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Esmes Geschichte

CarlislexEsme
von

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Die Sache mit dem Bluttrinken

Die Sache mit dem Bluttrinken
 

„Was ist das?“, fragte ich mit zitterndem Unterton in der Stimme, einem unangenehmen Gefühl folgend. Ich wollte zurückweichen, stieß aber rücklings mit meinem Körper gegen einen anderen. Zurückschrecken war mir nicht möglich, denn schon schlangen sich zwei starke mit Muskeln bepackte Arme um mich, die mich an Ort und Stelle festhielten. Mein Mangen zog sich noch mehr zusammen, beinahe so wie ein paar Stunden zuvor, als ich Hunger gehabt hatte, während ich die Flasche mit der dunkelroten, dickflüssigen Substanz betrachtete, als könnte sie mich beißen oder gar anfallen. Edward hatte diese Flasche eben auf den Wohnzimmertisch gestellt und schaute mich prüfend an. Sein Blick ging mir durch Mark und Bein.
 

„Blut.“, lautete seine knappe, kurze Antwort, die allerdings auf mich eine Wirkung hatte, als hätte man mir einen Baseballschläger vor den Kopf geknallt, nur um zu gucken, ob ich überhaupt Schmerzen dabei empfand. Es war richtig von Carlisle gewesen mich festzuhalten, denn allmählich bekam ich es mit der Panik zu tun.
 

„Lass mich los, Carlisle.“, wisperte ich in einer etwas zu hohen Stimmlage, wehrte mich halbherzig gegen ihn.
 

„Es ist gut Esme.“, flüsterte mir Carlisle leise ins Ohr, für Menschen nicht hörbar, aber ich wusste bei Edward war es anders, er hätte sogar draußen im Wald ein Tier von hier aus gehört. Mit einer bedachten, langsamen Bewegung führte der jugendliche Vampir seine Hand zum Deckel der Flasche und schraubte ihn auf, die Kappe bettete er direkt neben das Plastikstück.
 

Ein feiner, herber Geruch wehte zu mir herüber, ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Bitte nicht!, betete ich innerlich. Ich wollte es nicht, ich wollte weg, nur noch weg von hier, um endlich meine Ruhe vor diesen zwei Mistkerlen zu haben, die es anscheinend sich zur Aufgabe gemacht haben, mir das Leben zur Hölle zu machen! Ironischer Weise erinnerte ich mich jetzt an ein Sprichwort, dass von dem inneren eigenen Schweinehund, den es zu bekämpfen galt, handelte. Das Verlangen von vorhin versuchte wieder Besitz von mir zu ergreifen, meinen Verstand zu vernebeln, dass meine Instinkte die Überhand ergreifen konnten, um sich zu holen was sie brauchten.
 

Blut.
 

Ich mobilisierte meine letzten Kraftreserven und riss mich mit einer herrischen Bewegung von dem Arzt los, der ein zwei unbeholfene Schritte tat, bevor er sein Gleichgewicht wiederfand. Mit aller Gewalt presste ich mich an die Wand, die Hände vor mein Gesicht geschlagen, weil ich einfach nichts mehr sehen wollte.
 

„Esme, bitte.“, versuchte mich der Arzt anzusprechen, trat einen Schritt näher, aber ich fauchte auf wie eine zum Sterben verurteilte Katze.
 

„Lass mich in Ruhe!“, zischte ich ihn an, war stark versucht mir die Ohren zu zu halten, obwohl ich wusste, dass ich sie trotzdem noch hören würde.
 

Gepeinigt, am Ende meiner Kräfte und Fassung, rutschte ich haltlos an der Wand zu Boden, wo ich meine Beine eng an meinen Körper zog, um weniger Angriffsfläche zu bieten. Jemand hockte sich vor mich hin, fuhr mir sanft über meinen Kopf, streichelte mein gelocktes Haar und seltsamer Weise beruhigte ich mich wirklich ein bisschen, zumindest verschwand ein wenig das Magenziehen, welches mir auf mein Gemüt schlug. Kurz atmete ich einmal tief durch, ehe ich vorsichtig den Blick durch meine wilde Lockenpracht auf den blonden Vampir richtete.
 

„Ich will das nicht, ich will das nicht. Bitte zwing mich nicht dazu.“, beschwor ich ihn und ich hätte sehr wahrscheinlich geweint, hätte ich es gekannt, dass vertraute Gefühl der Hoffnungslosigkeit war jedenfalls da.
 

„Ich will dich zu nichts zwingen, Esme, aber es ist notwendig. Du bist ein neugeborener Vampir, gerade du brauchst viel Blut, um zu überleben. Ich weiß es ist alles noch sehr neu für dich, aber Edward und ich sind da, um dir dabei zu helfen dich zu Recht zu finden. Momentan empfindest du einen unvorstellbaren Blutdurst, aber das wird nur die ersten ein oder zwei Wochen anhalten, danach wird es besser.“, erklärte Carlisle mir weiter.
 

Prüfend blickte ich ihm in seine Augen und es sprachen nur Aufrichtigkeit und Wärme aus ihnen.
 

So schwer es mir von meinem Verstand auch fiel, ich konnte ihm und Edward vertrauen, dass wusste ich, aber es zu akzeptieren fiel mir schwer, denn wann hatte ich das letzte Mal jemanden vertrauen können? Meinem ehemaligen Verlobten auf gar keinen Fall! Ich presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen.
 

Auch wenn ich wusste, dass ich in Carlisle und Edward Freunde gefunden hatte, so war diese Sperre in meinem Kopf, die meine Alarmglocken schrill aufjaulen ließ, so präsent wie eh und je und für mich nur schwer, sehr schwer, zu überwinden.
 

Die Augenbrauen des Arztes zogen sich missbilligend, zugleich überlegend, zusammen. Berechnend schaute er über seine Schulter zu Edward.
 

„Gib mir bitte die Flasche.“
 

Erschrocken riss ich die Augen auf. Er würde mich tatsächlich dazu zwingen dieses Zeug zu trinken! Ein Warum lag mir auf den Lippen, aber ich sprach die Frage nicht aus, denn ich war schon dabei mir über andere Dinge Gedanken zu machen. Ich beobachtete, wie Edward um den Tisch herum ging und Carlisle die Flasche Blut reichte.
 

Zurückweichen war in meiner Situation nicht möglich, ich konnte nur zu beiden Seiten ausweichen. Kritisch musterte ich Carlisle, wie er die Flasche Blut selbst ansetzte und einen kräftigen Schluck nahm, sie danach seinem jüngeren Mitbewohner zurückgab. Sachte strich er mir eine verirrte Strähne aus den Augen, die dorthin gerutscht war, dann packte er mir plötzlich in den Nacken und presste verlangend seinen Mund auf meinen. Mir blieb der Atem weg. Hastig stemmte ich meine Arme gegen seine Brust, um ihn von mir weg zu drücken, aber er schien wie festgewachsen auf den Boden, wie ein Fels in der Brandung.
 

Ich wusste, wenn ich jetzt den Mund aufmachen würde, würde ich unweigerlich das Blut schlucken und gerade das wollte ich ja auf jeden Fall verhindern!
 

Ich schlug mit den Beinen aus, aber die Wirkung wurde mühelos abgeblockt, indem ich zur Seite gerissen wurde und der Länge nach auf dem Boden lag. Irgendwie hatte der Arzt es geschafft seine Lippen auf meinen zu behalten! Ich wehrte mich noch immer verbissen dagegen, aber einem ausgewachsenen Mann, der zu dem auf meiner Hüfte pausierte und meine Arme auf dem Fußboden hielt, hatte ich nicht viel entgegen zu setzen.
 

Als neu geborener Vampir war ich zwar stärker als die älteren Vampire, aber ich spürte mit jeder neuen verstrichenen Minute, wie mehr Kraft aus mir heraus sickerte, wie ein Loch in einem Kornsack und nicht vermochte gestopft zu werden.
 

Ein kräftiger Biss auf meinen empfindlichen Lippen riss mich aus meinen Gedanken. Protestierend jaulte ich auf ohne nachzudenken, aber dafür die Quittung gleich hinterher geschmissen zu bekommen!
 

Geschickt schlängelte Carlisle seine Zunge durch den schmalen Spalt, den ich durch mein unbedachtes aufquitschen gegeben hatte. Etwas was nach Metall schmeckte, floss in meinen Mundraum und ab hier konnte ich so viel machen wie ich wollte, meine Instinkte übernahmen die Oberhand, setzten sich mit einer Wucht durch, der ich nichts entgegen zu setzen hatte. Mechanisch schluckte ich, dabei floss das Blut meine Kehle hinunter in meinen Magen, der ein wohl tuendes Brummen von sich gab. Ich hatte Hunger, mehr als ich es mir je eingestehen wollte. Nicht alles an Blut floss in meinen Mund, ein Tropfen bahnte sich einen Weg über mein Kinn und es kitzelte furchtbar stark, dass ich ihn am liebsten mit einer herrischen Geste wegwischen wollte, aber das übernahm Carlisle für mich.
 

Langsam löste er sich von mir, sah mir prüfend in die Augen, ehe er sich wieder zu mir runter beugte und den Blutstropfen sowie seine Spur zurück zu meinem Mund ableckte. Mein Herz, wenn es denn noch schlagen würde, hätte jetzt wohl einen Hüpfer gemacht. Was sollte diese Aktion? So was macht man doch nicht einfach oder?, fragte ich mich gedanklich, zumindest sagte mir dies deutlich Edwards ungläubiger Blick, während er es sich auf einem Stuhl neben dem Sofa bequem machte und sich doch tatsächlich ein Buch schnappte zum Lesen!
 

So konnte man sich natürlich auch aus der Affäre ziehen, wenn das jedoch etwas zu unelegant durchgezogen wurde.
 

„Wir können das jetzt so weiter führen, bis die Flasche leer ist, morgens, mittags und abends, bis du aus dem gröbsten der Umwandlung raus bist oder du fängst an freiwillig zu trinken und ersparst uns dieses alberne Rumgeballze. Wie entscheidest du dich?“, stellte mich Carlisle vor die Wahl und auf einmal wurde ich mir allem bewusst: Edwards neugieriger Blick über den Buchrand, dass dämmrige Licht im Raum, die finstere Nacht draußen, der Arzt mit seinem Gewicht auf mir und der tatsache, dass ich noch nie richtig verliebt war.
 

Mein Hals schnürte sich zu, ich würde keine vernünftige Antwort heraus kriegen, darum nickte ich einfach mit dem Kopf. Carlisle schien das zu reichen, denn er erhob sich ein paar Sekunden später von mir in eine aufrechte Position. Wie ein Gentleman streckte er mir die Hand entgegen und ich ergriff sie nach einigem Zögern.
 

Mit nur wenig Kraftaufwand stellte er mich wieder auf die Beine. Das Gesicht von Carlisle abgewandt, spähte ich aus dem Augenwinkel zu Edward, um ihn einen warnenden Blick zu schenken, dass er sich aus meinen Gedanken fernhalten sollte, die ihn nebenbei gar nichts angingen, aber das einzige, was er mir entgegnete, war eine amüsiert hochgezogene Augenbraue, ich konnte mir gut einen belustigt verzogenen Mundwinkel dazu vorstellen, der sich hinter dem Buch versteckte.
 

Nebenbei drückte mir Carlisle die Flasche in die Hand und dirigierte mich mit sanftem Druck an den Schultern zum Wohnzimmersofa, auf dem er sich neben mir sinken ließ. Stumm saß ich neben ihm, drehte die Flasche Blut abwesend zwischen den Fingern.
 

„…Esme…“
 

„Schon gut, schon gut, ich trink ja.“, beschwichtigte ich den Arzt sofort und nahm zur Bestätigung gleich einen großen Schluck der nach Metall schmeckenden Flüssigkeit, die mich nach jedem Tropfen mehr stärkte.
 

Die Stille zwischen uns dreien trat danach wieder ein, denn ich wusste nicht, worüber ich mit den beiden reden sollte, wir waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht und schließlich hatte ich ihnen noch immer nicht verziehen, was sie mit mir gemacht hatten, zu dem wirkte es zumindest auf Edwards Seite irritierend, wenn man mit einer Person reden wollte, die ein Buch sprichwörtlich vor der Nase hatte.
 

Oh ja, es versprach ein sehr angenehmer Abend zu werden.
 

Abwartend, aber auch neugierig, sah ich zur einzigen Uhr im Raum, dessen Zeiger sich bewegten. Es war eine viertel Stunde vor zehn Uhr abends, was mich verwirrt die Stirn runzeln ließ. Eigentlich gehörte ich zu der Sorte Menschen, die 1. Verdammt schnell müde wurden, egal an welchem Tag der Woche und 2. zählte ich zu den Schläfern, die am meisten Schlaf brauchten.
 

Ich müsste längst hundemüde sein, aber ich fühlte mich putzmunter, als wäre ich erst frisch aus dem Bett gestiegen. Unter meinen Haarspitzenbetrachtete ich die beiden anderen Männer.
 

Sie sahen genauso munter aus wie ich, nicht mal der leiseste Ansatz von Erschöpfung, obwohl Edward den ganzen Tag in der Schule gewesen war und Carlisle im Krankenhaus geschuftete hatte! Aber vielleicht spielte mir mein Kopf nur einen Streich und ich musste mich nur ins Bett legen, schon würde ich einschlafen.
 

Also stellte ich die Flasche Blut weg, erhob mich vom Sofa und verließ das Wohnzimmer, um in die obere Etage zu gehen. Wenn mich die beiden anderen Vampire dabei beobachteten, ließ ich es mir nicht anmerken. Ich geh einfach mal davon aus, dass ich in dem Zimmer schlafen konnte, indem ich auch aufgewacht worden war. Die einzelnen Treppenstufen knartschten nicht einmal unter meinen Füßen, obwohl ich es bei meinem Gewicht eigentlich gedacht hatte.
 

Am Treppenansatz bog ich nach rechts ab, durchquerte den äußersten Gang, der zum letzten Zimmer führte und ging hinein, die Tür sicherheitshalber abgeschlossen, damit die zwei Männer wenigstens nicht ganz unbemerkt eindringen konnten.
 

Allmählich registrierte ich die Kleidung, die noch unangenehm auf meiner Haut klebte.
 

Die Kälte spürte ich zwar, doch war ich in meiner Bewegungsfreiheit extrem eingeschränkt. So wechselte ich zu aller erst die Klamotten gegen einen Schlafanzug, verstaute den nassen Kleiderhaufen in den Wäschepuff, der in einer Ecke stand.
 

Man hatte das Bett gemacht, fiel mir als erstes auf, wohl während meiner Abwesenheit in den Wäldern. Die flauschige Bettwäsche, die förmlich wie Popkorn aufging, schauten so verlockend aus, dass ich mich widerstandslos in die Federn fallen ließ, alle viere von sich gestrickt. Es war eine Wohltat, auch mal nicht unter ständiger Aufsicht zu stehen, wie es sonst immer der Fall war. Es war irgendeiner immer um mich herum, der Arzt oder entweder Edward.
 

Eine innerliche Ruhe überkam mich, welche ich das letzte Mal verspürt hatte, als ich von totaler Resignation meine Tage im Krankenhaus fristen durfte.
 

Abwesend starrte ich an die Zimmerdecke, hoffend das Edward momentan seine mentalen Fühler bei sich beließ, um mir Ruhe zu gönnen, für heute hatte ich echt die Nase voll davon, dass ein Jugendlicher in meinem Kopf herum wühlen konnte, ohne um Erlaubnis bitten zu müssen. Ich würde schließlich auch nicht in fremder Leute Köpfe herum wühlen, selbst wenn ich die Möglichkeit dazu hätte, so etwas machte man einfach nicht.
 

Meiner Meinung nach war es ein Eingriff in die Intimsphäre eines jeden Menschen.
 

Die Gedanken gehörten einem selbst und sollten es auch bleiben!
 

Leise seufzte ich auf, legte mich auf meine Seite und rollte mich wie eine kleine Katze zusammen. Ich schloss meine Augen, versuchte den Schlaf herauf zu beschwören, an nichts anderes zu denken, die Gedanken Gedanken sein zu lassen, meinen Geist von allem zu befreien, was mich belastete. Einige Minuten funktionierte das erstaunlich gut, aber es stellte sich einfach keine Müdigkeit ein, dass konnte doch nicht wahr sein!
 

Resignierend nickte ich, beruhigte mich innerlich und drehte mich auf die andere Seite, vielleicht musste ich mich nur entspannen, dann gelang es mir bestimmt!
 

Ich wartete…wartete…und wartete, doch das Ergebnis war dasselbe: nämlich das ich nicht schlief und das nervte…gewaltig!
 

Irgendwann, nach zwei Stunden hatte ich aufgehört auf die Uhr zu gucken, gab ich den Kampf >Wie konnte ich in den Schlaf sinken ohne an die Decke zu gehen< auf.
 

Wieso konnte ich nicht schlafen? Ich jedenfalls wusste keine Antwort darauf, aber ich war mir sicher Carlisle oder Edward konnten mir eine geben, die für mich zufriedenstellend war. Wohl oder übel musste ich mich dafür aus meinem warmen Bett begeben, aber was machte man nicht, um zu erfahren, was nun wieder mit einem selbst los war?
 

Eben.
 

Also schwang ich mich aus dem Bett und tapste barfuß nach unten. Im Wohnzimmer brannte der Kamin, deswegen schaute ich dort als erstes nach und sah ein mir fremdes Bild. Verblüfft und zugegeben positiv überrascht, lehnte ich mich an den Türrahmen, um alles besser zu analysieren, dass mir gebotene Bild in mich aufzusaugen, wie ein trockener Schwamm der endlich wieder Wasser bekam und sich damit vollsog.
 

Edward spielte mit Carlisle Schach!
 

Stink normales Schach! Normaler Weise würde ich solche Wesen wie Vampire niemals mit etwas so banalem in Verbindung bringen. Die zwei sahen mit dieser Beschäftigung irgendwie gruselig aus, es passte einfach nicht zu ihnen! Bei Vampiren würde ich einfach denken, dass sie mit Unmengen an Blut zu tun haben, bis jetzt habe ich davon eher wenig mitbekommen, wofür ich auch dankbar war, aber es wurde Zeit etwas anderes zu klären.
 

„Wieso kann ich nicht schlafen?“, fragte ich in den Raum, wartete ab, ob die zwei Männer auf mich reagieren würden und sie da, sie sahen sogar gleichzeitig auf! Innerlich musste ich schmunzeln darüber schmunzeln, äußerlich würde ich diese Heiterkeit nie zeigen, es könnte ihnen sonst signalisieren, dass ich ihnen verziehen hätte und das hatte ich definitiv noch nicht! Das brauchte Zeit, sehr viel Zeit, die ich auch darüber nachdenken musste, ehe würde sich meine Meinung darüber nicht ändern.
 

Edward, der mit dem Rücken zu mir saß, wandte sich halb zu mir um, hauptsächlich damit er mich mit seinem Kopf angucken konnte, während Carlisle mir schon direkt in die Augen schaute. Er wirkte konzentriert, nachdenklich, wahrscheinlich war er einfach noch zu tief in das Spiel versetzt, dass er meine Frage überhaupt nicht mitbekommen hatte, doch irgendetwas, eine leise Ahnung, sagte mir, dass er genau wusste, was gerade vor sich ging.
 

Seine Blicke wanderten über meinen Körper. Hatte er mich nicht im Schlafanzug erwartet oder was? Eine Augenbraue hochziehend blickte ich ihn prüfend an. „Sehe ich so komisch in diesem Aufzug aus?“, gab ich spitz von mir und verengte vernichtend die Augen. „Ich hatte eigentlich beschlossen mich Schlafen zu legen, aber komischer Weise klappt das nicht so wie ich will.“, murrte ich als Erklärung.
 

Edward und Carlisle tauschten einen bedeutsamen Blick miteinander, was mich schon stutzig werden ließ. Was sollte dieser Blick, den ich nicht einzuordnen vermochte. „Möchtest du es ihr erklären Calrisle?“ Meine Augen wanderten von dem Jugendlichen zum Arzt, der mich weiterhin prüfend betrachtete. Allmählich wurde es mir gruselig, gerade weil ich diesen Blick nicht zuordnen konnte. Seine schönen karamellfarbenen Seelenspiegel schienen mich verschlingen zu wollen.
 

Plötzlich verdüsterten sich seine Augen in ein tiefes schwarz und ich riss überrascht die Augen auf. Was war das denn gewesen?! Aber so schnell es gekommen war, so schnell war es schon vorbei und überhaupt ließ Carlisle mir keine Gelegenheit mehr irgendetwas zu hinterfragen. Er wandte sich ohne weiteres ab, erhob sich von seinem Platz und war innerhalb einer Sekunde aus dem Wohnzimmer verschwunden.
 

Er hatte es seinen Vampirkräften zu verdanken, dass er so schnell war, aber ich war leicht gekränkt, dass er mir keine Gelegenheit gelassen hatte, nachzufragen was mit ihm los war. Typisch Mann halt, wollte sich von nichts und niemandem helfen lassen!
 

„Entschuldige Carlisle bitte, Esme.“, warf sich Edward dazwischen, um mich anscheinend von etwas abzulenken, was nicht für meine Ohren bestimmt war. Was lief hier für ein Spiel? Dieser Arzt benahm sich schon von Anfang an merkwürdig, aber mittlerweile wurde es richtig mysteriös, beinahe verschlagen. Aber naja, quetschte ich halt den jugendlichen aus, damit hatte ich auch kein Problem.
 

„Also, warum kann ich nicht schlafen?“, wiederholte ich noch einmal meine Frage, in der Hoffnung nun eine Antwort zu bekommen, da Carlisle offensichtlich Edward die Führung dieses Gespräches überlassen hatte. Er warf mir ein warmes Lächeln rüber. „Setz dich doch erst einmal. Im Stehen lässt es sich so schwer reden.“, bot er mir an und ausnahmsweise ging ich dieses Mal darauf ein. Momentan hatte ich keine Lust auf Stehen, außerdem war ich viel entspannter bei der Sache, wenn ich mit Edward redete und nicht mit Carlisle.
 

Für mich strahlte Carlisle eine starke Persönlichkeit aus, eine dominante Persönlichkeit, die es mir fast unmöglich machte, mich dagegen aufzulehnen, deswegen war ich so widerspenstig. Ich wollte mich niemandem unterordnen, dass hatte ich in der Vergangenheit schon zu oft durchmachen müssen!
 

Ich folgte der Aufforderung des Jüngeren und setzte mich auf dem Platz, auf dem zuvor noch der Arzt gesessen hatte. Ich betrachtete das ausgebreitete Schachspiel vor mir. Der Jugendliche war gar nicht mal schlecht bei der Sache gewesen, aber Carlisle hätte ihn in den nächsten vier Zügen geschlagen, hätte Edward die offensichtlichen Züge gemacht, die ich vermute. Schach hatte mir eine alte Freundin beigebracht, als ich noch mit meinem Verlobten zusammen gelebt hatte, dass tat ich ja nun Gott sei Dank nicht mehr, aber in diesem neuen Gefängnis zu sitzen, war auch nicht gerade toll.
 

Ich schaute auf, damit Edward sich meiner ungeteilten Aufmerksamkeit sicher sein konnte. Er setzte sich wieder ordentlich hin, stützte die Unterarme auf. Show Time.
 

„Du kannst also nicht schlafen, ja?“ Ich nickte, er gab nur ein Seufzen von sich. „Das ist für einen Vampir ganz normal, Esme.“ Ungläubig sah ich ihn an.
 

Was bitte bedeutete das denn? Er fuhr sich einmal durch sein hoch gegeltes Haar, in für ihn stressigen oder emotional geladenen Situationen besonders, wie anscheinend jetzt.
 

Dann sickerte die Erkenntnis in mein Gehirn und ich ließ meinen Kopf mit einem lauten „Klong“ auf den Tisch fallen. Es ergab einen herrlich hohen Ton, Kopfschmerzen bestimmt nicht, früher hatte ich das schon oft gemacht, es gehörte einfach zu meiner Persönlichkeit. Wieso eigentlich immer ich?; stöhnte ich innerlich. Es war doch jedes Mal dasselbe Theater, ich stolperte von einer extremen Situation in die nächste, aber keine wurde unbedingt besser, eher im Gegenteil.
 

„Willst du damit etwa andeuten, dass ich nicht nur heute sondern überhaupt niemals wieder schlafen kann? Es bleibt nun so, egal was ich mache.“, schlussfolgerte ich, riet ins Blaue hinein, wusste aber instinktiv, dass ich bereits die Tatsache der Dinge erraten hatte. „Leider ja.“, bestätigte mir der Teenager, der zumindest das Aussehen eines solchen hatte, in Wirklichkeit war er schon viel älter, schaute mich zerknirscht an, als hätte er sich damals auch erst mal daran gewöhnen müssen. „Wie erging es dir damals?“, fragte ich zögerlich nach, schließlich wusste ich ja nicht, wie er auf die Anspielung auf seine Vergangenheit als er sich eingewöhnen musste, reagieren würde. Anscheinend überrascht über meine Frage, sah er mich an.
 

„Es war…okay. Ich habe lange gebraucht mich einzugewöhnen. Mit den ganzen neuen Sachen habe ich mich anfangs schwer getan, insbesondere mit dem Schlafen und dem Bluttrinken, genau wie du, aber irgendwann akzeptiert man es, gewöhnt sich daran und lernt sein neues Leben zu lieben, selbst wenn es die erste Zeit schwer ist.“
 

Diese Aussage hörte sich logisch an, vollkommen gut. Viele Menschen starben heutzutage, Menschen die es verdient hatten zu leben und starben durch die Hand anderer Leute, die keine Rücksicht auf andere nahmen.
 

„Wodurch bist du damals fast gestorben?“, wisperte ich in die entstandene Stille hinein, einfach um auch mal mehr über den Jugendlichen zu erfahren, sehr wahrscheinlich wusste der, weswegen ich im Krankenhaus gelegen hatte, also war es auch nur Recht, wenn ich mehr über ihn erfuhr. Zumindest wenn man es vom moralischem Sinne her betrachtete.
 

„An der spanischen Grippe am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts.“, antwortete Edward mir, danach kam nichts mehr. Edward schwieg und ich wollte nicht noch weitere schlechte Erinnerungen in ihm wecken, ihn konnte ich nach Carlisle noch schwerer einschätzen. Ich wusste zwar, dass er bei vielen Dingen tolerant war und längst nicht so schnell zu harten Mitteln Griff wie der Arzt, aber wer wusste schon, wann ich seine innere Grenze, die jeder hatte, überschritt.
 

Fürs erste ließ ich es einfach dabei.
 

Kapitel Ende
 


 

So^^
 

Hier bin ich wieder mit einem neuen Kapitel von Esme und Carlisle und es tut mir wahnsinnig Leid, so spät dran zu sein, aber irgendwie hat sich dieses Kapitel so in die Länge gezogen, dass ich überhaupt nicht wusste, wann ich einen Cut machen sollte oder nicht.
 

Eigentlich hatte ich vorgehabt nach den ersten zweitausend Wörtern cut zu machen, aber das konnte ich euch nicht antun, schließlich waren alle anderen Kapitel auch beinahe die dreitausend Wörter lang und jetzt wieder so derbe mit der Wörteranzahl runter zu gehen hat mir, zugegeben, auch nicht gepasst, deswegen habe ich mich noch einmal hinter den Schreibtisch gesetzt, meinen Kopf nach Ideen durchwühlt und das Kapitel verlängert, sodass ihr jetzt statt fast dreitausend sogar an die viertausend Wörter habt^^
 

Leider muss ich euch schon vorwarnen, dass das beim nächsten Kapitel nicht so sein wird, da werden es wieder normale dreitausend Wörter sein, aber das reicht ja auch schon^^ Wann genau das nächste Kapitel kommt, kann ich euch leider noch nicht versprechen, momentan habe ich nämlich noch andere FF´s die unbedingt mal wieder bearbeitet werden müssen, also habt bitte ein bisschen Geduld mit mir^^
 

Jedenfalls kann ich euch auf jeden Fall schon versprechen, dass es nicht langweilig werden wird mit den dreien, dazu lass ich es gar nicht erst kommen^^
 

Also freut euch schon einmal auf die nächsten Kapitel, sie werden sich lohnen und ich wünsche euch weiterhin noch viel Spaß und Erfolg, haltet die Ohren steif, bleibt gesund und lest fleißig weiter^^
 

Lesemaus



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jennalynn
2011-10-24T22:07:17+00:00 25.10.2011 00:07
WOW ein hammer geiles Kapitel.
Carlisles Methode ihr Blut zu geben, gefällt mir. *grins*
Und ich bin mir zu 100 Prozent sicher das unser lieber Carlisle gerade ziemlich erregt war.
Deswegen sind seine Augen schwarz geworden.
Und deswegen musste er auch schnell weg, sonst wäre er über Esme hergefallen *kicher*
Von:  Lilly-Drackonia
2010-03-29T08:00:46+00:00 29.03.2010 10:00
Das ist ein rcht tolles Kapi
Ich bin schon gespannt wie es weiter gehen wird
Bitte schreib ganz schnell weiter ich freu mich schon darauf.
Lilly-Drackonia;)
Von:  Annea
2010-03-29T06:07:02+00:00 29.03.2010 08:07
hey =)
ich hab deine Story grad entdeckt! eigentlich eher zufällig.. aber sie gefällt mir richtig gut!! Ich mag Esme total gerne und finds toll, auch mal was über sie zu lesen =)
sonst gehts ja immer nur um Edward und Bella (die ich natürlich auch mag ^^ aber manchmal nervts)

dein Schreibstil ist toll! Die Ideen auch (manchmal wundere ich mich nur über die Charakterzüge von Edward und Carlisle, weils mir manchmal so vorkommt, als hätten sie die Rollen getauscht..) aber du machst das ganz, ganz toll und ich hoffe, dass es jetzt mit den Kapiteln schneller weitergeht =)

(ich nehme an, die Tatsache, dass Carlisles Augen dünkler werden, hat mit Esme zu tun, oder ^^)

Mach schnell weiter!

Lg
Von:  Rosaire
2010-03-28T17:36:07+00:00 28.03.2010 19:36
hey,
ich finde dieses kapitel grandios^^
erst recht die stelle wo carlisle esme das blut so 'leidenschftlich' in den mund iniziert hat.
ach ich liebe deine fanfiction und hoffe darauf das du schnell weiter schreibst. vllt auch ein wenig romantischer wirst. darauf warte ich ganz gespannt.

LG HIKARI


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