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Rising Sun - Bis(s) das Licht der Sonne erstrahlt

Fortsetzung von Bis(s) zum Ende der Nacht
von

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Mein Werwolf

Disclaimer:

=> Ich verdiene kein Geld mit meiner Fanfiction.

=> Alle Charaktere gehören Stephenie Meyer mit Ausnahme einiger Schüler und Lehrer, die ich selbst erfunden habe.
 

Weitere Infos zur FF, Trailer, Cover & mehr

http://renesmee-und-jacob.de.vu/
 

Playlist

Und auch bei diesem Kapitel kann ich ein Lied empfehlen, das ihr wahlweise nebenher hören könnt. Einfach bei Youtube eingeben "The Piano [Life is a Song]".
 

Natürlich darf auch mein Dank an euch nicht fehlen.

Ich danke euch für die lieben Kommentare. Ich habe auch von einigen gelesen, dass sie geweint haben. Ich muss leider zugeben, dass mir in diesem Fall eure Tränen Freude bereitet haben, ganz einfach aus dem Umstand heraus, dass ich nicht erwartet habe solche Gefühle in einigen auslösen zu können.

In diesem Sinne: danke für eure Kommis und eure Tränen ohne meine Kommentarschreiber würde ich gar nicht weiterschreiben ^_^
 

Last but not least ein kleiner Hinweis:

Das Kapitel ist relativ lang und ich hatte ursprünglich vor es aufzuteilen, entschied mich aber letztlich gegen eine Teilung da die Einzelkapitel dann zu klein gewesen wären. Leider passieren jetzt hier ziemlich viele Dinge auf einmal, ich hoffe das macht euch nicht allzu viel aus =)
 

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Kapitel 08:

Mein Werwolf
 

An manchen Bäumen, Steinen und Sträuchern des Waldes befanden sich vereinzelt Wassertröpfchen. Es waren meine Tränen die vom Luftzug davon geweht wurden.

Ich folgte Jacobs wohlriechendem Duft durch den Wald und blieb dabei so gut wie nie stehen, trotzdem hatte ich das Gefühl zu spät zu kommen.

In meinem Kopf ließ ich Geschehenes Revue passieren...
 

Nachdem ich mit Dave mein Zu Hause verlassen hatte, brauchte er erstmal eine Weile um mich aufzuheitern. Ich hatte mich so schlecht gefühlt und wünschte Jacob hätte mir eine für mein Verhalten geklatscht, aber ich wusste, er würde mir nie wehtun.

Aber ich hatte ihm wehgetan und das mit voller Absicht.

„Ach komm schon, was auch immer du getan hast, deine Leute werden dir verzeihen, Ren.“, versuchte Dave mich zu beruhigen. „Komm.. vergiss das. Heute ist immerhin ein besonderer Tag.“

Ich nickte immernoch geistesabwesend und ließ mich einfach von David irgendwo hin fahren.

Mir war es egal wohin er mit mir fuhr. Hauptsache ich konnte Jake nicht mehr wehtun.

Von mir aus konnte er mit mir nach Australien ins Outback fahren, es war mir egal.
 

Doch er parkte schon nach einigen Minuten, öffnete meine Tür und hielt mir die Hand hin.

Wie ein Gentleman half er mir aus dem Wagen. Ich hoffte er würde nicht schon wieder in ein Restaurant mit mir gehen, denn ich sah sicher elend aus und war auch nicht für diesen Anlass gekleidet.
 

Ich war fast erleichtert, als ich das Gebäude betrat in das er mich führte.

Über die ganze Länge des Raumes waren an der Seite Bowlingbahnen und an einigen Bahnen jubelten Teams über ihre gefallenen Kegel.

Mir war unbegreiflich warum er mich hier her gebracht hatte, besonders romantisch wirkte das Ambiente hier nicht auf mich, auch wenn man es hier mit einigen zusätzlichen Blumen und hier und da kleinen Tauben-Figuren die über den Bahnen hingen, versucht hatte.

An der letzten Bahn erblickte ich nun bekannte Gesichter. Hannah und einige Klassenkameraden waren dort.

„Na endlich seid ihr beiden auch mal da.“, sagte sie heiter zu uns, als wir näher gekommen waren. „Der Austin hat uns ja extra früher gehen lassen, weil er uns ja soooo „lieb“ hat. Naja immerhin hat er uns die freien Stunden geschenkt, damit wir hier ein bisschen Spaß haben können.“

Ich setzte ein Lächeln auf, dann widmeten wir uns alle dem Spiel.

Bowling war glücklicherweise eine jener Sportarten die ich noch am ehesten ausführen konnte, ohne aufzufallen. Alle Gaben die mir in die Wiege gelegt worden waren, halfen mir nicht dabei die Kugel wirklich gezielt mit wenigen Würfen alle Kegel umwerfen zu lassen.

Ich war zwar sehr gut, aber nicht auffällig gut. Hannah bezeichnete es als „Anfängerglück“.

Ich musste an sich nur darauf achten, die Kugel nicht zu heftig auf die Bahn zu schubsen, da sie andernfalls vielleicht sogar durch die gegenüberliegende Wand fliegen konnte.

Alles in allem machte es mir aber Spaß und es tat gut die Anderen ausgelassen neben mir lachen zu hören. Ich wusste das David lieber mit mir allein gewesen wäre, aber offenbar hielt er es für klüger mir erstmal das schreckliche Gefühl zu nehmen, das zu Hause in mir aufgekommen war.

Am Ende hatte ich sogar das Spiel gewonnen und durfte einen kleinen Pokal aus Plastik entgegennehmen. Er war kaum größer als ein normales Glas und mit einer Folie überzogen, die ihn aussehen ließ als wäre er aus echtem Silber in einem zarten Rosé-Ton.

Meine Sorgen hatte ich inzwischen fast komplett ganz weit nach hinten verbannt.
 

Es war schon dunkel, als Dave mit mir über den Waldweg fuhr und an der Lichtung halt machte. Etwas verunsichert trat ich mit ihm auf die Wiese. Nur das fahle Mondlicht bot eine Lichtquelle, doch ich sah trotzdem alles sehr gut.

„Renesmee.“, fing David leise an. „Ich habe diesen schönen Ort ausgesucht um dir etwas zu sagen...“

Ich antwortete nichts und er setzte nach einer Pause seine kleine Rede fort.

„Ich möchte das du weisst, dass ich sehr viel für dich empfinde. Schon als mir Hannah von dir erzählte wusste ich, dass du ein ganz besonderes Mädchen bist und als ich dich dann sah, war es schon um mich geschehen.“

Ich schwieg immernoch eisern.

„Renesmee Cullen. Ich liebe dich.“

Jetzt war es raus.. und ich stand immernoch stumm da und sah ihn an.

In keiner Sekunde kam mir die Idee in den Kopf mit „ich dich auch“ zu antworten, denn so war es nicht. Ich fand ihn nett und er sah auch nicht schlecht aus, trotzdem verspürte ich kein Kribbeln in seiner Nähe. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt fühlte ich mich nichtmal Wohl bei ihm.

Er schien es nicht zu merken und deutete meine Sprachlosigkeit wohl falsch.

„Ja... sowas will man kaum glauben wenn man es hört, aber es ist die Wahrheit, Ren.“

Dann kramte er in seiner Hosentasche herum und zog einen kleinen roten Umschlag heraus, den er mir reichte.

Ich öffnete ihn langsam. Neben einem kleinen weißen Brief kullerte noch eine Kette heraus.

Sie war golden und hatte einen Anhänger. Ein D verschlungen mit einem R.
 

„Danke, Dave.“, flüsterte ich ihm zu. „Das ist ein schönes Valentinstagsgeschenk.“

Und es entsprach auch der Wahrheit. Ich fand es ja wirklich schön und ich fand es auch süß, dass er sich solche Mühe machte, aber noch ehe ich weiteres sagen konnte, beugte er sich zu mir herab und küsste mich.

Ich erwiderte seinen Kuss nicht und war froh das ein Knurren ihn wenige Millisekunden später erschrocken aufsehen ließ.

Sofort blickten meine schokoladenbraunen Augen in die Richtung aus der das Geräusch kam und in der Finsternis erkannte ich den großen rostroten Wolf.

Am liebsten wäre ich zu ihm gerannt, hätte ihm erklärt, dass das was er dachte nicht stimmte, denn ich war mir sicher, dass er dachte ich empfand für David das selbe wie er für mich.

Aber dem war nicht so.

„Ren?“

Davids Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „Du brauchst keine Angst zu haben, was auch immer das war, es ist weg“

„Ja er ist weg.“, flüsterte ich kaum merklich. „Der Wolf ist fort...“

„Wolf?“, fragte er ungläubig. Ich glaube kaum, dass die sich so nah an Menschen trauen wenn es hier welche gibt.“

Ich nickte, starrte aber weiterhin in die Büsche.

„Oh.. Ren.. was ich noch sagen wollte...

Ren?“

Jetzt legte er seine Hand an meine Wange und schob mein Gesicht so hin, dass ich ihn ansehen musste.

„Das in der Schule mit deiner Wolfsfigur tut mir wirklich sehr leid. Ich möchte das du das weisst.“
 

Und plötzlich traf es mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich hatte die Figur die ich für Jake gemacht hatte, beschützt ohne Rücksicht auf Geheimhaltung unseres wahren Seins.

Warum war ich dann nicht in der Lage, den echten Jacob zu schützen?

Im Gegenteil ich tat ihm weh. So unendlich weh und das spürte ich.

So wie er spürte wenn es mir nicht gut ging. Es war wie ein unsichtbares Band das uns verband. Wie konnte ich auch nur eine Sekunde Zweifeln?

Das Gefühl das ich mit Jake auf der Wiese hatte, hatte ich zu keiner Zeit mit Dave gehabt und ich spürte auch, dass ich es mit niemandem sonst haben würde. Nur mit ihm.
 

„Tut mir Leid, Dave. Ich kann dir nicht geben was du willst.“, sagte ich entschlossen, dann drückte ich ihm den Umschlag und die Kette in die Hand und raste davon.
 

Ich wollte zurück zu ihm, so schnell wie möglich.

Zurück zu dem, zu dem ich gehörte.

Dem ich schon immer gehört hatte.

Er war mein Jacob – und nun war ich seine Nessie.
 

***
 

Mein Herz schlug mir bis zum Hals als ich die große Tür der Villa öffnete.

Es brannte zwar überall Licht, doch es war niemand zu sehen.

Das ungute Gefühl in mir machte sich jetzt nur noch breiter.

Etwas stimmte ganz und gar nicht.
 

Rasch rannte ich die Kellertreppe hinab und in Jakes Zimmer, doch es war leer.

Es war vom schwummrigen Licht beleuchtet, dem einzigen Licht hier unten, da die Kellerfensterchen kaum mehr boten. Die unterste Schublade der Kommode stand offen.

Ich lief zum wie immer ungemachten Bett und legte eine Hand auf die Matratze.

Sie war kalt. Er war also nicht vor kurzem noch hier gewesen.

Aber ich spürte, dass er in der Villa und nicht etwa weit weggerannt war, als er mich mit Dave gesehen hatte. Als ich wieder die Treppe empor lief und dann geradewegs weiter in den ersten Stock wollte wurde ich plötzlich abgefangen.
 

Meine Mutter zog mich sanft aber bestimmt in die Küche.

„Mum was-“

„Bitte setz dich, Renesmee.“

Mit fragendem Blick setzte ich mich auf meinen Stuhl und beobachtete meine Mutter.

Sie versuchte etwas zu verbergen.

„Möchtest du was trinken?“

Ihre banale Frage machte alles noch offensichtlicher.

„Nein, Mum.“, antwortete ich fordernd. „Ich möchte wissen was hier los ist, also sag schon.“

Sie schloss kurz die Augen, dann öffnete sie sie wieder und sah mich durchdringend an.

„Renesmee Schatz.“ begann sie und legte ihre Hände mit dem Handrücken nach unten auf den Tisch. Ich hatte meine bisher unter dem Tisch gehabt und legte sie jetzt in ihre.

Sofort schlossen sich ihre zarten Finger um meine Hände. Es fühlte sich gut an. Kühl, erfrischend und beruhigend zugleich.

Es war egal ob ich ein Baby war oder ein Teenager, sie war einfach meine Mutter und ich fühlte mich sicher bei ihr.

Sie streichelte meinen Handrücken mit einem ihrer Finger.

„Du bist jung und ich weiß, dass momentan alles nicht einfach ist. Bitte gib dir keine Schuld.“

„Schuld?“, fragte ich. Meine Stimme war jetzt etwas höher. „Schuld für was?“

Sie antwortete nicht, sah mich einfach nur an.

„Mutter..“ Meine Stimme wurde fast schon flehend. „Für was soll ich mir keine Schuld geben? Was ist passiert?“

Noch immer schwieg sie.

Jetzt wurde meine Stimme zittrig, ich musste Tränen unterdrückten.

„Mum.. wo ist Jake?“
 

***
 

Widerwillig lief meine Mutter mit mir die Treppe hinauf.

Allein das wir schon nach oben gingen war sehr beunruhigend. Hier oben waren Carlisles Räume. Nicht nur sein Arbeitszimmer sondern auch ein klinisch sauberer weißer Raum.

Carlisle hatte damals auf diese Räumlichkeiten bestanden. Sie hatten geholfen, als meine Mutter mit mir schwanger war und Carlisle war der Meinung gewesen, es könne nicht verkehrt sein, sie auch hier einzurichten. Jetzt war ich ihm dankbar für seinen Wunsch.
 

Am Ende des langen Gangs warteten Carlisle, Esme und mein Vater.

Carlisle lächelte sein „Arzt-Lächeln“ wie ich es gern nannte. Er war sehr gut darin ein freundliches Lächeln aufzusetzen um die Angehörigen von Patienten zu beruhigen, doch ich wusste was es bedeutete.

Wenn es ein wahres echtes Lächeln gewesen wäre, hätte es anders ausgesehen. So aber erreichte es seine Augen nicht. Ein Trugbild.

Ich musste meine Fragen nicht aussprechen, da bekam ich schon Antworten.

„Sein Zustand ist nicht stabil“, sagte er förmlich. „Aber ich habe keine Ahnung was ich tun kann um ihm zu helfen. Ich bin Arzt. Kein Psychologe.“
 

Mit dem Ärmel wusch ich mir die Tränen aus dem Gesicht, doch es kamen sofort Neue nach.

„Darf ich jetzt zu ihm?“

Ein sanftes Nicken war die Antwort. Esme lächelte freundlich und trat beiseite, so dass ich durch die weiße Tür gehen konnte.

Niemand folgte mir.
 

Der Raum war hell erleuchtet. Es war mir ein Rätsel wie jemand bei diesem Licht schlafen konnte und doch hatte er seine Augen geschlossen.

Vorsichtig trat ich näher und setzte mich auf den Hocker neben seinem Bett.

Er wirkte wirklich so als schliefe er. Wäre er nicht so bleich gewesen könnte man auch denken es wäre alles in Ordnung. So aber sah er mehr Tod aus als Lebendig.
 

Ich nahm seine große Hand in meine und streichelte ihm über den Handrücken.

Ich schluchzte und sah wie einige Tränen auf meiner Hose und auf seiner Hand landeten.

„Jake...“ flüsterte ich leise. „Es tut mir so leid.“

Ich merkte keine Reaktion, aber ich hoffte einfach, er würde mich hören, wenn ich weitersprach.

„Ich weiß nicht was in mich gefahren ist. Ich wollte dir niemals wehtun. Und doch habe ich es getan... ich möchte das du weisst, dass das was du auf der Lichtung gesehen hast, nicht das war für das du es wohl gehalten hast. Er ist nicht mehr für mich als ein guter Schulkamerad, auch wenn er sich mehr erhofft.

Ich..“

Vor den nächsten Sätzen musste ich noch einmal schlucken.

„Ich.. war mir bisher nur nicht sicher, was ich wirklich wollte, verstehst du?“

Immernoch keine Reaktion. Vorsichtig legte ich seine Hand wieder auf seinen Bauch. Dabei beugte ich mich leicht über ihn und strich ihm mit meiner anderen Hand über die Stirn.

„Was immer du auch tust...“, flüsterte ich unter Tränen. „Bitte verlass mich nicht...“

Dann beugte ich mich herab, bis meine Lippen seine trafen.

Obwohl sie kälter als meine waren fühlte es sich gut an.

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass mein Kuss erwidert werden würde, umso erstaunter war ich, als er es letztlich doch wurde.

Wir küssten uns lange, still und leise. Keiner sagte etwas. Es war ein wundervoller Augenblick und es fühlte sich an als seien mit einem Mal tausend Lasten von mir abgefallen.

Ich hatte mich immer dann automatisch und aus meinem Innern heraus schlecht gefühlt, wenn ich David bei irgendwas zugesagt und mich damit von Jake abgewandt hatte.

Jetzt war es genau andersherum.

Ich spürte das ich genau das Richtige tat.

Es war so wie es sein sollte. Ich war bei Jake und er bei mir.

Als ich mich endlich von ihm löste und aufstehen wollte, hielt er mich an der Hand fest.

„Nein“, sagte er zwar sanft, aber trotz seines Zustands laut und deutlich.

„Bitte geh nicht“

Ich lächelte ihn an.

„Nein..“ antwortete ich und schlüpfte derweil aus meinen Schuhen ohne die Hände dazu zu benutzen, davon hatte er ja eine in beschlag genommen. „Ich gehe nicht weg, Jake“

Dann legte ich mich neben ihm, so dass mein Oberkörper auf seinem lag, senkte den Kopf, den ich auf seiner Brust direkt unterhalb seines Kinns gebettet hatte, schlang die Arme um ihn und schloss die Augen. „Nie mehr“
 

***
 

Es war dunkel als ich meine Augen aufschlug. Offensichtlich war ich eingeschlafen.

Ich merkte das ich nicht mehr auf Jake lag. Jetzt lagen wir beide eng aneinander auf der Seite. Er hatte seine Arme um mich geschlungen.

Inzwischen war er wieder mollig warm und ich fühlte mich pudelwohl bei ihm.

Mein Mund verzog sich zu einem seligen Lächeln und obwohl ich keinen Ton von mir gegeben hatte, bemerkte er es sofort.

Sanft gab er mir einen Kuss auf mein Ohr.

Lächelnd drehte ich mich nun um und nahm seinen Kopf in meine Hände.

„Wie geht es dir, Jake?“

Er lächelte. „Das fragst du noch?

Wenn du bei mir bist, wie könnte es mir da je schlecht gehen, Nessie?“

Zufrieden küsste ich ihn abermals und er erwiderte meinen Kuss ganz sanft, kein bisschen drängend. Als ich meine Lippen von seinen löste, sah ich in seine schwarzen Augen.

Sie leuchteten heller als der Sternenhimmel draußen und ich versank immer tiefer in ihnen.

Ich kam nicht umhin ihn nochmal zu küssen. Er strich mir derweil mit den Händen sanft über den Rücken und durch mein lockiges langes Haar. In meinem Bauch flatterten die Schmetterlinge um die Wette.

Dann ließ ich wieder von ihm ab, machte mich kleiner und kuschelte mich an seine warme Brust. Er legte sein Kinn vorsichtig auf meinen Kopf und zog die Decke um uns, ehe er wohl auch die Augen schloss.

Gemeinsam sanken wir in einen tiefen zufriedenen Schlaf. Ich war mir sicher das weder ich noch er jemals so gut geschlafen hatten.
 

***
 

Als wir am nächsten Morgen aufwachten war der Raum vom Licht der Sonne hell erleuchtet und die Vögel zwitscherten.

Schlaftrunken erhob ich mich, gähnte und streckte meine Glieder.

Jacob neben mir machte ebenfalls anstallten sich zu bewegen. Ich wollte ihn wieder zurück ins Bett drücken. „Bleib doch noch liegen, Jake.“

Er sah mich ungläubig an und hob eine Augenbraue.

„Nessie.. es geht mir gut, ehrlich.“

Ich musterte ihn aufmerksam, während er mich stumm ansah. Er sah wirklich kein bisschen mehr dem Jake ähnlich den ich gestern abend hier vorgefunden hatte. Seine Haut hatte wieder eine schöne Farbe, sein Herzschlag und sein Atem gingen normal und sein Körper hatte wieder seine normale Temperatur von zweiundvierzig Grad. Er hörte sich auch nicht krank und schwach an und alles in allem wirkte er sehr zufrieden.

Ich erwischte mich einen Moment wie in mir der Gedanke aufflammte er könnte gestern nur simuliert haben, doch ich sperrte diese böse Unterstellung schnell wieder weg.

Ich hatte seinen Schmerz gespürt. Er war durch und durch echt gewesen.

„Also gut.“, sagte ich letztlich. „Dann lass uns runtergehen.“

Er lächelte zufrieden, erhob sich und marschierte dann zur Tür hinaus und ich hinter ihm her.

Als er am Treppenansatz ankam rief ich an er solle stehen bleiben, woraufhin er sich fragend zu mir umdrehte. „Mh?“

Ich antwortete nichts, sondern lächelte stumm und nahm seine Hand.

Dann gingen wir zusammen, Hand in Hand, die Treppe hinunter und betraten die Küche.
 

Ich hatte gewusst, dass ich hier alle antreffen würde. Die Sonne schien.

Dadurch war nicht nur Carlisle daran gehindert ins Krankenhaus zu gehen, nein, mein Vater konnte auch nicht zur Highschool und Emmett und Rosalie blieb der Weg ins College verwehrt.
 

Allesamt starrten sie uns an, wie wir da händchenhaltend vor ihnen standen.

Verlegen fuhr ich mir mit der freien Hand durchs ungekämmte Haar und zog es vor, erstmal nur den Boden unter dem Küchentisch zu begutachten.

Da er frisch geputzt war gab es dort nicht sonderlich viel zu entdecken, abgesehen von der Unterseite des Marmor-Tisches der sich in den Fließen spiegelte.
 

Keiner sagte was. Anscheinend warteten sie alle darauf, dass ich den ersten Schritt machte und so biss ich in den sauren Apfel und ergriff das Wort.

„Nun..“ begann ich vorsichtig. „Ich... wir.. zwischen uns hat sich etwas verändert...“

Ich ließ rasch meinen Blick durch das Zimmer schweifen ehe ich fortfuhr. In keinem Gesicht erblickte ich Zorn oder dergleichen, also sprach ich weiter.

„Ich...“

Ich stöhnte einmal kurz auf und ließ den Arm sinken, der vorher so eifrig in meinem Haar gewühlt hatte. „Ich bin mit Jacob zusammen... so jetzt ist´s raus...“

Ich machte mich schon auf Gelächter und Empörung gefasst, doch dies alles blieb aus.

Fragend blickte ich in die Gesichter meiner Eltern.

„Wollt ihr nichts dazu sagen?“

Meine Mutter hob eine ihrer wohlgeformten Augenbrauen.

„Na sowas wie.. 'muss es der sein' oder 'bist du dir da wirklich sicher' oder 'das kannst du nicht machen'? Eben was was normale Eltern so sagen.. du kannst auch einfach 'Herzlichen Glückwunsch' sagen, Mum.. aber bitte sag irgendetwas“

Mein Tonfall begann flehende Ausmaße anzunehmen und ich spürte wie Jake beruhigend meine Hand drückte.
 

„Renesmee.. du musst wissen, wir haben schon geahnt das dieser Tag kommen würde, da warst du nur wenige Tage alt“ Es war mein Vater, der gesprochen hatte.

Jetzt war ich diejenige die empört war. „Was?!“

Die Tatsache, dass sie wussten was kommen würde, noch ehe ich es im entferntesten gewusst hatte, schmerzte. Wie konnten sie sich meiner Gefühle sicherer sein als ich selbst?

Und vor allem warum hatten sie es verschwiegen. Jacob wäre dadurch vieles erspart geblieben und mir auch. Insbesondere die letzten Wochen und mein Date mit David empfand ich nun als vollkommen überflüssig.

„Wie konntet ihr das wissen? Ich dachte Alice sieht weder mich noch Jake. Zwei auf einem Haufen sind für sie absolut nicht sichtbar.“

Mein Vater schüttelte den Kopf und ich vernahm ein leichtes wenn auch etwas bitteres Lachen.

„Nein, das ist es nicht mein Schatz. Alice hat damit nichts zu tun.“
 

Jetzt ließ ich Jake los und legte beide Hände auf den Tisch. „Was ist es dann?“

Ich wollte antworten und zwar sofort.

„Das ist schwer zu erklären und im Grunde brauchst du es auch nicht zu wissen.“, versuchte mein Vater mich zu beschwichtigen.

„Ich will es aber wissen, Dad.“

„Das ist eine Sache der Werwölfe und hat nichts mit uns zu tun.“
 

Nach dieser etwas überraschenden Antwort drehte ich mich fragend zu Jacob um, der sich nicht von der Stelle bewegt hatte. Er sah Edward durchdringend an und ich konnte sogar eine Spur Zorn in seinen Gesichtszügen ausmachen.

„Jake? Was meint er damit?“

Jetzt wand er sein Gesicht mir zu. Der Zorn war sofort einem Lächeln gewichen. Doch es war kein echtes Lächeln. Ich erkannte sofort das er es aufgesetzt hatte.

„Das wirst du zum rechten Zeitpunkt schon noch erfahren, Nessie.“

Jetzt wurde ich ungehalten. Hatte ich kein Recht die Wahrheit über meine eigenen Gefühle zu erfahren?

„Jake?!“

„Nessie..“, sagte er und hob beschwichtigend die Arme. „Bitte.“

Das genügte. In meinem Kopf erschien wieder das Bild vom gestrigen Abend und sofort verflog meine Wut. Wenn er mich so bat konnte ich nicht weiter fragen. Ich hoffte er würde Recht behalten und das ich bald erfuhr worum es hier genau ging.
 

***
 

Da es schon relativ spät war und es sich nicht mehr lohnte jetzt noch mit irgendeiner Ausrede zur Schule zu gehen und praktischerweise auch der Rest der Familie zu Hause war, entschloss auch ich mich dazu, den Rest des Tages zu Hause zu bleiben.
 

Beim Spaziergang über die Ländereien auf der anderen Seite des Waldes dachte ich noch einmal über das kurze Gespräch in der Küche nach.

Ich war wirklich überrascht gewesen, dass meine Eltern es einfach so hingenommen hatten.

Gut, welche andere Wahl hatten sie den groß gehabt?

Sie hätten meckern oder es mir ganz verbieten können, aber was hätte das gebracht?

Mein Opa Charlie war sicher auch nicht begeistert gewesen, als meine Mutter Edward nach Hause gebracht hatte.

Ich seufzte und Jake sah mich daraufhin fragend an.

„Was hast du denn?“

Ich sah ihn an und blieb stehen, woraufhin auch er stehen blieb, schließlich hielt er mich an der Hand. Er hob eine Augenbraue. „Mh?“

Wieder seufzte ich und strich mir mit der freien Hand durchs Haar.

„Ach ich weiß nicht...“

„Ist es immernoch die Sache von vorhin, in der Küche?“

Ich biss mir auf die Lippe und nickte stumm.

Sein Mund formte sich zu einem kleinen Lächeln.

„Ach komm schon... was spielt es denn für eine Rolle ob sie es vorher wussten?

Ich finde das Einzige das wirklich zählt, ist das unsere Gefühle echt sind. Findest du nicht auch?“

Fragend hielt er inne und sah mich an.

Jetzt lächelte auch ich, stellte mich auf die Zehenspitzen, schlang meine Arme um seinen Hals und küsste ihn zärtlich. Er legte seine Hände an meine Taille und hob mich dabei leicht hoch, so dass ich mich nicht mehr mühsam zu strecken brauchte.

Dann wanderten meine Hände langsam über seinen Hals und an seinen Hinterkopf und ich strich ihm durch sein schwarzes Haar. Mein Kuss wurde intensiver, fordernder.

Am liebsten hätte ich ihn direkt auf der Wiese zu Boden geworfen und mit Küssen überhäuft, doch da setzte er mich plötzlich wieder auf den Boden und löste seine Lippen von meinen.
 

Enttäuscht zog ich einen Schmollmund, der sich aber schnell im überraschten Ausdruck meines Gesichts verlor, als ich sah, dass Jacob etwas kleines rotes aus seiner Tasche gezogen hatte und es mir nun mit einem zarten Lächeln entgegen hob.

„Hier“, sagte er sanft. „Das war eigentlich mein Valentinstagsgeschenk an dich, aber... naja.“

Kurz bekam mein Glücksgefühl einen Dämpfer als die Bilder vom gestrigen Tag in meinem inneren Auge aufflammten. Er bemerkte dies anscheinend sofort und versuchte es runterzuspielen.

„Ach vergiss es einfach und nimm es eben jetzt.. es ist doch egal an welchem Tag du es kriegst solange es von Herzen kommt... und das tut es... wirklich.“

Langsam hob ich meine Arme und nahm das kleine Quadrat an mich. Es war mit dunkelrotem Samt bezogen. Auf der Oberseite war ein goldenes Herz eingestickt. Eigentlich war es ja nur eine Verpackung und das eigentliche Geschenk befand sich darin, aber mich faszinierte schon die Packung.

„Öffne es.“

Ich tat wie mir geheißen und klappte vorsichtig den Deckel hoch. Es war sehr stabil und bevor ich den Deckel ganz zurück geschoben hatte, fuhr er wie von Zauberhand bis zum Anschlag ganz langsam zurück. Offenbar hatte die kleine Schatulle einen Feder-Mechanismus.
 

Vom Inhalt war ich nicht weniger fasziniert als von der Verpackung.

Das Licht der Sonne wurde vom Silberkettchen das hier in weiches Samt gebettet lag reflektiert. Es funkelte mich förmlich an. Doch der wahre Schatz der hier in meiner Hand lag, war der Anhänger der Halskette.

Es war ein reiner sauberer klarer Glaskörper in Form eines Herzens, der mich hier in tausend Facetten und wunderschönen Farben anstrahlte, je nachdem wie das Licht darauf viel.

Jake hatte sich aber nicht damit begnügt mir ein Glasherz zu schenken.

Im Inneren des Herzens erkannte ich ein 3-D-Portrait von Jake und mir. Allerdings war dies ein Schnappschuss aus vergangenen Tagen, den auf dem Bild saß ich auf seinem Rücken. Ich sah kaum älter als zwei bis drei Jahre aus. Wir sahen beide sehr glücklich aus.
 

Immer noch gebannt drehte ich das Herzchen in der Hand und betrachtete das dreidimensionale Bild von allen Seiten.
 

Dann spürte ich Jakes vertraute Hand auf meiner Wange. Ich lehnte meinen Kopf leicht dagegen und schloss die Augen.

„Du wirst immer in meinem Herzen sein, Renesmee.“, flüsterte er leise und streichelte dabei sanft meine Wange.

Ich machte einen Schritt auf ihn zu und drückte mich an ihn. Mein Kopf lag an seiner Brust und ich hörte sein Herz pochen. „Und du in meinem.“
 

- Ende Kapitel 08 -



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Kommentare zu diesem Kapitel (18)
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Von:  jennalynn
2011-08-15T21:50:21+00:00 15.08.2011 23:50
OOOHHHH das KApitel ist so toll. So süß, Jakes Geschenk ist einfach wunderschön, will auch sowas *lach*. Na nun ist es doch schon bald raus mit der Prägung. Sag es ihr doch einfach. Männer müssen sich aber auch alles kompliziert machen.

LG und Daumen nach oben
Von:  LucyCameronWeasley
2010-03-13T01:52:14+00:00 13.03.2010 02:52
ui, das war ein langes, schönes kapitel x3.
allerdings hab ich einen winzigen kritikpunkt: jake ist kein werwolf, sondern ein gestaltwandler xD

so, JETZT geh ich pennen XD
Von:  Jaki
2009-11-05T23:01:03+00:00 06.11.2009 00:01
heyy ^^
also ich muss sagen das kapiii war totaaal süüß
:D vorralem das geschenk
aber ich muss auch sagen ... mir kam die wendung iregndwie zu schnell xD klingt irgendwie blöd weil sie ja eig total lange gebraucht hat um es zu kapieren aber das kam mir jetzt einfach zu schnell in dem kapi irwie...
ich hätte nicht erwartet das die sache so schnell vom tisch ist mit dem kuss auch wen sie es nicht wolte ... aber naja ^^

werd mal schlafen gehen xDDD
morgen oder so les ich weiter ^^
bis dahin ... tschau xD
Von: abgemeldet
2009-07-06T12:49:35+00:00 06.07.2009 14:49
Na aber hallo!
So hat das auszusehen!
xDD
Wurd ja Zeit dass sie's kapiert ^^
Ich frag mich jetzt schon wie sie reagiert wenn sie das mit der Prägung erfährt...
Von: abgemeldet
2009-04-19T09:33:17+00:00 19.04.2009 11:33
Sorry dass ich dir lange kein Kommi dargelassen habe!

Das war wirklich ein super Kapitel! Endlich sind die beiden zusammen!

LG,
Maria_happy
Von:  SamanthaGallin
2009-04-15T23:59:24+00:00 16.04.2009 01:59
O mein Gott sie sind endlich zusammen
schön ,das ist 3infach nur schön
ein toles kapitel
lg Sam
Von: abgemeldet
2009-04-13T10:21:30+00:00 13.04.2009 12:21
Halleluja!!
Endlich hat sie es geschnallt^^
wurde ja mal Zeit^^
Das war ein wunderschönes Kapitel, und es war auch nicht zu lang^^
Immer weiter so, du bist spitze^^
lg

Von:  TARA!!
2009-04-10T14:50:55+00:00 10.04.2009 16:50
das war ein sehr süßes Kapitel hat mir gut gefallen !! freu mich aufs nächste!
Von: abgemeldet
2009-04-10T14:03:41+00:00 10.04.2009 16:03
jaaaa endlich... *freu*.... endlich hat jake sein glück gefunden..
Bin gespannt wie es weiter geht...
Von:  Cygni
2009-04-10T11:19:09+00:00 10.04.2009 13:19
wundervoll!!
es ist sooo süß!
ich bin mal gespannt wie das in der schule mit dave jetzt weiter geht^^
freu mich aufs nächste kapi

lg stellax3


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