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L'objet dégoûtant - Le chemin inconnu

Ein Special zu Ni~ya und Sakito^^
von

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To know your name

Le chemin Inconnu
 


 

☆To know your name☆
 


 

Mit einem leisen Scheppern ging der Lidschatten zu Boden und verteilte sich in kleinen Stücken über den ganzen Badezimmerboden. Der Deckel rollte ein Stück, bis er gegen den Schrank stieß und liegen blieb. Ein lautes Fluchen hallte durch den schmalen Raum und eine zarte, schlanke Hand griff nach der Dose und drehte sie einige Male prüfend zwischen den Fingern, ehe das Döschen auf dem Schrank abgestellt wurde. Die Sauerei blieb vorerst einfach dort, wo sie war.

„Verdammt“, fluchte der junge Mann, kramte hektisch in seiner kleinen Tasche nach dem neuen Lidschatten, den er sich erst vor Kurzem gekauft hatte und öffnete ihn. Diesmal würde er vorsichtiger sein.

Er tat sich etwas von dem dünnen Pulver auf den kleinen Finger, trat noch ein Stück näher an den Spiegel und verteilte ihn dann langsam und vorsichtig auf seinem Augenlid, zog dabei die Augenbrauen etwas hoch und atmete durch den offenen Mund, sodass der Spiegel wegen seines heißen Atems etwas beschlug. Dasselbe tat er mit dem anderen Auge, das ebenfalls bereits mit Eyeliner umrandet war. Die Augenbrauen hatte er erst am Vorabend gezupft.

Es war kalt geworden in den letzten Tagen, er würde heute seine Winterjacke anziehen, wenn er das Haus verließ. Noch wusste er nicht, wie spät er diesmal heimkommen würde, doch er rechnete niemals damit, dass er vor ein Uhr einen Schritt über seine Türschwelle setzte. Schon seit er das erste Mal Gefallen an Wochenendpartys in den verrücktesten Bars und Discos gefunden hatte, war er nie auch nur jemals vor Mitternacht gegangen. Und auch selten allein. Bis jetzt hatte sich stets wer aufgetan, mit dem er nicht nur während der Party ein bisschen Spaß hatte haben wollen, und der ihn auch bereitwillig für eine Nacht zu sich nach Hause einlud, um ihre Private Party dort fortzusetzen.

Ja, das war sein Ruf, und jeder kannte ihn dafür. Manche liebten ihn sogar dafür, aber das interessierte ihn nicht. Solange er seinen Spaß hatte und das auch noch Kostenlos, würde er sicherlich nicht damit aufhören. Er genoss es, mit seinem Aussehen fast jeden um den Finger wickeln zu können und zu verführen, und er genoss es ebenso sehr, sie dann wieder fallen zu lassen und die Liebesbekundungen mancher einfach zu ignorieren.

Endlich war auch das zweite Auge fertig geschminkt und er packte seine Sachen provisorisch beiseite, indem er sie einfach zurück in die Tasche stopfte und diese dann einfach auf der Waschbeckenablage stehen ließ. Schnell wusch er sich noch mal die Hände, bevor er das Bad dann verließ, seine Jacke drüber zog und in die Plateaustiefel schlüpfte. Seine Tasche lag stets fertig gepackt im Flur herum, also brauchte er sie nur noch schultern und steckte sich den Schlüssel für die Haustür ein, ehe er durch diese seine Wohnung verließ.

Anscheinend genau richtig, denn am Ende des Ganges hörte er, wie eine weitere Haustür ins Schloss fiel. Grinsend ging er auf seinen besten Freund zu, der ebenfalls fertig gestylt seine Wohnung verlassen hatte, um ihn wohl abzuholen.

„Und ich dachte, ich wäre zu spät“, sagte er, als er den verwunderten Gesichtsausdruck seines besten Freundes erkannte.

„Tja“, antwortete dieser, „offensichtlich hast du im Gegensatz zu mir noch niemanden angerufen, dass du zu spät kommst. Du siehst ziemlich gehetzt aus, Sakito.“

Angesprochener lachte trocken auf, winkte seinen Freund kurzerhand zu sich und hakte sich dann bei diesem ein.

„Sei nicht frech, sonst gibt’s Prügel, Saga“, mahnte er ihn, grinste und schaute mit einem Seitenblick in dessen Augen. Mit seinen Plateauschuhen war er einen knappen Zentimeter größer als Saga.

„Uh“, machte Saga, „da hab ich aber Angst. Hast du Geld für den Eintritt dabei oder muss ich dir wieder auslegen?“

Sakito machte ein nachdenkliches Gesicht, tippte sich leicht mit dem Finger gegen die Unterlippe und lächelte. Es hatte etwas unschuldiges, wovon man bei dem jüngeren allerdings schon lange nicht mehr sprechen konnte.

„Komm schon“, schmollte Sakito, „morgen ist mein Geburtstag und du bist mein bester Freund, Saga…“

„Morgen ist nicht dein Geburtstag, der ist nächsten Monat“, gab der Angesprochene trocken zurück, als sie den Fuß der Treppe erreicht hatten und sich auf den Weg nach unten machten. Der Aufzug war seit Wochen nicht zu gebrauchen.

„Dann tu doch einfach so“, lachte Sakito, ließ Sagas Arm los und steckte sich die Hände in die Jackentaschen. Er konnte Saga lachen hören.

Es war in der Tat nicht das erste Mal, dass Saga für irgendetwas den Eintritt für ihn zahlte, denn er hatte so gut wie nie Geld. Er brauchte es für andere, wichtigere Dinge, als den Eintritt für irgendwelche Bars zu bezahlen, und er wusste, dass er immer auf seinen besten Freund vertrauen konnte. Saga legte fast immer für ihn aus, wenn sie zusammen weggingen. War er allein, klaute er entweder oder lieh sich bei seinen Freunden einen Haufen Schulden zusammen, von denen er das Meiste bis heute nicht zurückgezahlt hatte.

Aber Saga war sein bester Freund und tat so gut wie alles für ihn, wenn Sakito darum bat. Genau das war es, was Sakito an ihm so schätzte, denn natürlich ging es bei diesen Gefallen nicht ausschließlich um Geld. Sein bester Freund war für ihn da, wenn es ihm schlecht ging, wenn er Probleme mit seinen Eltern oder seinen Freunden hatte oder wenn er einfach mal jemanden brauchte, der ihn in den Arm nahm. Und er konnte ihm nicht oft genug sagen, wie froh er war, Saga zu haben.

„Warum hast du eigentlich keinen Freund?“, fragte Sakito wie beiläufig, als er Saga die Tür aufhielt. Gemeinsam betraten sie die Straße und Sakitos Wangen färbten sich gleich rot von der kühlen Abendluft.

Saga schaute ihn überrascht an, wandte dann den Blick gen Boden und zuckte mit den Schultern.

„Keine Ahnung“, antwortete er, „das gleiche könnt ich dich auch fragen.“

„Wir vögeln uns beide durch die Weltgeschichte und wollen uns nicht nur an einen einzigen verschwenden, huh?“, lachte Sakito auf, legte einen Arm um seinen Kumpel und lehnte sich etwas an ihn, da es doch ziemlich kalt hier draußen war. „Aber du hast schon ewig niemanden mehr mit nach Hause genommen. Was ist los?“

Er konnte darauf vertrauen, dass Saga ihm erzählte, wenn er sich mal wieder für ein paar Tage, manchmal vielleicht auch Wochen verliebt hatte, also konnte er getrost davon ausgehen, dass Saga momentan single war. Und das seltsamerweise schon seit einigen Monaten.

„Keine Ahnung, muss wohl ne Phase oder so sein“, gab dieser zurück, „dass ich mich nur in Clubs rum treibe, n bisschen flirte und dann allein nach Hause geh. Liegt vielleicht am neuen Bettbezug, den ich zum Geburtstag von dir gekriegt hab, den beanspruch ich viel lieber für mich ganz alleine…“

„Scherzkeks!“

Lachend bogen sie ab zur Hauptstraße, wo man die Bushaltestelle schon sehen konnte. Das Licht war nur sehr dämmrig, ein bisschen Nebel lag über der Stadt und es war dicht bewölkt. Eigentlich mochte Sakito solche Nächte nicht besonders, sie machten ihm oft Angst. Nicht selten war er von einem seiner Lover heimgesucht worden, wurde abends von ihnen abgefangen und zu einem weiteren Treffen gedrängt. In solchen Situationen hasste er es, allein zu sein und sich hilflos zu fühlen und doch war der Reiz an One Night Stands noch immer nicht verschwunden. Er liebte es, sie alle auszuprobieren und auszutesten, wie weit er bei ihnen gehen konnte. Und es hatte Vorteile – er hatte mehr Erfahrungen beim Sex als alle seine Freunde zusammen.

Gemeinsam stiegen sie in den Bus, Sakito drängte sich dicht an Saga, als sie nebeneinander Platz genommen hatten. Es war kalt und die Heizung im Bus schien mal wieder ausgefallen. Saga steckte seine Fahrkarte weg und schaute aus dem Fenster.

„Eigentlich hab ich gar keine Lust“, sagte er schlicht und lenkte somit Sakitos Aufmerksamkeit auf sich. Dieser schaute ihn verwundert an und lehnte sich näher an ihn.

„Warum nicht? Du hattest dich doch voll drauf gefreut, am Wochenende raus zu kommen…“

Seufzend zuckte Saga mit den Schultern und schaute seinem besten Freund in die Augen. Irritiert schaute Sakito zurück, lächelte kurz lieb und legte den Kopf dann auf Sagas Schulter.

„Wenn man keinen Bock hat, wird der Abend später eigentlich immer ganz geil“, erklärte er knapp, „wirst schon sehen…“

Saga nickte kurz, grinste und drückte auf den Halteknopf, da sie bereits bei der zweiten Station angekommen waren. Hier würden sie aussteigen müssen. Kurz stupste Saga den jüngeren an, bis dieser endlich aufstand und ihm voran den Bus wieder verließ.

Draußen wurden sie nicht nur von der Kälte empfangen.

„N’abend“, begrüßte sie ein bereits ziemlich betrunkener Blondschopf, der eine Nietenjacke trug, eine Flickenhose und schwarzrote Chucks und auf den Namen Reita hörte. Neben ihm ein groß gewachsener Kerl mit roten Haaren, daneben eine etwas kleinere Gestalt mit wasserstoffblonden Haaren und ein schlanker junger Mann mit längeren blauen Haaren. Sie alle trugen lange, schwarze Mäntel.

„Geht ihr heute im Partnerlook?“, fragte Sakito tadelnd, begrüßte den rothaarigen, auch Dai genannt, mit einem Kuss auf die Wange.

Der Angesprochene lachte und drückte Sakito kurz an sich, schob ihn dann jedoch wieder weg und reichte ihm eine Flasche, die er vorher aus seinem Rucksack gezogen hatte.

„Halt’s Maul, Schlampe“, gab Kyo, der kleinste von ihnen, gelangweilt zurück und trank aus seiner eigenen Flasche. Sakito spitzte die Lippen zu einem Schmollmund und hielt ihm den ausgestreckten Mittelfinger vor die Nase, den einen großen Ring in Form einer Schlange zierte, der beinahe den gesamten Finger umwand.

„Hauptsache der scheiß Busfahrer hat vor ner Stunde, als wir hergekommen sind, so voll dumm gestarrt und mich mit meiner scheiß Karte nich’ reinlassen wollte!“, beschwerte Kyo sich gleich weiter, „Ich sag dir, ich polier dem die Fresse, weil der mir trotz Karte die scheiß zweihundert Yen bis hier abgezogen hat!“

„Halt mal die Fresse“, sagte Dai mit leiser, rauer Stimme, „und beweg deinen Arsch, ich hab kein’ Bock mehr in der Kälte zu stehen…“

Die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung. Man sprach über belanglose Dinge, schaute sich die vorbeilaufenden Leute an und von Zeit zu Zeit hörte Sakito die eine oder andere Beleidigung seiner Freunde gegenüber anderen jungen Leuten in der Fußgängerzone. Natürlich wurde bei den meisten prompt zurückgepöbelt, meist jedoch hielt man sich vor ihnen zurück – aus Respekt.

Sakito erinnerte sich einige Wochen zurück. Da hatten Dai und seine Kumpels ein paar Autos aufgebrochen und die Taschen von den Rücksitzen geklaut. Danach waren sie mit dem Kram einfach bei ihm in die Wohnung geplatzt – gute Freunde boten schließlich immer einen Schlafplatz an – und er war der Polizei und einer Verstrickung in den Fall nur knapp entgangen. Er war nicht sauer auf seine Freunde, dazu war der Spaß am Nervenkitzel bei der Sache einfach zu groß gewesen. An wirkliche Konsequenzen hatte er noch nie gedacht, schließlich war er diesen noch nicht begegnet. Noch nicht.

Wenige Tage später hatten Kyo und einige seiner Anhänger die Hauswände in Sakitos Nachbargebäude unerlaubterweise mit Spray verziert. ‚Um die Nachbarschaft anschaulicher zu machen’, hatte Kyo ihm beteuert, und das in völlig unzurechnungsfähigem Zustand. Jeder wusste, dass Kyo öfter mal Dinge zu sich nahm, die nicht ganz legal waren und doch wunderte Sakito sich immer wieder, dass er bis jetzt fast immer mit einer überschaubaren Strafe davongekommen war. Ein einziges Mal hatte er gesessen, und das auch nur drei Wochen auf Basis des Jugendstrafrechts. Dabei hätte es damals mindestens einer Strafe von fünf Monaten auf Bewährung und Sozialstunden mit dreistelliger Zahl bedurft.

„Zahlst du’s mir jetzt?“, schnurrte Sakito leise in Sagas Ohr, der sich daraufhin genervt zu ihm umdrehte und gegen seine Stirn schnipste.

„Blödes Arschloch“, erhielt er als Antwort, und daraufhin einige Geldmünzen in die Hand. Lächelnd beugte Sakito sich zu seinem besten Freund und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Der Eintritt war schnell gezahlt, man betrat den Club und schnell war ein Plätzchen gefunden. Allen voran Dai, der wie immer sehr spendabel die erste Runde für den Abend ausgab. Auch hier wusste jeder um das monatliche ‚Einkommen’ des rothaarigen, schließlich war sein Vater Arzt und er hatte früher illegale Geschäfte geführt. Davon war einiges übrig geblieben.

„Roter“, sagte Sakito schlicht und klammerte sich gleich an Sagas Arm, um ihn mit sich zu ziehen in Richtung Tanzfläche.

Wenn Sakito nicht tanzen konnte, dann hatte er keinen Spaß, schließlich konnte man damit die meisten Männer auf sich aufmerksam machen. Ja, er machte kein Geheimnis daraus, dass er auf Männer stand und demnach stylte er sich auch so, dass es möglichst auffiel. Bis jetzt war er immerhin so gut wie nie allein nach Hause gegangen und hatte dabei nicht einmal in eine Schwulenbar gehen müssen.

Kaum hatte er sich einen günstigen Platz ausgesucht, begann er sich wie von selbst zu bewegen, perfekt, grazil, passend zum Takt der Musik. Saga tat es ihm gleich, er konnte es aus den Augenwinkeln sehen und er lächelte ihm vielsagend zu.

Es dauerte nicht lang, bis Sakito spürte, wie er angetanzt wurde. Er warf einen flüchtigen Blick über seine Schulter und spitzte die Lippen zu einem anrüchigen Lächeln. Der Typ gefiel ihm. Er hatte längere, hellbraune Haare, wie er in dem ab und an sehr hellen Discolicht ausmachen konnte und ein hübsches Gesicht. Seine Augen waren fesselnd, wie Sakito fand, als er sich gänzlich zu ihm umdrehte und einmal an dem schlanken Körper herabschaute. Er war gut gebaut, stellte Sakito fest, und auf jeden Fall größer als er selbst. Das war ein Muss, wenn er sich jemanden für die Nacht aussuchte, denn Männer, die kleiner waren als er, konnte er so gar nicht leiden.

Seine längeren Ponysträhnen klebten mittlerweile an seiner Haut, da der Raum ziemlich heiß war, und seinem Gegenüber schien das zu gefallen. Sein Blick klebte unaufhörlich an Sakitos Gesicht, wie dessen Strähnen an seinen Wangen, und er konnte genau sehen, wie der braunhaarige sich kurz über die Lippen leckte, bevor er dessen Hand an seiner Hüfte spürte und wie sie ihn weiter zum Takt der Musik antrieb.

Sofort ging Sakito darauf ein und bemerkte nur am Rande, wie Saga die Tanzfläche wieder verließ, offenbar ebenfalls mit einem jungen Mann an seiner Seite. Grinsend schenkte er seinem Tanzpartner seine volle Aufmerksamkeit und hörte, wie dieser ihm etwas ins Ohr flüsterte.

Der leisen Aufforderung, in eine ruhigere Ecke zu verschwinden, kam er zu gern nach und so folgte er dem größeren durch die drängelnde Menge zu den Sitzecken weiter hinten. Die Hand des größeren war ziemlich schwitzig, wie er feststellte, und so hatte er Probleme, sie nicht zu verlieren. Aber ihm ging es nicht anders. Im Vorbeigehen holte der größere zwei Drinks von der Bar, ehe er Sakito einen davon grinsend in die Hand drückte. Sakito begrüßte das mit einem Lächeln und folgte dem anderen, nippte kurz an seinem Drink und hatte bereits eine Ahnung, welchen Tisch der braunhaarige ansteuerte. Er sah einige andere junge Kerle dort sitzen, und sofort fiel ihm eines besonders auf: zwei von ihnen saßen dort mit einer jungen Frau.

Sonst ließ er sich nie zu den Freunden seiner nächtlichen Partner mitnehmen. Lieber bestand er darauf, zu zweit zu verschwinden, damit die Freunde seiner nächtlichen Partner nicht noch auf die Idee kamen, ihm hinterher zu spitzeln. Es war ihm unangenehm, er fühlte sich beobachtet, je näher er dem Tisch kam und sein Begleiter ließ seine Hand einfach nicht los.

Und schließlich war es zu spät. Er fand sich wieder vor diesem Tisch und er hörte sie reden, über ihn, darüber, was für eine hübsche Begleiterin ihr Kumpel doch aufgetrieben hatte und sofort dieses Beißen in Sakitos Brust, das ihm verriet, so schnell wie möglich wieder zu verschwinden. Es hatte bisher nicht nur einmal Ärger gegeben, weil man ihn für ein Mädchen gehalten hatte und auf eine Auseinandersetzung mit diesen Lederjackenmenschen konnte er getrost verzichten.

Er griff nach dem Ärmel seines Begleiters, der ihm soeben einen Platz angeboten hatte und zog ihn zu sich, spürte wieder diese Hände auf seinen Hüften und verzog kurz ungewollt das Gesicht. Sein Begleiter sah zunehmend verwirrter aus.

„Sorry, muss wieder zurück und so…“, startete er einen Versuch sich loszumachen, mit bemüht leiser Stimme nah an dem Ohr des hübschen braunhaarigen und doch hatte es nichts genützt, seine männliche Stimme hatte bei seinem Gegenüber offenbar einen Schalter umgelegt.

„Was soll die Scheiße, du Schwuchtel?!“, brüllte er, sodass Sakito zusammenzuckte und trotz seines inneren Schreckens dem braunhaarigen den schönsten Finger präsentierte, mit einem großen Silberring geschmückt und seine Lippen zu einem Grinsen verzogen. Doch mit dem harten Stoß gegen die Brust hatte er nicht gerechnet, er traf ihn mit voller Wucht, sodass er erschrocken nach Luft schnappte und rückwärts zu Boden stolperte. Seine Augen hatten zwischen den vielen drängelnden Menschen die Orientierung verloren, er fand sich nicht wieder und man trat auf seine Hände, sodass er schmerzerfüllt das Gesicht verzog. Das nächste war ein Schrei direkt vor ihm, es klang wie ein Fluchen und man schubste jemanden seitlich neben sich zur Seite. Erschrocken hielt er sich den Arm vors Gesicht, wollte sich schützen vor den Händen, die nach ihm griffen.

Doch plötzlich war es, als würde etwas in ihm rufen, er solle den Arm wegnehmen und ansehen, wer ihn da versuchte auf die Beine zu ziehen. Als er es tat, erstarrte er.

„Alles okay?“

Er sah, wie die schmalen Lippen diese Worte formten, eine der schwarzen Strähnen klebte an dem Kinn, von dem ein Schweißtropfen perlte und er spürte nun erst, wie heiß ihm in Wirklichkeit war. Die schönen Lippen formten noch mehr Worte, die er nicht hören konnte und er ließ sich auf die Beine ziehen an den schmerzenden, zertrampelten Händen. Er konnte sehen, dass sein Gegenüber ein guter Kopf größer war, als er selbst. Er sah die beinahe schwarzen Augen in dem dämmrigen Licht und ließ sich mitziehen, ließ den jungen Mann von eben hinter sich.

Dachte dieser hier auch, er sei eine Frau? Würde er ihn von sich stoßen, wenn er seine Stimme hörte? Würde man ihm dann wieder auf die Hände treten?

„Sorry“, hörte er den anderen sagen, als sie stehen geblieben waren in der Ecke, wo die Stehtische standen. Dort waren selten viele Leute, hier war die Musik zu leise. „Hast du dir wehgetan?“

Wie von selbst schüttelte er den Kopf, obwohl seine Hände brannten und er glaubte zu spüren, wie man ihm sämtliche Finger gebrochen hatte. Er verkrampfte die Hände hinter seinem Rücken, tat so, als würde er sich nur den Po reiben vom harten Sturz.

Sein Gegenüber mit den schwarzen Haaren lächelte, griff ohne Vorwarnung nach einem seiner Arme und zog ihn hervor. Sakitos Hand war dreckig und an einigen Stellen aufgeschürft.

„Lügner.“

Mit diesem Wort schien Sakitos alter Zynismus wiedergekehrt zu sein, er entriss dem anderen die Hand und präsentierte seinen arrogantesten Blick, ebenso wie ein Grinsen. Er bewegte die Hand kurz in der Luft, ließ sie dann wieder sinken und legte sie an seine Hüfte.

„Bin kein Mädchen, klar?“, konterte er.

„Ich weiß.“

Beruhigend. Das war das erste Wort, was Sakito einfiel, immerhin brauchte er jetzt nicht noch einen solchen Sturz zu fürchten. Aber warum zum Teufel schauten ihn diese Augen dann an… auf diese seltsame Weise…?
 


 

***
 


 

„Du hättest den gleich fragen sollen, ob er dich mit nach Hause nimmt und die Hände verarztet“, lachte Dai, „und gleich mal alles durchcheckt und so…“

Dieser Unterton war unverkennbar.

„Halt die Fresse, scheiß Nazi“, fauchte Sakito, riss sich von Dai's Arm los und griff erneut nach Sagas Hand, um ihn mit sich zu ziehen.

Schon seit einer halben Stunde versuchte er einfach nach Hause zu kommen, doch Dai und seine Freunde ließen ihn mit ihren Fragen einfach nicht in Ruhe. Immer wieder hatten sie ihn irgendwo aufgehalten und gelöchert, warum er denn auf einmal so abwesend reagiert hatte und wieso er den ganzen Abend nicht mehr aufgetaucht war. Aber trotz der vielen Fragen wusste bisher keiner außer ihm, dass er sich nach dem Treffen mit diesem schwarzhaarigen, von dem er nicht mehr wusste, als lediglich seinen Namen, die ganze Zeit über in irgendeiner stillen Ecke des Clubs gesessen und nachgedacht hatte. Darüber, dass dieser dumme Fremde tatsächlich etwas in ihm ausgelöst hatte, was ihm seit Stunden Bauchschmerzen bereitete. Ihm ging dieses verdammte Grinsen nicht aus dem Kopf…

Saga war sehr still, während er hinter ihm hertrottete, das fiel Sakito erst jetzt auf, wo sie allein durch die dunklen, leblosen Straßen liefen. Eigentlich hatte er – wie alle anderen auch – mit Saga zusammen bei Dai übernachten wollen, der immerhin ein Auto hatte, um sie alle zu ihm zu fahren. Allerdings war ihm darauf die Lust gehörig vergangen und nicht mal auf das Angebot, sich vor die Haustür bringen zu lassen, war er eingegangen wegen seiner Wut. Die Wut darüber, dass er selbst nicht verstand, was da gerade in ihm vorging.

„Kannst du langsamer laufen?“, fragte Saga hinter ihm irgendwann völlig außer Atem und die Stimmen ihrer Freunde waren ferner geworden. Man hörte sie kaum noch. Sakito blieb jedoch erst nach der nächsten Straßenecke stehen, drehte sich um und schlang die Arme um seinen besten Freund.

„Die kotzen mich an“, murmelte er wütend gegen Sagas Hals und krallte sich in dessen Jacke. „Dai und sein scheiß großes Maul…“

„Stimmt nicht, du kotzt dich selber an“, antwortete Saga ihm und legte die Arme um seinen Rücken. „Der Kerl hat’s dir wirklich irgendwie angetan, oder…?“

„Ich kenn den gar nicht“, jammerte der jüngere und schaute Saga hilflos an, „das einzige, was ich weiß, ist sein verdammter Name!“

„Wie heißt er denn?“

Tief holte Sakito Luft und atmete wieder aus, ließ seinen besten Freund los.

„Ni~ya…“

Saga wurde weiter gezogen, trottete seinem jüngeren Freund nun wieder hinterher und Sakito hörte ein leises Seufzen des blonden nur zu deutlich. Ja, Saga dachte sich nun sicher etwas wie ‚Kinderkram’ und ‚Einbildung’, doch Sakito wusste ganz genau, dass es diesmal anders war. Er hatte diesem Kerl in die Augen gesehen und nicht einmal ansatzweise darin gesehen, dass er auf seinen Körper scharf war. Nicht einmal ein bisschen Interesse war darin zu sehen gewesen und trotzdem… trotzdem hatte Ni~ya ihm geholfen, hatte ihn auf diese seltsame Art und Weise angegrinst…

Das musste es sein!

„Saga!“, rief Sakito plötzlich aus, „Ich weiß, was abgeht! Der Kerl hatte einfach nur keinen Bock auf ein One Night Stand und hat mich deshalb abblitzen lassen…!“

Verwirrt schaute Saga seinen besten Freund an, bog mit ihm in die Hauptstraße ein und schüttelte ungläubig seinen Kopf.

„Jeder hätte Bock auf n One Night Stand mit dir, warum also sollte der keinen gehabt haben?“, fragte er mit einem unüberhörbaren, ironischen Unterton in der tiefen Stimme und steckte die schönen Hände in die Jackentaschen. Auch Sakito spürte, dass es kalt geworden war.

„Der hat mich verarscht, ganz einfach“, schnarrte der braunhaarige, „er wollte mich n bisschen an der Nase rumführen und sich über mich lustig machen!“

„Oh, und das willst du jetzt natürlich nicht auf dir sitzen lassen“, sagte Saga und verdrehte dabei die Augen. Ein Grinsen zierte mittlerweile seine Lippen.

Eine Weile sagte Sakito nichts, lief nur ein wenig langsamer als zuvor, dachte nach.

Was, wenn es tatsächlich so war? Wenn dieser Typ tatsächlich kein Interesse an ihm gehabt hatte? Dieser Ni~ya hatte wirklich alles andere als schlecht ausgesehen und Sakito hätte sich wirklich lebhaft vorstellen können, sich auf eine Nacht zu ihm nach Hause einladen zu lassen. Und verdammt, er hätte nicht einen Moment gezögert! Sich selber verfluchend lief er stattdessen nun hier draußen herum, hatte den letzten Bus mit Saga um ein paar Minuten verpasst und konnte durch die Kälte zurück nach Hause laufen. Was er in dieser Zeit alles hätte tun können! Und dann auch noch mit so einem attraktiven Kerlchen…

„Nein“, brachte er entschlossen hervor, zog seine Zigaretten hervor und steckte sich eine an, suchte in seinen Gedanken bereits nach Ansätzen eines Planes, wie er diesen Typen wieder finden konnte, als er auch schon erneut von Saga unterbrochen wurde.

„Du meinst das ernst?“, fragte er ungläubig, „Ich mein, der Kerl hatte offensichtlich keinen Bock auf n One Night Stand! Vielleicht ist der ja auch hetero und hat sich bei dir im Geschlecht geirrt, oder er hat schon nen Freund!“

„Ich bin erstens nicht schwul, falls du das damit sagen willst“, fauchte Sakito seinen besten Kumpel mit zickigem Unterton an, „und zweitens hätte es ihn ja wohl kaum interessiert, wenn mir so n Scheißkerl mitten in der Menge nen Schubs verpasst und ich beinahe zu Tode getrampelt werde, wenn er schon vergeben ist, oder? Was würdest du davon halten, wenn dein Freund nem anderen wieder auf die Beine hilft und mit ihm ans andere Ende des Clubs verschwindet?“

„Und da überhaupt was genau getrieben hat?“, wollte Saga nun endlich wissen und kramte bereits nach seinen Schlüsseln, da sie nur noch eine Straße von ihrem Wohnblock entfernt waren.

„Na, nichts! Das ist es ja!“, beantwortete Sakito die Frage schlicht, „Und das lass ich nicht auf mir sitzen! Ich zahl ihm das heim, wenn ich ihn wieder sehe…“

„Du bist sauer auf einen, den du nicht mal richtig kennst, bloß, weil er dich nich’ gleich gefickt hat?“

Ungläubig starrte Saga seinen besten Freund an, war nun seinerseits so gut wie stehen geblieben und blinzelte in unregelmäßigen Abständen. Seine Augenbrauen wanderten hinauf, als er Sakitos genervtes Stöhnen hörte.

„Drück dich doch nicht immer so plump aus. Ich bin nicht angepisst, weil er mich nicht gefickt hat, sondern weil er nicht mal den Eindruck gemacht hat, als würde er irgendein tieferes Interesse an mir haben! Warum lässt mich der Typ dann nicht einfach da aufm Boden liegen und mir weiter die Hände zertrampeln?“

Dieses komplizierte Denken wollte einfach nicht in Sagas betrunkenes Köpfchen hinein. Kurz wunderte er sich über den seltsamen Unterton in Sakitos Stimme, dann erhob auch er die seine wieder.

„Was denn, wenn der einfach nur nett zu dir sein wollte? Ich hätt auch so nem armen Schwein geholfen, das aufm Boden liegt und dem grad die Hände zertrampelt werden…“

„Mensch, Saga“, seufzte Sakito theatralisch und stupste seinem Freund gegen die Stirn, „du warst ja auch nich’ dabei und hast dieses dämliche Grinsen auf seinem Gesicht gesehen! Ich mein, ich setz meinen arrogantesten Blick auf, mit dem ich bisher noch jeden rum gekriegt hab und der lässt mich eiskalt da stehen!“

„Hat er auch nen Grund dafür gesagt?“, wollte Saga schlicht wissen, schloss die Tür zu ihrem Apartment auf und ließ Sakito zuerst hinein.

„Nur, dass er jetz’ los müsse“, seufzte der andere jedoch nur und zuckte mit den Schultern, drückte nun schon zum zweiten Mal auf den Knopf des Fahrstuhls, bis dieser sich endlich öffnete. „Scheiß Ding!“

„Also mich hast du mit deinem arroganten Blick noch nie angeschaut, sonst könnt ich dir jetz’ sagen, ob er wirklich immer funktioniert…“

„Saga!“
 

©
 

~*~ Das zweite Kapitel sollte eigentlich am 2. Weihnachtstag rauskommen, aber leider hat es sich ein wenig verzögert...

Nächste Woche bestimmt =D

*versteck*
 

Dankeschön fürs Lesen <3 wer Kommis verliert, ich heb sie gern auf ^^ und Rechtschreibfehler sind for free undso =D ~*~

To know your mysteries

Le chemin inconnu
 


 

☆To know your mysteries☆
 


 

Mit einem lauten Scheppern ging die Kaffeetasse zu Boden und die braune Masse verteilte sich quer über den Boden. Ein lautes Fluchen folgte dem klirrenden Geräusch und der braunhaarige hielt seinen schmerzenden Finger unter den eiskalten Wasserstrahl am Waschbecken. Warum musste Kaffee auch immer so verflucht heiß sein?

„Fuck“, rief er noch einmal etwas leiser aus und ließ seinen Finger noch eine Weile abkühlen, während er mit der anderen Hand das restliche Brot in den Mund stopfte. Mit Kaffee wäre das sicherlich besser gerutscht, schoss es ihm durch den Kopf, aber der war jetzt hinüber.

Das würde er später wegmachen – auch, wenn er Unordnung und Dreck in seiner Wohnung mehr als alles andere verabscheute.

Ein weiterer, hektischer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass seit dem letzten Mal weitere zehn Minuten vergangen waren und er längst zu spät war für die erste Stunde. Er wiederholte das Jahr und konnte es sich nicht leisten, noch einmal eine Ehrenrunde zu drehen, denn so würden ihm seine Eltern diese Wohnung sicher nicht weiter finanzieren. Und da er bei den Lehrern eh als Problemfall galt, brauchte er sich auch nicht groß anzustrengen, außer ab und an pünktlich zu erscheinen und ein paar Klausuren in den Sand zu setzen. Man bemühte sich ja…

Schnell war das Brot herunter geschlungen, ein Glas Milch getrunken und die Jacke angezogen, und Sakito machte sich auf den Weg zur Schule. Während er zum Bus rannte, machte er sich bereits seine Gedanken darüber, wie er dem Lehrer die heutige Verspätung am besten würde beibringen können und kramte derweil in seiner Jackentasche nach seiner Busfahrkarte.

Das war schon das dritte Mal in den letzten zwei Wochen, und auch, wenn die Lehrer nichts sagten, würde es am Ende sowieso auf seinem Zeugnis stehen. Seine Eltern würden sich tierisch über ihn aufregen und ihm drohen, die Wohnung zu kündigen und zurück nach Hause zu holen. Seine Freunde würden ihn auslachen, sein Ansehen wäre im Arsch und seine nächtlichen Freuden könnte er nicht einmal mehr halb so frei ausleben, wie er es jetzt tat. Grund genug, zumindest pünktlich zu sein.

Natürlich war dieser verdammte Bus wie immer zu spät, er hatte fast ganze fünf Minuten zu lang mit dem Bein gewippt, bis er endlich einsteigen konnte. Der Busfahrer schaute ohnehin nicht auf seine Karte, deshalb hielt er sie nur flüchtig hoch, um sie dann zurück in die Tasche zu stecken.

Warum er ausgerechnet heute nach vorn schaute, statt auf den Boden, während er durch den Bus zu seinem Stammplatz lief, konnte ihm wohl nur sein dummes Bauchgefühl beantworten, das ihn dazu gebracht hatte, sich umzusehen. Er hielt inne, bekam gerade noch eine der Stangen an den Sitzen zu fassen, bevor der Bus abfuhr.

Man sah sich immer zweimal im Leben, aber dass es bei Ni~ya so schnell gehen würde, hatte Sakito nicht gedacht. Wo kam der Typ überhaupt auf einmal her? Zuvor hatte er ihn in diesem Bus noch nie gesehen, geschweige denn in einem seiner Lieblingsclubs oder an seiner Schule. Wo sonst würde er hinwollen, wenn nicht in Richtung ihrer Schule? Etwas anderes gab es auf dieser Buslinie nicht.

Doch wie sich nun richtig verhalten? Sollte er ihn anlächeln und ins Gespräch kommen? Sollte er mit erhobenem Näschen an ihm vorbeigehen? Ihn einfach ignorieren, obwohl er ihm in diesem Club vor nicht mehr als zwei Tagen geholfen hatte?

Da war tatsächlich wieder dieses freche, undurchschaubare Grinsen in seinem Gesicht, das wieder von einigen blauschwarzen Strähnen halb verdeckt wurde und ein schwarz geschminktes Auge lugte unter dem fransigen Pony hervor. Und das schlimmste daran:

Er saß auf seinem Platz.

Er entschloss sich, langsam auf ihn zuzugehen und sich auf den Platz hinter ihn zu setzen – einfach aus Trotz und vor allem, weil er sehen wollte, wie er darauf reagieren würde. Ob er ihn überhaupt noch erkannte?

Diesem Grinsen zuurteilen schon…

Kaum saß er auf seinem Platz, drehte sich der schwarzhaarige zu ihm um und Sakito konnte sehen, wie er an ihm herabschaute. Das Grinsen wurde breiter und schließlich drehte sich Ni~ya gänzlich auf seinem Stuhl um, sodass er auf dem Sitz kniete und die Arme auf der Rückenlehne abstützen konnte.

„Zeig mal“, sagte er leise und mit sehr markanter Stimme, die Sakito an dem Abend im Club nicht besonders hatte wahrnehmen können. Er musste Raucher sein, so viel stand fest.

Natürlich wusste Sakito, was gemeint war, doch so schnell würde er nicht nachgeben. Mit abschätzendem Blick hob er eine seiner fein geschwungenen Augenbrauen und wartete eine Reaktion ab.

Und die kam.

Ohne den Blick abzuwenden, griff Ni~ya nach einer der Hände Sakitos und schaute sie sich erst an, als Sakito die Handflächen von allein geöffnet hatte. Ein kurzer Blick schien dem schwarzhaarigen zu genügen, denn er ließ Sakito wieder los.

„Bist angepisst wegen mir, was?“

Mit dieser Frage hatte er nun nicht gerechnet. Woher sollte dieser Kerl auch bitte wissen, was eigentlich Sakitos wertvolle Prinzipien waren? Und noch weniger würde er ja wohl wissen können, dass er derjenige war, der sie mit seinem dämlichen Grinsen über den Haufen geworfen hatte!

„Und wenn’s so wäre?“, stellte er deshalb die Gegenfrage, denn er wollte herausfinden, wie Ni~ya denn überhaupt auf die Idee kam.

Doch dieser hatte nur ein kurzes, müdes Lachen für ihn übrig, zeigte für einen kurzen Augenblick seine weißen Zähne hinter den hübsch geschwungenen Lippen und sah für diesen kurzen Moment einfach unglaublich niedlich aus. Auch, wenn dieses kleine, undeutbare Lachen ziemlich an Sakitos Nerven nagte.

„Bloß, weil ich keinen Bock auf nen kurzen Fick mit dir hatte?“

Er spürte förmlich, wie ihm die Gesichtszüge entgleisten. Was bitte hatte er da gerade gesagt? Langsam begann dieser Typ ihm Angst zu machen… oder?

„Wie kommst du drauf, dass ich ausgerechnet mit dir ins Bett wollen würde?“

Er wusste selbst, dass diese Gegenfrage nicht unbedingt die beste war und sein Niveau langsam aber sicher ins Kellergeschoss sinken ließ, aber ein besserer Spruch war ihm auf diese verdammt dreiste Aussage dummerweise nicht eingefallen.

Wieder ein freches Lachen des anderen, ehe er sich gegen die Fensterscheibe lehnte und an Sakito vorbei aus dem Fenster schaute.

„Hab einiges über dich gehört. Und ich hatte keinen Bock einer von vielen zu sein, verstehst? Ich fick niemanden, der sich aufführt wie ne billige Schlampe.“

Das hatte gesessen. Fassungslos starrte er Ni~ya an, der ihm mit diesem Kommentar komplett den Wind aus den Segeln genommen hatte. Eigentlich war er ein sehr schlagfertiger Mensch, doch diesmal hatte er tatsächlich kein einziges Gegenargument parat. Zu sehr hatte der schwarzhaarige ihn aus der Bahn geworfen, doch im nächsten Moment schon spürte er unglaubliche Wut.

„Arschloch“, zischte er, drückte auf den Halteknopf, da sie kurz vor der Haltestelle der Schule waren und stand auf, schulterte seine Tasche und lief schnurstracks zur Bustür, nur, um durch diese hinaus zu verschwinden. Ob Ni~ya ihm folgte oder nicht, war ihm völlig egal, sollte er doch bleiben, wo der Pfeffer wuchs. Dieser Typ hatte es sich eindeutig mit ihm verscherzt.

So wütend wie noch nie überquerte er den großen Platz vor seiner Schule und lief auf die Sporthalle zu, hinter der sich ein paar Getränkeautomaten befanden, an denen er sich morgens ab und an etwas Wasser für den langen Tag zog. Und zu seinem Unmut musste er feststellen, dass ihm diese verdammten Worte wohl für den Rest des Tages nicht aus dem Kopf gehen würden. Wie konnte jemand wie Ni~ya, der ihn nicht einmal richtig kannte und der bis jetzt höchstens zwanzig Minuten seiner kostbaren Lebenszeit in Anspruch genommen hatte, es nur wagen, so etwas über ihn vom Stapel zu lassen?! Er hatte doch keine Ahnung, wer er war und warum er sich diese Typen dauernd antat. Er hatte keine Ahnung und nahm dennoch solche Worte über ihn in den Mund! Sakito war sich sicher, wenn Ni~ya wüsste, dass er das bloß tat, um von dieser widerlichen, seelischen Einsamkeit zu fliehen, hätte er sich sicherlich gehütet, doch er war nicht der Mensch, der sich sofort anvertraute, obwohl er sein Gegenüber gerade eine Viertelstunde kannte. Und schließlich war Ni~ya offensichtlich durch Gerüchte zu dieser Ansicht von ihm gekommen. Dabei hatte er ihn noch nie zuvor irgendwo in dieser Stadt gesehen, geschweige denn an seiner Schule oder sonst wo. Nicht einmal von seinen Freunden hatte er diesen Namen jemals gehört… Woher war dieses Arschloch mit dem frechen Mundwerk also plötzlich aufgetaucht?

Um sein ohnehin schon beschissenes Leben noch hässlicher zu machen?

Ohne, dass er es gemerkt hatte, waren ihm die Tränen gekommen und er spürte sie mehr als deutlich auf seinen Wangen, als ein kalter Windhauch darauf traf. Seine Sicht verschwamm vor seinen Augen, er lehnte sich gegen den Getränkeautomaten, die Stirn gegen seinen Arm und weinte einfach. Er war nur froh, dass ihn dabei keiner sehen konnte, denn nichts hasste er mehr, als vor anderen Menschen zu weinen.

Mit zittrigen Fingern steckte er das Geldstück in den Automaten und zog sich eine Flasche Apfelwasser, trank dann in einem Zug die halbe Flasche leer. Für eine Zigarette war jetzt keine Zeit mehr, er musste sich beeilen, um die zweite Stunde nicht zu verpassen.

Sich die Tränen wegwischend und anschließend in den Spiegel schauend, ob das Make-up auch noch anständig aussah, lief er zurück über den menschenleeren Schulhof und machte sich gleich auf den Weg in seine Klasse. Im Schulgebäude war die Luft seltsam stickig und kaum hatte er den Fuß über die Türschwelle gesetzt, überkam ihn ein seltsames Bauchgefühl. Es verschwand den ganzen Weg über die Treppe bis in den Klassenraum nicht, wo seine Freunde wie immer gemütlich auf ihren Plätzen saßen, aßen, tranken und sich unterhielten. Einige tobten in der Klasse herum, die Mädchen tuschelten und kicherten und schließlich, als sie ihn erblickten, wurden sie lauter. Ja, er war beliebt in seiner Klasse und auch bei den Mädchen, obwohl man hier wusste, mit wem er abends nach Hause ging.

Still und leise ging er zu seinem Platz und setzte sich neben seinen Nachbarn, der offenbar mal wieder zu wenig Schlaf bekommen und es sich auf der Tischplatte bequem gemacht hatte. Zu seiner Rechten saßen einige Mädchen in der Reihe, der Platz neben ihm war jedoch leer, da dort einmal jemand gesessen hatte, der sich plötzlich von der Schule abgemeldet hatte und nie wieder aufgetaucht war. Sakito hatte ihn eh nie leiden können.

„Was geht?“, fragte sein soeben erwachter Sitznachbar und rieb sich ein Auge, hustete kurz.

Sakito rückte leicht angewidert ein Stück zur Seite, um der Bazillenschleuder zu entkommen.

„Kein Bock“, antwortete er knapp angebunden. Sein Kumpel schien verstanden zu haben und wandte sich lieber wieder der Augenpflege zu.

Es hatte nicht lang gedauert, bis der Lehrer den Raum betrat, und Sakito hatte schweren Herzens sein Handy wegpacken müssen. Mal wieder hunderte von unbekannten SMS, weil irgendwer an seine Handynummer gekommen war, aber auch welche von seinen Freunden waren dabei gewesen. Mittlerweile war ihm egal, dass er so viel Geld für sein Handy verschwendete, immerhin zahlten seine Eltern ihm das Handy und die würden schon was sagen, wenn er es übertrieb. Derweil hatte der Unterricht wohl schon längst begonnen, doch als Sakito endlich hinhörte und sein Handy wegpackte, fiel ihm die seltsame Wortwahl seines Lehrers auf.

„Ich bitte Sie alle, freundlich zu sein, denn er ist gerade erst in die Stadt gezogen.“

Und noch bevor er lange hätte überlegen können, wen der Lehrer wohl meinen konnte, öffnete sich die Tür. Augenblicklich brach Sakitos Mimik in sich zusammen.

„Ach du Scheiße…“

Natürlich hatte der schwarzhaarige ihn sofort erblickt, grinste dämlich und setzte sich – dreist, wie er offenbar war – einfach auf den freien Platz neben ihn. Das machte der doch mit Absicht…!

„Also“, sagte der Lehrer indessen seelenruhig, „Ihr Name ist Ni~ya, Sie sind neunzehn Jahre alt und gerade neu in diese Stadt gezogen. Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl in unserer Klasse.“

„Ich denke, das werd ich tun“, antwortete Ni~ya neben ihm, mit demselben dämlichen Grinsen.
 

„Ni~ya?“

„Und dann ist dieses Arschloch auch noch in meiner Klasse! Nach der scheiß Nummer heute Morgen könnt ich sowieso nur noch kotzen…!“

„Man, reg dich wieder ab…!“

Sakito hatte sich in kürzester Zeit völlig in Rage geredet und sogar Sagas Beruhigungsversuche hatten ihn nicht wieder herunterbringen können. Heftig zog er an seiner Zigarette und warf diese halb aufgeraucht einfach in die nächstbeste Ecke des Schulhofes, wo noch nicht sehr viele Leute standen, da die Pause gerade erst begonnen hatte. Gerade mal eine einzige Stunde hatte der schwarzhaarige bis jetzt neben ihm gesessen und Sakito hielt es schon nicht mehr aus.

„Wer sich so scheiße aufführt, hat allein meine Präsens schon nicht verdient, verfickt noch mal!“

Nun horchten auch die anderen auf, die bei ihnen saßen und schauten zu ihnen herüber. Reita, der sich bis eben noch mit Kyo unterhalten hatte, zog seine rechte und gleichzeitig einzig sichtbare Augenbraue herauf, Dai, der mit seinem Handy beschäftigt gewesen war, grinste dämlich und Shou und Hiroto unterbrachen doch tatsächlich ihr Gespräch über das letzte Besäufnis am Wochenende, um zuzuhören.

„Über wen redet ihr?“, fragte Reita mit mäßigem Interesse.

Doch auf eine Antwort wartete er vergebens, denn der Grund für Sakitos schlechte Laune kam geradewegs auf sie zugelaufen. Konnte es eigentlich dümmere Zufälle geben? Allerdings schien Ni~ya jedoch nicht ihn selbst anvisiert zu haben.

„Und? Erste Stunde erfolgreich überlebt?“, begrüßte Dai ihn sogleich, was Sakito mehr als verwunderte. Woher bitte kannte Dai diesen aufgeblasenen, arroganten, unglaublich selbstverliebten…

„Klar“, antwortete Ni~ya breit grinsend, „neben ihm hier sicher…!“

Sofort spürte Sakito die verwunderten Blicke all seiner Freunde auf sich. Natürlich musste Ni~ya noch einen oben drauf setzen und ihm auf geheimnisvolle Art und Weise zuzwinkern, sodass er nun endgültig nicht mehr wusste, was er von dem schwarzhaarigen überhaupt halten sollte.

„Warum sagst du mir nicht, dass du mit Ni~ya ihn da meinst?“, fragte Saga ihn von links, von rechts schaute Shou ihn überneugierig an und grinste verschwörerisch, weil er das Zwinkern offensichtlich mitbekommen hatte. Heute war definitiv ein beschissener Tag.

„Woher soll ich wissen, dass du jemanden kennst, der auch so heißt?!“, zischte er und versuchte angestrengt, den schwarzhaarigen neben sich zu ignorieren, der sich gerade angeregt mit Dai über die letzte Party am Wochenende unterhielt. Doch wie konnte er ignorieren, wie sie gerade darüber sprachen?

„Du warst das?!“, hakte Dai nach und klopfte Ni~ya anerkennend auf die Schulter. Eine Geste, die ihm so gar nicht in den Kram passte.

„Hatten uns alle schon gefragt, wieso Sakito nicht gleich mit seinem Blind Date da nach Hause gegangen ist. Und? Wieso hat’s nicht geklappt?“

„Dai? Könntest du aufhören…“

„Kein’ Bock auf ein One Night Stand gehabt, wieso?“, antwortete Ni~ya jedoch, bevor Sakito seinen Satz hatte beenden können und steckte sich ganz lässig eine Zigarette an.

Sakito sah, wie die anderen kaum merklich schmunzelten.

„Und das aus deinem Mund?“, lachte Kyo, „Es sprach der Macho vor dem Herrn. Amen und so…“

„Fick dich“, grummelte Ni~ya sofort zurück, präsentierte ihm stolz seinen Mittelfinger. Sakito verspürte allmählich leichte Übelkeit.

„Ich glaub ich hau ab“, ließ er leise verlauten, sodass er so gut wie sicher sein konnte, dass es nur Saga neben ihm gehört hatte. Dieser schaute ihn verwundert an, entschuldigte sich kurz bei den anderen und zog Sakito dann einfach ohne Vorwarnung am Arm mit sich hinter die Ecke der Sporthalle.

„Was geht mit dir?“, fragte er skeptisch.

Genervt seufzte Sakito, warf einen flüchtigen Blick um die Ecke, ob ihnen auch wirklich keiner von den anderen gefolgt war und lehnte sich schließlich an die Wand, rieb sich die Schläfen.

„Seit ich diesem Arsch begegnet bin, hab ich das Gefühl es hacken nur noch alle auf mir rum…! Als wenn er allen erzählt hätte, dass ich mich sogar an ihn rangeschmissen hätte wie ne Hure…“

„Hast du denn?“

Empört schaute Sakito seinen besten Freund an, lachte auf und sein Blick war voller Ironie.

„Klar“, antwortete er schnippisch, „ich hab ihn sofort gefragt ob er mich ficken will…!“

Eine Weile schwiegen sowohl Saga, als auch Sakito und letzterer nutzte den Augenblick, um nachzudenken. Warum passierten dauernd ihm solche dummen Zufälle, dass seine Freunde diejenigen kannten, mit denen er ins Bett ging? Nicht, dass es diesmal das gleiche wäre. Nein, diesmal kannten sie sogar diejenigen, bei denen Sakito voll auf die Schnauze gefallen war! Und das war wirklich mehr als peinlich. Und oben drauf musste Ni~ya natürlich auch noch einen setzen, indem er allein durch sein dummes Gesicht seine Freunde glauben ließ, dass zwischen ihnen irgendwas gelaufen war, was tatsächlich auf mehr als nur Sex hinauslaufen würde! Vielleicht auf sowas wie… eine Beziehung?

„Hast du mal gesehen, wie er mir zugezwinkert hat? Und wie er dauernd auf mir rumhackt? Von wegen ich würde mich benehmen wie eine Hure und in der Klasse hat er gesagt, er würde sich sicher pudelwohl fühlen! Und weißt du auch wieso? Weil er nämlich neben MIR sitzt!“

„Und weil er ganz offensichtlich Interesse an dir hat.“

Somit hatte Saga das ausgesprochen, was Sakito die ganze Zeit befürchtet hatte. Natürlich! Ni~ya hatte das schlecht gemacht, was er bisher fast gänzlich ohne Probleme jedes Wochenende durchgezogen hatte. Und was konnte so einer für einen anderen Grund haben, als den, den Saga soeben genannt hatte?

„So n Scheiß, man Saga, du musst echt mal aufpassen, was du dir am Wochenende in die Birne kippst, du weißt ja gar nicht mehr, was du da laberst…“

„Komm wieder runter und denk mal drüber nach, ob da nicht was dran sein könnte“, erwiderte Saga nüchtern und klopfte seinem besten Freund auf die Schultern, anscheinend völlig guten Gewissens und offensichtlich immer noch davon überzeugt, dass seine Vermutung richtig war. Doch was er nicht sah…

„Weinst du?“, fragte er plötzlich gerade heraus, sodass Sakito kurz erschrak, allerdings schnell genug reagierte und seine Tränen von den Wangen wischte in einer ganz unbedeutend zufälligen Geste.

„Nein“, gab er dennoch mit brüchiger Stimme zurück, „wie kommst du auf so n Scheiß?“

Saga jedoch ignorierte seine Versuche, sich zurückzuziehen und zog ihn an sich, legte seine dünnen und trotzdem starken Arme um ihn und streichelte über seinen Rücken.

Sakito wusste nichts zu erwidern. Warum umarmte Saga ihn auf einmal? Er weinte doch bloß, weil er mit der ganzen Situation überfordert war und nicht, weil irgendwer gestorben war! Außerdem war der Grund, den Saga eben genannt hatte, überhaupt kein Grund zu weinen. Also warum weinte er eigentlich…?

„Fuck“, murmelte er leise und legte ebenfalls die Arme um seinen besten Freund, drückte sich näher an ihn.

Es war doch alles zum Kotzen. Erst begegnete ihm so ein schräger Typ wie Ni~ya, erzählte ihm, dass sein ganzes verficktes Leben so richtig mies war und dass er sich benahm wie die hinterletzte Nutte und dann dachte er auch noch ernsthaft darüber nach, ob nicht doch etwas Wahres dran war! Und nicht zuletzt traf es ihn, dass ausgerechnet Ni~ya, der ihn nicht einmal kannte, so etwas von ihm behauptete. Denn Sakitos Freunde schienen ihn ja alle zu kennen, daher würde er auch ihnen seine besonders negative Meinung von Sakito schnell mitteilen und vielleicht würde es am Ende auch noch so weit kommen, dass andere diese Meinung mit ihm teilten…? Darüber wollte er gar nicht nachdenken. Reita würde sicherlich der erste sein, der Ni~ya's Ansicht teilen würde, immerhin hatte er schon einmal eine Nacht mit ihm verbracht, und die war auch nicht gerade jugendfrei geendet. Der nächste würde Dai sein, bei dem Sakito nicht nur einmal intim geworden war, denn der rothaarige war derjenige, der ihm in schlechten Zeiten mit einem ganz besonderen Wundermittel über die Bühne half…

Danach würde Kyo sich dem kleinen Kreis anschließen, denn der war sowieso der absolute Mitläufer und plädierte generell für alles Negative um ihn herum. Dann würden Shou und Hiroto folgen, die eigentlich immer eine recht objektive Meinung von allem gehabt hatten und schließlich würde sich auch Saga irgendwann auf ihre Seite ziehen lassen. Und wer blieb dann noch übrig, der sich mit der ekelhaften, alles anbaggernden und unglaublich billigen Hure abgeben wollte…?

Unweigerlich trieb es ihm noch mehr Tränen in die Augen und er unterdrückte nur mühsam ein Schluchzen. Als er nach links blickte, sah er, wie die anderen gerade zurück ins Gebäude liefen und er wich dem neugierigen Blick Ni~ya's aus, der gerade in ihre Richtung geschaut hatte. Nun war er auch noch dem Blick dieses megagroßen Arschlochs begegnet…

„Geht’s wieder?“, fragte Saga leise und sehr nah an seinem Ohr, was Sakito irgendwie beruhigte. Langsam löste er sich von ihm und nickte kurz, beinahe kaum merklich.

„Danke, man“, wisperte er, streichelte Saga über die Wange und gab ihm einen kleinen, freundschaftlichen Kuss auf die Lippen. „Muss wieder rein…“

Er sah noch, wie Saga nickte und seine Tasche schulterte, als er sich einfach umdrehte und den Blick auf den Boden gerichtet durch die nächstbeste Tür ins Schulgebäude verschwand. Wo Saga hinging, bekam er längst nicht mehr mit.
 

Er war tatsächlich einfach gegangen. Nach dieser einen Stunde neben dem schwarzhaarigen hatte er bereits genug gehabt, hatte ihm vor lauter Scham nicht mehr gegenübertreten können und war einfach in die Stadt verschwunden, hatte dort auf seinen Bus gewartet und war nun auf dem Weg zur Bushaltestelle.

Eigentlich wusste er selbst, dass es kindisch war, sich wegen so einer Lappalie so anzustellen. Aber dennoch hatten ihn die Worte Ni~ya's so sehr mitgenommen, dass er an nichts anderes mehr hatte denken können. Allein die Tatsache, dass Ni~ya all seine Freunde zu kennen schien, hatte dieses Gefühlschaos bei ihm ausgelöst… denn er würde seinen Freundschaften gefährlich werden, wenn er auf diese Tour weitermachte. Dabei waren sie alles, was er hatte.

„Hey…“

So unsanft, wie er aus seinen Gedanken gerissen wurde, stieß er sich auch den Ellbogen an der Wand der Bushaltestelle, wo er sich soeben auf die Bank gesetzt hatte. Im ersten Augenblick hatte er die Stimme nicht erkannt, doch als er in deren Richtung schaute, wünschte er sich, er hätte lieber doch noch eine Stunde gewartet.

„Du hast geschwänzt“, stellte Ni~ya fest, als er sich neben ihn setzte und wieder eine Zigarette herauskramte. Sakito verzog kurz das Gesicht, ehe er einfach wieder geradeaus schaute und mit den Schultern zuckte.

Doch Ni~ya schien sich nicht allzu schnell abwimmeln zu lassen.

„Wo hast’ dich denn rumgetrieben?“, fragte er, doch hoffte vergebens eine Antwort.

Warum tat er nun auf einmal so nett? Warum tat Ni~ya geradezu so, als wäre nie etwas gewesen? Als hätte er all diese widerlichen Dinge über ihn niemals gesagt? Nachdem er sich doch bestimmt schon bei seinen Freunden über Sakito ausgekotzt hatte…

„Bist sauer, stimmt’s?“

Humorlos lachte Sakito auf, stand dann einfach auf und ging ein paar Schritte, lehnte sich dann an die Wand der Bushaltestelle, weit genug weg von Ni~ya.

„Hör mal, ich hab kein’ Bock die ganze Zeit Selbstgespräche zu führen, bloß weil du zu zickig bist, mir zu antworten“, sagte Ni~ya schließlich nüchtern und stand ebenfalls auf, sodass Sakito eine abwehrende Haltung einnahm.

„Wer keine Ahnung von mir hat“, zischte Sakito wütend, „der hat gefälligst sein verdammtes Maul zu halten, kapiert?! Also verpiss dich einfach… und komm mir bloß nicht zu nahe, sonst vergesse ich mich!“

Ni~ya jedoch blieb nicht stehen, kam sogar noch einen Schritt näher und hob abwehrend die Hände.

„Ganz ruhig, man“, begann er vorsichtig und mit beschwichtigendem Unterton, „ich will dir doch überhaupt nichts. Warum bist du sauer?“

„Geht dich nen Scheißdreck an!“

„Für so ein Scheißverhalten würd ich mich auch nicht rechtfertigen wollen…“

„HALT DIE FRESSE, WICHSER!“

Ohne es zu merken, hatte Sakito sich näher an die Wand hinter ihm gepresst und die Hände zu Fäusten geballt, bereit nach Ni~ya auszuholen und zuzuschlagen. Kapierte der schwarzhaarige nicht, dass er sich langsam aber sicher in sein Grenzgebiet wagte?!

„Du bist sauer, weil ich dich als Hure abgestempelt hab, richtig? Und jetzt hast du Schiss, dass da was dran sein könnte.“

„Als wenn’s nur das wäre“, fauchte Sakito plötzlich ungewollt, „du machst mich noch bei allen schlecht, die mir lieb und teuer sind und checkst es nicht mal, du Arschloch! Was hast du überhaupt hier verloren?! Und was bildest du dir ein zu glauben, du könntest einfach so über mein Leben urteilen?!“

Tatsächlich schwieg Ni~ya einige Sekunden, schien wirklich darüber nachzudenken, was Sakito da soeben an den Kopf geworfen hatte. Dann jedoch seufzte er und schaute ihn an, kam noch einen Schritt näher, was Sakito langsam aber sicher die Wuttränen in die Augen trieb. Gott, was war er nur für ein Weichei…?

„Tut mir leid, wenn du das echt so aufgefasst hast, das war nicht meine Absicht“, sagte Ni~ya nun leise, „ich wollte dir nicht irgendwie zu nahe treten oder so…“

„Du könntest was dagegen tun, indem du n paar Schritte zurückgehst“, keifte Sakito, woraufhin Ni~ya erneut abwehrend die Hände hob und sie erst wieder herunternahm, als er drei Schritte zurückgegangen war. Nun entspannte er sich wieder einigermaßen.

„Warum bist n du deshalb so aggressiv? Ging dir das wirklich so nahe?“, wollte Ni~ya nun wissen. Sakito schnaubte.

„Ich bin dir trotz alldem keine Rechenschaft schuldig, klar? Jetzt verpiss dich endlich…“

„Muss leider in denselben Bus, wie du“, stellte der schwarzhaarige trocken fest und zog an seiner Zigarette, die er nach nur wenigen Zügen einfach beiseite warf. Dann rieb er sich flüchtig übers Gesicht.

„Wieso fragst du überhaupt danach?“, fragte Sakito nach einer Weile, in der sie beide geschwiegen hatten und ließ sich an der Wand der Bushaltestelle hinab auf den Boden sinken, starrte diesen scheinbar hochkonzentriert an.

Doch Ni~ya gab ihm lediglich ein Schulterzucken als Antwort, was Sakito natürlich nicht gesehen hatte, da er noch immer auf den Boden vor sich starrte. Mittlerweile hatte sich der schwarzhaarige wieder auf die Bank gesetzt und das einzige, was zu hören war, waren die vorbeifahrenden Autos und das leise Husten, was ab und an von Ni~ya kam.

„Bist du krank?“, fragte Sakito deshalb, einfach, weil er die Stille zwischen ihnen nicht länger ertragen konnte. Es störte ihn noch immer, dass Ni~ya ihm nicht geantwortet hatte, doch zwingen konnte er ihn schlecht. Er würde schon seine Gründe haben.

„N bisschen“, antwortete Ni~ya gelassen, „bin dummerweise zu spät gegangen, dann fuhr kein Bus mehr und ich musste laufen.“

„Wo wohnst du denn?“, platzte es plötzlich aus Sakito heraus, eigentlich ungewollt, sodass er kurz das Gesicht über seine eigene Dummheit verzog.

Ni~ya grinste kurz, hob eine Augenbraue und schaute Sakito von der Seite an.

„Wieso willst’ das wissen?“, stellte er die Gegenfrage, die Sakito die Augen verdrehen ließ.

„Na, es muss ja ne richtige Weltreise gewesen sein bis zu dir nach Hause, wenn du bei dem Wetter schon krank wirst…“

Denn eigentlich war es gar nicht so kalt, zumindest empfand Sakito das nicht so. Man konnte noch auf dem Boden sitzen, ohne, dass man eine Nierenbeckenentzündung davontrug. Lag aber vielleicht auch nur daran, dass er einen Mantel bis unter die Kniekehlen trug…

Als Ni~ya ihm seine Adresse nannte, flogen Sakitos Augenbrauen förmlich in die Höhe. Und begann dummerweise zu sprechen, bevor er nachdachte.

„Wenn du mit zu mir gekommen wärest, dann würdest du jetzt nicht husten, ich wohn nämlich zwei Blocks vor dir.“

„Na, wenn das so ist“, grinste Ni~ya plötzlich und da registrierte Sakito erst, was er da überhaupt gesagt hatte. Na super, jetzt hatte er diesen Idioten womöglich demnächst noch vor seiner Haustür stehen?

„Ist das eins von diesen Apartments?“, wollte Ni~ya wissen, doch Sakito hatte eigentlich überhaupt gar keine Lust, darauf zu antworten. Allerdings wäre es seltsam, jetzt nichts mehr verraten zu wollen, wo er eben doch schon grob verraten hatte, wo er aufzufinden war.

„Ja“, sagte er deshalb schlicht, „und weil ich eh weiß, dass du auch danach fragst, ich wohn in der dritten Etage und an meinem Türschild steht nur mein Vorname…“

Ni~ya lachte leise.

„Na ja, ich wollte das eigentlich nicht fragen, weil du mich dann wahrscheinlich für zu aufdringlich gehalten hättest, aber jetzt hast du’s mir ja einfacher gemacht!“

Warum passierte sowas eigentlich immer ihm?!

„Na dann…“

In dem Moment war Sakito dem Bus, der gerade an ihrer Haltestelle hielt, sehr dankbar für sein Timing. Er war ohnehin schon vier Minuten zu spät dran, aber das war beinahe schon Routine bei dieser Linie. Sakito stieg ein und lief zu seinem Stammplatz, auf den er sich diesmal setzte. Ni~ya setzte sich allerdings nicht in seine Nähe, sondern in den Vierer ganz hinten und warf ihm einen auffordernden Blick zu.

Sollte er jetzt gemein sein und ihn einfach allein dort sitzen lassen? Oder sollte er tatsächlich aufstehen und zu ihm hingehen? Sich ihm gegenüber setzen? So tun, als sei diese Wut auf Ni~ya in ihm einfach verflogen und ihm nicht zeigen, dass der schwarzhaarige es sich gerade viel zu einfach mit ihm machte?

Da ließ er sich zwar einiges entgehen, aber das eine schloss das andere sicherlich nicht aus. Also stand er auf, setzte sich Ni~ya gegenüber grinsend in den Vierer und schlug elegant die Beine übereinander, schaute den anderen jedoch zuerst nich an. Dann endlich überwand er sich, es doch zu tun, als Ni~ya gerade zum Sprechen ansetzte.

„Hast du nächstes Wochenende schon was vor?“
 

©

To know you're more to me

Le chemin inconnu
 


 

--- Vorwort ---
 

Hallo ><

also, erstmal vorweg: ich hab Rückenschmerzen, weil ich seit vorgestern nichts anderes gemacht hab, als vorm PC sitzen und dieses Kapitel zu schreiben Xx

Deshalb bitte ich auch, die Morddrohungen, Heiratsanträge oder was auch immer nicht ganz so knallhart ausfallen zu lassen, denn ich hab mir wirklich Mühe gegeben ;___;

Also genießt es =D *es extra lang gemacht hab* <3

Viel Spaß beim lesen und lasst den ein oder anderen Kommi da ;)
 

LG,
 

Shio <3
 


 

☆To know you’re more to me☆
 


 

Mit einem lauten Scheppern ging die Bierflasche zu Bruch, als Sakito das Gleichgewicht verlor und die eine Flasche, die er unter seinen Arm geklemmt hatte, hinunterfiel. Zum Glück war sie leer gewesen. Er setzte die anderen beiden in der Küche auf der Arbeitsfläche ab, um zwei neue wieder mitzunehmen und sich zurück auf sein Sofa zu setzen.

„Ja… schon verstanden… Ja, Mama! Tut mir auch Leid…! Ja… ich… ja, bis dann…“

Und er legte auf. Saga saß ihm – wie vor einer halben Stunde, als seine Mutter angerufen hatte – noch immer gegenüber, trank mittlerweile seine vierte Flasche Bier und atmete erleichtert auf, als Sakito endlich den Hörer aus der Hand legte und ihn völlig fertig mit den Nerven anschaute.

„Als hätt ich nich’ schon genug Stress am Arsch“, brummte er verstimmt und griff nun seinerseits nach der Flasche, die er während des ganzen Gesprächs nicht hatte anrühren können, weil seine Mutter ihn einfach nicht gelassen hatte. „Ich schwör, ich darf nie wieder zu spät kommen, sonst schmeißt die mich echt hier raus…!“

„Mach dir keinen Kopf“, sagte Saga nüchtern, und das trotz der geleerten Flaschen, die vor ihm standen, „die hat bisher immer so n Aufstand gemacht und dich im Endeffekt doch hier gelassen. Die will sich mit dir doch nich’ noch mehr Stress ins Haus holen…“

„Danke, das weiß ich selber“, knurrte Sakito angriffslustig und leerte seine Flasche. „So, und jetzt zurück zu dem Thema vor Muttis Anruf…“

„Ich weiß es schon gar nich’ mehr…“

Gespielt genervt verdrehte Sakito die Augen, warf eins seiner Kissen nach Saga und streckte ihm seinen Mittelfinger entgegen.

„Also? Was soll ich jetzt machen?“

Saga überlegte lange. Zumindest sah das so aus, wie er da saß und konzentriert auf seine Finger starrte, die die Flasche unkoordiniert in alle möglichen Richtungen drehte, jetzt, wo sie leer war und nichts mehr heraustropfen konnte. Nach fast einer ganzen Minute antwortete er erst:

„Geh hin.“

„Bist du dumm?“, fragte Sakito aufgebracht, „Ich versuch’ hier schließlich, diesem Arsch eins auszuwischen! Mit euch müsste ich das eigentlich auch tun, weil ihr mir verschwiegen habt, dass ihr Ni~ya kennt und ich davon nichts wusste…!“

„Was kann ich denn dafür, dass keiner von uns ne Ahnung hatte, dass er doch zur Party kommt? Dai meinte, er könne doch nicht!“, gab Saga nun etwas lauter zurück.

„Du bist mir sowieso noch Antworten schuldig! Woher kennt ihr euch überhaupt?“

Saga seufzte und stellte die leere Flasche auf den Tisch. Dann steckte er sich eine Zigarette an und rauchte einen Augenblick in aller Seelenruhe, ehe er zu erklären begann.

„Wir kennen ihn alle von Dai. Weißt du noch das Wochenende an Kyos Geburtstag, wo du nicht mitkonntest wegen deiner damaligen Affäre?“

„Oh bitte“, seufzte Sakito theatralisch, „erinnere mich nicht daran…!“

„Ruhe“, knurrte Saga, „und lass mich auch ausreden. Jedenfalls waren wir dort und Dai hatte halt Ni~ya mitgebracht, den er zuvor in nem Club etwas außerhalb kennen gelernt und sich danach öfter mit ihm getroffen hat. Er meinte, dass Ni~ya hier hin ziehen würde, aber erst Ende des Monats. Wir dachten eigentlich alle, dass er auch erst dann herzieht, aber irgendwie wurde es dann doch früher und dann war er eben auf dieser Party mit ein paar anderen von damals in der Bar, die wohl auch hier aus der Nähe kommen. Aber am Wochenende sind wir uns irgendwie voll nicht begegnet, deshalb hatte ich auch keine Ahnung, dass er jetzt schon hier ist. Hab’s halt auch erst heute morgen erfahren, als du noch nicht in der Schule warst und Dai uns verkündet hat, dass Ni~ya heute schon kommt.“

Die ganze Zeit hatte Sakito gespannt zugehört und brav genickt, wenn er etwas verstanden hatte. Doch nun schaute er Saga an, hatte diesen typischen Sakito-Blick, mit der einen hochgezogenen Augenbraue und der anderen gekrümmten.

„Und da hast du so lange gebraucht, um zu checken, dass ich mit Ni~ya diesen Ni~ya meine?“

„Ich hab doch gesagt“, begann Saga noch einigermaßen gefasst, „dass ich bis heute morgen keine Ahnung davon hatte, dass er schon längst da ist! Wie soll ich das denn wissen? Es gibt ja bestimmt nicht nur einen hier in der Gegend, der so nen bescheuerten Namen hat!“

Trocken lachte Sakito auf und öffnete die nächste Flasche Bier, setzte an und trank einen Schluck. Den Tropfen, der dabei an seinem Kinn hinab lief und in dem tiefen Ausschnitt seines Bademantels landete, ignorierte er.

„Da ist ihm die Überraschung ja wunderbar gelungen“, murmelte er leise, legte den Kopf leicht schief und schaute Saga an. „Was guckst n so?“

„Nichts“, antwortete dieser seltsam schnell, und nach einer Weile setzte er seinen Satz fort, „ich hab nur grad dran gedacht, dass du erst sechzehn bist und schon fast so viel säufst wie ich mit meinen neunzehn Jahren…“

„Passiert“, gab Sakito amüsiert zurück, doch dann wurde sein Blick wieder ernster. Kurz schaute er zum Fernseher, wo sich gerade einige Kerle eine heftige Schießerei leisteten und bedachte die Flimmerkiste mit einem äußerst gelangweilten Blick, dann schaltete er um auf einen Musiksender.

„Und gehst’ jetzt hin?“, wollte Saga irgendwann wissen.

„Ich weiß ja nicht mal wirklich, wohin überhaupt“, antwortete Sakito mit leicht sarkastischem Unterton, „er hat nur gesagt er würde mich abholen, weil er ja jetzt weiß, wo ich wohne…“

„Das hast du ihm gesagt?“

Und da fiel Sakito auch wieder ein, was er Saga eigentlich die ganze Zeit hatte erzählen wollen und was ihm nach dem Gespräch mit seiner Mutter leider entfallen war. Wie von der Nadel gestochen setzte er sich auf und schaute Saga todernst an.

„Ich teste ihn aus“, begann er und Sagas Augen wurden jetzt schon tellergroß – das musste an Sakitos plötzlicher Kampfhaltung liegen, „und lass mich einfach von ihm abholen und dann seh ich ja, was er mit mir vorhat. Pass auf: Wir gehen einfach mal davon aus, dass du Recht hattest mit der Theorie, dass er was von mir will. Und dass jeder weiß, dass ich mit sowas nicht umgehen kann, muss er ja nicht gleich wissen und deshalb werd ich ihm was vorspielen. Und indem ich hingehe, bei allem mitspiele, was er tut und ihn so richtig schön zappeln lasse, lass ich ihn denken, dass er bei mir punktet und an mich rankommen könnte. Und dann lass ich ihn irgendwann einfach stehen und verbreite fiese Gerüchte über ihn, von wegen er sei einer dieser Verrückten, die sich einbilden, was mit mir anfangen zu können, das über ne kleine Liebschaft hinausgeht und so hab ich mich elegant wieder vom Glatteis ans Land katapultiert, denn so fällt weder auf, dass dieser Typ mir langsam aber sicher Angst macht mit seinen seltsamen Annäherungsversuchen, noch wird er meinen Freunden jemals wieder schlechte Sachen über mich erzählen, die er sich einbildet über mich zu wissen, weil die nämlich meinen Gerüchten alle glauben und ihn scheiße finden werden. Was hältst du davon?“

Was Sakito in seinem Redefluss nicht gesehen hatte, war, dass Sagas Unterkiefer mit jedem Wort immer weiter gen Boden abgesunken war, und er ihn letztendlich einfach nur noch verständnislos anstarrte. Nach einigen Sekunden erhob er mit unsicherer Stimme das Wort.

„Geh jetzt meinetwegen davon aus, dass ich alles verstanden habe“, begann er und blinzelte ein paar Mal, „aber was auch immer du da gerade gelabert hast… ich find es eine Scheißidee.“

„Warum?“, wollte Sakito sofort wissen.

„Wenn man mal davon absieht, dass der letzte Satz einfach zu lang für meinen Verstand war und das allein schon Grund genug ist, diese Idee ganz schnell wieder zu vergessen, finde ich, dass du Ni~ya einfach mal ne Chance geben solltest… vielleicht will er ja auch gar nichts von dir.“

Sakito schwieg. Und was, wenn doch? Dann machte er diesem Idioten womöglich noch Hoffnungen. Also zog er den Schluss, dass es eine dumme Idee war. Was also tun?

„Aber“, begann er, „warum hast du beim letzten Mal gemeint, dass er Interesse an mir hat und stellst es jetzt in Frage? Hast du mit ihm gesprochen?“

Saga schaute ihn erst verwundert an, dann aber schüttelte er den Kopf und seufzte schwer. Was hatte er nur auf einmal? Saga war doch sonst nicht der Typ, der einfach wegen irgendwas Trübsal blies? Und das schon gar nicht vor Sakito.

„Nein, hab ich nicht.“

„Was dann?“
 

„Er ist eifersüchtig“, sagte Reita schlicht, „weil er genau weiß, dass du dich längst dafür entschieden hast, Ni~ya am Wochenende zu sehen.“

„Woher willst du wissen, dass ich mich dafür entscheide?“, fragte Sakito skeptisch und warf einen flüchtigen Blick zu Ni~ya herüber, der bei Dai und Kyo auf den Bänken am Busbahnhof saß. Sie selbst saßen auf den Fahrradständern an der Sporthalle, dort, wo sie immer saßen. Saga hatte sich krank melden lassen und war daheim geblieben. Und das, obwohl Sakito noch am Abend zuvor bei ihm gewesen war und über all das mit ihm geredet hatte.

Saga hatte ihm nicht verraten, warum er nur noch in Widersprüchen sprach. Einfach gelächelt und ihm versichert, dass alles in Ordnung war. Noch nie hatte sich Sakito so belogen gefühlt von seinem besten Freund. Und nun wollte Reita ihm erzählen, dass all das nur an so etwas wie Eifersucht lag? Eifersucht auf jemanden, mit dem Sakito so gut wie gar nichts zu tun hatte?

„Frag ihn einfach nicht danach“, erklärte Reita ihm, „er wird schon Gründe haben, wieso er sein Maul nicht aufkriegt.“

Sakito nickte, dachte einen Augenblick nach. Saga hatte ihm noch nie etwas verschwiegen, und er hatte sich auch noch nie so auffällig… eifersüchtig verhalten. Und ja, er war eifersüchtig, denn wenn Reita es schon bemerkt hatte, musste etwas dran sein, da der blonde doch meist derjenige war, der sich aus allem heraushielt, was ihm selbst Schaden bringen könnte. Doch seltsamerweise beschlich Sakito das ungute Gefühl, dass Reita mehr wusste, als er selbst.

Just in diesem Moment spürte Sakito den Blick eines ganz bestimmten Menschen auf sich, was ihn dazu trieb, selbst den Blick zu heben und er traf den von Ni~ya beinahe automatisch. Ohne, dass er es wirklich bemerkte, schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen, als er das typische Pokerface des schwarzhaarigen musterte und das kleine, markante Grinsen auf dessen Mundwinkeln, das er in den letzten Tagen irgendwie so etwas ähnliches wie lieb gewonnen hatte. Vielleicht sogar mehr als lieb…?

„Du magst ihn“, stellte Reita fest, sodass es Sakito beinahe völlig aus der Bahn warf. Sowas hatte Reita noch nie zu ihm gesagt! Dieser Punk wusste doch Sakitos Meinung nach gar nicht, was das überhaupt bedeutete… oder?

„Woher willst du das wissen?“, hinterfragte er diese dreiste Feststellung sogleich.

„Wenn du dich da sitzen sehen könntest, wüsstest du, wovon ich rede. Ich hau jetzt ab. Ihr zwei wollt bestimmt n bisschen allein sein…“

Dieses Zwinkern machte Sakito beinahe Angst. Er warf Reita einen verärgerten Blick hinterher, und kaum war der blonde um die Ecke verschwunden, sah er aus den Augenwinkeln, wie Ni~ya auf ihn zukam. In diesem Augenblick hätte er sein Herz, das wild und unkontrolliert gegen seine Brust hämmerte, am liebsten herausgerissen und so richtig zur Sau gemacht.

„Hey“, begrüßte Ni~ya ihn, als Sakito noch immer angestrengt in die andere Richtung schaute und merklich nervöser war, als zuvor. Das blieb auch Ni~ya nicht verborgen, der sich langsam neben Sakito auf einem der Fahrradständer niederließ und ihn ansah. „Alles okay?“

Jetzt erst sah Sakito seinem Gegenüber in die Augen und lächelte etwas unbeholfen.

„Klar“, antwortete er, „war nur in Gedanken, sorry…“

„Worüber zerbrichst n dir den hübschen Kopf?“, wollte Ni~ya wissen. Und er sah aus, als würde er seine Frage todernst meinen. Dass er auch noch ein Stück näher rückte, fiel Sakito erst gar nicht auf, doch als Ni~ya wie zufällig sein Bein mit dem eigenen streifte, schluckte er.

„Ach, nur über das Gespräch mit Reita. Saga ist komisch in letzter Zeit…“, antwortete er unsicher. Warum erzählte er Ni~ya das eigentlich alles? War er ihm denn Rechenschaft schuldig?

„Hast du dich wegen Samstag entschieden?“

„Na“, machte Sakito überrascht, „das ist ja n schneller Themenwechsel.“

„Siehst halt nicht danach aus, als würdest du drüber sprechen wollen, weißt?“

Ni~ya haute ihn doch immer wieder aus der Bahn. Beeindruckt schaute er ihn an und blinzelte, begann dann jedoch leicht zu lachen und senkte den Kopf.

„Was hast n vor Samstag? Kommt drauf an, was du machen willst.“

Plötzlich grinste Ni~ya breit, was Sakito einen leichten Schauer über den Rücken jagte. Was hatte der schwarzhaarige denn nun wieder vor? Und warum zum Teufel durchschaute er Sakitos Gedanken, aber Sakito seine nicht? Ni~ya steckte voller Geheimnisse… und langsam aber sicher entwickelte Sakito den Ehrgeiz, diesen auf den Grund zu gehen.

„Wie wär’s, wenn du was aussuchst, wo man hingehen könnte? Bin immerhin erst hergezogen und hab leider keine Ahnung“, erklärte Ni~ya, doch man hörte aus seiner Stimme heraus, dass eine andere Absicht hinter seinen Worten steckte. Sakito ahnte, dass Ni~ya ihn testen wollte. Gut, dachte er, dann würde er sich gleich etwas Besonderes für ihn aussuchen.

„Fein“, antwortete er deshalb und stand auf, „holst du mich um neun ab? Wo ich wohne, weißt du ja jetzt.“

Somit streckte er seine Hand aus, streichelte Ni~ya schließlich so zärtlich über die Wange, dass er von sich selbst überrascht war und machte sich zurück auf den Weg ins Schulgebäude. Wie gut, dass er die nächsten beiden Kurse nicht mit Ni~ya zusammen besuchte, denn danach würde er sowieso heimfahren, da sein Angleichungskurs wie so oft ausfiel. Ob Ni~ya im selben Bus sitzen würde?
 

Saga war nicht begeistert gewesen, als Sakito ihm seine Entscheidung mitgeteilt hatte. Auch nicht, als er erfahren hatte, dass Sakito sich ihrer beider Stammclub ausgesucht hatte, um mit Ni~ya auszugehen. Warum Saga noch immer solch ein Drama daraus machte, blieb Sakito jedoch ein Rätsel und so hatte er es die letzten drei Tage einfach hingenommen, dass er zickig und abweisend gewesen war. Sollte er eben beleidigt sein, Sakito wusste es sowieso besser und dass es Eifersucht war, die aus Saga sprach, war ihm längst bewusst. Dass Saga seinen Platz in Sakitos Leben als sein bester Freund niemals an jemanden wie Ni~ya verlieren würde, schien der blonde nicht einsehen zu wollen, egal, wie oft Sakito es ihm zu erklären versucht hatte.

Es war Samstagabend und er hatte nicht einmal mehr eine Viertelstunde Zeit, um sich fertig zu stylen. Natürlich hatte er die Nacht nicht schlafen können und deshalb einen Mittagsschlaf gemacht, war jedoch erst gegen halb acht aufgewacht und jeder wusste, dass er verdammt lang brauchte, um zu entscheiden, was er anziehen würde. Entschieden hatte er sich schließlich für ein bauchfreies, aufwendig mit Rüschen und Broschen verziertes, schwarzes Oberteil, sodass sein Bauchnabelpiercing gut zu sehen war. Darüber trug er eine ebenfalls schwarze Jacke mit Ärmeln aus Spitzenstoff. Das weiße Halstuch mit grauschwarzem Muster darauf bildete den einzigen Kontrast dazu. Er hatte eine schwarze Hose gewählt, an deren Hosenbeinen sich ein Muster schwarz glänzend nach oben schlang und an dem breiten Gürtel war ein passendes, ausgefranstes Tuch befestigt. Auch geschminkt war er schon, nur seine Haare bereiteten ihm einige Umstände, denn seit beinahe einer halben Stunde glättete er und sprühte die letzten Reste seines Haarsprays sinnlos in die Atmosphäre, weil einfach nichts sitzen wollte.

„Verflucht“, raunte er einigen Ponysträhnen entgegen, die noch immer nicht richtig glatt waren und griff erneut zum Glätteisen, bis er es schließlich aufgab und es einfach dabei beließ. Als so schrecklich befand er sein Spiegelbild nun doch wieder nicht.

Kurz vor neun waren es nun und er beschloss, Ni~ya vorm Haus einfach ein bisschen warten zu lassen, immerhin war er derjenige, der ihn um ein Date gebeten hatte. Also durfte Sakito sich wohl die eine oder andere Minute gönnen, um in Ruhe sein Bier auszutrinken und eine letzte Zigarette zu rauchen. Währenddessen lief der Fernseher schon seit er seinen Mittagsschlaf begonnen hatte ununterbrochen und er ertrug die nervige Nachrichtensprecherin heute schon zum zweiten Mal, aber der Wetterbericht war leider eine Notwendigkeit, schließlich wollte er sich nicht lächerlich machen vor Ni~ya, indem er während ihres Dates einem Hustenanfall erlag. Doch das Wetter schien gnädig mit ihm, er würde sich bloß einen Mantel anziehen müssen und vielleicht einen Schal. Wenn es zu kalt wurde, hatte er immer noch Ni~ya, der ihm als sein Date sicherlich seine Jacke leihen würde.

Gerade, als er seine Zigarette ausdrückte und die Bierflasche austrank, hörte er seine Türklingel. Er stutzte. Hatte er nicht gesagt, er würde vorm Gebäude warten? Er hatte es eigentlich weniger gern, dass außer seiner Freunde irgendwer seine Wohnung betrat, und das auch noch abends.

Doch andererseits kannte er Ni~ya und er war seine Verabredung, da sollte ihm es doch gerade recht kommen, dass er ihn gleich an der Haustür abholte.

Also lief er zur Tür, schaute zuerst durch das kleine Bullauge und erkannte den schwarzhaarigen, ehe er die Tür öffnete und sich lässig in den Türrahmen lehnte.

Einen Augenblick lang musterte Sakito sein Gegenüber und verkniff sich ein anerkennendes Kopfnicken. Bisher hatte sich Ni~ya immer recht unauffällig gekleidet, zumindest so, dass Sakito es noch so einstufte. Doch diesmal schien Ni~ya sich Mühe gegeben zu haben mit seinem Aussehen. Er hatte einen schwarzen Hut auf mit einem schmalen silbernen Kettchen darum und darunter schimmerten seine schwarzen Haare mit einigen hellen Extentions hervor. Ein Auge war durch den Pony wie immer verdeckt, doch das andere ließ darauf schließen, dass sein Gegenstück ebenfalls schwarz geschminkt war. Dazu trug er ein hell gemustertes Hemd mit einem engen, geöffneten schwarzen Blazer darüber, den man allerdings nur auf den zweiten Blick unter dem langen Mantel erkennen konnte. Die schwarze Krawatte mit dem silbernen Emblem am unteren Ende war nur locker um den Hals gebunden. Um seine Hüften hatte er zwei lockere Gürtel mit kurzen Nieten und einer Kette gehängt, die über die schwarze Anzughose fielen. An Accessoires fehlte es ihm ebenfalls nicht, denn an fast jedem Finger glänzte ein Silberring.

„Spionierst du mir nach oder wie kommst du plötzlich bis vor meine Haustür?“, fragte Sakito scherzend, grinste diabolisch und beobachtete, wie Ni~ya ebenfalls zu grinsen begann und schließlich hinter seinem Rücken eine rote Rose hervorzog, die mit einigem Grünzeugs verziert war.

Überrumpelt starrte Sakito die Blume an, bis sein Blick zurück zu Ni~ya wanderte.

„Wollte nur nicht, dass die hier vergammeln muss“, erwiderte er mit fester Stimme und überreichte Sakito die Blume, der sie mit großen Augen an sich nahm und trocken schluckte.

Sowas hatte noch nie jemand für ihn getan! Wie sollte er darauf reagieren? Er hatte nichts für Ni~ya, geschweige denn hatte er vor ihn heute Abend einzuladen oder ihm eine andere Freude zu machen.

„Ich weiß zwar nicht, wo’s hingeht, aber ich lad dich ein“, warf Ni~ya zu all seinem Unmut nun auch noch ein und er hatte das starke Bedürfnis, auf der Stelle in einem schwarzen Loch versinken zu wollen. Wie peinlich!

„Äh… ich… danke“, stammelte er und spürte zum ersten Mal in seinem Leben so etwas wie Verlegenheit. Das war ihm wirklich noch nie zuvor passiert. Nie hatte ihn jemand so aus dem Konzept gebracht, wie Ni~ya, vor allem, weil er solch eine Situation nicht kannte und demnach nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. Was, wenn er falsch darauf reagierte…?

„Ich stell das kurz in ne Vase“, erklärte er kurz, „willst du solang warten?“

„Wenn ich reinkommen darf?“

Sakito nickte nur kurz, wollte bloß nichts Falsches sagen. Warum zum Teufel nur verhielt er sich gerade wie ein kleiner, unerfahrener Jugendliche beim ersten Date? Er war zwar erst sechzehn, aber er hatte weiß Gott schon mehr Erfahrung, als manch anderer aus seinem Freundeskreis… oder?

„Hübsche Wohnung“, hörte er Ni~ya im Wohnzimmer sagen, „räumst du jeden Tag auf?“

„Ja“, rief er zurück, „ich hasse Unordnung.“

„Dann darfst du nie zu mir heim kommen, mein Zimmer sieht immer aus wie n Schlachtfeld…“

Er lachte leise, als er die Blume in eine schmale Vase stellte und mit ins Wohnzimmer brachte. Nun hatte er ihn doch in seine Wohnung gelassen…

„Ich hab aber nichts für dich“, sprach er nun doch das aus, was ihm die ganze Zeit schon auf der Zunge gelegen und wie Salz unangenehm gebrannt hatte.

„Macht doch nichts“, grinste Ni~ya stattdessen, „ich hab dich um n Treffen gebeten, nicht andersrum.“

„Wenn du… also, du kannst dich auch setzen, wenn du nicht sofort los willst.“

„Warum bist du denn so nervös?“

Gute Frage! Die Frage aller Fragen! Und ausgerechnet Ni~ya musste sie auch noch aussprechen! Sakito war noch nie nervös gewesen… vielleicht, weil er nie mit jemandem gemeinsam ausgegangen, sondern immer nur mit jemandem gemeinsam wieder heimgegangen war?

„Bin ich nicht“, antwortete Sakito schnell, wusste jedoch, dass Ni~ya ihn längst durchschaut hatte. Es hatte also keinen Sinn, zu lügen. Ni~ya machte ihm von Tag zu Tag mehr Angst…

Der schwarzhaarige stand auf, streckte seine Hand nach Sakito aus, welcher instinktiv leicht zurückzuckte, doch er hielt still, als Ni~ya's Hand flüchtig über seine Wange streichelte. Er hielt vollkommen still, als der schwarzhaarige sich ein Stück vorlehnte und ihn beinahe zärtlich anschaute.

„Gehen wir?“

Abwesend nickte Sakito, wandte schließlich peinlich berührt den Blick ab und räusperte sich. Gott, sein Herz fühlte sich an, als würde es jeden Moment einen Satz machen und ihm im hohen Bogen zum Munde heraus hüpfen. Aber das schlimmste waren seine Hände, denn die wurden nur schwitzig, wenn er wirklich mehr als nervös war. Es war eindeutig…

Ni~ya hatte tatsächlich Interesse an ihm.

Der schwarzhaarige wartete, bis Sakito an ihm vorbei in den Flur gegangen war, um sich Schal und Jacke anzuziehen und seinen Schlüssel einzustecken. Dann ließ er sich von Ni~ya die Tür öffnen und ging hinaus auf den Flur.

„Sag mal“, begann er zögerlich, „machst du sowas eigentlich öfter?“

Ni~ya hinter ihm war nun endlich neben ihn getreten und schaute ihn fragend an.

„Was?“

„Na“, sagte Sakito nun etwas sicherer, als er die Treppen herunter lief, „mit jemandem ausgehen… und so…“

„Na ja, nicht zum ersten mal“, gestand Ni~ya ihm, als sie die nächste Treppe herab liefen. Einen Augenblick schwieg Sakito, bis sie das Gebäude verlassen hatten.

„Warum fragst du?“, wollte Ni~ya schließlich wissen, als sie draußen angelangt waren und richtung Bushaltestelle liefen. Sakito schaute ihn unsicher von der Seite an.

„Nur so…?“

„Ist das dein erstes Date?“, sprach Ni~ya die befürchtete Frage aus und es machte Sakito beinahe wahnsinnig, dass dieser Kerl alles zu durchschauen schien.

„Muss ich dir nicht beantworten, richtig?“, stellte Sakito die Gegenfrage.

„Richtig.“

Schweigend liefen sie beide nebeneinander weiter, bis sie die Bushaltestelle erreicht hatten. Die ganze Zeit über hatten sie kein Wort miteinander gesprochen und doch war es keine unangenehme Stille. Er hatte es immer verabscheut, wenn zwischen ihm und seinen Sexpartnern Schweigen geherrscht hatte, doch mit Ni~ya war sowieso einiges anders. Sie setzten sich nebeneinander an die Haltestelle und Sakito seufzte leise.

Amüsiert schaute Ni~ya ihn an.

„Und wo gehen wir jetzt hin?“, fragte er.

Sakito grinste und schaute den schwarzhaarigen von der Seite an, kramte währenddessen in seiner Jackentasche nach seiner Fahrkarte.

„Zeig ich dir“, antwortete er gelassen, „lass dich überraschen.“

Anscheinend war Ni~ya mit dem Bus noch nie so weit gefahren, und das auch noch in die andere Richtung, denn immer wieder schaute er sich aufmerksam in der Gegend um und betrachtete das ein oder andere Gebäude neugierig.

„Noch nie hier gewesen?“, fragte Sakito, der sich aufgrund der Kälte unbewusst näher zu dem schwarzhaarigen neben ihm gerückt war. Es war das erste Mal, dass sie überhaupt nebeneinander saßen, jedoch nur, weil abends zu dieser Zeit viele Leute unterwegs waren, die entweder feiern gingen oder von der Arbeit kamen.

„Nein“, antwortete Ni~ya, den Blick wieder Sakito zuwendend, „bisher immer nur in der anderen Richtung.“

„Dann kennst du die besten Clubs der Gegend noch nicht“, stellte Sakito trocken fest. Und das musste schleunigst geändert werden. An der nächsten Station, wo sie aussteigen mussten, griff Sakito nach Ni~ya's Arm und zog ihn mit sich zur Tür, verabschiedete sich beiläufig bei einem ihm bekannten Gesicht, dem er im Bus begegnet war und trat mit seiner Begleitung hinaus in die Kälte. Dass er Ni~ya's Arm noch immer nicht losgelassen hatte, war Absicht, denn hier kannte man ihn und hier wurde er so gut wie immer angesprochen. Das wollte er heute lieber vermeiden, denn vor Ni~ya konnte er auf die ein oder andere schlechte Anmache durchaus verzichten…

Ni~ya schien das allerdings nicht zu stören, denn er hatte nach wie vor sein cooles Grinsen nicht verloren, mit dem er über die mit Leuten überströmten Straße stolzierte und den ein oder anderen interessierten Blick erntete, was Sakito natürlich nicht entging. Und etwas Stolz, dass er solch einen Blickfang an seiner Seite hatte, spürte er schon in sich aufkommen.

„Coole Gegend“, hörte er Ni~ya sagen, was Sakito dazu veranlasste, ihn anzuschauen. Und er musste feststellen, dass Ni~ya auch im Profil verdammt gut aussah…

„Was starrst n so?“

Diese Frage war seltsamerweise erst verspätet zu ihm durchgedrungen, sodass er beschämt wieder nach vorn schaute und leicht die Lippen spitzte. Ni~ya grinste, sah ihn jedoch nicht an. Sakito zuckte mit den Schultern und zeigte schließlich auf ein Gebäude gleich vor Kopf am Ende der Straße.

„Da vorn“, deutete er Ni~ya und dieser folgte seinem Blick, „Sagas und mein Stammclub.“

„Sieht irgendwie ab achtzehn aus“, schmunzelte Ni~ya und schielte ihn belustigt von der Seite an.

Sakito rümpfte die Nase.

„Ich kenn den Besitzer und die Türsteher ziemlich gut“, konterte er, „und außerdem hab ich ne Begleitperson, die achtzehn ist…“

„Glück für dich“, lachte Ni~ya.

Plötzlich schlang der schwarzhaarige seinen Arm um Sakitos Hüfte, zog ihn dann mit einem Ruck in seine Richtung, sodass er sich an Ni~ya's Schulter abfangen musste, um nicht hinzufallen und fand sich somit halb in den Armen des größeren wieder. Verwirrt blinzelte er ein paar Mal, hatte auf einmal die wildesten Gedanken. War das eine schlechte Anmache? War das der Versuch Ni~ya's, ihn sich ein wenig näher zu bringen? Noch bis vor ein paar Sekunden hatte er eigentlich gedacht, dass der schwarzhaarige Stil hatte, doch…

Schließlich erblickte er den Grund, weshalb Ni~ya ihren Körperkontakt von der einen auf die andere Sekunde mehr als intensiviert hatte. Sakito hatte die Schlägerei, die ein paar Meter vor ihnen im Gedrängel der Menschenmasse stattgefunden hatte, völlig übersehen in seiner Vorfreude auf den Abend mit Ni~ya in seinem Stammclub, und somit auch den völlig betrunkenen Kerl, der ihm praktisch von seinem Angreifer vor die Füße geschubst worden war. Ni~ya hatte ihn freundlicherweise im letzten Moment weggezogen, um Sakito eine Freikarte für diese Schlägerei zu ersparen…

„Danke“, murmelte er auf diesen Schreck hin nur leise, ließ sich einige Meter weiter auf die andere Straßenseite ziehen, um dem Gerangel zu entgehen und traute sich nun vorerst wirklich nicht mehr, den anderen anzusehen. Sein Herz raste und er war sich sicher, dass er einiges an Farbe im Gesicht gewonnen hatte dank Ni~ya's Aktion, die eigentlich nur lieb gemeint gewesen war. Warum nur war er auf einmal so verdammt schüchtern?!

„Kein Ding“, meinte Ni~ya lässig, schaute noch immer rüber zu der Schlägerei und zog eine Augenbraue hoch. „Das sind Kyos Schlägerfreunde.“

„Du kennst die?“, hakte Sakito überrascht nach, merkte dabei kaum, dass er noch immer an Ni~ya's Schulter hängte und keine Anstalten machte, loszulassen. Zumindest noch nicht.

„Flüchtig“, antwortete Ni~ya, „hab ne Zeit mit denen abgehangen, weil sie aus meiner früheren Wohngegend kommen…“

Interessant. Da hatte Ni~ya ja gleich die falschen Leute kennen gelernt, die ihn bis hierher verfolgt hatten. Wie gut, dass Sakito kaum außerhalb der Stadt in irgendwelche Clubs ging, denn da geriet man schnell an die falschen Leute.

Ein paar Minuten später – Sakito hatte Ni~ya's Schulter irgendwann losgelassen – waren sie am Club angelangt und Ni~ya zahlte den Eintritt für sie beide, woraufhin sie eingelassen wurden und ihre Jacken aufhängten. Erst jetzt konnte Sakito Ni~ya's Outfit im Ganzen betrachten und er hatte sich ganz bestimmt nicht zuviel davon versprochen.

Auch Ni~ya musterte ihn interessiert, wie er bemerken konnte, als er ein Stück vor ihm lief und nach dem Handgelenk des größeren gegriffen hatte, um ihn nicht zu verlieren. Auf dem Weg zur Bar begrüßte Sakito einige Leute, unter anderem den Türsteher, zog Ni~ya ein Stück näher zu sich, damit auch jeder wusste, mit wem er heute Abend hier war. Mittlerweile war es ihm gar nicht mehr so unangenehm, dass er von Anfang des Abends an nicht allein unterwegs war… im Gegenteil.

„Vorn solltest du dich weg halten“, rief Sakito seinem Begleiter zu, um die laute Musik zu übertönen, als sie an der Bar angelangt waren, „da hängen meistens die ab, die nur zum Saufen und Stress machen hier sind…“

Ni~ya nickte, zeigte so, dass er verstanden hatte und warf einen flüchtigen Blick über seine Schulter zum Eingang, wo sich tatsächlich einige seltsame Leute tummelten. Sakito begrüßte es, dass Ni~ya ihm versicherte, dass sie auch ohne Randale Spaß haben würden.

Oh ja, das würden sie sicherlich…

Kurzerhand bestellte Sakito zwei Drinks für sie, die natürlich aufs Haus gingen, weil er den Barkeeper gut kannte und er reichte Ni~ya einen, nahm dann gleich einen großen Schluck von seinem. Schon seit sie sich an die Bar gestellt hatten, beobachtete er des Öfteren, wie der größere ihn immer wieder einige Sekunden musterte. Schließlich beugte er sich zu Ni~ya vor, um nicht so laut schreien zu müssen.

„Du starrst ja selber“, informierte er Ni~ya, der daraufhin amüsiert auflachte und sich ebenfalls zu Sakito vorbeugte.

„Wer täte das bei dir nich’?“

„Schleimer“, erwiderte Sakito sofort und nippte an seinem Drink. Er schaute Ni~ya zu, wie er seine Lippen spitzte und abschätzend die Augenbraue hob.

„Was?“, fragte er.

„Du bist ganz schön frech“, sagte Ni~ya mit fester Stimme, „ich würd nich’ bei jedem so starren, weißt?“

Langsam nickte Sakito, als wolle er Ni~ya damit auch weiterhin seine Skepsis präsentieren, denn er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Ni~ya keiner dieser Aufreißer war, der gleich jeden, den er attraktiv fand, zu einem Date einlud. Andererseits…

„Dann sag mir doch mal, was ein Mensch an sich haben muss, damit er n Date mit dir kriegt“, wollte Sakito wissen und schaute den schwarzhaarigen herausfordernd an, ehe er noch einen großen Schluck von seinem Getränk nahm.

Ni~ya schwieg einen Moment, drehte sein Glas in den Händen und spielte mit der Frucht am Glasrand herum, dann sah er ohne Umschweife direkt in Sakitos Augen, sodass dieser sein Herz einen kleinen Hüpfer machen spürte. Ni~ya grinste.

„Es braucht einiges um mich neugierig zu machen“, antwortete er, „zum Beispiel muss die Ausstrahlung stimmen. Außerdem sollte man mir nicht gleich zu viel über sich verraten, sonst langweil ich mich ziemlich schnell.“

Das hatte Sakito sowieso nie vorgehabt. Er war nicht der Mensch, der gleich drauf losredete, sondern sich Zeit ließ, sich jemandem zu offenbaren und überhaupt Gefühle zu zeigen. Auch brauchte es Zeit, bis er jemandem gegenüber auftaute und Vertrauen gewann. Seltsamerweise hatte Ni~ya etwas an sich, was ihn nicht nur auftauen ließ, sondern auch gleich nervös machte…

„Interessant“, erwiderte er deshalb bloß, nippte wieder an seinem Getränk und hatte bereits die Hälfte getrunken, während Ni~ya gerade mal seinen dritten Schluck nahm. Er sollte wirklich langsamer trinken.

„Und was muss man bei dir so haben?“, fragte Ni~ya nach einer kurzen Weile. Sakito schaute auf, überlegte kurz und entschied sich dafür, sein Gegenüber ein wenig zu ärgern.

„Also“, begann er und lehnte sich vor, „er sollte Humor haben, spontan sein und vor allem gut aussehen. Groß, schlank, etwas längere Haare, wobei ich hellbraun und blond bevorzuge. Schöne Augen, einen sinnlichen Mund… und natürlich Style, was die Kleidung angeht. Und vor allem sollte er gut bestückt sein und ne Menge Erfahrung haben, damit es mir nicht zu-“

„Du machst mich ja ganz eifersüchtig“, unterbrach Ni~ya ihn, hatte längst durchschaut, dass Sakito ihn nur ärgern wollte und ihn nach Strich und Faden verarschte. Denn dieses Lächeln deutete ganz sicher nicht darauf hin, dass er wegen dem, was Sakito da so alles von sich gegeben hatte, böse mit ihm war.

„Tu ich das?“, fragte er unschuldig, während er seinen Drink so gut wie leerte.

Ni~ya schmunzelte, trank ebenfalls noch einen großen Schluck, bis die helle Flüssigkeit nur noch das halbe Glas füllte, beugte sich dann nur noch näher zu ihm hin, sodass Sakito der angenehme Duft von Ni~ya's Parfum an seinem Hals in die Nase stieg. Er roch wirklich gut…

„Kannst du tanzen?“

Auf diese Frage hatte Sakito nur gewartet. Natürlich konnte er das, und wenn Ni~ya danach verlangte, würde er es ihm ohne zu zögern beweisen. Leise bejahte er die Frage, denn sonderlich anstrengen, damit Ni~ya ihn durch die laute Musik hörte, brauchte er sich dank ihrer Näher zueinander nun nicht mehr.

Ohne noch großartig Zeit und Worte zu verlieren, zog Ni~ya ihn langsam in Richtung Tanzfläche, wo sich die Leute tummelten, da gerade wirklich gute Musik lief. Das befand wohl nicht nur Sakito so, denn der schwarzhaarige hatte es plötzlich seltsam eilig, ein freies Plätzchen zwischen den vielen Leuten zu finden, was Sakito natürlich nicht im Geringsten stören sollte.

Sobald sich ein bisschen Platz zwischen den vielen Menschen gefunden hatte, hielt Sakito den größeren zurück, zog ihn zu sich und beugte sich zu dessen Ohr.

„Was hast n auf einmal so eilig?“, wollte er wissen, begann seine Hüften dann langsam zu bewegen, während er Ni~ya zu sich umdrehte, damit er ihn ansehen konnte.

„Hab ich nicht“, gab Ni~ya zurück – ein ziemlich schwaches Argument, wie Sakito fand – und ließ seine Hände offenbar nur widerwillig von Sakito abschütteln. Denn Sakito fand es gar nicht gut, dass Ni~ya sie gleich von Anfang an auf seinen Hüften hatte platzieren wollen, denn das schränkte ihn in dem ein, was er eigentlich vor hatte – nämlich tanzen. Und zwar richtig.

Er zwinkerte Ni~ya kurz zu, spielte einen Augenblick an dessen Krawatte herum, ließ dabei seine Hüften zum Takt der Musik kreisen und bewegte sich dennoch fließend. Seine Arme ließ er zunächst locker, seine Hände lagen auf seinen Oberschenkeln, und zu eben diesen blickte er herab. Er sah, dass auch Ni~ya sich zum Takt bewegte, ebenso sicher wie er, jedoch spürte er den Blick des schwarzhaarigen auf sich und dieser wandte ihn nicht eine Sekunde lang ab. Also würde Sakito ihm schon eine angemessene Show bieten.

Mit einem Mal drehte er sich um und presste sich nah an den Körper hinter sich, sodass er sich sicher war, dass Ni~ya über seine Schulter hinweg sehen konnte, was er mit seinen Händen tat. Er ließ sie langsam über seine Oberschenkel hinweg nach oben wandern, überkreuzte dann leicht seine Arme und führte sie über seinen Kopf nach oben, präsentierte Ni~ya somit seinen schlanken Körper in all seiner Pracht. Und der schwarzhaarige schien es verstanden zu haben, presste sich nun ebenfalls näher an den Körper des jüngeren, hielt dabei in seinen Bewegungen jedoch nicht inne. Kurz verlieb Sakito in dieser Position, doch schon bald senkte er einen seiner Arme und fasste in die weichen Haare an Ni~ya's Hinterkopf, streichelte ihn ein bisschen, während er den anderen Arm sinken ließ und den Kopf auf die Schulter des größeren lehnte. Seine Hüfte kreiste weiter zum Takt der Musik, die man zum Genre Electro zählen konnte und die sich perfekt zum tanzen eignete. Einen Augenblick schloss er die Augen…

Doch er öffnete sie sofort wieder, als er erneut Ni~ya's Hände spürte, die sich auf seine Hüften gelegt hatten. Er grinste innerlich darüber, doch nach außen hin wollte er den schwarzhaarigen zappeln lassen. Deshalb löste er die schlanken Finger aus den weichen, schwarzen Haaren und streckte beide Arme ein bisschen nach hinten aus, um die Hüfte des größeren zu erreichen und an ihnen provokativ bis zu den Oberschenkeln ein Stück herabzustreicheln, dann jedoch trickste er Ni~ya aus und griff nach dessen Händen, löste sie von seinem Körper und schubste den anderen an ihnen ein Stück nach hinten zurück.

Als Sakito sich umdrehte und ein gehässiges Grinsen mühsam unterdrückte, sah er in die dunklen Iriden des schwarzhaarigen und erkannte den Ehrgeiz, den Spieltrieb in ihnen, wie in den Augen einer Raubkatze. Doch so schnell würde Sakito nicht nachgeben. Wenn Ni~ya es ernst meinte, würde er es ihm beweisen müssen.

Er bewegte sich weiter, streckte beide Arme aus und winkte den schwarzhaarigen mit den Fingern wieder näher zu sich, grinste nun doch ein wenig schadenfroh über seinen kleinen Sieg von eben, als der andere seiner stummen Bitte nachkam und wieder einen Schritt auf ihn zutat. Doch Ni~ya schien schnell verstanden zu haben, dass Sakito ihn für jeglichen Körperkontakt, den Ni~ya zu ihm aufzubauen versuchte, erneut zurückschubsen würde und so begnügte sich der ältere damit, Sakito einfach zuzusehen und behielt seine Hände beim tanzen bei sich.

Sakito begrüßte dies, obwohl er sich einen weiteren Annäherungsversuch von Ni~ya äußerst amüsant vorgestellt hatte, doch er musste damit leben, dass dieser sein kleines Spiel längst durchschaut hatte.

Das zweite Lied begann und es war ein etwas langsameres, was Sakito natürlich gleich ausnutzte und sich dem schwarzhaarigen erneut näherte. Nun passte nicht einmal mehr ein Finger zwischen sie und Sakito dachte nicht im Traum daran, seine provokativen Bewegungen Ni~ya zuliebe ein bisschen einzuschränken, denn er sah, dass der andere damit zu kämpfen hatte, ihn nicht zu berühren. Das nutzte er voll und ganz aus und setzte seine Hände hingegen ein, schob sie langsam von dem Bauch des größeren angefangen Stück für Stück höher, er konnte spüren, wie Ni~ya schneller atmete und er hätte schwören können, dass es dem anderen in den Fingern kitzelte, genau dasselbe mit ihm zu tun.

Er ließ eine Hand auf der Brust des schwarzhaarigen verweilen, die andere schob er höher und wanderte mit ihr ebenso mit seinem Blick herauf, bis er den schwarzen Augen begegnete, die ihn angriffslustig und begierig zugleich ansahen. Er grinste, als er mit seinen Nägeln über die Halsschlagader des anderen kratzte und beobachtete, wie Ni~ya sich kurz auf die Lippe biss und seiner Hand auszuweichen versuchte.

Wieder spürte Sakito die Hand Ni~ya's an seiner Hüfte. Also hatte sich der andere wieder nicht beherrschen können! Schmunzelnd legte er beide Hände zurück auf die Brust des größeren und sah ihm ein letztes Mal frech grinsend an, ehe er ihn erneut ein Stück wegschubste und diesmal ganze drei Schritte zurück ging. Nun schmunzelte auch Ni~ya und hob die Hände, formte mit seinen Lippen eine knappe Entschuldigung…
 

Er hatte völlig die Zeit vergessen und als er das nächste Mal auf die Uhr geschaut hatte, waren es bereits halb zwei gewesen. Langsam aber sicher war er müde und deshalb hatten sie sich vor gut einer halben Stunde auf den Heimweg gemacht.

Leicht schwindelnd stieg Sakito aus dem Bus und klammerte sich gleich wieder an Ni~ya's linken Arm, zog geräuschvoll die Nase hoch und hustete leise. Diesmal ließ er es zu, dass Ni~ya seinen Arm um seine Hüfte legte, das war schließlich allemal eine bessere Stütze.

„Fuck, bin ich müde“, stöhnte er, lehnte sich näher an seinen Begleiter, der ihn tatsächlich noch etwas näher an sich zog. Sie bogen in die nächste Straße ein Richtung Sakitos Apartment.

„Du wärs’ eingepennt“, nuschelte Ni~ya, der ebenfalls ziemlich müde zu sein schien, „wenn ich dich im Bus nich’ wach gehalten hätt’…“

„Na und“, murmelte Sakito und kramte bereits in seiner Jackentasche nach seinem Schlüssel, spürte gerade dabei, dass er ziemlich betrunken und fertig war, denn er hatte zweimal daneben gegriffen. Schließlich hatte er sogar erfolgreich den richtigen Schlüssel herausgesucht und stieg mit Ni~ya die paar Treppenstufen herauf, bis er vor der Haustür des Apartments stand. Er lehnte sich an das kalte Glas und verschnaufte einen Augenblick. Er sah nur aus den Augenwinkeln, wie Ni~ya auf ihn zukam und dicht bei ihm stehen blieb. Wieder dieses Parfum…

„Danke für den Abend“, sagte Sakito mit leiser, belegter Stimme. Er hatte die Augen halb geschlossen, weil er sie nicht mehr offen halten konnte und lehnte seitlich an der Tür, den Schlüssel in der linken Hand. Er spürte, wie Ni~ya seinen Arm berührte, wie er ihn an der Schulter langsam nach hinten drückte, bis er mit dem Rücken an der Tür lehnte. Er spürte die Nähe des schwarzhaarigen bei ihm, dessen Hände an seinen Seiten…

Und er wehrte sich nicht. Stets war er derjenige, der die Intimitäten begann. Stets war er derjenige, der darüber entschied, wie nah er jemanden an sich heran ließ… Doch heute würde er diese Prinzipien ablegen. Nur ein mal…

„Ich muss mich bedanken“, wisperte Ni~ya, dessen Atem er auf seinen Lippen spürte und dessen Präsenz ihm in diesem Moment so viel Wärme schenkte, dass er glaubte, verbrennen zu müssen, obwohl um ihn herum eisige Temperaturen herrschten. Das kleine Lächeln huschte über seine Lippen und verschwand so schnell wieder, wie es gekommen war.

Plötzlich war ihm, als würde die Zeit still stehen und alles um ihn herum verschwinden, als er die warmen Lippen auf seinen spürte, so vorsichtig und zögerlich, wie er es von jemandem wie Ni~ya niemals erwartet hätte. Er traute sich nicht einmal mehr zu atmen, als er eine Hand hob und sie an Ni~ya's Arm entlang zu seiner Schulter führte, dann noch ein Stück weiter in den Nacken, wo er den schwarzhaarigen schließlich etwas näher zog und ihre Lippen fester zusammenbrachte.

Es war, als wäre eine unsichtbare Barriere zwischen ihnen gebrochen, als sich Sakitos Arme um Ni~ya's Nacken schlangen und auch der schwarzhaarige seinen Griff um Sakitos Hüften festigte, als sich ihr Kuss intensivierte und ihre Lippen sich immer wieder fanden, bis Ni~ya sich einen Schritt weiter wagte und beinahe zurückhaltend mit der Zunge Sakitos Lippen streifte, als sei es bloß zufällig gewesen.

Sakito gab auch dem nach, teilte seine Lippen und kam der Zunge des größeren entgegen, umschmeichelte sie und spielte ein so zärtliches Spiel, dass er sich selbst nicht wieder erkannte. Er festigte den Griff um Ni~ya's Nacken und ließ ein leises Seufzen zwischen zwei Küssen hören, lächelte dann leicht in den Kuss hinein, was Ni~ya sehr wohl als etwas zu verstehen hatte, was von ihm noch nie jemand sonst bekommen hatte.

Es war der größte Vertrauensbeweis, den Sakito jemals geben würde.

Ni~ya löste sich langsam aus dem Kuss und ließ ihn in ein paar letzten, sanften Berührungen ihrer Lippen ausklingen, er schmiegte sich an Sakitos Hand, die sich auf seine Wange gelegt hatte und lächelte so liebevoll, dass es Sakito den Boden unter den Füßen wegzureißen drohte.

„Gute Nacht“, hauchte der schwarzhaarige leise, blieb noch einen Moment bei Sakito stehen, bis er sich ganz von ihm löste und ihm ein letztes Mal warm zulächelte. Dann drehte er sich um und begab sich auf den Heimweg.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Sakito die Tür aufschloss und endlich hineinging.
 


 

***
 


 

„Irgendwann hab ich voll die Zeit vergessen und wir sind nach Hause“, erzählte Sakito aufgeregt weiter und bog mit Saga gemeinsam in die Straße ein, die zum Busbahnhof und zu ihrer Schule führte. Sie kamen gerade aus der Stadt, da sie eine Freistunde gehabt hatten, und Sakito war froh, dass er einen wärmenden Kaffee in den Händen hielt, denn es war wirklich kalt draußen.

„Und wenn er mich nich’ gehalten hätte, wäre ich hundertprozentig auf die Fresse geflogen. Und dann an der Tür hab ich mich dagegen gelehnt, um nich’ umzukippen, Ni~ya kam dann näher zu mir und hat mich dann so an den Hüften angefasst…“

Saga schwieg noch immer, was Sakito als aufmerksames Zuhören verstand und daher machte er keinen Punkt während des Erzählens. Er nahm einen Schluck von seinem Instant Kaffee und erzählte weiter.

„Eigentlich hatte ich ja schon die ganze Zeit drauf gehofft, aber dann hat er sich noch mal bei mir für den Abend bedankt und mich dann geküsst…“

„Geküsst?“, hakte Saga mit etwas ungläubiger Stimme nach. „Das ist alles?“

„Natürlich“, erwiderte Sakito mit fester Stimme, „wenn er aufdringlicher geworden wäre, hätt ich ihn gar nich’ so weit kommen lassen. Wenn er’s wirklich ernst mit mir meint, werd ich das austesten und ihn erstmal gar nicht ranlassen!“

Erst, als ihm Sagas Schweigen etwas seltsam vorkam, bemerkte er das ungläubige Gesicht seines besten Freundes, der plötzlich langsamer geworden war und es erst wagte, Sakito wieder anzusehen, als dieser nach seinem Befinden gefragt hatte.

„Klar, alles okay“, erwiderte Saga ungewöhnlich schnell und äußerst unüberzeugend, „ich hab mich nur gefragt, was auf einmal mit dir geht… ich mein, du hast vorher nie von sowas wie Beziehungen geredet…“

„Und ich würd auch bei niemand anderem, mit dem ich bis jetzt was hatte, sagen können, dass es ne gute Basis für ne Beziehung gewesen wäre“, antwortete Sakito und öffnete die Tür des Schulgebäudes für sie beide, „aber Ni~ya ist was Besonderes. Er is’ nich’ so n Vollidiot, wie all meine One Night Stands und… na ja, er gibt mir halt so n Geborgenheitsgefühl und ist mal richtig zärtlich und so… Ach, ich kann’s nich’ erklären…“

Saga nickte verstehend, klopfte seinem besten Freund dann auf die Schultern und lächelte. Dass es ein wenig gezwungen wirkte, blendete Sakito in diesem Augenblick einfach aus, denn gerade, als sie sich voneinander verabschiedeten, erblickte Sakito denjenigen am Ende des Ganges, der ihm schon seit zwei Tagen einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte.

„Bis dann“, murmelte Saga nur noch, als Ni~ya sich zu ihnen gesellte und grüßte den schwarzhaarigen nur flüchtig, ehe er über die Treppe nach oben verschwand.

Verwirrt blickte Sakito ihm nach, doch entschied im Stillen, dass seine Aufmerksamkeit gerade anderswo hingehörte. Mit Saga konnte er später immer noch sprechen.

„Hey“, grüßte der größere ihn und Sakito lächelte unsicher, erwiderte den Gruß kurz. „Saga sah irgendwie geknickt aus. War irgendwas?“

„Weiß nich’“, antwortete Sakito, „ich hab ihn gestern nicht mehr gesehen. Vielleicht war irgendwas, aber ich frag ihn später.“

Ni~ya nickte, packte wieder sein typisches Grinsen aus und lehnte sich an die Wand neben Sakito. Zögerlich erwiderte dieser den Blick, der ihm seit ihrem gemeinsamen Kuss selbst in seinen Träumen immer wieder begegnete.

„Hattest noch ne angenehme Nacht Samstag?“, erkundigte Ni~ya sich wie beiläufig, schmunzelte ein wenig, offenbar über Sakitos verhaltenes Räuspern.

„Kann man so sagen, ja“, gab dieser zurück, „und du?“

„Klar.“

Stille. Allerdings diesmal eine, die Sakito so gar nicht gefiel. Angestrengt suchte er nach einem Gesprächsthema, denn es war ihm unangenehm, demjenigen gegenüber zu stehen, der ihn vor zwei Tagen mit nur einem einzigen Kuss so sehr den Kopf verdreht hatte, dass er sich selbst nicht wieder erkannte, und einfach nichts zu sagen zu haben.

Doch gerade, als er zum Sprechen ansetzen wollte…

„Kann ich dich heute Abend sehen?“

Die Worte blieben Sakito im Hals stecken. Einerseits hatte er auf solch eine Frage gehofft, doch andererseits hatte er dummerweise nicht darüber nachgedacht, was er antworten sollte. Ni~ya wollte ihn sehen… alleine…

Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer, begann dann augenblicklich schneller zu schlagen und Sakitos Mundwinkel hoben sich zu einem kleinen, beinahe schüchternen Lächeln.

„Ich hab nichts vor“, antwortete Sakito leise, „kommst du mich abholen? Also…“

„Ich dachte eigentlich, wir bleiben bei dir“, unterbrach Ni~ya ihn, und als Sakito in dessen Augen schaute, konnte er sehen, dass Ni~ya ihn nicht einfach nur ‚sehen’ wollte… wenn er schon auf solch eine Art darum bat, zu ihm kommen zu dürfen.

Ni~ya's Blick war unsicher, was der beste Beweis dafür war, dass er nichts vorhaben würde, was Sakito nicht zuließe. Der schwarzhaarige hatte verstanden, dass Sakito nichts überstürzen würde und dass er einen Beweis wollte. Dafür, dass Ni~ya es ernst meinte…

Einen Moment noch überlegte er, ehe er nur ganz leicht nickte und noch ein kleines Lächeln wagte.

„Okay“, antwortete er schließlich mit fester Stimme, war selber beruhigt über das beinahe erleichterte Lächeln Ni~ya's, spürte wieder, wie ihm wärmer wurde und sein Herz schneller zu schlagen begann.

„Bin gegen sieben bei dir“, grinste Ni~ya wieder wie gewohnt lässig, stieß sich dann von der Wand ab und lief ein paar Schritte rückwärts, ohne den Blick von ihm zu nehmen. Dann drehte er sich um und machte sich wohl auf den Weg zu seinem nächsten Kurs. Sakito würde diese Nervosität wohl den ganzen Tag nicht mehr loswerden. Ni~ya würde tatsächlich heute Abend zu ihm kommen, zu ihm nach Hause. Da hatte er eigentlich noch nie jemanden außer seiner Freunde hingelassen…

„Was stehst n hier so rum?“, schreckte ihn plötzlich eine Stimme aus seinen Gedanken, die ihn derart zusammenfahren ließ, dass er beinahe das Spindregal hinter ihm umgeworfen hätte.

„Gott, erschreck mich doch nich’ so, verdammt…!“, maulte er Reita an, der sich wie immer blöd stellte und dämlich grinste.

„War das eben Ni~ya?“, wollte er wissen.

Sakito schnaubte. Natürlich war Reita mal wieder neugierig, aber eigentlich hatte er gerade so gar keine Lust, seinem blonden Kumpel zu erzählen, was sie abgemacht hatten. Sollte er einfach irgendwas erfinden?

„Er wollte nur wissen, ob ich nach Samstagabend noch große Schmerzen im Arsch hatte“, grinste er, schulterte seine Tasche wieder ordentlich und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Verarschen kann ich mich auch selber“, meinte Reita jedoch nur matt und nahm Sakito somit den Wind aus den Segeln, „ich will ja auch eigentlich gar nich’ wissen, was ihr abgemacht habt. Ich find’s jedenfalls anständig von dir, dass du’s mit ihm versuchst.“

Etwas sprachlos starrte er Reita an. Wie konnte dieser versoffene Nasenschlips wissen, was zwischen Ni~ya und ihm los war? Hatte der schwarzhaarige etwa mit Reita gesprochen, so, wie er selbst mit Saga geredet hatte? Steckten die zwei also doch unter einer Decke?

„Guck nich’ so dumm“, grinste der Punk, „sieht doch jeder Blinde, dass du voll verknallt bist, man. Gibt halt für alles n erstes Mal, mh?“

Mit diesen Worten lief Reita an ihm vorbei, das breite Grinsen verschwand auch jetzt noch nicht von seinen Mundwinkeln und Sakito hatte zunehmend das Gefühl, dass er so schnell wie möglich im Erdboden versinken wollte. Er machte sich gerade vor all seinen Freunden zum Affen und seinen alten Ruf spürte er förmlich von sich bröckeln…
 

„Wünsch dir viel Spaß heut Abend“, verabschiedete Reita ihn, „hab noch was anderes vor. Bis dann!“

Sakito winkte kurz, ehe er in den Bus einstieg und sich auf den Heimweg machte.

Nach der Schule war er mit Reita noch in die Stadt gegangen, um ihre Alkoholvorräte aufzufrischen, schließlich war er noch nicht volljährig und bekam keinen, ohne, dass einer seiner Freunde mit ihm ging und es zahlte. Nun war sein Rucksack um ein paar Bücher leichter, die er zuvor in seinem Spind untergebracht hatte und ein paar Flaschen Hochprozentigen schwerer. In den letzten Tagen hatte er seine Vorräte leider viel zu schnell aufgebraucht.

Er stieg an der Haltestelle hinterm Park aus und bog in seine Straße ein, griff in seine Jackentasche und stellte dummerweise gähnende Leere vor. Mal wieder hatte er seinen Schlüssel wohl am Morgen zuhause liegen lassen. Seufzend öffnete er die Tür zum Hauptgebäude, das um diese Uhrzeit noch geöffnet war und stieg die Treppen herauf bis in den dritten Stock, steuerte die letzte Wohnung auf dem Gang an, um sich bei Saga seinen Ersatzschlüssel zu holen. Saga war immerhin sein bester Freund und er vertraute ihm, deshalb hatte er dem anderen schon vor längerer Zeit einen seiner Schlüssel gegeben, damit er nicht eines Tages vor seiner verschlossenen Tür stand und einen Schlüsseldienst anrufen musste, den er sowieso nicht bezahlen konnte.

Gerade, als er klingeln wollte, hielt ihn jedoch ein seltsames Geräusch zurück. Zwar war er sich sicher, es sich nicht eingebildet zu haben, doch er ignorierte es und klingelte schließlich, wartete. Und wartete. Und Saga machte verdammt noch mal nicht auf.

„Saga?“, rief er nach einem lauten Anklopfen, denn er hatte ein leises Poltern gehört, das ihm verriet, dass Saga sehr wohl zuhause war.

„Saga, mach auf, ich hab meinen Schlüssel vergessen“, rief er noch einmal, diesmal ein bisschen lauter und klopfte erneut, ehe die Tür sich endlich einen Spalt öffnete. Doch Saga begrüßte ihn nicht, sondern drehte sich einfach wieder um und lief zurück ins Wohnzimmer.

„Warum hast n so lang gebraucht, mir die Tür aufzumachen?“, fragte er vorsichtig, als er die Tür hinter sich schloss und ihm ins Wohnzimmer folgte. Warum war Saga so still? Warum hatte er ihn nicht einmal begrüßt?

Es herrschte Friedhofstimmung in Sagas Wohnzimmer. Der Fernseher war abgeschaltet, das Licht der beiden Stehlampen nur sehr dämmrig und die Decken und Kissen auf dem Sofa ziemlich zerwühlt.

„Hab ich dich geweckt…?“

Saga setzte sich aufs Sofa, strich sich fahrig mit einer Hand übers Gesicht und zog geräuschvoll die Nase hoch. Dann griff er nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Es lief irgendeine Nachrichtensendung.

„Nein, schon gut“, antwortete Saga und seine Stimme klang seltsam kratzig, als hätte er stundenlang geweint.

Geweint…? Sakito schaute genauer hin, bis es ihm schließlich wie Schuppen von den Augen fiel. Gerötete, leicht geschwollene Augen, wunde Haut unter der Nase und kratzige Stimme? Aber warum…?

„Was ist los?“, fragte er besorgt und setzte sich neben Saga aufs Sofa, streckte einen Arm nach seinem besten Kumpel aus und wollte ihn an sich ziehen, doch Saga zuckte auf seine Berührung hin zusammen wie ein getretener Hund und schaute ihn sogleich entschuldigend an.

„Is’ schon gut“, krächzte Saga, „is’ nichts… hab nur scheiße geträumt.“

„Erzähl mir keinen Scheiß, Saga“, hakte Sakito nach, „warum hast du geweint?“

„Darf ich nich’ mal mehr grundlos scheiße drauf sein?!“, zickte Saga ihn plötzlich an, „Hab halt nen schlechten Tag, man…“

In diesem Moment klang Saga etwa so glaubwürdig, wie damals, als er ihm erzählt hatte, er würde wieder zurück zu seinen Eltern ziehen, weil er es satt war, allein in einer Wohnung zu leben.

„Und deshalb haben wir uns auch heute Morgen noch unterhalten, als wäre die Welt in Ordnung“, sagte Sakito trocken, „also hör auf mich anzulügen. Du weißt, dass ich das nich’ ab kann…!“

Wieder hatte Saga angefangen zu weinen, sodass Sakito sich langsam aber sicher nicht mehr zu helfen wusste. Unbeholfen zog er Saga in seine Arme und streichelte über seinen Rücken, ehe er erneut fragte.

„Was ist denn los, man…?“

„Ach“, krächzte Saga nur noch kläglicher, „ich hab… heut Morgen so dumme Verlustängste bekommen… Ich weiß, dass das total bescheuert is’… aber ich hab Schiss, dass du mich abschreibst, bloß, weil du jetzt Ni~ya kennst und mit ihm zusammen sein willst…“

Ungläubig klang Saga zwar noch immer, aber Sakito konnte sich in etwa denken, was der ältere damit meinte. Er löste sich ein Stück von dem blonden und schüttelte leicht den Kopf.

„So n Quatsch“, sagte er leise, „ich lass dich doch nich’ hängen, nich’ wegen Ni~ya… der wird dir deinen Platz in meinem Leben nie wegnehmen, selbst, wenn er jetzt auch einen hat. Mach dir keinen Kopf, ja?“

Saga nickte langsam und ließ ein leises Seufzen hören, lehnte sich dann näher an seinen besten Freund und schloss für einen kurzen Moment die Augen.

Sakito lächelte leicht. Saga war tatsächlich eifersüchtig, wie er es vermutet hatte, doch Gott sei Dank nicht auf ‚diese’ Weise. Er hatte Angst, ihn als besten Freund zu verlieren. Wenn er so darüber nachdachte, hätte ihm dasselbe passieren können, wenn Saga sich auf einmal in jemanden verlieben würde. Und Saga konnte er sowieso nicht böse sein…

„Saki, ich…“

„Kannst du mir meinen Schlüssel geben? Hab meinen vergessen und ich hab nur noch ne halbe Stunde, bis Ni~ya herkommt“, erklärte er Saga, hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass der größere einen Satz begonnen und er ihn unterbrochen hatte. Der Blick auf die Uhr hatte ihn gerade viel zu sehr erschreckt.

Saga blieb einen Moment still, dann löste er sich in einer langsamen Bewegung von seiner Schulter und murmelte ein leises „Klar“, ehe er kurz in die Küche lief und Sakito schon bald darauf einen Schlüsselbund klirren hörte.

Er stand vom Sofa auf, strich sich ein paar Strähnen seines langen Ponys aus dem Gesicht und kam Saga entgegen, der ihm die Schlüssel in die Hand drückte – allerdings ohne ihn dabei anzusehen. Der blonde starrte geradewegs auf den Boden vor seinen Füßen, sodass Sakito sich ernsthaft fragte, ob er schon wieder etwas Falsches gesagt hatte. Doch er konnte sich beim besten Willen nichts denken.

„Mach dir keine Sorgen, ja?“, startete er einen letzten Aufmunterungsversuch, „Ich lieb dich immer noch genauso sehr wie vorher…“

Einen Augenblick lang geschah nichts, bis Saga nur ein kaum merkliches Nicken von sich gab und sich zurück auf sein Sofa legte.

„Bis morgen“, hörte Sakito ihn nuscheln, „und viel Spaß.“

Es hatte keinen Zweck mehr, weiter mit Saga darüber zu reden. Er war deprimiert und wenn das der Fall war, kam nicht einmal Sakito mehr an ihn heran. Seltsam, dass es in letzter Zeit immer öfter geschah, dass Saga sich so sehr von ihm abwandte und sich zurückzog, obwohl er früher stets über alles mit ihm hatte reden können.

Der braunhaarige verließ die Wohnung seines besten Freundes, um seine eigene aufzuschließen und erst einmal überall zu lüften, denn es war wirklich ziemlich stickig bei ihm. Er hatte nur noch knapp eine halbe Stunde bis sieben Uhr, er würde sich beeilen müssen, wenn er vorher noch schnell duschen und das Wohnzimmer etwas aufräumen wollte.

Während er einige auf dem Tisch herumstehende Sachen zurück in die Küche räumte, überlegte er. Was konnte Saga nur so gekränkt haben, dass auf jedem Friedhof die Stimmung fröhlicher gewesen wäre, als bei ihm? Noch heute Morgen war alles in Ordnung gewesen, sie hatten sich unterhalten, als sie in der Stadt gewesen waren und hatten zusammen gelacht, bis Sakito irgendwann angefangen hatte, ihm von dem Abend gemeinsam mit Ni~ya zu erzählen. Seit er den Kuss erwähnt hatte, war Saga seltsam abweisend gewesen und auch nach der Schule hatte er auch nicht mehr mit Reita und ihm in die Stadt gehen wollen. Mit der Ausrede, er sei müde, war er in den nächsten Bus nach Hause gestiegen und hatte ihn mit dem blonden Punk allein gelassen.

Nicht, dass das untypisch für Saga gewesen wäre, denn er fuhr nach der Schule öfter mal nach Hause, um einen Mittagsschlaf zu halten, aber Sakito war danach oft zu ihm gekommen, um noch ein bisschen zu reden und er hatte ihn niemals weinend oder betrübt aufgefunden. Er konnte es sich beim besten Willen nicht erklären, zumal er Saga doch jetzt versichert hatte, dass Ni~ya ihm seinen Platz nie wegnehmen würde.

Er zog sich aus und legte seine Sachen ordentlich über den Stuhl in seinem kleinen Bad, ehe er unter die Dusche stieg und das heiße Wasser laufen ließ. Schnell wusch er sich sauber und bemühte sich dabei, seine Haare nicht nass werden zu lassen, stellte dann das Wasser wieder ab und schnappte sich ein Handtuch, um sich abzutrocknen. Gerade, als er in seinem Schlafzimmer angelangt war, um sich ein Shirt und frische Unterwäsche, sowie eine gemütliche Hose anzuziehen, klingelte es.

Erschrocken fuhr er auf, zog sich eilig die Hotpants über die Hüften und die Hose gleich hinterher, beließ es jedoch vorerst dabei und lief hastig zur Tür, um Ni~ya nicht warten zu lassen. Denn das Shirt würde ihm im Gegensatz zum schwarzhaarigen nicht so schnell wieder weglaufen.

Kurz schaute er durch das Bullauge und überzeugte sich davon, dass es tatsächlich Ni~ya war, warf einen flüchtigen Blick über seine Schulter zu der Rose, die auf dem Wohnzimmertisch stand und lächelte leicht. Dann öffnete er die Tür und blieb beschämt hinter ihr versteckt.

„Hey“, begrüßte er den schwarzhaarigen, der seinen Gruß kurz erwiderte, „war noch nicht ganz fertig im Bad, deshalb…“

Ni~ya stutzte einen Augenblick, dann jedoch grinste er, als er in die warme Wohnung trat und sich seine Jacke von den Schultern schob.

„Kein Ding“, antwortete er knapp, „ich bin eh n bisschen zu früh, glaub ich…“

„Konntest es wohl nich’ mehr erwarten, mh?“, schmunzelte Sakito, der die Tür hinter Ni~ya wieder schloss und ihn ins Wohnzimmer bat, sich dann schnell zurück ins Schlafzimmer aufmachte, wo er sein Shirt endlich überzog und sich nun nicht mehr ganz so nackt fühlte. Eigentlich hatte er sich noch nie nackt gefühlt, und seine Lieblingsklamotten, in denen er ausging, waren sicherlich alles andere als hochgeschlossen…

„Willst du was trinken?“, fragte er, als er zurück ins Wohnzimmer kam, wo Ni~ya unschlüssig vor den beiden Sofas stand, offensichtlich unentschlossen, ob er sich nun setzen sollte oder lieber doch nicht.

„Muss nich’“, antwortete er, „kann ich mich setzen?“

Sakito lachte leise auf und murmelte ein belustigtes „Musst doch nich’ extra fragen“, ehe auch er sich auf sein Sofa setzte, gleich neben den schwarzhaarigen. Dieser schaute ihn ununterbrochen an.

„Ist was passiert?“, fragte er dann völlig unerwartet, sodass Sakito sich schon wieder ein wenig zu fürchten begann. Ob Ni~ya wohl seine Gedanken lesen konnte?

„Uhm“, machte er unsicher, „eigentlich… na ja, ich war eben bei Saga, der ist n bisschen scheiße drauf…“

Ni~ya jedoch sah nicht sonderlich überrascht aus, auch, wenn er weiter fragte.

„Wieso denn?“

„Eifersüchtig“, grinste Sakito leicht, „weil wir beide uns… wohl ziemlich gut verstehen, hat er Angst, dass ich ihn durch dich ersetze oder sowas.“

Nun konnte er beobachten, wie Ni~ya wohl mit seinen Emotionen kämpfte. Er konnte sich vorstellen, dass der größere gerade nichts damit anzufangen wusste und ob er nun besorgt oder belustigt sein sollte. Schließlich begann er zu sprechen.

„Weißt du“, sagte er ruhig, „ich kann Saga ziemlich gut verstehen. An seiner Stelle wäre ich auch n bisschen eifersüchtig, glaub ich…“

„Auch, wenn ich ihm versichert hab, dass es nichts dran ändert, wenn ich mich gut mit dir verstehe?“

Ni~ya zuckte mit den Schultern. Irgendwie hatte Sakito das Gefühl, dass der andere ihm etwas verheimlichte. Dass Ni~ya etwas wusste, was er nicht wusste. Aber natürlich konnte er sich auch täuschen.

Wieder war eine unangenehme Stille zwischen ihnen und sie schlug Sakito ziemlich auf den Magen. Er mochte es nicht, wenn dieses Schweigen zwischen ihnen herrschte, das hatte er bei Ni~ya ziemlich schnell herausgefunden. Dabei kannte er ihn gerade mal seit gut einer Woche. Und wieder fiel ihm auf, dass es noch nie jemanden in seinem Leben gegeben hatte, den er nach einer einzigen Woche so sehr ins Herz geschlossen hatte, wie den schwarzhaarigen. Nicht einmal Saga hatte es in nur einer Woche geschafft, sich ihm so zu nähern…

Unweigerlich musste er an das zurückliegende Wochenende denken, an den Club, wo sie getanzt hatten, an ihren Kuss… und merkte dabei nicht, wie er zu lächeln begonnen hatte.

„Woran denkst n?“, fragte ihn Ni~ya nach einer Weile, der ebenfalls grinste und es schien, als sei der größere unauffällig ein kleines Stück näher zu ihm gerutscht.

„Hm“, machte Sakito, „ich hab mich gefragt, wieso du eigentlich hier bist…“

Natürlich hatte er gelogen, doch er war sich sicher, dass Ni~ya anhand seines Schmunzelns längst erkannt hatte, dass es nicht stimmte. Dennoch ging der größere auf sein Spiel ein.

„Was denkst du denn, wieso ich hier bin?“, stellte er die erwartete Gegenfrage und Sakito kam nicht umhin, leise aufzulachen. Was Ni~ya konnte, dachte er sich, das konnte er auch, und so rückte auch er ein kleines Stück näher zu dem schwarzhaarigen, ignorierte dabei das Herzrasen, das ihn bei dieser Aktion überkam. Seltsamerweise hatte er sich ziemlich schnell damit abgefunden, dass er nervös war in Ni~ya's Gegenwart. Vielleicht sogar so etwas wie schüchtern…?

„Ich denke, dir ist Samstag ziemlich kalt geworden“, sagte er leise, „und deshalb wolltest du dich dafür entschuldigen, dass du einfach abgehauen bist.“

Ni~ya schmunzelte, und was Sakito nicht sehen konnte, war die Hand des schwarzhaarigen, deren Vorhaben er erst bemerkte, als sie über seinen Oberschenkel hinauf zu dessen Seite streichelte.

„Nicht ganz“, gab er leise zurück, „rate weiter.“

Sakitos Kopf kippte auf die Rückenlehne nach hinten, doch er nahm den Blick nicht von Ni~ya's Augen, die ab und an etwas an ihm herabschauten, immer wieder, wie zufällig.

„Du bist hergekommen, weil du dich erkundigen willst, ob ich mich auch nich’ erkältet hab vor der Eingangstür…?“

Wieder schmunzelte Ni~ya, schüttelte dann leicht den Kopf und rutschte noch ein kleines Stück näher, bis keine Handbreite mehr zwischen sie passte.

„Das hätte ich auch heute Morgen schon tun können…“, wisperte er nur noch leise, doch Sakito hatte ihn ganz genau verstanden.

„Dann tu endlich das, was du heute Morgen nich’ tun konntest“, forderte Sakito tonlos, legte eine Hand in den Nacken des größeren, der nicht länger zögerte.

Ihre Lippen berührten sich längst nicht mehr so vorsichtig, wie noch am Wochenende zuvor, doch Sakito war sich sicher, dass es schlicht und ergreifend aus dem Grund war, dass er derjenige war, der den Kuss diesmal begonnen hatte. Ni~ya brauchte immerhin keine Ohrfeige zu fürchten, anders, als an dem Samstag zuvor…

Unbewusst hatte sich Sakito näher an den schwarzhaarigen gepresst, hatte sogar ein Bein um die seines Gegenübers gewickelt und den Kuss schon bald intensiviert, strich nun mit der Zunge vorsichtig über die Lippen Ni~ya's und forderte Einlass, der ihm nicht lange verwehrt wurde. Schon bald spielten sie ein leidenschaftliches Spiel, bei dem anscheinend keiner der beiden verlieren wollte. Immer wieder unterbrachen sie ihre Küsse kurz, um nach Luft zu schnappen, doch ebenso schnell fanden ihre Lippen wieder zueinander. Keiner schien diese Zärtlichkeiten beenden zu wollen, bis Ni~ya schließlich doch nachgab und ein letztes Mal die Lippen Sakitos streifte, ihn dann aus halb geöffneten Augen anschaute.

Sakito atmete deutlich schwerer, er war sich sicher, dass sein Herz sich mittlerweile schon mehrmals überschlagen hatte und leckte sich nachträglich leicht über die Lippen.

„Gott, was tust du mit mir…?“, hauchte er leise, löste die Hand aus Ni~ya's Nacken und legte sie auf dessen Brust, wo er mit kleinen Streicheleinheiten fortfuhr.

„Dasselbe könnt’ ich dich fragen“, gab Ni~ya zurück und ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen, das Sakito förmlich dahin schmelzen ließ.

Diesmal war die Stille zwischen ihnen angenehm. Sakitos Lippen kribbelten noch immer von den heißen Küssen, die sie geteilt hatten und er war sich sicher, dass er sogar seine Spuren hinterlassen würde. Nicht nur äußerlich, natürlich…

„Ich glaub“, wisperte Sakito unsicher, wich dem Blick des größeren aus, weil er auch so schon glaubte, gleich zu Platzen vor Nervosität, „ich bin… ziemlich verliebt in… in dich…“

Einen Augenblick lang geschah nichts, Sakitos Nerven lagen blank und er betete einfach nur, dass er nichts Falsches gesagt oder sich womöglich auch noch falsche Hoffnungen gemacht hatte. Wenn all das, was Ni~ya getan hatte, gar nicht so gemeint gewesen war, dann wäre dieser Augenblick gerade wohl der peinlichste in seinem Leben.

„Gut“, durchdrang Ni~ya's Stimme schließlich die Stille zwischen ihnen, „ich bin nämlich auch ziemlich verliebt in dich.“

Es brauchte eine Sekunde, bis Sakito die Worte verstanden hatte, doch kaum hatte er ihren Sinn verstanden, schien so etwas wie ein Stein von seinem Herzen zu fallen und er schlang die Arme um den Nacken des größeren, raubte ihm gleich noch einen dieser wundervoll zärtlichen Küsse, die er am liebsten nie wieder missen wollte. Genau, wie denjenigen, von dem er sie bekam.

„Darf ich… mit… mit dir“, begann er, doch er kam nicht wirklich weit, da er von einem erneuten Kuss beinahe harsch unterbrochen wurde, während sich Ni~ya's Hand zu seiner eigenen vortastete, um ihre Finger miteinander zu verschränken. Man hätte sagen können, es war wie in einem schlechten Liebesfilm…

„Musst doch nich’ extra fragen“, schmunzelte Ni~ya und ahmte Sakito in seinem belustigten und gleichzeitig unsicheren Tonfall von vor ein paar Minuten nach.

Wie in einem Liebesfilm… aber ein Liebesfilm mit Humor.
 

©



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Kommentare zu dieser Fanfic (30)
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Von:  -chAOsBoRn-
2009-04-12T20:12:19+00:00 12.04.2009 22:12
Ahhh, Baby, du bist und bleibst ganz große Klasse!
Das ist wirklich wundervoll, aber das weißt du ja, deswegen halte ich mich kurz.

Ich würde nur zu gerne auch bei den beiden noch ein bisschen weiterlesen, da man ja weiß, dass sich Sakito durch Ni~ya verändert...
Ausserdem ist Ni ein wundervoller Charackter!! OMG
Und Sakito auch...

Ahhhh~~
Du machst meinen Kopf ganz kirre
xD
Von: abgemeldet
2009-04-03T11:09:31+00:00 03.04.2009 13:09
Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch keine FF gelesen, die so ein wunderschönes Ende hat, also ich mein das mit dem Liebesgeständnis...
*staun*
Ich kann nicht mehr...
*baff desu*
Okay, mir tut halt Saga auch leid, wirklich, nur nicht genug, als dass ich mir darüber gerade Gedanken machen kann, denn dazu bin ich viel zu hin und weg.
Wunderschön fand ich auch die Szene an der Tür, die war irgendwie toll, also richtig, mitreißend und so. Und ich kann schon kein gescheites Deutsch mehr, stell ich grad fest...
*drop*
Naja, auf alle Fälle finde ich, dass bei dir auch wirklich viele Emotionen rüberkommen und das finde ich wunderschön, hatte richtig Gänsehaut...
Ich werd auf alle Fälle den Rest von dir auch noch lesen!
*versprech*
Bis denne~, lg anael-hime
Von: abgemeldet
2009-04-02T17:54:06+00:00 02.04.2009 19:54
Ooooh, ich liebe diese FF wirklich!
Ni~ya war zwar ein ziemlicher Trampel, aber eigentlich hat er halt recht und den Text, dass er nicht einer unter vielen sein will, finde ich ziemlich süß, nur hat Saki den anscheinend nicht einmal richtig mitbekommen ^^'
Saga war toll, nur würde mich interessieren, woher die alle Ni~ya kennen... *drop*
Ich schätze mal, das ist in dem Teil den ich (noch) nicht kenne oder so ^^'
Oder es kommt noch. Naja, auf alle Fälle fand ich das Kapitel super und ich finde es auch irgendwo süß, dass sich Saki ein bisschen aufführt, als wäre er schwanger xD Er tut mir total leid, ich schätze aber, das gibt sich ^^
Und jetzt muss ich weiterlesen, sorry, war noch kürzer als der davor >//>
Von:  ReiReiPoRNoDoOL
2009-04-02T17:49:31+00:00 02.04.2009 19:49
T__T
Ich liebe diese FF, jetzt ist öffentlich
*wein*
OMG, die ist so süß, ich hatte immer so ein Herzklopfen wenn ich sie gelesen habe.
Heute in der Schule (Ich hab die FF schon gestern gelesen ^^) musste ich die ganze Zeit daran denken und ich bin mir ziemlich sicher das ich mir mindesten ide Kussszenen oder die Szenen, wo sich die beiden sehen ausdrucken werde, damit ich sie immer und immer wieder lesen kann
*lach*
Das macht mir Angst o.O
Ich will mehr davon!!
*schmoll*
*dich fessel und mitnehm*
Loooos, bitte ich will noch mehr Saki und Ni~ya
TT^TT
nee, tut mir leid, hast bestimmt genug zu tun
*lach*
Aufjedenfall glaub ich das sich diese FF zu einer meiner Lieblingen gemausert hat
*nicku nicku*
Aber mal ehrlich... hast du nicht Lust noch ne Extraff zu den beiden zu machen ÓÒ
Bitte .////.
*seufzt*
*steinchen wegkick*

Tschiep, also Schreibstyle ist wie immer supi tollig, Fehler hab ich keine gefunden -//3//-
Öhm, Story ist einfach genial, ich könnte dahinschmelzen
*lach*

Na, hoffe man liest bald wieder was tolliges von dir
*freuz*

Lg

Von: abgemeldet
2009-04-02T14:35:51+00:00 02.04.2009 16:35
So~~~ ich bin mal so auf deine Fanfics gestoßen und wollte jetzt mal mit der hier anfangen, so wegen riesiger Nisaki-Fan und so xD
Und eins kann ich jetzt schon sagen: ich liebe deinen Schreibstil, ich liebe die Art, wie du die Charaktere beschreibst und vor allem liebe ich deinen Sakito!
Ich wollte eigentlich erst alles in einem Aufwasch durchlesen, hab mich jetzt aber doch dazu entschieden, dass ich dir bei jedem Kapi ein Statement dalassen möchte, einfach weil ich finde, dass deine FF das absolut verdient hat!
Am Tollsten hab ich wohl gefunden, dass du so schön unterscheiden kannst, ob die Leute gerade in der direkten Rede sprechen oder ob sie etwas tun, was beschrieben wird, man findet viel zu selten normale Umgangssprache, wenn der Rest im Hochdeutsch gehalten wird und umgekehrt. Das ist etwas, was mich normalerweise immer sehr stört, was ich aber gerade bei dir super finde.

Ich kenn mich ja nicht so aus, anscheinend ist das ja auch eine Sidestory und alle anderen kennen der Hauptteil, nur ich noch nicht >//>
Daher kann ich nur beurteilen, was ich gerade so sehe, nur.. ja... Saga wirkt halt wirklich in Sakito verknallt... Und er tut mir auch irgendwo ziemlich leid deswegen, nur nicht genug, weil ich mir noch nicht sicher bin.
Ich find Sakitos ganze Art das lockerer zu sehen irgendwo toll, nur hab ich mich ein wenig kringelig gelacht, dass er wegen Ni~ya gleich so angepisst war.

Gerade im Moment fällt mir leider nicht viel mehr ein, auch wenn ich am Liebsten alles schreiben würde, was mir durch den Kopf geht, nur... kann ich das alles nicht so recht ordnen, kann mich nicht entscheiden, wo ich anfange und so >//>
Ich will halt doch weiterlesen, tut mir leid. Ich hoffe, dass ich nach dem nächsten kapi irgendwie besser Stellung nehmen kann, bis dahin: superschön geschrieben, toll gemacht und bis zum nächsten Kapi!
LG anael-hime
Von:  -Kazu-
2009-03-04T23:05:41+00:00 05.03.2009 00:05
endlich hab ich es auch mal gelesen *________________*
omg!!! ich lieb das,das istso niedlich geschrieben <3<3<3<3
saki x niya is sowieso geil *___*
*abgeh*

btw armer saga,er tut mir so leid ><'
ich hab mitleid

aber is echt gut geschrieben *__*<3
Von:  cookie-monster-kyo
2009-02-06T18:33:28+00:00 06.02.2009 19:33
awww~~

das is so kawaii *_____*
ich bin total begeistert *.*
auch wenn mir saga n bisschen leid tut <.<
aber ein super kapi^^
Von:  UmbrellaXD
2009-01-14T13:57:30+00:00 14.01.2009 14:57
Yay, endlich hab ichs gelesen >O<
Wollt nämlich erstmal warten bis es abgeschlossen ist und dann hatte ich es verpeilt und.. +laber+
Fand es voll toll Q___Q
Saga tut mir so leid, verdammt > <
Ich freu mich schon, wenn die 'Hauptstory' weitergeht <3

Von:  MikaChan88
2009-01-13T22:55:55+00:00 13.01.2009 23:55
saki ist echt süß wenn er so schüchtern ist.
total super kapi
hoffe du machst bald weiter ^-^

cu,
MikaChan

Von: abgemeldet
2009-01-11T23:54:44+00:00 12.01.2009 00:54
Awww *_*
Das war wieder mal niedlich <3333
Hat mir sehr gefallen udn dein schüchterner Sakito is sooo niedlich x333




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