07. Dezember ~ And All Because of Ice Cream
And all because of ice cream…
Es ist Winter. Der 7. Dezember.
Und überall herrscht Weihnachtsstimmung.
Jetzt stelle man sich vor: Man arbeite in einem Cafe, welches im Sommer berühmt für seine wunderbaren Eiskreationen war. Man arbeite dort. Und jetzt im Winter läuft das Geschäft natürlich auch gut, weil warme Getränke geliebt werden, wenn es kalt ist und draußen Schnee liegt.
Doch nun stelle man sich vor: Man nehme gerade die Bestellung eines jungen Mannes auf.
Ein Glas Wasser und einen großen, kalten Eisbecher.
Man stelle sich nun vor, wie man diesen Kunden anstarren würde, wenn rund um ihn herum frierende Leute versuchen ihre Glieder mit einem heißen Kakao oder einem dampfenden Tee aufzuwärmen und er selber – noch zitternd von der Kälte außerhalb – ein Speiseeis bestellt.
Eigentlich hatte der Tag ganz normal angefangen.
Wie jeder andere natürlich auch.
Und wie es immer war, wenn etwas Merkwürdiges am Nachmittag geschah.
Doch dennoch war es für Tenten anders.
Normalerweise konnte sie einen schlechten Tag von einem guten unterscheiden.
Es fing zum Beispiel damit an, dass sie schon beim Aufstehen aus dem Bett fiel, oder dass die Dusche kein warmes Wasser geben wollte.
Aber heute war alles perfekt gelaufen.
Sie war ohne Hindernisse aufgestanden, hatte angenehm warm geduscht und ordentlich gefrühstückt. Dann war sie zur Arbeit gefahren und hatte Glück gehabt nicht vom Schnee überrascht worden zu sein, der, gleich nachdem sie das Cafe betreten hatte, vom Himmel gefallen war.
Ihr Chef hatte heute auch einen guten Tag und so dachte die junge Frau es würde ein schöner 2. Advent werden. Doch diesmal täuschte sie sich.
Er sah aus wie ein ganz alltäglicher Kunde, als Tenten an seinen Tisch kam.
Schneeflocken im langen Haar und eine leicht rötliche Nase. Dennoch gut aussehend. Er kuschelte sich in seinen Mantel und Tenten fragte ihn nach seinen Wünschen.
„Ein Glas Wasser, bitte.“, war die Antwort und Tenten wunderte sich schon jetzt ein bisschen.
Halb erfroren saß er da und bestellte nicht mal ein warmes Getränk.
Sie wollte schon nachfragen, als er noch ergänzte: „Und einen Eisbecher.“
Nun war Tenten aber wirklich überrascht. Seine Stimme war eh schon leicht heiser und nun wollte er ein Eis? Vor lauter Verwirrung sagte Tenten gar nichts, sondern nickte nur, und kam erst auf dem Weg in die Küche darauf, dass sie ganz vergessen hatte nach den Sorten zu fragen.
Hastig trippelte sie zurück und kam entschuldigend lächelnd am Tisch des jungen Mannes an.
„Tut mir Leid.“, sprach sie, „Ich hab ganz vergessen: Welche Sorten möchten Sie denn?“
„Ganz egal.“, der Kunde zupfte sich einen Wassertropfen aus dem Haar, „Das Beste, was ihr habt.“
„Ehm…“, Tenten zögerte noch, doch dann meinte sie, „Okay.“, drehte sich um und huschte in die Küche. Na gut, wenn er meinte.
„Hinata?“ „Ja?“
Tenten stellte sich neben ihre Freundin, die gerade dabei war neue Kaffeebohnen zu holen, und verkündete: „Ich glaube, wir haben ein Problem.“
Das Problem blieb aber nicht nur bei einem Problem.
Nein, es entwickelte sich eher zu einer Katastrophe.
Aber machen wir vorerst dort weiter, wo wir aufgehört haben.
Hinata und Tenten hatten also ein Problem.
Schnell einen Eisbecher zu kreieren – das war für Hinata oder Tenten natürlich keine große Sache.
Aber woher die Gewissheit nehmen, dass der Kunde mit dem Werk auch zufrieden war?
Der Wunsch „Das Beste, was ihr habt.“, war ja auch nicht gerade hilfreich.
„Lass uns überlegen.“, Tenten ging in der Küche auf und ab und kassierte dafür einen genervten Blick von einem Koch, der gerade dabei war Pfannkuchen zu brutzeln.
Doch sie ignorierte ihn und redete weiter: „Was ist denn immer sehr beliebt?“
„Das ist ziemlich verschieden. Meistens halt die klassischen Sachen. Heiße Liebe, Nussbecher, Bananensplit.“, Hinata sah sie fragend an, „Nach was sieht der Typ da draußen denn aus?“
Tenten zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung, woher soll ich das wissen?“
„Rate halt einfach drauf los. Vielleicht hast du Glück. Ich muss jetzt auf jeden Fall wieder zurück zu meinem Kaffee. Du weißt ja, ich habe heute eine große Runde zu bedienen. Geburtstagsfeier.“, damit verbeugte sie sich kurz, nuschelte noch ein „Entschuldigung“ und verschwand dann mit den Kaffeebohnen aus der Küche. Etwas zu schnell, Tentens Meinung nach.
Sie seufzte. Auch das noch!
Nichts passte ihm.
Wirklich nichts passte ihm.
Außer dem lächerlichen Glas Wasser vielleicht.
Aber ansonsten: Es passte ihm wirklich nichts.
Zuerst hatte sie es mit einer wunderbaren, großzügigen Kreation aus gemischtem Eis und allerhand kleiner Zutaten versucht, aber sie hätte sich eigentlich gleich denken können, dass der junge Mann nicht der Typ für viel Schnick-Schnack war.
Der Eisbecher wurde gleich wieder zurückgegeben.
Darauf folgte ein wirklich leckerer Schokoladetraum – aber auch der wurde nicht mal angerührt.
Da halfen auch kein Bananensplit und keine Heiße Liebe.
Kein Amarenabecher. Kein Krokant. Nicht mal ein süß geformter Schneemann aus Vanilleeis erweichte das Herz des Kunden.
Vollkommen fertig stand Tenten vor den vielen Eisbechern, die sie zurückbekommen hatte.
Wer zum Teufel sollte die jetzt essen und vor allem bezahlen?
Gab es denn so etwas? Wenn ja, dann hatte Tenten noch nie davon gehört, geschweige denn, es erlebt! Konnte er nicht einfach sagen, was er wollte?
„Welches Eis mögen Sie denn am liebsten?“, erklang es plötzlich hinter ihr und Tenten drehte sich erschrocken um. Ohne von ihr bemerkt zu werden, hatte sich der junge Mann in die Küche geschlichen. Tenten wollte schon ansetzen zu sagen er dürfe hier nicht herein, als er seine Frage mit Ernst wiederholte.
„Nun ja…“, zögerte Tenten und sah sich vorsichtig um, doch niemand schien sie zu bemerken, da die Tiefkühltruhen etwas abgeschieden von dem anderen Teil der Küche lagen.
„Also ich…ich liebe Schokoladeeis mit Erdbeeren.“
Es war ihr etwas peinlich – warum, wusste sie selbst nicht genau. Jedenfalls starrte sie wie ein junges, unerfahrenes Ding auf ihre Zehenspitzen.
Kurze Zeit herrschte Stille, dann meinte der Kunde: „Dann will ich so etwas!“
Verdutzte hob Tenten den Kopf: „Wie bitte?“
„Na, ich will das mit den Erdbeeren. Das, was Ihnen so gut schmeckt!“
Und nicht nur ihr schmeckte es so gut.
Nein, auch dem jungen Mann – der sich als Neji Hyuga vorstellte – schmeckte es.
Und wie es ihm schmeckte.
Er verschlang das Eis so schnell, dass du geglaubt hast: Kurz vor dem Verhungern.
Und das Beste war ja noch. Er bezahlte nicht nur für diesen Eisbecher. Nein, er bezahlte auch noch für alle anderen Eisbecher und so freuten sich die Mitarbeiter des Cafés gleich doppelt, denn sie konnten etwas essen und bekamen auch noch Geld dafür.
Von diesem Tag an kam Neji immer öfter ins Café.
Und jedesmal wollte er den Schokoladebecher mit Erdbeeren und jedesmal wollte er ihn nur von Tenten gemacht.
So kam es natürlich auch, dass die beiden sich miteinander anfreundeten und sich besser kennenlernten. Neji war ein ruhiger Mensch. Anfangs noch etwas unheimlich, aber mit der Zeit ein sehr netter, vielleicht auch leicht arroganter, Kerl.
Tenten dagegen war zwar auch ruhig, aber konnte ebenfalls aufbrausend sein.
Sie lachte gerne und steckte Neji damit an. Auch wenn sie nicht nur Gemeinsamkeiten hatten, so verstanden sie sich dennoch gut.
Und es war nicht zu übersehen, dass Tenten mit vollem Eifer an ihrem Eisbecher für Neji arbeitete.
Und das im Winter, das hätte sie sich wohl nie gedacht.
Grinsend stellte sie den Becher vor Neji auf den Tisch: „Hier bitteschön, wie immer.“
Neji legte seine Zeitung beiseite, bedankte sich und wollte sich schon über den Becher hermachen, als auf einmal Hinata auftauchte und mit großen Augen zu ihnen hinüberstarrte: „N…Neji?“
Tenten sah verwirrt zwischen den beiden hin und her: „Ihr kennt euch?“
Neji sah auf und ließ vor Schreck beinahe seinen Löffel fallen: „Hinata?“
Da stellte Tenten fest: „Ja, ihr kennt euch.“
Sie waren Cousin und Cousine.
Und Neji hatte nicht gewusst, dass Hinata in einem Café arbeitete, obwohl sie doch im gleichen Viertel wohnten und sich öfters über den Weg liefen.
Und Hinata wiederrum hatte nie mitbekommen, dass Neji fast tagtäglich in ihrem Café Tentens Eisbecher aß.
Die beiden wechselten ein paar Worte, als Hinata plötzlich etwas einzufallen schien.
„Oh mein Gott!“
Neji und Tenten sahen sie verwundert an.
„Sie ist das Mädchen, von dem du mir erzählt hast?“, fragte Hinata so schnell, dass sie nach Luft schnappen musste und es gleich noch einmal tat, als sie verstanden hatte, dass das wohl ein Fehler gewesen war. Rasch hielt sie sich die Hand vor den Mund, doch es war natürlich schon zu spät.
Tenten hatte es gehört und Neji lief vor Wut (oder Verlegenheit?) rot an.
„Ich wusste doch, ich hätte es dir nicht sagen sollen…“, knurrte Neji.
„Was?“, mischte sich Tenten nun ein, „Was nicht sagen sollen?“
Sie wandte sich an Neji: „Geht es hier um mich?“
Keine Antwort.
„Hey, Neji. Sag was!“, sie rüttelte seinen Arm, doch alles half nichts.
„Dass er das Eis nur deswegen so gerne mag, weil er dich gern hat.“, piepste Hinata leise.
Tenten ließ von Neji ab: „Wie soll ich das jetzt verstehen?“
„Naja weißt du. Neji hat das Eis nur gegessen, weil er dir eine Freude machen wollte.“, Hinata sah ihren Cousin schüchtern an, doch als dieser nicht reagierte, fuhr sie fort: „Eigentlich…mag Neji gar kein Schokoladeeis mit Erdbeeren.“
Fassungslos starrte Tenten Hinata an.
Dann Neji. Dann wieder Hinata. Wieder Neji. „Ist das wahr?“
Neji nickte und brummte ein verlegenes „Ja“.
Zuerst war Tenten leicht sauer. Ja, fast schon beleidigt, da sie sich irgendwie hintergangen fühlte.
So viel Mühe ganz umsonst? Und Neji mochte kein Eis, aß ihres aber jedesmal mit wahnsinnig überzeugender Zufriedenheit. Irgendwie süß.
Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen.
So viel zu „Speiseeis im Winter“!
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Einen schönen 2. Advent!
Ich hoffe, mein erster Beitrag zum Kalender hat euch gefallen.
Somit noch viel Lesevergnügen mit den anderen Werken!
Feli~*