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A snowman, that brings the death

A supernatural story
von

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The end has only begun

So, ich dachte mir, nach langer Zeit der Abstinenz poste ich mal wieder was.

Also, wer ellenlange Kapitel nicht zu ätzend und anstrengend findet, der schreibe mir doch mal seine Meinung zu dem Weitergang dieser FF, please *euch mit großen Puppyaugen anstarrt*
 

4. Kapitel: The end has only begun
 

Verwunderung schlich sich in Deans Gehirnwindungen wie alles verhüllender Nebel zwischen dicht gedrängtes Astwerk, nachdem diese Worte sein Gehör streiften. War es nur Einbildung gewesen, was sich da über die Lippen des Mechanikers geschlichen hatte, während sich dessen offenes und freundliches Gesicht zu einer Maske aus Hass und Eiseskälte verzerrte und von einer beängstigenden Dunkelheit umhüllte Augen beinahe boshaft in die Nacht starrten? Irgendwie passte dieses Verhalten nicht mehr zu dem Mann, der ihnen so uneigennützig seine Hilfe angeboten hatte und sich sogar um ihre Gesundheit sorgte, vor allem um Sammy, der seinem älteren Bruder einen protestierenden Schnarcher ins Ohr röhrte, als dieser sich bequemer hinsetzen wollte und so den Jüngeren im Schlaf störte. Durch dieses unerwartete Geräusch aufgeschreckt begegneten sich die Blicke beider Männer und Dean bemerkte, wie die Finsternis vom Antlitz des Älteren schwand wie eine mondlose Nacht, welche durch die Sonnenstrahlen des anbrechenden Tages vertrieben wurde.

„Ist irgendetwas?“, fragte Marty so sorglos, wie es ihm möglich war und lächelte dem Jäger voller Unbeschwertheit entgegen, konnte aber die Restspur des verräterischen Schattens auf seinem Gesicht nicht vollkommen abschütteln, was den vorhandenen Argwohn Deans weiter schürte wie ein gefräßiges Feuer.

„Nein“, antwortete er daher vielleicht auch etwas zu rasch, wie er selbst danach befand und zuckte belanglos mit den Schultern, den zuvor recht forschenden Blick durch das Fenster in die dunkle Nacht hinausschickend. Schweigen breitete sich anschließend zwischen ihnen aus wie undurchsichtiger Dunst, der klamm und schwer auf dem Land lag. Dennoch und sogar seiner übertriebenen Vorsicht spottend, missfiel es Dean, den Anderen denken zu lassen, dass er ihm in irgendeiner Weise misstraute.

„Was ist denn das für ein See?“, ließ er demzufolge rasch gekünsteltes Interesse aufflackern und schaute bemüht wissbegierig in die Richtung des Gewässers, das sich wie ein Maulwurf einen Weg durch die hügelige Landschaft gefressen hatte.

„Oh, das ist ...“, begann Marty etwas unsicher und sah Dean wie jemanden an, der zuvor etwas gesagt hatte, was besser in seinen nur für ihn selbst zugänglichen Gedanken hätte bleiben sollen, „der Banks Lake. Zu dieser Jahreszeit wird er oft zum Schlittschuhfahren genutzt, vor allem von den Kindern ... .“ Wieder dieser abwesende Blick, der in unheimlicher Düsternis versank.

Aus den Augenwinkeln des älteren Winchesters wirkte der See plötzlich wie ein dunkler gähnender Schlund, der seine Besucher mit seiner Eiseskälte umschlang und nie wieder aus der tödlichen Umarmung entließ. Irgendwie war Dean froh, ihn hinter sich zu lassen, auch, wenn er das Gefühl hatte, dass etwas sich an ihre Fersen heftete und ihnen folgte. Verwirrt strich er sich mit einer Hand über das Gesicht. Es wurde Zeit, dass er seine verworrenen Gedanken beiseite legte und den Weg in ein weiches und warmes Bett fand. Er musste damit aufhören, hinter jedem und allem einen Fall zu vermuten.

„Wie weit ist es noch bis zum Motel?“, fragte er daher und betrachtete beiläufig die an ihm vorbeiziehende Stadtbibliothek in der West Main, aus deren Fenstern noch Licht die Straße erhellte.

„Studenten“, schüttelte der Mechaniker über diesen Anblick den Kopf und ließ Deans Bitte um Auskunft ungewollt zu Boden fallen. „Stecken sogar in den Semesterferien ihre Nasen in die Bücher und das um diese Uhrzeit. Man sollte ihnen den Hintern versohlen.“ Als ihm daraufhin nur ein leicht verstörter Ausdruck aus grasgrünen Augen begegnete, besann er sich wieder auf die an ihn gerichteten Worte.

„Nur noch ein paar Häuserblocks entfernt. Es liegt am Rand der Stadt direkt neben dem Highway.“ Dann grinste er plötzlich und jegliche Betrübtheit, gepaart mit der unpassenden Kälte, die zuvor noch seine eher gewohnt freundlichen Züge beherrscht hatte, fiel von ihm ab wie hinfort gewehter Staub. „Aber ich werde einen kleinen Umweg nehmen, damit ihr wisst, wo meine Werkstatt zu finden ist.“

Mit vor Stolz geschwellter Brust fuhr er absichtlich mit gedrosselter Geschwindigkeit, wenn man das, was sie vorher gefahren waren, überhaupt in eine höhere Geschwindigkeitskategorie einordnen konnte, an einem etwas heruntergekommenen, aber doch in grotesker Weise leicht eindrucksvoll anmutenden kleinen Gebäude vorbei. Eine selbst zusammengebastelte, jedoch hier und da defekte Leuchtreklame blinkerte Dean penetrant entgegen, so dass er geblendet die Augen zusammenkniff.

„Keegan´s Car Repair?”, fragte er nicht wirklich begeistert, während Marty eifrig nickte, dann allerdings auch ein wenig die Nase rümpfte, nachdem ihm die beschädigten Birnen auffielen und das ganze eher wirkte wie „Keega´s Au Pair“ und damit hatte er sicherlich nichts zu tun.

„Na ja, ein wenig verbesserungsbedürftig“, gab er schmunzelnd zu und beschleunigte vorsichtig seinen Schlepper, denn auch die Straßen der Stadt waren von einer geschlossenen Schneedecke überzogen wie ein Lebkuchenhaus mit Zuckerguss. „Aber der Laden läuft und das ist das Wichtigste. Die nächstgrößere Werkstatt ist über fünfzig Meilen von hier entfernt, was mein Vorteil ist. Jeder kommt erst zu mir, bevor er seinen Wagen bis dahin von jemandem abschleppen lässt.“

Dean nickte nur zustimmend und rang sich ein freundliches Lächeln ab. Er war mittlerweile so müde, dass Sams Kopf auf seiner Schulter wirkte wie dreißig Bowlingkugeln, auf denen es sich noch zusätzlich ein Mammut bequem gemacht hatte. Der Anblick eines Bettes würde ihn nun eher in frohlockenden Jubel versetzen als ein Dutzend spärlich bekleideter Hochschulstudentinnen, die sich lasziv in einem Meer aus Tausenddollarnoten räkelten. Und vermutlich ging es seinem Bruder dabei nicht anders, wenn dieser es nicht einmal bis zum Motel abwarten konnte und ihn als Bett missbrauchte.

„So, da sind wir“, drangen endlich die geheiligten Worte an sein Gehör und Dean sah hinaus auf das Gebäude, welches sich unaufhaltsam näher an sie heranschob. Vor dem weitläufigen Parkplatz prangte an einem länglichen Holzschild, das von einem unübersehbaren Pfeil gekrönt wurde, in nun des Nachts blutroten Lettern der Name ihrer vorübergehenden Bleibe – Ala Cozy Motel. Klang in irgendeiner Hinsicht weitaus glamouröser als all die anderen Absteigen, in denen sie bis jetzt untergekrochen waren. Ob dies sich auch in Natura so ergab, würde sich zeigen.

Sie hielten direkt vor dem Haupteingang, in dem die Rezeption lag, nur brannte dort kein Licht mehr, was kein Wunder war, denn zu dieser Jahreszeit barsten die Motels üblicherweise nicht aus den Nähten. Die Umgebung rund um Coulee City etwa als Wintersportdomizil zu beurteilen käme dem Vergleich nahe, das Death Valley als Trinkwasserreservoir zu bezeichnen. Außer ihnen parkte nur ein anderes Auto hier, welches eher auf Dean wirkte, als hätte es aufgrund des Wetters eine Zwangspause einlegen müssen und wäre nicht freiwillig an diesem Ort, da in den Fenstern überall kleine Palmen und obszön grinsende Sonnen klebten. Noch so ein potenzielles Opfer, was sich hierher verirrt hatte.

Flink wie ein junger Gott sprang Marty aus seinem Truck, während Dean sich herausquälte, als sei er ein alter Herr von hundert Jahren, der zudem gerade eine beidseitige Hüftoperation hinter sich gebracht hatte. Dabei vergaß er unbeabsichtigt Sam, der wie ein Stein zur Seite fiel und auf den Sitz krachte, auf dem soeben noch sein Bruder gesessen hatte. Ein erstickter und zugleich empörter Schrei bohrte sich in den Rücken des Älteren, der sich verdutzt, aber sofort mit einem anschwellenden schadenfrohen Lächeln auf den Lippen zu dem Besitzer des Lautes umwandte, gleichzeitig den nachfragenden und voller Sorge erklingenden Ruf des Mechanikers im Ohr, der auf die Beifahrerseite hetzte.

„Dean, duuuu ...“, knurrte Sam wie ein verstimmter Panther und stemmte sich schnaufend in die Höhe, dabei fürsorglich von Marty unterstützt, der sich an dem älteren Winchester vorbeigedrängelt hatte und sich beinahe durch sein übertriebenes Hilfsangebot in den langen Armen des dunkelhaarigen Jungen verhedderte. Ihn mit höflichen Dankesbekundungen sanft beiseite schiebend, nahm Sam seine ganze Engelsgeduld zusammen, um nicht jeden Moment vor Wut zu platzen und diese womöglich noch an dem Verkehrten auszulassen, während Marty sich dezent in den Hintergrund bewegte und seine Nase gen Haupteingang des Motels richtete.

„Fandest du das etwa lustig?“, fragte der jüngere Bruder überflüssigerweise und zog eingeschnappt die Luft ein, als Deans Schultern vor Lachen zu beben begannen. Ungelenk stieß Sam die Beine aus dem Wagen und robbte wie ein unbeholfenes Hundebaby hinaus, um daraufhin gleichzeitig eine kostenlose, aber keinesfalls angenehme Rutschpartie über den Parkplatz zu gewinnen.

„Uaaaaaaaaah!“, brüllte er und ruderte wild mit den Armen, so dass Marty vor Schreck fast die Türklinke abriss, welche er soeben zum Öffnen hatte betätigen wollen. Abrupt wandte er sich um und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Szenerie, die sich ihm unbewusst bot. Der jüngere Winchester versuchte verzweifelt sein Gleichgewicht auf dem rutschigen Untergrund wiederzuerlangen, was in etwa so wirkte wie der missglückte Landeanflug einer Ente in zehn Meter hohe Wellen. Zu allem Unglück steuerte er dabei unausweichlich auf seinen älteren Bruder zu, der dies erst ernsthaft registrierte, als es bereits zu spät war.

„Sam? Sam! Denk nicht mal daran“, warnte ihn Dean eindringlich, während der soeben Gemahnte in sein Hoheitsgebiet schlidderte und sich unsicher an die Arme des Kleineren klammerte, hoffend, so seine ihm abhanden gekommene Balance wiederzufinden. Eigenartigerweise wurde der junge Mann mit dem kecken Kurzhaarschnitt dabei für den Bruchteil einer Sekunde an einen Tag aus ihrer Kindheit erinnert, an dem ihr Dad sie auf einem zugefrorenen See hatte spielen lassen. Sam hatte sich damals die ganze Zeit über hilfesuchend an sein Bein geklammert, um nicht zu stürzen, da ihm der äußerst rutschige Untergrund keinesfalls geheuer gewesen war.

Aber erstens war Sammy heutzutage kein zweijähriger Zwerg mehr und zweitens auch nicht das Fliegengewicht, welches man kaum an seinem Rockzipfel gespürt hatte, wenn er mal wieder an einem klebte, entweder aus Misstrauen zu etwas oder aus brüderlicher Liebe.

Ebenfalls den Halt auf der glitschigen Schneemasse verlierend stürzte er haltlos nach hinten, den Hünen, der noch versucht hatte, sich in die andere Richtung zu stemmen, damit sie nicht fielen, dabei mit nach unten reißend, da Dean nun seinerseits nach Sams Arm gegriffen hatte. Die Berührung der kalten und leider gefrorenen Schneemasse unter ihnen gestaltete sich beinahe schmerzhafter, als der Ältere den Unfall mit ihrem Wagen in Erinnerung hatte. Ein Aufkeuchen mühevoll unterdrückend schloss er kurz die Augen und hätte sie vermutlich auch lieber geschlossen gehalten. Denn das, was sich beim Öffnen der Guckgeräte in sein Gesichtsfeld zwängte, war nichts anderes als sein riesenhafter Bruder, dessen Körper jeden Moment mit dem seinen kollidieren würde. Wegrollen war zwecklos, zudem dann Sammys eh bereits angeschlagener Kopf erneut den Boden küssen würde, was keinesfalls in Deans Ermessen lag. Genauso wenig konnte der Dunkelhaarige seinen Sturz abfangen, wie der Ältere an Sams panischem Gesichtsausdruck ablesen konnte, da der Hüne zur Seite weggerutscht war und so keine Möglichkeit fand, sich mit den Händen auf dem Boden abzustützen.

So kam der kleinere Winchester in den fraglichen Hochgenuss einer arg gebeutelten Landebahn, auf die gerade eine tonnenschwere Boeing zur Landung ansetzte, nachdem sein Bruder frontal mit seinen spitzen Beckenknochen, die aus dem dazugehörigen schlaksigen Leib ragten, in seine eh bereits angeschlagenen Rippen knallte. Eine Welle von glühend heißem Schmerz überflutete seine Sinne wie eine Woge aus kochender Lava und er biss sich vor lauter Anstrengung auf die vor Kälte aufgesprungenen Lippen, um Sam nicht jeden Augenblick in die Gruppe geplagter Menschen mit lebenslangen nervtötenden Ohrgeräuschen zu stoßen.

„Verdammt, Dean, das tut mir so lei ...“, stammelte der Jüngere sofort peinlich berührt los, nachdem er die vollständigen Auswirkungen seines in Pein ausartenden Missgeschickes bemerkte, wurde aber von seinem älteren Bruder, der sich so etwas wie Schwäche keinesfalls anmerken lassen wollte, postwendend recht harsch unterbrochen.

„Geh gefälligst von mir runter!“, giftete dieser gewohnt mürrisch, wenn ihm etwas absolut nicht passte und versuchte, den Riesen von sich herunterzuhieven, der ihn für einen Moment recht perplex anstarrte, obwohl das Wissen um die Reaktionen des anderen fest in ihm verankert war.

Ein etwas zu grober, jedoch nicht böse gemeinter Stoß gegen seinen Brustkorb, welcher knurrend und vor lauter Ungeduld von seinem Familienmitglied ausgeführt wurde, da Sam seiner Aufforderung nicht schleunigst Folge leistete, ließ den Jüngeren der Beiden haltlos nach hinten taumeln. Unbeholfen und unter Deans plötzlich von Erschrecken durchzogenem Antlitz gab er sich alle Mühe, nicht denselben Zusammenprall mit dem Boden zu erleben wie sein Bruder, der hektisch nach seinen Händen griff, um dem angeschlagenen Kopf des Fallenden mit nicht noch weiteren ernsthaften Beulen zu beglücken.

Allerdings war die Sorge des älteren Winchesters vollkommen unbegründet, denn vorbeugend, was weitere Verletzungen betraf, presste Sam sein Kinn gen Brustkorb und landete so nur etwas unsanft auf seinem Rücken. Dabei hatte er jedoch die Rechnung nicht ohne seinen Bruder gemacht, der durch seine überflüssige Hilfsaktion nun den großen Jungen als rettendes Auffangtuch benutzte. Ächzend atmete der Dunkelhaarige aus, als Dean wie ein Sack Kartoffeln quer über ihn fiel und sich der eine Teil seiner geöffneten Jacke wie die schützenden Flügel eines Vogels, der gerade auf seinem Nest gelandet war, über seinem Gesicht ausbreitete.

„Verschwinde von mir!“, nuschelte er durch den Stoff hinweg und kämpfte sich aus der fusseligen Umarmung hervor, hielt aber sofort inne, nachdem er Deans schmerzerfülltes Stöhnen als Antwort erhielt, umso mehr er sich bewegte.

„Hey, Alter, ist alles okay mit dir?“, fragte er voller Sorge in der Stimme, was der Angesprochene mehr hasste als den übelsten und boshaftesten Dämon, dem sie jemals begegnet waren.

„Nein“, kam es daher äußerst sarkastisch zwischen rasselnden Atemstößen über die Lippen des Kleineren, der es angestrengt in Angriff nahm, dieser verdrießlichen Lage zu entfliehen. „Ich liege zum Spaß auf dir herum, habe gerade überlegt, warum ich das nicht öfters mache.“

Ein belustigtes Lächeln lief über Sams halbwüchsige Züge hinweg wie eine Meute vorwitziger Wiesel und ließ ihn noch jungenhafter erscheinen, als er es ohnehin schon war.

„Idiot“, kicherte er unter der Last seines großen Bruders, der ihn herausfordernd musterte.

„Schlampe“, gab dieser daraufhin vermeintlich vollkommen unberührt zurück, bis ein Grinsen aus seinen verärgerten Zügen herausbrach, als sei es Wasser, das einer beinahe ausgetrockneten Quelle entsprudelte. Für einen kurzen, jedoch ungemein kostbaren Moment keimte in beiden etwas auf, ein Wunsch, den Sam im Gegensatz zu Dean zumindest für einige Zeit gelebt hatte – normal zu sein. Auch, wenn der Ältere es sich nur in seinen stummen Gedanken eingestand, hegte auch er manchmal die Sehnsucht nach dem Unwissen um das Übernatürliche. Aber der Traum war in jener Nacht zerplatzt, als ihrer beider Mutter voller Sorge in das Kinderzimmer des Jüngeren gestürmt war, um dort ihren Tod vorzufinden.

Tief in seinem Herzen wusste Dean, dass Sammy irgendetwas damit zu tun haben musste, gerade jetzt, wo nun Jessica ebenfalls auf dieselbe entsetzliche Weise ums Leben gekommen war, aber die brüderliche Liebe zu dem Wuschelkopf drängte stets seinen Verstand in den Hintergrund und befahl ihm, dem keine Beachtung zu schenken.

„Hast du das ernst gemeint, du solltest das öfters machen?“, riss ihn Sams abgehackt klingendes Organ aus seinen trüben Überlegungen, denen er in letzter Zeit gehäuft nachhing. Ein wenig verklärt sah er auf seinen kleinen Bruder hinab, der auf ihn wirkte, als müsste er dringendst einen gewissen Ort aufsuchen, bevor es zu spät war. „Ich bekomme hier nämlich langsam keine Luft mehr“, widerlegte der Hüne sofort Deans Verdacht und stieß die Luft prustend wie ein Blasebalg aus.

„Na ja“, begann der ältere Winchester und grinste verschlagen von einem Ohr zum anderen, während er kaum Anstalten unternahm, von seinem lebenden Untergrund herunterzukrabbeln, da er es liebte, den Jüngeren gepflegt auf die Palme zu treiben. „Ich dachte, du solltest auch mal erfahren, wie sich ...“, aber bevor er seine anstößigen Sprüche, welche Sam sicherlich die Schamesröte auf die blassen Wangen getrieben hätten, unter Menschen bringen konnte, packte ihn jemand von hinten am Kragen seiner Jacke und riss ihn wie einen jungen Hund, der den Kopf voller Flausen hatte, in die Höhe.

„Meine Güte“, seufzte es hinter ihm angestrengt und ein wenig tadelnd, „einen Sack voller Flöhe zu hüten ist bei weitem einfacher.“ Sich verlegen am Hinterkopf kratzend sah Dean in das bekannte Gesicht des Mechanikers, der verständnislos das Haupt schüttelte. Da brachte man diese Beiden zu einer Unterkunft, damit sie sich von ihrem Unfall erholen konnten und sie hatten nichts Besseres zu tun, als sich wie zwei kleine Jungs in den Schnee zu werfen, um natürlich anschließend aufgrund ihrer Verletzungen von selbst nicht wieder auf die Beine zu kommen.

Rasch suchte der Ältere den Blick seines noch am Boden liegenden Bruders, der sich ein belustigtes Schmunzeln ebenfalls nicht verkneifen konnte. Marty erinnerte von Sekunde zu Sekunde immer mehr an ihren Dad, zumindest in manchen Punkten waren sie sich unheimlich ähnlich, so auch, was den soeben ausgesprochene Satz betraf. Beinahe dasselbe hatte John seinen Jungs damals bereits um die Ohren gehauen, als sie außer Rand und Band wie zwei junge Mustangs um ihn herum gerannt waren, einer den anderen jagend, die tadelnden Worte ihres Vaters dabei im glucksenden unbeschwerten Juchzen untergehend.

Keiner der Brüder erwähnte auch nur eine Silbe zu Martys Worten. Stumm trafen sich ihre Blicke, als wäre in jedem von ihnen die Erinnerung an diesen einen unersetzbaren Augenblick aus ihrer Kindheit erschienen. Dean schickte ein kurzes dankbares Kopfnicken in die Richtung des Mechanikers und streckte seine Hand aus, um seinem noch immer am Boden liegenden Bruder aufzuhelfen, der nach einigen Versuchen, dies selbst zu tun, matt zurückgefallen war, jedes Mal dabei hektisch mit den Augen zwinkernd, als verschwömme sein Sichtfeld wie ein gehässiges Trugbild, das einem frohlockend etwas vorgaukelte.

Wieder nagte die niemals aus seinem Leben verschwindende Sorge an dem kleineren Winchester wie gefräßige Raupen an grün strahlenden Grashalmen, die sich hilfesuchend gen Himmel wandten. Aber der hochgewachsene, breitschultrige Körper des dritten Mannes in ihrer Runde schob sich lautlos vor ihn und zog den Jungen ohne große Mühe zurück auf die leicht zitternden Beine, das Gesicht dabei leicht zu Dean gewandt, der ärgerlich die Lippen schürzte.

„Ich habe keine Lust, eure Gliedmaßen ein weiteres Mal zu entwirren“, erwiderte Marty nur mit ernster Miene auf das trotzig anmutende Gesicht des Jüngeren und schritt ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei, im Rücken Deans verdutzt kraus gezogene Stirn, der ihm murrend nachstarrte.

„Was hat er gesagt?“, wollte sein jüngerer Bruder wissen, dem die Reaktion des Älteren keineswegs entgangen war und taumelte unsicher an seine Seite, dieses Mal jedoch tunlichst vermeidend, sich an seinem Familienmitglied festzuhalten, in dem Wissen, was sonst erneut geschehen könnte.

„Nichts wichtiges“, knurrte Dean nur und machte eine belanglose Geste mit dem Arm, dann wurde sein leicht wütender Gesichtsausdruck jedoch weich, als er den Hünen beinahe sorgenvoll betrachtete, was Sam ein genervtes Grummeln entlockte. „Du solltest lieber aufpassen, dass man wegen dir nicht noch eine neue Disziplin bei der Olympiade erfindet – auf die Nase knallen in graziler Performance und zwar möglichst oft in kürzester Zeit.“

„Ha ha, wirklich superlustig“, entgegnete der hochgewachsene Junge kein wenig begeistert von diesem Vorschlag.

„Ich meine es ernst, Sam. Du wärst dort ungeschlagener Meister“, setzte der Kleinere dem ganzen noch eins drauf und wich lachend aus, nachdem sein Bruder einen rügenden Schlag antäuschte und sich damit beinahe wieder selbst aufs Parkett schickte, hätte Dean ihn nicht im letzten Moment an der Jacke gepackt.

„Siehst du? Meine Rede“, scherzte er, aber nur einen Augenblick später verschwand der bissige Übermut aus seinen dunklen Pupillen, nachdem Sam, qualvoll dabei das Gesicht verziehend, sich an die Stirn fasste und begann, rasch nach Halt zu suchen.

„Hey, alles in Ordnung, Sammy?“ Der ältere Winchester fasste den Taumelnden rasch bei den Schultern und musterte ihn eingängig unter zusammengezogenen Brauen, die sich wie zwei das Fell sträubende Hunde einander näherten. Aber der Angesprochene strich die helfende Geste matt von dannen und drängte sich unsicheren Schrittes an seinem Bruder vorbei, die Augen dabei trüb vor Schmerz.

„Lass uns lieber endlich reingehen“, umging er beinahe forsch die Nachfrage des anderen, der ihm verwirrt nachstarrte, die Stimme dabei zitternd wie ein zu dünner Ast, der den launigen Böen des eiskalten Winters ausgesetzt war. „Ich erfriere hier nämlich bald.“ Dies murmelte Sam jedoch so leise, dass Deans Gehör nicht einmal ein Schwingen in der Luft vernahm. Missmutig stopfte er die langsam blau anlaufenden Hände in seine klammen Jackentaschen, deren Stoff nun nicht nur durch die Feuchtigkeit des Blutes schwer an ihm haftete, sondern auch aufgrund des Schnees, dessen Nässe sich in jede Pore gesaugt hatte. Die wachsamen Augen seines Bruders im Genick betrat er hinter Marty, der bereits auf sie wartete, die Anmeldung des Motels.

Weitaus angenehmere Temperaturen als draußen wehten den drei Männern um die Nase, nachdem sie die Tür zur eisigen Außenwelt hinter sich geschlossen hatten. Ein kleine Lampe stand auf dem Tresen direkt vor ihnen und behellte den Vorraum schwach aber ausreichend. Daneben war auf dem dunklen Holz eine typische Klingel befestigt, die man betätigte, sofern sich niemand am Empfang befand, was zu dieser Uhrzeit nicht verwunderlich war, da sie die Mitternachtsstunde schon lange hinter sich gelassen hatten. Deans Hand schwebte bereits über dem metallisch glänzenden Objekt wie ein Raubvogel über seiner mit den Blicken erhaschten Beute, doch Marty hielt ihn, bevor der Jüngere auch nur das schrille Geräusch durch das ganze Gebäude jagen konnte, vehement davon ab, indem er nach seinem Handgelenk griff.

„Hey, was zum ...?“, schnappte der an seiner Vorgehensweise Gehinderte wutentbrannt und blitzte sein Gegenüber zornig an, das ihn jedoch mit stummen Warnungen bedachte, die Bände sprachen. Eigenartigerweise senkte Dean nach nur wenigen Sekunden der lautlosen Zwiesprache unter ihnen leicht den Kopf, so dass Sam, der die ganze Sache alarmierend beobachtet hatte, da er sich der geringen Hemmschwelle seines Bruders bewusst war, nun recht verstört dreinschaute, dass der Ältere ohne ein weiteres Aufmucken kleinlaut nachgab. Fragend zog er die Schultern in die Höhe und machte mit den Händen eine erklärungsbedürftige Geste, wurde jedoch von dem Kurzhaarigen lediglich mit einem eigensinnigen Grunzen abgespeist, was keinerlei weitere Andeutungen auf die sich soeben zugetragene Szenerie gestattete.

Indes schlängelte sich Marty am Tresen des Empfangs vorbei und steuerte auf die dahinterliegende Tür zu, so dass sich die Brüder, den nicht einmal lang zurückliegenden Vorfall in den Hintergrund drängend, verdutzt ansahen.

„Darf er das überhaupt?“, fragte Dean wie ein kleines Kind seine Mutter, als würde er gerade jemandem beim Stehlen beobachten. Normalerweise wartete man doch am Empfang, bis der Besitzer des Motels auftauchte, nachdem man wie jeder Andere die Klingel betätigte und huschte nicht einfach in den Privatbereich der Besitzer.

„Vielleicht kennt er die Leute hier ja recht gut“, raunte ihm sein jüngeres Familienmitglied erklärend zu und geduldete sich einfach, was weiter geschah.

„Deinen Optimismus und das bedingungslose Vertrauen in jeden möchte ich haben“, grunzte ihm der junge Mann mit den raspelkurzen Haaren entgegen und ignorierte Sams beleidigten Nasenrümpfer, welcher in der Masse an eingetrocknetem Blut wirkte wie das Verschieben einer Bergkette inmitten brodelnder Lava.

Ein leises Klopfen richtete ihre volle Aufmerksamkeit wieder ihrem Retter zu, der dieses Geräusch gerade eben ausgelöst hatte. Nach einigen Sekunden der Stille antwortete eine leicht verschlafene, weiblich klingende Stimme, gefolgt von einem Poltern und dem Umdrehen eines Schlüssels, der in das Türschloss gesteckt wurde. Knarrend schob sich die Tür einen Spalt auf; eine Sicherheitskette verhinderte, dass sie sich vollständig öffnete und so stierte ein Paar braunfarbener großer Augen, umrahmt von fließendem glatten dunklen Haar, durch den entstandenen Schlitz, was Dean sofort vollkommen gefangen nahm. Eifrig reckte er den Hals, um mehr von der unbekannten Schönheit zu sehen, die etwas schüchtern zu dem hochgewachsenen Mann vor ihrem Zimmer aufsah. Sam verdrehte nur angesichts dieser vorauszuahnenden Tatsache genervt die Augen und versetzte seinem Bruder einen nachhaltigen Klaps gegen den Hinterkopf, was dieser knurrend kommentierte. Bevor er jedoch dem schlaksigen Hünen eine verbale Meinung an seinen Denkapparat schleudern konnte, kroch die liebliche Stimme dieses zauberhaften, ihm noch unbekannten Wesens in seine Sinne.

„Mr. Keegan?“, sie klang überrascht und etwas besorgt, aber keinesfalls ängstlich. Sofort entdeckte sie die Brüder hinter dem ihr bekannten Mann und sog entsetzt die Luft ein, nachdem sie die klaffende Wunde an der Stirn des Größeren bemerkte.

„Lauren ...“, begann Marty nach einer passenden Erklärung für ihr nächtliches und unangemeldetes Auftauchen zu suchen, aber da stürmte die Angesprochene bereits an dem Mechaniker vorbei, Sams malträtiertes Gesicht aus unmittelbarer Nähe mit den umsorgten Ausdruck einer Frau betrachtend. Ein wenig verlegen lächelte der jüngere Winchester sie an und hoffte, mit seinem unbeschwerten Ausdruck, der sein Antlitz zierte, sie ein wenig von ihrer Beunruhigung um ihn abzubringen. Sein Bruder starrte derweil recht verdrießlich aus der Wäsche, hatte er doch eher gehofft, dass dieses grazile rehähnliche Geschöpf eher ihm verfiele und nicht Sammy, der aussah, als hätte er mit einer Kreissäge geschmust.

„Was ist passiert?“ fragte sie an Marty gerichtet und wirkte vor dem Dunkelhaarigen wie eine kleine Ziertanne, die Bekanntschaft mit einem Mammutbaum machte.

„Wir hatten einen kleinen ... Unfall“, schnellte es jedoch prompt aus Sam heraus und er schickte ein entschuldigenden Grinsen an den eigentlich Angesprochenen der gestellten Frage, welcher bereits den Mund zu einer Erklärung geöffnet hatte. Dem Wuschelkopf war nicht wohl dabei, dass sich jemand um ihn sorgte. So gut es ging, spielte er daher ihre derzeitige Situation herunter und bemühte sich, das zitternde Wanken in seinen Beinen zu verbergen. Dummerweise gelang ihm das nicht vor Dean, dessen Argusaugen bereits wieder über ihm wachten.

„Ein Unfall, an dem ich nicht ganz unschuldig war“, beendete Marty in seine Richtung nickend die Schilderung dessen, was ihnen zugestoßen war und unterbat Sams Einflüchte, die kurz davor waren, dessen Mund zu verlassen, mit einer bestimmenden Geste, so dass der Jüngere der Brüder verstummte, bevor er weiteres dazu berichten konnte. Verwundert musterte ihn der kleinere Winchester; normalerweise ließ sich der College-Boy doch von niemanden etwas sagen, geschweige denn, verbieten. Ihr Dad hatte diese trotzige Angewohnheit doch ständig zu spüren bekommen, sofern Sammy nicht mit seinen Entscheidungen zufrieden gewesen war. Aber jetzt stand der Größere nur verzagt lächelnd neben ihm, bemüht, seine immer stärker zitternden Glieder unter Kontrolle zu halten, was Dean Sekunden zu spät bemerkte.

„Deswegen habe ich die Jungs hierher gebracht, das war das mindeste, was ich für sie tun konnte“, hörte der Dunkelhaarige wie durch Watte den Mechaniker weiterreden und versuchte dabei, die bunten Lichter, welche plötzlich wie tanzende Glühwürmchen vor seinen Pupillen auftauchten, wegzublinzeln. Hektisch rieb er sich die Augen, kniff sie fest zusammen und riss sie danach wieder auf, um festzustellen, dass es sich eher noch verschlimmert hatte. Ein Schleier hatte sich über sein Sichtfeld gelegt, welches zusehends vor ihm verschwamm. Irgendetwas begann damit, die Umgebung rundherum aufzufressen; ihm war, als würde er durch einen Tunnel schauen, der immer schmaler wurde, bis er gänzlich verschwand und nur noch tiefste Schwärze zurückließ.

Vollständig von allen ignoriert beobachtete Dean ein wenig grimmig, wie das hübsche Ding bei Martys Schilderung der Sachlage verständnisvoll nickte und dabei immer wieder mit ihren großen Rehaugen sorgenvoll Sam fixierte, der scheinbar regelrecht unter ihrem Blick zu schrumpfen begann, denn plötzlich fehlte der allgegenwärtige Wuschelkopf an seiner Seite. Das erste, was ihm in die Sinne fuhr wie ein Pfeil, der sein Ziel nicht verfehlte, waren Laurens schreckgeweitete Augen, die etwas direkt neben ihm anpeilten. Es dauerte eine weitere, sich in die Unendlichkeit dehnende Sekunde, bis Dean begriff, was sich an seiner Seite abspielte. Als er bemerkte, wie Marty mit ausgreifenden Schritten auf ihn, oder besser gesagt, auf das neben ihm zustürmte, drehte er den Kopf und sah voller Bestürzung, wie sein Bruder geschwächt auf seine eingeknickten Beine gesunken war und nun drohte, zur Seite zu kippen. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden schnellte Dean sofort vor dem Jüngeren in die Knie und fing den ohnmächtigen Körper mit ausgebreiteten Armen auf, so dass Sam direkt in diese fiel. Mit einem schmerzerfüllten Ächzen, da der Hüne gegen seine arg gebeutelten Rippen geprallt war, drückte der ältere Winchester seinen Bruder an sich und redete leise auf ihn ein.

„Hey, Sammy, komm schon, wach wieder auf. Du kannst gleich genug schlafen, das verspreche ich dir.“ Als er keine Antwort erhielt, lächelte Dean traurig und wuschelte Sam das Haar durcheinander, wobei er sich nicht einmal große Mühe geben musste.

Ein leises Schniefen erklang neben ihm und er hob erstaunt den Kopf. Lauren stand dicht bei ihnen und rieb sich sichtlich gerührt die sanft dreinschauenden Augen.

„Sie müssen ihn sehr gern haben, wenn Sie sich so um ihn kümmern“, erwähnte sie zaghaft und wich ein wenig verschämt seinem waldgrünen Blick aus, während sie, ohne es zu bemerken, zig Knoten in das Band ihres Kapuzensweaters gezaubert hatte.

„Na ja, er ist mein kleiner Bruder“, erklärte Dean und stöhnte plötzlich angeekelt auf. „Hör auf, mich voll zusabbern, Sammy, ich dachte, das hätten wir hinter uns, nachdem du aus den Babystramplern rausgewachsen bist“, schimpfte er mit seinem bewusstlosen Anhängsel, das tatsächlich unwillkürlich etwas auf seiner Schulter verteilte, was da nicht hingehörte.

Ein heiteres Lachen stahl sich über die Lippen der jungen Frau und sie schenkte dem älteren Winchester solch ein überirdisch liebes Lächeln, dass er Sam beinahe fallen gelassen hätte.

„Komm, Junge, ich helfe dir, ihn hochzuheben“, mischte sich Marty mit in das Geschehen und griff dem Dunkelhaarigen unter den einen Arm, während Dean, noch vollkommen in Laurens liebliche Geste versunken, den anderen übernahm. Doch kaum stemmte er sich, dabei ebenso das halbe Gewicht seines Bruders tragend, in die Höhe, schoss ein alles betäubender Schmerz durch seinen Brutkorb, der ihn keuchend taumeln ließ. Gequält presste er die Arme um den Leib und hielt sich diesen stöhnend, bis in ihm die Gewissheit hinaufstieg, dass er Sammy losgelassen hatte.

Schlagartig wandte er den Kopf zu dem riesenhaften Jungen, der bereits zum zweiten Mal binnen weniger Minuten zur Seite stürzte, da sein Gewicht ihn aus Martys Griff gerissen hatte, der, ins Leere tastend, versuchte, ihn vor dem Aufprall zu schützen. Seine beißenden Schmerzen ignorierend riss Dean die Arme nach vorn, um seinen Bruder doch noch zu erreichen, aber jede Bewegung trieb ihm die Tränen in die Augen, so dass seine Glieder wie die verletzten Flügel einer Fliege hilflos zusammenzuckten und wieder an seinen gepeinigten Leib zurückfielen.

Schließlich war es Lauren, die Sam von einer weiteren unsanften Begegnung mit dem Fußboden abhielt. Flink wie eine dahingleitende Elfe war sie an seine Seite geeilt und hatte seine Schultern ergriffen. Schlaff lag seine Stirn nun auf ihrer Schulter und Dean könnte schwören, dass sie etwas rot um die Nase wurde, was einen gewissen Anflug von Eifersucht in ihm auslöste. Trotz allem war er ihr unendlich dankbar und schmunzelte über ihre sich verfärbenden Wangen, die ihn an die Morgenröte eines anbrechenden Tages erinnerten.

Erleichtert aufseufzend, dass nichts Schlimmeres geschehen war, machte sich Marty erneut daran, den Jungen hoch zuhieven, nun jedoch mit Hilfe von Lauren, die trotz ihres zarten Erscheinungsbildes einige Quäntchen an Kraft aufzubieten hatte.

Die Zähne zusammenbeißend verharrte Dean kniend am Boden, die beiden so unterschiedlichen Menschen dabei beobachtend, wie sie seinen Bruder auf einen Stuhl im Flur setzten und Lauren ihn festhielt, damit er nicht herunterrutschte. Nachdem der Schwarzhaarige sich davon überzeugt hatte, dass Sam mit Laurens Unterstützung auch sitzen blieb, ging er an einen kleinen weißen Schrank, der nicht weit von ihnen entfernt an der Wand hing. Ein großes rotes Kreuz prangte für alle sichtbar darauf. Mit einem leisen Quietschen öffnete Marty den Medizinschrank und holte ein kleines Fläschchen daraus hervor. Dies hielt er dem Bewusstlosen unter die Nase, der binnen weniger Sekunden plötzlich ruckartig die Augen aufriss.

„Riechsalz“, murmelte Dean und bemerkte alarmiert Sams wachsende Verwirrung, als dieser in den ersten Momenten nach seinem Erwachen nicht einordnen konnte, wo er sich befand und wer die Menschen um ihn herum waren. Erst, als er seinen älteren Bruder am Boden ausmachte, schienen sich die Wolken um seinen Verstand zu lichten.

„Dean!“, rief er und wollte schon aus dem Stuhl hochschnellen, wovon Lauren ihn jedoch sanft, aber bestimmt abhielt. „Bist du okay?“

Soeben Angesprochener musste sich beherrschen, nicht laut loszulachen. Da kippte ihm der Hosenscheißer aus den Latschen und beschäftigte jeden im Raum damit, ihm zu helfen und dann wollte er auch noch wissen, ob er, Dean, in Ordnung sei, obwohl er diese Frage eigentlich eher an sich selbst hätte richten müssen.

„Natürlich bin ich okay“, erwiderte er vielleicht etwas zu schroff, Sams Uneinsichtigkeit gegenüber seines eigenen Körpers damit tadelnd und sah ihn ärgerlich an, was zur Folge hatte, dass der Jüngere leicht verstört die Brauen in die Höhe schob, dann aber zu grinsen begann, was Dean mit einer Grimasse quittierte. Der hünenhafte Junge kannte seinen Bruder mindestens genauso gut, wie der ihn durchschaute und er wusste, dass Dean sich niemals die Blöße geben würde, nicht vor seinem kleinen Bruder und schon gar nicht vor dem holden weiblichen Geschlecht.

„Dann ist ja gut“, wisperte er daher kaum hörbar und versuchte vorsichtig, sich von seiner Sitzgelegenheit hochzustemmen, was jedoch nur mit Laurens Hilfe einigermaßen gelang. Er fühlte regelrecht, wie ihm das Blut aus dem Hirn vermehrt in die Füße schoss und seine Sicht erneut verschwamm, dann aber wiederkehrte, nachdem er mehrmals kräftig durchatmete. Es war beinahe, als säße er im Impala und starrte auf die regennasse Scheibe, welche nur ab und zu durch die Wischer vom trüben Niederschlag befreit wurde.

Freundlich in Laurens Richtung nickend gab er der jungen Frau zu verstehen, dass sie ihn wieder loslassen konnte, aber die langhaarige Schönheit schüttelte nur verneinend den Kopf und zerrte ihn an seinem Arm hinter sich her.

„Ähm ... Dean?“, drehte Sam hilfesuchend den Kopf in Richtung seines Bruders, der dem ungewöhnlichen Pärchen überrascht nachsah.

„Der kommt auch mit“, befahl das Mädchen und in ihrer Stimme lag etwas, das keine Widerrede duldete, so dass sich der Braunhaarige bedingungslos mitschleifen ließ. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er, wie Marty Dean auf die Beine helfen wollte, aber der jüngere Mann schlug die Hilfe des anderen wortlos aus und drückte sich vom Boden allein in die Höhe, allerdings nicht ohne ein schmerzerfülltes Zischen, welches ein ruckartiges Zucken über Sams Antlitz schickte. Hätten sie sich nicht so kindisch im Wagen gezankt, wäre all das vermutlich gar nicht passiert. Warum musste er auch immer auf sein Recht pochen und mit dem Kopf durch die Wand? Hätte er sich doch nur dieses eine Mal zurückgehalten, dann müsste Dean nicht wegen ihm leiden, dann säßen sie hier jetzt nicht fest, während dieser gottverdammte Dämon weiter mordend durch das Land zog.

Die Hand des Mechanikers forsch abschüttelnd stand der ältere Winchester mit einem halb unterdrückten Ächzen umständlich wie eine Frau, der man den Krückstock gestohlen hatte, auf und stolperte hinter Sam und Lauren her, die auf den Wartebereich für Gäste des Motels zusteuerten, in dem ein paar gepolsterte Stühle auf sie warteten. Martys sorgsamen Blick im Nacken, der an ihm haftete wie die Augen einer überfürsorglichen Schwanenmutter an ihren Küken, musste er sich mit größter Mühe einen gehässigen Spruch verkneifen, der bereits an seinen Lippen kitzelte. Schließlich meinte es der Ältere nur gut mit ihm und seinem Bruder, dennoch hasste Dean solch ein Überangebot an Umsicht wie nichts anderes und war froh, wenn Marty das eher an Sam ausließ als an ihm.

Mit gemischten Gefühlen sah er zu, wie Lauren Sam in einen der Stühle drückte und ihn beunruhigt beäugte, nachdem dieser bereits erneut fahrig mit den Augenlidern zu klimpern begann und sich unsicher an die Armlehnen seiner Sitzgelegenheit klammerte. Erneut meldete sich in dem kleineren Winchester eine bittende Stimme, dass es sich bei seinem Bruder nur um eine harmlose Gehirnerschütterung handelte, die ihn so fertig machte und nicht um etwas Ernsteres.

„Habt ihr Jungs eigentlich kein Gepäck dabei?“, riss ihn Marty unvorbereitet aus seinen Überlegungen und Dean starrte ihn für einen Augenblick an wie einen Frosch, der eine Fliege in der Größe eines Hochhauses erblickt hatte, bis er begriff.

„Ähm ... natürlich, draußen im Kofferraum ...ach du scheiße“, die letzten Worte hatte er eher an sich selbst gerichtet, so dass sie mehr wie ein unverständliches Murmeln an die Ohren der anderen drangen. Sam aber hatte das entsetzte Grunzen seines Bruders richtig gedeutet und fuhr, als hätte er sich auf einen Igel gesetzt, so überstürzt in die Höhe, dass er beinahe Lauren mit seinem Kopf besinnungslos schlug, die sich über ihn gebeugt hatte, um die Wunde an seiner Stirn zu begutachten. Für den Bruchteil einer Sekunde sahen sich die Winchesters an; jeder wusste, was der andere dachte und es war an Dean, die Sache möglichst unauffällig abzubügeln, sonst würden sie frühestens dann, sobald Marty sich den Wagen genauer ansah, von einer ganzen Armee Cops abgeholt.

„Ah ...ich glaub, mir wird wieder schwindelig“, flunkerte Sam den Unwissenden theatralisch etwas vor und sank zurück in seinen Stuhl, sich bei Lauren mit einem jungenhaften Lächeln dafür entschuldigend, dass er ihr solch einen Schreck eingejagt hatte.

„Dann ... geh ich mal raus und hole eure Sachen, Jungs“, bot sich der Mechaniker hilfsbereit an, damit Dean bei seinem Bruder bleiben konnte. Der Hüne stieß daraufhin abgehackt die Luft aus und verzog das Gesicht zu einer panischen Grimasse, was das dunkelhaarige Mädchen sofort vollkommen verkehrt deutete und ihm voller Sorge die Hand an die unverletzte Wange legte. Sams Herz machte einige wohlige Hüpfer, als er die warme weiche Haut an der seinen spürte, obwohl er dies mit seiner Geste keineswegs bezweckt hatte. Das belustigte Grinsen seines älteren Familienmitgliedes brannte sich beinahe auf seinem Antlitz ein, als er in dessen Richtung schaute.

„Mach endlich, dass du hinterher kommst“, formte der Wuschelkopf lautlos mit seinen Lippen und zwinkerte Lauren in der nächsten Sekunde ertappt an, nachdem diese ihn relativ verdutzt betrachtete und darüber nachdachte, ob dieser junge Mann vielleicht doch etwas zu stark mit dem Kopf aufgeprallt war.

Still in sich hineinlachend trollte sich Dean seines Weges und erwischte Marty noch gerade an der Tür zum Ausgang.

„Warten Sie, ich komme mit. Schließlich habe ich ja den Schlüssel, oder nicht?“

Die Stirn in Falten legend drehte sich der Mechaniker um, während der Ankömmling das silberne „Sesam öffne dich“ vor seinen Augen hin- und herbaumeln ließ. Gerade wollte er danach greifen und somit den Jüngeren in seine Schranken verweisen, als dieser den Schlüssel wieder an sich riss und in seiner Hosentasche vergrub.

„Entweder wir gehen beide oder gar keiner“, schlug er dem Älteren mit einem herben Ton in der Stimme vor, der einen Schauder über Martys Rücken trieb. Das Lächeln war gänzlich verschwunden. Ein Paar grüne Augen blickten ihm fordernd entgegen und zeigten ihm auf, dass es dem Jungen ernst war.

„Okay“, gab er sich lieber rasch geschlagen, bevor er noch etwas Unangenehmes heraufbeschwor, sofern er sich gegen den Kleineren der Brüder stellte. „Gehen wir halt zu zweit zum Wagen.“

„Sehr gut, die Einstellung gefällt mir besser“, stimmte ihm Dean süffisant grinsend zu und klopfte ihm beinahe freundschaftlich auf die Schulter, worunter der ältere Mann jedoch misstrauisch zusammenzuckte. Er wusste nicht, was er von diesem Jungen halten sollte, der sich so sehr um seinen kleinen Bruder sorgte, aber gleichzeitig mit diesem plötzlich berechnenden Verhalten seinen Argwohn weckte. Hoffentlich verbargen die Brüder nicht irgendwelche Leichen im Keller. Was, wenn er unbewusst zwei Kriminellen Zuflucht gewährt hatte und nun sogar Lauren in Gefahr brachte?

Diese Meinung geriet jedoch ein wenig ins Wanken, nachdem Dean die Tür lautlos wie ein Einbrecher hinter ihnen schloss und die eiskalte Luft ihren Atem gefrieren ließ. Rasch packte er den verblüfften Mann am Arm und zog ihn einige Schritte vom Motel fort, als befürchtete er, dass in irgendeiner dunklen Ecke neugierige Ohren lauerten, welche die nächsten Worte nicht zu interessieren hatten.

„Hören Sie“, begann der ältere Winchester, während seine nachtschwarzen Pupillen nervös von einer Seite zur anderen glitten, was Marty zu einem Stirnrunzeln veranlasste. „Falls ich in Ihnen eben den Eindruck geweckt habe, dass mein Bruder und ich Dreck am Stecken haben, dann kann ich Sie beruhigen.“ Beinahe beschwörend sah er ihn an.

„Das höre ich gern“, antwortete der Ältere wenige Sekunden später erleichtert und verzog das zuvor ernsthaft anmutende Gesicht zu einem gutherzigen Schmunzeln. „Ich mag euch Jungs nämlich und es wäre schade, wenn ich euch anschwärzen müsste.“

Dean schickte ihm ein dankbares Lächeln entgegen, kratzte sich dann aber, die Luft zischend zwischen zusammengebissenen Zähnen einsaugend, am Hinterkopf.

„Wie es scheint, gibt es da aber trotzdem etwas“, deutete der Mechaniker diese Geste richtig, woraufhin der Junge zustimmend nickte. „Etwas, wo ich meine Nase nicht hineinstecken soll, hab ich recht?“

„Bingo“, bestätigte der kleinere Winchester und fragte sich dabei insgeheim, ob ihn das relativ gelassene Verhalten des anderen Mannes nun eher beruhigen oder Verdacht schöpfen lassen sollte. Tat er äußerlich nur so, während es in seinem Inneren aufgeregt brodelte und er sich überlegte, wo und mit welchen Worten er die Brüder verpfeifen konnte? War es richtig, sein Vertrauen in diesen Fremden zu legen? Er seufzte leise in sich hinein. Die Antwort darauf würde sich ihm erst präsentieren, wenn es vermutlich bereits zu spät war.

„Es geht um den Kofferraum“, begann er daher nach lautlosem Ringen mit sich selbst zu erklären.
 

We walk in your footsteps

Though I've had my ups and downs

And I'll stand in the silence

Until I figure it out
 

One might fall and the other will stand

And one might give where the other won't bend

The night is bright as the sun
 

I'm never gonna know

Never gonna look back

Never gonna know where we would have ended up at

The end has only begun
 

So stop counting the hours

Live out in the world

Cause I've been chasing the answers

And they don't want to be found
 

One might fall and the other will stand

And one might give where the other won't bend

The night is as bright as the sun
 

I'm never gonna know

Never gonna look back

Never gonna know where we would have ended up at

The end has only begun
 

Well the day

Tonight feels like a million miles away

And these times just won't change

Life just stays the same

I'd give anything to see the light of day
 

Cause I've been too far away

To hear you whispering
 

They say one might fall and the other will stand

And one might give where the other won't bend

The night is as bright as the sun
 

I'm never gonna know

Never gonna look back

Never gonna know where we would have ended up at

The end has only begun
 

Well the day

Tonight feels like a million miles away

And these times just won't change

Life just stays the same

I'd give anything to see the light of day
 

What you do

No one can decide it's up to you

And who you are is what you choose

These times when the world falls apart

Make us who we are
 

~ The end has only begun – Lifehouse ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sky2
2009-10-07T19:37:27+00:00 07.10.2009 21:37
so jetzt hab ich endlich mal die zeit gefunden auch die restlichen kapis durchzulesen und ich muss sagen sie gefällt mir richtig gut!!
^^
diese kabbeleien zwischen deam und sam sind wirklich amüsant!!
aber ab und zu kabbeln sie sich ein bisschen zu viel, finde ich!
nur ein bisschen...^^

was die länge deiner kapis angeht, du hast recht sie sind wirklich sehr sehr lang!!
aber das stört mich nicht im geringsten, das heißt für mich nur das ich mehr lesen kann!
und das ist nur positiv!
^^
also fasse dich solange du willst, ich bin schon sehr gespannt auf dein nächstes kapitel, deine ff verspricht ja noch sehr interessant zu werden!!
bis zum nächsten kapi
lg sky


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