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Assoziatives Schreiben

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Satz 15 - Glück made by Henry Teufel

Ständig wurde er von Minuten, Stunden, Tagen, Monaten, Jahren, Jahrhunderten und Äonen verfolgt. Er konnte machen, was er wollte. Er rannte, kämpfte und plagte sich ab, doch die Zeit wollte nicht stillstehen. Wieder stand er von dem Spiegel und betrachtete seinen Körper. Suchte nach Falten und Muskelschwund. Sein Körper war ein Prachtexemplar. Durch tägliches Stählern im Fitnessstudio war sein Körper mit Muskeln überwuchert und jede Partie definiert. Sein Gesicht war makellos. Glatt und rein. Doch schon nächste Woche wäre die nächste Ladung fällig. Er sah sie schon. Die ersten Ansätze der Falten, die immer wieder kommen wollten. Wann hatte er erst die letzte Spritze Botox bekommen? Letzten Monat? Letzte Woche? Oder war es gar gestern? Er wusste es nicht mehr. Wollte nur mehr. Wollte der alternden Zeit entrinnen. Die Welt wollte es so. Er hatte sich ihr zu beugen, wenn er in ihr nicht nur leben, sondern in ihrem Glanz baden wollte. Schöne Menschen werden von allen geliebt. Er wollte geliebt werden. Brauchte es so sehr.

Seine Arme strichen über sein Gesicht, weiter nach oben zu seinen Haaren. Die grauen Ansätze kamen auch schon wieder raus. Das musste nachgebessert werden!

Er dreht sich um. Hinter ihm im Bett liegen zwei Frauen. Gruppies vielleicht. Es interessiert ihn nicht. Gestern Nacht hat er sie nur einfach benutzt. Sie himmelten ihn an, er genoss es.

Langsam ging er die Treppe runter. Es war morgen und doch lagen noch einige Teile im Dunkeln. Seine Beine brachten ihn in den Keller, wo sein Trainingsraum lag. Er setzte sich auf das erste Gerät und begann zu heben. Die Anstrengung tat ihm gut. Er spürte förmlich wie sein Körper schöner wurde.

„Riecht meine Nase da Verzweiflung?“

Ein Schatten tritt aus der Dunkelheit hervor. Er ist erschrocken. Steht auf und starrt den Neuankömmling an.

„Keine Angst. Ihr Dienstmädchen hat mich rein gelassen. Ich bin grad eben die Treppe runter gekommen.“

Seine Muskeln entspannen wieder. Jedoch bleibt die Frage offen, was dieser Fremde hier will.

„Sie haben ein Problem. Man sieht es Ihnen gerade zu an. Nennen Sie mich Henry Teufel. Ich habe eine Lösung für Ihr Problem.“

Ein Haustürverkäufer? Immer noch steht er unschlüssig da und weiß nicht so recht, ob er diesem Fremden zuhören oder ihn rausschmeißen lassen soll.

„Sie wollen doch der Zeit entkommen oder besser ausgedrückt für immer jung sein. Ich habe eine Lösung für Sie.“

Eine Lösung. Er steht da, schaut an seiner makellosen und doch alternden Hülle herab. Was, wenn es nur ein teures Modemittel ist, dass nichts bringt?

„Es kostet Sie kein Geld mein Herr und Sie werden weder mit der Einnahme noch irgendetwas anderem konfrontiert.“

Der Fremde holt aus dem Schatten ein leeres Bildnis hervor. Hält es ihm entgegen.

„In diesem Bild kann die Zeit – ihre Zeit – gefangen gehalten werden. Der Preis ist lapidar und Sie werden ihn vielleicht nie zahlen müssen.“

Wie konnte er dies verstehen? Dies hier war eindeutig kein normales Verkaufsgespräch.

„Schon viele haben es getestet und waren vollstens zufrieden damit.“

Und was wäre nun der Preis, den er zu bezahlen hat? Wieso hatte er noch nie etwas von dieser Methode mitbekommen.

„Der Preis ist Ihre Seele, mein Herr. Sobald Sie in diesen Handel einschlagen, müssen Sie dieses Bildnis verdeckt aufbewahren. An dem Tag, an dem Sie das Bild ein zweites Mal ansehen, endet der Handel und Sie müssen bezahlen.“

Der fremde Herr grinste nun.

Seine Seele? Das war alles? Seine Seele hatte er längst verkauft. An Ruhm, Macht und die Massen, die draußen vor seinen Toren standen.

Der Mann hielt ihm nun die Hand entgegen.

„Einverstanden?“

Er ging auf ihn zu und schlug ein. Er hätte bei weitem mehr gezahlt, um immer jung sein zu können.

„Sehr gut mein Herr. Ich werde Sie wieder besuchen, wenn die Bezahlung fällig wird. Bis dahin wünsch ich Ihnen eine schöne Zeit und nicht dem Wahnsinn verfallen.“

Er lachte und verschwand im Dunkeln.

Ständig wurde er von Minuten, Stunden, Tagen, Monaten, Jahren, Jahrhunderten und Äonen verfolgt. Er hätte nie gedacht, dass er dies mal vermissen könnte. Mit Henry Teufel machte man keine Geschäfte, denn sie waren glücklos. Glück und Zeit lieben sich. Ohne das eine, kann man das andere nicht haben. Henry Teufel wusste das.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Hatshepsut
2010-05-24T16:50:43+00:00 24.05.2010 18:50
Hey, das war cool. ^^
Hat mich ein wenig an "Das Bildnis des Dorian Gray" erinnert (das ich nie gelesen habe XD).
Ich fand den Namen auch so toll: Henry Teufel. :D
Aber was ist der 15. Satz? Ist der aus einem Buch, oder hast du den in dem Zirkel bekommen? Ich geh mal stalken. ;)

Irgendwie fehlt mir noch son bisschen die Auflösung, ich wüsste gern, ob es nicht doch ein "richtiges" Ende gibt, aber bei dem Charakter ist das wohl kaum möglich. Egal, tolle Story!

LG
H
Von:  Bombadil
2009-07-03T18:23:18+00:00 03.07.2009 20:23
Ah, geniale Geschichte wiedermal. Aber was erwarte ich auch anderes? Grr, ärgert mich, dass ich es diesmal selbst nicht geschafft habe... aber das ist eine andere Geschichte.

Wiedermal stark von Legenden inspiriert. Bei dem genauen Ursprung bin ich mir nicht mehr so sicher... muss ich wohl nochmal nachschlagen. Der gute alte Teufel wieder und die gute alte Sache mit Unsterblichkeit. Mann, wenn man so überlegt in welcher Form das überall verarbeitet wird... ^__^

Also von mir subjektive 5/5 Sternen. Ich find einfach deinen Stil fantastisch.


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