Unexpected Jealousness
Kapitel 78:
UNEXPECTED JEALOUSNESS
Unerwartete Eifersucht
****Rückblick****
[...]„Du kennst sie?“, fragte auch Yaten nicht minder verblüfft. Diese schnaubte. „Aber natürlich kenne ich sie. Wir haben vor vier Jahren gegen sie gekämpft - und sie besiegt.“
„Das ist ja ein Ding.“, rief Yaten fassungslos heraus. „Ihr habt sie tatsächlich besiegt? Ich weiß nur, dass sie in dem Schwarzen Loch eingesperrt war. Aber nun ... gibt es sie gar nicht mehr? Nicht schlecht. Aber dann erzähle ich dir mal etwas, was dich sicherlich noch mehr umhauen wird.“ Er genoss ihren neugierigen Blick und entschloss sich, noch etwas weiter um den heißen Brei herumzureden. „Also meine Mutter konnte dank der Hilfe ihrer stärksten Krieger Metallia in ihr Schwarzes Loch verbannen. Ihr Sohn, Mihat, war aber stärker, wurde lediglich bewusstlos und blieb auf Healer liegen. Die stärksten Krieger hatten bei diesem Kampf jedoch ihr Leben gelassen, und da meine Mutter Mitleid mit Mihat hatte und nun ganz auf sich alleine gestellt war ohne ihre treuen Kriegerinnen, pflegte sie ihn gesund. Und mit der Zeit ... verliebte sie sich in ihn. Und er erwiderte ihre Liebe und wechselte auf die gute Seite. Drei Jahre später heirateten sie, und fünf Jahre danach bekamen sie Zwillinge: Zwei Söhne. Der eine hieß Loutus und dreimal darfst du raten, wie der andere Sohn hieß.“, spielte er ein Ratespiel mit ihr und grinste vielsagend.
Minako war unauffällig ruhig geworden. Anscheinend ahnte sie bereits, worauf das alles hinauslief, doch es dauerte trotzdem seine Zeit, bis sie ihre Stimme wiederfand: „D- Du! Du bist der andere Sohn, nicht wahr? Aber das heißt ja ... dass du ...“ Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen immer mehr, bis sie es endlich aussprach: „Du bist Metallias Enkel?!“
****Rückblick****
„Jep.“, folgte die trockene Antwort Yatens. Seine Miene verriet nichts von seiner steigenden Anspannung, denn er wollte zuerst ihre Reaktion abwarten.
„Wow. Also du hast Recht: Das haut mich gerade wirklich um. Das Universum ist kleiner, als ich gedacht habe. Das muss ich erst einmal verarbeiten. Aber erzähl weiter.“, forderte sie, immer noch ziemlich aufgewühlt, auf.
Yaten lächelte etwas und meinte mit einem Anflug seines typischen Sarkasmus: „Wenn ich es mir aussuchen könnte, hätte ich auch gerne eine andere Großmutter. Aber man kann ja bekanntlich nicht alles haben.“ Damit entlockte er ein leises Lachen von Minako, welches ihn sehr beruhigte.
„Ein Jahr später kam dann noch eine Schwester hinzu. Shanna.
Als ich fünf Jahre alt war, kehrte Metallia zurück und war stärker denn je. Sie griff uns an und löschte, abgesehen von der Königsfamilie, die gesamte Bevölkerung sofort aus.
Und dann hat sie auch ... Shanna umgebracht.“ Yaten verzog das Gesicht schmerzlich zusammen und man konnte erahnen, wie sehr ihn der Verlust seiner kleinen Schwester noch zu schaffen machte.
Minako traute sich aus diesem Grund kaum, nachzufragen, wie das passiert war. Doch Yaten enthüllte auch dies: „Sie ist unbemerkt in unser Palast geschlichen und hat sie uns einfach weggenommen, um ihre Macht zu demonstrieren und uns zu zeigen, dass wir keine Chance gegen sie haben ...“
Minako wollte gerade ansetzen, um ihm ihr Beileid mitzuteilen, doch er fuhr weiter fort: „Als Nächstes waren dann mein Vater und mein Zwillingsbruder Loutus dran. Am Ende waren nur noch meine Mutter und ich übrig. Meine Mutter hat mich mit ihrem Leben beschützt, und bevor Metallia mich auch noch um die Ecke bringen konnte, rettete mich ein seltsames Licht gerade noch rechtzeitig. Doch es kümmerte mich in diesem Moment nicht.
Ich versuchte immer wieder, meine Mutter aufzuwecken ... immer wieder ... doch sie wachte einfach nicht auf ...“, seine Stimme wurde ganz monoton, fast schon unheimlich. Sein Blick wurde ängstlich, sodass Minako ihn sofort in ihre Arme zog. Er ließ es geschehen, war dankbar für die helfende Hand, die er sofort ergriff wie einen Rettungsring. Ein Ring, der ihn davor bewahrte, in das Meer der Finsternis, seiner dunklen Vergangenheit, zu ertrinken.
„Pscht. Es ist alles gut.“, redete sie ruhig auf ihn ein, und er entspannte sich sichtbar. Minako gab ihr Bestes, um diese Geschichte zu verdauen, denn es ging auch ihr gewaltig nahe. Mit aller Kraft versuchte sie, ihre Tränen zu unterdrücken und für ihn nun stark zu sein. Denn allein die Vorstellung, wie ein kleiner Junge mit silbernen Haaren und großen, grünen Augen mit einem Schlag seine gesamte Familie verloren hatte und ganz alleine und einsam auf sich gestellt war ... Diese Vorstellung ließ ihr Herz bluten.
„Ich war so depressiv und war schon dabei, mich umzubringen mit dem Schwert meines Vaters. Ich wollte ... wieder bei ihnen sein.
Doch dann fand mich die Kaiserin und hat mich aufgenommen. Und so lernte ich Seiya, Taiki und auch die Prinzessin kennen und wuchs mit ihnen auf.“
An der Stelle, wo er ihr offenbart hatte, dass er kurz davor gewesen war, seinem Leben ein Ende zu setzen, musste sich die Prinzessin der Venus ganz fest zusammenreißen, um nicht vollends in Tränen auszubrechen.
Als Yaten ihren innerlichen Kampf erkannte, überkam ihn das schlechte Gewissen. „Es ist aber nun auch schon Ewigkeiten her und inzwischen komme ich ganz gut damit klar. Heute geht es mir doch gut.“, begann er schnell und setzte ein halb gezwungenes, halb ehrliches Lächeln auf. Es war ja die Wahrheit: Heute ging es ihm besser als jemals zuvor.
„Du ... hattest es schon als Kind so furchtbar schwer gehabt.“, fand sie zu ihren Worten zurück und schmiegte sich an ihren Geliebten. „Kein Wunder, dass du am Anfang Fremden gegenüber immer so misstrauisch und distanziert bist. Das tut mir alles so leid.“, sprach sie leise weiter, fasste aber im selben Moment einen Entschluss und schaute ihm nun fest in die Augen. „Ich werde dafür sorgen, dass dafür deine Zukunft umso schöner wird. Zumindest werde ich alles geben, was in meiner Macht steht.“, fügte sie etwas unsicher hinzu und lächelte verlegen.
Yaten konnte bei diesem Anblick nur schmunzeln. Womit hatte er sie nur verdient? Hatte vielleicht Gott sie zu ihm geschickt, damit auch er endlich einmal Glück in seinem Leben hatte?
Er schüttelte kichernd den Kopf und drückte ihr sanft einen Kuss auf die Stirn. „Das brauchst du gar nicht mehr.“, raunte er leise und die Worte verließen seine Lippen, ohne durchdacht zu werden. „Du brauchst gar nichts zu tun. Ich bin schon glücklich. So glücklich, dass ich mir vor ein paar Jahren gar nicht vorstellen konnte, dass man überhaupt so glücklich sein kann.“
Minako blieb der Mund offen. So ein Satz von Yaten?! Träumte sie etwa?
Ihr blieb keine Zeit, um weiter darüber nachzugrübeln, denn einen Moment später lagen seine Lippen und somit sein süßer Geschmack bereits auf ihren ...
„Also? Sagst du mir nun, was mit dir los ist?“, fragte Takeru ein wenig ungeduldig, denn er war inzwischen ernsthaft besorgt. Was stimmte bloß mit seiner Verlobten nicht? Was beschäftigte sie schon den ganzen Tag so sehr? Es musste etwas Ernstes sein. Doch er hatte nicht einmal den leisesten Schimmer, was es sein könnte. Und wenn es etwas gab, mit dem er überhaupt nicht zurechtkam, dann war es Ungewissheit.
Seufzend setzte sich Makoto auf das Bett. „Es wäre besser, wenn du dich hinsetzt.“, riet sie ihm eindringlich und versuchte nebenbei weiter, ihre Gedanken zu sortieren und zu überlegen, wie sie anfangen sollte.
Wie sollte sie ihm denn auch nur schonend beibringen, dass sie eine Kriegerin war, die gegen Monster kämpfte?
Vor allem aber hatte sie schreckliche Angst vor seiner Reaktion. Wie würde er das aufnehmen? Würde er vielleicht schlimmstenfalls die Flucht ergreifen? Das könnte sie nicht verkraften ... Aber ewig vor ihm diesen wichtigen Teil ihres Lebens zu verheimlichen war in ihren Augen auch keine Lösung, und bevor sie das noch jahrelang vor sich herschob, sollte sie nun jetzt schon ehrlich zu ihm sein. Und was hieß hier überhaupt ‚schon‘? Sie hatte sich eigentlich sowieso schon viel Zeit damit gelassen. Hoffentlich nicht zu viel ...
„Makoto.“, stöhnte er beinahe verzweifelt auf, fuhr sich durch die Haare und setzte sich neben sie. „So schlimm kann es doch gar nicht sein, oder?“, fragte er zögernd, als er sah, wie sie sich immer noch etwas davor drückte und sich in ihren Augen fast schon so etwas wie Angst bildete. Oh je. „Egal was es ist, ich werde dich immer lieben und das wird sich auch nie ändern. Ist das denn nicht das Wichtigste?“, fragte er sie nun in deutlich sanftem Ton, um sie zu ermutigen.
„Wirklich? Auch, wenn du erfahren würdest, dass ich womöglich nicht die bin, für die du mich hältst?“, fragte sie unsicher nach.
Dadurch wurde Takeru nur noch verwirrter. „Daraus werde ich nun zwar auch nicht viel schlauer und ich kann mir gar nicht vorstellen, was du damit meinen könntest ... Aber ja, selbst dann. Ich liebe dich. Nichts wird meine Gefühle für dich ändern können und offen gesagt kränkt es mich leicht, dass du das anscheinend in Frage stellst.“, brachte er offensichtlich gequält heraus und sah sie an. „Vertrau mir doch bitte ...“
„Natürlich tue ich das!“, rief sie sofort und nahm seine Hand, die er auch gleich festhielt. Sie holte ein letztes Mal ganz tief Luft und begann dann mit ihrer Geschichte ...
„Ich bin nicht die, die du kennst. Also ... du kennst nur eine Seite von mir. Und ich habe zwei Seiten.“
Takeru hob verständnislos eine Augenbraue. Bevor er jedoch seine Frage stellen konnte, kam Makoto ihm zuvor: „Du kennst bisher nur Makoto Kino. Das normale Mädchen, welches gerne kocht und recht sportlich ist. Ein Mädchen, welches ein genauso normales Leben führt wie jedes andere Mädchen in ihrem Alter auch. Doch ... diese Makoto hat noch eine zweite Identität.“
Takeru schwieg. Nicht, weil er ihr nicht glaubte, sondern weil er sie nicht unterbrechen wollte. Aufmerksam sah er ihr in die Augen und drückte ihre Hand leicht, um zu signalisieren, dass er sie nicht für verrückt hielt und sie weiterhin ernstnahm. Diese Geste gab Makoto unglaublich viel Mut, und Stück für Stück öffnete sie sich ihm nun: „Ich bin auch eine Sailorkriegerin, die für die Liebe und Gerechtigkeit kämpft und die Erde und ihre Prinzessin mit Einsatz ihres Lebens vor Gefahren der Dunkelheit beschützt. Ich bin auch Sailor Jupiter, und ich beherrsche den Donner.“ Um ihm dies zu beweisen, öffnete sie ihre rechte Handfläche vor ihm und ließ kleine Blitze erscheinen. Dazu war sie auch im unverwandelten Zustand fähig.
Wie gebannt starrte der Student auf die kleinen Blitze. Er hätte ihr auch ohne diese äußerst eindrucksvolle Demonstration geglaubt, doch dieses kleine Schauspiel fand er doch sehr faszinierend. „Kriegerin des Jupiter ...?“, wiederholte er wie hypnotisiert und hob den Blick - sah direkt in ihre wunderschönen Augen.
Zaghaft nickte sie und wurde zunehmend unruhiger. Sie wusste gar nicht, wie sie seine Reaktion deuten sollte. Negativ oder doch positiv? Sie wusste es einfach nicht.
„Musst du noch kämpfen?“
Verwundert blinzelte sie ihn an. „Äh ... In den letzten zweiundhalb Jahren sind keine Feinde aufgetaucht. Also zurzeit herrscht Frieden und wir hoffen, dass das auch so bleiben wird.“
„Das hoffe ich auch. Ich lasse es nämlich nicht zu, dass du dich in Gefahr begibst. Ich werde dich beschützen - vor was auch immer!“, entschied er mit fester Stimme.
Makoto verschlug es glatt die Sprache. Sie hatte sich alles Mögliche ausgemalt, aber das?
„Es ist aber unsere Pflicht, die Erde zu beschützen. Wir müssen kämpfen, wenn Gefahr droht.“, versuchte sie ihm zu erklären.
„Und es ist meine Pflicht, meine Zukünftige zu beschützen. Und warum Pflicht? Ihr seid doch nicht die Einzigen, die auf der Erde leben. Was ist mit den sechs Milliarden anderen Menschen? Die sind genauso verantwortlich dafür. Warum müsst ihr jedes Mal euer Leben auf's Spiel setzen, um für den Frieden auf der Erde zu sorgen, während der Rest der Erdbevölkerung nur Däumchen dreht?“, fragte er mit einem Anflug von Gereiztheit. „Und selbst wenn: Bevor sie dir auch nur ein Härchen krümmen wollen, müssen sie erst einmal an mir vorbei!“, meinte er verbissen mit einer Endgültigkeit, die Makoto faszinierte. Nichts und niemand auf diesem Universum würde ihn von seinem Vorhaben abbringen können.
Makoto war sehr erstaunt, aber auch gerührt von seinen Worten. Doch eines beschäftigte sie doch noch sehr: „Sag mal ... Warum glaubst du mir das eigentlich sofort und zweifelst nicht daran? Vor allem du, der doch als Mathe- und Physikstudent so viel Wert auf Fakten legst? Fakten, die auch wissenschaftlich bewiesen sein müssen?“
„Man kann nicht alles wissenschaftlich beweisen.“, entgegnete er mit einem schwachen Lächeln. „Und warum sollte ich meiner Verlobten nicht glauben? Ich glaube dir alles und zweifle keine Sekunde an den Inhalt deiner Aussagen. Selbst wenn du behauptest, dass die Erde eine Scheibe wäre ... Ich würde es dir glauben.“, gestand er ihr sanft, legte seine Hand auf ihren Pferdeschwanz und seine Finger um das Haargummi, um es herunterzuziehen. Ihre braunen Locken fielen sanft auf ihre Schultern und umschmeichelten ihr zartes Gesicht.
„Und ich verstehe auch nicht, warum du solche Sorgen hattest und dich so lange davor gesträubt hast, es mir zu erzählen. Hattest du etwa befürchtet, dass ich dann schreiend vor dir davonlaufen könnte?“
Die brünette Abiturientin brauchte gar nicht zu antworten, denn ihr Biss auf die eigene Unterlippe verriet sie bereits.
Resigniert schüttelte er den Kopf. „Warum hast du nur noch so wenig Vertrauen zu mir? Inzwischen solltest du mich doch besser kennen.“, warf er ihr leicht gekränkt vor und näherte sich ihrem Gesicht: „So langsam solltest du dich damit abfinden: Du wirst mich nicht mehr los.“
Sie kicherte nur, legte ihre Hand erleichtert um sein Gesicht und küsste ihn stürmisch, bevor sie es sich gemeinsam im Bett bequem machten und sie ihm, nun deutlich entspannter, von den zahlreichen Kämpfen berichtete, die sie in der Vergangenheit schon bestreiten mussten.
Ami hatte ein Bad eingelassen und saß nun schon seit einer guten halben Stunde darin.
Sie war froh, dass sie ein Zimmer für sich allein hatte und sie die Mädels dazu überreden konnte, jeweils mit ihren Männern das Zimmer zu teilen.
So hatte sie genügend Zeit, um ihre Gedanken baumeln zu lassen ...
Was war nur mit ihr los? Warum hatte sie so schnell die Flucht vor Taiki ergriffen? Die anderen würden sich doch sicher auch etwas dabei gedacht haben.
Okay, sie konnte sich die Antwort eigentlich schon selbst beantworten, wenn sie ganz ehrlich war: Sie war eifersüchtig gewesen auf diese Sophia.
Das war nun kein Geheimnis für sie, doch was ihr eigentlich viel mehr zu schaffen machte, war die Tatsache, dass sie so gar nicht damit klarkam. Sie konnte sich gar nicht beherrschen und war einfach gegangen, und das war eine Seite, die sie selber an sich noch nie gesehen hatte. Und zunehmend beunruhigte sie es, dass sie selbst so unberechenbar war.
Sie wusste nicht genau, ob Taiki nun mit ihr Kaffee trinken war oder nicht - aber allein die Vorstellung machte sie so ... wütend. Ganz genau: Wütend. Und sie wurde eigentlich nie wütend.
Sie war so sehr in ihren Gedanken versunken, dass sie gar nicht hörte, wie es einige Male an ihrer Tür klopfte. Ein ratloser Taiki stand vor ihrer Zimmertür und fragte sich, ob mit ihr alles in Ordnung war. Er hatte sehr wohl bemerkt, wie schnell sie plötzlich verschwunden war und auch beim Essen war sie noch ruhiger gewesen als sonst. Ziemlich schnell war sie danach auch in ihr Zimmer verschwunden. Irgendetwas war faul. Und er hatte die ungute Befürchtung, dass das etwas mit ihm zu tun haben könnte.
Nachdem sie auch nach mehrmaligem Klopfen nicht antwortete, entschied er sich, es sein zu lassen. Vielleicht schlief sie ja wirklich schon, denn sie hatte ja gesagt, dass sie müde war. Das wusste er noch ganz genau; schließlich war dies eine ihrer wenigen Aussagen heute gewesen.
Und so ging er schweren Herzens in sein Zimmer zurück.
Als sich am nächsten Tag alle beim Frühstücksbüffet trafen und sich Ami gerade alleine vor der Theke mit Obst und Müsli befand, ergriff Taiki sofort die Chance und stellte sich mit seinem Tablett neben sie. „Ami? Möchtest du vielleicht später einen Kaffee mit mir trinken?“, tastete er sich vorsichtig heran und hoffte sehr, dass sie zusagen würde.
Diese zögerte kurz, als wieder eine Welle der Eifersucht sie zu überfluten drohte. Allein schon, wenn sie das Wort ‚Kaffee‘ auch nur hörte, wurde sofort ein Bild vor ihren Augen projiziert, welches Taiki und Sophia gemeinsam beim harmonischen Kaffeetrinken zeigte.
Gott, was war nur mit ihr los? Warum verhielt sie sich so kindisch?
Um nicht noch mehr Verdacht zu erregen und auch, um sich selbst zu beweisen, dass sie keinesfalls vor Taiki davonlief, stimmte sie zu: „J- ja, gerne.“
Erleichtert atmete Taiki aus, als alle Spannung von ihm abfiel und merkte erst da, dass er die Luft unbewusst angehalten hatte. „Sehr gut, ich freue mich schon darauf.“, meinte er ehrlich und nahm sich deutlich fröhlicher ebenfalls eine Schüssel Müsli mit Joghurt.
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„Geht es dir gut?“, fragte Taiki sie eindringlich, nachdem sie Kaffee und Kuchen bestellt hatten.
„Ja, sicher. Warum sollte es mir denn nicht gut gehen?“, stellte sie die Gegenfrage und zwang sich zu einem Lächeln. Bereits seit gestern tat sie dies: Falsche Lächeln aufsetzen. Gut fühlte sie sich dabei keinesfalls.
„Wirklich? Du bist schon seit gestern etwas seltsam. Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass dich etwas belastet.“, ließ das ehemalige Mitglied der ‚Three Lights‘ nicht locker.
Ami winkte ab. „Ich bin wahrscheinlich nur noch müde von der Reise. Das ist alles.“
Taiki merkte schnell, dass er so nicht weiterkam. Also wollte er sie nicht länger bedrängen und wechselte das Thema: „Hast du dich eigentlich schon entschieden, wo du studieren willst? Darüber haben wir uns ja noch gar nicht ausgiebig unterhalten können.“
„Ich werde an der Todai studieren. Das steht schon länger bei mir fest. Hast du etwa eine andere Universität in Aussicht?“, fragte sie Taiki etwas verwirrt und befürchtete schon, dass er tatsächlich woanders studieren gehen könnte. Allein der Gedanke, dass sie doch nicht gemeinsam studieren konnten, schmerzte sie. Doch sie versuchte, dies so gut wie möglich zu verbergen. Vor allem jetzt wollte sie ihm auf keinen Fall ihre Gefühle so offen darlegen. So machte sie sich nur verletzlich. Noch verletzlicher als ohnehin schon.
„Wirklich? Hast du nie mit dem Gedanken gespielt, im Ausland zu studieren bei deinem überdurchschnittlichen Intelligenzquotienten? Hast du nie einmal davon geträumt, an den besten Medizinuniversitäten auf dieser Welt zu studieren? Zum Beispiel an der Harvard Medical School?“, fragte er übereifrig nach.
Ami nahm gerade einen Schluck von ihrem Kaffee und stellte anschließend die Tasse auf den kleinen Teller, bevor sie sachlich antwortete: „Aber natürlich. Für jemanden wie mich ist das ein langersehnter Traum, an der Harvard Medical School studieren zu dürfen. Aber das ist und bleibt nur ein Traum, der nicht in Erfüllung gehen wird. Ich habe nämlich nicht die finanziellen Möglichkeiten, um dort studieren zu können, und meinen Eltern möchte ich damit einfach nicht zur Last fallen.“
Gespannt hörte er ihr zu und hatte gleich eine Lösung dafür parat. Denn er hatte diese Antwort erwartet und hoffte, dass sie seinen folgenden Vorschlag annehmen würde: „Ich könnte dir das Geld doch geben. Zu den Zeiten von ‚Three Lights‘ haben wir ja ziemlich viel zusammengespart. Da sind die Studiengebühren wirklich überhaupt nicht der Rede wert. Ich würde mich wirklich freuen; schließlich wollten wir doch gemeinsam studieren.“ Langsam aber sicher begann er nun, sich ihr zu öffnen.
Verständnislos starrte sie ihn an. Er wollte ihr das Geld geben und ihr Studium finanzieren? Was bezweckte er damit? Okay, er wollte mit ihr gemeinsam studieren, aber das war doch auch schon alles. Warum wollte er ihr so viel Geld geben? Er musste doch wissen, dass sie das unmöglich annehmen konnte. Und dann musste sie wieder an Sophia denken ... Für sie hatte er bestimmt auch den Kaffee ausgegeben.
Um Fassung ringend sah sie nun zu ihrem Kuchen hinunter und suchte nach den richtigen Worten. Ihre Stimme war jedoch immer noch zittrig, als sie sprach: „I- Ich schätze deine Großzügigkeit wirklich sehr und danke dir für das Angebot, aber ... nein. Das geht nicht. Ich kann das Geld nicht annehmen.“
Beharrlich bestand Taiki jedoch darauf. „Aber warum denn nicht? Ach bitte; du würdest mir damit so eine Freude bereiten. Es ist mir wirklich wichtig, dass wir zusammen studieren können. Außerdem ... ist es auch mein Traum, dort zu studieren und ... Wäre es nicht schön, wenn wir damit beide unseren Traum ausleben könnten? Und das für so wenig Aufwand? Denn glaub mir: Die Studiengebühren sind nichts für mich. Wir waren auf der ganzen Welt so erfolgreich damals; in unserem Konto stapeln sich Millionen von Dollar. Du brauchst dir also wirklich überhaupt keine Gedanken zu machen.“
Ami biss sich leicht auf die Unterlippe. Wie konnte sie ihm zu verstehen geben, dass sie sich damit einfach überhaupt nicht wohlfühlen würde? Sie würde so immer das Gefühl haben, ihm etwas schuldig zu sein. Als ob sie ... ja, als ob sie käuflich wäre.
Taiki hatte so viel Geld ... Ob er auch anderen Frauen solche Angebote gemacht hatte in der Vergangenheit? Nein, laut eigener Aussage hatte er noch nie so viel mit einer Frau zu tun gehabt wie mit ihr - zumindest auf Euphe. Denn damals, als er ein gefeierter Star war ... Die Frauen waren ihm doch nur so zugeflogen.
Egal, wie sehr sie sich auch bemühte - sie musste immer wieder an das hübsche, deutsche Mädchen von gestern denken. Ihre Eifersucht ging langsam noch mit ihr durch.
„Taiki.“, setzte sie nun an und betonte seinen Namen so langsam und deutlich, als ob sie mit einem Kind sprechen würde. „Bitte. Du kannst ruhig an der Harvard studieren, aber ich werde in Tokyo bleiben. Bitte lass es sein, ja? Ich möchte dein Geld nicht.“ Zum Ende hin wurde sie unabsichtlich barsch, was ihr erst auffiel, als es schon zu spät war. Selbst von sich geschockt hielt sie sich die Hand vor den Mund und merkte, wie langsam die Tränen in ihr aufstiegen. Sofort griff sie nach ihrer Brieftasche, legte das Geld auf den Tisch und erhob sich. „Tut mir leid, ich muss dringend los.“, sie verbeugte sich entschuldigend vor ihm, verließ das Café und ließ einen bestürzten Taiki zurück.