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Treppenaufgang

von

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Anfangsreim

Meine Schritte auf dem Asphalt. Der einzige Ton an diesem jungen Morgen. Mein T-Shirt klebte mir am Körper und mein Blut rauschte in meinen Ohren. Einatmen, ausatmen. Den eigenen Körper spüren und das Gefühl der Lebendigkeit genießen.

Ich könnte mir ein Leben ohne das morgendliche Joggen nicht mehr vorstellen. Wenn ich morgens nicht joggen gehen konnte, fühlte ich mich, als hätte man mir etwas von meinem Tag gestohlen. Vielleicht war es meine Droge, die einzige, die ich mir leistete.

Ich hielt nicht viel von Esotherikgelaber, aber es hatte durchaus seine Richtigkeit, wenn man sagte, dass nur in einem gesunden Körper eine gesunde Seele stecken konnte. Und ich gab mein möglichstes zumindest meinen Körper gesund zu halten.

An der Ampel kurz vor meiner Wohnung musste ich das erste Mal heute Morgen zum Stehen kommen. Ich fühlte mich hippelig und musste den Drang unterdrücken auf der Stelle zu laufen. Sowas sah einfach nur unheimlich lächerlich aus und selbst wenn ich begeisterter Jogger war, musste ich mir so eine Blöße nicht geben.

Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und stellte mit einem Blick auf meine Armbanduhr fest, dass ich in einer halben Stunde los musste, um pünktlich zur Arbeit zu kommen.

Das letzte Stück zu meiner Wohnung legte ich in einem Sprint zurück, den ich bei den Treppen nach oben bei behielt. Aufzüge waren für Leute, die ihrer Gesundheit nichts gönnen wollten.

Als ich in die Wohnung kam, hörte ich wie das Telefon klingelte. Auch ohne auf das Display zu schauen, wusste ich wer da anrief.

„Ellie...“, keuchte ich etwas außer Atmen in den Telefonhörer. Ich hörte sie lachen. Ellie hatte ein vibrierendes Lachen, das ich bei noch keiner Frau erlebt hatte.

„Stör ich?“, fragte sie mit einem amüsierten Tonfall.

„Joggen...“ Ich war immer noch nicht ganz bei Atmen und die Uhr im Gang tickte unweigerlich weiter, zwanzig Minuten. Ich musste noch duschen, mich anziehen und frühstücken...

„Klar, ich weiß. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass ich dich heute von der Arbeit abhole. Letztens hab ich dich nicht mehr erwischt.“

„Okay, ich werd warten...“ Langsam hatte sich meine Atmung beruhigt.

„Dann würd ich mal sagen, hopp, los mit dir. Du bist spät dran.“ Warum musste Ellie meinen Tag nur so genau kennen und so klingen wie meine Mutter?!

„Jaha. Bis dann.“ Ich legte auf und entledigte mich meiner Klamotten, während ich ins Bad ging. Das war einer der Vorteile, wenn man alleine wohnte, man konnte einfach nackt durch die Wohnung laufen.

Ich genoß das kühle Wasser auf meiner immer noch leicht überhitzen Haut und wünschte mir, ich wäre heute etwas früher aus dem Bett gekommen, um jetzt noch länger unter der Dusche stehen bleiben zu können.

Als ich mich abgetrocknet und angezogen hatte, stellte ich fest, dass in sieben Minuten meine Straßenbahn kommen würde. Drei Minuten brauchte ich, um zu ihr zu kommen, wenn ich mich beeilte. Schaffte ich es in vier Minuten zu frühstücken? Ich mochte es nicht, wenn ich mich so in der Zeit verkalkulierte und entschied mich für einen Apfel auf dem Weg zur Haltestation.

Wenigstens musste ich mich jetzt nicht mehr beeilen.
 

Ich stand vor meiner Firma und wartete darauf, dass sich Ellie endlich blicken ließ. Ein paar Kollegen verabschiedeten sich von mir und gingen zum Parkplatz, wo ihre Autos standen. Auto, finanziell definitiv nicht drin. Aber was konnte man auch schon als Elektroniker-Azubi erwarten?

Ich hatte damals die Wahl gehabt, bei meiner Mutter wohnen bleiben und ein eigenes Auto haben oder einfach ausziehen. So gerne ich meine Mutter auch hatte, es war Zeit gewesen, mein eigenes Leben anzufangen.

„Du siehst aus wie bestellt und nicht abgeholt.“, Heinz lachte mich an und blieb neben mir stehen. Er war wie ich Azubi und machte mit mir zusammen Reperaturen. Eigentlich war er ganz okay, aber niemand mit dem ich in meiner Freizeit rumhängen würde.

„Ich warte auf Ellie.“, erklärte ich kurz.

„Immer diese Pärchen!“ Heinz verdrehte die Augen, war aber wohl immer noch gute Laune. Ich hatte ja das Gefühl, dass er mich um Ellie beneidete. Ellie war ja auch eine gute Partie. Ich konnte froh sein, dass ich sie hatte.

„Tja, wer hat, der hat.“ Ich grinste ihn an. Heinz war etwas jünger als ich und soweit ich wusste, hatte er erst eine Freundin, die sich aber vor ein paar Monaten von ihm getrennt hatte. Seit dem war er etwas unleidlich, wenn es um Paare ging. So wie die meisten Singles.

Er seufzte und ich würde ihm gerne Tipps geben, wie er Frauen mehr für sich begeistern konnte. Aber ich ließ es, Heinz war nicht der Typ, der gerne Ratschläge bekam.

„Michi!“, rief Ellie begeistert, kam auf mich zugelaufen und fiel mir um den Hals. Kurz drückte sie ihre Lippen auf meine, lächelte mich an und ließ mich wieder los. Ich grinste, ihre Begrüßung war etwas überschwänglich. Aber ich hatte das Gefühl, das lag an Heinz, der uns gerade miesmutig anstarrte. Armes Kerlchen.

„Hey, Heinz!“, meinte Ellie in einem Tonfall, der klang, als hätte sie ihn jetzt erst bemerkt. Sie konnte so fies sein. Ich mochte sie.

„Hi, Ellie...“, kam es grummelig von Heinz. Wenn Mädchen in der Nähe waren, wurde er in der Regel einsilbiger und unfreundlicher. Einer der Punkte, warum er wohl bei Mädchen nicht so erfolgreich war. Vielleicht sollte ich ihm doch mal Ratschläge geben...

„Wir sollten mal los, sonst kriegen wir keinen Platz mehr.“, drängelte Ellie und zog mich einfach mit sich. Sie konnte ziemlich resolut sein.

„Man sieht sich morgen!“ Ich winkte Heinz noch etwas verpeilt zu und dann hatte mich Ellie schon um die nächste Ecke geschleppt, Richtung Straßenbahn. Sie hatte ein ihr typisches schnelles Schritttempo eingschlagen und wenn ich nicht täglich joggen würde, hätte ich wohl ein Problem mit ihr mit zuhalten. Man merkte ihr an, dass sie neben Deutsch zum Lehramt auch noch Sport studierte. Aber so war Ellie schon immer gewesen, sie hatte es immer irgendwie eilig. Vielleicht stand sie auch einfach nicht gerne still. Es gab einfach Menschen, die viel Bewegung brauchten, Ellie war einer von ihnen.

Das schnelle Tempo hatte sich aber gelohnt, wir kriegten gerade noch die Straßenbahn und hatten somit allen anderen Leuten, die diese Straßenbahn nicht genommen hatte, fünf Minuten voraus.

Was sehr entscheidend sein konnte, wenn man zur Mittagszeit einen Sitzplatz in einem beliebten Cafe haben wollte.

Zufrieden ließ sie sich auf eine Sitzbank fallen und ich setzte mich neben sie. Noch immer hielt sie meine Hand, ganz natürlich, so wie es bei uns eben war.

„Ich glaube, Heinz steht auf dich.“, meinte ich schließlich grinsend. Die Vermutung hatte ich schon länger, aber die Reaktion heute war wieder so typisch.

„Heinz? Der ist viel zu jung für mich... außerdem hat er einen komischen Namen.“ Sie schüttelte den Kopf und ihre braunen, welligen Haaren flogten dieser Bewegung. Ich mochte ihre langen Haare und ich war froh, dass sie sich nicht hatte schneiden lassen, bloß weil sie beim Sport störten.

„Übrigens, ich habe einen neuen Trainer.“ Ellie spielte schon seit der dritten Klasse Fußball in einem Mädchenverein und hatte diese Sportart nie aufgeben können. Ich hatte der Sportart nie viel abgewinnen können, wenn man mal davon absah, dass ich tierische Angst vor Bällen hatte.

„Heißt er auch Heinz?“, fragte ich verwirrt über den Themenwechsel.

„Quatsch, nee. Er heißt Andy.“ Ich zog eine Augenbraue hoch, das Andy wurde wie Ändie gesprochen und klang furchtbar tuckig. Unter einem Andy stellte man sich jemand furchtbar schwules vor, fand ich. Warum nannte der sich nicht Andi?

„Andy? Das klingt sehr...“

„Ja, ich weiß. Aber er hat eine Freundin, also zumindest hat er von einer erzählt.“ Sie grinste etwas. Vermutlich hatte sie sich dasselbe gedacht, als sie seinen Namen gehört hatte.

„Und wie ist er sonst so?“

„Ganz okay, ich find ihn nur etwas arrogant.“ Sie zuckte nur mit der Schulter, anscheinend fand sie ihn nicht so besonders.

„Du findest auch mich arrogant.“, warf ich ein. Ellies Begriff für Arroganz war sehr dehnbar. Ich für meinen Teil verstand es einfach als selbstbewusst. Wenn sie sagte, er wäre arrogant, würde ich sagen, er hatte viel Selbstbewusstsein.

„Du bist anders arrogant. Du kannst es dir leisten.“, versuchte sie die Situation zu retten. Ich lachte nur. Ellie konnte sehr niedlich sein. Auch wenn sie mich töten würde, wenn ich ihr das sagen würde. Ellie bestand darauf nicht niedlich zu sein.

„Ach Ellie...“ Ich schüttelte den Kopf amüsiert.

„Was? Ich finde, es gibt Leute, die können arrogant sein und welche, die das nicht können.“, vertrat sie ihre Meinung mit einem überzeugten Funkeln in ihren Augen.

„Natürlich.“ Ich klopfte ihr auf die Schulter und grinste sie an. Sie wusste, dass ich sie im Moment nicht ernst nehmen konnte. Aber ich glaube, damit konnte sie leben. Zumindest handelte ich mir nur einen leicht schmerzhaften Knuff in die Seite ein. Vielleicht hatte mich auch nur die Durchsage für die nächste Station gerettet. Wir mussten aussteigen.

Als wir das ´Besito´ betraten, mussten wir allerdings feststellen, dass es gerammelt voll war. Also war es ganz umsonst gewesen, dass wir uns so beeilt hatten. Wie ärgerlich.

Als wir allerdings nochmal über die Sitzplätze schauten, erkannten wir zwei bekannte Gesichter, Jörg und Anika, zwei Kommulitonen von Ellie, die uns wohl auch gerade entdeckt hatten.

„Ellie, Mike!“ Was für ein glücklicher Zufall. Sie saßen an einem Vierertisch und hatte einen Latte Macchiato vor sich stehen und offensichtlich freuten sie sich über unsere Anwesenheit so sehr, wie wir uns über ihre freuten.

Mit einem Grinsen ließen wir uns am Tisch fallen. Es war doch was praktisches, Freunde zu haben.

Kaum hatten wir es uns richtig gemütlich gemacht, kam auch schon unser Stammkellner. Eigentlich wusste er auch ohne zu fragen, was wir bestellen würde. Aber ich glaub, er unterhielt sich gerne mit uns. Wir waren ja auch tolle Gäste.

„Das Übliche?“, fragte er mit einem Grinsen. Er zwinkerte uns zu und Ellie lächelte ihn mit ihrem hübschen Lippen an.

„Das Übliche.“, gab sie zur Antwort und ich nickte kurz. Ich trank immer Milchkaffee mit extra Zucker und Ellie wollte ihren Kaffee schwarz und böse. Passte zu uns.

„Hm, kann es sein, dass der Kellner was von dir will, Ellie?“, fragte Anika mit einem anzüglichen Grinsen im Gesicht, während sie sich näher an Ellie lehnte.

„Ich glaube, er steht eher auf unseren werten Mike hier.“, erklärte Ellie und lehnte sich etwas weg von Anika. Ellie mochte es nicht, wenn ihr Mädchen zu nahe kamen. Eine ihrer etwas komischen Neurosen.

„Der Kellner? Der ist nicht schwul...“, beteiligte ich mich an der Unterhaltung.

„Woher willst du das wissen?“, fragte Anika skeptisch. Sie schien das Thema Homosexualität immer sehr faszinierend zu finden.

„Michi hat einen unfehlbaren Gaydar, behauptet er zumindest.“ Ellies Stimme klang so, als würde sie das selbst nich ganz glauben. Pah, sie hatte doch keine Ahnung.

„Er ist unfehlbar!“, protestierte ich. Ich konnte einem Typen tatsächlich sofort ansehen, ob er schwul war oder nicht. Das war essentiell wichtig für mich. Immerhin musste ich doch wissen, bei welchen Kerlen ich eine Chance hatte und bei welchen nicht. Einem Mädchen musste auch klar sein, ob sie bei einem Mann landen konnte...

„Du hälst auch meinen neuen Trainer für schwul, ohne ihn gesehen zu haben!“

„Hey, komm, er nennt sich Ändie!“, ich betonte den Namen noch mal extra und das Lachen von Jörg und Anika waren Bestätigung genug für mich, dass sie meiner Meinung waren.

„Du kannst doch nicht am Namen fest machen, ob jemand schwul ist.“ Ellie schüttelte den Kopf. Sie fand meinen Gaydar schon immer etwas suspekt.

„Aber bei Andy, also ich muss zugeben, das klingt wirklich nicht hetero.“ Tschaka. Jörg gab mir recht. Ich grinste triumphierend zu Ellie, die nur die Augen verdrehte. Sie mochte es nicht, wenn ich mal recht hatte.

„Er hat eine Freundin.“, warf sie ein. Das war eigentlich immer der ultimative Hetero-Beweis, naja, theoretisch.

„Mike hat dich doch auch als Alibi.“, widersprach Anika dem Argument. Unter Freunden musste ich nicht vorgeben, dass ich auf Mädchen stand. Aber bei der Arbeit zog ich es vor, dass man dachte, Ellie und ich wären ein Paar. Früher hatte es diverse, unangenehme Zwischenfälle gegeben, weil ich mit meiner Sexualität zu offen umgegangen war. Mittlerweile war ich älter, reifer und vernünftiger, was das alles anging. Und ich hatte Ellie.

„Das ist was anderes...“ Ellie wurde defensiv, was hieß Anika und ich hatten gewonnen. Ein Hoch auf gute Argumentation und Milchkaffee, der mir gerade serviert wurde. Ich öffnete ein Zuckerpäckchen und schüttete es in das Getränk und noch ein Päckchen, das dritte verkniff ich mir. Ich lebte eigentlich sehr gesund, aber das hier wollte ich mir einmal die Woche einfach leisten.

„Leute, ich muss los, die Arbeit ruft.“ Jörg hatte gerade seinen Latte Macchiato mit einem großen Schluck ausgetrunken und war aufgestanden. Bei Jörgs Satz schaute Anika erschrocken auf ihre Armbanduhr.

„Verdammt! Ich muss zur Vorlesung! Ich komm zu spät wegen euch!“ Sie kramte noch Kleingeld aus ihrem Portemonnaie und legte es uns hin. Auf den Kellner zu warten, hätte wohl auch zu lange gedauert. Sie und Jörg verabschiedeten sich noch und dann hatten wir den Tisch für uns alleine.

„Immer diese Studenten...“ Ich schüttelte den Kopf. Die meisten meiner Freunde waren Studenten und vielleicht war ich manchmal etwas neidisch, weil ich nur eine Ausbildung machte. Aber anderseits machte es mir Spass als Elektroniker zu arbeiten, also war es wohl doch okay. Besser als nichts.

„Ich hoff nur, dass Anika nicht in die Pädagogikvorlesung musste, sonst verpass ich die gerade.“ Es sah aber nicht so aus, als würde Ellie das groß kümmern. Ich würde aber auch lieber Zeit mit mir verbringen, als in einem vollen Vorlesungssaal zu sitzen und einem langweiligen Prof zuhören zu müssen.

„Hey, vielleicht sollte ich mir auch einen schwulen Namen zulegen.“, nahm ich das Gesprächsthema von vorhin wieder auf. Wenn ich mit Ellie rumhing, musste ich nicht darüber nachdenken, was ich sagte. Sie verstand es schon.

„Das wirst du nicht tun!“ Sie schaute mich mit ihren großen, braunen Augen drohnend an. Sie wollte ja nur mein Bestes und konnte dabei sehr mütterlich sein. Einfach Ellie.

„Wie wäre es mit Micha?“, triezte ich sie weiter. „Oder warte, ich hab´s Mikey!“

„Mach doch gleich Micky daraus... wie Micky Maus.“

„Hey, ich mach das wirklich!“ Sie brauchte bloß nicht denken, dass ich nicht den Mumm dazu hätte. „Den nächsten Typen, den ich kennen lerne, wird mich als Mikey kennen lernen!“

„Mikey, der verzweifelt versucht schwul zu klingen? Ich denke nicht, dass du das nötig hast.“

„Willst du damit sagen, ich wirke schwul?“ Ich schaute sie gespielt empört an.

„Nein, überhaupt nicht! Wenn man dich sieht, denkt man sofort an heiße Bräute mit großen Brüsten, die dir nachsabbern!“

„Also jemand wie dich?“ Ich grinste breit. Ellie machte zwar viel Sport, aber ihre Figur war immer irgendwie... fraulich. Was sie, glaube ich, manchmal ziemlich ärgerte. Kerlen fiel es immer schwer ein Mädchen mit so großen Brüsten ernst zu nehmen. Das ging selbst mir so und mich interessierten Brüste mal kein Stück.

„Meine Brüste sind nicht groß!“, widersprach sie mir. Ich lachte, ich hatte gewusst, dass sie das sagen würde. Ich beugte mich über den Tisch und strupelte ihr durch die langen Haare, die aber sofort wieder an Ort und Stelle fielen. Mist, lange Haare hatten auch ihre Nachteile. Als Kind hatte sie die Haare relativ kurz getragen und wenn man ihr durch die Haare gewuschelt hatte, standen sie wild in alle Richtungen ab.

„Ich hol dich morgen vom Trainig ab, ja?“, wechselte ich das Thema. Mich interessierte der neue Trainer. Der frühere hatte seine besten Jahre schon lange hinter sich gelassen und schien nicht das richtige Naturell für einen Trainer gehabt zu haben, viel zu ruhig und nachgiebig. Es hatte auch niemand überrascht, als er entgültig in Rente gegangen war. Aber wenn ich das richtig verstanden hatte, war Andy ein junger Kerl, also potentiell interessant.

„Lass mich raten... du willst Andy abchecken.“

„Quatsch, ich möchte nur die Mädels in deinem Club daran erinnern, dass es mich noch gibt und du mir gehörst.“ Ellie war mein Alibi auf der Arbeit und ich war ihr Alibi bei ihrem Fussballverein. Wir möchten mal nicht in Klischees verfallen, aber 90% der Mädels in ihrem Verein standen definitiv auf Frauen und das war auch einer der Gründe, warum Ellie die Nähe von Frauen mied. Sie wurde einfach schon einmal zu oft angemacht. Es hatte wohl auch nie viel gebracht, darauf zu pochen, dass sie nicht lesbisch war. Die meisten in ihrem Verein schienen der Ansicht zu sein, dass sie nur noch nicht die richtige Frau getroffen hatte. Aber zum Glück hatten die Anmachen nachgelassen, seit Ellie mich als ihren Lebensabschnittgefährten vorgestellte hatte. So zogen wir beide Vorteile aus unser innigen Freundschaft.

„Du möchtest Andy abchecken.“, übersetzte Ellie, das was ich gesagt hatte. Gut, sie hatte recht, warum musste ihr das nur so klar sein?

„Nur ein bisschen.“, gab ich schließlich mit einem verschmitzten Grinsen zu. Es war mir egal, ob er nun wirklich schwul war oder nicht. Aber wenn er gut aussah, würde ich ihm gerne dabei zu sehen, wie er verschwitzt über einen Fußballfeld tribbelte.

Sie seufzte und schüttelte den Kopf. „Du bist echt unverbesserlich.“ Dann schien sie eigenen Gedanken nachzuhängen, sie spielte mit dem Keks auf der Untertasse ohne direkt hinzusehen oder ihn essen zu wollen. Ich trank etwas von meinem Milchkaffee. Ich mochte es, wie man mit Ellie einfach da sitzen und die Ruhe genießen konnte.

„Erinnerst du dich noch an die Rosie, von der ich dir erzählt hab?“, fragte sie schließlich. Ich schüttelte aber den Kopf, ich hatte keine Ahnung mehr, wer Rosie war.

„Du weißt schon, die bei der ich dachte, die ist auch hetero.“, führte sie näher aus und langsam kamen vage Erinnerungen. Rosie war einer der wenigen Mädchen in Ellies Verein, dass auch aussah wie eines.

„Ach die... Was ist mit der? Doch nicht hetero?!“

„Ja...“, kam es zerknirscht von Ellie. Sie hasste das Klischee von lesbischen Fußballspielerinnen, fühlte sich aber jede Woche damit konfrontiert. „Sie hat mich in den Umkleiden angemacht, letztens...“ Sie klang genervt bei dem Satz, wie gesagt, war ihr schon einmal zu oft passiert.

„Dann ist es doch super, wenn ich mal wieder vorbei komme.“

„Nicht, wenn du unseren Trainer anbaggerst!“ Das war also ihre Befürchtung, sie hatte Angst, dass unser Alibi aufflog. Arme Ellie...

„Ich dachte, er ist hetero.“

„Ist er auch...“

„Du weißt, dass ich keine Heteros anmache.“, stellte ich nochmal klar. Ich musste mir nichts beweisen, in dem ich Heten ins Bett kriegte. Aus dem Alter war ich raus.

„Nicht, wenn er gut aussieht.“ Okay, ich musste mir nichts beweisen, aber wenn er wirklicht gut aussah, war das manchmal ein Art ... Reflex?

„Tut er das denn?“ Mittlerweile war ich richtig neugierig auf den Typ. Was Ellie so über ihn erzählte klang wirklich interessant, er war selbstbewusst, gutaussehend und trainerte Fußball, also war er auch sportlich. Ich stand auf Sportler, ich hatte schon immer einen Hang zu ihnen gehabt.

„Mein Fall isser nicht.“, kam es diplomatisch von Ellie. Aber sie stand auf einen völlig anderen Typ Mann, wie ich. Sie mochte Musiker, die etwas zerknautscht und meiner Meinung nach ungepflegt aussahen. War vielleicht auch besser so, wir waren uns wenigstens nie in die Quere gekommen, was Männer anging.

„Hm, ich komm dich morgen definitiv abholen.“ Bei dem Satz grinste ich und wurde mit einem halb zerbröselten Keks beworfen. Danke Ellie.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  snowwhitedoll
2009-02-07T08:30:49+00:00 07.02.2009 09:30
Oh!
Ellie ist ja megasüß!

Haha! Ich kann mich nicht ganz mit Michael identifizieren (Überraschung oO!), nein, weil er einfach so einen gesunden Eindruck auf mich macht xD
Ich hoffe, er bekommt noch einen hüpschen Kratzer....lalala.
Bisher echt witzig.
^^

hugs

Von:  ReiRei-chan
2009-02-06T18:02:32+00:00 06.02.2009 19:02
Ja, Ändi... brr.. ich find Andi ja nur bei einem meiner Freunde wohlklingend, sonst würde ich keinen Typen so nennen wollen.
Aber ich mag deinen Stil auch in dieser Geschichte.
Der lockere Umgang unter Freunden, das ist wirklich schön zu lesen, vor allem nach dem ich heute einen Horrortag hatte v.v
Zwei Fehler habe ich dennoch entdeckt:

Kommilitonen und dribbelt... das wäre die jeweilige richtige Variante.
Aber ich bin echt gespannt wie es weitergeht und ich hoffe einfach das Micha nicht mit Ändi zusammenkommt, oder ihn dann wenigstens überreden kann sich Andi zu nenne... wäre immerhin eine kleine Verbesserung ^^"
Von: abgemeldet
2009-02-06T17:50:42+00:00 06.02.2009 18:50
Ändi hört sich aber wirklich schwul a
Aber Mike und Ellie sind wirklich süß
total lustig wie die sich immer in die Wolle kriegen
Bin gespannt, was passiert, wenn Mike auf Andy trifft=)
Von:  Sparrowlicious
2009-02-06T16:37:04+00:00 06.02.2009 17:37
Och, wie nett. :D
Aber Mo, was ist ein Elektroniker? Ich kenne nur Elektriker x'D!

Bin auf jeden Fall mal gespannt, wsa sonst noch so passiert. :D Und wie dieser "Äändi" so ist. xD
Von: abgemeldet
2009-02-06T16:23:10+00:00 06.02.2009 17:23
Sieht schonmal wirklich gut aus ^^, bin gespannt wie du
weitermachst und wie du Spannung aufbauen willst, bei HGR
wars ja Johannes Mutismus.

Gruß
Schatten
Von:  Klein_Ryu
2009-02-06T13:05:00+00:00 06.02.2009 14:05
toll :D
Von: abgemeldet
2009-02-05T23:49:20+00:00 06.02.2009 00:49
aww is das süß!!
eins steht fest...ich liebe ellie!! sie is eine toller charakter un mir mehr als symphatisch ^^
michael is ganz ok..aber irgendwie...nimm es mir nicht übel aber...ich habe jetzt schon eine antipathie gegen andy...warum auch immer...er wird bestimmt was zwischen den beiden kaputt machen...ich weiß es! ><
nja aber ich freue mich auf jeden fall auf die nächsten kapitel ^^




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