Zum Inhalt der Seite

Contrasts

The difference between us
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Von Visionen und fliegenden Messern

Der Rest der Klassenfahrt verlief eher ruhig. Akira und ich sprachen nicht viel miteinander und wenn, dann wechselten wir nur wenige Worte miteinander. Die Strumpfhose hatte ich mir am Abend wirklich zerrissen, aber Yayoi meinte, das sei nicht weiter schlimm, solche Strumpfhisen könne man eh nur selten ein zweites Mal anziehen.

Mit Azarni stritt ich mich so schlimm, wie noch nie. sie machte mich dafür verantwortlich, dass Akira mit ihr Schluss gemacht hatte. Naja, irgendwie war ich das auch...

Die anderen warfen mir teils bewundernde, teils verwunderte Blicke zu. Es hatte sich herumgesprochen, dass ich Akira einen Korb verpasst hatte. Bis jetzt wusste ich zwar noch nicht, wer dafür verantwortlich war, aber ich tippte auf Isamu oder Naoki. Wobei ich Naoki wahrscheinlich wieder streichen konnte. Außer Schlafen, tat er tagsüber ja nicht besonders viel und endlich wusste ich auch, was mit ihm los war.

Wir arbeiteten weiter an unserem Plan, in den wir auch Yayoi eingeweiht hatten. Akira hatte das ohne einen Kommentar hingenommen. Vom Auge hatte ich ihm immer noch nicht erzählt und wenn ich ehrlich war, wäre es mir lieber, wenn ich das nie tun müsste. Aber irgendwann würde er es erfahren. Ich hoffte nur, dass er mir dann verzeihen konnte, es ihn so lange verschwiegen zu haben. Noch würde ich es nicht sagen, es würde unsere Lage nur noch komplizierter machen. Er sollte erst einmal lernen, Frauen als gleichberechtigt zu akzeptieren. Dann konnte ich es ihm allemal noch sagen.

Der Bus, in dem wir saßen, fuhr der Autobahn entlang, in Richtung unserer Heimat. Einigen unserer Mitschüler war es sogar gelungen, den Fahrer dazu zu überreden, eine DVD einzulegen. Jetzt lief irgendeine dumme Liebesschnulze, die mich stark an Romeo und Julia erinnerte, auch wenn die Protagonisten anders hießen. Das hatte ich noch überprüft, bevor ich mich meine Kopfhörer aufgesetzt und meinen Mp3-Player eingeschaltet hatte.

Akira, der neben mir saß, schaute aus dem Fenster. Isamu war heute früh auf die spontane Idee gekommen, wir könnten unsere Sitzplätze ja auslosen und so kam es, dass ich mich Akira in der Vorletzten Reihe landete, während die anderen es sich hinter mir bequem machten. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass er geschummelt hatte, ich konnte es ihm nur leider nicht nachweisen.

Einige Zeit verging und ich war gerade eingedöst, als ich spürte, wie mir jemand den Arm um die Schulter legte. Überrascht schaute ich Akira an, denn es konnte nur er gewesen sein.

Er lächelte mich freundlich an. „Schlaf weiter", flüsterte er leise.

Ich nickte, noch nicht wieder ganz wach und bettete meinen Kopf auf seiner Schulter, woraufhin er begann, mir mit der Hand durch mein langes Haar zu fahren. Ich schloss meine Augen und genoss die kleinen Zärtlichkeiten, wissend, dass ich ihm dadurch nur noch mehr verfiel. Aber sein Verhalten schien ihm aufrichtig leid zu tun, denn er hatte sich inzwischen selbst bei Naoki und Isamu entschuldigt. Mit dem Gedanken, noch eine Weile abzuwarten und wenn er dann weiterhin so nett war, doch mit ihm zu gehen, schleif ich ein.
 

„Hey, Ren" Etwas rüttelte an meiner Schulter. „Aufwachen! Wir sind gleich da!"

Müde öffnete ich meine Augen und blickte in die blaugrünen Augen Akira. Er hatte sich über mich gebeugt. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich, wie der Bus gerade an der Haltestelle hielt, an welcher wir auf der Hinfahrt eingestiegen waren.

Ganz wie der Gentleman, der er seit Neuestem war, nahm mir Akira meinen Rucksack und später auch meinen Koffer ab und trug sie zu mir nach Hause. Er ließ sich nicht das kleinste Bisschen Erschöpfung anmerken, dabei waren meine Taschen nicht gerade leicht. Die anderen folgten mir, auch Yayoi. Sie hatten wohl wieder beschlossen, die Meetings bei mir zu Hause abzuhalten. Gefragt hatten sie mich auch dieses Mal nicht, aber ich nahm es ihnen nicht übel.

Isamu wollte gerade die Klingel betätigen, da ich ihm zu lange nach dem Schlüssel suchte, als die Tür aufgerissen wurde und meine jüngere Schwester uns schief angrinste.

„Wieder Full House, heute?", fragte sie gut gelaunt, wie sie es eigentlich immer war. Dann fiel ihr Blick auf Akira, der meine Taschen noch immer in der Hand hatte. Ihr Grinsen wurde noch breiter. „Wurde aber auch langsam Zeit. Ich dachte schon, ihr bekommt das nie auf die Reihe!"

Ich seufzte. War es wirklich so offensichtlich gewesen?

Einer nach dem anderen betraten wir das Haus, während Saya fröhlich vor sich hin trällerte und den Pizzaboten anrief. Inzwischen wusste sie, was jeder von uns, außer Isamu, für eine Sorte bevorzugte. Aber der fraß eigentlich alles, was man ihm vorsetzte. Ich hatte noch nie gehört, dass ihm irgendetwas nicht geschmeckt hatte. Irgendwas musste mit seinen Geschmacksnerven passiert sein.

In der Küche wurde ich auch schon stürmisch von Tora begrüßt, der sich sofort von seinem noch gut gefüllten Futternapf abwandte und mir in die Arme sprang. Ich lachte und kraulte meinen kleinen Animale.

Saya deckte währenddessen dein Tisch. Sie stellte Gläser, Getränke und sogar Teller und Besteck darauf. Wie es aussah, hatte sie uns wirklich vermisst.

Als ich die Teller nachzählte, stellte ich fest, dass einer zu viel auf dem Tisch stand. „Kommt Yuuki vorbei?", fragte ich sie deshalb.

Saya nickte. „Er hat in zehn Minuten Dienstschluss."

War es schon so spät? Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war Zehn vor Sieben. Also hatte Yuuki heute früher Schluss.

Wenig später, ich hatte es noch nicht geschafft, meinen Koffer auszuräumen, klingelte es an der Tür. Saya stürmte die Treppe hinunter. Danach waren Stimmen im Flur zu hören und sie trat gemeinsam mit ihren Freund in die Küche. Schnell waren die Pizzas ausgeteilt, und die Kartons auf dem Fensterstock gestapelt.

Das Essen verlief relativ schweigsam. Nach der langen Busfahrt waren wir erschöpft und nicht mehr wirklich zu irgendwas zu gebrauchen. Ich wollte nur noch ins Bett und schlafen. Morgen würde mein Training weitergehen und ich wollte meinen letzten freien Tag genießen und schlafen, solange ich konnte. Doch Daisuke schien etwas anderes geplant zu haben. Er hatte seine Mutter angerufen und zu mir bestellt. Sie sollte mit mir den Traum durchgehen, den ich seit Monaten hatte. Er war immer noch der Meinung, dass es sich um eine Vision handelte.

Nach dem Essen verabschiedeten sich Isamu und Naoki, die noch einige Sachen im Widerstand zu regeln hatten. Yayoi begleitete sie.

Auch Saya und Yuuki verabschiedeten sich. Sie wollten noch ins Kino gehen, hatten sie gemeint. Ich gönnte es ihnen, auch wenn ich ein kleinwenig neidisch auf meine Schwester war, da ihre Beziehung so gut lief, während ich kein Glück in der Liebe hatte.

Nur Daisuke und Akira blieben, worüber ich relativ froh war. Ich wollte die anderen nicht beunruhigen, falls mein Traum doch nicht so ernst zu nehmen war, wie Daisuke glaubte.

Daisukes Mutter, sie hatte sich als Nana vorgestellt, war eine freundliche Frau mittleren Alters. Ihr an einigen Stellen schon ergrautes Haar hatte sie lose im Nacken zusammengebunden. Ihre, im Gegensatz zu Daisuke braunen Augen, strahlen Weisheit und Lebensfreude aus.

„Also, Seira-", begann sie, wurde aber sofort von mir und Daisuke energisch unterbrochen.

„Ren!", riefen wir zeitgleich.

Akira lachte leise, sagte aber nichts, wofür ich ihm dankbar war. Er schien sich wirklich Mühe zu geben.

„Also, Ren", sagte Nana deshalb mit einem leichten Lächeln im Gesicht, „Dann erzähl mir mal, was das für ein Traum ist, der dich die letzte Zeit verfolgt."

Ich kam ihrer Aufforderung nach und erzählte davon, dass es regnete, dass ich irgendwelche komische Kleidung trug, dass meine Haare kürzer waren, dass Akira gegen Kaito kämpfte und von diesem mit einem Katana aufgespießt wurde. Das Liebesgeständnis ließ ich allerdings weg, das brauchte keiner zu wissen. Ich erwähnte nur noch, dass Akira in dem Traum ebenfalls kurze Haare gehabt hatte.

„Bist du dir sicher, dass Akira in deinem Traum stirbt?", fragte Nana dann.

Zuerst sah ich sie verwundert an, bis ich begriff, worauf sie hinauswollte. „Nein. Als der Traum aufhört, lebt er noch. Aber er ist schwer verletzt und das Bewusstsein verliert er auch."

Nana seufzte. „Also können wir davon ausgehen, dass er es sehr wahrscheinlich nicht überlebt..."

Ich schaute sie an, nicht wissend, was ich darauf antworten sollte.

„Seit wann hast du diesen Traum? Wann hattest du ihn zu ersten Mal?"

Ich überlegte kurz. „In der Nacht, bevor ich Akira kennenlernte."

Nanas Gesicht war inzwischen ernst geworden und sie zog ihre Stirn in Falten. „Hat sich der Traum seitdem irgendwie verändert?"

Ich nickte. „Er geht jetzt länger. Früher hat er schon eher aufgehört. Aber ansonsten habe ich keine Veränderung bemerkt."

Nana seufzte, dann wandte sie sich an ihren Sohn. „Ich sage es nur ungern, aber ich denke, dass es sich bei Rens Traum um eine Vision handelt. Allerdings weiß ich nicht, wie genau man diese nehmen kann. Aber es handelt sich dabei definitiv um eine Warnung vor einem Geschehen, das noch in der Zukunft liegt." Dann gab sie mir eine kleine Papiertüte, in der sich einige Kräuter befanden. „Brühe dir heute Abend einen Tee daraus und geh schlafen, sobald du ihn getrunken hast. Er verstärkt die Gabe, Visionen zu empfangen. Hast du diese Nacht keine, handelt es sich also nur um einen dummen Traum. Hast du allerdings eine Vision, dann benachrichtige mich bitte."

Ich nickte. Zu mehr war ich nicht mehr fähig. Akira würde sterben und Kaito würde ihn umbringen. Ich hatte echt kein Glück mit den Personen, in die ich mich verliebte.
 

In der Nacht hatte ich wieder diesen Traum:

Es war dunkel und es regnete. Die Kleidung klebte an meinem Körper. Als ich mir sie genauer ansah, entdeckte ich ein zerrissenes Kleid von der Art, wie sie Leute vor einigen hundert Jahren getragen hatten. Wieso trug ich so etwas?

Vor mir kämpften zwei Personen. Ich wusste nicht, wer es war, konnte es wegen dem starken Regen nicht erkennen, aber ich wusste, ich kannte die beiden. Zögerlich lief ich auf sie zu. Da hörte ich es, dieses Geräusch, wie Klingen aufeinander prallten.

Inzwischen war ich nahe genug dran, um erkennen zu können, was vor sich ging. Zwei Jungen, etwa in meinem Alter standen sich gegenüber, mit unzähligen Verletzungen auf den Körpern. Ich zitterte am ganzen Körper. Ein Windstoß von hinten blies mir meine Haare ins Gesicht. Wie ich es gewohnt war, wollte ich sie mir hinter die Ohren streichen, doch ging es nicht. Sie rutschten wieder vor. Warum? Es dauerte einige Sekunden, bis ich begriff. Mein langes Haar war auf einmal so kurz, dass es nicht einmal mehr bis auf die Schulter reichte. Was war hier los?

Wieder prallten die Waffen aufeinander. Die Kämpfenden waren am Ende ihrer Kräfte angelangt, aber sie hörten nicht auf. Wollten sie so lange weitermachen, bis einer von ihnen starb? Erst jetzt fiel mir auf, dass die Gegend, in der ich mich gerade befand nicht aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert sein konnte. Wo war ich? Wer waren die Personen vor mir? Was war mit meinem Haar passiert? Und wieso um alles in der Welt trug ich so ein hässliches, zerrissenes Kleid?

Einer der beiden Kämpfenden schrie schmerzhaft auf. Ich erkannte ihn als Akira. Der andere stürmte auf ihn zu. Plötzlich erschien eine Mauer aus Wasser vor Akira. Ein starker Wind kam auf und blies die Mauer zur Seite, woraufhin der Andere, es war Kaito, mit einem Katana ausholte.

Akira konnte dem Schwertangriff gerade noch so ausweichen, indem er in meine Richtung sprang. Jetzt stand er einen Meter neben mir. Ich sah ihn an. Sein blaugrünes, kurzes Haar war nass vom Regen und seine Augen, die dieselbe Farbe hatten, leuchteten unnatürlich hell. Außerdem trug er auch solche altmodische Kleidung, wie ich es tat. Plötzlich spürte ich, wie mein Herz um ein vielfaches schneller schlug, als normal. Warum?

Akira sah mich an. In seinen Augen konnte ich Hass sehen, unendlichen Hass, aber auch eine große Enttäuschung. Irgendetwas sagte mir, dass diese Gefühle nicht auf Kaito gerichtet waren, sondern auf mich.

Wieso? Was hatte ich getan?

Kaito kam extrem schnell auf mich zugestürmt. Fassungslos starrte ich ihn an, bewegte mich aber keinen Millimeter von der Stelle. Statt dessen schloss ich krampfhaft die Augen. Ich wollte hier weg. Das war nicht die Welt, in die ich gehörte! Eine warme Flüssigkeit spritzte mir ins Gesicht. Erschrocken riss ich meine Augen auf. Akira stand vor mir und hatte den Angriff mit seinem Körper abgefangen. Das Katana steckte in seinem Oberkörper.

„Warum?“

Mehr als ein Flüstern brachte ich nicht heraus. Akira drehte sich zu mir um und lächelte. Der Hass und die Enttäuschung waren aus seinen Augen verschwunden. „Würde dir etwas zustoßen, könnte ich mir das nie verzeihen.“ Mit diesen Worten kippte er nach hinten.

„NEIN!“

Ich rannte auf ihn zu, schaffte es aber nicht mehr, seinen Sturz abzufangen. Mit einem dumpfen Geräusch kam er auf dem schlammigen Boden auf. Ich kniete mich neben ihn und griff nach seiner Hand. „Nein, bitte!", schluchzte ich.

Der Junge versuchte, sich aufzusetzen, doch es gelang ihm nicht. Schnell drückte ich ihn an den Schultern wieder zurück auf den Boden. „Du darfst dich nicht bewegen!" Den Kampf, der um uns herum tobte, hatte ich längst vergessen.

Die blaugrünen Augen des Erben des Wassers blickten in meine und ein schwaches Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. „Du darfst nicht aufgeben", flüsterte er. Er befreite seine Hand aus meinem Griff und strich mir die Tränen aus dem Gesicht. „Versprich mir, dass du nicht aufgibst."

Ich nickte. Zu mehr war ich nicht fähig. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich brachte keinen Ton heraus.

„Ich liebe dich." Der Junge lächelte. Seine Hand erschlaffte und rutschte aus meinem Gesicht.

„Nein!", schrie ich, „AKIRA!" Erneut griff ich nach seiner Hand. „Bitte, du darfst nicht sterben!" Immer mehr Tränen liefen mir über das Gesicht. Ich bildete mir ein, zu spüren, wie seine Hand kälter wurde.
 

Dann wurde es schwarz um mich herum. Regen und Geräusche verschwanden. Bilder zogen an meinen Augen vorbei, so schnell, dass ich sie kaum wahrnehmen konnte.
 

Als ich meine Augen wieder öffnete, befand ich mich auf einem großen Platz, der von einer noch größeren Tribüne umgeben war. Dort standen und saßen Menschen, die Kleidung trugen, wie sie vor einigen hundert Jahren modern gewesen war. Als ich an mir heruntersah, sah ich, dass ich ebenfalls so ein Kleid trug. Ich kannte dieses Kleid, wusste aber nicht, woher.

Erst jetzt fiel mir auf, dass ich auf dem Boden Kniete. Eine fremde Hand hatte mein langes Haar so stark gepackt, dass es wehtat. Ich wollte aufstehen, wurde aber an den Haaren wieder zurück in meine bisherige Position gezerrt.

„Halt schön still", hörte ich Kaitos Stimme hinter mir, „Dann passiert dir auch nichts. Wir wollen nur das Auge."

Eine Hand tastete an meinem Hals entlang, auf der Suche nach meiner Katte. Sie wurde auch schnell fündig und zerrte an dem schwarzen Band, an dem der grüne Stein hing.

Schnell griff ich nach dem Stein. Ich wollte nicht, dass Kaito ihn mir wegnahm. „Finger weg!", hörte ich mich sagen.

Hinter mir lachte es. „Nun hör schon endlich auf, dich zu wehren. Es hat keinen Sinn mehr. Du hast verloren."

Doch ich hörte nicht auf. Stattdessen fing ich an, meinen Kopf wild hin und her zu schütteln. Mein Haar wurde straffer gepackt, was mich daran hinderte, ihn weiter zu bewegen, und eine Hand fuhr mir durch das Haar.

„Was für schöne lange Haare du hast", vernahm ich wieder Kaitos Stimme.

Ich wusste nicht, woran es lag, doch aus irgendeinem Grund machte mich diese Aussage unglaublich wütend. Danach ging alles schnell. Das Auge der Katze, welches ich immer noch mit einer Hand um umklammerte, wurde warm und nahm die Form eines Katanas an. Ich reagierte schnell. Noch bevor Kaito eine Chance hatte, mich daran zu hindern, hatte ich den Griff des Katanas mit beiden Händen gepackt und die Schneide nach hinten, in Richtung meiner Haare, bewegt.

Die Hand in meinem Haar verschwand. Ich nutzte die Gelegenheit und sprang von ihr weg. Dabei wehten mir meine langen Haare ins Gesicht.

Während des Sprunges fiel mein Blick auf Akira, er kniete am Boden, Daisuke war neben ihm und schien ihn zu stützen. Grünblaue Augen schauten mich mit einer Mischung aus Wut, Hass und Enttäuschung an, dann wandte Akira seinen Blick ab.

Ich blickte zu Kaito, dem ich jetzt gegenüberstand. Er schüttelte seine rechte Hand und sah mich mit einem seltsamen Grinsen im Gesicht an. „Du wolltest dir eben doch nicht ernsthaft deine schönen langen Haare abschneiden, oder Seira?", fragte er mit hörbarem Spott in der Stimme.

„Ich geb dich gleich 'schöne lange Haare'", zischte ich wütend und bevor ich realisierte, was ich gerade tat, hatte ich nach hinten gegriffen und mit einer Hand mein Haar gepackt. Mit der anderen führte ich das Katana nach hinten und schnitt mir mit dem Samuraischwert die Haare ab. „Hier! Bitteschön!", schrie ich und warf sie in Kaitos Richtung. „Und nenn mich nie wieder Seira!"

Eine Windböe kam auf und verteilte mein Haar auf dem ganzen Platz. Durch das fliegende Haar hindurch sah ich Kaito, der mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrte.

Ich schreckte auf und saß sofort aufkrecht in meinem Bett. Meine Atmung ging stoßweise und ich zitterte. Mein Traum hatte sich verändert! Es war mehr geworden. Diesmal waren nicht nur Akira und Kaito dort gewesen, sondern auch noch Daisuke.

In meinem Zimmer war es bereits hell und die Sonne schien zum Fenster herein, weshalb ich beschloss, einfach aufzustehen. Ich zog mir eine Jogginghose und ein bequemes T-Shirt an, bevor ich meine Haare lustlos zusammenband und das Zimmer verließ. Auf dem Weg zur Küche hörte ich schon die Stimmen von Daisuke und Saya.

Als ich die Tür öffnete, bot sich mir ein lustiges Bild. Saya und Daisuke staden vor der Spüle und wüschen das Geschirr von gestern Abend an.

„Der Geschirrspüler ist kaputt", erklärte Daisuke auf meinen fragenden Blick hin.

Ich nickte nur und setzte mich an den Tisch. Erst jetzt bemerkte ich Akira, der rechts neben mir entspannt an der Wand lehnte und genüsslich an seinem Kaffee schlürfte.

„Ihr könntet uns ruhig helfen!", schimpfte Saya nach einer Weile.

Akira hob seine Schultern. „Abwaschen ist Frauenarbeit."

So schnell konnte ich gar nicht reagieren, wie die Küchenmesser geflogen kamen. Sie bohrten sich, mit der Spitze voran und der Schneide nur wenige Millimeter von Akiras Gesicht entfernt, links und rechts neben seinem Kopf in die Wand. Eines der Messer hatte ihm sogar an der Wange gestreift und einen dünnen, sauberen Schnitt hinterlassen, der jetzt begann, zu bluten.

Die Messer, die Saya geworfen hatte, waren so scharf, dass sie, wo sie in der Wand steckten, sogar Akiras Haare durchtrennt hatten und einige Strähnen des blaugrünen Haares auf den Boden fielen.

Die Kaffeetasse rutschte Akira aus der Hand und kam mit einem klirrenden Geräusch auf, wo die in tausend Scherben zersprang. Der Kaffee verteilte sich zwischen den Scherben und Akiras abgetrennten Haaren.
 


 

*******************************************************************

Alle, die noch nicht bei der Nebengeschichte vorbeigeschaut haben, sollten das nach diesem Kapitel nachholen. (Es ist für den weiteren Verlauf der Geschichte praktisch, zu wissen, was dort passiert ist)

Animexx http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/389611/320112/

FF.de http://www.fanfiktion.de/s/5265739500011fb637b4bdad/1/Bis-zum-letzten-Schnee-Saya-x-Yuuki-



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  chrono87
2013-11-22T08:05:48+00:00 22.11.2013 09:05
Du hast Recht, das Ende ist wirklich gut. Ren hat Glück, dass sie nicht auch etwas von ihrem Haar verloren hat. XD
Jedenfalls kommen wir jetzt dem Sinn der Träume näher. Visionen also.... ich bin gespannt, ob sie sich später wirklich so abspielen oder, ob sich etwas ändern wird. Wäre ja doof wenn Akira am Ende drauf geht.
Da die letzten Kapitel mehr oder minder entspannt gewesen sind, gehe ich jetzt davon aus, dass mehr Aktion kommt. Bin ja gespannt worauf ich mich am Ende freuen kann... Das Akira von dem Auge durch Zufall erfährt oder dass Ren bzwe. Daisuke endlich etwas sagen. Und Yuuki wird nicht vergessen. Du hast angedeutet, dass er jetzt eine größere Rolle spielen wird.
Antwort von:  Seira-sempai
26.11.2013 21:15
Gut kombiniert.
Ab dem nächsten Kapitel kommt wieder mehr Aktion in die Handlung, dieses Kapitel ist sozusagen der Auftakt zum Finale.
Ob Akira stirbt, kann ich dir noch nicht verraten. Es würde die ganze Spannung ruinieren. Aber ich verrate so viel: Ist in einer meiner Fanfics schon jemals einer der Hauptcharaktere gestorben?
So, und jetzt noch ein kleiner Spoiler aus dem nächsten Kapitel. Diesmal verrate ich dir den Kapitelnamen: Yuukis Geheimnis

Seira


Zurück