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Alles, was du willst

Ein ganz normaler Männerhaushalt [Kanda x Lavi]
von

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2. Befehl: Offenbar mir deine Geheimnisse!

So, auch ein bisschen überarbeitet.^^ Ist auch 'ne gute Gelegenheit, die ganzen ellenlangen Vor- und Nachwörter verschwinden zu lassen *g*.
 

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[Tag 2: Dienstag, 14. August 2009, 06:52Uhr - Der absolute Fail-Tag]
 

Nach dem am gestrigen Tag stattgefundenen Chaos hatte er sich eigentlich vorgenommen, heute ein wenig länger zu schlafen, um den heutigen ein klitzekleines bisschen erträglicher zu gestalten. Theorie so weit so gut, doch sah es mit der Praxis leider ein wenig anders aus...
 

„Yū-chan! Aufstehen!“

Der neu errungene Alltag begann ein zweites Mal, nervenabtötende Formen und Farben (und Klänge) anzunehmen. Die Form war ein verdammt bekanntes, grinsendes Gesicht, die Farbe war Feuerrot und der Klang würde seine Ohren noch vor ihm in Rente gehen lassen, wenn nicht, verdammt noch mal, endlich eine Fernbedienung erfunden werden würde, mit der man ihn abschalten konnte. Noch viel schlimmer als die genannten Dinge war allerdings die Tatsache, dass besagte Farben, Formen und Klänge allesamt mit einer einzigen Person fusioniert waren, die sich penetranter Weise über ihn gebeugt hatte und ihn an seinem wohlverdienten Schlaf hinderte.

„Lass mich in Ruhe, verdammt!“, raunte Kanda, schlug die Lider zu und legte sich auf die Seite, obwohl ihm bewusst war, dass solche Gesten nicht ausreichten, um Quatschkopf Lavi effizient abzuwimmeln. Nein, definitiv nicht; wahrscheinlich hatte er gerade alles noch viel schlimmer gemacht.

„Sei nicht so stur, du hast schon lange genug geschlafen!“, quängelte Lavi und meinte sich die Frechheit nehmen zu dürfen, einfach auf Kandas Bett zu klettern und sich über ihn zu knien. Erschrocken über das plötzliche Gewicht, mit der die Matratze belastet wurde, riss Yū die Augen auf und drehte sich auf den Rücken.

„Was zur Hölle soll das?! Geh von meinem Be-...von mir runter!“

Nein, seine Wut derart zum Ausdruck zu bringen, hatte wenig Sinn. Gerade das war es nämlich, was Lavi solchen Spaß bereitete und ihn dazu antrieb, seine Schandtaten fortzuführen.

„Ich bin hier der, der die Befehle erteilt, schon vergessen?“

Um das Übel vollkommen zu machen, beugte er sich noch weiter zu Kandas Gesicht und piekte ihm mit einem frechen Grinsen in die Wange.

Das Schicksal war ein verdammter Mistkerl und die diesjährigen Sommerferien waren dessen kleiner Bruder. Anders konnte er sich sein Pech einfach nicht erklären.

„Du verdammter...“

Blitzschnell ergriff er Lavis Handgelenk und holte nach einem Tritt aus, doch der andere war schneller, konnte sich losreißen und aufspringen, bevor es zu spät war. Lässig verschränkte er die Arme hinter seinem roten Schopf und sagte: „Du bist echt knuffig, Yū-chan!“

Allein für diese Bemerkung hätte Kanda ihm liebend gern den Hals umgedreht, doch fehlten ihm dazu einfach die Nerven, woran Lavi nicht ganz unschuldig war. Stattdessen riss er voller Elan die Decke vom Leib, setzte sich auf die Bettkante und starrte sein Gegenüber finster an.

„Warum bist du schon so früh wach?! Wir haben Ferien!“

„Naja... Ich kann in unbekannter Umgebung nun mal nicht gut schlafen, da wach ich immer so früh auf.“

„Dann geh doch nach Hause“, warf Kanda ein, während er aufstand und die Arme vor der Brust verschränkte. Lavi tapste seinem Kumpel hinterher, welcher mürrisch in Richtung Küche stampfte.

„Ich könnte niemals verantworten, meinen Sklaven einfach allein zu lassen“, neckte er ihn, und bei dem Wort ‚Sklave‘ richteten sich bei Yū jegliche Nackenhaare auf.

„Red keinen Mist.“
 

Der heutige Morgen hatte noch eine Spur beschissener begonnen als der gestrige, was Kanda bis vor wenigen Minuten nicht für möglich gehalten hatte, doch Wunder geschehen nun mal - zumindest die schlechten.

Noch immer schlaftrunken, setzte Kanda seinen Weg fort, blieb planlos vor dem Kühlschrank stehen, öffnete ihn resigniert und erblickte die grausame Wahrheit, die aus nichtvorhandenen Dingen, die eigentlich vorhanden sein sollten, bestand.

„Warst du gestern nicht einkaufen?“, fragte er, und Lavi horchte aufmerksam auf.

„Ja, klar, aber halt nur für gestern. Hätte ich denn mehr einkaufen sollen?“

...von wegen ‚beim Haushalt behilflich sein‘. Die Tatsache, dass er ein verdammt schlechter Hausmann war, konnte er nicht bestreiten, doch dass es tatsächlich jemanden gab, der noch unfähiger war als er in persona, hätte er nun wirklich nicht in Erwägung gezogen.

„Du Idiot! Wenn man Nahrungsmittel einkaufen geht, dann für mehrere Tage, alles andere ist doch totaler Schwachsinn!“

„Ja, ok, hab’s ja kapiert“, winkte Lavi ermüdet ab, „Dann geht halt einer von uns heute nochmal einkaufen, daran soll es ja nicht scheitern.“

„Wenn du gehst, wird es aber wieder scheitern... Ich mach das heute, sonst verhungern wir wegen dir noch!“

Schon mehrmals war Lavi die Idee gekommen, Kanda schlicht und einfach sein dämliches Herumgefluche zu verbieten, doch da er sich sicher war, dass der andere diesem Befehl niemals in seinem oder irgendeinem anderen Leben nachkommen könnte, ließ er es bleiben. Außerdem waren seine individuellen emotionalen Ausbrüche ein Teil von ihm, zugegebenermaßen sogar ein ziemlich lustiger, gar niedlicher Teil, doch würde Lavi ihm das gestehen, wäre er definitiv um zwei Köpfe kürzer, wenn nicht sogar drei.
 

Ohne Frühstück und ein weiteres Wort machte sich Kanda auf in die unergründlichen Tiefen des Einkaufszentrums, während Lavi sich auf das noch immer nichtgemachte Couchbett niederließ und geistesabwesend ins Leere starrte.

Lavi allein zu Haus.

Nein, falsch.

Lavi allein in Kandas Elternhaus. Und verdammt, ohne den achtzehnjährigen Sohn war es totenstill und sterbenslangweilig, und das, obwohl er gerademal seit zehn läppischen Minuten alleine war. Was machte man(n) denn auch schon allein zu Haus? Vor allem in einem fremden Haus? Er hatte immerhin Sommerferien, die Ferien, auf die er das ganze Jahr lang sehnlichst gewartet hatte, und jetzt tat er auch nicht viel mehr als in der Schule - stumpf herumsitzen und geistesabwesend ins Leere starren. Viel lieber wollte er raus, die Wärme, die Sonne, das schöne Wetter, ja, ganz einfach die Tatsache, keine Schule zu haben, genießen, doch praktisch umsetzbar war das mit einem Kerl wie Yū eher weniger. Dieser mochte keine Menschenmassen, keine öffentlichen Veranstaltungen, geschweige denn Partys oder anderweitige Festlichkeiten; er wollte lediglich seine Ruhe haben und - wenn möglich - alleine sein. Dann war er glücklich. Also der ultimative Sommerferien-Fail!

Für einen kurzen Moment zog Lavi in Erwägung, für ein paar Minuten einfach allein nach draußen zu gehen und frische Luft zu inhalieren, doch da fiel ihm ein, dass Yū den Schlüssel dabei hatte - tja, Pech musste man(n) haben.

Seufzend stand er auf, stemmte die Hände in die Taille und musterte das Wohnzimmer. Irgendetwas musste es in diesem großen Haus doch zu tun geben! Und als er kurz, aber intensiv über diese Feststellung nachdachte, kam ihm tatsächlich ein Geistesblitz, der zwar nicht so erfreulich wie ersterer Einfall war, aber dennoch effizient gegen jegliche Langeweile vorging - aufräumen! Ja, das konnte ein so großes Haus wirklich vertragen; mit Sicherheit beherbergte es genug Ecken, die nur so darauf warteten, von ihm entstaubt zu werden. Er selbst war eigentlich ein ungemein unordentlicher Mensch, der sich in bombeneinschlagähnlichem Chaos wohl und geborgen fühlte, doch diese völlig banale Leidenschaft wollte er weder an Kanda noch an dessen vier Wänden auslassen.

Langer Gedankengang, etwas mehr als gar kein Sinn: Ran an die Arbeit!
 

Derweilen schob Yū einen noch immer völlig leeren Einkaufswagen vor sich herum und fragte sich, was für ein unbeschreiblich dämliches Bild er gerade abgäbe. Hoffentlich würde er niemandem begegnen, der ihn kannte - nein, sowas durfte einfach nicht passieren! Mit einem Mal wünschte er sich, doch Lavi zum Einkaufen geschickt zu haben, aber jetzt steckte er mittendrin, zwischen älteren Damen und schwangeren Hausfrauen bis hin zu alleinerziehenden Familienvätern - kurzum: In der ultimativen Hölle.

Demotiviert setzte er seinen ziellosen Weg fort und dachte darüber nach, was er heute überhaupt essen wollte. Und da, ganz plötzlich, wie aus dem Nichts, kam ihm eine Einleuchtung, wie er sie noch nie zuvor gehabt hatte... und einen kurzen Moment später hätte er sich am liebsten gegen die Stirn gehauen, um seinem Unverständnis, weshalb er nicht schon früher darauf gekommen war, den nötigen Ausdruck zu verleihen.

Kurzer Gedankengang, monströser Sinn: Auf ging’s zur Nudelabteilung...
 

Etwa eine Stunde später, nachdem Kanda erleuchtet worden war, war Lavi der selbstbewussten, aber verdienten Meinung, gut vorangekommen zu sein. Zu allererst hatte er sich das Bad vorgenommen, das zusammen mit der Küche am längsten zu säubern gedauert hatte, doch hätte er sich auch nie erträumen lassen, was man in einem optisch vollkommen makellosen Wohnzimmer alles an Ecken und Kanten auffinden konnte, in denen sich Staub abgesetzt hatte. Jetzt hatte er alles zu seiner nötigen Zufriedenheit erledigt... alles, bis auf ein Zimmer - Kandas Zimmer.

Durfte er da überhaupt rein, ohne mit diversen Mordplänen zu rechnen, sofern Kanda es rausbekäme? Wobei... jemand wie Yū hatte sowieso nichts, was er vor der Außenwelt verheimlichen wollte. Lavi zweifelte sogar an den ein oder anderen Pornoheftchen, die grundsätzlich so gut wie jeder nichthomosexuelle Mann unter seinem Bett versteckte, und das, obwohl Kanda seiner Meinung nach einen, an und für sich, eingefleischten Hetero abgab. Nun gut... diese dermaßen sinnlosen Gedankengänge hätte er sich auch sparen können. Mit Sicherheit war nichts Schlimmes dran, ohne die Erlaubnis seines Kumpels reinzugehen und ein wenig sauber zu machen. Und selbst wenn doch: Die Wette stand weiterhin. Wenn hier einer irgendjemandem etwas verbieten konnte, dann ja wohl er!
 

Lavi kannte Kandas Zimmer sehr gut - fast so gut, wie er ihn kannte. Doch bisher hatte er lediglich auf der Bettkante gesessen oder stumpf in der Mitte des Raumes herumgestanden; zum ‚genauer unter die Lupe nehmen‘ war es seit all den Jahren noch nie gekommen - bis jetzt. Mit einem Lappen in der rechten und einem Staubwedel in der linken Hand stürzte sich Lavi ins Gefecht und durfte beim oberflächlichen Putzen feststellen, dass dieses Zimmer von all denen, die er bisher in die Mangel genommen hatte, am saubersten war. Auf Kandas Sinn für Ordnung konnte man wahrlich neidisch sein (natürlich war er das nicht, weil er sich in bombeneinschlagähnlichem Chaos wohl und geborgen fühlte). Und sogar der winzig kleine Hoffnungsschimmer auf alte, vernachlässigte Playboy-Ausgaben unterm Bett wurde nicht erfüllt - alles, was er darunter fand, waren lediglich ein paar unbedeutende Staubkörner, die es der Rede nicht Wert waren. Mehr als ein großes Bett, ein fichtenhölzerner Kleiderschrank und ein Schreibtisch aus demselben Material befand sich auch gar nicht in dem geräumigen Zimmer, weshalb ihm nun nur noch letzteres Möbelstück übrigblieb. Da die Oberfläche bereits blitzeblank war, blieb ihm nichts weiter übrig, als sich den an der Seite angebrachten Schubladen zu widmen, in welchen sich ebenfalls stinknormale Dinge wie Kulis, anderweitige Stifte, Schreibblöcke und sonstige schultaugliche Sachen befanden... in allen Schubladen, bis auf der untersten.
 

Während Lavi einem beflügelndem Zimmergeheimnis auf die Schliche kam, schleppte Kanda zwei bis zum Rand vollgestopfte Einkaufstüten nach Hause, war genervt, weil er in einer überdimensional langen Warteschlange an der Kasse hatte anstehen, sich nerviges Kleinkindgekreische hatte antun müssen und sich hinzukommend fast einen Bruch an dem ganzen Kram hob, den er gerade trug. Allerdings verspürte er auch eine gewisse Vorfreude auf den ganzen Kram, den er gerade trug, wenn dieser gekocht und fertig zubereitet war. Und auf einmal schoss ihm in den Sinn, dass Lavi gerade alleine bei ihm zu Hause war. Hoffentlich hatte dieser dumme Hase nichts angestellt! Wenn er Glück hatte, hatte er sich wegen mangelnder Aufmerksamkeit und aufkommender Langeweile endlich aus dem Staub gemacht und war wieder zurück nach Hause gegangen. Doch irgendwie mochte Kanda diese Prämisse stark bezweifeln.

Wie auch immer. Es war nur noch ein Katzensprung bis nach Hause, und die Tatsache, dass er heute noch keinen Bissen zu sich genommen hatte, trieb ihn dazu an, sich zusätzlich zu beeilen.
 

Die smaragdgrünen Augen standen weit offen und starrten auf das Fundstück, das rein zufällig in Lavis Hände geraten war. Und nein, es war kein Pornoheftchen! Nein, es war etwas völlig anderes... womit er niemals nie auch nur am vagesten gerechnet hatte. Es war...

...verdammt, hatte er da gerade Schritte gehört?!
 

Mühevoll hatte Kanda nach dem Schlüsselbund in seiner Hose gekramt, die Tür aufgeschlossen, die Tüten beim Eintreten in die nächstgelegene Ecke gepfeffert (was ihm gar nicht ähnlich sah - Kanda liebte die Ordnung und die Ordnung liebte ihn. Doch durch die anstrengende Einkaufstour lagen seine Nerven blanker denn je; er konnte das Zeug ja auch noch später an seinen rechtmäßigen Platz räumen) und nach Quatschkopf Lavi Ausschau gehalten, der sich weder im blitzblanken Wohnzimmer noch in der perfekt aufgeräumten Küche noch sonst irgendwo aufhielt, was dem anderen trotz der sich darbietenden Sauberkeit missfiel.

In seinem Zimmer hatte er noch nicht nachgesehen...
 

Hatte er sich das Geräusch etwa nur eingebildet? ...nein, natürlich nicht. Er hörte es wieder. Schritte, die immer lauter wurden und ihm näherkamen. Kanda sollte lieber nicht zu sehen bekommen, welch großen Fisch Lavi da aus der untersten Schublade geangelt hatte, sonst würde er total durchdrehen... oder... auch nicht? Eigentlich... ja, eigentlich war das, was er gefunden hatte, gar nicht so schlimm, weswegen er die Tatsache, dass er es gefunden hatte, vor seinem Kumpel verheimlichen müsste. Außerdem galt die Wette noch weitere sechs Tage, die in jeder noch so misslichen Situation sein letztes Ass im Ärmel war. Warum sich also vor der Wahrheit verstecken? Als er dann auch noch ein „Hey, Lavi, wo steckst du, verdammt?“ aus nächster Nähe vernahm, griff er sich imaginär ans Herz und gab ein „In deinem Zimmer, Yū-chan!“ als Antwort.

Ein freches, breites Lavigrinsen hatte sich auf seine Lippen gelegt.
 

Kandas Augen weiteten sich hasserfüllt. Tatsächlich, dieser Baka befand sich in seinem Zimmer... in seinem Zimmer! Schnellen Schrittes stampfte er in die Richtung, die er ohnehin hatte einschlagen wollen, kam vor der Tür an, riss diese auf und wünschte sich augenblicklich tot umzufallen, als er einen Blick in den Raum und anschließend auf den Gegenstand, der sich in Lavis Händen befand, warf. Doch zu seinem Leidwesen kam es nicht dazu.

„Schau mal, Yū-chan, was ich gefunden hab‘, als ich dabei war, dein Zimmer aufzuräumen!“ Zur Bewahrung jeglicher Unheilssteigerungen hielt Lavi den eingebundenen Gegenstand auch noch hoch und grinste sein Gegenüber verschmitzt an. Nein, verdammt, nein, warum, warum zur Hölle, er hätte alles finden können, wirklich alles, es wäre ihm egal gewesen, aber bitte nicht das!
 

Kandas Wangen begann ein sanfter Rotton zu umschmeicheln. Die Augen weit aufgerissen und die Iris glanzlos auf den Gegenstand gerichtet, stand er in der Tür, wollte etwas sagen, wollte schreien, sich aufregen, einen Aufstand machen, Lavi am Kragen packen und geradewegs aus dem Fenster schmeißen, doch war er zu keinem der wirren Einfälle, die wie grelle Blitze durch sein Nervensystem surrten, auch nur im Geringsten imstande.

Lavis Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. War es vielleicht doch ein Fehler gewesen, Yū herzurufen? Eigentlich hatte er mit einem riesen Anschiss und einem anschließenden Rauswurf gerechnet, doch so betroffen hatte er seinen Freund nach all den vergangenen Jahren noch nie gesehen.

„Yū-chan, ist alles in Ordnung?“, fragte er vorsichtig, und irgendwie meinte er zu glauben, dass das Schweigen in Wahrheit eine langsam tickende Zeitbombe war, die jeden Moment die letzte Sekunde anschlagen und mit ihrer Explosion alles mit sich reißen würde.

„...Du... du verdammter... W-warum zur Hölle schnüffelst du in meinem Zimmer rum?!“, presste er mit Mühe heraus. Seine Augenbrauen hatten sich zusammengekrampft, wobei eine davon bedrohlich zu zucken begann. Es brauchte seine Zeit, ehe er seine Gedanken wieder geordnet und sich ein wenig gesammelt hatte.

„Sorry, Yū, ich hab‘ nur etwas aufgeräumt und naja... also... ich finde es toll, dass du es behalten hast! Ich hatte gedacht, du hättest es schon längst weggeschmissen oder in irgendeine staubige Kiste auf dem Dachboden verbannt!“

Seine überflüssigen Rechtfertigungen machten die Situation auch nicht gerade besser. Doch die Unfähigkeit, in den richtigen Momenten einfach mal die Klappe zu halten, war Lavis zweiter Vorname. Und trotzdem verging Kandas Wut langsam aber sicher allmählich. Natürlich bestand noch ein allgemeiner Grundzorn auf die Tatsache, dass sein Kumpel in seinem Zimmer herumgestöbert hatte, aber so peinlich war das, was er da ausgegraben hatte, nun auch wieder nicht. Also, eigentlich doch, aber Wert genug, sich großartig darüber aufzuregen, nicht.

„Jetzt pack das wieder weg und lass uns was zu essen machen, ich leide schon seit heute Morgen unter Nahrungsmangel!“, lenkte Yū ab und rollte entnervt die Augen. Lavi saß schweigend vor ihm. Nach längerem Zögern legte er den Grund für das ganze Spektakel - wenn auch ein wenig widerwillig - zurück in die Schublade und stand auf.

„Hmm, okay. Ich hab‘ auch Hunger, jetzt, wo du’s sagst.“
 

Jetzt war Lavi es, der die Augen aufriss und mit blankem Entsetzen auf Kandas kiloschwere Einkäufe starrte.

„Yū-chan... d-du... willst mir doch nicht etwa weiß machen, dass du nur Sobanudeln gekauft hast?!“

Kanda verschränkte die Arme vor der Brust und setzte mit einem kandatypischen „Che“ zur Antwort an:

„Natürlich nicht, ich hab‘ auch noch Getränke und sowas gekauft, ist doch logisch.“

„...du hast nur Soba gekauft. Hast du wirklich nicht noch irgendwas anderes Essbares mitgebracht?! Das ist doch alles dasselbe!“

„Dasselbe? Quatsch, da ist alles dabei. Zaru Soba, Tororo Soba, Kake Soba, Sinano So- “

“Das ist alles dasselbe!”, bemerkte Lavi geschockt, war im Moment einfach nicht fähig zu begreifen, was Yū angestellt hatte, und griff sich an die Schläfen.

„Das nächste Mal geh‘ ich wieder einkaufen, das ist ein Befehl!“ Er machte eine bedeutsame Pause. „Ach, und... ja, genau, ich befehle dir, in den nächsten sechs Tagen nie wieder irgendwas zu kaufen, in dem das Wort ‚Soba‘ drin enthalten ist!“

„W-was?!“ Eigentlich hätte er ja erahnen können, dass Lavi früher oder später seinen Wettgewinn zum Einsatz bringen würde. „Das ist mein Lieblingsessen, sowas kannst du mir nicht verbieten! Außerdem hab‘ ich so viel eingekauft, dass es locker für drei Tage langt... Wenigstens kaufe ich nicht nur für einen Tag ein!“

„Aber du kaufst für drei Tage ausschließlich dasselbe ein, das ist noch schlimmer!“

„Ich finde es praktisch.“

„Ich finde es eintönig und ungesund.“

„Soba sind nicht ungesund!“

„Wenn man sie jeden Tag isst, dann schon.“

Langsam wurde Kanda die Diskussion zu blöd.

„Wie auch immer, immerhin weiß ich, wie man die zubereitet, dann kann auch beim Kochen nichts schiefgehen. Wenn du was anderes essen willst, geh doch endlich nach Hause, dann reicht mein Einkauf sogar für sechs Tage! Wenn ich noch zusätzlich was anderes kaufe, bin ich ganz schnell pleite.“

Demonstrativ seufzend sank Lavi auf einen Stuhl und lehnte sich zurück. Und nachdem er sich endlich wieder entspannt und einen klaren Gedanken gefasst hatte, fiel ihm ein, dass es da noch eine weitere Sache gab, an der er seinen Wettgewinn benutzen konnte und wollte.

„Ach, Yū-chan? So niedliche Sachen wie die von vorhin sollst du mir nicht verheimlichen... Das ist ein Befehl.“

Wie vom Schlag getroffen, fuhr Kanda herum und blickte verwirrt in das grüne Augenpaar, das ihn voller Überzeugung ansah.

„...ich soll dir also nicht verheimlichen, sowas nicht wegzuschmeißen? Was für ein dämlicher Befehl ist das denn?“

„Naja, ich hatte ernsthaft geglaubt, du würdest es schon lange nicht mehr besitzen.“

Kanda wandte sich ab und überraschte den anderen mit einem völlig kandauntypischen Satz:

„Che, Idiot. Warum sollte ich es auch wegschmeißen? Wäre doch irgendwie... schade drum.“

Lavi musste lächeln.

„Yū-chan, du bist so nied- “

„Ich bin nicht niedlich, verdammt!“
 

Der Tag neigte sich dem Ende zu, die Mägen beider Schüler Querstrich Teilzeithausmänner waren bis zum Anschlag mit Sobanudeln gefüllt, Lavi hatte sich bereits schlafen gelegt und war der felsenfesten Überzeugung, diese Nacht von jeglichen Sorten, die das Sobauniversum zu bieten hatte, in seinen Träumen heimgesucht zu werden. Kanda war ebenso in seinem Zimmer, hatte sich aber noch nicht hingelegt. Stattdessen saß er an seinem Schreibtisch, die unterste Schublade offen, der Inhalt hervorgeholt. Leise aufseufzend blätterte er in diesem herum und mit einem Mal überkam ihn ein Gedanke, der doch tatsächlich die Macht besaß, ihm ein dezentes Lächeln auf die Lippen zu zaubern:
 

Und all das ganze Theater nur wegen eines kleinen, alten Fotoalbums, in dem alle Erlebnisse, die Lavi und er als Kinder zusammen bestritten hatten, festgehalten waren, und das Lavi ihm damals, nachdem er alle Bilder mit so viel Sorgfalt, wie es für einen Chaosphilen wie ihn nur möglich war, eingeklebt und ihm mit einem breiten Grinsen im Gesicht zum sechszehnten Geburtstag geschenkt hatte...
 

Wie lächerlich.

Wie lächerlich, in Erwägung zu ziehen, dass er es weggeschmissen hätte.

Was für ein dämlicher Idiot.
 

Ein dämlicher Idiot, den er furchtbar gern hatte.
 

2. Befehl: Erfüllt!



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Kuare
2012-10-03T13:30:02+00:00 03.10.2012 15:30
Hihi, ich mag deine Art zu schreiben.
Du hast einen guten Sinn für Humor und bei manchen Sachen könnt ich mich echt einfach nur wegschmeissen lol.

Nur der "dumme Hase" kam jetzt an der Stelle grade ein bisschen komisch, aber man weis ja woher es kommt. ;) *mal weiter lesen geht*
Von:  Mismar
2011-04-04T05:17:54+00:00 04.04.2011 07:17
Ach das Kapitel war sehr herrlich XD
Besonders wollte ich die ganze Zeit wissen, was er da versteckt und dann war es eigentlich was ganz Niedliches
Die Story wird irgendwie nicht langweilig

Aber eines: Warum sollten schwule Menschen keine schwulen Pornohefte versteckt halten? Muss man wirklich hetero dafür sein? XD
Von:  Fujouri
2010-02-11T23:50:26+00:00 12.02.2010 00:50
abgemeldet

Hi!

Genauso tolles Kap wie schon davor^^
Der Morgen von Kanda fängt einfach zum Wegschmeißen an! XD
Ich liebe es, wie du seine Sicht auf Lavi beschreibst, sie passt so richtig zu ihm - vor allem auch das mit der Fernbedienung *lol*
Ich fand Lavi in diesem Pitel aber knuffiger als Yuu-chan^^
Wie sie sich über das Einkaufen unterhalten und dann natürlich, dass er selbst findet, dass Kanda mit seinen Wutausbrüchen niedlich ist, fand ich einfach am besten!

Kanda im Einkaufszentrum! Davon brauch ich ein Bild! xD
Das war so witzig, wie du das beschrieben hast! Einfach einmalig!
Wobei ich finde, dass Kandas Gedankengänge um einiges einfacher zu vestehen sind, als die von Lavi *lach*
Er denkt mir ein wenig kompliziert xD

Schön, wie du uns mit dem Fotoalbum auf die Folter gespannt hast - ich hab irre schnell gelesen um zu wissen, WAS Lavi denn da gefunden hat. und es hat sich gelohnt.
Die Idee mit dem Fotoalbum hat einfach perfekt gepasst und war total niedlich^-^
Kanda ist einfachzum Knuddeln! Vor allem der letzte Satz hat mir mitunter am besten gefallen!
Und das mit den fehlenden Soba im letzten Kap hast du mit dem hier wirklich wett gemacht - vllt fällt mir ja noch was ein, dann sag ich's dir.

lg, Sasori-chan
Von:  Jukori
2009-08-21T14:29:59+00:00 21.08.2009 16:29
Kyaa!!!
sooooo niedlich!!! ich mag es wenn kanda anfängt aufzutauen
*g*
und ja ich hab auch an was perverses gedacht ^^'
Von:  Konoe
2009-08-09T01:15:29+00:00 09.08.2009 03:15
Ich stimme Rabbit zu.
Hab auch anfangs mit einem Dildo gerechnet oO'

Naja,ich mag deinen Stil, finde er ist sehr flüssig zu lesen.
Meiner Meinung nach ist Kanda relativ (bis ganz) IC,genauso wie Lavi,aber das ist glaube ich einfacher zu schreiben,als so einen halb gefühlstoten Eisblock á la Yuu o_ö'
Und nein,ich finde es nicht schlimm,dass du dir künstlerische Freiheit erlaubst, sowas tue ich selbst auch.

Mochte die Idee mit dem Fotoalbum. Irgendwie niedlich.
Der Gedankengang ein klein bisschen kitschig aber so mag ichs x'D

Ob ich was auszusetzen habe...Fällt mir grade nicht wirklich ein. Wunder.
Freue mich wenns weiter geht <3 (Standartspruch °A°')
Von:  BloodySnow
2009-07-29T16:31:05+00:00 29.07.2009 18:31
Bin ich froh das ich nicht die einzige bin, die an was Perverses dachte XD
Ein sehr sehr geiles Kapitel XD und die Idee mit dem Fotoalbum ist sooooo süß X3
Badezimmerszenen sind immer toll, besonders mit diesen 2 Chaoten XD und da kann es nur zu Katastrophen kommen XD
Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel =)

Von:  Rabbit
2009-07-29T14:47:33+00:00 29.07.2009 16:47
und ich dachte erst das kanda'nen dildo versteckt hat |D
als es dann viereckig wurde dachte ich an eine kiste mit interessanten inhalt... ach man, so schön kann man an der nase herum geführt werden XD

aber die idee mit den fotoalbum ist niedlich *3* hach, kanda mag lavi tief im innern also doch >U<

das kapitel ist wie immer sehr gut geworden *_* mal sehen ob die zwei bald im haushalt harmonieren |D
und badezimmerszene klingt sehr interessant :D <3
Von:  YuuichirouHyakuya
2009-07-29T08:51:35+00:00 29.07.2009 10:51
also geil.. sehr geil
hat mir meinen arbeitstag versüßt XDD
und ich bin auch für eine badezimmerszene XDD
so mit fliegenden seifen und quietscheentchen.. und ambosse *weglach*
ich denke zu sehr im comicstyle a la Warner Brothers XD


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