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Grüner Drache und Roter Tiger

Lee und Gaara
von

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Ankunft des Tigers…

Es ist ein herrlicher Morgen in Konoha. Die Sonne steigt langsam am Himmel empor und leitet sanft einen wunderschönen Tag ein. Noch ganz verschlafen dreht sich Lee auf die andere Seite. Das Licht der Morgensonne scheint ihm genau ins Gesicht, doch eigentlich möchte er noch etwas schlafen. Müde gähnt er und zieht sich die Decke über den Kopf. Doch als er gerade die richtige Position zum Weiterschlafen gefunden hat, wird er fast erschlagen von dem Gedanken, dass es schon Morgen ist. Erschrocken dreht er sich um und sieht auf den Wecker.
 

„Mist! Ich hätte fast verschlafen!“, murmelt Lee vor sich hin, als er schnell sein Bett verlässt und sich anzieht. Schon vor einer Woche hat sein Team die Nachricht über eine neue Mission erhalten, die in unbestimmter Zeit beginnen wird. Sie werden diese Mission gemeinsam mit dem Suna Team machen. Diese sind schon auf dem Weg hierher. Da die Mission jederzeit beginnen kann, werden die Suna´s hier im Dorf untergebracht. Einer von ihnen wird bei Lee die Wartezeit verbringen. Er weiß noch nicht, wer es sein wird, doch Lee freut sich schon auf ein bisschen Gesellschaft. Es kann nicht mehr lange dauern, bis die Sunanin hier eintreffen werden und Lee muss noch so einiges vorbereiten…
 

Am späten Nachmittag
 

Die Sonne steht schon tief über dem Dorf, es wird nicht mehr lange dauern, bis es dunkel wird. Vor fast zwei Stunden sind die Sunanin´s im Dorf angekommen. Sie wurden sofort zur Hokage gebracht, um alles Wesentliche zu klären. Sie kennen die Mission bereits und wissen auch, dass sie bei ihren Teamkollegen unterkommen werden. Die Begeisterung dafür steht den drei Sunageschwistern, wie auch ihrem Sensei Baki ins Gesicht geschrieben. Da Suna und Konoha aber einen Friedensvertrag haben und sich auch sonst gut verstehen, muss es wohl sein…
 

Nachdem dann nun alles Organisatorische geklärt wäre, machen sich die Suna´s zu ihren neuen Kollegen auf. Vom Hokageturm aus gehen die vier in vier verschiedene Richtungen, um zu ihren Zielorten zu gelangen. Es dauert auch nicht lange, da kommen die ersten auch schon an. Sie klopfen an die Türen und werden dann mehr oder weniger freundlich hereingebeten. Baki wird die Zeit bei Gai verbringen müssen, was dem eigentlich sonst so ruhigen Sandninja schon an der Tür aus der Fassung bringt. Gai ist auch nicht gerade begeistert, Baki sieht nicht gerade aus, als könnte man mit ihm viel Spaß haben…
 

Als Temari an die Tür klopft, öffnet ihr TenTen. Doch als sie in die stechenden Augen des Sunamädchens sieht, hätte sie die Tür lieber wieder zu gemacht. Bei ihrem Anblick kommen ihr schlagartig wieder die Erinnerungen an die Chunin-Prüfung hoch, wo Temari sie ganz schön fertig gemacht hat. Doch eigentlich hat Temari nicht vor dies zu wiederholen, auch wenn sie dass hier alles jetzt schon irgendwo nervt. Doch sie will keinen Ärger, also setzt sie ein freundliches Lächeln auf, dass TenTen etwas beruhigt. Sodann tritt Temari in ihr vorübergehendes Zuhause ein und versucht sich mit ihrer Wohnpartnerin gut zu stellen. Diese allerdings schluckt noch etwas schwer, bei dem Gedanken ihre Wohnung mit der Blonden teilen zu müssen. Aber die Fächerkämpferin sieht, zu mindest im Moment, nicht so aus, als sei ihr nach Kämpfen zu mute…
 

Auch Kankuro ist in der Zwischenzeit bei seiner neuen Bleibe angekommen. Das große Anwesen verspricht auf jeden Fall genug Freiraum für den Puppenspieler. Langsam schlendert er den Weg bis zum Haus entlang, betrachtet sich seine neue Umgebung genau. Plötzlich geht die Tür auf und beinahe wäre er mit Hinata zusammengestoßen. Leicht erschrocken bringen die beiden Ninjas etwas Abstand zwischen sich. Doch bevor Kankuro etwas sagen kann, ist Hinata schon wieder im Haus verschwunden und hat die Tür zugemacht.
 

Irritiert bleibt Kankuro davor stehen, bis sich die Tür ein zweites Mal öffnet und er in die weißen Augen des Hyugajungen blickt. Stumm bittet Neji ihn herein und zeigt ihm sein Zimmer. Das kann ja heiter werden, geht es Kankuro durch den Kopf, als er seine Sachen in seinem Zimmer abstellt. Geschafft von der langen Reise, lässt er sich einfach auf das weiche Bett fallen und blickt ein paar Augenblicke an die Decke, bevor ihm langsam die Augen zu fallen…
 

Nur Gaara schleicht noch lautlos wie ein Schatten durch die Straßen Konohas. Er hat es nicht sonderlich eilig zu seiner vorübergehenden Bleibe zu kommen. Er bekommt schon Kopfschmerzen, wenn er nur daran denkt, dass er sich, wohlmöglich länger als einen Tag, mit jemandem die Wohnung teilen muss. Und wenn dieser jemand nicht einmal zu seinen Geschwistern zählt, überkommt ihn bei dem Gedanken gleich ein ganz ungutes Gefühl. Seit dem Vorfall damals mit Lee bei der Chunin-Prüfung, hat er immer ein so seltsames Gefühl, wenn er daran denken muss. Diese Gedanken gefallen ihm überhaupt nicht, normalerweise sorgt er sich um niemanden. Nicht das er sich um Lee Sorgen gemacht hätte, doch er kann bis heute nicht verstehen, wie sich sein Sensei zwischen sie stellen konnte und ihn beschützt hat…
 

Warum hat sich dieser Gai solche Sorgen um Lee gemacht? Gaara kann mit diesen Gefühlen immer noch nicht viel anfangen, doch er würde es so gern verstehen lernen. Lee ist vielleicht sogar der Einzige, abgesehen von Naruto, der ihm dabei helfen kann. Doch der Gedanke, mit ihm die Wohnung zu teilen, verschlimmert seine Kopfschmerzen nur noch mehr. Dieser Typ ist doch einfach nur nervig. Warum muss ausgerechnet er bei Lee wohnen? Wie viel Wahnsinn oder Vertrauen steckt in seinem Team, dass sie ihn einfach mit Lee alleine lassen, obwohl er mehr als einmal versucht hat, ihn umzubringen? Gaara will es gar nicht wissen, er kann nur hoffen, dass diese dämliche Mission bald beginnt, sonst kann er für nichts garantieren…
 

Langsam läuft er weiter. Die Straßen leeren sich allmählich, die Sonne geht bald unter. Niemand scheint ihn zu beachten. Wie viele von ihnen wohl noch wissen, dass er Gaara ist, das er versucht hat, einen von den Ihrigen zu töten? Wenn sie es wissen, dann verstecken sie es gut – keiner, der ihm entgegenkommt, weicht zurück oder verzieht das Gesicht. Es ist auch besser so, er will jetzt keinen Ärger haben. Wie lange versucht er schon, sich zusammen zu reißen, Shuukaku zurückzudrängen? Doch immer ohne Erfolg. Doch niemals fühlt er eine Befriedigung dabei. Das Töten macht ihm Spaß, keine Frage, doch es füllt einfach nicht mehr diesen leeren Platz in seinem Inneren, so wie es früher einmal war. Er weiß nicht, was mit ihm los ist und auch Shuukaku scheint ihm keine Antwort darauf geben zu wollen…
 

Langsam bleibt er vor der stabilen Holztür stehen. Ihn überkommt ein ungutes Gefühl, je länger er diese Tür anstarrt. Wie wird Lee wohl reagieren, wenn er feststellen muss, dass Gaara sein Wohnpartner sein wird? Er kann schon jetzt die Angst in dem Schwarzhaarigen spüren, wie sie ihn von Innen heraus zerfrisst. Eigentlich ein schönes Gefühl, wäre da nur nicht dieser unerklärliche Schmerz in ihm, den er sich nicht erklären kann. Sollte er wirklich so etwas wie Mitleid mit Lee empfinden? Das kann er sich nicht vorstellen. Mitleid kommt ein seinen Wortschatz gar nicht vor – doch was ist das dann für ein seltsames Gefühl, dass er empfindet, wenn er an die Angst in Lee´s Gesicht denkt? Doch bevor er sich weiter darüber Gedanken machen kann, geht plötzlich die Tür auf…
 

Lee hatte noch gar nicht mit seinem Wohnpartner gerechnet und wollte eigentlich noch mal schnell zu seinem Sensei, bevor er sich dann auf die Ankunft desjenigen vorbereitet, der bei ihm wohnen wird. Doch als er jetzt die Tür öffnet und hinausgehen will, wird er von einem tiefen Knurren begrüßt. Eine Sekunde später registriert er, dass Gaara vor seiner Tür steht. Mit verschränkten Armen und einem leicht wütenden Blick starren seine ausdruckslosen Augen in die des Schwarzhaarigen. Etwas erschrocken weicht Lee einen Schritt zurück, hat er doch nicht damit gerechnet, dass jemand – oder besser gesagt Gaara – vor seiner Tür stehen würde. Doch während Gaara ihn immer noch stumm mustert, zerschneidet dieses seltsame Knurren die Stille zwischen ihnen.
 

Lee braucht noch einen Augenblick, um zu bemerken, dass dieses Knurren nicht von Gaara zu kommen scheint, da dieser ihn nur stumm ansieht. Langsam wandern Lee´s Augen ein Stück tiefer. Erschrocken weicht er zurück und wäre fast rückwärts wieder in seine Wohnung gefallen, als er in die glühenden Augen der schwarzen Bestie sieht, die ihn da zähnefletschend anknurrt. Vor lauter Schreck landet Lee auf seinem Hintern und somit genau auf Augenhöhe mit dieser Bestie. Nach dem ersten Schreck stellt sich allerdings heraus, dass dieses schwarze, zähnefletschende Ungeheuer, gar kein Ungeheuer ist, sondern ein ziemlich wütender Ninken… Mit tiefem Knurren blickt es ihm wütend entgegen. Es hat seine Lefzen weit nach oben gezogen, um möglichst viele der scharfen Zähne zu präsentieren. Der Geifer tropft dem Tier in dicken, zähflüssigen Tropfen von der Schnauze und landet mit einem widerlichen Laut auf dem Holzfußboden.
 

Dennoch hat Lee Angst vor dem schwarzen Ninjahund. Dieser scheint bei weitem nicht so nett gesinnt zu sein, wie Akamaru. Dieser ist inzwischen zwar mehr als doppelt so groß, wie dieser hier, aber auch bei weitem freundlicher. Schwer schluckt Lee, doch er kann den Blick von diesem Ungeheuer nicht abwenden, wo er doch selbst weiß, dass es falsch ist, es so anzustarren. Der Ninken sieht auch nicht so aus, als würde er ihm gleich fröhlich entgegenspringen und ihn abschlecken, wie Akamaru es manchmal tut. Es sieht mehr so aus, als wollte er ihn gleich zerfleischen.
 

Mit gebleckten Zähnen und gesträubtem Nackenfell steht er vor ihm und knurrt in einem tiefen monotonen Singsang vor sich hin, während sich seine heiße Spucke in das Holz frisst. Als es dann einen Schritt auf Lee zu macht, wäre dem Schwarzhaarigen fast das Herz stehengeblieben. Nur aus dem Augenwinkel bemerkt er, wie Gaara seinen Zeigefinger auf den Hinterkopf des Tieres legt und es daraufhin augenblicklich schweigt. Langsam gleitet es mit seiner großen Zunge über seine Schnauze und entfernt dem weißen Schaum und blickt dann schwanzwedelnd zu seinem Herren hinauf. Doch Lee kann in den Augen des Ninjahundes ganz genau erkennen, dass es nur mit Wiederwillen diesem Befehl nachgekommen ist. Doch Lee fällt ein Stein vom Herzen, als dieses bedrohliche Knurren ein Ende hat. Aber Gaara scheint genauso wenig von Lee´s Anblick begeistert zu sein, wie der Ninken…
 

Noch einmal schluckt Lee, dann erhebt er sich langsam unter den wachsamen Augen des Ninjahundes, der jede seiner Bewegungen argwöhnisch beobachtet – immer bereit, ihn sofort anzugreifen, wenn es nötig ist. Gaara mustert ihn mindesten genauso argwöhnisch, doch immerhin weiß Lee, was für eine Gefahr von dem Sandninja ausgeht. Doch wer weiß schon, was dieser Hund alles kann – mit Gaara als Führer kann man sich da ja nie so sicher sein. Als Lee dann endlich wieder auf seinen Füßen steht, findet er auch seine Stimme wieder und bittet Gaara und sein ‚Anhängsel‘ gewohnt fröhlich herein, was ihm aber auch keine Antwort von dem Rothaarigen einbringt. Nur der Ninken mustert ihn bei jedem Schritt genau und weicht keinen Zentimeter von Gaara´s Seite…
 

Langsam betreten die beiden Sunabewohner ihre vorübergehende Bleibe. Ohne sich umzublicken, geht Gaara einfach ins Wohnzimmer – als wäre er schon tausend Mal hier gewesen und würde jedes Zimmer kennen. Viel langsamer als der rothaarige Ninja, schleicht der schwarze Hund durch die fremde Wohnung. Man könnte meinen, dass er noch nicht so recht weiß, was er hier soll. Instinktiv drückt das Tier seine Nase zu Boden und fängt lautstark an zu schnüffeln. Jeder noch so kleine Zentimeter des Holzbodens wird von ihm genau untersucht. Mit kleinen Schritten tapst das Tier durch den Flur Richtung Wohnzimmer, ohne auch nur für einen winzigen Moment die Nase vom Boden zu heben. Man könnte denken, der Hund sucht nach Drogen, so genau durchsucht er jeden Winkel…
 

Lee betrachtet das ganze Schauspiel mit Unbehagen, dabei hat er doch nichts zu verbergen. Aber wer weiß, wonach das Tier genau sucht oder ob Gaara ihm nicht einen unsichtbaren Befehl gegeben hat. Mit beträchtlichem Abstand folgt er dem Tier zum Wohnzimmer. Er will nicht riskieren diesem schwarzen Ungeheuer zu nahe zu kommen, schließlich hat es lange genau gedauert sich von Gaara´s Attacken zu erholen, er will nicht wieder im Krankenhaus eingesperrt sein…
 

Eine endlose Weile vergeht, bis die Nase des Hundes endlich die Schwelle zum Wohnzimmer erreicht. Der Ninken bleibt stehen, hebt langsam den Kopf, verzieht dann die Nase und niest einmal laut. Lee zuckt regelrecht zusammen bei diesem Laut, zu unerwartet kam er. Doch dann scheint das Tier zufrieden zu sein und tapst mit erhobenem Schwanz und wachsamen Augen zu seinem Herrchen. Dieser steht an dem großen Fenster, bewegungslos wie immer und scheint den langsam eintretenden Sonnenuntergang zu beobachten. Gehorsam setzt sich das Tier neben sein Bein und mustert Lee wieder mit einem wütenden Blick…
 

‚Um Himmels Willen, ich hab selbst Gaara schon „freundlicher“ gucken sehen!‘, geht es dem Schwarzhaarigen bei diesem Blick durch den Kopf. ‚Na hoffentlich ist dieser Hund nicht auch immer so schlecht gelaunt wie Gaara, sonst kann das ja echt heiter werden, bis die Mission anfängt…‘
 

Ohne das Tier aus den Augen zu lassen, aber dennoch ohne es direkt anzustarren, geht Lee ins Wohnzimmer. Die dunklen Augen des Ninjahundes verfolgen jede seiner Bewegungen, sodass es Lee von Schritt zu Schritt mulmiger wird. Doch er versucht sich zusammen zu reißen. Wie schlimm kann es denn schon werden? Gaara wird ja wohl nicht zulassen, dass dieses Tier ihn anfällt – hofft er zumindest…
 

Lee versucht sich sein Unwohlsein nicht anmerken zu lassen, das würde dem Tier nur erst recht einen Anreiz geben. Also setzt er sein gewohnt frohes Lächeln auf und überlegt sich, wie er mit Gaara ein Gespräch anfangen könnte – sie können sich ja nicht die ganze Zeit anschweigen, auch wenn Gaara das wahrscheinlich liebend gern täte. „Willst du nicht die schwere Flasche abstellen und dich setzen? Du bist doch bestimmt erschöpft von der langen Reise.“ Schweigend dreht sich Gaara zu ihm um und blickt ihn einen Moment an, als wüsste er nicht, was Lee von ihm wollte. Doch dann löst er den Riemen, der seine Flasche an ihrem Platz hält und stellt sie vorsichtig, als wäre sie aus Glas, neben die Couch. Einen Moment später setzt er sich langsam auf die Couch und verschränkt wieder die Arme, als wenn er mit der ganzen Welt nichts zu tun haben möchte.
 

Schneller als Lee gucken kann, sitzt auch schon der Hund neben Gaara und drückt sich so eng an sein Bein, als hätte er Angst, dass ihm jemand seinen Herren einfach so stehlen könnte. Ein komischer Anblick in Lee´s Augen, wo doch Gaara sonst nie jemanden an sich heran gelassen hat und dann ausgerechnet so einen Schleimer von Hund – unbegreiflich! Aber Gaara wird schon seine Gründe dafür haben und wenn es nur der ist, so seinen Gegner noch mehr einzuschüchtern…
 

Dennoch breitet sich ein zufriedenes Lächeln auf Lee´s Gesicht aus, immerhin hat Gaara das gemacht was er wollte und das auch noch ohne sich zu beschweren. Ein warmes Gefühl macht sich in Lee breit. Vielleicht ist Gaara ja gar nicht so stur, wie er immer tut. Vielleicht muss man einfach nur den richtigen Punkt treffen und er ist wie jeder normale Mensch. Ein wahrhaft schöner Gedanke, den Lee gern in die Tat umsetzten würde. Er mag Gaara eigentlich sehr, auch wenn dieser versucht hat in umzubringen. Gaara´s traurige Vergangenheit berührt ihn sehr und er denkt oft an ihn, wenn er Naruto sieht – die beiden teilen ein ähnliches Schicksal, nur dass Naruto trotz allem wesentlich zugänglicher ist. Gaara frisst all das Leid und den Schmerz, den er erfahren musste, in sich hinein und gibt damit Shuukaku nur noch mehr Kraft, bis es irgendwann ein Unglück gibt…
 

Lee hat zwar so überhaupt keine Ahnung von dem Monster, das in Gaara versiegelt ist, doch er würde ihn zu gern verstehen und wenn es nur irgendwie möglich ist, würde er ihm gern helfen und es für ihn erträglicher machen. Doch dazu muss Gaara erstmal aus sich heraus kommen und über seine Probleme und was noch viel wichtiger ist, über seine Gefühle reden… Denn Lee glaubt, dass auch Gaara tief in seinem Inneren Liebe empfinden kann – dass auch er jemanden lieben kann. Das er sich um dieses Tier kümmert, ist immerhin schon mal ein Anfang. Lee kann sich nicht vorstellen, dass dieser Hund freiwillig bei Gaara bleiben würde, wenn dieser ihn schlecht behandelt, also muss er zumindest ein bisschen Zuneigung für dieses Wesen empfinden. Aber es ist wahrscheinlich auch viel einfacher, sich einem Tier anzuvertrauen, das aus reinem Instinkt handelt, als sich mit einem Menschen abzugeben, der einem erzählt, was man hören will…
 

Der Vorteil an einem Tier ist es ja, dass diese nur schlecht verstecken können, was sie wirklich fühlen. Da sie zu meist auch nicht sprechen können und sich dadurch durch Körpersprache verständigen, ist es viel leichter zu erkennen, was sie denken und fühlen. Ein Mensch kann einem immer irgendwie sagen, dass er einen mag oder dass man ihm vertrauen kann. Doch in seinem Inneren denkt er sich ganz andere Dinge und enttäuscht einen dann, wenn man ihn am dringendsten gebraucht hätte… Da die meisten Menschen Angst vor Gaara haben, heucheln sie ihm nur vor, dass sie ihn gern haben, damit er sie nicht tötet. Doch helfen tut ihm das nicht. Er denkt wahrscheinlich, dass es so sein muss, weil er ein Monster ist, muss man vor ihm Angst haben. Aber man darf es nicht zeigen, weil das Monster dann nur wütend wird. Ganz anderes Tiere, sie zeigen ganz offen, dass sie Angst haben und sich unwohl fühlen und das macht den feinen Unterschied. Gaara kann ganz genau sehen, was sein Hund denkt, außerdem schleimt er sich nicht ein, nur um ihm Notfall verschont zu werden…
 

Aber wenn dieses Tier es geschafft hat, Gaara´s Vertrauen und vielleicht sogar ein Stück seines Herzens zu gewinnen, dann gelingt ihm das ja vielleicht auch, wenn er es nur richtig anstellt. Er würde Gaara so gern vertrauen können und dabei wissen, dass auch Gaara ihm vertraut. Er würde ihm so gern sagen, was er alles für ihn empfindet – so viel mehr als nur Freundschaft, wenn man das, was zwischen ihnen ist, eine Freundschaft nennen kann – ohne das Gaara ihn deswegen hassen oder umbringen würde…
 

Innerlich seufzt Lee schwer, dass wird ein hartes Stück Arbeit. Aber immerhin wohnt Gaara ja jetzt bei ihm, da dürfte es vielleicht etwas einfacher werden, etwas über den sonst so verschlossenen Sandninja herauszufinden. Und seine Geschwister sind ja auch hier im Dorf, zur Not kann man die ja auch ein bisschen aushorchen…
 

Aber nun will Lee sich ein bisschen mit ihm unterhalten, vielleicht bekommt er ja ein paar Worte aus ihm heraus. Doch als er sich zu Gaara auf die Couch setzen will, springt der Hund sofort auf und knurrt ihn böse an. Im Blick des Tieres sprühen Funken und wenn Lee sich jetzt auch nur ein bisschen bewegen würde, wäre wohl alles vorbei. Schwer schluckt der Schwarzhaarige und sieht hilfesuchend zu Gaara hinüber. Doch der sitzt immer noch mit verschränkten Armen da und macht sich nicht mal die kleinste Mühe, etwas an der Situation zu ändern. Als das Tier dann jedoch Anstalten macht, sich zu erheben, legt Gaara ihm wieder einen Finger auf den Hinterkopf und augenblicklich schweigt es. Aber sein böser Blick haftet auf Lee, wie Kaugummi im Teppich. Gaara hingegen verzieht keine Mine und Lee tendiert dazu, dass Gaara das Knurren wohl eher auf die Nerven gegangen ist, als das er Lee mit seiner Geste helfen wollte.
 

Etwas betrübt dadurch, setzt sich Lee lieber auf den Sessel, der der Couch gegenüber steht und durch einen stabilen Holztisch getrennt wird. Der Hund mustert ihn auch weiterhin, auch wenn der Tisch so hoch ist, dass das Tier gerade so den Kopf darauf legen kann. ‚So eine verfluchte Zicke!‘, denkt sich Lee. Wütend funkelt er den Hund an, doch der lässt sich davon nicht beeindrucken und funkelt zurück. Lee passt es zwar ganz und gar nicht, doch er ignoriert ihn ab jetzt lieber, weil er nicht will, dass dieses kleine Monster wieder anfängt zu knurren. Und so überlegt er lieber, worüber er mit Gaara reden kann. Er fragt ihn eine Weile über die Reise nach Konoha aus, doch mehr als einzelne Wörter oder ein Brummen bekommt er nicht aus ihm heraus. Der Hund scheint sich derweilen nicht an ihren Gesprächsversuchen zu stören und schmiegt sich an Gaara´s Bein. Er legt ihm den Kopf auf den Schoß und blickt ihn mit seinen treudoofen Augen an. Und Gaara blickt den Hund tatsächlich auch an.
 

Etwas frustriert denkt sich Lee, dass Gaara seinen Hund wahrscheinlich tausend Mal spannender findet, als mit ihm ein Gespräch zu führen. Er zieht einen Schmollmund und blickt voller Eifersucht zu dem Tier hinüber. Doch wie kann er nur auf ein Tier eifersüchtig sein? Er weiß es nicht, doch Gaara scheint es nicht bemerkt zu haben. Langsam fängt der Hund an mit dem Schwanz zu wedeln und macht noch viel größere Augen, die so traurig schauen, dass es einem fast die Tränen in die Augen treibt. Dann legt das Tier eine Pfote auf Gaara´s Schoß, als wolle es nach ihm greifen. Leicht verwundert betrachtet Lee das Ganze. Immer wieder greift der Hund nach dem Rothaarigen, bis sich Gaara nach einer Weile zu regen beginnt. Langsam legt er die Hand auf den Kopf des Tieres und fängt dann an, es hinter dem Ohr zu kraulen. Ein wahrhaft zu friedener Blick legt sich auf das Gesicht des schwarzen Ninjahindes. Und wenn Lee es nicht besser wüsste, sieht er in den Augen des Hundes puren Triumpf, wenn nicht sogar Schadenfreude.
 

Wieder steigt die Eifersucht in Lee auf, doch er schluckt sie hart herunter und versucht wieder ein wenig mit Gaara zu reden. „Wie heißt er den?“, fragt Lee mit einem Unschuldsblick, in der Hoffnung, dass Gaara ihn auch antwortet. „SIE heißt Ryoujiroe.“, kommt es monoton von dem Sandbändiger. „Dann ist es also ein Mädchen.“, stellt Lee fest. Ein leichtes Nicken ist alles, was er diesmal als Antwort bekommt. ‚Dann war Zicke ja genau das richtige Wort für diese Promenadenmischung…‘
 

Eine kleine Weile herrscht Schweigen zwischen ihnen, während Lee immer noch etwas eifersüchtig beobachtet, wie Gaara seinen Hund hinterm Ohr krault. Dem Tier scheint dies sichtlich zu gefallen, es kneift richtig die Augen dabei zu und reckt seinen Kopf Gaara´s Hand entgegen. Der Sandninja zeigt dabei aber keine Regung, sein Gesicht ist genauso ausdruckslos wie immer, doch Lee glaubt in den türkisfarbenen Augen seines Gegenübers eine Art Wärme zu sehen. Das Tier scheint irgendwie eine beruhigende Wirkung auf ihn auszuüben. Eigentlich ein richtig schöner Anblick, dass lässt Gaara gleich wieder etwas normaler wirken. Ein sanftes Lächeln legt sich auf die Lippen des Tai-Ninjas. Doch nach einer Weile hört Gaara auf, den Hund zu streicheln und blickt zu Lee auf. Dieser lächelt immer noch ein bisschen, was Gaara sichtlich verwirrt. Einen Moment später ist Lee wieder zurück in der Realität. Eine leichte Röte legt sich dabei auf seine Wangen, was Gaara nur mit einem abweisenden Blick quittiert. Der Sandbändiger will so gar nicht wissen, was Lee sich gerade gedacht hat…
 

„Wie – wie wäre es mit einer Tasse Tee…“, versucht er die Situation etwas zu lockern. Gaara nickt leicht und mustert ihn dann etwas streng. Lee behagt dieser Blick nicht so ganz, daher steht er schnell auf und eilt in die Küche, um das Teewasser aufzusetzen. Derweilen versinkt Gaara in Vergangenes und krault abwesend über den Kopf von Ryoujiroe…

Ein Freund für den Tiger

Schweigend sitzt Gaara da und erinnert sich langsam an den Tag, an dem er Ryoujiroe das erste Mal gesehen hat. Es ist schon einige Jahre her, doch als Lee nach ihrem Namen fragte, schoss es ihm wieder in den Kopf, als wäre es erst gestern gewesen. Es fällt Gaara nicht schwer, abzuschalten und an damals zu denken, auch wenn gerade etwas in der Küche heruntergefallen ist und er ein leises Schimpfen von dem Tai-Ninja hört. Irgendetwas oder irgendjemanden zu ignorieren, ist schon lange eine von Gaara´s leichtesten Übungen…
 

---Flashback---
 

Es ist ein heißer Tag. Die Sonne brennt ohne Erbarmen auf das Land hernieder, doch die Menschen haben gelernt, damit zu leben, so wie sich ein kleiner rothaariger Junge damit abgefunden hat, dass ihn niemand auf der Welt liebt…
 

Langsamen Schrittes schleicht der Achtjährige durch den heißen Wüstensand, entfernt sich immer weiter von seinem Heimatdorf. Heimat, das klingt so falsch. Wo sie ihn doch alle hassen und am liebsten tot sehen würden, nur weil sein Vater einen so wahnsinnigen Plan verfolgt hat und jetzt ein Monster in ihm gebannt ist. Monster, das ist in all den Jahren viel mehr ein Name für ihn gewesen, als sein eigentlicher. Obwohl Gaara auch nicht gerade ein sehr blumiger Name ist, den alle gern hätten…
 

Alle hassen und beschimpfen ihn und die die es in seiner Nähe aushalten oder müssen, die heucheln ihm vor, wie gern sie ihn doch haben, aber nur, weil sie schreckliche Angst haben, dass Monster in ihm zu erzürnen. Sie haben Angst vor dem Tod, diese jämmerlichen Gestalten. Doch was ist mit Gaara? Er hat keine Angst vor dem Tod – viel zu oft hat er sich schon gewünscht, er könnte seinem traurigen Dasein ein Ende bereiten, doch das Monster hindert ihn daran. Es braucht ihn als Gefäß, um Zerstörung und Angst zu verbreiten. Nein, Gaara hat keine Angst vor dem Tod, er hat Angst vor sich selbst, Angst vor dem Schlafen…
 

Wenn er auch nur für einen Moment einschläft, gewinnt das Monster in ihm die Überhand und vernichtet alles, was sich ihm in den Weg stellt. Ein schrecklicher Gedanke, doch er hilft dem kleinen Jungen dabei, nicht einzuschlafen. Es ist schon lange her, dass er das letzte Mal geschlafen hat. Damals hat das Monster dann fast das ganze Dorf zerstört, bis man es endlich geschafft hatte, ihn zu wecken. Spätestens seit diesem Vorfall hassen ihn alle Dorfbewohner und haben Angst vor ihm. Seit dem hat er nie wieder geschlafen – zu groß ist seine Angst sein geliebtes Dorf wieder zu zerstören. Er empfindet viel für seine Heimat, doch er hasst alle Menschen, die darin wohnen…
 

Doch im Laufe der Jahre hat er sich mit so einigem abgefunden und ignoriert den Hass der Menschen. Es macht ihm sogar Spaß sie zu ängstigen, ihnen zu drohen und sie zu quälen, so wie sie ihn quälen. Doch auch wenn es ihm viel Freude bereitet, sie zittern zu sehen und es sein Herz erwärmt, so spürt er dennoch eine große Leere in sich. Ein Gefühl, das ihm so fremd ist, als wäre es ein weit entfernter Planet in einem anderen Universum – Liebe. Doch was ist Liebe? Mit Worten kann man es nicht erklären, doch fühlen kann er es auch nicht. Dabei würde er es so gern. Er ist sehr gern allein, doch in all den schlaflosen, endlos langen Nächten voller Angst und Verzweiflung, wünschte er sich jemanden an seiner Seite, der mit ihm schweigend den Mond betrachtet. Der einfach nur da ist und ihm ein Gefühl von Wärme gibt…
 

Doch so jemanden wird es niemals geben, so glaubt er. Wer will denn schon freiwillig mit einem Monster zusammen sein? Er würde ja nicht mal gern mit sich selbst zusammen sein. Er ist nie wirklich allein. Die tiefe Stimme Shuukakus, des Monsters in ihm, ist sein ständiger unheimlicher Begleiter. Die versucht ihn zu beeinflussen, versucht ihn zum Schlafen zu bringen, damit es raus kommen und frei sein kann. Ignorieren kann er diese Stimme leider nicht ganz, er kann sie verdrängen, doch sie kommt immer wieder. Sie kontrolliert seinen ganzen Körper und zwingt ihn zu töten, damit sich das Monster ernähren kann. Längst ist das Töten für ihn etwas ganz normales, es befriedigt ihn. Doch nicht einmal das kann den leeren Platz in seinem Inneren ganz ausfüllen. Aber zumindest lässt es ihn für eine Weile seinen Schmerz vergessen…
 

Nun streift er hier durch die Wüste, die Tore des Dorfes werden langsam kleiner. Er geht weit weg, um zu trainieren, damit möglichst wenige Leute dabei zu Schaden kommen. In dieser Hitze hält man es sowieso nicht lange aus. Auch wenn das Dorf von der Sonne überflutet ist, halten sie seine Bewohner fast ausschließlich im Schatten auf.
 

Doch Gaara stört die Hitze nicht sonderlich, der Sand, der seinen Körper bedeckt, schützt ihn vor der Hitze und vor Angriffen aller Art. Er ist wie ein undurchdringbarer Panzer. Wenigstens ein kleiner Vorteil, den Shuukaku ihm verschafft. Das Monster ist abhängig von seinem Wirtskörper und lässt nicht zu, dass er beschädigt wird. Wenn sein Wirt stirbt, dann kann auch es nicht überleben. Deshalb liegt immer eine dünne Schicht Sand auf Gaara´s Haut, um ihn vor allem erdenklichen Schaden zu schützen. Er selbst kann dagegen nichts machen, das Monster kontrolliert es.
 

Auch wenn ihn alle im Dorf hassen, ist er ein Ninja, der sein Dorf beschützt und alles für es tun würde, auch wenn ihm das nicht angerechnet wird. Er trainiert hart, in der Hoffnung sich irgendwann von Shuukaku befreien zu können und sein Dorf aus eigener Kraft zu beschützen. Er ist die ultimative Waffe des Sanddorfes, so wie sein Vater es gewollt hat, doch glücklich ist er damit nicht. Alle Ninjas sind Waffen ihrer Dörfer, doch sie werden von allen geliebt und verehrt, manchmal sogar als Helden gefeiert, wenn sie im Kampf gestorben sind. Gaara wünscht sich nichts mehr, als auch von den Dorfbewohnern geliebt und verehrt zu werden. Doch wahrscheinlich würden diese eher ein Fest zu seinem Tod feiern, als um ihn zu trauern…
 

Diese Gedanken machen ihn unendlich traurig, doch noch viel mehr wächst dabei die Wut in ihm und er will alles zerstören. Die Macht des Shuukaku steigt in ihm auf und er kann es nicht mehr kontrollieren, er will irgendwas zerstören. Doch hier, fern ab vom Dorf, gibt es nichts, was er zerstören könnte, also reagiert er sich bei seinem Training ab. Mächtige Sandmassen erheben sich auf seinen Befehl heraus und bauen sich zu riesigen Türmen auf, krachen hernieder und begraben alles unter sich. Immer und immer wieder lässt er den Sand aufsteigen, baut die wildesten Figuren damit und lässt ihn dann schallend und krachend auf der nächsten Düne landen. Langsam spürt er, wie seine Wut schwindet, doch es wird noch eine ganze Weile dauern, bis er sich soweit beruhigt hat, dass er das Dorf wieder gefahrlos betreten kann…
 

Erneut lässt er tonnenschwere Sandmassen gen Himmel steigen, als wären es Federn, so leicht scheint es ihm zu fallen, den Sand zu heben. Immer höher steigt er empor, legt langsam die große Oase hinter der Düne frei, aus der sein Sand stammt. Die Oase, sie versorgt große Teile der Wüste mit lebensspendendem Wasser und bietet einigen Tieren Schutz, die gelernt haben, in dieser unwirklichen Welt zu leben. Die Oase ist umgeben von hohen Dünen, sodass sie nicht so leicht zu finden ist und nur wenigen Tieren es gelingt, die Oase jemals zu verlassen.
 

Grün und saftig erheben sich Pflanzen und Bäume in die glühend heiße Sonne, die nur etwas von den Dünen verdeckt wird. Doch dieses Etwas reicht aus, um die Flora wachsen zu lassen. Jetzt, in der beginnenden Mittagshitze, sind kaum Tiere unterwegs, nicht einmal Vögel singen noch in der Hitze. Sie sitzen in den dichtbewachsenen Baumkronen und warten auf die kühlende Abendluft. Wilde Hunde sind fast die einzigen Räuber, die in dieser Oase leben können. Als kleines Rudel streifen sie durch das knöchelhohe Gras und suchen nach unvorsichtigen Pflanzenfressern.
 

Die Oase bietet einen scharfen und schönen Kontrast zur Eintönigkeit der sandigen Wüste, der selbst Gaara einen Moment innehalten lässt. Wie oft hat er sie schon gesehen und sich gewünscht auch eines ihrer Bewohner zu sein? Frei zu sein, frei von Shuukaku und all dem Blut, dass er schon vergossen hat. Auch jetzt kommt er leicht ins Träumen, als er sie erblickt. Der Sand, der eben noch die eine Seite der Oase umgeben hat, schwebt nun über seinem Kopf, nimmt dabei die wildesten Muster und Formen an, scheint ein Eigenleben entwickelt zu haben.
 

In der Nähe der Oase war Gaara stets vorsichtig, nichts mit Sand zu bedecken und so der empfindlichen Flora und Fauna zu schaden. Minutenlang starrt er die Oase an und versinkt in tiefes Träumen. Ein ganz kleines Lächeln legt sich vorsichtig auf die Lippen des Achtjährigen. Ein Lächeln, dass er sonst vollkommen verlernt zu haben scheint, da nichts ihm sonst glücklich zu machen vermag.
 

Doch plötzlich zerreißt ein markerschütternder Schrei die raue Stille der Wüste. Ein tiefer Schreck zieht sich durch den kleinen Körper des Rothaarigen und er hätte fast die Konzentration verloren und dabei sich und alles andere unter dem tonnenschweren Sand begraben. In letzter Sekunde reißt er sich zusammen und legt den Sand hinter sich ab, wo er niemandem schaden kann. Dann ertönt wieder dieser schreckliche Schrei, der Gaara einen kalten Schauer der Angst über den Rücken jagt. Doch die schwere Stimme Shuukakus zwingt ihn zur Selbstbeherrschung.
 

Langsam setzt Gaara einen Schritt vor den anderen und geht vorsichtig zu der Stelle, von der der Schrei her kam. Je näher er dieser Stelle kommt, desto lauter hört er noch mehr Geräusche. Ein verzweifeltes hohes Winseln, ein tiefes bedrohliches Knurren – es sind eindeutig keine menschlichen Laute, was Gaara etwas beruhigt. Er will hier draußen keinem anderen Menschen begegnen, den er wohlmöglich verletzten oder gar töten könnte…
 

Vorsichtig setzt er seinen Weg fort und nach kurzer Zeit hat er den Rand der Oase erreicht und blickt auf die Düne, die sie umgibt. Am Fuß der Düne erblickt er einige der wilden Hunde, die hier seit vielen Jahrzehnten ohne Menschen leben. Zu viele Jahre wurden sie von den Menschen benutzt und gequält, bis sich die letzten Überlebenden hier hin zurück ziehen konnten, um endlich in Frieden zu leben. Doch untereinander kämpfen sie heftig miteinander um das bisschen Nahrung, dass sie hier finden können.
 

So scheint es auch jetzt zu sein. Mit Schrecken beobachtet der junge Sandninja, wie zwei der ausgewachsenen Hunde einen kleinen Welpen attackieren. Er muss irgendetwas verbrochen haben, was die Älteren nicht gut heißen konnten und nun versuchen sie das kleine Bündel zu Recht zu weisen. Bei dem Anblick des heftigen Streits, bleibt Gaara fast das Herz stehen – zu sehr erinnert ihn dieses Bild an sich selbst, wie die Dorfbewohner ihn verachten und töten wollen. Shuukakus tiefe Stimme dringt wieder zu ihm durch und befiehlt ihm mit dem Training weiter zu machen und sich nicht um diese niederen Wesen zu kümmern.
 

Doch Gaara kann den Blick nicht abwenden. Nicht einmal der brennende Schmerz, der sich jetzt in seinem Kopf ausbreitet und ihn zwingen soll, sich Shuukakus Befehlen zu beugen, kann ihn jetzt dazu bringen, sich abzuwenden. Mit aller Kraft schiebt er die immer wütender werdende Stimme des Monsters beiseite, obwohl dabei der Schmerz in seinem Kopf immer unerträglicher wird. Shuukakus Wut wird ihn noch länger verfolgen, die Schmerzen immer weiter anwachsen lassen, bis er es nicht mehr ertragen kann und sich dem Willen des Monsters beugen wird…
 

Doch so heftig der Schmerz jetzt auch sein mag, Gaara ignoriert ihn, auch wenn er weiß, dass er es bereuen wird. Langsam geht er weiter auf die kämpfenden Tiere zu. Schockiert betrachtet er, wie die Hunde versuchen den hilflosen Welpen zu töten. Das kleine Häufchen Hund liegt dort zusammengekauert und winselt verzweifelt um Hilfe. Das schwarze zerfetzte Fell des Tierchens weißt zahlreiche Wunden auf und ist getränkt mit Blut und Speichel seiner Angreifer.
 

Eine triefe Woge der Betroffenheit jagt durch Gaara´s Körper, ein Gefühl, dass er so nicht zu kennen glaubt, da er es für Menschen scheinbar nicht aufbringen kann. Doch kann es möglich sein, dass ein kleines, hilfloses Tier ihm die Gefühle zeigen kann, die ihm solange verwehrt waren? Gaara schluckt schwer. Eine Sekunde später ist sein zartes Kindergesicht gezeichnet von unvorstellbarer Wut.
 

Seine leeren Augen scheinen Funken zu sprühen und er ballt die kleinen Hände zu Fäusten, die schon vielen den Tod gebracht haben. Von seiner unendlichen Wut gesteuert, lenkt er eine Welle von Sand auf die Tiere. Die kunaiförmigen Sandhäufchen durchbohren das zerwanzte Fell der ahnungslosen Tiere, als wären es scharfe Messer und tränken den Sand mit ihrem warmen Blut. Die Wucht des Sandes schleudert die leblosen Tiere über die hohe Düne und begräbt sie unter sich. Schwer atmend betrachtet Gaara das kleine, schwarze Häufchen, das zusammengekauert vor der Düne liegt.
 

Langsam geht er auf das Tier zu, das von seinen Sandmessern verschont geblieben ist. Wieder schluckt er schwer, bevor er vor dem Tier auf die Knie geht. Die tiefe Stimme des Monsters dringt wieder zu ihm durch und verlangt von ihm, das wehrlose Tier zu töten, um seinen Blutdurst zu stillen. Mit leeren Augen blickt Gaara auf das Tier herab. In ihnen und in seinem Gesicht zeichnet sich die Mordlust des Monsters nieder. Langsam steigt etwas Sand auf und formt sich zu einer scharfen Klinge, um das Tier in Fetzen zu reißen und den Durst in sich zu stillen…
 

Der Sand steigt höher und zielt mit seiner gefährlich scharfen Spitze auf den kleinen Körper. Langsam hebt das verletzte Tier den Kopf und blickt Gaara aus unendlich dankbaren, großen Kulleraugen an. Schwach wedelt es dabei mit der Schwanzspitze und versucht auf Gaara zu zukriechen. Als der Blick des Hundes Gaara´s Augen trifft, ist die Mordlust wie weggeblasen. Traurigkeit legt sich auf das Gesicht des Jungen und spiegelt Mitgefühl wieder. Doch als das Tierchen ein weiteres Stück auf ihn zu kriecht, rast der scharfkantige Sandhaufen auf es hernieder.
 

„NEEEEEEIIIIIINNNNNN!!!!!!“
 

Ein heftiger Schmerz explodiert in Gaara´s Kopf und reißt ihn fast in Stücke. Gepeinigt krümmt er sich zusammen und schreit in die raue Stille der Wüste hinaus. Vögel, die sich bis jetzt vor der Hitze versteckt hielten, fliegen nun panisch empor und in der ganzen Oase rascheln die Büsche und flüchten die Tiere. Nur Millimeter, bevor der Sanddolch das Tier zerstochen hätte, lenkt Gaara´s Schrei ihn ab und er zerspringt an der nächsten Düne. Schwer atmend sitzt Gaara zusammengekrümmt am Boden und hält sich seinen schmerzenden Kopf. Shuukaku bestraft ihn für seinen Ungehorsam. Es will nicht, dass Gaara von unnötigen Gefühlen gesteuert wird – so verbannt es alle positiven Gefühlsregungen aus dem Gedächnis des Jungen, damit sein Herz frei von allem ist, was ihm schaden könnte und nur von Wut und Mord geflutet wird.
 

Mit rasendem Atem und am ganzen Leib zitternd hockt der rothaarige Junge dort im heißen Wüstensand und presst seine kleinen Hände mit aller ihm verbleibender Kraft auf seine schmerzenden Schläfen. Sein Gesicht glüht vor Schmerz und ihm ist furchtbar schlecht. Seine Kehle ist wie zugeschnürt und er bekommt kaum noch Luft. Das Monster hämmert in seinem Kopf herum und schreit und brüllt vor Wut über den Ungehorsam seines Wirts. Die widerwertig böse Stimmer des Dämons zermahlt jeden klaren Gedanken in Gaara´s Kopf. Doch der Schmerz lässt nicht nach, wird nur noch stärker, die Stimme noch lauter und bedrohlicher.
 

Gaara krümmt sich immer weiter zusammen, in der Hoffnung, dass der Schmerz nach lassen könnte. Langsam sinkt sein Kopf herab, bis er schließlich seine schweißnasse Stirn auf den heißen Sand presst. Ein schmerzerfülltes Stöhnen entrinnt seiner Kehle und wird vom langsam aufkommenden Wind verschluckt. Doch auf einmal spürt er etwas Feuchtes an seiner Wange. Im ersten Moment denkt er, es sei sein Schweiß, der daran hinab rinnt. Doch dann spürt er, dass viel zu viel Druck dahinter liegt. Vollkommen verwirrt hebt er seinen Kopf ein Stück an. Der Schmerz hat inzwischen wieder etwas nachgelassen und Shuukaku wütet tiefer in seinem Kopf weiter vor sich hin.
 

Langsam öffnet er die Augen, doch alles, was er sieht, ist rot. Verwirrt blinzelt er ein paar Mal. Nun erscheint ihm die Welt rosa. Ein paar Momente später kann er wieder klar sehen und sieht den kleinen Welpen vor sich, dem es gelungen ist, bis zu ihm hinüber zu kriechen. Völlig erschöpft wedelt das Tier wieder mit der Schwanzspitze und legt ihm vorsichtig über die heiße Wange. Kraftlos setzt sich Gaara wieder auf und blickt auf das Tier hinab. Abwesend streicht er sich mit den Fingern über die Wangen. Als er sie betrachtet, klebt Blut daran. Es ist sein eigenes Blut – vor lauter Schmerz hat er blutige Tränen vergossen, die ihm die Sicht genommen haben. Langsam wischt er sich mit seinem Ärmel über die Wangen, wobei der den kleinen Hund nicht aus den Augen lässt.
 

Dieser blickt ihm immer noch so dankbar entgegen, dass einem schon fast schlecht werden könnte. Aber auch das flaue Gefühl in Gaara´s Magen ist nun verschwunden. Doch er ist sich sicher, dass Shuukaku noch längst nicht mit ihm fertig ist, aber im Moment scheint es sich beruhigt zu haben. Tief atmet Gaara ein und aus und betrachtet dabei etwas ratlos den kleinen Hund. Er blickt sich um, doch die Eltern des Kleinen scheinen nicht in der Nähe zu sein – oder waren sie es wohlmöglich, die ihn so zugerichtet haben? Gaara weiß es nicht, doch er weiß, dass das Hündchen noch viel zu klein und viel zu verletzt ist, um die Nacht allein in der Wüste zu verbringen.
 

Vorsichtig betrachtet der Junge den kleinen Hund genauer. Die Wunden sind nicht all zu tief, hier und da fehlt nur etwas Fell. Und die Stellen, die geblutet haben, haben auch schon fast aufgehört zu bluten. Ganz vorsichtig streicht er über das feuchte Fell des Welpen. Dieser wedelt wieder mit dem Schwanz, es scheint dem Kleinen zu gefallen und er scheint auch keine Angst vor Gaara zu haben. Bei dieser Erkenntnis schleicht sich wieder ein winziges Lächeln auf die Lippen des kleinen Jungen. Es gibt doch tatsächlich jemanden auf dieser Welt, der keine Angst vor ihm hat! Am liebsten würde er jetzt anfangen zu weinen, doch dann würde Shuukaku wieder merken, dass er schwach wird und ihn wieder bestrafen. Sein Kopf tut immer noch etwas weh und ihm ist leicht schwindelig.
 

Doch nach einem Augenblick steht er langsam auf, blickt zurück in die Oase hinter sich. Dann hebt er ganz vorsichtig den verletzten Welpen auf seine Arme und trägt ihn zum Wasser hinüber. Behutsam legt er das Tier vor die Wasserquelle und kniet sich dazu. Langsam taucht er seine Hände in das kühle Nass und streicht sich damit über die heißen Wangen. Dann nimmt er etwas Wasser in die Hände und lässt es vorsichtig auf das Tier hinab regnen. Sanft spült er das Blut und den Schmutz aus dem Fell des Hundes. Diesem scheint die Prozedur gut zu gefallen, er hält ganz still und wedelt leicht mit dem Schwanz.
 

Als das Tier sauber ist, schaut es auf zu Gaara und der treue Blick dieser schokoladenbraunen Augen weckt ein zartes Gefühl der Zuneigung in Gaara. Es ist wahrscheinlich das erste Mal in seinem Leben, dass er einem wehrlosen Wesen geholfen hat, anstatt es zu töten. Eigentlich ein sehr schönes Gefühl, wenn er davon nur nicht schon wieder Kopfschmerzen bekommen würde! Schmerzlich presst er die Augen zusammen und dennoch krault er dem Hündchen dabei ganz vorsichtig über den Kopf. Freudig leckt das Tier ihm dabei über die andere Hand, die Gaara fest zu einer Faust geballt hat. Doch dann verschwindet der Schmerz ganz plötzlich wieder. Verwirrt blickt Gaara auf den Hund hinab. Soll es diesem Tierchen doch tatsächlich gelingen, Shuukaku zu vertreiben? Zumindest scheint sich der Dämon für den Moment zurück zu ziehen.
 

Langsam erhebt sich Gaara wieder und nimmt das kleine Tier auf den Arm. Dann macht er sich auf den Weg nach Hause. Er hat beschlossen, den Hund zu behalten und niemand wird ihn daran hindern können. Wer es versucht, wird sterben, soviel ist sicher! Nach einer Weile betritt er das Dorf und ignoriert dabei gekonnt, die bösen und verwunderten Blicke seiner Mitmenschen. Es dauert auch nicht lange und er kommt beim Kazekageturm an.
 

Ganz leise geht er hinein, wenn es möglich ist, will er vermeiden, dass sein Vater ihn mit dem Hund sieht. Er würde ihn nicht dulden, auch wenn er dabei riskiert, dass Gaara ihn angreifen oder sogar töten könnte. Niemand scheint jedoch auf den Gängen zu sein, also schleicht er leise weiter in Richtung seines Zimmers. Es liegt am Ende einer langen Treppe, die fast bis unter das Dach des Turms reicht – außer seinem Zimmer gibt es dort oben nichts. Als er aber am Fuß der Treppe ankommt, kommt ihm sein Bruder Kankuro auf dem Flur entgegen. Verwundert betrachtet er, wie Gaara etwas auf seinem Arm zu verstecken versucht.
 

„Was hast du denn da?“, fragt Kankuro vorsichtig, doch mehr als einen finsteren Blick bekommt er von seinem kleinen Bruder nicht. Ohne eine Antwort eilt Gaara die Treppe hinauf. Doch Kankuro hat längst gesehen, dass Gaara einen kleinen Hund auf dem Arm hat. Besorgt sieht er seinem Bruder hinterher, der die lange Treppe erklimmt. Er macht sich sichtlich Sorgen um das hilflose Tier – wie lange es wohl bei Gaara überleben wird? Er kann sich nicht vorstellen, dass Gaara für ein kleines Tier sorgen kann, schon gar nicht mit Shuukaku an seiner Seite…
 

„Pass bloß auf, dass Vater den nicht sieht…“, ruft Kankuro ihm besorgt hinterher. Bei diesen Worten dreht sich Gaara langsam auf der Treppe zu ihm um. Kankuro schluckt leicht – hoffentlich hat er nichts Falsches gesagt. Zwar ist er älter und größer als Gaara, aber sein kleiner Bruder könnte ihn ohne zu zögern mit einem Schlag erledigen. Kankuro weicht einen Schritt zurück. Doch in Gaara Augen liegt ein dankender Blick, der Kankuro fast noch mehr beunruhigt. Dann verschwindet Gaara in seinem Zimmer…
 

---Flashback Ende---
 

Doch Kankuro´s schreckliche Vorahnungen, die ihn noch lange nach diesem Tag beschäftigt haben, haben sich nie bewahrheitet. Gaara scheint eine ganz besondere Bindung zu diesem Hund aufgebaut zu haben und es scheint ihm wirklich zu helfen. Zwar ist Gaara immer noch genauso unberechenbar wie vorher, doch der Hund scheint ihn viel leichter beruhigen zu können, als es je ein Mensch geschafft hat. Kankuro und Temari wissen bis heute nicht, wie es dieses Tier geschafft hat, sich Gaara´s und Shuukaku´s Zorn zu wiedersetzen, doch sie sind heil froh darüber. Die beiden scheinen auf ihre eigene Art und Weise unzertrennlich geworden zu sein. Ryoujiroe ist immer an seiner Seite. Gemeinsam haben sie die Nächte unter dem Mond verbracht und miteinander gekämpft. Sie haben von einander und miteinander gelernt. Mittlerweile ist ihre Bindung so stark zu einander, dass sie für den anderen alles tun würden, sogar sterben…

Das ist eines der vielen Dinge, die Gaara erst lernen musste und trotz Shuukaku´s Macht, scheint es ihm zu gelingen, dies auch durchzuhalten. Gaara erinnert sich oft an diesen Tag zurück, besonders wenn sie irgendwo zusammen sitzen und den Mond betrachten.
 

Langsam betritt Lee wieder das Wohnzimmer. Trotz ein paar kleinen Schwierigkeiten hat er den Tee fertig bekommen und stellt nun vorsichtig das Tablett auf dem Tisch ab. Verwundert betrachtet er Gaara, der total geistesabwesend auf der Couch sitzt, ins Leere blickt und mit einer Hand dem Hund hinter dem Ohr krault. Sichtlich entspannt hat Ryoujiroe ihren Kopf dabei auf Gaara´s Schoß gelegt und mustert Lee mit finsterem Blick von der Seite. Lee schluckt leer und nimmt vorsichtig die Tassen vom Tablett.
 

„Gaara?“ Doch dieser scheint nicht zu reagieren. „Gaara?“, fragt Lee ihn leicht besorgt ein zweites Mal. Gaara zuckt kaum merklich zusammen und sowohl er als auch der Hund, werfen dem Tai-Ninja einen finsteren Blick zu. „Was?“, fragt Gaara mit tiefer Stimme. Leicht schluckt Lee wieder, doch er will keine Angst vor Gaara zeigen. Vor dem Rothaarigen hat er auch überhaupt keine Angst, auch wenn dieser ihn versucht hat umzubringen. Das was ihm nach wie vor Sorgen macht, ist der Hund…
 

„Ähm – der – der Tee ist fertig. – Ich hab auch etwas Wasser für den Hund mitgebracht, wenn dir das recht ist.“ Mit pochendem Herzen stellt Lee vorsichtig die Wasserschale auf den Boden und gießt dann den Tee ein. „Danke…“, es ist nicht mehr als ein Flüstern, dass Gaara von sich gibt, doch es reicht, um Lee´s Herz im Kreis springen zu lassen. Erleichtert setzt er sich wieder auf den Sessel und nippt an seinem Tee. Auch Gaara richtet sich etwas auf und nimmt die Tasse in die Hand. Septisch wird er dabei von Ryoujiroe beobachtet, als wäre sie der festen Überzeugung, dass Lee Gift in den Tee getan hätte.
 

Doch als Gaara einen Schluck nimmt, scheint sie wieder etwas beruhigter zu sein. Langsam wedelt sich mit dem Schwanz und beobachtet ihren Herren. Dieser tut nur eine kleine nichts sagende Handbewegung und der Hund dreht sich um und geht zu der Wasserschale. Aus dem Augenwinkel beobachtet Lee sie genau, während Gaara ihn genau beobachtet. Septisch schnüffelt der schwarze Hund am Wasser, bevor er langsam seine Zunge hinein taucht und zu trinken beginnt. Sichtlich zufrieden lehnt sich Lee im Sessel zurück und bemerkt erst jetzt, dass Gaara ihn die ganze Zeit beobachtet hat. Ein dunkler Rotschimmer breitet sich auf Lee´s Wangen aus und schnell nimmt er noch einen Schluck Tee, um es zu verbergen.
 

Doch Gaara blickt ihn noch eine Weile ausdruckslos an, bevor Ryoujiroe sich wieder dicht neben ihn setzt und mit der Pfote nach ihm greift. Das kann ja heiter werden, denkt sich Lee noch, bevor er abermals versucht, mit Gaara ein Gespräch zu beginnen…

Das Geständnis des Drachen...

Eine Woche später…
 

„Aber du musst doch was essen, bitte!“, verzweifelt versucht Lee den Rothaarigen zum Essen zu bewegen. Doch dieser sitzt nur mit verschränkten Armen am Tisch und blickt anscheinend viel lieber aus dem Fenster. Ein lautes Seufzen entkommt Lee, als er wieder in der Küche verschwindet. Gaara benimmt sich wirklich wie ein kleines Kind, das seinen Spinat nicht essen will! Und dabei hat sich Lee solche Mühe mit dem Kochen gegeben. Schon die ganze Woche hat der Sandninja nichts oder wenn, nur einen Löffel, gegessen. Lee macht sich wirklich Sorgen um ihn. Ob er das immer so macht, oder ob ihm einfach nur nicht schmeckt, was Lee kocht? Er weiß es nicht, Gaara antwortet ihm ja auch nicht, wenn er ihn fragt.
 

Der einzige oder viel mehr die einzige, der sein Essen zu schmecken scheint, ist Ryoujiroe und darauf muss Lee nun wirklich nicht stolz sein. Der Hund mag ihn genauso wenig leiden, wie am Anfang und er mag sie auch nicht viel mehr als vorher. Doch wenn Lee in der Küche verschwindet, stellt Gaara meist den Teller auf den Boden und sie frisst es dann. Der Rothaarige versucht es ja nicht mal zu verbergen, damit Lee wenigstens glauben könnte, er hätte es selbst gegessen. Lee weiß gar nicht, was ihn dabei mehr frustrieren soll, die Tatsache, dass Gaara sein Essen nicht will und es demonstrativ auf den Boden stellt, oder die Tatsache mit ansehen zu müssen, wie diese schwarze Bestie sein mühevoll gekochtes Essen runter schlingt, als hätte es Tage lang nichts bekommen und dabei futtert sie Lee schon fast die Haare vom Kopf…
 

Lee weiß nicht, was er machen soll. Irgendwann muss Gaara doch mal etwas essen, er ist doch schon so dünn… Ob das vielleicht auch mit dem Monster zusammen hängt, das er in sich hat? Das glaubt Lee zwar nicht, aber vielleicht will Gaara ihn einfach nur ärgern. Dieser Gedanke betrübt ihn sehr. Er würde ihm so gern helfen und ihm so gern so nah sein, doch wie soll er das nur anstellen, wenn Gaara sich wie ein bockiges Kind benimmt und dieses Vieh die ganze Zeit in seiner Nähe hockt?
 

Er kann ihn ja nicht einmal berühren, ohne das Ryoujiroe dazwischen geht. Sie ist so eine verflucht eifersüchtige Zicke! Als wenn Gaara ihr nur ganz allein gehören würde und sonst niemand ein Recht hätte, ihm nahe zu sein… Lee ballt die Hände zu Fäusten, er kann immer noch nicht glauben, dass er auf so einen dämlichen Köter eifersüchtig ist. Doch wie gern würde er mit ihr tauschen, um Gaara einmal so nah zu sein. Wie schön wäre es, wenn Gaara ihm hinter dem Ohr kraulen würde und nicht ihr? Wie schön wäre es, wenn – ‚Moment mal, was denk ich hier überhaupt?!?‘, seine wirren Gedanken und Wünsche trieben ihm die Röte auf die Wangen. Schwer schluckt er, bevor er nur langsam wieder einen klaren Kopf bekommt.
 

Er hat sich seit der Chunin-Prüfung schon so einiges vorgestellt, was er mit Gaara machen könnte. Und einige dieser Gedanken haben sehr seltsame Formen angenommen, bei denen er sich schon manchmal vor sich selbst erschreckt hat. Er weiß mittlerweile, dass er ziemlich starke Gefühle für den Sandninja entwickelt hat, obwohl dieser versucht hat, ihn umzubringen. Er weiß, dass es tief in Gaara ein kleines, missverstandenes Wesen gibt, das geliebt werden will. Lee wünscht sich nichts sehnlicher, als dieses Wesen in die Arme zu schließen und ihm zu zeigen, was Liebe ist…
 

Tief seufzt er wieder und geht dann erneut ins Wohnzimmer, wo Gaara immer noch unbewegt am Tisch sitzt, wie eine große Puppe. Doch zumindest steht der Teller noch voll auf dem Tisch. Wenigstens etwas, denkt sich Lee betrübt.
 

Leicht traurig betrachtet er, wie der Hund ganz dicht bei Gaara hockt und zum vollen Teller hinauf blickt. Wie ihre Nase den herrlichen Duft einsaugt und sie dabei lautstark an der Tischkante schnüffelt. ‚Die kleine Zicke kann es wahrscheinlich schon gar nicht mehr abwarten, mein mühevoll zubereitetes Essen zu bekommen…‘, bei diesem Gedanken steigt langsam die Wut in dem sonst so ruhigen Ninja auf. Langsam ballt er wieder eine Hand zur Faust und beißt sich auf die Unterlippe. Gaara scheint das wenig zu beeindrucken. Er mustert Lee zwar mit finsterem Blick, aber sonst tut er nichts. ‚Er wartet wahrscheinlich darauf, dass ich die Beherrschung verliere, aber den Gefallen tu ich ihm nicht!‘, denkt sich Lee und setzt wieder sein gewohnt frohes Lächeln auf.
 

„Komm schon Gaara, du musst was essen. Nur einen Bissen, mehr will ich doch gar nicht – das kann doch nicht so schwer sein…“, bettelt Lee noch ein bisschen. Und es scheint tatsächlich zu klappen. Erstaunt und etwas entspannter beobachtet der Tai-Ninja, wie Gaara langsam den Löffel in die Hand nimmt und ihn mit Reis füllt.

Ein zufriedenes Lächeln legt sich auf die Lippen des Schwarzhaarigen, als er sieht, wie Gaara den Löffel zu seinem Mund führt. Doch dann stoppt der Rothaarige und mustert Lee. Dem vergeht schlagartig das Lächeln bei diesem Blick. Kurz darauf entgleisen ihm alle Gesichtszüge, als er sieht, wie Gaara dem Hund den Löffel hinhält und dieser ohne jegliche Reue den Reis davon abschleckt. Lee kann schon fast das widerwärtige und miese Grinsen auf Gaara´s Gesicht sehen, doch dieser verzieht keine Miene und blickt ihn nur stumm an.
 

Doch das war nun endgültig zu viel! Lee kann ja eine Menge verkraften, doch das war eindeutig die Krönung des heutigen Tages! Wutentbrannt schlägt er die Fäuste auf die Tischplatte, dass selbst Gaara leicht zusammenzuckt. Erschrocken springt auch der Hund auf und weiß im ersten Moment auch nicht so recht, wie er reagieren soll. Wann rastet Lee schon mal so aus?
 

„SAG MAL, HAST DU SIE NOCH ALLE? ICH HAB EWIGKEITEN IN DER KÜCHE GESTANDEN, UM DIR ETWAS ZU ESSEN ZU MACHEN UND DU VERFÜTTERST ES AN DIESES DÄMLICHE MISTVIEH?!? ICH SOLLTE DICH…“
 

Im nächsten Moment wird Lee aber klar, was er da alles gesagt hat und vor allen Dingen zu wem er es gesagt hat. Schwer schluckend weicht er einen Schritt zurück, als er die blanke Wut in Gaara´s Gesicht sieht. Und nun steht auch der Hund wieder knurrend neben dem Rothaarigen. Das war auf jeden Fall ein Fehler gewesen…
 

„Sie ist kein dämliches Mistvieh, merk dir das gefälligst, sonst kannst DU was erleben! Verstanden? Und außerdem hab ich keinen Hunger, also lass mich, verdammt noch mal, in Ruhe mit deinem Fraß! Und drohen lass ich mir von dir noch lange nicht!!“, obwohl Gaara kein bisschen laut geworden ist, liegt soviel Wut in seiner Stimme, dass selbst Ryoujiroe die Worte fehlen. Verwirrt blickt sie zu ihm auf und vergewissert sich, dass sie nicht einen Fehler gemacht hat. Lee hingegen hat stillschweigend mit angehört, was Gaara zu sagen hatte und er ist doch ziemlich erstaunt, wie ruhig Gaara trotz alledem geblieben ist.
 

Einen Moment lang herrscht Stille zwischen den dreien. Ryoujiroe schweigt lieber, sie will nicht auch noch Ärger mit Gaara haben. Es ist ja nicht das erste Mal, dass Gaara in ihrer Gegenwart wütend wird und sie hat in solchen Momenten immer etwas Angst vor ihm. Gaara wiederum blickt Lee immer noch wütend an. Während Lee langsam den Blick senkt und traurig zu Boden sieht.
 

„Aber du musst doch Hunger haben. Du hast die ganze Woche fast nichts gegessen, Gaara. – Sowas ist doch nicht gesund. Ich mach mir doch Sorgen um dich…“, meint Lee traurig, ohne den Blick zu heben. Eine Sekunde lang regt sich etwas in Gaara´s Gesicht, dann legt er seine Hände an die Schläfen. Langsam steigt der Schmerz in seinem Kopf an und dennoch fühlt er sich irgendwie schlecht, bei dem was er gerade getan und gesagt hat.
 

Lee scheint es wirklich viel zu bedeuten, wenn er das essen würde, was er für ihn gekocht hat. Und Gaara weiß selbst, dass es falsch war, es dem Hund zu geben. Doch eine dunkle Stimme tief in ihm, erfreut sich wahnsinnig daran, wenn Lee so leidend vor ihm steht. Eine Stimme in ihm, möchte sehen, wie der Tai-Ninja ausrastet und die Beherrschung verliert. Doch ganz tief unten, unter allem was ist und was sein wird, gibt es eine winzige, klitzekleine Stimme, die Lee trösten möchte. Aber sobald sie auch nur daran denkt, etwas sagen zu wollen, machen sie die anderen Stimmen fertig, sperren sie weg, sodass Gaara sie nicht mehr hören kann…
 

Doch wenn es Gaara dann doch einmal gelingt, sie zu hören, explodiert sofort dieser rasende Schmerz in seinem Kopf und er kann sie nicht mehr hören. Besorgt blickt Ryoujiroe zu ihm hinauf und drückt sich fest gegen sein Bein. Auch Lee blickt langsam wieder auf, nachdem er sich etwas beruhigt hat. Hat Gaara denn nichts mehr zu sagen? Doch bei Gaara´s schmerzerfülltem Anblick stockt ihm fast der Atem.
 

Besorgt beugt er sich zu ihm vor und will eine Hand auf seine Schulter legen, ihn trösten. In diesem Moment ist es ihm sogar egal, dass der Hund dies alles sieht und ihn attackieren könnte. „Ist alles in Ordnung, Gaara? Kann ich dir irgend…“ Doch noch bevor Lee den Satz zu Ende sprechen kann, schlägt Gaara die Hand beiseite, die er ihm auf die Schulter legen wollte. Wütend blickt er in das besorgte Gesicht des Schwarzhaarigen. „Fass mich nicht an!! – Von deinem ganzen dämlichen Rumgejammer krieg ich nur noch mehr Kopfschmerzen!“, facht Gaara ihn an und hält sich weiterhin die schmerzenden Schläfen.
 

Betrübt lässt Lee die Schultern hängen. Dabei will er ihm doch bloß helfen. Was kann denn so falsch daran sein? Langsam setzt sich Gaara wieder an den Tisch. Irritiert blickt Ryoujiroe erst zu Gaara und dann zu Lee. Sie hat sehr wohl gemerkt, dass Lee ihrem Herren nichts tun wollte, dennoch traut sie ihm nicht so ganz, schon gar nicht, nachdem sie jetzt gesehen hat, dass auch Lee wütend werden kann. Sie betrachtet Lee noch mit einem undeutbaren Blick und setzt sich dann wieder ganz dicht neben Gaara.
 

Vorsichtig legt sie ihren Kopf auf Gaara´s Schoß und blickt ihm traurig entgegen. Langsam nimmt Gaara eine Hand von seinen Schläfen und streichelt ihr damit kraftlos über den Kopf. Es scheint ihn auch irgendwie zu beruhigen, dass merkt selbst Lee. Jetzt fühlt er sich noch viel mehr fehl am Platz, als er sich ohnehin schon die ganze Zeit gefühlt hat. Ob Gaara ihn wohl irgendwann auch nur ansatzweise so an sich heran lassen wird? Er würde sich nichts mehr wünschen. Dann seufzt er schwer und bringt das restliche Geschirr wieder in die Küche.
 

Am Abend…
 

Langsam kühlt sich die Luft ab und die Sonne steht rotglühend am Horizont. Bald wird sie verschwunden sein und der Mond wird ihren Platz eingenommen haben und das friedliche Dorf in einen silbernen Schein tauchen. Schweigend steht Lee auf dem Balkon und betrachtet das Schauspiel. Er macht sich immer noch Sorgen um Gaara. Zwar sind seine Kopfschmerzen wieder weg, aber seitdem hat er nicht ein Wort mehr mit Lee gesprochen. Es macht Lee fast krank, dass Gaara so wenig redet. Er kommt sich schon vor, als würde er Selbstgespräche führen, wenn er mit Gaara versucht zu sprechen… Aber selbst wenn man mit sich selbst redet, kriegt man meist mehr Antworten als von Gaara!
 

Doch als er sich vorhin ein Glas Wasser aus der Küche holen wollte, hat er gemerkt, dass Gaara dort ist. Vom Türrahmen aus hat er beobachtet, wie Gaara an der Arbeitsplatte gelehnt hat. Er traute seinen Augen gar nicht recht, als er sah, wie Gaara seinen Teller vom Mittagessen in der Hand hielt. Lee hat das Essen nicht weggeworfen, sondern es einfach dort stehen lassen, in der Hoffnung, dass Gaara ja doch Hunger haben könnte.
 

Voller Zufriedenheit hat Lee dann beobachtet, wie Gaara langsam anfing zu essen. Er hat nicht viel gegessen, nur den halben Teller, aber das er es überhaupt gegessen hat, hat Lee fast zu Tränen gerührt. Doch missmutig musste Lee wieder mit ansehen, wie Gaara sich hinhockte und Ryoujiroe den Teller auf den Boden stellte. Schwanzwedelnd hat sie sich über die Reste hergemacht, während Gaara ihr dabei sanft über den Kopf gestreichelt hat. Lee hat sogar ein kleines Lächeln auf Gaara´s Lippen gesehen, was ihn mindestens genauso gefreut hat, wie Gaara beim Essen zu beobachten. Er hat sich dann leise wieder weggeschlichen, damit Gaara ihn nicht bemerkt. Er wollte dieses friedliche Bild nicht zerstören, denn schließlich hat er ja letztendlich doch bekommen was er wollte. Denn schließlich hat Gaara ja doch etwas gegessen! Als er jetzt daran denkt, schleicht sich wieder ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen.
 

In der Nacht…
 

Es ist schon dunkel, schon fast Mitternacht, doch Lee kann einfach nicht schlafen. Seit Gaara hier bei ihm wohnt, hat er nicht eine Nacht mehr durchgeschlafen. Nicht das Gaara irgendwelchen Lärm machen würde, nein, er steht die ganze Nacht vor dem Balkonfenster und starrt in die Nacht hinaus. Es macht Lee total nervös, wenn er dort die ganze Zeit steht. Er scheint sich auch nicht einen Millimeter zu bewegen, bis Lee am nächsten Morgen aufsteht. Lee weiß zwar, dass Gaara nicht schlafen tut, aber warum kann er sich denn dann nicht einfach hinsetzen und ein Buch lesen oder sowas? Wenn er da so vor dem Fenster steht, steht er genau in Lee´s Blickrichtung. Wenn der Mond durchs Fenster scheint, wirft Gaara´s zierliche Gestalt einen finsteren Schatten auf das Bett, das es Lee eiskalt den Rücken hinunter läuft.
 

Die einzige, die jede Nacht friedlich schlafen kann, ist Ryoujiroe. Sie liegt draußen auf dem Balkon auf einer Decke und spielt Wachhund. Das stört Lee nicht im Geringsten, er ist sogar sehr froh, dass sie draußen schlafen tut, er möchte ihr nun wirklich nicht nachts im Dunkeln auf dem Weg zum Klo begegnen, oder gar über sie stolpern…
 

So wie jede Nacht liegt er jetzt in seinem Bett und kann nicht schlafen. Müde wälzt er sich von einer Seite zur anderen und wieder zurück, doch was er auch immer macht, er kann nicht schlafen, solange er weiß, dass Gaara dort am Fenster steht. Wer weiß, vielleicht beobachtet Gaara ihn ja sogar beim Schlafen… Bei diesem Gedanken muss er schwer schlucken und er ist heil froh, dass es so dunkel im Zimmer ist, so kann Gaara nämlich nicht sehen, wie rot seine Wangen gerade werden. Einen Moment später hat er sich wieder unter Kontrolle und setzt sich vorsichtig auf. Schwermütig blickt er zu Gaara hinüber. Der halbvolle Mond scheint durch das Fenster und Gaara ist nichts weiter als ein dunkler Schatten vor diesem silbernen Licht.
 

„Schlaf weiter!“, kommt es monoton von Gaara. Lee zuckt leicht zusammen, er hätte nicht gedacht, dass Gaara gemerkt hat, dass er wach ist. Aber er muss es wohl gemerkt haben, doch er steht trotzdem nur weiterhin still am Fenster und blickt hinaus. „Ich kann aber nicht schlafen, wenn du die ganze Zeit da am Fenster stehst. Das macht mich ganz nervös. – Warum legst du dich nicht hin?“, kommt es müde von Lee. „Ich schlafe nicht.“ „Das weiß ich doch. Aber du musst ja auch nicht schlafen, du kannst dich ja einfach hinlegen und deinen Körper entspannen. Das ist doch bestimmt nicht angenehm, die ganze Nacht zu stehen…“, versucht Lee ihn ein bisschen einzuwickeln.
 

„Und wo soll ich mich, deiner Meinung nach, hinlegen?“ Eine berechtigte Frage, dass muss Lee zugeben. Obwohl er wusste, dass er einen Mitbewohner bekommt, hat er kein zweites Bett und auch keinen Futon. Vielleicht hat er sich auch einfach die ganze Zeit gewünscht, dass es Gaara ist, der zu ihm kommt und der brauch ja kein Bett. Natürlich könnte er den Sandninja jetzt einfach nach unten auf die Couch schicken und auf die Idee hätte Gaara auch selbst kommen können, doch irgendwie fühlt sich Lee viel wohler, wenn er Gaara im Auge behalten kann.
 

„Du kannst dich doch einfach zu mir ins Bett legen…“, meint Lee nach einem Augenblick voller Unschuld. „Das hättest du wohl gern!“, murmelt Gaara vor sich hin. Bei diesem Ausspruch steigt wieder die Röte in Lee´s Wangen. Ja, er hätte ihn furchtbar gern hier bei sich im Bett. Am liebsten möchte er sich an ihn kuscheln oder ihn im Arm halten. Verträumt blickt er zu Gaara, der sich inzwischen zu ihm umgedreht hat. Doch dank der Dunkelheit, kann er die Röte auf Lee´s Wangen nicht sehen.
 

Nach langem hin und her gibt Gaara schließlich total genervt auf und setzt sich grummelnd zu Lee auf die Bettkante. Freudig rückt Lee weiter an die Wand heran und schlägt die Decke zurück. „Willst du nicht deine Sachen ausziehen, dann liegt es sich doch viel besser…“, haucht Lee ihm entgegen. „Sonst noch Wünsche?“, erwidert Gaara das Ganze genervt. „Nein!“, mein Lee nur freudestrahlend. Augenrollend steht Gaara wieder auf und zieht seine Sachen aus. Lee beobachtet ihn ganz genau dabei und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Wieder gewonnen!
 

Nur mit Netzhemd und Shorts bekleidet setzt sich Gaara erneut auf die Bettkante. Einen Moment später haben sie sich dann endlich hingelegt und zu gedeckt. Gaara ist so weit wie möglich an die Bettkante gerutscht und hat sich die Decke bis über die Nase gezogen. Vorsichtig kuschelt sich Lee neben ihn. „Fass mich bloß nicht an!“, brummt Gaara ihn unter der Decke hervor an. „Sag mal, was denkst du eigentlich von mir? Das würd ich doch nie wagen!“, beteuert Lee seine Unschuld, obwohl er schon wieder rot um die Nase ist. „Das wüsstest du wohl gern, was?“, brummt Gaara weiter vor sich hin. Ja, das wüsste Lee nur zu gern! „Ok, ok, ich bin ganz brav, versprochen!“, grinst Lee in sich hinein. „Ja, ja…“, murmelt Gaara wieder und zieht sich die Decke noch ein Stück weiter über die Nase.
 

Einen Moment später scheint auch das geklärt zu sein und beide liegen friedlich nebeneinander. Eine Weile lauscht Lee noch den gleichmäßigen und ruhigen Atemzügen des Sandninjas, bevor er endlich die Augen schließt und die Wärme seines Gegenübers genießt.

Etwas später…
 

Lee fühlt sich so richtig wohl, wenn Gaara so dicht bei ihm liegt. Es ist ein schönes Gefühl, die Wärme zu spüren, die von seinem zierlichen Körper ausgeht. Langsam öffnet Lee die Augen. Gaara liegt immer noch so da, wie vor her, er scheint sich die ganze Zeit nicht bewegt zu haben und doch wirkt er so unglaublich friedlich. Lee sieht ihn zwar nur von hinten, aber das gleichmäßige Atmen des Sandninjas verrät ihm, dass er zumindest etwas entspannter ist. Was Gaara wohl macht? Schlafen ja ganz sicher nicht, aber vielleicht hat er ja dennoch die Augen geschlossen und döst vor sich hin?
 

Je länger Lee ihn so betrachtet, desto größer wird der Wunsch in ihm, ihn in den Arm zu nehmen und sich fest an ihn zu drücken. Bei dem Gedanken fängt Lee´s Herz an zu rasen. Er will ihm nahe sein, viel näher. Er will ihm sagen, was er für ihn empfindet. Er will, dass Gaara ihm vertraut, dass er seine Gefühle erwidert!
 

Eine Weile lauscht Lee seinem Herzklopfen, das gleichmäßig, aber doch zu schnell, in seinen Ohren wummert. Dann schließt Lee einfach die Augen und zieht Gaara in seine Arme, drückt ihn fest an sich. Erschrocken weiten sich die Augen des Sandbändigers, als sich die starken Arme seines Hintermanns um ihn schlingen. Eine heiße Welle legt sich augenblicklich auf seine Wangen und sein Herz setzt ein paar Schläge aus, bevor es mit doppelter Geschwindigkeit wieder zu schlagen beginnt. Jetzt beginnen auch die Kopfschmerzen wieder, sie pulsieren im regelmäßigen Rhythmus seines klopfenden Herzens. *
 

„Sag mal, was soll DAS? Spinnst du? Lass mich sofort wieder los!“, kommt es erschrocken und zugleich wütend von Gaara. Doch Lee ignoriert die verzweifelten Versuche des Sandninjas sich zu befreien und drückt ihn nur weiter an sich. „Es ist doch schön so, was regst du dich so auf…“, versucht Lee ihn etwas zu beruhigen. „Nein! Es ist ganz und gar nicht schön, also nimm deine dreckigen Pfoten von mir!“, faucht Gaara ihn an. Doch Lee denkt gar nicht daran, ihn los zu lassen. Ganz im Gegenteil, er kuschelt sich noch fester an ihn heran und streichelt ihm sanft mit einer Hand über den Bauch.
 

Ein heftiger Schreck wandert dadurch durch Gaara´s Körper und lässt ihn für einen Augenblick erzittern. Lee findet das richtig niedlich, Gaara scheint irgendwie Angst zu haben. Mit aller Kraft versucht sich der Rothaarige aus dem Griff des anderen zu befreien, doch es scheint alle Kraft aus seinem Körper verschwunden zu sein. Leise hört er die Stimme Shuukaku´s in sich schimpfen, doch sie ist viel leiser als sonst! Was macht Lee nur mit ihm?
 

Gaara fängt an ihn zu beschimpfen, doch nichts scheint Lee zu stören, er hält ihn einfach weiter fest und sucht sich langsam einen Weg unter Gaara´s Netzhemd. Aber Gaara kämpft weiter und versucht seinen Sand herbei zu rufen. Seine Flasche steht genau am Kopfende an der Wand. Er konzentriert sich, doch nichts geschieht! Fassungslos blickt er im Dunkeln zu seiner Flasche hinüber. Was ist hier nur los, warum gehorcht ihm der Sand nicht mehr?
 

Langsam steigt die Panik in ihm auf, ohne seinen Sand ist er Lee hilflos erlegen, ihm fehlt dafür einfach die körperliche Kraft. Nun scheint auch Ryoujiroe bemerkt zu haben, dass hier etwas nicht stimmt. Erschrocken erwacht sie und hört ihren Herren laut schimpfen. Als sie durch die Schiebe blickt, sieht sie, wie Lee ihn umklammert und sich an ihn kuschelt, etwas, dass eigentlich nur sie darf! Wütend beginnt sie zu bellen und weckt damit wahrscheinlich die ganze Nachbarschaft, wenn nicht sogar das ganze Dorf.
 

Erschrocken blickt Lee in ihre Richtung, doch zum Glück ist de Balkontür fest verschlossen. Und Lee ist sehr froh, dass die Tür auf der Außenseite keine Klinke hat. Mit Schrecken musste er nämlich schon des Öfteren feststellen, dass dieser Hund jede Tür öffnen kann, vorausgesetzt sie hat eine Klinke und ist nicht verriegelt.
 

Beruhigt über diese Tatsache kuschelt sich Lee wieder an seinen Gaara, der immer noch schimpft und sich versucht zu befreien. Ein kalter Schauer jagt über Gaara´s Rücken, als er den heißen Atem des Tai-Ninjas an seinem Ohr spürt. „Ich liebe dich, Gaara!“, haucht er ihm mit verführerischer Stimme entgegen. Gaara traut seinen Ohren kaum, ist Lee jetzt total übergeschnappt? Das kann doch nicht sein Ernst sein! „Hast du jetzt ne Vollmeise? Lass mich endlich los, du Wahnsinniger!!“, kommt es etwas panisch von dem Rothaarigen.
 

„Warum sträubst du dich so? Ich dachte, du wolltest schon immer wissen, was Liebe ist? Nun will ich es dir zeigen und du wehrst dich so dagegen…“, leichte Traurigkeit schwingt in Lee´s Stimme mit, doch er hat nicht vor aufzugeben. Er hat selbst bemerkt, dass irgendwas nicht stimmt, dass Gaara seinen Sand nicht herbei rufen kann und von dem ausgesperrten Hund geht wohl auch keine Gefahr aus. Und Lee weiß ganz genau, dass Gaara ohne seinen Sand schwach ist, dass er sich so nicht wehren kann. „Von dir will ich das gar nicht wissen, also lass los!!“ Die Panik steigt immer weiter in ihm an, obwohl er keine Ahnung hat, was Lee eigentlich vor hat. „Es kümmert mich im Moment überhaupt nicht, was du willst und ich werde solange weiter machen, bis – bis ich eben fertig bin!“, kommt es bestimmend von Lee.
 

Doch das Hundegebell ist nicht gerade förderlich für diese Situation, davon bekommt sogar Lee langsam Kopfschmerzen. Doch er will sich nicht ablenken lassen, nachher gelingt es Gaara vielleicht doch noch, ihm zu entwischen und dann ist er auf jeden Fall so was von tot!! Mit aller Kraft packt Lee ihn und dreht ihn auf den Rücken. Tief blickt er dem Rothaarigen in die Augen, doch dieser zappelt nur weiter herum, beschimpft ihn und versucht sich zu befreien. „Halt endlich deine verfluchte Schnauze!!!“, fährt Gaara auf einmal den Hund an. Erschrocken zucken sowohl Lee als auch der Hund zusammen. Verwundert blickt Lee zum Balkon und sieht, wie der Hund sich traurig und ängstlich in einer Ecke des Balkons verzieht.
 

Als er wieder zu Gaara blickt, sieht er jedoch, dass es diesem ziemlich weh getan haben muss, seinen geliebten Hund so anzuschreien. Betrübt blickt er auf den zusammengekauerten Hund auf dem Balkon und versucht sich nur mit seinen Augen bei ihr zu entschuldigen. Das findet Lee richtig rührend, Gaara hat doch mehr Gefühle, als er zu geben will. Dadurch ermutigt, macht Lee einfach weiter. Bestimmend drückt er Gaara zurück aufs Bett. Doch dieser blickt ihn nur voller Hass an. Ganz allein Lee ist schuld, dass er seinen Hund so anschreien musste. Das wird er noch mal büßen!
 

Der Sandbändiger nimmt all seine Kraft zusammen und versucht sich aus Lee´s Griff zu befreien. Doch es gelingt ihm nicht und er weiß selber, dass er niemals die Kraft dafür haben wird – nur sein Sand macht ihn stark. Dennoch versucht er es weiter, fast schon panisch stemmt er sich gegen den eisernen Griff des Tai-Ninjas. Seine wütenden Augen durchbohren den Schwarzhaarigen, doch dieser lässt sich von keiner dieser Drohungen ablenken. Man will es kaum glauben, doch er lächelt Gaara sogar entgegen. Ein Schauer gleitet über den Körper des Sandninjas hinweg und lässt ihn etwas erzittern.
 

Diese Reaktion bleibt Lee nicht verborgen und sein Lächeln wird zu einem breiten Grinsen, als er merkt, dass Gaara aufhört, sich gegen ihn zu stemmen. Stumm liegt er unter ihm und blickt finster zu ihm hinauf, doch das hat Lee noch nie beeindruckt. Er hält ihn weiterhin fest im Griff und beugt sich langsam zu ihm hinunter. Daraufhin weiten sich Gaara´s Augen langsam, je näher Lee ihm kommt. Was hat er nur vor? Gaara will es gar nicht wissen, doch egal was es ist, der Sandninja will es auf keinen Fall!
 

Er stemmt sich wieder etwas gegen Lee´s Griff, aber augenblicklich verlässt ihn das bisschen Kraft, das er hat und er bleibt wieder still liegen. In der Zwischenzeit ist Lee ihm ein gutes Stück näher gekommen, ihre Nasenspitzen berühren sich schon fast.
 

Gaara hat gar nicht mitbekommen, dass Lee schon so nah ist und schreckt etwas zusammen. Daraufhin lächelt Lee ihm sanft entgegen, als könnte er damit alles wieder gut machen. Gaara kann ihm einfach nichts entgegenbringen, innerlich seufzt er tief. Dann setzt er einen Blick auf, den Lee noch nie gesehen hat und wahrscheinlich außer Ryoujiroe auch sonst niemand. Es ist ein Blick, in dem eine tiefe Bitte zu liegen scheint, der sagt: egal, was du auch vor hast, bitte tu es nicht. Es tut Lee richtig in der Seele weh, ihn so zu sehen – der von allen gefürchtete Gaara, der so viel Blut vergossen hat und so viele Menschen tötete, liegt nun hier und sieht ich so an.
 

Aber er denkt gar nicht daran, jetzt auf zu hören! Er will alle Gefühle aus Gaara heraus holen, doch das kann er nicht schaffen, wenn er jetzt aufhört. Er schluckt etwas schwer, er hat sowas ja noch nie gemacht und er hat auch irgendwie ein komisches Gefühl dabei. Doch nun kann er nicht mehr zurück, er ist schon zu weit gegangen…
 

Vorsichtig kommt er Gaara wieder etwas näher, sieht ihm in die türkisblauen Augen. Doch Gaara weicht seinem Blick aus und legt den Kopf zur Seite. Daran stört sich Lee aber nicht. Er grinst ein bisschen frech, was Gaara aber nicht sehen kann und kommt ihm dann noch näher. Bestimmend, aber dennoch vorsichtig, legt Lee seine Lippen an Gaara´s Hals. Erschrocken zuckt Gaara unter ihm zusammen und stemmt seine kraftlosen Hände gegen Lee´s durchtrainierte Brust.
 

Langsam beginnt Lee ihn sanft zu liebkosen und ignoriert dabei vollkommen die verzweifelten Versuche des Sunanin´s ihn los zu werden. Ungestört macht Lee immer weiter und gleitet sanft mit seiner Zunge über die leicht erhitzte Haut des Sandbändigers. Er bahnt sich langsam seinen Weg nach oben zu Gaara´s Ohr. Heiß haucht er seinen Atem gegen die dünne Haut. „Entspannt dich, Gaara…“, wispert er leise.
 

Doch der Rothaarige scheint dies vollkommen zu ignorieren und fängt an mit den Fäusten auf Lee´s Brust zu trommeln. Es tut dem durchtrainierten Tai-Ninja nicht wirklich weh, es nervt ihn viel mehr. Er verdreht etwas die Augen, bevor er Gaara´s Hände packt und sie etwas heftiger auf die Matratze zurückdrückt. „Lass das!“, fordert Lee ihn auf. Erschrocken weiten sich die türkisblauen Augen etwas, bevor sie wieder diesen ausdruckslosen Glanz annehmen, den sie sonst tragen. Gaara blickt ihn wütend an: „Dann lass du mich endlich in Ruhe, verdammt!“ „NEIN!“, kommt es viel zu schroff von Lee.
 

Diese Tonlage kennt man gar nicht von dem sonst so fröhlichen Lotuskämpfer. Auch Gaara scheint sich dessen bewusst zu sein und erwidert darauf nichts. Er legt den Kopf nur wieder zur Seite und versucht die Welt um sich herum zu ignorieren. Doch Lee erkennt trotzdem so etwas wie Verwirrung und vielleicht sogar etwas Angst in Gaara´s Augen. Und irgendwie fühlt sich Lee dadurch nur noch bestärkter in seinem Tun, denn immerhin hat er Gaara doch gerade in seine Schranken verwiesen und das fühlt sich irgendwie richtig gut an!
 

Wieder dadurch ermutigt, nähert er sich erneut dem Sandbändiger und gleitet wieder mit den Lippen über seinen Hals. Gaara erwidert nichts, bleibt einfach nur stumm liegen und scheint sich zu ergeben…
 

Ein bisschen traurig kommt sich Lee schon dabei vor, wenn Gaara so gar keine Reaktionen von sich gibt, obwohl er sich hier richtig Mühe zu geben versucht. Doch so schnell lässt er sich nicht wieder entmutigen, immer hin ist er ja auch schon bis hier hin gekommen, dann kann er auch weiter machen. Und da Gaara´s Sand anscheinend den Geist aufgegeben hat, kann ihn auch nichts so schnell daran hindern, weiter zu machen.
 

Sanft verteilt er viele kleine Küsschen auf Gaara´s Hals, doch der Rothaarige blickt nur weiter stur zur Seite. Noch unbemerkt von Lee, bildet sich aber langsam ein roter Schimmer auf den Wangen des Sunanin. Gaara spürt eine seltsame Hitze in sich, die er sich nicht erklären kann. Und all der Sand auf seiner Haut ist auf einmal auch verschwunden und zieht sich mit leisem Rieseln in die Flasche zurück. Je weiter Lee macht, desto schlimmer scheint es zu werden, er versucht es zu ignorieren, doch dadurch scheint die Hitze nur noch schlimmer zu werden. Heftig beißt er sich auf die Unterlippe und versucht dieses komische Gefühl in sich mit Schmerz zu überlagern.
 

Einen Moment lang scheint es zu funktionieren. Doch dann spürt er Lee´s Hand auf seinem Bauch, wie sie zärtlich darüber streicht. Nur der hauchfeine Stoff von Gaara´s Netzhemd hindert ihn daran, die nun weiche, vom Sand befreite, Haut zu berühren. Dennoch spürt Gaara die leicht kalten Finger des anderen an seiner Haut und die verstärken noch mehr das seltsame Gefühl in ihm. Er beißt sich weiter hin auf die Unterlippe, um ein aufkommendes Keuchen in sich zu verbergen, das er sich eh nicht erklären kann. Einen Moment später schmeckt er auch schon sein eigenes heißes Blut in seinem Mund. Doch auch dies bringt ihm nicht die gewünschte Ablenkung, die er sich dabei erhofft hätte.
 

Lee ist es nicht entgangen, wie sehr Gaara mit sich zu kämpfen scheint. Wieder schleicht sich ein leicht freches Grinsen auf seine Lippen. Langsam aber sicher bricht er seinen Willen immer mehr. Stolz keimt tief in Lee auf und dann gleiten seine Finger blitzartig unter das bisschen Stoff vom Gaara´s Netzhemd.
 

Erschrocken keucht der Sandbändiger auf, als die immer noch etwas kalten Finger des Tai-Ninjas seine erhitzte Haut berühren. Ein Geräusch, dass Lee fast in den Wahnsinn treibt, zu schön klingt es in seinen Ohren, zu sehr wünscht er sich, es wieder zu hören. Vorsichtig blickt er Gaara in die Augen, der Schreck von eben steht noch darin. Der Rotschimmer auf den Wangen des Kleineren hat sich deutlich verdunkelt.
 

Was für ein Anblick! Lee schluckt schwer und dann legt sich auch auf seine Wangen ein hauchzartes Rosa. Dann verändert sich der Glanz in Lee´s Augen und mit lüsternem Blick versucht er Gaara noch mehr einzuschüchtern. Da der Sandbändiger noch niemals so einen Blick gesehen hat, weiß er damit auch nicht viel anzufangen, doch irgendwie hat dieser Blick etwas sehr beunruhigendes…
 

Tiefes Unbehagen breitet sich in ihm aus und er legt abermals den Kopf zur Seite. Lee lässt sich davon nicht beeindrucken – soll Gaara doch machen, was er will, solang er seinen Plan zu Ende führen kann! Langsam beugt er sich wieder zu ihm herunter und sieht ganz deutlich, wie sich Gaara wieder auf die Unterlippe beißt, um jegliche Geräusche zu verbergen. Ein Schmunzeln legt sich auf Lee Lippen – irgendwie ist Gaara so richtig niedlich!
 

Doch durch seine ganzen Versuche Lee wieder loszuwerden, hat Gaara gar nicht mitbekommen, dass er gar keine Kopfschmerzen hat, wenn Lee ihm so nahe kommt. Er merkt es auch jetzt nicht, zu sehr ist er damit beschäftigt, seine Unterlippe weiter zu traktieren – den süßen Geschmack seines eigenen Blutes zu schmecken. Kurz darauf spürt er wieder Lee´s Lippen an seinem Hals und irgendwie fühlt es sich nicht mehr so furchtbar an, wie am Anfang. Sollte sich der ach so stolze Gaara wirklich an etwas Derartiges gewöhnt haben und es vielleicht auch noch gut finden?
 

Er kann es nicht glauben. Langsam gleiten Lee´s Finger immer weiter unter sein Hemd, suchen sich ihren Weg nach oben zu der schmalen Brust des Wüstenbewohners. Inzwischen sind die Finger des Tai-Ninjas auch nicht mehr so kalt. Hauchzart streicheln sie über die weiche, warme Haut unter sich, während die heiße Zunge des Schwarzhaarigen über Gaara´s Halsbeuge wandert. Der Rothaarige kann sich nicht helfen, irgendwie ist es angenehm so von dem anderen berührt zu werden…

Nach und nach lösen sich die einzelnen Barrikaden in Gaara auf. Shuukaku scheint vollkommen verdrängt und vergessen zu sein. Tief in seiner Kehle staut sich ein kleines Keuchen an, das er nur zaghaft nach draußen schickt.
 

Doch es dringt an Lee´s Ohren und er freut sich über diesen Laut. Langsam scheint er auch den letzten Willen in Gaara zu brechen. Schmunzelnd macht er weiter und zieht dem Rothaarigen langsam das Hemd bis über die Brust. Einen Moment betrachtet er die warme, makellose Haut. Doch was ist das? Auf der Brust des Sandbändigers erstreckt sich eine große Narbe. X-förmig liegt sie genau auf dem Brustbein und bereitet sich dann gleichmäßig in die vier Richtungen auf der Brust aus. Gaara scheint also doch nicht so unverwundbar zu sei, wie er gern behauptet. Das hat Lee ja auch in ihrem Kampf bei der Chunin-Prüfung gemerkt. Aber das es jemandem gelungen ist, ihm so eine große Wunde zu zufügen, erschreckt Lee schon fast – er hätte dabei auch leicht sterben können…
 

Doch das ist jetzt nicht wichtig – irgendwann wird Gaara ihm bestimmt erzählen, wie es dazu gekommen ist. Vorsichtig gleitet er mit den Fingern über seine Brust und zeichnet nur ganz schwach dabei das X nach. Dass Lee ihn genau da berührt, scheint Gaara allerdings nicht zu stören. Er lässt nur wieder dieses zarte Keuchen von sich, doch diesmal hört es sich schon viel freier und ungezwungener an. Vorsichtig streicheln Lee´s Finger weiter über die zart rosane Haut. Fahren weiter die Narbe entlang und kreisen dann frech um die langsam härter werdenden Knospen herum.
 

Ein wohliges Seufzen entfleucht Gaara daraufhin, es scheint ihm ja sichtlich zu gefallen. Wieder flammt der Stolz in Lee auf, die Flammen lodern förmlich in seinen lüsternen Augen. Langsam gleitet er mit den Lippen und der Zunge über die Brust des anderen, hört dabei den Herzschlag des Rothaarigen in seinen Ohren hämmern, während das Stöhnen des Kleineren etwas mehr an Lautstärke gewinnt.
 

Langsam gleitet er tiefer hinunter, fährt mit der Zunge wieder über die Narbe und wandert dann hinunter zum Bauch des Rothaarigen. Gaara stöhnt nun hemmungsloser und legt etwas zittrig seine Hände auf Lee´s Schultern. Wie es scheint hat er sich damit abgefunden, dass Lee in diesem Kampf als Sieger hervorgehen wird, eine Tatsache, die Lee sich bei Gaara´s Ankunft nie hätte träumen lassen.
 

Vorsichtig gleitet er mit den Fingerspitzen über Gaara´s Seiten und lauscht dabei dem nun lustvollen Stöhnen des Kleineren. Eine feuchtwarme Spur zieht sich nun hinab bis zum Bauchnabel des Jungen.
 

Absichtlich langsam umkreist er ihn und gleitet dann urplötzlich mit der Zunge in ihn hinein. Erschrocken keucht Gaara auf und fährt hoch. Kurz darauf wird er von Lee allerdings wieder sanft in die Kissen gedrückt.
 

Beruhigend schaut er den Sandninja in die noch etwas geweiteten Augen. Gaara erwidert seinen Blick ziemlich schnell und der Schreck scheint wieder vergessen zu sein. Mit lustverhangenen Augen blickt er dem Schwarzhaarigen entgegen und scheint dabei kein bisschen wütend auf ihn zu sein, weil er ihn so erschreckt hat. Darüber freut sich Lee natürlich sehr und senkt langsam wieder den Kopf und gleitet mit der Zunge über Gaara´s Hals, während seine Hand langsam hinab sinkt zum Bund von Gaara´s Shorts…
 

Sanft streichen seine Finger über den dehnbaren Bund und fühlen dabei den glatten schwarzen Stoff unter sich. Erwartungsvoll stöhnt Gaara ihm leicht gegen sein Ohr. Er hat die Augen geschlossen und scheint die unbekannten Gefühle, die der Tai-Ninja in ihm auslöst, zu akzeptieren und zu genießen. Langsam wandert Lee´s Hand noch etwas tiefer hinunter und schiebt sich vorsichtig zwischen die leicht gespreizten Beine des Jungen unter sich.
 

Erschrocken zuckt Gaara wieder zusammen. Niemals hat ihn dort jemand zuvor berührt und irgendwie ist ihm auch klar, dass er sich dort nicht von einem anderen Jungen berühren lassen sollte. Doch irgendwie sehnt sich sein Körper nach dieser Berührung, auch wenn er weiß, dass es falsch ist. Immer noch etwas erschrocken blickt er zu Lee auf, der ihn wieder langsam aufs Bett drückt. „Hab keine Angst, Gaara. Ich werde dir nicht wehtun…“, haucht Lee ihm entgegen. Nicht unbedingt alle Zweifel verlassen Gaara in diesem Moment, aber es sind genug, um Lee etwas Vertrauen entgegen zu bringen.
 

Langsam beugt sich Lee wieder zu ihm hinunter und gleitet mit der Zunge an seiner Ohrmuschel entlang. Ein wohliger Schauer schießt durch Gaara´s Körper und er legt etwas schwach seine Arme in Lee´s Nacken. Vorsichtig drückt Lee wieder seine Hand zwischen Gaara´s Beine und bewegt sie ganz sanft. Dies lässt einen weiteren Schauer durch Gaara´s Körper jagen und ein lustvolles Stöhnen dringt an Lee´s Ohr.
 

Er wartet noch einen Moment, bis sich Gaara wirklich daran gewöhnt hat und dann zieht er ihm langsam die Shorts ein Stück runter. Unsicher klammert sich Gaara an ihm fest. „Was machst du denn da?“, Angst und Unsicherheit schwingen in Gaara´s Stimme mit. „Keine Sorge, es wird dir ganz sicher gefallen…“, versichert ihm Lee. Sanft lächelt er ihm entgegen und scheint Gaara damit ein bisschen zu beruhigen.
 

Dann legt der Tai-Ninja wieder sanft seine Hand auf Gaara´s Bauch und gleitet an ihm hinab. Der Sandbändiger klammert sich derweilen wieder an Lee fest und drückt sein Gesicht in die Halsbeuge des Größeren. Ein wohliger Schauer schießt daraufhin durch Lee´s Körper und seine Haut scheint an dieser Stelle augenblicklich zu verbrennen…
 

Wer hätte gedacht, dass sich Gaara´s Nähe so gut anfühlen kann? Langsam gleitet er weiter an ihm herab, bis er ihn schließlich dort berührt, wo auch vorher seine Hand schon gewesen war – nur mit dem kleinen Unterschied, dass jetzt kein störender Stoff dazwischen ist. Und genau aus diesem Grund schreckt Gaara auch wieder zusammen, als er Lee´s Finger an sich spürt. Er kneift die Augen fest zusammen und klammert sich noch mehr an den Größeren, bis der erste Schreck vorüber ist.
 

Für beide ist diese Situation völlig neu und da ist es natürlich logisch, dass beide irgendwie angst haben. Doch Lee schiebt alle Zweifel beiseite – bevor es sich Gaara doch noch anders überlegt. Sanft fängt er an den Rothaarigen zu massieren. Es klingt mehr wie ein Schnurren, als wie ein Stöhnen, was Gaara daraufhin von sich gibt. Langsam krallen sich seine Nägel in Lee´s Schultern fest, ein unbändiger Druck staut sich allmehlig in dem Sandbändiger an und wandert langsam zu der Stelle, an der Lee´s Hand liegt. Ein seltsames Gefühl, das sich aber nicht unbedingt schlecht anfühlt!
 

Nach und nach werden Lee´s Bewegungen immer fordernder. Mit leichtem Druck gleitet sein Daumen über die empfindliche Spitze hinweg, taucht dort in die ersten Lusttröpfchen ein. Immer wieder reibt er dort drüber, während der Rest seiner Hand fleißig weiter massiert. Als Belohnung dafür hört er das tiefe, kehlige Stöhnen des Wüstenbewohners dicht an seinem Ohr. Schmerzhaft fest klammert sich Gaara dabei mit den Nägeln an ihm fest. Doch Lee stört es nicht wirklich. Er verzieht zwar kurz das Gesicht, doch eigentlich fühlt sich dieser Schmerz gar nicht mal schlimm an – irgendwie macht er ihn sogar an…
 

Gaara´s heißer Atem schlägt immer wieder gegen seinen Hals und seine Haut brennt förmlich unter den Fingern des Kleineren. Dann plötzlich schreit Gaara laut auf und kommt in Lee´s Hand. Ein zufriedenes Lächeln legt sich auf die Lippen des Tai-Ninjas, als er spürt, wie die warme, milchige Flüssigkeit sich in seiner Hand verteilt. Gaara zittert leicht und löst dann langsam die Umklammerung. Völlig fertig lässt er sich in die Kissen fallen. Seine Augen sind geschlossen, seine Wangen tragen ein tiefes Rot und sein Atem geht heftig und stoßweise, so als hätte er gerade an einem Wettrennen teilnehmen müssen.
 

Schmunzelnd betrachtet Lee ihn. Ein warmes Gefühl von Zufriedenheit legt sich auf ihn. Neugierig betrachtet er seine Hand, an der die, immer noch warme Lust des Rothaarigen, langsam herunterläuft. Vorsichtig gleitet er mit der Zunge über seine Finger, noch ganz zaghaft, weil er nicht weiß, was ihn erwartet. Doch kurz darauf breitet sich der süßlich herbe Geschmack des Sunanin´s in seinem Mund aus. Er hätte nicht gedacht, dass Gaara so süß sein kann!
 

Ein paar Momente später blickt er wieder zu Gaara hinab. Dieser liegt immer noch so da wie vorher, mit geschlossenen Augen. Ein leichtes Rot liegt noch auf seinen Wangen, doch seine Atmung ist schon wieder viel friedlicher. Er wirkt so unschuldig, wenn er dort so liegt. Es macht Lee fast wahnsinnig, ihn so zu sehen, doch für heute hat er den Sandbändiger wohl mehr als genug gefordert. Lang und genüsslich gähnt der Tai-Ninja und legt sich dann neben den Rothaarigen.
 

Erschöpft kuschelt er sich in die Kissen und schließt dann träge die Augen. Doch gerade als er in einen schönen Traum abgleiten will, spürt er einen seltsamen Druck auf seiner Brust, der ihm etwas den Atem nimmt. Verwundert öffnet er die Augen und kann kaum glauben, was er dort sieht. Gaara hat sich neben ihm zusammengerollt und seinen Kopf am Lee´s Brust gelegt. Die sonst so kalten Augen des Jungen sind friedlich geschlossen, seine Atmung ist gleichmäßig und ruhig. Man könnte sogar fast sagen, dass ein kleines Lächeln auf Gaara´s Lippen liegt.
 

Es sieht fast so aus, als würde er schlafen. Bei diesem auch so friedlichen Anblick legt sich wieder ein kleines Lächeln auf Lee´s Lippen. Doch Moment mal – Gaara schläft?!? Leicht geschockt weihten sich Lee´s Augen – unsicher betrachtet er den friedlich daliegenden Jungen, der sich so unschuldig an ihn kuschelt. Leicht schwerfällig schluckt Lee etwas nervös. Er weiß ja, dass Gaara eigentlich nicht schlafen tut, weil sonst Shuukaku die Kontrolle über ihn gewinnt. Doch irgendwie scheint nichts zu passieren.
 

Verwirrt mustert der Schwarzhaarige ihn. Doch Gaara liegt nur weiterhin friedlich da und schläft so süß, dass man kaum glauben kann, dass er überhaupt jemandem etwas antun könnte. Einen Moment beobachtet Lee ihn noch etwas nervös, dann legt er sich wieder hin. Wenn Shuukaku doch noch auf dumme Gedanken kommen sollte, ist es ihm jetzt auch egal. Er ist hundemüde und will jetzt nur noch schlafen. Er wird schon merken, wenn Gaara aufwacht oder hier ein Monster sein Unwesen treibt…
 

Vorsichtig nimmt er Gaara in den Arm und zieht die Decke über sie beide. Mit einem kleinen Schmunzeln merkt er, wie sich Gaara noch etwas dichter an ihn kuschelt. So lässt es sich ja richtig gut mit dem Rothaarigen auskommen. Mal sehen, wie lange dieser Frieden anhält. Langsam schließt Lee die Augen und ist auch kurz darauf schon fest eingeschlafen…
 

Am nächsten Morgen…
 

Gleißend hell schiebt sich die Morgensonne in die Wohnung des Tai-Ninjas. Unerbittlich taucht sie das Bett in glühendes Licht. Auf dem Balkonsims landen einige Vögel und zerreißen die Stille des Morgens mit ihrem Gesang. Leicht genervt davon dreht sich Ryoujiroe auf die andere Seite und versucht noch etwas zu schlafen.
 

Während der Ninken draußen auf dem Balkon mit seiner ungebetenen Musikeinlage kämpft, regt sich Gaara langsam. Noch immer liegt er in Lee´s Arm und kuschelt sich an die kräftige Brust des Älteren. Langsam blinzelt er und reibt sich müde die Augen. Zu gut liegt es sich hier. Doch eine Sekunde später sitzt der Rothaarige kerzengerade im Bett. Schreckgeweitet blicken sich seine Augen um. Noch etwas träge versucht sein Kopf mit der Tatsache fertig zu werden, dass er anscheinend eingeschlafen ist.
 

Wie konnte das nur passieren? Sonst fällt ihm die Beherrschung doch auch nicht so schwer. Schockiert blickt er sich wieder im Zimmer um. Verwirrt betrachtet er den Raum, der keinerlei Zerstörung aufweist. Hat Shuukaku denn nicht die Kontrolle über ihn übernommen? Dunkel erinnert er sich an das letzte Mal, als er eingeschlafen ist und sein Dorf fast vollständig zerstört hat. Diesmal scheint aber nichts passiert zu sein. Verwirrt blickt er zum Balkon hinaus. Ryoujiroe liegt immer noch friedlich auf ihrer Decke und schläft. Hätte er die Kontrolle verloren, würde sie dort nicht so friedlich liegen…
 

Aber warum hat er dann so friedlich schlafen können? Langsam flammt ein kleiner Schmerz in seinem Kopf auf, Shuukaku meldet sich zurück und er scheint nicht besonders glücklich darüber zu sein, dass Gaara ihn gestern Nacht einfach weggesperrt hat. Wütend schimpft er in seinem Kopf herum und dann trifft Gaara fast der Schlag, als ihm einfällt, was gestern Nacht alles passiert ist. Geschockt weiten sich wieder seine Augen und er dreht sich ruckartig zu Lee um, der immer noch friedlich neben ihm liegt und schläft. Ein kleines Lächeln umspielt die Lippen des Tai-Ninjas. „Gaara…“, flüstert er leise im Schlaf.
 

Entsetzt über sich selbst, dreht er sich wieder um. Langsam zieht er seine Beine an seinen Körper, schlingt die Arme darum und legt seine schmerzende Stirn auf seine Knie. Was zum Teufel hat Lee nur mit ihm gemacht? Immer wieder tauchen die Bilder der letzten Nacht vor seinen Augen auf. Seltsame Gefühle schießen dabei durch seinen ganzen Körper – doch er kann mit ihnen nichts anfangen. Doch irgendwie scheint es Lee aber mit seinem Tun gelungen zu sein, Shuukaku zu vertreiben…
 

Dennoch beschleicht ihn das komische Gefühl, dass es nicht richtig war, was Lee getan hat. Er hat zwar keine Ahnung von Liebe, doch er weiß, dass so etwas doch eigentlich nur Mann und Frau machen, wenn sie sich lieben. Geht das überhaupt bei zwei Männern? Gaara weiß es nicht und irgendwie will er das auch gar nicht so recht wissen. Versunken in seinen Gedanken, schreckt er hoch, als sich auf einmal eine Hand auf seine Schulter legt. Erschrocken blickt er hinter sich und sieht Lee in die noch etwas müden Augen.
 

Ein sanftes Lächeln liegt wieder auf seinen Lippen, doch Gaara kann es nicht erwidern. „Ist alles in Ordnung, Gaara?“, fragt Lee leicht besorgt. „Ich hab nur Kopfschmerzen…“, murmelt Gaara mehr zu sich selbst, als zu Lee. „Vielleicht kann ich dir ja helfen…“, haucht Lee ihm entgegen. Sanft streichelt er über Gaara´s Schultern und liebkost hauchzart über seinen Hals. Ein tiefes Zittern geht daraufhin durch Gaara´s Körper. Shuukaku flucht tief in ihm drin und sein Kopf droht wieder zu explodieren.
 

Von Schmerz durchzogen springt er aus dem Bett und drückt sich die Finger gegen die Schläfen. „Gaara?!?“, leichte Angst schwingt in Lee´s Stimme mit. „Mir geht’s gut - Ich muss hier nur raus…“, sagt Gaara mit etwas zittriger Stimme. Langsam geht er Richtung Tür. Kraftlos legt er seine Hand auf die Klinke, als wieder Lee´s Stimme zu ihm durchdringt. „Gaara?“ Es dauert einen Moment, bevor sich der Sandninja zu ihm umdreht. Der Schmerz liegt schwer in den trüben, türkisblauen Augen des Jungen. „Ich liebe dich, Gaara…“, sagt Lee etwas traurig.
 

Einen Moment blickt Gaara nur wieder zur Tür und versucht den Schmerz zu ignorieren, den die Worte in seinem Kopf auslösen. Doch er kann Lee irgendwie nicht dafür hassen, er weiß selbst nicht warum. Als der Schmerz etwas abklingt, öffnet er langsam die Tür. „Ich weiß, Lee“, sagt er schwach, als er das Zimmer verlässt und die Tür hinter sich schließt. Eigentlich freut sich Lee über diese Aussage sehr, doch er ist gleichzeitig tieftraurig, weil er wünschte, Gaara würde noch bei ihm bleiben und nicht wegen ihm leiden müssen… Langsam vergräbt er sein Gesicht in den Kissen und versucht die aufkommenden Tränen zu unterdrücken…
 

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* Jetzt beginnen auch die Kopfschmerzen wieder, sie pulsieren im regelmäßigen Rhythmus seines klopfenden Herzens. – Stephen King´s „Dead Zone“, 1979.
 


 

vielen dank fürs lesen und danke an alle kommischreiber ^^

Das Spiel des Drachen...

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Hilfe für den Tiger...

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der Sand des Tigers

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der Plan des Drachen...

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Draches Schmerz und Tigers Leid...

Am nächsten Abend…
 

Der Tag verlief ausgezeichnet. Sie sind hervorragend vorangekommen und keinerlei Streitigkeiten zerstörten die friedliche Ruhe. Wenn nichts mehr dazwischen kommt, werden sie spätestens morgen Mittag in Kawa no Kuni sein. Die Aufregung macht sich langsam in ihnen breit. Nun endlich kann die Mission richtig beginnen! Schnell findet sich auch eine geeignete Lichtung, um die Zelte, zumindest auf dem Hinweg, ein letztes Mal aufzubauen. Alle scheinen gute Laune zu haben, selbst Baki legt seine Streitigkeiten mit Gai eine Weile nieder und auch Gaara scheint nicht so mies gelaunt, wie sonst, zu sein. Manchmal scheint er sogar zu schmunzeln, wenn Lee Unfug macht.
 

Die gute Stimmung verleitet alle dazu, ein bisschen zu feiern. Gemütlich sitzen sie am Feuer zusammen, essen ein paar Leckereien und Gai und Baki gönnen sich ein wenig Sake. Der ganze Wald scheint von ihrer heiteren Stimmung erfüllt zu sein und nichts scheint diese Ausgelassenheit trügen zu können. Doch lange feiern sie nicht, schließlich müssen sie morgen wieder früh raus, um planmäßig ihr Ziel zu erreichen. Sie wissen ja auch nicht, wie lange sie wohlmöglich noch nach diesem Umo suchen müssen oder ob die Schriftrollen so frei zugänglich sind, wie sie es sich wünschen…
 

Da sie dem Dorf schon so nahe sind, ist die Wahrscheinlichkeit von anderen Ninjas angegriffen zu werden, natürlich auch viel höher und sie müssen daher auch viel vorsichtiger sein, als auf ihrem bisherigen Weg.
 

Als die Sonne sich schließlich hinter den Horizont verzieht, sammeln sie das restliche Essen und die Getränkefläschchen ein und verstauen alles in ihren Zelten, um keine wilden Tiere anzulocken. Nur das Feuer brennt noch eine Weile vor sich hin. Langsam ziehen sie sich in ihre Zelte zurück und nicht viel später ist es auf der Lichtung mucksmäuschenstill – nur das Feuer knistert leise im schwachen Wind und gelegentlich hört man den müden Schrei einer Eule.
 

Verträumt steht Gaara am Feuer und beobachtet die kleiner werdenden Flammen dabei, wie sie sich das Holz einverleiben. Feine Rauchschwaden steigen zum Himmel auf und verblassen bald im nächtlichen Blau. Der Mond scheint hell, als hätte jemand vergessen eine Lampe in einem großen, dunklen Zimmer auszumachen. Es ist so friedlich und klar heute, dass Gaara ohne Probleme hören kann, wie sich Lee und die anderen in ihren Zelten bewegen. Leise reibt der Stoff aufeinander, was ein wohliges Gefühl in dem Rothaarigen aufsteigen lässt.
 

Durch Lee hat er so viele Dinge gelernt und mittlerweile schon fast als selbstverständlich eingeordnet, dass es ihm schon jetzt irgendwie schwer fällt, daran denken zu müssen, dass diese Mission irgendwann zu Ende ist und sie sich dann von einander verabschieden sollen. Ein schwaches Seufzen verlässt seine Lippen. Er sollte an so etwas nicht denken, er ist sich ja noch nicht einmal ganz sicher, wie er nun eigentlich zu Lee steht. Der Schwarzhaarige sagt ihm so oft, dass er ihn liebt, doch irgendwie kann der Rothaarige diese drei Worte nicht aussprechen, irgendetwas scheint ihn daran zu hindern und er ist sich sicher, dass es nicht nur Shuukaku ist, sondern wohl auch sein eigener Stolz.
 

Immerhin sind sie beide Jungs und es ist irgendwie nicht richtig, einem anderen Jungen zu sagen, dass man ihn liebt! Oder doch? Lee scheint es so leicht über die Lippen zu kommen, warum nur? Wieder ist ein leises Seufzen von dem Sandbändiger zu hören. Doch dann hört er es bei Lee im Zelt wieder rascheln. Ein kleines Schmunzeln huscht über sein blasses, vom Feuer beschienenes, Gesicht. Seit Gaara bei ihm ist, fällt es dem Tai-Ninja sehr schwer, ohne ihn einzuschlafen. Das ist auch dem Sunanin nicht entgangen.
 

Im Zelt…
 

Unruhig dreht sich Lee von einer Seite auf die andere. Schließlich blickt er auf die Stelle, wo Gaara eigentlich schlafen sollte. Doch Gaara kommt nie sofort mit zu ihm ins Bett, wenn alle anderen schlafen gehen. Für den Rothaarigen ist Schlafen noch immer nichts Notwendiges oder Erforderliches und es fällt ihm jetzt noch schwer, sich richtig damit anzufreunden. Lee kann sich gut vorstellen, dass das schwierig ist, wenn man es nicht kennt, so wie bei allen anderen Dingen auch. Dennoch würde sich der Schwarzhaarige wünschen, dass Gaara mal freiwillig mit ihm ins Bett kommt. Doch immerhin liegt Gaara noch neben ihm, wenn er jeden Morgen aufwacht und das ist eines der schönsten Dinge, die Lee sich vorstellen kann!
 

Langsam setzt sich Lee auf. Verschlafen gähnt er in das leere Zelt hinein, bevor er einen leicht schmollenden Blick auf Gaara´s Seite wirft. Doch er wird ihn schon überreden können, zu ihm zu kommen, so wie immer. In freudiger Erwartung, seinen Gaara gleich wieder in die Arme schließen zu können, krabbelt er Richtung Ausgang. Im Halbdunklen stößt er plötzlich mit den Fingern gegen seine Wasserflasche. Vorsichtig hebt er sie auf und trinkt einen Schluck. Doch als das Wasser seine Kehle hinunter rinnt, muss er sich heftig schütteln. Beim Aufräumen vorhin, hat er ausversehen eine der Sakeflaschen erwischt, aus denen die Senseis getrunken haben.
 

Doch dies scheint er auch jetzt nicht zu bemerken. Scharf brennt der Alkohol in seinem Hals und eine seltsame Wärme macht sich in seinem Magen und in seinen Wangen breit. Wieder schüttelt er sich und verzieht das Gesicht. „Ich hätte das Wasser nicht so dicht ans Feuer stellen sollen. Das ist nicht mehr gut…“, murmelt er stirnrunzelnd vor sich hin. Entweder ist Lee wirklich nicht bewusst, dass er gerade Sake getrunken hat, oder er hat gerade als erster Mensch auf der Welt, die alkoholische Gehrung bei Wasser durch zu hohe Wärmeeinwirkung entdeckt! Wer weiß, wer weiß…
 

Langsam wird ihm etwas schwindelig. Ein zarter Rotschimmer legt sich auch seine wärmer werdenden Wangen und ein Gefühl von Zufriedenheit und innerer Ausgeglichenheit macht sich in ihm breit. Er verträgt überhaupt keinen Alkohol und das wissen die Konohaninja auch. Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass er ausversehen Alkohol trinkt und es ist auch nie besonders gut ausgegangen… Was Gaara wohl dazu sagen wird, wenn er es bemerkt? Apropos Gaara, da war doch noch was! Ein verträumtes Schmunzeln legt sich auf Lee´s Lippen. Hochmotiviert überbrückt er das letzte Stück bis zum Ausgang. Langsam öffnet er die Plane und steckt den Kopf in die angenehm kühle Nachtluft hinaus.
 

Als Gaara hört, wie das Zelt aufgeht, blickt er hinüber. Lee wirft ihm ein etwas seltsames Lächeln zu, doch Gaara achtet nicht darauf und die roten Wangen des Tai-Ninjas scheinen ihm auch nicht aufzufallen. Kurz darauf löscht er das Feuer mit seinem Sand und geht langsam zum Zelt hinüber. Je näher der Rothaarige ihm kommt, desto breiter wird das Grinsen in Lee´s Gesicht. Schmunzelnd bis über beide Ohren dreht er sich auf den Rücken und beobachtet Gaara von dort unten. Als der Rothaarige vor ihm stehen bleibt, verschränkt er die Arme und blickt ihn leicht fragend an. „Willst du da so liegen bleiben oder mich rein lassen?“, fragt Gaara mit einem leicht belustigten Unterton.
 

Noch etwas mehr Röte steigt Lee in die Wangen, die Gaara einfach mal als Reaktion auf seine Frage ansieht. Dann grinst der Schwarzhaarige ihm noch breiter entgegen und schlüpft ins Zelt zurück. Gaara rollt leicht mit den Augen, dennoch liegt ein zaghaftes Lächeln auf seinen Lippen, als er zu Lee ins Zelt schlüpft. Als der Sandbändiger gerade das Zelt verschließen will, taucht Lee direkt vor ihm auf. Erschrocken zuckt Gaara etwas zusammen. „Musst du mich so erschrecken?“, kommt es etwas gereizt von dem Sunanin. Doch als er Lee ansieht, ist das seltsame Lächeln des Schwarzhaarigen verschwunden. Auf seinen dunklen Augen liegt ein fast schon gruseliger Glanz und die Röte auf seinen Wangen ist immer noch nicht verschwunden.
 

Verwundert legt Gaara die Stirn in Falten. Doch ehe er etwas sagen kann, drängt sich Lee zwischen seine Beine und drückt ihm seine Lippen auf die seinen. Erschrocken weiten sich Gaara´s Augen. Aber als er den Kuss gerade erwidern will, dringt ein bitterer Geschmack zu ihm durch und er riecht den Alkohol in Lee´s Atem. Irritiert drückt er den Lotuskrieger von sich weg und blickt ihn ernst an. Nun weiß er auch endlich, warum die Wangen des Älteren immer noch so rot sind. „Sag mal, bist du etwa betrunken??“, kommt es ungläubig von dem Sandbändiger. Und da ist es wieder, dieses seltsame Lächeln. „Nö. Wie kommst du denn auf so etwas?“, haucht Lee ihm entgegen. Wieder dringt der beißende Sakegeruch in seine Nase. Angewidert will sich Gaara abwenden. Doch dazu kommt es nicht…
 

„Komm, lass uns ein bisschen spielen, mein Süßer!“, lallt Lee ihm entgegen, während er ihn grob zu sich zurückdreht. Erbost verengen sich Gaara´s Augen. „Du hast sie doch nicht mehr alle! Ich werde garantiert nicht mit dir ‘spielen‘, wenn du betrunken ist!!“, facht er den Älteren an. Lee grinst nur weiterhin. „Ich bin doch gar nicht betrunken, mein Kleiner…“, haucht er zurück, wobei Gaara das Wort ‘Kleiner‘ überhaupt nicht gefällt. So etwas sagt Lee normalerweise nicht zu ihm.
 

Doch ehe sich Gaara darüber Gedanken machen kann, gleitet Lee´s Hand unter sein Hemd. Erschrocken zuckt Gaara zusammen und versucht die Hand dort wieder raus zubekommen. „Lass den Scheiß!!“ Wut steigt in dem Rothaarigen auf. Wie kann Lee es nur wagen? „Nun hab dich doch nicht so zimperlich. Gestern hat dir das doch auch gefallen!“, kommt es gelassen von Lee. „Gestern warst du ja auch nicht betrunken, du Idiot! Und jetzt nimm deinen dreckigen Pfoten von mir!!“ Gaara merkt gar nicht, dass er immer lauter wird, er will nur, dass dieser Alptraum ein Ende nimmt. „Oh ja, ich bin ein ganz böser Junge…“, grinst Lee ihm entgegen. Grob schiebt er seine Hand immer weiter unter Gaara´s Hemd und schiebt es damit immer mehr nach oben.
 

Wutentbrannt funkelt Gaara ihn an, doch das stört den Schwarzhaarigen kein bisschen. Beide wissen, dass Lee stärker ist als Gaara, vorausgesetzt man betrachtet nur die reine Körperkraft und nicht den Sand. Doch wie schon so oft in letzter Zeit, scheint genau dieser sich zu verweigern. „Hör sofort auf!“, fährt Gaara ihn an. „Aber du willst es doch auch, Gaaralein!“ ‚Gaaralein‘? Der Rothaarige hört wohl nicht richtig – jetzt reicht’s endgültig! „NEIN!“ Noch ehe sich Gaara überlegen kann, wie er Lee endlich los wird, wird auf einmal die Zeltplane beiseite gezogen und das Mondlicht erhellt das Halbdunkel. Vollkommen perplex drehen beide den Kopf in die Richtung. Langsam weiten sich Gaara´s Augen immer weiter, fast so, als würden sie in der Luft schweben, anstatt langsam aus ihren Höhlen zu treten. Verträumt blickt Lee in dieselbe Richtung, doch ihn scheint es kein bisschen zu stören, dass die restlichen Teammitglieder vor ihrem Zelt stehen und das Geschehen beobachten.
 

Es dauert nur den Bruchteil einer Sekunde, bis Gaara realisiert, wo sich Lee´s Hand noch immer befindet und das alle anderen dies sehen können. In den Gesichter der jungen Ninjas und deren Senseis kann Gaara die unterschiedlichsten Reaktionen lesen, doch so unterschiedlich sie auch seinen mögen, laufen sie alle auf das Selbe hinaus: Abscheu und Unverständnis. Noch bevor einer der Beteiligten auch nur Luft holen kann, brennen bei Gaara sämtliche Sicherungen durch.
 

Und diesmal rührt sich, zum Leidwesen aller, auch der Sand. Unaufhaltsam schießt er auf den Tai-Ninja zu. Vom Schock überwältigt weiten sich Lee´s Augen und er ist auf einen Schlag so nüchtern, wie noch nie in seinem ganzen Leben. Bevor er sich jedoch auf seine Abwehr konzentrieren kann, trifft der Sand ihn mit voller Wucht auf der Brust. Wie ein Torpedo donnert der Sand ungehalten aus der Flasche. Durch die Druckwelle zerreißt die Zeltplane mit einem widerlichen Geräusch.
 

Wutentbrannt funkeln Gaara´s Augen in der Dunkelheit und stacheln den Sand noch mehr an, seine grausame Tat fortzuführen, während Shuukaku tief in seinem Kopf seinen Triumpf zu feiern beginnt. Mit einem heftigen Schlag befördert der Sand den wehrlosen Tai-Ninja in die Luft und wirft ihn ungehalten gegen den nächsten Baum. Dieser zersplittert unter der plötzlichen Krafteinwirkung und stürzt mit lautem Krachen zu Boden, während Lee mit einem dumpfen Knall an dem Baum dahinter landet. Als Lee gegen den Baum knallt, ertönt ein hässliches Knirschgeräusch in seinen Ohren, so als würden alle Knochen in seinem Körper gleichzeitig brechen. Es weckt in ihm den Gedanken an die Chunin- Prüfung, als Gaara ihm den Arm und das Bein zerquetscht hat. Damals hat er auch so ein Geräusch gehört…
 

Ein feiner Blutnebel presst sich zwischen seinen Lippen hervor und verteilt sich unbemerkt für ein paar Sekundenbruchteile in der Luft. Dann wird alles Schwarz um ihn herum. Dumpf schlägt sein regloser Körper auf dem Boden auf. Im selben Moment verzieht sich der Sand wieder in seiner Flasche und schwer atmend blickt Gaara auf den bewusstlosen Ninja. Einen Moment später löst sich die Starre, die die anderen in diesem schrecklichen Augenblick gefangen gehalten hat. Kurz darauf hört man einen geschockten Schrei durch den Wald hallen, der sämtliche Tiere aus dem Schlaf reißt. Weinend wirft sich TenTen in Neji´s Arme, unfähig etwas anderes zu tun.
 

Einen Augenblick später steht Gaara plötzlich auf und rennt in den dunklen Wald hinein. „Gaara…“, kommt es geschockt von Kankuro, der seinem kleinen Bruder nachlaufen will. Doch noch ehe er einen Schritt machen kann, packt Baki ihn und zieht ihn wieder zurück. „Lass mich los! Ich muss ihn zurückholen!“, faucht der Marionettenspieler seinen Sensei an. „Er wird dich umbringen, wenn du ihm jetzt zu nahe kommst! Wir werden ihn später suchen, wenn er sich vielleicht wieder beruhigt hat. Jetzt müssen wir uns erst mal um den Jungen kümmern! Hast du mich verstanden?“, versucht Baki ihm klarzumachen. Betrübt senkt Kankuro den Blick und nickt stumm.
 

Langsam lässt Baki ihn wieder los, woraufhin Kankuro sofort von seiner Schwester in die Arme geschlossen wird. Er spürt, wie sie zu zittern beginnt und legt ebenfalls die Arme um sie. Mit unsicheren, wackligen Schritten nähert Gai sich seinem Lieblingsschüler. Schwer schluckt er, bevor er vor ihm auf die Knie sinkt. Hinter ihm versammeln sich die anderen und die Luft spannt sich zum Zerreißen an. Mit einer Hand, die mehr als nur zu zittern scheint, streicht Gai vorsichtig über die Wange des Lotuskriegers. Die warme Haut dabei unter seinen Fingern zu spüren, lässt ihn etwas aufatmen. Baki hockt sich zu ihm und gemeinsam drehen sie Lee vorsichtig auf den Rücken.
 

Einen Moment lang betrachten sie ihn alle nur. Zum Glück sind seinen Augen geschlossen, sonst könnten sie ihn nicht einen noch so kleinen Moment anschauen! Blut fließt dem Schwarzhaarigen aus Mund und Nase, die Wangen hinunter, wo bis eben noch Gai´s Hand lag. Die Haare, die sonst so ordentlich gemacht sind, sind nun zerzaust und verleihen ihm einen sehr mitgenommenen Anblick. Holzsplitter des durchschlagenen Baums kleben in den Strähnen, wie Schokostreusel auf einem Kuchen. Kaum zu erkennen in der noch immer herrschenden Dunkelheit und den schwarzen Haaren, ist das Blut an seinem Hinterkopf, das langsam in den Waldboden sickert…
 

Weitaus schlimmer sieht aber die Wunde auf seiner Brust aus. Der Sand scheint sich richtig in die Haut eingefressen zu haben, wie ein wildes Tier, das an das Herz seiner Beute gelangen will. Die Wunde ist tief und durch die Sandkörner ziemlich zerfetzt, die sich wie tausend kleine Bohrer in das weiche Fleisch gegraben haben. Dünnes, ziemlich helles, Blut quillt daraus hervor und man kann die weißlichen Knochen von ein paar Rippen erkennen, die der Sand zum Glück nicht durchschlagen zu haben scheint. Bei diesem Anblick weicht sämtliche Farbe aus den Gesichtern der Anwesenden und für einen Moment müssen sie alle den Blick abwenden, damit ihnen nicht schlecht wird. Es ist wie in einem schrecklichen Horrorfilm, wo die Beteiligten gerade das erste Opfer eines Serienmörders finden…
 

In den Jahren ihres Ninjadaseins haben sie alle schon viel gesehen. Doch es ist immer etwas anderes, ob es jetzt einem Feind passiert oder jemandem, den man kennt und liebt. Der Anblick, der sich ihnen hier bietet, erinnert einen eher an den Anatomieunterricht für Gerichtsmediziner und Medicnins, als an eine, eigentlich harmlos begonnene, Neckerei…
 

Nach ein paar Augenblicken haben sich alle wieder halbwegs unter Kontrolle. TenTen und Neji sehen nach, was von Lee´s Zelt noch übrig geblieben ist, während Kankuro und Temari das Feuer wieder entfachen. Die Zeltplane ist total zerfetzt, doch alle anderen Sachen scheinen das Ganze größtenteils unbeschadet überstanden zu haben. Schnell sammeln die beiden Konohaninja die Matte, Decke und das Kopfkissen zusammen und platzieren alles in der Nähe des Feuers. Vorsichtig legen Gai und Baki den bewusstlosen Jungen auf die Matte. Über eine halbe Stunde vergeht, bis sie alle sichtbaren Wunden halbwegs verbunden haben. Mit ihren wenigen Medizinkenntnissen können sie auch nicht viel ausrichten und nur hoffen, dass sich der Lotuskrieger nichts gebrochen hat.
 

Unruhig sitzen sie danach am Feuer und beraten, was sie jetzt tun sollen. Keiner weiß, ob Lee noch einsatzfähig ist, wenn er wieder aufwacht. Zur Not müssen sie ihn zurück lassen, was keiner so recht wahrhaben will.
 

Aber bei seinem Zustand kann er weder kämpfen, noch sich vernünftig verteidigen. Und dann müssen sie ja auch noch Gaara finden, was ihnen mindestens genauso viele Kopfschmerzen bereitet. Wer weiß schon, wo er ist und ob er sie nicht angreifen würde, wenn sie ihn finden…
 

Lange grübeln sie herum, doch zu einem zufriedenstellenden Ergebnis kommen sie nicht. Irgendwie ist das ja auch eine ziemlich blöde Situation. Heftig diskutieren sie miteinander und kommen nie so richtig auf ein und denselben Nenner. Gaara ist gefährlich, dass wissen alle Anwesenden, auch wenn es in der letzten Tagen nicht danach aussah. Aber den Sandninja hier im Wald zurücklassen wollen sie auch nicht. Es wäre schrecklich, wenn er hier durch den Wald schleicht und ahnungslose Leute angreift, um sich zu rächen.
 

Unbemerkt von alle dem, schlägt Lee quälend langsam die Augen auf. Für einen Moment kann er gar nichts sehen, dann ist alles verschwommen. Nur ganz allmählig klärt sich sein Blickfeld wieder und er kann die Sterne schwach am dunklen Himmel funkeln sehen. Er blinzelt eine Weile, bis er alles genau erkennen kann und dann dreht er vorsichtig den Kopf zur Seite. Die grellen Flammen des Feuers blenden ihn und treiben ihm die Tränen in die Augen. Er schließt sie wieder für einen Moment und gewöhnt sich erstmal an die Helligkeit, die durch seine Lider scheint. Während er die Augen geschlossen hält, kann er hören, wie die anderen darüber reden, was sie denn nun mit Gaara machen sollen. Als Lee hört, dass sie ihn ihm im Wald zurücklassen wollen würden, weil es das Einfachste ist, setzt sein Herz für einen Augenblick aus. Nein! Das darf er auf keinen Fall zulassen. Er muss seinen kleinen Gaara unbedingt finden, bevor es Tag wird und sie weiterziehen!
 

Gedacht, getan. Vorsichtig versucht er sich aufzustützen. Eine gewaltige Ladung heißen Schmerzes schießt durch seinen Körper, wie eine Kanonenkugel. Plötzlich kriegt er keine Luft mehr und vor seinen Augen wird alles grellweiß, bevor es sich ins Schwarz schlägt und er droht, wieder ohnmächtig zu werden. Er erstickt den Schrei in seiner Kehle, der ihm noch mehr die Luft abschnürt und presst die Augen und Lippen fest zusammen. So verweilt er einen Moment, bis der Schmerz geringfügig abnimmt. Schwer keucht er, doch er bekommt immer noch nicht richtig Luft. Sein Atem hört sich auch so seltsam pfeifend an und er schmeckt sein eigenes Blut, das ihm langsam aus dem Mund rinnt.
 

Er versucht diesen widerlichen Metallgeschmack zu ignorieren, doch es gelingt ihm nicht wirklich. Er richtet sich ein weiteres Stück auf und wieder jagt die Kanonenkugel durch seine Brust und schnürt ihm gefährlich stark die Luft ab. Nach ein paar Augenblicken geht es wieder etwas besser, doch er hört immer noch diesen gruseligen Pfeifton beim Einatmen. Dieser Ton beunruhigt ihn doch zunehmend, doch noch viel mehr macht ihm Sorgen, dass Gaara anscheinend immer noch verschwunden ist. Einen Moment lauscht er den heftigen Diskusionen der anderen, die noch immer keine Lösung gefunden haben. Sie sind so sehr mit diesem Problem beschäftigt, dass sie noch gar nicht mitbekommen haben, dass Lee aufgewacht ist und sich, unter Schmerzen, versucht aufzurichten.
 

Ein paar Augenblicke beobachtet er seine Kollegen schon fast belustigt bei ihrem Streitgespräch – es wäre wohl auch ein sehr witziger Anblick, wie sie so herum gestikulieren und zwischendurch auch lauter werden – doch die Lage ist viel zu ernst, um lustig zu sein. Betrübt wendet er den Blick ab und konzentriert sich wieder darauf aufzustehen. Er keucht schwer, als der Schmerz erneut heftig durch seine Brust jagt. Aber niemand scheint es bemerkt zu haben. Missmutig denkt er sich, dass er hier wahrscheinlich auch den halben Wald vor Schmerz zusammenschreien könnte, sie würden es wohl nicht merken. Und es bricht ihm fast das Herz, wenn er hört, wie böse sie über seinen kleinen Gaara reden, nur weil er für einen Moment die Beherrschung verloren hat.
 

Doch ihnen sitzt der Schock der Chunin-Prüfung noch tief im Nacken und somit können sie sich auch nicht damit anfreunden, dass Gaara auch eine friedliche Seite hat – selbst seine Geschwister nicht…
 

Einen Moment lässt er den Kopf hängen und versucht noch einmal tief durchzuatmen, doch der hört nur wieder diesen schrecklichen Pfeifton und stößt dann zittrig die Luft wieder aus. Noch einmal wirft er einen Blick auf seine diskutierenden Kammeraden, bevor er sich wieder hinlegt und sich vorsichtig auf den Bauch dreht. Als seine verletzte Brust den harten Boden neben der Matte berührt, hätte er am liebsten laut aufgeschrien, doch er beißt sich fest auf die Lippen und schluckt den Schrei, mit samt dem aufkommenden Blutgeschmack, runter. Für einen Moment verschwimmt die Welt vor seinen Augen, doch dann geht es wieder. Er stützt die Hände auf dem Boden ab und versucht sich hochzudrücken. Der rasende Schmerz lässt seine Arme zittern, wie einen Strauch bei heftigem Wind. Sie drohen unter ihm weg zu knicken. Er sackt ein Stück nach unten, was die Wunde auf seiner Brust aber auch nicht mehr entlastet als vorher. Doch dann hört das Zittern plötzlich auf.
 

Etwas verwundert blickt er seine Arme an, doch sie geben ihm keine Antwort, also belässt er es dabei und drückt sich wieder nach oben. Er zieht die Beine unter den Bauch und setzt sich dann ganz langsam und vorsichtig auf. Dann verschwimmt die Welt wieder vor seinen Augen und er schwankt einen Augenblick. Langsam schüttelt er den Kopf, als wollte er sich von einem schlechten Gedanken befreien. Wieder sieht er zu den anderen Ninjas, die immer noch wild diskutieren. Sie scheinen gar nicht bemerkt zu haben, dass er hier sitzt, was schon schlimm genug ist und vielleicht würden sie nicht mal merken, wenn sie angegriffen werden würden. Das ist nicht gut, doch für Lee kann es im Moment gar nicht besser laufen!
 

Einen Augenblick hockt er noch so da, auf seinen Knien und blickt sich etwas unschlüssig um. Nachdem er sich dann endgültig sicher ist, dass ihm niemand bemerkt, setzt er sich langsam in Bewegung und kriecht ganz von der Matte runter. Sein ganzer Körper schmerzt höllisch, doch es stört ihn nicht, weil er nur daran denkt, seinen Gaara wiederzufinden und sich bei ihm zu entschuldigen. Langsam rutscht er auf den Knien weiter, wie ein Kleinkind, das noch nicht laufen kann. Er kriecht auf die schützenden Büsche zu, die die Lichtung umgeben, auf der sie rasten.
 

Immer wieder wirft er einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass die anderen noch mit ihrem Problem beschäftigt sind. Vorsichtig duckt er sich tiefer runter und zwängt sich so leise wie möglich durch die Lücke in den Büschen. Ein leises Rascheln ertönt und ihm bleibt fast das Herz stehen. Doch die Gespräche der anderen Ninjas verstummen nicht und er entspannt sich wieder etwas mehr. Auf der anderen Seite der Büsche drückt er sich gegen einen Baumstamm und atmet tief durch. Seine Verletzungen machen ihm mehr zu schaffen, als er es für möglich hielt und er scheint auch immer mehr Schwierigkeiten beim Atmen zu bekommen. Das Pfeifen wir immer lauter, hat er das Gefühl und ein tiefes Brennen zieht sich durch seine ganze Brust.
 

Einen Moment muss er sich daher ausruhen, bevor er sich vorsichtig an dem Stamm auf die Füße zieht. Schmerz schießt ihm durch den ganzen Körper und droht ihn total zu verkrampfen. Er hält die Luft an, um nicht zu schreien und für einen Moment scheint es, als wollte der Schmerz nicht mehr aufhören. Erst als ihm eine Träne die Wange hinunter kullert, versiegt er. Wütend wischt er sich die Träne weg und versucht sich dabei einzureden, dass er wegen Gaara weint und nicht aus Angst, dass der Schmerz nicht mehr aufhören könnte…
 

Nach einem Augenblick hat er sich wieder unter Kontrolle und stößt sich vorsichtig von dem Baumstamm ab, an dem er bis eben noch gelehnt hat. Ganz vorsichtig setzt er einen Fuß vor den anderen und versucht dabei das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
 

Seine Beine zittern und tief in seinem Innern erinnert es ihn an die Chunin-Prüfung, wo er während seinem Krankenhausaufenthalt versucht hat, dass erste Mal ohne Krücken zu laufen. Er schluckt hart bei diesen Gedanken – dass war eine furchtbare Zeit und er will gar nicht daran denken und schon gar nicht wieder zurück ins Krankenhaus, damit Tsunade ihm wieder sagen kann, dass er kein Ninja mehr sein kann. Einmal ist mehr als genug gewesen! Doch es drängt sich in sein Denken, wie ein Pfeil in die Brust des Feindes – oder wie der Sand in seine Brust. Bei diesem Vergleich muss er sich unweigerlich schütteln – dass war auch kein schöner Moment, aber irgendwo tief in sich drin, kann er Gaara auch verstehen. Doch warum muss es nur immer Gaara sein, der ihm so wehtut? Und trotz alledem liebt er ihn mit jeder Wunde mehr, so scheint es ihm zumindest.
 

Langsam geht er weiter in den dunklen Wald hinein, entfernt sich immer weiter vom schützenden Feuer und seinen Freunden, die er noch eine ganze Weile reden hören kann. Er schließt die Augen und versucht sich, trotz der Schmerzen beim Atmen, zu konzentrieren. Er versucht irgendwo tief in diesem dunklen Wald Gaara´s Chakra zu finden – das Chakra, das so dunkel und doch so wunderschön ist und eine finstere Macht um sich scharrt, die Lee einen eiskalten Schauer über den Rücken jagt…
 

Als er schon fast die Hoffnung aufgeben will, glaubt er in weiter Ferne etwas Vertrautes zu spüren. Ein kaum sichtbares Lächeln legt sich auf seine Lippen und er setzt sich wieder in Bewegung. Lee weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, seit er sich von ihrem Rastplatz entfernt hat – durch die Schmerzen und die immer dunkler werdende Dunkelheit um sich herum, die nur von Mond durchbrochen wird, der ihn immer mehr auszulachen scheint – hat er jegliches Zeitgefühl verloren. Seine einzige Orientierung ist das Chakra des Rothaarigen, das langsam näher zu kommen scheint. Doch es könnte auch täuschen, wenn sich Gaara nicht an einem Platz aufhält und wie er durch den Wald läuft.
 

*Er hat eine Hand rechts gegen seine Rippen gedrückt, wo ihm mittlerweile jeder Atemzug qualvolle Schmerzen bereitet. Oft muss es deswegen stehen bleiben, um wieder zu Atem zu kommen und das wurmt ihn ganz schön. Er hasst es so furchtbar langsam zu sein – das zeugt nicht gerade von der jungendlichen Kraft, die er verbreiten möchte.
 

Ob die anderen wohl schon bemerkt haben, dass er weg ist? Er kann es nicht sagen, zumindest nimmt er kein Chakra war, außer das von Gaara. Er ist sich noch nicht ganz sicher, ob er das gut oder schlecht finden soll…
 

Ein Seufzen verlässt seine Lippen, Lee sollte sich lieber beeilen, bevor ihn die letzte Kraft verlässt und er wohlmöglich hier auf dem Weg zusammenbricht. Bei diesem Gedanken, hier einsam und verlassen auf dem Waldboden zu liegen, völlig hilflos und zu hoffen, dass ihn irgendwann irgendjemand einmal findet, läuft ihm ein heftiger Schauer über den Rücken. Ernsthaftigkeit legt sich auf seine sanften Züge und er macht sich schnell wieder auf den Weg, zumindest so schnell, wie sein lädierter Körper es zulässt…
 

Bei den anderen…
 

In der Zwischenzeit haben sie sich so gut es ging auf eine Lösung geeinigt. Sie werden vorerst nicht nach Gaara suchen. Es ist sicherer für alle, ihm Zeit zu geben, sich abzureagieren. Und außerdem wollen sie erst einmal abwarten, bis Lee wieder zu sich kommt. Desweiteren haben sie sich darauf geeinigt, dass nur die Sunanin nach ihm suchen werden, da sie ihn besser einschätzen können. Die Konohaninja werden sich dann damit befassen, Lee, wenn möglich, wieder auf die Beine zu bringen. Wenn sie Gaara nach einer bestimmten Zeit nicht gefunden haben oder er sich weigert mitzukommen, werden sie ohne ihn weitergehen und ihn auf dem Rückweg einsammeln.
 

Sie hoffen, dass Lee in der kurzen Zeit halbwegs fit wird. Sie wollen ihn nicht allein und verletzt im Wald mit Gaara zurücklassen – keiner weiß, ob der Lotuskämpfer es noch bis ins Dorf schafft… Doch das wäre natürlich wünschenswert, dann könnte er dort behandelt werden, bis sie sich wieder auf den Rückweg machen. Und er wäre sicher vor Gaara. Das hört sich böse an, muss aber auch in Erwägung gezogen werden. Der Sandninja ist unberechenbar und gefährlich, selbst ohne Shuukaku.
 

Nachdem sie sich nun schon seit Ewigkeiten den Kopf zerbrochen haben und nun endlich zu einem Ergebnis gekommen sind, wird es Zeit schlafen zu gehen, was sie ja eigentlich schon seit langem tun sollten. Erschöpft und die meisten von Kopfschmerzen geplagt, strecken sie sich und bereiten sich erneut aufs Schlafengehen vor. Langsam dreht sich TenTen zu Lee um, der hinter ihr auf der Matte liegen und sich ausruhen sollte. Doch als sie den Blick auf ihn richtet, findet sie nur die verlassene Matte vor. Erschrocken weiten sich ihre Augen. Wie kann das möglich sein, so verletzt wie er ist.
 

Mit weit geöffneten Augen blickt sie sich um, doch sie sieht nichts – keine Spur von dem Lotuskrieger. Die anderen haben sich in diesem kurzen Moment zu ihren Zelten begeben und vom Feuer ist auch nicht mehr viel übrig geblieben. Müde dreht sich Neji zu seiner Gefährtin um, die sich suchend umschaut.
 

„Was ist denn los TenTen, hast du was verloren?“, fragt er monoton. Erschrocken dreht sich die Waffenmeisterin zu dem Hyuga um. Argwöhnisch betrachtet er sie. „Verloren ist ein gutes Stichwort! Lee ist weg!!“, presst sie hervor. Durch diese unerwartete Nachricht zuckt Neji zusammen, wie ein Junge, den man beim Unfug machen erwischt hat. „Wie bitte?“, entkommt es Weißäugigen ungläubig. Er kommt ein paar Schritte auf sie zu und nun sieht er auch die verlassene Matte. Ein strenger Ausdruck legt sich auf seine leeren Augen. Mittlerweile haben auch die anderen bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Fragend versammeln sich alle an der Feuerstelle. „Was ist denn hier los? Ich dachte, wir gehen jetzt schlafen.“, kommt es genervt von Gai. „Lee ist weg!“, wiederholt TenTen ihre Feststellung für alle noch einmal.
 

Unruhig fangen die jungen Ninjas an zu tuscheln. Nur Gai sieht man die Fassungslosigkeit an, die er zu empfinden scheint. Er steht mit offenem Mund und von Unglaubwürdigkeit gefluteten Augen da und starrt aus Lee´s Schlafplatz. Kurz darauf zerreißt seine durchdringende Stimme die Gedanken der anderen „Wir müssen ihn sofort suchen, bevor Gaara ihn findet!!“ Niemand sagt etwas dagegen. Sie sammeln schnell das Wichtigste zusammen und versammeln sich dann wieder an der Feuerstelle. Neji versucht ihn mit seinem Byakugan das Chakra des Tai-Ninjas aufzuspüren. Langsam lässt er seinen Blick durch die Umgebung schweifen, während die anderen hoffend um ihn herumstehen.
 

Neji´s Blick verfinstert sich zunehmend, je weiter er in den Wald eindringt. Er sieht viele schlafende Tiere, einige nachtaktive Jäger, doch von Lee ist keine Spur zu sehen. „Und, siehst du etwas, Neji?“, fragt TenTen ungeduldig. Zuerst gibt der Hyuga nur ein Grummeln von sich, bevor er ihr antwortet. „Ich kann es mir kaum vorstellen, aber irgendwie scheint er sich außerhalb meines Wahrnehmungsbereiches zu befinden…“ „Aber wie kann er denn, in so kurzer Zeit, mit solchen Verletzungen, so weit gekommen sein?“, fragt Temari in die Nacht hinein. Doch niemand scheint diese Frage beantworten zu können. Es scheint unmöglich zu sein. Aber immerhin haben sie ja auch nicht bemerkt, dass er verschwunden ist…
 

Ein gewisser Stolz macht sich in Gai breit, aber gleichzeitig ist er schwer beunruhigt. „Siehst du denn nicht mal einen Anhaltspunkt, damit wir erstmal wissen, in welcher Richtung wir nach ihm suchen sollen?“, wirft Kankuro besorgt ein. Was ist, wenn Gaara ihn zuerst findet? „Nein…“, kommt es mit wütendem Unterton von Neji. „Wartet, was ist das – ich seh was, aber ich bin mir nicht sicher, was es ist…“ „Was könnte es denn sein?“, fragt Baki leise. „Blut…“, ist das einzige, was Neji zu sagen wagt.
 

Alle schweigen einen Augenblick, während Neji berichtet, dass es nicht nach einem Kampfplatz aussieht. Aber er kann auch nicht mit Sicherheit sagen, dass das Blut von Lee ist, es ist nur noch ziemlich frisch. Nach einem Moment beschließen sie, sich auf dem Weg zu diesem Blutfleck zu machen und von dort aus nach weiteren Spuren zu suchen. Lee kann unmöglich allein so weit gekommen sein…
 

Bei Lee…
 

Langsam setzt er einen Fuß vor den anderen. Das Atmen fällt ihm immer schwerer und sein Blick verschwimmt immer wieder und zwingt ihn zur Rast. Vorsichtig nimmt er die Hand von seinen Rippen und betrachtet sie. Er hat schon eine ganze Weile das Gefühl, dass die Wunde wieder zu bluten begonnen hat und der Verband es nicht mehr all zu lange halten kann. Und seine Vermutung bestätigt sich, als er seine blutverschmierten Finger im Mondlicht sieht. Fest beißt sich der Tai-Ninja auf die Lippen und geht schwerfällig weiter, ohne zu merken, dass er hinter sich eine Spur aus Blut legt…
 

Wieder wird ihm schwarz vor Augen und für eine Sekunde verlassen ihn alle Kräfte. Seine Augen schließen sich wie von selbst. Doch dann erblickt er Etwas tief in der Schwärze. Langsam kommt es näher, bis er es erkennen kann. Es ist Gaara, sein Gaara und er lächelt ihn an. „Komm zu mir, Lee!“, flüstert Gaara ihm zu. „Ja…“, haucht der Schwarzhaarige in die Nacht hinein und öffnet seine Augen wieder. Seine Sicht klärt sich wieder und das Bild seines rothaarigen Freundes verschwindet, gerade als er ihn in die Arme schließen will. Leicht schreckt Lee zusammen, schüttelt den Kopf, um wieder klar denken zu können und macht sich dann mit neuer Hoffnung wieder auf den Weg.
 

Nach einer, für ihn unmöglich messbaren, Zeit, bleibt er stehen und verschnauft einen Moment. Ihm tut jeder Knochen im Leib weh und das Geräusch seines pfeifenden Atems bringt ihn fast um den Verstand.
 

Er versucht sich zu konzentrieren, um Gaara´s Chakra aufzuspüren, doch er findet nichts. Etwas verwundert legt er die Stirn in Falten. Was ist, wenn Gaara seinen Chakrafluß unterdrückt und ihm auflauert? Schockiert von diesem Gedanken weiten sich seine Augen. Nein! An so etwas sollte er nun wirklich nicht denken, nicht einmal, wenn es der Wahrheit entsprechen würde! Vielleicht hat er sich aber auch nur nicht genug konzentriert. Er senkt den Blick erneut und da sieht er etwas auf dem Boden schwach glitzern. Vorsichtig beugt er sich gerade weit genug hinunter, um es aufheben zu können.
 

Es ist ein kleines Häufchen Sand. Doch er sieht nicht so aus, wie der Sand auf dem Waldboden. Er ist auch viel trockner. Lee ist sich sicher, dass es sich um Gaara´s Sand handelt und wenn er sich nicht vollkommen täuscht, dann verströmt der Sand sogar ganz schwach den Duft des Rothaarigen. ‚Ich bin ihm schon ganz nah. – Ich kann es fühlen…‘ Seine eigenen Worte treiben den Ehrgeiz durch seinen Körper und er setzt langsam einen Fuß vor den anderen.
 

Nach kurzer Zeit erreicht er eine kleine Lichtung. Ein umgestürzter Baum begrenzt sie auf einer Seite. Der Rest des Stammes, mit dem der Baum bis vor nicht all zu langer Zeit verbunden war, ist fast ganz gerade abgetrennt worden, so als hätte ihn irgendjemand vor Ewigkeiten gefällt und dann liegen gelassen. Ein perfekter Platz, um sich hier draußen hinzusetzen und nachzudenken. Und genau das scheint Gaara zu machen, als Lee ihn dort auf dem Baumstumpf sitzen sieht. Langsam weiten sich seine Augen etwas und ein sanftes Lächeln legt sich auf seine Lippen – er hat ihn doch tatsächlich gefunden!
 

Kaum merklich zuckt Gaara zusammen und blickt in seine Richtung. Vorsichtig und mit letzter Kraft kämpft sich der Lotuskrieger zwischen den Büschen hindurch auf die kleine Lichtung. Im ersten Moment verfinstert sich Gaara´s Blick zu einem tödlichen Stechen. Doch dann fällt sein Blick auf Lee´s Wunde und die Luft tränkt sich langsam mit dem Duft seines Blutes. Es bereitet Gaara Kopfschmerzen. Aber viel schlimmer ist für den Rothaarigen der Anblick, den Lee ihm bietet. Er hat ihn schwer verletzt und Shuukaku hätte in diesem Augenblick auch fast die Kontrolle über ihn erlangt.
 

Der Sandninja presst seine Hände an die Schläfen und versucht die Kopfschmerzen zu vertreiben. Er hatte so sehr mit sich gekämpft und sich geschworen niemanden mehr zu verletzten und nun muss er sehen, wie er Lee zugerichtet hat. Schweigend steht Lee da und lässt ihm etwas Zeit, um sich zu beruhigen. Nach ein paar Augenblicken schaut der Rothaarige zu ihm auf. Sein Blick ist erfüllt von Traurigkeit, doch Tränen liegen nicht in seinen Augen. Aber Lee spürt genau, dass es Gaara leid tut, was er getan hat, er kann es nur nicht in Worte fassen. Langsam erhebt sich der Rothaarige von dem Baumstumpf, eine Hand immer noch fest gegen seine Schläfe gepresst und blickt entschuldigend zu Lee. Er kann die Worte nicht aussprechen, als würde Shuukaku ihm selbst das verbieten wollen. Doch der ernste Glanz in seinen sonst so ausdruckslosen, türkisblauen Augen reicht Lee in diesem Moment vollkommen aus. Wieder wandert der Blick des Rothaarigen zu der Wunde des Tai-Ninjas.
 

Lee hat die Hand wieder gegen seine Rippen gepresst. Seine Finger sind von Blut überzogen, das sich langsam durch den Verband windet. Es rinnt von seinen zitternden Fingern und tropft lautlos auf den Waldboden, wo es zu Lee´s Füßen schon eine kleine Pfütze gebildet hat. Lee weiß, dass das Blut Gaara in den Wahnsinn treibt, doch er sieht auch, wie der Rothaarige gegen sich und das Wesen in seinem Inneren ankämpft und das bewundert er sehr. Denn immerhin könnte Gaara ja dem Verlangen auch einfach nachgeben und ihn Hier und jetzt umbringen. Das wäre wesentlich einfacher und schmerzloser für den Sandninja. Doch stattdessen dreht sich Gaara einfach um, damit er den roten Lebenssaft nicht sehen muss. Er beißt sich fest auf die Unterlippe – er kann das Blut immer noch riechen…
 

„Lee, ich…“, kommt es leise von ihm. „Ist schon gut, Gaara…“, haucht er ihm schwach zu. „NEIN, es ist nicht gut! Ich hab dich schwer verletzt, obwohl ich es nicht wollte!“, presst der Sandninja hervor. Dann hört er ein dumpfes Geräusch, so als ob etwas Schweres auf feuchten Boden gefallen ist. Geschockt dreht sich der Sandbändiger um. Seine Augen werden immer größer, als er sieht, dass Lee auf die Knie gefallen ist. Seine Wunde scheint noch stärker zu bluten und Blut läuft ihm nun auch aus dem Mund. Schmerzlich hat er die Augen zusammengepresst und drückt die Hände gegen seine Rippen.
 

Und nun kann Gaara auch das seltsame Pfeifen hören, wenn Lee atmet. „Ich hätte dich nicht provozieren dürfen…“, kommt es stockend von Lee. „Lee…“ Gaara steht wie angewurzelt da. Der Tai-Ninja hebt seinen Kopf und grinst ihn an, während Blut seine sonst so weißen Zähne bedeckt. „Ich hab´s einfach mal wieder übertrieben!“ Gaara fängt an zu zittern. Er kann sich Lee einfach nicht noch mehr nähern. Shuukaku brodelt unter seiner Oberfläche und wartet nur auf einen unachtsamen Augenblick. „Halt die Klappe, du Idiot! Das ist jetzt überhaupt nicht wichtig – du verblutest noch!“, wirft Gaara ihm an den Kopf.
 

Verzweiflung schwingt in seiner Stimme mit. Er kommt sich vollkommen hilflos vor, dabei will er Lee doch unbedingt helfen! „Ach Quatsch, dass sieht schlimmer aus, als es ist! Ich brauch nur einen neuen Verband…“. Dann fängt er plötzlich an zu husten und ein feiner Nebel aus Blut verteilt sich in der Nacht. Gaara schreckt zusammen, als hätte man ihn unerwartet geschlagen und im selben Augenblick hört er Shuukaku´s widerlich, dreckiges Lachen in seinem Kopf. Das Pochen in seinen Schläfen wird immer heftiger und sein Herz beginnt schmerzhaft schnell zu schlagen. Als er wieder zu Lee sieht, sieht er, wie dieser die Augen verdreht und dann zusammenbricht. Als der Tai-Ninja auf dem Boden landet, vergisst Gaara alles um sich herum, sogar Shuukaku und kniet sich neben ihn.
 

Mit zitternden Händen dreht er Lee auf den Rücken und schüttelt ihn vorsichtig. Langsam schlägt Lee die Augen wieder auf und seine glasigen Pupillen scheinen ziellos in der Nacht herumzuirren. „Wie kannst du mich nur so erschrecken?“, Gaara´s Stimme zittert heftig und Lee spürt, wie der Junge am ganzen Körper zu zittern scheint. „Machst du dir Sorgen um mich…?“, kommt es halb erstickt von dem Schwarzhaarigen, während ihm das Blut aus dem Mund quillt und sein schwaches Lächeln zu einem unheimlichen Anblick verzerrt…
 

Bei den anderen…
 

Endlich haben auch sie die Lichtung erreicht, auf der sich, wie sie feststellen müssen, gleich beide Vermisste befinden. Vorsichtig gehen sie erstmal hinter den Büschen in Deckung. Doch ihnen bietet sich ein seltsames Bild, wie Lee dort so in Gaara´s Armen liegt. Die zittrige Stimme des Sandninjas, jagt seinen Geschwistern einen Schauer über den Rücken. Das letzte Mal, dass sie ihn so haben reden hören, liegt schon lange zurück. Damals war er noch ein kleines Kind gewesen, ausgestoßen und missachtet von allen. Danach hat er sich dann sehr zurückgezogen und den strengen, ausdruckslosen Blick in seinen Augen erhalten, den er bis heute trägt.
 

Ein einziges Mal, so erinnert sich jetzt Baki, hat er diese Stimmlage danach noch einmal mitbekommen. Damals war Ryoujiroe in einem Kampf schwer verwundet worden und niemand wusste, ob sie durchkommen würde. Damals hat Gaara sogar geweint, weil er dachte, sie müsste sterben, da ihr niemand helfen konnte und wollte. Er hat sich so allein gefühlt, obwohl seine Geschwister versucht haben ihn zu trösten. Dieser Hund schien der Einzige zu sein, dem er sich anvertrauen konnte ohne belogen zu werden, auch wenn seine Geschwister echtes Mitleid mit ihm hatten…
 

Nun verstecken sie sich hier alle und wissen nicht, was sie tun sollen – zu groß ist die Ungewissheit, was Gaara tun könnte, wenn sie jetzt dazwischen gehen. „Natürlich mach ich mir Sorgen um dich, du Idiot!“ Gaara´s Stimme bebt immer mehr und seine Augen fange seltsam an zu glänzen. Ein schwaches Lächeln schimmert durch den Blutschleier auf Lee´s Lippen hindurch. Was für ein schönes, wärmendes Gefühl zu wissen, dass Gaara sich wirklich um ihn sorgt! Langsam und kraftlos hebt Lee einen Arm und legt dem Rothaarigen seine Hand auf die glühende Wange. Sanft drückt sich Gaara gegen die kalte Hand des Älteren.
 

„Ich liebe die, Gaara!“, haucht der Schwarzhaarige leise. Dennoch verstehen auch die anderen, was Lee sagt. Und sie hätten es nie für möglich gehalten! Es ist ihnen vollkommen unverständlich, wie Lee das ernst meinen kann. TenTen dachte immer, dass Lee so furchtbar in Sakura verliebt wäre. Er hat es ja auch unzählige Male versucht, aber sie hat ihn immer nur abgewiesen. Doch das er sich dann ausgerechnet in Gaara verlieben muss, der so oft versucht hat ihn umzubringen… Das will einfach nicht in ihren Kopf. Dass der Lotuskämpfer wohlmöglich schwul ist, stört sie überhaupt nicht. Irgendwie hat sie das schon seit einer Weile vermutet, noch bevor Gaara nach Konoha gekommen ist. Aber das es ausgerechnet dieser blutrünstige Sandninja sein muss, der ihm den Kopf verdreht hat, dass ist doch unmöglich! Selbst wenn es heißt, was sich neckt, dass liebt sich… Das ist doch auch keine Neckerei mehr, das ist Ungesund!
 

„Das weiß ich doch, verdammt nochmal und ich – ich – scheiße – ich liebe dich doch auch!“, kommt es erstickt von Gaara, während ihm die ersten Tränen die Wangen hinab rinnen. Das wiederum ist jetzt ein noch viel größerer Schock für die anderen. Denn wär hätte schon gedacht, dass Gaara das Wort Liebe auch für etwas Positives einsetzen kann und dass er es dann auch noch so ernst meint, dass er anfängt zu weinen. Allein durch diese Tatsache erkennt man, dass er es nicht nur spielt. Aber nun verstehen sie langsam, warum Gaara die ganze Zeit über so umgänglich war und dass Lee ihn so unbeschadet ärgern konnte…
 

„Du weißt ja gar nicht, wie glücklich du mich damit machst, Gaara. – Das wollte ich immer hören, bevor ich – ich einmal sterbe…“, haucht der Tai-Ninja schwach, bevor ihm die Augen zufallen und er in sich zusammensinkt. Gaara stockt der Atem. Was hat Lee da gerade gesagt? Das ist doch wohl nicht sein Ernst!? Die Worte brennen sich auch in die Köpfe der anderen Ninjas und TenTen springt auf und will zu Lee hinüberlaufen. Doch bevor ihr sein Name über die Lippen kommt, packt Neji sie und zieht sie zurück.
 

Für einen Moment legt er ihr die Hand auf den Mund und versucht sie zu beruhigen. Doch es gelingt ihm kaum, da selbst er seine Gefühle in diesem Moment kaum verbergen kann. Er senkt den Blick und lässt sie daraufhin wieder los. Kurz darauf nimmt sie den sonst so sturen Hyuga in die Arme und er sieht, wie ihr die Tränen über die Wangen laufen. Gebannt verfolgen sie weiter das entstandene Drama. „Lee! – Lee, verdammt! – Du kannst mich doch jetzt nicht einfach allein lassen…“ Er schüttelt ihn wieder, während ihm die Tränen die Sicht nehmen und sein Kopf zu explodieren droht. Shuukaku´s widerliches Lachen halt durch jede Zelle seines Denkens. Nun endlich hat das Monster in ihm gewonnen und hat ihm das Wichtigste genommen, das er in diesem Moment hatte. Es hat ihm wieder einmal gezeigt, wie schmerzhaft und sinnlos die Liebe ist! Es ergötzt sich an seinem Leid, doch diesmal lässt Gaara ihm nicht lange seinen Spaß!
 

Mit einem markerschütternden Schrei schlägt der Sandbändiger alle Türen seines Verstandes zu und verbannt das Monster, das sich erschrocken über die plötzliche Gegenwehr erstmal zurück zieht. Sämtliche Tiere des Waldes scheinen ebenfalls aufgeschreckt zu werden und ergreifen lautstark die Flucht. Und auch das Ninjateam wird aus seiner Trauer gerissen und alle blicken mit angehaltenem Atem zu den Sandninja. Nach einer Weile lässt er Lee los und legt ihm vorsichtig und mit tränenverschmierter Sicht auf den Boden. Ein Hauch des Lächelns liegt noch auf den blutigen Lippen des Lotuskämpfers…
 

Wütend wischt sich Gaara mir dem Ärmel die Tränen aus den Augen. Schniefend sitzt er da und blickt auf seinen Freund hinunter, dem er endlich sagen konnte, was er fühlt und nun stirbt Lee, weil er sich nicht beherrschen konnte und er ihn wegen einer so dummen Sachen verletzen musste. Am liebsten würde er sich jetzt selbst ohrfeigen oder hier mit ihm sterben wollen. Doch das würde Shuukaku verhindern und dagegen könnte Gaara nichts ausrichten. Warum hat er nur so überreagiert? Früher oder später hätten sie es doch bestimmt von selbst herausgefunden! Wie konnte er nur so dumm sein und denken, dass so etwas für immer ein Geheimnis bleibt?
 

Tiefe Schuldgefühle machen sich in ihm breit und er versucht sie beiseite zu schieben, damit er sich konzentrieren kann. Doch sie bleiben hartnäckig und graben sich in sein Herz ein und mit ihnen kehrt auch das gehässige Lachen des Sandmonsters wieder. Das Wesen lacht ihn aus und redet ihm nur noch mehr Schuldgefühle ein, um ihn daran zerbrechen zu lassen, damit er ihm wieder gehorcht und ihn mit seinem Seelenleid füttert. Doch nun endgültig weigert sich Gaara, dass mit sich machen zu lassen.
 

Seine Gefühle für Lee steigen immer weiter an, je länger er ihn betrachtet. Und diese heftigen Gefühle verursachen nun bei Shuukaku Kopfschmerzen, wie sie sonst der Rothaarige hat! Plötzlich ist Gaara´s Kopf vollkommen leer, frei von alle dem besitzergreifenden Zauber des Schutzgeistes. Leicht erschrocken über die seltsame Leere in seinem Kopf, zuckt Gaara zusammen. Dann schüttelt er den Kopf, um wieder klar denken zu können. Er wartet einen Moment, ob Shuukaku vielleicht doch wiederkommt, bevor er tief durchatmet und seinen sterbenden Freund betrachtet. Heiße Tränen sammeln sich wieder in seinen Augen und wollen ihm die Sicht auf Lee versperren, dem er so dankbar ist, für all die Dinge, die er für ihn getan hat. Er schließt die Augen und wischt die Tränen fort. Dabei merkt er noch immer nicht, wie der Ninjatrupp ihn fassungslos beobachtet. Er ist so in seinen Gedanken versunken, dass er ihre Chakren nicht einmal ansatzweise wahrnimmt.
 

Nachdem er wieder klar sehen kann, betrachtet er Lee eine Weile und versucht sich so stark zu konzentrieren, wie es nur geht. Lee wollte ihm mit seinem Tun immer nur helfen. Er hatte nie böse Absichten dabei und er hat es als erster Mensch geschafft, ihn von seiner endlosen Einsamkeit zu befreien. Das ist ihm jetzt alles klargeworden, genauso wie ihm klargeworden ist, dass er tiefe Gefühle für ihn hat, die sogar noch stärker sind als bei Ryoujiroe und mit denen er es schafft, Shuukaku die ganze Nacht fernzuhalten. Und für all das will er sich jetzt bei ihm bedanken und alles wieder gut machen, was er ihn auch schon früher angetan hat.
 

Als er glaubt sich bereit zu fühlen, stößt er zittrig die Luft aus und faltet die Hände zu einem Jutsu zusammen. Als Baki die Fingerzeichen der verbotenen Technik sieht, trifft ihn fast der Schlag. „Oh nein…“, spricht er kaum hörbar zu sich selbst. Argwöhnisch blickt Kankuro zu ihm. „Was ist denn, Sensei? Wissen sie, was er vor hat?“ Baki reagiert im ersten Moment gar nicht auf die Frage des Puppenspielers. Erst als Kankuro ihn zunehmend besorgt anstößt, dringt die Frage zu ihm durch. „Ich – ich weiß in der Tat, was er vor hat und es beunruhigt mich sehr…“, stößt er stockend aus, während er Gaara nicht aus den Augen lässt.
 

„Was hat er denn vor?“, fragt nun auch Temari bedenklich. „Drücken wir es mal so aus: er will ihn wiederbeleben!“ „WAS?“, kommt es von allen ungläubig im Chor. „Er ist doch noch gar nicht tot!“, unterbricht Neji die entstandene Stille. „Ich glaube, dass weiß Gaara auch, sonst könnte er diese Technik auch nicht benutzen, da er dazu den Chakrafluß von ihm braucht.“, erklärt Baki.
 

„Also könnte er ihn gar nicht wiederbeleben, wenn er jetzt wirklich sterben würde?“, fragt TenTen vorsichtig, so als ob sie die Antwort längst wissen würde. „Nein, das kann er nicht. Das wäre auch noch viel gefährlicher, als es ohne hin schon ist…“ Aufgebracht blickt Kankuro zu seinem kleinen Bruder, der dort auf der Lichtung kniet und die verbotenen Zeichen formt. „Was genau macht er denn mit ihm?“ Und dann spricht der Puppenspieler genau das aus, was gerade allen durch den Kopf geht: „Was wird mit Gaara passieren?“
 

Gai ist so fassungslos darüber, was hier mit seinem Lieblingsschüler passiert, dass er dem Ganzen bis jetzt schweigend beigewohnt hat. Er hockt nur da und starrt auf den reglosen Körper des Schwarzhaarigen. Langsam jedoch erwacht er aus seiner Starre und lauscht dem, was Baki zu berichten hat. Nachdenklich betrachtet der Wüstenbewohner seinen Schüler, bevor er einen ernsten Blick auf die anderen Ninjas wirft. „Kurz gesagt: er reanimiert ihn. Dabei leitet er mit Hilfe des Sandes sein Chakra in Lee´s Körper und füllt dessen Reserven wieder auf. Da er dabei auch mit seinem Chakra Shuukaku´s Kraft überträgt, kann er damit Lee´s Wunden heilen. Doch das ist gefährlich, weil er nicht weiß, wie schwer Lee verletzt ist. Das Chakra wird förmlich aus seinem Körper herausgesaugt, bis jede noch so kleine Wunde verschlossen ist. Er kann den Vorgang nicht unterbrechen. Und wenn die Verletzungen zu stark und zu zahlreich sind, verbraucht Gaara dabei vielleicht sein gesamtes Chakra und das wäre sein Ende…“, spricht Baki es leise aus.
 

Geschockt blicken sich die Sandgeschwister an. Sie haben gar nicht gewusst, dass ihr Bruder so eine Attacke beherrscht. Normalerweise bringt sein Sand nur Tod und Zerstörung, aber dieses Jutsu ist ja eigentlich positiv zu betrachten, mal abgesehen von den Nebenwirkungen…
 

„Temari, Kankuro! Ihr erinnert euch doch bestimmt noch daran, wie sein Hund so schwer verletzt worden ist? – Damals hat Gaara dieses Jutsu entwickelt, um ihr das Leben zu retten. Ich habe ihn selbst dabei beobachtet, wie er es bei ihr angewandt hat. Es war ein schauriger Anblick…“, erinnert sich Baki. „War das nicht der Tag, an dem Gaara ohnmächtig geworden ist und sich niemand erklären konnte, warum?“, fragt Temari beunruhigt nach, während sie sich diesen Tag ins Gedächnis zurückruft. „Ja, genau! Damals haben wir alle drei Tage und Nächte bei ihm verbracht und um sein Leben gebangt, während der Köter aus unerfindlichen Gründen herumsprang, wie ein junges Lamm!“, Baki knirscht mit den Zähnen.
 

Was Gaara nicht schon alles für dieses Vieh getan hat, während ihm jedes Menschenleben vollkommen egal war. Mit wutunterlegter Stimme spricht Baki weiter: „Als es ihm dann doch endlich wieder gut ging, hab ich ihm verboten, jemals wieder diese Technik anzuwenden! – Anscheinend bedeutet dieser Junge ihm mehr, als wir uns alle vorstellen können. Er ist sich dem Risiko bewusst und ist bereit für ihn zu sterben!“
 

Geschockt springt Kankuro auf: „Wir müssen ihn aufhalten!!“ Doch Baki schüttelt nur den Kopf und wendet den Blick zu Gaara. „Das geht nicht, es hat bereits angefangen…“ Sprachlos richten sich alle Blicke auf den Sandbändiger. Gaara hockt noch immer auf dem Waldboden, doch mittlerweile hat er alle nötigen Fingerzeichen geformt. Sand steigt aus seiner Kürbisflasche empor, die unweit an einem Stein lehnt. Er wabert durch die Luft, so als würde er damit angreifen wollen. Er umgibt den Rothaarigen und den Tai-Ninja in feinen, dichten Fäden, so als ob jemand wild Stricke um eine Glaskugel gespannt hätte.
 

Der Sand bewegt sich immer schneller. Gaara´s Chakra beginnt im türkisblau seiner Augen zu leuchten und für alle anderen sichtbar zu werden. Es vermischt sich mit dem Sand und lässt es so aussehen, als ob noch ein zweiter, andersfarbiger Strick um die Kugel gelegt worden wäre. Wild rotiert das Ganze und erzeugt dabei das Geräusch von Elektrizität – die Luft knistert wie bei einem Blitzschlag. Dann faltet Gaara die Hände auseinander und drückt seine Finger auf die Wunde auf Lee´s Brust. Die Kugel aus Chakra und Sand zerspringt in einem leisen Knall und konzentriert sich dann um seine Finger. Noch mehr Sand strömt herbei und bildet ein undurchdringbares Gitter um die beiden Ninjas herum.
 

Das fremde Chakra bringt Lee´s Körper zum glühen und Neji kann erkennen, wie es sich durch die einzelnen Hautschichten windet, um in jeden Teil von Lee´s Körper zu gelangen. Doch besonders lagert es sich an der Brust, einem Bein und einem Arm an. Es scheint so, als würde das Chakra des Sandes auch die alten Verletzungen behandeln wollen, die seit der Chunin-Prüfung tief in seinen Knochen stecken, aber rein äußerlich nicht mehr zu erkennen sind!
 

Das Ganze dauert kaum eine Minute, doch in jeder Sekunde wird eine Unmenge Chakra von Gaara´s Körper in Lee´s überführt. Gaara keucht schwer und sackt langsam in sich zusammen, während der Sandpanzer um sie herum immer mehr an Spannung verliert. Einen Moment später zerplatzen die Fäden aus Sand, die die beiden Ninjas umgeben haben, wie eine Seifenblase.
 

Dabei geben sie ein seltsam knirschendes Geräusch von sich, so als würde man über Glasscherben laufen, die auf einem Steinfußboden liegen. Als einzelne Häufchen landet der Sand auf dem Waldboden, so als ob er klatschnass wäre. Die kleinen Sandhaufen bewegen sich auf dem Gras, wie Quallen, die an Land gespült worden sind. Langsam treffen sie sich und bewegen sich schließlich als großer Strang auf die Kürbisflasche zu.
 

Durch Lee´s Körper jagt noch immer das Chakra des Rothaarigen und lässt ihn in der Dunkelheit sanft glühen. Schwach gleiten Gaara´s Hände von der Brust des Lotuskämpfers hinunter und landen ungeachtet auf dem blutgetränkten Gras. Reglos hockt er da und blickt gen Himmel, ohne das seine Augen auch nur etwas von der monderhellten Nacht mitbekommen. Seine Augen sind vollkommen leer, nur noch zwei trübweiße Flecken in seinem ausgezehrten Gesicht. Langsam kullert eine Träne seine Wangen hinunter und mischt sich zaghaft mit dem dünnen Blutfaden, der zwischen seinen leicht geöffneten Lippen hervor quillt. Als zarter rosa Tropfen landen beide gemeinsam auf dem dunklen Waldboden.
 

„Ist es vorbei?“, fragt Gai leise. Doch ehe ihm jemand antworten kann, bricht Gaara vollends zusammen und landet mit einem dumpfen Laut neben Lee. Noch bevor Baki etwas sagen kann, stürmen die restlichen Ninjas zum Schauplatz dieses Dramas. Vorsichtig nähern sie sich Lee. Mit zittrigen Fingern will TenTen ihm über die Wange streichen, als Lee plötzlich die Augen aufmacht. Die Waffenmeisterin stößt einen erstickten Schrei aus und landet auf dem Gras. Neji betrachtet Lee´s Körper und sieht, dass die Wunden verschwunden sind. All die zerstörten Chakraleitungen sind wieder heil und auch äußerlich deutet nichts mehr auf irgendeine Verletzung hin, außer der nun überflüssige, blutdurchtränkte Verband und der kaputte Kampfanzug.
 

„Lee, alles in Ordnung mit dir?“; fragt Gai besorgt. Lee betrachtet ihn mit leeren Augen, bevor er sich langsam und unter dem Prostest der Anwesenden, aufrichtet. Ein wahres Wunder, so als ob er hier draußen nur im Gras geschlafen hätte! „Was ist passiert…?“, fragt er schwach. „Gaara hat dich geheilt.“, ertönt Baki´s Stimme hinter ihnen. „Wusste ich´s doch! Dann hab ich mir das nicht nur eingebildet! – Mir war so, als könne ich ihn ganz nah bei mir spüren. Fast so, als ob er in meinen Gedanken wäre…“, berichtet Lee nachdenklich. ‚So muss sich wohl auch Gaara mit dem Schutzgeist in sich fühlen…‘, denkt Lee den Satz zu Ende, ohne ihn auszusprechen. Für ihn hat es sich schön angefühlt, so verbunden mit dem Menschen zu sein, den er am Meisten liebt, doch für Gaara ist es mit Shuukaku die reinste Hölle.
 

Aber zumindest kann er sich jetzt etwas besser vorstellen, wie es in Gaara aussieht… Nun bemerkt Lee auch die seltsame Wärme, die sich von seiner Brust aus in seinen ganzen Körper hinein verteilt. Ein schönes Gefühl. Da bekommt der Spruch: mir ist ganz warm ums Herz, eine völlig neue Bedeutung für ihn. Doch als er gerade so schön am Träumen ist, holt Kankuro´s Stimme ihn wieder in die Realität. „Gaara?“ In der Stimme des Puppenspielers liegt etwas sehr Verzweifeltes und Trauriges. Wie vom Blitz getroffen dreht er sich zu Gaara um und sieht noch, wie Neji langsam den Kopf schüttelt. „Sein Restchakra ist so gering, dass kann er nicht schaffen! Selbst von Shuukaku´s Chakra ist fast nichts mehr übrig und er beginnt schon langsam abzudriften…“, verkündet der Hyuga die traurige Nachricht. Geschockt weiten sich Lee´s Augen. Nein – das kann nicht wahr sein! Gaara hat all seine Energie verbraucht, um ihn zu retten? Wie von einem ganzen Schwarm Wespen gestochen, springt Lee auf und stolpert unbeholfen zu Gaara hinüber. Seine Gelenke geben ein widerliches Knacken von sich, als er sich neben den Rothaarigen kniet.
 

Er betrachtet ihn einen Augenblick. Die Augen des Sandbändigers sind, erbarmenswerter Weise, geschlossen, sein Mund ist ein spaltbreit offen und der rosarote Blutfaden beginnt allmählig auf seiner blassen Haut zu trocknen. Doch er atmet nicht, seine Brust bewegt sich nicht einen Millimeter. In voller Panik schubst er Temari grob zur Seite, die die Hand des Rothaarigen gehalten hat. „Hey!“, fährt sie ihn an, doch Lee reagiert nicht auf sie. Als sie sich weiter beschweren will, legt ihr Kankuro eine Hand auf die Schulter. „Lass ihn…“, spricht er mit traurigem Unterton aus. Langsam beruhigt sich die Fächerträgerin wieder und betrachtet die beiden angespannt.
 

Nicht besonders sanft beginnt Lee seinen Freund zu schütteln und immer wieder seinen Namen zu rufen. Doch er merkt schnell, dass das nichts bringt. Und langsam sickert die Erkenntnis durch sein Gedächnis, dass es vielleicht wirklich schon zu spät sein könnte… Tränen sammeln sich in seinen Augen und nehmen ihm für einen Moment die Sicht. Vorsichtig versucht er sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass Gaara nicht mehr da ist, doch es will ihm nicht so recht gelingen. Aber wenn er sich jetzt schon von ihm trennen muss, will er sich wenigstens noch von ihm verabschieden.
 

Langsam beugt er sich über ihn. Eine Träne landet auf Gaara´s Wange und kullert daran hinab – es sieht fast so aus, als würde Gaara auch weinen… Es bricht ihm fast das Herz, das mit anzusehen, auch wenn es nur seiner Fantasie entsteigt. Mit tränenverschmierter Sicht beugt er sich tiefer hinunter und legt seine Lippen ein letztes Mal auf die von Gaara.
 

Doch die Lippen des stolzen Sandbändigers werden schon langsam kalt und es ist ein seltsam beklemmendes Gefühl sie so zu berühren. Als er sich gerade wieder von ihm trennen will, legt sich etwas Schweres in seinen Nacken und zieht ihn wieder hinunter. Geschockt reißt Lee die Augen auf – alle Trauer und alle Tränen sind vergessen und seine Sicht ist wieder klar – und er blickt direkt in Gaara´s türkisblaue Augen. Ein zweiter Schock jagt durch seinen Körper, bevor er endlich realisiert, dass Gaara noch lebt. Alle anderen sind genauso geschockt, als sie sehen, wie sich Gaara´s Arme wie von selbst erheben und sich um Lee´s Hals legen. Es ist, als würde man ein Gespenst sehen… Langsam schließen die beiden Ninjas die Augen und verwandeln ihren Abschiedskuss in einen Willkommenskuss!
 

Ich hatte schon längst keine Hoffnung mehr,

Doch jemand hat dich geschickt, von irgendwo her

Du hast mich gefunden,

in der letzten Sekunde.
 

Ich wusste nicht mehr genau was zählt

Nur: es geht nicht mehr weiter, wenn die Liebe fehlt

Du hast mich gefunden,

in der letzten Sekunde.
 

Du bist das Pflaster für meine Seele

Wenn ich mich nachts im Dunkeln quäle

Es tobt der Hass, da vor meinem Fenster

Du bist der Kompass wenn ich mich verlier’,

du legst dich zu mir wann immer ich frier’

Im tiefen Tal wenn ich dich rufe, bist du längst da.
 

Ich hatte schon längst den Faden verloren,

es fühlte sich an wie umsonst geboren,

ich hab dich gefunden,

in der letzten Sekunde.
 

Und jetzt die Gewissheit, die mir keiner nimmt,

wir waren von Anfang an füreinander bestimmt,

wir haben uns gefunden,

in der letzten Sekunde.
 

Du bist das Pflaster für meine Seele

Wenn ich mich nachts im Dunkeln quäle

Es tobt der Hass, da vor meinem Fenster

Du bist der Kompass wenn ich mich verlier’,

du legst dich zu mir wann immer ich frier’

Im tiefen Tal wenn ich dich rufe, bist du längst da.
 

Bevor du kamst war ich ein Zombie,

gefangen in der Dunkelheit,

du holtest mich aus meinem Käfig,

dein heißes Herz hat mich befreit.
 

Als Neji sein Byakugan einsetzt, sieht er, wie anscheinend das Chakra, das Lee von Gaara erhalten hat, über ihre Lippen wieder zurück in den Körper des Rothaarigen wandert. Dies schien genau im richtigen Moment geschehen zu sein, sodass sich Gaara erholen konnte, bevor ihm das letzte Licht ausgeblasen wurde. Eine Tatsache, die eigentlich überhaupt nicht möglich ist – doch bei den beiden scheint nichts unmöglich zu sein! Nach einer Weile trennen sich die zwei wieder und Lee lächelt ihm zu.
 

„Ich liebe dich, Gaara!“, haucht er ihm entgegen. „Ich liebe dich auch, Lee!“, haucht Gaara verträumt zurück. Diese Worte klingen wie die schönste Musik in den Ohren des Lotuskriegers. Einen Moment später merkt der Rothaarige aber, dass sie nicht allein sind und die Röte schießt ihm ins Gesicht. Vorsichtig drückt er Lee ein Stück von sich weg. Dieser sieht ihn fragend an. Kurz darauf treffen sich die Blicke von Gaara und Kankuro. „Ist schon in Ordnung, Gaara!“, versucht er seinen kleinen Bruder zu beruhigen. Langsam blickt Gaara durch die Runde und findet in keinem der Gesichter ein Zeichen von Ablehnung.
 

Ein wenig beruhigter blickt er wieder zu Lee, der ihn strahlend anlächelt. Noch bevor Gaara das Lächeln erwidern kann, zieht Lee ihn in seine Arme und drückt ihn fest an sich. Er knuddelt ihn kräftig durch, als hätten sie sich jahrelang nicht gesehen. Dann kommen beiden Jungen gleichzeitig die Tränen und sie entschuldigen sich ein ums andere Mal bei dem jeweils anderen, für das, was sie getan haben und schließlich sagen sie sich, wie sehr sie sich doch liebhaben, bis die Tränen nachlassen…
 

Eine Stunde später…
 

Nachdem die größte Freude verdaut ist, haben sie sich auf den Rückweg gemacht und wollen jetzt nur noch ins Bett. Nun hoffen sie aber natürlich, dass dieses Drama zwischen den beiden ungleichen Ninjas endgültig ein Ende hat und der Rest der Mission friedlich vonstatten geht.
 

Immerhin sind sie, trotz dieses Zwischenfalls, immer noch innerhalb ihres Zeitplans und wenn jetzt nichts mehr dazwischen kommt, werden sie morgen Nachmittag endlich an ihrem Bestimmungsort sein! Müde krabbeln sie in ihre Zelte und schlafen fast augenblicklich ein. Nur Gaara und Lee nicht. Schon als sie die Lichtung betreten haben, hat Gaara gesehen, was er angerichtet hat. Der umgestürzte Baum macht ihm dabei besonders Sorgen – wie sehr muss er Lee nur verletzt haben, wenn der Baum dabei so aussieht? Der Tai-Ninja bemerkt den ergriffenen Blick des Rothaarigen und legt ihm eine Hand auf die Schulter.
 

Mit einem kaum deutbaren, aber von Schuldgefühlen zerfressenen, Blick sieht Gaara zu ihm. Dieser Ausdruck in seinen Augen tut einem richtig in der Seele weh, erst recht noch, wenn man bedenkt, dass Gaara bis vor Kurzem gar nicht zu solchen Gefühlen fähig zu seien schien… Sanft lächelt er dem Rothaarigen zu. „Denk nicht mehr daran, es ist vorbei!“, versuchtLee ihn zu beruhigen. Gaara senkt traurig den Blick. „Was ist, wenn ich dir wieder wehtue, obwohl ich es gar nicht will?“, Gaara´s Stimme beginnt zu zittern. „Ich glaube, solange wir zusammenhalten und an uns glauben, wird das nicht passieren…“, will der Lotuskrieger ihn ermutigen. „Meinst du?“, kommt es unsicher von Gaara.
 

Ganz sacht haucht Lee ihm einen Kuss auf das Kanji auf seiner Stirn und nimmt ihn in die Arme – tief sieht er ihm dabei in die Augen. „Ganz bestimmt!“, schmunzelt er ihm entgegen. „Okay…!, antwortet Gaara ihm leise, auch wenn es sich noch nicht so hundertprozentig sicher anhört. Langsam kuschelt Gaara sich an den Älteren und blickt dann ungläubig zu den Resten ihres Zelts. Lee folgt seinem Blick. „Solang es nicht regnet, wird’s schon gehen.“, meint der Schwarzhaarige knapp. „Ja, so kalt ist es ja auch nicht.“ Gemeinsam sammeln sie ihre letzten Sachen aus der Plane heraus und richten sich dann ihren Schlafplatz auf der Matte ein, auf der Lee vorhin noch gelegen hat.
 

Etwas unschlüssig und immer noch mit einem komischen Gefühl im Bauch, liegt der Sandbändiger neben seinem Freund. Er kann nicht einschlafen, zu sehr nagt die Schuld an ihm, auch wenn Lee wieder putzmunter neben ihm liegt. Es dauert nicht lange, da bemerkt Lee die innere Unruhe in seinem Partner. ‚Er macht sich immer noch Gedanken – Es ist echt traurig mit ansehen zu müssen, wie es ihn zerfrisst, doch es ist schön zu wissen, dass er sich im Ernstfall auch wirklich Sorgen um mich macht…‘, ein Schmunzeln legt sich auf die Lippen des Tai-Ninjas.
 

Vorsichtig rückt er etwas näher an den Rothaarigen heran und nimmt ihn dann etwas stürmisch von hinten in die Arme. Erschrocken zuckt Gaara zusammen, dann spürt er Lee´s heißen Atem an seinem Ohr. „Hör endlich auf dir Sorgen zu machen und lass uns schlafen! Mir geht es gut und das wird sich auch so schnell nicht ändern!“; spricht er ihm ernst zu. „Du hast ja recht, Lee…“, kommt es knapp von Gaara, bevor er sich zu dem Lotuskrieger umdreht. Tief blickt er in die dunklen Augen seines Gegenübers. Dann schließt er seine türkisblauen und kuschelt sich an die durchtrainierte Brust des Größeren. „Ja, lass uns schlafen!“, kommt es müde von dem Sandbändiger, bevor auch Lee die Augen schließt, ihn in den Arm nimmt und beide einschlafen.
 

Am nächsten Morgen…
 

Die Sonne ist gerade über die Hügel im Osten gestiegen, als die Ninjas langsam aus ihren Zelten krabbeln. Müde strecken sie sich im Angesicht des langen Tages, den sie vor sich haben werden. Noch halb schlafend schnallt sich Kankuro seine Marionette um, als er von Temari angestoßen wird. Leicht gereizt blickt er zu ihr und will so gar nicht wissen, was sie jetzt von ihm will. Sie grinst ihn an und deutet dann auf die Stelle, an der Gaara und Lee schlafen. Augenrollend blickt er zu seinem kleinen Bruder und dessen Freund. Als er sie so betrachtet muss er aber auch schmunzeln.
 

Gaara liegt friedlich schlafend da in Lee´s Armen, kuschelt sich an seine Brust und ein Hauch von einem Lächeln liegt auf den Lippen des Sunanin. Lee hat die Arme fest um ihn geschlungen und grinst im Schlaf bis über beide Ohren. Die zwei schlafen noch tief und fest und dabei sehen sie so zufrieden und glücklich aus. „Fast schon schade sie jetzt zu wecken…“, flüstert der Puppenspieler seiner Schwester zu. Die nickt nur eifrig und versucht sich ein Lachen zu verkneifen. Durch die leisen Gespräche, die nach und nach entstehen, wachen die zwei schließlich von selbst auf. Niemand wollte so recht der sein müssen, der sie weckt…
 

Eine Stunde später haben sie all ihre Sachen zusammengepackt, gefrühstückt und noch letzte Unklarheiten beseitigt. Schließlich machen sie sich voller Elan und Energie auf den Weg ins Dorf am großen Wasser…
 

Quellen:
 

*Er hat eine Hand rechts gegen seine Rippen gedrückt, wo ihm mittlerweile jeder Atemzug qualvolle Schmerzen bereitet.

Stephen King´s „Das Bild“, 1994
 

Lied: Ich + Ich - Pflaster

Grüner Drache und roter Tiger...

Am später Nachmittag…
 

Als die Sonne langsam von ihrem Höchststand sinkt, erreichen sie endlich die Tore des Dorfes. Sie sind müde und erschöpft, gleichzeitig aber unheimlich glücklich, es endlich geschafft zu haben. Im Dorf hat man sie schon erwartet, was sie ein wenig verwirrt. Schließlich dachten sie, dass die Mission – allein schon wegen Umo – geheim zu halten ist. Als sie zum Oberhaupt des Dorfes gebracht werden, erfahren sie, dass sie von Umo hier nichts wissen. Das Dorf hat zwar schon gehört, dass ein Spion Suna und Konoha heimsucht, aber dass er sich ausgerechnet hier aufhalten soll, davon wissen sie nichts.
 

Es gibt hier auch niemanden, der diesen Namen trägt. Aber als Spion wird Umo sich wohl auch eher unter falschem Namen ins Dorf geschlichen haben – immer vorausgesetzt, er ist wirklich hier… Doch als sie den Ältesten das Fahndungsfoto zeigen, können sie auch damit nichts anfangen. Vielleicht hat er aber auch nur sein Erscheinungsbild geändert. Das frustriert das Ninjateam doch etwas, aber da kann man wohl nichts machen. Doch zu ihrer größten Überraschung, weiß das Oberhaupt von den Schriftrollen und genau deswegen wussten sie hier auch, dass ein Ninjatrupp kommen würde, um sie abzuholen. Zumindest das Problem wäre damit gelöst! Nachdem sie nun die wichtigen Schriften in ihren Händen halten, müssen sie nur noch die Ratte finden und in die Falle locken.
 

Doch wo anfangen, wenn ihn niemand zu kennen scheint? Eine gute Frage, doch ihr denken wird durch die Stimme des Ältesten unterbrochen, der meint, sie sollten doch erst mal eine Nacht darüber schlafen, besonders nach ihrer langen Reise. Nach einem Moment willigen sie ein und man bringt sie in die beste Pension des Dorfes. Mehr oder weniger glücklich mit der Tatsache, ein ganzes Zimmer für sich allein zu haben, stellen sie ihre Taschen ab und denken darüber nach, wie es weiter gehen soll. Gai sendet eine Nachricht an Tsunade und erläutert ihr den bisherigen Stand der Dinge. Immerhin sind sie alle wohlbehalten am Zielort angekommen – von den Komplikationen auf dem Weg dahin, will hier niemand sprechen.
 

Etwa eine halbe Stunde später liegen fast alle auf ihren Betten und starren nachdenklich zur Decke empor, als auf einmal Lärm von Draußen seine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Man hört zwei Männer wild miteinander diskutieren, Waffen klirren kurz, dann wieder die lauten Stimmen der Kontrahenten. Es scheint aus dem Hinterhof der Pension zu kommen…

Ziemlich genervt von alledem, steht Gaara auf und öffnet das Fenster, das zum Hinterhof hinaus führt. Mit finsterer Mine blickt er nach draußen und muss schnell feststellen, dass auch alle anderen die Köpfe aus ihren Fenstern stecken, um zu sehen, was dort los ist. Einige andere Gäste der Pension tun es ihnen gleich. Wilde Beschimpfungen dringen zu ihnen nach oben – anscheinend geht es um Geld, das der eine dem anderen wohl noch schuldet.
 

Wieder ziehen sie ihre Waffen und gehen auf einander los. Zumindest einer der beiden scheint ein Ninja zu sein. Seine Bewegungen sind viel zielstrebiger und leichter, als die des anderen, dennoch erwischt er den anderen nicht mit seiner Waffe. Nach einer Weile scheint es den meisten Pensionsgästen zu langweilig zu werden und sie schließen ihre Fenster wieder.
 

Doch die geschulten Augen der Ninjas sehen mehr in dieser Auseinandersetzung. Irgendetwas ist dort faul! Vorsichtig blicken sie sich an und nicken einander dann zu. Leise schließen sie die Fenster und treffen sich dann kurz darauf auf dem flachen Dach der Pension. Unauffällig beobachten sie die Streitenden. Nun können sie auch das Gesicht des Ninjas erkennen, der den anderen mit seinem Schwert bedroht. Sie brauchen nicht mal den Bruchteil einer Sekunde, um zu realisieren, dass dieser Ninja ihr gesuchter Spion ist! Dieser Zufall erscheint schon fast unnormal, aber er wird das Dorf wohl erst vor Kurzem betreten haben oder er hat seine Verwandlung für sein Gegenüber aufgegeben…
 

Das werden wahrscheinlich aber noch die leichtesten Fragen sein, die Umo in seinem baldigen Verhör zu beantworten hat. Doch gerade als der Ninjatrupp sich sicher ist, ihn bald zu erwischen, dreht der Spion den Kopf zu ihnen herum. Er hat sie bemerkt – vielleicht weiß er sogar schon die ganze Zeit, dass sie ihn beobachten und vielleicht hat er sogar gesehen, wie sie das Dorf betreten haben. Er wirft ihnen einen finsteren Blick zu. Sein Gesprächspartner blickt nun auch zum Dach der Pension hinauf. Er sieht die Ninjas und hebt verwundert die Augenbraue – wahrscheinlich weil sie nicht von hier kommen und nur selten andere Ninjas hier im Dorf sind.
 

Umo hingegen steckt sein Schwert weg und versucht abzuhauen. Er stößt seinen Gesprächspartner grob zur Seite und will in einer Nebenstraße verschwinden. Doch die Ninjas reagieren schnell und nehmen die Verfolgung auf. Keine zwanzig Minuten später ist das Doppelteam wieder beim Dorfältesten, diesmal mit dem Spion im Schlepptau. Lautstark versucht er alles abzustreiten. Aber er hat noch genug Zeit sich abzureagieren, bis sie wieder in Konoha sind. Sicher verstaut in einer Kuppel aus Sand, kann er ihnen nicht entwischen und wenn er aufmuckt, wird er ja sehen, was er davon hat…
 

Da sie nun alles haben, was sie zur Erfüllung der Mission benötigen, machen sie sich am nächsten Tag auch schon wieder auf den Weg nach Hause. Sie versuchen sich zu beeilen, um schnellstmöglich wieder in Konoha zu sein. Doch mit dem Spion unter ihnen, müssen sie genauso vorsichtig sein, wie am Anfang. Man weiß ja nie, ob er nicht doch irgendwo Verbündete hat, die sie angreifen könnten. Unter Berücksichtigung aller möglichen Vorkommnisse, brauchen sie insgesamt aber nur vier Tage, bis sie wieder vor den Toren Konohas stehen. Erschöpft und erleichtert, wieder auf sicherem Boden zu sein, betreten sie das Dorf, das versteckt hinter den Blättern liegt und begeben sich auch so gleich zur Hokage.
 

Tsunade hat mit Freude und Stolz die Nachricht über die erfolgreiche Mission erhalten, auch wenn es ihr nicht so sonderlich gefällt, dass das Team schon so schnell wieder zurück ist. Aber wenn Gai und Lee in einem Team sind, dann steht das Tempo immer an erster Stelle, wie es scheint. Auch wenn alle anderen darunter leiden müssen. Dennoch war die Mission erfolgreich und alle sind gesund und munter wieder zu Hause angekommen und das ist doch die Hauptsache.
 

Die Mittagssonne beginnt schon langsam ihren Abstieg am klarblauen Himmel, als Lee und Gaara sich auf den Weg zu ihrer Wohnung machen. Die Sunanin werden sich morgen schon wieder auf die Heimreise machen, auch wenn die zwei sich ungern jetzt schon trennen wollen. Wer weiß schon, wann sie sich das nächste Mal wieder sehen werden? Doch noch wollen sie keine Gedanken an den Abschied verschwenden, sondern noch die wenige Zeit genießen, die ihnen bleibt.
 

Langsam und müde von der langen Reise, schlendern sie durch die Straßen. Schweigend laufen sie nebeneinander her, als plötzlich eine aufkommende Staubwolke am Straßenende ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. Verwundert blickt Lee in diese Richtung. Als er Gaara gerade um Rat fragen will, sieht er, dass dieser mit einem leichten Lächeln auf die Wolke schaut. Dies verwundert Lee nur noch mehr. Die Wolke kommt ziemlich schnell näher und nun schauen auch die anderen Leute auf der Straße in diese Richtung. Nur Gaara scheint zu wissen, um was es sich handelt…
 

Ein paar Sekunden später überrollt die Staubwolke die beiden Ninjas und alle anderen Leute in der Straße. Es dauert einen Moment, bis sich der Stab wieder legt. Aber noch ehe Lee wieder etwas sehen kann, hört er Gaara doch tatsächlich lachen und es hört sich so ausgelassen und fröhlich an, wie man es dem Sandninja in hundert Jahren nicht zutrauen würde. Einen Augenblick später verzieht sich auch der restliche Staub und die Sicht ist wieder frei. Ungläubig schaut Lee zu seinem rothaarigen Freund, bis es endlich ‚Klick‘ macht und er Ryoujiroe entdeckt.
 

Die Hündin hat schon lange gespürt, dass die zwei Ninjas wieder da sind und hat nur auf den richtigen Moment gewartet, um sich von der Wohnung entfernen zu können. Sie hat so lange auf ihr Herrchen verzichten müssen, da ist die Freude natürlich riesig und sie hat es einfach nicht mehr ausgehalten, als sie gespürt hat, dass die beiden schon so nahe sind. Überrumpelt von der überschwänglichen Freude des Vierbeiners, sitzt Gaara auf der Straße und versucht sich lachend von ihrer Freude zu befreien. Aufgeregt springt der schwarze Hund um ihn herum und leckt ihm immer wieder das Gesicht ab. Sie klettert immer wieder auf seinen Schoß und würde ihn wohl am liebsten ganz auf den Boden drücken, damit er auch ja nicht wieder geht ohne sie mitzunehmen.
 

Ein sanftes Lächeln legt sich auf Lee´s Lippen – Gaara scheint so glücklich zu sein. Verständlich – wer außer diesem Hund würde sich auch schon so ehrlich darüber freuen, dass Gaara wieder da ist? Wo Lee jetzt so darüber nachdenkt, er selbst würde sie bestimmt genauso doll freuen, Gaara wieder zu sehen – fragt sich nur, ob Gaara sich auch darüber freuen würde? Winselnd und fiepend hüpft der Hund um den Rothaarigen herum, der sie immer wieder streichelt und knuddelt und ihr sagt, wie sehr er sie vermisst hat. Wie gern würde Lee diese Worte auch einmal hören, doch er freut sich noch viel mehr darüber, dass Gaara ihm seine Liebe gestanden hat. Denn noch haben sie ein bisschen Zeit, bevor es heißt Abschied nehmen.
 

Lächelnd betrachtet Lee die beiden, während die Leute auf der Straße sich auch wieder beruhigt haben und ihren Tätigkeiten nachgehen. Langsam beruhigt sich der schwarze Hund wieder, während ihre großen Kulleraugen so sehr leuchten, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Doch auf einmal verschwinden all das Leuchten und all die Freude aus den treudoofen braunen Augen. Eiskalt und voller Hass blickt der Hund nun zu Lee – so als hätte Gaara ihr lautlos alles erzählt, was während der Mission vorgefallen ist. Schwer schluckt Lee, als er in die zorndurchfluteten Augen sieht. Es ist ja auch schon eine Weile her, dass sie ihn das letzte Mal so angesehen hat.
 

Vorsichtig erhebt sich der Hund von Gaara´s Schoß und fletscht die Zähne. Knurrend setzt sie eine Pfote vor die andere und nähert sich langsam dem Tai-Ninja, der sich mit vorsichtigen Schritten versucht zu entfernen. Gaara betrachte das Schauspiel mit seiner üblichen, ausdruckslosen Gelassenheit, während die Leute auf der Straße den Atem anzuhalten versuchen. Das Fell im Nacken des Hundes stellt sich auf und lässt sie noch bedrohlicher erscheinen, als es die Zähne allein schon tun. Die langen scharfen Krallen hinterlassen tiefe Rinnen auf dem festen Sand der Straße, während sie die Lefzen noch weiter nach oben zieht und ihre weißen Zähne in der Sonne bedrohlich glänzen.
 

Geschockt weiten sich Lee´s Augen. Was ist nur los mit dem Hund? Hat sie ihn in der kurzen Zeit etwa schon aus ihrem Gedächnis verbannt? Oder ihn gar vergessen? Hat Gaara ihr vielleicht doch eine lautlose Nachricht zukommen lassen, die sie jetzt so in Rasche versetzt? Lee kann diese Fragen nicht beantworten, zu groß scheint die neuaufkommende Angst vor dieser Bestie zu sein. Er ist fast wie versteinert, während er angesträngt versucht einen Fuß hinter den anderen zu setzen. Hilfesuchend blickt er zu Gaara, doch der schenkt ihm nur einen ausdruckslosen Blick, als hätte er sich mit ihr gegen ihn verschworen…
 

Langsam duckt sich der Hund etwas nach unten, während er noch ein paar Schritte auf den verängstigten Lotuskrieger zu macht. Noch ehe Lee aus seiner Starre erwachen kann, setzt das Tier zum Sprung an. Kaum eine Sekunde später schlägt Lee unsanft auf dem Boden auf und spürt das Gewicht des Tieres auf seiner Brust ruhen. ‚Jetzt wird sie mich beißen und Gaara wird nichts dagegen unternehmen! Es war alles nur gespielt…‘, geht es Lee noch traurig durch den Kopf, bevor…
 

…bevor die heiße, nasse Zunge des Hundes über sein Gesicht leckt. Einen Moment lang ist Lee davon überzeugt, dass es sein eigenes warmes Blut ist, das er dort auf seinen Wangen spürt – doch wo bleibt der Schmerz? Einen Augenblick später öffnet er die Augen und blickt direkt in den Rachen des Hundes, als dieser ihm wieder übers Gesicht leckt. Der Schwarzhaarige zuckt zusammen und dann hört er Gaara leise lachen. „Hattest du etwa Angst vor ihr?“, fragt Gaara ihn mit einem unglaublich sarkastischen Unterton. Ungläubig sieht Lee zu ihm auf, in sein lächelndes Gesicht. Für einen Moment versteht er die Welt nicht mehr. Dann spürt er, wie sich der Hund an ihn schmiegt und mit der Pfote nach seiner Hand greift, damit Lee sie krault.
 

Perplex schaut der Tai-Ninja den Hund an und dann wieder Gaara. Es dauert noch einen Augenblick, bis Lee endlich verstanden hat, was hier los ist. „Ihr habt mich reingelegt! – Du wolltest, dass sie mir Angst macht! Du…“ „Nein.“, kommt es knapp von Gaara. „Da ist sie ganz von allein drauf gekommen. – Ich schätze, sie wollte sehen, ob du ihr noch vertraust…“, erklärt der Rothaarige, während er dem Hund über den Kopf streicht. Wütend blickt Lee zu dem Hund, der so scheinheilig dasitzt und sich den Streicheleinheiten ihres Herrn hingibt. „Du kleines…“, setzt Lee an, um den Hund zu beschimpfen. Doch bevor er den Satz zu Ende sprechen kann, gleitet wieder die feuchtwarme Zunge über sein Gesicht und die treudoofen Augen schauen ihn an und irgendwie kann er ihr jetzt nicht mehr böse sein. Aber wie kann ein so dämliches Tier nur so hinterhältig sein – Lee versteht es nicht. Aber es sind immer die, von denen man es am Wenigsten erwartet…
 

Nach einem Moment hat sich Lee wieder beruhigt, auch wenn er immer noch der Meinung ist, dass Gaara auch etwas damit zu tun hat. Ryoujiroe sitzt derweilen immer noch auf seinem Schoß und grapscht energisch mit ihrer Pfote nach Lee´s Hand. Erst als die scharfen Kallen seine Haut zu reizen beginnen, bemerkt der Tai-Ninja es und blickt den Hund schon fast verständnislos an. Als Ryoujiroe den finsteren Blick des Schwarzhaarigen sieht, schmiegt sie sich an seine Brust und versucht ihn damit zu beschwichtigen, wie sie es bei Gaara immer macht. Aufmerksam beobachtet der Rothaarige diese Gesten – kennt er sie doch zu gut. Lee hingegen versteht erst nicht so ganz, was sie damit bezwecken will und dann rollt er mit den Augen, als sie wieder nach seiner Hand greift.
 

Die Leute auf der Straße haben inzwischen den kleinen Schock überwunden, den der Hund ihnen eingejagt hat und beachten die drei nicht weiter. Und nun endlich fängt Lee an, Ryoujiroe zu kraulen, die sich daraufhin mit halbgeschlossenen Augen an ihn lehnt und es sichtlich zu genießen scheint. Als Lee dann nach ein paar Minuten aufhört zu kraulen, drückt sich der Hund so fest gegen ihn, dass sie den Tai-Ninja wieder zu Boden befördert. Ein erschrockener Laut verlässt Lee´s Kehle, doch er wird mittendrin unterbrochen, als der Hund wieder sein Gesicht ableckt. Gaara schmunzelt, bevor er sich leicht räuspert: „Wir sollten langsam weiter gehen…“
 

Schwanzwedelnd blickt der Hund zu ihm auf und geht dann endlich, gnädiger Weise, von Lee herunter. Noch etwas überrumpelt setzt sich der Schwarzhaarige auf und ist doch ziemlich erstaunt über die Kraft, die in diesem Tier zu ruhen scheint. Kopfschüttelt erhebt er sich nun endlich und klopft sich den Staub von den Sachen. Langsam gehen die drei nun gemeinsam zu Lee´s Wohnung zurück, um den Rest des Tages friedlich ausklingen zu lassen, bevor der Abschied naht.
 

Doch lange wehrt der Frieden nicht. Sie sind kaum zwei Stunden daheim und wollen gerade in Ruhe eine Tasse Tee trinken, da klopft es auch schon hecktisch an der Tür. Verwundert über die plötzliche, viel zu ungestüme, Ruhestörung, blicken beide zur Tür. Aus dem Schlaf gerissen, knurrt Ryoujiroe leise. Stirnrunzelnd steht Lee auf und geht zur Tür. Davor steht Kotetsu, der ziemlich aufgebracht zu seinen scheint. „Na endlich! Ich dachte schon, es wäre keiner da…“, keucht er etwas atemlos. „Gaara soll sofort zur Hokage kommen – es ist eine wichtige Nachricht aus Suna angekommen!“ Kaum hat Kotetsu seinen Satz beendet, steht Gaara auch schon in der Tür, neben ihm der große schwarze Hund, der den Gast kritisch beobachtet.
 

„Ich komme sofort!“, kommt es ruhig von dem Rothaarigen, doch Lee kann in seinen Augen sehen, dass er sich Sorgen zu machen scheint. Was mag wohl passiert sein? Doch ehe Lee das fragen kann, verschwindet Kotetsu wieder. Gaara ist schon halb durch die Tür, als Lee ihn am Ärmel packt. Mit finsterer Mine dreht sich Gaara um. „Darf ich mitkommen?“, fragt Lee vorsichtig und setzt dabei einen ziemlich besorgten Blick auf. Der Sunanin scheint einen Augenblick zu überlegen, bevor er schließlich stumm nickt und sie sich dann mit Ryoujiroe auf den Weg machen.
 

Es dauert auch nicht lange, bis sie am Hokageturm ankommen. Wie von wilden Tieren gehetzt, rennen sie die Gänge und Stufen entlang, bis sie schließlich an Tsunade´s Büro ankommen. Als sie eintreten, werden sie schon sehnsüchtig erwartet. Kankuro und Temari sind auch da, ebenso Baki und alle haben denselben sorgenvollen Blick, wie Gaara, aufgesetzt. Ernst blickt Tsunade sie an und ist ein bisschen verwundert darüber, dass Gaara gleich Lee und den Hund mitgebracht hat – doch sie sagt nichts dagegen. Lee kann ruhig hören, was passiert ist, da es auch Konoha in einer Art und Weise betrifft.
 

Temari und Kankuro werfen Lee einen ausdrucklosen Blick zu. Sie wissen zwar, dass er Gaara gut tut, doch so ganz können sie sich noch nicht mit diesem Gedanken anfreunden. Und muss er denn immer an Gaara kleben, wie eine Klette? Lee entgehen die Blicke der Sunageschwister nicht. Wahrscheinlich akzeptieren sie ihn nur, weil es Gaara ist, mit dem er zusammen ist. Das macht ihn traurig. Am liebsten wäre er jetzt wieder in seiner Wohnung. Langsam dreht er sich um und will gehen. Doch er kommt nicht mal einen Schritt weit, da legt sich eine warme Hand in seine.
 

Etwas verwundert blickt er sich um. Es ist Gaara, der ihn mit flehentlichem Blick ansieht. ‚Will er etwa nicht, dass ich gehe?‘, drängt es sich durch Lee´s Kopf. Einen Augenblick später, spürt er, wie sich Ryoujiroe neben ihn setzt und sich fest gegen sein Bein lehnt, als wolle sie auch nicht, dass er geht. Ein kleines Lächeln huscht über Lee´s Gesicht und er dreht sich wieder zur Hokage um. Leicht verwundert hat Tsunade diesen Moment beobachtet und noch ist sie sich nicht ganz sicher, was es zu bedeuten hat. Doch sie ist sich sicher, es früher oder später noch herauszufinden…
 

Langsam wird ihr Blick wieder ernster und sie holt eine Schriftrolle hervor. Deutlich ist darauf das Siegel des Kazekage zu erkennen. Doch es ist bereits zerbrochen, vermutlich, weil Tsunade die Nachricht gelesen hat und ihnen nun mitteilen will, was darin steht. Erwartungsvoll betrachten die jungen Ninjas das Oberhaupt des Dorfes, doch Tsunade schweigt. „Diese Nachricht ist für eure Augen genauso bestimmt, wie für meine. Darum würde ich sagen, dass ihr sie euch einfach durchlest. Es ist schlimm genug, deswegen muss ich es nicht auch noch laut aussprechen…“, kommt es dann schließlich doch, mit einen leicht belegten Tonfall, von Tsunade.
 

Verwundert blicken sich die Ninjas an. Was kann denn das nur für eine Nachricht sein? Während die anderen noch zu überlegen scheinen, tritt Gaara vor und nimmt die Schriftrolle entgegen. Die anderen sehen ihn an. Langsam versammeln sie sich um ihn und der Rothaarigen rollt langsam die Rolle auseinander. Mit jeder freigelegten Zeile, werden die Augen der Ninjas immer größer. Das kann doch einfach nicht war sein! „Nein, Vater…“, kommt es flüsternd von Temari. Geschockt legt sie sich die Hand auf den Mund, Kankuro hingegen knirscht mit den Zähnen. Nur Gaara schaut so ausdrucklos wie immer auf das Papier und scheint keinerlei Gefühle bei diesen Zeilen zu haben. Baki hingegen hält sich vollkommen raus. Er war gerade bei Tsunade gewesen, als die Schriftrolle eintraf und weiß bereits was darin steht.
 

Lee hingegen weiß nicht, was er dazu sagen soll. Es ist furchtbar und doch scheint es Gaara nichts auszumachen, oder er kann es sehr gut verbergen. Temari hat inzwischen leise angefangen zu weinen. Der Kazekage ist tot! Während ihrer Mission wurde das Dorf angegriffen. Die Eindringlinge fühlten sich nicht sonderlich bedroht, da das Sandmonster nicht im Dorf war. Bei dem Versuch, dass Dorf zu beschützen, wurde der Kazekage schwer verwundet. Dem Dorf geht es gut, doch der Kazekage ist gestern Abend seinen schweren Verletzungen erlegen. Man konnte ihm nicht mehr helfen und nun bitten die Ratsmitglieder darum, dass das Team seine Mission unterbricht und nach Suna zurückkehrt.
 

Insbesondere Gaara soll heim kommen, um dem Dorf etwas Sicherheit wiederzugeben. So schnell traut sich niemand ins Dorf, wenn das Sandmonster dort ist! Tsunade beobachtet die verschiedenen Reaktionen der Ninjas eine Weile. So unterschiedlich wie ihre Charakterzüge sind, so unterschiedlich scheinen sie auch diese Nachricht aufzunehmen. Nach ein paar Augenblicken unterbricht sie dann doch die betroffene Stimmung in ihrem Büro. „Ich weiß, es ist schwer für euch, dass zu akzeptieren, aber wir müssen jetzt dafür sorgen, dass Suna nicht noch mehr passiert! Ihr drei werdet euch morgen Früh um 10Uhr am Haupttor treffen und dann die Heimreise antreten. Bis dahin freundet euch mehr oder weniger mit dieser neuen Situation an.“ Betroffen sehen sich die Ninjas in die Augen, nur Gaara hat immer noch diesen undefinierbaren Blick drauf, der aber ganz sicher nichts mit Trauer zu tun hat.
 

Gaara hat seinen Vater immer gehasst, weil er Shuukaku in ihm versiegelt hat und alle Dorfbewohner ihn deswegen bis heute fürchten. Nein, er empfindet keine Trauer für seinen Vater – es ist eher so eine Art Genugtuung, dass er endlich das bekommen hat, was er schon so lange verdiente und was Gaara bis jetzt nicht gelungen war. Zugegeben hat er sich in dieser Hinsicht auch etwas zurückgehalten, seiner Geschwister wegen, denn schließlich ist er auch ihr Vater gewesen. Wäre er ein Einzelkind gewesen, hätte er ihn schon viel früher kaltgemacht!
 

Einen Moment herrscht noch Schweigen auf beiden Seiten – nur Temari´s leises Schluchzen ist zu vernehmen. „Ihr könnt dann gehen! Ich erwarte euch morgen pünktlich und ausgeruht!“, kommt es noch mal in einem etwas scharfen Ton von der Hokage. Langsam geht ein Nicken durch die Runde und schweren Schrittes verlassen sie das Büro. Auf dem langen Flur und den vielen Stufen sprechen sie kein Wort miteinander. Temari und Kankuro wissen ganz genau, was Gaara von ihrem Vater gehalten hat und sie können sich gut vorstellen, dass er sich tief im Innern wahnsinnig darüber freut. Aber Gaara kann ja auch nur Schlechtes mit ihrem Vater in Verbindung bringen. Die beiden hingegen haben auch schöne und friedliche Momente mit ihm erlebt, was ihnen ein gewisses Maß an Zuneigung ihm gegenüber gebracht hat.
 

Als sie schließlich den Ausgang erreichen, zerstreuen sie sich recht schnell. Kankuro begleitet Temari zu ihrer Bleibe und geht dann selbst zum Anwesen der Hyuga´s zurück. Gaara und Lee hingegen machen sich mit Ryoujiroe wieder auf den Weg. Schweigend gehen sie nebeneinander her, während der Hund leicht besorgt zu Gaara´s nachdenklichem Gesicht aufschaut. Lee weiß noch nicht so ganz, wie er mit dieser Situation umgehen soll.
 

Er weiß, was Gaara unter diesem Mann erleiden musste. Doch immerhin war er ja sein Vater, da muss es doch auch so etwas wie Zuneigung geben? Den Rest des Tages haben sie sich nur angeschwiegen. Lee hat zwar öfters versucht ein Gespräch zu beginnen, doch Gaara hat ihn gekonnt ignoriert. Das hat Lee doch etwas traurig gestimmt, da es ihm so vor kam, wie ganz am Anfang und Gaara wäre gerade erst zu ihm gekommen. Irgendwann hat er dann aber aufgegeben. Gaara war zwar nicht wütend auf ihn, aber er hatte so ein seltsames Glänzen in den Augen, das Lee noch nie gesehen hat. Ob er doch trauert?
 

Nun liegen sie hier in Lee´s Bett und die Nacht ist hereingebrochen. Morgen früh wird er das letzte Mal neben Gaara aufwachen und dann wird der Rothaarige gehen und vielleicht nie wiederkommen. Diese Erkenntnis macht Lee wahnsinnig traurig. Der Sunanin liegt schweigend neben ihm und starrt auf die gegenüberliegende Wand, während Lee mit den Tränen kämpft. Er will Gaara nicht verlieren, nicht jetzt, wo es so schön ist! Langsam dreht er sich zu Gaara um und zieht den Kleineren in seine Arme. Leicht überrumpelt schreckt Gaara zusammen, bevor er sich gegen Lee kuschelt. „Sag mal, weinst du?“, fragt Gaara ihn etwas irritiert. Doch Lee antwortet nicht, stumm laufen nur die Tränen über seine Wangen. Aber Gaara braucht auch keine Antwort von ihm, denn er spürt die heißen Tränen in seinem Nacken.
 

„Ich will nicht, dass du gehst…“, kommt es ganz leise von dem Lotuskrieger – die Traurigkeit in seiner Stimme ist nicht zu überhören, auch wenn es nur ein Flüstern ist, das von ihm kommt. Gaara hat dieser Gedanke auch schon geplagt. Er ist hin und hergerissen zwischen dem, was in Suna passiert ist und Lee. Er will auch nicht gehen. Sie hatten beide gehofft, noch ein paar schöne Tage miteinander verbringen zu können, bevor das Team wieder abreisen muss. Es tut Gaara in der Seele weh, Lee so traurig zu sehen, doch irgendwie hat er auch keine andere Wahl – sein Dorf braucht ihn, auch wenn es nur deshalb ist, weil sich niemand in die Nähe traut, wenn Shuukaku im Dorf ist.
 

Gaara findet es furchtbar, dass die Dorfbewohner ihn nur deswegen in ihrer Nähe wollen und dennoch wollen sie gar nicht, dass er ihnen nahe kommt. Das macht ihn schrecklich wütend. Aber gibt es nicht vielleicht doch einen Weg, durch den die Dorfbewohner ihn seiner Selbst akzeptieren und nicht weil sie auf einen Schutz angewiesen sind, der ihnen gleichzeitig den Tod bringt? Gaara hat sich schon den ganzen Tag mit dieser Frage beschäftigt. Da sein Vater jetzt tot ist, ist er nicht mehr die Waffe, das Monster, das alles vernichtet.
 

Shuukaku ist zwar in ihm und kontrolliert ihn noch immer, aber inzwischen hat er ja einen Weg gefunden, diese Kontrolle auf ein Minimum zu reduzieren und sogar die Leitung zu kappen, mit der es sich seine Energie holt. Doch nun soll er Lee hier zurücklassen. Wie wird es sein ohne ihn? Wird er beim nächsten Vollmond wieder das Dorf zerstören, wie damals, als er noch ein Kind war? Oder reicht es schon, wenn er nur an Lee denkt, um Shuukaku zu vertreiben? Immer noch spürt er die Tränen des Schwarzhaarigen in seinem Nacken, doch nun hat er einen Entschluss gefasst! „Lee, ich hab mich entschieden! Ich will versuchen der nächste Kazekage zu werden!“. Lee antwortet nichts darauf. Nach dem Tod des Kazekage ist Gaara der Stärkste im ganzen Dorf, das können noch nicht einmal die Dorfbewohner abstreiten. Aber werden sie es zulassen, dass ein wahnsinniges Monster die Führung über das Dorf bekommt? Das ist eine Frage, die sich auch Gaara schon den ganzen Tag gestellt hat und er findet einfach keine Antwort.
 

Er hat sich in den letzten Wochen und Monaten sehr verändert, doch das wissen die Dorfbewohner nicht und sie werden es ihm bestimmt auch nicht glauben, da Shuukaku ihn ja auch jetzt noch etwas beeinflusst. Doch er will alles wieder gut machen, was er in der Vergangenheit zerstört hat. Er will den Leuten zeigen, dass hinter diesem Monster ein ganz normaler Mensch steckt, der sogar Gefühle hat. Langsam beruhigt sich Lee wieder und sie reden über das, was Gaara gesagt hat. Lee ist der festen Überzeugung, dass Gaara es schaffen kann – vorausgesetzt das Shuukaku nicht dazwischen funkt. Wenn die Dorfbewohner ihn akzeptiert haben, was allein schon viele Jahre dauern wird, egal wie oft er sie in der Zeit beschützen wird, darf er sich keinen Fehltritt mehr leisten. Wenn Shuukaku auch nur einmal die Kontrolle über ihn erlangt, dann ist alles dahin und die Dorfbewohner werden ihm niemals wieder vertrauen. Sie wissen ja auch nicht, wie schwer das ganze ist…
 

Doch egal wie aussichtslos das Ganze auch sein mag, Lee macht ihm immer wieder Mut. Wenn er eins von seinem Sensei Gai gelernt hat, dann ist es dass, das man niemals aufgeben darf, egal wie schlecht es auch um einen steht. Das hat ihm sehr oft geholfen und nun hofft er, dass es auch Gaara hilft. Doch Gaara macht ihm schnell klar, dass es nicht das Selbe ist, wenn man kein Gen oder Ninjutsu kann und die Leute einen dann auslachen, wie wenn man einem ganzen Dorf Angst macht. Wenn man trotz seines Nichtkönnens etwas Großartiges leistet, sehen die Leute schnell ein, dass sie sich geirrt haben. Doch wenn die Leute nur Tod und Zerstörung mit einem in Verbindung bringen, sobald sie einen sehen, dann hilft da auch keine noch so tolle Tat.
 

Sie werden dann eher denken, dass er sich mit ihnen gut stellen will, um sie dann mit einem Schlag zu vernichten. Die Leute sind ja schließlich nicht dumm! Das sind schwierige Argumente, dennoch versteht Gaara natürlich, was Lee ihm damit sagen will.
 

Eine Weile herrscht Schweigen zwischen den beiden. Lee hält ihn immer noch im Arm, doch seine Tränen sind längst vergessen. Beide scheinen nachzudenken und denken dabei an ganz ähnliche Dinge, doch schließlich bricht Lee das Schweigen wieder. Er war noch nie gut im lange ruhigsein oder stillsitzen, was er wohl mit Naruto gemeinsam hat – doch in Gaara´s nähe zwingt er sich oft dazu still zu sein, weil Gaara diese Stille braucht und er braucht Gaara.
 

„Gaara, ich will mit dir nach Suna kommen!“, kommt es plötzlich ganz unerwartet von dem Lotuskämpfer. Gaara´s Augen weiten sich und er blickt ihn leicht irritiert an. „Was soll das denn bedeuten?“, die Verwirrung liegt in seiner Stimme, dass kann doch nicht Lee´s Ernst sein! „Naja – ich will dich nicht verlieren! Wenn ihr euch morgen am Tor trefft und geht, sehen wir uns vielleicht nie wieder! Ich will nicht hier ganz allein und verlassen sitzen und jeden Tag auf eine Nachricht aus Suna warten, in der steht, dass du das Dorf zerstört hast oder dir etwas Schlimmes passiert ist! – Ich will bei dir sein und dir helfen, Shuukaku unter Kontrolle zu halten und ich will dir helfen Kazekage zu werden!“, es sprudelt nur so aus Lee heraus, doch schon während des Sprechens hat er das Gefühl, dass Gaara auf jeden Fall nein sagen wird…
 

Nachdem er geendet hat, blickt Lee ihm hoffnungsvoll ins Gesicht und Gaara erwidert seinen Blick ohne Auszuweichen, dennoch schweigt er. Sie starren sich eine ganze Weile an, bis Gaara einen tiefen Seufzer ausstößt. Er hat die ganze Zeit versucht rauszufinden, ob Lee es wirklich ernst meint, doch in seinen dunklen sanften Augen konnte er nicht einen kleinen Funken Zweifel finden. Er erstaunt ihn immer wieder. Lee´s Willensstärke und sein Durchhaltevermögen sind einfach unglaublich – das hat ihn schon bei Naruto furchtbar beeindruckt und wie auch bei dem Uzumaki, kann er sich dessen nicht entziehen.
 

Er seufzt noch einmal schwer und blickt Lee dann wieder tief in die Augen, doch auch jetzt halten sie seiner Prüfung stand und das überzeugt Gaara dann doch. „Na gut, versuchen wir es!“, gibt er sich schließlich geschlagen. Lee zieht ihn wieder heftig in seine Arme und drückt ihn ganz fest an sich. „Danke Gaara! Ich versprech dir, dass wirst du nicht bereuen!!“, schießt es freudestrahlend aus dem Lotuskrieger heraus.
 

‚Ich hoffe es…‘, geht es Gaara im selben Moment durch den Kopf, doch er verdrängt den Gedanken schnell wieder. Wenn irgendetwas ist, kann Lee ja auch jederzeit wieder nach Hause zurückkehren. Aber was wird Tsunade dazu sagen? Sie wird doch einen so guten Ninja nicht freiwillig gehen lassen…
 

Noch ehe Gaara dies aussprechen kann, legen sich Lee´s weiche Lippen auf die seinigen und ziehen ihn in einen innigen Kuss. Überrumpelt erwidert Gaara das Ganze und vergisst dabei ganz schnell, was er eigentlich noch sagen wollte. Wenig später schlafen die beiden friedlich aneinander gekuschelt ein und denken noch lange nicht an Morgen.
 

Am nächsten Morgen – bei Gaara…
 

Verschlafen dreht sich Gaara auf die andere Seite und will sich gerade wieder an den warmen Körper neben sich kuscheln, als er merkt, dass es dort nur das kalte Lacken gibt. Irritiert öffnet er die Augen und blickt auf den leeren Platz neben sich. Wann ist Lee denn aufgestanden? Er hat es gar nicht mitbekommen, so tief scheint er in seiner Nähe doch tatsächlich schlafen zu können. Doch da das Lacken schon ganz kalt ist, schließt Gaara daraus, dass Lee wohl schon eine Weile länger nicht mehr neben ihm liegt. Langsam setzt er sich auf und lauscht in die Wohnung hinein. Nichts. Noch verwunderter steht er auf und geht zur Balkontür. Er blickt hinaus auf einen strahlenden Morgen und die warmen Sonnenstrahlen gleiten über seine Haut, nicht eine Wolke am Himmel – ein perfekter Tag für eine Heimreise.
 

Leise öffnet er die gläserne Tür und schaut hinaus. Schwach dringen die Geräusche des erwachenden Dorfes an seine Ohren. Doch als er sich auf dem Balkon umschaut, sieht er nichts. Ryoujiroe ist ebenfalls weg. Aber vielleicht hat Lee sie ja auch in die Wohnung gelassen, als er aufgestanden ist. Leicht fröstelt er, als die noch kühle Morgenbriese über seinen fast nackten Körper hinweg streicht. Auch nicht schlauer als vorher, geht er wieder ins Zimmer zurück. Er sieht sich einen Moment um, bevor er durch die anderen Zimmer streift. Doch Lee ist nirgendwo zu finden. Ein Seufzen entkommt ihm, als er ratlos im Flur steht. Aber dann hört er plötzlich ein pochendes Geräusch und wendet sich zur Wohnungstür.
 

Vor dieser liegt Ryoujiroe, als wolle sie auf jemanden warten. Als sie Gaara bemerkt hat, ist sie aufgewacht und hat angefangen mit dem Schwanz zu wedeln, der dabei immer wieder auf den Holzboden geschlagen ist.
 

Ein sanftes Lächeln legt sich auf Gaara´s Lippen – er ist doch nicht ganz allein hier zurückgelassen worden! Langsam geht er in die Hocke und der Hund kommt auf ihn zugelaufen. Freudig leckt sie ihn ab und hüpft um ihn herum. „Ich hab dich schon gesucht.“, erklärt er ihr, während sie ihn schon fast umgeworfen hat, um auf seinen Schoß zu krabbeln. „Weiß du wo Lee ist? Er hat es dir nicht zufällig verraten…“, versucht er sein Glück, während er durch das weiche Fell streichelt.
 

Ryoujiroe blickt ihn fragend an und dreht den Kopf. „Schade…“, Gaara seufzt wieder. Doch dann springt der Hund auf und stupst ihn in die Seite. Was ist denn nun los? Mit fragendem Blick steht Gaara auf und folgt dem davonlaufenden Hund. Sie führt den Rothaarigen ins Wohnzimmer. Auf dem niedrigen Tisch liegt ein Zettel, den er vorhin gar nicht bemerkt hat. Der Hund legt den Kopf auf den Tisch, sodass seine Schnauze genau auf den Zettel zeigt. Langsam hebt Gaara den Zettel auf und liest die kurze Nachricht.
 

„Mach dir keine Sorgen. Ich bin nachher rechtzeitig am Tor… Lee“
 

Es sind nur zwei Zeilen, doch Gaara ist noch verwirrter als vorher. Was in aller Welt macht Lee und wo ist er? Fragend blickt er auf den schwarzen Hund hinunter, der ihn genauso fragend ansieht. Na gut. Langsam fährt sich der Sandbändiger durch sein zottiges rotes Haar, bevor er ins Schlafzimmer zurückgeht und sich anzieht. Es gibt noch so einiges zu tun, bevor sie sich wieder auf den Weg machen müssen…
 

Eine Stunde vorher - bei Lee…
 

Langsam schlägt Lee die Augen auf. Er hat Glück, Gaara schläft noch tief und fest. Doch der Rothaarige liegt auf seiner Brust. Lee legt die Stirn in Falten – irgendwie muss er aus dem Bett kommen, ohne das Gaara aufwacht. Vorsichtig versucht er sich hinzusetzen. Ein tiefes Seufzen ertönt von dem schlafenden Jungen und einen Moment fürchtet Lee, dass er ihn geweckt hat. Doch dann kuschelt sich Gaara wieder etwas enger an ihn und schläft einfach weiter. Geräuschlos stößt Lee die Luft wieder aus, die er bis eben angehalten hat. Ok, zweiter Versuch. Diesmal schafft er es sich hinzusetzen, doch jetzt liegt der Sandbändiger auf seinem Schoß. Unter anderen Umständen wäre das echt schön, doch Lee hat keine Zeit an sowas zu denken.
 

Ganz vorsichtig windet er sich unter seinem Freund hinweg. Leise hört er Gaara etwas im Schlaf murmeln, doch er versteht leider nichts. Dann dreht sich Gaara auf die andere Seite und schläft weiter. Erleichterung macht sich in dem Tai-Ninja breit. Doch noch ist es nicht geschafft. Behutsam zieht er die Decke über Gaara´s freien Oberkörper und entfernt sich dann leise vom Bett. Schnell zieht er sich an. Doch als er sein Stirnband von der Kommode neben dem Balkon nehmen will, sieht er direkt in die Augen des schwarzen Hundes. Fast hätte er vor Schreck aufgeschrien. Im letzten Augenblick legt er sich selbst die Hände auf den Mund, bis er sich wieder beruhigt hat. Hart schluckt er. Nun lebt er schon so lange mit diesem Tier unter einem Dach, doch er erschreckt sich immer noch, wenn sie so plötzlich vor ihm steht. Irgendetwas tief in ihm wehrt sich dagegen, ihr vollkommen zu vertrauen.
 

Für ein so anhängliches und aufmerksamkeitshungriges Tier, ist sie verdammt gut im Anschleichen und Lee hat so den Verdacht, dass sie das manchmal auch mit Absicht macht. Manchmal ist ihm sogar so, als könnte er die Schadenfreude in ihren treudoofen Augen sehen. Doch nun blickt sie ihn fragend an. Wahrscheinlich hat sie gesehen, wie er sich aus dem Bett geschlichen hat – wer weiß schon, wie lange sie einem bei irgendwas beobachtet. Sie ist wie ein Schatten – man wird sie niemals los, doch im Dunkeln ist sie unsichtbar, aber dennoch immer da. Eine gruselige Vorstellung.
 

Langsam dreht sie den Kopf und blickt ihn weiterhin fragend an. Dann zieht sie die Stirn kraus und öffnet das Maul. Lee zuckt zusammen, er kennt diese Bewegungsfolge mittlerweile. Schnell und dennoch leise macht er die Balkontür auf und hält ihr vorsichtig die Schnauze zu. Überrascht weiten sich ihre Augen, doch sie wehrt sich nicht gegen den kräftigen Griff des Schwarzhaarigen. Lee legt sich einen Finger an die Lippen, um ihr klar zu machen, dass sie ruhig sein muss. Dann flüstert er ihr ins Ohr: „Kein Mucks, verstanden? Ich will nicht, dass Gaara aufwacht. Er darf nicht merken, dass ich jetzt gehe. Aber ich leg ihm einen Zettel auf den Tisch. Okay?“ Ein merkwürdiges Gefühl, so mit einem Tier zu reden, aber Kiba macht das ja andauernd, so schlimm kann es also nicht sein. Obwohl er das Gefühl hat, das Akamaru Kiba besser versteht als Ryoujiroe ihn eben.
 

Langsam nimmt er die Hand von ihrer Schnauze und sie sieht ihn einen Moment prüfend an, dann wedelt sie mit dem Schwanz. Lee hofft nur, dass sie ihn verstanden hat. Leise erhebt sich Lee wieder und schleicht auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. Als er zurückblickt, sieht er, wie sich Ryoujiroe duckt und sich am Bett vorbeischleicht, so als wollte sie nicht, dass Gaara sie sieht. Als sie bei Lee im Flur ankommt, richtet sie sich wieder auf und wedelt mit dem Schwanz. Lee ist etwas überfragt, was er jetzt mit ihr machen soll, da sie ihm ja anscheinend folgt. Leise geht er in die Küche und hört, wie sie ihm wieder folgt.
 

‚Mist!‘, denkt er und schaut sich in der Küche um. Nach kurzer Zeit erblickt er eine kleine Büchse, in der Gaara ein paar Leckerchen für den Hund aufbewahrt. Schnell huscht er zu der Büchse und nimmt zwei, drei Stück hinaus. Aufmerksam beobachtet der Hund ihn, während sie leise zu schmatzen beginnt und damit andeutet, wie gern sie die Leckerchen hätte. Mit einem undefinierbaren Grinsen zeigt Lee ihr die Leckerchen und lockt sie ins Wohnzimmer. Schwanzwedelnd folgt sie ihm und setzt sich vor den Tisch. Schnell schreibt Lee den Zettel für Gaara und zeigt ihn ihr, damit ihr einfällt, was er ihr gesagt hat. Dann gibt er ihr ein Leckerchen, das sie schnell hinunterschlingt.
 

Leise schleicht Lee zur Wohnungstür und zieht seine Schuhe an, während Ryoujiroe ihm wieder folgt – diesmal aber eher, weil er noch ein Leckerchen in der Hand hat. Fordernd setzt sie sich vor ihm hin und schmatzt. Lee sieht sie ernst an und hofft, dass sie auf ihn hören wird. Nur Gaara scheint es zu schaffen, sie nur mit Handzeichen dirigieren zu können. Beim Lee hat das bisher noch nie funktioniert – wenn sie überhaupt das gemacht hat, was er von ihr wollte. Der Lotuskrieger atmet tief ein und deutet ihr an, dass sie sich hinlegen soll. Er traut seinen Augen kaum, als sie sich tatsächlich zu seinen Füßen hinlegt und schwanzwedelnd zu ihm aufblickt. Vor lauter Überraschung hätte Lee fast vergessen ihr das Lecker zu geben.
 

Doch es fällt ihm gerade wieder ein, als sie schon ermahnend die Schnauze öffnet, um zu bellen. Freudig stürzt sie sich auf das Leckerli und verschlingt es schmatzend. Dann beugt sie Lee wieder zu ihr hinunter. „Ok, ich gehe jetzt! Bleib schön hier und sei ja leise!“, ermahnt er sie, bevor er die Tür öffnet und schnell verschwindet. Zurück bleibt der Hund, der stumm auf die verschlossene Tür starrt und sich dann zum Schlafen zusammenrollt.
 

Es ist noch früh und nicht viele Leute begegnen Lee auf seinem Weg zum Hokageturm. Als er ankommt, empfängt ihn eine noch ziemlich verschlafene Tsunade. Doch als sie hört, was er zu sagen hat, ist sie hell wach. Lee will das Dorf verlassen und mit Gaara gehen! Es fällt dem Schwarzhaarigen nicht leicht, vor ihr zuzugeben, dass er Gaara liebt und mit ihm nach Suna gehen will.

Es ist auch nicht leicht, ihr zu beschreiben, was für einen Einfluss er auf Shuukaku zu haben scheint, ohne peinlich ins Detail zu gehen. Rot bis über beide Ohren erzählt er ihr außerdem noch, was während der Mission alles passiert ist. Das erstaunt sie doch alles ziemlich, da von insbesondere einem Zwischenfall nichts in den Berichten steht. Dennoch kann sie sich nicht vorstellen, dass Lee lügen könnte – wieso auch.
 

Es wäre verrückt, dass alles zuzugeben, wenn es nicht stimmen würde und daher glaubt sie ihm, auch wenn sie sich nicht vorstellen kann, dass Gaara mit seinem Sand Wunden heilen kann, oder der ernste Sandninja gar um ihn geweint hat. Doch immerhin steht Lee vollkommen unversehrt vor ihr. Nachdenklich lauscht sie seiner Geschichte, bevor sie eine Entscheidung trifft…
 

Bei Gaara…
 

Missmutig sammelt Gaara alle seine Sachen zusammen. Langsam geht er durch jedes Zimmer und sieht sich um, ob er auch nichts vergessen hat. Tief seufzt er – wenn Lee doch nur hier wäre…
 

Unschlüssig steht er im Türrahmen zum Wohnzimmer, doch der leere Raum gibt ihm keine Antworten. Er hat Lee´s Zettel bestimmt schon hunderttausend Mal gelesen, doch schlauer ist er immer noch nicht. Wo kann er nur stecken? Winselnd blickt der Hund zu ihm auf, doch sie kann ihm auch nicht sagen, wo Lee ist. Sanft streicht er ihr über den Kopf. „Es wird Zeit zu Gehen, fürchte ich…“, kommt es seufzend von dem Rothaarigen. Der Hund dreht fragend den Kopf, obwohl sie genau weiß, was Gaara meint. Noch einmal blickt sich der Sandbändiger in der kleinen Wohnung um, bevor er seine Sachen nimmt.
 

Doch weiter als bis zur Wohnungstür kommt er nicht. Traurig blickt er das Holz der Tür an. Der Türgriff scheint furchtbar kalt in seiner Hand zu sein. Noch einmal blickt er in die Wohnung zurück, in der er soviel erlebt hat. Ryoujiroe schmiegt sich an sein Bein, auch ihr scheint der Abschied schwer zu fallen, vor allem, da Lee nicht da ist. Sanft streichelt er ihr wieder über den Kopf, bevor er tief durchatmet und die Tür öffnet. Dumpf und leer fällt sie hinter den beiden ins Schloss. Helles Sonnenlicht kommt ihnen auf der Straße entgegen – zumindest scheint es ein guter Tag für eine Abreise zu werden.
 

Ein letztes Mal drehen sich die beiden um und blicken zum Balkon hinauf. Die Sonne bricht sich in der gläsernen Tür und jagt bunte Flecken über Gaara´s Sichtfeld. Er schließt für einen Moment die Augen, um wieder klar sehen zu können. Dann setzt er langsam einen Fuß vor den anderen und Ryoujiroe folgt ihm. Seine Geschwister werden bestimmt schon am Tor sein und auf sie warten. Gaara wollte so lange wie möglich in der Wohnung bleiben, in der Hoffnung, dass Lee doch noch auftauchen würde. Ob er noch rechtzeitig ankommen wird, bevor die Suna´s sich auf den Weg machen werden? Schließlich weiß niemand, dass Lee ja eigentlich mitkommen wollte…
 

Bei Lee…
 

Erschöpft verlässt er den Hokageturm. Die Sonne blendet ihn, doch sie kann ihm nicht sein Lächeln nehmen. Er hält eine versiegelte Schriftrolle in Händen. In ihr befindet sich die Erlaubnis nach Suna reisen zu dürfen und dort so lange zu bleiben, wie er möchte. Tsunade hat eingesehen, dass es keinen Sinn machen würde, es Lee zu verbieten. In diesem Fall ist er genau wie Naruto – hartnäckig und unbelehrbar! Nach langem Hin und Her hat auch Gai gestattet, seinen Schüler gehen zu lassen. Tsunade hat ihn extra holen lassen, weil sie doch weiß, wie sehr er an Lee hängt. Gai hat einen riesen Aufstand gemacht, doch am Ende haben sich die beiden geschlagen gegeben und lassen Lee nun endlich ziehen.
 

Schnell macht er sich nun auf den Weg zu seiner Wohnung, um seine Sachen zu holen und hoffentlich kommt er noch rechtzeitig am Tor an, nicht das sie noch ohne ihn gehen. Derweilen steht Gai noch immer in Tsunade´s Büro und kann sich kaum beruhigen – sein kleiner Lee wird nun wohl endgültig erwachsen…
 

Am Tor…
 

Ungeduldig tippt Temari mit den Fingern auf ihrem Fächer herum. Wo bleibt ihr kleiner Bruder nur? Es passt doch sonst nicht zu ihm, zu spät zu kommen. Gelangweilt gähnt Kankuro, während Baki mit verschränkten Armen da steht und immer nur die Straße hinabsieht. Langsam taucht ein Schatten in der Menschenmenge auf, der auf das Tor zu steuert. Erwartungsvoll richten sich alle Blicke darauf. Langsam teilt sich der Schatten und ein kleinerer neben ihm erscheint. Allmählig kommen sie näher und schon bald erkennen die Sunageschwister ihren Bruder und seinen Hund. „Na endlich…“, entkommt es Temari.
 

Ein paar Minuten später steht Gaara vor ihnen und weicht dem strengen Blick seiner Schwester aus. Gerade als sie ihn ausschimpfen will, hält Kankuro sie zurück. „Sieh doch nur, wie traurig er ausschaut…“, haucht er ihr ins Ohr. Und jetzt fällt es auch ihr auf und alles nur wegen diesem Lee. Nun tut es ihr leid, dass sie ihn ausschimpfen wollte – immerhin ist Gaara doch verliebt…
 

„Da wir nun endlich vollzählig sind, können wir ja gehen!“, unterbricht Baki die eingetretene Stille. Erschrocken blickt Gaara zu ihm auf. „Nein!“, platzt es aus ihm heraus. Verwundert blickt Baki ihn an. Eine leichte Röte legt sich auf die Wangen des Sandbändigers. „… können wir noch einen Augenblick warten, bitte?“ Baki blickt ihn verwirrt an. Doch bevor Baki nach dem ‚Warum?‘ fragen kann, zerschneidet eine Stimme den stummen Morgen. „GAARA!“ Mit leuchtenden Augen dreht sich Gaara danach um und kurz darauf sieht man Lee aus der Menge hinauslaufen.
 

Ryoujiroe bellt ihm entgegen und läuft dann schwanzwedelnd auf ihn zu. Lee kann gerade noch verhindern, von ihr umgeworfen zu werden. ‚Er hat es doch noch geschafft‘, geht es Gaara durch den Kopf, während sich ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen ausbreitet. Grinsend kommt Lee auf die kleine Gruppe zugelaufen, während der Hund um seine Füße herum wuselt. „Was will er den hier?“, fragt Temari leise. Doch Gaara bekommt es gar nicht mit, zu froh ist er, seinen Freund wiederzusehen.
 

„Ich schätze mal, er will sich verabschieden oder so…“, beantwortet Kankuro ihre Frage schließlich. „Wo warst du denn nur, Lee?“, kommt es mit besorgtem Unterton von Gaara. „Ich war bei Tsunade…“, antwortet Lee etwas außer Atem. Weiter braucht er auch gar nicht zu reden, denn Gaara hat schon längst die Schriftrolle in seiner Hand gesehen.
 

Vorsichtig nimmt er Lee die Rolle ab und betrachtet das Siegel der Hokage. „Ist das…“ „Ja!“, unterbricht Lee seine Frage, weil er genau weiß, was Gaara fragen wollte. Ein glückliches Lächeln legt sich auf Gaara´s Züge, er scheint den Blick gar nicht von der Rolle nehmen zu können. Erst als Lee ihn eine Hand auf die Wange legt, sieht Gaara zu ihm auf. Der Rothaarige kann gar nicht sagen, wie froh er ist. Aber das ist auch nicht nötig, Lee sieht es an dem Ausdruck in seinen Augen – ein Ausdruck, der nur für Lee bestimmt zu seien scheint.
 

Verwundert betrachten die Geschwister die Szene, doch schlau werden sie daraus nicht. Es dauert eine Weile, bis die beiden Ninjas ihnen erklärt haben, dass Lee mit ihnen kommen will und Gaara versuchen wird, Kazekage zu werden. Die drei Sunanin sind doch ziemlich überrumpelt, sowohl von dem einen als auch von dem anderen. Aber da die Hokage anscheinend zugestimmt hat, soll es wohl so sein.
 

Wenig später machen sich die fünf Ninjas und der Ninken auf den Weg in den Wald, der langsam zur Wüste werden wird. In etwa drei Tagen werden sie ihre Heimat erreichen und Konoha für eine ganze Weile hinter sich lassen…

Der Wille des Tigers...

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Wenn man Tiger und Drache mischt...

Fast ein Jahr ist seit dieser schicksalhaften Nacht vergangen und der Friede ist wieder in das Wüstenreich eingekehrt. Gaara und Lee sind sehr glücklich zusammen und gemeinsam ist es ihnen immer wieder gelungen, Shuukaku in die Flucht zu schlagen. Aber das gefürchtete Sandmonster schien in den letzten Monaten an Kraft verloren zu haben. Seltsam schwach und ohne jegliche Ausdauer hat es sich schnell vertreiben lassen. Lange haben Gaara und Lee darüber nachgedacht, was der Grund dafür sein könnte, doch sie sind zu keinem Ergebnis gekommen.
 

Irgendwann haben sie dann aufgehört, sich darüber Gedanken zu machen – auch ein Monster wie Shuukaku kann ja mal ein paar schlechte Tage haben! Aber einen Vorteil hat Shuukaku´s schlechte Laune – Gaara hat wieder richtig angefangen zu essen und scheint auch viel entspannter und ausgeglichener zu sein!
 

Durch die Tatsache, dass Shuukaku mehr und mehr unter Kontrolle zu seinen scheint, haben die Dorfbewohner den größten Teil ihrer Ängste und Befürchtungen Lebe wohl gesagt und vertrauen Gaara mittlerweile. Sie jubeln ihm zu und lauschen aufmerksam, wen er etwas zu sagen hat. Zwar mag Gaara den ganzen Rummel um sich nicht besonders, doch es ist ein weit aus schöneres Gefühl, als von ihnen gehasst und gemieden zu werden.
 

Auch Lee macht seine Sache gut. Inzwischen haben sich die Sunageschwister und auch Baki an seine stürmische Art gewöhnt und solang es Gaara mit Lee aushält, werden sie das wohl auch noch schaffen. Dennoch grenzt es fast an ein Wunder, dass die Dorfbewohner und die Ratsmitglieder bisher nichts von dieser speziellen Beziehung der beiden Jungs mitbekommen haben. Die zwei geben sich auch alle Mühe es geheim zu halten. Es steht vollkommen außer Frage, dass es ein totales Chaos geben würde, wenn das rauskommt.
 

Schließlich ist der Kazekage ein Vorbild, besonders für die heranwachsende Generation, da kann man so etwas nicht dulden! Doch die Geheimhaltung klappt prima und außer diesen fünf Menschen weiß es niemand hier in Suna. Vor ein paar Monaten wurde Lee sogar zu Gaara´s persönlichem Leibwächter und Berater ernannt, was das Ganze noch etwas leichter macht.
 

Am Nachmittag…
 

Mitten in der Wüste, in der Oase, wo Gaara Ryoujiroe damals gerettet hat, hat sich Lee einen Trainingsplatz eingerichtet. So oft es geht ist er hier und trainiert sein Taijutsu, oftmals bis in die Nacht hinein oder bis er völlig erschöpft aufhören muss. Die Hitze macht das Training noch viel härter, weswegen Lee doch ziemlich froh ist, dass es hier Wasser gibt.
 

Bei Gaara…
 

Der Tag war lang und ansträngend gewesen. Schon beim ersten Sonnenstrahl war Gaara auf den Beinen und hat sich um die Unmengen Papierkram gekümmert. Nun ist er ganz schön erledigt, doch immerhin ist jetzt alles fertig und er hat etwas Ruhe. Müde macht er die Tür zum Schlafzimmer auf und langsam trottet der Hund hinter ihm her. Sie streckt sich ausgiebig, während Gaara seinen Kürbis in die Ecke neben der Tür stellt. Schon halb schlafend reibt er sich die Augen und wankt zum Bett hinüber. Ryoujiroe liegt schon auf ihrem Kissen neben dem Bett und hat es sich gemütlich gemacht.
 

Mit halbgeschlossenen Augen lächelt er ihr zu. Der Rothaarige will gerade aufs Bett krabbeln, als ein unsagbar heftiger Schmerz sich in seinem Bauch ausbreitet und seinen ganzen Körper zu lähmen scheint. Erschrocken reißt er die Augen auf, nur um sie im nächsten Moment ganz fest zusammenzupressen. Kraftlos sinkt er vor dem Bett auf die Knie. Er legt die Hände um den Bauch und krümmt sich vor Schmerz. Wie von einer Biene gestochen springt der Hund von seinem Kissen auf und stürzt zu Gaara hinüber. Erschrocken und ratlos läuft sie um ihr Herrchen herum und winselt. Langsam und stockend blickt Gaara zu ihr auf. Sie drückt sich an ihn und er legt einen Arm um sie. „Du musst Lee herholen! – Beeil dich!“, kommt es nur noch flüsternd von ihm, bevor er sich unter einer neuen Schmerzwelle zusammenkrümmt. Den Ernst der Situation begreifend springt der Hund auf und rennt aus dem Zimmer. Gaara bleibt allein zurück und versucht eine Erklärung für den immer wiederkehrenden Schmerz zu finden.
 

Ryoujiroe rennt derweilen durch das ganze Dorf. Es dauert nicht lange, da ist sie auch schon in der weiten Wüste. Sie weiß genau, wo Lee sich gerade aufhält und nach kurzer Zeit erreicht sie auch die Oase, in der alles angefangen hat. Hechelnd hält sie die Nase in den Wind und spitzt die Ohren. Ein paar hundert Meter weiter hört sie Lee´s erschöpftes Keuchen. Kurz wedelt sie mit dem Schwanz, bevor sie wieder losrennt.
 

Erschöpft lässt sich Lee auf die Knie sinken und wischt sich den Schweiß aus den Augen. Als er sie wieder öffnet, sieht er, wie sich schnell etwas nähert. ‚Ryoujiroe?‘, fragt er sich verwundert. Was sollte sie auch bei ihm wollen und dann auch noch in so einem Tempo? Wenige Augenblicke später sitzt sie vor ihm und bellt ihn an.
 

*Die alte Hündin hechelt kurzatmig. Speichel tropft von ihrer hängenden Zunge und bildet eine dunkle Pfütze auf dem Sandboden zwischen ihren Pfoten. Ihr Fell klebt in feuchten Strähnen zusammen, als wäre sie den ganzen Weg gerannt und das rotkarierte Tuch um ihren Hals scheint im Rhythmus ihres hechelnden Atems zu beben. Als Lee sie ansieht, stößt sie wieder ein Bellen aus, diesmal aber mehr ein Winseln…
 

Verwundert legt Lee die Stirn in Falten. Was hat sie nur? Ungeduldig steht die Hündin auf und läuft aufgeregt bellend um ihn herum. Doch noch immer scheint Lee nicht zu wissen, was sie damit bezwecken will. „Was hast du denn nur?“, kommt es schon fast genervt von ihm. Entnervt verdreht das Tier die Augen, was sie sehr menschlich wirken lässt. Schließlich bleibt sie vor Lee stehen und schnappt nach seinem Arm. Erschrocken zieht er die Hand zurück. „Spinnst du, verdammt?“ Aber noch ehe er sie richtig zurechtweisen kann, erwischt sie ihn dann doch. Geschockt betrachtet der Schwarzhaarige seinen Arm in ihrem Maul – doch es tut gar nicht weh! Irritiert betrachtet er das Tier, das ihn schwanzwedelnd anblickt.
 

Vorsichtig zieht sie an seinem Arm und winselt. „Was ist denn nur los mit dir?“, langsam macht sich Verzweiflung in seiner Stimme breit. Doch dann scheint es endlich ‚Klick‘ bei ihm zu machen. „Ist etwa Etwas mit Gaara?“ Er will es selbst nicht so ganz glauben, aber der Hund lässt seinen Arm los und geht bellend ein paar Schritte Richtung Dorf. Geschockt blickt er sie an, aber als sie ihn das nächste Mal anbellt, setzt er sich endlich in Bewegung. Nach kurzer Zeit erreichen sie dann das Tor des Dorfes. Verwundert blicken die Leute ihnen nach und versuchen ihnen möglichst schnell aus dem Weg zu gehen, was gar nicht so einfach ist, da die beiden ein ziemliches Tempo drauf haben.
 

Kurze Zeit später sprinten die beiden die vielen Treppen des Kazegaketurms hinauf. Schwer atmend stoppen sie an der Schlafzimmertür. Schockiert sieht Lee, wie Gaara auf den Knien vor dem Bett hockt und sich vor Schmerzen krümmt. Ryoujiroe läuft winselnd zu ihrem Herrchen und stupst ihn vorsichtig mit der Nase an. Kraftlos sieht Gaara zu ihr auf. Einen Augenblick später spürt er Lee´s Hand sanft auf seinem Rücken. „Gaara, was hast du denn nur?“, fragt Lee vorsichtig. Langsam blickt der Rothaarige zu ihm, Tränen stehen in seinen Augen. Mitfühlend und besorgt mustert ihn der Tai-Ninja. „Ich weiß es nicht. – Es fing ganz plötzlich an…“
 

Vorsichtig packt Lee ihn unter den Armen und zieht ihn aufs Bett. Erschöpft lässt Gaara es mit sich machen und versucht etwas Ruhe zu bekommen, wo der Schmerz gerade einmal nachlässt. Einen Moment später kommt der Schmerz allerdings schon wieder und Gaara klammert sich an Lee´s Arm fest. „Warte Gaara, ich hol einen Arzt…“ Schnell versucht Lee sich aus seinem Griff zu befreien, doch der Rothaarige klammert sich noch heftiger an ihn. Flehend blickt er den Tai-Ninja an. „Nein, keinen Arzt! Du darfst mich nicht allein lassen!“, Tränen schwingen in seiner Stimme mit und kullern langsam seine geröteten Wangen hinab.
 

Einen Moment hält Lee inne und betrachtet ihn. Eine erneute Schmerzwelle jagt durch Gaara´s zierlichen Körper und in diesem Moment weiß Lee, dass er nicht weggehen darf, ehe es Gaara nicht besser geht! Mit leicht aufkommender Verzweiflung hält Lee seine Hand, streicht ihm sanft über die schweißnasse Stirn. Vorsichtig legt der Tai-Ninja seine Wange gegen die des Rothaarigen, um ihn etwas zu beruhigen. Keuchend atmet Gaara gegen seinen Hals – ein Gefühl, dass Lee zu anderen Zeiten sehr gut gefallen würde. Langsam legt er die Hände in Lee´s Nacken und klammert sich an ihn, als eine neue Welle aus Schmerz seinen Körper durchbricht.
 

Ein unterdrückter Schrei dringt an Lee´s Ohr und er hält den rothaarigen Jungen noch fester im Arm. ‚Was hat er denn nur? Wo kommt dieser komische Schmerz nur her?‘, Lee versteht es einfach nicht. Die Schmerzen treten in immer kürzeren Abständen auf und scheinen auch immer heftiger zu werden. Ryoujiroe beobachtet das ganze Geschehen voller Angst und Skepsis. Sie macht sich große Sorgen um ihren Herren. Sie kommt sich furchtbar machtlos und klein vor. Sie würde ihm so gern helfen, doch sie weiß einfach nicht wie. Winselnd sitzt sie auf ihrem Kissen und rutscht darauf herum. Ihr Vertrauen in Lee ist in all der Zeit noch viel größer geworden und sie würde jetzt niemand anderen als Lee in seine Nähe lassen. Ängstlich legt sie den Kopf auf die Decke und beobachtet die beiden mit großen Augen.
 

Alle sind so auf Gaara konzentriert, dass sie gar nicht bemerken, wie der Kürbis in der Ecke zu wackeln beginnt. Der Korken ruckelt und zuckelt und fällt schließlich leise zu Boden. Sand strömt durch die Öffnung nach Draußen und umgibt den Kürbis. Er wackelt hin und her und scheint sich langsam aufzulösen – durchsichtig zu werden. Er verliert seine Form und ballt sich dann zu einer Kugel zusammen. Mit jeder neuen Schmerzwelle scheint sich die Kugel zusammenzuziehen und zu entfalten. Man könnte fast meinen, dass sich darin etwas bewegt.
 

Eine heftige Schmerzwelle durchzieht Gaara´s Körper, sein Schrei hallt durch das ansonsten stille Zimmer. Keiner sieht, wie langsam Blut durch die Sandkugel sickert und sich mit dem Sand am Boden vermischt. Der Schmerz wird immer heftiger und legt auch keine Pausen mehr ein. Gaara klammert sich verzweifelt an seinem Freund fest, während Tränen über seine geröteten Wangen laufen. Lee erwidert die Umarmung mindestens genauso verzweifelt und auch ihm kommen langsam die Tränen, weil er einfach nicht weiß, was hier passiert.
 

Immer mehr Blut fließt aus der Sandkugel hinaus und verteilt sich auf dem Boden. Die Kugel bewegt sich jetzt auch viel stärker als zuvor und die Stabilität nimmt immer mehr ab. Sie wackelt und zuckt herum und ist zeitweise nicht mehr als Kugel erkennbar. Schließlich scheint sie völlig in sich zusammenzufallen und liegt nur noch als blutiger Sandhaufen in der Ecke neben der Tür. Langsam weicht der Sand zurück und zerfließt in sich, allmählich gibt er etwas in seiner Mitte preis…
 

Nach und nach klingt der Schmerz in Gaara´s Körper ab, erschöpf sinkt der Junge in die Kissen zurück. Besorgt sieht Lee ihn an. Sanft tätschelt er Gaara´s Wange. Es dauert einen Moment bis Gaara die Augen einen Spalt öffnet und ihm erschöpft entgegenblickt. „Was ist los, Gaara?“, fragt Lee verwirrt. Einen Moment ringt Gaara noch mit sich und schnappt nach Luft. „Ich – glaube, es ist vorbei…“, flüstert er schon fast.
 

Langsam, in gebückter Haltung, krabbelt Ryoujiroe aufs Bett und kuschelt sich an ihren erschöpften Herren. Es dauert einen Augenblick, bis Gaara die Augen wieder öffnet und ihr schwach über den Kopf streichelt. Allmählig entspannt sich auch Lee wieder. Er hatte schon das Gefühl, dass es nie wieder aufhören würde. Als er nun abwesend zum Fenster hinaussieht, merkt er, dass es schon längst dunkel geworden ist. Verwundert sieht er auf die Uhr an der Wand. Seit Ryoujiroe ihn geholt hat, sind fast vier Stunden vergangen! Ungläubig starrt er die Uhr an. Es ist ihm gar nicht aufgefallen, er war so sehr auf Gaara konzentriert, dass er völlig sein Zeitgefühl verloren hat…
 

Sanft blickt er Gaara an, auch wenn er noch nicht ganz verstanden hat, wie Gaara diesen merkwürdigen Schmerz so lange aushalten konnte. Lee weiß von sich selbst, dass er so etwas kann, weil er ein außergewöhnliches Durchhaltevermögen hat und schon immer sein Training danach ausgerichtet hat. Doch Gaara sieht so zierlich und zerbrechlich aus und bewegt sich unter normalen Umständen auch nur, wenn es wirklich nötig ist, allein schon weil Shuukaku alles abfängt.
 

Apropos Shuukaku! Warum hat das Monster Gaara nicht vor diesen Schmerzen bewahrt? Oder konnte Shuukaku das gar nicht, weil der Schmerz innerlich war und Gaara dadurch nicht verletzt wurde? Aber vielleicht war es auch das Monster selbst, das seinem Wirt diesen merkwürdigen Schmerz zugefügt hat! Lee kann es nicht sagen und Gaara scheint da genauso ratlos zu sein. Doch plötzlich wird die, gerade eingekehrte, Stille von einem markerschütternden Schrei durchbrochen!
 

Erschrocken zuckt Ryoujiroe zusammen und springt vom Bett, ihr Nackenfell stellt sich auf und sie gibt ein nervöses Knurren von sich. Auch Lee und Gaara schrecken zusammen und sehen sich im Zimmer um. Eigentlich sind sie ja ganz allein und normalerweise gibt Shuukaku nicht solche Geräusche von sich. Es hört sich irgendwie an, wie das Geschrei eines kleinen Kindes. Das Geschrei wird immer lauter und deutlicher. Ryoujiroe wird nervös und weiß nicht recht, was sie damit anfangen soll und so zieht sie sich gebückt auf ihr Kissen zurück.
 

Leicht zittrig greift Gaara nach Lee´s Hand und die beiden umarmen sich beunruhigt. Unmengen Sand strömen aus der Ecke neben der Tür in die Höhe und bewegen sich bedrohlich auf die drei zu. Es hört sich so an, als würden die Schreie direkt aus dem Inneren dieser Sandmassen kommen. Ist es doch Shuukaku? Verängstigt rücken die beiden Ninjas noch dichter zusammen und schließen die Augen. Der Sand hat ein Eigenleben entwickelt, das Gaara nicht kontrollieren kann!
 

Plötzlich hören die beiden, wie der Sand über die Laken kratzt und das Geschrei unerträglich lauter wird. Einen Augenblick später legt sich der Sand als schwere Kugel auf Gaara´s Schoß. Dann scheint der Spuck vorbei zu sein, nur das Geschrei bleibt. Vorsichtig öffnen die beiden Ninjas die Augen und betrachten die Sandkugel mit einem mulmigen Gefühl. Erst jetzt bemerken die beiden, dass das ganze Bettlaken voller Blut ist und auch der Sand an vielen Stellen rotgefärbt ist. Erschrocken blicken sie sich an.
 

Ratlosigkeit legt sich auf ihre Gesichter. Was ist hier nur los und was hat das Ganze zu bedeuten? Gerade als die beiden versuchen, sich einen Reim auf das alles zu machen, bewegt sich die Kugel wieder. Sie ruckelt auf Gaara´s Schoß herum und zerfließt schließlich. Sie können nicht glauben, was darin zum Vorschein kommt – ein kleines Baby! Völlig perplex starren sie auf das kleine, schreiende Häufchen Mensch. Neugierig schaut nun auch Ryoujiroe über die Bettkante. Sie dreht den Kopf hin und her und scheint so gar nichts mit diesem viel zu lauten Etwas anfangen zu können. Sie beginnt heftig zu schnüffeln und sieht dabei immer ratloser aus. Der viel zu vertraute Geruch nach Gaara und Shuukaku bringt sie nur noch mehr durcheinander.
 

Leise fängt sie an zu winseln, doch niemand beachtet sie. Total überfordert blickt Lee zu seinem Freund, doch Gaara starrt nur unentwegt dieses Kind an, das auf seinem Schoß liegt. Als Lee gerade etwas sagen will, sieht er, wie Gaara ganz vorsichtig die Hand auf die Wange des Babies legt. Zärtlich streicht er darüber und nach und nach beruhigt sich das Kind. Völlig vor den Kopf gestoßen beobachtet Lee das Ganze. Selten hat er Gaara so zärtlich erlebt und diesen undefinierbaren Blick, den der Rothaarige dabei hat, hat er bisher bei ihm noch nie gesehen…
 

Als das Baby sich schließlich ganz beruhigt hat, versucht es mit seinen winzigen Händchen nach Gaara´s Hand zu greifen. Diese niedliche Geste bringt Gaara zum Lächeln und auch Lee muss kurz schmunzel, weil ihn Gaara´s Anblick an eine junge Mutter erinnert, die er als Kind mal auf einer Wiese sitzen gesehen hat. Sie hatte dasselbe Lächeln auf den Lippen, als ihr Kind nach ihren Fingern greifen wollte. Doch irgendwie beunruhig Lee das jetzt – Gaara ist doch keine Mutter! Oder etwa doch? Irgendwo muss das Kind ja hergekommen sein…
 

Lee kriegt das Alles einfach nicht zusammen. Gaara ist ein Mann und kann keine Kinder bekommen! Doch wenn er sieht, wie Gaara das Baby in den Armen hält und es mit diesem mütterlichen Blick betrachtet, scheint kein Zweifel zu bestehen. Die Ähnlichkeit zwischen Gaara und dem Baby ist auch ziemlich eindeutig. Ein zarter roter Haarflaum bedeckt den kleinen Kopf des Kindes und schon jetzt kann man erahnen, dass das Kind mindestens genauso blass ist, wie sein Vater. Oder doch Mutter?
 

Lee ist zu tiefst verwirrt. ‚Wie konnte das überhaupt passieren? Wir haben doch immer verhütet…‘, grübelt Lee, wobei er sich anhört, wie in einer billigen Talkshow. Nachdenklich kratzt er sich am Kopf. Doch dann trifft es ihn wie der Schlag! ‚In dieser Nacht!‘, wenn er genau nachdenkt, liegt diese Nacht auch etwa neun Monate zurück! Ihm wird ganz schwindelig bei dem Gedanken daran.
 

Und dann wird ihm etwas noch viel wichtigeres klar: ER ist der Vater!! Auf wackeligen Beinen lässt sich der sonst so standhafte Lotuskrieger gegen die Wand fallen. Das kann alles nicht in seinen Kopf hinein… Er ist doch gerade mal 18 Jahre alt und soll schon Vater eines Kindes sein? Und Gaara, der noch nicht einmal 18 ist und ein ganzes Dorf leiten muss, soll sich jetzt auch noch um ein Kind kümmern? Irgendwie ist das hier der schlechteste Zeitpunkt um eine Familie zu gründen, aber das ist ja immer so. Auch wenn Lee nie dem Gedanken abgeneigt war, mit Gaara mal eine eigene Familie zu haben. Aber er dachte da eher an Adoption oder eine Leihmutter…
 

Zwei Wochen später…
 

Mittlerweile haben sich die zwei Ninjas mit dem Gedanken angefreundet, die Väter des kleinen Jungen zu sein. Die Tatsache, dass ein Baby im Kazekageturm lebt, ließ sich allerdings auch keinen Tag verheimlichen. Schon am nächsten Morgen haben Temari und Kankuro das Geschrei im Turm gehört, als sie auf dem Weg zu Gaara waren. Ihnen und Baki zu erklären, wo das Kind herkommt, war auch noch eine ziemlich leichte Aufgabe gewesen. Weitaus schwieriger war es da, den Dorfbewohnern das Ganze zu erklären.
 

Doch die Wahrheit kam natürlich nicht in Frage. Also haben sie ihnen erzählt, dass Gaara schon in Konoha eine Freundin gefunden hat und diese heimlich im Turm gelebt hat. Um Gaara keine Schwierigkeiten zu machen und den Mädchen des Dorfes die Hoffnung nicht zu nehmen und somit Gaara´s Unnahbarkeit zu wahren, hat sie sich immer versteckt. Allerdings war sie ein ziemlich zierliches und schwaches Persönchen und war oft krank. Dies führte auch dazu, dass sie die Geburt von Gaara´s Sohn nicht überstanden hat und kurz darauf starb.
 

Gaara fiel es ziemlich schwer so etwas über die Lippen zu bekommen, da es ihn doch sehr an seine tote Mutter und seine eigene Geburt erinnert hat. Doch Gaara sieht dies als einen Neuanfang, um alles besser zu machen, als sein eigener Vater. Und so ziehen Gaara, Lee und die Geschwister das Kind gemeinsam groß. Glücklicherweise scheinen die Dorfbewohner das Ganze geglaubt zu haben, auch wenn es sich merkwürdig anhört und nie jemand auch nur ansatzweise etwas von diesem geheimnisvollen Mädchen bemerkt hat, das Gaara diesen Sohn gebar. Viele Dorfbewohner gehen sogar soweit, dass sie Gaara fast täglich Beileids- und Glückwunschbriefe schicken, die meistens aber ungeöffnet im Mülleimer landen…
 

Fast genauso schwierig wie sich die Lüge für die Dorfbewohner auszudenken, war es, einen Namen für den kleinen Jungen zu finden. Tagelang haben sie überlegt, doch irgendwie schien keiner zu passen. Als sie schon fast am verzweifeln waren, hat Gaara in einem Buch den Namen eines bekannten, aber schon lange verstorbenen Künstlers aus Suna entdeckt. Der Name gefiel allen auf Anhieb und so heißt der kleine Junge mit den roten Haaren nun Taiyō, was soviel heißt wie Sonne. Allerdings ist es noch viel schwieriger sich um ein Kind zu kümmern, als die beiden Ninjas es sich vorgestellt haben.
 

Gaara ist von Natur aus schon nicht der Geduldigste und das dauernde Geschrei des Babies bringt ihn fast um den Verstand. So haben sie sich schnell dafür entschieden, dass sich Lee tagsüber um das Kind kümmert, vorausgesetzt er muss zu keiner Mission. Temari steht ihm dabei so oft wie möglich mit ihrem mütterlichen Instinkt zur Seite, auch wenn sie mindestens genauso genervt ist von dem Geschrei, wie Gaara. Aber auch Ryoujiroe hat immer ein Auge auf den Kleinen. Sie hat sich so richtig in ihn verliebt, wie es scheint und lässt niemanden, außer der Familie, in die Nähe des Kindes.
 

So kann sich Gaara wenigstens auf seine Aufgaben als Kazekage konzentrieren, auch wenn er ständig an seinen kleinen Sohn denken muss. Und nachts, wenn Lee völlig erschöpft ins Bett fällt und ganz bewusst das Geschrei überhört, sitzt Gaara die ganze Zeit am Kinderbett. Er braucht ja dank Shuukaku so gut wie keinen Schlaf und kann nebenbei, wenn der Junge doch mal schläft, noch ein paar Akten durchsehen. Alles in allem ist es aber ein schönes Gefühl, für so ein kleines Wesen sorgen zu können. Besonders für Gaara, der damit so gar keine Erfahrung hat und eigentlich nie gedacht hätte, sie mal machen zu müssen oder zu wollen…
 

Am Abend…
 

Als Lee an diesem Abend von seinem Training zurück in den Kazekageturm kommt, ahnt er noch nicht, was sich hinter verschlossener Tür abspielt. Erschöpft und durchgeschwitzt erklimmt er die zahlreichen Stufen bis hinauf zum Schlafzimmer. Mit müdem Blick nimmt er war, dass Ryoujiroe vor der Schlafzimmertür liegt. Ein wenig wundert er sich schon darüber, da sie sonst so gut wie nie draußen liegt – erst recht nicht, seitdem Taiyō da ist. Als er näher kommt, sieht er, dass die Tür verschlossen ist und der Hund sie mit traurigem Blick ansieht.
 

„Hast du etwa was angestellt und er hat dich ausgesperrt?“, versucht er den Hund etwas zu necken. Doch Ryoujiroe blickt ihn noch viel trauriger an und irgendwie liegt auch Angst in ihrem Blick. Lee schreckt innerlich etwas zusammen. Vielleicht stimmt ja etwas mit Gaara und dem Baby nicht…
 

Vorsichtig nähert sich Lee der Tür und legt sein Ohr ans Holz. Von drinnen ist nichts zu hören, außer einem seltsamen Rauschen, bei dem er gleich an Gaara´s Sand denken muss. Der Schwarzhaarige schluckt schwer und blickt zu dem leicht verstörten Hund hinunter, der zu winseln begonnen hat. Was macht Gaara da drin bloß? Lee schluckt wieder und blickt die Tür fest an. Als er die Hand langsam auf die Klinke legt, hört er das Rauschen des Sandes noch deutlicher als eben.

Es beunruhigt ihn, dennoch nimmt er all seinen Mut zusammen und drückt die Klinke herunter. Wie die Tentakeln eines Kraken umspielt ihn der ausströmende Sand und scheint ihn schon fast ins Schlafzimmer zu ziehen. Lee hofft inständig, dass der Sand ihm nichts tut und das es sowohl Gaara als auch dem Baby gutgeht. Sollte es möglich sein, dass Shuukaku wieder gekommen ist? Eigentlich nicht! Vollmond war erst und seit Taiyō da ist, scheint Shuukaku viel ruhiger geworden zu sein. Gaara hat die ganze Zeit schon Angst, dass das Monster auf den Jungen übergesprungen ist – es weiß ja niemand, ob so etwas nicht möglich ist…
 

Lee sieht dem ganzen eher optimistisch entgegen. Er glaubt nicht, dass so ein Austausch möglich ist und außerdem zeigt der Junge keinerlei Anzeichen dafür, wenn man das in dem Alter überhaupt schon sagen kann, denn schließlich schreit das Kind sowieso die halbe Nacht, weil es Hunger hat oder eine neue Windel braucht…
 

Vorsichtig geht Lee ein paar Schritte in den Raum hinein und sieht sich um, doch vor lauter Sand kann er nichts erkennen. Plötzlich hört er hinter sich ein gedämpftes Knallen, als der Sand die Tür wieder verschließt und den verunsicherten Hund erneut aussperrt. Erschrocken zuckt Lee zusammen. Dann tut sich der Sand langsam vor ihm auf, die tentakelähnlichen Sandsäulen werden dünner und allmählig kann Lee die Umrisse des Bettes erkennen. Er geht ein paar Schritte weiter und der Sand weicht widerwillig vor ihm zurück. Nach und nach entdeckt er auch seinen Freund mit dem Baby im Arm.
 

Langsam geht er weiter auf das Bett zu, während der Sand wie eine Schlange um seine Beine streicht. Lee muss sich auf die Lippen beißen, damit er nicht plötzlich losschreit, weil er die ganze Zeit das Gefühl hat, dass der Sand ihn jeden Moment packt und gegen die nächste Wand schleudert. Er bekommt eine Gänsehaut, dennoch geht er weiter, bis er mit dem Fuß gegen das Bett stößt. Nun scheint auch Gaara endlich mitbekommen zu haben, dass noch jemand im Zimmer ist. Etwas irritiert hebt der Rothaarige den Kopf und blickt Lee eine ganze Weile an, bevor der Sand lautstark zu Boden fällt, als hätte jemand die Seile eines schweren Vorhangs durchtrennt.
 

Fast schon müde zieht sich der Sand in seine Flasche zurück und erlöst Lee von dieser quälenden Ungewissheit. Doch schon einen Augenblick später steigt die Sorge erneut in ihm auf, als er sieht, dass sowohl auf Taiyō´s Sachen als auch auf dem Lacken Blut ist, das eindeutig von dem Kind stammt.
 

Hell und dünn fließt es vom Hals des Babies hinab und durchnässt sein kleines Hemdchen. Lee blickt wie erstarrt auf das zarte Rot. Doch das Kind liegt völlig ruhig und reglos in Gaara´s Armen, seine Augen sind geschlossen, doch man sieht, dass es geweint hat. Als Gaara nun wieder zu ihm blickt und Lee´s Starre sich allmählig löst, sieht der Lotuskrieger, dass auch Gaara weint. Eine Tatsache, die Lee sich bei Gaara noch immer nicht wirklich vorstellen kann, wenn er es nicht selbst sehen würde…
 

Vorsichtig geht der Schwarzhaarige um das Ende des Bettes herum und nähert sich etwas unsicher dem Rothaarigen. Dieser blickt ihn nur weiterhin aus tränenfeuchten Augen an, aber seltsamerweise liegt eine Art Erleichterung in den türkisblauen Seen. „Gaara…?“, setzt Lee leise an. Der Sandbändiger sieht ihm direkt in die Augen und erkennt darin mindestens zweitausend Fragen und alle scheinen seinem Tun mit dem Kind gewidmet zu sein.
 

Vorsichtig kommt Lee noch ein Stück näher, um zu erkennen, woher das Blut am Hals des Kindes genau kommt. Es dauert auch nur eine Sekunde, dann sieht er die seltsam geformte Wunde auf der weißen Haut. Verwundert legt er die Stirn in Falten – die Wunde sieht irgendwie aus wie ein Schriftzeichen! Er betrachtet es noch genauer und entziffert das Kanji für Tod – shi – am Hals seines Sohnes. Augenblicklich schaut er auf zu Gaara, der sich als kleines Kind das Kanji für Liebe mit Sand auf die Stirn tätowiert hat. „Was hast du mit ihm gemacht, Gaara?“, fragt er unsicher. Gaara schaut ihn einen Moment lang mit seinen, immer noch feuchten, Augen an, dann lächelt er unsicher. „Ich – ich wollte ihn doch nur beschützen…“, kommt es ungewohnt zögerlich von dem Sandbändiger.
 

Langsam glaubt Lee das Ganze zu verstehen. Gaara hat ihm mal erzählt, dass er sich das Kanji damals auf die Stirn gebrannt hat, weil er sich selbst vor der Liebe beschützen wollte. Er hatte Angst, dass ihn wieder jemand hintergeht, der ihm nahe steht. Er wollte die Liebe aus seinem Leben verbannen, um nicht wieder verletzt zu werden und Shuukaku hat jedes positive Gefühl von ihm abgewendet. Da Gaara schon die ganze Zeit Angst hat, dass ein Teil von Shuukaku in dem Jungen ist und ihn irgendwann zu kontrollieren versucht, will er Shuukaku mit diesem Zeichen klarmachen, dass er alles daran setzen muss, um das Kind vor dem Tod zu bewahren… Einen Moment herrscht Schweigen zwischen ihnen, während Lee versucht zu verstehen. Dann senkt Gaara den Kopf und fängt wieder an zu weinen. Vorsichtig setzt Lee sich zu ihm und nimmt ihn in den Arm.
 

„Ich will nicht, dass ihm etwas passiert…“, presst Gaara hervor. Sanft streicht Lee ihm über den Rücken. „Ich glaube, ich weiß was du meinst und es ist in Ordnung!“ Unsicher blickt Gaara zu ihm auf. „Wirklich?“ „Natürlich!“, lächelt Lee ihn zu. Daraufhin lächelt auch der Rothaarige ein wenig, während er sich die Tränen wegwischt. Sanft küsst Lee ihn auf die Wange: „Ich liebe dich, Gaara!“ Der Rothaarige legt den Kopf auf Lee´s Brust und schließt die Augen: „Ich liebe dich auch, Lee!“, haucht er leise, bevor er einschläft.
 

Vorsichtig entfernt sich Lee von seinem Freund und seinem Kind, um den nunmehr winselnden Hund hineinzulassen. Etwas unsicher betritt Ryoujiroe das Zimmer, doch sie merkt schnell, dass alles wieder in Ordnung ist. Keine Minute später liegen die zwei bei Gaara und Taiyō im Bett und schlafen tief und fest ein…
 


 

*Die alte Hündin hechelt kurzatmig. Speichel tropft von ihrer hängenden Zunge und bildet eine dunkle Pfütze auf dem Sandboden zwischen ihren Pfoten. Ihr Fell klebt in feuchten Strähnen zusammen, als wäre sie gerannt und das rotkarierte Tuch um ihren Hals scheint im Rhythmus ihres hechelnden Atems zu beben. Als Lee sie ansieht, stößt sie wieder ein Bellen aus, diesmal aber mehr ein Winseln…

Stephen King´s „Schlaflos“, 1993



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Kommentare zu dieser Fanfic (17)
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Von:  yugi-san
2019-09-12T07:24:14+00:00 12.09.2019 09:24
Ein schönes Kapitel, besonders gefallen hat mir, dass Lee so konsequent war.
Das war sehr mutig von ihm, hätte er Pech gehabt und Shuukaku hätte sich rufen lassen, dann autsch @.@
Mir gefällt die Konstellation zwischen den beiden und auch die Zweifel Gaaras, ob das was sie tun "richtig" ist. Die Zweifel, ob dies richtig ist, fehlt bei vielen Charas in Yaoi FF's. Ich kann mir gut vorstellen, dass gerade "Anfänger", spricht frisch geoutete oder halt noch nicht geoutete Menschen je nach Umfeld durchaus auch moralische Probleme damit haben könnten und deswegen Selbstzweifel haben. Das du dies einbringst finde ich echt mega.

LG
yugi-san

PS: Die Lime-Szene und die Beschreibung von dem schlafenden Gaara war echt zu sweet
Von:  yugi-san
2019-09-08T08:19:54+00:00 08.09.2019 10:19
Echt schöne Geschichte wie Gaara seinen Hund kennengelernt hat und sehr sehr plausibel, mir tut nur Lee leid^^" Der Arme, jetzt muss er auf einen Hund eifersüchtig sein, der ihm die Aufmerksamkeit seines Gaaras stielt xD
Von:  yugi-san
2019-08-24T20:36:21+00:00 24.08.2019 22:36
Ein echt interessanter Einstieg. Finde die Idee mit dem Hund echt genial und sehr amüsierend - Lee ist ja regelrecht eifersüchtig. Ich frage mich, ob auch das Zusammenleben der anderen Teammitglieder beschrieben wird, ich fände es echt interessant etwas zu Gai und Baki zu lesen, das würde bestimmt auch ganz lustig werden. (Iwi ist es komisch einen Kommi knapp 10 Jahre später zu schreiben, indem man sich darauf freut die kommenden Chapter zu lesen^^" nyaa egal)
Gaara und der Hund bzw. die Hündin sind ein tolles Gespann.

~yugi-san
Von:  Phantom_Kim
2014-04-07T12:00:24+00:00 07.04.2014 14:00
T.T wieso sind so viele kapi adult das ist doff so kann ich nicht alles lesen und dann macht es keinen Spaß
Von:  Chai-Cherry-Tea
2010-12-09T21:10:41+00:00 09.12.2010 22:10
*hach* *schwärm* das ist so süüß :D ich les´ es jetzt schon zum fünften Mal und es ist immer ncoh hinreisend ^-^# auch diesmal musste ich wieder über Gaaras "Unwissenheit" lachen xDD das ist so niedlich *freu*
Von:  Jadelady
2010-02-22T17:24:56+00:00 22.02.2010 18:24
Hey^^
Wie toll ist das denn?
Super toll!
Ich fand es aber irgendwie ein wenig Schade, dass die Rückreise nicht noch ein wenig beschönigt worden ist^^
Aber naja^^
Aber das mit dem Hund^^Jeah^^ Hat Lee total ausgetrixt^^
Fand ich total toll!
Also, super Kapitel!
Lg
Jade
Von:  Jadelady
2009-09-29T18:52:16+00:00 29.09.2009 20:52
He na du?
Sorry, das ich so lange mit dem Kommi gebraucht habe, aber ich bin noch ein wenig Erkältet und musste erst einmal die kraft dazu finden mich erst mal wieder an den Pc zu setzten^^
Wieder mal ist dieses Kapi sehr gut gelungen und ich finde Gaara süßer den je^^
Ich habe die Beiden mittlerweile total ins Herz geschlossen und freue mich jedes mal, wenn ein weiteres Kapi raus kommt.
Lg
Jade
Von:  Jadelady
2009-08-23T20:48:17+00:00 23.08.2009 22:48
Hey^^
Mal wieder ein super kapitel!
Ich musste echt ein paar mal total grinsen, vor allem am Morgen, wo denn ein zerwuschelter Lee aus dem Zelt kam und Gaara rot wurde^^
Toal niedlich das ganze!
Sußer Kapi und dann auch noch das mit dem lieben King^^
Lg
Jade
Von:  Fuchslady
2009-08-22T19:43:09+00:00 22.08.2009 21:43
Klasse Kappi! War mal wieder super geschrieben ^_^ Gaara ist aber auch zu süß, wenn er rot wird *böse kicher* nun ja, armes Hundzi, muss daheim bleiben *Kopf tätschel* freut mich irgendwie, dass die beiden langsam aber sicher sich selbstverständlich verstehen und so miteinander umgehen ^__^ hoffe, dass nächste Kapitel lässt nicht zu lange auf sich warten! Noch mal großes Lob und... Stephen King Forever!

Greets!
Meru-chan
Von:  Merylex
2009-07-15T21:27:46+00:00 15.07.2009 23:27
echt schade das du so wenig komi hast.
ich finde die Story toll.
coole Idee mit dem Dämon der bei Vollmond die Kontrolle übernimmt.
Tatal süss wie Lee sich um Gaara bemüht, was wohl die anderen Sanninja machen?
ich hoffe du machst weiter XD.


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