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Affair

Between friendship and love (Pokeshipping & Egoshipping)
von

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The first mistake

In seinen Ohren war ein andauerndes Rauschen zu hören, sein Kopf schmerzte so sehr, als würde er gleich platzen und sein ganzer Körper fühlte sich irgendwie schmerzhaft und schwach an. Aber Gary konnte sich das beim besten Willen nicht erklären. Dennoch öffnete er schwerfällig seine Augen und bekam als erstes nichts anderes zu sehen als ein verschwommenes Bild. Schemenhaft konnte er die Umrisse von Personen erkennen, die offenbar vor ihm standen, doch unter diesen Umständen konnte er keinen von ihnen erkennen.
 

"Ah, er ist endlich aufgewacht", ertönte plötzlich eine vertraute und doch irgendwie fremde Stimme. Eigentlich stand die Person, die gesprochen hatte, direkt neben ihm, aber in Garys Ohren klang es, als wäre die Person etliche Meter von ihm entfern.

"Junge! Kannst du uns hören?", ertönte eine weitere entfernt klingende Stimme, dieses mal wohl die eines Mannes, und der junge Forscher musste annehmen, dass man mit ihm sprach.

"Ja, irgendwie...", brachte er daher auch mit schwacher Stimme hervor und legte dabei ganz automatisch seine Hand auf seine schmerzende Stirn, nur um zu bemerken, dass sich dort offenbar ein Verband befand und nicht nur das, er war auch irgendwie unangenehm feucht und klebrig.

"Du musst dir den Kopf gestoßen haben", erklärte die erste Stimme wieder und endlich konnte er sie zuordnen. Es war wohl die einer Schwester Joy. "Du hast eine ziemlich große Platzwunde an der Stirn, wir haben sie erst einmal notdürftig verbunden, aber keine Sorge, ein Arzt wird gleich hier sein." Obwohl Garys Gehör im Moment nicht ganz zu funktionieren schien, konnte er dennoch deutlich raushören, dass die Schwester sich gar nicht so sicher war, ob der Arzt wirklich GLEICH kommen würde.

Der junge Forscher schloss die Augen wieder, da sie ihm im Moment sowieso nicht viel nützten und entfernte auch die Hand von seiner Stirn. Das Gefühl von Blut an seinen Fingern war irgendwie ekelerregend. "Wo bin ich?", fragte er schließlich.

"Im Pokemoncenter der Zinnoberinsel", antwortete die Männerstimme. "Ich bin Pyro, der Arenaleiter hier. Ich denke, wir haben uns schon einmal getroffen...", überlegte der ältere Herr. "Du bist doch der Enkel von Professor Eich, nicht wahr?" Man mochte ihm verzeihen, er war lange nicht mehr der Jüngste, auf den neusten Stand war er auch nicht wirklich, zumal ihn meist nur die Dinge interessierten, die auf seiner Insel geschahen und erschwerend kam hinzu, dass das letzte Treffen mit dem Enkel des berühmtem Pokemonprofessors schon einige Jahre zurück lang.

"Zinnoberinsel?" In Garys Kopf drehte sich alles. Er verstand überhaupt nichts mehr. Wieso war er auf der Zinnoberinsel? Wobei war er gestürzt? Und was für ein Tag war heute eigentlich? Er war der festen überzeugen, gestern noch in der Azuriaarena gewesen zu sein, er hatte mit Misty einen entspannten Abend zu zweit verbracht und sie hatten über das neue Wasserpokemon gesprochen, dass man der Arenaleiterin gebracht hatte. Von einer Reise auf die Zinnoberinselwar nie die Rede gewesen und selbst wenn, wieso hätten sie so übereilig aufbrechen sollen? "Ich verstehe überhaupt nichts mehr..."

"Er steht sicher unter Schock...", mutmaßte Schwester Joy. "Er sollte sich vielleicht noch etwas ausruhen." Im Moment konnten sie ohnehin nicht viel für den verletzten Forscher tun. Seine Wunden mussten definitiv von einem Profi versorgt werden und ein Verbandswechsel schien im Moment auch sinnlos, da der Verband um seinen Kopf in kürzester Zeit wieder mit Blut vollgesaugt sein würde und alle anderen Verbände und Pflaster reichten für den Moment aus. Sie konnten eigentlich nur abwarten und hoffe, dass Gary sich in der Zwischenzeit wenigstens etwas erholen würde.

"Vermutlich haben Sie recht", nickte Pyro und blickte kurz auf den Erben von Professor Eich hinunter, der unregelmäßig atmete. "Ich würde ja gerne deinen Großvater informieren, aber die Pokemon haben alle Wege mit der Außenwelt zu Kommunizieren unterbunden..." Telefonkabel waren durchgeschnitten, Internetverbindungen ebenfalls und auch alle anderen Möglichkeiten waren zerstört wurden. Sie saßen hier fest. "Nun, während wir warten, kann ich mir ja ein paar schöne Quizfragen für ihn ausdenken", man hörte den alten Mann noch lachen, während er das Zimmer verließ, allerdings war es kein fröhliches, mehr ein erzwungenes Lachen, alles nur, um nicht in Verzweiflung zu versinken.

"Das wird wohl noch ein langer Tag...", seufzte Schwester Joey, bevor sie sich noch einmal Gary widmete, dessen Decke sie fürsorglich über seine Schultern zog. "Ich hab hier etwas zu trinken für dich und wenn du etwas anderes brauchst oder es dir schlechter geht, dann ruf einfach, ja? Ich komme dann nachher nocheinmal nach dir sehen." Obwohl der Forscher sie im Moment nicht sehen konnte, wusste er genau, dass sie ihn freundlich anlächelte, wie alle Schwester Joys es taten.
 

"Warten Sie bitte", hielt Gary die Krankenschwester des Pokemoncenters zurück. "Ich... Ist meine Freundin Misty vielleicht auch hier? Sie ist die Arenaleiterin von Azuria." Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass er ohne sie hier her gekommen war. Immerhin erforschten sie beide im Moment die Wasserpokemon, da wäre es doch unsinnig, ohne Misty auf die Insel zu kommen.

"Nein... tut mir leid. War sie denn mit dir unterwegs?" Sofort war Unruhe in die Stimme der Schwester Joy getreten, die schon seit über einem Jahrzehnt hier ihren Dienst tat. Sie hatten Gary schwer verletzt am Strand liegend gefunden, bei ihm nichts anderes, als seine Pokemon, unter ihnen auch ein lebensgefährlich verletztes Tauboss. Aber andere Menschen hatten sie nicht gesehen. Hieß das, dass seine Freundin vielleicht tot war? Oder das sie irgendwo anders an Land gespült wurden war und nun um ihr Leben rang, während aggressive Pokemon überall auf der Lauer lagen?

Gary versuchte krampfhaft sich daran zu erinnern. Irgendwie darauf zu kommen, wieso er hier war und ob er Misty mitgenommen hatte, aber es wollte ihm nicht einfallen. Alles woran er sich noch erinnerte, war die Nacht zuvor in der kein Wort darüber gefallen war, dass auch nur einer von ihnen hier her wollte. "Ich weiß nicht...", seufzte der junge Forscher schließlich. "Ich verstehe das alles nicht. Was ist denn eigentlich passiert?"

"So genau kann ich dir das auch nicht sagen." Und das er selbst sich nicht daran erinnern konnte, war sicherlich kein gutes Zeichen. Außerdem war es zu gefährlich, das Pokemoncenter nur auf den Verdacht hin zu verlassen, dass auch noch andere Menschen hier gestrandet sein könnten, sie brauchten schon die Bestätigung von Gary, dass wirklich noch jemand bei ihm gewesen war. "Die Pokemon müssen dich angegriffen haben, als du auf dem Weg hier her warst. Pyro hat dich bewusstlos am Strand gefunden und hier her gebracht." Normalerweise wäre es besser gewesen, ihn gleich ins Krankenhaus zu bringen, aber der Weg wäre viel zu weit gewesen, unter diesen Umständen. Also hatten sie Mr.Fuji los geschickt, er solle zu einem in der Nähe Wohnenden Arzt gehen und ihn zur Hilfe holen, allerdings war das jetzt auch schon über eine Stunde her und so machte sich die Pokemonkrankenschwester mittlerweile auch um den mittlerweile stark gealterten Forscher sorgen, der erst vor einiger Zeit auf die Insel zurück gekehrt war, um beim Wiederaufbau zu helfen. "Aber du musst dir keine Sorgen machen! Ich bin sicher, wenn deine Freundin bei dir war, dann geht es ihr gut. Und deine Pokemon sind bei mir in den besten Händen." Erneut erschien ihr freundliches Lächeln von Garys Augen, bevor sie ihn schließlich doch verließ, mit den Worten, dass er sich ausruhen sollte.
 

Was sollte er auch anderes tun? Er fühlte sich viel zu schwach, um sich zu bewegen und so lange er nicht richtig sehen konnte, wäre es auch sicher nicht von Vorteil, das Bett zu verlassen. Vielleicht sorgte er sich ja ohnehin ganz umsonst. Womöglich war Misty gar nicht bei ihm gewesen. Vielleicht war sie ja gerade in der Arena und kümmerte sich um ihre geliebten Wasserpokemon. Ja, so würde es sicher sein.

Eine Sache verwirrte Gary aber dennoch. Was meinte Schwester Joy, als sie gesagt hatte, die Pokemon hätten ihn angegriffen? Wieso sollten sie so etwas tun? Es gab ja auf dieser Welt das ein oder andere böse Pokemon und manchmal waren die Pokemon auch sehr aggressiv, wenn man sie reizte, aber an sich konnte der Forscher sich nicht vorstellen, dass ein Pokemon ihn wirklich so zugerichtet haben könnte.

Vermutlich war das alles nur ein Missverständnis...
 

~*~
 

Keuchend schleppte sich Ash an den Strand und lies sich dort in den nassen Sand sinken, sein Pikachu und Misty taten es ihm nach. Alle drei waren sie völlig durchnässt, erschöpft und verletzt, aber wenigstens waren sie am leben und hatten sicheres Festland erreicht. Einen Moment lang hatte der Pokemonmeister geglaubt, sie würden da draußen ertrinken oder von diesen Berserkerpokemon getötet werden. Wie sie es unter diesen Umständen allerdings geschafft hatten, die Insel zu erreichen, war ihm schleierhaft. Vielleicht war es ja der Wille gewesen, der sie aufrecht erhalten hatte, allerdings hatte dieser Wille sie mittlerweile verlassen.

Die Erschöpfung und die Schmerzen lösten in Ash den Wunsch aus, einfach nur noch die Augen zu schließen und jetzt und hier ein zu schlafen, in der Hoffnung, er würde irgendwann aufwachen und entdecken, dass alles nur ein böser Alptraum war. Er wäre Zuhause in seinem alten Bett und Mariella würde neben ihm liegen, sie würden Morgen zu einem neuen Abenteuer aufbrechen und nichts käme ihnen ferner, als der Gedanke, dass die Welt auf einmal aus Menschen und Pokemon bestand, die sich gegenseitig umbringen wollten.

Aber wie naive war er eigentlich? Wenn das hier ein Traum war, dann wäre er erschreckend schmerzhaft...
 

Mit Mühe richtete sich Ash etwas auf, merkte wie ihm schwindlig wurde, ignorierte das aber. "Ist alles okay?", wendete er sich an Misty und Pikachu, die ebenso atemlos waren wie er.

"Es ging mir schon besser", kam irgendwann die trockene Antwort von Misty, welche jedoch nicht ganz so erschöpft war wie ihr Begleiter. Sie hatte Glück, Wasser war ihr Element. Sie war es gewohnt, lange zu schwimmen, tief zu tauchen und dabei auch längere Zeit die Luft an zu halten. Wobei man natürlich sagen musste, dass man das, was sie eben erlebt hatte, nicht wirklich mit dem vergleichen konnte, was sie sonst in ihrer Arena tat. "Was ist mit dir?"

Ash blickte einen Moment an sich hinunter. Er war nass, voller Kratzer und blutender Wunden, alles tat ihm irgendwie weh und das Atmen fiel ihm schwer... aber alles in allem, hätte es viel schlimmer kommen können. "Es geht schon", brachte er daher auch tapfer hervor, während er nun endgültig aufstand und sein Pikachu in die Arme nahm, dessen Zustand dem von Ash gleich kam. Aber auch das gelbe Pokemon versuchte stark zu sein und so sprang es sofort wieder von den Armen seines Trainers, um ihm keine Last zu sein.
 

Mit schmerzerfülltem Gesicht hob Misty ihren rechten Arm, welcher die meisten Wunden aufwies. Die Pokemon hatten gezielt diesen Arm angegriffen, um die Arienaleiterin dazu zu zwingen, den Pokeball los zu lassen, den sie so krampfhaft festgehalten hatte, nachdem sie gezwungen gewesen war, ihr Garados zurück zu rufen. Ihr stärkstes Pokemon hatte sie bis zum Letzten beschützt und dabei alles gegeben, was es hatte, Misty konnte sich nicht einmal sicher sein, ob es durchkommen würde, aber sie wusste, dass sie es auf keinen Fall im Stich lies.

Seufzend blickte die Rothaarige auf den zerkratzten Pokeball in ihrer Hand. Er war alles, was ihr geblieben war, denn sie hatte bei dem Kampf ihren Rucksack verloren und damit, alle anderen Pokemon, die sie mit sich geführt hatte, auch das Azumarill, welches sie einst als Babypokemon von Tracy erhalten und mit viel Liebe groß gezogen hatte. Was war, wenn ihre Pokemon jetzt irgendwo am Grund des Meeres lagen und sie sie niemals wieder sehen würde?
 

Seufzend blickte Ash sich um. Außer ihm, Misty und Pikachu war niemand zu sehen. Wie er es sich gedacht hatte. Gary war nicht mehr bei ihnen. Sie waren während des Kampfes im Nebel getrennt wurden, da Gary als einziger auf einem Flugpokemon unterwegs gewesen war, wären Misty und Ash auf einem Wasserpokemon geschwommen waren.

Sie wussten also nicht einmal, wie es dem Forscher ging. Vielleicht war er weitgehend heil davon gekommen, vielleicht war er aber auch schwer verletzt wurden und... Nein! Daran wollte Ash nicht denken. Er musste daran glauben, dass es Gary gut ging. Vermutlich war auch er irgendwo auf der Zinnoberinsel gestrandet und sie würden ihn schon bald wieder finden.

Jetzt allerdings, sollten sie sich erst einmal um sich selbst kümmern. Denn die Lage war ernst. Er und Misty waren verletzt und auch wenn die Wunden hätten schlimmer sein können, früher oder später würden sie sie behandeln lassen müssen. Außerdem hatten sie drei verletzte Pokemon, die dringend Hilfe brauchten. Pikachu schien zwar mehr mit seiner Erschöpfung, als mit seinen Verletzungen zu kämpfen, aber Mistys Garados war schwer verletzt und auch Ash's rotes Wailord, welches er sich erst vor einigen Monaten in Maho gefangen hatte, war alles andere als in einem guten Zustand. Zudem wollte Ash auch unbedingt, dass jemand professionelles sicher ging, dass das Ei auch wirklich heil geblieben war, welches er in seinem Rucksack mit sich trug.
 

Als erstes sollten sie also ein Pokemoncenter aufsuchen. Aber weit ein breit war weder eine Stadt noch ein Wegweiser zu sehen...
 

"Wo sind wir hier eigentlich?", brachte Misty hervor, während sie sich langsam wieder erhob, den Pokeball aber fest in der verletzten Hand hielt.

"Na, auf der Zinnoberinsel", erwiderte der Pokemonmeister fast sofort. Wo sollten sie sonst sein? Sie hatten zwei Tage auf dem Festland nahe der Insel verbracht, weil sie nicht wussten, wie sie von dort aus sicher über das Meer gelangen würden und heute Morgen hatten sie sich dann den ungewöhnlich dichten Nebel zunutze machen wollen. Allerdings hatten sie die Fähigkeiten der wilden Pokemon unterschätzt. Dennoch gab es ja auf den Weg vom Festland zur Insel keinen anderen Ort an dem sie hätten landen können, oder? Auf den Seeschauminseln waren sie jedenfalls nicht, da war Ash sich sicher.

"Wohl kaum. Die Zinnoberinsel ist vor fünf Jahren, kurz nach deiner Abreise durch einen Vulkanausbruch vollkommen zerstört wurden... wusstest du das nicht?"

Nein, dass hatte er in der Tat nicht gewusst oder er hatte es wieder vergessen, weil er diese Information seinerzeit nicht für wichtig gehalten hatte. "Aber wieso wollten wir dann eigentlich auf die Insel? Wenn dort vor Jahren ein Vulkan ausgebrochen ist, kann dort doch keiner mehr leben, oder?"

"Doch. Die Lava ist mittlerweile wieder abgekühlt und die Menschen haben ihre Häuser darauf gebaut. Auch die Arena steht mittlerweile wieder auf der Insel, wo sie hin gehört. Nach dem Vulkanausbruch, hatte Pyro sie auf die Seeschauminseln verlegt, aber nachdem die Zinnoberinsel wieder bewohnbar ist, ist er in seine Heimat zurück gekehrt, so wie viele andere auch", erklärte Misty. "Und mit den Menschen, sind auch viele Pokemon, unter ihnen sehr viele seltene, auf die Insel zurück gekehrt. Allerdings ist die Zinnoberinsel komplett mit abgekühltem Magma überdeckt, da gibt es nirgends mehr ein Stück Strand oder Wiese. Wir müssen also irgendwo anders gelandet sein." Wo genau konnte Misty allerdings auch nicht sagen. Grundsätzlich ging es ihr im Moment nur darum, dass sie irgendwo gelandet waren, wo man ihre Pokemon versorgen würde, denn das hatte jetzt oberste Priorität. Wenn Garados, Pikachu und Waillord versorgt waren, würden sie sich auf die Suche nach Gary machen und Misty konnte nur hoffen, dass es ihm gut ging.

"Gibt es denn hier ansonsten noch andere Inseln?", wunderte sich Ash, erhielt aber ein Nicken von seiner Begleiterin als Antwort.

"Ja, aber nur sehr kleine, die meisten sind nicht einmal bewohnbar. Auf den Karten sind diese Inseln oftmals gar nicht zu finden, weil sie in der Regel keiner besucht." Zumal auch keine dieser Inseln im Besitz eines Pokemoncenters war, bis auf eine und die lag so nah an der Zinnoberinsel, dass es sich nicht lohnte, dort einen Zwischenstopp zu machen.

"Na ganz toll", seufzte Ash. "Wenn wir also Pech haben, sind wir auf einer unbewohnten Insel gelandet und...", seine letzten Worte gingen in dem Qualvollen Aufschrei eines Pokemon unter. "Was war das?" Aus reinem Reflex blickte der Pokemonmeister hinunter auf sein Pikachu, welches allerdings ganz ruhig im Sand saß und keinen Laut von sich gab, allerdings seine Ohren spitzte.

Misty lauschte einen Moment und blickte sich dann um. "Ich glaube, es kam von dort drüben!", sie deutete auf eine Stelle, die etwas weiter weg lag und von vielen Steinen umgeben war. Von ihrer Position aus konnte man nicht sehen, ob dahinter etwas war, aber es klang so, als käme das Geräusch aus dieser Richtung.

"Sehen wir nach!", forderte Ash und sofort machten sich die beiden verletzten Pokemontrainer auf den Weg, um dem Geräusch nach zu gehen. Um so näher sie den von großen und kleinen Steinen umrandeten Strandgebiet kamen, desto mehr hörten sie einen weiteren, leiseren klageschrei. Es mussten zwei Pokemon sein, die in Gefahr waren.
 

Nachdem Misty und Ash mühevoll über einen der Steine geklettert waren, entdeckten sie den Uhrsprung für das Schreien. Ein Jugong war gefangen in einer Art Bärenfalle. Sein Schwanz steckte zwischen den scharfen Zähnen der Falle fest und als ob das nicht schon schlimm genug war, gingen von der Falle ständige Elektroschocks aus, die das ohnehin schon verletzte Pokemon mehr und mehr schwächten. Neben dem armen Jugong hockte ein junges Jurob, welches verzweifelt versuchte die Falle irgendwie zu öffnen, was dem Babypokemon ebenfalls immer wieder einen Stromschlag einbrachte.
 

"Was zur Hölle ist das?!", fragte Ash fassungslos und blickte geschockt auf das erschöpfte Jugong, welches bereits zu schwach war, um überhaupt noch zu versuchen, von der Falle los zu kommen.

"Das ist eine Falle, die die Wilderer den Stadtbewohnern hier gelassen haben", erklang plötzlich die Stimme eines jungen Mannes, der Mitleidig auf das sterbende Pokemon blickte, jedoch nichts unternahm. "Es ist den Wilderern nicht genug, die Pokemon nur zu töten, sie wollen sie bis zum letzten leiden lassen und damit den Hass der überlebenden Pokemon noch weiter schüren. Die Menschen hier haben Angst vor den Aggressiven Pokemon, also nutzen sie die Fallen dieser Barbaren, um sich zu schützen, ohne darüber nach zu denken." Der rothaarige junge Mann sprang von dem Stein, auf dem er gerade noch gestanden hatte und trat ein paar Schritte auf Misty zu. "Ihr solltet von hier verschwinden, bevor die anderen Jugong kommen, um ihrem Freund zu helfen. Sie werden euch für die Feinde halten und angreifen." Er musste nicht sagen, dass die beiden in ihrem derzeitigen Zustand keinen Angriff von dutzenden Pokemon überleben würden.

Ash konnte nicht glauben, was er da hörte. "Was? Wir sollen einfach verschwinden, und zusehen wie das Pokemon stirbt?" Niemals! "Ich werde es retten!", rief er schließlich entschlossen und eilte zu der Falle hin. Misty folgte ihm fast sofort. Vielleicht war es ja dumm. Aber würden sie das arme Pokemon einfach in der Falle verkommen lassen, dann wären sie nicht viel besser, als die Wilderer.

"Das geht nicht!", versuchte der junge Mann zu erklären, aber da hatte Ash bereits den ersten Stromschlag von der Falle bekommen, als er diese berührt hatte, um sie zu öffnen. "Die Falle steht unter ständigen Strom, sobald ihr sie berührt, werdet ihr einen Stromschlag bekommen!" Doch Ash hörte nicht auf dem fremden, sondern versuchte mit aller Kraft die Falle zu öffnen, während Misty sich das erschöpfte kleine Jurob schnappte, um es von der Falle fern zu halten. Das Kleine währte sich zwar mit Leibeskräften, aber es hatte nicht mehr genug Kraft, um gegen die Arenaleiterin etwas aus zu richten.

"ASH!", schrie die Rothaarige leicht panisch auf, als ihr Freund einen Stromschlag nach dem anderen kassierte und sich dennoch weigerte von der Falle ab zu lassen. Natürlich wollte auch sie das Jugong retten, aber dabei durften sie doch nicht so leichtsinnig sein, und ihr eigenes Leben riskieren. Gerade wollte Misty zu ihrem Freund gehen, um ihn irgendwie von dieser Falle weg zu holen, als die Stimme des rothaarigen jungen Mannes erklang.

"Das ist lächerlich! Das Pokemon wird seine Verletzungen ohnehin nicht überleben!", versuchte der Fremde erneut an die Vernunft von Ash zu appellieren, aber er hörte nicht. Auch sein Pikachu eilte ihm zu Hilfe, es selbst war ja weitgehend unempfindlich gegen die Elektrischen Schläge. "Mein Gott, ihr seid ja verrückt!" Mit genervter Miene zog der rothaarige junge Mann zunächst einen Zopfhalter aus der Hosentasche und Band sich seine Schulterlangen Haare zu einem Zopf, bevor er sein Schwert aus der Schwertscheide an seinem Gürtel zog und mit einem gezielten Hieb ein dickes schwarzes Stromkabel zerschnitt, welches unter dem Sand versteckt war und direkt zu der Falle geführt hatte. Er kassierte dabei selbst einen heftigen Stromschlag und ging auf die Knie.
 

Die Stromschläge die Jugong und Ash kassierten ließen nach und so gelang es dem Pokemonmeister endlich, die Falle mit viel Kraftaufwand zu öffnen, allerdings war es bereits zu spät für das Pokemon, es bewegte sich bereits nichtmehr. Das kleine Jurob befreite sich aus Mistys Armen und kroch zu dem Jugong hin um es mit wiederholten klageschreien immer wieder an zu stupsen, jedoch vergeblich, jegliches Leben war aus dem Robbenartigen Pokemon gewichen.
 

"Seht ihr. Ich hab euch doch gesagt, dass es schon zu spät ist." Der Rothaarige erhob sich wieder und steckte sein Schwert lässig zurück in die Schwertscheide.

"DU!", platzte es Sekunden später aus Ash. "Du hättest es retten können! Du hättest nur eher eingreifen müssen!" Wuterfüllt blickte der Pokemonmeister den fremden an, während die klageschreie des Babypokemon immer lauter wurden. "Wieso hast du es sterben lassen?! Was hat dir das Pokemon denn getan?!" Mit Mühe musste er sich zurück halten, den Rothaarigen nicht am Kragen zu Packen oder ihn gar noch zu schlagen.

Eine Antwort von dem fremden blieb aus. "Ihr solltet wirklich endlich verschwinden! Die anderen Jugong werden jede Minuten hier auftauchen. Es sind zwar lange nicht mehr so viele wie früher, aber wenn sie wütend sind, dann sind sie immer noch stark genug, um uns mit einem Schlag zu töten", erklärte er Misty, die mit Tränennassen Augen auf das weinende Jurob blickte. Reagieren tat sie nicht und auch Ash tat nichts anderes, als den Rothaarigen weiterhin finster an zu blicken. "Na schön, dann krepiert ihr hier eben, ist mir doch egal!", genervt drehte sich der Unbekannte um und wollte die Lagune bereits wieder verlassen, als doch noch einer der beiden Trainer vernünftig wurde.

"Warte bitte!", hielt Misty ihn zurück. "Wir brauchen dringend Hilfe. Unsere Pokemon sind schwer verletzt. Kannst du uns sagen, ob hier irgendwo ein Pokemoncenter ist?" Sie hatte eingesehen, dass sie sich jetzt nicht von ihren Gefühlen und ihrer Erschöpfung übermannen lassen sollten. Sie mussten jetzt an das denken, was wichtig war. Dem Jugong konnten sie nicht mehr helfen, aber ihre Pokemon waren noch am Leben und auch das kleine Jurob konnte sicher noch gerettet werden.

Der junge Mann zögerte einen Moment, doch dann nickte er. "Ich kann euch hinführen." Das war vielleicht der einzige Weg, die beiden Trainer dort weg zu bekommen, bevor sie einer Horde Jugong und einigen Jurob zum Opfer fielen.

"Vielen Dank!" Misty schnappte sich das kleine Jurob, das mittlerweile nicht einmal mehr genug Kraft zum Weinen und schreien hatte und trat dann an Ash, dem sie eine Hand auf die Schulter legte. "Komm Ash, wir sollten uns beeilen und das kleine Jurob hier zu Schwester Joy bringen", erklärte sie ihrem Freund, welcher nach kurzem Zögern nickte.

"Moment!", platzte es aus dem noch immer unbekannten. "Du willst doch hoffentlich das Jurob nicht mitnehmen, oder?" Doch der Blick, dem die Arenaleiterin ihm schenkte, während sie Ash auf die Beine half, war eindeutig. "Das ist Lebensmüde! Die Jugong werden es suchen und wenn sie es gefunden haben, dann werden sie dich töten!"

"Das Risiko gehe ich ein", erwiderte Misty nur, während sie stützend einen Arm um den Pokemonmeister legte. Es war zwar schwer, den Pokeball und das Jurob zu halten und dann auch noch Ash zu stützen, aber irgendwie würde es schon gehen.

"Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt...", seufzte der Rothaarige nur kopfschüttelnd, bevor er Misty nach kurzem Zögern etwas dabei half, Ash zu stützen...
 

~*~
 

Irgendwie hatte dieser Junge, der sich ihnen als Siberu vorgestellt hatte (Misty dürfe ihn gerne Sibi nennen), sie zu einer Schwester Joy gebracht, allerdings nicht in ein Pokemoncenter sondern in einen dunklen und kalten Keller. Das Pokemoncenter war, wie sie von Siberu erfahren hatten, vor kurzem geschlossen wurden. Nach einem Angriff der Wilderer, waren die Pokemon hier so aggressiv geworden, dass die Menschen anfingen sie zu hassen, so dass sie es nicht länger für nötig hielten, ein Gebäude auf ihrer Insel stehen zu haben, welches verletzten Pokemon half. Auch wurde so ziemlich jeder von der Insel vertrieben, der selbst Pokemon besaß und nun hatten die Menschen auf der kleinen Insel nur noch ein Ziel, sie wollten auch noch alle wilden Pokemon von der Insel vertreiben und sei es mit Gewalt.
 

Auch die Schwester Joy hatte man vertreiben wollen, aber sie war geblieben und hatte im Keller des Hauses einer alten Dame ein halbwegs annehmbares kleines Pokemoncenter errichtet. Ihre Möglichkeiten waren so natürlich extrem eingeschränkt, aber immerhin war sie soweit ausgerüstet, dass sie auch Ashs und Mistys übergroßen Wasserpokemon helfen konnte. Zwar konnte sie nicht sagen, ob sie das Leben der beiden Pokemon würde retten können, aber sie versprach ihr bestes zu tun. Auch Pikachu, Ash's Ei und das arme kleine Jurob nahm sie in ihrem kleinen Center auf und versprach, ihr möglichstes für sie zu tun.
 

"So ihr beiden..." Die alte Dame, die alle hier nur 'Großmutter' nannten, betrat den kalten Keller. "Es ist schon spät und ihr seid sicher erschöpft, ihr solltet besser langsam schlafen gehen." Gerade wollte Ash den Mund öffnen, um zu erklären, dass sie keine Bleibe hatten, da sprach die alte Frau schon weiter. "Keine Sorge! Ich weiß, dass ihr nicht wisst wohin. Ihr dürft gerne ein paar Nächte bei mir bleiben. Allerdings habe ich nur noch ein Zimmer frei, aber ihr beiden habt sicher nichts dagegen, in einem Bett zu schlafen, die jungen Pärchen heut zu Tage tun sowas ja auch, ohne verheiratet zu sein."

Einen Moment trat stille ein. "Pärchen?", brachte Misty dann hervor. "Moment! Wir..."

"Aber bevor ihr ins Bett geht, solltet ihr ein heißes Bad nehmen und ich suche euch dann noch etwas Trockenes zum anziehen, sonst holt ihr euch ja den Tod!", unterbrach die Alte Misty freundlich aber bestimmt. "Kommt!"

"Warte mal!", hielt Siberu Großmutter auf, er hatte bisher eher unbeteiligt an einer Wand gelehnt und nur ab und zu mal eine Erklärung eingeworfen, wenn sich Ash und Misty über etwas gewundert hatten. "Ist Firey denn schon zurück?"

Die alte Dame schüttelte den Kopf. "Sie wird heute Nacht wohl dort bleiben. Sie meinte, es wäre bald soweit." Etwas Sorge und auch ein wenig Trauer lag im Blick von Großmutter, doch noch bevor Ash und Misty sich erkundigen konnten, worum genau es ging, sprach die alte Frau auch schon in ihrem alten freundlichen Ton weiter, als wäre nichts gewesen. "Ich habe bereits den Kamin in eurem Zimmer angemacht. Ihr werdet es also schön kuschlig haben", mit diesen Worten drängte sie die beiden aus dem kalten Keller, ignorierte jeden Protest von Ash, dass er lieber bei seinen Pokemon bleiben wolle, wendete sich aber auf der obersten Kellertreppe noch einmal an Siberu. "Wenn du dir solche Sorgen um sie machst, dann kannst du ja zu ihr gehen und mal nach dem Rechten sehen!"

Die Antwort die folgte, "Ich mache mir keine Sorgen um sie!", hörte die Alte schon nicht mehr, denn da hatte sie die Kellertür bereits hinter sich geschlossen, dennoch schmunzelte sie in sich hinein...
 

Nachdem Ash als erstes ein heißes Bad genommen hatte und nun in einem von Siberus lässigen Schlafanzügen vor dem Kamin in dem kleinen Schlafzimmer saß, welches er und Misty heute Nacht bewohnten, hatte er etwas Zeit zum nachdenken.
 

War es seine Schuld, dass alles soweit gekommen war? Immerhin war es seine Idee gewesen, in Nebel die Gefährliche Reise an zu treten, also war es doch eigentlich auch seine Schuld, dass es schief gelaufen war. Er hätte damit rechnen müssen, dass die wilden Pokemon sie trotzdem entdecken und angreifen würden und er hätte auch damit rechnen müssen, dass sie in einem Notfall durch den Nebel stark behindert sein würden, dass sie sich vielleicht sogar aus den Augen verlieren würden. Aber natürlich hatte er all diese Dinge mal wieder nicht kommen sehen. Er war schon wieder viel zu ungeduldig gewesen, nachdem sie zwei Tage lang am Strand festgesessen hatten, weil sie nicht wussten, wie sie auf die Zinnoberinsel kommen sollten. Also hatte er die erstbeste Chance genutzt, ohne an die möglichen Konsequenzen zu denken. Wenn eines ihrer Pokemon sterben würde oder wenn Gary etwas passiert war, dann wäre es allein seine Schuld.

Eigentlich hatte er gar kein Recht gehabt, sich darüber zu beschweren, dass seine beiden besten Freunde ihn seinerzeit ein naives Kind genannt hatten. Offenbar hatten sie ja recht. Erwachsen war es jedenfalls nicht gewesen, sie alle in Gefahr zu bringen. Vielleicht war es wirklich an der Zeit, sich ernsthaft bei Misty und Gary dafür zu entschuldigen, wie er sich die letzten fünf Jahre benommen hatte. Aber dazu müssen sie Gary erst einmal finden.

Ash hatte irgendwie das Gefühl, dass die Situation immer hoffnungsloser wurde. Er hätte niemals gedacht, dass der Hass der Pokemon und auch der der Menschen, schon ein derartiges Ausmaß angenommen hat. Die Pokemon die sie auf dem Meer angegriffen hatten, waren zweifelllos darauf aus gewesen, sie zu töten und es hatte sie nicht einmal gestört, dass sie dabei Ihresgleichen ebenfalls in Gefahr brachten, sonst hätten sie ja wohl kaum Garados und Waillord so zugerichtet, oder?

Auf der anderen Seite... konnte Ash es ihnen verübeln? Nachdem was er heute gesehen hatte und nachdem was dem armen Jugong passiert war? Immerhin war er selbst ja auch hinter den Wilderern her, nachdem es ihre Schuld war, dass sein Tauboss sterben musste. Er wollte Rache und natürlich all die Pokemon schützen, die er so liebte. Die Pokemon die Gary, Misty und ihn angegriffen hatten, wollten sicher im Grunde genau dasselbe. Wie konnte man es ihnen zum Vorwurf machen, dass sie ihre Freunde, Kinder und Eltern schützen wollten? Und woher sollten die Pokemon wissen, wer Feind und wer Freund war? Und wie zum Teufel sollte Ash ihnen das klar machen?
 

Die Schultern des Pokemonmeisters sanken nach unten, als sich zaghaft die Tür zum Zimmer öffnete und Misty zögernd eintrat. Für sie hatte man nichts Passendes zum anziehen gefunden, also hatte die alte Dame ihr kurzerhand ein langes T-Shirt von Siberu überlassen. Aber lang, war eben nicht gleich lang. Ihre Beine waren jedenfalls sehr gut zu sehen und das entging auch Ash nicht, der sofort einen hochroten Kopf bekam und seinen Blick hastig abwendete. Wobei er sich innerlich wunderte, dass er bei Mariella sicherlich nicht so reagiert hätte und das, obwohl sie oft freizügig rumlief, wenn sie alleine waren, in der Hoffnung, ihn damit in die richtige Richtung schubsen zu können.
 

"Ich hab Schwester Joy eben getroffen", erklärte Misty, bevor sie sich die Decke vom Bett schnappte, sie sich um die Schultern legte und schließlich neben Ash Platz nahm. "Sie sagte, die Pokemon schlafen jetzt. Du sollst dir keine Sorgen um dein Pikachu machen, wenn es ausgeschlafen hat, wird es ihm schon viel besser gehen und mit deinem Ei ist auch alles okay, es wird heute Nacht unter einer Wärmelampe liegen."

"Wenigstens etwas..." Mit betrübter Miene blickte der Pokemonmeister ins Feuer. "Wenn dem Ei irgendetwas passier wäre, dann hätte ich mir das nie verziehen. Schlimm genug, dass ich euch alle in diese Gefahr gebracht habe."

"Rede doch keinen Unsinn Ash Ketchum! Was heute passiert ist, war nicht deine Schuld. Außerdem solltest du nicht so negativ denken! Ich bin sicher, dass alles wieder gut wird. Unsere Pokemon werden überleben, wir werden Gary finden und dann gemeinsam mit Mariella, Drew und Maike dafür sorgen, dass Menschen und Pokemon in Kanto wieder friedlich zusammen leben." Sie durften jetzt einfach nicht die Hoffnung verlieren, sie hatten schließlich gerade erst angefangen.

Ohne zu antworten nahm sich Ash einen Keks von dem Teller, welchen die alte Frau zusammen mit zwei Teetassen ins Zimmer gestellt haben musste, als er noch in der Wanne gesessen hatte. "Wo genau sind wir hier nun eigentlich?", fragte er schließlich mit halbvollem Mund, ohne zu bemerken, dass etwas Puderzucker an seinem Mundwinkel kleben geblieben war.

Misty schmunzelte kurz über den Anblick, sagte jedoch zunächst nichts dazu. "Lagunaisland. Wir sind auf der Insel, die Zinnober am nächsten ist. Allerdings sind wir dennoch zu weit weg, um mit Sicherheit sagen zu können, dass es einen Weg gibt, heil auf der Insel an zu kommen. Boote fahren derzeit ja nicht."

"Na ganz toll", murmelte Ash, bevor er sich den zweiten Keks in den Mund schob. "Ich weis wirklich nicht, wie ich in dieser Situation positiv denken soll." Selbst wenn Misty recht hatte und ihre Pokemon überleben würden und auch Gary nichts passiert war, ja und selbst wenn sie es irgendwie schaffen sollten, heil auf die Zinnoberinsel zu kommen, wussten sie immer noch nicht wirklich, was sie tun sollten, um diesem Chaos ein Ende zu machen.

Zur Strafe für diesen Satz erhielt der Pokemonmeister einen Klaps auf den Hinterkopf. "Komm schon, Ash! Was ist mit dir los? Du bist doch sonst immer derjenige der voller Energie an jedes noch so gefährliche und ausweglose Abenteuer heran geht. Du solltest mich aufheitern und anspornen und nicht umgekehrt!" Der strenge Gesichtsausdruck von Misty wurde plötzlich traurig. "Ich mag diese Seite nicht an dir. So ist der Ash den ich kenne nicht."

Irgendwie ertrug der Trainer den traurigen Gesichtsausdruck seiner Freundin nicht. "Du hast recht", sagte er daher auch schnell und versuchte ein wenig von seiner alten Entschlossenheit in die Worte zu legen. "Vermutlich bin ich einfach nur müde..."

"Dann solltest du etwas dagegen tun und dich hinlegen! Aber vorher solltest du dir den Mund abwischen", kicherte Misty, "der ist nämlich voller Puderzucker." Und sie wollte ja nicht, dass er morgen früh so nach draußen trat oder damit das Bettzeug der alten Dame beschmutzte.

"Was? Echt?" Mit dem Ärmel versuchte Ash sich mehrfach über den Mund zu wischen, aber so richtig weg bekam er den Puderzucker damit nicht, auch wenn er es natürlich erfolgreich geschafft hatte, den Ärmel des fremden Schlafanzuges dreckig zu machen.

"Ach, lass mich das machen!" Misty wollte nicht, dass der andere Ärmel auch noch Schaden nahm, also beugte sie sich etwas vor und wischte vorsichtig mit dem Daumen die Reste des Puderzuckers weg. "So ist es besser", lächelte sie und gerade als sie sich wieder entfernen wollte, entdeckte sie bei Ash einen Blick den sie kannte, nur kannte sie ihn nicht von ihm.

"Weist du...", wie als wäre es selbstverständlich, streckte Ash seine Hand aus und legte sie an Mistys Wange, streichelte dort sanft über einen Kratzer, den eines der Pokemon darauf hinterlassen hatte und sah ihr dabei tief in die Augen, "ich bin wirklich froh, dass du jetzt bei mir bist. Ohne dich, hätte ich vielleicht schon aufgegeben, vor lauter Verzweiflung. Danke, dass du bei mir bist und zu mir hältst, selbst nachdem ich die letzten Jahre so ein Arschloch war."
 

Noch bevor Misty irgendetwas erwidern konnte, spürte sie seine Lippen ganz leicht auf ihren, sie wollte zurück schrecken, doch Ashs Arme hatten sich um sie gelegt und drückten sie an ihn. Es dauerte auch nicht lange, da hatte die Arenaleiterin den ersten Schreck überwunden und wurde sich bewusst, dass sie sich gerade in der Situation befand, nach der sie sich so sehr, so lange gesehnt hatte. Nur einmal wollte sie seine Lippen berühren, wissen wie es sich anfühlte, wenn er sie küsste. Nun war sie endlich am Ziel ihrer Träume und es fühlte sich genau so an, wie sie es sich immer ausgemalt hatte.

Ash küsste sie, als wäre es sein erster Kuss, zaghaft und dennoch irgendwie mit derselben Leidenschaft, die er bei seinen Pokemonkämpfen an den Tag legte. Es war fast, als hätte jemand die Zeit zurück gedreht, es war, als hätte es Gary und Mariella nie gegeben - zumindest nicht als ihre Partner. Und im Moment dachten die beiden auch keineswegs an jene, die sie gerade hintergingen, ihre Köpfe waren erfüllt von den Gedanken an diesen einen lang ersehnten und doch gefürchteten Moment.
 

Einen Augenblick trennten sich ihre Lippen voneinander, ihre Blicke trafen sich erneut und wenig später ließen sie sich eng umschlungen, in einen wesentlich intensiveren Kuss vertieft, auf den knarrenden Holzboden sinken. Einen Moment gab sich Misty der Vorstellung hin, wie dieser Abend enden könnte. Fragte sich, ob der junge Mann, den sie lange Zeit für unfähig gehalten hatte, einen Menschen zu lieben, ebenso eine Leidenschaft an den Tag legen würde, wenn er mit ihr schlief, wie er sie auf seinen Reisen als Pokemontrainer immer an den Tag gelegt hatte. Sie kannte seine Temperamentvolle Seite, wusste wie hingebungsvoll er sein konnte und um so mehr sie darüber nachdachte, desto mehr sehnte sie sich danach zu erfahren, ob er ihre Erwartungen würde erfüllen können.
 

Endlich fühlte sie wieder die Wärme in sich aufsteigen, die sie in den letzten Nächten so vermisst hatte. Doch gleichzeitig mit dieser Erkenntnis kam auch der Gedanke daran zurück, dass sie hier in den falschen Armen lag. Schockierend brutal löste sie den Kuss. "STOPP!", fast so, als wäre er ein Angreifer, drückte Misty ihren Reisegefährten von sich weg und richtete sich dann hastig auf.

Auch Ash kam endlich wieder zur Besinnung. Bis eben noch, hatte er sich nur über das Feuer gewundert, dass plötzlich in ihm zu lodern begonnen hatte und das er in dieser Form nicht kannte. Er hatte sich gefragt, warum Misty so eine anziehende Wirkung auf ihn hatte, hatte sich vorgestellt, wie ihr Körper wohl unter diesem T-Shirt aussehen würde und dann... hatte sie ihn zurück in die Realität geholt. "E-Es tut mir leid." Benommen kniete Ash auf dem Boden und suchte in Gedanken verzweifelt nach einer wirklichen Entschuldigung, einer Ausrede... irgendetwas, was erklären würde, was nur in ihn gefahren war. Es mochte ja sein, dass Mariella ihn körperlich nicht sonderlich anzog und das Misty dagegen eine sehr anziehende Wirkung auf ihn hatte, aber deswegen war er noch lange nicht der Typ, der seine Freundin betrog und seinen besten Freund hinterging. Schlimmer noch, vielleicht war Gary etwas zugestoßen, vielleicht lag er irgendwo in der Fremde und litt und was tat er, anstatt sich Sorgen um ihn zu machen oder ihn zu suchen? "I-Ich... brauche frische Luft", hastig stürmte Ash nach draußen und lies Misty allein in dem Zimmer zurück, dass trotz des flackernden Kamins auf einmal wieder schrecklich kalt war...
 

~~~
 

Das ©für die Charaktere Siberu und Firey geht an AimaiLeafy (unter Deviantart auch bekannt als Green-najotake), die so freundlich war mir zu erlauben, ihre Charaktere aus der Geschichte Himitsu no Mahou (hier zu finden: http://himitsu.judgement.at/) für einige Kapitel als Gäste in diese Story auf zu nehmen.
 

Wie immer sind natürlich Kommentare und konstruktive Kritik gerne gesehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  glurak42
2010-09-15T19:13:20+00:00 15.09.2010 21:13
ich hab deine ff erst jz gefunden und sie mal durchgelesen:D
also ich find sie superklasse sie reist mich einfach mit und ist imma spannend.
das ash sich dann plötzlich an misty ranmacht fand ich ne super idee;)
am anfang dacht ich was geht denn jz ab?!?
doch jz muss ich unbedingt erfahren wies weiter geht und freu mich tierisch aufs nächste kapi^^
alles in allem find ich deine ff fantastisch und werd sie auch bis zum ende weiterlesen^^
Von:  Angel_no_hikari
2010-09-14T21:19:42+00:00 14.09.2010 23:19
ich kann nicht mehr sagen als das dieses kapitel der absolute oberhammer war!!!!!
ich kanns kaum erwarten dein nächstes chapter zu lesen!!!!
Von: MiyaToriaka
2010-08-27T18:10:34+00:00 27.08.2010 20:10
SIBI UND FIREY!!!!!!!!!!!!!! XDDDDDDDD OMG!!!!!!!!!! Diese Idee is ja SO der HAMMER, Mona!! ♥ Zuerst dachte ich "Siberu? Siberu - den namen kenn ich irgendwoher..." und dann die Charabeschreibung: Lange Haare, nach außen kalt wirkend, dann aber doch n gutes Herz, das Schwert - und schließlich die Frage "Geht es Firey gut?" ... WTF is das Hammer! XD
Aber das ganze Kappi war toll *~* auf den Schluss hatte ich mich die ganzen Wörter lang gefreut XD
Ich lieb die FF und auch wenn ich nicht oft ein Komment schreibe (bitte verzeih T__T ich verpass auch oft Kapitel und muss dann nachlesen), ich lese sie echt gerne und freue mich immer, wenn du weiterschreibst .3

Ganz liebe Grüße
Miya ♥, die auch Himitsu no Mahou liebt und SibixFirey-Fan ist XDDD
Von:  Yumi
2010-08-25T19:13:51+00:00 25.08.2010 21:13
Endlich bin ich durch die ganzen Kapitel durch!
Als erstes muss ich sagen.. du hast wirklich einen außerordentlich tollen Schreibstil! Du schreibst sehr realitätsgetreu, die Gefühle springen bei dir nur so auf den Leser über und du sparst nicht mit Umschreibungen ( was ich sehr wichtig finde! ).
Ich finde deine Story sehr interessant und ich muss ehrlich sagen, dass es mir manchmal beinahe die Tränen in die Augen treibt, wenn ich weiter lese. Als Tauboss gestorben ist, war ich so dermaßen schockiert, dass ich erstmal eine Pause machen musste.
Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt wie es weiter geht und würde mich geehrt fühlen, für deine Kapitel zu betan, aber das habe ich dir ja eh schon geschrieben :)
LG
Cubone
Von:  Yurippe
2010-08-25T15:15:20+00:00 25.08.2010 17:15
Ich bin verwirrt - hab ich was verpasst?

Wer hat denn ein Wailord? O.o

Na ja, Ash ist ja an Stromschläge gewöhnt... Humor an der falschen Stelle. ^^;

O_O Was ist denn in Ash gefahren?!
Jetzt muss ich aber wissen, wie es weitergeht!!!



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