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Assoziatives Schreiben

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Satz 28: Schatten

Der eine oder andere würde ihm Glauben schenken, wenn er ihn anspräche, und ihm helfen.

Oder doch nicht? Die Menschen liefen an ihm vorbei, wie graue, tote Statuen. Ihn nicht beachtend.

Er wusste nicht, was er tun sollte. Er blickte hinter sich. Die Schatten kamen näher. Schwebten durch die Mengen. Keiner sah sie. Keiner beachtete sie. Hass in ihren Augen, Wut in der Faust, Freude auf den Lippen kamen sie näher. Er rannte wieder los. Weiter mehr ins Stadtzentrum. Hin, wo Menschenmassen waren, die ihn schützen konnten. Doch keiner beachtete ihn. Warum? Warum beachtete ihn keiner?

Die Menschen hasteten an ihm vorbei. Von einem Laden in den nächsten. Ihren Konsumrausch auslebend.

Er wusste sich nicht mehr zu helfen. Er musste weg. Neben ihm lief eine Geschäftsfrau vorbei. Er packte sie am Arm und sprach sie an.

„Entschuldigen Sie bitte, können Sie mir helfen?“

Die Frau blickte erst verwirrt, dann fragend ihn an.

„Ich werde verfolgt von ihnen.“

Er zeigte hinter sich auf die Schatten.

Die Augen der Frau weiteten sich. Jetzt sah sie die Schatten auch. Sie sah ihn angsterfüllt an, riss sich von ihm los und lief schnell weiter. Rein in den nächsten Konsumtempel.

 

Wieder war er allein. Die grauen Statuen schoben sich an ihm vorbei. Die Schatten grinsten und kamen weiter näher.

 

Er rannte weiter. Runter in die U-Bahn. Vielleicht hatte er Glück und es fuhr gerade eine U-Bahn ab. Vielleicht konnte er noch zwischen die sich schließenden Türen springen und wegfahren. Der Bahnsteig war leer. Es musste eben erst eine U-Bahn abgefahren sein.

Die nächste kam erst in zehn Minuten. Er starrte verzweifelt die Anzeigetafel an. Ein fester Griff umklammerte plötzlich seine Schulter. Schubsend und schlagend, drängten sie ihn in die nächste Ecke. Nach dem ersten festen Schlag entschwanden ihm schon die Sinne. Weitere Schläge und Tritte folgten. Wüste Beschimpfungen und Parolen drängten sich ihm an die Ohren, doch verschwammen zu einer undefinierbaren Geräuschkulisse. Er vernahm nichts mehr. Warum sah in einer so großen Stadt keiner sein Leid? Wieso halft ihm keiner?

Sein Körper schaltete ab.

 

Die Zeitungen berichteten am nächsten Tag.

'Junger Mann asiatischer Herkunft in U-Bahn Station tot aufgefunden.'

'Starb an den inneren Wunden noch am Ort.'

'Polizei vermutet ein Übergriff rechtsradikaler Anhänger.'

 

Ein Foto war von ihm auf die Titelseite gedruckt. Seine Familie hatte für die Zeitungen ein schönes rausgesucht. Daneben prangerte ein aktuelles Foto. Zeigte ihn verschlagen, verquollen, misshandelt.

Maria legte die Zeitung zur Seite. Ihr war schlecht.



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