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Ajax - Victis Romanis

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Kapitel 5: Der Sieg der Römer

Kapitel 5: Der Sieg der Römer
 

Colonel Carter hatte sich schon immer so einen Stuhl gewünscht – nicht etwa, weil er so bequem wäre, oder weil er so toll aussah, nein, es war der Kommandantensessel eines Kreuzers der BC-304-Klasse, um genauer zu sein, der der Apollo.

Colonel Ellis hatte wegen seines etwas schlampigen Nachkommen seiner Befehle – dem Schutz von Atlantis und die Raumüberwachung – eine kleine Verbannung bekommen, nach guter alter Seemannsart in die Brigg.

Am Ende hatte es Carter doch nicht fertig gebracht den etwas überheblichen Colonel beim Eintritt in irgendeine eine Atmosphäre Kiel holen zu lassen.

Sie waren seit etwa drei Stunden im Hyperraum, etwas geknickt hatte eben vor dieser Zeit Carter die Schlüssel zu ihrem Büro an Chuck übergeben – lieber ihm, der so sehr nach Walter schlug, als irgendeinem kaffeesüchtigem Wissenschaftler, der beleidigt war, weil er nicht mit durfte.

Das prekäre an der momentanen Lage in Atlantis war, dass Lieutenant Laura Cadman, eine Amazone sondergleichen, als höchste anwesende Offizierin das Kommando führte – über eine Hand voll Wissenschaftler, Chuck, Doktor Weir, ihre vier Diplomaten, sieben Marines, drei Krankenschwestern, einen Sanitäter und einen verletzten Fremdenlegionär, der mit Ronon ein wenig Nahkampf geübt hatte.

Carter konnte sich bildhaft vorstellen, wie die Frau in einem der Sessel im Kommandoraum saß und sich es einfach gut gehen ließ, wartete, bis der Rest der Expedition von ihrem kleinen Ausflug nach Victis Romanis zurück kam. Man hatte die Ajax und die Apollo förmlich mit Personal und Ausrüstung bis zum bersten gefüllt, fast die kompletten dreihundert siebenundzwanzig Expeditionsteilnehmer waren auf den beiden Schiffen.

Selbstverständlich abzüglich den fünfundzwanzig heldenhaften Menschen, die in Atlantis mit der ebenso heroischen Anweisung die Stellung hielten, sich sofort zu tarnen, wenn auch nur ein Regenguss aufzog und auf die Daedalus zu warten, die mit weiteren Truppen und Material voll gestopft war und praktisch als Entsatzeinheit diente.

Die Blondine musste unwillkürlich grinsen, beinahe schon unkontrolliert. Vielleicht hätte sie Ellis zur Strafe seines Ranges berauben und auf Atlantis lassen sollen. Am Ende war sie dann doch nicht so unmenschlich.

„Colonel, fünf Minuten bis Austritt aus dem Hyperraum!“, riss die Frau an der Nav-Konsole Carter aus den Gedanken.

„Danke.“, antwortete sie und lächelte die Frau an, die etwas irritiert den Blick erwiderte – das war sie aus dieser Richtung anscheinend nicht gewohnt. „Sie sind schneller als die Odyssee.“

Die Offizierin sah sie voller ungeniertem Stolz an. „Das liegt daran, dass wir weitaus moderner und besser ausgerüstet sind als Colonel Kirks die alte Mühle!“

„Das glaube ich gern.“ Colonel Carter wurde von einem Piepsen in der Konsole der Steuerfrau unterbrochen. „Was ist?“

„Wir kommen aus dem Hyperraum!“, antwortete die Frau lapidar.

Von Carters anderer Seite her schrie der Waffenoffizier: „Mehrere Sensorkontakte! Bisher siebzehn!“

Wie war das Athene, „wahrscheinlich unentdeckt“?! Was ist das dann bitte?!, dachte sich Carter erbost und brüllte über die schrillenden Sirenen des Annäherungsalarms hinweg: „Roter Alarm! Alle Mann auf Gefechtsstationen! Schilde hoch, Waffen laden!“

„Aye, aye, Captain!“, rief der Waffenoffizier von der Seite und zu den Sirenen des Annäherungsalarms gesellte sich das Heulen einer der Luftalarmsirene nachempfundenen Geräteschaft. Das Licht verdunkelte sich und die Sicht auf den Planeten und die Feindschiffe, die sich alle miteinander im Schatten befanden, wurde klarer.

Nahe an der Sonne seines Systems gelegen war der Planet schon von weitem unwirtlich – er war eine rot-orange Wüste, jeden Lebens entbehrend. Aus den Datenbanken der Ajax ging hervor, dass Victis ein Himmelskörper ohne jedwede Rotation war, sodass eine Seite immer dem Planeten zugewandt war, die andere immer ohne die Wärme der Sonne erfror. Nur ein schmaler Streifen, der sozusagen ein „Längst-Äquator“ war, war halbwegs gemäßigt, selbst bei den Nähe zur Sonne.

Colonel Cameron Mitchell, der jetzige Führer eines neu aufgebauten Postens irgendwo in der Milchstraße, hätte den Planeten sicher Ryloth genannt – wegen seiner großen Ähnlichkeit zu der aus Star Wars bekannten Heimatwelt der Twi`leks. Aber er war nicht hier, deshalb hatte der Planet nur zwei Namen: M9P-343 oder Victis Romanis.

„Colonel, die Schiffe, die wir entdeckten sind eine Ansammlung von Schiffen der Wraith und der Antiker... und sie sind alle zerstört.“, meldete die Steuerfrau. Sie schien nicht nur verwirrt, sie war es anscheinend auch.

„Die Ajax ruft uns!“, kam es von rechts.

„Kanal öffnen!“, befahl Carter dem Mann ruhig, rückte sich in eine halbwegs würdevolle Position und meinte: „Athene, hier Carter. Was war hier los?!“

„Wenn ich sagen würde „Eine Schlacht“ wäre ihnen nicht sonderlich geholfen, oder?“ Sie atmete durch. „Wir haben die Koordinaten nach dem Standard-Planetenkoordinatensystem entdeckt. Wir senden sie ihnen und machen uns bereit zur Landung auf ihr Zeichen.“

„Verstanden, Athene. Schicken wir die erste Welle.“ Die Offizierin der USAF nickte dem Waffenoffizier zu, dass er den Kanal schloss, denn es war alles gesagt, was gesagt werden musste. Die erste Welle der Apollo war seit zweieinhalb Stunden bereit. „Machen sie ein MALP fertig zum Beamen an die Koordinaten, die uns von der Ajax übermittelt worden sind.“

Die kleine Aufklärungseinheit in Stellung zu bringen, war wirklich kein Problem, es dauerte sogar nur vier Minuten. Man musste zugeben, selbst ein Affe hätte es geschafft, das Gerät einzuschalten, wo es doch einen von einer Panzerplatte verborgenen Ein/Aus-Schalter gab, aber unter Garantie nicht so schnell.

„MALP einsatzbereit!“, kam es aus dem Transporterraum per Funk.

„Energie!“, befahl Carter und starrte gespannt auf den Bildschirm mit den Übertragungen.

Zuerst waren noch ein Gang tief in der Apollo und ein paar Techniker zu sehen, dann wurde das Bild weiß. Als das Bild sich wieder kontrastierte, sah man einen Wald. Carter hob den Kamerawinkel, sie hatte ein dummes Gefühl, als ob dort mehr zu sehen wäre als um sie herum.

Und sie sollte recht behalten: Aus dem Wald ragte nicht ein einzelnes Geschütz, sie konnte in diesem eingeschränkten Blickfeld mindestens sieben Kanonen ausmachen, die der ähnelten, die die überschüssige Energie des Projekts Arcturus auf Doranda kanalisieren hätte sollen, bevor etwas unter achtzig Prozent des Sonnensystems durch den Kollaps der Reaktorkammer vor etwa anderthalb Jahren zerstört worden war.

Sie begann die Kamera zu schwenken, was ihr den ernüchternden Anblick von weiteren fünfzehn Arcturus-Waffenplattformen in der näheren Umgebung bescherte, zusätzlich zu weiteren Waffen, die sie beim besten Willen nicht identifizieren konnte, aber im Gegensatz zu den Großwaffen nicht gegen den Himmel gerichtet waren.

Beim weiteren Schwenken entdeckte sie als sie gerade die zweihundert-Grad passiert hatte, eine Art Roboter, die definitiv kein Antiker-Design war. Groß und auf Ketten fahrend befanden sich insgesamt vier augenscheinliche Waffenarme an seiner Seite, von denen einer auf das MALP zielte. In dessen Rohr begann sich blaues Licht zu sammeln und kurz darauf verschwand das Bild in Statik.

„MALP wurde zerstört. Sollen wir die Überreste hoch beamen?“, fragte der Leiter des Transporterraums.

„Recycling muss sein. Beamen sie es hoch.“, befahl Carter und erntete von der Navigatorin eine hochgezogene Augenbraue, worauf sie nur mit den Schultern zuckte.

Es vergingen mehrere Minuten, in denen die Brücke sich die besten Aufnahmen des MALPs für eine Übertragung an die Ajax aussuchte und auf eine Meldung durch Chief Braxton, dem Chef des Asgard-Transporterraumes.

„Äh, Colonel Carter, hier Braxton“, meldete er sich schließlich. „Wir können das MALP nicht beamen. Er sagt uns regelmäßig 'Keine Erfassung möglich'.“

„Okay, dann eben kein Recycling. Kommunikation, sagen sie Athene, dass sie sich bereit zum Beamen machen sollte, wir müssen dringend mit ihr sprechen.“

„Verstanden.“
 

MALPs waren wunderbar.

Das wusste Carter schon zu SGC-Zeiten. Man konnte sie als Waffenplattform verwenden, sie als LKWs missbrauchen, sie durch die Hölle fahren lassen und konnte sich sicher sein, dass sie am Ende noch fuhren – solange keiner der dort schmorenden Goa`uld auf sie geschossen hatte.

Praefecta Athene jedoch schien sich herzlich wenig für die Vorzüge der Aufklärungsroboter zu interessieren, sie interessierte sich eher für die ausgedruckten Aufnahmen der Telemetrie, ebenso wie ihre ebenfalls anwesenden Erster Offizier und der Waffenoffizier.

Colonel Sheppard und Major Lorne waren ebenfalls da und betrachteten ihre eigenen Ausdrücke.

Langsam begann sich Carter zu fragen, ob Demetrius überhaupt etwas zu sagen hatte oder wie hoch sein praktischer Wert war. Er sagte kaum etwas weltbewegendes und schien auch sonst nicht sehr gut dabei zu sein, was tatsächliche Kommandofähigkeiten betraf.

Aber das war Carter ziemlich egal, sie interessierte sich nicht für die internen Abläufe auf der Ajax, solange die Zusammenarbeit klappte. Und das tat sie, weswegen sie keinen Grund zur Beschwerde hatte.

„Flugabwehr-Geschütze. Die größten, die den Antikern zur Verfügung stehen. Eine Batterie kann einen Wraith-Kreuzer beim Anflug auf einen Planeten je nach Programmierung innerhalb oder außerhalb der Atmosphäre zu Staub zerblasen.“, meinte Hephaistos und schob seine Aufnahmen von sich weg. „Was mit einem Jumper passiert, wollen wir gar nicht erst erörtern, oder?“

„Warum schießen dann diese Geschütze noch nicht auf uns?“, fragte Sheppard. Ihm ging es so wie allen anderen – ihm kam die Sache spanisch vor.

„Diese Waffen sind Computergesteuert, man kann sie nur auf Schutz des Luftraumes oder des niedrigeren Orbits programmieren – das kann man nur von einem direkt mit dem Hauptcomputer der entsprechenden Anlage verbundenen Terminal. Es kann aber auch sein, dass sie eine bestimmte Frist haben, bis sie das Feuer eröffnen – kurz gesagt: es gibt hunderte Optionen, warum wir noch nicht Staub sind.“, bemerkte Athene. „Vielleicht sind sie auch inaktiv.“, legte sie zur allgemeinen Beruhigung hinten dran.

„Müssen wir mit Drohnen rechnen?“, fragte Lorne. Als Pilot machte er sich Sorgen, ob er seine Maschine in einem Stück runter bringen konnte oder nicht. Er war für fünfzehn Leben ohne sein eigenes verantwortlich.

„Wenn diese Anlage vorschriftsmäßig angelegt ist, dann nicht.“, meinte Hephaistos.

„Wie hoch stehen die Chancen, dass ein Jumper unten ankommt?“, fragte Sheppard. Er trug nicht nur die Verantwortung für einen der kleinen Hüpfer, er war verantwortlich für alle, die auf der Apollo stationiert waren.

„Nicht sehr gut. Diese automatischen Systeme haben die dumme Angewohnheit, verdammt gut zu schießen und auch bei Bedarf vorzuhalten.“ Demetrius schaute betrübt zu Sheppard. „Wir brauchen also verdammt gute Jumper-Piloten und viel Glück.“

„Oder wir bomben die Flugabwehr aus dem Orbit gen Nirvana.“, bemerkte Lorne und sah von seinen Aufnahmen auf. Sein Blick ließ darauf schließen, dass er nicht diesen Höllentrip machen musste, oder zumindest nur in abgeschwächter Form. Bei dem momentanen FLA-Abdeckung der Anlage wäre es genauso gewesen, wie wenn er 1990 mit einem Doppeldecker im Tiefflug über Bagdad hinweg geschwebt wäre.

„Nein. Die Wahrscheinlichkeit, die Forschungsanlage selbst zu treffen und zu beschädigen, ist zu groß. Und wir können uns das nicht leisten.“, bemerkte Athene das, was jeder an dem Tisch dachte.

„Also ein eigenes Pegasus-Omaha?“, fragte Sheppard.

„Omaha?“, fragte Athene verwirrt, wobei sie einen Mundwinkel und eine Augenbraue hochzog.

„Am Sechsten Juni Neunzehnhundertvierundvierzig landeten die Truppen der Westalliierten in einer beispiellosen amphibischen Operation an den Stränden der Normandie in Nordfrankreich um in einem ebenso beispiellosen Feldzug dem Terror der Nazi-Herrschaft ein Ende zu bereiten.“, antwortete Lorne, der als schnellster das Wort gefasst hatte. „Einer Strandabschnitte hieß Omaha. An ihm wurden die größten Verluste erlitten – deshalb sprach Colonel Sheppard von einem Pegasus-Omaha.“

„Aber wir haben einen Vorteil gegenüber de fünften Corps: Unsere Landungsboote sind schneller, wendiger und absolut idiotensicher bewaffnet.“, stellte Carter fest und grinste. „Außerdem sind unsere Piloten weitaus besser als irgendwelche Maschinen, die den Abzug an den FLAKs drücken.“ Sie sprach mit absoluter Sicherheit, so als wäre sie sich absolut hundertzehn-prozentig Sicher, dass ihre Piloten die besten waren.

Sheppard richtete sich darauf vor Stolz auf, Lorne lächelte den ihm gegenüber sitzenden Hephaistos überlegen an. Dieser meinte darauf hin: „Also, wir sind auch nicht schlecht. Ich bin zwar nicht der beste unserer Shuttle-Piloten, aber ich bin schon gut dabei.“ Athene rollte mit den Augen, grinste aber dennoch, während ihr Waffenoffizier sich selbst zufrieden zurück lehnte.

„Oh, ich bin mir sicher, dass sie ein passabler Pilot sind, aber haben sie es schon einmal geschafft, mit einem Jumper ein Wraith-Basisschiff zu vernichten?“, fragte Sheppard und nun war es an ihm, seinen Triumph mit einem selbstgefällig hochgezogenem Mundwinkel genüge zu tun.

„Ja.“, antwortete der Waffenoffizier, was den Mundwinkel Sheppards samt Kinn den Weg Richtung Deck antreten ließ. „Hat zwar das komplette Drohnenmagazin, den Jumper und einiges an Glück gekostet, aber es hat geklappt.“

„Allerdings war das damals ne verdammt blöde Idee!“, fuhr Athene ihm in die Parade. „Dich hätten wir nämlich beinahe auch noch begraben können!“

„Komisch, etwas ähnliches wollte ich gerade auch über Colonel Sheppards 'Schauen wir mal, ob wir mit einer Genii-Atombombe und einem Jumper ein Basisschiff zerstören können'-Aktion sagen...“, meinte Carter, was beim anderen Colonel einen kleinen Moralsturz bewirkte.

„Naja, wir gingen noch subtiler vor: Jumper in die Hangarbucht, Hephaistos rausbeamen, Jumper per Fernsteuerung alle Drohnen in alle Richtungen schießen lassen, Jumper mit überdrehten Triebwerken in die Ansammlung von wartenden Wraith-Jägern donnern lassen. War ein schönes Bumms.“, klärte Athene alle am Tisch auf.

„Ähm, ja. Zurück zum Thema!“, meinte Carter und vertiefte sich wieder in ihre Aufnahmen. „Also wir sollten die Geschütze nicht aus dem Orbit sprengen, können sie aber auch nicht direkt aus der Luft angreifen, weil sie uns sonst einfach vom Himmel pusten würden. Also müssen wir etwas entfernt und außerhalb der Reichweite landen und dann mit Infanterie vorrücken um die Flugabwehr zu vernichten. Korrekt?“ Die Frage war eindeutig an Hephaistos und Athene gerichtet, die auch zustimmend nickten.

Carter setzte gerade wieder zum sprechen an, als es an der Tür zum Besprechungszimmer des Captains klopfte. Genervt rollte sie mit den Augen. „Herein!“

Die Waffenoffizierin der Apollo, die eigentlich noch für Sensoren und Schilde zuständig war trat herein. Ihr Gesichtsausdruck war eindeutig besorgt. Den Tablett-PC, den sie in den Händen hielt, gab sie schnell mit den Worten „Der Sensorscan des Planeten, wie angefordert.“ weiter und setzte wieder an, in Richtung Tür zu gehen und verschwand auch schließlich, eine sichtlich verwirrte Kommandantin der Atlantis-Expedition und der Apollo zurücklassend.

„Was steht denn drin?“, fragte Sheppard nach zwei Minuten, in denen sich Carters Augenbrauen immer mehr gehoben und ihr Gesichtsausdruck immer verklärter wurde. „Irgendwas schlimmes?“

„Hier steht, dass es auf dem ganzen Planeten Energiespitzen gibt und dass an diesen Energiespitzen in nur vierzig Prozent der Fälle auch Flugabwehr-Batterien stehen. Außerdem entdeckten die Sensoren Störfelder, die die Asgard-Beamtechnologie und Lenkwaffen jedweder Art stören.“, erklärte Carter.

„Nicht gut.“, bemerkte Demetrius, was ihn einen fragenden Blick seitens Sheppard, Lorne und Carter einbrachte. „Eine Anlage dieser Größe und Wichtigkeit wird nicht nur gegen Angriffe aus der Luft verteidigt – so war es zumindest bei den Docks von Syrakus, der Kolonie, von der ich stamme. Täglich patrouillierten dort tausende von Soldaten, aber...“ Er setzte ein spitzbübisches und jugendlich wirkendes Grinsen auf. „...trotzdem gelang es einigen lokalen Kindern in die Docks einzubrechen – und nur vier wurden jemals geschnappt, zu denen ich nicht zählte.“

„Also haben wir es hier wahrscheinlich mit zehntausend Jahre alten Bodentruppen zu tun?“, fragte Sheppard mit sichtlichem Unbehagen, wobei er schlicht die Jugendeskapaden seines Gegenüber ignorierte.

„Sieht nicht so aus, nein.“, antwortete dieser leicht amüsiert. Zehntausend Jahre... – wie sollte man das Überleben, als Mensch oder Computer?
 

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DOWNLOAD COMPLETE – Atlantis-Schiffsdatenbank

IDENTIFIZIERUNGSCODES DES TYP-5-SCHLACHTSCHIFFS ERFOLGREICH IDENTIFIZIERT – Ajax, unter dem Kommando von Praefecta Athene

ZWEITES SCHIFF: unbekannter Typ, unbekanntes Transpondersignal – GEFAHRENPOTENTIAL: UNBEKANNT

TRÜMMERTEILE: unterschiedliche Typen – GEFAHRENPOTENTIAL: NIEDRIG
 

BEFEHL AN ALLE STATIONEN –

Bei geringstem Anzeichen von Gefahr von dem unbekannten Schiff – Feuer Frei auf alle Ziele.

Lang lebe Atlantis, zum Ruhme Lanteas!
 


 

Im Orbit wusste man nichts von den Gedankengängen des Zentralcomputers der Anlage – man hatte selbstverständlich keinen Zugriff auf einen der am Besten gesicherten Zentralcomputer der Antiker seit denen der Stadtschiffe.

So begann man Luftbilder zu schießen und diese zu analysieren – die Anlage war schlicht so gut wie uneinnehmbar.

Man hatte auch von der Titanic gesagt, sie wäre unsinkbar, aber am Ende hatte ein Eisberg ausgereicht, um sie zu versenken. Das war der Gedanke, unter dem man sich die Landungspositionen der einzelnen Jumper aussuchte und auch den Standort des Basiscamps. Sie hatten auch noch keinen Plan, wie sie die einzelnen Jumper los schicken wollten.

Den dann entstandenen Plan umzusetzen... das war die Aufgabe der über fünfhundert Soldaten, die in den Bäuchen der Ajax und der Apollo warteten. Die Jumper waren zu klein, um große Lasten zu tragen, sonst hätte man sich Panzer und eigene Geschütze von der Erde bringen lassen, nur damit man selbst gebührend auf Feindfeuer antworten konnte – mit einer P-90 das Feuer einer Kanone zu erwidern, die einen Kreuzer vom Himmel blasen konnte, war etwas dumm.

Im Steuerbord-Hangar der Apollo herrschte wie überall Ruhe vor dem Sturm – wobei man 'die Ruhe vor dem Sturm' äußerst relativ sehen musste. Die Soldaten und Wissenschaftler, die auf das Einschiffen mit den Jumpern warteten, unterhielten sich selbstverständlich.

„Sie waren wirklich noch nie in Prag?“, fragte Doktor Zelenka gerade einen der europäischen Offiziere an Bord. Er war wirklich erstaunt von diesem Leutnant Hans Schulz, der als Bayer noch nie in der tschechischen Hauptstadt gewesen war.

„Ja, weisst, ich kimm net so oft aus meinem Bayern ausse... das ist eigentlich so die ziemlich weiteste Reise, die i je gemacht hab...“, antwortete Schulz und zuckte mit den Schultern.

Der Junge ist ein Original, aber ein echtes..., dachte sich sein Vorgesetzter, ein gewisser Hauptmann Wolfgang Hochstätter, und grinste. „Ach, nee, Schulzi, wir sind hier nur weiß der Teufel wie viele Millionen Kilometer von deinem Bayern entfernt... so weit waren wir wirklich noch nie...“

„Also eigentlich sind es etwas über einunddreißig Billionen Kilometer bis zur Erde...“, meinte der Tscheche und drehte sich weg.

„Einunddreißig Billionen?!“, echote Schulz, „May, des is ja was... des is a Schock!“

„Beruhig dich, Schulzi, so schlimm is es nicht!“, versicherte Hochstätter und klopfte dem etwa einen Kopf größerem Bayer auf die Schulter.

Er erwiderte die Geste mit einem traurigen Blick und wollte schon zur Antwort ansetzen, als eine Stimme mit britischem Akzent vom Eingang zum Hangar einen „ALLE MANN, STILLGESTANDEN!!!“-Ruf losließ. „I soags dir später...“, meinte der Leutnant nur.

Zügigen und beinahe schon erhabenen Schrittes betrat Colonel Samantha Carter den Hangar, flankiert von ihren beiden „treuen Schergen“ Major Evan Lorne und Lieutenant Colonel John Sheppard. Etwa in der Mitte kam das Trio zum stehen.

„Wir haben einen Operationsplan.“, begann Carter und schien jeden einzelnen im Raum zu mustern. „Er sieht vor, dass die erste Welle fast nur aus Soldaten und Sanitätern oder Ärzten besteht – diese Jumper werden mit schweren, und damit meine ich auch schweren, Waffen beladen sein. Wir wissen nicht, was uns dort unter erwartet, also macht euch auf alles gefasst. Kommandant der Operation am Boden wir Colonel Sheppard sein, direkt ihm unterstellt ist Major Lorne – ihr Wort ist Gesetz!“ Sie hielt kurz inne um noch einmal jeden zu mustern. „Viel Glück.“

Sofort erhob Colonel Sheppard seine Stimme: „Gruppen Alpha und Beta – bereit machen zum Start, Piloten zu Lorne! Um mit den Worten von Tom Hanks als Captain John H. Miller zu schließen – Wir sehen uns dann am Strand!“

Sheppard selbst schloss sich von seiner eigenen Anweisung aus – natürlich würde er einen der Jumper steuern, aber er hatte seine Landekoordinaten schon, also musste er sich nur noch umziehen und bewaffnen, dann wäre er bereit.

Er hatte gerade eines seiner am meisten gehassten Kleidungsstücke angelegt – die grün-braun-schwarze Tarnjacke der US-Army – da hörte er hinter sich ein Räuspern in der sonst komischerweise menschenleeren Umkleide. Definitiv ein weibliches Räuspern. Und der Pilot wusste genau von welcher.

Nur eine würde es wagen, in eine Männerumkleide einzudringen. Und beim Klang von Sam Carters Stimme bestätigte sich seine Vorahnung: „Sie wissen, ich würde alles geben, um mit ihnen da unten zu sein, im ersten Jumper, der aufsetzt.“

„Ich weiß, Sam. Aber ich habe das dumme Gefühl, dass der Vergleich mit Omaha doch nicht so weit her geholt war. Mit unserem Glück sind wir an Dog Green...“ Er schnaubte kurz. „Wahrscheinlich ist es besser, wenn sie nicht dabei sind.“

„Trotzdem... Ich habe gelernt, nie Gefahren zu scheuen... Vor allem nicht mit meinen drei Jungs an der Seite.“ Ohne dass sie es gesagt hatte, wusste Sheppard, dass Teal`c, General O`Neill und Doktor Jackson gemeint waren. „Mit ihnen hatte ich immer das Gefühl 'Dir kann nichts passieren, Sam'... Aber die Action vermisse ich schon.“

„Verstehe ich... Aber ihre drei Pappenheimer sind nicht dabei und wir haben auch keinen Platz in den Jumpern mehr frei, selbst nicht für jemand schlanken wie sie.“, versuchte er mit seinem berühmt-berüchtigtem Kirk-Charme das ehemalige SG-1-Mitglied von ihrer Idee abzubringen.

„Versuchen sie es nicht, Colonel.“, antwortete sie kalt – kälter als das Nordmeer im Winter. „Captain Kirk heißt eigentlich William Shattner und sah früher einmal gut aus.“

Sheppard lies den Kopf sinken. Dann eben anders., dachte er sich. „Wir brauchen jemanden auf der Apollo, der alles koordinieren kann – Major Marks hat das schon das ein oder andere mal gemacht, öfter als sie. Aber er ist auf der Odyssee. Das heißt wiederum, dass nur sie das machen können. Mir persönlich ist es lieber, jemanden erfahrenen hinter der netten Stimme aus dem Äther zu wissen, als einen völligen Trottel.“

Das, Sheppard, funktioniert schon eher..., huschte es Sam durch die Gedanken. „Sie haben recht... aber in der Dritten Welle bin ich dabei!“, versuchte Carter zu verhandeln.

Sheppard nickte nur, schloss den Reißverschluss und bewaffnete sich. Alter kalter Stahl (oder Trinium, je nachdem) wollte ihm das Leben aus den Adern schneiden?

Er würde dagegen halten, mit dem kalten Plastik seiner Welt, und wenn es das letzte war, was er tat!
 

„Also gut!“, begann Carter, als sie die Brücke des Erdenschlachtschiffes Apollo betrat. „Steuer, in niedrigeren Orbit, Waffen, geben sie im Hangar Bescheid, dass es los geht! Selbiges durchgeben an die Ajax!“

„Aye, Aye, Colonel!“, antworteten ihr die beiden Offiziere, wobei beiden der selbe Gedanke durch den Kopf schoss: Sie verhält sich schon wie ein richtiger Captain. Was die beiden nicht wusste, war, dass sie sich – um einen anständigen Raumschiffkommandanten abzugeben – mehrmals sämtliche Folgen Star Trek, Kampfstern Galactica und Babylon 5 angesehen hatte und das seit dem Stapellauf der Prometheus.

Carter musste aber auch zugeben, dass ein wesentlicher Beitrag dazu von einem gewissen Jonathan O`Neill und einem ebenfalls gewissen Teal`c kam – Jack hatte den ehemaligen Jaffa mehrmals durch die komplette irdische Filmlandschaft geführt und wieder zurück, und das lange bevor die Prometheus überhaupt genehmigt worden war, ja bevor der Antrag überhaupt eingereicht worden war.

Lächelnd dachte die Blondine an die Filmabende mit Jack, Daniel und Teal`c zurück – Daniel hatte ständig versucht an den spannendsten oder wichtigsten Stellen eine kulturelle Erklärung abzugeben, Teal`c hatte seine Augenbraue etwa vier Zentimeter über dem entsprechenden Auge arretiert und Jack hatte bis auf einige glorreiche Ausnahmen alle Filme im wahrsten Sinne verschlafen.

„Erreichen niedrigen Orbit, Ajax bestätigt!“, meldeten sich wieder ihre beiden Offiziere und rissen sie so aus den Gedanken.

„Jumper aussetzen, übermitteln sie ihnen die besten Wünsche, Gottes Segen und alles drum und dran.“, meinte Carter.

„Aye.“, meinte die Waffenoffizierin und lächelte. Diese Frau erinnerte sie immer mehr an Colonel Ellis, obwohl sie es wahrscheinlich nicht wollte. Schnell gab sie die Anweisungen durch.
 

SCHIFFSSTART VOM NICHT IDENTIFIZIERTEN SCHIFF – GEFAHRENPOTENTIAL: HOCH

ALLE BATTERIEN – Feuerfreigabe für alle Ziele!
 

„Jumper sind raus, Deckungshopsen wird ausgeführt!“, meldete sich wieder die Frau. Doch dann begann sie wild auf ihre Tastatur und ihre Konsole zu tippen. „Energieanstieg bei mehreren Batterien!“

„Jumper, aus Formation ausbrechen!“, befahl Carter souverän.

„Sie feuern!“, antwortete die Waffenfrau. In ihrer Stimme war ganz klar angespannt, ihre Miene dafür umso undeutbarer. Das Gesicht der Frau hatte sich zu einer wie in Stein gemeißelten Maske verhärtet, welche man nur mit Bomben und Granaten aufbrechen konnte.

Alle erwarteten, dass die ersten Verlustmeldungen der Jumper eintrafen, doch nichts geschah – zumindest nicht ihnen. Trümmerstücke wurden zu Hauf aus dem Orbit geblasen, überall. Die Schlachtschiffe Apollo und Ajax schwebte etwas höher, in der Deckung mehrerer Großwracks.

Doch dann begann das Wrack unter der Apollo zu bröckeln und brodeln, die restlichen Strukturen des ehemaligen Kampfschiffes begannen sich zu verflüssigen, während immer weniger Feuer auf das Antikerschiff zielte.

Doch nichts davon bemerkte die Apollo, was in ihrem Radarschatten vorging, bemerkte sie nicht. Bis ein Schuss durch die alte Hülle brach und den ungeschützten Unterseitenpanzer des Schlachtschiffes traf. Die Schilde waren zwar aktiv, aber in dieser Sektion zu schwach gewesen, um den Schuss aufzuhalten – alle anderen fünf Schildsektoren waren auf Anschlag, wegen eventueller Trümmer.

„Treffer an der Unterseite, Versiegelung hält!“, meldete die Waffenoffizierin – sie klang angespannt.

„Ausweichmanöver! Bringen sie uns außer Feuerreichweite.“, befahl Carter und sah zu, wie ein weiteres Wrack direkt vor den Bug des Schiffes driftete. Es war einmal ein Typ-5-Schlachtschiff wie die Ajax gewesen.

Eigentlich war es Carter egal, was der Haufen Schrott vor ihrem Bug einmal gewesen war – er war im Weg, im Fluchtweg vor äußerst bösem feindlichem Feuer, welches hin und wieder durch das einzelne Loch in ihrer Deckung brach und sonst sich weiter eben da durch brannte. „Bereiten sie mehrere Mark Nine vor und sprengen sie diesen Müllhaufen!“, befahl Carter fassungslos über ihr Pech und über die Antiker, die unbedingt solche hochpräzisen Geschütze hatten bauen mussten.

Bevor sie gereizt fragen konnte, wo denn die Rakete bliebe, donnerte eine Kaskade von Explosionen über die Brücke. Aus dem Augenwinkel sah Carter noch den Sprengkopf in das Schiff vor ihnen einschlagen, welches sich in mehrere Teile auflöste und auch, wie die Apollo einen Zahn zulegte – während unter ihnen etwas ähnliches mit ihrer Deckung geschah.

Nur noch unter diesem Schiff durch tauchen und auf der anderen Seite abhauen, dann sind wir durch!, dachte sich die Steuerfrau. Sie wären etwa vier Sekunden vollkommen schutzlos.

Ein Umstand, den die Raumgeschütze der Antiker schamlos ausnutzten – gegen das Feuer aus vierzig Geschützen, die alle trafen, wie von Scharfschützen bedient, hatten alle Schilde der Apollo keine Chance.

„Direkte Treffer!“, meldete die Steuerfrau und wurde bleich, als das Schiff weiter erschüttert wurde. „Sie haben die Transporter und die Antriebe getroffen...“, meldete sie leise und fast flüsternd, doch die ganze Brücke verstand sie, trotz des Waffenlärms.

Carter sah langsam den Planeten auf sich zu kommen, begleitet vom Crescendo feindlichen Waffenfeuers, welches das Erdenschlachtschiff traf. Ihr einziger Kommentar bevor sie in die Atmosphäre eintauchten lautete: „Oh, Scheiße...“
 


 

Nachbemerkung des Autors:

Hallo - da bin ich wieder!

Zu allererst: Danke an meinen BETA-Leser, auch bekannt als mein Vater - er ist auch ein großer Fan von Stargate, seit dem der Kinofilm das erste mal im Free-TV gesendet wurde.
 

Ich habe außerdem noch die ein oder andere Ankündigung:

Während dieser langen Pause bin ich nicht untätig gewesen - ich weiß, wo es hin geht mit meiner Ajax und wann es endet.

Im Zuge dessen, dass ich inzwischen eine ganze Serie von Geschichten um meinen persönlichen Typ-5-Kreuzer (General Term, wir erinnern uns ) plane, wird diese Geschichte in "Ajax - Victis Romanis" umbenannt.

Ich habe vor, in regelmäßigen Abständen bis meine Kapitel (ich bin bei der Nummer 14 am schreiben) erschöpft sind, zu posten. Vorzugsweise immer im Laufe des Mittwochs ein Kapitel.
 

mfg,

Wedge Antilles



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