arbeit als ich anfangs vermutet hatte..."
 

Akuma war derweil mit gemächlichen Schritten wieder in das Gästezimmer gegangen, das er nun sein Eigen nannte. Er warf einen Blick durch das Fenster nach draußen in den kleinen Garten. Dunkelheit. Nur das ferne Licht der beleuchteten Stadt warf lange, schwarze Schatten. In all den Jahren war es zu einer Angewohnheit geworden, die Umgebung nach möglichen Störenfrieden abzusuchen, bevor er sich schlafen legen wollte. Er legte sich auf das Bett und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, schloss müde seine Augen. Nun hörte er nur noch die leisen Geräusche der Nacht. Im Haus war es soweit still, im Garten vernahm er das leise Zirpen von Grillen und das Rauschen der Büsche im leichten Wind. Weiter entfernt fuhren noch einige Autos, aber auch diese wurden weniger, war es doch schon mitten in der Nacht. Seine Gesichtszüge zuckten kurz, als er plötzlich Schritte auf dem Flur vernahm, doch er entspannte sich auch gleich wieder, war es doch nur Tenshi, wie er vermutete. Er lauschte den Schritten und bemerkte, dass sie die Stufen hinabgingen. Akuma schmunzelte leicht. Dieser Engel ging doch tatsächlich hinunter in den Keller wie er es ihm gesagt hatte. Tenshi hätte sich ja sonst wo hinlegen können, aber er schien tatsächlich sein Wort zu halten, was der Dunkelhaarige ehrlich gesagt, nicht erwartet hätte. Nach einer Weile drifteten seine Gedanken weiter ab und er schlief endlich ein.
 

Tenshi seufzte und schloss das Buch. Das war also sein erster Tag gewesen. Garnicht auszudenken, wie der morgige Tag sein würde. Doch er dachte jetzt lieber nicht daran, denn das würde ihn nur am Schlafen hindern. Für eine Weile verharrte sein Blick noch auf der Deckseite des Buches. Für die einen mochte es vielleicht kindisch sein, so etwas wie ein Tagebuch zu führen, doch für so manchen war es eine gute Möglichkeit genau die Geschehnisse, die hauptsächlich sehr emotional gewesen waren, zu verarbeiten. Nachdem er seinen kurzen Gedankengang beendet hatte, verstaute er es wieder in seinem Koffer, deckte sich mit dem inzwischen trocken gewordenen Handtuch zu, knipste die kleine Lampe aus, die er neben sich noch aufgestellte hatte und drehte sich dann auf die Seite. Er wurde ruhiger und so langsam schlossen sich auch seine Augen, die erst um halb zehn wieder das Tageslicht erblickten. Gähnend setzte er sich aufrecht und rieb sich die Augen. Von draußen waren dumpf erzürnte Stimmen zu hören. Na, der Tag fing ja schon mal wieder gut an.

"Was ist denn jetzt schon wieder?", seine Stimme klang noch etwas heiser. Mit einem müden und gleichzeitig verärgerten Gesicht ging er zur Tür und öffnete sie. Was jedoch ein Fehler war, wie sich dann herausstellte, denn sofort kamen ihm sämtliche Hunde und Katzen entgegen, sprangen ihn an und warfen ihn schließlich um. "Uhaaa!!!", schrie er, und lag alle viere von sich gestreckt, den Tieren förmlich ausgeliefert, auf dem Boden. Immer wieder tappsten mehrere Pfoten auf seinem Gesicht herum. //Woher kommen die denn nur alle?!//
 

Akuma lachte bei diesem köstlichen Anblick. "Miezmiez~ komm her du putziges Kätzchen", sagte er dann mit süßer Stimme und kraulte das angesprochene Tier hinter den Ohren, welches sich auf Tenshis Kopf gemütlich gemacht hatte. Er musste schon sage, diese Idee, Hunde und Katzen ins Haus zu locken, war ein guter Einfall gewesen. Vor allem, wenn man sich dieses entstandene Chaos ansah. Aufgebrachte Rufe drangen durch das Haus. Die Mutter rannte mit einem Besen in der Hand durch die Räume und versuchte, die Tiere wieder nach draußen zu scheuchen, was ihr nur mit großer Mühe gelang. Der Vater währenddessen schalt den jungen Shouta, weshalb er diese Tiere ins Haus gelassen hatte. Der Junge war es nämlich gewesen, welcher die Türe geöffnet hatte und die Hund-und-Katzen-Jagd somit nach drinnen verlegt hatte.

"Tja, das passiert nunmal, wenn man mich am Wochenende nicht ausschlafen lässt", grinste der Dämon und sprang kurz zurück, wich einem vorbeilaufenden Hund aus. Was mussten diese Menschen auch an einem Samstag so früh aufstehen? Weder musste Shouta in die Schule, noch musste der Vater in die Arbeit, warum also der morgendliche Lärm zu solch unchristlichen Zeiten? "Hat der Herr Engel denn gut geschlafen?", fragte er dann beiläufig ohne wirklichem Interesse, ignorierte die Tatsache, dass eben dieser noch auf dem Boden lag, unter Katzen und Hunden begraben. Er fand diesen Anblick wirklich amüsant, wie Tenshis Kopf zwischen dem ganzen Fell hervorlugte.

Der Engel versuchte die Katze von seinem Kopf zu nehmen, doch schien sie da ganz hartnäckig zu sein, denn sie wollte ihn einfach nicht mehr loslassen. Im Gegensatz zu den Menschen, waren auch die Tiere imstande, Engel und Dämonen zu sehen. "Argh, geh runter!", schimpfte er, doch krallte sich die Katze nur noch fester und zerkratzte dabei sogar teils sein Gesicht. "Wirklich sehr witzig, Akuma!", als er es endlich geschafft hatte, die Katze herunterzunehmen, sah er mehr als nur zerzaust aus. Seine Haare standen in alle Richtungen ab, in seinem Gesicht schmerzten die eben frisch zugefügten Kratzer und seine Augen verrieten, dass er erst vor ein paar Stunden wohl eingeschlafen war. Aber, dass er hier ausschlafen konnte, hatte er ja eigentlich nicht erwarten können. Ihm würden wohl noch öfters solche Aktionen den Schlaf rauben. Grummelnd stand er auf und schob dabei einige Katzen und Hunde beiseite. "Ist wohl besser, wenn ich mir auch eine Strafe ausdenke, da du ja meinen Schlaf gestört hast..", murmelte er eher leise und ging, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, nach draußen auf dem Flur, um sich erstmal um die etwas größeren Tiere zu kümmern
 

Akuma schmunzelte leicht, nachdem sich Tenshi mit zerstrubbeltem Haar wieder aufgerichtet hatte und folgte ihm dann, sah ihm bei der "harten" Arbeit des Aufräumens zu und zog ihn mit einigen Kommentaren auf. Es dauerte etwa eine Stunde bis sie alle Tiere wieder losgeworden waren. Alle? Nein. Shouta war so gerissen gewesen und hatte seine liebe Mutter gefragt, ob er nicht gleich einen dieser Dalmatinerwelpen behalten könnte. Und da sie dem süßen, unschuldigen Blick ihres Sohnes selten widerstehen konnte, hatte sie dann auch "Ja" gesagt. Natürlich ohne der Einwilligung seines Vaters, aber der war sowieso gerade viel zu sehr mit Jubeln beschäftigt. Derweil hatte es sich Akuma auf dem weichen Sofa im Wohnzimmer gemütlich gemacht und lauschte der Unterhaltung der Menschen. "Seht her! Ich habe doch immer schon gesagt, dass es sich lohnt Kreuzworträtsel zu machen!", daraufhin sah ihn seine Familie fragend an. "Wir fahren dieses Wochenende in den Westen zum Meiji-Schrein, denn wir machen dort Urlaub!"

"Was? Urlaub? Das ist ja klasse!", vor Freude hatte sich Tenshi gleich von der Treppe erhoben, auf die er sich zum Ausruhen gesetzt hatte. Er war von dieser Idee mehr als begeistert, denn bisher hatte er noch nie Urlaub gemacht, und sei es auch nur für ein Wochenende. "Aber nicht wirklich, oder? Was soll ich denn in einem Schrein anfangen? Das schlagt euch lieber wieder aus dem Kopf", sagte der Dämon entschieden dagegen, als ob sein Einwand irgendwelche Auswirkung auf die Entscheidung der Menschen hätte, doch im nächsten Moment wurde er schon vom Gegenteil überzeugt. Mit einem genervten Seufzen versank er tiefer in den Kissen. //Verdammt. Was macht bitte ein Dämon an einem heiligen Ort wie einem Schrein? Ich könnte ja auch hier bleiben, aber - nee! Das wär zu langweilig.//, überlegte er und stand dann schließlich auf. //Hoffentlich sind dort keine anderen Engel. Die würden mir sonst noch glatt den Kopf abreißen, wenn sie sehen, dass ein Dämon deren Reich betritt.//

Shouta und seine Mutter waren ebenso aus dem Häuschen und freuten sich schon wahnsinnig auf den Meiji-Schrein. "Nach all dem Umzugsstress, den wir nun größtenteils bewältigt haben, haben wir uns das jetzt wirklich verdient", sagte die Mutter, lächelte und sah sich nochmal kurz um, so als bräuchte sie eine Bestätigung für das Gesagte. "Aber nur, wenn Shouta nicht noch anfängt, Delphine mit nach Hause zu nehmen."

"Ah ja... apropos Tiere..", während sie ihm das mit dem Dalmatiner beichtete, gingen Shouta und Tenshi schon mal ihre Koffer packen. Nachdem der Engel wieder gekommen war, stellte sich Akuma zu ihm, während er darauf wartete, dass die Menschen mit dem Packen fertig wurden. Er selbst brauchte nichts einzupacken, denn alles war er hatte, trug er immer bei sich und konnte er mit Hilfe seiner dämonischen Fähigkeiten erscheinen und verschwinden lassen, wann und wo er wollte. Sein Blick glitt kurz zu dem Blonden, welcher sich über diese Entwicklung der Dinge zu freuen schien. Als dann alle draußen ums Auto standen, und die Sachen verstauten, meinte Akuma mal wieder, er könnte den Engel ja vielleicht dazu überreden am Schrein zu bleiben:

"Wenn´s dir bei dem Schrein so gut gefällt, dann kannst du gerne auch dort bleiben", schlug er theorethisch vor und verschränkte die Arme. "Das hättest du wohl gern, was? Aber das kannst du mal schön vergessen!", sagte er mit einer leicht eingeschnappten Miene. "Und überhaupt... Wieso kommst DU eigentlich mit? Wir fahren zu einem Schrein, und da hat so etwas, wie du nichts zu suchen! Außerdem, wolltest du nicht deine Ruhe haben? Das wäre doch jetzt die perfekte Gelegenheit", natürlich interessierte es ihn nur, dass er seine Ruhe dann haben würde.

"Und wehe dieser Hund macht meine Ledersitze dreckig! Dann setz ich ihn irgendwo auf dem Weg dorthin aus!", mahnte der Vater seinen Sohn und stieg mit einem lauten Türknall ins Auto. Die Mutter, Shouta und Tenshi taten es ihm gleich und stiegen ebenfalls ein. Zum Glück war es ein richtig großes Familienauto, was aber nur daran lag, dass Shoutas Vater dieses oft für seine Arbeit zum Transportieren für bestimmte wertvolle Dinge brauchte. "Wir müssen ihm noch einen Namen geben", bemerkte Shouta nebenbei und begann zu überlegen, nachdem auch Akuma eingestiegen war, der Vater den Motor startete und losfuhr.



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