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Warmes Blut gefriert nicht

LavixKanda
von

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..Vereint..

Um sie herum war es komplett still. Aus dem Dorf war kein einziges Geräusch zu hören. Jeder hielt seine Waffe in den Händen und war auf einen möglichen Angriff vorbereitet. Sie hatten versucht, im Schatten der Felsen das Dorf soweit zu umgehen wie nur möglich, denn die Kirche in die sie wollten, befand sich am Ende des Dorfes. Zuerst würden sie sich um das Gift kümmern und es vernichten, dann die Akuma. Lavi schielte hinter einem Felsen hervor und hatte freie Sicht auf die große und alte Kirche. Sie hatte Risse und einige Fenster waren zerbrochen.

„Das ist sie also.. was?“ fragte Lavi leise und sah wieder zu Yu.

„Ja. Der Eingang zu den unterirdischen Gängen befindet sich am Altar. Von dort gelangen wir direkt zu den Laboren.“

Lavi nickte verstehend und schaute erneut aus ihrem Versteck hervor.

„Alles ist ruhig. Ich kann niemanden sehen. Alle Straßen sind leer. Ich denke, jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, um loszulegen.“

Kanda stand auf. Jetzt ging es um Schnelligkeit. Das Gift musste unter allen Umständen vernichtet werden. Die Akuma waren dieses Mal sogar zweitrangig.

Beide nickten sich noch einmal zu, doch liefen sie dann los und tasteten sich im Schutz der Häuser leise zur Kirche hervor. Unbemerkt drangen sie in das große Gebäude ein. Yu ignorierte die Schmerzen in der Seite und zögerte nicht lange und schritt auf den Altar zu. Jedoch blieb er kurz davor stehen. Lavi, der ihm gefolgt war sah, was Kanda stutzig gemacht hatte. Der Eingang stand offen und dennoch waren keine Spuren von Akuma zu sehen.

„Das riecht aber mächtig nach Falle. So dumm sind ja noch nicht mal die Akuma, dass sie die Tür einfach grundlos auflassen. Ob sie uns erwarten?“

Lavi schaute die Treppe hinab, die zu einem mit Fackeln beleuchteten Gang führten.

„Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als es herauszufinden.“

„Wie sag ich immer so schön? Probieren geht über studieren!“

Und mit diesen Worten und einem Grinsen auf den Lippen betrat Lavi als erster die Treppen.
 

„Urks… stinkt das hier!“

Lavi verzog angewidert das Gesicht, nachdem sie das erste Labor betreten hatten. Seltsame Chemikalien lagen auf Tischen ausgebreitet, undefinierbare Geräte befanden sich daneben und eine Liege stand in der Mitte des Raumes. Lavi trat zu dieser und ihm lief ein Schauer über den Rücken als er dort Hand- und Fußfesseln erblickte.

„Und das sollen alles die Akuma alleine getan haben?“

„Nein. Ich glaube, sie hatten Hilfe.“

„Die Frage ist nur, von wem?“

Beide sahen sich einen Moment stillschweigend an, doch ließ Kanda seinen Blick dann wieder schweifen.

Er konnte nichts entdecken, was irgendwie großartig einem Gift ähnelte. Die Chemikalien konnten es nicht sein. Als er das erste Mal hier war, hatte er keine davon berührt. Er war anders vergiftet worden, doch wie nur? Er konnte sich nicht erinnern, irgendwie ein Serum oder dergleichen verabreicht bekommen zu haben.

Es konnte nur eine Erklärung geben und es ärgerte ihn, dass er nicht früher darauf gekommen war.

„Das Gift.. es steckt in ihren Geschossen.“

„Was?!“

Lavi stand der Mund offen.

„Hier haben sie es vielleicht hergestellt. Aber damit bin ich nicht in Berührung gekommen. Das einzige was mich getroffen hat, waren die Akuma selber. Nur da kann ich mit dem Gift in Kontakt gekommen sein. Und wenn das der Fall ist, reicht es nicht, nur einfach die Labore zu zerstören. Wir müssen sie alle vernichten. Alle Akuma, die noch hier sind und die je hier waren. Und wahrscheinlich war das nur der Anfang. Dieses Gift könnte alle Exorzisten töten und ihre Innocence zerstören. Wer weiß, in wie vielen Mengen sie es hergestellt haben. Wenn wir Pech haben, existiert es nicht nur in ihren Geschossen. “

Lavi biss sich bei Kandas Worten auf die Unterlippe. Das war schlecht, verdammt schlecht. Dieses Gift durfte unter keinen Umständen in Umlauf kommen. Es wäre nicht auszumalen was passieren würde, würde dieses Gift ins Hauptquartier kommen und sich dort verbreiten.

„Hoffen wir, dass noch alle Akuma hier im Dorf sind, aber irgendwie bezweifle ich das. Sicher haben sich alle aus dem Staub gemacht! Mist!“

Yu presste die Lippen fest aufeinander. Hätte er sie nur alle vernichtet. Doch nun war es zu spät und Selbstmitleid war fehl am Platz. Sie hatten keine Zeit zu verlieren. Sie mussten handeln.

„Lass uns für Komui einige Proben mitnehmen, die anderen Räume durchsuchen und dann alles zerstören. Danach gehen wir auf die Jagd…!“

Ein stummes Nicken von Lavi und schon machten sich die beiden an die Arbeit. Vielleicht würden sie durch die Proben herausfinden können, wie dieses Gift zu Stande kam und dann ein geeignetes Gegenmittel finden können.

Sie durchsuchten alle Räume, doch bis auf weitere Chemikalien und seltsames Gerätschaften, war nichts zu finden. Auch waren sie die ganze Zeit ungestört geblieben, was das absolute Gegenteil zum letzten Mal war, als Yu hier gewesen war. Kaum hatte er mit den zwei Findern die Gänge erreicht, waren sie attackiert worden.

Ihm gefiel diese ganze Situation nicht. Er hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache, das hier war einfach zu leicht.

„Okay.. jetzt sind wir durch! Am besten jag ich meinen Feuerdrachen hier durch, dann war’s das mit der Kirche und diesen Laboren!“

Lavi grinste Kanda an, fand seinen Vorschlag gut und hoffte auf etwas Begeisterung von Kandas Seite aus, aber dieser nickte nur und schenkte Lavi weiter keine Beachtung. Lavi zog deswegen kurz eine Schnute, doch folgte er Yu dann schnell hinaus aus diesen Gängen.

Als sie wieder am Altar standen hallte ein kaltes Lachen durch die Kirche und bevor Lavi den Ursprung dieses Lachens ausfindig machen konnte, brach plötzlich eine Welle von Geschossen durch die Fenster und die Wände. Glas splitterte, Holzbalken und Steine fielen zu Boden, umgeben von unzähligen Geschossen der Akuma.

Lavi zögerte keine Sekunde, er legte Kanda einen Arm um die Hüfte und drückte ihn an sich, während der Hammer in seiner anderen Hand wuchs und wuchs und sie mit einem Schuss, durch das Dach, nach draußen preschten.

Yu biss sich auf die Unterlippe als Lavi ihn an sich drückte, doch es war nicht die Zeit, sich um seine Verletzung Gedanken zu machen. Sie schossen durch das Dach nach draußen, wo ein Heer von Akuma sie erwartete. Von Level eins bis Level drei hatten sich die Akuma um die Kirche gescharrt und auf sie geschossen, als sie die unterirdischen Gänge verlassen hatten.
 

„Die Jagd hat angefangen..!“

Ein kaltblütiges Grinsen huschte über Kandas Lippen, als er sich von Lavi löste, seine Innocence aktivierte und in das Heer der Akuma raste.

„Yu!“

Lavi sah ihm einen kurzen Moment nach, er hatte es ja irgendwie geahnt, dass Yu so reagieren würde. Jetzt ging es darum, die Rechnung zu begleichen und seine Niederlage wieder gut zu machen. Aber dieses Mal würde Kanda nicht alleine kämpfen müssen. Und schon schwang er seinen Hammer.
 

Es war das reinste Gemetzel. Trotz der Verletzung glitt Yu durch die Reihen der Akuma und schickte einen nach dem anderen mit seinem Schwert Mugen ins Jenseits. Geschickt wich er den Geschossen aus und ließ seine Hölleninsekten die Akuma jagen. Der Schweiß rann seine Stirn hinab, trotz der Kälte, und er merkte, wie die Erschöpftheit an ihm zerrte, aber sein Wunsch nach Vergeltung war größer. Er würde keinen entkommen lassen, er würde nicht noch einmal verlieren, dieses Mal würde er siegen. Er würde sich für die Vergiftung und für die Scham, die dadurch resultiert war, rächen.

Lavis Feuerdrache verschlang jeden Akuma, der sich ihm in den Weg stellte. Sein Hammer raste durch die Lüfte, um weitere Akuma zu töten oder sich vor ihren Geschossen zu schützen. Schon zweimal wäre er beinahe getroffen worden und war mehr durch Glück als durch Verstand dem Tod entronnen. Dennoch ließ er sich davon nicht abschrecken und stellte sich jedem Akuma. Wie nicht anders zu erwarten, waren die Level drei Akuma ganz schön hartnäckig und geschwind, und der Kampf mit ihnen war lästig und anstrengend. Mittlerweile war das halbe Dorf schon in Schutt und Asche gelegt worden und die Kirche stand schon lange nicht mehr.
 

Kanda lehnte an einer zum Teil zerbrochenen Hauswand und rang nach Atem. Kurz verschwamm seine Sicht. Er kniff für einen Moment die Augen zu und öffnete sie rechtzeitig wieder, um der Attacke eines Level drei Akumas auszuweichen. Die Level eins und zwei Akuma hatten sie schon alle den Erdboden gleich gemacht, jetzt tummelten sich nur noch einige wenige Level drei Akuma, die es zu besiegen galt. In der Ferne konnte er Lavis Himmelssiegel aufleuchten sehen, doch hatte er keine Zeit, sich um ihn zu kümmern. Er mobilisierte seine letzte Kraft und rief seine zweite Innocence-Stufe herauf. Mit zwei leuchtenden Schwertern in jeder Hand griff er an und verpasste dem Level drei einen mächtigen Schlag. Im nächsten Moment hatte er ihm seine Klinge in den Körper gerammt und spaltete ihn mit einem Hieb in zwei. Lange Zeit zum verschnaufen hatte er jedoch nicht. Ein Schlagabtausch fand mit einem weiteren Akuma statt. Dann rannte er auf eine Hauswand zu, lief diese zwei Schritte hoch, drehte sich und stützte sich mit seinen Füßen kräftig ab, sodass er direkt auf den Level drei zuraste und ihm den Kopf abschlug.

Als seine Füße den Boden wieder berührten, erlosch seine Innocence und er fiel schwer atmend auf die Knie. Seine Hand presste sich auf die linke Seite und wieder befiel ihn ein starkes Schwindelgefühl. Doch auf sein Gesicht trat ein zufriedenes Grinsen. Gerade hatte er den letzten zur Hölle geschickt.
 

„Yeah!“ rief Lavi aus und grinste über das ganze Gesicht.

„Sieg auf ganzer Linie!“

Er stand auf einem der wenigen Dächer die noch standen und ließ zufrieden seinen Blick schweifen. Hier regte sich rein gar nichts mehr. Der Kampf war anstrengend gewesen und für einen Exorzisten alleine sicher nicht zu schaffen. Aber zu zweit und mit vereinten Kräften sah so etwas schon ganz anders aus.

„Und die Kirche brauch ich auch nicht mehr platt machen, ist doch echt alles super gelaufen!“

Doch dann stockte er. Hatte er nicht irgendwas vergessen? Er sah an sich runter. Nein, bis auf Schrammen und Kratzer war er verschont geblieben und davon stammte keine von den Akuma, vergiftet war er also nicht. Nein, die Proben hatte er auch noch, er hatte sie also nicht verloren.

Er verschränkte die Arme und legte den Kopf etwas schief, ehe es ihm wie Schuppen von den Augen fiel.

„Yu!“

In seiner Freude, diese Überzahl besiegt zu haben, hatte er ganz vergessen, dass Yu verletzt war und vielleicht seine Hilfe brauchte.

„Verdammt..!“

Er ließ seinen Hammer wachsen und setzte sich auf die Stange, ehe er so das Dorf durchflog und sich auf die Suche nach Kanda begab.

„Yuuuuuuuuuu!“

Es dauerte nicht lange, bis er in einer kleinen Straße eine Person liegen sah. Lavi sprang von seinem Hammer, der in seiner Hand wieder klein wurde und rannte auf Kanda zu.

Bitte.. bitte nicht! schoss es ihm durch den Kopf, während Angst ihn ergriff. Das durfte einfach nicht sein. Nicht Yu, nicht Yu! Sein Herz raste in seiner Brust.

Lass ihn nicht tot sein!

Er erreichte Kanda und musste mit Erleichterung feststellen, dass Yu schlief. Er schlief.

Ein ganzer Berg fiel ihm vom Herzen und er ließ sich auf seinen Hintern fallen, ehe er leise lachte.

„Für einen Moment dachte ich wirklich…“

Er sah ihn an und lächelte, doch bildeten sich im selben Moment Tränen in seinem Auge und liefen dann über seine Wange. Selten hatte er so viel Angst verspürt wie heute. Und obwohl er wusste, dass Yu ihn nicht hören konnte, flüsterte er ihm zu:

„Jag mir nie wieder so viel Angst ein, hörst du? Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren.. Ich dachte-“

Er brach ab und biss sich auf die Unterlippe. Einige Minuten blieb er einfach neben Kanda sitzen und schaute ihn an, musste den Schrecken erst einmal überwinden. Doch dann stand er auf und verließ, Yu Huckepack tragend, das Dorf. Als er sich auf den Weg zur Kutsche machte, warf er noch einmal einen Blick zurück.

„Mission erfüllt. Wir sind wirklich ein super Team, findest du nicht auch, Yu?“

Er lächelte und zog weiter, während sich über ihnen die dunkle Front der Wolken lichtete.

Es war vorbei.
 

Vorsichtig setzte er Yu in die Kutsche und anstatt sich wie auf die Hinfahrt ihm gegenüber zu setzen, setzte er sich neben ihn. Es war schon seltsam, aber irgendwie machte Yu beim Schlafen einen recht zufriedenen Eindruck und er fragte sich ob es daran lag, dass sie es den Akuma heute so richtig gezeigt hatten.

Lavi seufzte leise und lehnte sich etwas zurück, während die Kutsche losfuhr. Er war müde und er wollte sich gar nicht vorstellen, wie erschöpft Kanda sein musste. Sicher würde er wieder Tage durchschlafen und wenn man ihn dann fragte, wie es ihm ginge, wütend werden und einen verjagen. Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Lavi freute sich darauf.

Doch nun wollte er sich selber eine kleine Pause gönnen. Er schloss das Auge und lehnte seinen Kopf leicht an Kandas. Und mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck schlief auch er ein.
 

Lavi konnte es kaum erwarten, Komui von ihrem Erfolg zu erzählen, doch zuvor brachte er den noch immer schlafenden Kanda in dessen Zimmer. Vorsichtig legte er ihn auf das Bett ab und er war froh, dass Kanda gerade den Schlaf der Toten zu schlafen schien, denn sicher wäre er jetzt einen Kopf kürzer, wenn Yu merken würde, wie er ihm den Umhang und den Mantel seiner Uniform auszog. Beides hing er über den Stuhl und sah dann zu Kandas Seite. Sein weißes Hemd zierte dort ein roter Fleck, was Lavi etwas schlucken ließ.

„Vielleicht sollte ich ihn doch zur Krankenstation bringen…“

Doch als er Kandas Hemd öffnete, und den Verband löste, stellte er mit Freuden fest, dass die Wunde sich von alleine wieder geschlossen hatte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass auch die Kratzer verschwunden waren. Mit einem fröhlichen Grinsen deckte er Kanda zu. Endlich begann Yu, sich selbst zu heilen.

„Ich denke.. es ist endlich Zeit. Findest du nicht auch, Yu?“

Er lächelte.

„Holen wir dich hier langsam raus. Denn dieses Zimmer ist nur eine schöne Lüge.“

Lavi trat an das Fenster und zog die Vorhänge einen kleinen Spalt auf.

Dies würde der Anfang sein.

Der Anfang seiner kleinen eigenen Mission.



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