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Ajax - Victis Romanis

von

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Kapitel 4: Von Paraden und kartenspielenden Marines

Kapitel 4: Von Paraden und kartenspielenden Marines
 

An Westpier Zwei von Atlantis herrschte Aufruhr – es prügelte sich keine Wissenschaftler um das neueste Antiker-Spielzeug, keine Militärs machten sich einen Spaß aus einem Schaukampf und niemand stritt sich wegen blauem Wackelpudding.

Nein, der Grund für den Aufruhr war weitaus banaler als blaue Götterspeise. Es war der korrekte Schuhputz.

Colonel Carter hatte eindeutig durchgegeben, dass sie auf dem Antikerkreuzer mit einer Peter-Fox-3, einer militärischen Paradeformation, empfangen worden waren. Laut dem diplomatischen Protokoll der Antiker, so ließ Doktor Elisabeth Weir durchblicken, die sich in einer Blitzaktion damit vertraut gemacht hatte, war eine entsprechende Antwort das mindeste, um den Anstand zu wahren.

Und zu einer militärischen Paradeformation gehörten nun mal auch blitzblanke Soldatenstiefel – und besonders bei den achtzehn deutschen Gebirgsjägern, die man auf die Schnelle für diese Aktion zusammen gesammelt und abgestellt hatte, war doch absolut korrekter deutscher Schuhputz zu erwarten, ebenso wie korrekter Sitz des Gürtels und die richtige Haltung von Kopf, Schulter und Kreuz.

Das dachte sich zumindest Major Evan Lorne, der ein letztes mal bei den letzten beiden Jägern vorbei schaute, deren Schuhputz noch zu wünschen übrig ließ. In wenigen Minuten würde die Ajax landen und da wollte der Offizier der USAF, der selbst in seiner Blue-Dress-Uniform steckte, eine absolut präzise und perfekte Parade präsentieren.

Der Kreuzer brach gerade durch die einzelnen Wattebausch-Wolken, die sich über Atlantis hielten, und setzte schon zur Landung an als die letzten beiden dazu stürzten und sich eilig ins Glied stellten.

„AUGEN! GERADEAUS!!“, brüllte Lorne über den ganzen Pier und überall richteten sich pflichtschuldig die Augen auf die gegenüber liegende Seite der kleinen Andockbucht. Es gab in Atlantis nochmal zwei genauso oder zumindest ähnlich gebaute Stellen – sie dienten normalerweise als Landeplätze für die Daedalus und die Apollo.

Letztere hatte sich anscheinend bisher noch nicht gemeldet, warum ihnen das Antikerschiff entgangen war. Oh, oh, da werden Köpfe rollen!, dachte sich der Major und grinste.

Wie die meisten auf der Basis schätzte er zwar Colonel Ellis als Kameraden und als Schiffskommandanten, mochte ihn aber als Mensch überhaupt nicht – schon alleine wegen seines ersten Auftritts in Atlantis.

Der Kreuzer setzte zur Landung an und sie warteten, bis sich eine Ladeluke oder etwas vergleichbares senkte. Den Major durchzuckte der Gedanke, dass sie vielleicht an der falschen Seite standen – das wäre schon peinlich gewesen.

Und so warteten die vierhundert und zwölf Soldaten, dass endlich etwas passierte.

Doch nichts passierte. Major Lorne kam sich gerade schon etwas verarscht vor, als ein helles Licht auf etwa mittlerer Höhe der Formation auf blitzte und sich dort einige Sekunden hielt.

Es war ein Beam-Strahl, so viel war klar, und als sich die Gebeamten materialisiert hatten brüllte der Offizier: „AAAAAAAAAAAAAACHTUNG!“

Die Soldaten nahmen Haltung an – alle, auch die Gebeamten.
 

Carter fragte sich so langsam, ob sich überhaupt etwas im militärischen Protokoll überall in der Galaxis unterschied – erst die zackige Begrüßung oben auf der Ajax und jetzt die gleiche Reaktion nochmal, nur diesmal von wirklich allen, denn auch McKay und Jennifer hatten sich aufgerichtet.

Nicht mehr lange und die beiden würden auch anfangen Salut zu geben.

Doch dann begann sich Carter auf das zu konzentrieren, was vor ihr lag: Diplomatie, eine weitere Formation zur Inspektion und ein weiteres mal rumsitzen und labern.

Also das beste daraus machen und es so schnell wie möglich enden lassen. Das hieß zum einen, dass sie jetzt neben Athene die Formation inspizieren musste.

„Ich wusste nicht, dass sie auf eine ähnliche Art unserer Darbietung antworten würden, Colonel.“, meinte Athene und schritt gemessen an den US-Marines vorbei. Sie musterte jeden Mantel, jeden Stiefel und jedes geschulterte Gewehr.

Lorne im Hintergrund lächelte, seine Prognose war richtig, sein bestehen auf guten Schuhputz korrekt.

„Mir fällt auf, dass nicht jeder die gleiche Uniform trägt.“, meinte Athene kurz vor Ende der Formation. Sie zog eine Augenbraue hoch und musterte die graue Baumwollmütze eines der Gebirgsjäger, die sich doch so hielten, wie es das Klischee von deutschen Soldaten sagte.

„Die Atlantis-Expedition besteht aus den besten der besten die im Geheimen aus allen Ländern der Welt angeheuert wurden. Diese Herren zum Beispiel stammten aus Deutschland, aber die meisten Teilnehmer sind Amerikaner.“, erklärte Carter. Einige Klischees stimmten tatsächlich, die Männer vor ihr hielten sich gerade, und Athene nickte ihnen zu und ging weiter.
 

Lorne beobachtete... gewisse körperliche Merkmale an Colonel Carter, als sie in der Ferne in einem der Gebäude verschwanden – Diplomatie war was Feines. Der Otto-Normal-Offizier ohne die nötigen Befugnisse – oder der schlicht noch jemanden vor sich hatte – durfte dann Paraden leiten, die hohen mussten sich den Arsch in Konferenzen platt sitzen.

Obwohl man sagen musste, dass nicht jeder in der Formation ein Soldat war – was ihm wieder in Bewusstsein geschossen wurde, als Doktor Weir zu ihm trat, die sich von einem russischen Offizier für diese Gelegenheit die Uniform geliehen hatte. Das schlimmste, dachte sich Lorne, ist: In Uniform sieht sie verdammt gut aus...!

„Danke, Mayór Lorne, für die Chance, sich mal ordentlich in Uniform zu werfen.“ Sie war in ihrer Rolle wirklich gut – sie sprach sogar mit russischem Akzent und hielt sich auch gerade. Lorne lächelte, als sie weiter sprach: „Die neue Leitung lässt dazu sehr wenige Gelegenheiten, sich zum Ruhm unserer Welt sich schick zu machen!“

„Danke, Doktor Weir, sie haben mir mit ihrem kleinen Dip-Corps mir wirklich aus der Patsche geholfen. Sonst hätte ich nie meine vierhundert Mann in Paradeuniform zusammen bekommen. Es sind einfach zu viele Teams und zu viel Rotationspersonal.“, der Major schnaubte, „Und keiner von denen hat eine Paradeuniform dabei – so was ist bei solchen Gelegenheiten natürlich blöd.“

„Kann ich verstehen.“, antwortete die ehemalige Stadt-Leiterin, die sich nun als Chef-Diplomatin in Atlantis aufhielt.

Carter hatte sie vor dem IOA durchgesetzt mit den Worten: „Sie – oder sie dürfen sich eine neue neue Expeditionsleitung suchen!“ Das war eine Drohung gewesen. Doktor Elisabeth Weir und Atlantis gehörten so sehr zusammen wie Rodney, Radek und die schönsten Streitereien.

Es war jedem unmöglich gewesen, sich vorzustellen, wie trist Atlantis ohne diese Frau wäre, die jede, ausnahmslos jede, diplomatisch kritische Situation entschärfen konnte und selbst in Genii und Wraith das Gute sah.

Jeder Teilnehmer der Expedition, von den Köchen bis zum Quartetto Infernale Sheppard-Dex-McKay-Teyla, hätte sein Leben für diese Frau gegeben – ohne zu zögern, ohne darum gebeten zu werden.

Der Major wurde auf dem Gang von eben dieser Frau, die erst durch eine Infizierung mit Replikator-Naniten die Stadtleitung verloren hatte, aus seinen Gedanken gerissen. „Das diplomatische Corps ist dazu da, das Protokoll zu erstellen und einzuhalten – und wenn das heißt, dass wir uns Uniformen ausleihen müssen, dann leihen wir uns eben welche aus.“

„Wenn alle so denken würden, dann hätten wir kaum Probleme bei solchen Aktionen...“, murmelte der Offizier.

Viele hatten gemault, auch unter den Offizieren und Soldaten. Lorne konnte sie gut verstehen. Die meisten sahen beeindrucken aus, man hatte ein Gefühl von Stolz, was einen die Schultern straffen und das Kreuz durchdrücken lies. Aber eines war an den Uniformen, was alle Vorteile aufwog und zunichte machte: Sie waren unbequem.

„Ja. Eine Demonstration von Stärke, Disziplin, Tradition und auch von Stellenwert eines gewissen Protokolls ist manchmal mehr Wert als ein Arsenal von Atomwaffen und hunderten sehr guten Argumenten. Der Verhandlungspartner ist dann mehr geneigt, sich zumindest anzuhören, was man zu sagen hat.“, meinte Weir, die wieder normal mit mit Air-Force-Offizier sprach.

„Sie sind die langjährige Diplomatin, nicht ich. Aber ich denke, wenn jeder der Teamführer einen kleinen Crashkurs in Diplomatie bekommen würde, könnten wir viele der kleinen Problemchen, die wir haben können, vermeiden.“, meinte Lorne verträumt. Er wäre mehrmals selbst beinahe umgekommen, weil er oder seine Leute Mist gebaut hatten.

„Ja. Aber wir haben erstmal eigene Verpflichtungen, Major.“, antwortete Weir und zog sich in ihr Quartier zurück – sie musste noch die Verhandlungen mit einer Delegation von M8C-338 vorbereiten und sich umziehen. Die Verhandlungen waren für nächsten Abend geplant, die Vertreter sollten heute ankommen.

Lorne stand noch kurze Zeit vor dem Quartier und murmelte dann beim weggehen: „Sie können mich ruhig immer noch Evan nennen, ich habe damit keine Probleme...“
 

Einige Gänge weiter, zur gleichen Zeit
 

„Es ist gut zu sehen, dass die Protokolle der Antiker bis zur Erde durchgedrungen sind.“, meinte Athene. Neben ihr her lief Carter, dahinter Sheppard und Hephaistos, dann McKay und Demetrius, das Schlusslicht bildete Keller, die sich an einer direkten Abzweigung zur Krankenstation abkapselte.

„Das direkt nicht gerade...“, antwortete die Blondine, „Eigentlich ist diese Ehrerbietung sehr verbreitet in den Galaxien, die wir erforschten.“

„Mich interessiert, wie sie hier her gekommen sind. Wir haben euch unsere Geschichte erzählt.“, erinnerte die Praefecta lächelnd an ihren Vertrauensvorschuss. „Es muss nicht die komplette Geschichte sein, es reicht mir, wie sie nach Atlantis gekommen sind und was bisher passiert ist.“

Und so begannen die Leiter der Stadt etwas ausführlicher als verlangt zu erzählen – von Ägypten, vom Cheyenne-Mountain, SG-1, den Goa`uld, von Freunden und Feinden, von Antarktika und der Ankunft auf der Verlorenen Stadt. Und von ihren Exkursen von dort aus.

„Es ändert sich aber auch wirklich nichts und niemand...“, meinte Hephaistos als sie von den Genii erzählten. „Schon vor zehntausend Jahren gab es auf dem Planeten eine kleine Kolonie, die die böse Angewohnheit hatte, wenn nötig mit Waffengewalt Forderungen einzutreiben.“

„Es wurde eine kleine Abordnung der Flotte entsandt um die Bewohner vom Planeten zu bringen – wenn nötig mit ihrer eigenen bitteren Medizin.“, meinte Demetrius und zog einen Mundwinkel hoch. „Damals dienten die Praefecta und ich noch auf der Aurora, unter Praefectus Spondeus. Kurz nach dieser Operation ging er in den Ruhestand.“

Auch Athene grinste bei der Erwähnung der alten Zeiten. Die beiden hatten lange zusammen in der Flotte gedient, bis sie als Kommandant und erster Offizier eingesetzt wurden. Diese lange gemeinsame Erfahrung und das daraus resultierende Vertrauen hatten sie und die Ajax oft gerettet.

„Wie ist die Operation damals ausgegangen?“, fragte Sheppard, mehr um das Gespräch am laufen zu halten als aus tatsächlichem Interesse, welches aber trotzdem da war. Bürgerkriegs-ähnliche Zustände unter den ach so disziplinierten Antikern..., dachte er.

„Wir mussten die Kolonie vernichten. Ein gezieltes Bombardement durch von Bodentruppen geleiteten Drohnen.“, antwortete Hephaistos. Es schien so, als würden weder er noch seine Vorgesetzten gerne darüber sprechen.

Danach herrschte Stille. Der Waffenoffizier war eher als Partykiller denn als Stimmungskanone zu gebrauchen...

Sie kamen im an den Torraum grenzenden kleinen Konferenzraum an – der war für solche Gelegenheiten ideal.

„Der alte Raum des Regierungsrates der Stadt... Sie benutzen ihn wohl zum selben Zweck.“, meinte Athene und lächelte. Sie setzte sich automatisch neben Carter, rechts von ihr ihre beiden Männer, bei dem ehemaligen SG-1-Mitglied das gleiche nur Spiegel verkehrt.

Sie verschwieg absichtlich, dass zu Zeiten des Krieges das das Besprechungszimmer des PCA und seines Stabes war – und das sie von eben hier zu ihrer Mission entsandt wurde.

„Ich will nicht vermessen sein.“, begann Carter, „Aber sie wollen wieder in Atlantis einen sicheren Hafen sehen, in dem sie Urlaub machen und Reparaturen durchführen können – alles nichts dagegen. Aber es wäre nett, wenn wir dafür eine kleine Gegenleistung erhalten würden, besonders in Form von Ressourcen, die wir gegen die Wraith benutzen können. Was sehr wichtig ist in der momentanen Lage“

Die Antiker schwiegen.

Dann sprach Athene: „Ja, wir wollen einen sicheren Hafen... und was sie wollen, ist nicht vermessen. Wir würden genauso eine Gegenleistung wollen, ob nun gegen die Wraith oder gegen diese Goa`uld, von denen sie erzählten.“ Sie atmete durch. „Ich werde ihnen die Zugangscodes zu unseren Geheimakten und Dateien geben – zu allem, was sie irgendwie gebrauchen können.“

Wieder konnte man die nicht vorhandenen Mäuse laufen hören, so still war es.

„Praefecta, das verstößt gegen jede Flottenregel! Flottengeheimnisse an Dritte weiterzugeben ist absolut verboten, die Flotte...!“, begann der erste Offizier zu protestieren.

Doch er wurde von einer brüllenden – was selten vor kam – Athene unterbrochen: „Es gibt keine Flotte mehr! Sie sind alle tot, vernichtet oder haben als Wraith-Futter ihr Leben beendet! Wir sind die Letzten!“

Erst dann wurde sie sich bewusst, was sie gerade von sich gegeben hatte – gegen ihren langjährigen Freund. „Tut mir Leid, aber wir... wir sind in der Hoffnung nach Atlantis gekommen, dass wir von Antikern empfangen werden – doch das wurden wir nicht. In Atlantis ist eine andere Art eingezogen, die nichts oder kaum etwas mit uns gemeinsam hat... Nein, wir müssen alles tun, um diesen neuen Einwohnern von Atlantis zu ermöglichen, dass sie das schaffen, was wir aus Überheblichkeit nicht hin bekamen...“

„Praefecta... das kann nicht ihr Ernst sein!“, antwortete Demetrius. „Diese Menschen... sie mögen zwar keine Replikatoren sein, aber ob wir ihnen deshalb schon vertrauen sollten?! Was sagen sie dazu, Hephaistos?“

Der Waffenoffizier sah seine beiden Vorgesetzten jeweils lange an – das war genau der Grund, warum die Ajax so lange überlebt hatte. Sie hatten an der Spitze eine Art Triumvirat gehabt, gebildet aus dem Kommandanten, dem ersten Offizier und einem von der Crew bestimmten Mitglied. Dieses mal war der Waffenoffizier der blöde gewesen.

„Wir sollten ihnen vertrauen. Wir haben schlicht nicht die nötigen Kapazitäten, diesen Krieg weiter zu führen – sie anscheinend schon.“, gab er Waffenoffizier seine Stimme ab und sah dabei Demetrius in die Augen. Er wollte ihm zeigen, wer der Chef im Ring war – Athene.

„Das kann nicht sein! Sind sie verrückt?! Wir können keine geheimen Daten der Flotte an diese Menschen weitergeben!“, rief Demetrius.

Carter räusperte sich. „Worum genau geht es denn?“, fragte sie.

„Zugangscodes zu den genauen Standorten aller Forschungseinrichtungen, Flottendepots, Null-Punkt-Energiemodul-Fabriken, Werften, verborgene Schiffe der Flottenreserve und Waffendepots – kurz: alles.“, antwortete Athene ohne zu zögern.

Das machte dann doch ein wenig sprachlos – so viele Daten, die Möglichkeit nicht eines ZPMs sondern einer ganzen Fabrik um die endlich notwendige Verlegung der Stadt vorzunehmen, Drohnen um die Jumper, Antarktika und die Stadt auf zu munitionieren, Standorte von Antiker-Basen!

So viel für so wenig... ein Hafen wäre das mindeste, was sie getan hätten.

„Ich kann nur nochmals Protest einlegen.“, meinte Demetrius, der immer noch vor Wut schäumte und bald Blasen werfen würde. Es kam selten vor, dass er und Athene verschiedener Meinung waren, aber wenn, dann waren ihre Wortgefechte kurz, knapp und laut.

„Also, Jungs, neue Anweisungen.“, begann Athene, „Wenn sie nichts dagegen haben, Colonel Carter.“ Angesprochene nickte nur. Im Notfall würde Chuck ihr Bericht erstatten. „Demetrius, du wirst dich um die Unterbringung der Ajax und um ihre Reparatur kümmern. Hephaistos, du wirst dich um den Schutz der Ajax und die Übertragung der Datenbanken und Geheimdaten kümmern. Ich und Colonel Carter werden ein wenig Gespräche unter Frauen führen, wenn sie nichts dagegen hat. An die Arbeit!“
 

Der Atlantis-Kontrollraum war vielleicht nicht so schön wie die Botanik oder so üppig-menschlich ausgestattet wie die Labore von Doktor Zelenka oder McKay. Vielleicht waren sie auch nicht so viele wie das Wachpersonal der Generatoren – aber sie hatten einen Vorteil!

Als einzige Abteilung der Stadt hatten sie ihre eigene Kaffeemaschine! Selbst der Kaffeesüchtige McKay hatte keine, sie dagegen schon. Und alles hatten sie einem einzelnen mutigen Streiter für die Ordnung im Torraum zu verdanken, von dem ein berühmter entfernter Verwandter im SGC diente: Sergeant Chuck Harriman, Cousin der Cousine fünften Grades von Sergeant Walter Harriman.

Sie hatten viel in Atlantis erlebt: Superstürme, Wraith-Angriffe, McKay unverwundbar, die Athosianer, und vieles, vieles mehr – der Kreuzer, der an Pier-W2 angelegt hatte, war nur die Spitze des Eisbergs.

Doch Chuck wäre nicht Chuck gewesen, wenn er nicht auf Bitte von Colonel Carter über Funk einige Kleinigkeiten erledigt hätte, bis sie mit den beiden höchsten Antiker-Offizieren zu ihnen kam.

„Chuck“, begann sie, „Das ist Praefectus Castrorum Demetrius. Er muss ein paar Kleinigkeiten an den Konsolen ablesen, wenn ich das richtig verstanden habe.“

Der große Mann nickte, als Chuck antwortete: „Kein Problem. Fühlen sie sich wie zu Hause.“ Wie nah das an die Wahrheit ran kam, war ihm nicht bekannt oder bewusst.

„Chuck... Der Kaffee?“ Carter.

„Steht auf ihrem Schreibtisch, doppelte Ausführung mit Servierwagen.“ Chuck.

„Die ethanolhaltigen Getränke?“

„Wie besprochen.“

„Die Akten?“

„Geschreddert, verbrannt und über dem Meer ausgestreut.“

„Ellis?“

„Steht so gut wie vor der Wand. Nur die Augenbinde fehlt noch“

„Die Apollo?“

„Wie geplant.“

„Gute Arbeit, Chuck.“, meinte Carter, klopfte ihm auf die Schulter und ging mit Athene an dem Kanadier vorbei, der ihr ein bisschen verträumt hinterher sah – ebenso wie der komplette Kommandoraum, einschließlich des Antikers.

Man konnte sagen, was man wollte, aber die Offizierin der USAF hatte immer noch dieses gewisse... etwas, was eine Frau attraktiv fand, und das nicht nur nach den McKay-Maßstäben.

„Nun“, meinte Chuck, riss sich von Carter los und sah den Antiker vor ihm an, „Wo waren wir stehen geblieben?“

„Ich suche die Dockkontrollen, einen Moment!“, antwortete er und ging hinter Chucks Konsole in die Hocke. „Tor-Analyse, Wahlgerät, und Ähnliches.“, las er vor. „Helfen sie mir bitte kurz suchen, da müsste irgendwo an einem der Terminals 'Abteilung Schiffsführung und Schiffswartung' stehen.“

Die Crew sah ihn an, als würde er von einem anderen Stern kommen.

Okay, unglücklicher Spruch, dachte der Kanadier als er sich unter seinen Männern umgesehen hatte und gab zierlich von sich: „Nun, diese Computer wurden so programmiert, dass sie das was, die Terminals anzeigen, in die Muttersprache des jeweiligen Benutzers übersetzen und die Anweisungen, die dort eingegeben werden, vom System anerkannt werden... Keiner von uns kann Antikisch oder wie sie ihre Sprache nennen.“

„Lanteanisch. Wie dieser Planet nach, wenn man sie so nennen will, der Ahnherrin aller Antiker in dieser Galaxie.“ Der Mann seufzte. „Und ich hab mich schon gefragt, wozu diese Dinger gut sind...“, sagte er und deutete auf die Laptops, die immer noch aufgebaut standen.

„Wenn sie wollen kann ich nach Doktor Simpson oder Leutnant Wank ausrufen lassen, sie sprechen beide Lanteanisch.“, bot Chuck an.

„Bis die hier sind, bin ich schon hundert mal hier durch. Aber danke fürs Angebot.“ Und wieder machte sich der Offizier auf die Suche – und wurde bei der ersten Gelegenheit fündig.

Die Konsole war bisher eher unbeachtet in der Gegend gestanden, niemand der Wissenschaftler war aus den abgedunkelten Kontrollfeldern und Anzeigen schlau geworden, niemand mit dem ATA konnte die Konsole aktivieren. Doch als Demetrius an das Pult trat, flammte sie gerade zu auf.

„Okay.“, meinte Chuck gedehnt. Für die Atlantis-Expedition galt ein Grundsatz: Was weder Sheppard noch McKay oder Zelenka aktivieren konnten, war kaputt. Anscheinend war es doch nicht unbedingt so.

„Machen sie sich nichts daraus, dass sie die Konsole nicht kannten oder aktivieren konnten – sie ist für die Kontrolle der Docks von Atlantis. Ich wurde an ihnen weiterbildend ausgebildet.“, meinte er und drückte ein paar Knöpfe.
 

Zur gleichen Zeit, WP2
 

Andere Welten erforschen – Mist.

Fremde Völker kennen lernen – Pustekuchen.

Die Erde gegen erschreckende und unvorstellbare Feinde verteidigen – und wie bitte wenn man Wache an einem vollkommen leeren Pier einer nicht gerade überbevölkerten Stadt schob?!

In ähnlichen Bahnen verliefen die Gedanken von Private Second Class Anthony Swofford, der als US-Marine seinen ordnungsgemäßen Dienst für sein Vaterland verrichtete – etwa dreihundert Millionen Lichtjahre entfernt, wenn er sich richtig an die Zahl erinnerte.

Swofford war wenigstens nicht alleine – sein bester Freund Troy Barlow war ebenfalls auf Atlantis und schob auch mit ihm Wache an dem gelandeten Antikerschiff. Das Schiff war definitiv zu groß für die Landebucht, es ragten etwa zwei Drittel auf das offene Meer hinaus.

Es war tote Hose, genauso gut hätten sie Vogelscheuchen als Wachen aufstellen können – was Swoff, wie er von Kameraden liebevoll und brüllend genannt wurde, auch seiner Mit-Wache mitteilte.

„Sieh`s sorum: Wir beide dürfen an diesem menschenleeren Pier Wache schieben um unsere Fähigkeiten im Kartenspielen zu verbessern!“, antwortete Barlow und zog einen Stapel Pokerkarten aus seiner Einsatzweste. Er war schon immer der Einfallsreichere der beiden gewesen.

Sie spielten zusammen etwa zwanzig Minuten, als der Boden unter ihren Stiefeln zu beben begann.

„Du denkst doch nicht etwa... das ist...“, fragte Swoff, bis eine gigantische Stange zwischen ihnen in den blauen Himmel schoss, was die Pokerkarten in die wild durch die Luft fliegen ließ. „SCHEIßE, ich hatte gerade einen Flush!“, fluchte der junge Marine.

Seinen Kameraden plagten indes andere Sorgen, denn er brüllte in sein Funkgerät: „CODE ROT! CODE ROT!!“

Chucks Stimme drang ruhig aus dem Funkgerät: „Lassen sie mich raten, Private: Eine gigantische Stange ist gerade eben zwischen ihnen und Private Swofford aus dem Kasten geschossen, den sie beide für ein illegales Pokerspiel als Tisch benutzten und bildet nun zusammen mit einigen vielen anderen Stangen ein Geflecht um die Ajax oder dem Antikerschiff.“

Der Marine sah sich um, in Richtung des Schiffs. „Sir,... woher... wie... was...?“

„Ich bin allwissend, allmächtig und sehe auch noch blendend aus. Fragen, Private?“, antwortete Chuck, wobei man im Hintergrund lautstarkes Lachen hören konnte – offenbar war Barlow auf den Lautsprechern.

„Nein, Sir.“ Zu sagen, dass Barlow sehr zerknirscht war, wäre eine Untertreibung gewesen. Er war unter einen Abrams-Panzer der Army gekommen.

„Eines noch, Troy: Du wirst mich nie im Pokern schlagen können, da kannst du so viel üben, wie du willst.“, setzte der kanadische Sergeant noch hinten dran, nicht um den anderen fertig zu machen, sondern um ihm eine Botschaft zu übermitteln.

„Werden wir sehen, Chuck, werden wir sehen...“, gab der Amerikaner zurück und schloss die Leitung.
 

Wieder im Kontrollraum
 

„Eine Frage Sergeant...“, begann Demetrius. Der Kanadier machte sich auf alles gefasst, von der Frage, was Poker ist, bis zu der Frage, wo sie die Toiletten eingerichtet hatten. „Wer oder was ist die Apollo?“

Der Sergeant schluckte, das hatte er nämlich nicht erwartet. „USS Apollo, BC-304-Klasse, auf genannt Daedalus-Klasse, ist einer der Schlachtkreuzer, die uns von der Erde zur Sicherung unserer außenpolitischen Interessen zur Verfügung gestellt wurden.“

„Nett.“, antwortete der erste Offizier. „Es gab mal einen Praefectus Classis namens Apollo. Laut den Geschichtsbüchern eine Pfeife höchsten Grades.“

„Okay...“, antwortete Chuck und schluckte den Kommentar runter, wer denn Apollo bei den Menschen der Erde war. Vielleicht hätten sie doch besser Major General O`Neill nachgeben und das Schiff Enterprise nennen sollen.
 

Später an diesem Abend trafen sich die führenden Mitglieder der Atlantis-Expedition und der Crew der Ajax wieder im Konferenzraum. Carter begann mit der Wortführung: „Praefecta Athene übergab uns die erste Toradresse zu einer Waffenforschungsanlage. Praefecta?“

Die Angesprochene ergriff das Wort: „Die Bodenforschungsanlage Victis Romanis, in eurer Sprache 'Sieg der Römer', wird unser erstes Ziel sein. Die sie betreffenden Daten sind strengst geheim, weshalb wir denken, dass sie noch nicht entdeckt wurde.“ Sie machte eine Pause. „Aus den Daten, die wir haben, ging nur hervor, dass dort bis zum letzten Auslaufen der Ajax dort geforscht wurde, woran nicht.“

„Unser Problem besteht darin, dass wir nicht wissen, was uns dort erwartet. Deshalb werden wir mit der maximalen Präsenz dort hin kommen. Praefecta Athene erklärte sich mit mehreren ihrer Offiziere bereit, uns zu begleiten, ebenso wie Colonel Sheppard, Major Lorne und weitere sieben Teams aus Soldaten und Wissenschaftlern von Botanikern bis zu Archäologen.“, fuhr die Blondine fort, „Machen sie ihre Truppen bereit, die Ajax wird uns zusammen mit der Apollo hinbringen, die Daedalus wird morgen eintreffen. Transport der Jumper und der Einheiten beginnt in vier Stunden.“ Sie atmete durch. „Weggetreten.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Nochnoi
2009-10-04T14:56:43+00:00 04.10.2009 16:56
Hey! Ich hab letztens zufällig deine Geschichte entdeckt und habe jetzt die ersten vier Kapitel mehr oder weniger in einem Schwung durchgelesen.

Und ich muss sagen, dass das Ganze ausgesprochen vielversprechend klingt ^^
Dein Schreibstil ist wirklich gut, angenehm zu lesen und schön flüssig. Hier und da vielleicht mal ein kleiner Tippfehler, aber darüber kann man getrost hinwegsehen ;)

Und die Geschichte verspricht auf jeden Fall interessant zu werden.
Athene ist jedenfalls um einiges symapathischer als die letzte Antikerin, die sich in Atlantis herumgetrieben hat ;p Sie scheint zumindest eine starke und den Menschen gegenüber positiver eingestellte Persönlichkeit zu sein.
Auch die anderen, bereits bekannten Charaktere hast du ziemlich gut getroffen. Ich hatte zumindest bei keinem Mal das Gefühl, dass du OoC werden würdest.
Auch dass Weir noch dabei ist, gefällt mir. Ich fand es nie so toll, was aus ihrem Charakter in der Serie geworden ist. Aber als Diplomatin und Beraterin kann ich sie mir sehr gut vorstellen :)

Kurz gesagt: Ich mag's! ;p
Besonders gefallen mir auch deine kleine Hinweise und Bezeichnungen aus der griechischen Antike (Ajax, Agamemnon, Athene, Schlacht von Salamis, Themistokles ...) und auch die Kommandostruktur nach römischen Vorbild. Zumindest musste ich immer wieder lächeln, wenn ein Name gefallen ist, der mir aus dem Geschichtsunterricht irgendwie bekannt vorkam XD

Sobald ich was Zeit finde, werde ich auf jeden Fall weiterlesen ^^

Liebe Grüße
Nochnoi
Von:  Tat
2009-04-28T13:25:13+00:00 28.04.2009 15:25
Es tut mir Leid, wegen der Verspätung des Kommentar!

Ich habe endlich mal Zeit gehabt das Kapitel durch zu lesen muss ich sagen schön das Dr. Weir noch in Atlantis ist. Statt irgendwo zu sein, wo man eigentlich nicht weiß was mit ihr in der Serie passiert ist.

Finde Athene sympathisch da sie die Geheimen Daten ihres Volkes preis gibt, was mit den andren Antiker in der Serie nicht sagen kann.

Der arme Chuck, will nicht sagen was für uns der Name Apollo steht. Man hätte das Schiff wirklich die 'Enterprise' nennen sollen.

Bin gespannt wie es weiter geht.
Freue mich auf das nächste Kapitel.

Tat


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