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Grüner Drache und Roter Tiger

Lee und Gaara
von

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Draches Schmerz und Tigers Leid...

Am nächsten Abend…
 

Der Tag verlief ausgezeichnet. Sie sind hervorragend vorangekommen und keinerlei Streitigkeiten zerstörten die friedliche Ruhe. Wenn nichts mehr dazwischen kommt, werden sie spätestens morgen Mittag in Kawa no Kuni sein. Die Aufregung macht sich langsam in ihnen breit. Nun endlich kann die Mission richtig beginnen! Schnell findet sich auch eine geeignete Lichtung, um die Zelte, zumindest auf dem Hinweg, ein letztes Mal aufzubauen. Alle scheinen gute Laune zu haben, selbst Baki legt seine Streitigkeiten mit Gai eine Weile nieder und auch Gaara scheint nicht so mies gelaunt, wie sonst, zu sein. Manchmal scheint er sogar zu schmunzeln, wenn Lee Unfug macht.
 

Die gute Stimmung verleitet alle dazu, ein bisschen zu feiern. Gemütlich sitzen sie am Feuer zusammen, essen ein paar Leckereien und Gai und Baki gönnen sich ein wenig Sake. Der ganze Wald scheint von ihrer heiteren Stimmung erfüllt zu sein und nichts scheint diese Ausgelassenheit trügen zu können. Doch lange feiern sie nicht, schließlich müssen sie morgen wieder früh raus, um planmäßig ihr Ziel zu erreichen. Sie wissen ja auch nicht, wie lange sie wohlmöglich noch nach diesem Umo suchen müssen oder ob die Schriftrollen so frei zugänglich sind, wie sie es sich wünschen…
 

Da sie dem Dorf schon so nahe sind, ist die Wahrscheinlichkeit von anderen Ninjas angegriffen zu werden, natürlich auch viel höher und sie müssen daher auch viel vorsichtiger sein, als auf ihrem bisherigen Weg.
 

Als die Sonne sich schließlich hinter den Horizont verzieht, sammeln sie das restliche Essen und die Getränkefläschchen ein und verstauen alles in ihren Zelten, um keine wilden Tiere anzulocken. Nur das Feuer brennt noch eine Weile vor sich hin. Langsam ziehen sie sich in ihre Zelte zurück und nicht viel später ist es auf der Lichtung mucksmäuschenstill – nur das Feuer knistert leise im schwachen Wind und gelegentlich hört man den müden Schrei einer Eule.
 

Verträumt steht Gaara am Feuer und beobachtet die kleiner werdenden Flammen dabei, wie sie sich das Holz einverleiben. Feine Rauchschwaden steigen zum Himmel auf und verblassen bald im nächtlichen Blau. Der Mond scheint hell, als hätte jemand vergessen eine Lampe in einem großen, dunklen Zimmer auszumachen. Es ist so friedlich und klar heute, dass Gaara ohne Probleme hören kann, wie sich Lee und die anderen in ihren Zelten bewegen. Leise reibt der Stoff aufeinander, was ein wohliges Gefühl in dem Rothaarigen aufsteigen lässt.
 

Durch Lee hat er so viele Dinge gelernt und mittlerweile schon fast als selbstverständlich eingeordnet, dass es ihm schon jetzt irgendwie schwer fällt, daran denken zu müssen, dass diese Mission irgendwann zu Ende ist und sie sich dann von einander verabschieden sollen. Ein schwaches Seufzen verlässt seine Lippen. Er sollte an so etwas nicht denken, er ist sich ja noch nicht einmal ganz sicher, wie er nun eigentlich zu Lee steht. Der Schwarzhaarige sagt ihm so oft, dass er ihn liebt, doch irgendwie kann der Rothaarige diese drei Worte nicht aussprechen, irgendetwas scheint ihn daran zu hindern und er ist sich sicher, dass es nicht nur Shuukaku ist, sondern wohl auch sein eigener Stolz.
 

Immerhin sind sie beide Jungs und es ist irgendwie nicht richtig, einem anderen Jungen zu sagen, dass man ihn liebt! Oder doch? Lee scheint es so leicht über die Lippen zu kommen, warum nur? Wieder ist ein leises Seufzen von dem Sandbändiger zu hören. Doch dann hört er es bei Lee im Zelt wieder rascheln. Ein kleines Schmunzeln huscht über sein blasses, vom Feuer beschienenes, Gesicht. Seit Gaara bei ihm ist, fällt es dem Tai-Ninja sehr schwer, ohne ihn einzuschlafen. Das ist auch dem Sunanin nicht entgangen.
 

Im Zelt…
 

Unruhig dreht sich Lee von einer Seite auf die andere. Schließlich blickt er auf die Stelle, wo Gaara eigentlich schlafen sollte. Doch Gaara kommt nie sofort mit zu ihm ins Bett, wenn alle anderen schlafen gehen. Für den Rothaarigen ist Schlafen noch immer nichts Notwendiges oder Erforderliches und es fällt ihm jetzt noch schwer, sich richtig damit anzufreunden. Lee kann sich gut vorstellen, dass das schwierig ist, wenn man es nicht kennt, so wie bei allen anderen Dingen auch. Dennoch würde sich der Schwarzhaarige wünschen, dass Gaara mal freiwillig mit ihm ins Bett kommt. Doch immerhin liegt Gaara noch neben ihm, wenn er jeden Morgen aufwacht und das ist eines der schönsten Dinge, die Lee sich vorstellen kann!
 

Langsam setzt sich Lee auf. Verschlafen gähnt er in das leere Zelt hinein, bevor er einen leicht schmollenden Blick auf Gaara´s Seite wirft. Doch er wird ihn schon überreden können, zu ihm zu kommen, so wie immer. In freudiger Erwartung, seinen Gaara gleich wieder in die Arme schließen zu können, krabbelt er Richtung Ausgang. Im Halbdunklen stößt er plötzlich mit den Fingern gegen seine Wasserflasche. Vorsichtig hebt er sie auf und trinkt einen Schluck. Doch als das Wasser seine Kehle hinunter rinnt, muss er sich heftig schütteln. Beim Aufräumen vorhin, hat er ausversehen eine der Sakeflaschen erwischt, aus denen die Senseis getrunken haben.
 

Doch dies scheint er auch jetzt nicht zu bemerken. Scharf brennt der Alkohol in seinem Hals und eine seltsame Wärme macht sich in seinem Magen und in seinen Wangen breit. Wieder schüttelt er sich und verzieht das Gesicht. „Ich hätte das Wasser nicht so dicht ans Feuer stellen sollen. Das ist nicht mehr gut…“, murmelt er stirnrunzelnd vor sich hin. Entweder ist Lee wirklich nicht bewusst, dass er gerade Sake getrunken hat, oder er hat gerade als erster Mensch auf der Welt, die alkoholische Gehrung bei Wasser durch zu hohe Wärmeeinwirkung entdeckt! Wer weiß, wer weiß…
 

Langsam wird ihm etwas schwindelig. Ein zarter Rotschimmer legt sich auch seine wärmer werdenden Wangen und ein Gefühl von Zufriedenheit und innerer Ausgeglichenheit macht sich in ihm breit. Er verträgt überhaupt keinen Alkohol und das wissen die Konohaninja auch. Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass er ausversehen Alkohol trinkt und es ist auch nie besonders gut ausgegangen… Was Gaara wohl dazu sagen wird, wenn er es bemerkt? Apropos Gaara, da war doch noch was! Ein verträumtes Schmunzeln legt sich auf Lee´s Lippen. Hochmotiviert überbrückt er das letzte Stück bis zum Ausgang. Langsam öffnet er die Plane und steckt den Kopf in die angenehm kühle Nachtluft hinaus.
 

Als Gaara hört, wie das Zelt aufgeht, blickt er hinüber. Lee wirft ihm ein etwas seltsames Lächeln zu, doch Gaara achtet nicht darauf und die roten Wangen des Tai-Ninjas scheinen ihm auch nicht aufzufallen. Kurz darauf löscht er das Feuer mit seinem Sand und geht langsam zum Zelt hinüber. Je näher der Rothaarige ihm kommt, desto breiter wird das Grinsen in Lee´s Gesicht. Schmunzelnd bis über beide Ohren dreht er sich auf den Rücken und beobachtet Gaara von dort unten. Als der Rothaarige vor ihm stehen bleibt, verschränkt er die Arme und blickt ihn leicht fragend an. „Willst du da so liegen bleiben oder mich rein lassen?“, fragt Gaara mit einem leicht belustigten Unterton.
 

Noch etwas mehr Röte steigt Lee in die Wangen, die Gaara einfach mal als Reaktion auf seine Frage ansieht. Dann grinst der Schwarzhaarige ihm noch breiter entgegen und schlüpft ins Zelt zurück. Gaara rollt leicht mit den Augen, dennoch liegt ein zaghaftes Lächeln auf seinen Lippen, als er zu Lee ins Zelt schlüpft. Als der Sandbändiger gerade das Zelt verschließen will, taucht Lee direkt vor ihm auf. Erschrocken zuckt Gaara etwas zusammen. „Musst du mich so erschrecken?“, kommt es etwas gereizt von dem Sunanin. Doch als er Lee ansieht, ist das seltsame Lächeln des Schwarzhaarigen verschwunden. Auf seinen dunklen Augen liegt ein fast schon gruseliger Glanz und die Röte auf seinen Wangen ist immer noch nicht verschwunden.
 

Verwundert legt Gaara die Stirn in Falten. Doch ehe er etwas sagen kann, drängt sich Lee zwischen seine Beine und drückt ihm seine Lippen auf die seinen. Erschrocken weiten sich Gaara´s Augen. Aber als er den Kuss gerade erwidern will, dringt ein bitterer Geschmack zu ihm durch und er riecht den Alkohol in Lee´s Atem. Irritiert drückt er den Lotuskrieger von sich weg und blickt ihn ernst an. Nun weiß er auch endlich, warum die Wangen des Älteren immer noch so rot sind. „Sag mal, bist du etwa betrunken??“, kommt es ungläubig von dem Sandbändiger. Und da ist es wieder, dieses seltsame Lächeln. „Nö. Wie kommst du denn auf so etwas?“, haucht Lee ihm entgegen. Wieder dringt der beißende Sakegeruch in seine Nase. Angewidert will sich Gaara abwenden. Doch dazu kommt es nicht…
 

„Komm, lass uns ein bisschen spielen, mein Süßer!“, lallt Lee ihm entgegen, während er ihn grob zu sich zurückdreht. Erbost verengen sich Gaara´s Augen. „Du hast sie doch nicht mehr alle! Ich werde garantiert nicht mit dir ‘spielen‘, wenn du betrunken ist!!“, facht er den Älteren an. Lee grinst nur weiterhin. „Ich bin doch gar nicht betrunken, mein Kleiner…“, haucht er zurück, wobei Gaara das Wort ‘Kleiner‘ überhaupt nicht gefällt. So etwas sagt Lee normalerweise nicht zu ihm.
 

Doch ehe sich Gaara darüber Gedanken machen kann, gleitet Lee´s Hand unter sein Hemd. Erschrocken zuckt Gaara zusammen und versucht die Hand dort wieder raus zubekommen. „Lass den Scheiß!!“ Wut steigt in dem Rothaarigen auf. Wie kann Lee es nur wagen? „Nun hab dich doch nicht so zimperlich. Gestern hat dir das doch auch gefallen!“, kommt es gelassen von Lee. „Gestern warst du ja auch nicht betrunken, du Idiot! Und jetzt nimm deinen dreckigen Pfoten von mir!!“ Gaara merkt gar nicht, dass er immer lauter wird, er will nur, dass dieser Alptraum ein Ende nimmt. „Oh ja, ich bin ein ganz böser Junge…“, grinst Lee ihm entgegen. Grob schiebt er seine Hand immer weiter unter Gaara´s Hemd und schiebt es damit immer mehr nach oben.
 

Wutentbrannt funkelt Gaara ihn an, doch das stört den Schwarzhaarigen kein bisschen. Beide wissen, dass Lee stärker ist als Gaara, vorausgesetzt man betrachtet nur die reine Körperkraft und nicht den Sand. Doch wie schon so oft in letzter Zeit, scheint genau dieser sich zu verweigern. „Hör sofort auf!“, fährt Gaara ihn an. „Aber du willst es doch auch, Gaaralein!“ ‚Gaaralein‘? Der Rothaarige hört wohl nicht richtig – jetzt reicht’s endgültig! „NEIN!“ Noch ehe sich Gaara überlegen kann, wie er Lee endlich los wird, wird auf einmal die Zeltplane beiseite gezogen und das Mondlicht erhellt das Halbdunkel. Vollkommen perplex drehen beide den Kopf in die Richtung. Langsam weiten sich Gaara´s Augen immer weiter, fast so, als würden sie in der Luft schweben, anstatt langsam aus ihren Höhlen zu treten. Verträumt blickt Lee in dieselbe Richtung, doch ihn scheint es kein bisschen zu stören, dass die restlichen Teammitglieder vor ihrem Zelt stehen und das Geschehen beobachten.
 

Es dauert nur den Bruchteil einer Sekunde, bis Gaara realisiert, wo sich Lee´s Hand noch immer befindet und das alle anderen dies sehen können. In den Gesichter der jungen Ninjas und deren Senseis kann Gaara die unterschiedlichsten Reaktionen lesen, doch so unterschiedlich sie auch seinen mögen, laufen sie alle auf das Selbe hinaus: Abscheu und Unverständnis. Noch bevor einer der Beteiligten auch nur Luft holen kann, brennen bei Gaara sämtliche Sicherungen durch.
 

Und diesmal rührt sich, zum Leidwesen aller, auch der Sand. Unaufhaltsam schießt er auf den Tai-Ninja zu. Vom Schock überwältigt weiten sich Lee´s Augen und er ist auf einen Schlag so nüchtern, wie noch nie in seinem ganzen Leben. Bevor er sich jedoch auf seine Abwehr konzentrieren kann, trifft der Sand ihn mit voller Wucht auf der Brust. Wie ein Torpedo donnert der Sand ungehalten aus der Flasche. Durch die Druckwelle zerreißt die Zeltplane mit einem widerlichen Geräusch.
 

Wutentbrannt funkeln Gaara´s Augen in der Dunkelheit und stacheln den Sand noch mehr an, seine grausame Tat fortzuführen, während Shuukaku tief in seinem Kopf seinen Triumpf zu feiern beginnt. Mit einem heftigen Schlag befördert der Sand den wehrlosen Tai-Ninja in die Luft und wirft ihn ungehalten gegen den nächsten Baum. Dieser zersplittert unter der plötzlichen Krafteinwirkung und stürzt mit lautem Krachen zu Boden, während Lee mit einem dumpfen Knall an dem Baum dahinter landet. Als Lee gegen den Baum knallt, ertönt ein hässliches Knirschgeräusch in seinen Ohren, so als würden alle Knochen in seinem Körper gleichzeitig brechen. Es weckt in ihm den Gedanken an die Chunin- Prüfung, als Gaara ihm den Arm und das Bein zerquetscht hat. Damals hat er auch so ein Geräusch gehört…
 

Ein feiner Blutnebel presst sich zwischen seinen Lippen hervor und verteilt sich unbemerkt für ein paar Sekundenbruchteile in der Luft. Dann wird alles Schwarz um ihn herum. Dumpf schlägt sein regloser Körper auf dem Boden auf. Im selben Moment verzieht sich der Sand wieder in seiner Flasche und schwer atmend blickt Gaara auf den bewusstlosen Ninja. Einen Moment später löst sich die Starre, die die anderen in diesem schrecklichen Augenblick gefangen gehalten hat. Kurz darauf hört man einen geschockten Schrei durch den Wald hallen, der sämtliche Tiere aus dem Schlaf reißt. Weinend wirft sich TenTen in Neji´s Arme, unfähig etwas anderes zu tun.
 

Einen Augenblick später steht Gaara plötzlich auf und rennt in den dunklen Wald hinein. „Gaara…“, kommt es geschockt von Kankuro, der seinem kleinen Bruder nachlaufen will. Doch noch ehe er einen Schritt machen kann, packt Baki ihn und zieht ihn wieder zurück. „Lass mich los! Ich muss ihn zurückholen!“, faucht der Marionettenspieler seinen Sensei an. „Er wird dich umbringen, wenn du ihm jetzt zu nahe kommst! Wir werden ihn später suchen, wenn er sich vielleicht wieder beruhigt hat. Jetzt müssen wir uns erst mal um den Jungen kümmern! Hast du mich verstanden?“, versucht Baki ihm klarzumachen. Betrübt senkt Kankuro den Blick und nickt stumm.
 

Langsam lässt Baki ihn wieder los, woraufhin Kankuro sofort von seiner Schwester in die Arme geschlossen wird. Er spürt, wie sie zu zittern beginnt und legt ebenfalls die Arme um sie. Mit unsicheren, wackligen Schritten nähert Gai sich seinem Lieblingsschüler. Schwer schluckt er, bevor er vor ihm auf die Knie sinkt. Hinter ihm versammeln sich die anderen und die Luft spannt sich zum Zerreißen an. Mit einer Hand, die mehr als nur zu zittern scheint, streicht Gai vorsichtig über die Wange des Lotuskriegers. Die warme Haut dabei unter seinen Fingern zu spüren, lässt ihn etwas aufatmen. Baki hockt sich zu ihm und gemeinsam drehen sie Lee vorsichtig auf den Rücken.
 

Einen Moment lang betrachten sie ihn alle nur. Zum Glück sind seinen Augen geschlossen, sonst könnten sie ihn nicht einen noch so kleinen Moment anschauen! Blut fließt dem Schwarzhaarigen aus Mund und Nase, die Wangen hinunter, wo bis eben noch Gai´s Hand lag. Die Haare, die sonst so ordentlich gemacht sind, sind nun zerzaust und verleihen ihm einen sehr mitgenommenen Anblick. Holzsplitter des durchschlagenen Baums kleben in den Strähnen, wie Schokostreusel auf einem Kuchen. Kaum zu erkennen in der noch immer herrschenden Dunkelheit und den schwarzen Haaren, ist das Blut an seinem Hinterkopf, das langsam in den Waldboden sickert…
 

Weitaus schlimmer sieht aber die Wunde auf seiner Brust aus. Der Sand scheint sich richtig in die Haut eingefressen zu haben, wie ein wildes Tier, das an das Herz seiner Beute gelangen will. Die Wunde ist tief und durch die Sandkörner ziemlich zerfetzt, die sich wie tausend kleine Bohrer in das weiche Fleisch gegraben haben. Dünnes, ziemlich helles, Blut quillt daraus hervor und man kann die weißlichen Knochen von ein paar Rippen erkennen, die der Sand zum Glück nicht durchschlagen zu haben scheint. Bei diesem Anblick weicht sämtliche Farbe aus den Gesichtern der Anwesenden und für einen Moment müssen sie alle den Blick abwenden, damit ihnen nicht schlecht wird. Es ist wie in einem schrecklichen Horrorfilm, wo die Beteiligten gerade das erste Opfer eines Serienmörders finden…
 

In den Jahren ihres Ninjadaseins haben sie alle schon viel gesehen. Doch es ist immer etwas anderes, ob es jetzt einem Feind passiert oder jemandem, den man kennt und liebt. Der Anblick, der sich ihnen hier bietet, erinnert einen eher an den Anatomieunterricht für Gerichtsmediziner und Medicnins, als an eine, eigentlich harmlos begonnene, Neckerei…
 

Nach ein paar Augenblicken haben sich alle wieder halbwegs unter Kontrolle. TenTen und Neji sehen nach, was von Lee´s Zelt noch übrig geblieben ist, während Kankuro und Temari das Feuer wieder entfachen. Die Zeltplane ist total zerfetzt, doch alle anderen Sachen scheinen das Ganze größtenteils unbeschadet überstanden zu haben. Schnell sammeln die beiden Konohaninja die Matte, Decke und das Kopfkissen zusammen und platzieren alles in der Nähe des Feuers. Vorsichtig legen Gai und Baki den bewusstlosen Jungen auf die Matte. Über eine halbe Stunde vergeht, bis sie alle sichtbaren Wunden halbwegs verbunden haben. Mit ihren wenigen Medizinkenntnissen können sie auch nicht viel ausrichten und nur hoffen, dass sich der Lotuskrieger nichts gebrochen hat.
 

Unruhig sitzen sie danach am Feuer und beraten, was sie jetzt tun sollen. Keiner weiß, ob Lee noch einsatzfähig ist, wenn er wieder aufwacht. Zur Not müssen sie ihn zurück lassen, was keiner so recht wahrhaben will.
 

Aber bei seinem Zustand kann er weder kämpfen, noch sich vernünftig verteidigen. Und dann müssen sie ja auch noch Gaara finden, was ihnen mindestens genauso viele Kopfschmerzen bereitet. Wer weiß schon, wo er ist und ob er sie nicht angreifen würde, wenn sie ihn finden…
 

Lange grübeln sie herum, doch zu einem zufriedenstellenden Ergebnis kommen sie nicht. Irgendwie ist das ja auch eine ziemlich blöde Situation. Heftig diskutieren sie miteinander und kommen nie so richtig auf ein und denselben Nenner. Gaara ist gefährlich, dass wissen alle Anwesenden, auch wenn es in der letzten Tagen nicht danach aussah. Aber den Sandninja hier im Wald zurücklassen wollen sie auch nicht. Es wäre schrecklich, wenn er hier durch den Wald schleicht und ahnungslose Leute angreift, um sich zu rächen.
 

Unbemerkt von alle dem, schlägt Lee quälend langsam die Augen auf. Für einen Moment kann er gar nichts sehen, dann ist alles verschwommen. Nur ganz allmählig klärt sich sein Blickfeld wieder und er kann die Sterne schwach am dunklen Himmel funkeln sehen. Er blinzelt eine Weile, bis er alles genau erkennen kann und dann dreht er vorsichtig den Kopf zur Seite. Die grellen Flammen des Feuers blenden ihn und treiben ihm die Tränen in die Augen. Er schließt sie wieder für einen Moment und gewöhnt sich erstmal an die Helligkeit, die durch seine Lider scheint. Während er die Augen geschlossen hält, kann er hören, wie die anderen darüber reden, was sie denn nun mit Gaara machen sollen. Als Lee hört, dass sie ihn ihm im Wald zurücklassen wollen würden, weil es das Einfachste ist, setzt sein Herz für einen Augenblick aus. Nein! Das darf er auf keinen Fall zulassen. Er muss seinen kleinen Gaara unbedingt finden, bevor es Tag wird und sie weiterziehen!
 

Gedacht, getan. Vorsichtig versucht er sich aufzustützen. Eine gewaltige Ladung heißen Schmerzes schießt durch seinen Körper, wie eine Kanonenkugel. Plötzlich kriegt er keine Luft mehr und vor seinen Augen wird alles grellweiß, bevor es sich ins Schwarz schlägt und er droht, wieder ohnmächtig zu werden. Er erstickt den Schrei in seiner Kehle, der ihm noch mehr die Luft abschnürt und presst die Augen und Lippen fest zusammen. So verweilt er einen Moment, bis der Schmerz geringfügig abnimmt. Schwer keucht er, doch er bekommt immer noch nicht richtig Luft. Sein Atem hört sich auch so seltsam pfeifend an und er schmeckt sein eigenes Blut, das ihm langsam aus dem Mund rinnt.
 

Er versucht diesen widerlichen Metallgeschmack zu ignorieren, doch es gelingt ihm nicht wirklich. Er richtet sich ein weiteres Stück auf und wieder jagt die Kanonenkugel durch seine Brust und schnürt ihm gefährlich stark die Luft ab. Nach ein paar Augenblicken geht es wieder etwas besser, doch er hört immer noch diesen gruseligen Pfeifton beim Einatmen. Dieser Ton beunruhigt ihn doch zunehmend, doch noch viel mehr macht ihm Sorgen, dass Gaara anscheinend immer noch verschwunden ist. Einen Moment lauscht er den heftigen Diskusionen der anderen, die noch immer keine Lösung gefunden haben. Sie sind so sehr mit diesem Problem beschäftigt, dass sie noch gar nicht mitbekommen haben, dass Lee aufgewacht ist und sich, unter Schmerzen, versucht aufzurichten.
 

Ein paar Augenblicke beobachtet er seine Kollegen schon fast belustigt bei ihrem Streitgespräch – es wäre wohl auch ein sehr witziger Anblick, wie sie so herum gestikulieren und zwischendurch auch lauter werden – doch die Lage ist viel zu ernst, um lustig zu sein. Betrübt wendet er den Blick ab und konzentriert sich wieder darauf aufzustehen. Er keucht schwer, als der Schmerz erneut heftig durch seine Brust jagt. Aber niemand scheint es bemerkt zu haben. Missmutig denkt er sich, dass er hier wahrscheinlich auch den halben Wald vor Schmerz zusammenschreien könnte, sie würden es wohl nicht merken. Und es bricht ihm fast das Herz, wenn er hört, wie böse sie über seinen kleinen Gaara reden, nur weil er für einen Moment die Beherrschung verloren hat.
 

Doch ihnen sitzt der Schock der Chunin-Prüfung noch tief im Nacken und somit können sie sich auch nicht damit anfreunden, dass Gaara auch eine friedliche Seite hat – selbst seine Geschwister nicht…
 

Einen Moment lässt er den Kopf hängen und versucht noch einmal tief durchzuatmen, doch der hört nur wieder diesen schrecklichen Pfeifton und stößt dann zittrig die Luft wieder aus. Noch einmal wirft er einen Blick auf seine diskutierenden Kammeraden, bevor er sich wieder hinlegt und sich vorsichtig auf den Bauch dreht. Als seine verletzte Brust den harten Boden neben der Matte berührt, hätte er am liebsten laut aufgeschrien, doch er beißt sich fest auf die Lippen und schluckt den Schrei, mit samt dem aufkommenden Blutgeschmack, runter. Für einen Moment verschwimmt die Welt vor seinen Augen, doch dann geht es wieder. Er stützt die Hände auf dem Boden ab und versucht sich hochzudrücken. Der rasende Schmerz lässt seine Arme zittern, wie einen Strauch bei heftigem Wind. Sie drohen unter ihm weg zu knicken. Er sackt ein Stück nach unten, was die Wunde auf seiner Brust aber auch nicht mehr entlastet als vorher. Doch dann hört das Zittern plötzlich auf.
 

Etwas verwundert blickt er seine Arme an, doch sie geben ihm keine Antwort, also belässt er es dabei und drückt sich wieder nach oben. Er zieht die Beine unter den Bauch und setzt sich dann ganz langsam und vorsichtig auf. Dann verschwimmt die Welt wieder vor seinen Augen und er schwankt einen Augenblick. Langsam schüttelt er den Kopf, als wollte er sich von einem schlechten Gedanken befreien. Wieder sieht er zu den anderen Ninjas, die immer noch wild diskutieren. Sie scheinen gar nicht bemerkt zu haben, dass er hier sitzt, was schon schlimm genug ist und vielleicht würden sie nicht mal merken, wenn sie angegriffen werden würden. Das ist nicht gut, doch für Lee kann es im Moment gar nicht besser laufen!
 

Einen Augenblick hockt er noch so da, auf seinen Knien und blickt sich etwas unschlüssig um. Nachdem er sich dann endgültig sicher ist, dass ihm niemand bemerkt, setzt er sich langsam in Bewegung und kriecht ganz von der Matte runter. Sein ganzer Körper schmerzt höllisch, doch es stört ihn nicht, weil er nur daran denkt, seinen Gaara wiederzufinden und sich bei ihm zu entschuldigen. Langsam rutscht er auf den Knien weiter, wie ein Kleinkind, das noch nicht laufen kann. Er kriecht auf die schützenden Büsche zu, die die Lichtung umgeben, auf der sie rasten.
 

Immer wieder wirft er einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass die anderen noch mit ihrem Problem beschäftigt sind. Vorsichtig duckt er sich tiefer runter und zwängt sich so leise wie möglich durch die Lücke in den Büschen. Ein leises Rascheln ertönt und ihm bleibt fast das Herz stehen. Doch die Gespräche der anderen Ninjas verstummen nicht und er entspannt sich wieder etwas mehr. Auf der anderen Seite der Büsche drückt er sich gegen einen Baumstamm und atmet tief durch. Seine Verletzungen machen ihm mehr zu schaffen, als er es für möglich hielt und er scheint auch immer mehr Schwierigkeiten beim Atmen zu bekommen. Das Pfeifen wir immer lauter, hat er das Gefühl und ein tiefes Brennen zieht sich durch seine ganze Brust.
 

Einen Moment muss er sich daher ausruhen, bevor er sich vorsichtig an dem Stamm auf die Füße zieht. Schmerz schießt ihm durch den ganzen Körper und droht ihn total zu verkrampfen. Er hält die Luft an, um nicht zu schreien und für einen Moment scheint es, als wollte der Schmerz nicht mehr aufhören. Erst als ihm eine Träne die Wange hinunter kullert, versiegt er. Wütend wischt er sich die Träne weg und versucht sich dabei einzureden, dass er wegen Gaara weint und nicht aus Angst, dass der Schmerz nicht mehr aufhören könnte…
 

Nach einem Augenblick hat er sich wieder unter Kontrolle und stößt sich vorsichtig von dem Baumstamm ab, an dem er bis eben noch gelehnt hat. Ganz vorsichtig setzt er einen Fuß vor den anderen und versucht dabei das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
 

Seine Beine zittern und tief in seinem Innern erinnert es ihn an die Chunin-Prüfung, wo er während seinem Krankenhausaufenthalt versucht hat, dass erste Mal ohne Krücken zu laufen. Er schluckt hart bei diesen Gedanken – dass war eine furchtbare Zeit und er will gar nicht daran denken und schon gar nicht wieder zurück ins Krankenhaus, damit Tsunade ihm wieder sagen kann, dass er kein Ninja mehr sein kann. Einmal ist mehr als genug gewesen! Doch es drängt sich in sein Denken, wie ein Pfeil in die Brust des Feindes – oder wie der Sand in seine Brust. Bei diesem Vergleich muss er sich unweigerlich schütteln – dass war auch kein schöner Moment, aber irgendwo tief in sich drin, kann er Gaara auch verstehen. Doch warum muss es nur immer Gaara sein, der ihm so wehtut? Und trotz alledem liebt er ihn mit jeder Wunde mehr, so scheint es ihm zumindest.
 

Langsam geht er weiter in den dunklen Wald hinein, entfernt sich immer weiter vom schützenden Feuer und seinen Freunden, die er noch eine ganze Weile reden hören kann. Er schließt die Augen und versucht sich, trotz der Schmerzen beim Atmen, zu konzentrieren. Er versucht irgendwo tief in diesem dunklen Wald Gaara´s Chakra zu finden – das Chakra, das so dunkel und doch so wunderschön ist und eine finstere Macht um sich scharrt, die Lee einen eiskalten Schauer über den Rücken jagt…
 

Als er schon fast die Hoffnung aufgeben will, glaubt er in weiter Ferne etwas Vertrautes zu spüren. Ein kaum sichtbares Lächeln legt sich auf seine Lippen und er setzt sich wieder in Bewegung. Lee weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, seit er sich von ihrem Rastplatz entfernt hat – durch die Schmerzen und die immer dunkler werdende Dunkelheit um sich herum, die nur von Mond durchbrochen wird, der ihn immer mehr auszulachen scheint – hat er jegliches Zeitgefühl verloren. Seine einzige Orientierung ist das Chakra des Rothaarigen, das langsam näher zu kommen scheint. Doch es könnte auch täuschen, wenn sich Gaara nicht an einem Platz aufhält und wie er durch den Wald läuft.
 

*Er hat eine Hand rechts gegen seine Rippen gedrückt, wo ihm mittlerweile jeder Atemzug qualvolle Schmerzen bereitet. Oft muss es deswegen stehen bleiben, um wieder zu Atem zu kommen und das wurmt ihn ganz schön. Er hasst es so furchtbar langsam zu sein – das zeugt nicht gerade von der jungendlichen Kraft, die er verbreiten möchte.
 

Ob die anderen wohl schon bemerkt haben, dass er weg ist? Er kann es nicht sagen, zumindest nimmt er kein Chakra war, außer das von Gaara. Er ist sich noch nicht ganz sicher, ob er das gut oder schlecht finden soll…
 

Ein Seufzen verlässt seine Lippen, Lee sollte sich lieber beeilen, bevor ihn die letzte Kraft verlässt und er wohlmöglich hier auf dem Weg zusammenbricht. Bei diesem Gedanken, hier einsam und verlassen auf dem Waldboden zu liegen, völlig hilflos und zu hoffen, dass ihn irgendwann irgendjemand einmal findet, läuft ihm ein heftiger Schauer über den Rücken. Ernsthaftigkeit legt sich auf seine sanften Züge und er macht sich schnell wieder auf den Weg, zumindest so schnell, wie sein lädierter Körper es zulässt…
 

Bei den anderen…
 

In der Zwischenzeit haben sie sich so gut es ging auf eine Lösung geeinigt. Sie werden vorerst nicht nach Gaara suchen. Es ist sicherer für alle, ihm Zeit zu geben, sich abzureagieren. Und außerdem wollen sie erst einmal abwarten, bis Lee wieder zu sich kommt. Desweiteren haben sie sich darauf geeinigt, dass nur die Sunanin nach ihm suchen werden, da sie ihn besser einschätzen können. Die Konohaninja werden sich dann damit befassen, Lee, wenn möglich, wieder auf die Beine zu bringen. Wenn sie Gaara nach einer bestimmten Zeit nicht gefunden haben oder er sich weigert mitzukommen, werden sie ohne ihn weitergehen und ihn auf dem Rückweg einsammeln.
 

Sie hoffen, dass Lee in der kurzen Zeit halbwegs fit wird. Sie wollen ihn nicht allein und verletzt im Wald mit Gaara zurücklassen – keiner weiß, ob der Lotuskämpfer es noch bis ins Dorf schafft… Doch das wäre natürlich wünschenswert, dann könnte er dort behandelt werden, bis sie sich wieder auf den Rückweg machen. Und er wäre sicher vor Gaara. Das hört sich böse an, muss aber auch in Erwägung gezogen werden. Der Sandninja ist unberechenbar und gefährlich, selbst ohne Shuukaku.
 

Nachdem sie sich nun schon seit Ewigkeiten den Kopf zerbrochen haben und nun endlich zu einem Ergebnis gekommen sind, wird es Zeit schlafen zu gehen, was sie ja eigentlich schon seit langem tun sollten. Erschöpft und die meisten von Kopfschmerzen geplagt, strecken sie sich und bereiten sich erneut aufs Schlafengehen vor. Langsam dreht sich TenTen zu Lee um, der hinter ihr auf der Matte liegen und sich ausruhen sollte. Doch als sie den Blick auf ihn richtet, findet sie nur die verlassene Matte vor. Erschrocken weiten sich ihre Augen. Wie kann das möglich sein, so verletzt wie er ist.
 

Mit weit geöffneten Augen blickt sie sich um, doch sie sieht nichts – keine Spur von dem Lotuskrieger. Die anderen haben sich in diesem kurzen Moment zu ihren Zelten begeben und vom Feuer ist auch nicht mehr viel übrig geblieben. Müde dreht sich Neji zu seiner Gefährtin um, die sich suchend umschaut.
 

„Was ist denn los TenTen, hast du was verloren?“, fragt er monoton. Erschrocken dreht sich die Waffenmeisterin zu dem Hyuga um. Argwöhnisch betrachtet er sie. „Verloren ist ein gutes Stichwort! Lee ist weg!!“, presst sie hervor. Durch diese unerwartete Nachricht zuckt Neji zusammen, wie ein Junge, den man beim Unfug machen erwischt hat. „Wie bitte?“, entkommt es Weißäugigen ungläubig. Er kommt ein paar Schritte auf sie zu und nun sieht er auch die verlassene Matte. Ein strenger Ausdruck legt sich auf seine leeren Augen. Mittlerweile haben auch die anderen bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Fragend versammeln sich alle an der Feuerstelle. „Was ist denn hier los? Ich dachte, wir gehen jetzt schlafen.“, kommt es genervt von Gai. „Lee ist weg!“, wiederholt TenTen ihre Feststellung für alle noch einmal.
 

Unruhig fangen die jungen Ninjas an zu tuscheln. Nur Gai sieht man die Fassungslosigkeit an, die er zu empfinden scheint. Er steht mit offenem Mund und von Unglaubwürdigkeit gefluteten Augen da und starrt aus Lee´s Schlafplatz. Kurz darauf zerreißt seine durchdringende Stimme die Gedanken der anderen „Wir müssen ihn sofort suchen, bevor Gaara ihn findet!!“ Niemand sagt etwas dagegen. Sie sammeln schnell das Wichtigste zusammen und versammeln sich dann wieder an der Feuerstelle. Neji versucht ihn mit seinem Byakugan das Chakra des Tai-Ninjas aufzuspüren. Langsam lässt er seinen Blick durch die Umgebung schweifen, während die anderen hoffend um ihn herumstehen.
 

Neji´s Blick verfinstert sich zunehmend, je weiter er in den Wald eindringt. Er sieht viele schlafende Tiere, einige nachtaktive Jäger, doch von Lee ist keine Spur zu sehen. „Und, siehst du etwas, Neji?“, fragt TenTen ungeduldig. Zuerst gibt der Hyuga nur ein Grummeln von sich, bevor er ihr antwortet. „Ich kann es mir kaum vorstellen, aber irgendwie scheint er sich außerhalb meines Wahrnehmungsbereiches zu befinden…“ „Aber wie kann er denn, in so kurzer Zeit, mit solchen Verletzungen, so weit gekommen sein?“, fragt Temari in die Nacht hinein. Doch niemand scheint diese Frage beantworten zu können. Es scheint unmöglich zu sein. Aber immerhin haben sie ja auch nicht bemerkt, dass er verschwunden ist…
 

Ein gewisser Stolz macht sich in Gai breit, aber gleichzeitig ist er schwer beunruhigt. „Siehst du denn nicht mal einen Anhaltspunkt, damit wir erstmal wissen, in welcher Richtung wir nach ihm suchen sollen?“, wirft Kankuro besorgt ein. Was ist, wenn Gaara ihn zuerst findet? „Nein…“, kommt es mit wütendem Unterton von Neji. „Wartet, was ist das – ich seh was, aber ich bin mir nicht sicher, was es ist…“ „Was könnte es denn sein?“, fragt Baki leise. „Blut…“, ist das einzige, was Neji zu sagen wagt.
 

Alle schweigen einen Augenblick, während Neji berichtet, dass es nicht nach einem Kampfplatz aussieht. Aber er kann auch nicht mit Sicherheit sagen, dass das Blut von Lee ist, es ist nur noch ziemlich frisch. Nach einem Moment beschließen sie, sich auf dem Weg zu diesem Blutfleck zu machen und von dort aus nach weiteren Spuren zu suchen. Lee kann unmöglich allein so weit gekommen sein…
 

Bei Lee…
 

Langsam setzt er einen Fuß vor den anderen. Das Atmen fällt ihm immer schwerer und sein Blick verschwimmt immer wieder und zwingt ihn zur Rast. Vorsichtig nimmt er die Hand von seinen Rippen und betrachtet sie. Er hat schon eine ganze Weile das Gefühl, dass die Wunde wieder zu bluten begonnen hat und der Verband es nicht mehr all zu lange halten kann. Und seine Vermutung bestätigt sich, als er seine blutverschmierten Finger im Mondlicht sieht. Fest beißt sich der Tai-Ninja auf die Lippen und geht schwerfällig weiter, ohne zu merken, dass er hinter sich eine Spur aus Blut legt…
 

Wieder wird ihm schwarz vor Augen und für eine Sekunde verlassen ihn alle Kräfte. Seine Augen schließen sich wie von selbst. Doch dann erblickt er Etwas tief in der Schwärze. Langsam kommt es näher, bis er es erkennen kann. Es ist Gaara, sein Gaara und er lächelt ihn an. „Komm zu mir, Lee!“, flüstert Gaara ihm zu. „Ja…“, haucht der Schwarzhaarige in die Nacht hinein und öffnet seine Augen wieder. Seine Sicht klärt sich wieder und das Bild seines rothaarigen Freundes verschwindet, gerade als er ihn in die Arme schließen will. Leicht schreckt Lee zusammen, schüttelt den Kopf, um wieder klar denken zu können und macht sich dann mit neuer Hoffnung wieder auf den Weg.
 

Nach einer, für ihn unmöglich messbaren, Zeit, bleibt er stehen und verschnauft einen Moment. Ihm tut jeder Knochen im Leib weh und das Geräusch seines pfeifenden Atems bringt ihn fast um den Verstand.
 

Er versucht sich zu konzentrieren, um Gaara´s Chakra aufzuspüren, doch er findet nichts. Etwas verwundert legt er die Stirn in Falten. Was ist, wenn Gaara seinen Chakrafluß unterdrückt und ihm auflauert? Schockiert von diesem Gedanken weiten sich seine Augen. Nein! An so etwas sollte er nun wirklich nicht denken, nicht einmal, wenn es der Wahrheit entsprechen würde! Vielleicht hat er sich aber auch nur nicht genug konzentriert. Er senkt den Blick erneut und da sieht er etwas auf dem Boden schwach glitzern. Vorsichtig beugt er sich gerade weit genug hinunter, um es aufheben zu können.
 

Es ist ein kleines Häufchen Sand. Doch er sieht nicht so aus, wie der Sand auf dem Waldboden. Er ist auch viel trockner. Lee ist sich sicher, dass es sich um Gaara´s Sand handelt und wenn er sich nicht vollkommen täuscht, dann verströmt der Sand sogar ganz schwach den Duft des Rothaarigen. ‚Ich bin ihm schon ganz nah. – Ich kann es fühlen…‘ Seine eigenen Worte treiben den Ehrgeiz durch seinen Körper und er setzt langsam einen Fuß vor den anderen.
 

Nach kurzer Zeit erreicht er eine kleine Lichtung. Ein umgestürzter Baum begrenzt sie auf einer Seite. Der Rest des Stammes, mit dem der Baum bis vor nicht all zu langer Zeit verbunden war, ist fast ganz gerade abgetrennt worden, so als hätte ihn irgendjemand vor Ewigkeiten gefällt und dann liegen gelassen. Ein perfekter Platz, um sich hier draußen hinzusetzen und nachzudenken. Und genau das scheint Gaara zu machen, als Lee ihn dort auf dem Baumstumpf sitzen sieht. Langsam weiten sich seine Augen etwas und ein sanftes Lächeln legt sich auf seine Lippen – er hat ihn doch tatsächlich gefunden!
 

Kaum merklich zuckt Gaara zusammen und blickt in seine Richtung. Vorsichtig und mit letzter Kraft kämpft sich der Lotuskrieger zwischen den Büschen hindurch auf die kleine Lichtung. Im ersten Moment verfinstert sich Gaara´s Blick zu einem tödlichen Stechen. Doch dann fällt sein Blick auf Lee´s Wunde und die Luft tränkt sich langsam mit dem Duft seines Blutes. Es bereitet Gaara Kopfschmerzen. Aber viel schlimmer ist für den Rothaarigen der Anblick, den Lee ihm bietet. Er hat ihn schwer verletzt und Shuukaku hätte in diesem Augenblick auch fast die Kontrolle über ihn erlangt.
 

Der Sandninja presst seine Hände an die Schläfen und versucht die Kopfschmerzen zu vertreiben. Er hatte so sehr mit sich gekämpft und sich geschworen niemanden mehr zu verletzten und nun muss er sehen, wie er Lee zugerichtet hat. Schweigend steht Lee da und lässt ihm etwas Zeit, um sich zu beruhigen. Nach ein paar Augenblicken schaut der Rothaarige zu ihm auf. Sein Blick ist erfüllt von Traurigkeit, doch Tränen liegen nicht in seinen Augen. Aber Lee spürt genau, dass es Gaara leid tut, was er getan hat, er kann es nur nicht in Worte fassen. Langsam erhebt sich der Rothaarige von dem Baumstumpf, eine Hand immer noch fest gegen seine Schläfe gepresst und blickt entschuldigend zu Lee. Er kann die Worte nicht aussprechen, als würde Shuukaku ihm selbst das verbieten wollen. Doch der ernste Glanz in seinen sonst so ausdruckslosen, türkisblauen Augen reicht Lee in diesem Moment vollkommen aus. Wieder wandert der Blick des Rothaarigen zu der Wunde des Tai-Ninjas.
 

Lee hat die Hand wieder gegen seine Rippen gepresst. Seine Finger sind von Blut überzogen, das sich langsam durch den Verband windet. Es rinnt von seinen zitternden Fingern und tropft lautlos auf den Waldboden, wo es zu Lee´s Füßen schon eine kleine Pfütze gebildet hat. Lee weiß, dass das Blut Gaara in den Wahnsinn treibt, doch er sieht auch, wie der Rothaarige gegen sich und das Wesen in seinem Inneren ankämpft und das bewundert er sehr. Denn immerhin könnte Gaara ja dem Verlangen auch einfach nachgeben und ihn Hier und jetzt umbringen. Das wäre wesentlich einfacher und schmerzloser für den Sandninja. Doch stattdessen dreht sich Gaara einfach um, damit er den roten Lebenssaft nicht sehen muss. Er beißt sich fest auf die Unterlippe – er kann das Blut immer noch riechen…
 

„Lee, ich…“, kommt es leise von ihm. „Ist schon gut, Gaara…“, haucht er ihm schwach zu. „NEIN, es ist nicht gut! Ich hab dich schwer verletzt, obwohl ich es nicht wollte!“, presst der Sandninja hervor. Dann hört er ein dumpfes Geräusch, so als ob etwas Schweres auf feuchten Boden gefallen ist. Geschockt dreht sich der Sandbändiger um. Seine Augen werden immer größer, als er sieht, dass Lee auf die Knie gefallen ist. Seine Wunde scheint noch stärker zu bluten und Blut läuft ihm nun auch aus dem Mund. Schmerzlich hat er die Augen zusammengepresst und drückt die Hände gegen seine Rippen.
 

Und nun kann Gaara auch das seltsame Pfeifen hören, wenn Lee atmet. „Ich hätte dich nicht provozieren dürfen…“, kommt es stockend von Lee. „Lee…“ Gaara steht wie angewurzelt da. Der Tai-Ninja hebt seinen Kopf und grinst ihn an, während Blut seine sonst so weißen Zähne bedeckt. „Ich hab´s einfach mal wieder übertrieben!“ Gaara fängt an zu zittern. Er kann sich Lee einfach nicht noch mehr nähern. Shuukaku brodelt unter seiner Oberfläche und wartet nur auf einen unachtsamen Augenblick. „Halt die Klappe, du Idiot! Das ist jetzt überhaupt nicht wichtig – du verblutest noch!“, wirft Gaara ihm an den Kopf.
 

Verzweiflung schwingt in seiner Stimme mit. Er kommt sich vollkommen hilflos vor, dabei will er Lee doch unbedingt helfen! „Ach Quatsch, dass sieht schlimmer aus, als es ist! Ich brauch nur einen neuen Verband…“. Dann fängt er plötzlich an zu husten und ein feiner Nebel aus Blut verteilt sich in der Nacht. Gaara schreckt zusammen, als hätte man ihn unerwartet geschlagen und im selben Augenblick hört er Shuukaku´s widerlich, dreckiges Lachen in seinem Kopf. Das Pochen in seinen Schläfen wird immer heftiger und sein Herz beginnt schmerzhaft schnell zu schlagen. Als er wieder zu Lee sieht, sieht er, wie dieser die Augen verdreht und dann zusammenbricht. Als der Tai-Ninja auf dem Boden landet, vergisst Gaara alles um sich herum, sogar Shuukaku und kniet sich neben ihn.
 

Mit zitternden Händen dreht er Lee auf den Rücken und schüttelt ihn vorsichtig. Langsam schlägt Lee die Augen wieder auf und seine glasigen Pupillen scheinen ziellos in der Nacht herumzuirren. „Wie kannst du mich nur so erschrecken?“, Gaara´s Stimme zittert heftig und Lee spürt, wie der Junge am ganzen Körper zu zittern scheint. „Machst du dir Sorgen um mich…?“, kommt es halb erstickt von dem Schwarzhaarigen, während ihm das Blut aus dem Mund quillt und sein schwaches Lächeln zu einem unheimlichen Anblick verzerrt…
 

Bei den anderen…
 

Endlich haben auch sie die Lichtung erreicht, auf der sich, wie sie feststellen müssen, gleich beide Vermisste befinden. Vorsichtig gehen sie erstmal hinter den Büschen in Deckung. Doch ihnen bietet sich ein seltsames Bild, wie Lee dort so in Gaara´s Armen liegt. Die zittrige Stimme des Sandninjas, jagt seinen Geschwistern einen Schauer über den Rücken. Das letzte Mal, dass sie ihn so haben reden hören, liegt schon lange zurück. Damals war er noch ein kleines Kind gewesen, ausgestoßen und missachtet von allen. Danach hat er sich dann sehr zurückgezogen und den strengen, ausdruckslosen Blick in seinen Augen erhalten, den er bis heute trägt.
 

Ein einziges Mal, so erinnert sich jetzt Baki, hat er diese Stimmlage danach noch einmal mitbekommen. Damals war Ryoujiroe in einem Kampf schwer verwundet worden und niemand wusste, ob sie durchkommen würde. Damals hat Gaara sogar geweint, weil er dachte, sie müsste sterben, da ihr niemand helfen konnte und wollte. Er hat sich so allein gefühlt, obwohl seine Geschwister versucht haben ihn zu trösten. Dieser Hund schien der Einzige zu sein, dem er sich anvertrauen konnte ohne belogen zu werden, auch wenn seine Geschwister echtes Mitleid mit ihm hatten…
 

Nun verstecken sie sich hier alle und wissen nicht, was sie tun sollen – zu groß ist die Ungewissheit, was Gaara tun könnte, wenn sie jetzt dazwischen gehen. „Natürlich mach ich mir Sorgen um dich, du Idiot!“ Gaara´s Stimme bebt immer mehr und seine Augen fange seltsam an zu glänzen. Ein schwaches Lächeln schimmert durch den Blutschleier auf Lee´s Lippen hindurch. Was für ein schönes, wärmendes Gefühl zu wissen, dass Gaara sich wirklich um ihn sorgt! Langsam und kraftlos hebt Lee einen Arm und legt dem Rothaarigen seine Hand auf die glühende Wange. Sanft drückt sich Gaara gegen die kalte Hand des Älteren.
 

„Ich liebe die, Gaara!“, haucht der Schwarzhaarige leise. Dennoch verstehen auch die anderen, was Lee sagt. Und sie hätten es nie für möglich gehalten! Es ist ihnen vollkommen unverständlich, wie Lee das ernst meinen kann. TenTen dachte immer, dass Lee so furchtbar in Sakura verliebt wäre. Er hat es ja auch unzählige Male versucht, aber sie hat ihn immer nur abgewiesen. Doch das er sich dann ausgerechnet in Gaara verlieben muss, der so oft versucht hat ihn umzubringen… Das will einfach nicht in ihren Kopf. Dass der Lotuskämpfer wohlmöglich schwul ist, stört sie überhaupt nicht. Irgendwie hat sie das schon seit einer Weile vermutet, noch bevor Gaara nach Konoha gekommen ist. Aber das es ausgerechnet dieser blutrünstige Sandninja sein muss, der ihm den Kopf verdreht hat, dass ist doch unmöglich! Selbst wenn es heißt, was sich neckt, dass liebt sich… Das ist doch auch keine Neckerei mehr, das ist Ungesund!
 

„Das weiß ich doch, verdammt nochmal und ich – ich – scheiße – ich liebe dich doch auch!“, kommt es erstickt von Gaara, während ihm die ersten Tränen die Wangen hinab rinnen. Das wiederum ist jetzt ein noch viel größerer Schock für die anderen. Denn wär hätte schon gedacht, dass Gaara das Wort Liebe auch für etwas Positives einsetzen kann und dass er es dann auch noch so ernst meint, dass er anfängt zu weinen. Allein durch diese Tatsache erkennt man, dass er es nicht nur spielt. Aber nun verstehen sie langsam, warum Gaara die ganze Zeit über so umgänglich war und dass Lee ihn so unbeschadet ärgern konnte…
 

„Du weißt ja gar nicht, wie glücklich du mich damit machst, Gaara. – Das wollte ich immer hören, bevor ich – ich einmal sterbe…“, haucht der Tai-Ninja schwach, bevor ihm die Augen zufallen und er in sich zusammensinkt. Gaara stockt der Atem. Was hat Lee da gerade gesagt? Das ist doch wohl nicht sein Ernst!? Die Worte brennen sich auch in die Köpfe der anderen Ninjas und TenTen springt auf und will zu Lee hinüberlaufen. Doch bevor ihr sein Name über die Lippen kommt, packt Neji sie und zieht sie zurück.
 

Für einen Moment legt er ihr die Hand auf den Mund und versucht sie zu beruhigen. Doch es gelingt ihm kaum, da selbst er seine Gefühle in diesem Moment kaum verbergen kann. Er senkt den Blick und lässt sie daraufhin wieder los. Kurz darauf nimmt sie den sonst so sturen Hyuga in die Arme und er sieht, wie ihr die Tränen über die Wangen laufen. Gebannt verfolgen sie weiter das entstandene Drama. „Lee! – Lee, verdammt! – Du kannst mich doch jetzt nicht einfach allein lassen…“ Er schüttelt ihn wieder, während ihm die Tränen die Sicht nehmen und sein Kopf zu explodieren droht. Shuukaku´s widerliches Lachen halt durch jede Zelle seines Denkens. Nun endlich hat das Monster in ihm gewonnen und hat ihm das Wichtigste genommen, das er in diesem Moment hatte. Es hat ihm wieder einmal gezeigt, wie schmerzhaft und sinnlos die Liebe ist! Es ergötzt sich an seinem Leid, doch diesmal lässt Gaara ihm nicht lange seinen Spaß!
 

Mit einem markerschütternden Schrei schlägt der Sandbändiger alle Türen seines Verstandes zu und verbannt das Monster, das sich erschrocken über die plötzliche Gegenwehr erstmal zurück zieht. Sämtliche Tiere des Waldes scheinen ebenfalls aufgeschreckt zu werden und ergreifen lautstark die Flucht. Und auch das Ninjateam wird aus seiner Trauer gerissen und alle blicken mit angehaltenem Atem zu den Sandninja. Nach einer Weile lässt er Lee los und legt ihm vorsichtig und mit tränenverschmierter Sicht auf den Boden. Ein Hauch des Lächelns liegt noch auf den blutigen Lippen des Lotuskämpfers…
 

Wütend wischt sich Gaara mir dem Ärmel die Tränen aus den Augen. Schniefend sitzt er da und blickt auf seinen Freund hinunter, dem er endlich sagen konnte, was er fühlt und nun stirbt Lee, weil er sich nicht beherrschen konnte und er ihn wegen einer so dummen Sachen verletzen musste. Am liebsten würde er sich jetzt selbst ohrfeigen oder hier mit ihm sterben wollen. Doch das würde Shuukaku verhindern und dagegen könnte Gaara nichts ausrichten. Warum hat er nur so überreagiert? Früher oder später hätten sie es doch bestimmt von selbst herausgefunden! Wie konnte er nur so dumm sein und denken, dass so etwas für immer ein Geheimnis bleibt?
 

Tiefe Schuldgefühle machen sich in ihm breit und er versucht sie beiseite zu schieben, damit er sich konzentrieren kann. Doch sie bleiben hartnäckig und graben sich in sein Herz ein und mit ihnen kehrt auch das gehässige Lachen des Sandmonsters wieder. Das Wesen lacht ihn aus und redet ihm nur noch mehr Schuldgefühle ein, um ihn daran zerbrechen zu lassen, damit er ihm wieder gehorcht und ihn mit seinem Seelenleid füttert. Doch nun endgültig weigert sich Gaara, dass mit sich machen zu lassen.
 

Seine Gefühle für Lee steigen immer weiter an, je länger er ihn betrachtet. Und diese heftigen Gefühle verursachen nun bei Shuukaku Kopfschmerzen, wie sie sonst der Rothaarige hat! Plötzlich ist Gaara´s Kopf vollkommen leer, frei von alle dem besitzergreifenden Zauber des Schutzgeistes. Leicht erschrocken über die seltsame Leere in seinem Kopf, zuckt Gaara zusammen. Dann schüttelt er den Kopf, um wieder klar denken zu können. Er wartet einen Moment, ob Shuukaku vielleicht doch wiederkommt, bevor er tief durchatmet und seinen sterbenden Freund betrachtet. Heiße Tränen sammeln sich wieder in seinen Augen und wollen ihm die Sicht auf Lee versperren, dem er so dankbar ist, für all die Dinge, die er für ihn getan hat. Er schließt die Augen und wischt die Tränen fort. Dabei merkt er noch immer nicht, wie der Ninjatrupp ihn fassungslos beobachtet. Er ist so in seinen Gedanken versunken, dass er ihre Chakren nicht einmal ansatzweise wahrnimmt.
 

Nachdem er wieder klar sehen kann, betrachtet er Lee eine Weile und versucht sich so stark zu konzentrieren, wie es nur geht. Lee wollte ihm mit seinem Tun immer nur helfen. Er hatte nie böse Absichten dabei und er hat es als erster Mensch geschafft, ihn von seiner endlosen Einsamkeit zu befreien. Das ist ihm jetzt alles klargeworden, genauso wie ihm klargeworden ist, dass er tiefe Gefühle für ihn hat, die sogar noch stärker sind als bei Ryoujiroe und mit denen er es schafft, Shuukaku die ganze Nacht fernzuhalten. Und für all das will er sich jetzt bei ihm bedanken und alles wieder gut machen, was er ihn auch schon früher angetan hat.
 

Als er glaubt sich bereit zu fühlen, stößt er zittrig die Luft aus und faltet die Hände zu einem Jutsu zusammen. Als Baki die Fingerzeichen der verbotenen Technik sieht, trifft ihn fast der Schlag. „Oh nein…“, spricht er kaum hörbar zu sich selbst. Argwöhnisch blickt Kankuro zu ihm. „Was ist denn, Sensei? Wissen sie, was er vor hat?“ Baki reagiert im ersten Moment gar nicht auf die Frage des Puppenspielers. Erst als Kankuro ihn zunehmend besorgt anstößt, dringt die Frage zu ihm durch. „Ich – ich weiß in der Tat, was er vor hat und es beunruhigt mich sehr…“, stößt er stockend aus, während er Gaara nicht aus den Augen lässt.
 

„Was hat er denn vor?“, fragt nun auch Temari bedenklich. „Drücken wir es mal so aus: er will ihn wiederbeleben!“ „WAS?“, kommt es von allen ungläubig im Chor. „Er ist doch noch gar nicht tot!“, unterbricht Neji die entstandene Stille. „Ich glaube, dass weiß Gaara auch, sonst könnte er diese Technik auch nicht benutzen, da er dazu den Chakrafluß von ihm braucht.“, erklärt Baki.
 

„Also könnte er ihn gar nicht wiederbeleben, wenn er jetzt wirklich sterben würde?“, fragt TenTen vorsichtig, so als ob sie die Antwort längst wissen würde. „Nein, das kann er nicht. Das wäre auch noch viel gefährlicher, als es ohne hin schon ist…“ Aufgebracht blickt Kankuro zu seinem kleinen Bruder, der dort auf der Lichtung kniet und die verbotenen Zeichen formt. „Was genau macht er denn mit ihm?“ Und dann spricht der Puppenspieler genau das aus, was gerade allen durch den Kopf geht: „Was wird mit Gaara passieren?“
 

Gai ist so fassungslos darüber, was hier mit seinem Lieblingsschüler passiert, dass er dem Ganzen bis jetzt schweigend beigewohnt hat. Er hockt nur da und starrt auf den reglosen Körper des Schwarzhaarigen. Langsam jedoch erwacht er aus seiner Starre und lauscht dem, was Baki zu berichten hat. Nachdenklich betrachtet der Wüstenbewohner seinen Schüler, bevor er einen ernsten Blick auf die anderen Ninjas wirft. „Kurz gesagt: er reanimiert ihn. Dabei leitet er mit Hilfe des Sandes sein Chakra in Lee´s Körper und füllt dessen Reserven wieder auf. Da er dabei auch mit seinem Chakra Shuukaku´s Kraft überträgt, kann er damit Lee´s Wunden heilen. Doch das ist gefährlich, weil er nicht weiß, wie schwer Lee verletzt ist. Das Chakra wird förmlich aus seinem Körper herausgesaugt, bis jede noch so kleine Wunde verschlossen ist. Er kann den Vorgang nicht unterbrechen. Und wenn die Verletzungen zu stark und zu zahlreich sind, verbraucht Gaara dabei vielleicht sein gesamtes Chakra und das wäre sein Ende…“, spricht Baki es leise aus.
 

Geschockt blicken sich die Sandgeschwister an. Sie haben gar nicht gewusst, dass ihr Bruder so eine Attacke beherrscht. Normalerweise bringt sein Sand nur Tod und Zerstörung, aber dieses Jutsu ist ja eigentlich positiv zu betrachten, mal abgesehen von den Nebenwirkungen…
 

„Temari, Kankuro! Ihr erinnert euch doch bestimmt noch daran, wie sein Hund so schwer verletzt worden ist? – Damals hat Gaara dieses Jutsu entwickelt, um ihr das Leben zu retten. Ich habe ihn selbst dabei beobachtet, wie er es bei ihr angewandt hat. Es war ein schauriger Anblick…“, erinnert sich Baki. „War das nicht der Tag, an dem Gaara ohnmächtig geworden ist und sich niemand erklären konnte, warum?“, fragt Temari beunruhigt nach, während sie sich diesen Tag ins Gedächnis zurückruft. „Ja, genau! Damals haben wir alle drei Tage und Nächte bei ihm verbracht und um sein Leben gebangt, während der Köter aus unerfindlichen Gründen herumsprang, wie ein junges Lamm!“, Baki knirscht mit den Zähnen.
 

Was Gaara nicht schon alles für dieses Vieh getan hat, während ihm jedes Menschenleben vollkommen egal war. Mit wutunterlegter Stimme spricht Baki weiter: „Als es ihm dann doch endlich wieder gut ging, hab ich ihm verboten, jemals wieder diese Technik anzuwenden! – Anscheinend bedeutet dieser Junge ihm mehr, als wir uns alle vorstellen können. Er ist sich dem Risiko bewusst und ist bereit für ihn zu sterben!“
 

Geschockt springt Kankuro auf: „Wir müssen ihn aufhalten!!“ Doch Baki schüttelt nur den Kopf und wendet den Blick zu Gaara. „Das geht nicht, es hat bereits angefangen…“ Sprachlos richten sich alle Blicke auf den Sandbändiger. Gaara hockt noch immer auf dem Waldboden, doch mittlerweile hat er alle nötigen Fingerzeichen geformt. Sand steigt aus seiner Kürbisflasche empor, die unweit an einem Stein lehnt. Er wabert durch die Luft, so als würde er damit angreifen wollen. Er umgibt den Rothaarigen und den Tai-Ninja in feinen, dichten Fäden, so als ob jemand wild Stricke um eine Glaskugel gespannt hätte.
 

Der Sand bewegt sich immer schneller. Gaara´s Chakra beginnt im türkisblau seiner Augen zu leuchten und für alle anderen sichtbar zu werden. Es vermischt sich mit dem Sand und lässt es so aussehen, als ob noch ein zweiter, andersfarbiger Strick um die Kugel gelegt worden wäre. Wild rotiert das Ganze und erzeugt dabei das Geräusch von Elektrizität – die Luft knistert wie bei einem Blitzschlag. Dann faltet Gaara die Hände auseinander und drückt seine Finger auf die Wunde auf Lee´s Brust. Die Kugel aus Chakra und Sand zerspringt in einem leisen Knall und konzentriert sich dann um seine Finger. Noch mehr Sand strömt herbei und bildet ein undurchdringbares Gitter um die beiden Ninjas herum.
 

Das fremde Chakra bringt Lee´s Körper zum glühen und Neji kann erkennen, wie es sich durch die einzelnen Hautschichten windet, um in jeden Teil von Lee´s Körper zu gelangen. Doch besonders lagert es sich an der Brust, einem Bein und einem Arm an. Es scheint so, als würde das Chakra des Sandes auch die alten Verletzungen behandeln wollen, die seit der Chunin-Prüfung tief in seinen Knochen stecken, aber rein äußerlich nicht mehr zu erkennen sind!
 

Das Ganze dauert kaum eine Minute, doch in jeder Sekunde wird eine Unmenge Chakra von Gaara´s Körper in Lee´s überführt. Gaara keucht schwer und sackt langsam in sich zusammen, während der Sandpanzer um sie herum immer mehr an Spannung verliert. Einen Moment später zerplatzen die Fäden aus Sand, die die beiden Ninjas umgeben haben, wie eine Seifenblase.
 

Dabei geben sie ein seltsam knirschendes Geräusch von sich, so als würde man über Glasscherben laufen, die auf einem Steinfußboden liegen. Als einzelne Häufchen landet der Sand auf dem Waldboden, so als ob er klatschnass wäre. Die kleinen Sandhaufen bewegen sich auf dem Gras, wie Quallen, die an Land gespült worden sind. Langsam treffen sie sich und bewegen sich schließlich als großer Strang auf die Kürbisflasche zu.
 

Durch Lee´s Körper jagt noch immer das Chakra des Rothaarigen und lässt ihn in der Dunkelheit sanft glühen. Schwach gleiten Gaara´s Hände von der Brust des Lotuskämpfers hinunter und landen ungeachtet auf dem blutgetränkten Gras. Reglos hockt er da und blickt gen Himmel, ohne das seine Augen auch nur etwas von der monderhellten Nacht mitbekommen. Seine Augen sind vollkommen leer, nur noch zwei trübweiße Flecken in seinem ausgezehrten Gesicht. Langsam kullert eine Träne seine Wangen hinunter und mischt sich zaghaft mit dem dünnen Blutfaden, der zwischen seinen leicht geöffneten Lippen hervor quillt. Als zarter rosa Tropfen landen beide gemeinsam auf dem dunklen Waldboden.
 

„Ist es vorbei?“, fragt Gai leise. Doch ehe ihm jemand antworten kann, bricht Gaara vollends zusammen und landet mit einem dumpfen Laut neben Lee. Noch bevor Baki etwas sagen kann, stürmen die restlichen Ninjas zum Schauplatz dieses Dramas. Vorsichtig nähern sie sich Lee. Mit zittrigen Fingern will TenTen ihm über die Wange streichen, als Lee plötzlich die Augen aufmacht. Die Waffenmeisterin stößt einen erstickten Schrei aus und landet auf dem Gras. Neji betrachtet Lee´s Körper und sieht, dass die Wunden verschwunden sind. All die zerstörten Chakraleitungen sind wieder heil und auch äußerlich deutet nichts mehr auf irgendeine Verletzung hin, außer der nun überflüssige, blutdurchtränkte Verband und der kaputte Kampfanzug.
 

„Lee, alles in Ordnung mit dir?“; fragt Gai besorgt. Lee betrachtet ihn mit leeren Augen, bevor er sich langsam und unter dem Prostest der Anwesenden, aufrichtet. Ein wahres Wunder, so als ob er hier draußen nur im Gras geschlafen hätte! „Was ist passiert…?“, fragt er schwach. „Gaara hat dich geheilt.“, ertönt Baki´s Stimme hinter ihnen. „Wusste ich´s doch! Dann hab ich mir das nicht nur eingebildet! – Mir war so, als könne ich ihn ganz nah bei mir spüren. Fast so, als ob er in meinen Gedanken wäre…“, berichtet Lee nachdenklich. ‚So muss sich wohl auch Gaara mit dem Schutzgeist in sich fühlen…‘, denkt Lee den Satz zu Ende, ohne ihn auszusprechen. Für ihn hat es sich schön angefühlt, so verbunden mit dem Menschen zu sein, den er am Meisten liebt, doch für Gaara ist es mit Shuukaku die reinste Hölle.
 

Aber zumindest kann er sich jetzt etwas besser vorstellen, wie es in Gaara aussieht… Nun bemerkt Lee auch die seltsame Wärme, die sich von seiner Brust aus in seinen ganzen Körper hinein verteilt. Ein schönes Gefühl. Da bekommt der Spruch: mir ist ganz warm ums Herz, eine völlig neue Bedeutung für ihn. Doch als er gerade so schön am Träumen ist, holt Kankuro´s Stimme ihn wieder in die Realität. „Gaara?“ In der Stimme des Puppenspielers liegt etwas sehr Verzweifeltes und Trauriges. Wie vom Blitz getroffen dreht er sich zu Gaara um und sieht noch, wie Neji langsam den Kopf schüttelt. „Sein Restchakra ist so gering, dass kann er nicht schaffen! Selbst von Shuukaku´s Chakra ist fast nichts mehr übrig und er beginnt schon langsam abzudriften…“, verkündet der Hyuga die traurige Nachricht. Geschockt weiten sich Lee´s Augen. Nein – das kann nicht wahr sein! Gaara hat all seine Energie verbraucht, um ihn zu retten? Wie von einem ganzen Schwarm Wespen gestochen, springt Lee auf und stolpert unbeholfen zu Gaara hinüber. Seine Gelenke geben ein widerliches Knacken von sich, als er sich neben den Rothaarigen kniet.
 

Er betrachtet ihn einen Augenblick. Die Augen des Sandbändigers sind, erbarmenswerter Weise, geschlossen, sein Mund ist ein spaltbreit offen und der rosarote Blutfaden beginnt allmählig auf seiner blassen Haut zu trocknen. Doch er atmet nicht, seine Brust bewegt sich nicht einen Millimeter. In voller Panik schubst er Temari grob zur Seite, die die Hand des Rothaarigen gehalten hat. „Hey!“, fährt sie ihn an, doch Lee reagiert nicht auf sie. Als sie sich weiter beschweren will, legt ihr Kankuro eine Hand auf die Schulter. „Lass ihn…“, spricht er mit traurigem Unterton aus. Langsam beruhigt sich die Fächerträgerin wieder und betrachtet die beiden angespannt.
 

Nicht besonders sanft beginnt Lee seinen Freund zu schütteln und immer wieder seinen Namen zu rufen. Doch er merkt schnell, dass das nichts bringt. Und langsam sickert die Erkenntnis durch sein Gedächnis, dass es vielleicht wirklich schon zu spät sein könnte… Tränen sammeln sich in seinen Augen und nehmen ihm für einen Moment die Sicht. Vorsichtig versucht er sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass Gaara nicht mehr da ist, doch es will ihm nicht so recht gelingen. Aber wenn er sich jetzt schon von ihm trennen muss, will er sich wenigstens noch von ihm verabschieden.
 

Langsam beugt er sich über ihn. Eine Träne landet auf Gaara´s Wange und kullert daran hinab – es sieht fast so aus, als würde Gaara auch weinen… Es bricht ihm fast das Herz, das mit anzusehen, auch wenn es nur seiner Fantasie entsteigt. Mit tränenverschmierter Sicht beugt er sich tiefer hinunter und legt seine Lippen ein letztes Mal auf die von Gaara.
 

Doch die Lippen des stolzen Sandbändigers werden schon langsam kalt und es ist ein seltsam beklemmendes Gefühl sie so zu berühren. Als er sich gerade wieder von ihm trennen will, legt sich etwas Schweres in seinen Nacken und zieht ihn wieder hinunter. Geschockt reißt Lee die Augen auf – alle Trauer und alle Tränen sind vergessen und seine Sicht ist wieder klar – und er blickt direkt in Gaara´s türkisblaue Augen. Ein zweiter Schock jagt durch seinen Körper, bevor er endlich realisiert, dass Gaara noch lebt. Alle anderen sind genauso geschockt, als sie sehen, wie sich Gaara´s Arme wie von selbst erheben und sich um Lee´s Hals legen. Es ist, als würde man ein Gespenst sehen… Langsam schließen die beiden Ninjas die Augen und verwandeln ihren Abschiedskuss in einen Willkommenskuss!
 

Ich hatte schon längst keine Hoffnung mehr,

Doch jemand hat dich geschickt, von irgendwo her

Du hast mich gefunden,

in der letzten Sekunde.
 

Ich wusste nicht mehr genau was zählt

Nur: es geht nicht mehr weiter, wenn die Liebe fehlt

Du hast mich gefunden,

in der letzten Sekunde.
 

Du bist das Pflaster für meine Seele

Wenn ich mich nachts im Dunkeln quäle

Es tobt der Hass, da vor meinem Fenster

Du bist der Kompass wenn ich mich verlier’,

du legst dich zu mir wann immer ich frier’

Im tiefen Tal wenn ich dich rufe, bist du längst da.
 

Ich hatte schon längst den Faden verloren,

es fühlte sich an wie umsonst geboren,

ich hab dich gefunden,

in der letzten Sekunde.
 

Und jetzt die Gewissheit, die mir keiner nimmt,

wir waren von Anfang an füreinander bestimmt,

wir haben uns gefunden,

in der letzten Sekunde.
 

Du bist das Pflaster für meine Seele

Wenn ich mich nachts im Dunkeln quäle

Es tobt der Hass, da vor meinem Fenster

Du bist der Kompass wenn ich mich verlier’,

du legst dich zu mir wann immer ich frier’

Im tiefen Tal wenn ich dich rufe, bist du längst da.
 

Bevor du kamst war ich ein Zombie,

gefangen in der Dunkelheit,

du holtest mich aus meinem Käfig,

dein heißes Herz hat mich befreit.
 

Als Neji sein Byakugan einsetzt, sieht er, wie anscheinend das Chakra, das Lee von Gaara erhalten hat, über ihre Lippen wieder zurück in den Körper des Rothaarigen wandert. Dies schien genau im richtigen Moment geschehen zu sein, sodass sich Gaara erholen konnte, bevor ihm das letzte Licht ausgeblasen wurde. Eine Tatsache, die eigentlich überhaupt nicht möglich ist – doch bei den beiden scheint nichts unmöglich zu sein! Nach einer Weile trennen sich die zwei wieder und Lee lächelt ihm zu.
 

„Ich liebe dich, Gaara!“, haucht er ihm entgegen. „Ich liebe dich auch, Lee!“, haucht Gaara verträumt zurück. Diese Worte klingen wie die schönste Musik in den Ohren des Lotuskriegers. Einen Moment später merkt der Rothaarige aber, dass sie nicht allein sind und die Röte schießt ihm ins Gesicht. Vorsichtig drückt er Lee ein Stück von sich weg. Dieser sieht ihn fragend an. Kurz darauf treffen sich die Blicke von Gaara und Kankuro. „Ist schon in Ordnung, Gaara!“, versucht er seinen kleinen Bruder zu beruhigen. Langsam blickt Gaara durch die Runde und findet in keinem der Gesichter ein Zeichen von Ablehnung.
 

Ein wenig beruhigter blickt er wieder zu Lee, der ihn strahlend anlächelt. Noch bevor Gaara das Lächeln erwidern kann, zieht Lee ihn in seine Arme und drückt ihn fest an sich. Er knuddelt ihn kräftig durch, als hätten sie sich jahrelang nicht gesehen. Dann kommen beiden Jungen gleichzeitig die Tränen und sie entschuldigen sich ein ums andere Mal bei dem jeweils anderen, für das, was sie getan haben und schließlich sagen sie sich, wie sehr sie sich doch liebhaben, bis die Tränen nachlassen…
 

Eine Stunde später…
 

Nachdem die größte Freude verdaut ist, haben sie sich auf den Rückweg gemacht und wollen jetzt nur noch ins Bett. Nun hoffen sie aber natürlich, dass dieses Drama zwischen den beiden ungleichen Ninjas endgültig ein Ende hat und der Rest der Mission friedlich vonstatten geht.
 

Immerhin sind sie, trotz dieses Zwischenfalls, immer noch innerhalb ihres Zeitplans und wenn jetzt nichts mehr dazwischen kommt, werden sie morgen Nachmittag endlich an ihrem Bestimmungsort sein! Müde krabbeln sie in ihre Zelte und schlafen fast augenblicklich ein. Nur Gaara und Lee nicht. Schon als sie die Lichtung betreten haben, hat Gaara gesehen, was er angerichtet hat. Der umgestürzte Baum macht ihm dabei besonders Sorgen – wie sehr muss er Lee nur verletzt haben, wenn der Baum dabei so aussieht? Der Tai-Ninja bemerkt den ergriffenen Blick des Rothaarigen und legt ihm eine Hand auf die Schulter.
 

Mit einem kaum deutbaren, aber von Schuldgefühlen zerfressenen, Blick sieht Gaara zu ihm. Dieser Ausdruck in seinen Augen tut einem richtig in der Seele weh, erst recht noch, wenn man bedenkt, dass Gaara bis vor Kurzem gar nicht zu solchen Gefühlen fähig zu seien schien… Sanft lächelt er dem Rothaarigen zu. „Denk nicht mehr daran, es ist vorbei!“, versuchtLee ihn zu beruhigen. Gaara senkt traurig den Blick. „Was ist, wenn ich dir wieder wehtue, obwohl ich es gar nicht will?“, Gaara´s Stimme beginnt zu zittern. „Ich glaube, solange wir zusammenhalten und an uns glauben, wird das nicht passieren…“, will der Lotuskrieger ihn ermutigen. „Meinst du?“, kommt es unsicher von Gaara.
 

Ganz sacht haucht Lee ihm einen Kuss auf das Kanji auf seiner Stirn und nimmt ihn in die Arme – tief sieht er ihm dabei in die Augen. „Ganz bestimmt!“, schmunzelt er ihm entgegen. „Okay…!, antwortet Gaara ihm leise, auch wenn es sich noch nicht so hundertprozentig sicher anhört. Langsam kuschelt Gaara sich an den Älteren und blickt dann ungläubig zu den Resten ihres Zelts. Lee folgt seinem Blick. „Solang es nicht regnet, wird’s schon gehen.“, meint der Schwarzhaarige knapp. „Ja, so kalt ist es ja auch nicht.“ Gemeinsam sammeln sie ihre letzten Sachen aus der Plane heraus und richten sich dann ihren Schlafplatz auf der Matte ein, auf der Lee vorhin noch gelegen hat.
 

Etwas unschlüssig und immer noch mit einem komischen Gefühl im Bauch, liegt der Sandbändiger neben seinem Freund. Er kann nicht einschlafen, zu sehr nagt die Schuld an ihm, auch wenn Lee wieder putzmunter neben ihm liegt. Es dauert nicht lange, da bemerkt Lee die innere Unruhe in seinem Partner. ‚Er macht sich immer noch Gedanken – Es ist echt traurig mit ansehen zu müssen, wie es ihn zerfrisst, doch es ist schön zu wissen, dass er sich im Ernstfall auch wirklich Sorgen um mich macht…‘, ein Schmunzeln legt sich auf die Lippen des Tai-Ninjas.
 

Vorsichtig rückt er etwas näher an den Rothaarigen heran und nimmt ihn dann etwas stürmisch von hinten in die Arme. Erschrocken zuckt Gaara zusammen, dann spürt er Lee´s heißen Atem an seinem Ohr. „Hör endlich auf dir Sorgen zu machen und lass uns schlafen! Mir geht es gut und das wird sich auch so schnell nicht ändern!“; spricht er ihm ernst zu. „Du hast ja recht, Lee…“, kommt es knapp von Gaara, bevor er sich zu dem Lotuskrieger umdreht. Tief blickt er in die dunklen Augen seines Gegenübers. Dann schließt er seine türkisblauen und kuschelt sich an die durchtrainierte Brust des Größeren. „Ja, lass uns schlafen!“, kommt es müde von dem Sandbändiger, bevor auch Lee die Augen schließt, ihn in den Arm nimmt und beide einschlafen.
 

Am nächsten Morgen…
 

Die Sonne ist gerade über die Hügel im Osten gestiegen, als die Ninjas langsam aus ihren Zelten krabbeln. Müde strecken sie sich im Angesicht des langen Tages, den sie vor sich haben werden. Noch halb schlafend schnallt sich Kankuro seine Marionette um, als er von Temari angestoßen wird. Leicht gereizt blickt er zu ihr und will so gar nicht wissen, was sie jetzt von ihm will. Sie grinst ihn an und deutet dann auf die Stelle, an der Gaara und Lee schlafen. Augenrollend blickt er zu seinem kleinen Bruder und dessen Freund. Als er sie so betrachtet muss er aber auch schmunzeln.
 

Gaara liegt friedlich schlafend da in Lee´s Armen, kuschelt sich an seine Brust und ein Hauch von einem Lächeln liegt auf den Lippen des Sunanin. Lee hat die Arme fest um ihn geschlungen und grinst im Schlaf bis über beide Ohren. Die zwei schlafen noch tief und fest und dabei sehen sie so zufrieden und glücklich aus. „Fast schon schade sie jetzt zu wecken…“, flüstert der Puppenspieler seiner Schwester zu. Die nickt nur eifrig und versucht sich ein Lachen zu verkneifen. Durch die leisen Gespräche, die nach und nach entstehen, wachen die zwei schließlich von selbst auf. Niemand wollte so recht der sein müssen, der sie weckt…
 

Eine Stunde später haben sie all ihre Sachen zusammengepackt, gefrühstückt und noch letzte Unklarheiten beseitigt. Schließlich machen sie sich voller Elan und Energie auf den Weg ins Dorf am großen Wasser…
 

Quellen:
 

*Er hat eine Hand rechts gegen seine Rippen gedrückt, wo ihm mittlerweile jeder Atemzug qualvolle Schmerzen bereitet.

Stephen King´s „Das Bild“, 1994
 

Lied: Ich + Ich - Pflaster



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