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Kleine Geschichten mit verschiedenen Themen

Über Tod, Liebe und so weiter
von

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Abgeholt

Langsam, zaghaft, unentschlossen betrat sie das leere Zimmer, in dem sie einst lebte. Wie lange war das schon her? Erinnern konnte sie sich nicht. Es war schon zu lange her. Wahrscheinlich konnte sich niemand mehr so recht daran erinnern.

In allen Ecken häufte sich dicker Staub. Es mussten schon einige Jahre vergangen sein. Es wirkt so kalt und tot. Das Zimmer, das einst so voller Leben war. Das Zimmer aus dem der schöne Gesang eines jungen Mädchens zu hören war, welches voller Freude war. Alle liebten dieses Mädchen, das sie stets singen hörten. Doch nun war der Gesang verstummt. Statt der fröhlichen, sanften Stimme, drang nur noch totenstille aus dem Zimmer. Stille die einen fast erdrückte. Sie drückte ihr die Kehle zu, erweckte in ihr das Gefühl zu ersticken. Wie gerne hätte sie geweint. Was war nur in diesem Raum geschehen, den sie so lange nicht gesehen hatte? Warum war ihre Stimme nicht mehr zu hören? Warum war es in diesem Haus so still geworden? Was hatte sie nur falsch gemacht?

Die Tür hinter ihr öffnete sich. Eine ältere Dame betrat den Raum. Ihre Pupillen weiteten sich beim Anblick dieses so vertrauten Gesichtes. Es musste wirklich schon ewig her sein.

Die Frau sah sich in dem Zimmer um, welches sie so lange nicht betreten hatte. Es wirkte so unendlich ßgro, traurig und leer. Als wäre es damals gestorben. Doch auf dem Schreibtisch in der Ecke stand noch etwas das sie unbedingt brauchte. Mit zitternden Händen ging sie darauf zu und nahm es in die Hand. Sanft wischte sie über den alten Rahmen in dem sich das Bild des Mädchens, das einst dort lebte, verbarg. Ein sanftes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, brennende Tränen liefen über ihr Gesicht.

"Weine nicht. Ich bin doch da! Warum weinst du nur?" erklang die sanfte Stimme des Mädchens. Doch es kam keine Reaktion. Sicher war sie böse, über das was sie damals getan hatte. Sie wusste nicht mehr was es war, doch sie wusste, dass es falsch war.

Weiterhin stand die Frau im Zimmer, weinte zitternd, schluchzte leise. Sie wollte sich so unbedingt erinnern, was sie getan hatte, warum ihre Mutter nicht mehr mit ihr redete. War es denn wirklich so schlimm gewesen, dass sie sie nun hasste?

Zaghaft ging sie näher zu ihr, wollte ihr die Hand auf die Schulter legen und sagen das alles wieder gut sei. Denn sie war doch zurück gekehrt. Doch sie zögerte. Jetzt, wo sie so nah bei ihr stand, konnte sie ihr flüstern hören. Ihre Stimme zitterte, war kaum verständlich. Erschrocken wich sie zurück. Ihre Hände begannen zu zittern, ihre Augen waren weit aufgerissen und ihr Mund stand offen. Das war es was geschehen war. Jetzt erinnerte sie sich wieder. Was hatte sie nur getan? Was hatte sie da bloß angestellt? Deshalb redete sie also nicht mehr mit ihr. Das war also der Grund aus dem ihr Gesang verstummt war. Das war der Grund für die Kälte des Zimmers, das einst ihres war.

"Du hörst mich nicht. Du kannst mich nicht mehr hören..."

Die Frau stand da, hob ihren Kopf gen himmel. Sie hatte noch so viel zu sagen. Sie wollte noch so viel machen. Doch längst war es zu spät. Hätte sie nur damals nachgedacht bevor sie handelte. Wie gerne hätte sie eine zweite Chance gehabt. Doch alles wünschen half nichts. Weiterhin stand ihre Mutter da. Voller Liebe und Trauer sah sie das Bild des Kindes an, das sie verloren hatte. Mit zitternder Stimme sagte sie es. Voller Schmerz, der ihr Herz zeriss.

"Seit 8 Jahren bist du nun schon fort. Warum hast du dir nicht helfen lassen? Warum hast du dein Leben beendet, bevor es richtig begonnen hatte? Warum hast du deine Stimme erlischen lassen?"

Diese Worte versetzten ihr einen Stich in ihr Herz, das schon längst aufgehört hatte zu schlagen, länsgt aufgehört hatte zu lieben. Die Stimme, die einst so schön gesungen hatte, voller Leben und Freude, sie hatte sie erstickt. Sie hatte so vielen Menschen einen so wichtigen Teil ihres Lebens gestohlen. Aus reinem Egoismus, aus reiner Dummheit.

"Singe noch einmal für mich. Singe noch ein Lied für mich" flüsterte ihre Mutter leise. Sanft legte sie ihre Hände auf die dünnen Schultern ihrer Mutter. Mit der Stimme die keiner mehr hörte begann sie zu singen, so wie sie nie zuvor gesungen hatte.

Die gebrechliche Frau sank langsam zu Boden und lächelte sanft.

"Ich habe sie gehört... Die stimme eines Engels... Die stimme meines Engels."

So schloss sie die Augen um ihre Tochter noch einmal wieder zu sehen. An dem Tag an dem ihre Tochter noch einmal zu ihr kam und ihr noch einmal ein Lied gesungen hatte. Sie hatte ihr den letzten Schritt aus dem Leben leichter gemacht.

Nun lag sie da, mit dem Bild ihrer geliebten Tochter in der Hand, dem seeligen lächeln auf den Lippen und schlief ein um nie wieder aufzuwachen. Neben ihr kniend der singende Geist ihres Engels, nach dem sie sich so sehr gesehnt hatte.



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