Drabble 30 - Dreamer
Dreamer
Es war warm in ihren Armen. Er liebte es, in ihren Armen zu liegen. Sie war so zärtlich. Wie hatten sie sagen können, dass sie kalt sei? Tot…
Hier war es weich und schön. Er fühlte sich geborgen. Manchmal brauchte auch ein Meisterdetektiv wie er Sicherheit…
Es war Nacht. Sie lagen zusammen im Bett. Es war Tradition bei ihnen. Sie hassten es, den Abend ohne einander verbringen zu müssen. Es kam nur selten vor…
Sie lagen hier, in diesem warmen, weichen Bett und kuschelten sich aneinander. Sein Kopf lag auf ihrem zarten, wohlgeformten Körper. Er schnurrte. Der Himmel…
Warum war er dann immer so müüüde? Sie würde am Liebsten immer mit ihm reden, den Tag beenden, die Erlebnisse rekapitulieren, es…ausklingen lassen…
Er schlief immer ein dabei. Er fühlte sich immer so wohl bei ihr…
Seine Augen fielen zu. Er glitt langsam…ganz langsam ab…ins Reich der Träume…
Warum musste er immer einschlafen? Eigentlich würde er sehr gerne wach bleiben, in die Augen seiner Liebsten sehen, ihre Haut streicheln, ihr Haar riechen und einfach nur bei ihr sein. Er machte sich Vorwürfe, als er einschlief…
Licht.
Das Erste, was er sah.
Licht.
Sonne.
Ein heller Tag.
Eine Tür.
Sein Zuhause.
Sie würde schon auf ihn warten.
Er kramte nach den Hausschlüsseln. Gerade hatte er sie gefunden, als die Tür aufging. Da stand sie…
Ihre erbeerblonden Locken leuchteten im gleißenden Licht des Tages. Des hellen Tages. Eines neuen Tages…
Ein kleines Glöckchen hing über dem Eingang. Sein Kopf stieß gegen das rote Band und das melodische Klingeln brach die Stille. Er sah ihr in die Augen. Wunderschön…
Sie trug eine Schürze. Tomatenspritzer klebten auf dem schwarzen Stoff – vielleicht waren es auch Erdbeeren. Sie konnte so gut kochen…
Als er ihre vollen Lippen küsste, schmeckte er einen Hauch von Schokolade. Also waren es Erdbeeren…
„Hallo Schatz“, flüsterte sie und strahlte ihn an…
Er trat ein und schritt in die Küche. Sonnenlicht durchflutete den Raum. Es war ihr Zuhause. Es gehörte ihnen gemeinsam. Sie lebten gemeinsam. Hatten gemeinsam Spaß. Hatten gemeinsames Leid…
Und Kinder…
Das Essen blubberte auf dem Herd. Es roch göttlich. Sie hatte sich so für ihn angestrengt…
Eigentlich war sie keine Hausfrau. Dazu war sie zu klug, zu gebildet, zu ehrgeizig…
Doch die Kinder…
Er stellte seinen schweren Aktenkoffer ab und warf das Sakko auf die Lehne eines Stuhls. Endlich wieder Zuhause. Ganz…
Es war eine Befreiung. Er konnte die Lasten der Arbeit abwerfen, sich vom Schmerz des Tages befreien. Alles nur wegen ihr…
Sie stand in der kleinen Tür und blickte ihn an. Sie war wie ein Engel…
In ihren Augen stand die Zärtlichkeit. Sie küsste ihn mit ihren Blicken…
Er wollte einen Schritt auf sie zugehen, als er plötzlich einen Zug an seiner Hose spürte. Jemand hielt ihn fest. Er löste sich von der Schönheit ihres Körpers und blickte an sich herunter. Er musste wohl total entrückt gewesen sein…
Eine klitzekleine Hand zog an seiner Anzughose und krallte sich so fest sie konnte in den weichen, schwarzen Stoff. „Hallo Papi“, lächelte der Kleine und strahlte seinem Vater entgegen. Wie lange hatte er auf den Augenblick gewartet, dass ihn sein Sohn Papi nannte…
Plötzlich hörte er einen lauten Schrei. Sie hatte das Baby im Arm…
Dieser Schläfer…
Immer musste er einschlafen…
Warum konnte er nicht einmal wach bleiben? Auch wenn er süß war, wenn er schlief, sie hätte so gerne mit ihm geredet und in seine wachen Augen gesehen. Sie liebte seine Augen…
Aber da konnte man nichts machen. Wenn er einmal schlief, dann schlief er wie ein Stein. Frech. Wenn er sich jetzt noch wegdrehte, dann würde sie ihn aufwecken…
Ihre Hände strichen langsam über seinen nackten Oberarm. So ein schönes Gefühl. Da musste man einfach verzeihen…
Vorsichtig beugte sie sich über ihn. Sie lächelte. Wenn sie ihn nicht so lieb hätte, dann…
Ihre weichen Haare kitzelten seine Nase. Sie hauchte ihm Küsse auf den Hals. Sie würde ihn solange liebkosen, bis er wach war. So wurde er am Liebsten geweckt…
Als sie ihn auf die Lippen küsste, schlug er seine Augen auf. Er brummelte. Schlaaaaaaafen…
Ein kleiner Kinderwagen. Sie schob ihn vor sich her. Er hatte ein Loch. Verrückt…
Sie grinste, genauso wie das Baby in dem süßen Kinderwagen...
Es hatte einen Schnuller im Mund. Schmatz, Schmatz, Schmatz…
Der kleine Junge lief an der Hand seiner Mutter. Familie…
Warum hatte der Kinderwagen ein Loch?
„Shinichi, nimm du das Baby, der Kinderwagen hat ein Loch.“
Er nahm den Säugling auf seinen Arm und küsste ihn auf die Stirn…
Der Kinderwagen hat ein Loch.
„Shinichi. Wir wollten reden! Wach doch bitte wieder auf. Hast du gehört, was ich gerade gefragt habe?“, schmollte sie und blickte ihm trotzig entgegen. Ihre Körper waren eng aneinander geschmiegt.
„Schatz, wenn der Kinderwagen kein Loch hat dann kannst du das machen…“, murmelte er und sah sie verschlafen an.
Sie schüttelte den Kopf. Oh je, so ein Träumer…
Er träumte von ihr. Von ihnen. Von einer Familie…
