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Der Feuerhahn

von

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…schmerzlich….

Hey meine Lieben ;)

Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich hatte zwischenzeitlich kein Internet mehr und deshalb geriet das ganze etwas ins Stocken^^

Hier ist jetzt aber ein weiterer Teil der Geschichte:
 


 

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Endlich erschien meine Mutter mit einem Tablett, das sie mit beiden Händen festhielt, an der Tür und ich fühlte mich besser. Sie stellte das Tablett vor dem Verwandten ab. Er überprüfte mit gierigen Blicken, was sich darauf befand, nahm eine Handvoll von den getrockneten Maulbeeren und Wallnüssen, brachte sie mit einer geschickten Bewegung in seinen Mund, machte seine Hand noch einmal voll und gab auch meinem Bruder ein paar Maulbeeren und befahl: „Iss, iss.“ Wieder schaute er zu mir, als säße niemand neben meinem Bruder, als würde ich gar nicht existieren, als wäre ich durchsichtig.

Mein Bruder gab mir ein paar Maulbeeren, ohne dass der Verwandte es bemerkte. Er hatte sicher Mitleid mit mir. Den Mut, sie zu essen, hatte ich nicht. Ich drückte die Maulbeere fest in meiner Faust. Meine Hand war verschwitzt und die Maulbeere auch.

Unser Verwandter sah meinen Bruder an und fragte: „Habt ihr kein Halwa gekocht? Heute ist doch der Elfte!“ Meine Mutter sprang erneut auf, ängstlich und um Entschuldigung bittend stammelte sie: „Doch, doch...natürlich... Ich bringe sie sofort.“ Und sie verließ eilends das Zimmer.

Mir war, als wäre die Zeit stehen geblieben. Wieder atmete ich nur flach, damit es unser Verwandter nicht hören und sich darüber aufregen konnte.

Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis meine Mutter mit einem großen Teller zurückkam, den sie vor ihn hinstellte. Unser Verwandter nahm den Löffel, warf ihn auf das Metalltablett und schrie: „Nein!“ Er brüllte meinen Bruder an: „Wofür hat uns Gott Hände gegeben?“ Und ohne auf seine Antwort zu warten, trennte er ein großes Stück mit den Fingern ab, formte eine große Kugel daraus, sperrte seinen Mund weit auf, warf die Kugel hinein und verschlang sie. Nachdem er den ganzen Teller vor unseren verwunderten Augen leer gegessen hatte, warf er den leeren Teller mit viel Lärm und einer Art, die Verachtung ausdrückte, auf das Tablett.

Als er die Blicke von meinem Bruder und mir bemerkte, schrie er uns an: „Was ist los? Ihr Teufelskinder!“

Er schaute uns derart böse an, dass wir unsere Blicke ängstlich nach unten auf den Teppich richteten. Auf einmal sagte er verärgert: „Wie sitzt du denn? Mit vorgestreckter Brust!“ Und dann äffte er mich nach, schob seine Brust vor und nahm die Schultern zurück. Ich schaute hilflos um mich herum – ich wusste nicht, wie ich saß – so dass er noch einmal brüllte und meinen Bruder dabei anschaute: „Hat man ihr nicht beigebracht, dass man beim Sitzen die Brust nicht vorstrecken darf? Wo bleiben ihre Manieren?“ Mein Bruder schaute erschreckt zu mir. Und ich, ohne zu wissen, was Manieren sind, was dieses Wort bedeutete und warum unser Verwandter sie vermisste, zog meinen Kopf ein und drückte meine Schultern so nah wie möglich aneinander. Es sah aus, als wäre meine Wirbelsäule gebrochen.

Meine Mutter war verärgert, sagte aber ängstlich und stotternd: „Spre...chen... Sie... bit... te... nicht... so. Sie... ist... noch... ein... Kin...“

Er unterbrach meine Mutter und schrie: „Wer ist noch ein Kind? Sie ist bereits im heiratsfähigen Alter.“ Er sagte noch andere Dinge über das Heiraten, die ich nicht verstand. Ich wusste nicht was Heiraten ist. Aber unser Verwandter sprach das „H“ so aus, dass mir Heiraten wie etwas Schreckliches vorkam. Es kam mir vor, als ob auch meine Mutter sich vor diesem Wort erschrocken hätte. Ihr Gesicht war bleich geworden. Sie stand auf und setzte sich neben mich. Sie umarmte mich, drückte mich an sich, als wolle sie versuchen, mich in ihren Armen für immer zu verstecken. Wieder brachte sie ängstlich stotternd hervor: „Sie sollten sich vor Gott fürchten.“

Ich drückte die getrockneten Maulbeeren so fest in meiner Faust, dass meine Hand schmerzte. Unser Verwandter begann erneut zu schreien: „Ich sollte mich vor Gott fürchten? Ihr solltet es, weil ihr Gott nicht kennt! Gott wird euch strafen! Euch alle wird er strafen1“

Ich hatte ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust. Bis zu diesem Tag war ich nie bestraft worden. Auch meine Mutter war nie bestraft worden. Ich hatte Angst vor Strafe. Ich bekam große Angst vor Gott. Ich wollte mich irgendwo verstecken, damit mich der Gott unseres Verwandten nicht sah. Unser Verwandter wies mit seinem Zeigefinger auf seine Brust und sagte: „Ich kenne Gott.“

Und dann zeigte er mit seinem Finger wie mit einem Dolch auf uns und belehrte uns im scharfen Ton: „Um Gott zu kennen, muss man Wissen haben! Wissen! Ihr seid Unwissende!“ Nun richtete er seinen Zeigefinger wieder auf seine Brust und fuhr fort: „Ich bin weise. Ich habe Wissen!“

Die Worte „weise“ und „Wissen“ sprach er so aus, dass sie mir beides wie etwas Schreckliches und Bedrohliches vorkamen. Meine Mutter wirkte auch zutiefst erschrocken. Mir schien es, als sei sie noch kleiner geworden.
 

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Hoffe es hat euch gefallen^^

Bis zum nächsten Kapitel



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