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Efeu

Schlicht und Immergrün
von

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Efeu

Willkommen zum letzten Kapitel von Efeu! Ich bin ganz stolz, dass ich es bis hier hin geschafft habe. Immerhin habe ich die Geschichte am 26.06.2009 angefangen und hier online gestellt. Hat fast ein Jahr gedauert, bis sie nun endlich fertig ist.

Danke noch mal an alle, die bis hierher gelesen, favorisiert und kommentiert haben! Ich hoffe, dass euch auch das Ende gefällt und vielleicht lesen wir uns ja bei einer meiner anderen oder einer geplanten Geschichte wieder. Wer wissen möchte, wann es Neues von mir gibt, der kann einfach ab und an in meinem Weblog vorbeischauen, da poste ich immer, wenn es etwas Neues gibt :)

Viel Spaß beim Lesen!

Ur

______________________________
 

»Willst du wirklich keine Krawatte umbinden?«, fragte Elias’ Mutter und betrachtete ihren Sohn skeptisch, der in einer schwarzen Jeans und einem blauen, kurzärmligen Hemd vor ihr stand.

Elias grinste.

»Ich hasse es, wenn es um den Hals so eng ist«, gab er zurück und warf einen Blick in den Spiegel im Flur, um zu sehen, ob seine Haare in Ordnung waren. Seine Mutter lächelte, schüttelte seufzend den Kopf und umarmte ihn. Elias schnappte sich seinen Rucksack und winkte seiner Mutter, ehe er hinüber zu Antons Wohnung ging und klopfte.

Fenja öffnete ihm. Sie trug eine schwarze Bundfaltenhose und ein knallgrünes Oberteil mit V- Ausschnitt und Trompetenärmeln. Ihr Gesichtsausdruck wirkte ein wenig kläglich.

»Ich sehe aus wie ein Mädchen«, zischte sie ihm zu, als wäre dies das schlimmste, was ihr je passiert war. Elias grinste breit.

»Sei froh, dass du kein Kleid tragen musst«, beschwichtigte er sie und sie lachte, dann schloss Fenja die Tür hinter ihm und ging ihm voran in Antons Zimmer. Augenblicklich kam Luke zu ihm und schnurrte ihn auffordernd an. Elias bückte sich, um den Kater kurz zu kraulen, dann blickte er auf.
 

Elias legte den Kopf schief, als er Anton vor einem Spiegel stehen sah, der seit neustem in seinem Zimmer hing. Er trug ein weißes Hemd und genau wie Fenja eine schwarze Bundfaltenhose.

»Ich komme mir underdressed vor«, sagte Elias und verbarg so gut wie möglich, dass er Anton in diesem Aufzug ziemlich umwerfend fand. Anton wandte sich unsicher zu ihm um und hielt eine Krawatte in der Hand.

»Meinst du, ich soll die umbinden?«, fragte er unsicher und strich sich die schwarzen Haare aus dem Gesicht. Elias grinste und zeigte auf seinen Kragen.

»Ich trag auch keine. Wir sind nur Gäste und können uns ganz schrecklich daneben benehmen«, meinte er amüsiert. Anton schmunzelte und Fenja schüttelte den Kopf.

»Ich glaube, das würde Alex dir nie verzeihen«, sagte sie.
 

Da mochte Fenja Recht haben. Immerhin hatte sie Elias auf den Ball eingeladen, um – nach ihren Worten – mit ihm anzugeben. Sie hatte vielen Mädchen eine Menge von ihrem besten Freund erzählt und freute sich schon unglaublich darauf, ihn endlich vorzeigen zu können.

»Ich sehe sie schon vor mir… als komplettes Nervenbündel«, meinte er amüsiert und sah zu, wie Anton und Fenja ihre Rucksäcke nahmen und dann ging Anton in den Flur, um seiner Mutter Bescheid zu sagen. Erika hatte ihnen angeboten, sie alle zum Bahnhof zu fahren, damit sie zu Alex’ Abschlussball fahren konnten.

Erika musterte sie alle lächelnd, dann schnappte sie sich den Autoschlüssel vom Haken neben der Tür und ging ihnen voran die Treppen hinunter zu dem chicen Audi, in dem Elias Anton damals hatte ankommen sehen.

»Wie kommt es übrigens, dass Gäste im Internat übernachten dürfen? Sind die da nicht normalerweise so streng?«, erkundigte sich Fenja bei Elias, während sie beide auf dem Rücksitz saßen. Anton hatte vorne neben seiner Mutter Platz genommen.
 

»Es kommen so viele Leute von außerhalb, dass sie wohl einfach gnädig sein mussten. Es wurden einige der leeren Zimmer fertig gemacht. Natürlich müssen Mädchen und Jungs getrennt schlafen«, sagte er amüsiert. Fenja lachte.

»Wenn die wüssten«, sagte sie spitzbübisch und Elias sah aus dem Augenwinkel, wie Anton auf dem Beifahrersitz rot anlief.

Draußen war es warm und ziemlich schwül. Der Himmel war azurblau mit einigen vereinzelten Wolken und es war endlich Sommer, Elias’ liebste Jahreszeit. Die letzten Wochen hatte er in einem rosaroten Pärchenhimmel verbracht, den er sich so nie vorgestellt und den er noch nie so erlebt hatte.

Im Rückspiegel sah er ein amüsiertes Schmunzeln um Erikas Mund spielen. Er räusperte sich verhalten und blickte aus dem Fenster, wo die Innenstadt an ihnen vorbei flog.
 

Sie fuhren fast drei Stunden mit dem Zug und Elias konnte es nicht lassen, ab und an am Bahnhof, wenn sie umstiegen, nach Antons Hand zu greifen, was ihnen viele Blicke von Vorbeigehenden einbrachte. Anton schien das alles sehr nervös zu machen, doch er freute sich offensichtlich darüber, dass Elias ihn in der Öffentlichkeit als seinen Freund präsentierte. Fenja ging dann grinsend neben ihnen her, ab und an an ihrem Trompetenärmel zupfend, als könnte sie nicht glauben, dass sie dieses Oberteil wirklich trug.

Als sie schließlich am Bahnhof in Alex’ Internatsstadt ankamen, wartete Alex bereits vollkommen nervös und aufgelöst auf dem Gleis. Wie immer sprang sie Elias an und begrüßte auch Fenja und Anton mit einer überschwänglichen Umarmung.

»Du hast hoffentlich ein Foto von der kleinen Lea- Lekyasha dabei! Und du wirst es nicht glauben, aber fast wäre die ganze Tischordnung durcheinander geraten, aber jetzt können wir doch alle zusammen an einem Tisch sitzen und ich hoffe wirklich, dass der DJ anständige Musik spielt. Ich hatte ja fast schon befürchtet, dass Elina und Karin was vorsingen wollen und das wäre wirklich peinlich geworden, die können nämlich kaum einen Ton halten…«
 

Elias grinste breit und ging neben Alex her, während Fenja und Anton – ebenfalls grinsend – folgten. Alex’ Redeschwalle waren doch immer wieder erfrischend.

»Drehen deine Eltern durch, wenn sie sehen, dass Anton und ich Händchen halten?«, erkundigte sich Elias, während sie eine von Fachwerkhäusern gesäumte Straße entlang gingen.

»Wahrscheinlich schon, immerhin bist du für sie immer noch der perfekte Schwiegersohn. Aber stört euch nicht daran, sie sollten langsam mal das echte Leben kennen lernen«, sagte Alex und wedelte mit der Hand herum. Elias gluckste heiter und warf Anton einen Blick über die Schulter zu. Anton lächelte zurück und Elias verkniff sich den Impuls, seinen Freund auf offener Straße abzuknutschen.
 

Sie erreichten das Internatsgelände nach einer Viertelstunde Fußweg. Es war ein schönes, altes Gemäuer mit einem Springbrunnen auf dem Vorplatz und einem hübschen, weißen Kiesweg.

»Es ist schlimmer als ein Knast! Sag bloß nicht, dass es schön ist!«, sagte Alex mahnend und Elias lachte. Manchmal konnte Alex seine Gedanken lesen.

Tatsächlich begegneten sie auf dem Weg in Alex’ Zimmer einigen Nonnen, die durch die Gänge streiften und nicht aussahen, als wären sie schon in Feierlaune.

Schließlich machte Alex in einem hellen Korridor mit vielen, hohen Fenstern Halt und stieß eine Tür auf.

Ein kleiner Aufschrei am Fenster ertönte und Elias erblickte ein blondes Mädchen mit Locken, einer Hornbrille und Zahnlücke.
 

»Musst du die Tür immer so aufreißen?«, quietschte Tamara und warf Alex einen vorwurfsvollen Blick zu, dann huschten ihre Augen über die drei Gäste und sie lief scharlachrot an.

»Das ist mein bester Freund, Elias«, sagte Alex strahlend, ohne auf Tamaras Gemecker zu achten und schob Elias vor. Elias gab Tamara die Hand und grinste ihr zu, was sie offensichtlich vollkommen aus dem Konzept brachte. Sie stand vom Stuhl auf, auf dem sie bisher gesessen hatte und gab nun auch Fenja und Anton die Hand.

»Das ist Anton, Elias’ fester Freund und seine beste Freundin Fenja«, erklärte Alex beiläufig und Tamara lief noch röter an, sodass Elias beinahe Angst hatte, ihr Kopf würde platzen.
 

»Schwester Renate war vorhin hier«, sagte sie mir schriller Stimme, »die Einlaufprobe ist in einer Stunde!«

Und sie rauschte aus dem Zimmer. Fenja sah ihr nach.

»Sie ist süß«, sagte sie amüsiert. Alex sah Fenja fassungslos an.

»Sie ist erzkatholisch und ziemlich… merkwürdig«, erwiderte sie. Fenja grinste.

»Ich sag ja, sie ist süß«, wiederholte sie und fuhr sich durch die roten Haare. Elias erinnerte sich daran, dass Anton ihm erzählt hatte, Fenja sei bisexuell.

»Hat jedes Mädchen einen Tanzpartner mitgebracht?«, erkundigte er sich bei Alex und ließ sich auf ihrem Bett nieder, während er sich in dem kleinen, aber hellen Raum umsah. Es gab zwei Betten, ein Trennregal und zwei kleine Schreibtische. In einer Ecke stand ein Kleiderschrank. Alex’ Seite des Zimmers war bepflastert mit Fotos, einer großen Collage aus allen möglichen Zeitungsschnipseln und einem Jackie Chan Filmposter. Über Tamaras Bett hing nichts, abgesehen von einem Holzkreuz und auf dem Nachtschrank stand ein Bild ihrer Eltern. Auch Anton und Fenja ließen sich nun auf Alex’ zerwühltem Bett nieder.
 

»Nein. Nur wenige«, sagte Alex und grinste ziemlich stolz.

»Und sieh mal, ich hätte zwei Kerle haben können, wenn Alex nicht übers Wochenende weg wäre«, sagte sie und streckte ihm die Zunge heraus, aber an ihrem Tonfall merkte Elias deutlich, dass sie traurig war, weil ihr Freund nicht hier sein konnte.

»Also laufen nur die mit Partner ein, die einen haben und die anderen… laufen mit einem anderen Mädchen ein?«, fragte er. Alex nickte und warf sich neben sie aufs Bett.

»Meine Eltern kommen erst eine halbe Stunde vor dem richtigen Einlauf. Lasst euch nicht von ihnen stören«, sagte sie an Fenja und Anton gewandt.

Fenja schmunzelte.

»So schlimm können sie nicht sein«, meinte sie, doch Alex schnaubte nur. Elias musste sich ein Lachen verkneifen.

»Du hast ja keine Ahnung. Die erste Frage – gleich nachdem sie eure Namen erfahren haben – wird sein, ob ihr katholisch getauft seid. Sagt am besten Ja, sonst versuchen sie am Ende noch, euch zu missionieren«, meinte Alex ungnädig und streckte die Beine vor sich in die Luft. Elias konnte das nur bestätigen.
 

Er warf einen Blick aus dem Fenster. Draußen war der Himmel immer noch hellblau. Es war wunderbares Wetter für einen Abschlussball.

»Was willst du eigentlich jetzt nach dem Abi machen?«, erkundigte sich Anton bei Alex, die ihre Füße betrachtete und den Kopf hin und her wiegte.

»Eigentlich würde ich gern ein FSJ machen. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich wirklich Mathe studieren will. Aber wenn ich mich dafür entscheide, dann bewerbe ich mich bei euch an der Uni«, sagte sie lächelnd. Elias grinste breit.

»Aber dann bist du ja wieder so nah an deinen Eltern dran«, sagte er amüsiert. Sie schnaubte.

»Das ist mir doch egal. Ich ziehe dann mit dir in eine WG und berichte ihnen nur ab und an von meinem ausschweifenden Studentenleben«, sagte sie grinsend. Elias lachte.

»Wie schön. Dann landen wir alle in derselben Stadt«, sagte Fenja beiläufig. Anton blinzelte und wandte ihr den Blick zu.

»Wie jetzt…?«, sagte er vollkommen verdattert. Fenja grinste ihn breit an und sah mehr als zuvor aus wie Pippi Langstrumpf.

»Ich bewerbe mich bei euch für Agrarwissenschaften«, sagte sie. Elias war sich sicher, dass sie diese Neuigkeit extra aufgespart hatte. Anton öffnete den Mund, schloss ihn wieder, öffnete ihn erneut und brachte nur ein undefinierbares Geräusch heraus. Elias hatte schon wieder das dringende Bedürfnis, seinen Freund in Grund und Boden zu knutschen.
 

»Aber was ist mit Ben…?«, fragte er vollkommen perplex. Den hatte Elias schon vollkommen verdrängt…

»Der geht ein Jahr nach Indien und wird mich schon nicht allzu sehr vermissen. Und danach fängt er seine Ausbildung an, denke ich. Er kann sich noch nicht so ganz entscheiden. Entweder beim Tierarzt oder irgendwas Soziales«, sagte Fenja leichthin und winkte ab.

Elias stellte sich vor, wie es wäre, wenn Anton seine Fenja immer in der Nähe hatte. Es konnte also immer noch besser werden, dachte er sich zufrieden.

»Dann können wir ja alle zusammen in unserem Haus wohnen. Ich glaube, Herr und Frau Kramer siedeln gerade ins Altenheim um und da wird dann eine Wohnung unter uns frei«, sagte Elias lachend. Das Schweigen, das ihm antwortete, ließ ihn aufblicken. Er entdeckte ein begeistertes Funkeln in Alex’ Augen, ein ungläubig freudiges Glitzern in Antons fast schwarzen Iriden und ein schelmisches Schmunzeln auf Fenjas Gesicht.

»Ähm…«, machte er unsicher. Alex quietschte.

»Ja, ja, ja! Frag deine Ma nach der Nummer des Vermieters! Wie toll wäre das? Deine Eltern sind klasse, wir können deiner Ma Essen klauen und mit Nathalie Memory spielen und die Uni ist auch nicht weit weg und es sind genau vier Zimmer und stell dir mal vor, wie absolut cool das wäre!«, plapperte Alex sofort los und sie mussten alle lachen. Aber jetzt, wenn er darüber nachdachte, gefiel ihm der Gedanke doch ziemlich gut…
 

Es lief mit Alex’ Eltern nicht allzu übel. Sie versuchten nicht, Anton und Fenja zu missionieren. Alex gab ihnen ohnehin kaum eine Gelegenheit zu Wort zu kommen. Sie plapperte so aufgeregt vor sich hin und strahlte immer wieder zu Elias hinüber. Und dann verschwand sie irgendwann einfach, um sich umzuziehen. Alle anderen Mädchen waren schon vorher auf ihre Zimmer gegangen, aber er wusste, dass Alex nichts Großartiges mit Schminke anfangen würde.

Er stand gerade neben der Aulatür und plante mit Fenja und Anton die Zimmerverteilung – solche Pläne waren toll, sie machten unglaublich gute Laune, auch wenn es vielleicht nicht klappen würde – als Fenja einen leisen Pfiff durch die Zähne ausstieß. Elias wandte sich um.

Da stand seine beste Freundin in einem marineblauen, knielangen Cocktailkleid, das sie im Nacken zusammen gebunden hatte. Ihre langen braunen Haare trug sie hochgesteckt und Elias fragte sich, wie sie das so schnell geschafft hatte. Wie er erwartet hatte, war sie ungeschminkt. Alles in allem sah sie umwerfend aus.

»Wow«, sagte er grinsend und zog sie in eine Umarmung. Alex kicherte leise und Elias sah aus dem Augenwinkel, wie sie von mehreren vorbeigehenden Mädchen angestarrt wurden.
 

»Die sind alle neidisch, weil sie nicht so einen schnieken Kerl bei sich haben«, sagte Alex kichernd. Elias stieß sie mit der Schulter an.

»Die sind neidisch, weil du so umwerfend aussiehst«, gab er zurück. Alex kam nicht dazu, etwas zu antworten, denn eine herrische Stimme, die zu einer der Nonnen gehörte, beorderte alle Paare zum Einlauf in eine Reihe. Elias winkte Fenja und Anton zu, die grinsten und sich dann an den Tisch zu Alex’ Eltern verzogen.
 

Es war schön, wieder einmal mit Alex zu tanzen. Nachdem jede der Abiturientinnen vorgestellt worden war, gingen sie vor die Bühne, um dort den Eröffnungstanz zu tanzen. Es war ein Wiener Walzer und Elias ließ es sich nicht nehmen, direkt vor Alex’ Eltern mit ihrer Tochter herum zu wirbeln. Die sahen ziemlich begeistert aus.

»Sie überlegen gerade, wie gut ich im Hochzeitskleid neben dir aussehen würde«, flüsterte Alex und grinste ihn an. Die Blicke vieler Mädchen des Internats lagen auf ihnen, er sah nur sechs oder sieben andere Jungs. Die meisten hier schienen ihre Religion ernster zu nehmen als Alex und hatten mit Jungs während ihrer Internatszeit nicht wirklich etwas am Hut gehabt.

»Dann werd ich ihnen beizeiten mal demonstrieren, dass ich momentan vergeben bin«, murmelte er amüsiert und warf einen Blick zu Anton hinüber, der ihn so verträumt betrachtete, dass Elias augenblicklich warm wurde.
 

Als der Eröffnungstanz vorbei war, wurde geklatscht und viele der Mädchen schwärmten von der Tanzfläche, um sich zu ihren Eltern zu setzen. Dafür standen einige der Erwachsenen auf, um zu tanzen.

»Ich werd mir nachher einen Tango wünschen«, sagte Alex breit grinsend. Elias musste lachen.

»Nicht, dass wir hier noch rausgeworfen werden, weil es denen zu anzüglich wird«, gab er amüsiert zurück und Alex zuckte mit den Schultern.

»Ich bin ja fertig in dieser Anstalt. Sollen sie denken, was sie wollen«, meinte Alex und umarmte ihn bestens gelaunt, nachdem der zweite Tanz vorbei war.

»Lass uns erstmal was essen gehen, ich hab einen Bärenhunger«, sagte sie und zog ihn hinüber zum Tisch. Sie schnappten sich Anton und Fenja und huschten hinüber zum Buffet.
 

»Ihr seht ziemlich toll aus, wenn ihr tanzt«, sagte Fenja frei heraus und belud ihren Teller mit jeder Menge Salat und Thunfisch.

»Danke«, sagte Alex schmunzelnd und tat sich Kartoffelgratin auf. Fenja grinste ihren Thunfisch an.

»Wieso grinst du so?«, wollte Anton verwirrt wissen.

»Weil man mich anstarrt«, sagte sie amüsiert und schlenderte an ihnen vorbei hinüber zum Pudding. Elias sah ihr nach und entdeckte Tamara, die in einem fliederfarbenen Kleid dort stand und knallrot anlief, als Fenja an ihr vorbei ging.

»Sag mal«, meinte Elias an Alex gewandt, die ebenso erstaunt schien wie Anton und er, »bist du dir sicher, dass Tamara so erzkatholisch ist, wie du dachtest?«

Alex schien vollkommen perplex zu sein.

»Wahrscheinlich ist sie es wirklich und betet innerlich die ganze Zeit zu Gott, dass er ihr diese Schmach vergeben möge«, sagte sie und schüttelte den Kopf. Mit beladenen Tellern gingen sie zurück zu ihrem Tisch. Alex’ Eltern tanzten gerade und so konnten sie die Sache mit Tamara in Ruhe diskutieren.
 

Gerade war Fenja mit ihrem Salat fertig geworden und davon geschlendert, um sich mit Tamara zu unterhalten, als Alex ganz große Augen bekam und zum Eingang der Aula starrte. Elias folgte ihrem Blick.

Er hatte Alex zwar noch nie gesehen, aber er erinnerte sich noch sehr genau an die Beschreibung, die er von seiner besten Freundin damals bekommen hatte.

Der Neuankömmling trug eine schwarze Hose, Springerstiefel und hatte lange Haare, die zum Pferdeschwanz gebunden waren. Sein Hemd hing ihm halb aus der Hose, aber im Gegensatz zu Elias trug er eine Krawatte – auch wenn diese nicht festgezogen war.

Alex sprang von ihrem Stuhl auf und rannte zu ihm hinüber. Offensichtlich war es ihr nun doch egal, dass ihre Eltern es heute Abend schon erfuhren. Elias beobachtete schmunzelnd, wie sie ihrem Freund in die Arme sprang, der sich nun einmal mit ihr um Kreis drehte und sie dann auf den Mund küsste.
 

»Das ist ihr Freund«, erklärte Elias an Anton gewandt. Anton schmunzelte.

»Ist er katholisch?«, wollte er wissen. Elias verschluckte sich an seinem Stück Hähnchen, das er gerade in den Mund geschoben hatte.

»Ich glaube, selbst wenn er es wäre…«, röchelte er und klopfte sich mit der Faust auf die Brust. Alex zog ihren Freund zu ihrem Tisch hinüber.

»Das ist Elli«, sagte sie und strahlte sie beide abwechselnd an. Elias, der immer noch hustete, streckte mit tränenden Augen die Hand aus und nickte Alex zu. Der grinste.

»Danke, dass du hergekommen bist. Ich hab es leider nicht früher geschafft«, sagte er mit einem Seitenblick auf Alex.

»Kein Problem. Ich tanze gern mit Alex«, sagte Elias und trank ein wenig Wasser, damit das Husten aufhörte.

Elias wagte einen Blick in Richtung Alex’ Eltern. Und tatsächlich standen sie wie vom Donner gerührt auf der Tanzfläche. Alex atmete einmal tief durch.

»Gehen wir«, sagte sie und straffte die Schultern, griff nach Alex’ Hand und zog ihn hinüber zu ihren Eltern.
 

Elias war sich nicht sicher, ob er das Spektakel mit ansehen wollte und so schaute er Anton einen Moment lang an. Dann…

»Tanzt du mit mir?«, fragte er leise. Anton starrte ihn an und wurde knallrot.

»Hier…? Vor allen Leuten?«, fragte er vollkommen verdattert. Elias lächelte und griff unter dem Tisch nach der Hand seines Freundes.

»Fenja macht eine Katholikin zur Lesbe, Alex schockt alle Welt mit gleich zwei Männern und dann können wir doch das Entsetzen ihrer Eltern auf uns lenken. Vielleicht finden sie Alex dann nicht mehr ganz so übel«, sagte er grinsend. Anton lachte nervös und stand auf, wobei er beinahe über seine eigenen Füße stolperte. Gerade als sie die Tanzfläche erreichten, hörten sie die ersten Klänge von »Iris«. Elias grinste, zog Anton nah zu sich heran und schlang seine Arme fest um ihn. Irgendwo in ihrer Nähe tanzte Alex mit ihrem Freund. Von ihren Eltern war keine Spur zu sehen.

»Du musst dich nur ein bisschen mit mir im Kreis drehen. Dann bin ich zufrieden«, nuschelte Elias, lehnte seine Stirn an die von Anton und sog zum hundertsten Mal Antons Geruch in sich ein. Er seufzte zufrieden, während sie sich langsam auf der Stelle drehten.
 

»Ich muss dir noch was sagen«, murmelte Anton und Elias legte den Kopf leicht schief und sah ihn an.

»Was denn?«, fragte Elias verwundert. Anton war schon wieder knallrot im Gesicht.

»Ich… ich hab dir noch nicht gesagt, dass… dass ich… verliebt bin…«

Seine Stimme wurde immer leiser und brach schließlich ab. Elias’ Herzschlag beschleunigte sich von null auf hundert und ihm wurde plötzlich ziemlich heiß.

Richtig.

Das hatten sie sich noch nicht gesagt. Irgendwie waren sie zwischen all den Küssen einfach darüber hinweg gekommen.

»Ah, richtig«, krächzte er heiser und drückte Anton ein wenig näher an sich, »das hab ich dir auch noch nicht gesagt.«
 

Er beugte sich vor zu Antons Ohr und spürte, wie sein Freund in seinen Armen erschauderte.

»Ich bin das erste Mal in meinem Leben verliebt. Und zwar in dich«, flüsterte er. Anton seufzte zittrig und vergrub sein Gesicht an Elias’ Hals.

»Ich weiß nicht, wie ich die letzten Jahre überhaupt über die Runden gekommen bin… ohne… das alles«, nuschelte Anton und seine Hände krallten sich leicht in Elias’ Hemd. Er lächelte.

»Ist doch egal. Jetzt ist es ja vorbei«, entgegnete er und seine Gedanken huschten zu der kleinen Efeupflanze, die nun vor ihrem Haus wuchs. Efeu konnte nicht bestehen, wenn er sich nicht anschmiegte. Anton war wie der Efeu, der all die Jahre versucht hatte, ohne jemanden zu leben, an den er sich lehnen konnte. Und jetzt, dachte Elias lächelnd und nicht ohne Stolz, jetzt kann er sich an mich schmiegen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (46)
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Von:  Saki-hime
2014-08-18T19:07:40+00:00 18.08.2014 21:07
Eine unglaublich tolle Geschichte! Ich liebe deine Werke einfach sehr!
wieder Charaktere, die einfach toll, nachvollziehbar und echt sind und wirken <3
und ich würde so gern mehr von Alex und Alex lesen! X3 du hast da nicht zufällig noch ne kleine Sidestory in der Hinterhand? :'D
*begeisterung verstreut*
Von:  Yanosuke
2012-03-19T15:58:55+00:00 19.03.2012 16:58
Hey,
Hier mein Abschluss kommi.
Wundervolle Geschichte. Du hast das so unglaublich süß geschrieben. Ich bin richtig begeistert von deiner Story.
Ich hab mich so gefreut das zu lesen. Die Chars sind so natürlich und liebevoll zu einander. Ichbin
Richtig hin und weg.
Danke fürs online stellen.
Lg
Von:  Maldoran
2011-07-22T21:56:17+00:00 22.07.2011 23:56
Hallo liebe ur!

Bitte verzeih, wenn ich erst hier am Ende meinen Kommi abgeb, aber ich hätte mich vermutlich sonst sowieso nur immer wiederholt.

Deine Interpretation von "Efeu" ist Dir einmalig gut gelungen! Ich habe mich von Anfang an in Deine Charaktere verliebt, und das mit Haut und Haar. Was mir besonders gut gefallen hat; Du hast ihnen Zeit gelassen, hast die Story nach und nach sich entwickeln lassen, die Charas aufgebaut und mit jedem Kapitel haben wir, Deine Leser, etwas mehr über Anton und den Rest Deiner tollen Truppe erfahren. Schon komisch, ich neige bei sowas sehr oft zur Ungeduld, sprich; kann es kaum erwarten, bis sie sich endlich in die Arme sinken, sich ganz doll lieben... Aber hier ist mir das nicht schwer gefallen, darauf zu warten.

Zwischendurch war ich immer am Weinen, denn Antons Vergangenheit ist schon sehr, sehr heftig. Da ich auch ein Zwilling bin, konnte ich das sehr gut nachvollziehen, wie es Anton die ganze Zeit ergangen ist. Die Idee mit den Spiegeln hat so gut dazu gepasst, ich wusste zuerst nicht, um was es genau geht.
Der Schock schlechthin war der Todestag, und wie Elias davon erfahren hat. Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. *seufz*

Hm. Ah- die Gedichte von Anton! Wow! Sind die auch alle aus Deiner Feder?
Schön fand ich auch am Anfang, als Elias immer Antons Musik durch die Wand gehört hat, und wie sie zum ersten Mal zusammen gespielt haben. Das war auch so ein wundervolles "Herantasten". Auch wie Elias so ganz allmälich gedämmert hat, dass er womöglich auch auf Jungs stehen könnte, hast Du so toll beschrieben. Da war nix übereilt, nichts vorweggenommen oder überstürzt an den Haaren herbeigezerrt. Alles klang glaubwürdig und ehrlich.

Deine Dialoge finde ich sowieso immer sehr lebendig, es wird niemals langweilig, das zu lesen. *nick* Du bringst dadurch ein gewisses Thempo rein, das einen so richtig schön mitreisst.

Sooo. Hm. Mehr fällt mir grad nicht ein, sorry. Nur, dass ich es Schade finde, dass es schon aus ist. Hoffe mal, ich finde noch mehr von Dir, was mir so unter die Haut "wächst", wie Dein Efeu!

GLG
Vala
Von:  Luca191
2011-03-11T05:55:39+00:00 11.03.2011 06:55
Eine wirklich wunderschöne Geschichte. Du hast einen richtig guten Schreibstil, der sich super lesen lässt. Kann mich den meisten anderen hier eigentlich nur anschließen. Das Ende ist richtig toll und die Charas im allgemeinen sind so richtig zum gern haben. Vielen Dank fürs schreiben und hochladen.
LG Luca
Von: abgemeldet
2011-01-10T14:54:22+00:00 10.01.2011 15:54
Ich weiß nicht, wie of ich diese fanfiction schon gelesen habe. wahrscheinlich schon an die 20 mal. ich kann sie dfast auswendig und trotzde, seufze ich immernoch laut, im dem moment wo meine augen über die zeilen huschen, in dennen sie beiden sich sagen, dass sie verliebt sind. hach, diese fanfiction ist so wunderschön und ich finde deinen schreibstil absolut verehrenswert XD

liebe grüße
des püppy
Von:  Mazu-chan
2010-12-16T19:53:17+00:00 16.12.2010 20:53
Das war so... so... schööön. o.o
Von: abgemeldet
2010-12-11T00:43:16+00:00 11.12.2010 01:43
Nachdem ich jedes Mal wenn ich den Soundtrack gehört habe vor Sehnsucht nach der Geschichte fast verschmachtet bin, hab ich endlich einen Abend mit genug Freizeit gefunden, um sie nochmal von vorn bis hinten durchzulesen.
Und es hat sich gelohnt. Die Geschichte ist einfach umwerfend :)
GlG Fatja
Von:  Robert_Maddison
2010-11-13T12:23:41+00:00 13.11.2010 13:23
Das Abschlusskapitel war super schön ^^
Alex ist wie üblich genial ^^ Die Gesichter ihrer Eltern hätte ich echt gerne gesehen xD
Der Tanz von Anton und Elias hast du als Abschluss wirklich toll gewahlt ^^

Dein Schreibstil passt sehr gut zu der Story, die mir ausgesprochen gut gefällt, da es nicht so eine is t in der sich die Protagonisten auf den ersten Blick verlieben, sich küssen, miteinander Schlafen und dann für immer zusammenleben. Du hast den Anfag und zuerst den Afbau der Freundschaft so detailliert beschrieben, das ich alles in meinem Koof gesehen habe wie einen Film. Auch die Höhen und Tiefen innerhalb ihrer Freundschaftlichen Beziehung, aufgrund von Antons Vergangenheit und Elias Handlungen hast du absolut realistisch rübergebracht. Als sich Elias schlieslich seiner Gefühle bewusst wurde hat es zwar noch etwas gedauert, bis sie zusammengefunden hatten, aber das hat irgendwie auch den Reiz dieser FF audgemacht.
Alex und Fenja kann man sich wirklich nur als Beste Freundinen wünschen ^^
Auch Markus, Domenik, Nuri und Christine haben sich toll in die Geschichte eingefügt, ebenso wie Elias Famile und Antond Mutter.

Zusammenfassend kann ich nur sagen das mir diese FF super gut gefallen hat.

Ganz liebe Grüße
Robrt_Maddison
Von:  Chasmbogey
2010-09-23T19:56:11+00:00 23.09.2010 21:56
Hab ich schon ein kommi geschrieben? ich glaube nicht xD
das mach ich dann mal jetzt

es ist ein gutes ende, weil die geschichte noch nicht fertig ist
aber trotzdem hat man das gefühl, die story jetzt allein lassen zu können ohne was zu verpassen (verstehst du was ich meine? xD)
am anfang hab ich mich relativ lange gefragt, was der vergleich mit dem efeu sollte, weil ichs nicht gecheckt hab, aber jetzt im nachhinein macht das ganze für mich doch sinn und ich finde es eine sehr gute metapher
außerdem ist deine geschichte nicht überladen. es sind genau richtig viele eindrücke, genau dosiert xD so dass es spaß macht zu lesen und trotzdem nicht allzu unrealistisch wird.

schreib weiter so, ich würd mich freuen, nochmal was von dir zu lesen
lg,chsm

ps: normalerweise bin ich ein fieser schwarzleser xD

Von:  W-B-A_Ero_Reno
2010-08-25T20:45:30+00:00 25.08.2010 22:45
Hach, ich weiß gar nicht was ich sagen soll.
Das Ende war so schön romantisch, ich bin grad ganz hingerissen von den Beiden, einfach zuckersüß =)
Es war schon eine Herausforderung 35 Kapitel zu lesen, aber hey ich hab es innerhalb von zwei Tagen geschafft, das ist doch gut, oder? XD
Du hast mich wirklich mit deinem Schreibstil verzaubert <3
Ich werd mir nachher bestimmt gleich die nächste FF von dir suchen, das ist wie ein Rausch.


Alles Liebe <3
Ero_Reno_LoVer


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