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Step Up To My Heart

von

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Step 1 ~ Straight Up To My Feet

Eins, Zwei, ChaChaCha. Eins, Zwei, ChaChaCha...

Ich starrte angestrengt auf zwei Paar Füße unter mir. Eines davon trug hübsche, schwarze Stöckelschuhe und hatte rosa lackierte Nägel. Die Mädchenfüße bewegten sich in grazielen kleinen Schritten und wichen geschickt dem zweiten Paar aus. Diese mussten sich mit plumpen Turnschuhen begnügen, deren Schnürsenkel immer aufgingen. Sie stolperten ungeschickt und total aus dem Takt hinterher.

"Naruto! Du sollst mich doch anschauen!!" fuhr mich eine Stimme an. Sie gehörte zu den Mädchenfüßen in den Stöckelschuhen und konnte durchaus hübsch klingen, wenn sie nicht sauer war. Das kam mir gegenüber allerdings nicht alzu häufig vor... Leider, dabei mochte ich Sakura doch so!

Sofort sah ich auf und wurde in den Bann dieses wunderbaren, blattgrünen Augen gezogen, die mich finster ansahen. Sie waren eingerahmt von langen, geschminkten, tiefschwarzen Wimpern und die pinken Augenbrauen standen leicht zornig nach unten.

Ich grinste sie schief an, ließ ihre Hand los und kratzte mich verlegen am Kopf. "Tut mir leid, Sakura-chan! Aber wenn ich nicht hinschau, dann tret ich dir noch auf die Fü...!" setzte ich zu einer Entschuldigung an doch sie wollte diese offensichtlich nicht hören und trat mir auf den Fuß. Jap. Sie war EINDEUTIG so gemein wie sie hübsch war.

"Schau mich einfach an, dann ist alles in Ordnung." meinte sie dann seufzend und hielt mir die Hand hin, die ich nur alzu bereitwillig entgegen nahm. Ich glaubte zwar nicht daran, dass das ein gutes Ende nehmen würde, aber wenn Sakura dann zufrieden war...

Ich hörte mir die Musik an und versuchte im Takt einzusteigen. Es war immernoch ChaChaCha, diesmal allerdings schneller als vorhin und ich hatte natürlich Probleme. Trotzdem gab ich mir Mühe, lächelte Sakura sogar etwas angestrengt an und manövrierte sie ungeschickt zum Rand der Tanzfläche, wo viel Platz war und ich hoffte, unauffällig unsere Füße im Spiegel im Blick behalten zu können.

Das pinkhaarige Mädchen lächelte zurück. Sie war wirklich unglaublich hübsch und nett und ich hoffte, ihr in diesem Tanzkurs endlich näher kommen zu können, wie ich es schon versucht hatte, seit wir vor 2 Jahren in eine Klasse kamen. Leider hatte ich es bisher noch nicht mal geschafft, sie nach einem Date zu fragen und so machten wir immer nur was mit unseren gemeinsamen Freunden aus.

Ich seufzte gedankenverloren und merkte gar nicht die Rucksackschlaufe, in die ich getreten war. Jetzt kam der seitwärts Schritt und... "UWAAAH!!" schrie ich laut, während ich mich schon auf dem rasanten Weg zum Parkettboden befand. Unwillkürlich ließ ich Sakura los, sodass sie nicht mit fiel und streckte die Hände zur Abfederung aus. Doch sie sollten den Boden nie berühren.

Stattdessen fand ich mich an eine harte Brust gedrückt wieder, die unter einem lockeren weißen Hemd verborgen war. Es roch gut; Wie die Luft nach Regen und sehr, sehr dezent nach einem Hauch von Rosen. Mit vor Schreck knallrot gefärbten Wangen sah ich auf in das Gesicht meines Retters und zuckte merklich zusammen unter dem kalten Blick, der meinem begegnete.

Es war unser Tanzlehrer, Sasuke Uchiha, der mich da gefangen hatte. Und er schien nicht besonders erfreut, als er mich wieder auf meine beiden Füße setzte. Ich sah verlegen zu Boden und stammelte irgendwie meinen Dank heraus. Er zuckte nur die Schultern.

"Ich kann es mir nicht leisten, dass einer meiner Schüler sich etwas bricht." meinte er trocken. Dann sah er auf meine Schuhe. "Die sind das Problem. Damit kann man nicht tanzen. Kauf dir endlich richtige Tanzschuhe."

Endlich? Dieser arrogante...! SOO lange machten wir den Kurs jetzt auch noch nicht und Geld im Überfluss hatte ich ja wohl auch nicht! Trotzdem nickte ich brav und wollte mich meiner Tanzpartnerin wieder zuwenden, doch er fasste mich an der Schulter und postierte mich am Rand der Tanzfläche. Sofort wurde es merklich stiller, denn er bot Sakura die Hand an. Er forderte sie auf! Normalerweise tanzte er nie mit seinen Schülern!

Jetzt war ich ja mal echt gespannt. Ich meine, gut, Sakura war wesentlich besser als ich - Das war keine Kunst - Aber Sasuke? Ob sie das schaffen würde? Naja, man sagte ja, wenn man gut führen konnte, brauchte die Frau nicht tanzen zu können...

Inzwischen hatte die Tanzfläche sich geleert und unser Lehrer führte das Mädchen in die Mitte der Tanzfläche. Er bot ihr die Hand, sie ergriff sie. Er wartete bis der Takt richtig war. Er schob sie an. Er hatte alles vollkommen im Griff und wich sogar ihren falschen Schritten aus, die logischerweise bei dem Tempo kamen, das er vorgab. Er führte sie perfekt durch das ganze Lied und lies sie dabei nicht ein Mal aus den Augen. Ich konnte die Augen nicht von dem Anblick wenden, nicht eine Sekunde. Es sah so... Perfekt aus.

Dann verklang der letzte Takt der Musik und Sasuke brachte mir Sakura zurück, die ganz außer Atem aber sichtlich begeistert war. Er hingegen schien ruhig wie immer, als er mich eindringlich ansah und mir ihre Hand hinhielt, die ich unbeholfen nahm. SO würde ich wohl nie tanzen können...

"Uzumaki." Sasuke sprach ganz ruhig aber seine Stimme war so voll natürlicher Autorität, dass sie mühelos den inzwischen eingesetzten Lärm übertönte und ich zu ihm aufsah. Meine Güte, bis dahin war mir noch nie aufgefallen, wie groß er eigentlich war, mindestens ein einhalb Köpfe größer als ich. "Wenn so etwas noch ein Mal passiert, werde ich dich nicht mehr unterrichten. Du bist einfach feinmotorisch nicht begabt genug."

Er sagte das so direkt heraus das ich einen Moment brauchte, bis ich verstand, was er sagte, und ihn in dieser Zeit einfach nur ausdruckslos anstarrte. Dann aber verfinsterte sich mein Blick schlagartig und ich fuhr ihn an. So war ich eben, und dieser Mistkerl hatte es auch wirklich verdient.

"Hören Sie mir mal genau zu, Sie arroganter Futzi! Ich habe für diesen Kurs bezahlt und Sie haben gar nicht das Recht, mich rauszuschmeißen, nur weil noch nicht so gut bin! Und überhaupt, seien Sie mal nicht so unverschämt! Was bilden Sie sich überhaupt ein, wer Sie sind, hä?!"

Nach diesem Ausbruch stand ich leicht keuchend da und sah ihn zornesfunkelnd von unten herauf an, doch sein Blick wirkte ruhig wie immer, nein, eher gelangweilt. Doch antworten tat er trotzdem und irgendwie lag in seiner Stimme etwas Bedrohliches. Er kam mir sogar noch etwas größer vor und stand plötzlich näher bei mir als zuvor, ohne dass er einen Schritt gemacht zu haben schien.

"Jetzt hörst du mir mal genau zu, Uzumaki. Dies ist MEIN Kurs und MEIN Studio, woraus resultiert, dass ich sehr wohl das Recht habe, jemanden rauszuschmeißen, der sich so aufführt wie du. Und um ehrlich zu sein juckt es mich gerade sehr in den Fingern das auch zu tun, denn du bist der wohl talentloseste und hoffnungsloseste Fall eines Stümpers, der mir je unter die Augen gekommen bist. Ich frage mich, wie Sakura nur an so einen Idioten geraten konnte, denn sie ist ein talentiertes, hübsches Mädchen und könnte es weit bringen..." Dann wandte er den Blick ab und ließ ihn über die zusehenden Paare schweifen. "Nun, wenn dein unwürdiger Wutausbruch jetzt beendet ist, können wir ja weiter machen. Versuche nur, niemanden zu verletzen und nicht alles kaputt zu machen. Auf die Tanzfläche!"

Sämtliche Anwesenden folgten augenblicklich seinen Anweisungen, doch ich war zu erschüttert und wütend von seinen Worten um mich rühren zu können. Erst als Sakura mich antippte gehorchten mir meine Muskeln wieder. Anstatt jedoch auf die Tanzfläche zu gehen rannte ich an den Tischen neben der Tanzfläche vorbei, stolperte die drei Stufen bis zur Tür hoch und lief durch die kleine Halle vor dem Studio. Dann rannte ich die breite Treppe hoch ins Erdgeschoss und eine weitere in den ersten Stock, wo ich mich hinhockte und gegen die Brüstung lehnte. Erst dort erlaubte ich den Tränen, die mir schon die ganze Zeit in den Augen brannten zu fließen.

Warum musste dieser blöde Idiot mich vor dem ganzen Kurs so lächerlich machen?! Dieser kleine Vortrag von ihm war wirklich extrem erniedrigend und ich war so wütend und traurig das mir alles weh tat. Wie sollte ich Sakura je wieder unter die Augen treten? Oder den anderen Leuten da unten? Natürlich würde ich wieder hingehen, beim nächsten Mal. Ich wäre nicht ich, wenn ich einfach so aufgeben würde. Und diesem großkotzigen Uchiha würde ich es zeigen, oh ja!

Natürlich suchte keiner nach mir. Wahrscheinlich wollten sie mir meine Ruhe lassen oder es interessierte einfach keinen wo ich war. War mir auch nur ganz Recht. So saß ich da und brütete über meinen Gedanken bis ich an Stimmen und Schritten die durch das offene Treppenhaus zu mir hochdrangen erkannte, das der Kurs für heute wohl beendet sein musste. Ich blieb sitzen. Immerhin war meine Tasche noch in dem verfluchten Studio und ich musste sie holen, weil darin meine Schulsachen und mein Handy waren.

Als die meisten gegangen waren hörte ich Sakuras Stimme. Sie unterhielt sich offensichtlich mit Sasuke und klang ganz aus dem Häuschen. Verfluchter Schönling. Denn gut aussehen tat er ja, mit seinen schwarzen Haaren und den genauso dunklen Augen und der weißen Haut und den kräftigen Schultern. Haaargh, er ging mir auf die Nerven!!

"Entschuldigung nochmals wegen Naruto, Sasuke-san." Es entstand eine kurze Pause. Vielleicht verbeugte sie sich auch noch. Ätzend. "Er ist manchmal sehr aufbrausend. Aber er meint es nicht so."

"Das ist schon in Ordnung. Ihm war seine Unfähigkeit wahrscheinlich einfach peinlich." antwortete die tiefe Stimme unseres Lehrers.

Ein Mädchenkichern war zu hören, dann Schritte. Ich hörte die Tür schlagen, als Sakura das Gebäude verließ. Langsam stand ich auf. Hinterher konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, wie ich runtergekommen war. Ich weiß nur noch, dass ich in der Tür stand und das schwarze Augen von der anderen Seite der Tanzfläche mich fixierten. Er hatte sich an die Spiegelwand gelehnt, und sah mich ganz direkt an, hatte gewusst, dass ich kommen würde, und zwar genau in dem Moment, in dem ich es tat. Ohne dass ich es kontrolieren konnte schlug mein Herz plötzlich schneller. Ich rechnete mit weiteren Beleidigungen, genau, deswegen reagierte ich so.

"I-ich... Ich wollte..." stammelte ich, während ich langsam den Raum betrat. Er stieß sich vom Spiegel ab, ohne mich aus den Augen zu lassen, genau wie bei Sakura vorhin. Bei dem Gedanken schluckte ich meine seltsame Nervosität herunter und sah ihn finster an. "Ich hole meine Tasche." Doch sie lag nicht mehr neben der Säule, wo ich sie hingelegt hatte. Leicht panisch sah ich mich um, doch sie war nirgends. Scheiße!

Dann fiehl mir wieder Sakura ein. Sie hatte sie bestimmt mitgenommen, weil sie dachte, ich sei weggelaufen. Zum Glück. Ich seufzte erleichtert und sah vom Boden auf, auf den ich bis dahin angestrengt gestarrt hatte. Eine schwarze Hose versperrte mir den Blick und ich sah leicht erschrocken nach oben, bis in Sasukes Gesicht, der mich ausdruckslos musterte. Erst verspätet schnellte mein Blick zu seiner rechten Hand, in der er etwas hielt. Meine Tasche! Ja, eindeutig, vollgeklastert mit Buttons und schon etwas zerfleddert, das war meine. Ich stand auf und wollte sie mir nehmen, doch er zog sie zurück.

"Was? Soll ich jetzt dafür bezahlen?" fauchte ich den Uchiha an und etwas merkwürdiges passierte.

Seine Mundwinkel verzogen sich nach oben. Es sah fast aus... Als lächelte er. Nein, er lächelte wirklich. Das war das erste Mal, dass ich das sah und ich starrte ihn an. Es stand ihm unglaublich gut! Warum musste dieser verdammte Bastard so gut aussehen?! Das war ungerecht!

"Nein, du sollst nicht bezahlen. Außerdem müsste ich dir deine Tasche dafür ja wohl geben, oder ist dein Geld nicht darin, hm?"

Er hatte also auch noch reingeschaut! Jetzt war mein Blick Eis und ich riss ihm die Tasche einfach aus der Hand. Dann wollte ich mich umdrehen und einfach nur weg. Das war so erniedrigend, das musste ich mir nicht gefallen lassen! Doch ich kam nicht weit, denn lange, schlanke Finger schlossen sich um meinen Oberarm und hielten mich zurück. Ich versuchte mich loszureißen, doch er war zu stark und so blieb mir nichts anderes übrig als ihn wütend anzufunkeln.

"Was wollen Sie...?"

Er lächelte immernoch. "Nichts. Nur mit dir reden."

Ich schnaubte abfällig. "Das haben Sie jetzt. Also lassen Sie mich los!"

"Über das, was vorhin pasiert ist."

Ich sah ihn abwartend an. Vielleicht wollte er sich ja entschuldigen.

"Du solltest nicht so frech sein."

Vielleicht auch nicht.

"SIE waren es ja wohl, der mich vor allen Anderen...!!" fuhr ich in voller Lautstärke auf, doch er unterbrach mich ganz ruhig.

"Ich habe dir lediglich gesagt, dass du nicht besonders begabt bist. Das wird ja wohl nicht das erste Mal sein, dass jemand sowas zu dir sagt, oder?"

Ich starrte ihn an. Vor Zorn und weil er Recht hatte war ich knallrot geworden, doch er lächelte immernoch, vielleicht sogar noch eine Spur breiter.

"Na siehst du. Und genau darüber wollte ich mit dir reden... Läufst du wieder weg oder können wir uns setzten?" fragte er zuvorkommend. Er konnte ja ganz höflich sein. Ich schnaubte wieder resigniert, was er richtig als ein Einverständnis auffasste. Er ließ mich los.

Wir setzten uns auf die Stühle neben der Tanzfläche, er mit elegant überschlagenen Beinen, ich krumm und mit abgewandten Blick. Was er mir wohl zu sagen hatte? Wahrscheinlich wollte er mich endgültig rausschmeißen... Aber das würde ich nicht zulassen! Das war meine letzte Chance, Sakura zu beeindrucken und ich würde unter Garantie nicht zulassen, dass dieser Schnösel, der inzwischen sein wunderbares Lächeln eingestellt hatte, mir dazwischen funkte!

"Also, Uzumaki... Warum machst du diesen Kurs? Ich meine, du stolperst ja sogar beim Gehen, wie sogar dir nicht entgangen sein dürfte. Und da kommst du ausgerechnet aufs Tanzen? Erkläre mir das."

Er sah mich an, doch ich wich seinem Blick aus.

"Ich... Das geht Sie ja wohl gar nichts an!" Er musste ja nicht wissen, wen ich gut fand, und warum ich irgendwas machte ging ihn auch nichts an!

Er sah mich immernoch an, verschränkte jetzt jedoch die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück.

"Na gut. Wenn es keinen triftigen Grund gibt, meine Schüler weiter zu gefährden, werde ich dich nicht mehr in mei..."

"Ist ja gut! Es geht um Sakura!" fuhr ich ihm dazwischen und war knallrot geworden. Dieser verdammte...! Warum zwang er mich dazu, es auszusprechen? Das war peinlich. Ich sah ihn wieder wütend an. Er grinste.

"Soso, um Haruno also..." meinte er und stand auf. Ich sah ihm nach. Er ging auf die Tanzfläche und bewegte sich dabei so elegant das ich mit den Zähnen knirschte. Verdammt noch mal, verarschte er mich schon wenn er nur ging?!

"Nun, Tanzen ist eine gute Art, einer Frau seine Gefühle mitzuteilen." Er drehte sich beschwingt auf der Stelle um und sah mich wieder an.

Sein Blick... Er war nicht so abwesend wie sonst. Er war eher wie Feuer. Schwarzes Feuer auf einem Engelsgesicht. Ich sah ihn fasziniert an. Meine Wut hatte ich vergessen.

Er hob die Arme, als hielte er eine Frau und führte sie zu einer Melodie, die nur er hörte, über die Tanzfläche. Wiener Walzer. Auf und nieder. Schnell und langsam. Und er sah mich an.

Ich sah ihm eine Minute gebannt zu ohne mich zu rühren, dann fiehl mir etwas ein. War der Typ irgendwie wahnsinnig, alleine und ohne Musik zu tanzen, nur für mich?

Ich stand auf und sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Inzwischen war er stehen geblieben. "Hören Sie, wenn sie alleine tanzen wollen, können Sie das gerne machen... Ich muss jetzt nach Hause, wir sehen uns." Mit diesen Worten drehte ich mich um und wollte gehen.

Diesmal war es nicht seine Hand, die mich hielt, es war seine Stimme.

"Ich würde dir Privatunterricht geben."

Ich blieb langsam stehen, drehte mich aber nicht um. Privatunterricht? Wie sollte das denn funktionieren?

"Sie könnten mir nicht helfen. Ich muss lernen zu Führen... Und bezahlen könnte ich Sie schon gar nicht, also vergessen Sie´s."

"Das mit der Bezahlung geht schon in Ordnung."

Ich zuckte leicht zusammen und blieb erneut stehen. Das war natürlich was anderes. So eine Gelegenheit konnte ich mir nicht entgehen lassen. Vielleicht gab er mir ja eine andere Partnerin zum Üben? Langsam drehte ich mich um und sah ihn an. Er stand inzwischen am Rand der Tanzfläche, lehnte an der Säule, sah mich an.

"Also gut. Wie stellen Sie sich das vor?"

In seinen Augen blitze etwas, was mich ziemlich verwunderte. Dann ging er zur Stereoanlage die links neben ihm in einem Schrank stand und schaltete sie ein. Ich erkannte den Track sofort, es war eins meines Lieblingslieder auf Sasukes CDs. Hijo De La Luna. ( http://www.youtube.com/watch?v=HzeMbN90Pz8 Gott, ich liebe es! xD) Ich wusste erstaunlicher Weise sogar, dass es Wiener Walzer war. Nur dazu tanzen, das konnte ich nicht.

Sasuke streckte mir die Hand entgegen und sah mich wieder mit dem Feuer an. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Warum forderte er mich auf? Was wollte er von mir? Als er merkte, dass ich nicht zu ihm kommen würde, tat er es, auch noch im Takt und schnappte sich meine Hand. Ganz sanft. Ich ließ erschrocken meine Tasche los, verzaubert von seinem Blick. Er zog mich auf die Tanzfläche, bestimmt, aber so, dass ich das Gefühl hatte, jeder Zeit gehen zu können. So hatte er uns gesagt sollte es sein.

Sasukes Arm schob sich unter meinen linken Arm auf meinen Rücken und er drehte die Hand so, dass meine sanft auf seiner auflag. Er hielt mich nicht fest sondern stützte mich nur. Ich tat gar nichts. Mir war das alles schrecklich unangenehm.

"Leg die Hand auf meine Schulter." verlangte der Uchiha. Ich sah zu ihm auf.

"Aber..." protestierte ich schwach.

"Mach es einfach. Es wird helfen... Ich verspreche es."

Und irgendwie glaubte ich ihm sofort, ohne Rückhalt. Langsam und zögernd legte ich die Hand auf seine Schulter. Wir waren ziemlich weit voneinander entfernt, was auch gut war. Während meinem Gezögere war das Lied zu Ende gegangen, doch er hatte es scheinbar auf Dauerschleife gestellt, sodass es sofort wieder anfing.

Ich hörte noch auf die Musik, als er schon einen Schritt zur Seite machte und mich mit zog.

"Fang einfach an, wenn du denkst, es ist richtig. Der Takt kommt schon automatisch."

Ich nickte, sah aber auf unsere Füße. Links, anstoßen, Rechts, anstoßen...

"Und schau nicht auf die Füße."

Dann veränderte sich die Melodie und er führte mich nach hinten. Ich stolperte natürlich sofort, doch er hielt mich ganz auf den Beinen und drehte uns im Kreis, erst nur um uns selbst, dann durch den ganzen Saal. Ich folgte ihm, ungeschickt zwar, aber ich war mir sicher, dass es trotzdem toll aussah, alleine weil er mich mit diesem Blick ansah, dem ich ausweichen wollte, weil er mir peinlich war, in dem ich mich aber verloren hatte als er meinen zum ersten Mal auffing. Er wurde schneller, langsamer, wiegte uns hin und her, ohne sich ein Mal von meinen Augen zu lösen oder irgendeinen Fehler zu machen.

Dann endete das Lied und wir blieben stehen. Ich sah ihn an. Er sah mich an. Ich schnaufte ganz schön. Sein Atem ging relativ ruhig.

"U-Und wie soll mir das jetzt helfen?" fragte ich und machte mich hastig von ihm los. Er kam mir hinterher, als ich von der Tanzfläche stapfte und mich trotzig auf einen der Tische setzte.

"Wenn man folgen kann, kann man auch führen. Folgen ist nämlich viel schwerer, weil man dem anderen vertrauen muss..." Er drehte sich von der Stereoanlage weg, die er inzwischen ausgeschaltet hatte. Ich sah ihn fast wehmütig an. Das Feuer war weg. Dann schüttelte ich den Kopf. Was gingen mich irgendwelche Feuer von irgendwelchen arroganten Tanzlehrern an?!

"Viel üben muss man natürlich trotzdem." fügte er noch hinzu, während er sich mir gegenüber an die Wand lehnte. Ich verzog das Gesicht. Lernen war ätzend.

"Übrigens hab ich beschlossen, unserer kleinen Abmachung noch etwas hinzuzufügen: Da du so stur bist und ich fürchten muss, dass du, wenn ich es einfach so lasse, irgendwann nicht auf mich hören wirst, mache ich es zur Bedingung, dass du während den Stunden alles tust, was ich dir sage."

Ich blinzelte und starrte ihn an, ohne ihn wirklich zu sehen. Er bot mir an, umsonst Unterricht zu nehmen, von dem ich das Gefühl hatte, dass er wirklich etwas bringen würde... Und dafür sollte ich einfach einfach nur auf hin hören? Das tat ich ja auch in den normalen Stunden, das ging schon. Irgendwie. Dieses Angebot konnte ich mir wirklich nicht entgehen lassen!

"Ich... Ich bin einverstanden."

Er lächelte wieder und kam mit ausgestreckter Hand auf mich zu. Ohne zu zögern ergriff ich sie und besiegelte damit den Deal.

"Gut... Und jetzt solltest du nach Hause gehen, deine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen."

Ich zuckte zusammen und sah hastig auf die Uhr an der Wand. Verdammt, es war schon 6 und ich hätte noch einkaufen sollen! Hastig sammelte ich meine Tasche ein und lief zur Tür. Bevor ich jedoch endgültig ging, drehte ich mich an der Tür noch mal um und grinste Sasuke an.

"Danke! Wir sehen uns nächste Woche!"

Er lächelte ein mysteriöses Lächeln. "Es wird anstrengend für dich... Und jetzt geh schon."

Wieder hörte ich ohne zu Zögern auf ihn und machte mich schnell auf den Weg zum Supermarkt...
 

~~~~~~~ ♥ ~~~~~~~
 

Step One, Ende

Step 2 ~ Straight Into My Head

Warnung: In diesem Kapitel werden die Gesetze der Physik auser Kraft gesetzt, da ich zu Faul bin, das Teilchenmodel in meinem Schulheft nachzuschlagen. Wenn jemand mir sagen will, wie´s richtig ist, immer her damit, dann korrigier ich´s... Oder nicht, wenn´s dann nicht mehr dazu passt! xD

Und übrigens kommt hier auch Naru´s... Doofheit so richtig schön zur Geltung. xD

Viel Spaß mit dem Kapitel!
 

~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~
 

Ich blinzelte träge, schon bevor die Tür aufging und starrte für den Moment meine Wand an, den meine Mutter brauchte, um ins Zimmer zu kommen.

Wie jeden Morgen streichelte sie mir über den Kopf, ich brummte unwillig und zog die Decke hoch und sie ging lächelnd meine Rollläden aufmachen. Ich wusste, dass sie lächelte, obwohl ich es nicht sah. Meine Mutter lächelte immer. Bei dem Gedanken lächelte ich unwillkürlich auch und schob die Decke ein wenig runter, sodass ich sie ansehen und meine Vermutung bestätigen konnte.

Natürlich hatte ich Recht. Sie hatte kleine Lachfältchen um die Augen und den Mund, ansonsten war ihr Gesicht jedoch glatt, genau wie ihre langen, roten Haare, die sie hochgebunden trug. Ihr hellgrünes Kleid schmiegte sich perfekt um den runden Bauch in dem meine neue Schwester heranwuchs.

Ich lächelte noch mehr. Wir freuten uns alle sehr auf das Baby.

"Wie geht´s dir Mama?"

Sie sah sich etwas überrascht nach mir um. Normalerweise war ich vor dem Duschen nicht ansprechbar, aber heute war es irgendwie anders. Ich war jetzt schon aufgeregt und stand deshalb auch gleich auf.

Vor meinem Fenster wuchs ein großer Baum, dessen dichte Laubkrone im sanften Wind schwang und dahinter war der hellblaue, mit kleinen Schäfchenwolken gespickte Himmel zu erkennen. Ein schöner Tag, wusst ich´s doch!

Inzwischen war meine Mutter wieder zur Tür gewatschelt, blieb aber dort und lächelte mich mit auf den Bauch gelegter Hand an.

"Guten Morgen, mein Schatz. Uns geht´s gut. Du bist ja heute so gut aufgelegt. Was ist los?"

Ich grinste sie an. "Nichts!

Sie schüttelte scheinbar belustigt den Kopf und verließ das Zimmer um Frühstück zu machen.

Ich sammelte schnell einige meiner Klamotten ein, die wild über den Boden verteilt waren und ging dann ins Badezimmer. Auch das warme Wasser der Dusche konnte meine gute Laune nicht wegwaschen.

Natürlich stimmte es nicht, das `Nichts` war, aber das konnte ich ja meiner Mutter nicht erzählen. Heute war Donnerstag, das hieß, dass heute wieder mein Tanzkurs war. Und das wiederum hieß, dass ich Sasuke wiedersehen würde. Und das wiederum bedeutete, dass ich endlich den Termin für unsere erste Tanzstunde erfahren würde. Und somit kam ich meinem "Endziel Sakura" endlich einen Schritt näher! Das konnte doch nur ein guter Tag werden!

Auch mein Vater fand es lustig, dass ich so früh Morgens schon so gut aufgelegt war. Er hatte dasselbe Grinsen wie ich und sah auch sonst genauso aus wie ich. Aber er sagte immer, ich hätte viel mehr von meiner Mutter als ich wüsste. Dann streckte ich ihm immer die Zunge raus.

Ich war zu aufgeregt, um mich zum Frühstück zu setzen, also schnappte ich mir schnell ein paar Brote und machte mich auf den Weg zur Schule obwohl es noch viel zu früh war.

Während ich ging und aß, dachte ich nochmal über das letzte Mal nach, als ich Sasuke gesehen hatte. Das hatte ich die letzte Woche viel getan. Er war ein komischer Kerl, so introvertiert. Ich mochte ihn eigentlich nicht besonders und hatte immer gedacht, das beruhe auf Gegenseitigkeit, aber dann hatte er mir einfach so angeboten, mich zu unterrichten, und das kostenlos. Sehr merkwürdig.

Aber im Nachhinein kam mir etwas anderes noch viel merkwürdiger vor, und zwar seine Vorderung. Ich sollte alles machen was er sagte. In dem Moment, als ich zugestimmt hatte, war mir das gar nicht so aufgefallen, aber wenn ich jetzt so drüber nachdachte... Vor allem die Art, WIE er es zur Bedingung gemacht hatte; Mit diesem komischen Grinsen. Und dann hatte er gesagt, es würde hart für mich werden. Hm...

Ach quatsch, ich bildete mir nur was ein. Ich hatte einfach zu viel darüber nachgedacht. Hatte ich eigentlich nichts besseres zu tun, als über diesen Typ nachzudenken? Resigniert biss ich in mein Brot und dachte über etwas anderes nach.

An der Schule waren tatsächlich schon einige meiner Freunde, die mich mit großen Augen ansahen, als ich grinsend auf sie zukam.

"Morgen!" rief ich gut gelaunt.

"Hast du Drogen genommen?" fragte Kiba ganz ernst. Die Anderen sahen aus, als dächten sie dasselbe. Das Grinsen rutsche von meinem Gesicht und ich zog einen beleidigten Flunsch.

"Nur weil ich gut drauf bin...!"

Jetzt lachten sie. "So ist schon besser! Komm schon, du bist nie gut drauf am Morgen." Ich streckte Kiba die Zunge raus, auch wenn ich wusste, dass er Recht hatte, dann setzte ich mich auf die steinerne Bank neben Hinata, die sofort rot wurde und auf ihre Füße starrte. Ein kränkliches Mädchen, die Ärmste. Ich sah sie besorgt an. Was sie wohl für eine Krankheit hatte? Fragen hatte ich mich nie getraut, das war irgendwie unhöflich, fand ich. Dann sah ich mich um und legte den Kopf leicht schief.

"Wo ist eigentlich Sakura-chan?"

"Sie ist in der Bibliothek mit Sai-kun." antwortete Ino, die irgendwie resigniert wirkte. Ich konnte es ihr nachempfinden.

"Ach so."

Aber solang sie heute nur nicht krank war, war ja alles bestens. Ich wollte nämlich austesten, ob dieser eine Tanz mit Sasuke schon was gebracht hatte. Hah, ganz bestimmt konnte ich Sakura jetzt auch so leidenschaftlich anschauen! Und dann würde sie in meinen Armen dahinschmelzen, oh ja!

"N-naruto-kun...?"

"Huh?" Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch und sah zu der schüchternen, leisen Stimme die mich angesprochen hatte. Hinata sah mich besorgt an. "Was ist denn?"

"Oh... D-Du... Du hast so komisch gegugt... Ist... Ist schon ok!"

Ich runzelte etwas verwirrt die Stirn, lächelte sie dann aber an. Nettes Mädchen.

Dann leutete es und wir gingen alle in den Unterricht.
 

Draußen vor dem Fenster zogen die Schäfchenwolken von heute Morgen vorbei. Die da sah aus wie eine Katze. Und die wie ein Waal. Und die wie Sasuke...

Ich blinzelte und sah schnell zur Tafel. So weit ging meine Freude auf heute Nachmittag dann ja wohl doch nicht!

Trotzdem warf ich noch einen verstohlenen Blick nach draußen, nur um sicher zu gehen ob die Wolke wirklich so aussah. Doch natürlich tat sie das nicht. Nur ein aufgeweichter Marshmellow am Himmel. Was war das überhaupt für eine Beschäftigung, in den Himmel zu starren und irgendwelche Formen aus den Wolken zu lesen? Dafür war ich ja wohl schon ein bisschen zu alt!

Seufzend hörte ich dem Lehrer zu, der vergeblich versuchte, der Klasse etwas über das Teilchenmodel beizubringen. Naja, zumindest bei mir war es vergeblich, weil es mich einfach nicht interessierte. Trotzdem hörte ich pflichtbewusst weiter zu.

"Die Protonen eines Atoms werden hier vergrößert dargestellt." erklärte Herr Hatake anhand einer kleinen Figur aus roten Styroporbällchen.

"Wenn man also eine elektrische Ladung durch dieses Gerät einführt werden die Protonen in Schwingung versetzt und stoßen das nächstgelegene Teilchen an..." Er schob die Kügelchen jeweils an den rechten Rand ihrer Stangen. Wahrscheinlich hatte er das Teil selbst gebastelt. Ich grinste. Sah unserem Lehrer ganz ähnlich.

"Und so dringt die Elektrizität durch den Gegenstand..."

Er erzählte noch weiter, doch so sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte ihm einfach nicht mehr zuhören. Das war so LANGWEILIG!

Ich gähnte ausgiebig und sah wieder aus dem Fenster. Energieübertragung... Wenn ich so darüber nachdachte, erinnerte mich das ganz schön an Sasuke und seinen komischen Feuerblick. Allein bei dem Gedanken daran verzog ich genervt das Gesicht. Was war da nur mit mir los gewesen? So toll konnten seine Augen doch gar nicht sein! Er war immerhin ein Kerl, ein nerviger noch obendrauf! Pah!

Vermutlich war er irgendwie pervers. Ich sollte gar nicht auf dieses blöde Angebot eingehen!

Mein Blick fiel auf pinke Haare zwei Reihen vor mir. Ich ballte energisch die Hand zur Faust. Ja, Sakura war es wert! Für sie würde ich diesen nervigen Kerl ertragen!

Außerdem hatte Sasuke bestimmt eine Freundin. Ich verzog das Gesicht. Wie das Mädchen aussah, dass die Aufmerksamkeit eines solchen Mannes erregte...? Bestimmt ein Model... Oder seine Tanzpartnerin! Die war wirklich hübsch, trotz der Brille. Und ihre roten Haare waren toll, auch wenn sie mit denen meiner Mutter natürlich nicht mithalten konnten. Wie hieß sie noch mal...? Katrin... Kerstin? Ah, genau! Karin!

Allerdings konnte ich mich nicht daran erinnern, die Beiden jemals irgendwas... Pärchenmäßiges tun gesehen zu haben. Mit gerunzelter Stirn nahm ich mir vor, das heute Nachmittag mal zu beobachten.

Aber was ging mich die Beziehung dieses arroganten komischen Typs überhaupt an?! Wahrscheinlich vögelte er nur in der Weltgeschichte rum! Tse, solche Männer hasste ich. Ein Punkt mehr gegen ihn auf meiner "Pro- und Kontra-Sasuke-Liste"... Waah, wann hatte ich so eine denn angelegt?! Ich wurde rot und verdrängte den Gedanken schnell, sah stattdessen wieder zu Sakura vor.

Ich seufzte leise. Sie konnte jeden Typ der Schule haben... Warum sollte sie sich da ausgerechnet für mich interessieren, der noch überhaupt keine Erfahrungen mit Mädchen hatte?

Ich hatte nämlich bis dahin noch nicht mal ein Mädchen geküsst. Mir war schleierhaft, wie man es anstellen sollte, eines anzusprechen und zu fragen, ob sie mit einem ausgehen wollte. Man konnte ja nicht einfach so fragen. Oder...? Hargh, das war kompliziert!!

Wieder dachte ich an Sasuke. Der hatte bestimmt keine Probleme damit, eine Frau anzusprechen... Wahrscheinlich liefen sie ihm von selbst hinterher. Eigentlich würde er, wenn ich so drüber nachdachte, gut zu Sakura passen, besser als ich tollpatschiger Trottel.

Ich seufzte und machte es mir resigniert auf meinem Tisch bequem.

Die Beiden wären wirklich ein attracktives Paar... Unwillkürlich schlich sich eine Szene in meinen Kopf, die mir gar nicht gefiehl. Sie zeigte Sasuke, der Sakura gekonnt über die Tanzfläche führte und ihr dabei diesen verdammten Feuerblick zuwarf. Sie schmolz in seinen starken Armen dahin und dann... Aaarg, ich wurde wahnsinnig! Er hatte sie noch nie so angesehen... Oder? Ich war gestern zu abgelenkt von der Präzesion, mit der sie führte, als dass ich auf seine Augen hätte achten können. Ob er immer so aussah, wenn er tanzte? Oder hatte es was mit...?

Was zum Teufel dachte ich da?!

Ich wurde knallrot und drehte das Gesicht so, dass es keiner mehr sehen konnte. Warum sollte das was mit mir zu tun haben? Der war doch nicht schwul oder sowas...

Ich wurde noch röter.

Selbst wenn er es war, was ich wirklich nicht glaubte, musste es mich ja nicht interessieren. Denn ich war es ganz sicher nicht! Ich stand auf Mädchen im allgemeinen, und Sakura im speziellen, oh ja!

In Gedanken bedachte ich Sasuke mit einigen sehr unschönen Bezeichnungen, immerhin war er Schuld daran, dass ich mir über sowas überhaupt Gedanken machen musste!
 

Der Tag zog sich für mich scheinbar endlos in die Länge. Ich musste die ganze Zeit über Sasuke und Sakura nachdenken. Alle paar Minuten schob sich dieses wiederliche, nervige Bild in meinen Kopf und sosehr ich mir auch sagte, dass da absolut nichts war, es wollte einfach nicht verschwinden.

Als es schließlich endlich leutete, sammelte ich schnell meine Sachen auf und sprang auf. Na also, auch das schlimmste Übel fand irgendwann sein Ende!

Gut gelaunt hopste ich zu Sakura, die sich noch mit ein paar Freundinnen unterhielt.

"Sakura-chahaan~♥! Gehen wir?!" fragte ich begeistert, wofür ich mir jedoch nur einen eisigen Blick von ihr einfing.

"Du siehst doch, dass ich mich unterhalte! Warte gefälligst."

Das Grinsen rutschte mir von den Zügen, doch ich nickte schicksalsergeben und schlurfte davon. Eigentlich hatte sie ja Recht, wir hatten noch ewig Zeit. Normalerweise gingen wir donnerstags nach dem Unterricht zusammen in die Cafeteria, kauften uns Mittagessen und gingen dann zusammen zu dem Haus, in dem das Tanzstudio lag. Davor gab es einen runden, gepflasterten Vorhof mit Sitzgelegenheiten an zwei Seiten. Dort setzten wir uns immer hin und aßen zusammen. Ich genoss diese Zeit immer sehr, denn es war so ziemlich die einzige Möglichkeit für mich, alleine mit Sakura zu sein.

Ein Steinchen flog vor mir her, während ich über den Pausenhof wanderte und mich dann auf die Bank setzte, auf der ich heute Morgen meine Freunde getroffen hatte.

Warum musste sie nur immer so abweisend sein? Seufzend stützte ich mein Kinn auf meine Hände und die Arme auf meine Beine. Sie konnte doch auch ganz anders sein... Manchmal war sie richtig nett. Ich seufzte erneut. Zwei Jahre ging das jetzt schon so, und ich war ihr scheinbar keinen Deut näher gekommen. Vielleicht waren wir einfach nicht dazu bestimmt, mehr zu sein als Freunde? Ich schüttelte den Kopf. Nein, aufgeben würde ich ganz bestimmt nicht! Das wäre ja noch schöner, nur weil es schwer war!

Ich saß schon eine ganze Weile dort und wartete auf Sakura. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass wir wohl keine Zeit mehr haben würden, uns was zu Essen zu kaufen. Genau in dem Moment knurrte mein Magen. Uh, das würde heute Mord werden...

"Narutoooo!" Ich sah auf und lächelte. Es war Sakura, auf der anderen Seite des Schulhofs. Sofort war ich auf den Beinen und lief zu ihr.

Sie hielt eine Tüte mit zwei Boxen darin, wie sie einem in der Cafeteria mitgegeben wurden, und meine Augen blitzten.

"Sakura-chan! Du bist ein Engel!!"

Sie kicherte bevor sie antwortete. "Naja, ich kann dich ja nicht ohne Entschuldigung so anfahren, oder? Hier." Sie zwinkerte mir zu und gab mir die Tüte. Ich wurde leicht rot, grinste sie dann aber nur an.

"Da hast du wohl Recht! Gehen wir?"

Auf dem Weg zum Tanzstudio unterhielten wir uns über den anstehenden Physik-Test und sie beschwerte sich, dass ich noch immer keine Tanzschuhe gekauft hatte. Dann machten wir es uns auf den hölzernen Sitzgelegenheiten bequem und öffneten die Plastikboxen. Meine Augen blitzen begeistert. Ramen!

"Sakura-chan, du bist so toll!! Danke!"

Sie kicherte wieder. "Ja, ich weiß. Lass es dir schmecken."

Dann aßen wir einträchtig schweigend. Ich war viel früher fertig als sie - Naja, wer kann sich schon bei Ramen zurückhalten? - und sah, wie ich hoffte unauffällig, zu Sakura. Sie war so hübsch... Ich seufzte wieder. Da sah sie zu mir und runzelte die Stirn.

"Was?"

"Ach, nichts..."

"Willst du meine Portion auch noch?"

Ich wurde leicht rot. Sie hielt mich für einen notorischen Fressack... Ich schüttelte den Kopf.

"Nein nein, iss ruhig..."

Sie zuckte die Schultern und aß zu Ende. Als sie fertig war, kamen auch schon die ersten unserer Tanzkurskollegen und wir gingen gemeinsam rein.

Drinnen erwarteten uns wie üblich Sasuke und seine Tanzpartnerin. Wir setzten uns im Halbkreis um ihn, während er an die Spiegelwand gelehnt dastand und uns ansah. Karin suchte passende Musik für die Stunde aus.

Sein Blick wanderte über uns und mein Herz setzte unwillkürlich einen Schlag aus, als er auf mich fiel, doch er sah mich an wie vor unserer seltsamen Zusammenkunft. Und nicht eine Sekunde länger als die anderen Kursteilnehmer. Ich sah zu Boden. Was hatte ich denn erwartet...? Und vor allem: Was hatte ich mir gewünscht? Das war doch total sinnlos! Trotzdem hatte sich mein Herz schmerzhaft zusammengezogen bei dem offenen Desinteresse seinerseits...

"Guten Tag." begrüßte er uns förmlich. Auch das wie immer. "Heute werden wir einen neuen Tanz lernen. Und zwar den Tango."

Aufgeregtes Gemurmel setzte ein. Ich schluckte. Das klang schwer...

Wir verließen die Tanzfläche als Karin die Musik eingeschaltet hatte und Sasuke ihr die Hand hin hielt. Sie fingen an, es uns vorzutanzen. Ich schluckte noch mal. Das sah auch schwer aus.

Dann war das Lied vorbei, die beiden verbeugten sich voreinander - Ich nahm zur Kenntnis, dass er ihr kein Lächeln oder sonstige Zuneigungsbekundungen schenkte - und wir waren an der Reihe mit Probieren.

Ich rappelte mich etwas ungelenk hoch und führte Sakura auf die inzwischen volle Tanzfläche. Dort sah ich sie an und versuchte, dasselbe Feuer in meine Augen zu legen, wie Sasuke es tat. Sie runzelte zwar besorgt die Stirn, doch ich gab noch nicht auf.

Dann fing das Lied an und ich machte einen Schritt vorwärts. Dadurch stieg ich ihr auch gleich mal schön auf den Fuß. Entsetzt ließ ich sie los und entschuldigte mich überschwinglich, darauf bedacht, nicht zu laut zu sein, damit...

"Du bist echt unfähig."

Sasuke es nicht hören würde.

Na toll. Er hatte es gemerkt. Mit tiefroten Wangen sah ich zu ihm auf und erwartete, promt des Kurses verwiesen zu werden - Immerhin hatte er gesagt, ich dürfe mir nichts mehr leisten - Doch irgendwie... Sah er verändert aus. Es glitzerte in seinen dunklen Augen, doch es war nicht das Feuer. Es sah eher aus wie... Belustigung. Der Kerl machte sich über mich lustig!

Die Röte war noch nicht aus meinem Gesicht gewichen, doch jetzt sah ich ihn wütend an. So ein Mistkerl!

"D-Das war doch nur, weil wir es zum ersten Mal machen...!"

Verdammt, warum stammelte ich? Und diese verdammte Röte ging auch nicht zurück! Kyah!

"Schon klar... Aber versuch dich doch wenigstens an die ersten Schritte zu erinnern, ja? Der Herr geht zwei Schritte zurück, die Dame zwei vorwärts."

Ich starrte Sasuke nach, als dieser sich einfach umdrehte um den anderen Paaren zu helfen. Was war das denn gewesen? Er war... NETT zu mir?

Hastig schüttelte ich den Kopf und wandte mich Sakura wieder zu, die mich ungeniert angrinste.

"Er hat vollkommen Recht." feixte sie.

"Ich weiß..." antwortete ich gedankenverloren.

"Wie bitte?!" fragte sie entsetzt.

Ich sah sie an un blinzelte. "Was denn...?"

"Du... Du regst dich ja gar nicht darüber auf, dass er dich zurecht gewiesen hat!" entrüstete sich Sakura.

Ach so. Ich wollte grinsen, doch es kam nur ein verlegenes Lächeln zu stande. Verdammt.

"Na ja... Er war ja ganz höflich, oder?" meinte ich ausweichend.

In Wahrheit durfte ich ja gar nicht frech zu ihm sein - Schließlich würde er mir kostenlose Privatstunden geben. Meine Erziehung verbat es mir, unhöflich zu Leuten zu sein, die mir etwas Gutes taten - Bei dem Gedanken an die Enttäuschung meiner Eltern über ein derartiges Verhalten musste ich leicht schlucken.

Sakura runzelte die Stirn, schüttelte dann aber nur den Kopf und hielt mir wieder ihre Hand hin. "Wie du meinst. Machen wir einfach weiter ok?"

Ich ergriff sie und machte es dies Mal richtig, was meine Tanzpartnerin zu einem erfreulich stolzem Lächeln bewegte, das ich natürlich erwiderte.

Es fiel mir erstaunlich leicht, nicht die ganze Zeit auf unsere Füße zu starren, aber leider musste ich feststellen, dass ich nicht fähig war, so wie Sasuke zu gucken. Immer, wenn ich es versuchte, sah Sakura mich eher verschreckt als verzaubert an und so gab ich es schließlich auf - Daran musste er jahrelang gefeilt haben! Echt beeindruckend.

Mein Blick wanderte auf der Suche nach schwarzem Haar über die Kursteilnehmer. Ich entdeckte Sasuke, der inzwischen am Rand der Tanzfläche neben Karin Platz genommen hatte. Sie redete mit ihm und lächelte dabei, doch er sah sie nicht mal an und seine Antworten wirkten kurz angebunden, vielleicht sogar etwas einsilbig. Also waren sie nicht zusammen. Oder doch? Das war eben seine Art, und manche Frauen standen bestimmt auf ruhige Typen... Sie fand es anscheinend sehr anregend, denn ihre Wangen waren leicht gerötet und sie rutschte "unauffällig" immer etwas näher zu ihm. So ein Flittchen! Sie waren ganz bestimmt nicht zusammen, Sasuke hätte SO EINE doch gar nicht nötig!

"Was schaust du denn so finster?"

"Äh?" Verwirrt riss ich den Blick von Sasuke und seiner Tanzpartner-Konkurbine los und wandte mich an Sakura, die mich fragend ansah. "Oh... OH! D-Das... Ich..." stammelte ich und spürte wie mir das Blut in die Wangen stieg.

Sie runzelte die Stirn und legte den Kopf leicht schief.

Was sollte ich ihr denn sagen, um Himmels Willen?! Ich konnte ihr doch nicht von diesem brennenden, stechenden Gefühl erzählen, dass sich gerade in meiner Brust gebildet hatte, als ich die Beiden zusammen gesehen hatte. Sie würde nur denken, es wäre Eifersucht. Und das war es nicht. Definitiv nicht. Warum sollte ich eifersüchtig auf eine Frau sein?... Moment mal, vielleicht war ich ja auch eifersüchtig, dass sie Sasuke so viel Beachtung schenkte? Etwas skeptisch betrachtete ich Karin. Nein, um sie ging es nicht... Aber halt, ich war ja gar nicht eifersüchtig!

Während ich so hecktisch hin und her überlegt hatte, hatte Sakura mich weiterhin fragend angeschaut und ich hatte kein Wort gesagt, sodass sie jetzt, wo ich sie wieder ansah, alles andere als erfreut wirkte.

"I-Ich... Tut mir leid, ich... War in Gedanken!" brachte ich schließlich hervor. Ich wusste selbst, dass das eine mehr als lahme Ausrede war, aber was sollte ich denn sagen...?

Sie sah auch dementsprechend nicht besonders überzeugt aus, und wütend war sie auch immernoch.

"Hör mal!" Sie machte sich von mir los und stemmte die Hände in die Hüften. "Wenn du keine Lust mehr hast auf das hier, dann sag es doch einfach! Dann frag ich jemand anderen!"

"N-nein, Sakura-chan! Das verstehst du ganz falsch!" rief ich entsetzt darüber, wie sie mein Verhalten auslegte. Das war doch nicht auf sie bezogen! Ich hatte gerade total vergessen gehabt, dass sie überhaupt im Raum gewesen war!

"Ach ja? Dann erklär mir doch bitte mal, wie ich das verstehen soll, dass du abwesend irgendwohin starrst und mich nicht anschaust?! Du hast die ganze Zeit über auch nicht mit mir gerdet...! Was ist los mit dir?" Jetzt sah sie so verletzt und verwirrt aus das es fast schon weh tat.

"I-ich... Das hat nichts mit dir zu tun, wirklich. Bitte entschuldige!"

Inzwischen hatte sich der gesamte Kurs samt Sasuke und Karin sich nach uns umgedreht und beobachtete neugierig unsere Auseinandersetzung... Oder besser, wie ich mich ohne Gegenwehr von Sakura zusammenstauchen ließ.

"Das hat nichts mit mir zu tun? Oh Naruto, glaubst du, ich hab nicht gemerkt, was du letzte Woche getrieben hast?"

Ich zuckte zusammen und mein Blick flitzte von meinem Tanzlehrer, der ziemlich desinteressiert wirkte, zurück zu meiner Tanzpartnerin, die mehr als aufgebracht war. Wie, sie hatte es gemerkt? Das sollte doch eine Überraschung sein! Und warum war sie so böse darüber...?

Ich setzte zu einer Frage an, doch sie unterbrach mich bevor ich auch nur eine Silbe raus brachte.

"Du hast dich von mir zurückgezogen, nur, weil du dich verliebt hast! Ich finde es echt schwach von dir, dass du deine Freundschaften nur wegen irgendeiner Tussi schleifen lässt..."

Sie redete noch weiter, doch ich hörte nichts mehr.

Dass ich mich etwas zurückgezogen hatte stimmte; In der letzten Woche hatte ich tatsächlich wenig ausgemacht, weil ich einfach so in Gedanken gewesen war, dass ich keine Kraft mehr zu irgendwas aufgebracht hatte. Auch meine Mutter brauchte inzwischen viel Hilfe im Haushalt und ich stand ihr natürlich gern zur Seite. Aber wie kam sie darauf, dass ich mich verliebt hätte?! Das war doch absoluter Schwachsinn! Vor allem weil der Grund für meine kürzliche Zerstreuung da hinten in der Ecke stand, schwarze Haare und das Gesicht eines gelangweilten Engels hatte. Und eindeutig männlich war!

Mein Gehör setzte wieder ein sodass ich den Rest von Sakuras Schimpftirade noch mitbekam.

"... Und heute hast du sie ja offensichtlich gesehen, so gut gelaunt wie du schon am frühen Morgen warst! Na, ich will euer Glück nicht stören. Erwarte nicht, dass ich noch mit dir rede... Aber das würde dir ja eh nichts bedeuten!!"

Sie warf mir noch einen letzten, wütenden Blick zu, dann schnappte sie sich ihre Tasche und stapfte aus dem Zimmer.

Ich wollte ihr nach, doch lange, schlanke Finger schlossen sich um meinen Oberarm und hielten mich zurück. Erstaunt sah ich zu Sasuke auf, doch der hatte den Blick auf die Tür gerichtet.

"Ich werde mit ihr reden. Tanz du währenddessen mit Karin."

"Aber ich..." stammelte ich, doch er war schon losgerannt.

Fast traute ich mich nicht, mich umzudrehen, denn ich spürte die Blicke des gesamten Kurses auf mir.

Doch dann schluckte ich und wandte mich langsam um.

Sie sahen mich alle an. Natürlich taten sie das. Und sie wirkten alles andere als erfreut, doch das veranlasste mich nur dazu, jedem von ihnen einen trotzigen Blick zuzuwerfen.

Die Stille hielt an, bis Karin vor trat und das Wort ergriff.

"Nun, dieser... Zwischenfall..." Sie warf mir einen vielsagenden Blick zu. "Sollte die Stunde nicht beeinflussen. Also los."

Ungerührt schnappte sie sich meine Hand und zog mich auf die Tanzfläche - Die CD war während der ganzen Szene einfach weitergelaufen.

Unwirsch legte sie die Hand auf meine Schulter und ich schob schon fast schütern die Hand zu ihrem Schulterblatt. Der Blick den sie mir zuwarf war wie aus Eis und ließ mir einen Schauer den Rücken runter jagen.

Sie führte. Natürlich tat sie das, was hatte ich erwartet? Und außerdem war das Lied noch ziemlich schnell, sodass ich keine Möglichkeit hatte, mir irgendwelche Gedanken zu machen, ohne dabei eine mittel schwere Katastrophe zu riskieren. Darum war ich eigentlich ziemlich froh, denn meine Gedanken wären gerade nicht gerade glücklich gewesen.

Doch eines konnte selbst das zügige Thempo, das sie vorlegte, nicht verhindern, und zwar, dass mein Blick unablässig zur Tür wanderte.

Aber sie kamen nicht zurück. Die Minuten vergingen und wurden langsam zu einer viertel Stunde, aber noch immer war weder Sasuke noch Sakura zurückgekehrt. Was machten die denn so lange...?

Betrübt sah ich zu Karin runter, die mit voller Absicht den Blick abgewandt hielt und deren Mund zu einer geraden Linie versteinert war.

"Ähm..." fing ich an.

Ich wollte mich entschuldigen, auch wenn mir nich ganz klar war, warum sie eigentlich so wütend auf mich war. Vielleicht weil meinet wegen Sasuke gegangen war. Oder weil sie jetzt mit mir tanzen musste und ich nicht gut war.

Doch dazu sollte es nie kommen, denn auf Grund von mangelnder Konzentration meinerseits und überhöhter Geschwindigkeit ihrerseits hatten sich meine Schnürsenkel geöffnet über die ich jetzt natürlich promt stolperte.

Diesmal gab es keinen starken Arm, der mich hielt. Und diesmal kippte ich nach vorne, also genau auf meine entsetzte Tanzpartnerin.

Wir beide keuchten erschrocken auf und wir starrten uns beide wohl mit etwa dem selben Gesichtsausdruck an, als ich über ihr kniete und ihr eh schon recht kurzes Kleid noch oben geflattert war und den Blick auf ein mit Spitze besetztes Höschen freigab.

Als sie es bemerkte dauerte es weniger als eine Sekunde bis ich ihre Hand im Gesicht hatte. Doch den Schmerz spürte ich fast gar nicht.

Stattdessen kletterte ich kraftlos von ihr runter, entschuldigte mich leise, überließ es zwei Männern, sie aufzurichten und verzog mich von der Tanzfläche.

Neben der kleinen Treppe, die zur Tür raufführte, setzte ich mir auf einen Stuhl und zog die Beine an, sodass ich das Gesicht hinter ihnen verbergen konnte.

Es mussten ja nicht alle sehen, dass ich weinte.

Diese Stunde war echt eine Katastrophe gewesen. In den zwei Monaten, die ich jetzt schon am Kurz teil nahm, hatte ich es noch nie geschafft, ein derartiges Chaos zu bewirken.

Nicht nur, dass ich Sakura dazu gebracht hatte, mich endgültig und offensichtlich zu hassen, nein, ich hatte auch noch meine Tanzlehrerin vor dem ganzen Kurs halb ausgezogen... Und jetzt heulte ich auch noch.

Wütend rieb ich mir über die Augen, doch die Tränen wollten nicht aufhören zu fließen.

Aber der Grund war nicht, dass Sakura weggelaufen war - Ich vertraute blind darauf, dass Sasuke sie würde beruhigen können.

Was mich so traurig machte war die schlicht unumgängliche Tatsache, dass Sasuke mich aus dem Kurz werfen würde. Daran gab´s nichts zu rütteln. Er hatte es mir angedroht und auch hier glaubte ich ihm bedingungslos.

Warum musste ich so verdammtes Pech haben? Immer ich...
 

Es verging noch eine ganze Weile, bis die Tür aufging, doch ich hatte mich bis dahin keinen Zentimeter gerührt, auch wenn die Tränen inzwischen verziegt waren... Naja, bis auf gelegentliche kleine "Nachwehen".

Ich sah nicht auf, aber ich hörte, dass es nur ein paar Füße war. Und sie trugen keine Absätze. Sasuke...

Der Gedanke, dass er wieder da war, beruhigte mich. Zumindest konnte Sakura mich so nicht mehr anschreien...

Die Schritte kamen die Treppe runter, dann stockten sie kurz. Wahrscheinlich sah er mich an, bestimmt war sein Blick genauso kalt wie der von Karin. Doch er ging ohne ein Wort weiter - Gott, ich wäre am liebsten aufgesprungen und hätte mich lautstark bei ihm entschuldigt und ihn angebettelt, mich nicht rauszuschmeißen. Aber ich unterdrückte den Impuls, erstens, weil ich kein Jammerlappen war und zweitens, weil das zu erniedrigend gewesen wäre. Wenn er mich loswerden wollte, sollte er das eben... Wäre mir auch egal, schließlich war ich wegen Sakura hier.

Doch dann blieb er wieder stehen und hatte sofort meine volle Aufmerksamkeit wieder.

"Karin." rief er mit ruhiger Stimme und klackernde Schritte näherten sich ihm. "Was ist passiert?"

"Sasuke! Du musst ihn rausschmeißen! Der Junge ist absolut unfähig! Er hat es fertig gebracht, mich umzuschmeißen und... Na ja... Zu ENTBLÖßEN!" schimpfte sie, doch er rief nicht augenblicklich wütend meinen Namen.

Ich linste über meine Arme zu ihnen rüber, aber gerade so weit, dass man es von da drüben wegen meiner Haare nicht bemerken würde.

"Er ist ein Anfänger. Sowas kann schon mal passieren." Er sah zu mir rüber und seine Augenbraue schob sich leicht nach oben. Sah er doch, dass ich zu ihnen rüber sah? Hastig senkte ich den Kopf wieder. Aber eigentlich war es ja völlig legitim, dass ich zuhörte, schließlich ging es ja um mich! Also legte ich das Kinn auf meine Knie und starrte die Beiden unmissverständlich an. So! Das hatten sie jetzt davon!

Mein Verhalten ließ Sasuke erst stirnrunzeln und dann, kurz bevor er weg sah, flackerte wieder die Belustigung von vorhin in seinen Augen auf. Unmöglich! Er machte sich schon wieder über mich lustig! Aber... Irgendwie sah er nicht so wütend aus, wie ich erwartet hätte - Nicht so, als würde er mich gleich rausschmeißen.

Bei Karin sah es da ganz anderes aus. Ihr Gesicht war puterrot angelaufen und sie starrte ihn mit langen Stielaugen an.

"WIE BITTE?!" fragte sie mit viel zu hoher Stimme. So viel Aufregung konnte in ihrem Alter nicht gut tun... Ich kicherte leise.

"Du hast mich schon verstanden." antwortete er ruhig, aber bestimmt. "Ich werde ihn nicht rausschmeißen. Aber wegen der... Bekleidungssache spreche ich nachher noch mal mit ihm."

Was er dann tat, ließ mein Herz kurz stehen bleiben und ich wusste, dass es der rothaarigen Schnäpfe nicht anders ging;

Er lächelte.

Das war wohl das Únfairste, was er machen konnte, denn bei seinem Lächeln war es so gut wie unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen.

Ich errötete und sah auf seine Füße, doch Karins verzückte Miene bemerkte ich trotzdem. Scheinbar sah sie es zum ersten Mal und war hellauf begeistert. Als ich wieder zu seinem Gesicht blickte, lächelte er immernoch. Jetzt reichte es aber mal! Sie hatte sich ja wohl offensichtlich beruhigt, so wie sie "Ja, natürlich. Geben wir ihm noch eine Chance!" hauchte.

Er nickte und endlich verschwand das Strahlen von seinen Zügen. Oder nicht endlich. Eigentlich war es schade. Ich wünschte, er hätte länger gelächelt... Allerdings nicht für sie, denn das war noch nicht mal das Atemberaubenste, was er mit seinem Gesicht zustande brachte, weil es aufgesetzt gewesen war - Das wusste allerdings bestimmt nur ich. Nein, er sollte für mich lächeln. So wie letzte Woche... War das wirklich erst eine Woche her? Mitlerweile kam es mir sehr, sehr lange vor.

Verdutzt blinzelnd zog ich die Stirn kraus. Es kam mir LANG vor? Äh?

Ich verstand nicht mal im Ansatz, warum ich das dachte, aber jetzt, wo es mir aufgefallen war, konnte ich den Gedanken nicht mehr verdrängen - Eine Woche ohne ihn zu sehen war einfach viel zu lange gewesen.

Mit leicht schief gelegtem Kopf sah ich wieder zu dem Schwarzhaarigen, der inzwischen die Stunde beendet hatte.

Er konnte wirklich nett sein - Wenn er wollte.

Jetzt, wo ich so darüber nachdachte, merkte ich, dass ich mit ihm zu tun haben wollte, und zwar auch außerhalb der zwei Stunden im Tanzkurs. Ich wollte mich mit ihm unterhalten und mehr über ihn erfahren - Er interessierte mich.

Inzwischen waren fast alle gangen, nur noch ein Paar war da, das gerade eine Privatstunde mit ihm vereinbarte.

Sein Blick fiel auf mich, und als er merkte, dass ich ihn ansah, zwinkerte er mir zu. Ich wurde leicht rot und lächelte ihn dann schüchtern an.

Jetzt wusste ich, warum ich mich so zu ihm hingezogen fühlte.

Warum ich eifersüchtig gewesen war, dass er mit jemand anderem Zeit verbrachte und sich unterhielt.

Es war eigentlich ganz einfach.

Ich wollte mit ihm befreundet sein.

Dann gingen auch die Beiden letzten und er wandte sich mir zu, was mir ein erneutes Lächeln entlockte. Er sah kurz skeptisch aus, lächelte dann aber zurück. Nur wirkte er dabei irgendwie... Zweideutig.

Er setzte sich mir gegenüber auf die Tischkante und sah mich prüfend an.

"So, Naruto. Jetzt sind wir unter uns, sozusagen haben unsere Stunden angefangen. Also gilt auch unsere kleine Vereinbarung, nicht wahr...?"

Ich lächelte leicht und nickte.

"Ja."
 

~~~~~~~ ♥ ~~~~~~
 

Step Two, Ende

Step 3 ~ Straight Into My Vains

Hallo =]

Dieses Kapitel war eigentlich gar nicht geplant;

Ich wollte das alles im zweiten Kapitel schreiben. Aber dann fiel mir auf, dass das dann sehr, sehr lang werden würde... Und ich beschloss noch eins einzufügen. ^^ Seit froh, sonst wäre das schon das vorletzte Kapitel. xD
 

Ok, viel Spaß! ♥
 

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"Warum hast du geweint?"

Ich wurde rot und sah auf seine Füße. Warum musste er das bemerken...? Vor Verlegenheit brachte ich keine Antwort über die Lippen und so schwiegen wir eine Weile, bis er schließlich aufstand und vor mir in die Hocke ging. So konnte ich zu ihm runter schauen.

"Du hast es versprochen... Und ich lache auch nicht." erklärte er sanft. Mal wieder glaubte ich ihm sofort. Er hatte eine sehr überzeugende Art irgendwie.

"Ich..." Meine Stimme brach weg, doch ich riss mich zusammen. "I-Ich dachte... Sie würden mich rausschmeißen..." gestand ich nuschelnd und wurde noch röter.

Er sah erst überrascht, dann belustigt aus und schenkte mir ein sanftes Lächeln, dass mich ganz kribbelig machte.

"Verstehe... Naruto?"

Ich sah ihn besorgt an. War das doch sein Plan gewesen? "J-ja...?"

"Wenn ich dir verspreche, dass ich dich nicht rausschmeiße, hörst du dann auf, mich zu siezen? Das macht mich schon die ganze Zeit wahnsinnig - SO alt bin ich auch wieder nicht."

Erfreut lächelnd nickte ich. Das war gut; Man duzte seine Freunde... Warum hatte ich das eigentlich nicht getan? Er hatte schließlich auch einfach angefangen, mich beim Vornamen zu nennen. Aber das konnte ich jetzt nicht ändern, und die Tatsache, dass er es mir angeboten hatte, freute mich noch mehr, als wenn er es einfach akzeptiert hatte.

"Danke... Da du dageblieben bist, nehme ich an, dass du einen Termin für unsere erste gemeinsame Stunde erfahren möchtest, oder...?"

Er sah mich nicht an, während er sprach. Sein Blick lag auf meiner Hand, denn diese streichelte er ganz ungeniert mit seinem eleganten Zeigefinger. Ob irgendwas an ihm auch nicht elegant war? Ich konnte es mir nicht vorstellen. Er schien so perfekt... Ganz anders als ich. Meine Miene wurde etwas betrübt, was ihm sofort auffiel. Er sah auf und hob leicht die Augenbraue.

"Was? Haben es dir deine Eltern verboten? Soll ich mit ihnen reden?"

Erschrocken und viel zu hastig schüttelte ich den Kopf. Nein, meine Eltern hatten nichts dagegen. Sie waren sogar froh, dass ich mich für so etwas dermaßen begeisterte. Und offensichtlich hofften sie, dass Sasuke mein Unfallrate etwas verringern konnte...

"Was ist es dann?" Jetzt lag seine ganze, große, weiße Hand auf meiner zur Faust geballten kleinen. Ich sah nur darauf; Meine Haut war ganz warm, wo er sie berührte. Fast heiß sogar. Als würde das Feuer, das beim Tanzen in seinen Augen bannte, jetzt durch seine Adern in seine Hand fließen. Ich genoss die Vorstellung und wurde leicht rot. Wenn er das gewusst hätte...

"Naruto...?" Er sah mich mit verwirrt gerunzelter Stirn an, weil ich ihm einfach nicht geantwortet hatte, so sehr war ich von dem Schauspiel unserer Hände gefesselt gewesen. Jetzt schreckte ich aus meinen Gedanken hoch und sah ihn zerstreut an.

"Ähm... Äh... W-Was hab... Hast du gefragt?"

"Hmmmm...? Ich fragte, warum du so traurig schaust."

"I-Ich... Oh. Also... Ich hab nur darüber nachgedacht..." Ich konnte es ihm einfach nicht sagen, das war zu peinlich. Was würde er denn denken? Stumm zog ich meine Hand unter seiner weg und legte sie auf meine Knie; Die Füße hatte ich davor wieder auf den Boden gestellt.

Jetzt war sowohl das Sanfte als auch die Verwirrtheit aus seinem Blick gewichen. Er schien erbost über mein Zögern. Das hatte ich nicht gewollt. Verlegen spielte ich mit den Fingern.

"Nicht böse sein bitte..." bat ich ihn leise und sah ihn betrübt und mit noch immer geröteten Wangen an. "E-es... Es ist mir nur so peinlich..."

Doch das schien ihn nicht zu besänftigen, denn er stand auf und sah mich jetzt von oben herab streng an.

"Jetzt sag schon."

Das klang wie ein Befehl... Egal, wie sehr ich ihn mochte, aber befehlen ließ ich mir von niemanden was. Finster erwiederte ich seinen Blick von unten herauf.

"Red nicht so mit mir." verlangte ich böse.

Sein Blick veränderte sich erneut. Jetzt war er wieder so gelangweilt und emotionslos wie sonst, was mir einen noch größeren Stich versetzte als die offene Missbilligung von eben.

Wieder lehnte er sich zu mir unter. Er stütze sich auf die Stuhllehnen und plötzlich fühlte ich mich etwas unwohl. Doch das machte mich nur noch wütender. Obwohl mein Herz wie wild gegen meine Rippen klopfte sah ich ihn weiter zornig an.

"Was?" fragte ich frech.

Sasuke antwortete nicht. Inzwischen waren unsere Gesichter nur noch etwa 2 Zentimeter voneinander getrennt. Ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen und sah, wie dicht und lang seine Wimpern waren. Er war so unfair schön.

Trotzig setzte ich dazu an, noch mehr zu sagen, aber ich kam nicht dazu.

Kurz bevor ich die erste Silbe aussprechen konnte lagen seine Lippen auf meinen. Ich starrte ihn entsetzt an, als er seine Zunge in meinen Mund schob. Was zum...?!

Verspätet fiel mir die Funktion meiner Muskeln wieder ein und ich schupste ihn grob weg. Dann wischte ich mir über den Mund und sprang auf.

"HEY! Was sollte das?!?"

Er stand mit gelassen verschränkten Armen da und sah auf mich herab.

Ich war knallrot und keuchte wie wild. Dieses... ARSCHLOCH!! Was fiel ihm eigentlich ein?! Das war mein erster Kuss gewesen!! Ich bekam fast einen Herzkaschper als ich darüber nachdachte. Oh mein Gott, mein erster Kuss war mit einem Kerl gewesen!! Ich hatte doch Sakura...

Vor Zorn fing mein Unterkiefer verdächtig an zu zittern. Warum musste ich eigentlich immer heulen, wenn ich sauer war? Das war eine so erniedrigende Eigenschaft. Ich verabscheute mich dafür.

Doch es verfehlte seine Wirkung auf Sasuke nicht, denn er sah plötzlich ziemlich bestürzt aus. Ich stieß seine Hände weg, die er nach mir ausgestreckt hatte und wischte mir trotzig über die Augen.

"Fass mich nicht an! Antworte mir lieber! Was sollte das?! Hä?!"

Warum konnte er eigentlich nicht mal 5 Minuten eine Emotion beibehalten? Ich blinzelte kurz, und schon war seine Bestürzung wieder zu Resignation geworten.

"Tja, das war dafür, dass du dich nicht an dein Versprechen gehalten hast." erklärte er ganz nüchtern.

Jetzt war ich baff.

"W-Wie bitte...? Du... Du zahlst UNGEHORSAM mit... Mit sexueller Belästigung zurück?!" Meine Stimme überschlug sich fast, was er nur mit einem leichten Heben seiner Augenbraue bedachte.

"Wie du das sagst klingt es irgendwie schlimm."

Ich japste.

"WIE BITTE?!?"

"Wie du..."

"Ich hab dich schon verstanden!!"

Er grinste. "Warum fragst du dann so blöd?"

Ich konnte es gar nicht fassen. Ich konnte nicht fassen, wie unsagbar FRECH dieser Mann war!

"VIELLEICHT WEIL DU MICH GERADE EINFACH SO GEKÜSST HAST?!" schlug ich stinksauer vor.

"Hm... Als ich es getan hab fandest du es nicht so schlimm: Immerhin hast du erwidert."

Mein Mund stand sperrangelweit offen doch ich brachte kein Wort raus.

"Frech" war das einzige, was ich gerade denken konnte.

"Hallo?" Sasuke schnippte mir vor dem Gesicht rum doch ich schlug seine Hand weg wie eine lästige Fliege.

"Ich hab dich ganz sicher nicht zurück geküsst!!" entrüstete ich mich.

Plötzlich war er mir wieder ganz nah und erneut war ich nicht fähig mich zu bewegen. Ich starrte ihn entsetzt an. Zum ersten Mal verstand ich, warum sein Lächeln manchmal so zweideutig war: Das lag daran, dass er einfach pervers war!

Bevor ich es mich versah hatte er sich eine meiner Haarsträhnen geschnappt und verzwirbelte diese nun. Nach einem Moment, in dem er zugesehen hatte, wie die Farbe von blond zu gold und wieder zurück wechselte, wandte er seinen Blick wieder auf mich. Sein Gesicht war wieder leer.

Diese Stimmungswechsel würden mich noch in den Wahnsinn treiben, da war ich mir sicher.

"Sollen wir es ausprobieren...?" fragte er ruhig.

"KYAAAAH!!" schrie ich alles andere als gelassen und wich hastig von ihm zurück.

Er hob eine Augenbraue. "Das fasse ich als nein auf."

Mein hektisches Nicken schien ihn zu amüsieren, doch er blieb wo er war.

"Also gut, also gut. Beruhige dich." Er ließ sich erneut auf dem Tisch mir gegenüber nieder, sah mich aber die ganze Zeit an. "Ich bin ja brav."

Ich verzog das Gesicht. "Na klar, wer´s glaubt."

Darüber musste er lachen. Es klang so schön dass ich kurz genießerisch die Augen schloss. Allerdings riss ich sie sofort wieder auf, als mir einfiel, was er gerade gemacht hatte, der miese Hund!

"Lach nicht so doof." nörgelte ich.

Jetzt legte er den Kopf schief und musterte mich stirnrunzelnd. "Was regst du dich eigentlich so auf...? War doch nur ein Kuss." Er zuckte die Schultern. "Ist doch nichts dabei."

Zuerst sah ich ihn mit leicht offenen Mund entgeistert an, doch dann sah ich zu Boden. Eigentlich hatte er ja Recht... Viele Leute machten sowas ohne Gefühle. Oder gingen sogar noch weiter. Und man begrüßte gute Freunde und Familienmitglieder doch auch mit einem Kuss... Aber... Das...

"Das war mein erster Kuss, verdammt..." gestand ich kleinlaut aber trotzig wie immer. "U-Und außerdem hast du mich einfach so dazu gezwungen..." fügte ich noch hinzu und sah ihn mit tiefroten Wangen und einer kleinen Schnute an.

Sein Mund war leicht geöffnet, fast so, als woller er etwas sagen. Aber er tat es nicht sondern sah mich nur an.

"Hallooo?! Ich hätte gern sowas wie ne Entschuldigung!" erklärte ich nachdem wir eine ganze Weile geschwiegen und uns angestarrt hatten.

Er blinzelte und legte den Kopf leicht schief.

"Eine Entschuldigung will er..." wiederholte er.

Das Lächeln, dass seine Züge dann erhellte, ließ mein Herz auf Hochtouren rasen. Kam es mir nur so vor, oder lächelte er viel öfter, wenn wir alleine waren...? Ach quatsch... Oder?

"Ja, will ich."

Er lächelte noch immer. "Die kriegst du aber nicht."

Jetzt schmollte ich wieder. "Wieso nicht?"

"Erstens: Du hast erwidert..." Mit einer Handbewegung unterbrach er meine Einwände. Ich schwieg, weil ich nicht schon wieder von ihm geküsst werden wollte. Diesem frechen Kerl würde ich es glatt zutrauen... Misstrauisch behielt ich ihn im Auge, damit er keine Dummheiten mehr versuchte.

"Zweitens: Es gehört zu unserer Vereinbarung."

Diesmal konnte er mich nicht abhalten. "ICH HABE DOCH NICHT ZUGESTIMMT DASS DU MICH BELÄSTIGEN DARFST!!!"

Sein Lächeln wurde nur noch breiter. "Soll ich noch mal oder wirst du brav still sein?"

Sofort schloss ich den Mund und starrte ihn an.

Das Lächeln wurde zu einem Grinsen, doch er sprach ohne weiter. "Und drittens: Es ist mir scheiß egal, was du darüber denkst oder ob das dein dämlicher erster Kuss war."

Das tat mir irgendwie weh. Langsam wandte ich den Blick von ihm ab und starrte auf den Boden zu seinen Füßen. Manchen Leuten mochte sowas ja egal sein, aber ich hatte eigentlich vorgehabt, meinen ersten Kuss mit jemanden zu haben, in den ich wirklich verliebt war... Aber das war jetzt nicht mehr möglich. Und das nur, wegen diesem arroganten Idioten.

Natürlich entging ihm meine veränderte Stimmung nicht. Ich hörte ein Seufzen, dann trat eine schwarze Hose in mein Blickfeld. Warum musste er schon wieder so nahe kommen? Das machte mich nervös. Vor allem nach dem was er gerade abgezogen hatte!

"Naruto." Er sprach ganz ruhig und sachlich und ich spürte seinen Blick an mir haften. "Das ist meine Bedinung. Akzeptier sie oder nicht, das ist deine Sache. Aber beides geht nicht, das kannst du vergessen."

Ich sah zu ihm auf. Es war ihm ernst.

Nach einem Moment nickte ich langsam. "N-na gut..."

Es würde ja nur passieren, wenn ich nicht auf ihn hörte. Und das würde nicht vorkommen, garantiert nicht.

Denn ich wollte wirklich nicht von ihm geküsst werden. Das gehörte sich nicht, alleine, weil wir zwei Männer waren. Außerdem war mir, als er es getan hatte, ein Schauer nach dem anderen über den Rücken gejagt und mein Herz hatte wie wild zu rasen begonnen. Da war doch nicht normal! Jedenfalls konnte ich es mir nicht vorstellen; Meine Eltern sahen nicht aus, als würden sie gleich einen Nervenzusammenbruch erleiden, wenn sie sich küssten... Und andere Leute, die das taten, wirkten auch nicht so. Also stimmte es ja wohl ganz und gar nicht!

Sasuke sah mich noch immer an, dessen war ich mir schmerzlich bewusst. Also zwang ich mich, den Blick von seiner Brust, auf die ich bis dahin gestarrt hatte, zu seinem Gesicht zu wenden. Etwas trotzig erwiderte ich seinen abschätzenden Blick; Er überlegte wohl, ob er mit einer Klage wegen sexueller Belästigung rechnen musste. Das fand ich irgendwie lustig und gestattete mir ein Grinsen, was ihn wiederrum die Stirn runzeln ließ.

"Was?"

"Ach nichts." antwortete ich gut gelaunt.

"Fang nicht schon wieder damit an." verlangte er leicht entnervt.

Ich sah ihn etwas erschrocken an, doch er wirkte nicht, als würde er gleich wieder über mich herfallen. Wie erleichternd.

"Du sahst nur grade so aus, als dächtest du, ich würde dir die Polizei auf den Hals hetzen." erklärte ich und grinste wieder.

Erst blinzelte Sasuke verwirrt, doch dann lächelte auch er.

"Ja, sowas in der Art dachte ich gerade wirklich." gestand er.

"Naja... Ich könnte es ja auch machen."

"Nein." Jetzt sah ich ihn überrascht an, was er offensichtlich lustig fand. "Du willst Tanzstunden haben. Und ich könnte dich nicht unterrichten, wenn ich im Gefängnis wäre."

"Ähm..." Ich überlegte kurz, nickte dann aber. "Ja, da hast du irgendwie Recht." gab ich zu.

Sasuke wuschelte mir kumpelhaft durch die Haare. "Na gut, da das jetzt geklärt ist und ich vor etwaigen Anklagen sicher bin können wir uns ja wieder dem Ausgangspunkt unseres Gespräches zuwenden: Dem ersten Termin."

Das hatte ich schon fast wieder vergessen! Ich sah ihn erwartungsvoll an.

Sein Gesichtsausdruck veränderte sich erneut, als er meine Spannung sah, doch ich konnte nicht sagen, was jetzt in seinen Augen lag. Irgendwie wirkte sein Blick... Sanft. Fast liebevoll. Wenn ich so darüber nachdachte, kannte ich den Ausdruck: So sah mein Vater meine Mutter manchmal an, wenn er dachte, sie merkte es nicht. Doch bei Sasuke war es... Irgendwie besser. Wie so vieles an ihm war auch dieser Blick einfach perfekt und ließ mein Herz vor Aufregung Luftsprünge vollführen.

Aber wieso sah er mich so an? Vorsichtshalber beschloss ich, nicht weiter darüber nachzudenken, sonst würde ich mir nur noch irgendwas zusammenspinnen.

"Was hälst du von Samstag?" schlug er vor.

Das war ziemlich spontan... Und ich war begeistert. Umso früher ich die Stunden nahm umso besser. Außerdem fand ich die Vorstellung gut, einen Samstag mit ihm verbringen zu können. Das war so... Freundschaftlich. Naja, es würde wohl nicht der ganze Samstag sein, aber wenigstens einige Zeit.

Also nickte ich. "Das wäre super."

"Zehn Uhr?"

Das fand ich jetzt wieder nicht so prickelnd; Um zehn stand ich normalerweise vielleicht gerade mal so auf. Er musste meinen Unwillen wohl an meinem Gesicht gesehen haben, denn er lächelte.

"Du willst doch wohl nicht bis in die Puppen schlafen, oder?" Bei meinem Nicken verdrehte er die Augen. "Ihr Kinder."

"Hey, ich bin kein...!"

"Ja ja, ist ja gut; Ihr Jugendlichen. Hör zu, ich kann das nicht so spät machen weil der Saal am Nachmittag belegt ist."

Ich verzog leicht das Gesicht. Das hieß ja wohl, dass wir danach nichts mehr unternehmen konnten.

Auch das bemerkte er und ließ sich zu einem Schmunzeln hinreißen. Warum fand er eigentlich alles an mir zum Lachen? Irgendwie war das beleidigend... Aber ich konnte mich nicht darüber aufregen weil ich sein Lächeln zu sehr mochte.

"Du wirst das schon aushalten, zehn ist nicht früh... Und was würdest du davon halten wenn ich dich nach der Stunde als Entschädigung zum Mittagessen einlade? Ich hab nichts mehr zu tun."

Er hatte meine Laune zwar offensichtlich falsch verstanden, aber seine Antwort mochte ich trotzdem. Mittagessen war gut. Und wenn er zahlte was das sogar noch besser... Für meinen Geldbeutel.

"Klingt gut!"

Er grinste. "Für Essen bist du immer zu haben, was?"

"Darauf kannst du wetten!" grinste ich zurück.

"Du bist echt goldig."

"Bin ich nicht." Ich streckte ihm die Zunge raus, grinste dabei aber weiter. Dann fiehl mir etwas wichtiges ein. "Ach ja! Was hast du eigentlich Sakura-chan erzählt? Hat sie sich beruhigt?"

"Ja, hat sie. Ich hab ihr gesagt, dass Jungs in deinem Alter nun mal so seien und sie sich nichts dabei denken solle..."

Das Ende seines Satzes gefiehl mir nicht. Es klang, als fehle da noch etwas, das er im letzten Moment zurückgehalten hatte.

"Was? Hast du sonst noch was gesagt?" bohrte ich nach. Er antwortete nicht. "Oh Gott, WAS hast du gesagt?!"

"Naja... Dass es bestimmt nicht an ihr liege, weil du sie mehr magst, als sie vielleicht wüsste... Jetzt dramatisiere das ganze doch nicht so." - Ich war erschöpft auf meinen Stuhl zurückgesunken und hielt mir den Arm über die Augen - "Es hat doch geholfen, oder? Und irgendwann wirst du es ihr ja wohl sagen MÜSSEN. Sonst bringt das ganze Getanze nichts."

Das klang irgendwie einleuchtend... Trotzdem!

"Aber sowas sagt man doch nicht einfach so!" Ich linste unter meinem Arm zu ihm hoch. So wie es aussah wusste er nicht, ob er mein Verhalten lustig oder irritierend finden sollte. Ich half ihm, indem ich mich übertrieben theatralisch und wie erschlagen auf den Stuhl lümmelte. "Sie wird nie wieder mit mir reden!"

Er verstand und lächelte leicht. "Nein, das glaube ich nicht. Sie wirkte... Etwas verwirrt zwar, aber nicht abgeschreckt. Ich bin sicher, morgen wird sie sich bei dir entschuldigen."

Wie ich sie kannte, hatte ich Glück, wenn ich mich bei ihr entschuldigen durfte, doch ich wollte ihm seine Illusion mal lassen. "Vielleicht...." nuschelte ich wieder unter meinem Arm hervor.

"Naruto, du musst jetzt gehen." erklärte Sasukes ausdruckslose Stimme.

Fast erschrocken sah ich ihn auf und setzte mich normal hin. Was war denn jetzt los? Warum beendete er unser Gespräch so plötzlich? Er wirkte auch nicht mehr so gut gelaunt wie noch vor ein paar Sekunden, sondern eher etwas abgespannt. In der Hand hielt er ein schwarzes, schlankes, teuer aussehendes Handy. Offensichtlich seins.

"Äh...?"

"Ich muss noch... Was erledigen." meinte er ausweichend. Zum ersten Mal seit wir hier waren sah er mich nicht mehr an. Ich war verwirrt. Was war denn jetzt los?!

"Äh...!"

Plötzlich hatte er meine Tasche und drückte sie mir in die Arme.

"Es ist ein bisschen eilig."

"Äh..."

Er schob mich nach draußen und sperrte den Saal ab. Dann bugsierte er mich nach draußen ehe ich noch etwas sagen konnte. Wir standen unter dem hölzernen Vordach des Hauses in dem das Studio war. Er sah mit leicht gefurchter Stirn zu mir runter.

"Ich würde dir ja anbieten, dich nach Hause zu bringen..."

"Wa...? Oh, nein, nein, schon ok." stammelte ich, weil man an seiner Stimme merkte, dass er das eigentlich nicht wollte.

"Mh... Ein ander Mal, ok? Wir sehen uns Samstag. Und sei pünktlich, sonst werde ich böse. Ciao!"

Dann lief er über den gepflasterten Vorhof und ließ mich stehen. Ich sah zu, wie er in ein schwarzes Cabriolet stieg und rasend schnell die Straße runterbretterte.

"Ciao..." sagte ich etwas tonlos.

Langsam machte ich mich auf den Heimweg ohne wirklich auf die Richtung zu achten. Was war das denn eben gewesen...? Erst hatten wir uns so gut unterhalten und uns auch super verstanden... Und dann verschwand er so einfach?

Total verwirrt starrte ich auf meine Füße - Das tat ich immer um nicht zu stolpern.
 

Ich schlief in dieser Nacht nicht gut.

Meine Gedanken kreisten ständig um die Begegnung mit Sasuke und ihr komisches Ende.

Hatte ich was falsch gemacht? War ich ihm zu aufdringlich gewesen? Oder hatte er wirklich einfach was zu tun gehabt? Vielleicht hatte er ja eine wichtige SMS bekommen... Aber das hätte er mir doch sagen können...

Etwa um fünf Uhr morgens gab ich den Versuch auf, schlafen zu wollen, und setzte mich an mein Fensterbrett. Ich steckte mir die Stöpsel meines Ipods in die Ohren und schaltete ihn an. Dann schwang ich die Beine aufs Dach und starrte in die bereits endende Dunkelheit.

Die Nacht war klar und nur die freundlichen kleinen Wölkchen, die bereits den ganzen Tag über den Himmel gezogen waren, hingen vor dem Mond und den Sternen. Doch langsam erkämpfte sich im Osten die Sonne einen Teil des Himmels und färbte diesen weinrot. Es sah sehr schön aus und der Anblick beruhigte mein zermatertes Hirn enorm.

So gegen sechs stand ich auf und ging leise nach unten um Frühstück zu machen. Zu meiner Überraschung war jemand da; Ich hörte Geräusche aus der Küche und Licht schien zu mir rauf in den ersten Stock. Vorsichtig linste ich durchs offene Treppenhaus. War etwa ein Einbrecher im Haus?!

Schritte näherten sich dem Türrahmen, in dem keine Tür hing, und ich erkannte die langsame, etwas watschelnde Gangart. Erleichter seufzte ich auf; Es war nur meine Mutter. Aber was machte die so früh schon auf den Beinen?

Alamiert stieg ich die Treppe runter und begrüßte sie leise.

"Naruto...?" Sie sah besorgt aus. "Was ist los?"

Ich lächelte müde. "Nichts weiter, ich bin nur früh aufgewacht."

Besonders überzeugt wirkte sie nicht, aber sie streckte nur die Arme nach mir aus und ich ging zu ihr, um sie zu drücken. Das brauchte sie wohl einfach ab und zu.

"Warum bist du wach...?" fragte ich nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten.

Sie streichelte mir sanft über die Haare und lächelte leicht.

"Dein Vater schnarcht in letzter Zeit ganz grauenhaft... Und dein Schwesterchen war unpässlich."

"Schon wieder?" Ich sah sie besorgt an. Sie hatte oft Bauchschmerzen, aber da die Ärzte nichts feststellen konnten, wussten wir auch nicht so recht, was wir machen sollten.

"Ja... Aber nur ein bisschen... Willst du auch was?" fragte sie verschwörerisch und deutete mit dem Kinn in die Küche. Dort standen, fein säuberlich auf dem Tisch verteilt, die verschiedensten Süßigkeiten aber auch Chips und Salzstangen. Ich sah sie etwas verwirrt an.

"Ich dachte, du hättest Bauchschmerzen?"

"Hatte ich auch... Aber dann war ich auf der Toilette und dann hatte ich Hunger." gestand sie kichernd.

Lächelnd verdrehte ich die Augen. Verstehe einer eine Schwangere...

"Ne, ich begnüge mich mit einem Kaffee und einem Brot, danke."

"Du weißt ja gar nicht, was dir entgeht!" sagte sie schadenfroh.

"Oh, glaub mir, das will ich auch gar nicht wissen!"
 

Nach dieser morgendlichen Zusammenkunft war ich eine Weile abgelenkt durch ein Gespräch mit meiner Mutter, dem sich schließlich auch mein Vater anschloss. Doch kaum war ich aus der Tür hatte Sasuke meine gedankliche Aufmerksamkeit wiedergewonnen.

Ich brachte ihn einfach nicht aus meinem Kopf.

Hoffentlich war er nicht sauer auf mich... Bei seinen üblen Stimmungsschwankungen konnte ich mir das gut vorstellen. Vielleicht hatte es ihn beleidigt, dass ich ihn nicht angesehen hatte? Oder er hatte meine kleine Schauspieleinlage etwas zu ernst genommen?

Vor lauter Sasuke bekam ich fast nicht mit, dass seine Vorhersage eintrat und Sakura sich tatsächlich entschuldigte.

"Naruto?" Sie kam in einer Zwischenstunde zu mir und sprach mich an. Abwesend sah ich sie an.

"Mhmm...?"

"Ich wollte mit dir reden, wegen der... Sache von gestern. Also, es tut mir wirlich leid, dass ich..."

Weiter hörte ich nicht zu.

Was hatte Sasuke ihr nur gesagt, dass sie sich ernsthaft entschuldigte? Dieser Mann war echt ein Zauberer. Ich war mir sicher, dass er alles konnte. Bestimmt hätte es nur eines lächelnden, freundlich bittenden Sasukes bedarft, um jeden einzelnen Menschen auf der Welt, der etwas Geld besaß, dazu zu bringen, an Bedürftige zu spenden... Vielleicht sollte er als US-Präsident kandidieren. Aber dazu musste man doch dort geboren sein und mindestens 35, soweit ich wusset. Das mit dem Geburtsort währe sicher kein Problem - Sasuke hätte eine Verfassunsänderung bewirkt, dann hätte das schon geklappt. Aber das Alter war ein Problem. Er war wirklich sehr jung für sowas und...

Moment mal.

Irritiert blinzelnd runzelte ich die Stirn.

Dachte ich da gerade allen Ernstes darüber nach, welche Gründe gegen eine Kandidatur Sasukes zum US-Präsidenten sprachen?

Ich hatte ganz schön einen Schlag weg, das musste ich mir eingestehen. Schnell versuchte ich dem Redeschwall Sakuras wieder zu folgen.

"...Nur schön, wenn du uns mit einbeziehen würdest. Die Anderen sagten nämlich auch, sie fühlten sich etwas... Naja, alleingelassen von dir. Das verstehst du doch, oder?"

Ich bemühte mich, ihr Lächeln zu erwidern und dabei wenn möglich auch noch etwas reumütig zu wirken.

"Ja, das verstehe ich. Und es tut mir wirklich leid, dass ich so abwesend war, aber ich hab halt im Moment so viel um die Ohren wegen meiner Mutter und alle dem... Das verstehst DU doch, oder?"

Das war natürlich nur die halbe Wahrheit, aber was soll´s? Das Ergebnis war für sie, also dürfte sie sich über die Wege, es zu erreichen, ja wohl nicht ärgern.

Tatsächlich lächelte sie mitfühlend und legte sogar ihre Hand auf meine.

"Ja, das verstehe ich natürlich."

Ihre Haut hinterließ keine heiße Spur auf meiner und mein Herz fing nicht an nervös zu pochen, wenn sie lächelte, auch wenn ich mich darüber freute, dass sie glücklich war. Das war normal. Genau wie es sich gehörte. Und sie sah so süß aus, wenn sie lächelte. Nicht halb so umwerfend wie Sasuke, aber...

Da war er SCHON WIEDER! Fast hätte ich mir die Haare gerauft, so sehr gingen mir meine eigenen Gedanken langsam auf die Nerven. Was sollte das denn bitte?! Ich hatte gerade zu tun, da konnte er nicht in meinem Hirn rumspucken!

"Danke, Sasuke-chan, das ist..."

Sie starrte mich an. "Wie bitte?"

Ich runzelte die Stirn. Was denn? "Ich sagte Danke."

"Nein, nein! WIE hast du mich gerade genannt?!" Sie war ganz aus dem Häuschen, was ich kein Bisschen verstand.

"Na, Sakura-chan. Wie denn sonst?" Vielleicht war SIE es ja, die in letzter Zeit etwas abwesend war...?

"Aber du hast doch..."

In dem Moment klingelte es jedoch und unser Lehrer kam ins Zimmer, sodass sie sich auf ihren Platz verdrücken musste.

Die prüfenden Blicke, die sie mir heimlich während der gesamten folgenden Stunde zuwarf, bemerkte ich gar nicht. Ich war wieder voll bei meinem neuen Lieblingsthema.

Was er wohl gerade machte? Bestimmt unterrichten... Oder ging er noch einer anderen Tätigkeit nach? Vielleicht war er Arzt, oder Anwalt, oder Bankmanager, oder Designer... Irgendwas Cooles, was viel Geld brachte auf jeden Fall.

Von den folgenden Stunden bekam ich nicht viel mit.

Um genau zu sein, rein gar nichts.
 

Nach der Schule sammelte ich meine Sachen ein und wurde von meinen Freunden abgeholt. Die Anderen um mich rum machten Späße und alberten herum und gaben mir dadurch keine Gelegenheit, wieder in Gedanken zu versinken. Wir holten uns ein Paar Pizzen und hockten uns damit in den Park, wie jeden Freitag. Es machte Spaß, mal wieder mit ihnen rumzuhängen und um die Ablenkung die sie boten war ich ganz dankbar.

Am Abend verabschiedeten sich nach und nach alle. Sie hatten vereinbart, sich morgen zu treffen um ins Schwimmbad zu gehen - Dazu hatte ich einfach mal nichts gesagt. So um acht waren nur noch Sakura, Hinata und ich übrig. Zu meiner großen Freunde musste die Pinkhaarige in meine Richtung während das andere Mädchen in der entgegengesetzten wohnte. So verabschiedeten wir uns von Hinata und ich bot an, Sakura noch nach Hause zu bringen.

Wir liefen eine Weile schweigend nebeneinander her und ich sah immer wieder aus dem Augenwinkel zu ihr.

Irgendwann ergriff sie das Wort. "Sag mal... Wie gehts deiner Mutter eigentlich so?"

Ich lächelte. "Eigentlich ganz gut... Aber heute hat sie nicht so gut geschlafen."

"Oh... Wart ihr deswegen beim Arzt?"

Ich erklärte es ihr, dann war die Konversation auch schon wieder zu Ende.

Etwas beklommen sah ich auf den Boden. Ich wollte mich ja mit ihr unterhalten, aber irgendwie war das gar nicht so leicht, wenn wir alleine waren...

"Naruto?" fragte sie, wieder nach einer Weile des Schweigens. Wir waren gerade in ihre Straße eingebogen und sie sah mich abschätzend an.

"Äh, ja?"

"Kommst du... Du kommst morgen nicht mit, oder?"

Das kam jetzt überraschend. Wie hatte sie das rausgefunden?!

Ohne sie anzusehen steckte ich meine Hände in die Hosentasche und seufzte.

"Ich fürchte ich kann nicht."

"Verstehe... Und du... Triffst dich mit jemand anderem, oder?"

Ich wurde rot, sah sie aber noch immer nicht an. "Ja."

"... Verstehe..." murmelte sie.

"... Wieso fragst du?"

"Oh... Naja, ich hätte mich gefreut, wenn du mitgekommen wärst." erklärte sie und lächelte. Inzwischen waren wir vor ihrem Haus angekommen und standen uns gegenüber. Ihre Worte ließen mich erneut leicht erröten.

"Ach so... Tut mir leid, aber das ist schon fest ausgemacht." erklärte ich und kratze mich verlegen grinsend am Kopf. Mist, jetzt wäre ich doch ganz gerne mitgekommen.

"Ähm... Naruto...?" Sie sah etwas verlegen zu mir rauf.

"Ja?"

"Sasuke-san... Hat da gestern sowas angedeutet..."

Ich lief tiefrot an. Dieser Mistkerl!! Waaah, was sollte ich jetzt sagen?! Er hatte mir noch nicht mal gesagt, was ich machen sollte, wenn sie es ansprach!! Total nervös sah ich sie an. "A-Ach hat er das...?"

"Ja..." Sie zögerte, fasste sich dann aber ein Herz und sprach es aus. "Kann... Kann es sein, dass du... Naja, dass du mich magst?"

Plötzlich raste mein Herz doch und ich starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Das kam so überraschend, ich war gar nicht darauf vorbereitet!

"Ähm." Mehr brachte ich nicht raus.

Sie stutzte kurz, lächelte dann aber. "Ach so, dann habe ich das wohl falsch verstanden... Tut mir le... Naruto?"

Jetzt, wo die Gelegenheit gekommen war, wollte ich sie doch nicht verstreichen lassen. Sie würde nicht mehr so schnell kommen. Also hatte ich ihre Hände genommen und sah sie jetzt eindringlich an.

"Du... Du hast das nicht falsch verstanden, Sakura-chan... I-Ich... Mag dich wirklich... Sehr sogar."

Sakura wurde kurz rot und sah dann verlegen lächelnd auf unsere Hände.

"Das... Ist echt süß von dir..." Plötzlich stand sie näher bei mir und sah zu mir rauf. Irgendwie... Wirkte sie erwartungsvoll. Aber ich wusste nicht, auf was sie wartete. Sie bemerkte meine Unwissenheit, schmunzelte leicht und stellte sich auf die Zehenspitzen. Dann drückte sie sanft ihre Lippen auf meine.

Nach einem Moment des Zögerns schloss ich die Augen und erwiderte den Kuss. Meine Hand lag auf ihrer Taille, ohne dass ich hätte sagen können, wann sie da hingewandert war. So standen wir etwa eine Minute vor dem Haus ihrer Eltern und küssten uns, was ihr gar nichts auszumachen schien.

Sie löste sich wieder von mir und lächelte mich süß an. "Wir... Sehen uns dann am Montag. Ciao!"

Dann lief sie durch den gepflasterten Vorgarten und ließ mich stehen. Ich sah zu, wie sie aufsperrte und die Tür zuschmiss ohne mich noch ein Mal anzusehen.

Die Szene kam mir irgendwie bekannt vor, aber darüber konnte ich gerade nicht anchdenken:

Warum kam ich mir gerade nicht so vor, als wären wir jetzt zusammen?

Und warum fühlte ich mich so... Unbefriedigt?

Nicht, dass es schlecht gewesen wäre, sie zu küssen. Es war schön - Ruhig und irgendwie richtig. Aber ich hatte das Gefühl, etwas hätte gefehlt. Was es war konnte ich allerdings nicht sagen weil ich ja nur eine Vergleichsmöglichkeit hatte. Und die mit einem Kerl gewesen war.

Noch viel verwirrter als ich zuvor sowieso schon gewesen war machte ich mich auf den Heimweg.
 

Samstag, Zehn Uhr Zwanzig.

Ich war gerade erst beim Tanzsaal angekommen und stand jetzt in der Tür, doch Sasuke sah nicht von dem Buch auf, das er lässig in der rechten Hand hielt. Sein linker Arm hing entpsannt über der Lehne des Stuhls und auf seiner Nase saß eine schwarze Brille mit rechteckigen Gläsern.

Die verbildlichte Intelektualität.

Dann hatte er wohl die Seite zu Ende gelesen, denn er machte einen Knick in die obere Buchseite und schloss das Werk dann. Erst danach sah er mich an. Ich konnte seinen Blick nicht deuten, was mich nervös machte.

"Da bist du ja." Er klang etwas verschnupft, aber nicht unhöflich.

"Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Ich hab verschlafen." War ja auch kein Wunder wenn man zwei Nächte hintereinander fast keinen Schlaf abbekam, oder...?

Erst jetzt stieg ich die Stufen runter und gesellte mich zu ihm an den Tisch.

"Aha."

"Jetzt sei doch nicht so, es waren ja nur 20 Minuten." nörgelte ich. Ich mochte es nicht, wenn er sich so kühl gab. Das machte mich ganz kribbelig!

Doch er schien nicht egneigt, sich erweichen zu lassen.

"Ja, Naruto. 20 Minuten in denen ich etwas Anderes hätte machen können. Sowas gehört sich einfach nicht. Wenn man etwas ausgemacht hat ist man dem Anderen gegenüber verpflichtet, pünktlich zu sein; Der verlässt sich schließlich auf dich."

Ich hatte ihn die ganze ZEit stumm angesehen doch jetzt, wo er fertig war, blickte ich auf den Boden. Er hatte Recht... Das war unfair. Schließlich hätte er dann noch 20 Minuten länger schlafen können oder was auch immer er morgens so tat.

"Tut mir wirklich leid..." sagte ich noch mal etwas kleinlaut.

Kurz passierte nichts, dann hörte ich einen Stuhl rücken und er stand vor mir. Langsam sah ich zu ihm auf. Er war nicht mehr sauer... Aber dafür hatte er jetzt wieder dieses perverse Grinsen drauf! OH GOTT!!

Hastig wich ich zurück. "N-Nein! I-ich... Ich hab mich doch e-entschuldigt... Bitte...!"

Er kam mir ganz lässig nach und verzog die Miene keinen Milimeter; Das Grinsen war wie auf seine Züge gebrannt.

"Doch, Naruto. Fehltritte werden bestraft... Und jetzt bleib stehen."

Ich zögerte, dann gehorchte ich wiederwillig.

Mein Herz raste schon wieder wie wild und ich fing an zu schwitzen.

Nein, nein, nein...

Jetzt stand Sasuke wieder direkt vor mir. Ich spürte seine Nähe obwohl ich die Augen fest geschlossen hielt.

Seine Hand legte sich auf meine Hüfte und ich konnte seinen Atem riechen. Er roch nach Zahnpasta... Und ich roch noch etwas anderes, Bekanntes... Wie Regen... Ach ja, das war er; Seine Haut, seine Haare, eben sein Atem. Sein Duft...

Meine Gedanken ruckten zurück in die Gegenwart als sich seine Lippen auf meine legten. Sie waren warm und ihre Bewegung seltsam sanft. Nicht so barsch wie letztes Mal... Trotzdem raste mein Herz noch wie wild. Ich hatte Angst....

Seine große Hand streichelte meine Hüfte und sie war genauso sanft wie seine Lippen.

Wovor hatte ich noch mal Angst...? Ich hatte es vergessen und ließ mich somit in den Kuss fallen...

Doch da löste er sich von mir und ich schlug die Augen auf. Sein Blick war umwerfend, entwafnend, alles einnehmend.

"Naruto...?" fragte er leise.

"Ja...?" hauchte ich tonlos. Ich hätte gerade alles für ihn getan.

"Könntest du wohl dein Bein von meiner Hüfte nehmen?"

Oh.

"Ähm... J-Ja, klar... E-Entschuldige...!"

Mit tiefroten Wangen kam ich seiner Bitte nach und starret auf meine Füße.

Wie war DAS denn passiert? Ich wollte das doch gar nicht! Es war unnatürlich und verstörend und vor allem erzwungen! Ich würde bei sowas nie mitmachen! Tse! Ich verstand ja noch nicht mal, warum er das überhaupt machte. Störte es ihn nicht, dass ich ein Junge war? Oder war er vielleicht sogar...?

Er war inzwischen geganegn um die Stereoanlage einzuschalten. Prüfend sah ich ihn an. Das musste ich jetzt wissen!

"Sasuke...?"

"Mh...?"

"Warum... Warum MACHST du das überhaupt? Ich meine diese ganze... ´Kussgeschmichte`?"

Er zuckte merklich und blieb mit dem Rücken zu mir gewandt stehen.

"Was meinst du...?"

"Ich frage mich... Naja, ob du..."

Jetzt drehte er sich um und sah mich mit glühenden Augen an. Den Anblick sollte ich nie mehr vergessen:

So viel Selbsthass, Verzweiflung, Bitterkeit, Zweifel und vor allem pure Angst hatte ich noch nie gesehen und würde es auch nie wieder tun, da war ich mir sicher.

Vor Schreck und Faszination brachte ich kein Wort mehr heraus.

"WAS, Naruto...?" zischte er. "Was glaubst du?!"

Ich zuckte wegen der Schärfe in seiner Stimme zusammen und wandte den Blick ab.

"Ich frage mich... Ob du vielleicht... Schwul... Bist..." gab ich leise zu.

Das war doch Schwachsinn, wie kam ich überhaupt darauf...?

"Verdammt richtig."

Mein Kopf zuckte nach oben, meine Wangen waren knallrot und meine Augen weit aufgerissen.

"So richtig jetzt?"

"Nee, nur halb." entgegnete er sarkastisch und drehte sich halb zur Seite. "Natürlich so richtig."

Das... Machte mich irgendwie gerade sprachlos. Und etwas verlegen; Er... Hatte mich wirklich zu seiner... Befriedigung geküsst. Ein Mann wie er hatte tatsächlich Interesse an einem Jungen wie mir. Wow.

Ich wusste, dass ich etwas anderes hätte denken sollen; Das es eine Frechheit war. Das er eklig war. Sonst irgendwas. Und ich wusste, das ich ihn nie wieder unter die Augen treten sollte... Aber ich fühlte mich einfach nur geschmeichelt.

Wie so oft interpretierte er mein Schweigen falsch.

"Du wirst jetzt nicht mehr mit mir zu tun haben wollen, oder?... Natürlich nicht, du redest ja nicht mal mehr mit mir! Ich bin wiederlich, oder? Krank? Was denkst du, ha?!" Mit jedem Wort wurde er lauter und bei dem letzten Laut hatte er heftig gegen die Wand geschlagen.

"S-Sasuke, ich..." Ich wollte es ihm erklären, wollte ihm sagen, dass ich es nicht schlimm fand. Doch er ließ mich nicht aussprechen.

"Was ´Ich`?! ´ICH will dich nie wieder sehen`?! ´ICH finde dich abstoßend`?! ´ICH akzeptiere dich nicht mehr als Mitglied dieser Familie`?! ´ICH KANN DEINE ANWESENHEIT NICHT ERTRAGEN`?!?"

Ich starrte ihn perplex an, denn inzwischen war mir klar, dass er nicht mehr mit mir sprach. Was war denn los? Warum war er plötzlich so wütend? ... Oder so verletzt?

Inzwischen hatte er aufgehört zu brüllen und stand schwer atmend auf einen Tisch gelehnt da.

"Ich bin eine Schande..."

Das sagte er nur immer wieder und seine Stimme klang tränenerstickt, was ich fast noch beängstigender fand als den Wutausbruch gerade.

Langsam ging ich auf ihn zu und streckte ganz vorsichtig die Hand nach ihm aus. Beim ersten Versuch stieß er sie weg, doch ich probierte es noch mal und da ließ er es zu dass ich ihn am Rücken berührte.

"Sasuke..."

"... Geh weg..."

"Nein."

Er sah mich an und verzog das Gesicht. "Du findet mich doch abstoßend, oder nicht?" Das war eine rhetorische Frage, aber ich beantwortete sie trotzdem.

"Nein, finde ich nicht."

Jetzt war er überrascht. "Äh?"

"Nein, finde ich wirklich nicht."

"Und was sollte dann gerade der verstörte Blick?"

"Du hattest einen Wutanfall, Sasuke."

"Oh..." Eine kurze Pause entstand. "Tut mir leid."

Ich nickte. "Schon ok... Willst du mir erzählen, was dich so aufgeregt hat...?"

Er nickte und lächelte mich leicht entschuldigend an. "Nachher beim Essen, ok?"

Oh, das hatte ich ja schon fast wieder vergessen. Ich war ja eigentlich wegen Tanzunterrichts hier.

Eigentlich hatte ich gerade gar keine Lust darauf - Ich hätte mich lieber weiter mit Sasuke unterhalten, mehr über ihn erfahren, gewusst, warum er sich so sehr darüber aufregte... Aber er hatte mich schon am Handgelenk gefasst und zog mich mit sich auf die Tanzfläche. Im Vorbeigehen machte er die Stereoanlage an.

Also wir in der Mitte des Saals waren drehte er mich ein Mal um und schnappte sich dann meine Hand. Ich sah hoch in seine Augen und wurde etwas rot als er die Hand auf mein Schulterblatt legte.

Woran er wohl dachte...? Als er anfing, mich zu führen, lag kein Feuer in seinem Blick. Eigentlich wirkte er eher verschlossen, abweisend und betont emotionslos, aber mir war als wollte er nur Unsicherheit und Verwirrtheit vertuschen.

"Eigetnlich... Wollte ich dir Tango beibringen." meinte er nach einer Weile in der wir unseren jeweiligen Gedanken nachgehangen waren.

Ich sah zu ihm auf. "Und wieso machst du es nicht?"

Wir tanzten übrigens Chachacha und er hielt mich ziemlich weit von sich weg, wie ich fand.

"Weil man dazu Leidenschaft braucht."

Ich blinzelte. "Und... Wo ist das Problem...?"

Er lächelte aufgesetzt. "Na ja, DIESE Emotionen..." Plötzlich drückte er mich eng an sich und machte einen großen Schritt nach vorne, sodass ich in seinen Arme und zwischen seinen Beinen hing. "...Möchtest du mit mir sicher nicht erleben, oder?"

Wie... Nah! Mein Herz fing mal wieder an zu rasen als ich seinen Duft wahrnahm und seinen irgendwie ironischen Blick erwiderte.

"Äh... A-also..." stammelte ich als ich wieder senkrecht auf dem Boden stand. "Ei-eigentlich macht... Mir das nichts..." Ich war knallrot geworden und starrte auf seine Brust. Es war wirklich so: Es machte mir nichts aus jemandem so nah zu sein, der meinen Körper vielleicht ein bisschen anziehend fand... Oder viel mehr machte es mir bei IHM nichts aus. Ich war nur nervös weil ich es nicht gewohnt war.

Er sah mich überrascht an. "Das..."

Doch bevor er aussprechen konnte ging die Tür auf und ein Paar kam herein. Sie sahen uns erstaunt an. Noch während sie eintraten spürte ich wie Sasuke mich losließ und tat es ihm gleich.

"Ihr seit zu früh." stellte er ruhig fest.

Die Frau ergriff das Wort. "Ja, entschuldigung. Wir wollten üben während der Saal noch leer ist..." Sie sah mich neugierig an und ich erwiderte den Blick trotzig. Sasuke bemerkte den Blickaustausch und stellte sich halb vor mich bevor er antwortete.

"Aha. Na ja, das ist schon ok, denke ich. Wir waren sowieso fertig, oder?"

Ich brauchte eine Sekunde bis ich realisierte das die Frage an mich gerichtet war weil ich zu sehr damit beschäftigt war sein beschüterisches und besitzergreifendes Verhalten zu überdenken.

"Hm...? Oh, äh, ja...!" antwortete ich hastig und nickte.

Die Beiden standen inzwischen am Rand der Tanzfläche und musterten uns prüfend. Sasuke ging zur Stereoanlage, holte seine CD heraus und sammelte sein Buch ein. "...Wir gehen dann. Grüßt die Anderen." sagte er etwas unterkühlt und verließ dann mit mir im Schlepptau den Saal.
 

Ich hatte erwartet, dass wir mit dem Cabriolet fahren würden, das er am Donnerstag dabeigehabt hatte, und war dementsprechend überrascht, als wir auf ein schwarzblaues Motorrad zuhielten.

Ich blieb ein paar Meter vor der Machiene entfernt stehen während Sasuke eine Kister zur Rechten des Motorrads öffnete. Darin befanden sich zwei Helme, ein Schwarzer, ein Blauer. Er hob sie heraus und wandte sich mir zu.

Seine Aubenbruen wanderten etwas nach oben als er meine Unsicherheit bemerkte.

"Was denn?"

"I-ich bin noch nie mit sowas gefahren..." Und hatte irgendwie Angst davor. Aber das musste ich ihm ja nicht unter die Nase reiben.

Er lächelte aufmnternd. "Keine Panik; Ich hab noch nie einen Unfall gebaut... Und für dich fahr ich auch ganz vorsichtig, hm?" fügte er zwinkernd hinzu. Ich zögerte kurz, nickte dann aber. Er war bestimmt ein ausgezeichneter Fahrer.

Der Helm, den er mir gab, drückte auf den Backen, doch er sagte, das gehöre so während er mir den Verschluss zu machte. Ich stig etwas umständlich hinter ihm auf und klammerte mich an ihm fest.

Sobald meine behelmte Wange an senien Rücken gedrückt war nahm das flaue Gefühl der Nervosität in meiner Magengegend ab und machte dem Herzklopfen Platz, das seine Nähe unweigerlich mit sich bracht.

Wie hatte ich Angst haben können? Er konnte alles und hatte versprochen, vorsichtig zu sein...

Dann gab es ein lautes, schnurrendes Geräusch und wir fuhren los. Er war ein berauschendes Gefühl, die Geschwindigkeit zu spüren, den Wind durch meine Jacke auf meiner Haut zuf ühlen, ihn rauschen zu hören, Häuser an uns vorbei fliegen zus ehen...

VIel zu schnell wurden wir schließlich langsamer und hielten vor einem hübschen, gut besuchten Restaurant. Elegant wollte ich mein Bein über den Sitz schwingen... Doch meine vom Festklammern steifen Gelenke machten mir einen Strich durch die REchnung und ich landete auf dem Hintern. Erstaunt sah ich zu Sasuke auf der schmunzelnd auf mich runter schaute.

"War´s so umwerfend?" Er streckte mir die Hand hin. Ich ergriff sie und wurde hochgezogen.

"Ja, ich fand´s toll!" rief ich begeistert, woraufhin er grinste und mir den Helm abnahm. Bei sich tat er dasselbe und verstaute unseren Kopfschut in der Kiste. "Schön. Aber für dich vielleicht nicht so geeignet... Jetzt schau n icht so; Ich könnte das nicht guten Gewissens zulassen, so ungeschickt wie du bist."

Ich grummelte etwas Unverständliches und er lachte - Mir lief es heiß und kalt den Rücken runter. "Du dürftest ja sowieso erst in 2 Jahren anfangen mit dem Führerschein. Dann können wir ja noch mal schauen..." Er verstummte, als hätte ihn ein unangenehmer Gedanke eingeholt, zauberte dann aber wieder ein Lächeln auf seine Züge und sprach weiter. "Gehen wir rein?"

´Rein` war zu viel gesagt, denn wir nahmen auf der Terasse Platz, etwa 2 Meter höher gelegen als die Straße und mit gelben Sonnenschirmen vollgestellt. Er bestellte für uns Beide und wir unterhielten uns über gutes Essen während wir auf die Gerichte warteten. Erst war er ausgelassen, nichts ließ auf seinen vorigen Wutanfall schließen. Doch dann meinte ich, es würde bei der eigenen Mutter sowieso am bestn schmecken und er wurde seltsam schweigsam. Erst ließ ich ihn in Ruhe weil ich nicht verstand, was das Problem war. Und als er auf ein paar Anläufe meinerseits, wieder mit ihm ins Gespräch zu kommen, nicht reagierte, gab ich auf.

So saßen wir schweigend da bis unser Essen gebracht wurde. Er stocherte etwas in seinem Tomate-Mozarella-Salat rum bevor er seufzte, die Schüssel wegschob und die Finger verschränkte. Er sah mich an. Ich biss gespannt in eine Pommes.

"Also... Tut mir leid, dass ich vorhin so... Wütend geworden bin." fing er ernst an. Ich schüttelte den Kopf; Er hatte bestimmt seine Gründe gehabt. "Das hatte nichts mit dir zu tun und ich hätte es nicht an dir auslassen sollen... Es ist nur..."

"Du musst mir das nicht sagen." unterbrach ich ihn ruhig.

Nicht, dass ich nicht schrecklich neugierig gewesen wäre. Aber so schwer wie es ihm offenbar fiehl, darüber zu sprechen, wollte ich ihn auch nicht dazu drängen.

Er sah mich kurz ausdruckslos an und überlegte offenbar, ob er auf mein Angebot eingehen sollte. Doch dann lächelte er leicht bitter und schüttelte den Kopf.

"Nein, ist schon ok. Ich habs dir versprochen... Und ich möchte es dir auch erzählen."

Ich wusste nicht, was ich darüber denken, geschweigedenn, was ich dazu sagen sollte, als nickte ich einfach langsam und schwieg.

Er holte tief Luft und sah auf den Tisch. Dann fing er an.

"Als ich etwa 16 war, habe ich mich... Zum ersten Mal verliebt. In einen Jungen. Er war älter als ich und wir waren bis dahin einfach gut befreundet gewesen. Doch irgendwann merkte ich, dass... Dass da einfach mehr war." Er mich an. Ich wusste nicht, was er dachte. "Du kennst das bestimmt, wenn du Haruno ansiehst."

Das erinnerte mich an den unangenehmen Vorfall des letzten Abends. Ich wurde rot und trank hastig von meiner Cola. Er sprach einfach weiter.

"Jedenfalls... Habe ich ihm irgendwann meine Gefühle gestanden. Zuerst schien er überrascht und etwas verstört, doch dann... Wir waren bei ihm, und seine Eltern waren nicht da... Da haben wir..." Er holte tief Luft. Scheinbar bereute er war auch immer. "Wir haben miteinander geschlafen."

Das versetzte mir einen Stich den ich nicht verstand. Es war doch egal, mit wem er schlief... Mir zumindest. Schnell verscheuchte ich das Gefühl und hörte ihm weiter zu, denn jetzt war er voll im Redeschwall - Offensichtlich tat es ihm gut, das alles zu erzählen.

"Ich dachte natürlich, wir seien zusammen und war..." Er lächelte ironisch und zuckte die Schultern. "Überglücklich beschreibt es denke ich ganz gut. Jedenfalls haben wir es von da an öfter getan. Er war nicht besonders sanft zu mir, aber das ging schon in Ordnung solange ich ihm nur nah sein durfte... Wie dem auch sei, mir ist halt irgendwann aufgefallen das er nie sagte, dass er mich liebte und das ich der Einzige war, der ihm Zuneigung dieser Art zukommen ließ. Ich sprach ihn darauf an als ich es nicht mehr aushielt..." Sasuke schluckte schwer und spielte mit seinem Strohhalm. "Er hat gelacht. Und gesagt, dass er mich auch nicht liebte. Das hat ganz schön weh getan, wie du dir vielleicht vorstellen kannst." sagte er selbstironisch und grinste.

Ich sah ihn traurig an. Das war ja schrecklich! Der Arme! Aber er ließ mich nichts sagen; Er wollte mein Mitleid nicht.

"Danach war ich ziemlich fertig mit der Welt. Eigentlich war ich nur noch daheim, schwenzte die Schule, sperrte mich in mein Zimmer... Was hätte es auch gebracht, mit jemandem zu reden? Was hätte ich denn sagen sollen? Wer hätte das verstehen können? Oder akzeptieren? ... Meine Eltern bemerkten jedenfalls natürlich, dass etwas mit mir nicht stimmte. Zuerst ließ ich ihre Versuche, mir zu helfen, ins Leere laufen. doch Irgendwann hielt ich es einfach nicht mehr aus. Und vielleicht würde es danach ja besser sein...?" Er seufzte und schüttelte den Kopf. "War es aber nicht. Genau genommen hat mein Vater gesagt, ich wäre wiederlich. Eine Schande. Sowas könne er nicht in seiner Familie akzeptieren. Meiner Mutter... Fiehl es leichter, nicht ausfällig zu werden. Aber auch sie konnte es nicht einfach so hinnehmen, das spürte ich. Weißt du, das Problem war, dass mein Vater ein bekannter Bankmanager war und wir als seine Familie dementsprechend immer im Licht der Öffentlichkeit standen. Er hatte Sorge, dass sowas sich schlecht auf sein Ansehen auswirken könnte... Danach war nichts mehr wie zuvor. Ich distanzierte mich zusehends von meiner Familie. Das war zwar eigentlich gar nicht so geplant gewesen, aber dadurch, dass ich versuchte, sie mit meinen schulischen - Und auch tänzerischen - Leistungen zu beeindrucken, hatte ich einfach kaum noch Zeit. Damals gewann ich meine ersten Preise und wurde nach und nach recht bekannt... Und irgendwann verdiente ich das erste Geld mit Auftritten und sowas. Weil ich keinen Sinn darin sah, noch zu Hause zu bleiben, zog ich aus in eine kleine Wohnung ein ganzes Stück von ihrem Haus entfernt. Irgendwo hier in der Nähe. Der Kontakt brach eine Weile fast vollständig ab, doch irgendwann meldete sich meine Mutter bei mir und jetzt treffen wir uns hin und wieder. Aber es ist... Nicht einfach."

Er fuhr sich müde über die Augen und legte dann die Hände auf den Tisch. Ich legte meine darüber. Kurz sahen wir uns einfach schweigend in die Augen und ich vergaß die Leute um uns rum... Dann seufzte er und sah zur Seite.

"Donnerstag war ich bei ihnen, deswegen hatte ich es so eilig. Ich wollte meinen Vater nicht auch noch mit Unpünktlichkeit reizen." erklärte er verlegen lächelnd. "Tut mir leid dass ich dich so stehen gelassen hab."

Ich schüttelte den Kopf. "Ist doch egal... Sasuke, das ist..."

"Lass es einfach, ok...? Ich... Mitleid macht es auch nicht besser. Der einzige Grund, warum ich dir das überhaupt erzähle ist, dass ich..." Er sah mich an und ich verstand den Ausdruck auf seinem Gesicht wieder nicht. "Das ich dich echt gerne mag und nicht will, dass du dich zurück ziehst."

Ich wurde rot und sah auf unsere Hände. Er verschränkte unsere Finger miteinander und hielt mich fest. Musste er gar nicht - Ich wollte nicht zurückweichen.

"I-ich mag dich auch... Und das sollte keine Mitleidsbekundung werden. Ich wollte mich bedanken, dass du mir so vertraust." Ich sah wieder auf zu ihm. "Du hast das noch niemandem sonst erzählt, oder...?" An seinem verblüfften Gesichtsausdruck erkannte ich, dass ich Recht hatte. Ich lächelte, weil es mir so leicht fiehl, ihn zu deuten. "Und ich wollte sagen, dass ich... Dir immer zuhöre, wenn du möchtest."

Sasuke schwieg kurz, dann drückte er meine Hand leicht. "Danke." sagte er ernst und irgendwie feierlich.

Ich lächelte glücklich. Es war schön, dass er mir vertraute. Und das ich jetzt ein bisschen was von ihm wusste...

Und dann fiehl mir auf, dass ich grade in aller Öffentlichkeit mit einem Mann Händchen hielt. Mit knallroten Wangen zog ich die Hand zurück. Das bewegte ihn zu einem Lachen. Ich mochte das Kribbeln, das mir der Klang durch die Magengegend jagte. Es war einfach, mit ihm zusammen zu sein. Einfach, und vor allem irgendwie richtig. Ich fühlte mich geborgen und warm bei ihm. Was vielleicht von der kontinuierlichen Hitze herrührte, die seine Haut auf meiner hinterließ.

Wieder hatten wir eine Weile einfach nur schweigend dagesessen und uns angeschaut, doch dann schien Sasuke ein unangenehmer Gedanke zu kommen, denn er verzog unmerklich das Gesicht. Kaum zwei Sekunden später hatte er sich zwar wieder unter Kontrolle, doch ich hatte es trotzdem bemerkt.

"Sag mal... Hast du eigentlich mit Haruno geredet?" fragte er ganz ruhig.

DAS war es, was er unangenehm fand? Manchmal verstand ich ihn nicht...

Seufzend sah ich auf meinen halbvollen Teller und nahm versonnen eine Pommes in die Hand, ohne Intention sie zu essen.

"Ja, hab ich..."

Er runzelte die Stirn. "Und...?" bohrte er nach.

Ich seufzte. "UND... Wir haben uns geküsst."

Kurz sagte niemand etwas.

"Ah. Und? Wie war´s? Seit... Seit ihr zusammen?" fragte Sasuke dann und gab sich große Mühe, möglichst desinteressiert zu klingen. Ich meinerseits gab mir große Mühe, über seine Versuche nicht zu lachen - Er war kein besonders begnadeter Schauspieler!

"Nein... Nein, sind wir nicht... Es war irgendwie komisch." gab ich zu und hob die Augenbraue. Er klaute eine Pommes und sah mich fragend an. "Naja... Ich meine, es... Es war schon... SCHÖN, irgendwie. Aber es hat was..."

Promt verstumtme ich und wurde knallrot. Das konnte ich ihm doch nicht sagen! Dann wüsste er doch sofort, dass ich sein Feuer vermisst hatte! Oder...? Ach egal, jedenfalls schwieg ich.

Was nicht der beste Plan war, denn dadurch hatte ich wohl seine Neugierde geweckt.

"Was? Jetzt sag schon, es ist unhöflich anzufangen und dann nicht weiter zu machen."

Ich sah auf den Tisch und aß scheinbar hochkonzentriert meine Fritte.

"... Na gut, das wollte ich zwar eigentlich nicht machen, aber wenn du darauf bestehst... Soll ich dich küssen? Hier, in der Öffentlichkeit?"

Entgeistert und mit hochroten Wangen starrte ich ihn an, dann wurde mein Blick trotzig.

"Das würdest du nicht machen..." mümmelte ich. Nach kurzem Zögern aß ich etwas von seinem Salat. Er schien nichts dagegen zu haben.

"Wollen wir wetten?" grinste er und schob sich noch eine Pommes in den Mund.

Seufzend schüttelte ich den Kopf. "Nee, lieber nich. Ich wollte eh nur sagen, dass... Naja, dass irgendwie was ´Gefehlt` hat, falls du verstehst." Ich zuckte dich Schultern unschlüssig.

Als er noch mehr von meinen Fritten aß, schob ich ihm meinen Teller hin und nahm mir als Ausgleich seine Schüssel.

Er runzelte die Stirn. "Gefehlt?"

"Weiß auch nicht..."

"Hmm..." Er betrachtete mich so eingehend das es schon fast peinlich war und Zuckte dann die Schultern. "Ist ja auch egal, jedenfalls seit ihr nicht zusammen." Irgendwie klang das seltsam zufrieden.

Seufzend verdrehte ich die Augen. Das war ja wohl alles nicht zu fassen!

Wie konnte es sein, dass ich so glücklich war? In diesem Moment fühlte ich mich entspannt und hibbelig zugleich, wollte ihn einfach nur still ansehen aber auch mit ihm reden und so weiter. Alles auf ein Mal. Ich war wie berauscht von seiner Gegenwart. Und von der Tatsache, dass er sich offensichtlich auch wohl fühlte.
 

Und das sollte sich in den nächsten Wochen auch nicht ändern.

Wir machten viel miteinander aus und Sasuke gewöhnte sich irgendwann sogar an, mich von der Schule abzuholen, wenn er konnte. Ich genoss seine körperliche und geistige Nähe sehr, denn wir konnten uns über alles unterhalten und ich vertraute ihm blind. Er erwiederte meine Bewunderung mit offensichtlich ungeteilter Zuneigung (Denn alle Menschen, mit denen ich ihn Umgang haben sah, behandelte er mit einer gewissen kühlen Distanz.) in der ich schwamm wie ein Fisch. Gemeinsam meldeten wir mich für den Mopetführerschein an - Denn er sagte, wenn man das machte, wäre Motorradfahren einfacher - Und fuhren zusammen. Er hing oft bei mir rum, aber bei ihm war ich nie, auch wenn ich wusste, wo er wohnte. Das machte mir aber nichts aus, solange er nur da war. Wenn wir uns mal einen Tag nich sehen konnten weil er an einem Wettbewerb teilnahm, schrieben wir SMS oder telefonierten wenn möglich. Auch der Unterricht wurde natürlich fortgesetzt, und inzwischen genoss ich ihn richtig.

Mit der Zeit wurde er mein bester Freund.

Anders hätte ich mir zumindest die unbändige Freude nicht eklären können, die ich immer empfand, wenn ich ihn sah oder auch nur seine Stimme hörte. Oder wenn er mich sanft in den Arm nahm. Oder wenn ich mich an ihn schmiegen durfte.

Oder wenn er mich küsste.

Das kam nämlich von da an recht häufig vor und ich hatte nichts dagegen.

Alles hätte so schön sein können, wenn nicht eines Tages Mitten im Juni etwas schreckliches passiert wäre...
 

~ ♥ ~
 

Step Three, Ende

Step 4 ~ Straight Into My Bones - Fever Dreams

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Straight Into my Bones

Warnung: Absolute Melodramatik. Für Schäden jedlicher Art wird keine Haftung übernommen. xD
 

Hallo Kinder. u.u xD Ne, Spaß beiseite. Eure Anfragen haben mich alle sehr gefreut xD°° *mich sehr geschmeichelt fühl durch eure ungeduld*

Deshalb hab ich mich entschlossen, das jetzt schon hochzuladen xD°°

Außerdem ist es jetzt schon fertig. o.o° Wie kurz! xD

Und keine Panik, ihr verpasst rein gar nichts, außer ein bisschen Yaoi... xP~♥
 

Naja, viel Spaß jedenfall! ^^
 

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Ich konnte nicht mehr. Meine Lunge fühlte sich an wie zugeschnürt und meine Augen brannten, aber ich konnte nicht aufhören zu laufen.

Ich konnte nicht mehr. Es war einfach alles zu viel.

Heute war meine Welt zusammengebrochen, meine schöne, heile Welt. Und ich rannte vor den Trümmern weg, ohne zu wissen, wo mein Ziel lag, wo ich mich verstecken wollte...
 

~ Am selben Tag, 10 Uhr ~
 

So aufgelöst hatte ich meinen Vater noch nie erlebt. Wie ein Irrer rannte er durchs Haus und sammelet alles ein was nicht niet und nagelfest war.

Ich saß neben meiner Mutter auf dem Sofa und hielt ihre Hand. Sie sah müde aus, angestrengt, aber trotzdem lächelte sie. Natürlich tat sie das.

Eine sanfte Hand strich mir durchs Haar, forderte ein erwiederndes Lächeln. Ich schenkte es ihr.

"In ein paar Stunden ist es so weit, Naruto, mein Schatz! Ich bin schon so gespannt auf die Kleine. Du auch?"
 

~ " ~
 

Inzwischen hatte es auch noch angefangen zu regnen. Sogar der Himmel trauerte. Es war mir egal. Mir war alles egal.

Die Autos, die wütend hupten als ich einfach so über die Straße rannte.

Der Regen, der innerhalb kürzester Zeit meine Kleidung bis auf die Socken durchweicht hatte.

Die besorgten Blicke der Passanten unter ihren Regenschirmen.

Ich wollte nicht sterben. Das tat weh, wie ich gerade feststellte.

Nein, ich wünschte, ich wäre schon lange tot.

Irgendwann gehorchten mir meine Muskeln nicht mehr und ich fiehl hin. Ich blieb im Matsch lieben. Mir fehlte die Kraft zum Aufstehen.

Wäre es nicht sowieso sinnlos, weiter zu machen?, dachte ich und starrte mit ausdruckslosen und weinenden Augen in den grauen Schleier aus Regen.

Wäre es nicht sinnlos? Denn wo sollte ich hin? Was könnte schon die Todeskälte vertreiben, die sich in meinem Körper ausbreitete...?
 

~ 11. 30 Uhr ~
 

Das Auto raste über die rote Ampel. Ich bekam einen halben Herzinfarkt, doch meine Mutter, an der ich mich festklammerte, lachte nur. Eigentlich sollte ich sie ja stützten...

"Minato! Musst du unbedingt dieselbe Show wie bei Naruto abziehen? Ich hab von damals noch einen Schock!"

Mein Vater drehte sich zu uns um und grinste.

Ich hechtete ans Steuer und verhinderte so einen größeren Unfall... Zumindest für uns, denn von dem Obststand am Straßenrand ließ der PKW nicht viel übrig, der uns entgegen gekommen war.

Ich funkelte meinen Vater an.

Jedenfalls einen Moment, denn dann schoss die Hand meiner Mutter nach vorne und schloss sich krampfhaft fest um meinen Arm.

"AAAAH...!"

Ihre Schreie machten mir Angst.
 

~ " ~
 

Ich blinzelte.

Irgendetwas schob sich träge in mein Gedächtnis. Verschwommen, verzerrt, entstellt. Eine Erinnerung. Ein Gedanke in der Leere.

Ich erkannte nicht genau, was es war. Aber es barg ein Versprechen in sich, die Versuchung von Wärme, Geborgenheit, einem Sinn.

Ich blinzelte erneut. Diesmal sah ich auch etwas.

Was tat ich hier eigentlich...? Ich durfte nicht aufgeben. Das hatte ich noch nie getan!

Es fiel mir unendlich schwer, aber ich rappelte mich hoch.

Jetzt hatte ich einen Grund, weiter zu machen.

Es gab jemanden, der mir immer alles gegeben hatte, was ich brauchte. Das würde er auch jetzt tun. Ich wusste zwar nicht mehr, wer es war, aber meine bleischweren Füße offenbar, denn sie schleppten sich Schritt für Schritt voran.
 

~ 12 Uhr ~
 

Füße schlugen wild auf dem Lenoleumboden auf, prasselnd wie Regentropfen.

Als bebender Haufen auf einer Trage meine Mutter, mein Vater rechts daneben obwohl die Ärzte ihm mehrfach gesagt hatten, er solle weg bleiben.

Ich stolperte der aufgeregten Versammlung hinterher, verstand nicht, was los war, atmete ein und aus und hörte alles viel zu laut und sah alles viel zu scharf.

Ich wusste, dass ich unter Schock stand. Aber was sollte ich machen außer meinen Eltern nachzulaufen wie das zu groß geratene Kind, dass ich nun mal war?

Ich sah mein 10 Jahre altes Selbst heulend zu meinen Eltern rennen. Nur das diese mir nicht entgegen kamen, wie sie es früher immer getan hatten. Sie entfernten sich rasant von mir.

Das Unvermeidbare geschah und ich fiehl über meine offenen Schnürsenkel. Als ich wieder stand war ich alleine.
 

~ " ~
 

Keuchend und taumelnd ging ich durch den Regen. Ich wusste immernoch nicht, wohin ich eigentlich unterwegs war, aber die Erinnerung nahm langsam, ganz langsam Konturen an.

Meine Hitze. Ich hatte sie in letzter Zeit oft gespürt. Ich wusste, dass es Feuer war. Schwarzes Feuer.

Mir war egal, woher es kam. Ich wollte es. Ich brauchte es. Tief in meinem kalten, zerschundenen Körper, der sonst vor Schmerz zerspringen würde.

Allein die Vorstellung stärkte mich und ich fing wieder an zu laufen, meinem Feuer entgegen, meinem schwarzen Engel. Er wartete, schon seit er mich zum ersten Mal berührt hatte, das wurde mir klar. Der Gedanke trieb mir die Tränen in die Augen; Ich hatte meinen Engel warten lassen, in schrecklicher, ungewisser Hoffnung.
 

~ 12. 15 Uhr ~
 

Wie verrückt trommelte ich gegen die Tür doch niemand ließ mich rein.

"Mama! Papa!!"

Irgendwer sagte etwas. Ich spürte eine Hand auf der Schulter und schüttelte sie ab.

"Nein! Nein, nein, nein, nein! ICH WILL ZU MEINEN ELTERN!!"

Meine Augen brannten schon eine ganze Weile, doch die befreienden Tränen wollten einfach nicht kommen.

Starke Arme schoben sich unter meinen durch und hielten mich fest und ich hörte langsam auf zu zappeln.

Sasuke...?

Doch mir wurde augenblicklich klar, dass er es nicht sein konnte, denn die Arme zogen an mir. Er würde nie an mir ziehen. Das brauchte er nicht. Er wusste, dass ich alles tun würde, was er wollte, da war ich sicher. Ich wusste selbst nicht, was das zu bedeuten hatte, aber wenn er bei mir war, fühlte ich mich, als habe ich Feuer gefangen in seinen Augen. Dann war ich daheim.

Er wusste es. Er verstand es. Er verstand mich besser als ich mich selbst...

Sofort als ich bemerkt hatte, dass es nicht er war, hatte ich wieder und noch heftiger angefangen zu stramppeln, doch ich wurde fortgezogen, fort von der Tür, fort von meinen Eltern, fort von meiner Schwester.

Was sollte ich ohne meine Familie denn machen?!
 

~ " ~
 

Mir war unendlich kalt und ich war so müde...

Aber ich durfte nicht stehen bleiben, denn ich kam dem Feuer näher.

Ich spürte es pulsieren, wie ein zweites Herz, schwarz und rot. Hitze und Blut.

Vielleicht wurde ich ja verrückt... Aber wen kümmerte es? Mein Engel würde mich auch so nehmen, wahnsinnig vor Schmerz wie ich war...

Da war ein Haus, auf das ich zusteuerte. Der Vorhof war rund und mit kleinen Steinen gepflastert. Vor der Glastür gab es drei überdachte Stufen. Es kam mir bekannt vor.

Ich lächelte.

Ja, hier hatte ich meinen Engel kennen gelernt. Es war ein guter Ort.

Die Traufe des Vordachs traf mich eiskalt.

Als ich die Hand nach der Türklinke ausstreckte merkte ich, dass ich zitterte. Ich brauchte das Feuer. Jetzt. Hier.

Ich taumelte die Treppe schwerfällig runter und sah die Tür. Auch an die erinnerte ich mich. Dahinter wartete er.

Ich kratzte meine letzte Kraft zusammen und lief, nein, stürmte in das Zimmer.

Er war da.

Ich lächelte selig. Er sah mich entsetzt an.

Mir fiel auch endlich sein wunderschöner Name ein.

Sasuke Uchiha.

Mein Engel. Mein Feuer. Mein Grund, nicht zu sterben...

Und auch er kannte meinen Namen, rief ihn laut und erschrocken: "Naruto?!"

Dann kam mir der Boden entgegen. Ich konnte nicht mehr.

Das Letzte, was ich mitbekam, bevor ich in Ohnmacht fiehl, war, dass er mich auffing und auf die Arme hob...
 

~ 13 Uhr ~
 

Eine Ewigkeit war vergangen, seit man mich in das leere Zimmer gesperrt hatte, und es war keine Sekunde vergangen in der ich nicht gegen die Tür gehämmert und mir die Seele aus dem Leib geschrieen hätte.

Doch seit Kurzem - Wie lang genau konnte ich nicht sagen; Mein Zeitgefühl war total verschwunden - saß ich nur noch schlaff vor eben jener Tür und starrte sie mit leerem Blick an.

Ich hatte schon nicht mehr damit gerechnet, doch dann drehte sich ein Schlüssel im Schloss und eine Schwester sah verwirrt zu mir runter. Ich überlegte kurz, ob ich aufspringen und sie wegschupsen sollte, aber dann registrierte ich den großen Typ hinter ihr und ließ es bleiben.

"W-Was ist mit m-m-meinen E-Eltern...?" fragte ich und kümmerte mich nicht um das Zittern in meiner Stimme.

Die Frau hatte offensichtlich damit gerechnet, dass ich aufstand. Aber ich tat es nicht, was sie zu verwirren schien.

"Wir mussten einen Kaiserschnitt bei deiner Mutter machen. Dein Schwesterchen hat sich quer gelegt und..."

Mir war schlecht und ich kotzte ihr vor die Füße.

Dann sah ich sie ungerührt an.

"I-ich... Ich will sie sehen." verlangte ich ruhig und wischte mir über den Mundwinkel. Ich kam mir selbst komisch vor. In den Augen der Schwester sah ich, dass sie mich für labil wenn nicht wahnsinnig hielt. Vielleicht hatte sie sogar Recht, aber wer wäre das nicht? Immerhin war ich an einem fremden Ort alleine gelassen, verschleppt und eingesperrt worden... Und es war so kalt hier drinnen. Es wunderte mich, dass die Dame nur in einem kurzen Hemd herumlief ohne ganz blaugefroren zu sein...

Ihre Stimme holte meine Aufmerksamkeit zurück. "Das geht nicht. Ich soll dir nur etwas zu Trinken bringen." erklärte sie mit einem Blick auf ihre Schuhe. Dann rief sie nach jemandem, der das aufwischen sollte und drückte mir eine Flasche Wasser in die Hand, die ich wiederstandslos entgegennahm. Ich war am Verdursten, auch wenn mir heißer Tee oder Kaffee lieber gewesen wäre.

"Die waren eh hässlich." meine ich vertraulich und deutete auf ihre klobigen, vollgekotzten Schlappen.

Sie nickte langsam un dzog die Tür ohne ein weiteres Wort zu. Ohne aufzustehen rutschte ich ein Stück weg, kugelte mich auf dem Boden zusammen und wartete...
 

~ " ~
 

"Mein Gott, er brennt ja!"

Ich verzog das Gesicht. Das war nicht die STimme, um deretwillen ich gekommen war. Aber wenigstens hatte sie mich wach gemacht. So konnte ich ihn wieder anschauen.

Sein Gesicht war direkt über meinem. Seine Augen waren besorgt, der Rest seines Gesichts ausdruckslos sodass seine Sorge den Fremden bestimmt entging. Aber ich sah es. Warum machte er sich Sorgen? Jetzt war er ja bei mir, jetzt würde alles gut.... Er musste nur noch das Feuer entfachten, SEIN Feuer, damit die wiederliche Kälte verschwand...

Das wollte ich ihm gerade sagen als mir die beiden Anderen auffielen. Eine Frau und ein Mann, beide doppelt so alt wie Sasuke und nicht halb so schön. Ich runzelte die Stirn. Was machten die da? Ich brauchte meine Ruhe. Mit ihm zusammen. Wir.

Immerhin wollte ich ihm vieles sagen.

Ich wollte sagen, dass ich erfror.

Ich wollte sagen, dass ich ohne ihn gestorben wäre.

Ich wollte ihm sagen, dass ich sein Feuer spüren wollte, sofort.

Aber alles was aus meinem wunden Rachen kam war ein krächziges "S-Sasuke..."

Er blinzelte. Fast hätte ich gelacht, so verwirrt sah er aus, aber es kam nur ein Husten raus.

Ein Ruck ging durch unsere Körper, als er aufstand. Mir wurde übel, doch ich riss mich zusammen; Ich konnte ihn ja wohl nicht ankotzen!

"Senna, Kai, es tut mir leid, aber ich werde ihn zum Arzt bringen. Wir verschieben die Stunde. Ich melde mich."

Er senkte leicht den Kopf, dann verließ er den Raum und überließ die beiden Namens Senna und Kai iherm Schicksal, nur um sich um mich zu kümmern. Ich war glücklich. So glücklich, dass es mir ganz egal war, dass und wohin er mich trug.

Doch als er mich in seinem Wagen setzte, fiehl mir ewas ein. Ich drehte den schweren Kopf zu ihm - Ich fühlte mich immernoch wie aus Eis, auch wenn ich die Gedanken ausblendete, die den Zustand bewirkt hatten und mich ganz der angenehmen Hitze hingab, die von ihm ausstrahlte.

"I-Ich will... Nicht zum Arzt..." erklärte ich heiser.

Er fuhr los ohne mich anzusehen.

"Du hast hohes Fieber." meinte er betont nüchtern.

Jetzt stand mein Mund leicht offen. Fieber?! Vielleicht war ER es ja, der den Verstand verlor? Mir war doch so unendlich kalt!

"Ich... Sasuke...!" Wieder kam nur sein Name raus anstatt meiner Erklärungen. Doch er sah zu mir.

Vielleicht hatte irgendwas in meinem Blick ihn überzeugt oder es war der Vorwurf in meiner Stimme, jedenfalls seufzte er und wendete ohne ein Mal nachzusetzen.

"Wenn du noch mal ohnmächtig wirst bring ich dich sofort ins Krankenhaus." drohte er.

Meine Augen weiteten sich und ich fing unkontrollierbar an zu zittern, was mir furchtbar peinlich war so vor ihm. Aber dieses Wort brachte Erinnerungen zurück, Erinnerungen an einen schrecklichen Tag, den schrecklichsten, den ich je erlebt hatte...

Er runzelte die Stirn als er meine Reaktion sah und fuhr schneller.

Mir war wieder schlecht sodass ich nichts mehr sagen konnte und mich in meinem Sitz sinken ließ. Ich schloss die Augen und lauschte der beruhigenden Monotonie des Motors...
 

~ 14 Uhr ~
 

Irgendwann musste ich mich aufgerafft und auf das Bett geschleppt haben, denn dort erwachte ich, als die Tür aufging.

Obwohl mein Kopf mit heftigen Kopfschmerzen und mein Magen mit einem flauen Übelkeitsgefühl rebellierten setzte ich mich auf und fuhr mir durch die Haare.

Halb gespannt, halb emotionslos wartete ich, denn wer auch immer da im Begriff war, einzutreten, zögerte offensichtlich...
 

~ " ~
 

Ich wollte aussteigen, doch Sasuke war bei mir noch bevor ich mich ganz ausgeschnallt hatte. Warum war er plötzlich so schnell...? Oder lag es an mir? Vielleicht bewegte ich mich ja wie in Trance weil meine Glieder angefroren waren?

Wieder landete ich in Sasukes Armen und schmiegte mich trotz der Übelkeit sofort an ihn. Er trug mich zur Tür, schloss auf und ich betrat zum ersten Mal seine Wohnung. Sehen konnte ich allerdings nichts, denn mein Blick fing schon wieder an zu verschwimmen.

Ich wehrte mich gegen die Schwärze die am Rand meines Bewusstseins lauerte.

Sie versprach zwar, den Schmerz zu betäuben.

Aber die Kälte konnte nur einer vertreiben, und das nur, wenn ich wach war.

Inzwischen waren wir in einem schwarz gefliesten Raum. Genau in der Mitte war eine Art große Glaskabine. An der Wand hing ein gläsernes Waschbecken. Die Toilette bestand, passend zu den grünen Glasflächen, aus grüner Jade.

Sasukes Badezimmer.

Was zum Teufel wollte er denn im Badezimmer?

Während mein Hirn ewig gebraucht hatet um zu lokalisieren wo ich war hatte der Schwarzhaarige bereits unser beider Schuhe ausgezogen.

Ich wurde rot. Er tat es also.

Natürlich wollte ich es, brauchte es sogar. Trotzdem war es mir irgendwie peinlich.

Er wollte gerade mein T-Shirt ausziehen als ich schwach keuchte. Das bewegte ihn dazu, aufzuhören.

Sah er denn nicht, dass ich es wollte? IHN wollte?!

"S-Sasuke... H-Hilf mir..." bettelte ich leise.

Er nickte. "Ja."

Dann trug er mich in die Duschkabiene. Was...?

"Uwah!" schrie ich laut, als eiskaltes Wasser über meinen Körper lief. "S-Sasuke... N-Nein... Kalt...!"

Ich strampelte bis er mich auf den Boden setzte wo ich die Knie anzog und die Hände über den Kopf legte. WIeso tat er das? Er sollte mich doch wärmen und saß ich im Eiswasser und war zu schwach um auch nur weg zu kriechen.

Ich schluchzte hemmungslos. Mein Engel. Mein Engel betrog mich um das Leben, dass er mir versprochen hatte.

Sanfte, zögernde Hände legten sich auf meine und schoben meine Arme von meinem Gesicht weg.

"Naruto, jetzt sag mir doch mal was los ist bitte."

Er klang besorgt und verletzt und sah mich auch so an, sodass ich ihm schluchzend um den Hals fiehl.

"B-Bitte... Bitte mach die K-Kälte weg...!" flehte ich.

Er drückte mich sanft weg um mich ansehen zu können. Wasser tropfte von seinen Haaren und machte sein Hemd durchsichtig. Er war so schön dass mir schwindelig wurde, doch er hielt mich.

"Was soll ich machen? Du hast Fieber, das Wasser ist nicht kalt!" Er klang verzweifelt, genau, wie ich mich fühlte.

Ich schüttelte heftig den Kopf und ignorierte das Pochen hinter meinen Schläfen.

"Ma-mach es heiß... Bitte..."

Zur Bekräftigung nahm ich seine Hände von meinen Schultern und schob sie mir unter dem nassen T-Shirt zur Brust. Dahin, wo die Kälte am schlimmsten war.
 

~ 14 Uhr ~
 

Irgendwann trat er doch ein.

Mein Vater.

Er war kreidebleich und sein Gesicht wirkte leer und eingefallen, als wäre er in wenigen Stunden um Jahre gealtert. Er blickte in meine Richtung, sah aber offensichtlich durch mich hindurch.

Der Anblick ließ mein Herz schneller schlagen, aber ich konnte mich nicht rühren, auch wenn alle meine Sinne zur Flucht rieten.

So starret ich nur meinen Vater an der langsam auf mich zuschlurfte.

Er setzte sich. Ich starrte ihn an, er tat dasselbe mit der geschlossenen Tür.

"P-Papa...?" fragte ich vorsichtig und endlich drehte er den Kopf zu mir. Er hatte geweint.

"Deine Mutter... D-Das Baby..."
 

~ " ~
 

Endlich hatte er verstanden. Doch jetzt zog er die Hand zurück und sah mich entsetzt an.

"Naruto.. D-Das geht doch nicht! Ich... Ich meine, es ist ja nicht, dass ich nicht will, aber du..."

Ich nahm seine Hände und drückte sie so fest ich konnte, was im Moment nicht viel war. Außerdem wurde mir davon schwindelig, aber ich ignorierte es.

"Bitte."

Der Nachdruck in diesem einen Wort war nicht zu überhören, doch er zögerte trotzdem.

"I-Ich... Brauche dich...! Bitte... Ich weiß, dass ich nicht gut genug für dich bin, aber..."

Ich wollte noch mehr sagen.

Ihm endlich alles gestehen.

Ihn anschreien und betteln.

Ihn beleidigen und loben, alles auf ein Mal.

Aber sein Blick schloss meinen Mund.

Da war es. Das Feuer. Und es brannte so stark wie ich es noch nie hatte brennen sehen.

Der Anblick ließ mich heiser aufstöhnen.

Jede Stelle an meinem Körper kribbelte, wollte von ihm berührt und gewärmt werden.

Er rutschte enger zu mir und sah mir in die Augen. Offensichtlich verstand er noch immer nicht, was mein plötzliches Verlangen ausgelöst hatte, doch er würde tun, worum ich ihn bat. Mir zuliebe.

Es war wunderbar, egal, was er tat.

Ich fühlte mich, als wäre ich nur für diese Momente erschaffen worden, als seien unsere Körper eigentlich einer und hätten darauf gewartet das wir sie endlich wieder zusammenführen würden.

Und seine Hitze verbrannte den trüben Nebel aus Schmerz und Verwirrung in meinem Kopf sodass ich vielleicht klar hätte denken können wenn er mir nicht so schrecklich wunderbar nah gewesen wäre.

Wir liebten uns lange unter dem Wasser der Dusche das sich nach und nach wärmer auf meiner Haut anfühlte - Erst als ich die Augen vor Müdigkeit kaum noch offen halten konnte hob er mich sachte hoch. Er stellte das Wasser aus und ich schlief ein während er mich abtrocknete.

Später wachte ich in seinem Bett auf, dicht an ihn gekuschelt, und merkte, dass er mich ansah. Ich war zu müde und verwirrt von dem Gefühlssturm den er in mir ausgelöst hatte als das ich hätte sagen können was er dachte, aber ich mochte den Blick. Er brachte mich zum lächeln und ich legte den Arm über seinen Bauch, streichelte seine Seite. Seine Haut war ganz weich.

Diesmal war es nicht so brennend heiß als unsere Körper sich fanden, eher ein leichtes, statisches Glühen. Außerdem konnte ich es besser genießen weil ich bei klarem Verstand war.

Danach lag ich auf ihm, den Kopf an seine Brust gelehnt, und hörte fasziniert seinem Herzschlag zu.

BumBum... BumBum...

Vorhin war er schneller gegangen, hecktisch wie meiner. Die Vorstellung, dass unsere Körper dasselbe taten, jagte mir einen angenehmen Schauer über den Rücken. Lächelnd schloss ich die Augen und atmete tief durch.

Er sah mich an als er die Hand auf meinen Rücken legte und anfing mich gedankenverloren zu streicheln.

"Naruto...?" fragte er leise. Ich summte um zu signalisieren das ich nicht schlief. "...Warum...?"

Blitzartig öffnete ich die Augen und die Erinnerung kehrte zurück.
 

~ 14 Uhr ~
 

Ich hörte die Worte.

Doch ich konnte ihnen absolut keinen Sinn abgewinnen.

"Sie sind beide tot."

Was sollte das heißen? Tot... Was war das für ein Wort?

In meinen Ohren rauschte das Blut und ich starrte meinen Vater mit weit aufgerissenen Augen an, es musste aussehen, als habe ich verstanden.

Aber das tat ich nicht. Wie sollte ich verstehen? Denn hieß ´Verstehen` nicht auch in gewisser Weise ´Akzeptieren`? Und wie konnte ich akzeptieren, dass ich nie wieder meine Mutter sehen würde? Nie wieder mit ihr sprechen durfte? Nie wieder ihre Hand auf meinen Haaren fühlen durfte? Nie wieder ihren vertrauten Duft einatmen - Nach Sonne und Blumen roch sie... HATTE sie gerochen.

Alle meine Sinne streubten sich dagegen. Es konnte nicht sein. Sie konnte nicht ´tot` sein.

"Naruto...?" fragte die Stimme meines Vaters.
 

~ " ~
 

"Naruto...?" fragte eine andere Stimme in der selben besorgten Tonlage.

Ich hörte sein Herz nicht mehr, nur noch mein eigenes das viel zu schnell Blut durch meinen Körper pumpte und das Adrenalin in mir verteilte.

Und damit die Angst.

Ich hatte unbeschreibliche Angst.

Ich konnte nicht wieder nach Hause, denn es würde etwas fehlen. Wie ein großes, schwarzes Loch würde es klaffen und die Wunden aufreisen, die Sasuke so sorgsam geheilt hatte.

"Naruto..." Diesmal schwang Verwirrung mit in seiner Stimme und noch etwas anderes. Auch er hatte Angst. Warum? Ich verstand es nicht. Mein Hirn war wohl doch noch zu träge.

Ich sah ihm in die Augen. "W-Warum hast du Angst...?"

"Was?" Es schien ihn zu überraschen dass ich wusste, was er fühlte, denn er runzelte irritiert die Stirn. Dann aber legte er die Hand, die bis dahin meinen Rücken gestreichelt hatte, auf meine Wange. Ich schmiegte mich an und schloss die Augen, ließ die Statik wirken, ließ sie allen Schmerz auslöschen. "Ich hab Angst weil du so... Verstört bist." erklärte er sanft. Dann spürte ich seine Lippen auf meinen. Als wolle er mir sagen, dass er da war, das er mich beschützte. Ich lächelte leicht; Das wusste ich.

Doch ich erinnerte mich viel zu schnell an die Antwort auf seine Frage und das Lächeln verschwand mit der Unwissenheit.

"Ich... S-Sasuke... M-Meine Mutter..."

Sasuke legte mir sanft den Finger auf den Mund.

"Ganz ruhig... Atme erst mal tief durch."

Ich tat, was er sagte und es half etwas.

"Das... Das Baby ist gekommen." Er zuckte, als wolle er etwas Erfreutes sagen, doch dann überdachte er wohl noch mal meinen Zustand und schwieg abwartend. "Sie haben es... Nicht geschafft..." beendete ich den Satz, leise, damit er mein Schluchzen nicht hörte.

Mir war wieder eiskalt und ich spürte, wie er sich unter mir anspannte. Mein Atem ging stoßweise. Aber ich wollte nicht schon wieder in dieser Kälte versinken. Nicht, wenn er dabei war.

Also küsste ich ihn heftig und fordernd, was ich davor noch nie gemacht hatte. Zuerst schien es ihn zu verwirren, doch dann erwiderte er genauso drängend und nahm mich schließlich noch mal.

Danach war ich zu müde um traurig zu sein.

Bevor ich einschlief spürte ich noch wie er aufstand, einen kurzen Blick auf mich warf. Dann ging er. Doch ich schlief schon...
 

~♥~
 

Step Four, Ende

Step 5 ~ Straight Into My Heart

Hallö =D

Ok, jetzt hab ich euch alle wohl etwas verwirrt xD°° Für alle die sich bis hierher durchgebissen haben ein großes Danke und ein Keks *Kekse verteil*

Jetzt wird´s vom Schreibstil wieder normal ^^

Was noch...

Ach ja: OMG!! Danke für alle eure lieben Kommis uns ENS! Die haben mich so gefreut ;///; Und sehr motiviert!

Das ist allerdings das letzte Kapitel. Ich hoffe sehr, es gefällt euch.

Es ist Angi gewidmet:

Ich vermisse dich und es tut mir leid...
 

Naja, wie dem auch sei: Viel Spaß! =D
 

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Das erste, das ich wahrnahm als ich aufwachte was Sasukes Geruch.

Noch bevor ich die Augen öffnete schlug er mir entgegen und ließ mein Herz schneller schlagen. Ich lächelte und kuschelte mich an das, was ich für ihn hielt, doch da stellte ich fest, dass es weich und knautschig war.

Verwirrt blinzelnd schlug ich die Augen und sah, dass ich mich an ein Kissen geschmiegt hatte.

Ich sah mich um, doch das weitläufige Zimmer war leer.

Warum war er denn gegangen...? Verwirrt ließ ich mich zurück in die Kissen sinken und drückte das Gesicht an den Stoff als könne ich ihm so näher sein.

Dann dachte ich über das nach, was letzte Nacht passiert war.

Ich war doch total wahnsinnig. Was ich da gemacht hatte war mehr als verrückt... Aber es hatte geholfen; Sogar jetzt ging es mir eigentlich ganz gut. Alles was mir gerade fehlte, war er.

Vielleicht war es auch gar nicht so verrückt, was ich getan hatte. Schließlich schien es ihm auch zu gefallen... Irgendwie. Glaubte ich zumindest. Verwirrt runzelte ich die Stirn und drehte ich mich um. Der Anblick seiner schneeweißen Decke ließ mich tief seufzen; Genau so sah es gerade in meinem Kopf aus; Leer.

Als ich so tief Luft holte zog mir ein beißender Geruch in die Nase. Ich setzte mich auf und sah zu den verglasten Balkontüren; Erst jetzt fiehl mir auf, dass eine davon offen war, und durch diese strömte jetzt Zigarettenqualm ins Zimmer.

Sasuke...? Seit wann rauchte er denn?

Ich sah mich um doch meine Klamotten lagen nicht auf dem Boden also schlang ich mir die Decke um den Körper und stand auf. So leise wie möglich tappte ich in Richtung Tür und linste nach draußen. Es war tatsächlich Sasuke.

Er lehnte auf der Brüstung seines Balkons und sah auf die Felder vor seiner Wohnung. In der Ferne gab es einen Wald in dem wir oft spazieren gegangen waren...

Ich wurde rot als ich sah, dass er nur Shorts trug, schöpfte dann aber einfach noch mal Atem (Wobei ich vom Rauch leicht Husten musste.) und trat dann zu ihm.

Sasuke sah mich nicht an.

Weil ich nicht so recht wusste was ich von seinem Verhalten halten sollte stellte ich mich etwa einen halben Meter von ihm entfernt hin obwohl ich gerne mit ihm gekuschelt hätte, wie ich errötend fesstellte.

Eine Weile schwiegen wir beide, dann ergriff ich zögernd das Wort.

"Du... Du rauchst...?" fragte ich unsicher.

Er nickte nur.

"Oh." antwortete ich lasch. Dann wurde es wieder still.

Schließlich war er wohl fertig mit seiner Zigarette, denn er drückte sie an der Brüstung aus und schmiss sie nach unten in den kleinen Garten seiner Mitbewohner. Es passte nicht zu ihm, so unhöflich zu sein, aber er war ja gerade eh irgendwie komisch also war es nicht weiter verwunderlich und ich sagte nichts dazu.

Dann drehte er sich zu mir und sah mich an.

Es war schon öfter vorgekommen, dass ich nicht verstand, was er fühlte - Das verwirrte mich zwar, aber ich konnte damit umgehen - Aber SO hatte er mich wirklich noch nie angesehen. Gelangweilt, Desinteressiert, Kühl, das ja, als wir uns noch nicht kannten. Aber nicht leblos. Wie tot.

"Hast du Hunger?" fragte er.

"J-ja..." log ich leise.

Er nickte wieder und sah dann so kurz an mir runter dass ich dachte er fände mich vielleicht doch hässlich. Es versetzte mir einen Stich.

"Dann zieh dir was an... Ich glaub, deine Sachen sind noch im Badezimmer."

"Äh... I-Ich... Weiß nicht, wo..." stammelte ich unsicher. Er machte mir gerarde Angst.

Seufzend schloss er kurz die Augen und ging dann rein. Offenbar erwartete er, dass ich ihm folgte, was ich auch tat.

Tatsächlich lagen meine Hose und der Rest meiner Bekleidung auf den schwarzen Fliesen, die jetzt so vollgestopft waren mit Erinnerungen dass sie mich unwillkürlich erröten ließen. Doch Sasuke schienen sie kalt zu lassen, denn er drehte sich einfach um und verschwand.

Jetzt, wo er weg war, fing ich an zu zittern. Das merkte ich, als ich die Hand nach meiner Kleidung ausstreckte. Oh Gott, warum musste ich zur Zeit immer solche Angst haben? Warum konnte nich einfach alles gut sein? Warum konnte er nicht so glücklich sein wie ich noch vor wenigen Minuten gewesen war? Warum musste er mich jetzt hassen...?

Wo ich ihn doch so brauchte...

Jetzt, wo ich es dachte, wurde es offensichtlich: Ich brauchte ihn. In diesem Moment wusste ich ernsthaft nicht, wie ich hätte weiterleben sollen wenn ich nicht mehr mit ihm zusammen sein durfte. Er hielt mich über Wasser, machte mein verwirrtes Teenagerdasein etwas erträglicher.

Außerdem wusste ich nicht, wie ich den Verlust noch einer wichtigen Person in meinem Leben hätte ertragen können.

Ich stand meiner Mutter wirklich extrem nahe - Sie hatte alles über mich gewusst und mir immer beigestanden, wenn ich Probleme hatte. Und bei Sasuke war es dasselbe; Ich brachte ihm für seine Erfahrenheit und Hilfe bedingungslose Ergebenheit und Zuneigung entgegen. Bloß...

Konnte ich wirklich die Liebe, die ich meiner Mutter entgegengebracht hatte mit der vergleichen, die ich für IHN empfand? Es war mir noch nie in den Sinn gekommen, dass es etwas anderes hätte sein können, aber das war es.

Dieses Herzklopfen, die unbändige Freude, das Verlangen nach ihm...

Müde, als wäre ich nicht gerade erst aufgestanden, lehnte ich mich gegen die kalte Duschkabine und starrte vor mich hin.

Wenn es nicht Bruderliebe war konnte es nur eines sein, dass wusste ich. Doch mein Hirn weigerte sich standhaft, mir begreiflich zu machen, WAS ich für ihn empfand.

Ich beschloss, Sasuke zu fragen. Er wusste es bestimmt... Sofern er mit mir sprechen würde.

Noch immer ängstlich stand ich auf, beschloss aber, einfach seine Dusche zu benutzen. Es tat gut, das Wasser an mir runterfließen zu spüren; Beruhigend sicher klatschte immer wieder ein neuer Tropfen auf meine Haut. Und das prasselnde Geräusch betäubte meine wirren Gedanken.

Dann zog ich mich an und verließ das Badezimmer.

Sasukes Wohnung bestand aus einem großem Wohnzimmer an dessen hinterem Ende sich gläserne Türen befanden, wie im Schlafzimmer. Von diesem langezogenen Raum zweigten graue Türen in die anderen Zimmer ab; Das Büro (Links neben dem Badezimmer) und eben das Schlafzimmer (Hinten rechts). Auf der linken Seite des Raumes gab es eine offene Küchenzeile.

Dort stand Sasuke und starrte abwesend auf etwas, das ich nicht sehen konnte.

Und in der Luft hing der verführerische Duft von Kaffee, Toast und Eiern. Bis dahin hatte ich wirklich keinen Hunger gehabt, weil ich zu besorgt wegen seinem Verhalten gewesen war, doch jetzt machte mir mein Magen klar, dass er schon seit mehr als 24 Stunden nichts mehr zu Essen bekommen hatte.

Das laute Knurren ließ ihn zu mir schauen.

Mein Herschlag beschleunigte sich als unsere Blicke sich trafen.

Ich sah ihn nervös an.

Er erwiderte meinen Blick. Wohlgemerkt mit dem Emotionenspecktrum eines Karpfens an der Angel der gerade gemerkt hat, dass der Wurm, den er so eben verspeißt hatte, seine Henkersmahlzeit sein würde.

"Du hast ganz schön lang gebraucht."

Ich schluckte leicht, sah zu Boden und tapste zu ihm. "Ich hab geduscht..."

"Hm." Mit dieser geistreichen Antwort hielt er mir einen Teller mit Frühstück hin der mich erst mal meine Sorgen vergessen ließ. Hastig nahm ich an dem weißen Tisch Platz, der direkt vor der Küche stand und fing an mir Ei in den Mund zu schaufeln. Es war kalt, schmeckte aber trotzdem toll.

Ich ignorierte Sasuke, der mir zusah und aß einfach weiter; Gott, dass tat gut!

Als ich ungefähr halb fertig war gesellte er sich zu mir und setzte sich mir gegenüber an den Tisch. Inzwischen spachtelte ich nicht mehr wie wahnsinnig und konnte so zusehen wie er uns beiden eine Tasse Kaffee einschenkte.

"Danke..." nuschelte ich undeutlich. Er nickte seufzend und rieb sich über die Augen. Jetzt fiehlen mir die dunklen Ringe darunter auf. Hatte er überhaupt geschlafen...?

Besorgt hörte ich auf zu essen und musterte ihn abwartend. Ich wusste, dass er es bemerkte, doch er sagte einfach gar nichts. Mieser feiger Hund...

Wir schwiegen, Minute um Minute. Irgendwas drückte immer und immer schwerer auf mein Herz und ich musste wieder an meine Zuneigung denken, die ich jetzt nicht mehr einordnen konnte. An meine Liebe zu diesem introvertierten, dämlichen, exzentrischen, liebevollen Mann, der mein bester Freund war und irgendwie doch nicht. Irgendwie mehr. So hatte ich noch nie für jemanden empfunden, deshalb wusste ich nicht, was es war.

Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und streckte die Hand nach ihm aus, langte nach seinem Gesicht.

Mit einem leisen "Sasuke..." berührte ich seine Wange. Er schloss die Augen, ließ es aber zu. "Sasuke, was ist los...?"

Er legte die Hand auf meine und lehnte das Gesicht dagegen.

Dann ließ er mich los und lehnte sich zurück sodass meine Hand dumpf auf die weiße Tischplatte fiehl.

Weiß. Das ganze Zimmer war weiß. Steril, emotionslos. Nirgends standen Bilder von seiner Familie oder seinen Freunden und auch die Bücher im großen Regal waren in verschiedenen grau Abstufungen eingebunden, sodass niemand auf den ersten Blick erkennen konnte, worum es ging. Auch wie bei ihm; Man musste sich mit ihm befassen, um ihn zu verstehen. Um zu sehen, wie wunderbar und perfekt er war, dass sich seine Schönheit auch in ihm vorsetzte.

Nur hatte sich niemand je die Mühe gemacht, hatte versucht, ihn zu verstehen.

Und jetzt kam ich daher und wusste einfach so fast alles was er dachte und fühlte, kannte ihn als wäre er schon immer dagewesen, tief in mir, begraben von der Zeit...

Das alles sagte mir dieser eine Blick.

Und er sagte auch, dass er nicht mit alledem umgehen konnte.

Zumindest redete ich mir das später ein, denn wahrscheinlich war es nur Abscheu die er zu verstecken versuchte. Ich war einfach nicht gut genug für ihn und es wiederte ihn an, dass ich ihn zu so etwas gedrängt hatte.

Und sein Mund sagte noch mal etwas anderes:

"Du musst jetzt gehen."

Wusstest du, dass vier Wörter ein Leben zerstören können?

Ich glaube, ich konnte es damals krachen hören. Ich hörte, wie mein Kartenhaus zusammenfiehl. Ein Kartenhaus, das er aufgebaut hatte.

Und dessen unterste Karte er jetzt einfach rauszog.

Absolut reglos saß ich da und starrte in seine toten Augen.

"Naruto, hast du mich gehört?" fragte er nachdem ich eine Minute nur geschwiegen und gestarrt hatte. "Du... Du musst gehen."

Dann stand er auf und ging um den Tisch, zu mir. Noch immer starrte ich dahin, wo gerade noch sein Gesicht gewesen war. Ich konnte es sehen wie das Nachbild von starkem Licht.

Seine Hand schloss sich um meinen Oberarm. Ich realisierte gar nicht, wie er mich auf die Beine zog und in Richtung Tür schob.

"Naruto, hörst du mich...? Geh nach Hause. Zu deinen... Zu deinem Vater. Er wartet. Hast du mich verstanden?"

Ich sah ihn einfach nur an, verstand rein gar nichts.

War ich so dumm? Warum verstand ich nichts mehr? Was machte das für einen Sinn? Was machte das Leben für einen Sinn ohne ihn? Fast wäre ich hingefallen, doch irgendwie hielt ich mich auf den Beinen.

Ich schaffte es sogar zu nicken obwohl die Bewegung sich mechanisch anfühlte.

Sasuke hatte mich sogar noch nach unten gebracht und jetzt stand ich vor der Haustür. Er hielt den Türknauf in der Hand.

"Geh nach Hause." sagte er nochmal bekräftigend, dann schloss er die Tür.

Ich ging in die Knie und blieb sitzen.
 

Noch etwa zwei Stunden saß ich reg- und gedankenlos vor seiner Haustür und starrte auf den sonnenbeschienen Vorhof.

Das gestrige Gewitter hatte sämtliche Wolken leergespühlt und so war die Luft sommerlich warm, Vögel zwitscherten in den Bäumen und Kinder spielten auf der Straße was den vorbeikommenden Autofahrern nicht besonders gefiehl. Auch die Fahrradfahrer mussten zu ihrem Missfallen an den Kleinen ausweichen.

Das alles nahm ich am Rande meines Bewusstseins wahr.

Hauptsächlich dröhnten Sasukes Worte in meinem Kopf, laut und deutlich als stände er vor mir und würde es immer und immer wieder sagen.

"Du musst jetzt gehen."

Lass mich alleine. Ich will dich nicht mehr sehen.

Mir war, als würde mich die Sonne mit ihren gleisenden Strahlen auslachen wollen, als würde sie meine Verzweiflung für alle gut sichtbar machen.

Ich musste total bescheuert ausgesehen haben wie ich da so vor der Tür hing und einfach gar nichts tat. Ein paar Kinder sahen mich prüfend an und diskutierten etwas - Wahrscheinlich sagte der eine sowas wie "Ist der tot?" und der Andere antwortete "Nee, dann würde er doch stinken!". Ich drehte schlaff den Kopf zu ihnen um ihnen einen vernichtenden Blick zuzuwerfen; Ich wollte doch nur meine Ruhe. Vor Schreck blieben sie kurz wie angewurzelt stehen, dann liefen sie ganz schnell weg.

Ich lehnte den Kopf gegen die Glaswand hinter mir und schloss die Augen.

Ich war alleine.

Wie konnte er mich nur alleine lassen? Wie konnte er es wagen, mich so von sich abhängig zu machen und mich dann einfach alleine zu lassen? Wieso hatte er mir vorgespielt, gerne mit mir zusammen zu sein wenn er es eigentlich so sehr hasste? Und warum konnte er jetzt nicht weiter so tun?!

Das Dumme an der Sache war, dass ich noch nicht mal böse auf ihn sein konnte, weil ich meinte, es zu verstehen. Ich verstand, dass er jemanden wie mich nicht wollte, gar nicht wollen KONNTE. Er brauchte jemand perfekten, jemand, der zu ihm passte. Nicht das komplette Gegenteil seiner selbst...

Plötzlich vibrierte meine Hose.

Wäre ich nicht so betäubt gewesen hätte ich mich bestimmt furchtbar erschrocken, so aber zuckte ich nicht mal zusammen. Erst wollte ich das blöde Handy auch einfach klingeln lassen, doch dann schob ich lahm die Hand in die Tasche und zog mein Handy raus.

Mich melden konnte ich nicht, doch mein Vater hätte mich wohl sowieso nicht reden lassen.

"Naruto! Oh Gott, endlich gehst du ran! Ich hab schon so oft angerufen! Wo bist du?" Er wartete auf eine Antwort, doch meine Zunge klebte mir am Gaumen also sprach er einfach weiter: "... Na ja, ist ja auch egal. Komm nach Hause. Ich werde noch wahnsinnig so alleine..." Seine Stimme brach weg.

Da endlich kam wieder Leben in mich. Wie konnte ich so egoistisch sein? Ich war schließlich nicht der Einzige, der hier einen geliebten Menschen verloren hatte!

"Ja, Papa. Ich... Ich komme sofort..." sagte ich leise. Er redete noch auf mich ein aber ich hörte nicht mehr zu. Stattdessen klappte ich einfach das Handy zu und steckte es weg; Ich würde meine ganze Kraft für das brauchen, was ich jetzt tun würde.

Denn ich musste jetzt gehen.

Weg von hier, weg von den Erinnerungen, weg von der Hitze. Weg von ihm.

Alleine von dem Gedanken wurde mir schlecht. Ich schloss noch mal kurz die Augen und kämpfte mich dann auf die wackligen Beine.

Weg von ihm.

Ich hatte das Gefühl, gleich umzukippen, doch irgendwie schaffte ich es mich oben zu halten. Ich sah nicht zurück denn sonst hätte ich geweint, wäre vielleicht sogar wieder hingelaufen und hätte so lange sturmgeklingelt bis er aufmachte, alleine weil seine Nachbarn sich beschwert hätten...

Das wollte er nicht. Er wollte mich nicht bei sich haben. Ich musste gehen, damit er sein Leben weiter führen konnte.

Seltsamerweise schaffte ich es sogar nach Hause ohne ohnmächtig zu werden, aber ich konnte mich später an keinen Meter mehr erinnern, den ich zurückgelegt hatte.

Ich klingelte und mein Vater machte die Tür auf. Er trug schwarz.

Kurz sah er mich nur erschrocken an, dann nahm er mich in die Arme und zog mich ins Haus. Ich ließ alles geschehen ohne irgendwas wahrzunehmen oder zu fühlen.

Warum ist er nicht da...?

Der Gedanke kam einfach so über mich als ich von meinem Vater ins Bett verfrachtet worden war und er mich alleine gelassen hatte.

Eigentlich sollte ich schlafen, doch trotz der Müdigkeit wollten meine Lieder sich einfach nicht schließen lassen. Irgendwann später am Tag kam mein Vater wieder ins Zimmer und setzte sich zu mir. Ich sah ihn aus leblosen Augen an.

"Naruto..." sagte er sanft. "Was... Was mit deiner Mutter passiert ist, ist schrecklich... Aber... Das Leben geht weiter, hm? Es MUSS weiter gehen. Sie hätte nicht gewollt, dass du dich so hängen lässt." Er streichelte mir über die Wange wie einem kleinen Kind.

Das wusste ich doch. Ich wusste, dass sie das nicht gewollt hätte. Sie hätte gewollt, dass es mir gut geht. Immer hatte sie an uns gedacht, an ihre Familie, an die Menschen, die sie am meisten liebte...

Ich dachte auch an den Menschen, den ich am meisten liebte. Und an den Menschen, der mich wohl am meisten hasste auf dieser Welt.

Wenigstens konnte ich jetzt anständig weinen, trauern um meine Mutter und trauern und um meinen verlorenen besten Freund. Laut schluchzend setzte ich mich auf und umarmte meinen Vater der es mir gleichtat und die Arme um mich legte.

Er schlief in dieser Nacht bei mir weil wir es beide wohl nicht ertragen hätten in der Dunkelheit alleine zu sein. Zum Glück hatten wir noch uns.

Ich tat zwar kein Auge zu, auch nicht, nachdem der Atem meines Vaters schon lange in ein leises Schnarchen übergegangen war, aber es tat gut, jemanden zu haben. Obwohl es nicht der war, den ich wollte.

Am nächsten Morgen stand ich früh auf um ins Bad zu gehen weil ich keinen Sinn darin sah, noch länger im Bett zu bleiben. Nachdem ich geduscht hatte stand ich vor dem Spiegel und sah zum ersten Mal, was meinen Vater so erschreckt hatte.

Ich hatte lilane Ringe unter den Augen, meine Wangen wirkten leicht eingefallen und meine Haut war blass, fast durchsichtig.

Aber das befremdlichste war mein Blick. Der fremde Junge, der mir da entgegensah, blickte mich genauso an wie Sasuke gestern.

Wie tot.

Mit zitternden Händen strich ich mir über die Wangen, betastete mein Gesicht, fühlte die kalte Haut unter den Fingerspitzen und spürte, dass ich doch irgendwie noch am Leben war.

Irgendwie...

Aber ich war alleine. So alleine...

Plötzlich spürte ich meine Haut nicht mehr und auch der Boden unter meinen Füßen schien verschwunden zu sein, obwohl ich offensichtlich noch stand.

Panik überkam mich.

Verschwand ich jetzt wirklich? Löste ich mich in Luft auf, weil ich nicht mehr atmen konnte ohne ihn?

Ich wollte irgendwas spüren, egal was. Und wenn es Schmerz war.

Der Rasierer meines Vaters lag neben dem Waschbecken.

Ich sah ihn. Streckte die Hand danach aus. Hielt ihn mir an den Arm. Drückte fest zu. Und zog die Klinge quer über meinen Arm.

Das Brennen war wie Erlösung, es holte mich zurück auf die Erde, ins Hier und Jetzt.

Fasziniert sah ich zu, wie das Blut meinen Arm runter lief. Ein weinroter Strom der das falsche Leben aus meinem Körper spülte...

Dann bemerkte ich das Zittern meiner Hand das von den Schmerzen herrührte. Mein Körper fand es wohl nicht so gut, was ich hier tat.

Fast letargisch legte ich den Rasierer wieder weg und kniete mich hin, denn unter dem Waschbecken war unser Erstehilfe Kasten. Ich holte ihn raus und verband die Wunde, dann wischte ich das Blut von den Fliesen.

Ich wusste, dass es schlimm war, was ich gemacht hatte und ich schwor mir, es nie wieder zu machen, obwohl ich den Schmerz nicht als unangenehm empfunden hatte.

Weil mein Vater sich nur Sorgen gemacht hätte, schielte ich vorsichtig in mein Zimmer, doch er war nicht mehr da. Wahrscheinlich machte er Frühstück. Erleichtert ging ich rein und zog mir einen Pulli mit langen Ärmel an damit er den Verband nicht sah. Hoffentlich würde die Narbe nicht zu offensichtlich werden...
 

Ich stand neben meinem Vater und begrüßte einen schwarz gekleideten Mann, der sich als ein Onkel mütterlicherseits vorstellte.

Leise seufzend ließ ich den Blick über die Versammelten schweifen.

Alle trugen schwarz.

Meiner Mutter hätte das nicht gefallen. Sie hatte alles Farbige geliebt. Und ich war sicher, meiner Schwester wäre es genauso gegangen, aber leider konnte man nichts gegen die Traditionen machen. Trotzdem hatte ich als kleine Rebellion eine feuerrote Krawatte umgelegt, ihre Lieblingsfarbe.

Inzwischen waren schon viele Leute gekommen, Freunde und Verwandte, Bekannte, alte Klassenkameraden und so viele mehr von denen ich nicht mal die Hälfte beim Namen kannte. Es war mir auch egal. Ich war nur froh, dass so viele Abschied von meiner Mutter nehmen wollten, denn das hatte sie verdient.

"Papa, sind jetzt alle da?" fragte ich leise als wir Mitleidsbekundungen von einer beleibten Frau entgegengenommen hatten die dicke Krokodielstränen weinte und damit ihr noch dicker aufgetragenes Make-Up verschmierte.

Mein Vater sah sich um, runzelte die Stirn und musterte mich eingehend.

"Ich hatte eigentlich mit noch jemandem gerechnet." antwortete er genauso leise.

"Mit wem?"

Er zögerte kurz bevor er es mir sagte. "Mit Sasuke. Ich hatte ihn eingeladen, schließlich ist er doch dein Freund, oder...?"

Meine Augen weiteten sich leicht vor Überraschung, dann senkte ich den Blick. "Du... Hast ihn eingeladen...?" Ich rieb mir über den Arm; Mir war ziemlich kalt auf ein Mal. Als er nickte seufzte ich leise. "...Er wird nicht kommen..." sagte ich schlicht und drehte mich zu den Trauergästen um.

Der leichte Wind trug einen leichten Duft von Regen heran und ließ mich stehen bleiben.

Das konnte doch nicht...

Langsam wandte ich mich wieder um und tatsächlich - Er war da.

Wie gebannt starrte ich auf sein ausdrucksloses Gesicht das langsam näher kam und schließlich stehen blieb. Allerdings nicht vor mir sondern vor meinem Vater, dem er sein Mitleid bezeugte.

Dann wandte Sasuke sich von ihm ab und kam in meine Richtung. Wie erstarrt blieb ich, wo ich war. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich hatte einen Frosch im Hals...

Doch er ging an mir vorbei ohne mich auch nur anzusehen, folgte einfach den Gästen zu der kleinen Kapelle in der der Gottesdienst stattfinden sollte.

Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte.

Aber das war es bestimmt nicht.

Mein Vater hatte sich die Szene stirnrunzelnd angesehen und kam jetzt auf mich zu, legte den Arm um mich und drehte mich um.

"Tut mir leid..."

"Schon... Schon ok..." sagte ich leise und versuchte, das schluchzen zu unterdrücken. Zum Glück war das hier eine Beerdigung sodass es nichts ausmachen würde, wenn ich weinte...

Aber ich konnte es diesem Bastard nicht verzeihen dass ich auf dem Begräbnis meiner Mutter wegen IHM weinen sollte und nicht anständig um SIE trauern konnte.

Als wir in die Kapelle kamen saßen die meisten Gäste schon. Nur drei standen noch vor dem offenen Sarg, um den große Sträuße mit weißen Lilien und Rosen aufgebaut waren. Doch das alles nahm ich nur verschwommen wahr. Hauptsächlich lag meine Aufmerksamkeit auf stachligen schwarzen Haaren, die in einer der mittleren Reihe neben der überschminkten Frau saßen.

Er sah nicht zu mir obwohl er meinen Blick bestimmt bemerkte.

Als ich vor dem Sarg stand liefen mir schon wieder die Tränen über die Wangen und ich wischte mir trotzig über die Augenwinkel. Mistkerl. Verfluchter Bastard.

Ich hörte kein Wort der Predigt des Pfarrers. Stattdessen überlegte ich, wie lange der Anstand es mir nach dem Begräbnis gebat, anwesend zu sein. Ich wollte nur noch nach Hause. Und dabei hatte ich mir doch so sehr gewünscht, ihn zu sehen, hatte an nichts anderes denken können, hatte die Gedanken an ihn geatmet...

Und jetzt, wo er da war, konnte ich ihn nicht ansehen, geschweige denn mit ihm sprechen.

Endlich war der Mann mit seiner Predigt fertig und der Sarg wurde abgeholt. Die Trauergäste pilgerten ihm hinterher in Richtung des Grabes. Mein Vater ging ein Stück weiter vorne bei meinen Großeltern sodass ich meine Ruhe hatte, was auf der Beerdigung der eigenen Mutter ziemlich schwierig ist, wie man sich vorstellen kann. Ich starrte auf den Boden und ignorierte den Trottel, der sich einbildete, neben mir hergehen zu müssen.

Dann waren wir an dem Platz, der für meine Mutter vorgesehen war.

Eine Reihe Eichen wuchs hinter den Gräbern neben ihrem. Es waren ziemlich viele Bäume bis zu der Mauer da hinten die den die Toten von den Lebenden trennte...

Ich blieb stehen und der Kerl ging weiter.

Irgendwie überraschte es mich kaum, als ich sah, dass es Sasuke war. Eine Art nüchterner Abstumpfung hatte sich in mir eingestellt, was ihn betraf. Sonst tat es nur zu sehr weh, ihm nah zu sein. Aber wundern tat mich sein Verhalten natürlich schon: Warum hatte er nichts gesagt? Warum war er mir so nahe gekommen, obwohl er mich hasste? Warum war er überhaupt gekommen? So nahe hatte er meiner Mutter doch auch wieder nicht gestanden. Oder?

Ich unterdrückte weitere Gedankengänge, sonst würde ich mir nur wieder irgendwas zusammenspinnen.

Der Sarg wurde in das Loch runtergelassen und wir sollten jeweils ein bisschen Erde und Blumen zu ihr werfen. Zuerst war mein Vater dran, der nicht mal versuchte die Tränen zurückzuhalten. Dann ging ich vor.

Ich blieb kurz stehen, schloss die Augen und ließ die Erinnerungen an sie Revue passieren. Dann warf ich ihr eine Rose ins Grab und drehte mich um. Wenigstens weinte ich jetzt wegen der richtigen Sache.

Die Zeremonie zog sich endlos in die Länge und mir wurde langsam schlecht und ich bekam Kopfschmerzen weil ich so angestrengt versuchte, nicht zu Sasuke rüber zu schauen. Ich wollte gar nicht sehen, dass er mich nicht beachtete. So konnte ich mir wenigstens einbilden, dass er mich ansah.

Ein Mal tat er es sogar, wenn auch nur aus Versehen. Nachdem er kurz stehen geblieben war um Abschied zu nehmen drehte er sich um. Als er die Augen aufschlug trafen sich unsere Blicke für eine Sekunde, dann ging er schnell weg. Obwohl es nur so ein kurzer Augenblick gewesen war raste mein Herz wie wild und ich wünschte, es hätte länger gehalten.

Irgendwann hatte auch der Letzte seine Blume ins Grab geworfen und mein Vater lud alle zum Leichenschmaus ein, wie es sich gehörte. Ich sagte ihnen, ich wüsste, wo das Restaurant ist und würde nachkommen obwohl ich eigentlich keine Ahnung hatte. Sie würden mir bestimmt abkaufen dass ich mich verirrt hätte.

Also blieb ich stehen und sah den Männern zu, die die restliche Erde über den Sarg meiner Mutter aufhäuften bis nur noch ein rechteckiges, kahles Stück Erde von ihrer Existenz berichtete. Als sie fertig waren und gingen blieb ich noch ein bisschen stehen, dass schlenderte ich über das Wegchen und machte es mir auf einer Bank bequem, die neben einem der größeren Wege hingestellt worden war.

Ich flätzte mich hin und ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen.

Es hatte ja doch keinen Sinn, traurig zu sein, egal ob wegen Mama oder wegen Sasuke. Es würde nichts ändern, wenn ich weinte. Sie würden nicht zurück kommen...

Eine warme Hand legte sich auf meine Wange und ich lächelte leicht. Das war ein schöner Traum. Der erste, den ich seit dem Tag hatte, als Sasuke mich rausgeschmissen hatte.

"Sasuke..." hauchte ich leise und schmiegte mich an die Finger.

Als ich das sagte, wollten sie sich zurück ziehen, doch ich hielt die Hand fest, wollte noch nicht aufwachen. Zu meiner Verwunderung erwischte ich tatsächlich etwas. Seit wann konnte man sich gegen das Aufwachen wehren...?

Überrascht blinzelnd schlug ich die Augen auf und sah in Sasukes Gesicht.

Vor Schreck starrte ich ihn einen Moment einfach nur an, dann ließ ich hastig seine Hand los und starrte auf den Boden.

"...Sasuke...?" fragte ich leise, weil ich nicht wirklich glauben konnte, dass er da vor mir stand. Und selbst wenn: Warum sollte er das tun? Ja wohl nur, um das mit uns offiziel und endgültig abzuhacken. Und das würde ich nicht zulassen! Wenn er damit anfing würde ich einfach aufspringen und weglaufen. Dann konnte er es nicht beenden. Mich nicht alleine lassen...

Ich spürte, wie er sich neben mich setzte, allerdings nur durch die Erschütterung des Metalls; Er berührte mich nicht noch mal.

Wir schwiegen. Diesmal würde ich nicht für ihn anfangen. Schließlich war ER zu mir gekommen.

"Naruto..." sagte er schließlich leise. Ich zuckte zusammen weil seine Stimme in echt noch so viel schöner klang als in meinen Erinnerungen.

Jetzt hielt ich es nicht mehr aus und linst zu ihm rüber. Er sah mich an.

Um seine Augen waren dunkle Ringe und er schien irgendwie abgenommen zu haben. Außerdem hatte er Falten um die Mundwinkel.

Die gehörten da nicht hin. Sie ließen ihn traurig aussehen.

Besorgt streckte ich die Hand nach ihm aus und strich die Falten glatt, auch die auf seiner Stirn. Es funktionierte sogar.

Er schloss die Augen bis ich die Hand zurück zog, dann holte er tief Luft. Scheinbar hatte er vor, viel zu sagen. Ich machte mich bereit, wegzulaufen.

"Naruto... Jetzt setzt dich gescheit hin und nicht so, als würdest du gleich aufsrpingen. Du machst mich nervös." sagte er offenbar in dem Versuch, die Stimmung aufzulockern.

Es gelang ihm; Ich schmunzelte leicht, zog die Beine an und legte sie ihm zugewandt auf die Bank. Er lächelte kurz zurück, dann seufzte er noch mal und fing erneut an.

"Also... Du... Du fragst dich bestimmt, warum ich gekommen bin, oder?" Ich nickte. "Hm... Wie du dir vorstellen kannst geht es um... Die Sache von vor drei Tagen."

Ich spannte mich an; Jetzt war die schönste Nacht meines Lebens schon "Die Sache von vor drei Tagen"?!

Ich hatte Angst, weiter zuzuhören, aber noch größere davor, wegzulaufen und ihn nie wieder zu sehen. Also blieb ich sitzen und harrte dem, was da kommen möge.

"Ich hätte das nicht machen sollen... Mit dir schlafen, meine ich."

"Oh, wirklich? Irgendwie hatte ich schon im Verdacht das du so denkst." antwortete ich beißend zynisch und sah zur Seite. Es tat weh, es ausgesprochen zu hören.

Kurz sagte er nichts mehr, dann schüttelte er den Kopf. "Ja. Ja, du hast allen Grund, böse auf mich zu sein... Ich verstehe, wenn du mir das nicht verzeihen kannst." meinte er dann und bewegte mich damit dazu, ihn wieder anzusehen.

Das klang ja fast wie so eine Art verklemmter Entschuldigung...?

"I-ich... Ich verstehe es nur nicht..." erklärte ich leise.

Er lachte selbstironisch. "Ja denkst du ich?! Normalerweise... Bin ich nicht so! Aber du warst an dem Abend so... Du warst so süß und... Hast mich einfach überrascht!"

Ich stutzte. Tat es ihm leid, dass er mit mir geschlafen hatte, weil er dachte, er hätte damit meine Gefühle verletzt...? Das war doch absurd!

"Wie... Meinst du das?"

"Ich meine, dass du... Das ich es nicht hätte ausnutzen sollen, das du so... Verzweifelt warst. Naruto, ich... Ich wollte es. Ich wollte es wirklich, mit dir. Seit... Oh, eigentlich schon seit ich dich kenne! Und dann kamst du zu mir und warst verwirrt und verletzt und einsam und ich... Ich hab es ausgenutzt. Gott, ich bin echt wiederlich..." Er rieb sich über´s Gesicht und fuhr sich dann durch die Haare.

Es war absurd - Und doch offensichtlich die Wahrheit.

Ich brachte gerade kein Wort über die Lippen weil sein Geständnis mich so überrumpelt hatte. Er... Hasste mich nicht? Er wollte mich sogar? Schon immer? So wie ich ihn? Es war alles wirklich... Nur ein Missverständnis?!

"Ich meine... Es wäre ja vielleicht noch ok gewesen bevor du mir gesagt hast, dass deine Mutter tot ist - Das habe ich ja nicht wissen können. Aber sogar danach konnte ich mich nicht zusammenreißen..."

Ich konnte kaum glauben, dass das hier die Realität war... Vielleicht war ich ja vorhin einfach nicht aus meinem Traum aufgewacht? Aber nein, das konnte nicht sein; Die Sonne glitzerte so schön in seinen Augen, verwandelte sie in so vollkommene Edelsteine, dass ich mir das unmöglich ausgedacht haben konnte.

"Du... Du bist wie eine verdammte Droge. Ich will dich sogar jetzt und du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich dafür hasse... Ich wollte eigentlich wirklich nie wieder... Ich wollte dich nie wieder sehen, damit ich dir sowas nicht noch mal antun kann, aber ich hab es einfach nicht ausgehalten ohne dich."

Er brauchte mich. Wirklich...

Ich war so glücklich, dass ich erst nach ein paar Sekunden bemerkte, dass seine Stimme verklungen war. Ich blinzelte und sah zu ihm auf.

"... Ich verstehe, dass du mich jetzt hasst..." sagte er leise und bitter.

Das war jetzt wirklich zu komisch. Erst gluckste ich nur leise, doch schon nach Kurzem hielt ich mir den Bauch vor lachen. Warum verstand er mich eigentlich immer falsch?!

Offensichtlich verwirrte ihn mein plötzlicher Lachanfall, denn er verzog besorgt das Gesicht.

"Naruto...?"

Ich holte tief Luft um mich zu beruhigend und grinste ihn dann breit an. Die ganze Trauer der letzten Tage war abgefallen von mir weil ich jetzt wusste, dass er bei mir sein wollte. Es war verrückt, dass ich ihn davor nicht verstanden hatte, aber er hatte das wegen mir gemacht. Nur, dass er leider nicht bemerkt hatte, dass er mir mit seinem Verhalten mehr wehgetan als geholfen hatte... Es war egal. Alles war egal. Nur er zählte.

Eigentlich wollte ich ihm sagen, dass er ein Dummkopf war und dass er mich bloß nie wieder alleine lassen sollte. Und dass ich es gewesen war, der ihn überrumpelt hatte, wenn schon einer an "Der Sache von vor drei Tagen" schuld sein musste. Dass ich froh war, dass er auf die Beerdigung gekommen war und das er mir das alles gesagt hatte und das er endlich glauben sollte, dass er mir alles sagen konnte, egal was er fühlte oder dachte.

"Ich liebe dich!" sagte ich stattdessen im Brustton der Überzeugung und ohne zu überlegen.

"Was...?" fragte er perplex.

Ich wurde knallrot. "Ich... Liebe dich...?" wiederholte ich, selbst überrascht über die Wahrheit in diesen Worten und darüber, wie gut es sich anfühlte, sie auszusprechen. "Ich liebe dich." sagte ich noch mal, einfach weil es so schön war.

Dann fiehl mir ein, dass er dazu ja auch noch was sagen musste. Schüchtern sah ich zu ihm auf, doch er schien noch zu überrascht um irgendwas von sich zu geben.

Es machte mich ganz kribbelig, nicht zu wissen, was er für mich empfand, jetzt, wo ich wusste, dass ich in ihn verliebt war.

"U-Und... Was ist mit dir...?" fragte ich nach.

Statt zu antworten legte er die Hand in meinen Nacken und zog mich zu sich um mich zu küssen.
 

Als wir in das Restaurant kamen, in dem die Trauernden der Toten gedachten, wollte ich Sasukes Hand loslassen, doch er hielt mich fest. Ich wurde rot, sah ihn aber trotzdem vorwurfsvoll an.

"Lass das...! Schließlich sind es MEINE Verwandten, nicht deine...!" zischte ich und ruckelte an meiner Hand, aber er ließ einfach nicht locker und grinste nur breit.

"Von wegen DEINE Verwandten; Das sind jetzt schließlich auch meine!" flüsterte er zurück und gab mir einen Kuss auf die Wange.

Ich wurde noch röter. "Jetzt tu nicht so als wären wir verheiratet!" verlangte ich verlegen.

Er kicherte. "Ja, NOCH nicht. Aber warte nur ein paar Jährchen, dann krieg ich dich schon noch dazu ein hübsches weißes Kleid anzuziehen für mich...~♥"

Jetzt ähnelte mein Kopf wohl ungefähr einer blonden Tomate. "Garantiert nicht!"

"Wollen wir wetten?"

"Von mir aus!"

Er lächelte zärtlich. "Ich liebe dich."

"Ich dich auch... Komischer Weise..." fügte ich nuschelnd hinzu. Er lachte wieder.

Wir standen inzwischen vor der Tür zu dem Zimmer der Trauergemeinschaft.

Sasuke beugte sich zu mir runter und küsste mich. Ich legte die Arme um seinen Hals und erwiderte.

Und bevor ich es verhindern konnte hatte er die Tür aufgemacht und sämtliche Freunde, Bekannte, Verwandte und alte Klassenkameraden meiner Mutter, sowie deren Eltern und Ehemann konnten schön zusehen wie wir uns küssten.

Tja, und so erfuhr auch meine Familie von meinem Freund, dem verdammten Mistkerl.
 

~~~~~~~~ ♥ ~~~~~~~~
 

Step Five, Ende
 

-----------------------
 

Soho, Ende Gelände! Schicht im Schacht! Rotze in der Glotze! xD

Danke noch mal für alle Kommis =D

Wenn ihr Lust habt könnt ihr euch ja meine anderen FFs anschauen. =]

Würd mich freuen! ♥

Ach ja, und Sasu hat seine Wette übrigens gewonnen! xDD
 

Alles Liebe, Hani



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Kommentare zu dieser Fanfic (53)
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Von:  mor
2011-04-24T16:24:22+00:00 24.04.2011 18:24
O_o Äh.....o_O ein Liebes Gesdändnis auf Nem Fridhof?...zwar ein ungewönlicher Ort aber zur momentanen Situation von Naruto und Sasuke hat's gebast ^^
Von: abgemeldet
2010-12-28T19:55:28+00:00 28.12.2010 20:55
So dumm >.<
Sasuke hat das alles nur getan, weil er dachte Naruto liebt ihn nicht?!
Augen auf, du Idiot.
Man, ich wollte ihn am liebsten durchrütteln.
Wie kann man nur so blind sein, dass nicht zu sehen??
Wenigstens war das Ende witzig.
Ich bin vom Stuhl gefallen vor Lachen, als die Tür aufgegangen ist. xDD
Lg
_Sinner_ =3
Von: abgemeldet
2010-12-28T19:53:19+00:00 28.12.2010 20:53
OmB
Ich wollte das Adult-Kapitel lesen Q.Q
Nähh, aber egal.
Dieses Pitel ist auch geil.
Ich bin nur der Meinung, das Sasuke total das Arsch ist hier.
UND pädophiel xDD
Immerhin ist Naruto doch erst 17.
Sasuke mutet ihm echt zu viel zu.
Nur weil er zu demm ist. -.-
Lg
_Sinner_ =3
Von: abgemeldet
2010-12-28T19:50:12+00:00 28.12.2010 20:50
Toller Schreibstil,
tolle Story,
viel Drama,
viele Hindernisse.
Was will ich mehr?? x33
Lg
_Sinner_ =3
Von: abgemeldet
2010-12-28T19:48:56+00:00 28.12.2010 20:48
Die Wolke namens Sasuke.
Noch mehr Zucker und ich kipp um xDD
Ich fand es einfach nur genial.
Die ganze Idee
Lg
_Sinner_ =3
Von: abgemeldet
2010-12-28T19:47:39+00:00 28.12.2010 20:47
LOL
Naruto, der Trottel.
Passt irgendwie zu ihm.
Das er tanzen kann, hätte ich auch nicht gedacht...
Jetzt kann Sasuke es ihmja beibringen *hust*
Oder sie tuen was anderes......*pfeif*
Lg
_Sinner_ =3
Von:  i3aby_dont_Cry
2010-01-31T13:14:02+00:00 31.01.2010 14:14
Das war eine wirklich schöne Geschichte :D

Die Gefühle,dein Schreibstil, der ist wirklich toll <3

nur schade, dass ich das adult-kapi nich lesen konnte Q___________Q

ansonsten sehr schön!Echt ^^

mach weiter so!

Liebe Grüße Para <3
Von:  masa
2009-11-14T01:13:57+00:00 14.11.2009 02:13
deine ff hat mir mega gut gefallen .nur schade das sie schon zu ende ist
Von:  Bi_Kawaii_x3
2009-11-09T19:34:34+00:00 09.11.2009 20:34
Man, soooo geil!!!!:3
Schönes Ende! Wär mal gespannd wie seine Verwandten geschaut haben als die Tür aufgegangen ist!XD

*knuff*
Von:  Bi_Kawaii_x3
2009-11-09T18:33:56+00:00 09.11.2009 19:33
Traurig! War am Anfang echt verwirrt, hab mir aber dann schon so was gedacht...

Die Yaoi Szenen muss ich mir wohl selber ausdenken!xD
Lg


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