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Lauter Einzelteile

26 Teile des Lebens, die sich Sterben nennen
von

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Lovesong

Die Schere lag auf meinem Tisch und es war unerträglich warm in meinem Zimmer. Ich saß auf dem Sofa. Mein Plattenspieler kratzte „Play for today“ von The Cure in die Stille und ich las gerade ein paar Kurzgeschichten, irgendwas mit "Lauter Einzelteile" im Titel. Was ich an Worten vor meinen Augen sah, verstand ich nicht, zumindest nicht im Moment. Es wäre mir auch so nicht gelungen, wie bei so vielen Dingen.

Ich war traurig.

Mein Bauch schmerzte unangenehm. Trotz der stickigen Hitze dieser Nacht öffnete ich weder die Tür noch das Fenster. Der Schlüssel war bis zum Anschlag herumgedreht.

Eins, zwei, drei, vier, das war das fünfte Buch, das ich zurzeit las, dachte ich und legte es beiseite. Das war nicht genug, um mich wirklich intelligent oder besser zu fühlen.

Es ist nicht genug, hatte sie damals zu mir gesagt, außerdem sei sie noch nicht bereit dazu.

Frauen sind kompliziert.

Ich fuhr mir durch meine ungewaschenen Haare und erhob mich.

Die Kaffeetasse stand schon seit drei Tagen dort auf dem Tisch, Essigfliegen waren in der braunen Flüssigkeit elendig verreckt. Neben dem Tisch lag meine Freundin und schaute mich an, ohne zu blinzeln.

„Weißt du, Kleines, ich liebe dich noch immer, auch wenn du langsam komisch zu riechen anfängst. Ich liebe dich.“ Sie hüllte sich in Schweigen. „Tu ruhig so, als hättest du mich nicht gehört.“

Ich nahm die Schere, an der noch immer ein wenig Dreck klebte, von der Tischplatte und hob vorsichtig die Hand meiner Freundin. Sie entzog sie mir nicht, aber irgendwie wusste ich, dass sie mir noch immer böse war. Bedacht kürzte ich ihre weichen Fingernägel, die sie stets abkauen musste. Sie war schon damals recht nervös gewesen.

„Tell me I’m wrong, I don’t really care.“

Warum hatte sie mir nicht geglaubt, dass es nicht nur darum ging? Dir ist doch nur wichtig, mir wehzutun, hatte sie gesagt. Du findest es toll, mich zu schlagen und zu würgen, mir mit dem Messer Muster in den Rücken zu schneiden.

Unter Tränen hatte ich ihr geantwortet, natürlich finde ich es toll, aber du schreist ja nie. Und außerdem geht es nicht nur darum. Sei froh, dass ich nicht mit dir schlafen will. Davor hast du doch in Wirklichkeit Angst, nicht wahr?

Das habe ich nicht mehr gesagt. Mir war wichtig, dass sie mir glaubte, selbst wenn ich log, selbst wenn ich wusste, dass sie lieber gestorben wäre.

Nun waren ihre Fingernägel wieder schön kurz, so wie sie es mochte. Das stört nur, hatte sie mir erklärt. Ich strich ihr die vom Haarspray und Blut verklebten Strähnen aus dem Gesicht.

„Die stören nur“, sagte ich leise und küsste ein letztes Mal ihre Lippen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2013-11-08T17:18:37+00:00 08.11.2013 18:18
Hm... Ich hab gerade an "Ich hab die Unschuld kotzen sehen" gedacht.
Hast Du vielleicht schon mal überlegt deine Schreibereien verlegen zu lassen?

Falls Du so etwas bereits tust, dann entschuldige. Ich hab mir dein Profil noch nicht groß angesehen... ^^


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