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Unbreakable

The life of a marine
von

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Arrival

Anmerkung: Die Idee hierfür war schon lange da. Nur sollte es Anfangs nur ein wenig 'Hintergrundgeschichte' für ein Rollenspiel werden. Als ich allerdings heute morgen noch ziemlich benommen im Bett lag und nicht ganz wach dachte ich mir, ich könnte es genauso gut in einer Fanfiction zusammen fassen.

Und genau das ist es auch, was das hier alles ist: Fiction. Weil nichts über den werten Herren bekannt ist. Es entspringt alles meinem Kopf. Doch die Charakter - und insbesondere Smoker ^___~ - gehören noch immer Eichiro Oda. Und nicht mir.

Mit Ausnahme einiger Charaktere die hier im Prolog auftreten, die mir gehören. Und mehr oder minder wichtig sind.
 

~ ~ ~ ~ ~
 

Es war ein schwüler, heißer Nachmittag. Die Stadt war laut und überfüllt mit Menschen. So, wie eigentlich immer.

Die Geschäfte auf dem Markt und in der Stadt gingen nicht schleppend voran sondern boomten geradezu. Es war auch kein Wunder – überall waren Piraten und Abenteurer, Freibeuter, die sich auf ihre Reise zur Grand Line vorbereiteten. Hier, auf der letzten Station, die letzte Insel, ehe das Abenteuer los gehen sollte….

Allerdings waren es nicht wirklich viele, die tatsächlich zur Grand Line wollten, war sie doch als heimtückisches Piratengrab bekannt. Nein, die allermeisten von ihnen wollten nicht mehr, als auf einem der Blues ein Abenteuer erleben. Auch, wenn viele trotzdem damit prahlten, schon einmal auf der Grand Line gewesen zu sein, oder dorthin zu segeln, sie in Angriff zu nehmen.
 

Vor der Marine hingegen fürchtete sich keiner der Piraten hier. Ein altersschwacher Marinekapitän war in dieser Stadt stationiert und dieser hatte es schon lange aufgegeben, gegen die Piraten noch etwas unternehmen zu wollen. Die Marine machte sich auch keine große Mühe, mehr Personal hier her zu schicken. Ganz im Gegenteil. Sie schien Logue Town fast vergessen zu haben.

Logue Town war den meisten nur ein Begriff, wenn es um den großen Piraten Gold Roger ging. Der, der vor nichts und niemandem zurückschreckte. Doch auch er hatte die Grand Line noch nicht in Angriff genommen. Es gab niemanden auf dieser Welt, der je die Grand Line gänzlich umsegelt hatte. Vielleicht versuchte es darum immer mal wieder jemand in regelmäßigen Abständen.
 

Doch sie alle scheiterten.

So, wie die Piratenbande die an diesem Tag in Logue Town vor Anker ging. Das Schiff war angeschlagen, so als wäre es von etwas viel schlimmerem als einem Sturm erwischt worden.

„Mir reichts, ich hab keine Lust mehr!“ Die Stimme hing schwer über dem Hafen, ließ die Menschen aber nur kurz aufblicken und dann vorbeieilen. Sie hatten andere Dinge zu erledigen an solch einem Tag. Dass ein schwer beschädigtes Schiff hier vor Anker ging, war nichts Neues. Das kam immer mal wieder vor.

„Ich bleibe in dieser Stadt, ob es euch passt oder nicht. Nochmal kriegt ihr mich nicht zur Grand Line!“

Es schien sich um einen Meinungsverschiedenheit zu handeln unter der Crew. In jedem Fall löste sich ein Grünhaariger Mann aus der Gruppe der Menschen. Piraten. Denn am Mast des Schiffes hing noch immer ein Jolly Roger, was diese Mannschaft eindeutig als Piratenmannschaft kennzeichnete.

Mit ihm wandten sich noch mehr seiner Gefährten ab, die zustimmend brummten, ließen nur einen einzelnen Mann am Kai zurück. Seiner Aufmachung nach war es der Kapitän – der mehr als wütend wirkte. „Das könnt ihr nicht machen!“, zischte er gefährlich. Er lief den Männern zwar nach, doch nur wenige Schritte. Denn er wusste sehr genau, dass sie nur knapp mit dem Leben davon gekommen waren… dabei hatten sie noch nicht einmal die Hälfte der Grand Line umsegelt…! Und dabei wollte er ein großer Mann werden, hatte das Piratengrab bezwingen und berühmt werden wollen! Dieser Traum zerrann ihm nun zwischen den Fingern und zurück blieb nichts, als eine Mannschaft die sich von ihm abgewandt hatte und ein fast zerstörtes Schiff, das wohl irreparabel war.
 

„Was willst du jetzt tun, William?“ Ein raues Lachen ertönte von dem Mann, der angesprochen worden war. Es war jener, der sich am Hafen als erstes abgewandt hatte, jener mit den grünen Haaren.

“Ich bleib hier, ist doch klar! Ich werd mir 'ne hübsche Braut nehmen und das wars.“ Sein Gefährte schüttelte den Kopf, doch auf seinem Gesicht hatte sich ein bösartiges, mehr als hinterhältiges Grinsen breit gemacht. „So kennen wir dich. Dann wünsch ich dir viel Spaß. Ich werd mir erstmal ein paar Schlucke gönnen!“
 

Alsbald hatten sich ihre Wege dann auch getrennt, an einer Kreuzung. Eine Gasse führte scheinbar außen an der Stadt herum vorbei, die andere weiter hinein. William ging weiter hinein in die Stadt, während sein ehemaliger Mannschaftskamerad die andere Richtung einschlug.
 

Es war schon fast dunkel, doch noch immer schienen sich viele Menschen auf den Straßen herum zu treiben. Nicht, dass es nicht nach Williams Geschmack gewesen wäre. Nein. Es waren ziemlich viele Frauen. Fürchteten sie sich denn nicht? Es gab doch augenscheinlich so viele Piraten in dieser Stadt! Mehr als in irgendeiner anderen Stadt, von der er je gehört hatte.
 

All das war aber bald vergessen, als sie ihm ins Auge fiel.
 

Sie war eine wahre Schönheit.

Ihre blonden Haare umrahmten ihr schmales Gesicht, ihre sturmgrauen Augen hingegen mochten nicht ganz so dazu passen. Aber sie waren einzigartig, mit einem kaum merklichen Grünstich.
 

All das war William nur in Sekundenschnelle durch den Kopf gegangen, denn schon war das Mädchen an ihm vorbei. Doch so einfach wollte er sie nicht gehen lassen! Er wollte sie zu der Seinen machen!

„Hey!“ Schon hatte er sich abrupt umgedreht, nach ihren Handgelenken geschnappt und ohne das jemand ihnen große Beachtung geschenkt hätte, hatte er sie in eine dunkle Seitengasse gedrängt, ihr dabei den Mund zuhaltend.

Erst dort ließ er den Blick noch einmal über ihren Körper schweifen, musterte sie eingehend. Sie war nicht nur hübsch. Sie war zudem auch noch jung! Er selbst war ein ausgewachsener Mann, muskulös, stattlich und auf die 24 zugehend. Sie hingegen… er schätzte sie als nicht älter als 15 Jahre.

Ihre Augen hingegen verrieten nur eines: Panik.
 

„Jetzt lass uns mal ein bisschen Spaß haben!“ Seine Lippen waren ganz nah an ihrem Ohr. Doch ihren Schrei hörte niemand…

Everyday life

Vorwort: Das Schwierigste an diesem Kapitel? Ein einziger, kleiner Name. Denn Oda hat uns leider nie verraten, was Smokers Name ist. Denn ‚Smoker’ kann wohl kaum sein Geburtsname sein, wenn man versteht was ich meine. Von dem her… bitte, geht nicht zu hart ins Gericht. Es war wirklich schwierig. Und ich konnte ohne Namen in diesem Kapitel einfach nicht arbeiten. Ein Kind in diesem Alter raucht noch nicht – von dem her konnte ich ihm nicht im geringsten diesen Spitznamen jetzt schon andichten.
 

Noch was. Im Kapitel ist ein winzig kleiner Hint auf den Logue Town Arc versteckt. Allerdings nur auf den Anime bezogen. Auch hier geht’s um einen Namen. Und ich hab mir dabei auch was gedacht.
 

~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~

„Nun komm schon endlich rein!“
 

Schniefend und sich mit dem Handrücken hastig über die Augen wischend lief ein kleiner Junge die Straße entlang, direkt auf eines der schmalen Häuser in dieser noch schmäleren Gasse zu. Dort wo das junge Mädchen stand, das soeben noch gerufen hatte.

Der Junge hingegen war kaum vier Jahre alt. Seine Haare schienen sich außerdem auch noch nicht so recht für eine Farbe entschieden zu haben. Denn in der Sonne und im Licht konnte man darin eine Mischung aus Grün, Weiß und Grau erkennen. Trotz seines jungen Alters. Der Junge hatte nie viel darauf gegeben.

Insbesondere in diesem Moment war er mit anderen Dingen beschäftigt. Er schniefte wieder hastig, beschleunigte seine Schritte noch etwas. Auch, wenn ihm das schwer zu fallen schien. Wenn man genauer hinsah, konnte man auch den Grund hierfür erkennen: Sein rechtes Knie war aufgeschlagen, Blut floss an seinem Bein hinunter. Er war wohl gestolpert oder in eine Rauferei mit einigen Kindern verwickelt gewesen – und dort dann im Eifer des Gefechts gestolpert. Es lief also aufs Gleiche hinaus.
 

„Was hast du denn schon wieder gemacht?!“ Er zuckte zusammen, verlangsamte die Schritte, als das junge Mädchen ihn am Arm packte und ins Haus zog. „Dich kann man keine Sekunde aus den Augen lassen, Will!“ Allein beim Klang dieses Namens zuckte der Junge zusammen. Es schien ganz so, als könne er seinen eigenen Namen nicht ausstehen.

Gerade wollte er scheinbar zu einer Erklärung ansetzen, da hörte er ein Poltern. Fast schon verschreckt hob er den Kopf, blickte durch die Küche hindurch auf die andere Seite – hinüber zu einer Treppe.

Nur Sekunden später erschien von oben ein Paar Füße, Beine – und dann stand dort in der Tür ein äußert zornig aussehender Mann. Seine Haare waren grün, teilweise durchsetzt von weiß. Er blickte zu dem Mädchen und dem kleinen Jungen. „Wo war der Bengel schon wieder?!“ Wütend starrte er den Jungen an, der daraufhin ein ganzes Stück kleiner zu werden schien und sich hastig hinter der Frau versteckte.
 

Der Mann hingegen trat näher auf die beiden zu, wobei sein Blick auf der Frau lag. Ihr Haar war noch genauso lang wie damals. Es war blond, gelockt und ging ihr bis hinunter zur Hüfte. Heute steckte sie in einem langen, fliederfarbenem Kleid, das allerdings einen beachtlichen Ausschnitt hatte. Ihre Miene war regungslos – auch wenn sie für Sekunden die Sorge darin nicht verbergen konnte. „William! Er war nur spielen! Kinder in seinem-!“
 

Klatsch.
 

Ihr Kopf flog ruckartig zur Seite, auf ihrer linken Wange wurde ein roter Handabdruck sichtbar, der gleich darauf anfing, hastig zu brennen.

Wieder schniefte der Junge daraufhin, seine zitternden, kleinen Finger hielten sich krampfhaft an ihrem Kleid fest.

„Du sprichst nur, wenn du gefragt wirst, Carol! Ist das klar?!“ Es schien nicht so, als wolle er eine Antwort darauf. Denn schon hatte er nach dem Arm des kleinen Jungen gegriffen und zerrte ihn hinter dem Mädchen hervor. Wie als wäre es etwas rein routinemäßiges gab er auch ihm eine schallende Ohrfeige.

Scheinbar war es tatsächlich nichts Neues für den Kleinen. Denn tapfer verbiss er sich die Tränen, starrte nur zu Boden als gäbe es dort etwas besonders interessantes zu sehen. „Tut mir Leid…Papa…“, nuschelte er nur kurz angebunden.

Scheinbar gab sich der Mann damit zufrieden. Denn er schnaubte nur kurz, wandte sich von der Frau und dem Jungen ab und verschwand zur Haustür hinaus, diese laut hinter sich ins Schloss fallen lassend.
 

Erst als beide sich sicher waren, dass er nicht zurückkommen würde, regte sich das Mädchen, nahm den Jungen vorsichtig hoch und trug ihn nach oben.
 

In einem schlicht eingerichteten Zimmer, das nicht mehr beinhaltete als ein Bett, setzte sie ihn auf der schäbig wirkenden Decke ab. Und nun wandte sie sich seinem Knie zu. Ganz so, als wäre sie eben nicht geschlagen worden. So, als würde ihre Wange gar nicht brennen oder in anderer Weise schmerzen.

„Zeig mal…“ Nun klang ihre Stimme schon etwas sanfter. „Ist nicht so schlimm, Mama!“, gab der Junge nur hastig von sich. Doch sie lächelte schwach, strich ihm flüchtig durchs Haar. „Es soll sich doch nicht entzünden, oder Will?“ Murrend wandte er den Kopf zur Seite. Auch, wenn er es nicht zugeben würde – er mochte diese flüchtigen Berührungen, diese kaum spürbaren und so seltenen Zärtlichkeiten seiner Mutter.

Denn sein ganzes Leben über hatte er bemerkt, wie distanziert seine Mutter ihm gegenüber war. So anders als die Mütter all der anderen Kinder, die er kannte! Und seine eigene Mutter war so jung… einfach alles in seiner Familie schien anders. Der wesentliche Unterschied den er bisher begriffen hatte war, dass die anderen Kinder nicht ständig blaue Flecken hatten, so wie er. Wenn sie hin und wieder welche hatten, dann von Schlägereien mit Gleichaltrigen. Aber keiner von ihnen hatte blaue Flecken von seinen Eltern…

Das war aber längst zu etwas geworden, was er beiseite schob und nicht weiter darüber nachdachte. So sehr sein Vater ihn auch schlug – so sehr wünschte er sich doch auch, dass dieser ihn wenigstens ein klein wenig mochte.
 

„Träumst du schon wieder?“

„Hm?“

Verwundert hob der Junge den Kopf, ehe er diesen hastig schüttelte. Seine Eltern mochten es nicht, wenn er herumträumte. Darum war das etwas, was er sich abgewöhnen wollte. Damit seine Eltern ihn wenigstens hin und wieder ein wenig lieb hatten.

„Schlaf jetzt ein bisschen.“ Fast schon artig nickte Will, schlüpfte unter die alte, dünne Bettdecke und blickte dann zu seiner Mutter. So wie jeden Abend. Mehr als einmal hatte er gehofft, dass sie ihm eine Geschichte erzählen würde. Eigentlich hatte er die Hoffnung noch immer nicht aufgegeben. Aber seine Mutter hatte ihm noch nie eine Geschichte erzählt. Stattdessen war es jeden Abend das Selbe.

Sie strich ihm flüchtig mit der Hand durchs Haar, lächelte dann kaum merklich. „Schlaf gut.“ Und ohne einen weiteren Blick hatte sie sich abgewandt, war zur Tür hinausgeschlüpft und hatte diese leise hinter sich zugezogen.
 

Sie lehnte sich leicht zitternd gegen die Tür, ließ sich daran herunter sinken, ehe sie das Gesicht in den Händen vergrub.

Gott, sie hatte dieses Kind nie gewollt! Es war einfach… passiert. In jener Nacht, als sie noch selbst ein halbes Kind gewesen war…

Wäre sie damals nur nie allein auf die Straße hinaus gegangen. Da war dieser Kerl gewesen, der sie einen Moment zu lange gemustert hatte. Und dabei war sie noch so darum bemüht gewesen, ihm zu entkommen! Eine Chance hatte er ihr nicht gelassen. Stattdessen hatte er sie in diese dunkle, schmutzige Seitengasse gedrängt und sie…

Kaum hörbar und gedämpft schluchzte Carol auf.

Dieser …. Pirat! Er hatte sie kurz darauf geheiratet. Wohl war ihm das Kind als Grund ganz gelegen gekommen. Ein Kind vor der Hochzeit? Sie würde von allen ausgestoßen werden. Und so hatte das junge Mädchen gar nichts andere tun können, als der Hochzeit zuzustimmen.
 

Ein paar Monate später war der Junge dann da gewesen. Obwohl er für William, seinen Vater, immer einen Last gewesen war und er ihn nie akzeptiert hatte, hatte er ihn nach sich benennen wollen. Dabei war dem Jungen anzusehen, dass er seinen eigenen Namen nicht mochte….
 

Hastig, und leicht schwankend, erhob das Mädchen sich, um hinüber ins Schlafzimmer zu gehen. Sie durfte nicht mehr das Haus verlassen wenn es dunkel war. So blieb ihr nun nichts anderes übrig, als auf seine Rückkehr zu warten. Und sie wusste nur zu genau, was sie und den Jungen erwarten würde.

Der Junge im Nebenzimmer, der seinem Vater so ähnlich sah. Es war wohl einer der vielen Gründe, warum sie ihn nicht unvoreingenommen lieben konnte. Wie ungerecht die Welt war – denn sie konnte ihm einfach nicht erklären, warum sie ihm gegenüber abweisender war, als eine Mutter es sein sollte. Eines Tages, da würde sie es ihm erklären können.
 

Lange lag Will wach. Er wusste nicht, wie lange. Er war grade unter seiner Decke in einen leichten Dämmerschlaf gefallen, als er laut die Treppe knarren hörte. Mit einem Schlag war er wach, rollte sich zu einer Kugel zusammen, die Augen fest zusammengekniffen. So, als hoffte er, damit das schlimmste von sich zu weisen.
 

Es funktionierte nicht.

Brutal wurde die Tür aufgestoßen und sein Vater torkelte herein – vollkommen betrunken. Er zerrte die Decke von dem zitternden Jungen herunter, packte ihn grob am Haar und stieß ihn zu Boden.

“Nichtsnutziges Balg!“
 

Der Junge zuckte zusammen, als ihn ein schwerer Stiefel mitten in die Magengrube traf. Er krümmte sich zusammen, Tränen schossen ihm in die Augen.

„Ne Heulsuse auch noch!“, zischte ihm sein Vater darauf entgegen. Und wie schon früher an diesem Abend holte er aus, verpasste seinem Sohn eine Ohrfeige.
 

Wenn er später darauf zurückblickte, war das alles nicht so schlimm. Er konnte sich an die meisten Schläge nicht mehr erinnern.

Als es endlich aufhörte, lag Will am Boden, halb auf der Decke kauernd, mit geschwollenen und aufgeplatzten Lippen. Alles tat ihm weh und er war sich sicher, dass er spätestens morgen früh wieder eine Vielzahl neuer blauer Flecken haben würde.

Noch schlimmer aber war es zu wissen, dass sein Vater nun hinüber gehen würde ins Nebenzimmer und das gleiche mit seiner Mutter tun würde. Wenn er könnte, würde er sie beschützen…

Erst nach einer ganzen Weile – aber noch immer schniefend – zog er an der Decke, rappelte sich auf und legte sich stumm zurück ins Bett. So, wie es immer der Fall war. Weil sie darüber nie sprachen. Weil er mit niemandem darüber sprechen durfte.

Aber irgendwann, das schwor er sich, würde er stark genug sein um seine Mutter zu beschützen. Und sich selbst! Er musste nur stärker werden.
 

Mit diesen Gedanken im Kopf fiel er irgendwann doch in einen unruhigen Schlaf.

Fairy tale

Anmerkung: Die Geschichte im Text, das 'Märchen', werden wohl einige kenne. Ich habe den Text vom Deutschen übernommen, nicht aber aus dem Manga.

Ich hoffe jetzt mal, es kommen nicht wieder all zu viele neue Fragen auf, die ich gar nicht alle beantworten kann. Nun ja. Abwarten.

Jetzt aber erstmal viel Spaß beim lesen. Auch all den Schwarzlesern. ^__~
 


 

Es war still in dem kleinen Zimmer. Nichts war zu hören, außer dem beruhigenden, immer gleich bleibenden, Ticken der Uhr.

Das Zimmer war voll gestopft mit alten Büchern, die in Regalen standen oder einfach auf dem Boden herum lagen. Es machte sich wohl niemand die Mühe, sie aufzuräumen. Oder, so wie manche dort lagen, zerrte jemand sie hin und wieder aus den Regalen heraus und warf sie achtlos zu Boden.

Die Fenster waren zugezogen mit schweren, dunklen Vorhängen, so dass in das Zimmer nie Licht hereinfiel oder jemand hereinblicken konnte. In einer hinteren Ecke stand ein Sofa, zerschlissen und ebenfalls alt. Darauf saß eine Frau: Carol. Und halb auf ihrem Schoß, da lag ihr Sohn.

Nur war er nun keine vier Jahre alt mehr, sondern fast sieben.
 

In diesem Haus hatte sich allerdings trotz allem nicht viel geändert. Alles war gleich geblieben. Die dürftige Einrichtung, die Stille – und das, worüber nie geredet wurde. Dass der elende Pirat der sich Vater und Ehemann schimpfte, seine Familie schlug. Je älter Will werden würde, umso mehr würde er seinen Vater verabscheuen, umso weniger würde er Anerkennung oder gar Zuneigung von ihm wollen.

Doch noch war er ein kleiner Junge, der all das nur halb verstand. Der nicht verstehen konnte, warum sein Vater ihn immer wieder schlug, warum sein Vater der Mutter Gewalt antat.
 

Doch in diesem Augenblick hatten sie nichts zu befürchten. Er war fort und würde vor heute Abend auch nicht wieder kommen. Auch, wenn er dann vermutlich wieder absolut betrunken sein würde…

Dösend hatte der Junge den Kopf in den Schoß seiner Mutter gelegt, genoss es, wenn sie ihm hin und wieder leicht durchs Haar strich. Solche Momente waren selten, viel zu selten. Darum wollte er sie auskosten und sie nicht zerstören.

Trotz allem schlug er nach einer Weile die Augen auf, blickte seine Mutter fast bittend an. „Erzählst du mir eine Geschichte…? Bitte…!“ In seinem Blick lag etwas flehendes. Etwas, dem Carol nicht widerstehen konnte. So seufzte sie nur leise, ehe sie kaum merklich lächelte. „Na gut…“
 

Es war zwar nicht das erste Mal, dass sie ihm etwas erzählen würde oder vorlas, aber so lange war das erste Mal nicht zurück. Und sie tat es nur, wenn der Vater aus dem Haus war, wenn niemand sie beobachten konnte.

Carol griff einfach neben sich zu einem Stapel Bücher, der direkt auf dem Sofa lag. Das Erstbeste zog sie dann zu sich. Es war ein altes Buch, wie alle hier – und es schien eine weite Reise hinter sich zu haben. Denn unter dem Titel gab es einen kleinen Vermerk, dass es ursprünglich im North Blue erschienen war.

Ungeachtet dessen wurde es aufgeschlagen und die junge Frau fing an zu lesen. Ihr Stimme klang dabei ruhig, samtig und wunderschön.
 

Es war einmal vor langer, langer Zeit, da lebte ein Mann namens Maron Noland, irgendwo im North Blue.

Noland erzählte immer wilde Abenteuergeschichten und die Leute hörten ihm fasziniert zu. Aber man wusste nie genau ob die Geschichten wahr waren – oder nicht.

Eines Tages, als er von einer großen Reise zurück kam, berichtete er dem König:

Im großen Meer gibt es eine Insel mit Bergen von Gold! Der König…
 

Den Rest der Geschichte bekam er nicht mehr mit. Denn irgendwann war der Junge einfach eingeschlafen. Zu angenehm war es gewesen hier zu liegen, eine Decke halb auf sich, so nah an seine Mutter gekuschelt und zur Abwechslung einmal musste er nichts fürchten.
 

Als Carol bemerkte, dass sich Will nicht mehr regte, legte sie das Buch beiseite und blickte zu ihm hinunter. Er war tatsächlich eingeschlafen.

Zu verübeln war es ihm wohl nicht. Viel zu selten konnte er einmal eine Nacht durchschlafen, ohne gestört zu werden, ohne nachts noch einmal herausgezerrt zu werden.

Behutsam strich sie ihm übers Gesicht, seufzte dabei aber leise. Noch waren seine Züge weich und kindlich. Doch bereits jetzt konnte sie erkennen, dass er viel zu viel Ähnlichkeit mit seinem Vater hatte. Immer wenn sie ihren Sohn ansah, wurde sie unangenehm daran erinnert… in ihm sah sie ein Stück ihres Peinigers. So ungerecht das dem Kind gegenüber auch war.

Schließlich schüttelte sie schwach den Kopf. Er konnte eigentlich gar nichts dafür! Will bemühte sich wirklich, es ihr immer Recht zu machen. So, als müsse er sich Liebe erarbeiten… dabei sollte kein Kind sich Liebe erarbeiten müssen.

So gut es ging nahm sie ihn hoch, um ihn in sein Zimmer zu tragen. Es war besser, wenn er in seinem Bett schlief. Denn wenn sein Vater nach Hause kam, würde es wieder ziemlichen Ärger geben. Und allein die Tatsache, dass Will auf dem Sofa schlief konnte dieser wieder als Grund nehmen, um seinen Sohn zu schlagen. Dazu war ihm jeder Grund recht. Und dabei nannte er das alles nur Erziehungsmaßnahmen! Wie oft hatte sie es sich schon anhören müssen, dass er ‚aus diesem Weichei’ lediglich ‚einen Mann machen’ wolle.
 

Als sie ihn ins Bett legte, warf sie einen letzten Blick in sein entspanntes Gesicht. Dabei wurde sie bewusst, wie wenig sie über ihren eigenen Sohn wusste… sie wusste nichteinmal, ob er Freunde hatte!

Sie war viel zu sehr mit ihren eigenen Problemen und Sorgen beschäftigt, da blieb für den Jungen kaum Zeit übrig und das tat ihr Leid. Irgendjemand musste sich ja schließlich um ihn kümmern, nicht wahr? Doch sie konnte es einfach nicht. Sie fühlte sich viel zu jung für ein Kind. Und zu ihren eigenen Eltern konnte sie ihn ebenfalls nicht schicken. Nein, niemals. Sie sahen in Will nur den Sohn des Piraten, nichts anderes. Einen Jungen, der auch mal ein Pirat werden würde, weil sein Vater einer gewesen war. Sie hatten Vorurteile und liebten den Jungen noch viel weniger als sie es tat.
 

Carol schloss lautlos die Tür hinter sich, seufzte leise. Was sollte nur einmal aus dem Jungen werden…?

New name

Anmerkung: Ich kann mich mit dem Namen für Smoker noch immer nicht so ganz anfreunden. x_x Ich bin froh, ihn demnächst endlich fallen lassen zu können. Aber hey - wenn ein Name für Smoker, dann finde ich doch irgendwie, dass William ganz gut passt.
 

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„Feigling!“
 

„Der traut sich ja doch nicht!“
 

Gelächter war unter den Kindern zu hören, die um einen Jungen versammelt waren, der an der Hausmauer lehnte – und eine Zigarette zwischen den Fingern drehte. Dabei war er gerade einmal neun Jahre alt. Aber er war vor allem eines: entschlossen es diesen Blödmännern zu zeigen. Die Jungen, die ihn jeden Tag ärgerten und auch in der Schule die Sticheleien nicht unterließen. Und nun schien er scheinbar alles in der Hand zu haben, um sich den nötigen Respekt endlich zu verschaffen. Der ihm, seiner Meinung nach, auch zustand! Warum sollte er also nicht handeln?

„Tse!“ Wütend starrte er in die Runde, dann griff er nach ein paar Streichhölzern. Seine Finger waren zwar vollkommen ruhig, dennoch benötigte er mehr als fünf Stück von den kleinen, schmalen Hölzchen, ehe es ihm gelang eine Flamme zu erzeugen die genau richtig war, um damit die Zigarette anzünden zu können. Bei zwei Versuchen hatten die Flammen an seinen Fingern geleckt – keine schöne Erfahrung, wie er feststellen musste. Wohl auch einer der Gründe, warum er das Streichholz dann so schnell hatte fallen gelassen.

Zwar zögerte der Junge mit dem grün-weißlichen Haar, doch einen Augenblick später schloss er einfach die Augen und versuchte das nachzumachen, was all die Erwachsenen immer taten: Er zog an der Zigarette und versuchte dann, den Rauch wieder auszuatmen, doch es war gar nicht so einfach.

Stattdessen brannte der Rauch fürchterlich in seinem Hals und in seiner Nase, ließ fast seine Augen tränen. Oh verflucht, warum rauchten Menschen dieses Zeug freiwillig?!

Es war abscheulich! Es stank, es schmeckte fürchterlich und auch sonst sah Will keinen Nutzen darin.

Aber das hier war ja zum Glück nur eine einfache, dumme Wette. Danach würde er nie wieder eine Zigarette anfassen müssen. Glücklicherweise waren die Jungen um ihn herum nun endlich still, fast schienen sie in schweigsame Ehrfurcht gefallen zu sein.

Doch dieser Augenblick währte nicht lange. Denn gleich darauf begannen sie miteinander zu tuscheln und die Menge zerstreute sich so schnell, wie sie sich gebildet hatte. Sie ließen Will einfach allein zurück. Aber das war er bereits gewohnt, es war nicht das erste Mal. Mehr noch: er war lieber allein, als geärgert und aufgezogen zu werden. Und das wurde er ja ständig! Sie fanden immer einen Grund. Weil seine Eltern nie zu den Sprechstunden in der Schule erschienen – was die Lehrer sehr missbilligten – oder weil er in den Pausen stehts allein herumsaß und nur immer an einem einfachen, trockenen Brot herumkaute. Mehr nicht. Es machte dem Jungen eben zu schaffen, dass seine Familie wenig Geld hatte. Weil.. sein Vater alles für Alkohol ausgab…

Er hätte also ohnehin kein Geld, um sich dieses widerliche Rauchen zu finanzieren.
 

Das war seine allererste Zigarette gewesen. Vor einem halben Jahr. Und nun? Nun saß er hier, am Hafen, die Beine in Richtung Wasser baumeln lassend, mit einer Zigarette zwischen den Lippen. Es war schon lange nicht mehr so schlimm wie nach seiner Ersten. Im Gegenteil. Es beruhigte ihn irgendwie und gab ihm das Gefühl, erwachsener zu sein. Er fühlte sich irgendwie stark damit. Leisten konnte sich seine Familie das natürlich noch immer nicht. Aber wenn man geschickt war, bekam man hier in Logue Town alles.

Und irgendwann hatte er damit angefangen, sich am Hafen herumzutreiben. Jeden Tag kamen neue Schiffe hier an. Hin und wieder konnte sogar ein Kind wie er es war hier und da etwas mithelfen. Und vielleicht grade weil er ein Kind war, gaben die Leute ihm hin und wieder etwas dafür. All das Geld, jeder einzelne Berry, wurde in Zigaretten gesteckt. Solange sein Konsum niedrig blieb, war es also finanzierbar.
 

Den anderen Kindern war inzwischen natürlich auch aufgefallen, dass man ihn fast überall mit einer Zigarette vorfand. Und dass er immerzu und überall nach Rauch stank. Vielleicht einer der Gründe, warum die Jungen in seinem Alter ihn nun mieden, statt auf ihm herumzuhacken. Nicht, dass Will etwas dagegen gehabt hätte.

Das war aber längst noch nicht alles gewesen, was sich verändert hatte. Sie tuschelten hinter seinem Rücken über ihn, das wusste er genau, manchmal sprachen sie es auch laut aus, was sie dachten. Und alles was sie sagten, war in ihren Augen eine Beleidigung, Spott und Häme. Doch für ihn war es keine Beleidigung. Sie hatten ihm zu etwas verholfen, was er schon so lange gesucht hatte: ein neuer Name.
 

Smoker.
 

So nannten sie ihn hinter seinem Rücken. Wenn einer mal wieder ganz mutig wurde, rief er es ihm auch nach. Aber nur, wenn sie sich in einer Gruppe befanden und sich somit stark fühlten. Doch keiner von ihnen konnte sehen, wie sich dann ein kurzes Grinsen über seine Lippen schlich, denn Will drehte sich stehts weg oder sie standen gleich hinter seinem Rücken – so, dass er nicht sehen konnte, wer gerufen hatte.

Smoker… das gefiel ihm. Es war so viel besser als sein eigener Name… William. Warum war er auch nach seinem Vater benannt worden? Es war nicht einmal ein eigener Name! In seinen Augen war das einfach nur der Name seines Vaters.

Nun, mit diesem Tag legte er den Namen seines Vaters insgeheim ab. Einzig und allein bei seiner Mutter akzeptierte er es weiterhin, wenn sie ihn Will rief. Immerhin sollte sie auch nicht unbedingt erfahren, dass er rauchte… es war nicht sonderlich gesund. Und wie sollte er sonst erklären, woher der Name kam?

Aber er hatte das Gefühl, dass sie es trotzdem schon wusste. Er konnte Dinge immer so schlecht vor seiner Mutter geheim halten.
 

Je älter Smoker wurde, desto mehr ging er auf die Barrikaden. Umso mehr versuchte er, sich seinem Vater zu widersetzen und alles zu tun, was diesem nicht passte…

Mit jedem Tag entwuchs er den Kinderschuhen mehr und lernte, auf sich selbst aufzupassen und zu leben. Sein Vater war ihm ohnehin nie ein Vorbild gewesen. Nichts als ein Säufer und gewalttätig, das war er!

So suchte Smoker sich irgendwann ein anderes Vorbild.

Marinebase Logue Town

Vorwort: Endlich mal ein längeres Kapitel. Aber es war schwer, hier einen Schnitt rein zu bringen, ohne dass die jeweiligen Teile wieder zu kurz geworden wären. Alles in allem war das Kapitel mal wieder ganz und gar nicht leicht. Es ist schwierig, sich in den Kopf eines Kindes hinein zu denke, finde ich. ^^;

Mir zu sagen was euch gefällt oder nicht gefällt ist natürlich wie immer erwünscht, sowie Kritik oder Anregungen. Was immer ihr auch wollt. ^__~

Es geht jedenfalls nahtlos weiter vom letzten Kapitel ab.
 

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Zwar war dies nie ein richtiges Vorbild in diesem Sinne – doch immerhin fand Smoker schließlich etwas, wohin er aufblicken konnte. So wie andere Jungen in seinem Alter Piraten werden wollte, so wollte er zur Marine gehen. Eines Tages würde er sich diesen Wunsch erfüllen. Und niemand konnte ihn davon abbringen!
 

Die Sonne brannte ihm heiß auf die Haut und es kam ihm so vor, als würde sie ihn versengen, ihn verbrennen. Trotz allem saß er noch immer hier, ganz allein auf einer Steinmauer und beobachtete in der Ferne die Männer der Marine beim Training.

Das tat Smoker genau genommen ziemlich oft. Fast schon könnte man es eine Gewohnheit nenne, wie er jeden Tag hier auf dieser Mauer saß, auf diesem Platz, ganz gleich bei welchem Wetter. Und immer rauchte er dabei eine Zigarette. Außerdem schwänzte er dafür ganz schön oft Unterrichtsstunden. Aber die Schule war ihm ohnehin egal. Er hatte nur ein Ziel: er würde zur Marine gehen! Und am liebsten hier und jetzt! Die Realität sah allerdings so aus, dass niemand ein neunjähriges Kind in der Marine aufnehmen würde. Wenn er doch wenigstens besonders stark wäre oder andere besondere Fähigkeiten hätte… aber an ihm war nichts besonders. Nichts, außer seiner Haarfarbe.
 

„Hey! Was tust du da, Kleiner?“

Vor Schreck wäre der Junge beinahe von der Mauer gefallen. Doch die Stimme klang so männlich, so erwachsen, dass er rein aus Reflex die Zigarette verschwinden ließ, sie an der Mauer ausdrückte und fallen ließ.

Gesehen hatte er nichts – denn die Person, der die Stimme gehörte, hatte sich ihm von hinten genähert und war ihm so bis zum letzten Augenblick verborgen geblieben.

Schnell drehte sich Smoker um, sah zu dem Mann auf. Er war viel größer als er selbst, eben ein ausgewachsener Mann. Seine Haare waren schwarz, er trug eine typische Marineuniform.

„Solltest du nicht eigentlich in der Schule sein?“ Nachdenklich betrachtete der Mann ihn, schob sich die Mütze die er trug ein wenig weiter hinauf in die Haare.

„Nein, nein – ich hab frei!“, erwiderte Smoker hastig. Und es klang nicht einmal sonderlich gelogen. Wohl darum, weil es etwas war, was er ziemlich lange geübt hatte. Nur für den Ernstfall und wenn ihn jemand beim Schwänzen erwischte.

Der Mann aber sah nicht sonderlich überzeugt aus. Er runzelte lediglich die Stirn, gab aber darauf keine Antwort.

Wohingegen Smoker aber schnell nachsetzte. Das war vielleicht seine Chance!

Er deutete mit seinem ausgestreckten Zeigefinger in Richtung der Marinebasis, dann sah er zu dem Mann nach oben. „Darf ich die mal von Innen sehen?“ „Huh?“ Nun wirkte der Angesprochene wirklich überrascht, runzelte aber gleich darauf die Stirn. „Von Innen? Na, ich weiß ja nicht Recht… was will ein kleines Kind wie du schon in einer Marinebasis?“

So leicht ließ sich Smoker aber den Wind nicht aus den Segeln nehmen.

„Ich will auch mal zur Marine!“, erklärte er im Inbrunst der Überzeugung. „Ich werde auch Piraten jagen und sie hinter Gitter bringen! Einen nach dem Anderen!“
 

Nun musste der Soldat mit den schwarzen Haaren doch lachen. „Erstmal musst du dazu groß und stark werden.“ Er wuschelte dem Jungen mit der Hand kurz durchs Haar, grinste ihn dann aber an.

„Gut, ich nehme nicht an, dass du im Auftrag eines Piraten kommst zum Ausspionieren. Also komm schon.“
 

Im Inneren des großen, blauen Gebäudes war es angenehm kühl. Es wirkte hier und da ein bisschen schlampig, so als hätte jemand seine Arbeit nicht richtig gemacht. Die Fliesen auf dem Gang waren zwar blank poliert, doch hier und da fanden sich in einer Ecke noch ein paar Häufen mit Dreck – einmal sah Smoker auch, wie ein junger Soldat hinter ihm vorbei huschte. Dabei wurde der saubere Fußboden beschmiert mit Dreck und Schlamm. Kurz fragte er sich, wo dieser Mann wohl gewesen war. Es regnete draußen nicht, sondern es schien die Sonne und es war Sommer. Woher also all dieser Dreck?
 

Rasch wurde er aber wieder aus diesen Gedanken gerissen, als jener Mann ihn ansprach, mit dem er auch hergekommen war.

„Hier trainieren wir. Aber wie es scheint hast du uns ja schon öfter mal beobachtet.“ Er lachte, blickte zu dem Jungen hinunter, der ein wenig verlegen den Kopf abgewandt hatte. „Hm, ja. Hin und wieder.“ Er streckte sich um ein wenig mehr von dem Trainingsgelände zu sehen. Dieses Mal aus nächster Nähe. Ob er eines Tages auch mal dort stehen würde? So wie ein paar junge Männer dort drüben, die mit Holzschwertern scheinbar ein wenig herumprobierten. Doch es sah zumindest nach einer Menge harter Arbeit aus, denn in der Hitze des Tages schienen sie ziemlich zu schwitzen.

Smoker nahm sich in diesem Moment vor, einmal mindestens genauso hart zu trainieren, wenn man ihn dafür nur in die Marine aufnahm.
 

„Mehr kann ich dir nicht zeigen.“

Smoker hatte für seinen Geschmack viel zu wenig gesehen. Aber zumindest war es ein bisschen etwas gewesen. Zumindest erklärte ihm der Soldat noch, dass er ihm nicht mehr zeigen durfte. Es waren viele Privaträume dort drinnen, unter anderem das des Kapitäns. Ohne Genehmigung gab es dort keinen Zutritt. Genauso wenig wollte er ihm die Zellen zeigen oder die Waffenkammer. So war es auch ein relativ kurzer Rundgang gewesen, ehe sie wieder vor dem Gebäude standen im hellen Sonnenschein.

„Immernoch so erpicht darauf zur Marine zu gehen?“ Lachend blickte der Schwarzhaarige hinunter zu dem Jungen, ehe er lächelte. Dieser hingegen zeigte sich ungewohnt entschlossen, seine Züge waren hart. „Und wie! Ich muss nur erstmal groß werden, dann-„
 

Er wurde vom Glockenschlag der Kirchturmuhr unterbrochen. Und einen Moment später bekam Smoker sehr große Augen. „Oh.“ Es war Mittag, die Uhr schlug 12 mal.

„Ich… ich glaube, ich muss jetzt nach Hause…“ Wieder lachte der Mann, wuschelte Smoker aber noch einmal durchs Haar. „Dann lass dich mal nicht entmutigen. Solche Leute wie dich brauchen wir, die entschlossen sind den Piraten das Handwerk zu legen.“
 

Nicht ohne sich die Worte immer wieder durch den Kopf gehen zu lassen, flitzte Smoker nach Hause. Es würde eine Menge Ärger geben dafür, dass er schon wieder unpünktlich war. Er musste zum Mittagessen zuhause sein. Auch, wenn es nie viel gab. Gestern hatte es zwei Stücke Brot und ein bisschen Käse vom Markt gegeben. All zu sättigend war das nicht. Und so war es auch kein Wunder, dass Smoker ein eher schmächtiger Junge war. Denn wovon sollte er schon großartig wachsen?
 

Atemlos stieß Smoker die Tür auf, rang eine Sekunde um Luft, ehe er schnellen Schrittes den Flur durchquerte, um in die Küche zu kommen. Dort saßen seine Mutter und sein Vater bereits am Tisch. Mit einem einzigen, kurzen Blick erkannte er, dass es heute eine ziemlich dünne Hühnerbrühe gab.

Und in diesem Moment stieg wieder Wut in Smoker empor, die er allerdings so gut es ging hinunterschluckte. Sie mussten hungern, weil sein Vater alles Geld was sie hatten versoff. Das war nicht gerecht.

Wortlos ließ er sich auf den Stuhl fallen, den Blick noch immer auf seinen Vater geheftet. Dieser erwiderte den Blick, sagte aber nichts. Lediglich in seinen Augen funkelte ein Zorn und eine Wut, die Smoker sagte, dass es ihm nach dem Essen an den Kragen gehen würde.

Aber dieses Problem konnte er immerhin auf später verschieben. Denn auch seine Mutter sagte nichts, sie saß lediglich schweigend da und starrte in ihren Teller.

Smoker reckte sich ein wenig, um an den Topf zu kommen. Diesen zog er zu sich heran, griff nach dem Schöpfer und löffelte dann ein bisschen etwas von der Suppe in seinen Teller. Stumm – und nun den Blick zu seinem Vater meidend – griff er nach seinem Löffel und begann zu essen. Es schmeckte nicht sonderlich gut. Es schmeckte eigentlich viel zu wässrig. Aber noch nie hatte er sich beklagt. Denn damit würde er nur seiner Mutter weh tun. Diese litt ja ohnehin schon genug unter den Schlägen des Vaters!
 

Kaum hatte er allerdings die Hälfte seiner Suppe in sich hineingelöffelt, da war die Schonzeit herum. Sein Vater ließ klappernd den Löffel in sein Teller fallen, blickte auf.

“Wo warst du?“ Er deutete gereizt auf eine Teleschnecke. „Dein Lehrer hat angerufen. Du hast den Unterricht geschwänzt.“

Smoker schluckte, doch in seinem Blick lag keine Spur von Unsicherheit, als er aufblickte und seinem Vater in die Augen sah. „Ich war bei der Marinebasis und habe mich dort umgesehen – einer der Soldaten hat mir die Basis gezeigt.“

Noch ehe er allerdings den Satz beendet hatte, wusste er, was das für ein großer Fehler gewesen war. Denn sein Vater schien regelrecht zu explodieren.
 

Noch ehe Smoker wusste wie ihm geschah, war sein Vater aufgesprungen, hatte ihn gepackt – und gleich darauf spürte der Junge wie er hart auf dem Boden aufkam, das Teller klirrend auf dem Boden zersprang. Glücklicherweise hatte er die Katastrophe wohl irgendwie kommen gesehen. Denn zumindest hatte er bereits alles aufgegessen.

„Die Marinebasis?!“ Ihm war klar, warum sein Vater so außer sich war. Er wurde noch immer steckbrieflich gesucht. Aus diesem Grund wollte er auch, dass seine Familie nicht mit der Marine in Berührung kam. „Du wirst dich von da fern halten, verstanden?!“

Er hatte den Jungen am Kragen gepackt und ließ ihn in der Luft baumeln. Doch dieser sah ihn nur trotzig an. „Ich werde zur Marine gehen, das verbietet mir keiner!“

Schon hatte er sich dafür eine Ohrfeige eingehandelt, wurde fallen gelassen, landete aber auf den Beinen. Sein Gleichgewicht konnte er aber nicht halten, denn er stolperte, stieß hart mit den Rippen gegen die Tischkante.
 

Carol war inzwischen aufgesprungen, sah besorgt zwischen ihrem Mann und ihrem Sohn hin und her. „William! Hör doch auf!“, flehte sie. „Er ist noch ein Kind!“ Sie wollte nicht, dass er den Jungen wieder schlug. Oft genug hörte sie, wie er in seinem Zimmer lag und in sein Kissen weinte. Immer dann, wenn er glaubte, dass niemand es hörte… Es machte ihm wohl alles mehr zu schaffen, als er offen zeigte.

„Er wird seine Meinung schon noch ändern, er wird…-" Abrupt verstummte sie, riss hastig die Arme vor Gesicht als sie wusste, was ihr blühte. Denn schon hatte William ausgeholt, das Gesicht zorngerötet. „Was fällt dir ein, du billiges Flittchen?! Misch dich nicht in meine Angelegenheiten!“

Sie hatte geglaubt, gleich den unvermeidlichen Schmerz spüren zu müssen. Doch dieser blieb aus. Einen Augenblick verharrte sie so, dann blickte sie auf – und weitete die Augen, da sie das Bild vor sich zwar sah, nicht aber tatsächlich realisierte.

Will, ihr kleiner Will hatte sich entschlossen auf seinen Vater gestürzt. Da er zu klein war um richtig handeln zu können, seinen Vater zu stoppen, hatte er kurzerhand alle Kraft zusammen genommen und hatte sich von vorn gegen ihn geworfen, um ihn von seiner Mutter wegzureißen.

Und es hatte tatsächlich geklappt. Auch, wenn es wohl zum größten Teil daran lag, dass der Mann damit nicht gerechnet hatte. Nicht, dass sein Sohn sich gegen ihn auflehnen würde, seiner Mutter helfen würde.
 

Smoker riss sowohl sich als auch seinen Vater zu Boden. Dummerweise blieb er selbst einen Augenblick zu lange benommen liegen. Zu lange. Zu spät.

Schon hatte sein Vater sich wieder aufgerappelt. Wut funkelte in seinen Augen. Ungläubigkeit. Und Hass.

„Du kommst dir wohl nun ganz toll vor, was?“ Die Worte waren deutlich vernehmbar, auch wenn sie nur geflüstert waren. Denn es war so still in der Küche geworden, dass man eine Stecknadel hätte fallen gehört. Selbst Carol war vollkommen still, sie hatte die Augen in Ungläubigkeit geweitet, die Hände vor den Mund geschlagen. Und als William erneut anfing seinen Sohn zu treten und zu schlagen, schluchzte sie nur leise auf, Tränen traten ihr in die Augen.

Sie hätte ihrem Sohn gerne geholfen. Doch die eigene Angst, geschlagen zu werden, wieder misshandelt zu werden, war einfach zu groß. So stand sie nur da, so weit wie möglich von den beiden entfernt und weinte stumm.
 

Smoker hingegen hatte das Gefühl, dass sein Vater noch nie mit solcher Kraft zugeschlagen hatte. Einen Moment lang fürchtete er tatsächlich, sein Vater würde solange weitermachen, bis er… bis er tot war. Denn er mochte vielleicht erst acht Jahre alt sein – aber gewisse Dinge ließen einen Menschen schnell reifen und noch schneller erwachsen werden.

Sich jeden Schmerzensschrei verkneifend krümmte sich der Junge, drehte sich auf die Seite, hustete und spuckte Blut. Vor seinen Augen verschwamm das Bild, die Küche drehte sich.

Sein Vater trat ihm wieder und wieder gegen den Kopf, rammte ihm Faust und Schuhe in den Magen, ehe er ihn packte und hochnahm.

Zu diesem Zeitpunkt fühlte sich Smoker bereits halb tot. Es war noch nie so schlimm gewesen… nie zuvor hatte er solche Schmerzen gehabt. Doch weder seine Mutter half ihm, noch sein Vater stellte die Gewalt ein. Doch zumindest seine Mutter konnte er verstehen. Immerhin tat er das hier, um sie zu schützen. Sie sollte nicht weiter leiden. Das war nicht gerecht. Wenn niemand ihr half… irgendjemand musste es tun! Und selbst, wenn dieser irgendjemand er selbst war.

Final decision

Vorwort: Dieses Mal hats ein wenig länger gedauert. Ich hatte viel um die Ohren, einige Proben standen an, sowohl in Fachtheorie als auch in der Praxis in meiner Berufsschule. Im Endeffekt ist es ernüchternd: Ich war ohnehin zu faul zum lernen und habe meine Noten ohnehin gehalten.. ^^; Naja.

Es ist wieder wenig nennenswerter Inhalt. Aber ich bewege mich im Moment wohl auch nur Millimeterweise auf das zu, was noch kommt. Es ist noch eine Menge.
 

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Der kürzliche Widerstand gegen seinen Vater brachte Smoker die bisher längste Strafe ein, die er je hatte absitzen müssen.

Nun ja, die ersten zwei Tage waren immerhin schon vorbei, als er wieder einigermaßen zu sich kam. Sein Vater hatte sich in seiner Wut kaum bremsen können, immer wieder auf ihn eingeschlagen. Irgendwann war der kleine Junge einfach ohnmächtig geworden, hatte die Schmerzen nicht mehr ertragen.

Als er aufgewacht war, lag er in seinem Bett. Unter seinen Fingern ertastete er einen Verband um den Kopf und einige Pflaster auf den Unterarmen und im Gesicht. Es musste wohl seine Mutter gewesen sein, die ihn ein wenig verarztet hatte. Denn auch ein Glas Wasser stand neben seinem Bett und ein Teller mit einem einzigen Stück trockenem Brot. Sein Vater hätte sich nicht um soetwas gekümmert.

„Verdammt…“ Leise stöhnend richtete sich Smoker auf, griff sich dabei an die Schläfe. Er hatte Kopfschmerzen und das nicht zu knapp. Die Decke rutschte vom Bett und vorsichtig schwang er die Beine heraus, ließ die Füße auf den hölzernen Boden sinken – da fiel ihm ein Zettel auf der neben dem Wasserglas stand.
 

Du hast fünf Wochen Hausarrest. Überleg dir gut, gegen wen du dich wendest.
 

Das war eindeutig die Schrift seines Vaters. Diese knappe, kalte Ausdrucksform, keine Anzeichen von Gefühlen…

Mistkerl! Wut stieg in ihm auf, während er die Zähne zusammen biss, trotz allem aber nach dem Wasserglas griff und es komplett hinunterstürzte. Seine Kehle fühlte sich an wie ausgetrocknet, als hätte er seit Tagen nichts getrunken. Was vielleicht gar nicht so unlogisch war, wenn er so lange geschlafen hatte. Passend zu seiner staubtrockenen Kehle schien draußen die Sonne, alles deutete darauf hin, dass es ein heißer Tag werden würde.

Seufzend ging Smoker zum Fenster hinüber, öffnete es ein wenig und stützte sich auf das Fensterbrett, wobei er sich hierfür ein ganz klein wenig recken musste. Sein Zimmer lag im ersten Stock, von hier aus konnte er auf eine etwas breitere Nebenstraße hinunter sehen. Er könnte vielleicht hinuntersteigen… vielleicht. Aber das Risiko war groß, dass er sich alles dabei brach. Und selbst wenn er es schaffte, war da noch sein Vater. Vielleicht würde er ihn sogar umbringen, wenn er sich ihm ein zweites Mal widersetzte.

Der Junge blieb einfach nur am Fenster stehen, nach draußen blickend. Und hoffend, dass sein Vater seiner Mutter nach ihm nicht auch noch ihr weh getan hatte.
 

Als viele Stunden später die Sonne längst untergegangen war und der Mond hoch am Himmel stand, war Smoker noch immer wach. Er hatte abgewartet, bis er sich sicher war, dass das ganze Haus schlief. Sein Magen röhrte inzwischen vor Hunger. Er hatte ja wohl auch lange Zeit nichts mehr gegessen. Die Scheibe Brot war einfach zu wenig gewesen.

Auf Zehenspitzen schlich er sich zur Tür. Er würde unten in der Küche hoffentlich noch etwas finden. Irgendetwas. Nur, um nicht mehr das Gefühl haben zu müssen gleich vor Hunger umzukommen.
 

Doch als er die Klinke hinunter drückte, passierte gar nichts, so sehr er auch gegen die Tür drückte – schon nach dem ersten Versuch hätte es ihm klar sein müssen: die Tür war verschlossen, abgesperrt, er war eingesperrt.

Nach einigen Versuchen, dem Rütteln an der Tür und sogar dem dagegen-schlagen ließ er letztendlich davon ab, ließ sich an der Holztür herunter auf den Boden sinken. Vor Frust flossen inzwischen die Tränen über seine Wangen. Das war so ungerecht! Er hatte nur seine Mutter beschützen wollen vor diesem Mistkerl! Und nun saß er hier, eingeschlossen und hungernd! Wo war die Gerechtigkeit?! Predigten sie Sonntags nicht immer in der Kirche, dass sie alle schön artig zu Gott beten sollten? Welcher Gott?! Wenn es ihn gab, musste er ihn, Will, vergessen haben. Glaube und Gott waren nichts weiter eine Erfindung der Menschen. Der bösen Menschen, die so ihre Taten erklärten. Denn wenn Gott einen Menschen liebte, würde er ihm schon helfen. Dann würde er schon etwas dagegen unternehmen.

„Verflucht….!“ Es waren die Gedanken eines Kindes, nichts weiter. Doch da war noch etwas.

Mit einem Mal war da Wut, die sich in ihm breit machte. Unglaubliche Wut. Und er konnte nichts tun, nur hier sitzen. Seine Finger krallten sich in das Holz des Bodens, kratzten darüber, während er die Knie anzog, sich enger gegen die Tür drückte und mehrmals mit dem Hinterkopf dagegen schlug. Nur, um sich halbwegs zu beruhigen. Nicht zu provozieren. Denn hätte er Lärm gemacht und um sich geschlagen und getreten, dann wäre sicher sein Vater aufgewacht, hätte ihn erneut misshandelt.

Was für ein Schwachsinn… er saß hier und verletzte sich vor Frust und Ärger selbst! Als würde er nicht schon genug blaue Flecken von seinem Vater besitzen. Seine Finger taten weh, genau wie sein Hinterkopf. Und so schnell wie er angefangen hatte, hörte Smoker auch wieder auf. Es brachte nichts.

Aber wer sollte sich seinem Vater entgegen stellen, wenn er es nicht tat…? Wer sollte es sonst tun? Wer?

Niemand würde es tun! Weder die Marine, noch irgendjemand sonst. Seine Lehrer scherten sich auch nicht sonderlich groß darum. Er hatte von niemandem etwas zu erwarten.
 

Und das war eine der ersten Lektionen, die Smoker in seinem Leben schmerzhaft feststellen musste:

Wenn er ein Ergebnis wollte, wenn er wollte, dass etwas gemacht wurde – dann musste er es selbst tun. Weil sich niemand groß um das Leben anderer scherte. Weil sie alle selbstsüchtig waren und sich nur um sich selbst kümmerten. Er würde sich selbst helfen müssen. Sich und seiner Mutter, um sie von diesem Tyrannen, von seinem Vater, zu befreien.
 

Keiner würde fragen, wo er die nächsten Wochen blieb. Smoker wusste dass er sich eigentlich glücklich schätzen konnte. Nicht viele in seinem Alter gingen. Den Lehrern war er schon lange ein Dorn im Auge gewesen, da er sich nur schwer zügeln konnte, wenn ihn jemand reizte. Außerdem kam er aus ärmlichen Verhältnissen. Sein Lehrer war jemand, der darüber nur die Nase rümpfte. Er würde also froh sein, wenn Smoker nicht mehr zur Schule kam.
 

„Wach schon auf…!“

Benommen und fast noch völlig neben sich, schlug der Junge die Augen auf. Er konnte nicht viel geschlafen haben. Irgendwie musste er außerdem ins Bett gekommen sein. Kaum, dass er sich an die letzte Nacht erinnerte. Alles erschien so verschwommen und weit weg. Genau wie die Stimme die ihn rief. Doch langsam wurde es klarer, seine Gedanken richteten sich auf die Frau vor ihm, auf seine Mutter.

Sie musterte ihn kurz, dann seufzte sie. Ohne Umschweife kam sie zum Punkt. Dabei starrte sie aber zum Fenster hinaus, in den trüben Nebel der an diesem Vormittag über der Stadt lag und alles verbarg. Alle Menschen, alle Häuser. Es war, als wäre jeder für sich allein. So oder so ähnlich mussten sich wohl auch Carol und Will fühlen.

„Du wirst ab sofort nicht mehr zur Schule gehen.“

Empört über diese Aussage öffnete Smoker den Mund. Ihm war klar, dass er die Schule ja ohnehin sehr oft schwänzte. Und dass es fast egal war ob er hin ging oder nicht. Aber es ging hier ums Prinzip! Darum, dass Entscheidungen über seinen Kopf hinweg getroffen wurden und er sich fügen sollte. Am schlimmsten aber war es, dass seine Mutter diejenige gewesen war, die es ihm gesagt hatte.

„Ich will aber!“, protestierte Smoker, knirschte mit den Zähnen und ballte die Fäuste. Inzwischen war er restlos aufgewacht und hellwach. Und er war wütend. Zum ersten Mal in seinem Leben auch auf seine Mutter.

„Warum eigentlich?! Weil Vater es sagt?“ Unbewusst hatte er angefangen sich von dem Wort ‚Papa’ zu distanzieren. Es klang zu vertraut in seinen Ohren. ‚Vater’ hingegen war kühler und bedeutete mehr Abstand in seinen Augen.

“Tust du es, weil er es sagt? Weil du Angst hast?“ Carol schüttelte nur den Kopf, Sie wirkte müde und erschöpft. Scheinbar wollte sie nicht mit ihrem Sohn streiten. „Das ist nicht wahr, Will. Wir haben die Entscheidung zusammen getroffen. Es ist das Beste für dich.“

“Das Beste!“ Smoker schnaubte fast vor Wut, war aufgestanden und biss sich auf die Unterlippe. „Nichts habt ihr besprochen! Und schon gar nichts gemeinsam entschieden! Das tut ihr doch nie! Er hat dir wieder gedroht, stimmts?“ Hilflos suchte er den Blick seiner Mutter. Doch diese wich ihm aus, schüttelte wie unter Zwang den Kopf. „So ist es nicht. Will du verstehst das alles-„ „Ich versteh das nicht? Er schlägt dich! Uns beide! Warum schweigen wir?! Warum?! Wenn wir es jemandem sagen, dann könnte man uns helfen, man-“
 

Klatsch.
 

Keuchend stieß Smoker die Luft aus, sein Kopf war zur Seite geschnellt und er spürte den Schmerz in seiner Wange. Noch nie zuvor hatte seine Mutter ihn geschlagen. Was war nur los mit ihr?

Er biss sich auf die Unterlippe, verkniff sich jede Träne um seiner Mutter willen. Stattdessen wandte er sich ab, legte sich zurück ins Bett.

„Schon verstanden“, nuschelte er undeutlich. Ab sofort würde er also nicht mehr zur Schule gehen. Er hörte nicht einmal mehr so genau, ob seine Mutter noch etwas sagte. Lediglich das leise Klicken der Tür bekam er mit. Viel zu sehr war der Junge in seinen Gedanken versunken. Irgendjemand musste endlich etwas unternehmen. Im Laufe der Jahre war alles nur noch schlimmer geworden. Und seine Mutter sah so schrecklich hilflos aus. Nie hatte er sie bisher glücklich erlebt! Nie. Dabei würde er sie wirklich gerne einmal aufrichtig lachen hören.

Seufzend drehte er sich auf den Rücken und richtete den Blick aus dem Fenster hinaus. Jetzt würde wohl eine lange Zeit für ihn anbrechen, in der er viel zu wenig zu tun haben würde.

Doch einen Entschluss hatte er gefasst:
 

Ab sofort würde er trainieren und stark werden. So wie die Soldaten in der Marinebasis! Und dann konnte sein Vater weder ihn, noch seine Mutter weiter herumschubsen! Es war nur noch eine Frage der Zeit, dann würde er das alles hier beenden.

Unbelievable truth

„Du solltest dich etwas beeilen, das habe ich dir doch gesagt!“ „Hm-hm.“ Smoker nickte leicht, ging nur weiter neben seiner Mutter her. William war nicht zuhause. So wie oft in letzter Zeit. Er verprasste alles Geld, das sie hatten, steckte es in den Alkohol. Und wenn er nach Hause kam, dann war er vollkommen betrunken und schlug Frau und Kind. Wie der Junge das alles hasste und wie gerne er dem ein Ende machen würde! Nur konnte er das nicht. Noch nicht.

Aber heute war Samstag. Und Samstag, das war ein guter Tag, fand Smoker. Am Samstag war der Mistkerl von morgens bis abends unterwegs, ließ seine Frau und den Jungen allein zurück.
 

Und an diesem Wochentag gingen sie immer zu seinen Großeltern, zu den Eltern seiner Mutter. Ja, das war ein großartiger Tag. Denn auch wenn seine Großeltern nicht reich waren, so hatten sie doch ein wenig mehr Geld als seine eigene Familie. Nur weigerte sein Vater sich immer, Geld anzunehmen oder sonst etwas. Er wollte, dass sie von niemandem etwas annahmen.

Doch Samstags besuchten sie die Eltern seiner Mutter und aßen dort auch zu Mittag. So konnte Smoker sich zumindest einmal in der Woche richtig satt essen, so viel Nachschlag haben wie er mochte.

Er spürte zwar immer eine kühle Distanz zu seinem Opa, doch seine Oma war nett und freundlich, sie schien ihn zu mögen. Und jedes Mal meinte sie, dass er nur ordentlich essen solle. Immerhin war er noch klein und müsse groß und stark werden. Ein anständiger, junger Mann.
 

„Komm.“ Carol zog ihn mit sich, über die Straße, hinein in eine Seitenstraße und dann klopfte sie an eine Haustüre, laut und deutlich.

Es war, als wären sie erwartet worden. Eine kleine, fast schon zierlich wirkende Frau öffnete ihnen die Tür. Sie hatte ein rundes Gesicht, lange und graue Haare - und sie lächelte. „Da seid ihr ja endlich.“ Es wirkte so vertrauens- und liebevoll, wie sie ihre Tochter umarmte um anschließend ihrem Enkelsohn durchs Haar zu streichen. Dabei legte sich ein kaum merkliches Lächeln auf Carols Lippen. „Ach Mama…“ Ihr war anzusehen, wie froh sie war, dass sie ihre Mutter noch hatte. Vermutlich würde sie all die Sorgen die sie plagten sonst nicht durchstehen können.

„Kommt erstmal rein, lasst uns essen.“

Hinter ihnen schloss die alte Frau die Tür wieder und begleitete ihre Tochter und deren Sohn durch den kurzen, staubig wirkenden Gang bis hinein in die winzige Küche. Diese war gerade so groß, dass vier Leute hineinpassten, wenn sie sich an den eckigen, kleinen Tisch drängten. Denn außer einer winzig kleinen Kochnische und einem Kühlschrank war hier nichts. Der Vorratsraum befand sich gegenüber der Küche – und sonderlich groß war dieser auch nicht.
 

Wie immer stumm blickte Will in der kleinen Küche herum. Es wirkte alles alt, gelbliche Vorhänge hangen vor den Fenster. Ein angenehmer Duft von Essen lag in der Luft und die Holzdielen knirschten leise, bei jedem Schritt.

Der Tisch war bereits gedeckt, dort stand ein großer und dampfender Topf, es war für vier Personen angerichtet. Sein Großvater saß bereits dort, schien zu warten.

Smoker mochte seinen Großvater. Er war so anders als sein Vater. Das braune, kurze Haar war von einigen grauen Strähnen durchsetzt. Bei seiner Großmutter hingegen war das Haar bereits völlig ergraut. Außerdem trug sein Opa stehts ein graues Hemd und blaue Jeans. Und er meckerte und schimpfte für sein Leben gern. Über alles mögliche: Piraten, die Marine, die Lebensmittelpreis – eben alles.

Trotz allem genoss es der kleine Smoker einfach, hier zu sein. Denn so sehr sein Opa sich auch manchmal aufregte: er schlug niemals zu. Vorsichtig um leise, wie um den alten Mann nicht zu stören zog der kleine Junge den Stuhl zu sich heran, setzte sich darauf. Links und rechts von ihm setzten sich seine Großmutter und seine Mutter. „Nimm dir Junge, nimm dir ruhig.“ Die alte Frau hatte den Schöpflöffel genommen, fing an, Smoker etwas von der dickflüssigen Kartoffelsuppe in den Teller zu schaufeln. „Du musst ja noch groß und stark werden.“

Seufzend verdrehte ihr Mann daraufhin die Augen. „Sieh ihn dir doch an, Adelle. Er ist bereits ein kräftiger junger Mann.“ Allerdings warf er dennoch einen kritischen Blick auf den Jungen, dann grinste er fast. „Der vielleicht trotzdem noch ein bisschen was auf die Rippen bekommen kann.“ Verlegen errötete der Junge bis zu den Ohren, griff schnell nach dem Löffel, nuschelte ein ‚Danke’ und fing hastig an zu essen. Manchmal war es ihm peinlich, wenn seine Großeltern so über ihn redeten. Aber sie waren immer nett zu ihm – und von seinen Großeltern hatte er noch nie eine Ohrfeige oder etwas ähnliches bekommen.
 

Eine ganze Weile lang war es still, nur das Klappern der Löffel und der Teller war zu hören. Der kleine Smoker aß fast fünf Portionen und selbst bei der letzten ließ er nichts in seinem Teller zurück, so hungrig war er gewesen. Denn seit seinem Hausarrest hatte er nicht sonderlich viel zu essen bekommen. Nur eine Scheibe Brot pro Tag – das reichte nicht aus, um satt zu werden. Und er hatte noch immer Arrest. Nur heute hatte seine Mutter ihn herausgelassen. Heute, weil sein Vater nicht da war. Er würde nichts merken. Und sehr viel länger konnte sie nicht zusehen, wie ihr eigener Sohn dort oben stumm vor sich hin hungerte. Ohne, dass sie ihm etwas Essbares geben konnte oder durfte.

„Wenn du so weiter isst, wächst du uns noch alle über den Kopf!“ Lachend zwickte seine Großmutter ihm in die Wange und Smoker grinste leicht. „Ich muss ja auch noch groß und stark werden!“, rechtfertigte er sich. Er sagte nur nichts davon, dass er zur Marine gehen wollte. Denn vermutlich würde dann sein Großvater wieder anfangen über die Marine zu schimpfen. Diese Leute die nichts taten, die in dieser Stadt nicht aufräumten, die nur untätig herumsaßen. Prinzipiell war das richtig. Es war aber auch nicht die Marine, die Smoker wollte.

„Na, geh erstmal nach drüben ins Wohnzimmer. Wenn du magst.“ „Klar!“ Mit einem Mal strahlte der Kleine, schon war er aufgestanden und aus der Küche verschwunden. Seine Mutter blickte ihm nur nach und lächelte schwach.
 

Das Wohnzimmer seiner Großeltern war der größte Raum, den sie besaßen. Eine große, gemütliche Couch stand dort. Eine, auf der sogar eine Person schlafen konnte, ohne herunterzufallen so breit war sie.

Ohne viele Gedanken daran zu verschwenden, trat er hinüber zu dem riesig wirkenden Bücherregal. Seine Großeltern waren belesene Menschen – seine Großmutter liebte es, nach alten Büchern zu suchen, billige Bücher, egal welche. Und im Laufe der Jahre hatte sich hier viel angesammelt. Das Regal war so groß, so breit und hoch wie die Wand. Es kam Smoker so vor, als würden dort tausende von Büchern stehen. Nachdenklich ließ er die Fingerspitzen über die Buchrücken gleiten, stellte sich auf die Zehenspitzen, dann zog er ein Buch aus eine der oberen Reihe heraus.

Brag Men’ lautete der Titel. Es war ein wirklich abgegriffenes und schäbig wirkendes Buch. Aber es war sein Lieblingsbuch. Sehr belesen war Smoker nie gewesen. Aber das war nun seine einzige Möglichkeit um noch etwas dazu zu lernen. Und in diesem Buch standen so viele phantastische Dinge! Vor allem über Abenteuer auf der Grand Line. Dinge, die die Abenteurer dort gesehen hatten…. Abenteuer die sie erlebt hatten, die ihnen keiner glaubte. Doch der kleine Junge glaubte daran. Eines Tages würde er selbst zur Grand Line segeln und all das was in diesem Buch stand, mit eigenen Augen sehen. Die Riesen auf einen Insel voll mit urzeitlichen Monstern, die riesigen Seeungeheuer in der windstillen Zone um die Grand Line, sogar die unglaubliche Insel der Fischmenschen.

Das Buch fest in den Händen haltend, hatte Smoker sich in die gemütlichen Kissen auf der Couch gekuschelt und war immer mehr in dem Buch versunken.

Irgendwann musste er dann wohl auch eingeschlafen sein.

Denn als er wieder erwachte, hörte er gedämpfte Stimmen. Waren das seine Großeltern und seine Mutter? Es hörte sich ganz danach an. Aber warum sprachen sie so leise?

Noch ein klein wenig benebelt stand er auf, tappte den Flur wieder hinunter, zurück in Richtung Küche. Doch noch ehe er sie erreicht hatte, stockte er, blieb stehen. Mit einem Schlag war er wach. Sie sprachen über ihn. Hatten sie deswegen die Stimmen so sehr gesenkt? Dass er nichts mitbekam?

Die Luft anhaltend und auf Zehenspitzen schleichen ging er näher an die Küche heran, blieb aber im Schatten stehen, dort wo ihn niemand sehen konnte von der Küche aus.

„Es fällt mir immer schwerer, Mama!“ „Aber der Junge kann doch nichts dafür!“ Nun mischte sich eine dritte Stimme mit ein. „Er ist nach wie vor der Sohn eines Piraten – Adelle, er ist nicht hier, weil wir es wollten! Er war nicht geplant er…!“

So wütend hatte er seinen Großvater noch nie reden hören. So voller Wut und… Hass.

„Er war nichts weiter als das Ergebnis einer Gewalttat! Und es quält Carol bis heute noch!“
 

Er hörte seine Mutter leise schluchzen, doch sonst nahm er um sich herum nichts wahr. Alles schien sich zu drehen, sogar die Stimmen um sich herum hatte er ausgeblendet. War das die Wahrheit, die seine Mutter ihm immer verschwiegen hatte…?

Lautlos sackte er zu Boden, zog die Knie an und vergrub den Kopf darin. Es kostete ihn Mühe, nicht zu weinen. Auch, wenn er es wollte. Aber er war doch ein Mann!

Doch das Wissen traf ihn hart und konsequent. Er war nicht gewollt. War es nie gewesen. Darum behandelten ihn alle distanziert! Weil sein Vater… auch dieses eine Mal schlecht zu seiner Mutter gewesen war, ihr weh getan hatte. Mit einem Mal fühlte er sich miserabel und einfach nur schlecht, wie von selbst schossen ihm die Tränen in die Augen.

Sein Vater hatte ihn nicht gewollt, weil er ein Versehen gewesen war. Seine Mutter wollte ihn nicht, weil er sie durch ihn Schmerzen erlitten hatte, vermutlich immer wieder daran erinnert wurde. Und seine Großeltern? Vermutlich machten sie ihn dafür verantwortlich, dass ihre Tochter körperliche und seelische Schmerzen erlitten hatte und noch immer litt.

Hilflos vergruben seine Finger sich in der Jeanshose die er trug, verkrallten sich darin. Er wollte aufstehen, hier verschwinden, so schnell es ging. Aber er konnte nicht. Er konnte sich einfach nicht von der Stelle bewegen. Es war einfach zu viel, das auf einmal auf ihn eindrang und ihn wie einen Schlag traf. Wie sollte er damit in Zukunft klar kommen, seiner Mutter gegenüber treten…?

Outburst

Alles was er um sich herum wahr nahm, war Dunkelheit. Fetzen von Erinnerungen, seiner Vergangenheit. Wie sich alles scheinbar unendlich schnell vor seinem Auge wiederholte, wie alles plötzlich Sinn ergab. Das Verhalten seiner Eltern, seines Großvaters, einfach alles. Nur verstand er nicht, wie seine Großmutter noch immer so freundlich sein konnte! Bei all dem Schmerz, den ihre Tochter durch ihn erlitten hatte…

Abrupt wurde er aus seinen Gedanken gerissen. „Will!“

Er hob hastig den Kopf, blickte nach oben. Smoker spürte, wie sein Gesicht mit Tränen verschmiert war, vermutlich waren seine Augen gerötete, vielleicht auch sein ganzes Gesicht. „Was tust du denn da?!“ Die Stimme seiner Mutter klang panisch, doch für ihn hörte sich alles an, als wäre er in dicke Watte gepackt. Alles wirkte unreal, verzerrt. So, als wäre er auf einmal aus seiner Welt herausgerissen worden und musste sich nun in einer anderen zurechtfinden. „Komm schon! Steh auf! Hast du etwa gelauscht?!“

Seine Großeltern standen irgendwo im Hintergrund, vielleicht war es sein Großvater, der seiner Mutter die Hand auf die Schulter legte. Smoker wusste es nicht. Er spürte nicht einmal, wie ihn jemand am Oberarm packte, ihm aufhalf. Oder ihn einfach hoch zerrte? Es war ihm egal. Er schien einfach nicht verarbeiten zu können, was er gehört hatte.
 

Irgendwann spürte er dann, ganz weit entfernt, wie sich der Griff um seinen Oberarm löste, ihn jemand in den Arm nahm. Er erkannte den Geruch… es war seine Großmutter. Und in diesem Moment fiel alles von ihm ab, jede Zurückhaltung die er wahren wollte um seine Mutter nicht zu verletzen, um sich selbst zu schützen. Hemmungslos liefen die Tränen über seine Wangen hinunter, immer wieder schluchzte er auf, die Finger in den Pullover seiner Großmutter vergraben. Diese strich ihm immer wieder beruhigend durchs Haar, ganz vorsichtig.

„Will… wenn es dir dadurch besser geht, wein ruhig. Es ist nicht falsch.“

Er hörte ihre Worte kaum, schluchzte und schniefte vor sich hin. Und irgendwann, da schien er in die Dunkelheit zu stürzen. Es war angenehm. Er nahm nichts mehr um sich herum wahr. Weder Stimmen, noch Hitze, noch Wärme. Smoker spürte einfach nichts mehr, es war als wäre er in einen tiefen Schlaf gefallen.
 

Als er wieder zu sich kam, spürte er wie er in einem großen Bett lag. Es war jedenfalls nicht sein Eigenes. Doch in dem Moment in dem er sich aufsetzte, bemerkte er auch, dass er nicht allein war. Seine Mutter saß dort.

Und fast augenblicklich senkte der Junge den Kopf wieder, starrte verbissen auf die dünne Decke, die über ihm ausgebreitet war. Bis zu einem gewissen Grad war er wütend auf seine Mutter. Er konnte doch nichts für all diese Dinge die geschehen waren! Er hatte seine Mutter beschützen wollen!

„Will… es tut mir so Leid…“ Ihre Stimme war nichts als ein Flüstern. Aber Smoker konnte ihr nicht glauben. Nicht, nach allem was er gehört hatte. Ohne ein Wort zu sagen, stand er auf, kämpfte sich aus den Laken und Decken und trat zum Fenster hinüber. Nur zu genau spürte er den Blick seiner Mutter in seinem Rücken. Es war ihm egal. Um wenigstens ein wenig beschäftigt zu wirken, öffnete er das Fenster – besser gesagt, er stieß es auf. Und mit einem Mal überwältigte ihn der Zorn. Er wühlte in seiner Hosentasche, zog eine zerknitterte Zigarette heraus und ein paar Streichhölzer. Noch bevor seine Mutter reagieren konnte, hatte er sie entzündet, warf die verkohlten Streichhölzer aus dem Fenster und steckte den Rest wieder ein.

„Will!“ Tatsächlich hörte seine Mutter sich entsetzt an. Doch es bereitete ihm Genugtuung. „Leg die Zigarette weg!“ „Warum?“ Er war erstaunt, wie gelassen er sich selbst anhörte. Wie einfach es war, sie gelassen anzusehen. „Weil es schädlich ist? Ist doch egal. Ich bin ohnehin nur eine… unangenehme Nebenwirkung.“ Oh, es fühlte sich fantastisch an, keine Gefühlsregung zu zeigen, einfach nur hier zu stehen, die Zigarette zwischen den Fingern geklemmt und seine Mutter provozierend anzusehen, ihr genau zu sagen, was er gehört hatte.

Mit zwei, drei Schritten war sie bei ihm, wollte ihm die Zigarette entreißen. Doch soweit kam es nicht. Smoker wich ihr aus, knurrte böse.

„Lass es mich erklären!“, startete sie einen erneuten Versuch. „Erklären?!“, höhnte ihr Sohn darauf aber nur. Es gab nichts zu erklären in seinen Augen.

„Hört doch auf, mich zu verarschen! Dir liegt genauso wenig etwas an mir, wie sich mein Vater um mich schert!“

Ohne noch weiter darüber nachzudenken, war er an seiner Mutter vorbeigestürmt. Es interessierte ihn noch nicht einmal, dass Tränen über ihre Wangen liefen. Stattdessen polterte er die Treppe hinunter, den Gang entlang um dann das Haus zu verlassen.

Er wollte jetzt einfach allein sein und über all das nachdenken, was passiert war. Was er gehört hatte, das was er seiner Mutter entgegen geschrieen hatte.
 

Seufzend stieß Smoker den Rauch aus, verzog dabei allerdings das Gesicht. Nun, da er allein in einer abgelegenen Ecke des Hafens saß und nachdenken konnte, fühlte er sich schon gar nicht mehr so gut. Wut stieg in ihm auf – doch das Ziel waren er selbst und sein Vater. Weil dieser seiner Mutter all das angetan hatte und weil er selbst seiner Mutter das Ganze zum Vorwurf gemacht hatte. Was seine Großeltern wohl sagen würden, was sie nun von ihm dachten?

„Ach, verdammt!“ Er warf den Rest seiner Zigarette ins Hafenbecken, dann rappelte er sich auf. So gerne er auch allein war und die Dinge allein schaffen wollte – hin und wieder fehlte ihm doch ein Freund. Ein Mensch, dem er vertrauen konnte, der hinter ihm stand. Jemand, der es auch wagte ihn hin und wieder zu kritisieren, wenn es sein musste. Wenn er die Dinge falsch anpackte.
 

Schwach schüttelte der Junge den Kopf, dann stützte er die Hand auf dem grob gehauenen Stein ab, stand auf. Vielleicht sollte er nach Hause gehen. Langsam wurde es dunkel. Und eigentlich hatte er noch immer Arrest, durfte sein Zimmer nicht verlassen. Vermutlich würde seine Mutter schon längst krank vor Sorge sein. Denn nachdem er nun so lange hier allein gesessen hatte und nachdenken konnte, war zumindest der Zorn auf seine Mutter verflogen, soweit es ging. Selbst, wenn es ihre Schuld war – sein Vater sollte sie nicht wieder schlagen. Nicht wegen ihm.
 

Die untergehende Sonne warf lange Schatten. Es würde nicht mehr lange dauern, ehe sie endgültig am Horizont versunken war. Besser, er beeilte sich auf dem Heimweg. Sein Vater würde ihm sonst mehr als nur die Hölle heiß machen, sollte er nicht vor diesem zuhause sein.

Doch mit jedem weiteren Schritt, widerstrebte es dem jungen Smoker mehr, nach Hause zu gehen. Weder war er erwünscht, noch willkommen. Trotz allem aber war es der einzige Ort, an den er gehen konnte. Er musste nicht einmal darüber nachdenken, seine Beine hatten ihn ganz von allein hier her getragen.

Nur eines war sich Smoker ganz sicher: er konnte nicht einfach weglaufen. Seine Mutter würde darunter leiden.

Stumm klopfte er an die Haustür, genauso stumm öffnete seine Mutter ihm. Ohne sie anzusehen oder etwas zu der Situation an diesem Tag zu sagen, schlüpfte er ins Haus, an ihr vorbei und huschte die Treppe hinauf in sein Zimmer. Würde seine Mutter nichts erzählen, würde William wohl nie wissen, dass sie fort gewesen waren, dass er auf eigene Faust verschwunden gewesen war.

Regungslos starrte er aus dem Fenster nach draußen, in den leichten Nieselregen der inzwischen eingesetzt hatte. Irgendwie spiegelte er seine Laune wieder. Auch, wenn es fast ein wenig zu schön aussah, mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages. Zumindest hatte er noch ein klein wenig Zeit, ehe sein Vater nach Hause kam. Vermutlich würde er nicht vor Mitternacht zurück kommen. So, wie immer.

Execution

Anmerkung: Nachdem mich freundlicherweise jemand darauf aufmerksam gemacht hat, habe ich das Kapitel noch einmal gänzlich überarbeitet. Versucht, mehr herauszubringen, warum Smoker zu Roger aufsieht - warum Roger so anders ist in seinen Augen. Dadurch ist das Kapitel noch ein ganzes Stück gewachsen. Es lohnt sich, es noch einmal zu lesen. ^__~

Und ich hoffe natürlich, dass Smokers Gefühle und Gedanken nun noch deutlicher heraus kommen. Ein Feedback dazu wäre sehr hilfreich.
 

* * * * * * * *
 

Oh, wie sehr Smoker die Piraten verabscheut hatte, sein ganzes Leben über. Und doch stand er heute hier, schob seinen Körper durch die Menschen-Masse, die quasi überall zu sein schien, die Hauptstraße säumte. Und trotz der vielen Menschen war es fast still, nur hier und dort war ein wenig Getuschel zu hören. Es lag etwas in der Luft, das nach Ehrfurcht schmeckte, vermischt mit einem winzigen bisschen Furcht. Und alle Menschen starrten auf den Umzug, der die Straße hinunterwanderte, in Richtung des großen Platzes. Dort, wo das Schafott stand.
 

Doch dieses Mal war es anders, diese bevorstehende Hinrichtung war anders. Roger… dieser Pirat war alles gewesen, was für ihn niemals ein Pirat gewesen war. Diese Menschen waren in seinen Augen keine Seeräuber. Sondern akzeptable Menschen, die Werte ehrten. Denen Freundschaft, Träume so viel mehr wert waren als materielle Schätze wie Gold und Silber. Niemals war ihm eine Geschichte von Roger zu Ohren gekommen in der er sinnlos gemordet hätte. In der er Menschen Leid angetan hätte. Er hatte nur angegriffen, wenn es hatte sein müssen – und wenn es unausweichlich war.

Vielleicht war das der Grund, warum er diesen Menschen akzeptieren konnte – warum er hier war. Und warum er bewundernd zu diesem Mann aufsehen konnte.
 

Endlich hatte sich der Junge durch die vorderste Reihe gearbeitet. Gerade rechtzeitig. Mit großen Augen sah er auf. Dort war der Mann, der ein Pirat war – und dem doch Freundschaft und Träume mehr wert waren als alles Ansehen und all der Ruhm auf dieser Welt. Hastig schluckte Smoker den großen Kloß in seinem Hals hinunter. Wäre sein Vater solch ein Pirat gewesen, hätte er ihn akzeptieren können. Doch William war so anders als er… er, Gold Roger. Der Mann, den sie alle den Piratenkönig nannten.
 

Er, der es als einziger Mensch mit seiner Mannschaft geschafft hatte, die Grand Line zu umsegeln.

Er, der es als einziger Mensch geschafft hatte, die letzte Insel zu erreichen.

Er, der den größten Schatz der Welt besitzen sollte, wenn man den Geschichten glaubte…
 

Reichtum, Macht und Ruhm. Alles hatte er in seinem Leben erreicht.

Und bei seiner Hinrichtung sollte er lange Zeit der einzige Pirat sein, der jemals gelacht hatte.

Nie zuvor hatte jemand bei seiner Hinrichtung einfach gelacht! Natürlich war das eine Tatsache, an die Smoker sich erst später erinnern würde – so viele Jahre später.
 

Schwach schüttelte Smoker den Kopf, die Menschen setzten sich in Bewegung und er beeilte sich, mit ihnen Schritt halten zu können und nicht wieder von der Masse erdrückt zu werden. Erst auf dem großen Vorplatz blieben die Menschen stehen, blickten wieder ehrfürchtig nach oben. Dort, wo Roger gerade die Stufen nach oben stieg, langsam, bedächtig. Es war nicht, dass er Angst hätte – er machte viel mehr ein Spektakel daraus und hielt seine eigene Ehre auch bei seinem letzen Gang aufrecht. Dieser Mann war wirklich.. unglaublich. Er flehte nicht um Gnade. Nicht einmal mit einem einzigen Ausdruck in seinen Augen.

Die Hände hatte Smoker zu Fäusten geballt, sein Körper zitterte kaum merklich. Erst nach Minuten, so kam es ihm vor, stieß er die Luft aus. Gerade in dem Moment, als sich Roger oben auf dem Schafott im Schneidersitz auf den Boden fallen ließ. Wie er grinste! Auf die Masse hinunter sah. Fast, als schien es ihn zu amüsieren, dass so viele gekommen waren. Nur wegen ihm. Um ihn sterben zu sehen.
 

„Noch ein paar letzte Worte, Verurteilter?“ Die Stimme des Soldaten hoch oben auf dem Schafott, neben Roger, klang schneidend und doch sachlich. So, als wäre das nur eine Routinefrage, die er stellen musste, ehe er zur Arbeit schritt. Eine Frage, die doch nie jemand in Anspruch nahm – außer um Gnade zu winseln und um sein erbärmliches Leben zu flehen.

Doch bei Roger war alles anders. Auch, als sich mit einem Mal Stimmen aus der Menge erhoben, die Masse zusammenzucken und doch gleichzeitig neugierig werden ließ. „Piratenkönig!“ Eindeutig eine Männerstimme. Unten am Schafott, dort stand eine Person, die Hände um den Mund gelegt wie ein Sprechrohr.
 

Es wagte sonst nie jemand aus der Menge, die Stimme zu erheben – und wenn sie doch etwas sagten, dann war es nur Zustimmung, die sie grölten. Dass man den Piraten hinrichten sollte. Es kam ohnehin selten vor, dass Piraten hingerichtet wurden. Es gab schlichtweg nicht so viele von ihnen.
 

„Raus mit der Sprache! Wo hast du es versteckt? Wo ist dein Schatz?! Wo ist One Piece?!“ Smokers Kopf flog förmlich zur Seite, die Augen geweitet. One Piece. Der angeblich größte Schatz der Welt, den der Piratenkönig besessen hatte. Den nie jemand gefunden hatte, von dem keiner eine Ahnung hatte, woraus er bestand. Roger und dessen Bande hatte sich stehts darüber ausgeschwiegen.

Statt allerdings weiter darüber zu schweigen, war dröhnendes Lachen von dem Verurteilen zu hören, Smoker legte den Kopf in den Nacken, um nach oben zum Schafott zu sehen.

„Meinen Schatz wollt ihr?“ - „Es ist dir nicht erlaubt, zu sprechen!“ Die Soldaten erschienen mit einem Mal gereizt, knurrten auf, bedrohten Roger mit ihren Waffen. Dieser schien sich davon allerdings nicht beeindrucken zu lassen. Vielleicht ahnten sie, was das ganze hier auslösen würde. Doch vermutlich hätten nicht einmal sie das Ausmaß abschätzen können.

„Ihr könnt ihn haben! Sucht ihn doch! Irgendwo habe ich den größten Schatz der Welt versteckt! Er –„

Die Worte des Piraten wurden übertönt, von den beiden Soldanten die links und rechts neben ihm standen. Sie konnten das hier nicht zulassen. Das würde eine Massenhysterie auslösen! „Urteil vollstrecken!“

Die Waffen bohrten sich tief in Rogers Körper, Smoker war so, als sähe er Blut dort oben. Mit einem Mal war ihm schlecht, um ihn herum brach ein einziges Chaos aus. Es war also zu spät… die Massenhysterie war ausgebrochen.
 

Denn die Menschen jubilierten. Schwach, fast benommen, blickte der Junge sich um. Was war geschehen? Der größte Pirat der Welt war soeben hingerichtet worden, hatte nicht einmal verraten können wo sein Schatz war! Und nun… feierten die Menschen? Warum?! War die Welt wirklich so schlecht und verdorben, dass sie sich darüber freuten und deswegen feierten?
 

Doch sowohl er als auch die Marine mussten sehr bald feststellen, dass sie einen Fehler gemacht hatten, die Lage falsch eingeschätzt. Rogers Hinrichtung hatte etwas hervorgerufen, was man stehts hatte vermeiden wollen. Er war hingerichtet, um allen anderen als abschreckendes Beispiel zu dienen! Niemand war je an die körperliche Stärke des Piratenkönigs herangekommen. Niemand. Auch kein Mensch, der von einer Teufelsfrucht gegessen hatte. Wenn der stärkste Mann der Welt hingerichtet wurde, dürfte sich doch kein anderer wagen, Piraterie zu begehen, nicht wahr?

Wie sehr die Marine daneben gelegen hatte, was für einen Fehler die Weltregierung gemacht hatte…

Denn nun wollten sie alle diesen sagenhaften Schatz finden, den Roger ihnen hinterlassen hatte. Bereit für den, der sein Leben aufs Spiel setzte um ihn zu finden, der genug Kraft und Mut besaß um die Welt zu umsegeln, ihn zu finden. One Piece… Gold Roger…. Er hatte mit seinem Tod noch mehr ausgelöst, als je zu Lebzeiten. Vermutlich hätte es ihn amüsiert, wenn er gewusst hätte, wie viele Menschen nun wegen ihm und seinem Schatz zur See fahren wollten.
 


 

Es brach ein heilloses Durcheinander vor dem Schafott aus, die Menschen stürmten vom Exekutionsplatz. Durch all die plötzlichen Geschehnisse überrascht, nicht darauf gefasst, wurde Smoker zu Boden gerissen. Mehr als einmal fürchtete er, einfach zertrampelt zu werden. Doch er fing sich, kam wieder auf die Beine. Was passierte hier? Wo wollten die Menschen hin? Ihm schwante Übles, ein Verdacht kam in ihm auf. Und doch mochte er gar nicht daran denken.

Benommen taumelte er durch die Straßen, nicht fähig einen richtigen Gedanken zu fassen. Seine Füße trugen ihn lediglich in die richtige Richtung, dorthin, wo er zuhause war.

Er bemerkte nicht einmal die seltsamen Gestalten um ihn herum. Zwei Personen, die mitten auf der Straße scheinbar stritten. Nur am Rande bekam Smoker mit, dass einer von ihnen rote Haare hatte und der andere durch seine rote Nase auffiel. Eine Clownsnase. Wie seltsam.. was solche Fremden hier in Logue Town wohl zu suchen hatten?

Der Junge schüttelte den Kopf, huschte einfach daran vorbei. Das alles ging ihn nichts an. Er wollte nach Hause, all die Geschehnisse verarbeiten, darüber nachdenken. Und gleichzeitig wäre es ihm am liebsten gewesen, hier zu bleiben. Wie würde sein Vater darauf reagieren?

Er hatte sich ihm widersetzt. William hatte ihm verboten, hier zu sein. Die Hinrichtung dieses Piraten mit anzusehen. In dessen Augen war Roger niemals ein Pirat gewesen. Piraten die Träume hatten? Keine Seeräuber, seiner Meinung nach. Freibeuter sollten nach Schätzen jagen, Gold und Silber! Und nicht irgendwelchen Hirngespinsten folgen! Vielleicht hatte er Angst, sein Sohn würde auch einmal so werden. Einfallspinsel! Dabei hatte Smoker schon so lange beschlossen, zur Marine zu gehen. Dort würde sein Platz sein.
 

Wieder schüttelte Smoker den Kopf. Wie viele solcher Piraten, wie Roger es gewesen war, gab es wohl noch…? Es gab ohnehin nicht sonderlich viele Piraten… hier und da vereinzelt welche. Und doch waren sie alle Schurken und Schufte. Roger war diese große Ausnahme gewesen, der einzige Pirat, den er hatte akzeptieren können. Weil er nicht grausam war, weil er ein Mensch war der ehrbar war und kein Schuft.

Gerade deswegen würde Smoker all die Anderen festnehmen, wenn er erst bei der Marine war! Piraten wie Roger existierten nicht mehr. Alle anderen waren nur Verbrecher, die hinter Gold und Silber her waren, die mordeten und plünderten.
 

Wehmütig dachte der Junge an seinen Traum. Er war bereits 12 Jahre alt. Und doch hatte er sich diesen einen Wunsch noch immer nicht erfüllt. Hatte keine Gelegenheit dazu. Ihm blieb seiner Meinung nach nicht mehr ewig Zeit. Wenn er eine große Karriere anstreben wollte, musste er früh beginnen. Er musste aus dieser Hölle fliehen, die sein Vater geschaffen hatte. Lange würde seine Mutter das alles nicht mehr überstehen…

Isolation

„Wo warst du?“ Die Stimme seiner Mutter klang ruhig, doch er ließ sich davon nicht täuschen. Ihre Augen verrieten Panik. Kein Wunder, hatte sein Vater ihm doch verboten, heute raus zu gehen. Smoker aber hatte sich widersetzt, es trotzdem getan.

„Komm rein!“ Mit dem Schritt, den er über die Türschwelle setzte, fiel auch der Schock von ihm ab, der noch bis eben auf ihm gelastet hatte. Denn jetzt wusste der Junge, was auf ihn zukam. Er straffte die Schultern, spannte seinen Körper komplett an, dann trat er in die Küche. Sein Gesichtsausdruck war hart, verriet weder von seinen Gefühlen, noch von seinen Gedanken. Das hatte er sich in den letzten Jahren angewöhnt. Und Smoker wusste sehr genau, wie sehr seinen Vater dies reizte.

Vermutlich steckte aber noch mehr dahinter. Je älter Smoker wurde, desto muskulöser wurde sein Körper inzwischen – er blieb nicht untätig, trainierte unablässig und stählte seinen Körper. Vermutlich machte das seinem Vater Angst. Er bekam Panik, dass sein Sohn eines Tages stärker werden würde als er, befürchtete, dass er ihm eines Tages nicht mehr gewachsen war – und dass dieser Tag nicht mehr all zu fern war.
 

„Du warst bei der Hinrichtung.“ Eine Feststellung, keine Frage.

Fast schon lautlos stand sein Vater auf, während er auf Smoker zutrat. Er packte ihn am Kragen, zerrte ihn nach oben. Doch Smoker tat nichts, spannte nur erneut seinen Körper an.

“Ja, das war ich.“

Seine Stimme war leise, doch nicht im geringsten unsicher. Wütend funkelte der Junge seinen Vater an, sonst tat er nichts. Er wusste, dass er hier körperlich noch nichts ausrichten konnte. Smoker würde es nicht auf eine Kraftprobe ankommen lassen. Nicht jetzt. Noch nicht.

„Dieser Träumer! Geschah ihm recht!“ Wütend schrie William auf, so dass Smoker zusammenzuckte. Der Junge wurde zu Boden geworfen, kam hart auf dem Holz auf. „Ich hab dir verboten, dorthin zu gehen! Der Kerl war doch kein Pirat! Ein Waschlappen, ein Träumer, mehr nicht!“, höhnte er, trat dem Jungen dabei in den Magen. Keuchend und hustend ballte Smoker die Hände zu Fäusten, kniff die Augen zusammen. „Er hatte… mehr Ehre, als du je –„

Vor Schmerz schrie Smoker auf, wurde mitten im Satz unterbrochen. Er schmeckte Blut auf der Zunge, spürte wie es ihm übers Kinn rann. Aber er würde nicht kuschen, so wie früher! Er hatte lange genug zurückgesteckt.

“Halt den Mund! Oder ich bring dich um!“

William!“

Tränenüberströmt platzte Carol in die Küche. „Bitte!“ Panisch sah sie zwischen Vater und Sohn hin und her. Sie wusste, dass William seine Drohung wahr machen würde. Er war gewalttätig genug. Aber das Schlimmste war, dass Will sich ihm widersetzte. Das reizte ihn, veranlasste ihn dazu, immer wieder zuzuschlagen.

Doch William hörte nicht auf, hörte nicht auf seine Frau, schlug immer wieder zu, während Will sich nicht wehrte, nur alles über sich ergehen ließ.
 

In diesem Moment hätte Carol gerne eingegriffen. Doch sie konnte nicht, hatte zu viel Angst, selbst geschlagen zu werden. Hilflos trat sie zurück, biss sich auf die Unterlippe und versuchte die Tränen zu unterdrücken, genauso wie ein Schluchzen. Warum hörte William nicht auf?! Provozierte ihn allein der Blick des Jungen so? Er lag doch längst leblos am Boden und wehrte sich nicht mehr!
 

Ein letztes Mal trat William zu – dann endlich ließ er von dem Jungen ab. „Das hat er sich verdient – ich hatte es ihm verboten, er sollte besser tun, was ich sage!“, tobte er. „Diese Waschlappen, das waren doch keine Piraten! Am Ende wird er noch wie dieser Kerl!“

Wieder hustete der Junge. „Keine Sorge… ich gehe zur Marine… ich wird kein Pirat…!“

Er wusste, dass er das nicht hätte sagen sollen. Doch er konnte nicht anders. Die Wut in ihm trieb ihn dazu. Auch, wenn er wusste, was ihm dafür blühte.

“Das wirst du nicht!“ Er spürte erneut, wie sein Körper sich unter den Schlägen anspannte. „Das treib ich dir schon noch aus!“ Smoker wusste, weder wo oben noch unten war, noch sonst etwas. Er wartete lediglich darauf, dass es aufhörte.

Er bekam es nicht mehr mit – nur noch, dass alles um ihn herum schwarz wurde.
 

Der Junge wusste nicht, wie lange er bereits in der Dunkelheit herumirrte. Ab und zu hörte er Stimmen, doch sie waren weit entfernt und nie nahe genug, um sie erkennen zu können. Ob es seine Mutter war? Hoffentlich ging es ihr gut.

Ob der Mistkerl ihr etwas angetan hatte? Hoffentlich nicht…

Kurz machte sich ein Schmerz in seinem Kopf breit, doch er verschwand so schnell wieder, wie er gekommen war. Nd dann breitete sich angenehmes Nichts aus. Keine Schmerzen, keine Stimmen, nur Dunkelheit. Wie, als wäre er in Watte gepackt. Angenehm war das. Am liebsten würde er hier bleiben…
 

“Nicht…“

War das seine Stimme? Sie klang so rau…

Irgendetwas störte ihn.

Sein Kopf.

Zu viele Gedanken. Sorgen.

Seine Mutter.
 

Smoker schlug die Augen auf. Sein Kopf dröhnte, alles drehte sich. Und es schien eine Ewigkeit zu dauern, ehe er sich zurechtfand. Er war in seinem Zimmer, niemand war bei ihm. Und das bereitete ihm Sorgen. Solange er zurückdenken konnte, war sie immer da gewesen. Wo war seine Mutter jetzt? Sie hatte ihn immer versorgt, nachdem sein Vater ihn geschlagen hatte!

Hatte der Dreckskerl ihr etwas angetan?! Wenn ja, dann würde er dafür bezahlen. Und überhaupt – wie lange war er bewusstlos gewesen…?
 

Noch immer benommen richtete er sic auf, griff sic kurz an den Kopf. Längst war es draußen dunkel geworden. Aber zum wie vielten Male? Weder fand er neben seinem Bett etwas zu trinken, noch etwas zu essen.

„Verdammt…“, war das Einzige, das er herausbrachte. Er war wortkarg geworden in letzter Zeit. Doc mit wem sollte er auch reden? Freunde hatte er keine. Auch, wenn er sich hin und wieder jemanden wünschte, so war er doch gerne allein.
 

Ohne lange darüber nachzudenken, öffnete er die Tür, polterte die Treppe hinunter. Dass sein Körper schmerzte, war ihm egal. Auch, dass sein graues Shirt blutgetränkt war. Woher genau das Blut kam, wusste er nicht, es war im auch egal.

„Wo willst du hin?!“ Smokers Schritte verlangsamten sich, als er an der Küche vorbei kam. Es war seine Mutter…

Doch seit wann wirkte sie so eisig und unnachgiebig, unnahbar wie sein Vater? Irgendwas schien hier ganz und gar nicht zu stimmen.
 

Wie Recht er doch behalten sollte… nur wusste Smoker das noch nicht.

Farewell

Die Zeit verging so schleppend langsam, dass sich Smoker hin und wieder fragte, ob sie denn überhaupt verging. Sekunden kamen ihm wie Stunden vor, Tage wie Wochen. Es war schrecklich. Und es war nicht so schrecklich, weil sein Vater sich noch schlimmer verhielt als früher. Nein. Das Schlimmste an der Sache war seine Mutter.

Sie hatte sich verändert. Nichts mehr war zu spüren, keine Wärme, kein Funken von Liebe oder Zuneigung mehr, die sie früher wenigstens ansatzweise für ihren Sohn aufgebracht hatte. Und das verstörte ihn. Was zum Teufel hatte er falsch gemacht?!
 

Er vergrub den Kopf im Kissen. Es roch ein wenig nach abgestandener Luft, nach Feuchtigkeit. Im Zimmer war es vollkommen still. Natürlich. Weder besaß er eine Uhr, noch sonst etwas. Nur das Fenster war ein wenig geöffnet, so dass er ein wenig der warmen Sommernachtsluft hereinlassen konnte. Die dünne, zerschlissene Decke lag nachlässig über seinem Körper.
 

Es war schon fast einen Monat her, dass seine Mutter sich nun scheinbar auf die Seite seines Vaters geschlagen hatte. Seitdem war eine ganze Menge anders geworden. Sie verschwand stumm aus dem Zimmer, wenn William wieder einmal anfing, ohne ersichtlichen Grund seinen Sohn zu schlagen. Wenn er dann, noch benommen, in seinem Bett erwachte, dann stand kein Glas Wasser oder ein Teller mit einer Scheibe Brot auf seinem Nachttisch.

Sie ignorierte ihn, kurzum sie tat als wäre er nicht mehr da. Als hätte sie keinen Sohn. Er durfte nicht einmal mehr zu seinen Großeltern. Die Besuche jeden Samstag waren ebenfalls gestrichen worden. Und nun kam es immer öfter vor, dass sich der Junge mit knurrendem Magen schlafen legte.
 

Ausdruckslos starrte Smoker zur Decke. Er konnte und wollte den Wandel seiner Mutter nicht verstehen. Sie war hinter ihm gestanden, wenn auch nur dann, wenn William nicht dabei gewesen war. Doch jetzt? Nichts mehr davon war spürbar, so als hätte sie sich endgültig von ihrem Sohn abgewandt.
 

Entschieden drehte der Junge sich letztendlich zur Seite, schloss die Augen und schob die Gedanken beiseite. Er konnte nicht sein ganzes Leben auf andere Menschen vertrauen und sich nur immer nach ihnen richten! Er musste endlich anfangen, zu leben. Für sich selbst zu leben, das zu tun was er selbst tun wollte. Und doch sagte ihm ein kleiner Teil, dass er seine Mutter retten musste, aus dem Loch in das sie gefallen war. Nur war dieser Teil zur Zeit nicht sonderlich stark.
 

*
 

Es war unendlich schwer zu sagen, wie viel Zeit vergangen war. Die Tage, Wochen und Monate verstrichen. Mal schneller, mal langsamer. Manchmal blieb ihm jede Sekunde in Erinnerung, ein anderes Mal verschwammen ganze Woche zu einer einzigen Masse, die er nicht mehr genau nachvollziehen konnte.

Letztendlich war aus dem Frühling Sommer und aus dem Sommer Herbst geworden, die Luft hatte merklich abgekühlt und ein kühler Wind blies über die Insel, wehte das Laub der wenigen Bäume zu Boden.
 

Aus dem kleinen Jungen von damals, der sich nicht hatte wehren können, wurde langsam aber sicher ein stattlicher, junger Mann. Ihm waren die Veranlagungen anzusehen, das, was er von seinem Vater geerbt hatte. Aus ihm hatte wohl nichts anderes werden können, als ein großer, kräftiger Mensch. Schon jetzt überragte Smoker all die anderen Kinder in seinem Alter deutlich – und viele waren mit 15 Jahren schon sehr nahe an der Größe, die ihnen einmal bleiben würde. Er hingegen schien zu wachsen und zu wachsen. Nicht nur in der Größe. Er war in den letzten Jahren nicht untätig geblieben. Stärker war er geworden, hatte mehr Muskeln und Kraft bekommen. Langsam aber sicher verschwanden auch die kindlichen, weichen, runden Züge aus seinem Gesicht. Es wurde kantiger, ja, härter.

Man konnte sogar fast schon soweit gehen zu sagen, dass der kleine Junge von damals das Lächeln verlernt hatte. Das Leben hatte ihn geprägt und hatte ihm die harten Seiten gezeigt. Und es gab nur einen Weg, so ein Leben zu leben, seiner Meinung nach: er musste noch härter sein.
 

Smoker hatte seine Großeltern nicht mehr oder nur noch äußerst selten besucht. Nicht, dass er nicht erwünscht war. Aber sein Großvater war abweisender geworden, die Freundlichkeit seiner Großmutter aufgesetzter. Etwas, was ihn sehr störte. Es war ihm lieber, wenn die Leute ihm offen zeigten, was sie von ihm hielten. Dann wusste er zumindest, woran er war.

Auch zuhause war der Junge so selten wie möglich, trieb sich viel draußen auf den Straßen herum, suchte immer nach Möglichkeiten stärker zu werden. Und mehr als einmal handelte er sich Ärger dabei ein. Je älter er wurde, umso häufiger war er in Schlägereien verwickelt. Nicht nur, um seine Kraft zu testen: auch, wenn seiner Meinung nach etwas geschah, was nicht fair, etwas, das ungerecht war. Und wenn niemand eingriff, musste er selbst für Gerechtigkeit sorgen.
 

Ein Mal hatten ein paar ältere Jungen ein kleines Mädchen geärgert, sie bedrängt. Smoker wusste nicht, worum es ging. Aber die Kleine hatte geweint. Sie war vermutlich nicht älter als zehn gewesen – unfähig sich gegen Jungen zu wehren, die in Smokers Alter waren. Und da hatte er eingegriffen, sich ganz allein gegen drei Gleichaltrige gestellt.

Sein Auge war noch eine Woche danach in allen möglichen blau und gelb Tönen zu bewundern gewesen, er hatte blaue Flecken gehabt, Schürfwunden, Kratzer. Zwei Tage lang war er nicht nach Hause gegangen und seine Mutter war kurz davor gewesen, ihn polizeilich suchen zu lassen – da war er wieder in der Tür gestanden, vollkommen wortlos. Und vollkommen wortlos war seine Mutter zurück in die Küche gegangen, hatte so getan als wäre es ihr egal, dass ihr Sohn endlich zurück war. Sie hatte nicht einmal etwas dazu gesagt, dass er sichtlich mitgenommen aussah.
 

*
 

„Mum?“
 

Niemand antwortete ihm. Das war nichts Ungewöhnliches und so zog er die Jacke aus, warf sie über das Treppengeländer und folgte dem dunklen Flur hinunter bis zum Ende, an dessen linker Seite die Küchentür war. Sie knarrte leise als der Junge sie öffnete, genau wie der Boden mit seinen hölzernen Dielenbrettern.

Seltsamerweise war aber auch niemand in diesem Raum. Dabei war er fest davon ausgegangen, hier die gesuchte Person zu finden. Seine Mutter war schließlich immer in der Küche um diese Uhrzeit. Nun hingegen war alles was er erspähte, ein Blatt Papier auf dem Küchentisch und –
 


 

Seine Mutter hinterließ nie irgendwelche Zettel für ihn. Und sein Vater noch viel weniger. Smoker war sich gar nicht sicher, ob dieser Hohlkopf von einem Mann überhaupt schreiben konnte! Nein, diese Worte stammten eindeutig von seiner Mutter. Bestimmt.

Ohne weiter darüber nachzudenken, griff er danach, seine Augen über die wenigen Worte auf dem Stück Papier. Sie waren krakelig, man sah, dass der Verfasser nicht gut schreiben konnte – oder es sehr, sehr selten tat. Oder… sie hatte wenig Zeit gehabt um das hier aufzuschreiben.
 

Als sich Smoker abrupt umdrehte und den Gang zurückstürmte, riss er die Nachricht dabei versehentlich herunter. Langsam segelte sie zu Boden, blieb dort friedlich liegen. Dem Jungen aber war das egal. Er griff hastig wieder nach seiner Jacke die er eben erst ausgezogen hatte, schlüpfte hinein und verließ beinahe fluchtartig das Haus.

Die Gedanken in seinem Kopf schlugen Purzelbäume, schienen Achterbahn zu fahren und nicht so recht zu wissen, was sie nun tun sollten. Ob sie glauben sollten, was dort gestanden hatte. Kein Gedanke war klar, keiner greifbar. Alles war verschwommen, die Welt um ihn herum wirkte, als würde er alles durch ein großes Milchglas sehen. Es konnte auch sein, dass sich Tränen einen Weg über seine Wangen gebahnt hatten und ihm so das Sehen erschwerten.

Glücklicherweise ließen seine Beine sich davon nicht beeindrucken und brachten ihn fast von ganz allein ans Ziel. Die Hauptstraße entlang, immer weiter in Richtung Schafott-Platz.
 

Doch je näher er diesem kam, umso schwieriger war das Vorankommen, Menschenmassen versperrten ihm den Weg. Schaulustige. Und am liebsten hätte er jeden einzelnen von ihnen beiseite geschlagen, jeden von ihnen angebrüllt.

„Verschwindet…!“, stieß Smoker schließlich keuchend hervor, drängte sich zwischen zwei größeren Männern vorbei. Diese knurrten, verzogen das Gesicht. „Was willst du hier, Kleiner? Ist kein Ort für dich hier!“, spottete der Bulligere der Beiden. Wäre Smoker in der Lage gewesen auch nur einen ordentlichen Gedanken zu fassen, dann hätte er sich vermutlich auf diesen Mann gestürzt. So ignorierte er ihn nur und schob sich weiter durch die Massen, sich hastig mit einem Jackenärmel über das Gesicht wischend. Besser er fing jetzt keine Streitereien an. Auch, wenn ihm irgendwie danach war.
 

Noch ehe er am großen Brunnen, kurz vor dem Schafott, angekommen war, hörte er schon die Polizei.

“Bitte treten Sie zurück!“ Smoker dachte nicht daran. Genauso, wie die restlichen Worte des Mannes im Stimmengewirr untergingen. Zumindest für ihn. Er konnte nicht zurück bleiben, musste weiter nach vorn. Wie lange es dauerte…? Der Junge wusste es nicht.

Die Zeit war wie eine zähe Masse, schien unendlich langsam dahin zu fließen, war nur verschwommen wahrnehmbar. Genauso wie die Umgebung. Alles um ihn herum war ausgeblendet oder unklar.
 

Nur eines existierte.

Und dieser Anblick katapultierte ihn schneller in die Gegenwart zurück, als ihm lieb war.
 

Hustend und würgend sank Smoker vor dem Schafott auf die Knie, schnappte vergeblich nach Luft. So vergeblich, wie er versuchte, die Augen von dem abzuwenden, was sich ihm offenbarte. Nicht einmal die Hand des Polizisten auf seiner Schulter nahm er wahr. Wie mehrere Männer auf ihn einredeten.
 

Alles was er sah… war Blut. Und ein unnatürlich verdrehter Körper, nur zwei Meter von ihm entfernt, auf dem Boden liegend.

Hate

Sie hatten ihn fortschicken wollen, hielten ihn für einen dummen, schaulustigen Jungen. Doch sie taten es nicht, konnten es nicht – er ging von allein, ohne dass jemand ihn zwingen musste oder konnte.

Zuvor noch war Smoker zu dem leblosen Körper getreten. Die Augen waren weit geöffnet, glanzlos, tot. Die langen, blonden Strähnen teilweise rot gefärbt vom Blut, in dem sie lag. Zitternd stieß der Junge die Luft aus, ballte die Hände zu Fäusten. Er konnte, wollte, einfach nicht wahr haben was er dort sah. Und in seinem Kopf drehte sich alles nur um eine einzige Frage: Was war passiert? Warum war es passiert?!
 

Irgendwann war ihm schlecht geworden, er konnte sie nicht mehr ansehen, rappelte sich auf, lief davon. Es mochte einfach nicht in seinen Kopf, dass die Frau die dort lag, seine Mutter sein sollte. Und doch. Ihm war die ganze Zeit über bewusst gewesen, dass es nur eine Frage der Zeit gewesen war, bis sie unter der psychischen Last und all dem Druck zusammenbrechen würde… und sich eines Tages vielleicht selbst das Leben nehmen würde.

Auch, wenn sie sich niemals hatte etwas anmerken lassen in letzter Zeit. Was Smoker wirklich schockte war, dass er nichts hatte tun können. Seine Mutter war ihm einfach genommen worden! Von einem auf den anderen Tag war sie nun auf einmal nicht mehr hier.

Und je mehr er darüber nachdachte, umso wütender wurde der Junge. William, dieser Dreckskerl, dieser elende Pirat, war Schuld an dieser Situation, so viel war sicher! Wäre er nicht gewesen, würde seine Mutter noch leben… ohne Sorgen, vermutlich fröhlich. Und ohne ihn.

Aber Smoker wusste, dass sich der Kerl seiner gerechten Strafe nicht würde entziehen können. Niemals. Ganz gleich, wie lange es dauern würde.
 

*
 

Es hatte scheinbar unendlich lange gedauert, bis die Sonne untergegangen war. Sein Kopf musste zunächst ein wenig klarer werden, er musste sich sicher sein, was er nun tun wollte. Ziellos wanderte der Junge durch die Straßen, am Rande nahm er wahr, wie die Turmuhr Mitternacht schlug.

Inzwischen überschlugen seine Gedanken sich auch nicht mehr, er hatte es geschafft, sie zu sammeln. Und inzwischen war Smoker klar geworden, was ihn hier noch hielt:

Gar nichts.
 

Mit seiner Mutter war der letzte Grund gegangen, das letzte Band gekappt. Logue Town war kein Zuhause mehr für ihn. Diese Stadt war nur noch eine Ansammlung von Häusern in denen sich nirgendwo ein Mensch aufhielt, der sich um ihn kümmerte. Der sich darum scherte, ob er noch lebte oder nicht.

Mörderische Wut suchte sich ihren Weg an die Oberfläche und sie trieb Smoker zurück nach Hause, in das Haus in dem er aufgewachsen war. Dorthin, wo sein Vater sich aufhalten würde. Wo der Kerl darauf wartete, dass sein Sohn nach Hause kam.

Die Straßen waren verlassen gewesen, niemand war dem Jungen begegnet. Glücklicherweise – er wusste nicht, wie er sonst reagiert hätte in seiner grenzenlosen Wut. Vielleicht hätte sich diese dann irgendwo ein Ventil gesucht.
 

Gespenstisch laut klangen die Schritte seiner Schuhe auf dem Kopfsteinpflaster, während der Mond ungewöhnlich hell sein fahles Licht verteilte.

Wut – sie war es, an die sich Smoker verzweifelt klammerte, sich daran fest hielt. Würde sie gehen, würde alles in Hilflosigkeit und Verzweiflung umschlagen. Zwei Gefühle, die ihn unnötig schwach machen würden. Etwas, das er sich gegen seinen Vater nicht erlauben konnte und durfte! Er brauchte die Kraft, alle Kraft die er aufbringen konnte, um sein Vorhaben durchzusetzen.
 

*
 

Krachend schlug die Tür auf und ohne sich Mühe zu geben leise zu sein, polterte er die Treppe hinauf, in sein Zimmer. Der Junge machte sich nicht einmal die Mühe, irgendwo Licht zu machen. Das war gar nicht notwendig.

Hastig zerrte Smoker einen Seesack unter dem Bett hervor, er war blau und recht klein. Etwas Größeres benötigte der Junge auch nicht. Immerhin besaß er nicht sonderlich viel Hab und Gut.

Kleidung wurde hinein gestopft, ein Bild fiel darauf, dann packte Smoker hastig den Rucksack und huschte – nun doch etwas leiser – hinunter in die Küche. Vielleicht wäre es besser, wenn er zunächst seine Sachen packte und ihn dabei niemand stören konnte.
 

Es war still, unten in der Küche. Nur das leise Ticken der Uhr war zu hören, während das Mondlicht durch das kleine Fenster schien. Es beleuchtete die wenigen Schränke und den winzigen Tisch mit den vier Stühlen in der hinteren, rechten Ecke des Raumes. Und es reichte aus, um einige Dinge zu erledigen.

Hastig öffnete Smoker einen Vorratsschrank und packte die wenigen Dinge ein, die darin noch gelagert waren, ein. Ein ganz klein wenig Schinken, ein halbes Brot, eine Wasserflasche.
 

Zu vertieft war der Junge in seiner Arbeit gewesen. Denn den zornigen Mann in der Küchentür bemerkte er nicht.
 

“Wohin so schnell?“
 

Abrupt schnellte Smoker hoch, drehte sich auf dem Absatz herum. Und als er in das zornige und gleichzeitig spöttische Gesicht blickte, knurrte er, biss die Zähne zusammen. „Ich verschwinde.“ – „Ach ja?“

Wie gerne hätte er diesem Kerl die Fresse poliert! Würde sich für alles rächen, was der Mistkerl ihm angetan hatte…

„Wer will mich davon abhalten? Du?“, forderte Smoker ihn heraus. Es war ganz schön gewagt, ja. Aber im Moment das Einzige, was er tun konnte, um seiner Wut Luft zu lassen. Denn seinem Vater war er trotz der Kraft die er in den letzten Jahren zugelegt hatte, nicht gewachsen. Das wusste er. Und Smoker war schon immer ein Mensch gewesen, der – egal was er versuchte sich einzureden – doch immer mit beiden Beinen im Leben gestanden hatte und alles realistisch sah.
 

William schnappte sichtlich nach Luft. Er hatte wohl nicht erwartet, dass sein Sohn sich eines Tages so gegen ihn auflehnen könnte. „Wo ist deine Mutter?!“, fuhr er seinen Sohn schließlich an, das Gesicht wutverzerrt. In Smokers Zügen hingegen spiegelten sich in diesem Moment Schmerz und Hilflosigkeit, welche er hastig versuchte daraus zu verbannen. „Sie wird nicht wieder zurück kommen“, gab er lediglich von sich, wandte das Gesicht ab.

Sie würde nie mehr zurück kommen. Weder zu diesem brutalen Mistkerl, noch zu ihm – ihrem Sohn. Und eines Tages würde dieser gottverdammte Pirat dafür zahlen, dass er seine Mutter in den Tod getrieben hatte!

Er sah seinen Vater wieder an, wütend die Augen verengt. Doch es war nicht mehr die Wut allein. Es war blanker Hass. „Was hast du ihr angetan? Warum?!“ Er wolle es wissen, wollte verstehen, warum das alles passiert war. Doch sein Vater lachte nur höhnisch auf. „Was passiert ist? Ich weiß nicht, wovon du redest, du dummer Bengel!“

William holte aus, sein Vorhaben war klar: Er wolle seinem Sohn eine Ohrfeige geben. Doch nicht mit ihm! Smoker war kein dummer Junge mehr, der das mit sich machen ließ!

Geschickt und schnell wich dieser zur Seite aus, knurrte leise. „Lass mich zufrieden! Keiner hält mich auf! Erst recht nicht du!“

William hatte ihm keine zufrieden stellende Antwort gegeben. Doch so gerne er auch erfahren hätte, was passiert war… er konnte nicht riskieren, hier zu bleiben. Er wolle sein eigenes Leben leben. Verschwinden von hier.

Smoker griff nach seinem Rucksack, hängte ihn sich sehr schnell um die Schulter, ballte dann eine Hand zur Faust – und vergrub diese mit aller Kraft die er hatte, in der Magengrube seines Vaters. Der schnappte nach Luft, keuchte.
 

Und es hatte die erwünschte Wirkung. Er ließ von seinem Sohn ab, dieser schob sich hastig an ihm vorbei und lief – ohne weiter darüber nachzudenken – den Gang hinunter, um dann hinter sich laut krachend die Haustüre zufallen zu lassen. Es klang so endgültig in seinen Ohren. Und das war es wohl auch. Er würde hier her nie mehr zurück kehren. Es gab keinen Grund mehr. Genauso wenig wie er nie erfahren würde, warum seine Mutter gestorben war..

Was sie dazu veranlasste, was sie in diese tiefe Verzweiflung getrieben hatte, sich das Leben zu nehmen.
 

*********************************************************************
 

„Glaubst du wirklich, dass du ihm etwas bedeutet? Er ist doch nichts anderes als ein unvorhersehbares Kind, treib sich immer mehr auf den Straßen herum! Das muss sogar dir auffallen!“ Williams Stimme wurde lauter, wütender. Es schien fast so, als müsse er einfach nur wieder seiner Wut Luft lassen, holte aus, schlug Carol ins Gesicht.

Hilflos senkte diese den Kopf, ballte die Hände zu Fäusten. Doch sie sagte nichts, starrte lediglich auf den blanken Küchentisch. Nur, um ihren Mann nicht ansehen zu müssen.

Oh, wie sehr sie das verabscheute, auch nur mit einem Gedanken daran zu denken, dass dieser Mensch ihr Mann war. Dass sie ihn hatte heiraten müssen und einen Sohn mit ihm gezeugt hatte! Wieder kamen ihr die Tränen, doch erneut schluckte die junge Frau um sie hinunter zu schlucken. Will wurde immer mehr wie sein Vater, je älter er wurde. Er wurde ihm immer ähnlicher, er wurde immer schwieriger zu erziehen. Und damit kam sie nicht klar, sie war schlichtweg überfordert. Wie sollte es auch anders sein? Sie war nicht auf ein Kind vorbereitet gewesen! Damals, als er in ihr Leben getreten war, war alles so schön gewesen.
 

Ja, damals war Carol verliebt gewesen in einen jungen Mann. Er hätte ihr eine so viel schönere Zukunft bieten können als William! Er hatte nicht viel Geld gehabt, doch mehr als dieser Mann hier. Er wäre sicherlich ein wunderbarer Vater gewesen. Ganz anders als dieser Mann hier vor ihr, der sie schlug. Mit William hatte sie keine Kinder gewollt.

„Wo warst du heute?!“ Die zornige Stimme ihres Ehemannes rissen sie aus ihren Gedanken und verschreckt blickte die junge Frau auf. „Ich wa-„

Ihr Kopf flog zur Seite, schon zeichnete sich ein roter Abdruck auf ihrer Wange ab und die Tränen rollten über ihre Wangen. Ohne, dass die Frau etwas dagegen tun konnte. „Lüg mich nicht an!“
 

Dabei hatte sie doch noch nicht einmal etwas gesagt! Er hätte sowas nie getan… der Junge, den sie noch immer liebte. Obwohl es so viele Jahre her war. Doch heute – heute hatte sie ihn gesehen….
 

Carol war auf der Straße unterwegs gewesen, nur um schnell ein paar Dinge auf dem Markt einzukaufen. Denn das war das Einzige, was sie dort draußen erledigen durfte. Sie hatte nur eben etwas Brot gekauft, dann war sie über die Hauptstraße zurück nach Hause geeilt.

Und noch ehe reagieren hatte können, war sie gegen jemanden gelaufen, beinahe wäre sie zu Boden gefallen, hätte ihre Einkäufe fallen lassen. Doch schon hatte jemand sie am Arm gepackt und sie aufgefangen. Carol hob benommen den Kopf, blickte auf – und sah in das freundlichste Lächeln dass sie je gesehen hatte. Das Lächeln, das sie schon so lange nicht mehr gesehen hatte…

„Anjo…?“ Sie klang schüchtern, als sie in das Gesicht des Mannes sah. Dieser sah kurz etwas verwundert aus, dann strahlte er sichtlich. „Carol!“
 

Er hatte sie wieder erkannt. Als das Mädchen, mit dem er früher so viel Zeit verbracht hatte, mit dem er sich früher so gut verstanden hatte. „Oh Carol, ich freue mich richtig, dich zu sehen!“

Doch scheinbar lag die Freude einzig und allein bei ihm. Sie lächelte nur gezwungen, befreute sich etwas hilflos aus seinem Griff. Es tat weh, ihn so zu sehen. Denn es war nur zu deutlich, dass er sich freute, sie zu sehen. Und zu begreifen, wie es alles hätte sein können, wenn ihr Leben damals anders verlaufen wäre.

„Ich… Anjo, ich muss nach Hause.“ Um ihn nicht anzusehen, nicht in die schönen, hellblauen Augen sehen zu müssen, senkte sie den Blick und starrte auf den Boden. Das tat sie sehr oft. Vor allem, um ihrem Mann nicht in die Augen sehen zu müssen. Dieses Mal aber wusste sie, dass sie damit jemanden verletzte. Dass sie damit ihn verletzte. „Es tut mir Leid“, fügte sie hinzu.

Er hingegen lächelte nur wieder, legte eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie sanft, ihn anzusehen. „Wir haben uns so lange nicht gesehen, Carol. Ich möchte dich gerne wieder sehen. Ich habe dich vermisst. Du weißt, was damals hätte aus uns werden können. Bis heue habe ich es nicht verstanden.“ Nun klang er traurig, genauso wie das Lächeln auf seinem Gesicht wirkte.
 

Zitternd wandte die junge Frau sich ab. „Ich weiß Anjo. Ich weiß es. Und es tut mir Leid.“ Ehe er noch etwas erwidern konnte, war sie an ihm vorbei gelaufen, die Hauptstraße hinunter, ihn einfach zurück lassend. Und kaum dass sie ihn hinter sich gelassen hatte, kullerten die Tränen über ihre Wangen.

Oh, und wie sie wusste, wie es hätte sein können! Anjo hatte sie geliebt. Und sie hatte ihn geliebt. Doch seine Eltern waren gegen die Heirat gewesen. Ob er sich inzwischen von ihnen losgesagt hatte? Er hatte versprochen das zu tun, für sie.

Doch dann war William in die Stadt gekommen. Er hatte, ohne lange zu überlegen, Carol gewaltsam zu seiner Frau genommen. Und ihr alles genommen, sie in ein Leben geworfen, das sie niemals so gewollt hatte.
 

Nun, da ihr das alles vor Augen geführt worden war, fühlte es sich noch viel schlimmer an als zuvor.
 

Ihr Ehemann, der sie tyrannisierte, schlug.

Ihr Sohn, dem sie keine Mutter sein konnte.
 

Weil sie selbst so unfähig war. Unfähig und schwach. Zu schwach, sich zu befreien aus diesem Teufelskreis. Auszubrechen. Es war unmöglich. Und doch – Carol wusste, dass sie so nicht mehr weiterleben konnte. Nicht mit der Aussicht auf das Leben, das sie hätte haben können, doch nie bekommen würde.

Step forward

Vorwort: Nach langer Zeit gehts doch weiter. Ich hab die Fanfiction nicht vergessen, nein. Ich bin noch immer fest entschlossen, sie zuende zu schreiben. Prüfung, Cosplaypläne und er Sommer halten mich jetzt aber irgendwie immer vom schreiben ab. Und auch eine gewisse Idee, eine gewisse Person die ich benötigt habe, hat mir die ganze Zeit über gefehlt. Nach so langem warten und weiterlesen habe ich jetzt aber doch endlich einen geeigneten Charakter gefunden. Ich hoffe, jetzt wird es schneller weiter gehen.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Der Hafen war erfüllt vom Kreischen der Möwen, einem fast schon unangenehmen, fischigen Geruch und dem Rufen der Frauen, die ihre Waren am Markt anpriesen. Inmitten dessen befand sich ein halbwüchsiger Junge mit fast grau wirkendem Haar. Er trug einen Seesack über den Schulter, blickte sich hin und wieder kurz um. Doch niemand achtete auf ihn und Smoker war dankbar dafür. Er wollte nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Und im Moment war ihm entschieden schlecht. Er hatte die ganze Nacht über nichts gegessen, sowie am Tag zuvor – und nun musste er diesen üblen Fischgeruch ertragen, hier am Hafen.

Da war es ihm nicht zu verübeln, dass er sich ein wenig beeilte, hinüber ging zu den wenigen Transportschiffen die an diesem Morgen im Wasser vor sich hin dümpelten. Wieder schrieen über seinem Kopf die Vögel, doch Smoker ließ sich nicht beirren, suchte sich das größte Schiff heraus. Als einer der geschäftig wirkenden Seemänner an ihm vorbei eilte, hinauf aufs Deck wollte, hielt Smoker ihn auf.

„Moment mal!“, rief er ihm nach, beeilte sich auf seine Höhe zu kommen. Der Mann blieb stehen, blickte auf. „Wo finde ich den Kapitän?“, gab der Junge ohne lange nachzudenken von sich. Sein Plan stand fest. Er wollte weg aus Logue Town, so schnell wie möglich. Doch das war vorerst nur umsetzbar, wenn er dafür arbeitete. Er hatte selbst kein Geld.

„Den Kapitän? Komm mit.“ Zumindest hatte der Seemann nicht so viele Fragen gestellt. Vielleicht war ihm klar gewesen, dass ihn das nichts an ging. Glücklicherweise. Smoker wollte sich nicht vor jedem rechtfertigen müssen. Auch, wenn ihm klar war, dass er einiges erklären musste vor dem Kapitän. Wohl oder übel.
 

Sie gingen gemeinsam über die abgenutzten Holzplanken, zum Heck des Schiffes. Smoker achtete darauf, sich alles einzuprägen, sowie sich im Kopf schon einmal ein paar Worte zurecht zu legen. Sicher war sicher.
 

Der Kapitän war ein Mann mit weißem Haar und einer braun gebrannten und Wetter gegerbten Haut. In der Hand hielt er eine Zigarre, während er mit dem Seemann von vorhin sprach. Smoker stand ein wenig abseits. Er könnte zwar hören was die beiden Männer sprachen, doch absichtlich wandte er den Kopf ab, konzentrierte sich auf etwas anderes.
 

„Hey, Junge! Komm mal rüber!“ Smoker schreckte hoch, hob den Kopf und blickte zu den Beiden hinüber. Der Kapitän hatte den Blick auf ihn gerichtet, musterte ihn von oben bis unten. So, als müsse er den Jungen zunächst auf seine Tauglichkeit prüfen.

Mit schnellen Schritten ging er zu den Beiden hinüber, hielt seine Tasche fest umklammert, den Blick auf den Kapitän gerichtet. „Ja, Sir?“ Es behagte Smoker nicht sonderlich, höflich zu sein. Doch in diesem Fall war es vielleicht angebracht. Immerhin war er nicht so sonderlich alt – aber für einen Seemann durchaus geeignet. Die Frage war, ob der Kapitän jemanden benötigte.

„Du willst hier anheuern, hat mir der Matrose gesagt?“

Der Junge nickte. Er hatte zuvor mit dem Seemann darüber gesprochen, denn dieser hatte ihn doch schließlich noch gefragt, was er hier denn wollte. Das war vielleicht einfach unumgänglich gewesen.
 

„Ja, Sir“, antwortete Smoker wieder auf die Frage, hielt dem musternden Blick des Mannes stand. Das war nicht sonderlich schwierig. Es war weitaus einfacher, als bei seinem Vater.

„Ich suche dringend eine Arbeit.“

Langsam stieß der Kapitän den Rauch seiner Pfeife aus dem Mund aus – und Smoker spürte das Verlangen nach einer Zigarette in sich aufkommen. Er krallte die Finger der linken Hand mehr in den Träger seines Rucksacks, ließ sich sonst nichts anmerken, wartete einfach auf eine Antwort. Die lange Zeit nicht kam. Scheinbar musste der alte Mann darüber nachdenken.
 

Schließlich ging er um Smoker herum. „Wie ist dein Name, Bursche?“

Beinahe wäre ihm etwas falsches heraus gerutscht. Er hatte schon mit ‚Will’ antworten wollen, verbiss es sich allerdings im letzten Moment. „Alle nennen mich Smoker, Sir.“ Nun ja. Genau genommen war das einfach der Name, den er selbst angenommen hatte, nachdem dieser zunächst dafür vorgesehen gewesen war, ihn zu ärgern.

„Smoker? So, so…“, gab der Mann lediglich von sich, runzelte die Stirn. „Und du scheust auch keine körperliche Arbeit?“ „Nein.“ Diese Fragen waren allesamt sehr lästig.

„Na gut. Du bist angeheuert, Bursche. Aber Faulpelze kann ich nicht gebrauchen, damit da klar ist!“ Schon jetzt war Smoker klar, dass der Kapitän ein strenger Mann war. Vermutlich auch fair, aber er ließ wohl niemandem einfach so alles durchgehen.

„Zeig ihm wo er schlafen kann.“ Und schon war der alte Mann übers Deck verschwunden, Smoker allein zurücklassend mit dem Seemann von vorhin. Dieser lächelte ihn nachsichtig an. Erst jetzt hatte der Junge Zeit, ihn sich näher anzusehen. Er hatte kurze, schwarze Haare, die Strähnen wild verzottelt. Außerdem trug er eine einfache, für die Jahreszeit etwas kühle, kurze Hose und ein kurzes Shirt, das an den Ärmeln ausgefranst war. Zumindest aber war er nicht barfuss unterwegs, sondern trug festes Schuhwerk. Stiefel.

„Der Kapitän ist immer so. Mach dir nichts draus. Komm, ich zeig dir mal das Schiff ein wenig. Ach ja – und mein Name ist Andrew.“ Er lachte. „Und dich nennen sie also Smoker? Seltsamer Name.“ Der Jüngere murrte etwas leise, folgte Andrew dann aber hinunter, unter Deck. Hier unten war es stickig, insbesondere in der Mannschaftskajüte, dort wo die Männer schliefen. Als sie diese betraten, schlug Smoker verbrauchte Luft entgegen, die nach Rauch, Alkohol und langen Abenden roch. Ein wenig erinnerte ihn das an zuhause – und das mochte er nicht.

Trotz allem ließ sich Smoker nichts anmerken, rümpfte nur etwas die Nase, so dass es der andere Seemann nicht bemerken würde.
 

Dieser deutete auf eine leere Koje, blickte dann wieder zu Smoker. „Da kannst du schlafen. Die ist im Moment nicht belegt.“ Wortlos ging der Junge hinüber, ließ sein weniges Hab und Gut darauf fallen. Vermutlich würde das keine einfache Zeit werden. Er wollte mit den Männern hier nicht all zu viel zu tun haben. Seine Wünsche und Ziele würden sie vermutlich ohnehin nicht verstehen. Schon gar nicht seine Gründe.

Und ein Mann der seine Lebensgeschichte lang und breit trat, war Smoker sowieso nicht. Zumal er vermutlich noch nicht einmal halb so viel Lebensgeschichte besaß, wie die Hälfte der Männer hier, dessen war er sich sicher. Vielleicht war er auch der jüngste Matrose an Bord.
 

„Was veranlasst dich denn, auf ein Schiff zu gehen, so ganz allein? Du wirkst wie Anfang Zwanzig. Aber ich glaube, du bist jünger.“ Smoker straffte die Schulter, hatte sich gerade über seinen Rucksack gebeugt, biss die Zähne zusammen. „Recht private Gründe“, gab er lediglich von sich. Menschen waren einfach zu neugierig.

Doch Andrew schien sich vorerst damit zufrieden zu geben, zuckte mit den Schultern, dann ließ er Smoker allein zurück, rief ihm aber noch zu, dass sie recht bald ablegen würden. Wohl schon in wenigen Stunden.

Aber auch das war Smoker nur Recht. Je früher, desto besser. Dann würde er diese Stadt, und hoffentlich auch einige schmerzhafte Erinnerungen daran, endlich hinter sich lassen können.



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Kommentare zu dieser Fanfic (17)
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Von:  Zorro_Sky
2014-05-29T13:20:13+00:00 29.05.2014 15:20
büüüüüüüüüüüütte mach weiter, ich liebe diese fanfiction soooo hammer ^_^ büüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüü​üüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüü​üüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüdde bitte bitte bitteeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee
Von:  BlackPearl87
2009-05-19T14:59:20+00:00 19.05.2009 16:59
Hey,
duch Zufall,diese FanFic gefunden,und ich muss sagen die ist toll *_*
Smoker ist ein super Chara in OnePiece,und dann diese Idee,echt super.
Hast einen guten Schreibstill gefällt mir echt gut. =)
Freu mich wenns weitergeht und irgendwann,Hina ihren Auftritt hat(auch sie toll find^^)
LG Pearl
Von:  Yinchan
2009-05-06T15:12:12+00:00 06.05.2009 17:12
omg ;_;
das ist... die mutter *schluchz* das ist soooooo schlimm ;____;
wuähhhh~ aber super das smoker das jetz hinter sich gelassen hat >____<
wuahh~ das ist sooooooooo traurig
Von:  Yinchan
2009-03-08T09:32:31+00:00 08.03.2009 10:32
wie?
was wo? was ist passiert óÒ
wer ist da jetz getötet worden >__< wuahhhh~ menno~
mach weiter *rumhibbelt*
jetz ist es spannend, ich versteh nämlich am ende hin rein gar nichts mehr ;_;
Von:  Yinchan
2009-03-01T11:51:02+00:00 01.03.2009 12:51
omg >___< smoker
ich hasse seinen Vater wirklich
aber was ist jetz mit seiner mutter O__O????
*neugierig desu* *will wissen*
bitte man schnell weiter >_<
mfg Yin
Von:  Yinchan
2009-02-16T13:19:13+00:00 16.02.2009 14:19
hohoho~
wenn man jetz noch den soundtrack von one piece hört XD bei der hinrichtung das Lied I´m Becoming the Pirate King dann ist das noch gefühlvoller *hrhrhr*
ich konnte mich richtig hineinversetzten in smoker :D echt~ es ist zwar nur ein wenig mehr text, aber jetzt find ich kann man sich noch besser hineinversetzten... schon wenn man das lied dabei hört XDD
freu mich schon drauf wenns weitergeht

mfg Yin
Von:  Yinchan
2009-02-12T17:44:40+00:00 12.02.2009 18:44
ui~
die hinrichtung *__* die hast du toll beschrieben *grins*
gefällt mir ^-^
und die gefühle von smoker sind auch wieder gut beschrieben
sogar buggy und shanks kommen vor :D
toll~
sag mir bitte bescheid wenns weiter geht

mfg Yin
Von:  Yinchan
2009-02-12T17:33:51+00:00 12.02.2009 18:33
OMG
der arme smoker *schnief*
er tut mir so leid... das hat er nicht verdient >//<

Von:  Yinchan
2009-02-01T16:56:01+00:00 01.02.2009 17:56
ó__ò
smoker tut mir so leid *schnief*

Von:  Yinchan
2009-01-26T13:13:29+00:00 26.01.2009 14:13
oh mein gott
der arme smoker ó__ò sein vater ist wirklich so ein arsch
und seine mutter lässt sich auch noch so unterdrücken
ich hoffe doch das smoker seinen plan in die tat umsetzt
bin schon gespannt wie es weitergeht ^^
mfg Yin


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