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Assoziatives Schreiben

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Satz 22: Justine

Sie schluckte und verspürte unglaubliches Mitleid. Vor ihr lag der tote Körper, vor dem sie gerade noch voller Panik geflogen war. Ihr rechtes Bein schmerzte, doch sie spürte es kaum.

„Hör auf ihn so mitleidsvoll anzustarren. Gerade eben hat er noch versucht dich zu fressen.“

Langsam drehte sich ihr Kopf zu Leon. Was war passiert?

Die Ereignisse überschlugen sich in ihrem Kopf. Wieder brachen Tränen aus ihr heraus.

Gestern noch war sie eine ganz normale Sechzehnjährige gewesen.

Gestern schien noch die Sonne.

Gestern war ihr Leben noch nicht für immer zerstört.

Erinnerungen, bestehend aus Bilderfetzen, drangen in ihren Kopf. Im Schatten eines Baumes stand ein fremder Mann. Sein Haar war angegraut, aber seine Haltung, sein Körper, sein Blick, alles strahlte Kraft und Gefahr aus. Sie hatte nur kurz diesen Mann angestarrt.

Ein anderer Fetzen zeigte wie sie vor dem Eiscafé stand und sich zusammen mit ihrer besten Freundin ein Eis holte. Neben ihr erschien ein Schatten und dieser fremde Mann hauchte ihr nur einen Satz ins Ohr:

„Glaubst du, dass es mehr auf dieser Welt gibt?“

Mehr sagte er nicht, sondern ging weiter.

Heute Abend war es dann passiert. Auf dem Heimweg vom Kino wurde sie angegriffen. Von… Ja, von was denn? Es war riesig und grau. Ein komisches Tier ohne geknackst Aber sie konnte nicht auf den aufkommenden Schmerz achten, denn das Etwas, was sie gepackt hatte, kam nun schreiend auf sie zu. Fletschte die Zähne. Von irgendwo her kam eine Stimme:

„Lauf oder es frisst dich.“

Fressen? Sie sollte jetzt sterben?

Ohne weiter nachzudenken sprang sie auf und rannte los. In die nächste Seitengasse.

Weg, bloß weg! Leben! Sie wollte leben!

Hinter sich vernahm sie ein Hecheln und wieder ertönte ein Schrei.

Das Wesen hatte die Verfolgung aufgenommen. Sie blickte nach vorne und versuchte noch schneller zu laufen. Doch vor ihr wurde ihr der Weg versperrt. Dieser komische Mann stand da und bewegte sich keinen Millimeter.

„Laufen Sie weg!“, schrie sie nur.

Aber er bewegte sich trotzdem nicht. War er etwa? Hoffentlich nicht!

Sie überlegte Fieberhaft. Würde er merken, dass sie vorhatte ihm auszuweichen?

Doch, da rief er schon:

„Du musst kämpfen, Justine. Wenn du sie nicht tötest, kriegen sie dich und fressen dich.“

Mit diesen Worten zog er eine Waffe hervor und warf sie Justine zu.

Ein paar Meter vor ihr landeten zwei Köpfe von Mistgabeln! Aber dennoch besser als nichts. Justine griff beim Rennen nach den Waffen und rannte weiter.

„Dreh dich um und kämpfe!“, rief ihr nun der fremde Mann zu, doch Justine dachte gar nicht darin dem Monster in die Arme zu laufen. Weglaufen erschien ihr als intelligentere Lösung, trotz dass sie nun die beiden schweren Mistgabelköpfe bei sich trug.

Als sie an dem Mann vorbei rennen wollte, packte er sie nur, drehte sie mit einem Schwung um und stieß sie in Richtung des Monsters. Dieses sprang sie auch schon an. Sie prallte mit ihrem Rücken hart auf dem Boden auf. Tränen flossen ihr den Wangen herunter. Jetzt würde sie wohl sterben.

Jedoch es passierte nichts! Das Ding lag schwer auf ihr drauf und presste mit seinem Gewicht ihr die Luft aus den Lungen. Aber es bewegte sich nicht. Langsam versuchte sie unter dem Körper hervor zu rutschen. Kaum war sie hervor gekrochen, rutschte sie auch verängstigt gegen die nächste Hauswand. Weit weg von dem Biest. Ihr Atem ging tief.

Schwere Schritte nährten sich ihr. Der fremde Mann trat an das tote Wesen heran und drehte es mit einem Tritt auf den Rücken.

„Gut gemacht“, nuschelte er rau, während er die Mistgabelköpfe aus dem Körper des Wesens zog, „ich bin Leon.“

Justine starte immer noch das Wesen vor ihr an. Es blutete aus den Einstichwunden und seine Augen waren schreckgeweitet, so als hätte es nicht begriffen, was geschehen war. Seine Augen sahen menschlich aus, doch der Rest des Körpers war der eines unbekannten Tieres.

„Jetzt starr das Ding nicht so mitleidsvoll an“, herrschte Leon sie sofort an. Er putzte die Gabeln an einem Tuch sauber und schmiss sie vor Justines Füße.

„Hier, das sind jetzt deine. Für’s nächste Mal.“

WAS?

„Was für ein nächstes Mal?“

„Das nächste Mal, wenn dich wieder ein Dämon angreift?“

„DAS war ein Dämon?“, Justines Augen weiteten sich entsetzt, dann stiegen ihr Tränen in die Augen.

„Nein! Sowas gibt es nicht!“

Justine schüttelte ihren Kopf. Das war alles grad ein böser Alptraum. Solche Wesen gab es nicht.

„Wenn du meinst“, murmelte nur Leon nur, während er ein Fläschen aus seinem Mantel hervor holte und die Flüssigkeit auf dem toten Körper verteilte. Mit seinem Feuerzeug setzte er den Leichnam in Brand. Rauch stieg in den Nachthimmel.

Leon klopfte seinen Mantel ab und stand auf.

„Du solltest die Sai trotzdem behalten. Auch wenn es sowas gibt. Ich komme wieder, wenn der nächste dich angreift.“

Er drehte sich um und wollte in der Dunkelheit der Gasse verschwinden, aber eine Frage hielt ihn auf:

„Wieso greifen sie mich an?“

Justine saß noch immer wie ein Häufchen Elend da. Das Gesicht verdreckt. Die Augen verzweifelt.

„Das frag ich mich auch immer, wenn sie mich angreifen und sonst keinen. Vielleicht weil sie wissen, dass du und ich in der Lage sind, sie zu töten.“

Mit diesen Worten verschwand Leon in der Dunkelheit und ließ eine verzweifelte Justine zurück.

Dabei war gestern doch noch alles in Ordnung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-04-05T17:16:29+00:00 05.04.2010 19:16
Huhu.

Also ich muss sagen, dass du dich in dem Jahr wirklich entwickelt hast, was vor allem die Rechtschreibung und Grammatik betrifft. Man merkt eine Entwicklung und das ist definitiv positiv anzumerken. So und nun zu diesem OneShot. Ein schöner OneShot, der aus diesem einen Satz sich heraus entwickelt hatte. An einen Mord habe ich zwar gedacht, aber die Sache mit den Dämonen kam überraschend.
Gut gemacht, mach weiter so.
Lg,
Koike
Von:  Bombadil
2010-03-02T08:24:28+00:00 02.03.2010 09:24
Mh, endlich komm ich mal wieder dazu, was aus dem Zirkel zu lesen. Hab in letzter Zeit noch etliche andere "Projekte", dass fürs Assoziative Schreiben keine Zeit mehr bleibt.

Mh, diesmal kann ich gar nicht so viel zu der Geschichte sagen. Ich finds etwas zu... gewöhnlich. Nichts sticht wirklich heraus oder so... Sowohl von der Grundidee als auch vom Handlungsablauf her. Kommt mir irgendwie alles bekannt vor... Tut mir Leid.


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