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Stets zu Diensten Ma'am

Alice & Jasper - ihre Anfänge
von

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Mein Gestern

Kapitel 8: Mein Gestern
 

~ Die Stille hier drinnen war nun so seltsam trügerisch, verhöhnend und verlogen, angesichts des Kraches, der noch vor wenigen Minuten von den steinenden Wänden dieses alten Gewölbes widergehallt war. Er hörte es noch deutlich, die Flüche, das Schreien und letztendlich das schmerzhafte Kreischen. Am Ende war es immer ein ohrenbetäubendes Kreischen, wenn die Einjährigen verstanden weshalb sie in dieser unterirdischen Höhle waren, aus der es nur einen einzigen Ausweg gab. Einen Ausweg und der wurde ausgerechnet von demjenigen versperrt, der über ein Jahr lang immer bei ihnen gewesen war. Sie unterrichtet hatte und geführt.

Er spürte genau wenn die erste Verwirrung der Einjährigen langsam in Verstehen umschlug, dieses Verstehen dann zu Trotz wurde und letztendlich, wenn sie sahen wie ihre Kameraden in den Flammen verzerrt wurden, in nackter Panik mündete.

Dann begann das Gekreische, dass er so abgrundtief hasste. In manchen Nächten erschien es Jasper, dass diese Schreie noch tagelang hier unten zu hören waren. In seinem Kopf blieben sie noch länger.

Jetzt war das sanfte Schattenspiel der Flammen, die langsam und friedlich herunterbrannten, alles was an das Gemetzel erinnerte. Nun das stimmte so nicht ganz. Wenn er bedachte wie ihm das Gesicht schmerzte, ja regelrecht brannte, als sei es mit Säure eingerieben worden, stand es außer Frage, dass er von der heutigen Nacht wieder einige neue Narben davon getragen hatte. Eine bleibende Erinnerung daran was heute geschehen war, wie viele er vernichtet hatte, jetzt wo sie ihren Nutzen eingebüßt hatten. Nicht mehr so stark, nicht mehr so schnell waren und ersetzt wurden.

Er hatte auf dem Weg hier herunter die Neuen gesehen, deren Verwandlung noch im Gange war und die, sollten sie es schaffen zu überleben, in spätestens einem Jahr auch hier unten landen würden bei ihm.

Dann wenn er sie gelehrt haben würde, wie man die Schlacht als Sieger verließ und dann würde es wieder er selbst sein, der am eigenen Leib spürte wie gut er sie doch letztendlich unterrichtet hatte. Aber Jasper selbst hatte schon so viele Kämpfe, so viele Schlachten und Gegner hinter sich, dass alle Mühe doch so sinnlos erschien, gegen ihn bestehen zu wollen.

In dem was er tat, war er der Beste, aber das was er tat, fraß ihn innerlich immer mehr auf.
 

Schnelle Schritte näherten sich ihm, dass hörte er in der alten Krypta, in der Geräusche scheinbar endlos widerhallten sehr genau. Jasper musste nicht mal aufsehen um zu wissen, wer ihn da wohl besuchen kam. Im nächsten Moment schon hallte eine helle, fast schrille Stimme, die seinen Namen rief, durch die Stille die ihn so eingehüllt hatte. Er reagierte nicht, zog die langen Beine an, nachdem er an einer der Wände langsam und müde zu Boden gesunken war. Seine Stirn lag schwer auf seinen Armen, mit denen er seine Knie umfasst hatte, so dass nur seine blonden Locken im Licht der Flammen fast golden aufschimmerten.

„Jasper!“ jetzt war die Stimme näher und eindeutig aggressiver, wie er feststellte. Um die Besitzerin nicht noch mehr zu reizen, was im Endeffekt nicht mal einen Unterschied bringen durfte, antwortete er schließlich leise.

„Was ist?“

Energisch kamen die Schritte näher und er spürte förmlich die Frustration und den blanken Hass der damit einherging. Er musste daran denken wie sich manche Dinge doch wandeln konnte. Früher, ja früher hatte er in der Frau, die nun auf ihn zustürmte, Begehren gefunden, Stolz und Achtung. Nun empfand sie nur noch Verachtung und Abscheu wann immer sie ihn ansah. Was letztendlich dazu geführt hatte, dass sie ihn nur noch dann aufzusuchen pflegte, wenn es sich wirklich nicht mehr vermeiden ließ.

Jasper wusste um seinen Nutzen, war dieser es doch, dem er es verdanken hatte nicht auch schon längst beseitigt worden zu sein, wie die Einjährigen, die er selbst vor wenigen Minuten vernichtet hatte.
 

Etwa drei Meter vor ihm kam die Frau zum Stehen, und sah verachtend auf den Mann hinab, der am Boden kauerte.

„Ist das dein Dank dafür, dass ich dir dieses Leben geschenkt haben?“ forderte sie zu erfahren. Zutiefst enttäuscht und erzürnt über das, was sie vor wenigen Minuten hatte erfahren müssen.

„Dank?“ fragte Jasper leise nach, ehe er den Kopf hob und mit dem verächtlichen Blick seiner Schöpferin Maria konfrontiert wurde. Neue Wunden klafften in seinem ehemals schönen Gesicht. Das Gift, das in diesen Wunden wütete, hatte sein Gesicht anschwellen lassen. Die Schwellung ging bald vorbei, die dadurch entstehenden Schmerzen würden noch einige Tage zu spüren sein, aber die Narben, ja diese würden auf ewig bleiben. Vampirbisse, das Einzige, was ihm noch wirklichen körperlichen Schmerz bereiten konnte.

„Ich denke wir sind uns einig, dass ich jegliche, etwaige Schuld mehr als beglichen habe, nicht wahr?!“ fügte er kalt an.
 

Maria wich bei seinem Anblick nicht zurück, dieses Mal zumindest nicht. Auch wenn sie kurz davor gewesen war. Er war einst ein schöner, menschlicher Mann gewesen, damals als sie ihn gefunden hatte. Nach seiner Verwandlung jedoch, hatte sie sich nicht satt sehen können an ihm. Die blonden Engelslocken und der glutrote Blick hatten ihm etwas Erotisches und Dämonisches verliehen. Als sich letztendlich gezeigt hatte, dass ihr Jasper nicht nur ein mehr als brauchbarer und ehrgeiziger Krieger war, sondern auch einer der wenigen ihrer Art, die mit einem besonderen Talent bedacht waren, war sie entzückt gewesen. Hatte ihn gehegt, gelobt und mehr als großzügig belohnt.

Nach und nach waren die ersten Spuren des Kampfes an ihm zu sehen gewesen, die vereinzelten Narben hatte in ihren Augen seine Erscheinung abgerundet, die erregende Gefahr, die von diesem Mann ausging unterstrichen.

Heute jedoch war davon nichts mehr zu erkennen. Er war entstellt und unansehnlich geworden. Und schwach, was am Schlimmsten war. Nichts mehr mit dem stolzen Krieger, nein vor ihr kauerte ein geschlagener Hund, der nur noch dazu zu gebrauchen war, hinter ihr aufzuräumen. Doch war er nichtsdestotrotz ihr gegenüber loyal geblieben, deswegen hatte sie davon abgesehen ihn zu vernichten. Zumindest hatte sie bisher gedacht er stünde hinter ihr und ihren Worten.
 

„Du hast es lediglich geschafft“, erwiderte Maria herablassend und unbeeindruckt, „dich auch äußerlich in ein Monstrum zu verwandeln Jasper. Doch das ist ausschließlich dein Problem, und nicht das meine.“

Ein kalter Glanz war in ihren Augen zu erkennen, als sie fortfuhr: „Jammere soviel du willst, aber glaube mir, niemanden interessiert sich dafür was mit dir ist.“

Sie ging vor ihm in die Hocke und strich fast liebevoll mit den Fingerspitzen über die Narbe an seiner linken Braue, die Erste, mit der er aus einem Kampf Heim gekommen war.

„Damals hatte das meinen Soldaten sehr verwegen aussehen lassen.“ erinnerte sich Maria mit lieblicher Stimme und strich über einige der anderen Narben, in seinem Gesicht, langsam seine Wange hinab. „Ich habe dich damals sehr gerne angesehen und berührt, aber nun ist es kaum zu ertragen, ohne das es mich schaudert.“ Ihre kalten Finger ruhten nun auf den neuen, pochenden Wunden an seinem Jochbein.

„Wo ist Peter, Jasper?“

Die Antwort auf diese Frage kannte sie bereits, dass wusste er nur zu gut. Sie war aus keinem anderen Grund hier unten als dem.
 

Peter, ein anderer Vampir, der Jasper im Laufe der Jahre ein sehr guter Freund geworden war. Freundschaft war in dieser Welt etwas sehr kostbares und so war der braunhaarige Vampir für Jasper eine sehr wichtige Stütze gewesen. Als sich dieser verliebt hatte, hatte sich Jasper für ihn gefreut.

Es war schön gewesen zu beobachten wie glücklich und fröhlich der Andere gewesen war, wenn diese Neugeborene bei ihm war. Es war bestürzend gewesen zu sehen, wie er sich gegen Jasper gestellt hatte, als jene Frau mit in die Krypta sollte um vernichtet zu werden.

Peter war ein Freund, der ihn zuvor nie um etwas gebeten hatte. Und nun flehte er verzweifelte um das Leben einer Frau und war bereit sich dafür gegen ihn zu stellen, wohl wissend, dass dies seinem Todesurteil gleich käme. Aber es war anders gekommen.

„Ich habe ihn gehen lassen – zusammen mit der Frau.“ beantwortete Jasper die Frage ehrlich und innerlich bereit die ihm dafür zugedachte Strafe klaglos über sich ergehen zu lassen. Jasper fühlte sich müde und geschlaucht, das Gift zerrte an seinem Geist und brannte lichterloh in seinem Leib, die Qualen der Vernichteten fand in seiner dunklen Seele ein bitteres Echo, als es sich zu dem Wehgesang all der Anderen, die er bisher getötet hatte, gesellte. Ihm fehlte die Energie sich gegen das zu wehren, was in seinem Inneren vorging und ebenso gegen das, was nun kommen mochte. Etwas, dass Maria wusste, sah sie ihn immerhin nicht zum ersten Mal in dieser wenig ruhmvollen Verfassung.

Jasper beobachtete nun wie Maria wutentbrannt die Augen verengte, ehe sie ihm mit ihren Nägeln tief über die frischen Narben fuhr, die Wunden vergrößerte und dem Gift mehr Platz gab zu wüten und zu quälen. Vor Pein gebeutelt schrie er auf.
 

Aber damit war Maria nicht zufrieden. Diese Frau war nie wirklich mit dem Erreichten zufrieden. Diesen Ungehorsam würde Jasper ihr noch teuer zu stehen bekommen.

Ein kleiner Fingerzeig von ihr genügte damit sich drei kräftige Männer aus den Schatten zu lösen schienen und sich ihnen langsam näherten. Jasper kannte diese drei, seine talentiertesten Schüler, alle darauf ausgebildet Schmerzen zu bereiten, bis man die eigene Vernichtung herbei sehnte. Die Drei, die sich um die Beseitigung kümmerten wenn er selbst nicht zugegen war, oder – in den Augen seiner Schöpferin - nicht brutal genug vorging.

Jasper sah den Männer entgegen und schloss nur kurz, einen winzigen Moment, die Augen. Ihm würden sehr, sehr lange Stunden bevorstehen, soviel war sicher. Da einer der Männer im Laufe der Zeit gegen Jaspers Talent unempfindlich geworden war, bestand auch keine Chance für den blonden Vampir, es sich in welcher Form auch immer leichter zu machen.

„Ich werde dich lehren meinen Befehlen zuwider zu handeln und mich der Lächerlichkeit preiszugeben. In den kommenden fünf Tagen wirst du genug Gelegenheit haben darüber nachzudenken.“ verkündete Maria dann hoheitsvoll, bahr jeden Gefühls und strich sich beim Aufstehen den roten Seidenrock glatt, den sie trug.

Ohne noch einen Blick auf Jasper zu verschwenden, drehte sie ihm den Rücken zu und wandte sich dann noch, ehe sie ging, an einen der Männer: „Sorg dafür, dass ich seine Schreie in meinen Räumen noch hören kann.“ ~
 

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So anläßlich meines gestrigen Geburtstages und meines schlechten Gewissens wegen der langen Wartezeit, habe ich für Euch diesen kleinen Rückblick erstellt.

Eigentlich sollte das gar kein eigenes Kapitel werden, aber da es mir überraschend gut gefallen hatte und ich nicht weiß wie schnell ich weiter komme, gibt es diese Kapitel nun eigenständig.

Wie immer als abschließenden Dank, verneige ich mich zutiefst gerührt für insgesamt 102 kommentare - wir haben die 100 geknackt juhuu und mittlerweile 67 Favos.

P.S. Diejenigen von Euch die per ENS benachtrichtigt werden und von selbst hergefunden, die ENS kommt noch Montag. X3~



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Kommentare zu diesem Kapitel (15)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -Haru-
2009-12-13T22:37:00+00:00 13.12.2009 23:37
Oh nein diese.... *kreisch*
Brich mir nicht mein herz..Jasper..*wimmer*
Toll! Wenn Maria nur halbsogut getroffen wird wie du es geschrieben hast,werde ich im kino toben und schreien XDD
Wirklich gut und ich leide mit Jasper u_u
ich freu mich auf weiter Chaps T_T
Von:  Monsterseifenblase
2009-12-13T20:14:08+00:00 13.12.2009 21:14
Heyho:)
Wieder ein wunderfeines Kapitel das du da geschrieben hast. Ein wenig kurz vielleicht, aber ich versteh deine sorgen mit der Zeitnot ich hab genau die selben. Zeit für nix-.-
Trotz der Kürze fand ich das Kap schön, der Rückblick war eine schöne Abwechslung und unterstreicht meiner Meinung nach gut, wie in etwa Jasper sich zu dem Zeitpunkt fühlt, als er Alice trifft, weil du in dem Rückblick ja wunderbar zeigst, wie einsam er sich da in gewissem sinne fühlt und wie er durch das Glück seines Freundes, der sich verliebt, realisiert was ihm eigentlich fehlt und warum er nicht mehr glücklich ist, wie er es vielleicht am Anfang war.
Also wunderbar eingebaut:)
Nichts desto trotz freue ich mich jetzt schon auf das nächste Kapitel zwischen Alice und Jasper.
Lg
Monsterseifenblase
:P

Ps. Natürlich alles alles Gute zum Geburtstag nachträglich. Ich hoffe du hast schön gefeiert und hattest einen tollen Tag mit einem super Schokoladenkuchen:)
Von:  Miroir
2009-12-13T19:58:41+00:00 13.12.2009 20:58
Wundervoll traurig. Ich mag dramatische Geschichte.
Du triffst Maria wirklich gut, so fies und so skrupellos.
Jasper kann einem wirklich leid tun >.<
Aber wie immer fantastisch geschrieben!
Mach bloss schnell weiter, ja?
*Keks hinschieb*
Von:  Mone-Chan
2009-12-13T16:15:36+00:00 13.12.2009 17:15
Nicht schlecht, nicht schlecht ^-^~

Alles, alles gute nachträglich!!! Hoffe du hast schön gefeiert ^^
Von:  CurlyHair
2009-12-13T12:01:44+00:00 13.12.2009 13:01
OH MEIN GOTT!
Du bringst mich zum heulen. (im positiven Sinne)
Das ist so gut geschrieben und die Geschichte so grausam.
Armer Jasper!
*in den Arm nehm*
*wunden versorg*
Blöde Kuh namens Maria, so eine miese kleine *zensiert*
Die mach ich fertig! ;D

Ich finde du beschreibst Jaspers Gefühle so ausdrucksstark, dass ich selbst das Gefühl habe, ich hätte seine Schmerzen.
Er tut mir einfach so leid.
*heul*

glg Nicole


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