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Asche und Rosen

Luzifer x Rosiel
von

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Sehnsucht.

Mir ist zuweilen so, als ob das Herz in mir zerbrach,

Ich habe manchmal Heimweh, ich weiß nur nicht

wonach ...
 

Er schlief. Seit langem einmal wieder recht gut. Die Schatten waren da, doch sie erdrückten ihn nicht.

Rosiel erlaubte sich endlich mal wieder eine Zeit des Müßigseins und so war ihm das Bett auch in den späten Morgenstunden noch ein guter Freund.

Lange sollte seine Ruhe jedoch nicht mehr währen, eine Aura näherte sich seinen Gemächern, seiner nicht unähnlich und im Geiste rollte er bereits die Augen, versuchte, sie zu verdrängen.

Er wollte jetzt nicht mit ihr sprechen, wollte jetzt nicht ihr vorwurfsvolles Gesicht sehen, ihre Stimme, die nach Antworten und Rechtfertigungen verlangte.
 

“Rosiel”, erreichte wenige Augenblicke später ihre Stimme sein Gehör und unwillig schlug er die Augen auf, nur um sich daraufhin zu strecken und langsam aufzurichten.

Sein Gesicht blieb emotionslos, “Alexiel”, erwiderte er ebenso, darauf wartend, was sie ihm wohl zu sagen hatte.

Der vorwurfsvolle Blick ihrer dunklen Augen traf ihn, als sie näher trat, darauf verzichtete, sich auf einem Stuhl niederzulassen, sondern vor seinem Bett stehen blieb.

“Wo warst du? Du ahnst ja nicht im Geringsten, was für einen Aufruhr dein Verschwinden verursacht hat! Und dann werde ich nicht sofort von deiner Rückkehr unterrichtet, sondern erfahre es erst zwei Tage später durch deinen Diener? Ich war in Sorge.”

Rosiel zog eine Augenbraue hoch. Seine Schwester war eine sehr stolze Frau, wenn sie derlei Gefühlsregungen zugab, dann musste es schon wirklich schlimm gewesen sein.

Trotzdem ließ der Anorganische Engel sich nicht aus der Ruhe bringen, irgendwie amüsierte es ihn, dass kaum, war er mal vier Tage fort, hier ein heilloses Durcheinander losbrach. Wie konnte er auch nur eine Sekunde daran zweifeln, dass man ihn hier brauchte.

“So sehr mich deine Sorge auch rührt, Schwester”, gab er zurück, machte sich nicht die Mühe aufzustehen und sich anzuziehen, er griff sich lediglich einen seiner Nuttenstengel, um ihn sich seelenruhig anzuzünden. “Aber es geht dich schlichtweg nichts an, wo ich war ...”

Alexiels Augen verengten sich plötzlich. “Du wurdest vor meinen Augen entführt!”, ereiferte sie sich.

“Ich kam wieder frei”, erwiderte Rosiel in einem Tonfall, der deutlich machte, dass er so gar keine Lust verspürte, mit seiner Schwester über die Erlebnisse der letzten Tage zu reden.

Alexiel stöhnte entnervt auf, ließ sich nun doch auf einen Stuhl fallen.

“Du wirst dem Rat eine Erklärung liefern müssen.”

Rosiel ließ sich stöhnend zurücksinken und blies müßig Rauch aus. Das war er, der Himmel, mit seinen vorgeschriebenen Verhaltensmustern und Regeln. Seit er bei Luzifer gewesen war, spürte er immer mehr, wie sehr ihm das hier alles widerstrebte.

Er MUSSTE. Wenn er das schon hörte.

“Muss ich wirklich?”, fragte er lakonisch, woraufhin seine Zwillingsschwester eine Augenbraue hochzog.

“Du solltest es, zumindest, wenn du den aufkommenden Unmut im Keim ersticken willst. Man brachte mir an, dass schon gemunkelt wurde, wer deinen Platz einnehmen solle, wenn du nicht zurückkämest ...”

“Wie lange war ich weg? Vier Tage, oder vier Jahrhunderte?”, erwiderte Rosiel leicht belustigt.

“Das ist nicht komisch, Rosiel.” Er erahnte, dass sie leicht gereizt war.

“Natürlich ist es nicht. Sie werden eine Erklärung bekommen - Sobald ich Lust dazu habe.”

Ihr klappte leicht der Mund auf. “Bist du krank?”, fragte sie kopfschüttelnd.

Rosiel lächelte eigentümlich. Vielleicht war er das ja wirklich.
 

Das Gespräch zu den Ministern und Räten schob er immer wieder vor sich auf, bis es irgendwann nicht mehr ging und seine Schwester kurz davor war, ihn mit einem Tritt in den Hintern in die Öffentlichkeit zu befördern.

Rosiel ließ ein paar Floskeln fallen, erzählte ihnen etwas von wegen Selbstfindung und dass es ihm gelungen wäre, seinen damaligen Entführer selbst zu überwältigen und, dass jetzt alles wieder im Reinen sei.

Attentate auf seine Person, Hinterhälte, oder auch nur die Gedanken an solch ein Vorgehen, so machte er deutlich, würden aufs Schlimmste geahndet werden.

Und irgendetwas in Rosiels Aura erstickte beinahe jede Neigung in jene Richtung im Keim.
 

Die Tage, die folgten allerdings erschienen ihm trister und langweiliger, als jemals zuvor. War es hier schon immer so gewesen? Oder hatte er es früher nur nie wahrgenommen? Die Speichellecker, die um ihn herumschwirrten und ihm beteuerten, wie wundervoll er war, hatte er sich früher noch schmeicheln lassen, so riefen sie nun keinerlei Regung seiner Eitelkeit mehr hervor. Er wurde verbittert über diesen Zustand.

Im großen Garten des himmlischen Palastes betrachtete er in einem kleinen See sein Spiegelbild. Die Seerosen, die darin schwammen gaben dem Gesamtbild einen edlen Makel. Und trotzdem. Da war etwas, was nicht stimmte. Die Augen des Engels verengten sich leicht, die Stirn zog sich kaum merklich kraus.

"Ist alles in Ordnung, Rosiel-sama?" Er zuckte zusammen.

"MUSST du mich so erschrecken, Katan?", fauchte er, peinlich berührt, bei was man ihn ertappt hatte. Für einen Außenstehenden musste er ja fürchterlich albern gewirkt haben.

"Bitte verzeiht mir, Herr. Es wird kühl, Ihr solltet etwas überziehen."

Rosiel lächelte matt, "War ich denn jemals ernsthaft krank?"

"Im Körper vielleicht nicht, Herr", murmelte Katan leise, sodass Rosiel sich nicht sicher war, ob er ihn überhaupt richtig verstanden hatte. Während er gesprochen hatte, hatte Katan ihm einen Überwurf um die Schultern gelegt. Es hatte ihn wirklich ein wenig gefröstelt, stellte er nun fest.

Er wandte sich einen Moment um, dabei streifte sein Blick den, Katans und einen Moment hielten sie sich gegenseitig gefangen. Rosiel öffnete die Lippen einen Spalt, wollte etwas sagen, ließ es dann doch bleiben, stattdessen ergriff sein Diener das Wort.

"Und wenn ihr mich tadelt, weil mir diese Worte nicht zustehen ... Rosiel-sama, seit Ihr von diesem schrecklichen Ort, wo immer Ihr auch wart, heimgekehrt seid, seid Ihr nicht mehr Ihr selbst."

Der Anorganische legte den Kopf leicht schief. Seltsamerweise erzürnten ihn die Worte Katans nicht. Stattdessen legte er eine Hand an dessen Wange, konnte spüren, wie Katan dabei erschauerte und zwang ihn so, sanft, ihn anzusehen.

"Wieso glaubst du das?"

"Ihr ... wirkt, als wärt Ihr lieber an einem anderen Ort. Nicht hier." Bei mir. Doch diesen Gedanken ließ der Cherub unausgesprochen. Rosiel gehörte ihm nicht, schon der Gedanke daran war ein Frevel. Und somit auch nicht an seine Seite. Allerdings machte ihn der Gedanke rasend, dass Rosiel im Geiste schon wieder bei ihm war. Wer er auch war. Er musste es wissen, doch danach fragen?

Rosiel würde es ihm niemals sagen. Er hatte kein Recht, danach zu fragen, er konnte nur hoffen, dass sein Herr es ihm eines Tages von selbst erzählte. Und bis dahin musste er sich in Geduld üben. Auch, wenn ihm das zusehends schwerer fiel.

Rosiel strich ihm über die Wange, streichelte ihm kurz durchs Haar, beinahe, wie eine Mutter, die ihr Kind beruhigte, ehe er abließ und sich umwandte.

“Vielleicht wäre ich das lieber.” Vielleicht gehöre ich nicht hierher. “Du bist alles, was mich hier noch hält ... Wenn ich wieder fortgehe ... dann wüsste ich, dass ich zurückkehren würde ... Nicht um den Willen des Herrn ... Sondern um deinetwillen.”

Diese Worte schnürten ihm die Brust zu. Wann hatte sein Herr jemals so sanft und liebevoll mit ihm gesprochen, ihm das Gefühl gegeben, wertvoll für ihn zu sein?

Allerdings lag auch etwas erschreckend Schmerzhaftes in diesen Worten.

Katan konnte nicht mehr an sich halten, machte die zwei Schritte, die Rosiel sich von ihm entfernt hatte und schlang von hinten seine Arme um ihn.

“Ihr hört Euch schrecklich an, Herr. Ich möchte Euch beschützen, Euch halten, wenn Ihr Euch nicht mehr halten könnt ... Ihr gabt mir diesen Namen, doch habe ich Angst, ihm nicht gerecht werden zu können. Katan ... der dir den Weg weist ... Herr ... Wie soll ich Euch retten, wenn Ihr mir nicht sagt, wie?”

Eine Träne rann Rosiel über die makellose Wange, er lehnte sich an, an diesen starken Körper, den Mann, der es verdient hätte, dass er ihm mehr gab, als er eigentlich konnte. Dann löste er sich, wandte sich um und umfasste Katans Wangen mit den Händen, um ihn zu küssen. Hauchzart, ein unschuldiger Kuss. Und für Katan bedeutete er die Welt.

“Ich habe deine Liebe nicht verdient, Katan”, sagte er leise, als er wenig später die Wange an seine Brust schmiegte.
 

Doch auch die nächsten Tage fand Rosiel nicht zur Ruhe. Die Tage wurden zu Wochen, die Wochen schließlich zu zwei Monaten, wenn nicht mehr.

Und dann kam es, dass er seinen Entschluss fasste. Es zog ihn zurück. Zu ihm. Doch, was, wenn er ihn längst vergessen hatte? Wenn er, Rosiel, sich bloß stellte, wenn er zu ihm kam, wenn er ihn vorfand, mit einem anderen Schönen in seinen Armen, wenn er ihn verspottete?

Rosiel ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. Er hätte speien mögen, bei dieser Vorstellung. Allerdings wusste er nicht, ob es die bloße Eitelkeit war, die ihn zwickte, oder etwas anderes. Wenn er ehrlich war, wollte er es gar nicht ergründen.

Er würde gehen. Diesmal nicht als Gefangener, sondern freiwillig. Er reckte das Kinn. Dann gab er seinem Getreuen die Anweisung, seine Reisekleidung bereit zu legen. Aber er würde alleine gehen.

Er brachte es nicht über sich, Katan mit zu nehmen, an diesen Ort voller Finsternis, Schwefel und Sünde.

Katan sollte nicht noch mehr beschmutzt werden durch ihn. Die Schuld wog ihm bereits zu groß.

Rosiel würde alleine seinen Weg finden, er wurde alleine mit ihm fertig. Luzifer sollte nicht noch einmal auf die Idee kommen, ihn zu sich herholen zu lassen, wann ihm gerade danach war, nein.

Diesmal würde er ihm zuvorkommen.

Was er ihm allerdings sagen sollte, wenn er vor ihm stand, wusste er nicht. Aber vielleicht könnte er den Hunger in seiner Seele stillen.

Viel zu schnell sollte die Erinnerung an den hellen Ort, den er sein Zuhause nannte, verblassen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Wolkenfee
2011-02-11T11:42:33+00:00 11.02.2011 12:42
Hallo!
Bin ich die einzige, die hier noch kommentiert? Das tut mir Leid, deine Geschichte ist wirklich gut.
Ich mag es, wie du beschreibst, wie es Rosiel jetzt nicht mehr im Himmel gefällt und ihn alles, was er früher gut fand, nervt.
Katan mag ich irgendwie nicht, aber ich glaube, das liegt an mir...
Schön, dass Rosiel jetzt zu Luzifer zurückgehen will. Bin gespannt, wie er reagiert.
Liebe Grüße, Fee


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