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Why can't I?

[ReitaxUruha]
von

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Mad World – Michael Andrews feat. Gary Jules

Why Can’t I?
 

Mad World – Michael Andrews feat. Gary Jules
 

All around me are familiar faces

Worn out places, worn out faces

Bright and early for their daily races

Going nowhere, going nowhere

Their tears are filling up their glasses

No expression, no expression

Hide my head I want to drown my sorrow

No tomorrow, no tomorrow
 

And I find it kinda funny

I find it kinda sad

The dreams in which I'm dying

Are the best I've ever had

I find it hard to tell you

I find it hard to take

When people run in circles

It's a very, very mad world mad world
 

Children waiting for the day they feel good

Happy Birthday, Happy Birthday

And I feel the way that every child should

Sit and listen, sit and listen

Went to school and I was very nervous

No one knew me, no one knew me

Hello teacher tell me what's my lesson

Look right through me, look right through me
 

And I find it kinda funny

I find it kinda sad

The dreams in which I'm dying

Are the best I've ever had

I find it hard to tell you

I find it hard to take

When people run in circles

It's a very, very mad world ... mad world

Enlarging your world

Mad world
 

Vor genau einem Jahr hatte ich dich schon einmal gesehen. Ich hatte dich aus Versehen angeschubst. Mit einem wütenden Blick hattest du mich bedacht. Damals warst du noch kleiner als ich und warst so zerbrechlich. Auf jeden Fall hast du so gewirkt. Dünn und zerbrechlich. Schnell hatte ich mich entschuldigt und hatte den Rückzug angetreten. Nach diesem Vorfall hatte ich dich kein einziges Mal mehr vor den Augen gehabt. Ich hatte dich fast vergessen.
 


 

Nun saß dieser Jemand genau rechts vor mir und beäugte gespannt den Unterricht. Er hatte sich verändert. Nicht nur, dass er jetzt größer erschien – nein – seine Wangen wirkten nicht mehr so eingefallen. Der Lehrer hatte ihn mit dem Namen Kouyou Takashima vorgestellt und der Brünette hatte dabei höflich gelächelt. Er schien oft dieses geschäftsmäßige Lächeln aufzusetzen. Höflich aber doch distanziert. Er musste die Klasse wiederholen. Bevor ein Lachen durch die Runde gehen konnte hatte der Lehrer in einem Atemzug gleich miterwähnt, dass es sich um eine krankheitsbedingte Wiederholung handele. Nicht wegen schlechter Noten.

Kouyou war minder an der Klasse interessiert und achtete auch nicht wirklich auf Andere oder ihre Fragen, noch auf ihre Blicke. Er saß erhaben über all diese Sachen auf seinem Platz und arbeitete sich gerade in das Themengebiet über Eherecht ein als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Allgemein schien er über alles erhaben zu sein. Sein Aussehen hob sich von Allem ab, was ich jemals in dieser Klasse gesehen hatte. Nichts war von diesen seltsamen Machos geprägt, die mich mit ihrer hirnlosen Hip-Hop-Musik um den Verstand brachten, oder gar den Visus, die hier rumliefen als wäre es die beliebte Einkaufstraße in Harajuku. Nicht mal normal konnte man ihn beschreiben. Gebleichte Haare waren nie normal. aber wenn man das Haar trug war man immer einer von beiden Gruppen. Nein, er trug eine elegante Jeans mit einem weißen Polo-Shirt. Auf der Lehne seines Stuhls hing ein hellgrau-weiß karierter Pullover, wie er es noch nie gesehne hatte.

Doch, hatte er schon einmal gesehen... aber diese Gruppe hatte verschwindend geringe Mitglieder. Und Kouyou hatte er dort nie so wirklich gesehen, wenn er diese Gruppe wirklich mal zu Gesicht bekommen hatte. Weiter sollte ich auch nicht mehr in meinen Gedanken kommen, da neben mir die Tür aufgerissen wurde und einer meiner Klassenkameraden reingeschossen kam. Typisch Ruki. Die ersten 3 Tage des neuen Schuljahres war er krank gewesen. Und nun kam er zu seinem ersten Schultag zu spät.

„Entschuldigung. War beim Arzt.“, nuschelte er kurz und setzte sich neben mich an unsere schon gepachtete Bank, die wir seit der ersten Stunde in dieser Schule besetzt hatten.

„Hab ich was verpasst?“, fragte mich der Schwarzrothaarige etwas hektisch atmend. Er hatte wohl noch versucht pünktlich in den Unterricht einzutreffen.

„Nicht sonderlich viel.“, gab ich knapp von mir, um so wenig wie möglich Angriffsfläche zu bieten für den Lehrer, der wirklich schnell gereizt war. Wir hatten schon oft genug Stunden vor der Tür verbracht anstatt den Unterricht zu folgen. Lag wohl daran, dass wir Beide sehr mitteilungsbedürftig waren.

„Na, jemand Dummes sitzengeblieben, der jetzt das zukünftige Mobbingoopfer wird?“ Ich gab zu, seine Wortwahl war nicht immer eine Wohltat und sie war auch sehr verquer, aber er meinte es ja nicht böse - so wie Andere dachten. Er war der netteste Kerl, den ich kannte. Auch Kouyou schien darüber nur zu schmunzeln, denn Rukis Worte waren nicht leise genug gewesen, um es zu überhören, wo er doch vor uns saß. Auch mein Nachbar bemerkte diese Lebenssignale des Neuen und brachte ihn Erkenntnis, als er in die feinen Züge des Älteren schaute.

„Takashima-san ist neu, aber nicht wegen Noten sitzen geblieben.“, gab ich peinlich berührt zurück.

„Oh, sorry... war nicht so gemeint.“, nuschelte er verlegen und kratze sich am Hinterkopf. Dessen ungeachtet lächelte der Hellbrünette nur und nickte ihm freundlich zu, bevor er wieder dem Unterricht folgte, der sehr interessant zu sein schien. Oder war es doch etwas Anderes?

Als ich nach vorne schielte, bemerkte ich die reglose Miene des Lehrers und sein geduldiges Warten. Er hatte uns wohl die ganze Zeit belauscht. Da konnte ja nur was sehr Schlechtes bei rauskommen.

„Ich hoffe Sie sind jetzt mit der Vorstellung fertig, Matsumoto-san und Suzuki-san?“, fragte er mit einem strengen Ton, der mir kalten Schweiß auf die Stirn trieb. Wir nickten nur und der Lehrer fuhr fort mit seinem Unterricht. Puh, noch mal Schwein gehabt. Ich hoffte, dass dieses Schwein nicht gleich quieken würde. Sonst gab es noch mal Ärger.

„Idiot.“, fluchte ich gepresst und gab meinem Kumpel einen leichten Klaps auf den Hinterkopf.
 

Ich kam nicht drum herum Takashima die nächsten Tage zu beobachten. Mir war klar gewesen, dass er sich sicherlich durch sein Alter abheben würde. Aber dass es so einen großen Unterschied machen würde, hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Im Unterricht war er wie die Ruhe selbst. Die Leute um ihn herum konnten so laut und kindisch sein wie sie wollten, er strahlte immer noch die gleiche Ruhe und Würde aus, wie es nur ein Erwachsener zu Stande brachte. Alle konnten kichern wie sie wollten über den Biologieunterricht, er beugte sich gewissenhaft über seine Aufgaben und bearbeitete sie mit viel Sorgfalt, sodass es eine Freude war für die Lehrer seine Antworten zu hören. Er achtete auf das, was die Lehrer sagten - peinlich genau, um sie mit seinen Fragen zu löchern. Und was ihn wohl am meisten interessierte - und da wollte ich lieber keine Vorurteile entwickeln – war in allen Sichten die Vergleiche zur Homosexualität. Ob es nun im Rechtunterricht war bei dem Ehevertrag, wo er sich sehr mit dem Lehrer in eine Diskussion verstrickt hatte, oder in Biologie und in Sozialkunde. Es kam immer nur beiläufig und doch war er wirklich bemüht bis ins kleinste Detail zu verstehen und die Lehrer auf seine Seite zu ziehen. Nämlich dass homosexuelle Leute in der japanischen Bevölkerung sehr unterdrückt werden. Er selbst schien nicht die Neigung zu seinem gleichen Geschlecht zu haben. Jedes Mal, wenn ich auf den Schulhof trat und ihn bei seiner Gruppe sah hatte er seine Arme um ein hübsches blondes Mädchen gelegt. Sie war eindeutig Europäerin. Ihre Gesichtszüge und auch ihre Aussprache war mehr als genug der Informationen. Allgemein war seine Gruppe von Ausländern durchzogen. Dieses kleine Grüppchen, so unauffällig sie sich auch zu kleiden glaubten, war so auffällig, dass sie einem immer ins Auge fiel. So perfekt ihr Aussehen war wirkten sie alle wie aus einer britischen Teenager-Soap. So gekleidet waren sie ja nun schon, und Europäer waren auch genügend unter ihnen. Ein stilles Statussymbol, was über ihnen hing. Aber wie mag Takashima dort hinein passen, wo sie doch so perfekt wirkten? So als ob das Wiederholen eines Schuljahrs doch etwas ganz Prekäres war. Wahrscheinlich kannten sie ihn schon lange. Aber warum hatte ich ihn nie gesehen und warum passte er da in diese Gruppe, aber irgendwie auch nicht? Ich konnte mir nicht helfen, aber etwas sagte mir, dass diese Gruppe nicht nur oberflächlich schien sondern es auch war. Nur zur gerne wollte ich an ihrer unverschämt makellosen Oberfläche kratzen. Und meine Chance würde kommen, das wusste ich so gut wie das Jahr 12 Monate hatte. Bei Takashimas perfektem Gesicht, ich würde schon noch sehen wie unperfekt dieser Junge war. Es konnte Niemanden geben, der so perfekt war.
 


 

Und sie kam, schneller als ich gedacht hatte. Sie sprang mir mitten ins bandagierte Gesicht, sodass ich glaubte sie würde mir noch mal die Nase brechen. So unvorbereitet traf mich die Erkenntnis.

Gerade hatte ich noch der Stimme Takashimas zugehört, der über die verschiedenen Arten der Religionen sprach. Der Vortrag war perfekt und minuziös geplant und die Vorgehensweise, wie er Sprach und welche Worte er verwendete, ließen ihn in seinen Bann ziehen. Man hatte noch gar nicht richtig kapiert, dass der Vortrag zu Ende war, da lief er schon elegant und mit vollkommener Körperbeherrschung zu seinem Platz. Oh ja, dieser Mann wusste ganz genau wie man’s macht und säbelte uns alle mit seiner Intelligenz den Kopf ab. Ziemlich sadistisch, dieser Takashima - wenn man bedachte, dass er wusste, dass da vor ihm ein paar unwissende Küken standen und er uns damit regelrecht in Minderwertigkeitskomplexe stürzte bei seinem Auftreten. Ich hatte bereits die ersten verzweifelten Seufzer von einigen Mädchen gehört, die noch ihren Vortrag vor sich hatten und nun total entmutigt waren. Ja, dieser verdammte Sadist. Kleiner Möchtegern Einstein. Obwohl, Einstein hatte ne 4 in Mathe. Konnte man den gleich knicken.

„So, Takashima: ne eins. War ja klar.“, nuschelte der Lehrer in sein Klassenbuch, bevor er aufschaute und die Klasse mit wachsendem Interesse beobachtete.

„Ich möchte Ihnen sagen, dass sie nicht so verzweifeln sollten. Das Schuljahr is noch lang und sie haben genug Chancen sich sehr gute Noten zu angeln.“ Der Standartspruch eines Lehrers, um die Schülerschaft zu beruhigen.

„Zum Beispiel das Sozialprojekt über das ich mit Ihnen sprechen möchte.“ Der Klassenraum wurde still und aufmerksam. Ich konnte sehen, wie Hinako, eines der Mädchen die verzweifelt losgeheult hatten und weiter an der Tür saß, nun mit großen Augen aufschaute als würde er ihr einen Lösungsvorschlag für all ihre Probleme vor die Nase setzten.

„Dieses Projekt muss jeder von Ihnen mit einem Partner ihrer Wahl ein halbes Jahr bearbeiten - in einem ihn vorgegebenen Thema. Es kann so gestaltet werden wie Sie es wollen.“

Bang, da war es. Direkt in meinem Schoß gelandet. Das war ja fast schon zu einfach. Da musste doch noch ein Haken an der Sache sein, lieber Reita. Das ging viel zu einfach. Ein unbemerktes Lächeln zierte meine Lippen, als ich immer mehr den Plan in meinem Kopf ausarbeitete, der nun festere Form annahm.

„Die Themen hab ich für sie ausgewählt und werde Sie einen direkt aufgeben. Derjenige der dieses Thema bekommt, darf sich auch aussuchen mit wem er dieses Thema ausarbeiten möchte.“

Zu EINFACH!! Wo war der Haken?

„Und das erste Thema, man da hab ich sofort an unseren kleinen Rebellen Suzuki gedacht.“, lachte der Lehrer freundlich. Ich staunte nicht schlecht und starrte den Lehrer mit großen Augen an. Ich wusste, dass er mir nichts Böses wollte, dafür kannte ich ihn und er mich zu gut. Aber ich kam nicht drum rum, dass er mich für meine anfänglichen Dummheiten immer noch neckte.

„Da Sie sich ja in den ersten Schulwochen an dieser Schule so sehr über ‚Schwuchteln’ ausgelassen haben möchte ich, dass sie das Thema „Homosexualität“ behandeln.“

Ich fasste es nicht. Da war der Haken der mir die Röte ins Gesicht trieb. Wie schon gesagt: Die Dummheit von damals holte mich immer wieder ein. Grummelnd schrieb ich diese Information in mein Notizbuch und fluchte fortfahrend weiter über den ‚verkappten Lehrer’.

„Nur wegen nen doofen Spruch vor 2 Jahren. Dass der es auch nie gut sein lässt.“, nörgelte ich in einer Tour in mein Buch und hörte schon das Lachen und Kichern. Vom Rebell zum Clown. Ich hatte nichts dagegen, ich musste ja selbst meist über mich lachen.

„Und ihr Partner?“, fragte er mich noch sehr aufmerksam. Das hatte ich ja fast vergessen. War ja fast so peinlich wie das Glas Krötenschleim was mir in Biologie über den Schoß gelaufen war.

„Ähmm... ja.“ Ruki schaute mich schon mit großen Augen an. Innerlich entschuldigte ich mich bei ihm. Er konnte ja immer noch mit Aoi oder Kai zusammen arbeiten.

„Ich würde gerne mit Takashima-san zusammen arbeiten.“ Das Kichern verstummte so plötzlich wie es gekommen war und ließ etwas unangenehm meinen Magen zusammenziehen. Selbst der helle Schopf drehte sich verstört zu mir um und musterte mich argwöhnisch. So als würde er nicht glauben können, was gerade passiert war. Komisch wie es war, dass sein Blick auf mir lag obwohl er mich die letzten 2 Wochen eher ignoriert hatte, wie alle Anderen in seiner Umgebung. So als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank.

„Klar, das is ne interessante Combo. Wird sehr vielversprechend.“, lächelte der Lehrer mit seinen tiefen Lachfältchen als wolle er mich aufmuntern über meine mutige Entscheidung, die ich langsam zu bezweifeln begann. Ich hatte wohl ins Schwarze getroffen an diesem Tag. Denn der Blick, den mir Takashima schenkte ließ mich im ersten Moment in mich zusammen sinken, doch dann den Trotz in mir hinauf beschwören. Ich straffte die Schulter und lächelte ihn offen an, doch er hatte sich schon mit wehendem Haar zum Lehrer umgedreht, der weiter vor sich hinschmunzelte
 

Es war ein Dienstag. An einem Dienstag war ich immer mit meinem Vater auf der Golfanlage, abgelegen von Tokyo, um mal auszuspannen und das zu genießen, was mir meine Mutter nicht bieten konnte. Meine Mutter hatte viel zu viel zu tun und auch kein Geld. Ich gab zu, dass mich mein Vater verwöhnte, aber meine Mutter fand es auch gut. Golf war eh nicht ihr Ding, doch ich genoss das helle und warme Licht auf meiner Haut und das Rauschen der Blätter an den Bäumen, die durch den seichten Wind hin und her wogen. Auch Shou stand hinter mir und hielt die Handfläche vor die Augen, um den Schlag meines Vaters zu beobachten und zu verfolgen. Das leichte Zischen und dann das ‚Klong’ des Balles, wenn der Schläger ihn traf.

„Nicht schlecht, Atsuaki-san.“, gab mein Kumpel anerkennend zu, als mein Vater sich in eine Siegerpose stellte und mich anlächelte.

„Nicht schlecht, aber nicht gut genug.“, gab ich geflissentlich von mir und das Lächeln meines Vaters wurde noch breiter.

„Ja, mein Sohn ist viel zu kritisch als mir auch nur ein Mal den Sieg zu gönnen.“

„Es ist nur die Wahrscheinlichkeit, die bei dir öfter siegt, mein alter Herr.“, entgegnete ich gut gelaunt und erwartete nichts Böses, da der Älteste aus unserer Runde seinen Schläger gerade wieder in seiner Tasche verstaute.

„Na na, werd nicht unverschämt. Du hast eindeutig zu viel von deiner Mutter geerbt.“, lachte er und bewegte sich mit uns zu unserem Mittag was bereits begonnen wurde. Das war gut, ich hatte schon lange nichts mehr gegessen. Mein Magen druckte sich auch schon langsam an meine Bauchwände. Im freien zu essen war doch immer wieder etwas befreiendes.

„Und wie geht’s bei dir in der Klasse weiter. Ich hoffe die jungen Küken machen dir keinen ärger.“ Diesmal wirkte mein Erzeuger ernster. Klar ging ihm das Thema sehr nah. Immerhin fühlte er sich an meinen Problemen mit schuldig.

„Ach, Uruha und Probleme. Der wischte die doch alle glatt mit einem Zitat von Platon über den Boden damit die Putze nichts mehr zu tun.“, griente mein blondierter Kumpel und pattete mir auf die Schulter. Ich schmunzelte nur und aß weiter. Wenn er nur wüsste das diese kurze Zeit in der ich jedes Problem mit solch einen Zitat weggewischt hatte nur die war in der ich eine Facharbeit dazu ausarbeiten musste würde er sich schämen. Sie waren doch alle so begeistert von meiner ‚Intelligenz’. Bis jetzt hatte ich nämlich sämtliche Zitate vergessen. Bei bedarf fielen sie mir vielleicht ein. Aber ich wollte mich Problemen nicht mehr mit Zitaten und einem Lächeln stellen. Die hatten mir genug ärger bereitet.

„Wie liebenswürdig von dir Kouyou.“ Eine steile Lachfalte legte sich über den beiden Augenbrauen an seiner Stirn. So sah er aus wie eines der Männer die für Anti-Aging Produkte warben mit ihren Zahnpastelächeln.

„Kennst du mich den anders.“, gab ich die Konter und riss ein Brot in zwei und wischte mit einer hälfte den Teller leer.

„Nein, aber verfall bitte nicht wieder in alte Muster. Du kannst dich ruhig bei mir auslassen. Ich weiß doch wie beschäftigt deine Mutter ist.“ Meine Kehle entkam nur ein ernstes Seufzen.

„Außer den ganzen Kindern ist es wirklich okay. Ich komm schon klar. Die Lehrer sind verständnisvoll.“ Es gab keine Bedenken wie sich meine Eltern immer einreden wollten. Aber er war mein Vater, genauso wie mein andere Vater sich genauso Sorgen machte. Gut er war nicht mein Erzeuger aber trotzdem kannte ich ihn von Kindesbein an und er war einer der wohl großherzigsten Menschen die ich je kennen gelernt hatte. Somit waren sie beide für mich richtige Väter. Mir konnte doch gar nicht mehr viel passieren mit so viel Liebe.

Doch das konnte mir, ich hatte es letztes Jahr am eigenen Leib gespurt... es lag mir immer noch in den Knochen.

„Aber du kannst dich doch nicht so abschotten von deinen Klassenkameraden. Man braucht immer ein wenig Rückenwind.“ Mein Vater... immer nur unter Sorge.

„Du bekommst ja bald graue Haare Pa. Macht dir da mal keine Sorge, ich werd bald mehr als genug mit einem Klassenkameraden haben.“

„Ach so?“, setze nun auch wieder Shou ein der von dieser Information auch noch keinen Wind bekommen hatte.

„Ja, ich muss mit Suzuki-san ein Projekt in Sozialkunde bearbeiten.“

„Oh ja, das mussten wir letztes Jahr auch machen. Ein halbes Jahr lang. Und was hast du für ein Thema bekommen?“ Kurz hielt er inne und schaute mich verwirrt an.

„Suzuki ist doch dieser Punk... oder Visu... oder was auch immer er darstellen soll.“

Ich konnte bei all dieser Aufmerksamkeit nur lächeln. Ich hatte ja gewusst wie wenig meine Freunde von meiner Klasse hielten, aber es war immer wieder lustig wie künstlich man sich aufregen konnte über Menschen die man kaum kannte.

„So lange er gut arbeitet und nett zu mir ist, kann mir doch egal sein was er darstellen will. Die Leute sind doch nur auf der suche nach sich selbst.“ Ich war zwar überrascht gewesen als er mit mir ins Projekt wollte, besonders bei diesem Thema, aber ich wollte mir da keine Vorurteile erlauben. Ich hatte im Gefühl das ich ihn schon ohne Mühe so biegen würde, dass es eine tolle Arbeit werden würde.

„Weise gesprochen Kouyou. Und Suzuki-san ist glaub ich sogar ein Geschäftspartner. Er hatte noch nie irgendwie gezeigt das es Probleme mit seinen Sohn gab.“ Er nahm ein Schluck von seinem Wasser und ich tat es ihm nach. Gut wie ich das Thema über meine Arbeit unter den Tisch fallen lassen konnte. Jetzt musste nur noch ein netter Hund vorbei kommen und es wegessen bevor noch mal jemand darauf zurück kam und es wieder auf den Tisch zurück holte. War ja unappetitlich Dreck auf dem Teller zu haben.

„Naja, Suzuki ist ein weitverbreiteter Name. Vielleicht hat ihr Geschäftspartner auch gar nicht mit dem zu tun was wir an unserer Schule haben. Ich bezweifle das ein Vater seinen Sohn nicht peinlich ist wenn er um den Kopf bandagiert, nur zum Spaß, herum läuft weil es grad Mode ist in der Szene.“, wollte sich Shou verteidigen. Selbst ein Politiker musste doch mal einsehen das er auf taube Ohren traf. Shou hingegen war dafür noch nicht ganz auf dem richtigen Weg.

„Könnten wir bitte das Thema wechseln. Eine Diskussion würde mir nur auf den Magen schlagen.“ Sofort sah mein Vater Shou böse an und ich konnte nur Mitleid mit ihm haben. Ja es war eine miese Ausrede da sie alle wie ein Blitz aufschrecken ließ. Doch so hatte ich meine Ruhe vor Themen die mich nur unnötig stressten.

„Genau, was ist das den nun für ein Thema was du bearbeitest? Darüber hast du dich ja noch gar nicht ausgesprochen.“ Sofort verfluchte ich den nicht vorhandenen Hund für seine unsaubere Arbeit. Diese Thema war mir angesichts meines Vater sehr peinlich. So wie ich Shou kannte, kannte ich auch meinen Vater der schon längst den Braten gerochen hatte und nun weiter stochern würde.

„Naja... es geht um... Homosexualität.“, gab meine Stimme nur heiser und leise von sich die Worte die meinen Vater undefinierbar schauen ließ.

„Oh!“, war sein einziges Kommentar. Mein Vater war ja wohl keine Ausnahme was die Peinlichkeit dieses Thema anging. Wahrscheinlich war jeder Vater sehr empfindlich bei diesen Thema. Was bei ihm nur einen anderen Auslöser hatte. Mit meiner Mutter konnte ich eh besser über solche Sachen sprechen.

„Du weißt das du zu mir oder deiner Mutter immer kommen kannst wenn du fragen hast.“, schluckte er den ersten Schrecken hinunter.

„Oh Pa, bitte! Ihr habt mich von klein auf aufgeklärt. Ich wusste schon mit 4 wie man Babys bekommt und mit 6 was für Unterschiede es beim Geschlechtsakt gibt. Noch mal brauch ich das Alles nicht mehr hören.“

Das war halb gelogen, denn ich wusste schon früher das mit meiner Familie etwas nicht stimmte. Das es nicht normal war das man keinen Vater hatte der bei dir wohnte sondern immer besuchen musste. Auch wenn ich väterliche Geborgenheit bekam wie kein anderes Kind war ich anders. Wenn man zwei Elternpaare hatte dann bekam man mehr als andere Kinder, den beide Paare wollten den anderen übertrumpfen. Als ich älter war zeriss es mich zu sehr so das ich ihnen klar machen musste das es so nicht ging.

„Na ja, du wirst deine Aufgaben auch ohne unsere Hilfe so perfekt wie immer machen.“, lächelte mein Vater bitter.

„Die Perfektion hab ich aber von dir.“, lächelte ich eben so bitter zurück und stand auf.

„Wir werden auch dann auch langsam. Ich hab heute noch einmal Meditation und Massage.“ Auch Shou erhob sich und verbeugte sich höfflich.

„Dann will ich dich nicht von deiner Entspannung abhalten. Gib deiner Mutter einen Kuss von mir.“ Wie zur Bestätigung zog er mich zu sich runter und gab mir ein Kuss auf die Stirn.

„Mach ich, sie wird sich freuen.“ Bei diesem Satz lächelte er mich so liebevoll an, dass mein Herz regelrecht erblühte. Ach Mensch. Warum kannst du nicht einfach in Ma verliebt sein, dann wäre mein Leben um Einiges leichter. Dieser Satz ging mir schon meine ganze Kindheit durch den Kopf.
 


 

Du bist wie eine Naturgewalt. Du fegst über den unwissenden Köpfen hinweg wie ein Hurrikan und erhobst dir Herzen im Sturm. Dein Blick lodert wie ein Waldbrand und fällst auf mich herab wie eine Sturmflut.
 


 

So der erste Teil wäre geschafft. Man sollte jetzt gemerkt haben was der Fehler in Uruhas Familie wo ich`s doch so direkt vor eure Augen gesetzt habe.^^

Wenn nicht kommt die Auflösung später.XD

Die Kapitelüberschriften sind alle von Liedern und haben mal mehr, mal weniger mit dem Kapitel zu tun. Meist ist es nur die Grundstimmung und mal ist es der Text. Es werden auch Deutsche Texte vorhanden sein die verständlicher sind. Und die FF wird lang wollt ich nur gesagt haben. Über Kommentare würde ich mich freuen und wie es euch gefallen hat. Jeder bekommt ne Info-ENS wenn er Kommis schreibt.

Schon mal im voraus Daaaaaaankeeeee!!!

Und bis zum nächsten Kapitel.^^V

Lebenszeichen - Silbermond

2. Kapitel

Lebenszeichen
 


 

Schönen Tag! Haben wir uns schon mal gesehen?

Oder warum schauen Sie mich so schief an?

Liegt es daran, dass ich meine Haare länger trag

Oder Musik auch laut hören kann?

Ich steh auf Iron Maiden - du tanzt zu Techno-Beats

Ich trinke meinen Kaffee mit Salz

Doch hindern uns doch nicht daran uns kennen zu lernen

Du wirst sehn: wir werden uns trotzdem verstehen.
 

Ist da draußen Irgendjemand?

Ist da draußen Irgendwer?

Und auch wenn du nicht auf meiner Schiene fährst

Dann komm doch trotzdem her!
 

Gib mir ein Lebenszeichen

Wenn du am Leben bist

Zieh eine Leuchtpistole

Gib ein Signal für mich

Gib mir ein Lebenszeichen

Und das alle wissen wer du bist

Das ist ein Lebenszeichen

Steh auf und zeig Gesicht!
 

Man sagt ja Gleich und Gleich gesellt sich gern

Sind wir nicht alle ein bisschen gleich?

Auch wenn du dein Geld auf die Sonnenbank legst

Und ich mich zum Polarkreis

Sau dumm

Denn erst die Seiten werden uns verbinden.

Denn auf denen steht schwarz auf weiß geschrieben

Jeder wird irgendwann jemanden finden
 

Ist da draußen Irgendjemand?

Ist da draußen Irgendwer?

Und auch wenn du nicht auf meiner Schiene fährst

Dann komm doch trotzdem her!
 

Gib mir ein Lebenszeichen

Wenn du am Leben bist

Zieh eine Leuchtpistole

Gib ein Signal für mich

Gib mir ein Lebenszeichen

Und das alle wissen wer du bist

Das ist ein Lebenszeichen

Steh auf und zeig Gesicht!
 


 

„Also... ähm.“, kam es nur schwach von mir als ich neben der Blechtür stand, die Takashima geöffnet hatte und in seinen Schrank zu wühlen begann und mir die Sicht auf ihn versperrte. Was für ein toller Anblick. Und sein Desinteresse machte mich nur noch nervöser. Wo war mein sonst so lockerer Spruch, wenn man ihn mal brauchte? Stattdessen wartete ich nun hibbelig auf seine Aufmerksamkeit. Noch einmal räusperte ich mich, um ihm klarzumachen, dass ich verdammt noch mal immer noch auf ihn wartete, damit er mal ganz dringlich aufhörte in seinem Schrank rumzukramen. Die Leute um uns herum schauten uns schon ziemlich verwirrt an.

Die Tür schepperte zu.

„Was ‚Ähm’?“, fragte er in einem harten Ton und schaute mich mit dem Desinteresse, das ich erwartet hatte, an.

„Ich wollte mit dir über das Projekt reden.“, kam es genauso schnell und dringlich über meine Lippen. Bei dem Ton, den ich anschlug zuckte ich kurz zurück. Man wusste ja nie, wie Andere darauf reagieren. Und ich wollte weiß Gott nicht Streit anfangen. Allerdings schien mir das der Hellbrünette nicht anzukreiden. Mit einem höflichen Lächeln schaute er mich an und lehnte sich an den Spind, um mir ein Ohr zu schenken.

„Geht doch! Ich dachte schon bei dem ganzen ‚Also’ und ‚Ähm’ käme gar nichts Sinnvolles zu Stande.“

Ach so lief der Hase. Langsam verstand ich die Logik des Anderen. Als er so vor mir stand wirkte sein Äußeres nicht wirklich viel älter als ich, nur sein Benehmen und die lockere Art zeigte mir, dass er mehr Lebenserfahrung hatte. Er wirkte auch gar nicht mehr so groß. Das machten bestimmt die Schuhe.

„Und was schlägst du vor?“, holte mich seine Stimme wieder aus den Gedanken zurück.

„Ja, also wie wär’s mit Kaffee trinken gehen und erst mal in Ruhe diskutieren, wie wir uns das vorstellen.“

„Ich mag kein Kaffee.“, kam es nur kurz hinein geworfen,…
 

Ich trinke meine Kaffee mit Salz.

Aber das hindert uns doch nicht uns kennen zu lernen. Du wirst sehen: wir können uns trotzdem verstehen.
 

… doch ich ließ mich nicht verunsichern. Von einem mickrigen Altersunterschied lass ich mich nicht einschüchtern.

„Bei Starbucks gibt’s auch andere Sachen.“, lächelte ich genauso geschäftsmäßig. Darauf durfte ich das erste Mal eine Gesichtmimik beobachten, die ganz neu für den unnahbaren Jungen war. Es war eine Mischung aus Verblüffung und Begeisterung, die sein Gesicht erhellte.

„Respekt. Da kennt sich ja mal Jemand aus.“ Sein Lächeln schien nicht verschwinden zu wollen, aber es schien auf sein Gesicht haargenau zu passen. Nicht das kalte und überhebliche Schauen auf das kleine Grüppchen vor sich. Sein Lächeln wirkte natürlich wie sich die Mundwinkel von einer Seite zur Anderen zogen und seine weißen Zähne zeigten. Was war eigentlich nicht perfekt an diesem Mann? Das Haar saß perfekt, die Klamotten passten perfekt und das Lächeln war eben so perfekt.

Als sich der Körper vom Alu-Blech abfederte und loslief merkte ich auch den ausgeglichenen und aufrechten Gang. Ich stöhnte leicht betrübt und lief ihm einfach hinterher. Konnte ja nicht schaden einfach mal gar nicht nachzudenken.

„Sag mal, warum hast du eigentlich nicht deinen Banknachbar sondern mich gewählt?“, fragte er mich mit interessierter Miene als wir wieder über den Schulhof liefen, durch das breite Schultor in Richtung der florierenden Gegenden, wo die Cafes nur so aus dem Boden heraus wuchsen.

„Ich hab beobachtet, wie du dich bei diesem Thema oft gemeldet hast.“ Ich wartete auf die ersten Versuche sich zu erklären und den Grund zu nennen. Aber diese Reaktion blieb aus und der junge Japaner neben mir lief gelassen weiter.

„Da du so viel Interesse gezeigt hast und deine eigene Meinung dazu hast konnte es ja nicht schaden dich an meiner Seite zu haben. Du scheinst da ein wenig mehr durchzublicken.“ Vielleicht dachte er jetzt auch nur, dass ich ihm unterstellen würde, dass er schwul war, aber auch das blieb aus. Dachte er überhaupt über die Sachen nach, die ich ihm genannt hatte? Er schien auch meine Worte als Ende unserer Konversation anzusehen. Irgendwie war es mir unangenehm jetzt Stille zwischen uns zu lassen.

„Wenn ich aber mal fragen darf. Ist dir mein Auftreten unangenehm? Bin ich dir unangenehm?“

Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und er schaute mich mit so viel Aufrichtigkeit an, dass ich mich fragte von welchem Planeten dieser Kerl stammte.

„Nein. Warum sollte ich?“ Auch ich musste lächeln und festigte den Griff meiner beiden Hände an der einen Seite meines Schultergurts.

„Weil es jeder Andere tun würde.“
 

Denn erst die Seiten werden uns verbinden. Und auf denen steht in schwarz auf weiß geschrieben, jeder wird irgendwann jemanden finden.
 

Den Rest des Weges schwiegen wir beide. Aber es war kein unangenehmes Schweigen, es war sogar sehr angenehm. Vielleicht konnte man nur so eine gute Verabredung einhalten, ohne zu erwarten, dass man pausenlos beschäftigt wurde…?

Wir hatten Glück, in dem Cafe in der Nähe der Schule war so gut wie Niemand und wir waren schnell am bestellen. Aus Versehen hatte Takashima eine falsche Nummer angesagt und nun stand er da mit der Hand verschüchtert an den Mund gedrückt.

„Was mach ich denn jetzt?“, flüsterte er leise zu mir und knickte leicht mit den Knien ein um sich kleiner zu machen und seine Verlegenheit zu verstecken. Solch ein Verhalten hatte ich ja noch nie bei einem Jungen gesehen.

„Wie wär’s mit Aufklären?“, zuckte meine Wenigkeit mit den Schultern. Was war denn jetzt daran das Problem? Er nickte nur stark und machte sich mit einem vergleichbaren ‚Ähm’ wie ich es bei ihm tat, bemerkbar.

„Es tut mir leid, aber ich hab mich vertan.“, lächelte er der Frau hinter dem Tresen verlegen zu und kratzte sich am Kopf. Etwas Vergleichbares hatte ich noch nie vor Augen gehabt. Auch die Frau schaute ihn lächelnd an und ihr Blick erweichte sofort bei dem jungen Mann, als sie die röte auf seinen Wangen erblickte.

„Is doch kein Ding. Ich mache ihn einen Neuen. Was soll es denn dann sein?“

„Oh Danke, ich wollte eigentlich einen White Coffee Moca.“, bezauberte er die Dame mit einem Blick und mir war sofort klar warum sie nicht abschlug. Uruha war eine Naturgewalt. Man konnte gar nicht richtig schauen schon hatte er einen im Besitz. Das war ja schon fast gruselig.

„Ich bring ihn dann an den Tisch.“, gab sie fröhlich zu verstehen, dass wir uns schon setzen konnten.

„Danke vielmals.“, gab er charmant zurück und wir nahmen uns einen gemütlichen Fensterplatz mit zwei großen Sesseln. Wenn es noch vor 16 Uhr war konnte man hier sehr gut entspannen. Danach war hier die Hölle los. Dann kamen die ganzen Kaufmänner und älteren Schüler aus ihren Ecken gekrochen. Wir saßen schweigend voreinander und mussten erst einmal richtig Luft holen und entspannen, um überhaupt eine wirkliche Konversation zu Stande zu bringen. Zumindest ich, denn er lächelte nur charmant und beobachtete mich bei meinem meditativen Pusten am Kaffee, bevor er sich daran machte die Gegend draußen genauestens zu beobachten. Wir schwiegen auch weiterhin, dass ich schon Angst hatte das alles würde ein großer Reinfall werden. Erst als sein Kaffee von der jungen Dame gebracht wurde, wurde Takashima wieder aufmerksam und lächelte die Bedienung an, bedankte sich höflich.

„So, da wir nun gerüstet sind können wir ja anfangen.“ Ohne den Kaffee auch nur einmal zu berühren kramte er auch schon wieder in seiner Tasche und holte ein kleines Büchlein raus und schlug die erste Seite auf, nahm sich ein Stift und schaute mich abwartend an. Ebenso schaute ich ihn an, aber eher verwirrt und fragend anstatt totale Euphorie zu versprühen.

„Na, wir wollten das Projekt besprechen.“, half der Brünette mir auf die Sprünge. Trotzdem blickte ich das Notizbuch eher mit Skepsis an. Takashima schien mein Unwohlbehagen zu merken und auch der Grund dieser Reaktion.

„Keine Angst es beißt nicht. Is für mich nur ne Stütze.“, rechtfertigte er sich und musste über seinen eigenen Witz – oder doch eher über meinen Blick? – schmunzeln.

„Wozu so ein Kram? Das macht man aus dem Bauch heraus. Dann wird’s auch interessant.“

„Toll, dein Bauch is ja auch dein Hirn, was dir alles aufschreibt, wenn dir was einfällt.“

„Na dann sag ich es dir.“

„Siehst du! Und ich schreib es auf.“, grinste er triumphierend und ich seufzte genervt. Der Kerl hatte gewonnen, denn in Debattieren war ich wirklich nicht der Beste. Er schien jeden Tag andere Leute unter den Tisch zu reden.
 

Auch wenn du nicht auf meiner Schiene fährst, dann komm doch trotzdem her.
 

Tja, eine Naturgewalt eben. Die kann man nicht stoppen von Menschenhand, egal mit was man es versucht.

„Was schwebt dir denn so vor.“ Seine frage kam für mich ziemlich unvorbereitet, sodass ich wie ein Fisch auf dem Trockenen hing. Mund auf, Mund zu.

„Na für das Projekt.“, versuchte er mich mit der Nase aufs Thema zu drücken.

„Also, ich hab da noch nicht wirklich ne Vorstellung.“ Diesmal war es an ihm entnervt zu seufzen.

„Du musst doch wohl wissen, wie du dir den Aufbau vorstellst?“

„Warum ich? Du bist ja wohl auch noch da.“, konterte ich gegen seine Aussage und schlürfte an meinem Kaffee.

„Wie wär’s mit einer Facharbeit?“

„Ne, da müssen wir das alles auswendig können und wieder vortragen.“

„Ein Plakat?“

„Sind wir im Kindergarten? Damit kann man sich nicht richtig ausdrücken.“

„Ach, das kannst du?“

„Ey!!“

„Schon gut.“ Ein leichtes Schmunzeln huschte über seine Lippen und ich konnte nicht mehr sauer sein.

„Ein Vortrag?“

„Nö!“

„Hmpf... was sollen wir sonst machen?“

„Wie wär’s, wenn wir was Besonderes machen? Etwas, wo wir fast schon umkommen vor Arbeit, aber wir werden ja dafür belohnt... wie einen Film.“

„Einen Film?“ Sein Blick drückte Überraschung aus und auch ein wenig Spott.

„Ich hasse Amateurfilme.“, schleuderte der Brünette mir entgegen.

„Nein, so was wie ne Doku... wo wir die Leute direkt befragen und alles bildlich vorstellen, damit es jeder Idiot verstehet.“ Ein Schweigen hüllte den mir Gegenüber ein und schaute mich nur abschätzend an. So als wüsste er nicht, ob er mich für verrückt oder einfach nur genial halten sollte. Ich war ja auch so verdammt gut.

„Ein Dokumentarfilm?“, fragte er noch einmal zur Sicherheit nach, so als hätte er mich auch nur falsch verstanden.

„Jaaaaaa!!“ Ich fühlte die Kreativität in mir hochsteigen, das Hochgefühl, da man wusste, dass man auf den richtigen Weg war.

„Da könnten wir sogar Thesen aufstellen. Oder Pro und Kontra, weil ja die ganze Welt Vorurteile hat gegen die Homo-Gemeinschaft. So á la ja und der ganze Aids und das Triebgesteuerte in dieser Gruppe.“ Beim letzten Satz versuchte ich meinen Großvater mit seiner tiefen Stimme nach zu machen, der wohl im Stande war solche Sachen zu sagen. In diesem Redefluss überraschte mich sein Lachen bis über alle Maßen. Es klang so aufrichtig, herzensgut und mitreißend, dass ich automatisch mitlächeln musste.

„Das ist wirklich eine wunderbare Idee. Sie gefällt mir.“, grinste er weiter, schrieb etwas in sein Heft.

„Das, was du gesagt hast ist gar nicht mal so falsch. Die pumpen sich oft mit Drogen zu und gehen nur ihrem Trieb nach.“

„Siehst du? Du kennst dich besser aus als ich.“, bekräftigte ich meine Entscheidung. Doch er wirkte sehr verlegen.

„Na ja, meine Mutter hat dort gearbeitet.“, gab Takashima nichtig sein Kommentar, als müsste er sich erklären.

„Man bekommt dort gutes Trinkgeld wenn man gut aussieht.“

„Is ja egal. Hauptsache du weißt überhaupt was. Bin ja der totale Trottel.“ Wieder schmunzelte er und machte sich eine Notiz.

„Ey, langsam glaub ich eher, dass du jede Peinlichkeit von mir dort drin verewigen willst.“, lachte ich und er lachte laut auf.

„Das wäre natürlich auch mal ne Idee, muss ja klären wer von uns der Idiot ist.“ Wieder kritzelte er etwas und musste lachen.

„Nein, jetzt mal ernsthaft. Was wollen wir als Erstes machen?“ So ganz gelang es ihm nicht sich zu beruhigen und versuchte vergebens sein Lächeln wegzuwischen.

„Na, wie wär’s so was ganz lapidares wie ne Befragung auf der Straße?“

„Hmm.“, war seine einzige Antwort und schrieb wieder in sein Buch. Während er den Kopf gesengt hielt betrat ein blondes Mädchen das Lokal. Das leicht gewellte Haar hing ihr bis über den ganzen Rücken. Ich kannte sie bereits, sie war das Mädchen, welches Takashima meist in den Pausen im Arm hielt. Als hätte ich es geahnt lächelte sie, als sie den Schopf des Brünetten erkannte und tänzelte regelrecht zu uns an den Tisch.

„Uruha, ich dachte du bist in Ebisu.“, meinte die Blonde, doch rechtfertigte sich Takashima und zeigte auf seinen noch vollen Kaffeebecher, den er noch kein einziges Mal angerührt hatte. Leona, wie die Europäerin wohl hieß, schenkte aber lieber mir die kurze Aufmerksamkeit. In ihrem Blick konnte man zuerst Desinteresse und dann Abneigung lesen. Nettes Mädchen! Der erste Eindruck täuschte immer über den Charakter hinweg. Besonders über die Vorurteile der Menschen.

Diese Vorurteile schien Takashima nicht in ihrem Blick zu lesen, sondern plapperte munter weiter.

„Ach so, das hier ist Suzuki Akira. Ich mach mit ihm das Ethik Projekt.“ Seine Stimme hörte sich so melodisch an, dass es eher in die Situation einer guten Waschmittel-Werbung passte, als zu dem Blick, den man mir schenkte.

„Ach, ist das so?“, hakte sie nach und nahm den Blick nicht von mir. Zuerst schien es mir passend ihrem Blick einen geeigneten entgegen zu setzten. Nach ein paar weiteren Sekunden verlor ich aber die Lust an diesem Spielchen. Ich war ein Mann und hatte weniger Zeit, wie Frauen, für solche zeitaufwendigen Machtspielchen.

„Na ja, wir arbeiten grade. Ich würde dich ja gerne fragen, ob du dich zu uns setzen willst, aber du lenkst mich wahrscheinlich zu sehr ab.“ Er konnte diesen Blick nicht übersehen, er schaute ihr genauso offen ins Gesicht, wie sie es bei mir tat und ihre Mimik war nicht miss zu verstehen. Vielleicht wollte er es auch gar nicht verstehen oder gar unterbinden…?

„Nein, nein... ich werde lieber dann das Weite suchen.“, wehrte ich ab und raufte meine Sachen zusammen, damit ich den Platz räumen und aufstehen konnte.

„Wir können ja morgen einen Termin ausmachen.“ Mit dieser Ausrede wollte ich gewährleisten, dass wir trotzdem den Kontakt hielten. Wenn nicht hier dann wenigsten in der Schule. Er nickte nur, während mich das blonde Mädchen immer noch musterte. Das konnte ja richtig nervenaufreibend werden. Und ich war nie ein Mensch, der sich lange solche Blöße geben konnte.

„Ich will ja nicht unhöflich sein, aber hab ich was im Gesicht oder willst nen Passfoto von mir?“ Das Brummen, was aus meiner Kehle kam konnte ich nicht wirklich kontrollieren. Und es machte mir nur sehr wenig, dass sie schnippisch ihren Blick abwendete ohne ein Antwort zu geben. Ihr ganzes Verhalten schien mir mehr als unpassend, wenn nicht sogar sehr arrogant. Solche Mädchen waren wirklich nur schön anzusehen, aber näher als ein paar Fuß wollte ich bei solchen Furien lieber nicht sein.

„Bis Morgen dann.“, brachte ich noch zu Stande, um nicht vor meinen Klassenkameraden allzu herrisch zu wirken.

Draußen atmete ich schon wieder viel sauberere Luft ein, was mich wirklich ruhiger werden ließ, um die Straße hinauf wandern zu können. Mir war so, als hätte ich gerade an einer ziemlich wankenden Grenze gestanden, als dieses Mädchen mitbekam, wer ich war. Und das gefiel mir in dem Sinne sehr, dass die ganze Kiste mit Takashima wohl doch viel aufwendiger und nervenaufreibender werden würde, wie es mir zu Anfang vorgekommen war.

Bei diesen Gedanken musste ich schmunzeln und machte mich gerade in Gedanken schon bereit den alten Tora einen Besuch abzustatten. Zeit hatte ich ja nun genug.
 


 

Suzuki war einfach verschwunden unter dem herrischen Blicken meiner Freundin. Sonst wirkte er mir nicht so, als würde er kuschen und klein beigeben bei solch Blicken eines so harmlosen Mädchens. Andererseits fand er diese Option erwachsener und sinnvoller als die, die Leona gewählt hatte.

„Setz dich doch, jetzt wo das Feld frei ist, was du dir frei geräumt hast.“ Ich konnte nicht umgehen, dass mein Ton ein wenig schärfer Klang, als gerade eben, wo wir noch einen Zuschauer hatten.

Sie hingegen ignorierte geflissentlich meinen Ton und setzte sich einfach, wo gerade noch mein Klassenkamerad gesessen hatte. Ein abwertender Laut kam über meine Lippen und ich nahm den ersten Schluck meines Kaffees zu mir.

„Ist Irgendetwas passiert zwischen euch, dass du so gereizt bist?“, fragte sie kindlich und stützte sich mit den Ellenbogen auf die Holzplatte.

„Nein, ich fand deinen Auftritt nur mehr als unpassend und unreif. Das hätte nicht sein müssen.“ Es gab nur selten etwas zu beanstanden bei Leona, aber wenn, dann schien es so, als würde jeder andere Charakterzug bei ihr ins Negative verschwimmen.

„Der Junge ist es eh nicht anders gewohnt. Ich wahr nur eben sehr überrascht, mit wem du dich abgibst.“ Während sie das so sagte, als würde sie gerade das Keksrezept aus einer Frauenzeitung vorlesen – und ich mich fragte, ob sie mir zugehört hatte - spielte sie mit der Kunstblume auf dem Tisch und vermied meinen Blick. Ich hatte nicht die Muse ihr unser Treffen noch mal zu erklären.

„Dafür war er eben aber wohl am höflichsten und angenehmsten. Du warst mir eben wirklich peinlich.“ Ich kam nicht ohne hin meinem Argwohn über ihr Verhalten freie Luft zu machen. Die mussten ja auch mal atmen.

„Peinlich? Der Typ ist von dieser Sprayer- und Jugendbande, die immer im Park meines Onkels hängen. Der müsste dir peinlich sein. Immer nur am Zerstören und Randale machen diese Kerle.“

Hätte es jetzt noch Sinn gemacht ihn zu verteidigen, wo ich ihn weder kannte noch wusste welche Rolle genau er in seiner Gruppe einnahm? Besonders, da ich schon öfter über einige der Mitglieder geschimpft hatte. Ich hatte auch schon öfter die ‚Auftritte’ dieser Jungs mitbekommen und war ziemlich entrüstet. Aber ob Suzuki unter ihnen gewesen war konnte ich nicht sagen.

„Finde dich bitte einfach nur damit ab, dass ich mit ihm arbeite, Sunshine.“, bat ich sie und benutze extra ihren Spitznamen, um sie milde zu stimmen. Mädchen waren halt so.

„So lange er dich nicht zu sehr verändert.“

Ein fragender Blick entfaltete sich auf meinem Gesicht und ich wurde misstrauisch. Ihr Blick hingegen brachte nur Melancholie an die Oberfläche.

„Du wirst nur immer so sehr beeinflusst, wenn du neue Menschen kennen lernst, dass man denken könnte, dass du Sichtweisen oder Lebensstile auf dich adaptierst. Du veränderst dich halt eben.“

So wie sie sich ausdrückte, schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Sie kannte mich halt wohl doch besser, als ich mich. Ob sie auf etwas Bestimmtes aufmerksam machen wollte konnte ich nicht genau sagen. Die Zeit der Sticheleien und verschlüsselten Botschaften über meine Krankheit war eigentlich schon vorbei.

„Er scheint nicht so schlimm zu sein. Jungs sind doch immer nur unmöglich, wenn sie sich in ihrer Gruppe aufhalten.“ Und meine Strategie ging auf, als ich sie grinsen sah.

„Gilt das auch für dich?“, frohlockte sie und drehte sich eine lange glänzende Strähne um den Zeigefinger, während ich nur mit den Schultern zuckte. Ich hatte nicht das Gefühl mich zu verändern, wenn ich mich in der Gesellschaft vieler Menschen bewegte.

„Sag du es mir!“

„Nein Uruha, du bist nur noch viel wundervoller.“, lächelte sie zauberhaft, dass ich nicht anders konnte, als mich zu ihr rüber zu beugen und ihr einen Kuss auf die Stirn zu hauchen.

„Tut mir leid wegen vorhin.“, brachte sie noch heraus und ich wusste, dass sie ihr Fehlverhalten gegenüber Suzuki meinte.

„Is vergessen. Du musst nur zeigen, dass du es ehrlich meinst.“, rieb ich es ihr unter die Nase. Denn ich war wohl eher die falsche Person, um sich für diesen Fehler zu entschuldigen. Suzuki hätte das sicher auch gerne gehört.

„Dann laden wir ihn das nächste Mal auf einen Kaffee ein.“, brachte sie affektiert und lachend zu Stande, dass ich selbst nicht daran glauben konnte, dass sich zwei so unterschiedliche Fronten so reibungslos verstanden und nebeneinander sein konnten. Doch ich wollte nicht weiter über dieses unangenehme Thema nachdenken, was mir Bauchschmerzen zu verursachen schien. Es war wie 2 Magneten, die man auf der falschen Seite zusammendrücken wollte. Aber war ich nicht auch einer dieser Magneten? Vielleicht hatten wir uns nur auf der richtigen Seite getroffen…?

„Wer weiß.“, flüsterte ich in meine Tasse und starrte auf die Maserung auf den schön polierten Starbucks-Tisch.

„Wer weiß...“
 


 

Sag mir, kann man denn auch gut weiter leben ohne die Sonnenseite irgendwann einmal gesehen zu haben? Eine Sonnenseite, die einen zu der Annahme zwang das Richtige für sein Leben zu tun und einfach sorglos in die Zukunft blicken zu können.
 


 

Wie man merkt ist die Grundaussage von dem Lied wichtig. Aber einige Textzeilen passten zu gut.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, das Uruha zu kurz gekommen war und seine Gefühle irgendwie verschwommen sind. *hust* Hoffe es hat trotzdem gefallen. Und danke an alle Kommischreiber. Das baut auf ^.^~*

Wer natürlich Ideen hat kann mir ja ne ENS schicken.

Das nächste Kapitel liegt sogar schon bei der Betaleserin.^^ Und das 4. Chap is auch schon fertig.^^

Also viel Spaß.

Warum? - Juli

2. Kapitel

Warum? - Juli
 

Du stellst mir tausend Fragen

Stellst dich mitten in den Wind

Und ich hoff du checkst das sie nicht wichtig sind

Komm wir setzten jetzt die Segel

Nehmen alles mit was geht

Um nicht mehr umzudrehn auch wenn der Wind sich dreht

Hey, ich hör dich leise lachen

Und dann merk ich wie’s mich trifft

Ja ich liebe diese Tage die man Morgens schon vergisst

Und ich schau dir in die Augen bin geblendet von dem Licht

Was jetzt um sich greift auch wenn du nicht sprichst
 

Und alles an dir bleibt Stumm
 

Warum? Warum?

Warum ist doch egal, denn heute Nacht sind nur wir zwei wichtig

Warum? Warum?

Warum ist doch egal. Warum ist jetzt egal.
 

Wir schaun über die Dächer

Schreib dein Namen in die Nacht

Hey wir brauchen noch nicht mal Worte

Denn es reicht schon wenn du lachst

Aus Sekunden werden Stunden

Und ich weiß es Klingt verrückt

Doch wenn’s ganz hart kommt drehn wir die Zeit zurück
 

Und alles an dir bleibt Stumm
 

Warum? Warum?

Warum ist doch egal, denn heute Nacht sind nur wir zwei wichtig.

Warum? Warum?

Warum ist doch egal. Warum ist jetzt egal. Warum ist dich egal.
 

Bleib bei mir.

Du siehst zu mir .

Bleib noch hier.

Bleib bei mir.

Du siehst zu mir.

Bleib bei mir.
 

Eiskalt ins Wasser geworfen. So konnte man es wirklich gut beschreiben in dieser Situation. Den gesamten Tag über hatte ich darauf gewartet, dass sich der werte Herr Takashima irgendwie zu erkennen gab, dass er durchaus bereit war mit mir zu kommunizieren. Okay, das war zu förmlich ausgedrückt. Er hatte mich zwar am Morgen zum Gruß angelächelt, aber mich dann weder mit dem Hintern angesehen, noch die Klappe aufgemacht wegen unserem Treffen.

Ich hatte mehrere Thesen für dieses Verhalten. Entweder er war sehr gestresst und hatte bis jetzt auch noch nicht viel Ahnung oder es war ihm peinlich mit mir zu reden. Noch besser! Es war ihm peinlich wegen seinen ganzen Freunden, die er besaß und wahrscheinlich es nicht so toll fanden, dass er mich überhaupt anschaute. Mit der letzten These gab ich mich sehr zufrieden und konnte damit leben. Obwohl er ja in dieser Klasse eh mit Niemanden groß redete. Das Jahr war zum Glück noch lang genug für dieses Hin und her.

Nach den ersten 3 Stunden hatte ich mich schon auf andere Aufgaben konzentriert. Zum Beispiel mit Ruki einen besoffenen Elch zu malen und ihn immer weiter zu verschönern. Oder aber mit Aoi über Mülldeponieren zu diskutieren. Wir kamen auf wirklich interessante Schlüsse.

Erst in der letzten Minute der Unterrichtsstunde, alle waren schon am packen wie ich, stand plötzlich eine menschliche Sperre vor mir, als ich nach vorne schwingen wollte, um mir den Weg frei zu machen. Da stand er nun vor mir vor der gesamten Klasse und lächelte kurz.

„Heute um 5 Uhr bei mir.“, war der erste Satz den ich heute überhaupt von ihm gehört hatte und steckte mir elegant einen Zettel in mein Nasenband.

„Praktisch!“ Erfreut über seine Erkenntnis drehte er sich um und ging seiner wohlverdienten Freizeit entgegen.

Somit hatte sich die These nicht 100% als Wahrheit heraus gestellt. Meine Mitschüler schauten mich genauso überrascht an und Ruki fing an zu lächeln.

„Na da hat ja jemand nen schönes Date heute.“, frotzelte er rum und musste sich ein wirklich sarkastisches, aufgesetztes und bösartiges Lächeln aussetzten von meiner Seite. Danach noch ein Tritt gegen sein Schienbein und ich fühlte mich wirklich gut. So schnell konnte man seine Aggressionen loswerden.

„Hast du noch was zu sagen?“, fragte ich unterkühlt und lächelte fies vor mich hin.

Ruki hielt sich nur das schmerzende Schienbein und quiekte ein „Nein!“.

„Gut so.“
 


 

Takashima wohnte in einen gewöhnlichen Mehrfamilienblock - wie die meisten Familien in Tokyo. Ich hatte eigentlich gedacht, dass seine Person sich in seiner Umgebung widerspiegelte. Dies war aber ganz im Gegenteil der Fall. Es war sehr versteckt und ich hätte beinahe den Aufgang verpasst. Streunende Katzen liefen im Gang entlang und maunzten mich an, als hätte ich Speck in den Taschen und wenn man an den Türen vorbei ging konnte man das Leben hinter ihnen hören. Die Fernsehsendung, die sie schauten, die Musik, die sie hörten und der Grund ihres Streites.

Tokyo schien mir plötzlich so schrecklich gläsern. Es war ein öffentliches Leben.

Hinter der Tür, auf dem der Name Takashima in geschwungener Schrift stand, war es hingegen unglaublich ruhig. Sie strahlte mit ihren perfekten und sauberen beigen Anstrich die gleiche Würde wie mein Mitschüler aus und hob sich ab von den anderen Türen in diesem Gang. Sie anzufassen traute ich mich nicht mal im Traum. Lieber klingelte ich 2 mal an der sterilen weißen Klingel rechts neben dem Rahmen. Das warten war immer das Schlimmste, wenn man zu Besuch war. Man malte sich zu viele Sachen aus, wie der Andere einen empfangen würde oder andere Sachen. Sehr unangenehm.

Als würde der Andere aber schon auf mein Klingeln warten öffnete sich nicht viel später die Tür zum Reich des Brünetten, der nun leicht lächelnd im Türrahmen stand.

„Ich hab dich erwartet.“, lächelte er auf eine höchst wohlige und offene Art und Weise, die ich noch nie bei einem Menschen beobachten durfte. Er hatte sich umgezogen und nicht mehr die Sachen vom Vormittag an. Die Jeans war die Gleiche, doch anstatt dem weißen Hemd trug er ein schwarzes Shirt mit Schriften als Print, die sich in verschieden Formen ineinander verschlangen. Legere, aber immer noch zu erwachsen, als konnte es von einem Jungen in meinem Alter kommen.

„Und warum lässt du mich dann nicht rein?“, stellte ich die amüsierte Gegenfrage und sein Lächeln schob sich zu einem breiteren Lächeln. Ob er das bei einer Schauspielschule gelernt hatte?

„Weil der Kaffee und die Limonade noch nicht durchgezogen ist und ich Zeit schinden will.“

Limonade und Kaffee? Das hörte sich an, als würde ich mich in den imaginären großen Garten hinter der Wohnung setzten können und mich fühlen wie in einer Werbung für glückliche Familien. Das hörte sich nach Spaß an. Da war ich doch direkt dabei! Wenn das jetzt immer so ging konnte ich mir nichts Angenehmeres vorstellen als mit diesen Jungen zusammen zu arbeiten.

„Scheiß drauf! So lange du Kekse hast.“

„Nicht ganz. Der Kuchen von Gestern muss reichen.“ Mit diesen Worten ließ er mich ein in sein Reich, dass ich mir nicht anders vorgestellt hatte. Ich ließ mein Rucksack auf den glänzenden Parkett im Wohnzimmer nieder, das in weiß und beige gehalten wurde. Weißes Sofa und Sessel, brauner Tisch, einen kleinen flauschigen Teppich und cremefarbene Wände. So sah es in den meisten Zeitschriften für ‚schöner Wohnen’ aus. Hier würde sich meine Mutter sicher sehr wohl fühlen. Diese Wohnung konnte nur von einer Frau eingerichtet worden sein, dafür gab es keinen Zweifel.

„Deine Mutter hat sich ja selbst übertroffen. Auch wenn ich sie nicht kenne.“ Bei diesem Kompliment lächelte der Brünette als würde das Kompliment direkt an ihn gehen.

„Ich werde es ihr ausrichten. Setz dich doch kurz.“ Mit einer einladenden Geste zeigte er auf das helle Sofa in der linken Ecke des Zimmers. Die Polster wirkten so gemütlich, dass man in ihnen sicher versank wie bei aufgebauschter Watte. Diese Wohnung machte seinem Haus gewaltige Konkurrenz.

„Darf ich mich auch raufschmeißen.“, fragte ich lieber vorher als Sicherheitsmaßnahme nach.

„Tu was du nicht lassen kannst. Aber lass die Vasen stehen.“ Mit diesen Worten, die er wie es schien schon oft gehört hatte, ging er in einen der angrenzenden Räume die wohl die Küche war. Mit ein wenig Anlauf schmiss ich mich in die Kissen und wurde absolut nicht enttäuscht. Die Kissen gaben wie Butter nach und hinterließen keine Schmerzen. Eine Weile blieb ich noch auf den Polstern liegen und schaute mir die Wohnung aus dieser Perspektive noch ein mal an. Es war wirklich hell und einladend. Das Einzige, was sich heraus hob war das eingerahmte Bild einer Frau die in schwarzrotem Stoff gehüllt war. Es war ein Plakat von dem Film ‚Moulin Rouge’.

„Wer hatte die Idee mit dem Poster?“, rief ich in die Wohnung hinein, in der Überzeigung der Andere würde mich sonst nicht hören.

„Meine Mom liebt diesen Film und konnte es nicht lassen.“ Als er wieder im Zimmer erschien balancierte er zwei Kannen ins Zimmer und stellte es auf einem gläsernen Tisch ab, auf dem wir anscheinend arbeiten würden. Auf diesen standen bereits schon zwei Gläser und zwei Teller mit 2 Stück Kuchen, den ich sicher schnell verputzen würde.

„Und du brauchst nicht zu schreien. Die Wohnung ist recht klein, dass ich dich auch so hören würde.“ Sein entwaffnendes Lächeln ließ es plötzlich unter dem Band ungewöhnlich auf meinen Wangen glühen. Vorsichtshalber kämpfte ich mich lieber auf und setzte mich auf einen der Stühle und schaute mir den gedeckten Tisch genauer an.

„Sag mal... gibt es so was immer bei euch?“, und deutete auf den Teller mit den köstlich aussehenden Kuchen.

„Nein, gestern hatten wir nur bereits Besuch. Der ist übrig geblieben.“ Entschuldigend lächelte er mich an und setzte sich mir gegenüber. Mit ruhiger Hand goss er sich Kaffe in ein großes Glas und gab Sojamilch dazu. Neben dem Glas war bereits das Buch, welches ich bereits gestern gesehen hatte.

„Trinkst du immer Kaffee?“, fragte ich wieder, um die Stille zu überbrücken, die nur das Rieseln der Sojamilch beinhaltete.

„Ja, zum Frühstück und zum Nachmittag ein Glas.“, erklärte er, als er die Milch absetzte und er das Büchlein zur Hand nahm. Ich schaute derweil der Milch zu, wie sie im Kaffee herumtänzelte und sich mit der dunklen Flüssigkeit vermengte.

„Ist das nicht schrecklich ungesund?“ Wieder schaute er auf und musste erneut lächeln. Diesmal schien es aus Belustigung zu sein.
 

Du stellst mir tausend Fragen

Stellst dich mitten in den Wind

Und ich hoff du checkst, das sie nicht wichtig sind
 

So sehr ich auch dieses unnötige Gespräch brauchte brach er es aber mit einem Schütteln seiner glänzenden Haarpracht ab. Es war sicher unmöglich solch einen Menschen wie Takashima nicht zu mögen.

„Wollen wir nicht langsam mal mit der Arbeit anfangen?“ Ergeben nickte ich einmal und schenkte mir von der Limonade ein, die er anscheinend auch selbst gemacht hatte. Sie schmeckte nicht nach Zucker. Nein, man schmeckte die Zitrone heraus. Natürlich war ich hellauf begeistert.

„Also, bei den Vorurteilen hab ich bis jetzt nur, dass Heteros auch Aids beim Geschlechtsakt bekommen können.“ Und Ade der schönen Limonade, die ich vor Schreck wieder zurück ins Glas spuckte. Takashima zuckte augenblicklich von mir zurück, da er Angst zu haben schien auch ein wenig von der Fontäne des Getränks abzubekommen.

„Geschlechtsakt?“, fragte ich aufgebracht und verunsichert nachdem ich das Husten eingestellt hatte.

„Na sicher! Denkst du die Beziehungen von Homos sind nur platonisch?“ Was ging eigentlich in seinem Kopf vor? Meine Wenigkeit wollte erst gar nicht daran denken und er sagte es mit so einer Selbstverständlichkeit, dass es mir die Röte ins Gesicht trieb.

„Nein, aber können wir das nicht aussparen?“ So wie es schien konnte ich froh sein, dass er nicht in vollkommenes Gelächter verfiel. Sein Gesicht zeigte, dass der Brünette es nur zu gerne getan hätte.

„Ich hab dafür einen extra Punkt angelegt.“ Ein entnervtes Stöhnen konnte ich nicht vermeiden, als ich mich dabei erwischte schon darüber nachzudenken, wie ich mich drücken würde. Sicherlich konnte dieses Thema auch Takashima übernehmen, wenn er so wenig Probleme damit hatte.

„Und ich würde Liebe und Triebsucht gegenüberstellen. Mehr ist noch nicht in meinem Büchlein. Außer, dass ich noch ein Interview mit einen Clubbesitzer im Shinjuku ni-chome (Gay-Viertel) klar machen konnte.“ Mit großem Erstaunen beobachtete ich den mir gegenüber Sitzenden. Wie hatte er denn das so schnell hinbekommen? Hatte er irgendwelche Superkräfte?

„Und was trägst du dazu bei?“, fragte er mich keck und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, um mich einmal auflaufen zu lassen. So genau hatte ich es mir noch gar nicht überlegt, da das letzte Gespräch nicht mal 24 Stunden her war.

„Also... na ja... also wie wär’s, wenn wir über die Attraktivität der Homosexuellen und das Aussehen berichten? In der Visu-Szene gibt’s bestimmt ’n Haufen Homos. Wie wär’s mit Unterschiede und der Gleichheit der Beziehungen? Wir könnten uns unters schwule Volk mischen.“ Meine Kreativität schien keine Ruhe zu finden und sprudelte nur so aus mir heraus wie ein Wasserfall. Ich konnte gar nicht glauben, was mir da alles in den Sinn kam.

„Da gibt’s doch ne Menge von diesen Homo-Seiten im Internet. Und wie wär’s mit geschichtlichen Sachen? So mit den alten Römern und in der alten Edo-Zeit.“

„Du meinst Taikomochis. Die männlichen Geishas?“, warf er in meinen Redeschwall ein und nahm ein Stück seines Kuchens, welches er sich in den Mund steckte.

„Es gab männliche Geishas?“ Das waren eindeutig zu viele Informationen an einem Tag für mich. Vielleicht würde ich ja einmal ein gebildeter Mann werden unter den Fittichen meines Mitschülers.

„Natürlich, der ehemalige Kaiser hatte sogar männliche Geliebte. Genauso wie Zeus. Im alten Rom gehörte es zum guten Ton einen Lustknaben zu haben.“

Ein weiteres Mal schoss mir die Röte ins Gesicht, als ich diese Informationen zugesteckt bekam. Wirklich zu viel auf einmal.

„Könnten wir mal über was Anderes reden oder mal frische Luft tanken? Das ist wirklich zu viel.“

Wie konnte man nur so viel Wissen in seinem Kopf speichern, was wirklich haarsträubend war. So etwas hätte ich unter normalen Umständen nicht wissen wollen. Hatte er das Alles aus dem Fernsehen? Aus Büchern?

„Wir haben doch gerade mal angefangen.“ Etwas verwirrt blickte mich der Brünette an und musterte mein Gesicht. Ob es rot war wusste ich nicht, aber dass meine Ohren es waren konnte ich fühlen.

„Das sind Sachen mit denen ich mich eigentlich nie beschäftigen wollte.“ Überfordert lehnte ich mich zurück und ließ den Kopf über die Lehne des Stuhls fallen, um mein Gesicht mit den Händen zu verbergen. Vielleicht war es nicht das richtige Thema für mich gewesen. Ein anderes Thema hätte mich meinem Ziel auch so nah gebracht. Aber nein, ich musste mal wieder Hals über Kopf so schnell wie möglich in Etwas stürzen. Takashima schien mir mit jeder Stunde weiter entfernt als am Anfang. War unser Altersunterschied doch so groß, dass der Brünette immer wesentlich erwachsener und perfekter sein würde als ich es war?

„Tja, das Leben ist halt nicht immer so einfach gestrickt.“

Meine Augen mussten noch nicht mal auf ihn gerichtet sein, damit ich wusste, dass er einen Schluck von seinem Kaffee nahm. Man konnte genau hören, wie die Flüssigkeit auf seine Kehle prallte und hinunterlief.

„Komm, wir steigen auf das Dach.“ Ich konnte gar nicht so schnell schauen, wie er aufgestanden war und seine Schuhe anzog. Hatte ich etwas nicht mitbekommen oder warum war die Unterhaltung plötzlich so umgesprungen? Irritiert machte ich es ihm nach und zog mir wieder meine Schuhe an.

„Wieso?“, war meine einzige dumme Frage. Toll Reita, deine Kommunikationsfähigkeit war wohl wieder auf ein Minimum reduziert worden.

„Na du hast gesagt du brauchst frische Luft. Und auf dem Dach konnte ich bis jetzt immer am besten denken.“
 

Komm wir setzten jetzt die Segel

Nehmen alles mit was geht

Um nicht mehr umzudrehn auch wenn der Wind sich dreht
 


 

Es war nicht schwer aufs Dach zu kommen. Im obersten Stockwerk ging noch eine letzte Treppe hinauf, die eine menge Platz bot für die Hausfrauen ihre Wäsche aufzuhängen. Alte Gegenstände lagen auf dem Boden und vermoderten, zwei Bänke und ein alter Holztisch standen am Geländer, welches von Efeu überwachsen war und einen davor bewahren sollte nicht in die Tiefe zu stürzen. Überall Moos, Efeu und ein unglaublicher Ausblick auf den Stadtteil indem es stand. Mehr als Wäsche aufhängen taten die meisten Bewohner hier oben wohl nicht. Das Einzige, was davon zeugte, dass Jemand sich der Schönheit dieser Aussicht bewusst war, war der Blumentopf auf dem alten und gebrechlichen Tisch, der vor Zigarettenstummel nur so überquoll. Es befanden sich Alte und Neue darin.
 

„Komm, da will ich rauf.“, deutete er auf die Wand, in der die Tür verankert war. Sie sah aus wie ein geometrischer Körper, der an der anderen Seite wie eine Rampe hinauf ging und oben eine breite Fläche hatte. Mit großen Anlauf rannte er auf die Rampe zu und kletterte mit wenigen Schritten auf die obere Fläche und schaute auf mich hinab. So was konnte ich doch mit links...

Hoffte ich zumindest. Also nahm ich einfach den gleichen Anlauf wie der Brünette zuvor, der mit besten Beispiel voran gelaufen war und stürzte auf die steile Wand zu.
 

Es war gar nicht so glatt wie ich gedacht hatte und das Profil an meinen Schuhen verhackte sich mit der grob gekörnten Wand und sicherte mir ein einfaches vor kommen. Ich konnte gar nicht so schnell schauen, da war ich schon oben und überschritt das Ziel. Nur zwei Schritte und ich wäre am anderen Ende wieder runter gepurzelt. So groß war die Fläche auf der Takashima stand nämlich gar nicht. Am anderen Ende ging es geradewegs 9 Stockwerke tief, doch der Brünette hielt mich sofort auf, als ich drohte an ihm vorbei zu schlittern, zog mich mit einem Ruck wieder zu sich und weg von dem gefährlichen Rand.

„Na na, nicht übers Ziel hinaus schießen. Das könnte dir das Genick brechen..“, lachte er mit kehliger Stimme und grinste mich an, als er sich auf den Hosenboden setzte. Ich machte es ihm nach und ließ mich auf meinen vier Buchstaben setzten und auf die Stadt schauen. Es war bereits dunkel und die gesamte Gegend war nur durch unnatürliche und helle Lichter geschmückt. Der angenehme Abendwind wehte mir durch das T-Shirt und ließ die Haut darunter kribbeln. Einige Strähnen aus Takashimas braunem Haar lösten sich hinter seinem Ohr und wehten mir ein wenig ins Sichtfeld, umspielten sein Gesicht. Eigentlich war ich ja nur wegen Schulaufgaben gekommen und nun saß ich hier auf dem Dach mit einen mir fast fremden Jungen, der mir gerade die Empfindungen in der Brust umdrehte. Ich wurde von einen Gefühlsbecken ins nächste geworfen und ich konnte dieses, in dem ich gerade schwamm, nicht mal Ansatzweise beschreiben. Es war angenehm und es hatte etwas mit der Umgebung, der Atmosphäre zu tun... das konnte ich noch benennen.

Ein Rascheln neben mir zeigte meiner Wenigkeit, dass sich der Brünette bewegt hatte. Von der sitzenden hatte er sich in die liegende Position gebracht. Er schaute in den Himmel und schenkte der Stadt keine Aufmerksamkeit mehr. Auch ich lehnte mich zurück auf meine Arme und schaute in den dunklen Himmel über dem Großstadtdschungel. Eine Weile geschah nichts und ich lauschte in die Stille, genoss den Wind, der an meinen Sachen und Haaren zerrte und den roten Himmel über unseren Köpfen. Plötzlich hörte ich Takashimas sanftes und leichtes Lachen neben mir und musste in das Gesicht des Liegenden schauen. Irgendwie war es ein komisches Gefühl, aber so eines, das man am liebsten oft hatte um sich wohl zu fühlen.
 

Hey, ich hör dich leise lachen

Und dann merk ich wie’s mich trifft
 

„Ich komme hier her wenn ich Ruhe brauche. Bei schönem Wetter ist es trotz der Vernachlässigung wunderschön.“, erklärte mir seine Stimme leise und ich musste schmunzeln. Er hätte mir das nicht erklären müssen, ich verstand es auch so. Es schlich sich gerade in meinen Körper, von den Beinen bis zum Kopf.

„Meine Mutter kommt manchmal mit hinauf. Aber es ist nicht das Gleiche, wenn gerade sie mit dabei ist.“ Seine tiefe Stimme war wie ein Singsang in diesem Moment, der hin und her wiegte, obwohl er ganz normal sprach.

„Und was ist mir?“ Ich war ja nun auch eine zweite Person, die sich hier hingesetzt hatte.

„Keine Ahnung. Es ist okay.“ Irgendwie füllten diese Worte mich mit Stolz und ließ mich erleichtert ausatmen.
 

Ja ich liebe diese Tage, die man Morgens schon vergisst
 

Auch wenn ich die Logik nicht ganz hinter seinem Denken verstand. Es war doch schmeichelnd.

„Und wieso?“, fragte ich grinsend nach und hörte nur sein Atem, da ich ihn nicht anschaute.

„Weil mich mein Gefühl nie trügt.“ Ich hatte das Gefühl, das ich gerade die kürzesten Sätze meines Lebens sprach und trotzdem verstand ich den Anderen mit allen kleinen Nebenaspekten, die normalerweise einen ganzen Satz ausfühlten. Vielleicht waren diese Aspekte auch die Unwichtigsten, das wir sie einfach wegließen.

„Ich muss zugeben... ich hab dich Anfangs gar nicht bemerkt und dann gemieden. Aber jetzt bist du mir Angenehm.“ Ich entgegnete nichts, ich ließ den Satz einfach verhallen und für sich sprechen. Es interessierte mich nicht, was am Anfang war sondern was ich in diesem Moment fühlte und sagte.

Ich schaute auf ihn hinab, direkt in seine Augen und musste Lächeln. Er lächelte zurück.

Ein Lächeln, das ich nur selten bei Menschen sah. Die meisten von ihnen gingen nicht bis zu den Augen, es war nicht die Wirklichkeit. Aber dieses Lächeln ließ seine Augen erstrahlen.
 

Und ich schau dir in die Augen bin geblendet von dem Licht

Was jetzt um sich greift auch wenn du nicht sprichst
 

„Du bist komsich.“

„Du auch!“, antwortete ich ihm zurück und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen als er leicht überrascht drein blickte. Das Grinsen ging zu einem Lachen über. Auch er stimmte in das Lachen ein und wir ließen es gemeinsam verebben nach einigen Minuten - nur um weiter schweigend in den Himmel zu schauen.

„Warum?“, fragte er mich nun wieder. Ich wusste, dass es sich auf meine Aussage vorhin bezog, dass er komisch sei.

„Naja, weil du halt so bist wie du bist. Halt so anders als ich.“

„Wieso?“

„Na weil du viel erwachsener bist. Auch wenn du mich grad an nen Dreijährigen erinnerst, der einen Löcher in den Bauch fragt.“

„Ich bin nicht erwachsener.“

„Ja, du bist grad dabei mir das Gegenteil zu beweisen.“ Wieder lachten wir beide.

„Aber wie kommst du darauf?“, löcherte er mich weiter und ich fragte mich selbst mal, ob ich nicht bei ner Quizshow gelandet war.

„Na weil du dich nich so kindisch benimmst wie unsere Klassenkameraden, du viel kompetenter bist und sowieso ein Jahr wiederholst. Du hast also mehr Lebenserfahrung.“

„Hm.“ Wieder ein Schweigen und doch war es nicht unangenehm.
 

Und alles an dir bleibt Stumm
 

Warum? Warum?

Warum ist doch egal, denn heute Nacht sind nur wir zwei wichtig

Warum? Warum?

Warum ist doch egal. Warum ist jetzt egal.
 


 


 

Ich war also erwachsener? Wieso merkte ich bloß davon nichts? Dabei hatte Reita die ganz passable Erklärung, der ich nur nicht richtig folgen konnte, da ich ja nicht wusste, wie andere mich wahrnahmen.

Selbstwahrnehmung war schon so ne eingeschränkte Sache. Aber das der Andere solche Worte wie ‚kompetent’ in den Mund nehmen konnte überraschte mich wirklich ungemein. Das hätte ich von ihm nicht erwartet und es machte ihn noch sympathischer, dass man ihn nicht wirklich in eine Kiste stecken konnte.

Allgemein zeigte sich der Schwarzblonde als ein sehr angenehmer Zeitgenosse und brachte mich zum schmunzeln. Meine anderen Freunde hatten sich getäuscht. Ich kam sehr wohl sehr gut mit ihm klar.

„Nur ‚hm’?“ Er neigte den Kopf um mich besser sehen zu können und sein Unverständnis zum Ausdruck zu bringen. Eine Weile lang antwortete ich nicht auf seine gestellte Frage und starrte weiter in die dunkle Nacht.
 

Wir schaun über die Dächer

Schreib dein Namen in die Nacht
 

„Naja ich kann ja schlecht was dagegen sagen wenn es so wirkt.“

„Doch, du könntest sagen, dass du nur so tust und in Wirklichkeit ein richtiger Spacken bist.“ Sein spitzbübisches Grinsen ließ seine Augen funkeln und ich konnte nicht mal widersprechen. Seine ehrliche Art entwaffnete mich vollkommen. Ich konnte nicht mal erahnen, wie er das schaffte.

„Okay, ich bin in Wirklichkeit ein richtiger Kindskopf. Ich kann nur mit den Leuten um mich herum nichts anfangen.“, gab ich ehrlich zu und streckte die Arme von mir über den Kopf.

„Ach, und was ist mit mir?“

„Ich find dich okay.“ Es war erstaunlich, dass er mich verstand trotz meinen Gemurmels. Sonst war ich nicht der Typ, der einem Anderen ziemlich früh ein Zugeständnis machte.

Reita sagte nichts. Es war wieder vollkommene Stille. Nur das leise Rauschen und Hupen von der etwas weiter entfernten Autobahn bot eine Geräuschkulisse. Ein seichtes und kratziges Lachen war von dem Anderen zu hören. Er lachte wohl nicht oft, das konnte ich hören. So genau wusste er nicht wie er lachen sollte, hielt sich noch sehr zurück um nicht zu laut zu sein. Aber es war kein aufgesetztes Lachen. Am schönsten war es doch noch, wenn man unter ehrlichen Menschen war.

Und ich fragte mich: Kann man denn auch gut weiter leben ohne die Sonnenseite irgendwann ein mal gesehen zu haben? Eine Sonnenseite, die einen zu der Annahme Zwang das Richtige für sein Leben zu tun und einfach sorglos in die Zukunft blicken zu können.
 

Hey wir brauchen noch nicht mal Worte

Denn es reicht schon wenn du lachst
 

Dieser Moment war irgendwie zeitlos. Ich hätte stundelang dort sitzen können ohne zu wissen wie spät es war, wie lange wir dort saßen oder wann wir endlich runter sollten. Der Wind war angenehm, meine Begleitung war angenehm und auch die Atmosphäre.

Ich hatte im Gefühl, dass wir hier wohl öfter sitzen würden und das dieser Ort nicht mehr mein Ort war sondern unserer. Schon komisch, wo er doch eigentlich nur Luft schnappen wollte. Irgendwie war es verrückt, aber es war der Anfang von etwas Anderem, was ich noch nicht benennen konnte. Wahrscheinlich eine ziemlich komplizierte Freundschaft. Wir beide waren so anders und doch so gleich. Es konnte nur schief gehen oder richtig gut werden.
 

Aus Sekunden werden Stunden

Und ich weiß es klingt verrückt

Doch wenn’s ganz hart kommt drehn wir die Zeit zurück
 


 


 

Es war wahrscheinlich viel Zeit vergangen die wir da oben gesessen hatten und uns über Dieses und Jenes geredet hatten oder gar geschwiegen hatten. So angenehm hatte ich mir schweigen nie vorgestellt. Aber ihm schien das eine ganze andere Form des Zusammenseins zu sein. Sonst war das Schweigen bei Freunden, wenn man rein gar nichts zu sagen hatte, sehr peinlich, dass ich es meist vermeidet. Es war ein wirklich komisches Gefühl.

„Du kannst ja morgen vorbei kommen.“, klang die Stimme des Brünetten hinter mir während ich mir meine Sachen schnappte, die ich im Flur liegen lassen hatte.

„Wir können uns ja immer treffen, wenn wir unter 8 Stunden haben... Also nicht immer aber wenigsten 1 oder 2 mal die Woche.“ Ich konnte regelrecht hören wie er verlegen Lächelte und sich im Nacken kratzte.

„Ist doch bestimmt machbar.“ Auch ich musste Lächeln, bei den Gedanken ihn öfter zu sehen und bückte mich um die Schuh richtig zu zumachen. Und da traf es mich wie ein Schlag. Es sickerte durch meinen Kopf wie Mich Cornflakes durchschwappen. Dieses Gefühl, dieses Gefühl das etwas anders war, dass etwas falsch war.

„Na ja, du hast ja bestimmt öfter was nach der Schule vor.“ Seine Stimme hörte sie an wie unter Wasser, denn ich war unkonzentriert was meinen Gastgeber anging. Der Flur... Ja irgendwas war hier anders... nicht so wie es normalerweise war. Ich konnte ja nicht viel aussagen, denn ich war ja nicht in vielen Wohnungen. Aber hier war es anders als in jeder anderen Wohnung die ich je betreten hatte.

„Ähm... ja... na ja. Mal schauen.“

Ich drehte mich um und sehe in ein perfektes Lächeln. Umrandest von perfekter Haut, und perfekten Haaren und hervorgehoben von perfekten Augen.

„Ich hoffe wir sehen uns.“

Eine perfekte Stimme...

Wirklich perfekt?
 

Es ist so einfach dich zu mögen. Deine Art ist entwaffnend und deine Worte zu ehrlich das sie mich manchmal wie eine Pistole durchs Herz treffen.
 

Wer findet den Fehler? Wer ihn findet bekommt einen Keks. Und ich mein nicht Schreibfehler. Der, der sie findet... kann sie behalten. Als Weihnachtsgeschenk. XD

Ich weiß es ist schwierig, aber nicht unmöglich. Und schon wieder ein deutscher Text. Ich weiß. Aber die lassen sich am besten einbauen und so. ^^

Sanfte Grüße

Seika

Bad Day - Daniel Powter

4. Kapitel

Bad Day - Daniel Powder
 

So, auf in Runde 4 und wir sind immer noch beim Suchen des Fehlers.

Ob Reita endlich mal den Mut hat und den Mund aufmacht? ^^
 

where is the moment when you needed the most

you kick up the leaves and the magic is lost

They tell me your blue sky's fade to grey

They tell me your passion's gone away

and I don't need no carryin' on.
 

your stand in the line just to hit a new low

you're fakin' the smile with the coffee to go

They tell me your life's been way off line

you've fallen to pieces every time

and I don't need no carryin' on
 

Chorus:
 

Because you had a bad day, you're takin' one down

you sing a sad song just to turn it around

you say you don't know, you tell me don't lie

you work out a smile and you go for a ride

you had a bad day, the cam'ra don't lie

you're comin' back down and you really don't mind

you had a bad day... you had a bad day
 

well, you need a blue sky holiday

the point is they laugh at what you say

and I dont need no carryin' on...
 

Chorus:
 

you had a bad day, you're taking one down

you sing a sad song just to turn it around

you say you don't know, you tell me don't lie

you work on a smile and you go for a ride

you had a bad day, the cam'ra don't lie

you're coming back down and you really don't mind

you had a bad day
 

(Oh.. on a holiday..)
 

sometimes the system goes on the blink

and the whole thing it turns out wrong

you might not make it back

and you know that you could be well oh that's strong,

and i'm not wrong (yeah, yeah, yeah, yeah)
 

so where is the passion when you need it the most

oooh you and I

you kick up the leaves and the magic is lost
 


 

Heute war einer dieser Tage wo ich einfach nur hätte im Bett bleiben wollen. Der Himmel war so dunkel, dass ich nur schwer aus dem Bett kam. Nicht mal, dass ich aus dem Bett stieg... Nein, ich purzelte aus meinem Bett und schrie erschreckt auf. Grummelnd blies ich mir eine meiner Brünetten Strähnen aus dem Gesicht, die mir ins Gesicht stach. Zu der alltäglichen Übelkeit kamen auch noch Kopfschmerzen. Das war ja wirklich ein toller Tag, den man mir da gerade bescherte. Entnervt seufzte ich und versuchte mich auf den weißen Flusenteppich vor meinem Bett aufzusetzen, um mir meinen Hinterkopf zu befühlen und leise zu fluchen. Ich merkte, wie mein Körper hin und her schwang. Der Körper war mal wieder labil. Die Tür ging auf und meine Mom steckte ihren zierlichen Kopf durch die Tür ins Zimmer, um zu sehen, ob ihr Sohn auch noch ganz war.

„Lebst du noch Kouyou?“, fragte mich ihre sanfte Stimme belustigt und zeigte das Lächeln, was sie mir vererbt hatte.

„Ja, aber mit doppelt so großem Kopf.“, maulte ich verschlafen und schaute auf meine Digitaluhr, die sich auf meinem Nachttisch befand. Ich war genau zur falschen Zeit aus dem Bett geflogen. ICH HATTE VERSCHLAFEN. Was für eine verdammte Scheiße. Ich hatte seit 2 Jahren nicht mehr verschlafen.

„Warum hast du mich nicht geweckt Mom?“, fragte ich sie vorwurfsvoll und kramte nach den Sachen von Gestern, die immer noch neben meinem Bett lagen. Ich war wirklich faul und mochte es mich unüberlegt aus den Sachen zu pellen und einfach ins Bett zu fallen.

„Weil wir dachten du hast heute erst zur Zweiten. Du hast ja auch keinen Mucks von dir gegeben.“ Ihre Rechtfertigung stimmte mich nicht wirklich milde und seufzte ein weiteres Mal, um dem Ärger keinen Nährboden zu geben und alles raus zu lassen. Wie oft hatte ich das die letzten Wochen gehört und es kam mir schon zu den Ohren raus? Das war ja Alles leichter gesagt als getan. Alles raus lassen. Wenn man das getan hatte, war man danach das letzte Arschloch. Das kannte ich bereits von anderen Freunden, die sich nur Luft machen wollten.

„Oh man!!!"

„Na dann mach dich mal auf die Füße um nicht auch noch die 2. Stunde zu verpassen." Irgendwie war ich ihr dankbar, dass sie mir keine Vorwürfe machte. Früher hatte sie mich nach solch einem Patzer immer ignoriert und mich damit erfolgreich gestraft. Sie und mein Vater hatten mich zur Perfektion erzogen, so dass ich der perfekte Sohn war, den sie immer haben wollten. Dann hatte ihnen diese Perfektion ins Gesicht getreten. Nun waren sie die verständnisvollsten Eltern, die es gab, doch es war für mich immer noch komisch.

„Ein wenig Omelett ist noch da.", meinte sie und schaute dabei zu, wie ich mir das Shirt überzog und in meine Jeans hüpfte oder besser humpelte.

„Hab...Kein Hunger-...“

„Siehst du! Iss was, dann wird es dir besser gehen." Wieder grummelte ich und nahm mir lieber ein neues Shirt. Wenn ich schon zur 2. Stunde gehen würde, so konnte ich mich auch noch richtig anziehen.

„Ich werd noch mal zu Starbucks." Diese Antwort würde meine Mutter nicht hinnehmen. Das wusste ich.

„Das ist mir egal. Du wirst was Anständiges essen."

Nur so eine kleine normale Unterhaltung ließ mich fuchsig werden. Gerade heute konnte ich sie nicht ertragen und wollte einfach nur meine Ruhe. Es strengte mich so an, dass ich glaubte daran zu zerplatzen, wenn ich die Gefühle zurück ließ. Gegenüber meiner Mutter sowieso, da konnte ich es nicht ertragen, wenn sie verletzt war oder andere negative Sachen. Wenn ich mich vergessen würde, täte es mir sofort leid.

Was für ein Dilemma.
 


 

Der Tag hatte bescheiden schön angefangen und war auch nicht besser geworden. Der Regenschirm war gebrochen, als ich ihn aufmachen wollte. Der Kaffee war mir über die Sweat-Jacke gekippt, ein Auto hatte meine Hose versaut und mein Spind war kaputt, sodass ich nicht an meine Sache kam. Irgendwas war heute wie verhext und hielt mich in Atem. Ich wollte so richtig schreien und den Spind so richtig vermöbeln. Schade nur, dass er nicht schreien und wimmern konnte. Da machte das Ganze wirklich keinen Spaß. Da hatte ich wirklich eine Marktlücke gefunden. Ein Spind oder besser Sandsack, der wimmerte, schrie und um Vergebung bettelte. Genauso schaute ich auch gerade meinen Spind an und versuchte ihn zu durchbohren, um an meine Bücher zu kommen. Ich würde mich ab heute nicht mehr auf dieses Blechteil verlassen. Da war ich mir sicher.

„Sag mal, hat dich der Spind beleidigt oder angesprungen oder warum zerfleischt du ihn regelrecht. Der kann nicht bluten." Diese Stimme mit dem spitzbübigen Klang ließ kurz meine Mundwinkel hoch ziehen, doch es hielt nicht lange und ich fühlte wieder den Hass in mir, der mir sagte, dass ich nichts zum Lachen hatte bei meinem Pech. Aber wer konnte sich bitte das Lachen verkneifen, wenn so ein Vogel vorbei kam und wie ein Honigkuchenpferd grinste?

„Beleidigt und angesprungen nicht, aber er verweigert mir den Zugriff auf meine Schulbücher." Nachdem ich fertig war dem Spind böse Blick zuzuwerfen, beobachtete ich den bandagierten Blonden, der die Situation wohl sehr komisch fand und sich lässig an die Spinde lehnte und seinen Handrücken gegen die Lippen presste, um nicht zu laut zu kichern. Seit wann kicherten Jungs eigentlich? Fand er sich nicht selbst peinlich?

„Jungfrau in Nöten. Ich eile!", flötete er in einer höheren Oktave und fuchtelte mit den Armen, wie ich es nur von Tunten kannte.

„Wie bitte?" Ich zog laut die Luft vor Empörung ein. ER sollte ruhig merken, dass ich das nicht lustig fand.

„Selbst bei einer simplem Frage musst du formvollendet die richtige Grammatik benutzen.", beschwerte sich der Blonde während er an dem dünnen Metall hämmerte. Ich hatte in den letzten Tagen gemerkt, dass er sich nicht so ganz für den ordentlichen Gebrauch der Sprache interessierte. Er sagte alles, wie es ihm passte. Ob es richtig war oder nicht war dabei nicht entscheidend. Aber mit seinen Wortneuschöpfungen hatte er mir manchmal Sachen vermittelt, wo ich normalerweise nur dastand und den Kopf schüttelte. Okay, ich schüttelte trotzdem oft den Kopf, aber ich fand es sehr amüsant einmal mitzubekommen, wie es bei anderen Gruppen aussah. Und Akira gehörte auf jeden Fall zu einer dieser Gruppen, die nicht unterschiedlicher als meine Gruppe sein konnte. Wir nannten diese Gruppe einfach nur ‚die Sprayer’, weil sie immer auf oder an dieser Mauer in der Stadt saßen, die vollgesprüht war und allerhand Kunstwerke zeigte. Aber sie waren auch für ihre Pöbelei, ausschweifenden Partys und unangenehmen Verhalten bekannt. Bis jetzt hatte ich noch keine Pöbelei oder gar unangenehmes Verhalten gemerkt, nur dass sich seine Sprache und sein Verhalten vollkommen von meinem unterschied. Er wirkte immer so, als würde er einen Zentnersack mit sich rumschleppen - so hingen meist seine Schultern. Dabei war seine Selbstsicherheit ziemlich kontraproduktiv. Warum das alles so war wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass ich gut mit ihm klar kam.

„Ich bin hat kultiviert.", wendete ich schlagfertig ein und beobachtete sein Tun weiter. Er schien zu wissen, was er da tat. Kurz schaute er zu mir auf und lächelte auf diese schiefe Art und Weise, wie ich es noch nicht oft gesehen hatte und es auch nicht beschreiben konnte.

„Na und? Ich kann mich auch so ausdrücken, dass man mich versteht." Ein Punkt für ihn, sodass es mich ärgerte.

„Geh mal zur Seite!" Irritiert zog ich die Augenbrauen zusammen und ging zwei Schritte zurück.

Was hatte der Kerl nun schon wieder vor? Es dauerte nicht lange. Kurz holte er mit der Faust aus und schlug auf das Blech nahe des Schlosses. Ein lauter Knall und die Tür flog gegen das benachbarte Blech. Fassungslos beschaute ich mir die lose Tür und seufzte entnervt. Der Tag war echt toll.

„Du hast sie kaputt gemacht.", meinte ich mit hörbarer Verärgerung in meiner Stimme. Akira schien dem gar nicht wirklich viel abzugewinnen und zuckte nur mit der Schulter. Der hatte ja die Ruhe weg. Ich korrigiere mich! Er neigt zu durchschlagenden Argumenten, die gefährlich werden könnten. Gerade eben bewiesen.

„Anders ging’s nicht. Und ich dachte du willst deine Bücher sofort und nicht eine Stunde auf den Hausmeister warten." Einen kurzen Augenblick überlegte ich und besah mich der Situation, bevor ich mich wieder an meinen Spind wandte, um mein Hab und Gut in meine Tasche zu packen.

„Danke.", war nur meine kurze Äußerung. Dieser begegnete er mit einem weiteren Lächeln, das einen wieder gütig stimmte. Ich nannte es das Akira-Ultrawatt-Lächeln. Es war gar nicht so groß, aber es hatte so viel UV-Strahlen, wie die Sonnenstrahlen am Nachmittag.

„Für die Hoheit doch immer." Wieder huschten meine Mundwinkel nach oben und nahmen mir die Ernsthaftigkeit. Es ist so einfach Akira zu mögen. Seine Art ist entwaffnend und seine Worte zu ehrlich, dass sie mich manchmal wie eine Pistole durchs Herz trafen. Manchmal kam in mir die Frage auf, ob der Junge in Wirklichkeit ein Hippie war oder gar so was wie ein wandelnder Gute-Laune-Teddy.

„Was ist passiert?" Diese Frage traf mich unvorbereitet und direkt. Seine sonst so fröhliche Stimme war in Null Komma Nix plötzlich so furchtbar ernst. Ich hatte ihn mal wieder unterschätzt in solchen Sachen wie Intuition oder Menschenkenntnis. Jeden Tag ein neues Gesicht und eine neue Eigenschaft. Fast schon wie ein Adventskalender, den sie in Europa in der Vorweihnachtszeit hatten.

„Ich sehe doch, dass etwas nicht stimmt." Respekt an den Punk, den man als Idiot und Raufbold abstempelte.

„Na ja, heut ist nicht so mein Tag.", gab ich ehrlich zu und schaute in das ernste Gesicht Akiras. Ziemlich ungewohnt ihn so zu sehen und doch gab es mir ein gutes Gefühl. Dieses Gefühl der Bestätigung, dass Akira gar nicht so ein tölpelhafter Kerl war.

„Hm. Sieht man dir an. Deshalb wohl jetzt erst anwesend?" Es war keine Frage sondern eine Feststellung. Es war wirklich angenehm nicht viel sagen zu müssen, um sich zu verständigen. Trotzdem nickte ich einfach, war dieser wortlosen Konversation noch nicht ganz vertraut.

„Passiert mal. Aber es kommt noch nen neuer Tag."

Wieder schwiegen wir und ich schaute ihn einfach nur an. So wie er da wieder gegen die Wand voller Spinds lehnte mit verschränkten Armen und mich einfach nur mit einem leichten Hauchen von einem Lächeln auf den Lippen ansah, als könnte er durch mich hindurch sehen.

Er öffnete die abwehrende Haltung und schob die Hände in die Hosentaschen seiner weiten Stoffhose mit unzähligen Krimskrams. Noch nie war mir das Aussehen eines Menschen so scheißegal. So lange er so verständnisvoll schaute wie Akira gerade, konnte er meinetwegen einen Kartoffelsack tragen. Ich schürzte die Lippen und lächelte zurück.

„Danke."
 

Es war nicht so einfach mit Kouyou zu reden oder gar an diesem Tag mit ihm umzugehen. Sein Gesicht war anders als an den meisten Tagen, total starr und sein Blick leer. Da war ja ganz schön die Bombe eingeschlagen. So kannte ich den Brünetten gar nicht, auch wenn’s nur ein paar Wochen waren. Das hatte mir alles wirklich zu denken gegeben. Der Andere schien nicht oft aus dem Konzept zu geraten. Aber wenn, dann richtig. Das bewies er an diesem Tag sehr gut und eindrucksvoll. Zuerst hatte er den Unterricht starr und stumm beigewohnt. Dazu musste man sagen, dass Uruha sich immer am Unterrichtsgeschehen beteiligte und auch nie so verkrampft war. Er hatte eigentlich immer ein Lächeln auf den Lippen und auch sehr kluge Sprüche parat.

Ich hatte ihm heute mehrmals gesagt er sollte das Alles nicht so verbissen sehen und mal ein wenig entspannen. Es war auch das erste Mal, dass ich im Unterricht neben Kouyou saß. Ruki und die Anderen schienen Unterteller große Augen bekommen zu haben und mein bester Kumpel schwieg zu dem Ganzen, so als wäre gar nichts.

Im Laufe des Tages lockerte sich der Himmel auf und die Sonne lugte vor. Den Regenschirm hatte ich nur provisorisch mit als ich zu Kouyou gegangen war und konnte beruhigt ausatmen.

Erst, als Kouyou die Tür aufgemacht hatte und den Teddy, von meiner großen Schwester, ins Gesicht gedrückt hatte, hatte er endlich wieder gelächelt und sich an die Tür gelehnt und das plüschige Ding analysiert. Warum ich dieses Vieh mitgenommen hatte, oder besser gesagt geklaut hatte aus dem Zimmer seiner älteren Schwester? Wahrscheinlich weil ich mich bei dem Anblick, den er mir bot, mich echt verloren fühlte. Ich fühlte mich immer verloren, wenn es jemanden schlecht ging und ich nicht helfen konnte. Besonders schlimm war es immer bei meinen Geschwistern gewesen. Egal ob sie geweint oder gar sauer waren, ich hatte mich immer nur versteckt oder überfordert daneben gesetzt. Selbst als Fünfjähriger saß ich neben meiner großen Schwester, der ihr Teddy geklaut wurde von einen bescheuerten Jungen, und schüttelte wie ein Vater den Kopf weil mir partout Nichts einfiel, wie ich ihr helfen könnte. Ich war also schon immer eine Niete gewesen was Gefühle anging. Ich hatte zwar welche, aber wirklich helfen konnte ich nicht.

Das war gar nicht gut, wenn ich bedachte, dass ich mit ihm einen ganzen Tag verbringen würde. Zu meinem Glück sprang er auf den Teddy sehr gut an und lächelte wie ein kleines Kind. Ein großer Pluspunkt für mich, mit dem ich mich zufrieden auf die Couch fläzen und in die Glotze starren konnte. Mit der Couch war es immer wieder ein Highlight, auch wenn unser Fernseher größer war.

„Während der Zeit des Nationalsozialismus, wurden etwa 10.000 bis 15.000 Schwule ins Konzentrationslager verschleppt, indem sie den rosa Winkel tragen mussten.", las Kouyou, von der Seite die er im Internet gefunden hatte vor. Er saß neben der Couch an dem Tisch, an dem wir schon bei unseren ersten Treffen gesessen hatten. Die Zeit bei ihm zu Hause war immer sehr ruhig und auch angenehm. Immer ein Tässchen Kakao und das gemütliche Sofa. Kouyou erzählte ihm immer von seinen neusten Funden und ich erzählte ihn von meinen neuen Ideen. Meist endete es, dass wir eh über Gott und die Welt redeten.

„Was ist ein rosa Winkel?", fragte ich leicht irritiert. Für mich waren ein Konzentrationslager und die Farbe rosa wirklich große Gegensätze. Ich wusste auch nicht so recht, wie wir das in den Film bekommen sollten. Hatte irgendwie alles seine Tücken.

„Ein rosa Winkel ist das Symbol dafür, dass sie wegen ihrer Homosexualität im Konzentrationslager waren." Kouyou war immer genauestens Informiert und der Mann am Material – und ich stand toll daneben und machte mir einfach nur Gedanken. Okay, letztens waren wir in Shibuya und hatten ein paar Befragungen gemacht. Auch Harajuku war erfolgreich gewesen. Aber das war ja noch nicht viel.

„Nur etwa 40 bis 50 Prozent überlebten das Konzentrationslager." Das war einer der wenigen schönen Sachen, die wir durcharbeiten mussten. Man hörte die Bestürztheit in der Stimme des Brünetten. Er hatte sich das ganze wohl auch lustiger vorgestellt. Dabei hätten wir es wissen müssen. Homosexualität war ein Thema, über das die Menschen nicht gerne sprachen und als abnormal ansahen. Ich selbst hatte ja auch so meine Probleme gehabt. Aber nun, wo ich all diese Informationen vor mir hatte und all diese Fakten, hatte ich nicht nur Mitleid, sondern verspürte so etwas wie Sympathie für die warmen Brüder. Also schwieg ich galant zu diesen unschönen Fakten und verdankte diesem Schweigen endlich mal mit zubekommen, dass die Simpsons schon längst vorbei waren. Nebenbei hörte ich, wie hinter mir mit der Maus geklickt wurde und anscheinend etwas lustigeres auf dem Bildschirm erschien.

„Schon in der Antike war es normal, dass Männer auch homosexuelle Beziehungen hatten. Genauso wie in Japan, wo die Verbindung von Mann und Mann sogar als etwas Reineres als die von Frau und Mann angesehen wurde, zu den Zeiten der Samurai." Ich hätte nicht gedacht, dass man sich über solche Information so freuen konnte. Mein Oberkörper schoss in die Höhe, um den Brünetten anzuschauen.

„Dazu kann ich welche in Kimonos stecken. Ich mag Kimonos." Nach dieser Aussage ließ ich mich wieder in die weichen Kissen fallen. Noch immer konnte ich das Lächeln auf Kouyous Lippen in meinem Nacken spüren. Es war sanft und einladend, nicht so abgekämpft wie in der Schule.

„Denkst du Takanori war sauer, dass du heute bei mir gesessen hast?" Es war eine Frage aus heiterem Himmel und ich war nicht drauf vorbereitet gewesen. Wie kam der Andere gerade auf diese Frage? Irgendwie war mir sein Gedankengang zu weit entfernt.

„War doch nur ein Platz." Was sollte an einem Platz so besonders sein? Ich redete sowieso nur selten am Donnerstag mit meinem besten Freund. Denn am Donnerstag hatten wir mit ziemlich unbarmherzigen Lehrern.

„Aber er hat mich ziemlich mies angeschaut." Die Stimme Kouyous klang wieder so verdammt nach Reue und das konnte ich nicht wirklich verstehen. Wieder rappelte ich mich auf um seine Haltung zu sehen, die meist sehr viel über ihn aussagte. Er saß wirklich kerzengerade, aber mit gesenkten Kopf am Tisch.

„Kann dir doch egal sein. Is doch nur mein Kumpel." Das war ein wenig zu hoch für sein vollgequalmtes Hirn. Was hatte Ruki mit Kouyou zu tun?

„Ich will eigentlich nicht, dass es Ärger gibt."

„Ach man, was meinst du wie böse mich immer deine Freunde anschauen.", entgegnete ich ihn und diesmal schien er mehr als überrascht. Sonst hatten wir es wirklich sehr vermieden über den Unterschied unserer Gruppen und Freunde zu reden, denn der war uns nur zu deutlich bewusst. Sie kamen auch nicht so gut miteinander aus, wenn man daran dachte mit welchen Kommentare sich alle entgegen kamen.

„Ach, die sind nich so schlimm. Die würden dich sicher gut aufnehmen.", verteidigte sich der Brünette mit geschwollener Brust.

„Ach echt? Ich glaub eher, dass wir ein wenig unkomplizierter sind als ihr." Ohne, dass wir es wirklich wahrgenommen hatten, war schnell die Rede von uns der Gruppe und nicht von uns alleine. Dabei konnten wir beide nur verlieren. Beide Gruppen hatten viele Vorurteile und auch wirklich keine Ambitionen sich mit den Anderen zu beschäftigen.

„Willst du etwa wetten? Das ist wirklich niveaulos."

„Tja, dann bist du genau bei meinem Niveau angelangt.", grinste ich unverschämt und ich brach in Lachen aus. Kouyou kicherte sich in sein Fäustchen und surfte weiter durch das World Wide Web.

„Na dann werden wir das angehen." Wir beide waren sehr erstaunt, dass kein Anderer bis jetzt etwas gesagt hatte über unsere Freundschaft. Es war wirklich ungewöhnlich uns beide zusammen zu sehen. Und doch hatten wir uns an diese Blicke auf den Fluren gewöhnt, wenn wir über das Projekt redeten. Insgeheim glaubte ich nicht, dass Kouyous Freunde bis jetzt noch kein Kommentar abgegeben hatte. So musste ich aber zugeben, dass Tora schon Einiges angedeutet hatte, als Ruki meine Treffen mit Kouyou erwähnte.
 

Es war zwar spät, aber nicht zu spät, als ich meinen Kakao ausgetrunken hatte und mich zum Gehen wandte. Kouyou hatte es begrüßt, da er noch Essen für seine Mutter machen musste, die bald von der Arbeit kam. Ich hatte nur gelächelt, weil ich daran dachte, dass ich niemals etwas für meine Mutter kochen würde.

Gerade war ich wieder dabei mir die alten löchrigen Chucks anzuziehen, als ich wie gewohnt die Stimme des Brünetten hinter mir hörte.

„Denk dran, dass wir morgen in Englisch einen Test schreiben. Schau noch mal rein." Man könnte schon meinen er wäre meine Mutter. Aber ich war ziemlich froh über diese Unterstützung und profitierte davon. Mein Gesicht zeigte ein Lächeln, was nur die Chucks sahen und die anderen Schuhe. Da traf es mich wie ein Schlag. So wie ein Blitz an einem lauen Sommertag.

Ich baute mich auf und besah mir starr die Jacken am Kleiderhaken. Sie hätten modischer nicht sein können. Ein Frauenmantel, ein Frauenblazer, Kouyous Trenchcoat und noch ein Jacke mit gefüttertem Plüsch, die ich von Kouyou kannte.

„Sag mal Kouyou... Ist deine Mutter alleinerziehend?" Diese Frage war ziemlich direkt, wenn man bedachte wie lange wir uns erst eigentlich kannten. In meinem Nacken spürte ich, wie der andere seine Mimik änderte. Wahrscheinlich in Unverständnis.

„Nein."

Diese Antwort irritierte mich. Nun wusste ich endlich, was mich schon seit Langem störte. Ich hatte es die ganze Zeit vor meinen Augen und kam nicht drauf, weil es zu simpel war. Ich drehte mich wieder zu dem Brünetten um, damit ich seinen Gesichtsausdruck sehen konnte.

„Und warum stehen nur Frauenschuhe und hängen nur Frauenmäntel in eurer Garderobe?"
 

Mit jeden Wort schließe ich dich mehr in mein Herz und bin mir sicher, dass du etwas Besonderes für mich sein wirst. Kein Monsun oder Tornado würde an diesen Glauben rütteln können
 

So, es ist 00:04 Uhr und ich will schlafen.
 

Ja, jetzt ist es raus... Zwar nicht ganz, aber schon seeeeeehr nah dran. ^^

Also wer Keks bekommen mag, muss Adresse geben XD. Aber nur wer richtig geraten hat und bescheid gegeben hat. ^^v

Sunrise - Nora Jones

5. Kapitel

Sunrise - Nora Jones
 

Sogar schon beim 5. Kapitel. Also so langsam fängt die Gesichte an zu rollen. Für mich auf jeden Fall, auch wenn schon ziemlich viel geschehen ist. Mir ist aufgefallen, wie schwierig es ist die englischen Texte einzubauen.

Und endlich wird der Charakter Kouyou mehr beleuchtet. Oder besser fast ganz aufgedeckt. XD

Und an alle die Kommischreiber: Ihr wisst nicht wir mir das Herz aufgeht und ich mich freue.^^

Ein Broken großes Dankeschön an euch.
 


 

Sunrise

Sunrise

Looks like morning in your eyes

But the clock's held 9:15 for hours
 

Sunrise

Sunrise

Couldn't tempt us if it tried

Cuz the afternoon's already come and gone
 

And I said

Hooo, hooo, hooo

To you
 

Surprise

Surprise

Couldn't find it in your eyes

But I'm sure it's written all over my face
 

Surprise

Surprise

Never something I could hide

When I see we made it through another day
 

Then I say

Hooo, hooo, hooo

To you
 

And now the night

Will throw its cover down, ooo, on me again

Ooh, and if I'm right

It's the only way to bring me back
 

Hooo, hooo, hooo

To you

Hooo, yeah, hooo, hooo

To you
 


 

Ich sah, wie sein Gesicht entgleiste und sein Lächeln zerfloss in eine verschreckte oder gar überrumpelte Miene. Wie die Uhr von Dali. Ich hatte auf einen wunden Punkt getroffen und dann auch noch sehr unerwartet. Warum war mir das Alles erst jetzt aufgefallen? Es war doch irgendwie auffällig.

„Also...", purzelte es aus ihm heraus und doch kam nicht wirklich eine Information. Es schien dem Anderen wirklich äußerst unangenehm zu sein. Nur ein Lächeln schien ihn aufrecht zu halten. Vielleicht hatte das Alles eine simple Erklärung. Die Uhr neben mir tickte unerträglich laut und ließ die Zeit sehr langsam vergehen. Fast schon so, wie in einem schlechten Hollywood Film.

„Es ist ziemlich simpel." Ja, das hatte ich mir auch so gedacht. Eigentlich war es immer einfach, wir machten uns es immer nur alles zu schwer. Kouyou schien wirklich nicht zu wissen, wie er mit dieser Frage umzugehen hatte. Aufgescheut schaute er hin und her und brachte es nicht zustande mich wieder anzuschauen.
 

„Hmpf, setz dich noch mal.", seufzte er nur und ging wieder ins Wohnzimmer zurück. Diesmal machte ich mir nicht die Mühe die Schuhe aus zuziehen sondern lief so zurück, auch in der Gefahr von Kouyou angepflaumt zu werden. Doch dies blieb aus und er lief kommentarlos in ein Zimmer, welches ich als seins identifizierte. Noch war ich nie in diesem Zimmer gewesen, wie ein Mysterium. Aber bei Zeiten würde ich einfach mal das Gebiet stürmen. Ohne nach den Anderen zu sehen ließ ich mich wieder auf das Sofa fallen. Dagegen hatte ich nichts. War das Sofa doch eines der Gemütlichsten, auf denen ich jemals gesessen hatte.
 

Als der Brünette wieder aus dem Zimmer kam mit gesenktem Kopf und die Tür hinter sich schließend, hatte er ein großes rotes Buch in der Hand, was mit goldenen Schnörkeln verziert war. Sah schon sehr interessant und verdächtig aus. Es schien mir so, als hätte ich ihn dazu gebracht etwas total Verbotenes zu sagen, denn sein Gesicht war von Verunsicherung gezeichnet und sein Gang war in sich gesunken. Jedenfalls sah es nicht aus wie sein üblicher aufrechter und selbstsicherer Gang.

Fast wie eine Feder setzte er sich neben mich und ich spürte nur einen kleinen Windhauch. Die Polster schienen so gut wie gar nicht nach zugeben bei seinem Gewicht. Zu graziös für einen Mann, schrie es in mir. Weiter beobachtete ich sein Tun, wie er die langen und dünnen Finger zu einer der Ecken führte und es aufschlug mit den dicken Seiten. Auf dem ersten Bild konnte man ein Babybild, wie jedes Andere sehen. Nichts für was ich mich schämen würde. Im Gegensatz war er wenigstens süß und nicht mit Babybrei beschmiert.

Er blätterte weiter und ich konnte nur flüchtig einige Kindheitsbilder entdecken mit einigen anderen Personen, wie eins mit einer schönen Frau, die ihn im Arm hielt. Wahrscheinlich seine Mutter, wie ich mir vorstellen konnte. Sie war so schön und graziös, dass es mich sofort an den neben mir erinnerte. Besonders, dass sie öfter auf Bildern auftauchte und ihr Gesicht seinem so ähnelte.
 

Ungefähr in der Mitte machte er halt und legte das Buch so auf meinen Schoß, dass er immer noch greifen konnte. Von der Seite grinste mich eine jüngere Version von Kouyou an mit einem Blatt Papier und links neben ihm eine Frau mit langen gelockten Haaren, die ich schon als seine Mutter abgestempelt hatte. Dass ich so eine gute Menschenkenntnis hatte, war etwas Neues für mich. Rechts neben ihm war eine etwas größere Frau mit kurzen einem fransigen Bob. Sie war auf ihre Art schön, auch mit dem Tattoo, was unter dem T-Shirt am Arm vorlugte und dem Lippenpiercing. So was nannte man auf Anhieb ‚Sympathie’.

„Das da,“ dabei zeigte er auf die langhaarige Frau: „...ist meine Mom.“

Man, so schlau war ich auch gewesen. Lag es an mir oder warum fand ich das recht unspektakulär? Jeder hatte eine Mutter und das sagte mir nicht, warum bei ihm nur Frauenschuhe rumlagen.

„Und das,“ diesmal zeigte er auf die Kurzhaarige:“ ist meine Mutter.“

...

...

Es blieb still in dem hellen Wohnzimmer. Wieder hörte ich das Ticken der nervigen Uhr im Flur. Sie sollten sich dringend eine Neue besorgen.

Mein Kopf schien auf Durchzug gestellt, denn mein Gehirn wusste, dass diese Information nicht wirklich alltäglich und sehr bizarr war, aber mein gesamter Gedankengang zeigte keine ungewöhnliche Reaktionen. Es war ein wenig skurril.

Nur Kouyou schien es sehr schwer zu fallen, denn sein Atem ging angestrengt durch seinen dünnen Brustkorb.

Er hatte also zwei Mütter. Das erklärte, warum man hier nur Frauensachen fand, außer die von dem Brünetten.

„Ich nenne eine Mom und die andere Mutter, damit ich sie sich nicht immer beide angesprochen fühlen.“ Wieder eine weitere Hintergrundinformation, die mir mehr Licht in den dunklen Raum – namens Kouyou – warf. Denn ich hatte oft gemerkt, dass er Mom und Mutter immer wieder benutze in einer ganz anderen Tonlage. Kein Mensch würde trotzdem darauf kommen, dass dahinter zwei ganz verschiedene Menschen steckten.

Ein weiteres Mal blätterte er, aber rückwärts, und hielt an einem Bild an, auf dem man wohl den kleinen Kouyou heulend auf einer Bank sitzend sah. Vor ihm hockte ein charismatischer Mann der ihm das aufgeschürfte Knie mit Pflastern versorgte.

„Das da ist mein Vater.“

Mir entkam nur ein dümmliches „Aha.“, aber es schien den Brünetten nicht zu stören. Also hatte er trotzdem noch eine männliche Bezugsperson. Aber anscheinend zu wenig väterliche Zuwendung, wenn man bedachte, dass Kouyou zu kultiviert und geschmackvoll für einen Jungen war. Auch wenn man sah, dass er eindeutig ein Junge war und sich auch nicht weibisch verhielt, war da doch diese Art, die ihn so unwirklich und erhaben machte, die er von keinem Menschen der Welt kannte. Da konnten nur weibliche Wesen ihre Finger im Spiel haben.

„Und das da im Hintergrund, mit den Gläsern, ist mein Dad.“

...

Falsche Welt. Ich sah nur noch Regenbogenfahnen.
 


 

Es war so befremdlich gewesen danach aus dieser Wohnung zu gehen und nicht die gleichen Gedanken wie immer zu haben, als ich den gleichen Weg wie immer nach Hause lief, vorbei am Zigarrenladen, Kindergarten und dem ‚Seven Eleven’[1], der gut besucht war auf dieser kleinen Straße, die wirklich alles beherbergte, was man so brauchte. Fast schon wie ein kleines Dorf, gepresst auf eine Straße.

Anstatt über die Schule nachzudenken oder wo ich noch hingehen konnte, hatte ich die ganze Zeit die lächelnden Gesichter dieser beiden homosexuellen Pärchen im Kopf, die Kouyou im Arm hatten und so stolz waren auf ihren Sohn. Es war, als würde man aus der JR-Line[2], die eisig klimatisiert war im Sommer, hinaus in die Hitze der Großstadt laufen. Ein Schlag mitten in die Fresse, wie es Tora immer so schön ausdrückte. Plötzlich sah ich den Menschen Kouyou in einem ganz anderem Licht. Auch wenn ich es nicht wollte. Aber seine Welt schien mir so befremdlich und neu. Er hatte mich im Nassen damit stehen lassen und auch Nichts mehr dazu gesagt. Wie sehr ich Angst hatte, dass dieses Wissen unser Zueinander verändern könnte, konnte ich in diesem Moment noch nicht mal denken. Bis sich diese Angst spezialisierte und ausbrach.
 

„Was denkst du, wie sich Tunten fühlen, dass sie sich solche Fingernägel machen wie diese Mädchen, dessen Krallen mir echt Angst machen.“

Meine Sorge war unbegründet gewesen. Nicht mal zwei Tage später lagen wir Beide auf einer Decke im Park, meine Beine nach Westen und seine nach Osten, und ein wenig Abseits von seinen Freunden. Sie hatten mich nur kurz begrüßt und dann wie Luft behandelt. Zu meiner Zufriedenheit hatte mich Uruha, wie er in dieser Gruppe genannt wurde, nicht so einfach daneben stehen lassen. Wie selbstverständlich war er mit mir auf eine Decke gezogen und ein wenig weg von diesen Leuten, die mir zu künstlich aufgesetzt waren, mit ihrem Fake-Adel Verhalten. Unter ihnen war auch die blonde Leona, die alles nicht so freundlich aufnahm. Irgendwas war zwischen ihr und Uruha.

Wir waren uns so nah, dass ich meinen Kopf nur nach Rechts drehen musste, damit mir Uruhas Haare ins Gesicht fielen und ich seine Ohrringe vom Nahen beobachten konnte.
 

Sunrise

Sunrise

Looks like morning in your eyes
 

Wir waren von alleine wieder auf das Thema unseres Projekts gekommen. Diesmal war die Frage, was genau Tunten waren und warum sie unbedingt wie Mädchen aussehen wollten.

Ich war mir sicher, dass ich ihn heute noch wegen seiner Familie ausfragen würde. So sicher wie ich jeden Morgen, beim Versuch den Wecker auszumachen, an der Kante meines Betttischen abrutschte.

Dennoch genoss ich erst mal die sanfte Wärme der lieblichen Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht, die Kouyous Haut so hell wie Schnee strahlen ließ.

„Frag sie doch!“, war meine einzige Antwort und ich kannte ihn so gut, um zu wissen, dass er gleich seufzen würde. Der Seufzer ließ nicht auf sich warten. Ich musste lächeln, sogar leicht schmunzeln.

Nebenbei schob sich der Brünette eine Kirsche in den Mund und krauelte wie selbstverständlich mein Haar. Lange hatte ich nicht gefackelt und hatte es ihm nach getan. Es war ein Gefühl von wohliger Wärme und des Geborgenseins. Die Anderen waren egal in diesem Moment und das war sehr positiv.

Da er die Box mit den Früchten auf seiner Seite hatte fütterte er mich eher ungewollt und schob mir in unregelmäßigen Takt eine Kirsche in den Mund.

So ein Tag war sehr entspannend und sollte öfter wiederholt werden, wie ich fand.

„Was würden deine Eltern bloß sagen, wenn die uns so sehen?“ Der Satz war mir einfach nur so aus dem Mund geflogen und machte mir Angst, dass Uruha vielleicht deshalb verstimmt sein könnte.

„Ach, die würden nur denken was für ein toller Freund doch bist. Genau wie meine anderen Freunde, die sie gar nicht kennen.“

Wir schauten beide in den Himmel und ließen die Seele baumeln nach einem langen Tag. Und doch war ich hellwach, wie elektrisiert, wenn der Andere sprach. Ich wollte nichts verpassen, weder die Stimmung des Brünetten, noch die Informationen über sich, die er mir zwischendurch versteckt gab. Mit den Tagen war er nur noch interessanter geworden. Es war eine gute Entscheidung gewesen mit ihm ein Thema zu bearbeiten.

„Na ja, ich bin ein wenig anders als deine Freunde.“, meinte ich nur bitter und schnappte nach der Kirsche, die über meinen Lippen schwebte. >Und mögen tun sie mich auch nicht.< , wollte ich noch einwenden, ließ es aber doch sein.

„Ach, die sind mir egal. Haben doch keine Ahnung. Ich schäme mich schon für ihre Ignoranz.“ Wenn es doch immer so einfach wäre, wenn Menschen doch immer so bedingungslos wären und ohne Vorurteile.

„Besser so, dass du den Idioten abdankst. Hast ja mich.“ Wir beide mussten lachen. Denn jeder wusste, dass dies ein totales Desaster werden würde, hätten wir die anderen Gruppen nicht. Wir wussten nicht, wie wir uns nennen sollten. Freunde oder nicht Freunde? Wir waren doch eigentlich nur so oft wegen unseres Projekts zusammen. Oder konnte ein Punk und ein Musterschüler, der gleichzeitig noch ein Genie und überdurchschnittlich hübsch war, befreundet sein?

„Besser nicht! Ich würde ja eingehen in der Zeit, die du bei deinen anderen Leuten verbringst. Und was sollte ich meinen Eltern sagen? ‚Ja Mutter, da ist so ein netter Junge, für den habe ich mal all die Anderen sausen lassen.’“ Wieder schmunzelten wir beide.

„Hört sich an, als wärst du verknallt in mich.“

„Nein, ich bin nur besorgt um dich und finde, dass du zu mir gehörst und sie dich akzeptieren sollten.“ Sein Einsatz machte mir Mut und ließ meine Wertschätzung für ihn nur weiter in die Höhe steigen. Mit jeden Wort schließe ich ihn mehr in mein Herz und bin mir sicher, dass er etwas Besonderes für mich sein wirst. Kein Monsun oder Tornado würde an diesen Glauben rütteln können

„Gut gebrüllt Löwe! DAS hört sich an, als wären wir ein Paar oder gar ein Ehepaar.“, wendete ich ein. Sofort merkte ich das Ziehen in meinen Nackenhaaren, an denen er leicht zog.

„Das wäre gar nicht mal so unreell, denn meine Eltern haben mich gefragt seit wann ich so viel Sahnekuchen esse und Cola trinke. Ich musste ihnen erklären, dass ich einen neuen Freund habe, der gern die Vorräte, die ich nicht esse, aufbraucht. Danach haben sie gemeint, dass sie ab jetzt wohl mehr davon kaufen müssten und haben wie zwei Honigkuchenpferde gestrahlt. Einer Heirat steht Nichts im Wege.“

Nicht nur, dass seine Mutter unverschämt gut aussahen, nein, sie waren auch noch unverschämt nett und sympathisch.

„Werd ich sie denn mal kennen lernen?“, fragte ich hoffnungsvoll und drehte meinen Kopf zu ihm. Das weiche und helle Haar kitzelte meine Wange und hinterließ ein Prickeln.

„Nach so einer Aktion sicherlich. Sie würden sich freuen mal Jemanden aus meinem Freundeskreis kennen zu lernen.“ Er verstand auch ohne zu fragen. Er hatte bei mir schon so einen großen Hel draus gemacht. Es war ihm wirklich unangenehm, sodass ich nicht glaubte, dass jemand Anderes davon wusste. Ohne es mir anmerken zu lassen freute ich mich wie ein Schnitzel auf das Treffen mit seinen Eltern. Was mich genau so daran faszinierte konnte ich nicht sagen, aber es erfüllte mich mit Freude und Stolz.

„Hast du denn auch Geschwister?“ Wenn ihm die Fragen zu unangenehm waren, würde er schon die Grenze zeigen. Und ich war auch gewillt sie einzuhalten.

„Ja, zwei Schwestern.“

„Lass mich raten! Die wohnen bei deinen Vätern? Aber warum?“

Kurz herrschte Stille und ich konnte vernehmen, wie Kouyou die Luft einnahm und wieder ausstieß.

„Weil sich mein Vater sie gewünscht hatte.“

„Ach, und dich nicht?“

„Nein, ich war das Wunschkind meiner Mütter.“ Das alles klang so reumütig, als würde er diese Wahrheit als schrecklich empfinden. Es war nur eine kleine Klangfarbe, die ihn verriet, aber sie war ausschlaggebend.

„Auch wenn’s dir anscheinend nich gefällt... kannst du mir erzählen wie das zu allem kam?“

Wieder eine kurze Pause und ein tiefes Ein- und Ausatmen. Anscheinend wollte er prüfen, ob uns jemand zuhörte, doch von der kleinen Gruppe war viel Stimmengewirr zu hören.

„Meine beiden Elternpaare waren schon vor der Zeit meiner Schwestern zusammen. Meine Väter wünschten sich beide Kinder. Meine Mom und mein Dad waren schon seit der Schule befreundet und daher kam es, dass er meine Mom als Vertrauteste fragte, ob sie ‚Leihmutter’ sein wollte. Dann kam noch ein Kind, das zweite Mädchen und meine Väter haben gemeint es sei ihnen genug. Na ja, danach hegten aber meine beiden Mütter das Bedürfnis ein Kind zu bekommen. Also wurde ich gezeugt. Und danach gab’s ganz schön viel Aufstand, da meine Väter eigentlich auch einen Sohn wollten, aber es vorher nicht geklappt hatte.“ Kurz setzte er zur Pause an und nahm sich eine Kirsche, die er sich in den Mund steckte.

„Aber meine Mütter bestanden auf mich als Sohn. Tja, großer Streit aber großer Stolz bei meinen Müttern über IHREN Mann im Haus. Natürlich hintergehen sie ganz schön das System, aber ich finde es gerechtfertigt.“

Mit jedem Wort erschien mir die Person Kouyou interessanter und mein Leben so fürchterlich klein. So viel konnte ich über mein Leben nicht sagen, aber er könnte sogar einen Roman schreiben, wenn er wollte. Ich würde ihn mir kaufen, auch wenn ich eigentlich nicht gerne las.

„Bereust du es nicht manchmal bei deinen Müttern zu leben?“ Seine Hand wanderte weiter Richtung Kragen und an dieser Stelle der Haut fing es leicht an zu prickeln bei der leichten Berührung.
 

Surprise

Surprise

Never something I could hide

When I see we made it through another day
 

„Es ist schwierig. Ich liebe alle vier, sie sind alle großartige Eltern. Aber ich ertrage dieses ganze Hin und Her nicht.“ Das Thema schien abgeschlossen, denn er sagte nichts mehr dazu. Er hatte ja auch mehr als genug gesagt an diesem Nachmittag, der so ganz anders war, wie ich einen Nachmittag verbrachte.

„Wollen wir nach Hause? Ich hab keine Lust mehr auf Cocktails.“, meinte Kouyou nur müde und setzte sich langsam auf. Eigentlich wollte ich das Gefüttert- und Gekrauelt-werden nicht aufgeben, aber wenn er es hier langsam nicht mehr aushielt stand ich auch auf. Gemeinsam packten wir die Decke zusammen und ignorierten die Blicke der Anderen. Eher blieb mein Blick auf den Handgelenken und das Schlüsselbein des Brünetten hängen. Täuschte ich mich oder war er für einen Mann unglaublich dünn. Erst nach mehreren Malen hinschauen bemerkte ich die schmale und feine Statur Kouyous, die ihn so zerbrechlich wirken ließ.

„Okay, Cocktails sind eh was für Weiber.“

„Also bin ich ein Weib?“, kam es provozierend von Uruha.

„Klar, du bist meine Ehefrau, wenn wir schon ein Ehepaar sind.“
 

Da war sie. Die Erklärung das ich sie lieber es selbst herausfinden lassen wollte was bei mir vorging und es mir in gewisser Weise die Hände band das ich den Leute nicht all zu nah kam.
 

[1] Seven Eleven – Ist ein Conbini. Conbinis sind Läden in Japan die 24 Stunden am Tag auf haben und wirklich alles im Angebot haben, was man so zum Überleben brauch. Dies ist einer der Weitverbreitesten. Und meiner Meinung nach auch der Besten. ^^

[2] JR-Line – In Tokyo gibt es nicht wie in Deutschland nur eine Bahngesellschaft, sondern mehrere Metrolinien von verschiedenen Unternehmen – und einmal die JR-Line. Sie hat die meisten Verbindungen und die Yamanote. Die Bahnen haben die unangenehme Eigenschaft bis auf 17 Grad klimatisiert zu werden. Sehr unangenehm.
 


 

Ich hoffe das nächste Kapitel wird länger, denn es hat viel mehr Aktionen drin.

In diesem Kapitel hab ich mich ein wenig geärgert, weil ich das Gefühl habe, dass es nicht die Gefühle übermittelt, wie es sollte und auch wie schon gesagt sehr kurz ist. Ich hoffe es ist nicht zu flach. >.<

Ich hoffe auf Kommentare, ob es wirklich so ist.

Bis zum nächsten Kapitel und danke für die Kommentare. Die sind so lieb.
 

Seika

Wenn die Anderen - Silbermond

6. Kapitel

Silbermond – Wenn die Anderen
 

Danke erst mal an die Kommi schreiber. Wenn das nächste Mal wieder ein englischer Text ist, würde ich es machen wie Miyabilicious. Einfach anhören, vielleicht bei Youtube. Die Grundstimmung is wichtig für die Kapitel.^^

Oder vielleicht mal übersetzten. Auch wenn das nicht ganz so nötig ist.

Ich zum beispiel gebe ehrlich zu meist The Fray dabei zu hören XDD.
 

Gewitmed ist dieses Kapitel meinen Dresden Leute(Die haben mir das Wort Kirsche näher gebracht.XD)und nawa, weil man mit ihr so schön diskutiren kann.^^
 


 

Heute gehn wir aus uns raus

Wir wissen noch nicht wohin
 

Es sind alle mit dabei

und wir mitendrin
 

Wir wissen ganz genau

Es wird ne lange Nacht
 

Jetzt sind wir unter uns

Und jetzt wird aufgewacht
 

Wenn die anderen am Ende sind

fangen wir erst an

Wenn die anderen nicht mehr können

fang' wir grade erst an
 

unsre Augen bleiben wach

wir haben den schlaf vertrieben
 

Es gibt kein halten mehr

wir sind nicht mehr zu kriegen
 

Keine Ahnung wo das endet

Denn heute gehn wir nicht mehr nach Hause
 

Bis die Sonne wieder aufgeht

machen wir keine Pause
 

Wenn die anderen am Ende sind

fangen wir erst an

Wenn die anderen nicht mehr können

fang' wir grade erst an
 

Seid ihr schon am Ende

oder fangen wir gerade erst an?...
 


 

Es war mir schwer gefallen einfach den Kopf abzuschalten, als Kouyou meinte, heute würden seine Mütter zu Hause sein und mit uns zu Mittag essen wollen, wenn wir Zeit hätten.

Irgendwie wirkte das Alles wie ein Schwiegerelterntreffen. Schon komisch. Ich war auch genauso aufgeregt. Zumindest glaubte ich, dass man sich fühlen müsste wenn jemand so einer Herausforderung bevor steht.

„Jetzt mach dich locker. Das sind nur meine Mütter und nicht deine Stiefmütter oder Todesurteile.“, lachte mich Uruha aus, als wir die Omotesando[1] entlang liefen, um zu dem Restaurant zu kommen, in welchen Uruhas Eltern auf uns warteten.

„Was soll ich machen? Sie sind extrem hübsch. Da flattern bei Männern nun mal die Nerven.“ Bei diesem Satz von mir schaute mich der Brünette von der Seite an, als er aus seiner Flasche Pfirsich-Tee trank, den er gerade aus einem Automaten gezogen hatte. Heute war es ungewöhnlich kalt für August und Kouyou trug seinen schwarzen Stoff-Trenchcoat, dessen Kragen er hochgestellt hatte. Ich mit meiner Lederjacke fand mich neben ihn ganz und gar nicht chic oder gar passend für den Anlass angezogen.

„Ach, das geht in deinem pubertierendem Gehirn vor.“, piesackte mich der Größere und ich konnte beobachten, wie sich seine Mundwinkel leicht nach oben zogen während er noch an der Flasche mit den Lippen hing.

„Ich bin 18, du Idiot.“, konterte ich ebenfalls grinsend und amüsierte mich über seine Art die Flasche zuzudrehen und die Finger nass zu machen.

„Männer bleiben ewig in der Pubertät, falls dir das entgangen ist.“

„Ach, dann willkommen in der Pubertät Takashima-san.“ Ich hatte bei Niemandem bis jetzt beobachten dürfen, dass man seine nasse und kalte Flasche in ein Kopfschutzhandtuch[2] wickelte, anstatt in eine Tüte, wie jeder andere Japaner.

„Ich hab mich noch nie dabei erwischt einer dreifachen Mutter hinterher zu sabbern.“ Er hatte mich in der Tasche und eiskalt erwischt. Es war wirklich entmutigend mit ihm zu diskutieren. Man verlor eh immer gegen seine schlagfertigen Argumente.

Wir bogen ein in ein kleines Restaurant, was mir gar nicht aufgefallen wäre, wenn Kouyou mich nicht leicht zur Seite gedrängelt hätte. Es war modern eingerichtet und im hinteren Bereich hörte man einen kleinen Wasserfall in einen Teich plätschern. In Gedanken ging ich noch mal die Münzen und Scheine in meiner Jackentasche durch, um mir klar zu werden, dass dies hier meine Preisklasse sicherlich sprengte. Zielsicher lief der große Brünette auf einen Tisch zu, an denen sich zwei Frauen mittleren Alters leise unterhielten und ihre Hände ineinander verschlungen hatten.

Von hinten flüsterte ich leise zu: „Ich glaub ich hab dafür nicht das passende Geld.“ Doch er ließ mich nicht fliehen, sondern räusperte sich kurz, um die Aufmerksamkeit der beiden Frauen auf sich zu lenken.

„Schatz, da bist du ja endlich.“, erfreute sich die Frau mit sanfter Mähne und stand auf, um ihren Sohn in die Arme zu nehmen. Die andere, größere Frau stand einfach nur wortlos auf und reichte mir die Hand.

„Du musst Akira sein.“ Ihre Stimme war anders als die anderen Frauen, nicht so hoch. Auch die andere schien mich nun zu bemerken. Auch sie lächelte und gab mir die Hand. Ihr Lächeln war so sanft und geschwungen, dass ich automatisch an Uruha dachte.

„Uruha hat uns von dir erzählt. Und ich freue mich riesig endlich mal einen Freund kennen zu lernen.“ Überschwänglich schüttelte sie meine Hand durch und bemerkte nicht, wie ihr Sohn hinter ihr lächelte wie der Sonnenschein über ihr Verhalten.

„Setzt dich doch, ihr müsst von der Schule ganz hungrig sein.“

Während Uruhas Mutter ihm seinen Trenchcoat abnahm und anhing, setzte ich mich auf einen der freien Stühle. Komisch den Blicken der beiden Frauen ausgeliefert zu sein und nicht genau zu wissen, was sie über mich dachten. Denn ich war so anders als ihr Sohn und seine Freunde.

Sie waren schön und wirkten gebildet, sehr erhaben. Und ich… na ja, ich war halt Reita.

Und sie waren wohl die hübschesten Frauen, die ich je in meinem Leben gesehen hatte. Auf den Fotos wirkten sie schon erschreckend schön, aber nun wollte ich gar nicht glauben, dass ich vor ihnen saß. Das glänzende lockige Haar seiner Mom wirkte, wie aus einer Shampoo-Werbung und die Mutter mit ihren katzenhaften Augen schien eher aus einem Film zu stammen.

„W-Wenn ich fragen darf, wo sie arbeiten?“ Vielleicht wirkte diese schnelle Frage sehr unüberlegt und auch unverschämt, aber es ließ mich nicht los.

„Ähm…“ Ja es schien sehr peinlich zu sein, wenn Jemand mit der Tür ins Haus fiel.

„Wieso ist das wichtig?“, fragte mich Kouyous Mutter und schaute ein wenig skeptisch. Wer konnte es ihnen verübeln?

„Na ja, ich möchte ausschließen sie schon mal im Fernsehen gesehen zu haben.“ Mit hochrotem Kopf senkte ich meinen Blick auf die Karte, die vor mir auf dem Tisch lag. Es war für mich nicht üblich so etwas zu sagen und die Blöße zu geben.

„Das ist ja wirklich das Niedlichste, was mir Irgendjemand gesagt hat.“ Die Langhaarige war hin und weg und mir krampfte es im Magen. Niedlich? Das war ja ein wirklich guter Anfang. Ich hatte wohl schon jetzt einen Stein im Brett.

„Also ich bin Sekretärin in einer Immobilienfiliale und meine Frau arbeitet in einem Lokal.“, fuchtelte die kleine Lockige umher. Perfekt ausgespart in was für einem Lokal sie arbeitete, wenn ich so bedachte, dass Kouyou mal erwähnt hatte, dass seine Mutter in einer Lesben-Bar gearbeitet hatte. So wie ich die Situation einschätzte, arbeitete sie immer noch da. Diese eine Stunde war eine der wohl informativsten und auch komischsten Stunden, die ich je mit einem Pärchen verbracht hatte. Besonders, da ich noch nie mit einem Homopärchen zu tun hatte und ihre normale Art nicht von der zweier Freundinnen unterscheiden konnte.

Vielleicht gab es so viele Homopärchen und man sah sie bloß nicht, weil sie sich, beispielsweise, wie ich und Ruki verhielten… oder Uruha und ich?
 


 

Irgendwie war mir nach dem Gespräch mit meinen Müttern und Reita ziemlich komisch. Es war eigenartig, so als würde meine Mom mir bei jeder Geste zuschauen, die ich tat und Reita wirkte eher eingeschüchtert. War vielleicht alles doch keine so gute Idee gewesen. Der Schwarzblondhaarige war lieber noch mal nach Hause verschwunden bevor wir uns trafen und ich war mit meinen Müttern von dannen spaziert. Doch irgendwas schien zu drücken, sich von hinten anzuschleichen.

Als wir zu Hause angekommen waren, kam ich nicht ohne hin das Telefon zu nehmen und den Schwarzblonden sofort zu kontaktieren. Sicherlich war er schon zu Hause. Er hatte mir gesagt, dass er es vom Cafe aus nicht allzu weit hatte nach Hause zu kommen. Wir hatten durch das Nachhausespazieren genau eine dreiviertel Stunde verplempert.

Nach genau 3 Mal Tuten ging die bekannte Stimme ans Telefon.

„Ja?“ Ohne es zu merken grinste ich über seine Unwissenheit und flötete noch, während ich im Flur stand fröhlich in die Muschel: „Hier ist ihr Nachhilfelehrer. Wo haben Sie gesteckt. Ich wollte noch mit Ihnen für den Mathetest lernen.“

Meine Eltern schauten mich mit einem Mischmasch aus Überraschung und Besorgnis an. Besonders meine Mom hob die linke Augenbraue an. Das war wohl so eine blöde Macke von ihr, die sie einfach nicht lenken konnte.

„Boah, bitte erinnern mich nich heut dran. Heut is Fete.“ maulte er ungehalten, dass es meine Mütter noch verstanden.

„Kouyou? Kann ich mal ganz kurz mit dir reden?“, fragte mich meine Mom vorsichtig. Das war wirklich ein ungünstiger Moment, den sie sich ausgesucht hatte.

„Mom, ich telefonier grad mit Akira.“, versuchte ich sie abzuwimmeln, was mir schon fast leid tat.

„Um den geht’s.“ Mit diesen Satz hatte sie mich aus meinem Lächeln gerissen und mich zu einer fragenden Miene gezwungen. Es war komisch über Jemanden zu reden, der gerade an der Leitung hing. Meine Mutter hingegen verkrümelte sich wohl wissend und ich fand es sehr ungerecht, dass sie wieder mehr als ich wusste. Grummelnd schaute ich ihr hinterher.

„Warte mal kurz, Rei.“, murmelte ich in den Hörer und hörte trotz Entfernung das Gezeter, weil ich ihn sonst so nie nenne. Vorsichtig legte ich den Hörer auf die Kommode im Flur.

„Was ist denn los?“ Das Gefühl ließ mich nicht los, dass sie irgendwas bedrückte. Und dass sie das ausgerechnet jetzt loswerden wollte kam mir absolut gar nicht entgegen.

„Es geht um…“ Sie zeigte mit ihren Blick auf den Hörer, den ich abgelegt hatte, da ich es sehr unhöflich fand mit Jemandem ein Gespräch zu führen und gleichzeitig das Telefon umklammert zu halten, so als wolle man unbedingt von dem Gespräch fliehen. Ich folgte ihren Blick eher unmissverständlich.

„Akira? Was ist denn mit ihm?“ Wenn sie was gegen ihn gehabt hätte, hätte sie es mir doch bestimmt sofort gezeigt, oder? Sie hatte sich doch gut mit ihm verstanden. Oder hatte ich etwas übersehen?

„Ich weiß nicht so recht. Willst du mir nichts Genaueres über eure… Beziehung…. zueinander erzählen?“

Wieder nur ein unverständlicher Blick und ich fragte mich, was für Aliens meine Mom gesehen hatte. Was genau wollte sie jetzt von mir hören? Ich versuchte es auf die scherzende Art.

„Mom, ich hab ihn dir gerade mal vorgestellt und du fragst mich gleich so verzweifelt, als wollest du von mir hören, dass wir verlobt sind.“ Natürlich war ich nicht dumm. Meine Mom fragte nicht umsonst und ich merkte ihre Zweifel. Doch ich verstand nicht, wie sie denken könnte, dass ich ihr gerade meinen ‚Freund’ vorgestellt hatte.

„Kouyou!“, tadelte sie mich leicht und schnalzte mit der Zunge. „Du hast mir noch nie einen einzigen Freund von dir vorgestellt. Was meinst du, wie das wirkt?“ Da war sie. Die Frage nach Freunden, die ich auch besaß, aber mich nicht traute sie ihnen vorzustellen wegen der Angst vor dem Spot.

Ich konnte so erwachsen auf Akira wirken, wie ich wollte, genau diese Angst ließ mich so demütig wie ein Kind wirken. Meine Eltern hielten mich erwachsen genug, dass ich zu ihnen stand. Und das tat ich… bis zu einem gewissen Grad.

„Die waren ja auch blind und zu blöd die Augen aufzumachen.“ Shou und Kai waren auch schon in dieser Wohnung gewesen und keiner von beiden hatte gemerkt, dass hier zwei Frauen hausten mit ihrem Sohn.

Meine Mom verstand meine Aussage auch ohne große Erklärung. Ich war halt ihr Sohn. Die Erklärung, dass ich es sie lieber selbst herausfinden lassen wollte was bei mir vorging und es mir in gewisser Weise die Hände band, dass ich den Leuten nicht all zu nah kam. Sie lächelte nur ihr berühmtes Mutter-Lächeln, das so wissend war, dass ich mich so klein fühlte. Sie durchschaute mich in Allem.

„Na dann will ich euch nicht stören. Deine Mutter und ich gehen noch zu einem Freund. Ich hoffe du machst mir auch heute keinen Grund zur Sorge.“ Ich konnte nichts Anderes machen außer Nicken und das Telefon wieder zu nehmen.

„Ich werd schon kein Mädchen schwängern.“, grinste ich schief.

„Na, ich bin mir sicher, dass du Leona das nicht antun willst.“ An sie hatte ich, um ehrlich zu sein, am wenigsten gedacht in der letzten Zeit. Sie würde es mir schon verzeihen. Sie war kein besonders anklagender Mensch. Ein letztes Lächeln und ich legte den Hörer wieder an mein Ohr, als ich in mein Zimmer flüchtete, um nicht mitzubekommen, wie meine beiden Müttern die Wohnung verließen.

„Bin wieder dran.“, meinte ich nur knapp und hörte schon das ungeduldige Murren von der anderen Seite.

„Hab schon gedacht du bist duschen oder so gegangen und hast mich vergessen.“, brummte er so, dass ich schon das Gefühl hatte gleich würde durch die tiefe Frequenz die Leitung flackern.

„Nein, meine Mutter hat nur kurz mit mir über dich geredet.“ Gerade war ich dabei meinen Kleiderschrank zu durchforsten, als ich inne hielt und die Idee ihm davon zu erzählen, gar nicht mehr so gut fand.

„Wieso?“ Wieso hatte ich nicht voraus gedacht? Wenn ich ihm jetzt davon erzähle, was meine Mom über uns denkt, würde er sicherlich zurück stecken. Mein Kopf ratterte wie ein eingerostetes Zahlenschloss.

„Wegen dem großen Sahnetorten- und Colaverbrauch. Unserer Hochzeit steht nichts mehr im Wege. Sie hat eingewilligt.“ Geschickt ein wenig die Wahrheit anders verpackt. Auf scherzende Art konnte man irgendwie das Peinlichste oder Unangenehmste gut kaschieren.

„Sicher, wenn du nur noch deinen Kleidungsgeschmack änderst.“ Er hatte nichts bemerkt, wirklich vorteilhaft.

„Du spinnst doch. Was ist an mir auszusetzen?“ Unsicher blickte ich in die Tiefen meines Kleiderschranks, die wirklich tief waren. Bis jetzt war ich mit jedem Stück Stoff zufrieden.

„Nicht viel. Nur diesen hässlichen Pullunder und Pullover mit Karos. Bitte tu mir einen gefallen und zieh keine Karos heute an. Nur Karo-Hosen. Die sind cool.“ Na da hatten wir ja das erste Mal eine Unstimmigkeit wegen des Aussehens. So dachte ich eigentlich, dass er an mir alles akzeptierte. Mit einer Hand in die Hüfte gestemmt starrte ich den Kleiderschrank an und flüchtete ins Bad.

„Ich zieh doch keine Karohosen an. Sieht doch hässlich aus.“

„Was? Die sind geil.“ Ich hingegen seufzte nur einmal und meinte keck: „Du wirst schon noch erwachsen.“

„EEEEEYYY!!!!“

Ich fing lieber mit etwas an, wo ich anscheinend zufriedenstellend aussah. Mit Haaren und Gesicht. Zumindest war ich vor einer Sekunde in dem Glauben. Nun vor dem Spiegel plagten mich Zweifel. Die Leute, mit denen Reita sonst so zu tun hatte waren meist auffällig geschminkt. Manche sogar sehr feminin.

„Über Geschmack lässt sich streiten. Aber bitte keine Karos.“, flehte er weiter ins Telefon und es machte mir böse Gedanken. Wenn ich so bedachte, was so in meinem Schrank hing. Was ausgehtauglich war. Definitiv unten durchgefallen. Kurz schaute ich mich im Bad um, ob mir etwas helfen würde alle meine Defizite auszubügeln. In meinem Blick war nur die Waage, die mir nur noch mehr Magenschmerzen verursachte. Wie lange war ich schon nicht mehr drauf gewesen? Aus Angst sie konnte mir etwas zeigen, was mir absolut nicht gefiel. Irgendwann musste ich es eh ausprobieren, also wieso nicht jetzt?

„Was soll ich denn anziehen, wenn du es so gut weißt?“

Mit vorsichtigem Fuß stupste ich kurz die Fläche an, auf die ich mich stellen sollte. Ich kannte die Prozedur und stellte mich lieber schnell rauf und starrte geradeaus aus dem Fenster, um die Digitalanzeige nicht sehen zu müssen.

„Ich hab dir doch letztens eine Jacke dagelassen, weil es so warm war.“, hörte ich Reitas Stimme aus dem Telefon.

„Du meinst die Sweat-Jacke mit dem Toten-Schädel hinten und den gekreuzten Pistolen vorne?“ Es war alles viel einfacher, wenn ich mit ihm sprach.

„Nimm einfach die und ne Jeans. Nen gutes T-Shirt wirst du ja schon haben. Hast ja nen großen Schrank.“ Seine Stimme hörte sich sehr zufrieden an.

Ich kämpfte hingegen gerade mit mir selbst, um auf die Digitalanzeige zu schauen. Nur kurz schaute ich an mir hinab auf die Zahl, die dort stand, um sofort wieder aufzuschauen und mit einem Zwinkern die Flüssigkeit zu verdrängen.

2 Kilogramm weniger….

Ich war stark. Sehr stark. Das sagten mir meine Eltern jeden Tag wieder aufs Neue. Ich musste ihnen glauben.

„Man Kou, du siehst auch so gut aus. Ich heirate dich auch mit Karo-Anzug wenn’s sein muss.“
 


 

Noch wusste ich nicht, ob ich mich freuen sollte oder im Erboden versinken, als Reita gemeint hatte, dass wir mit seinen Freunden zu einer Party gingen. Ich hasste Partys mit unausstehlich besoffenen Leuten und geschmackloser Musik. Rei konnte das seine Laune ja nicht trüben lassen und grinste weiter wie ein Honigkuchenpferd. Ich fühlte mich total unpassend gekleidet, als ich die Leute schon von Weitem auf der besprühten Wand sitzen sah, wie sie lachten und scherzten. Einer auffälliger als der Andere. Mir hatte ein wenig Make-Up für Unebenheiten und schwarzer Kajal, um die Augen ein wenig zu umranden, gereicht. Ich hatte mich nie wirklich mit Schminke versöhnen können, nachdem mich mal meine Schwester verunstaltet hatte. Und nun sah ich so kunstvoll bearbeitete Gemälde vor mir, die mich ein wenig fragend musterten. Unter ihnen konnte ich den kleinen Blonden erkennen, mit dem Reita immer im Unterricht zusammen saß. Er unterhielt sich mit einen großen Schwarzhaarigen, der irgendwie nicht ganz so asiatische Züge hatte. Hinter ihren hin- und herschwankenden Beinen, die weit entfernt vom Boden waren, prangerte in großer und verschnörkelter Schrift ‚Streetstyle’. Der Schriftzug war anschaulich geschmückt und ließ mich immer wieder aufschauen, wenn ich dran vorbei lief. Die Gestalten, die immer auf ihr saßen, taten ihr Übriges.

„Die beißen nicht.“, murmelte der Schwarzblondhaarige noch ein mal an mich, während er den Schwarzhaarigen, mit dem sich Ruki unterhielt, am Bein zog. Ich hätte niemals an den zerfledderten Chucks gezogen, aus Angst er könnte mir den Schuh ins Gesicht hauen. Der überhebliche Blick, den er auf uns hinab sinken ließ, reichte mir zu genüge.

„Schau nicht so bescheuert, Tora. Sieht aus als hätte ich Scheiße im Gesicht.“, nörgelte Reita ungewohnt barsch. Ich schaute sehr begeistert zu einem Jungen, den ich schon einmal auf unserer Schule gesehen hatte. Dessen blondes Haar war formvollendet verwuschelt, das Piercing blitze an den vollen Lippen und seine Beine hatte er mit Stoff großzügig ausgespart. Solche Jungs sah man oft in Harajuku sitzen. Ich hatte sie oft gesehen, wenn ich mit der Familie oder Freunden zum Yoyogi-Park geschlendert war.

„Ich dachte zuerst es wäre Scheiße, aber es ist nur dein dämlicher Nasentanga.“, lachte die brummige Stimme dieses Toras. Ich selbst hielt mich ganz distanziert zu den Blicken des Schwarzhaarigen und seinen freizügigen gekleideten Kumpel neben sich. Reita fühlte sich anscheinend wie zu Hause und ließ den schlanken Mittelfinger prangern.

„Den kennst du doch sicherlich.“, grinste er schelmisch und ließ sich nicht beeindrucken von den Blicken. Der kleine Blonde lachte ungehalten und ließ den Kopf in den Nacken sinken. Diese Umgangsformen unter Freunden war mir unverständlich, doch niemanden hier schien es zu stören. Sie alle grinsten vor sich her. Da hatte ich mir nette Gesellschaft gesucht für heute Abend.

Tora sprang währenddessen von der Mauer hinunter und landete neben mir wie eine Katze und stürzte sich auf meine Begleitung.

„Pass mal auf, dass ich dir DEN nicht in den Arsch stecke du Rotzgöre.“, meckerte er lachend und beide fingen an sich zu kabeln, wie man es nur von kleinen Jungs kannte.

„Das will ich sehen, du Bastard.“ Wieder ein allgemeines Auflachen. Ich fühlte mich zwischen all dem nicht wirklich sicher. War es gut, dass mich keiner beachtete oder sollte ich mir Sorgen machen? Fürs Erste entschied ich mich damit zufrieden zu sein, bis man mir auf die Schulter tippte und ich mich erschreckt umdrehte. Die Person, die meine Aufmerksamkeit für sich gewinnen wollte, war ein wenig kleiner als ich und hatte relativ zarte Züge. Das blauschwarzkarierte Flanellhemd sah an seinem schmalen Körper sehr groß aus und die Krawatte hatte etwas peppiges an den sonst irgendwie schüchtern wirkenden Jungen.

„Hallo Kouyou, ich hätte nicht gedacht dich hier zu sehen.“, freute sich aufrichtig das ungewöhnlich zarte Stimmchen. Mein Blick hingegen war eher fragend.

„Ich will ja nicht unhöflich sein… aber kennen wir uns?“ So wirklich konnte ich den Jungen nicht zuordnen in meinen Gedächtnis. Hübsch war er ja, aber nicht, dass ich mich an so eine Persönlichkeit erinnern könnte. Der kleine Brünette räusperte sich nur leicht und versuchte damit seine rosig werdenden Wangen zu kaschieren.

„Ich bin Takumi. Ich sitze in Geschichte rechts neben dir. Du fragst mich immer nach Patronen.“

Patronen? Geschichtsunterricht? In Geschichte saß ich neben diesen süßen Mädchen, das immer eine pinke Rilakuma-Federtasche hatte. Wie konnte das zusammenpassen? Mein Gesicht zeigte meine Verunsicherung umso deutlicher.

„Ähm… Rilakuma-Federtasche? Gestern hatte ich die blau-weiß karierte Pumphose und die weiße Rüschenbluse an.“ Meine Gedanken wurden immer konfuser und ich war peinlich berührt, als mir langsam in den Geist sickerte, was das alles bedeutete.

„Ich hatte zwei Zöpfe.“ Er brauchte nicht weiter zu erklären, was nur allzu offensichtlich war, nur für mich anscheinend nicht.

„Ich dachte immer du bist ein Mädchen.“, entfleuchte es mir erschreckt. Das waren ja wirklich komische Leute, die sich als Mädchen verkleideten. Zugeben musste ich schon, dass die Täuschung verblüffend war.

„Es tut mir aufrichtig leid.“, meinte ich, während ich mir die Hand vor dem Mund hielt. Es war eine dumme Angewohnheit, die ich mir von meiner Mutter abgeschaut hatte.

„Is ja kein Ding. Is ja genau das, was ich damit bezwecken will.“ Sein Lächeln bei dieser Aussage war mir unerklärlich. Meine Wenigkeit wäre total entrüstet, wenn man mich mit einem Mädchen verwechseln würde.

„Sag mir mal, was du da für ein wohlerzogenes Ding angeschleppt hast.“, hörte ich es hinter mir außer Atmen schnorren. Als ich mich umdrehte, strahlte mir das fertige Grinsen dieses Toras entgegen, der kumpelhaft den Schwarzblondhaarigen einen Arm um die Schulter gelegt hatte. Dieser war nicht minder außer Atem.

„Das is Uruha. Wollte ihn ma zeigen, wie nett ihr seid.“ Also, als nett empfand ich ihren Umgangston nicht. Und auch seiner ließ zu wünschen übrig, seit er hier war. Aber ich hatte ja erfolgreich gelernt, dass Gruppendynamik entscheidend war für jedes einzelne Gruppenmitglied. In jeder anderen Gruppe nahm man eine andere Rolle ein.

„Der redet ja wie meine Mutter.“, kicherte der Junge mit den nackten Schenkeln und konnte mir gerade den Gedanken verkneifen, dem Anderen den REST seiner Hose runterzureißen.

„Wenigstens mal jemand, den man auch versteht unter euch Hohlköpfen.“, verteidigte mich Reita ritterlich und ließ den Großen neben sich strahlen.

„Du hast recht. Vielleicht färbt seine Intelligenz auf die Anderen ab.“ Kurz schaute mich der Schwarzhaarige fest an und ich hielt den Blick stand. Es schien mir wichtig zu sein. Und mir war auch klar, dass dieser Junge wusste, zu welcher Gruppe ich wirklich gehörte.

„Er ist heute unser Gast, Leute. Ich hoffe ihr seid freundlich. Vielleicht will er uns ja öfter besuchen und da möchten wir ihn doch nicht heute schon unangenehm erschrecken.“

Schnell analysierte ich die Runde um mich herum. Wenn es so was wie eine Rangfolge in dieser Gruppe gab, dann war dieser Tora eindeutig der Anführer. Oder spielte er sich nur heute so auf?

„Denkst du nicht, dass die Anderen ihn rumschupsen werden?“, fragte der Junge mit den verstümmelten Hosen.

„Das ist doch ne ganz andere Welt als die, die er kennt.“ Mir wurde klar, dass sie alle wussten wer ich war. Warum sah man mir das verflucht noch mal an? Und seit wann waren diese Gruppenverhältnisse so prägnant?

„Da wird ihn keiner rumschubsen, Saga. Wir sind ja noch da.“, kam es von Ruki, der auch vom Mauervorsprung runtersprang und neben den Anderen landete. Reita schien das als Aufforderung gesehen zu haben, den Kleineren genauso mit seiner Raufboldart zu umarmen und durchs Haar zu wuscheln.

„Genau. Is halt so was wie unser kleines Küken.“ Also dieser Vergleich mit einem Küken von Reita wollte mir so gar nicht gefallen. Aber mir fiel auf, dass die Art der Leute wirklich besser war, als die meiner Leute gegenüber den Schwarzblonden.

„Wie kommen wir eigentlich zu dieser Ehre?“ Ich kannte diesen langhaarigen Typen. Er ging auch in meine Klasse und hieß Aoi. Mensch, was man so für Gesichter traf.

„Ich war mal bei seiner Gruppe und nun will ich die Gastfreundlichkeit meiner Gruppe beweisen.“, grinste mein Projektpartner vor sich hin und beförderte mich ungeahnt auf Glatteis. Wie würden sie reagieren, wenn sie wüssten, dass meine Leute gar nicht so gut auf ihn zu sprechen waren? Dieser Saga war mit wachen Augen von der Mauer geklettert und stand nun mit ernster Miene nah bei Reita.

„Haben sie dich denn gut behandelt?“, wollte er mit sanfter Stimme wissen. Irgendwie war dieser Junge komisch, ich konnte es mir nicht erklären. War er Schwul oder war es wirklich Mitgefühl?

„Na ja, es hielt sich in Grenzen. Deshalb will ich, dass ihr es besser macht.“ Für eine kurze Zeit war es ruhig und ich hatte mich noch nie unwohler Gefühlt in meiner Haut. Er hatte mich auflaufen lassen in gewisser Art und Weise. Wenn meine Freunde gewusst hätten, dass es sich um einen Wettstreit handelte, wären sie sicher auch höflicher gewesen.

„Na dann lasst uns mal los. Die warten sicher nicht auf uns.“
 

Der Eindruck war erschlagend von der gesamten Veranstaltung. Vor einer großen Mauer hatten sich ein Dutzend Leute versammelt. Sie hatten Fackeln aufgestellt und laute Musik angemacht, die mal Hip Hop und mal Rock aus den Boxen dröhnen ließ. Hier ging es aber nicht um Musik, sondern um die Kunst mit Sprühdosen Kunstwerke zu schaffen. So in etwa hatte es mir Reita versucht zu erklären. In einem Atemzug hatte er mir erklärt, das hier die komischsten Leute rumliefen und ich mich lieber an die Anderen halten sollte. Nachdem mich Saga aber so liebevoll beäugt hatte, war das eher uneinladend für mich gewesen. Es war bereits fast 00.00 Uhr Morgens und doch schienen hier erst richtig die Leute wach zu werden. Reita begrüßte immer wieder verschiedene Leute und balgte immer wieder mit seinen Leuten, wenn er sie kurz sah. Ich hingegen hielt mich zurück und fühlte mich nicht wohl unter so vielen Leuten und dem Zigarettenqualm des Schwarzblondhaarigen. Heute rauchte er verdammt viel – dafür, dass ich ihn sonst fast nie rauchen sah. Es gefiel mir um ehrlich zu sein nicht so wirklich.

Gerade kamen wieder Ruki und Tora mit dem kleinen Takumi aus der Gruppe, als wir uns weiter vorne hingestellt hatten, um den Sprayer-Wettbewerb zu beobachten. Ruki war gut aufgelegt und pokte Reita leicht zur Seite.

„Ey Reita. Ich wollte dich ja schon vorhin fragen, aber es is fast Null Uhr und du bist noch nich sturzbetrunken. Is alles okay mit dir?“ Das hörte sich ja vielversprechend an, bemerkte ich ironisch und vermied es die Anderen anzuschauen. Reita hingegen brubbelte so etwas wie: „Ich muss ja noch zu gebrauchen sein, wenn ich antreten will.“

„Du willst da mitmachen?“, fragte ich leicht erstaunt und unerfreut.

„Ja, wieso?“ Mein Verhalten schien ihn ein wenig fragwürdig und das erste Mal merkte ich, dass ich gerade nicht so schöne Seiten von ihm kennen lernte und er von mir. Seiten, die uns zeigten, dass alles nicht ganz so einfach lief, wie bei mir im Wohnzimmer.

„Was soll ich denn dann hier machen?“, fragte ich leicht verzweifelt. Ich selbst hatte noch nicht wirklich Anschluss gefunden und würde es wohl auch nicht so schnell.

„Na mit den Anderen reden. Es dauert doch nur 20 Minuten.“, versuchte er mich zu beruhigen und beschwichtigen. Ich schaute kurz zu den anderen Dreien und merkte, dass Takumi nur ansatzweise für mich in Frage käme für ein vernünftiges Gespräch.

Ich nickte kurz, um ihm zu zeigen, dass ich einverstanden war.

„Es ist ja wirklich nicht lange und danach tanzen wir.“ Tanzen. Das klang in meinen Ohren komisch. Ich konnte mir Reita beim tanzen, wie ich es kannte, nicht vorstellen.

Als der Sprayer vorne fertig wurde, bewegte sich Reita sofort zu der Hälfte, die noch nicht besprüht war und zwinkerte mir zu, bevor er selbst unter Zeitdruck stand.

Neben mir reichte mir Tora ein Bier und ich beäugte es erst mal genau, bevor ich es trank. Bier mochte ich eigentlich nicht sonderlich, aber ich musste mich ein wenig aufheitern, um das Alles nicht zu eng zu sehen.

Es sah geübt aus, wie der Schwarzblonde die Flasche balancierte und benutze, sodass ich mir vorstellen konnte, dass einige Krakeleinen und Schriftzüge auf den Betonmauern Tokios bestimmt von ihm stammten.

„Sag mal, wie kommt es eigentlich, dass du dich dazu bereiterklärt hast mit zu dieser Feier zu kommen?“, wollte Takumi wissen und auch Tora schien von einem Gespräch mit mir nicht abgeneigt zu sein, denn er schaute von der Seite zu uns beiden.

„Weil ich Vorurteile hasse und wir die beseitigen wollten, wenn wir miteinander arbeiten wollen.“

Diese Antwort entsprach nicht ganz der Wahrheit. So ganz hatten wir das ja nicht geklärt. Aber ich glaubte mit dieser Erklärung auch Reita zufrieden stellen zu können, wenn er daneben gestanden hätte.

„Du hattest Vorurteile?“, fragte mich dieser kleine Brünette in so einer naiven Art, dass es mir das Herz regelrecht aufgehen ließ.

„Ich glaube jeder Mensch hat Vorurteile. Das glaubte ich zumindest.“ Reita hatte mich durchaus überzeugt, dass er keine Vorurteile mir gegenüber zu haben schien. Und wenn er welche gehabt hatte, so hatte er sie erfolgreich versteckt.

„Ich hoffe es waren nicht allzu böse.“ Nicht allzu böse? Ich konnte mich kaum dran erinnern. Das Einzige, was uns glaube dazu brachte ein mal nachzudenken, war der Glaube die andere Gruppe wäre nicht so nett zu den jeweiligen Anderen.

„Nein, waren sie nicht. Aber ihr seid schon ein wenig komisch.“, gab ich zu und beobachtete jede Armbewegung von Reita, wie er die Wand immer mehr mit Farbe besprühte, während ich weiter an dem Bier nippte. Bestimmt war das hier alles so gar nicht legal.

„Wieso komisch? Wir sind genau wie die Anderen auf der Schule.“, brüstete sich Takumi und steckte die kleinen Händchen in seine Hosentasche.

„Also ich find es schon komisch sich in der Schule wie ein Mädchen zu kleiden und in der Freizeit ganz normal zu kleiden. Ich versteh das nicht so ganz. Aber du wirst deine Gründe haben.“ Hatte ich nicht gerade vor 2 Sätzen gemeint, dass Vorurteile scheiße waren? Bei all dem versuchte ich mir keine Vorurteile zu machen. Auch nicht bei dem rüpelhaften Verhalten von Tora und die freizügige Art von diesem Saga und den Satz von Ruki über Reitas sonstigem Bezug zu Alkohol. Das Alles dürfte mich nicht Böses denken lassen. Das war wirklich schwer, denn das war für mich alles so abstrakt.

„Also ehrlich gesagt würde ich mich hier gerne auch so kleiden, wenn ich nicht wüsste, dass ich dadurch ganz schon uncharmante Jungen auf den Plan rufen würde.“ Bei diesem Satz ließ ich den Blick durch die Menge schweifen. Es waren wirklich viele zwielichtige Gestalten, besonders Männer. Da hätte es wirklich unangenehm werden können für einen zerbrechlichen kleinen Jungen wie ihm.

„Is alles nur Voraussicht.“ Takumi vergaß beim Sprechen das ‚t’ beim ist, was mich sofort an Reita denken ließ. Bei ihm war das Standart und ich sah keinen Sinn ihn da zu erziehen. Es war einfach eine Eigenart des Schwarzblonden, die ich akzeptierte. Genauso wie die Gegend, in der er sich umgab und den Leuten, mit denen er zu tun hatte.

Ich erinnerte mich an das Gespräch mit Leona, die gemeint hatte, dass ich schnell die Lebensart Anderer adaptierte und auf mich übertrug. Dieser Lebensstil würde definitiv nie meiner werden. Ich fühlte mich unwohl, besonders mit diesem komischen Typ hinter mir, der mich so sonderbar beobachtete.

Ich hatte ja schon oft gehört, dass diese Leute sehr unangenehm werden konnten. Also verkniff ich mir ihm klar zu machen, dass er mir unangenehm war und er das Starren sein lassen sollte. Ob man wirklich mit diesen Leuten richtig reden konnte?

Als hätte Tora meine Gedanken gemerkt während seines stummen Zuhörens bei unserem Gespräch zuvor, stellte er sich provokant hinter mich und drängte den fremden Mann ein wenig unsanft von mir weg.

„Lass deine Glubschen bei dir, du Spasst.“, fauchte der Schwarzhaarige vernichtend und in diesem Moment dankte ich Buddha für Toras ruppige Art, denn dieser Fremde war mir nicht geheuer.

„Vielen Dank.“, flüsterte ich dem Größeren zu, doch er winkte ab, als würde diese Höfflichkeit beleidigen.

„Den Fatzken mochte ich eh nich.“, wehrte er ab und beobachtete weiter seinen Kumpel beim Zerstören fremdem Eigentums.

Vielleicht kam ich mit diesen Leuten doch besser klar, wenn ich ihre Beweggründe und ihre Art besser verstand. Sie waren ja nicht schlecht.

„Wir haben nen Sieger.“, schrie ein Mann von der Mauer über die Menge und jemand streckte den dünnen Arm Reitas in die Höhe - wie beim Boxen.

Jetzt hatte ich nicht mitbekommen, wie sie so schnell den Sieg vergaben, denn ich war viel zu sehr in meinen Gedanken gewesen, als hätte ich weiter beobachten können, was vor mir geschah.

Ich sah nur ein kleine Karikatur von einer kleinen Figur mit übergroßer grüner Sweat-Jacke, dessen Kapuze er über den Kopf gezogen hatte. Um seinen Hals hing eine übertrieben große Proll-Kette mit einen Peace –Anhänger, welche die gesamte Größe seines Körpers einnahm und einen riesigen Joint im Strichmund. Erinnerte mich ziemlich an South Park oder solche Cartoons, den die Jugend von heute sahen. Dass er damit einen Künstlerwettbewerb gewann war mir unerklärlich, doch ich kannte die Gesichtpunkte der Richter auch nicht wirklich.

Noch einmal gaben sich die beiden Männern an der Wand die Hand, bevor Reita das Feld verließ und wieder zu uns kam, mit einem übergroßen Grinsen. Hinter mir dröhnte sofort die Stimme Toras.

„Stimmt, im besoffenen Zustand hättest du so was nich gebracht.“, lachte er und hielt seine Hand hin, um mit meinem Projektpartner einzuklatschen.

„Halts Fressbrett, Stubenkater.“, konterte er unverschämt und führte mit Ruki und dem kleinen Takumi einen Freudentanz auf. Gerade erinnerte er mich wieder an diese kleinen Jungs im Kindergarten, die umhertollten und einfach zu niedlich waren, dass ihre Mütter immer mit Stolz behaupten, dass es ihr Junge war.

„Pass nächstes Mal besser auf deine Kirsche auf. Ich will nicht immer Türsteher spielen.“, holte der Schwarzhaarige den Anderen wieder zurück zu den Tatsachen.

„Was’n? Ich hab doch gar keine Freundin.“, fragte er verwirrt und beobachtete die Leute um sich, besonders den Menschen hinter Tora, der den Großen wohl am liebsten den Kopf absäbeln wollte für seine unverschämte Art.

„Mr. Wunderschön hat schon die ersten Leute am Hintern hängen.“ Wie konnte dieser Kerl so was sagen? Es war doch gar nichts passiert, oder hatte ich mich getäuscht?

„Ach, die sind doch immer aufdringlich.“, raunte er und schaute über Toras Schulter hinweg vernichtend den Typen an, der sehr wohl unser Gespräch verfolgte.

„Gibt’s was zu glotzen, du Idiot?“, schnarrte Reita unbarmherzig und ich hatte Mühe, ihn nicht sofort zu kneifen. Ich hasste diese Art so sehr an Menschen. Konnten sie es nicht gut sein lassen?

„Rei, der tut doch nichts.“, fauchte ich kurz und ich tat wieder etwas, was ich sonst noch nie in seiner Nähe getan hatte. Ich wurde gnadschig. Auch Reita schaute mich ungläubig an und ich wollte mich sofort schlagen. Vor einigen Worten hatte ich genau diese Situation in Worte gepackt. Jungs verhielten sich in ihren Gruppen anders, als wenn man mit ihnen alleine ist. Und ich mochte den Reita definitiv lieber, der in meinem Wohnzimmer saß und mit mir über Sachen aus der Schule lachte. Der sich höflich die Schuhe auszog, anstatt sie abzustrampeln und nie die Stimme zu sehr erhob.

„Diese Leute hier haben ein größeres Ego und kennen keine Grenzen.“, versuchte er sich zu wehren.

„Tora hat ihn die Grenze gezeigt.“, meinte ich knapp und trank mein Bier aus. Es schmeckte so scheußlich.

Hier passte ich wirklich nicht hin, wie ich fand.

Reita hatte sich schnell gefangen und hielt mir die Hand hin. Zuerst schaute ich ihn verwirrt an und dann die Hand. Hinter mir konnte ich nur ‚Zicke’ von Saga verstehen, doch es war mir egal, so verdammt egal.

„Wir wollten doch noch tanzen.“
 


 

Ich wollte im Boden versinken, als mich Uruha angefaucht hatte und ihn das erste Mal wirklich verstimmt gesehen hatte. Und er hatte verdammt recht gehabt. Warum musste er auch scheiße noch mal so recht haben und so erwachsen sein, dass ich mich so minderbemittelt fühlte vor ihm? Er hatte mich vor den Jungs angepfiffen und ich wusste nicht, ob es mir peinlich war oder ich gar wütend war. Ich wusste nur, dass ich ein unangenehmes Ziehen im Brustkorb hatte, als er mich so vorwurfsvoll anschaute.

Niemand ging auf diese Sache ein und auch Uruha hatte wortlos meine Hand genommen nach einer kleinen Pause. Ich zog ihn ein wenig dichter zu mir, als ich merkte, wie die Menge sich auflöste und die Musik lauter gestellt wurde.

„Tut mir leid. Sei nicht böse.“ Er lächelte nur wieder dieses unverschämt schöne Lächeln, dass nur er zu haben schien.

„Ist schon okay, ich wollte ja auch nicht so aus der Haut fahren.“, flüsterte er mir so leise zu, dass ich Schwierigkeiten hatte es zu verstehen. Vielleicht zeigte mir diese Situation, dass Uruha nicht geschaffen war ein Kumpel auf dieser Ebene zu sein. Vielleicht zeigte es mir aber auch einfach nur mein niveauloses Verhalten, was ich an den Tag legte. Uruha konnte das wohl gut übersehen. Oder machte er mir nur vor, dass er das konnte?

„Lass uns tanzen.“, meinte er nur und zog mich weiter zu der Menge, die sich zu irgendeinen Hip Hop Lied von Timbaland bewegten. Meine Musik war es nicht, aber zum Tanzen war sie gut genug. Uruha schien nichts dagegen zu haben, schaute mich nur fragend an.

„Kannst du überhaupt tanzen?“, fragte er mich unsicher und ich fühlte die Hitze ungewöhnlich in mein Gesicht steigen.

„Kommt drauf an, wie du tanzen siehst.“, brachte ich gerade so, ohne Holpern, heraus, als er mich so durchbohrte mit Blicken. Hatte ich wieder etwas Falsches getan?

Er trat einen Schritt nach vorne, ich machte ihm Platz, und er zeigte mir, was er unter tanzen verstand. Die Art, wie er sich bewegte kannte ich von den Jungs, die in einer Disko locker ein paar Mädels abschleppten und nicht wie Schwule oder übermäßige Tänzer aussahen. Das im Takt Hin- und Herwiegen des Oberkörpers mit der Hüfte konnte ich nicht beschreiben. Dazu fehlte mir der Wortschatz. Es war eleganter, als bei einer Frau, aber doch nicht weibisch. Niemals meine Liga, niemals auch nur ansatzweise mein Stil.

Er lachte auf, als er mein Gesicht sah und nahm meine Hand, um mich an sich zu ziehen aber sich doch an mir vorbei zu winden.

„Lieber doch Diskofox?“, fragte er mich lachend und ich merkte, dass meine Gesichtzüge entgleisten.

„Vergiss es.“, brummte ich und mir war klar, dass ich mich gerade wieder zum Depp machte.

„Gib doch zu, dass du Justin Timberlake Fan bist.“, witzelte ich und blieb unverändert stehen.

„Ja, er ist toll. Ich war mal auf einem Konzert.“, griente er mich an. Wieder einmal hatte er mich eines Besseren belehrt. Es war alles anders, als du denkst.

„Das ist doch nicht dein Ernst.“ Wenn sich nicht sofort ein Loch aufmachte, wo ich reinspringen konnte, zerfloss ich vor Komplexen.

Zum Glück spielten sie ein anderes Lied, was schon eher mein Geschmack war: Blur – Song 2!!!

Ich schaute den Brünetten an und stieß mich leicht von ihm ab um ihm zu zeigen, wie ich tanzte. Ich merkte schon hinter mir, wie Ruki angerannt kam. Das war unser Song.

Wir sprangen, hüpften, hielten uns an den Armen fest, fuchtelten mit den Armen und grölten mit zum Text. Ohne zu fragen zog ich den Anderen mit und er hatte gar keine andere Wahl, als mitzumachen.

Leider war das Lied nur sehr kurz und wir danach ziemlich fertig. Aber Uruha schien den gerade eben überwundenen Schock schnell überwunden zu haben und grinste mich total beduselt an.

„Das ist auch mal eine Art zu tanzen.“, pflichtete er mir bei und ich nahm wieder seine Hände. Die Lieder waren zwar nicht so impulsiv, aber fanden immer wieder eine Einigung. Wir hoben die Arme und schwenkten sie hin und her, wir schunkelten wie Matrosen und twisteten wie in den 60ern. Es sah wahrscheinlich keiner lustiger aus, als wir und hatten auch nicht mehr Spaß als wir. Trotzdem lenkte etwas den Brünetten immer wieder ab. Immer wieder schaute er hinter mir oder weiter an die Seite, wenn wir uns drehten.

„Sag mal, ich kenn dich jetzt 2 Monate und du hast nie Andeutungen gemacht, aber sind Tora und Saga ein Paar?“ Das war ja wohl der Witz des Jahrtausends. Nur, weil wir dieses Thema behandelten, konnten wir doch nicht alle als schwul abstempeln.

„Quatsch! Tora is niemals Schwul.“, versuchte ich abzuwinken, doch Uruha schien ziemlich hartnäckig.

„Dafür hält er Saga aber ziemlich… na ja… fest im Arm.“ Sofort hielt ich inne und drehte mich verwirrt zu dem Spektakel, das der Andere die ganze Zeit betrachtete. Da tanzte wirklich einer meiner besten Freunde ziemlich ‚nah’ mit Saga. Warum musste sich plötzlich diese beschissene Welt auch durch Kouyou Takashima so drastisch ändern? Ich hasste Veränderungen! Und ich würde einen Teufel tun, dort jetzt hinzugehen. Tora stand mir nah genug, es mir selber zu sagen, wenn da etwas war.

„Ach, is doch nichts. Dann wären wir ja auch schwul.“
 

Sein schüchternes Lächeln füllte einen mit Sonne, seine dunklen Augen funkelten, sein Haar schimmerte schon in diesem dunklen Licht wie in der Sonne und sein dünnes Handgelenk, das gerade den Lichtschalter betätigte, war so zerbrechlich, wie feine Feenflügel.
 

[1] Omotesando – Eine der Nobeleinkaustraßen in Tokio, die Shibuya und Harajuku miteinander verbindet.

[2] Kopfschutzhandtuch – Wenn ihr euch immer gefragt habt, was diese schmalen Handtücher, die sie bei Konzerte öfter verkaufen, sein sollen: Das sind Kopfschutzhandtücher für den Sommer, wenn die Sonne mal ganz unbarmherzig ist. Dann wickeln sich die Leute das über den Kopf.
 

*verbeug*^^

Eigentlich sollten es zwei Kapitel werden, aber ich hab mich dagegen entschieden.

Ich hoffe es gefällt und ist nicht zu viel Information auf einmal.

Danke für die vielen Lieben Kommentare.^^

MFG

Seika
 

P.S.: Das Kapitel scheint nicht so gut anzukommen.>_<

Weiß nicht woran es liegt, aber ich hoffe das nächste wird besser.

Hundred - The Fray

Hundred – The Fray
 

Es fängt es an zu kribbeln.XD

Wieder für die nawa die zurzeit echt Stress hat in der Uni. Ich wünsch dir viel Glück.^^
 

The how I can't recall

But I'm staring at what once was the wall

Separating east and west

Now they meet amidst the broad daylight
 

So this is where you are, and this is where I am

Somewhere between unsure and a hundred
 

It's hard I must confess

I'm banking on the rest to clear away

Cause we have spoken everything

Everything short of I love you
 

You right where you are, from right where I am

Somewhere between unsure and a hundred
 

And who's to say it's wrong

And who's to say that it's not right

Where we should be for now
 

So this is where you are, and this is where I am

So this is where you are, and this is where I've been

Somewhere between unsure and a hundred
 

„Ich fühl mich hier irgendwie unwohl.“, gab ich dem Brünetten irgendwo hinter mir zu verstehen, während ich mir beim Anblick zweier in sich verschlungenen Männerkörper, die schwarzblonden Haare raufte. Tief in mir spürte ich den Kaffee von heute Morgen unangenehm rumoren. Zu was hab ich mich da hinreißen lassen, außer zu Zeug, das mir eh den Atem verschlag oder mich gar irritierte? Warum hatte ich Uruha zugestimmt zu dieser Kunstgalerie zu gehen? Ich hätte mir doch denken können, dass es sich um irgendwas homoerotisches handeln würde.

Mit den Augen voller nackter Körper ließ ich mich auf ein gut gepolstertes Sofa fallen. Ich hätte mir Besseres vorstellen können, als Männer, die sich befummelten und man das als Kunst abstempelte. Okay, die Frauen waren noch ganz hübsch anzuschauen gewesen, aber doch fühlte ich mich ganz und gar nicht gut in meiner Haut. Dass es den Brünetten interessierte, konnte ich getrost vergessen. Der tingelte nämlich begeistert durch die gesamte Galerie und begutachtete jedes einzelne Bild genauer. Dass ihn diese ganzen nackten Körper nicht irgendwann zu Kopf stiegen war beachtlich. Vielleicht sollte ich in Betracht ziehen, dass ich doch ein wenig verklemmter war, als der Brünette. Hätte ich gewusst, dass ihn das alles so brennend interessierte, hätte ich meine Kamera mitgenommen, auch wenn ‚filmen verboten!’ am Eingang stand.

Um mich von dem ganzen Gewirr abzulenken, beobachtete ich lieber meinen Partner bei dem begierigen Umherschauen. Immer wieder gab er ‚Oh’s und ‚Ah’s von sich, während er den Kopf schief legte und beide Fäuste in die Seiten stemmte. Manchmal kräuselte er nachdenklich die Nase und sah damit gar nicht mehr so erwachsen aus. Ja, und manchmal saugte er so gedankenverloren an seiner Ober- oder Unterlippe, dass ich gerne wüsste, was in seinem Kopf gerade vor sich ging.

Wir waren die einzigen Beiden in der gesamten Galerie, die eh nicht besonders groß oder pompös war.

„Also das gefällt mir. Das ist lustig.“, ließ er plötzlich verlauten, damit er meine Aufmerksamkeit bekam, die eh ihm galt. Es interessierte mich nicht brennend, aber ich wollte ihm wenigstens nicht die Freude an diesem Ausflug nehmen. Also bewegte ich mich zu einem kleinen Bild an der Wand, welches ziemlich unterging, in der Gewalt der Anderen. Eher desinteressiert schaute ich über seine Schulter und erkannte ein Schwarzweißbild. Dort saß ein etwas rundlicherer unrasierter Japaner mit runtergelassener Hose auf dem Klo und schaute erschreckt in die Kamera. Es wäre ein stinknormales Bild gewesen, hätte dieser Typ nicht High Heels an, hätte die Beine wie ein Frau geknickt und mit einem Spiegel in der einen und dem Lippenstift in der anderen Hand gehabt, mit dem er sich gerade schminken wollte.

„Na das nenn ich mal Humor. Das gefällt mir auch.“, gab ich zu und legte das Kinn auf seine Schulter, um ihm zu zeigen, dass ich müde war.

„Können wir langsam gehen, Kou? Ich find das nicht wirklich spannend.“ Natürlich schaute er mich enttäuscht von der Seite an, doch ich verzog nur den Mund zu einer gequälten Fratze. Das hatte er sich sicherlich anders vorgestellt. Aber ich wollte wirklich nicht länger als nötig in diesen zu gut klimatisierten Raum verweilen.

„Wir können ja nach den Künstlern im Internet suchen.“, versuchte ich den Anderen milde zu stimmen.

Seit dem Abend mit meinen Freunden war ich vorsichtiger geworden, was meine Äußerungen anging. Obwohl ich das nicht müsste, aber wenn mich Uruha nur noch ein mal so enttäuscht ansehen würde, würde ich mir glatt verzweifelt die Haare ausreißen. So gut ich drin war Anderen eine Abreibung zu verpassen. Aber Uruha mit anklagendem Blick ertrug ich einfach nicht.

Den nächsten Tag hatte er mir sofort zu verstehen gegeben, dass er mich nur noch alleine treffen wollte und mich in Verbindung mit meinen Freunden sehr befremdlich fand. Selbstverständlich hatte ich eingewilligt. Und seitdem hing ein stilles Einverständnis über uns, das besagte, dass wir einmal in der Woche etwas unternahmen ohne irgendjemand Anderen.

Ich mochte ihn… aber nicht seine Freunde.

Er mochte mich… aber nicht meinen Charakter gepaart mit Tora und Ruki an einem Ort.

Und nun wollte ich ihm nicht ins Gesicht sagen, dass mir echt langweilig war mit ihm in dieser dunklen Galerie.

„Okay.“, zog er eine Schnute, die mich verdammt an die einer Katze erinnerte. Vielleicht sorgte ich mich auch ganz umsonst? So traurig schien er gar nicht zu sein und er lächelte auch wieder leicht.

„Ich werd nur noch so ein Buch für meinen Vater kaufen. Der mag solche Kunstsachen unglaublich gerne.“

Wenn ich schwul wäre, könnte ich ihn sehr gut verstehen. Aber ich war es nicht und teilte somit nicht diese Neigung.

Fünf Minuten später stand der Brünette erheitert grinsend mit einer dünnen Ausgabe der Ausstellung im Arm vor mir und ich wunderte mich gerade, warum es ausgerechnet dieses sein musste.

Es gab weitaus dickere Bücher zu einem kleineren Preis. Uruha wollte sich dazu nicht äußern und meinte nur, dass es schon seine Richtigkeit hatte, dass es ausgerechnet dieses Buch war.

Warum hatte ich das Gefühl etwas zu übersehen? Bei diesen Gedanken bemerkte ich nicht, wie ich gebannt auf dieses Buch in Kous Armen sah und mein Blick höher zu seinen versehentlich runtergerutschten Shirt, was den Blick auf sein Schlüsselbein freigelegt hatte. Dieser Anblick ließ in mir Unbehagen aufkommen. Nicht, weil ich wusste, dass dieses Shirt von mir kam, nein, es hatte etwas mit seinen schmächtigen Schultern zu tun und diesem Gefühl, dass Uruha zu dünn war für einen Jungen, der größer war als ich. Er war so zerbrechlich in diesen Kapuzenshirt, obwohl es für einen Jungen bestimmt war, der eine Klasse unter ihm war.

„Kou, geht’s dir gut?“ Er drehte sich fragend zu mir um und durch diese Windung sah er noch viel graziler und schmaler aus. Ich hatte das Gefühl ihn festhalten zu müssen, damit er nicht in sich zusammenbrach.

„Sicher, wieso?“ Er machte wirklich nicht den Eindruck schwer krank zu sein, also gab ich meine Paranoia auf. Dieser Mann war aber auch ein Mysterium.

„Ach nichts. Wir sollten zu dir was essen.“
 

Es war ja nur ein Wochenende und ich hätte nicht gedacht, dass dadurch die Welt unterging.

„Was soll das, Reita? Wir wollten ins Yellow.“, brummte Tora ungnädig und ich wollte mir gar nicht erst sein Gesichtausdruck vorstellen bei diesem Gespräch. Uruha tat geflissentlich so, als würde er unser Gespräch nicht hören oder gar nicht stattfinden. So saßen wir zu einer späten Uhrzeit auf seinem Bett, Rücken an Rücken, vor uns die Laptops und hatten während des Tages beschlossen, dass ich bei ihm blieb. Der Entschluss dazu war wirklich komisch gewesen, so als würden wir eine Linie übertreten, doch ich wollte sie übertreten. Und davor konnte mich nicht mal ein wütender Tora abhalten. Erst recht, da es das erste Mal war, dass ich das Zimmer des Brünetten betreten dürfte. Ein Schritt weiter in Uruhas Privatsphäre ohne aufdringlich zu sein.

„Es ist doch nur dieses Wochenende. Nächstes gehe ich mit dir ins Ageha[1], wenn es dich beruhigt.“

In dem dunklen Zimmer, in dem nur eine Leselampe auf dem Schreibtisch leuchtete, hörte ich nur das Tippen des Brünetten auf seiner Tastatur. Bis jetzt hatte ich das Übernachten als ein gutes Omen gesehen, da ich fand, dass die Zeit meist viel zu schnell verging. Gut, ich konnte mir Besseres vorstellen, als mir Kunstwerke von homosexuellen Künstlern anzuschauen, aber die Gespräche zwischen uns beiden waren mir wichtig. Immer wieder hatte ich Angst ihn zu enttäuschen, sodass er ein Gespräch mit mir als unnötig empfand oder sich sogar von mir abwendete.

„Ey, du verhältst dich so, als hättest du ne Freundin.“ So konnte man es auch sehen. Dieser Satz gab mir ein wenig zu denken. Aber leider nicht so viel Stoff, dass ich jetzt darüber nachdenken wollte.

„Nein, aber ich hab auch andere Freunde als nur euch.“ Zu meiner Schande bemerkte ich, wie Uruha interessiert über seine Schulter hinweg zu mir schaute und ich seinem Blick nicht ausweichen konnte.

Was wollte er mir mit diesem Blick sagen?

„Hmpf, dann mach dein Ding. Wir sehen uns nächstes Wochenende.“, gab der Schwarzhaarige an der anderen Seite der Leitung nach und legte auf. Was regte der Typ sich so auf, wenn ich mal ein Wochenende nicht mit um die Häuser zog?

„Du hättest nicht hier bleiben müssen.“ Seine Stimme hinter mir war sanfter, als ich es verdient hatte und sein Lächeln liebevoller, als es die Situation benötigte, aber es zählte, dass er sich Sorgen machte.

„Ach quatsch, die werden diesen Samstag auch ohne mich verschmerzen können.“ Gerade verspürte ich wirklich nicht die Lust jetzt noch rauszugehen und zu feiern. Besonders nicht, wo ich gemerkt hatte, wie negativ der Brünette zu unseren feuchtfröhlichen Festen stand. Die Aussage von Ruki über meinen Alkoholkonsum an dem einen Abend hatte ihn wirklich mies schauen lassen.

„Vielleicht vermissen sie einfach deine Präsens. Du musst das alles nicht wegen mir machen. Ich komm mir wirklich wie ein altes Ehepaar vor. Besonders, als du vorhin meine Mom über die Schwelle getragen hast.“ Ja, es war schon urkomisch, wie die kleine Frau auf meinen Armen gezappelt hatte vor Freude und seine Mutter mir vor Lachen ziemlich fest auf die Schulter gepattet hatte. Als sie gehört hatten, dass ich über Nacht blieb, hatten sie mir sofort die Cola rausgestellt und ihr gesamtes Naschzeug. Wie gut sie mich schon kannten nach ein paar mal sehen.

„Es ist nur ein Wochenende, Kou. Und bis jetzt haben wir noch keinen Karo-Anzug für dich gefunden.“

Mit dieser Antwort gab er sich zufrieden und besah sich wieder seinen Laptop. Er ging nicht auf die Stichelei ein und das war wohl die Art mir zu zeigen, dass er sich mit abgefunden hatte. Allgemein ging er nie auf meine Sticheleien ein und ignorierte sie gekonnt. Da hatte ich wohl meinen Meister in ‚Ruhe bewahren’ gefunden.

Mit halbem Interesse wandt ich mich auch wieder dem Bildschirm zu und klickte durch die verschiedenen Galerien und fand einiges Skurriles. Und auch Sachen, wo ich dachte sie nicht sehen zu müssen.

„Sag mir bitte, warum all diese Homokünstler andauernd nackte Menschen oder Genitalien zeigen müssen!“ Für mich war es eine Sache homosexuell zu sein und die Andere stets und ständig meine sexuelle Neigung raushängen zu lassen. Irgendwie verstand ich das nicht so ganz. Musste man dafür schwul sein?

„Vielleicht, weil sie es schön finden und nicht ganz so prüde sind wie ihre heterosexuellen Kollegen?“ Mal wieder gecrackt würde ich sagen. Warum musste er auch immer eine gute und erwachsene Erklärung haben? Wenn er nicht langsam merkte, was für ein Idiot ich war, dann wusste ich auch nicht so recht. Ich wusste ja noch nicht mal so recht, warum er noch so viel Zeit mit mir verbrachte, obwohl er ja sicherlich gemerkt hatte, dass ich irgendwie so gar nichts mit ihm gemeinsam hatte.

„Trotzdem muss ich nicht unbedingt immer wieder Vaginen in verschiedenen Farben zeichnen.“, rechtfertigte ich mich. Konnte ja möglich sein, dass mein Jungenverstand nicht den eines Künstlers übertraf, aber ich wollte mich trotzdem nicht so ganz damit abfinden. Ich würde mich trotzdem nicht gerne jeden Tag mit Genitalien beschäftigen.

„Vielleicht wollen sie Männern einfach nur mal zeigen, wie’s aussieht, damit sie nicht falsch einlochen.“ Selbst über meiner Schulter hinweg konnte ich ihn grinsen spüren und mir wurde klar, dass ich ihn das erste Mal scherzen hörte und mit ihm über so etwas redete.

„Ich weiß ja wohl, wie ne Vagina aussieht. Gut, schwule Männer wissen das nicht, aber sie müssen es ja auch nicht.“

„Vielleicht will er damit auch einfach nur aussagen, dass wir alle verschieden sind, auch wenn wir alle Vaginen haben.“, prustete der Brünette los und hielt sich sicherlich, wie jedes Mal, eine Hand vor den Mund.

„Also, ich hab keine, so weit ich weiß. Aber schön zu wissen, dass du eine hast. Ich hab mich ja schon immer gefragt, warum du es nicht so mit Frauen hast.“ Das war halb Scherz, halb Wahrheit, wie ich feststellen musste. Ich konnte mir mit seiner Art wirklich keine Frau an seiner Seite vorstellen. Sie mussten wohl alle bei ihm schreckliche Minderwertigkeitskomplexe durchstehen. Trotzdem hatte ich ihn schon oft mit dieser Blondine im Arm gesehene.

„Ich habe eine Verlobte, du Grünschnabel.“ Bang! Da war es. Sogar fein säuberlich auf einen Silbertablett.

„So what?“ Verwirrt drehte ich mich zu den Anderen um. Vielleicht scherzte er ja nur wieder und ich verpasste gerade etwas Wichtiges.

„Mit wem denn das?“ So ganz wollte ich das nicht in meinen Kopf sickern lassen. Dass der Brünette sehr erwachsen war wusste ich ja, aber eine Verlobung war ein wenig… übereilt?

„Leona.“ Wie könnte ich auch auf ein anderes Mädchen schließen, wo sie doch als Einzige in Frage kam?

„Ist das nicht ein wenig früh?“ Da brauchte ich gar nicht fragen. Ich wusste, dass es zu früh war.

Bis jetzt hatte ich wirklich alles bewundert an ihm, was seinen Fortschritt mir gegenüber anging. Aber gerade zweifelte ich, dass dieser Fortschritt gut war.

… Wollte er vielleicht nur mit aller Macht erwachsen werden, mit allem, was es gibt als Erwachsen gehandelt zu werden?

„Ich hab sie entjungfert. In ihrer Religion muss ich sie heiraten? Eigentlich hätte ich gar nicht mit ihr schlafen dürfen und sie hätte einfach nur den Mund halten müssen.“ Auch er klang nicht mehr so stolz wie vor einer Minute.

„Ihre Religion is doch scheiß egal, wenn sie in Japan is. Würd ich mir nich antun.“

Natürlich wusste er, dass ich recht hatte. Das hoffte ich zumindest nach dem Schweigen zu urteilen. Ihre Religion hatte bei einem Japaner nichts zu tun. Oder war Uruha Christ oder so was? Bei so vielen Ausländern um sich rum, konnte das doch möglich sein. Verurteilen wollte ich ihn dafür nicht.

Die Stille über uns war komisch und auch ein wenig ungewohnt. Vielleicht lag es an der Peinlichkeit, die über ihr lag.

„Trotzdem versteh ich nicht, warum die Bilder andauernd ‚der Kitzler’ heißen, wenn die ne Vagina zeichnen.“ Es war ein Versuch dem Schweigen nicht die Überhand zu lassen. So einfach konnte niemand von einer Freundschaft behaupten, dass man nie ein unangenehmes Schweigen erlebt hatte. Das sollte auch so bleiben.

„Der Kitzler gehört zum weiblichen Fortpflanzungsorgan.“, schubste er mich mit seinen Rücken an, sodass ich leicht nach vorne fiel.

„Hat der denn so eine Wichtigkeit?“ Wenn Takashima-sama so wissend war, konnte er mir das ruhig näher erklären.

„Weißt du überhaupt, was ein Kitzler ist? Ich sehe schon. Du bist einer dieser Männer, die eine Anweisung in Form eines Kunstwerks brauchen.“, kicherte Uruha in seine Faust. So langsam fühlte ich mich wieder so einfältig neben, oder besser gesagt hinter ihm.

„Der Kitzler ist die Klitoris und ist dazu da, dass die Frau überhaupt was beim Geschlechtsakt spürt. Außer, dass du in ihr rumstocherst.“

„Man, so was hab ich glaub ich schon mal gehört. Krieg ich nen Orden?“ Da schien jemand ja wirklich Ahnung von Frauen zu haben. Ich hatte es nämlich nicht. Ich musste sie nicht verstehen, denn bis jetzt hatte ich nicht wirklich eine innige Beziehung mit einer.

„Denkst du ein wenig Brüste quetschen und rein und raus erregt eine Frau? Sicherlich nicht, die sind nicht so einfach gestrickt wie Männer.“, fachsimpelte mein Projektpartner weiter, während ich mir weiter nackte Männer anschauen musste.

„Ich gebe dir einen Tipp. Falls du mit deiner Holzfällerart mal wieder eine Frau oder Mädchen hast solltest du diesen Punkt mal zu Gebrauch ziehen.“ Das hörte sich ja so an, als hätte ich gar keine Ahnung und wäre ein Neandertaler. Okay, ich bezweifelte es mit Uruhas Charme aufnehmen zu können, aber ganz so hoffnungslos war ich nicht.

„Wenn ich fragen darf wo er liegt?“

Dem Schweigen nach zu urteilen war ich doch eine Niete, was das betraf.

„Oberhalb der kleinen Schamlippen. Der kleine Punkt.“, kam es nur tonlos hinter meinen Rücken hervor.

„Komisch, warum macht mich dieses Gespräch über Sex gerade gar nicht an?“ Ein wenig konnte ich es mir denken. Aber es ging hier um Sex und wir beide waren noch ziemlich jung und in der Blüte unseres Lebens. War man da nicht hypothetisch gesehen dauergeil?

„Weil du mit dem Kopf über homoerotische Bilder hängst.“, erklärte man mir fachmännisch und ich glaubte das jetzt einfach mal, so wie es mir gesagt wurde. Trotzdem fand ich die Gebrauchsanweisung für Frauen recht weniger interessant.

„Am Anfang hab ich immer mit den Jungs aus meiner Gruppe mitgezogen. Fanden das alles ja so geil. Von wegen Playboy und Pornos. Um ehrlich zu sein hat mir bei diesen ganzen pubertären Geplänkel immer irgendwas bis jetzt gefehlt.“ Dass ich ausgerechnet mit Uruha darüber redete war komisch. Ich kannte ihn noch nicht so lange wie Ruki und Tora, Takumi schied schon vorher aus, aber bis jetzt wirkten sie nicht so, dass man mit ihnen darüber reden konnte. Es kam nie dazu.

Der Brünette hingegen war intellektuell weiter, als meine besten Freunde und das schien ihn passender für ernste Gespräche zu machen.

„Vielleicht liegt es an das, was ich dir gesagt habe.“ Na ja, er war ein wenig zu praktisch.

„Nein, ich glaube nicht, dass es an einen blöden Kitzler liegt. Das hat nichts mit Technik zu tun. Es war einfach nur nie so, wie alle es beschreiben.“

Ob mich der Andere verstand, wusste ich nicht, aber zumindest lachte er nicht. Keine andere Person konnte mir so gut das Gefühl geben mit jemand erwachsenen zu reden.

„Du meinst diesen Wow-Effekt und dieses absolut Tolle und Intime?“

„Ich weiß nicht, ob man es so beschreiben kann, aber ich sag mal ja.“ So leise wie es im Raum war, konnte ich hören, wie der Andere kurz kicherte.

„Vielleicht, weil du nie verliebt warst? Du hast nur mit einem Mädchen geschlafen, weil du cool sein wolltest. Nicht, weil du sie für Besonders hieltest.“

Genau ins Schwarze getroffen nahm ich an. Seine Erklärung hörte sich so richtig an.

„Hast du denn Sex gehabt, der schön war?“

„Ja, aber ich glaub er ist immer noch ausbaufähig.“
 

Wir hatten nichts mehr über dieses Thema zu sagen. Oder besser gesagt: wahrscheinlich ziemlich viel, dass es die ganze Nacht ausfüllen würde. Die Ansicht des Brünetten war interessant und ich hätte gerne weiter gelauscht, doch ich traute mich schlichtweg nicht weiter zu bohren und schob den Laptop von mir.

Die ganze Sache mit dem Sex wollte ich jetzt lieber aus lassen. Zu viel des Guten.

„Wollen wir einen Film schauen?“, fragte ich in den Raum hinein und lehnte mich an den warmen Rücken hinter mir, der mir Halt gab. Vielleicht war das Internet nicht so eine tolle Unterhaltungsmöglichkeit.

„Welchen denn? Vor ein paar Wochen hast du mir schon erklärt, dass alle Film von mir Schrott sind.“ Da hatte er recht. In einer Stunde der Langeweile hatte ich mir die Videothek der Familie Takashima zu Gemüte geführt und alles aussortiert. Halt zu viele Frauen- und Schmusefilme.

„Obwohl Moulin Rouge ein toller Film ist.“ Da konnte er mir sagen ‚die Welt ist eine Scheibe’ und trotzdem würde ich diesen Film niemals anschauen. Sah ich so aus, als würde ich Moulin Rouge schauen? Bei Titanic hatte ich mich schon seit Jahren erfolgreich gedrückt und mir den Schinken niemals reinziehen müssen. Trotz Schwestern und gelegentlichen Freundinnen blieb mir dieses Leid erspart.

„Und ‚Thinking of you’ ist wirklich traurig, wenn man sich hineinversetzt.“ Von diesem Film hatte er mir schon einmal vorgeschwärmt. Es ging um ein Mädchen, dass sich verliebte und der Freund in den Krieg musste. Er kam nie wieder zurück und sie nahm sich einen anderen Kerl. Hatte sie doch ne Ausweichmöglichkeit.

„Ich hab ‚Nightmare before Christmas’ mit.“, erhellte sich mein Gesicht, als ich an den Stick in meiner Tasche dachte, den ich immer bei mir hatte. Gut, dass er noch einen Computer verfügte den man an den Fernseher schließen konnte.

„Was ist das denn?“, fragte mich der Andere mit zusammengezogenen Augenbrauen, was mich empört die Luft ausstoßen ließ.

„Du kennst nicht ‚Nightmare before Christmas’? Dann musst du den ansehen. Das ist wohl der beste animierte Film, den ich je gesehen habe.“ Sein Gesicht schien nicht wirklich begeistert. Doch er gab sich bei meiner überschwänglichen Art geschlagen und schloss alles an.
 

Ich hatte recht behalten. Bereits ab der Hälfte des Filmes wippte der Brünette mit dem Kopf hin und her und sein Fuß blieb nicht still. Total hingerissen merkte er nicht, wie ich ihn beobachtete, als ich den Kopf schräg gelehnt an der Wand hatte und in mich hineingrinste. Es schien einfach zu begeistern, denn er freute sich wie ein Kind. Und diese Freude ließ ihn strahlen von innen heraus.

Nach dem der Film zu Ende war, hatte er mich nur peinlich berührt angeschaut. Wahrscheinlich hatte er gemerkt, wie er sich die Blöße gegeben hatte vor mir und fand das sehr unangenehm. Obwohl ich das sehr niedlich fand.

Selbst, als wir beide uns umgezogen und bettfertig gemacht hatten musste ich grinsen. Aber ich hatte eine leichte Hemmung bevor ich mich hinlegen konnte.

Ich hatte mein Nasenband noch nicht ab. Bis jetzt war es nie ein Problem geworden, aber nun fühlte ich mich unwohl bei dem Gedanken Uruha, könnte meine Nase sehen. Vielleicht lachte er dann, wenn er mein Gesicht sah.

„Was ist los?“, fragte mich der Brünette leicht irritiert.

„Kannst du mal wegschauen.“, nuschelte ich, als ich nach dem Knoten in meinen Nacken griff.

„Man, es ist eh gleich dunkel.“, motze er gespielt sauer. Auch ich fand mich ein wenig kindisch. Also zog ich den Lappen einfach vom Gesicht.

Kurze Stille herrschte.

„Und was war jetzt so schlimm?“ Die Frage ließ ich einfach im Raum stehen und legte mich unter die Decke. Während er unter die Bettdecke krabbelte und mich misstrauisch beobachtete musste ich weiter grinsen.

„Hör auf mich so anzugrinsen.“, schnarrte er leise. Seine dünnen und grazilen Beine verschwanden fast unter der Decke und hoben sich kaum ab.

„Es ist doch gleich dunkel.“ Ich wusste nicht warum, aber in meinem Inneren kristallisierte sich ein Wort heraus: Fee.

Meine Mutter hatte immer zu meiner Schwester Fee gesagt, wegen ihren dünnen Beinen, aber ich fand der Begriff passte besser zu Kouyou. Plötzlich bemerkte ich jedes einzelne Detail an ihm, was mich an diesen Begriff erinnerte.

Sein schüchternes Lächeln füllte einen mit Sonne, seine dunklen Augen funkelten, sein Haar schimmerte schon in diesem dunklen Licht wie in der Sonne und sein dünnes Handgelenk, das gerade den Lichtschalter betätigte, war so zerbrechlich, wie feine Feenflügel.

Selbst in der Dunkelheit funkelten mich die Iriden aus seinen Augen an. Ob ich wirklich neben ihm schlafen konnte? Auch wenn ich seine besondere Anwesenheit spürte neben mir, konnte ich ihn kaum erkennen, so sehr verschwand er in der Matratze des ausklappbaren Sofas.

Warum plötzlich mein Herz so laut schlug konnte ich gar nicht sagen, nur der verschwindend feine Geruch von Uruha lag mir in der Nase.

Es dauerte eine Weile, bis ich mich an die Dunkelheit gewöhnte und mein Herz ruhiger wurde. Wie lange ich wach lag, war nur geschätzt, als ich die Präsens des Brünetten näher spürte. So nah, dass ich den Atem von ihm an meinem Hals prickeln spürte. So seicht, wie er atmete schlief er sicherlich und es machte mir auch nichts aus.

Er schlief sicherlich.
 


 

Was jetzt das ganze Tamtam um seine Nase sollte, wusste ich nicht so genau, aber sie war süß. Irgendwie war er dadurch eine ganz andere Person, aber irgendwie auch nicht. Mit diesem Anblick musste ich erst einmal klar kommen. Aber das würde ja kein Problem sein… Hoffte ich.

Es dauerte nicht lange, da hörte ich das Ruhigerwerden Reitas’ Atem neben mir. Auch mein Körper signalisierte mir, wie müde ich doch war. Das Bett mit Jemandem zu teilen war komisch, da ich es noch nie in meinem Zimmer getan hatte. Bis jetzt hatte ich immer bei Freunden geschlafen.

Kein Mucks drang zu meinen Ohr, nur der Atem und Herzschlag des Schwarzblonden. Alles wirkte so friedlich und geborgen, dass sich meine Haare am Arm aufstellten. Der Geruch des Anderen lockte mich. Er wirkte so vertraut und einlullend.

Mit meinem Glück musste ich mich nur zur Seite drehen und der Geruch überströmte mich. Seine Wärme rieselte auf mein Gesicht und meine Schulter.

Seichter Atem durchstreifte wie ein Hauch mein Haar und ließ ein Kribbeln zurück in meinem Nacken.

Vielleicht war es doch zu nah, aber es war zu verführerisch diese Nähe zu spüren, die keinen Gegenzoll erwartete und mich umschmeichelte. Ich spürte die Haut seines Beines an meinem Fuß. Reita würde es bestimmt nicht stören. Er schlief bestimmt schon - so ruhig wie er atmete.

Er schlief sicherlich.
 

Mir wurde schwindelig und doch stand alles still. Kein Laut drang an mein Ohr. Meine Fingerkuppen kribbelten. Vielleicht noch von den Kacheln an der Wand.
 

[1] Ageha ist die größte und beste Disko Tokyos, die außerhalb der Stadt liegt. Sie hat sogar einen Pool und Outdoorfloor. Besonders schön ist es in den nächsten Morgen zu tanzen, wenn die Sonne am Meer aufgeht.
 


 

Ich glaube auf diese Situation haben die meisten gewartet. Ich übrigens auch.^^

Ich überlege auch die Texte auf Deutsch, und nicht mehr auf Englisch, hineinzusetzten, damit die Leute, die nicht so gut in Englisch sind, sich nicht so schwer tun oder übersetzten müssen.

Und vielleicht wird ja im nächsten Kapitel das Prickeln intensiver.^.~

Bitte schreibt Kommis, die Geschichte lebt nämlich nur wegen euch.

*kekse für alle*
 

LG

Seika

I caught myself - Paramore

I caught myself - Paramore
 

Das Kapitel ist wieder für nawa, da sie Uruha genauso liebt wie ich.
 

Down to you,

You're pushing and pulling me down to you.

But I don't know what I,

Now when I caught myself, I had to stop myself.

From saying something that I should have never thought.

Now when I caught myself, I had to stop myself.

From saying something that I should have never thought of you, of you.
 

You're pushing and pulling me down to you,

But I don't know what I want,

No I don't know what I want.
 

You got it, you got it,

Some kind of magic.

Hypnotic, hypnotic,

You're leaving me breathless.

I hate this, I hate this,

You're not the one I believe in.

With God as my witness.
 

Now when I caught myself, I had to stop myself,

From saying something that I should have never thought.

Now when I caught myself, I had to stop myself,

From saying something that I should have never thought of you, of you.
 

You're pushing and pulling me down to you.

But I don't know what I want.

No I don't know what I want.
 

Don't know what I want.

But I know it's not you.

Keep pushing and pulling me down,

But I know in my heart it's not you.
 

Now when I caught myself, I had to stop myself,

From saying something that I should have never thought.

Now when I caught myself, I had to stop myself,

From saying something that I should have never thought of you.

I knew, I know in my heart it's not you.

I know but now I know what I want, I want, I want,

Oh no, I should have never thought.
 


 

Als ich den nächsten Tag aufwachte, war es mehr als nur eigenartig gewesen nicht alleine in meinem Bett zu sein.

Ich musste nicht einmal die Augen öffnen, um die Präsenz des Anderen neben mir zu spüren. Vielleicht bildete ich mir dieses Besondere ja auch ein, aber es war so anders. Nicht schlecht oder so. Es war schön.

Der Anblick des Schwarzblonden war wirklich ein Bild für den lieben Buddha im Himmel. Die Decke zusammengeknüllt unter sich gelassen. Dafür wollte er sich unter meiner Decke verstecken, die ihm eigentlich keinen besseren Schutz brachte. Von alledem hatte ich in dieser Nacht nichts mitbekommen.

Meinen Körper kugelte ich meist zusammen, um die Wärme zu behalten. Dieser Schlafstellung hatte er nichts entgegenzusetzen.
 

Down to you, 

You're pushing and pulling me down to you.
 

Mit viel Elan durch das erfrischende Wochenende betrat ich die muffelig riechende Turnhalle hinter der Schule. Die Wände waren gekachelt und die Umkleideräume strotzten nur so vor Sterilität.

Als ich die Fingerspitzen, auf dem Weg zu unserem Umkleideraum, an den Wänden entlang zog, merkte ich jede Unebenheit und jeden Anfang einer neuen Kachel. Während ich mir dieses kribbelnde Gefühl auf meinen Fingern schenkte, summte ich leise den Titelsong von ‚Nightmare before Christmas’ vor mir her. Dieses Lied hatte es mir angetan. Vielleicht hüpfte ich deshalb fast durch den Gang und schwang die Tür auf, so als würde sich eine Wunderwelt hinter ihr verbergen. Stattdessen standen dort halbnackte und schmächtige junge Männer, die sich aufgeregt unterhielten. Mitnichten interessierte mich ihr Geplauder und ließ es an mir vorbei ziehen.

Unter ihnen war etwas Abseits jemand Anderes, der meine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Reita hatte sich mit Takumi und Ruki an eine Bank verschanzt und stand mit dem Rücken zu mir. So wie er versuchte seine Schuhe abzustrampeln, sah er reichlich tollpatschig aus.

Grinsend schob ich mir meine randlose Brille wieder auf der Nase zurecht. Heute musste ich ausnahmsweise, wegen einem Missgeschick, auf sie zurückgreifen. In der Schule war ich es eigentlich nicht gewohnt ohne Kontaktlinsen, sondern mit meiner Brille durch die Gänge zu laufen.

Ohne Vorsicht knallte ich die eh schon labile Tür hinter mir zu und schlenderte zu den kleinen Grüppchen in der Ecke. Reita hisste erschreckt auf, als ich meine Tasche neben ihm auf die Bank schmiss, die eh schon sehr überfüllt war.

„Man, Kou! Erschreck mich doch nicht! Du bringst mich noch ins Grab.“, brummte er vor sich her und befühlte seine Stirn, ob dort Schweiß zu finden war. Der könnte ja seine imaginäre Frisur zerstören.

„Erst wirst du älter. Ich sehe schon die ersten Fältchen und grauen Haare.“, frotzelte ich und nahm mir das Trinken aus meiner Tasche. Von ihm war nur ein Brummen zu hören. Sicherlich machte es so nicht annähernd so viel Spaß, als würde er kontern, aber man konnte ja nicht alles haben.

„Du kommst übrigens zu spät.“ Die wohl letzte Möglichkeit es mir heimzuzahlen.

„Ich mach doch eh nicht mit. Ich bin nur Dekoration.“ Und es hatte nicht geklappt.

Dort neben ihm, in einem stickigen Umkleideraum zu stehen, war so herrlich normal, und doch fühlte es sich eigenartig an. So als würden wir uns etwas vormachen.

Schon seit er meine Zimmertür verlassen hatte, war ich in Grübelei und Zweifel gefangen. Welche es waren, konnte ich noch nicht mal benennen.

„Hab ich ganz vergessen…“, nuschelte es neben mir, so als wären wir die Einzigen im Raum. Etwas lag in der Luft und es kitzelte mich leicht - vom Scheitel bis in die Schuhspitzen.
 

Now when I caught myself, I had to stop myself.

From saying something that I should have never thought.
 

„Tut mir übrigens wirklich leid, dass ich auf deine Kontaktlinsen raufgetreten bin.“ Verlegen kratzte sich Reita am Hinterkopf und machte es mir tatsächlich nicht leicht, auf ihn sauer zu sein. Wahrscheinlich wäre ich es gewesen, wenn er nicht so verdammt verpeilt geschaut hätte, als es unter seinen Fußsohlen gequietscht hatte.

„Muss mir doch eh Neue besorgen.“, lächelte ich leicht und klopfte ihm kumpelhaft auf die warme Schulter.

Es war so verdammt komisch.

„Ich geh dann mal in die Halle.“ Warum traute ich mich nicht lauter zu sprechen in seiner Gegenwart?

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich mich von dem Anderen losgerissen hatte und endlich Richtung Halle ging.

Trotzdem blieb ich in der Tür stehen und musste mich noch einmal umdrehen, um vielleicht endlich dieses komische Gefühl zu benennen. Vieles verbarg sich hinter diesem Gefühl, das wusste ich. Aber was genau konnte ich nicht genau sagen.

Und plötzlich fühlte ich mich wie eine Fliege, die an einem Klebestreifen hängen blieb, als meine Augen auf dem Schwarzblondhaarigen liegen blieben.

Kein Wort wollte aus meinen Mund und kein Gedanke festigte sich in meinem Kopf. Nur meine Augen schienen ein eigenwilliges Ziel zu haben.

Ich beobachtete jede einzelne Bewegung, die seine Arme machten, als er sich das T-Shirt über den Kopf zog. Jeden Zentimeter der freien Haut, die so matt schien unter dem dumpfen Licht des Schattens.

Jede Muskelkrontraktion, die seinen Rücken zeigte, wenn er sich nach unten beugte oder etwas hoch hob.

Mir wurde schwindelig und doch stand alles still, als ich weiter der Bewegung von Reitas schmalen Rücken folgte. Kein Laut drang an mein Ohr von den Gesprächen der Klassenkameraden und meine Fingerkuppen kribbelten. Vielleicht noch von den Kacheln an der Wand. Deutlich spürte ich die Luft in meinen Lungen und hörte das Blut in meinem Ohr rauschen. Eigentlich kannte ich diese Anzeichen nur, wenn ich in Ohnmacht fiel, doch Nichts geschah! Nicht mal ein Augenzwinkern ließ mich mein Körper vollführen.
 


 

You got it, you got it, 

Some kind of magic.

Hypnotic, hypnotic, 

You're leaving me breathless.

I hate this, I hate this, 
 

So betrachtet war er gar nicht so schmächtig. Drahtig wäre wohl ein besserer Begriff gewesen bei seiner Statur.

Neid kroch in mir auf, als ich sah, wie ich niemals aussehen würde, obwohl ich mich bemühte. Niemals würde ich nur annähernd wie ein gesunder Junge in meinem Alter aussehen. Ich konnte mich eh nicht erinnern je nur ansatzweise so ausgesehen zu haben.

Meine Gedankengänge würden jäh unterbrochen, als Reita sein Shirt über den Kopf gezogen hatte und sich zu mir umdrehte.

„Hast du was vergessen?“, fragte er mich verwirrt und versuchte meinem Blick zu folgen.

Sofort war mir mein Starren peinlich und merkte die Röte in meinem Gesicht aufsteigen, so als wäre ich eine Tomate, die langsam reif wurde.

„Nein, ich hab nur so vor mich hergeträumt.“, redete ich mich raus und hoffte, nicht ertappt worden zu sein. Die brennende Hitze in meinem Gesicht erinnerte mich daran, wie ich einmal bei meinen Müttern reingeplatzt war. Na ja, ich habe schon früh gelernt anzuklopfen.

Schwerfällig löste ich mich aus meiner Bewegungslosigkeit und feuerte meine erstarrten Muskeln dazu an, mich endlich aus dieser unangenehmen Situation zu bringen. Netterweise brachten sie mich wirklich aus der Gefahrenzone.

Hier war die Luft gleich frischer.
 

You're leaving me breathless.
 


 

Ich vermied es peinlichst das nächste Mal nicht länger als ein paar Sekunden im Umkleideraum zu verweilen. So täuschte ich Eile vor und krallte mir schnell meine Tasche, um mich vom Acker zu machen.

Angesichts der vielen stinkenden verschwitzenden Jungs auch ganz gut.

Im Matheunterricht hatte sich Reita komischerweise wieder neben mich gesetzt. Er roch stark nach irgendeinem Männer-Deo, was nicht unangenehm aber sehr ungewöhnlich war.

Es brauchte nicht mal 5 Sätze unseres Lehrers und der schwarzblonde Schopf war auf die Tischplatte gerutscht. Der Körper neben mir atmete seicht und ruhig. Anscheinend war er vom Videosuchen und zurechtschneiden des Films wirklich sehr fertig. Das konnte ich mir gut vorstellen.

Deshalb ließ ich ihn dort einfach liegen und beobachtete ihn eine Weile, während ich merkte, dass ich mich wieder so peinlich verhielt und fühlte, wie in der Umkleidekabine. Nur dass ich meinen Körper diesmal schneller dazu zwingen konnte damit aufzuhören.

Vielleicht sollte ich das meinen Therapeuten erzählen? Vielleicht…

Vielleicht hatte ich nur heute was mit meinen Ohren. Die Gehörgänge steuerten ja auch das Gleichgewicht.
 


 

Entsetzlich Langweilig.

Anders hätte ich die Schülersprecherkonferenz nicht beschreiben können. Ja, die beiden Worte passten wirklich perfekt zum Erklären. Dafür hatte ich jetzt ganze 2 Stunden meiner Freizeit in den Wind geschmissen?

Eigentlich fand ich solche Konferenzen sehr wichtig, doch gerade heute, wo die Sonne so fröhlich schien, konnte ich mir Besseres vorstellen, als auf harten Schulstühlen zu sitzen. Gerade jetzt, wo der Sommer schon einen Schritt in den Herbst getan hatte und es langsam angebracht war die Pullover rauszuholen.

Da war es wohl klar, dass ich die letzten Sonnenstunden genießen wollte.

Was wohl Reita in der Zeit gemacht hat, während ich im stickigen Klassenzimmer saß und versuchte nicht einzuschlafen?

Zum Glück hatte ich es ohne Abdrücke im Gesicht geschafft aus dem Schulgebäude zu kommen und konnte noch, zu meinem Glück, einige Sonnenstrahlen erhaschen. Sie wärmten angenehm meinen schlanken Körper unter dem dünnen beigen Pullover. Dort, wo der V-Ausschnitt die Haut nicht bedeckte, fing es an zu kribbeln und der laue Wind ließ mir die Haare im Nacken aufstellen.

Sonne machte glücklich. Ich wusste nicht wieso, aber es war so. Deshalb bekamen Menschen Winterdepressionen, weil die Sonne so gut wie nie schien.

Deshalb freute ich mich durch die Sonne spazieren zu können und sie durch jede Undichte in meiner Jeans zu fühlen. Davon hatte die Jeans genug, seit sich Reita mit Schleifpapier über sie hergemacht hatte.

Mir fiel auf, dass ich in letzter Zeit ziemlich viel mit dem Anderen zu tun hatte. Vieles verband Reita gerade mit meinem Leben. Wieso konnte ich gar nicht so genau sagen. Eigentlich hätte ich mich bei einem normalen Projektpartner einfach zurück gezogen und wirklich nur über das Projekt geredet, doch Reita füllte fast jeden Teil meines Lebens aus. Er wusste so viel über mich wie kein Anderer.

Mit diesem Gedanken im Kopf schlenderte ich mit einem Lächeln im Gesicht den Weg durch den Park, der mich zur Metro führte. Es war ein gewohnter Gang, sodass ich kaum auf meine Umwelt achtete während ich vor mir her spazierte.

Ich musste nur noch um die Ecke biegen, um die gewohnte Station zu erreichen, jedoch lenkte mich ein lautes Jungengelächter aus der Gasse neben mir fürchterlich ab von meinem täglichen Trott.

Das Lachen in meinem Ohr hörte sich so vertraut an, dass ich grinsen musste und wieder ein paar Schritte zurück ging.

Er musste es sein, sonst wäre ich wirklich verrückt. Dieses Lachen würde ich aus Hunderten hinaus hören.
 

Drei Schritte waren es nur, um in die kleine Straße zu schauen. In dieser Gasse stand, wie in einem Hollywood-Film, ein rotes amerikanisches Cabrio schräg geparkt. Anscheinend war dieser ein Magnet für aufgeweckte Jungs, die sich gegenseitig in die Seite boxten, wenn sie ihn sahen. Ich gab zu, dass dieses Auto wirklich pompös und beeindruckend war.

Dort neben diesem Auto stand Tora und lachte vor sich hin, während er in den kunstvoll gestalteten Innenraum starrte. Eine Hand hatte er auf das nicht zurück gezogene Dach gelegt, um es sich näher anzuschauen, jedoch stand Derjenige, den ich suchte, nicht wie erwartet begeistert neben dem Auto, sondern saß auf der Ledergarnitur. In diesem teuren amerikanischen Auto, das hier wohl schweineteuer zu erwerben war.

Was zum Teufel machte er genau da. Denn wenn ich glaubte zu wissen, was er da tat, würde es großen Ärger geben.

„Rei?“, fragte ich etwas leiser, um die Beiden nicht sofort aufzuschrecken. Das Alles gefiel mir gar nicht.

„Ist der nicht geil? Ich wollte schon immer so einen haben.“, rief er mir begeistert, wie ein kleines Kind, entgegen. Tora bemerkte meinen sorgenvollen Blick und trat einen Schritt von dem Wagen zurück.

„Rei, der gehört bestimmt nicht dir, oder?“ Diese rein rhetorische Frage wollte ich gar nicht beantwortet haben, denn ich wusste die Antwort bereits. Warum war mir nur so klar, dass er jede Gelegenheit ausnutze Mist zu bauen, wenn er wieder mit seinen besten Kumpels unterwegs war? Seine ganzen Taten wollte ich gar nicht wissen und schaute normalerweise großzügig weg, schlidderte aber immer genau hinein, denn das Auto da gehörte sicherlich nicht ihm.

„Komm da bitte sofort raus.“, bat ich ihn vorsichtig und trat einen Schritt näher. Hoffentlich beobachtete uns gerade keiner. Ärger wollte ich nämlich keinen haben.

Unruhig schaute ich mich nach allen Richtungen um, damit ich ausschließen konnte, dass Irgendjemand um die Ecke trabte. Ich musste mich dringend beruhigen, sonst würden wir auffällig werden.

„Ganz ruhig Beauty. Is doch keiner da und der Besitzer sitzt ruhig in ner Bar.“, grinste Tora schelmisch und musterte mich kurz. Egal wie nett er zu sein schien. Er machte mich nervös und gleichzeitig fühlte ich mich wie ein Küken. Obwohl er ja wohl einen niedrigeren IQ hatte als ich.

„Das ist mir vollkommen egal. Es ist nicht euer Auto. Ihr habt es aufgeknackt.“ Vielleicht hatte ich Reita unterschätzt, was Kriminalitäten anging. Eigentumszerstörung durch sprayen fand ich nicht so besonders schlimm, aber ein Auto knacken war nicht Ohne. Was hatte er sich bloß dabei gedacht? Hätte er das Auto nicht einfach nur anschauen können und von Weitem geschmachtet, so wie ich es mit den Laptops im Schaufenster machte?

„Ich dachte zuerst du bist nen Freundin-Ersatz, aber nun glaub ich du bist sein Mutterersatz.“, frotzelte der große Schwarzhaarige herum und grinste mir weiter ins Gesicht.

Wut flammte in mir auf und ich konnte nicht sagen, ob ich nicht doch eine gewalttätige Ader hatte.

Auch Reita schien dieser Satz nicht gefallen zu haben, denn er funkelte verstimmt zu dem Großen auf. Angespannt verschränkte ich die Arme vor der Brust und hoffte, dass der Schwarzblondhaarige bald seinen Hintern aus der Karosserie bewegte.

„Willst du etwa behaupten, nur weil ich zur Zeit kein Bock auf ein quietschendes Mädchen habe, ich plötzlich meinen besten Freund knalle?“ Die Formulierung war nicht wirklich blumig gewählt, doch der Kern der Aussage überraschte selbst mich. Ich war also sein bester Freund? Dabei dachte ich immer, dass wäre Ruki oder Tora.
 

You're pushing and pulling me down to you.

But I don't know what I want.
 

„Was kann ich dafür, dass ihr beide aneinander klebt wie ein Ehepaar.“, verteidigte sich der Große und hob abwehrend die Hände. Dieser Eindruck würde wohl ewig an uns beiden haften bleiben. Stand die ganze Welt denn auf dem Kopf, dass alle irgendwie unsere Freundschaft für seltsam fanden oder irgendetwas zu kritisieren hatten?

„Stimmt, wir haben den Karo-Anzug immer noch nicht.“, schmunzelte Reita in sich hinein und schenkte mir einen entschuldigenden Blick.

Für den Karo-Anzug musste er sich schon lange nicht mehr entschuldigen. Es war eh nur ein blöder Scherz.

Hinter dem Auto ging eine dicke Eisentür auf und ließ uns alle erstarren in unserer Bewegung.

Ein dicklicher Mann im Anzug trat aus dem Gebäude und starrte überrascht auf die offene Wagentür.

Das konnte nichts Gutes bedeuten.

Tora hatte sich schon vorsorglich die Kapuze über den schwarzen Schopf gezogen und Reita setzte zum Sprung aus dem Auto an.

„EY!!! WAS MACHT IHR DA??“

Wir sollten uns wirklich verkrümeln. Der Mann sah nicht so aus, als würde er uns verzeihen, wenn wir ihm erklären würden, dass wir das Auto eh nicht geklaut hätten. Was sagte ich da eigentlich: wir?

Reita wollte es nicht klauen.

Dieser kam mir schon entgegen gerannt und zog mich unwirsch an der Schulter, damit ich mich überhaupt endlich bewegte. Denn ich fühlte mich vor Schreck wie angewurzelt.

Erst das laute Fluchen bewegte mich dazu, endlich die Beine in die Hand zu nehmen.

Ich schaute nicht nach hinten oder zur Seite. Ich hielt nur fest meine Tasche an meine Seite gedrückt und lief so schnell es mein Körper überhaupt zuließ.

Ob nun Reita oder Tora in meiner Nähe waren wusste ich nicht, denn ihre Schritte konnte ich nicht vernehmen, als ich wieder in den Park rein rannte. Mein Puls war zu laut in meinen Ohren, ließ mich taub werden.

Das Wichtigste war nur aus der Reichweite des Autobesitzers zu sein und am besten überhaupt nicht erreichbar für ihn. Ein Glück, dass er sehr unsportlich aussah und nicht so wirkte, als könnte er sich mit jugendlichen Beinen Messen. Obwohl ich auch seit einem Jahr nicht mehr wirklich gerannt bin. Nur einmal mit einem Rollstuhl durch das Krankenhaus gefegt und ein Wettrennen veranstaltet an einem fröhlichen Tag.

In der Mitte des Parks hielt ich inne, da ich fand, dass ich weit genug gerannt war für einen fetten Typen.

So aus der Puste wie ich war stemmte ich erst einmal die Hände auf die Knie, um mich zu sammeln und tief Luft einzuatmen. Meine Lunge schmerzte von der Anstrengung des Laufens unangenehm und mein Hals musste mit dem heftigen Durchzug der Luft klarkommen.

Was hatte ich mir bloß mit diesem Jungen eingebrockt? Das Alles hätte nicht sein müssen.

Erst nach 3 Minuten begann ich mich wieder vorwärts zu bewegen. Von meinen sonst so energischen Laufschritt war nichts übrig geblieben. Es sah eher so aus, als würde ich durch den Park spazieren.

Kaum hatte ich ein paar Schritte gemacht hörte ich es über mir im Baum rascheln. Es war Gewohnheit zu dem Geräusch hinauf zu schauen. Hinauf zu der Baumkrone die langsam die grüne Farbe verlor und ins Gelbe wich. Zwischen den vielen Blättern konnte ich meinen Projektpartner erkennen der mich ebenfalls überrascht anschaute. Anscheinend hatte er bei meinem Schritten gedacht, dass der verärgerte Autobesitzer ihm gefolgt war und wollte nun höher klettern in die Baumwipfel, um nicht entdeckt zu werden.

Diese Situation, in der wir uns befanden, fühlte sich wirklich irrwitzig an. Reita schaute auch sehr witzig aus der Wäsche, wenn ich das mal sagen dürfte.

Bei seinem Anblick schien etwas in mir aufzugehen und ließ mich grinsen. So Etwas war mir noch nie passiert.
 

I know but now I know what I want, I want, I want, 

Oh no, I should have never thought.
 

Es fühlte sich richtig an, es fühlte sich anders an. Das sagte mir mein Kopf erst Minuten nachdem dieses Gefühl bereits meinen Körper geflutet hatte, und es akzeptiert hatte. So einfach und unkompliziert.

Auch Reita schien nun beruhigter und beugte sich weiter runter, um zu schauen, ob mir jemand folgte.

So, wie er da im Baum stand und versuchte sein Lachen zu unterdrücken musste ich unweigerlich seufzen. Was dieser Seufzer aussagen sollte, konnte ich nicht wirklich erklären, aber ich wusste, dass es etwas mit dem unverschämt schönen Grinsen von Reita zu tun hatte, was er mir hinunter schickte.

Ich erwiderte es gerne und schickte es hoch in die sonnendurchtränkte Baumkrone.
 


 

Meine Fingerspitzen fingen an zu kribbeln. Das taten sie seid kurzen öfter. Manchmal kribbelte es sogar in meinen Beinen oder in meinem Bauch. So ein leichtes kribbeln im Inneren, als würde sich etwas drin bewegen Ich sollte dringend zu einem Arzt damit, bevor es schlimmer wird.

Chocolate - Snow Patrol

Chocolate – Snow Patrol
 

So, diesmal widme ich das Kapitel Miyabilicious, weil ich sie irgendwie mag. XDD

Und meiner Betaleserin, die diesmal so schnell wie der Wind war… nur ich nicht. T^T
 

This could be the very minute

I'm aware I'm alive

all these places feel like home
 

With a name I'd never chosen

I can make my first steps

as a child of 25

this is the straw, the final straw in the

roof of my mouth as I lie to you

Just because I'm sorry doesn't mean

I didn't enjoy it at the time
 

You're the only thing that I love

it scares me more every day

on my knees I think clearer
 

Goodness knows I saw it coming

Or at least i'll claim I did

But in truth I'm lost for words
 

What have I done it's too late for that

What have become truth is nothing yet

a simple mistake starts the hardest time

I promise I'll do anything you ask...this time


 

„Bist du dir wirklich sicher, dass DAS wirklich sein muss?”, fragte ich den Schwarzblonden, auf der anderen Seite der Leitung leicht misstrauisch, als ich auf ‚Profil erstellen’ klickte. Bis jetzt hatte ich seine Ideen als wirklich sensationell gehalten, doch diese Sache bereitete mir Kopfschmerzen.

Ein Profil auf einer schwulen Homepage, machte mich schon nervös.

„Sicher, ich hab doch auch einen gemacht. Hab sogar schon ne Nachricht bekommen.“, kam es triumphierend aus der Ohrmuschel. Aber was hatte ich damit zu tun? Vielleicht war sein Adrenalinspiegel nur so hoch, weil er sich zum ‚Basketball spielen’ mit Tora getroffen hatte. Da hatte er immer die unmöglichsten Ideen. Etwas aufgeregt zupfte ich mir die brünetten Haare von meinem lilafarbenen Shirt. Der Zeiger an der Wanduhr tickte unmöglich laut, dass ich schon genervt zur Uhr sah.

„Und wenn jemand bei dir anspringt, machst du ein Date aus.“

„WIE BITTE?!“, purzelte es aufgebracht aus mir heraus. Das konnte nicht sein Ernst sein.

„Warum machst nicht du das, wo du doch schon eine Anfrage bekommen hast?“, äffte ich ihn nach bei seiner triumphvollen Aussage, die er am Anfang gleich kund getan hatte. So ganz verstand ich Reitas Logik nicht. Wie konnte es passieren, dass ausgerechnet mich so ein Schicksal traf, wo ich doch immer ein lieber und pflichtbewusster Bürger Tokios war? Reita machte mich wahnsinnig. Er raubte mir manchmal meine aufgebaute Sicherheit, dazu noch meinen Verstand.

„Na ja, weil du besser mit Menschen umgehen kannst.“, nuschelte er in den Hörer, sodass ich es nur mit angestrengtem Zuhören verstehen konnte, was er mir sagen wollte. Aber das, was ich hörte, hörte sich sehr nach schwerer Ausrede an. Da konnte er mir gleich erzählen Free Willy ist ein Pinguin und meine Oma hieß Horst.

„Du musst ja wohl denken in Afrika ist Muttertag.“, ärgerte ich mich weiter und hörte meine Mutter auf dem Sofa kichern bei meiner Aussage. Ich hätte wohl in meinem Zimmer bleiben sollen und ich hätte mir diese Schmach erspart.

„Nö, der war doch am 10 Mai.“, kam es kackfrech und auch noch so ernst und selbstverständlich von Reita, dass ich ein Lächeln nicht unterdrücken konnte. Sein Humor war ja schon sehr angenehm.

„Rei, es gibt keinen Muttertag in Afrika. Genauso wenig wie in Japan.“, versuchte ich es daher sehr milde und schüttelte den Kopf. Das konnte er zum Glück nicht sehen und daher konnte er mich auch nicht auslachen. Genauso wie bei meiner Angewohnheit mich am nicht vorhandenen Kinnbärtchen zu kraulen.

„Ach, na und? Schadet ja nicht, es trotzdem zu feiern. Bei den ganzen Feiertagen hat man immer einen Grund zu feiern.“ Es machte schon Sinn. Und jedes Mal hatte er einen Lacher oder ein ‚Aha’ auf seiner Seite.

„Du und deine komischen europäischen Feiertage.“, murmelte ich nur vor mich hin und klickte ein wenig über die Seite, die Reita mir gezeigt hatte. Die Männer, die dort drinnen waren, sahen wenigstens nicht gruselig aus.

„Ach komm! Der Tag des deutschen Butterbrots und der Kloschüssel war doch wirklich lustig.“

Ja, für den Englischlehrer sicherlich. Wie konnte ich ihm schonend beibringen, dass an den Tagen sein Humor bei mir versagt hatte. Vielleicht war ich ja auch einfach nur eine Spaßbremse. Denn Ruki hatte damals sehr laut gelacht.

„Muss ich mich wirklich mit Jemanden von denen Treffen?“, nörgelte ich wie ein kleines Kind und fühlte mich noch nicht mal schlecht dabei. Sonst wollte ich so wenig wie möglich unangenehm auffallen, aber bei Reita ging das wirklich den Bach runter. Gedankenverloren legte ich den Oberkörper auf den Tisch und rollte leicht hin und her, um mich zu strecken.

„Du brauchst dir keine Sorgen machen. Die sehen da gar nich gruselig aus.“ Sollte mich das besänftigen?

Das waren schließlich alle Männer, die dachten, dass ich an ihnen interessiert wäre, wenn auch nur für eine Nacht oder so.

Ein Schauer lief über meinen Rücken.

„Mir graut es nur vor den Gedanken, dass einer von denen mich küssen will oder so.“ Wie sollte ich den da abblocken? Mädchen waren ja nicht so aufdringlich, aber die waren sich bestimmt ihrer Sache sicher.

„Dann hau ich die windelweich.“, brummte er ungehalten in den Hörer und ließ mich wieder grinsen. Meine Wangen wurden rot bei dem Verziehen meiner Gesichtsmuskeln.

Er wollte mich also beschützen, aber doch wollte er, dass ich mit einen dieser Typen ausging. Was stimmte in diesem Bild wohl nicht?

„Rei, das ist ziemlich widersprüchlich. ICH soll mich mit denen treffen, aber DU willst sie verprügeln.“

Wieder nur ein Brummen, was der Zustimmung galt. Dieses Geräusch kannte ich zu genüge, konnte es sofort definieren und aus mehreren Geräuschen herausfiltern. Dieses Brummen gehörte zu Reita wie Wasabi zu Sushi. Komisch, dass ich mich immer freute, wenn ich es hörte.

„Is doch egal. Dann spiel ich Kindermädchen.“

Meine Fingerspitzen fingen an zu kribbeln. Das taten sie seit Kurzem öfter. Manchmal kribbelte es sogar in meinen Beinen oder in meinem Bauch. So ein leichtes kribbeln im Inneren, als würde sich etwas drin bewegen. Ich sollte dringend zu einem Arzt damit, bevor es schlimmer wird.
 

This could be the very minute

I'm aware I'm alive
 

Um dieses Kribbeln ein wenig abzuschütteln bewegte ich meine Hand und gab ihr wieder etwas zu tun.

Nachdem ich den Laptop so lange hab stehen lassen, dass sich der Bildschirmschoner eingestellt hatte, nahm ich wieder die Maus in die Hand und aktualisierte die Seite.

Das Bild hatte sich verändert! Also blinzelte ich einmal kurz, um mich zu vergewissern, dass ich mich nicht verschaut hatte.

„Ich hab ne Nachricht.“, war die kluge Aussage von mir. Reita schien aber wieder hellhörig zu werden und brummte wieder vor sich hin.

„Wat ne geile Scheiße. Bei mir hat’s zwei Tage gedauert.“, sprach er eher zu sich selbst. Vielleicht war ja jetzt sein besonderes Ego angekratzt.

„Was für eine tolle Ausdrucksweise du wieder an den Tag legst.“, trietzte ich ihn ein wenig und öffnete die Nachricht. Hoffentlich war es nicht irgendein Perverser.

„Was ist, wenn das Jemand aus der Schule liest?“, fragte ich leicht besorgt während die Seite lud. Mein Internet war nicht das Schnellste.

„Dann wandere ich mit dir aus.“, kam es wie aus der Pistole geschossen vom anderen Ende der Leitung.

Ein wenig zog sich meine Stirn in Falten, als ich merkte, wie sehr mich diese Aussage überraschte. Aber auf eine sehr angenehme Art und Weise. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen ich lächelte mal wieder vor mir her. Er schaffte es wirklich immer wieder.
 

all these places feel like home
 

Doch darüber konnte ich nicht länger nachdenken. Meine Aufmerksamkeit galt der Nachricht und dem Namen des Verfassers. Was ich da sah, konnte ich kaum glauben.

„Das ist von Saga.“

Eine leichte Stille legte sich über das Gespräch zwischen mir und Reita, sodass ich ihn atmen hören konnte. Da hatte ich wohl etwas Falsches gesagt.

„Vergiss es, eher schlag ich den windelweich.“, maulte der Schwarzblondhaarige.

„Tz, du hast gesagt ich soll mich mit dem Typen, der mir schreibt, verabreden.“

In diesem Moment war es mir egal, dass mir eigentlich brennende Fragen auf der Zunge lagen.

War er also doch schwul?

Warum hatte er mich angeschrieben, obwohl es so aussah, als würde er sich schwer für Tora interessieren?

Würde er mich auslachen oder es irgendwie in der Schule breittreten?

„Wenn du das machst, sind wir geschiedene Leute.“

Bei seinem ganzen Mist, den er jeden Tag von sich ließ, machte mir dieser Satz so gar nichts aus. Also setzte ich meinen Weg durch die virtuelle Welt fort, schaute mir weiter Profile an, von Männern, die sich in Tokio eingeschrieben hatten. Vielleicht fand man ja Leute, von denen man nicht gedacht hätte, dass sie sich auf so einer Seite eintrugen. Die meisten schienen älter zu sein, hatten schon die ersten Fältchen um die Augen, bis mich eines dieser Augenpaare vollkommen in Reglosigkeit verharren ließ. Es zog mir die Schuhe aus. Die bernsteinfarbenen Augen und diese kleine Narbe über der Augenbraue. Meine Hand konnte den Hörer nicht mehr halten, und ließ das Telefon laut zu Boden fallen, ließ es krachen auf den spiegelglatten und dunklen Parket der Wohnung.

Da grinste mich freudig das Augenpaar meines Dads an und machte mich sprachlos. Der Boden unter meinen Füßen fing an zu wackeln. Was machte mein Dad auf dieser Seite?

„Kou? Was war das? Was ist los?, halte es vom Boden leise zu mir hinauf, doch ich war nicht in der Lage es wieder aufzuheben.

„Ey, wenn du mich weiter ignorierst, dann werde ich mich gleich von meinem Bett stürzen.“
 


 

Wie könnte ich mich denn von ihm trennen, wenn er sich mit einen der Jungs traf, die ich am wenigsten vertraute? Ich konnte Saga nicht vertrauen.

In meinem Magen rumorte es und ich wusste echt nicht, ob ich lachen oder brüllen sollte, als wir dem Treffpunkt immer näher kamen. Kouyou zog das wirklich durch! Und das machte mich wahnsinnig. Wenn man es nicht sogar rasend nennen konnte.

„Kou, muss das wirklich sein? Du kennst ihn doch kaum.“, bettelte ich zu ihm und erntete nur ein siegessicheres Lächeln von ihm. Ich war von ihm schon lange Schachmatt gelegt worden durch meine widersprüchlichen Aussagen.

„Ist doch egal. Ich werde ihn jetzt kennen lernen.“

Es war nicht mehr weit von dem Cafe entfernt, wo sich die Beiden treffen wollten. Natürlich würde ich nicht weit weg sein. Dafür traute ich Saga noch nicht ganz.

Mir wurde nur wieder klar, dass mich der Brünette mit dieser Tat einfach nur ärgern wollte. Und warum es so gut klappte… fragt den lieben Buddha.

„Es ist ein einfaches Date. Er wird mich schon nicht in die nächste Ecke schleifen und vergewaltigen.“, lachte Uruha leise. Er sah das alles gar nicht mehr so eng wie am Anfang. Da hatte ich wirklich was verbrochen.

„Wenn der das macht, ist er tot.“, brummte ich ungnädig in meinen Stehkragen. Der würde noch genug von meiner schlechten Laune abbekommen.
 

With a name I'd never chosen

I can make my first Stepps
 

„Rei, sei einfach lieb und bleib hier. Er soll nicht unbedingt wissen, dass ich einen Aufpasser dabei hab.“

Darüber hatten wir schon vorher geredet, aber eigentlich bestand ich immer noch darauf mitzugehen. Trotz Allem brummte ich nur zum Einverständnis und ließ mich auf einen der Stühle bei einem der vielen Cafes in der Straße fallen.

Ändern konnte ich an seiner verdammten Entscheidung eh nichts mehr. Wieso war er nur so verdammt stur, dass selbst ich mit meinem Betonschädel nicht hindurch kam? Das wurmte mich die verdammte ganze Zeit schon.

Wie konnte er es wagen, so zu sein wie er war? Das raubte mir manchmal echt den Verstand.

„Wirst du auch wirklich nichts Unverschämtes und Brutales machen?“, fragte er noch einmal etwas nachdrücklicher. Erstaunlich, dass er mir meine Drohungen wirklich glaubte.

Wieder nur ein leises Brummen zur Zusage, damit er sich keine Sorgen machte.

„Ich werd dann gehen.“, meinte er dann noch einmal und zeigte auf das Cafe an dem Saga auf ihn warten sollte. So wie er hin und her schaute, schien er selber noch Skrupel zu haben. Mir war einfach nicht danach jetzt etwas zu sagen.

Nach kurzem Zögern ging er und ließ mich hier sitzen, wo die Bedienung mir sofort eine Karte hinlegte. Dann würde ich wohl länger bleiben, vielleicht hatte ich ja Glück und sie pendelten nicht sofort weiter.

Saga saß bereits an einer der Tische am Cafe, das konnte ich von hier aus sehen.

Im Moment fühlte ich mich schon wie ein kleiner Spion. Aber es diente nur dem Zwecke, dass Uruha sich nicht irgendwelchen Bedrängungen aussetzten musste.

Denn, wenn Saga wirklich schwul war, so war er eine Bedrängung.

Eigentlich konnte es mir alles egal sein, denn Uruha hatte sich selbst in diese Ecke gedrängt und wie ein Köder hingeworfen. Und trotzdem, oder gerade deswegen, fühlte ich mich wirklich miserabel als die beiden schließlich wirklich anklang aneinander gefunden zu haben schienen.

Oh ja, ich werde ihm den Kopf abhacken, ihm jeden Knochen einzeln brechen, wenn Saga die Finger nicht ruhig halten konnte.
 

this is the straw, the final straw in the

roof
 

Dieser schien aber nur unbeeindruckt von meinen unterschwelligen Hassschwüren zu sein, die ich ihn mit wirklich unangenehmen Blicken zuwarf. Er scherzte wohl vor sich hin und merkte gar nicht den Taifun vor sich, der bald ausbrechen würde. Gerade zog er sich zurück, um dann sein Opfer völlig zu überschwemmen. Dieses Phänomen dürfte ich in den letzten 3 Monaten mehr als genug beobachten. Ob es nun der Kassierer beim Supermarkt war, der Platzweiser im Kino oder die Frau mit ihrer Fußhupe auf der Straße, die er vor einer brennenden Zigarette bewahrt hatte. Er schien eine ganze Straße überschwemmen zu können, nur indem er sie ein mal entlang ging.

Plötzlich wurde ich aufmerksamer. Schaute Saga gerade in meine Richtung?

Das würde peinlich enden, wenn er mich entdecken würde. Wie sollte ich das denn erklären?

Ganz ruhig Reita, halt einfach die Karte vor dein Gesicht. Merkt keiner, was für ein Trottel du bist.

Vielleicht war dieser Einfall doch nicht so prunkvoll, so konnte ich die beiden gar nicht mehr beobachten. Und wenn, dann sah ich nur noch mehr wie ein Klops aus. Ich wurde schon zu oft von Katastrophen heimgesucht, dass ich schier weg einen an der Klatsche hatte, einfach ein Trauma.

So versuchte ich einfach so unauffällig wie möglich an der Karte vorbei zu schielen.

Doch das ging gründlich daneben und ließ mich durch meinen Pony in eine Sackgasse laufen.

Diesmal versuchte ich es auf der anderen Seite der Karte und spürte die Hitze in mir aufflammen, als ich sah, wie sich Uruha leicht in meine Richtung drehte und anscheinend nach mir Ausschau hielt.

Wenn er sich weiterhin so auffällig verhielt, flog ich sicherlich auf.

Kouyou würde sicherlich nicht damit zu kämpfen haben, als der Depp der Nation dazustehen.

Ein weiteres Mal setzte mein Herz aus, als auch Saga wieder in meine Richtung schaute und grinste wie der König vom Schlaraffenland.

Es blieb gar keine andere Option übrig, als die, dass er mich entdeckt hatte. Warum sonst sollte der Blonde so ungeniert grinsen? Bestimmt nicht, weil ein Pferd hinter mir einen Salto machte.

Die Situation machte es auch nicht besser, als der Brünette auch noch mit den Finger auf meine Wenigkeit zeigte. Hatte er denn nicht mehr alle Tassen im Schrank?

Ertappt warf ich die Hände, samt der Karte über meinen Kopf und versuchte mich in Luft aufzulösen während ich die Augen zukniff.

Wann nur würde mir dieses Kunststück gelingen? Seh ich dich nicht, siehst du mich nicht.

Als ich vorsichtig versuchte ein Auge zu öffnen machte mein Herz einen weiteren Hüpfer. Diesmal aber einen angenehmen und prickelnden Hüpfer.

Uruha winkte mich mit seinem entwaffnenden Lächeln zu sich und ließ alle Vorsicht den Bach ordentlich hinunter gehen.

Es musste wirklich eine komische Szene für den Kellner gewesen sein. Zuerst setzte ich mich zielsicher auf einen Platz und jetzt ließ ich alles stehen und liegen nur um zu dem anderen zu kommen, der bei einem anderen Cafe saß.

Ohne auf die Leute um mich herum zu achten stampfte ich durch die kleine Straße zu den unscheinbarem Cafe mit dem Namen ‚Anna Pretty’. Ich achtete nicht auf den Namen, als ich mich neben dem Brünetten auf einen Stuhl fallen ließ. Saga grinste verschwörerisch, doch ich hatte keine Augen für ihn sondern nur für das erfrischende Lächeln Uruhas. Da hatte ich mir wirklich was eingebrockt, wenn ich schon nur wegen einem Lächeln alles stehen und liegen ließ.
 

it scares me more every day

on my knees I think clearer
 

„Tut mir leid. Mit flunkern klappt es nicht so gut bei mir.“, gab er leise und verlegen zu, kratzte sich an seinem Hinterkopf während er entschuldigend lächelte.

Er sollte nicht lächeln. Alles andere gegenüber war ich gewachsen, nur diesem verdammten Lächeln nicht.

„Na toll. Sollte ich mich nicht ordentlich benehmen? Du wolltest das durchziehen.“, brummte ich ungnädig und verschränkte die Arme vor der Brust, um eine etwas überlegendere Haltung anzunehmen.

Saga würde ich nämlich nie zeigen, wie nah ich an der Peinlichkeit war. Niemals!

„Schon, aber er hat eine Shoppingtour vorgezogen.“, grinste mich Saga schadenfroh an. Was hatte dieser Kerl jetzt schon wieder vor? Wenn Saga bis jetzt einen Plan verfolgt hatte, dann war er nie gut für mich ausgefallen.

Fragend drehte ich mich zu Kouyou. Was hatte jetzt Shoppen mit einem Date zu tun? Das sollte man mir mal erklären.

„Saga darf ein paar Sachen auswählen, die ihm gefallen würden an mir. Da können wir mal herausfinden, wie groß der Unterschied von dem Geschmack der Homos und Heteros ist.“, erklärte mir Uruha in ruhigem und heiterem Ton.

Etwas musste mein Kopf arbeiten, um alles zu verstehen, was mir der Brünette eigentlich sagen wollte. Und doch wollte ich es jetzt nicht verstehen. Was sollte jetzt so besonders an Klamotten sein?

Das Grinsen Sagas war mir nicht geheuer… und genau durch dieses durchtriebene Grinsen dachte ich an alles Mögliche, in das er Uruha stecken könnte. Lack und Leder… oder in einen seiner Fummel, die mehr zeigten als verdeckten.

Die Röte schoss mir ins Gesicht und verursachte nur noch einen peinlicheren Auftritt. Wenn ich mal wieder mit Saga alleine war, würde ich ihm sämtliche Knochen brechen. Obwohl die Nase erst mal reichen musste. Die passte mir mal überhaupt nicht.

„Na, wenn das nicht mal ein Spaß wird.“, grollte ich ihn leicht an und stand auf. Ich würde die Beiden auf Schritt und Tritt folgen, nur damit Saga seine Griffel von ihm ließ und er auch keine zu abstrakten Sachen für den Brünetten raussuchte, die ihn fast gar nicht bedeckten.

Saga würde einen qualvollen Tod sterben, dass schwor ich mir.
 


 

Auf jeden Schritt, den sie taten verfolgte ich sie, ließ sie kein einziges Mal aus den Augen, als wir durch die Geschäfte schlenderten. Und ich musste mir eingestehen, dass Saga Uruha wirklich gute Sachen anzog. Nicht all dieses abstruse Lack Cowboy-Zeug, wie ich es in meinen Vorstellungen gesehen hatte. Sie wurde nicht erfüllt, also konnte Saga noch ein paar Stunden länger leben. Trotzdem gefiel mir nicht, wie nah er manchmal Kouyou kam, auch wenn es nur zufällig wirken sollte. Obwohl Saga niemals etwas zufällig machte.

Also durchstöberte ich, ein mal bei Seite schiebend, dass ich shoppen hasste wie die Pest, die Läden mit den beiden Anderen und bekam regelrechte Würgeanfälle bei Sagas Zwinkern, wenn mir etwas an Uruha gefiel. Ja, Uruha standen die Sachen, doch musste er ihn doch nicht so exzessiv anstarren und mit Blicken ausziehen. Jedes Mal, wenn ich diesen verteufelten Blick auf seinem Gesicht sah, lief ich brummend an ihm vorbei. Er sollte ruhig Angst bekommen und mich ja nicht als Witzfigur sehen.

Jedoch schien ihn das alles nur noch mehr zu erfreuen.

Gut, dass Uruha von selbst so klug war und sich nicht diese verdammten Oberschenkel freien Hosen andrehen lassen hat, denn der Brünette hatte Geschmack… auch wenn ich so Etwas gerne mal in meinem Leben gesehen hätte. Ich konnte nur nicht den Gedanken von Sagas Blicken auf Kouyous nackter Haut ertragen. Da Lobte ich mir Uruhas Abneigung gegen diese Klamotten. Ich brauchte keinen Herzkasper befürchten, an diesem eh schon belastenden Tag.

Gerade war ich dabei ein paar Westen durchzuschauen. Wirklich interessant, was man so fand unter all den ganzen Schnallen und Schmuck. Uruha und Saga suchten bereits hinter mir in der T-Shirt Ecke weiter nach Schätzen.

„Sag mal, Saga…?“, erhaschte ich die sanfte Stimme Kouyus, die mich angenehm in die Oberteile lächeln ließ. Es war schon seltsam wie ruhig er war obwohl er ganz schön viel heute über sich ergehen lassen musste.

Ich bewunderte den Brünetten manchmal für seine Ausgeglichenheit. Meine Wenigkeit war schnell gereizt und brummte immer genervt, von der Welt, Alles und Jeden an.

„Hm?“, hörte ich nur den Laut von Saga, der zeigte, dass Uruha seine volle Aufmerksamkeit genießt.

„Was ist eigentlich mit Tora und dir?“ Meine Hand krallte sich in den harten schwarzen Stoff einer Jacke. Oh ja, das wollte ich ja auch gerne wissen. Was hatte Saga gemacht, dass mein bester Freund so nah mit ihm tanzte und kuschelte? Eigentlich war Tora mir auch eine Antwort schuldig, doch er ließ mich auf dem trockenen Sitzen.

„Was soll da denn sein?“. lachte Saga hinter mir leicht. Er schien nicht wirklich amüsiert zu sein über diese Frage. Und das hoffte ich für ihn, denn mit meinem besten Freund zu spielen, hieß alle seine Glieder zu verlieren. Bei Saga war mir die Sauerei dann egal, die rauskam.

„Also, ihr habt ziemlich innig getanzt bei dieser Feier, wo ich auch war.“ Ein bisschen war sehr untertrieben von Kouyou, sie hatten sich ja regelrecht mit Blicken die Kleider vom Leib gerissen.

„Nur, weil wir miteinander getanzt haben, werde ich bestimmt nicht irgendeine komische Beziehung mit Tora führen. Er ist eh nicht mein Typ.“, kam es leicht aggressiv von Saga der anscheinend doch an etwas Frust zu leiden hatte. Aber ich konnte dem Gesagten nicht wirklich glauben. Sicher war es nur ein Lockmittel für die falsche Fährte, die er legte. Da war doch etwas Faul.

„Oh… Okay.“ Uruha schien sich auch davon lieber ein wenig zu distanzieren um keine Wolken aufwirbeln zu lassen. Sofort drehte sich dieser wieder den Klamotten zu und tat so, als wäre er angestrengt dabei, Klamotten auszuwählen. Dabei hatte er schon seinen Stapel fertig und wenn er jetzt noch etwas kaufte, würde sicherlich der Kassentisch zusammen brechen.

Deshalb tippte ich Uruha auf die schmale Schulter. Kam es mir nur so vor oder war er wirklich noch zerbrechlicher geworden. Ich hatte ihn schon eine Weile nicht mehr berührt, fiel mir auf.

„Ich glaub, das ist schon zu viel für deinen Kleiderschrank.“, flüsterte ich dem Brünetten zu, der wohl endlich eine weitere Entschuldigung brauchte um sich nicht näher mit dem dampfenden Saga zu beschäftigen. Er schien die Ablenkung gerne anzunehmen von dem Anderem und nickte nur. Weil ich ja so ein besonders netter Kavalier war, nahm ich ihm die Sachen ab und legte sie mir schon fast über die Schulter, wie ein Sack Mehl. Was hatte sich Kouyou eigentlich dabei gedacht? Hatte er nicht genug Sachen in seinem ziemlich kleinen Schrank?

„Der ist gruselig.“, flüsterte mir Kouyou zu und ich brummte nur zustimmend, als wir zur Kasse liefen.

Dass es nicht krachte, als ich den Kleiderstapel auf die Theke legte, war ein reines Wunder. Symbolisch wischte ich mir mit der Hand den Schweiß von der Stirn. Ich würde mir sicherlich noch überlegen, ob ich das ganze Zeug zu Uruha schleppen würde oder ob ich ihn selbst mit dem Zeug alleine ließ. Aber wenn ich an seine dünnen Arme dachte…ne lieber nicht.

Dieser Laden war verdammt noch mal nicht billig. Deshalb schaute ich sehr fragwürdig auf den Kleiderhaufen vor mir. Die Kassiererin freute sich natürlich drüber und machte sich gleich über die Klamotten her, damit sich der Brünette es sich nicht noch mal anders überlegte. Doch dieser schien alles schon im Kopf ausgerechnet zu haben und griff nach seiner Brieftasche um dort einige Scheine, zwischen einigen Anderen, sehr vielen, Scheinen rauszukramen. Es waren genau 113.280 Yen.

„Boa, wieso hast du so viel Kohle? Ich könnte den ganzen Kram nich mal in 3 Monaten bezahlen.“, brummte ich erstaunt und sah den Brünetten nur mit der Schulter zucken.

„Tja, kennst du den Begriff sparen und verzichten? Ich kaufe mir nur dann was, wenn ich das Gefühl hab mich mal belohnen zu müssen.“ Er schien sehr stolz auf seine Disziplin und seinen Spruch zu sein, denn er straffte die Schultern und lächelte mich zufrieden an. Noch einmal schaute ich den Geldbeutel in seiner Hand an, wie prall es gefühlt war.

Also nur, wenn er sich belohnen wollte. Und warum war der Beutel dann so voll? Akzeptierte er seine eigenen Leistungen nicht?

„Lass mich raten! Dass ist so gut wie nie oder gar nicht.“, lachte ich kurz und leise, aber nicht wirklich böse.

Natürlich antwortete ich auf seine Antwort, doch er sprach nicht, starrte einfach weiter die Klamotten und das Geld, was er der Frau hingelegt hatte, an und war stumm für diesen einen Moment, in dem ich ihn wirklich sprechen hören wollte oder seine Meinung. Vielleicht dachte er nach, vielleicht aber auch nicht und ließ alles wie ein Shinkansen an sich vorbeiziehen. Was blieb mir anderes übrig, als zu seufzen?

„Also wäre ich du, würde ich mich jeden Tag belohnen. Einfach nur dafür, dass es mich gibt. Das, finde ich, hast du verdient.“

Er schaute auf und belegte mich mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte. Das Einzige, was ich in den Augen sah, war das leichte Glitzern, welches mich glücklich werden ließ und meine Magengegend anfing zu poltern.
 

Goodness knows I saw it coming

Or at least i'll claim I did

But in truth I'm lost for words
 

„Danke.“, hörte ich ihn nur flüstern und hörte in diesem Moment nicht das Rascheln der Tüten und das Klappern der Kasse. Ich sah nur das Glitzern, wie das Glitzern des Meeres, wenn die Sonne schien. Nur, dass seine flüssiges Braun waren.

Dieser Gedanke war so poetisch und doch so komisch, dass ich das Gefühl hatte in einer Sitcom zu sein.

„Hey, kommt endlich.“, hörte ich Saga rufen, der schon aus der Tür des Ladens war und scheinbar nur auf uns unbewegte Statuen wartete, die sich nicht von ihrem Sockel bewegen wollten.

Erst Uruha traute es sich zu bewegen. Er schien bemerkt zu haben, dass etwas komisch war, obwohl ich nicht mal genau wusste, was es war in diesem Moment.

Das musste ich kurz verdauen und ließ dem Brünetten den Vortritt aus dem kleinen Shop zu gehen.

Erst, als ich wieder alles aus meinen Körper entfernt hatte, was vielleicht nicht dort gefühlsmäßig hingehörte, konnte ich den Laden ohne Schlenkern und steiler Stirnfalte verlassen.

Saga und Kouyou warteten bereits auf mich vor der Tür und der letzte fächelte sich frische Luft zu, als Saga den Rauch seiner Zigarette ausblies, der direkt in die Richtung des Brünetten zog.

Sofort verzog er sich zu mir, obwohl ich auch sehr gerne Tabak konsumierte. Lag wahrscheinlich daran, dass ich ihm mal wieder die Hälfte der Sachen abnahm, da ich die Last an seinen dünnen Armen nicht ertrug. Als ich vorlief, denn keiner schien den Anfang machen zu vollen, hakte sich Kouyou bei mir unter und lächelte wie ein Honigkuchenpferd.

Irgendetwas würde gleich passieren, das spürte ich an der Elektrizität in meinem Nacken. Irgendetwas würde er sagen, das sah ich in seinem lächelnden Gesicht.

„Wenn es dich so stört können wir das nächste Mal alleine Kaffee trinken und einkaufen gehen.“, grinste er so lieblich, dass ich nicht mehr zuschauen konnte und starr auf den Rücken von Saga, der vor mir lief, starrte.

„Ja, bestimmt.“, gab ich nur kleinlaut von mir und spürte die Freude. Freude auf etwas, was ich nicht erfreulich finden sollte, weil die Annahme, die Uruha von sich gegeben hatte, vollkommen falsch war.
 

I promise I'll do anything you ask...this time
 

Mit ihm alleine durch die Straßen laufen und über zu große, zu kleine und zu hässliche Sachen lachen.

Ja, mein Magen freute sich auf diese bevorstehende Sachlage.

Nur nebenbei… Ich hasse es, einkaufen zu gehen.
 


 

Ich sah es kommen, ich musste meinen Stolz über Bord werfen. Das schlimmste daran war: Bei dir fällt es mir zu leicht.
 


 

So, das 9. Kapitel hat ziemlich lange gedauert. Verzeiht!!

Ich versuche diesmal schneller zu arbeiten aber ich kann nichts versprechen.

Danke für alle Kommentare.XD

Ich freu mich wie ein Schnitzel. Das könnt ihr euch nicht vorstellen.^^
 

LG

Seika
 

P.s.: Sorry, das nächste Kapitel wird länger dauern. Schreibblockade.T^T

Look after you - The Fray

The Fray-Look after you
 

Sorry für die Wartezeit, aber die Muse war ungnädig.T^T

Aber ich widme es Teufelchen_netty, weil sie mich inspiriert hat diesmal.^^
 

If I don't say this now I will surely break

As I'm leaving the one I want to take

Forgive the urgency but hurry up and wait

My heart has started to separate
 

Oh, oh,

Be my baby

Ohhhhh

Oh, oh

Be my baby

I'll look after you
 

There now, steady love, so few come and don't go

Will you won't you, be the one I'll always know

When I'm losing my control, the city spins around

You're the only one who knows, you slow it down
 

Oh, oh

Be my baby

Ohhhhhh

Oh, oh

Be my Baby

I'll look after you

And I'll look after you
 

If ever there was a doubt

My love she leans into me

This most assuredly counts

She says most assuredly
 

Oh, oh

Be my baby

I'll look after you

After You

Oh, oh

Be my baby

Ohhhhh
 

It's always have and never hold

You've begun to feel like home

What's mine is yours to leave or take

What's mine is yours to make your own
 

Oh, oh

Be my baby

Ohhhhh

Oh, oh

Be my baby

I'll look after you
 

You are so beautiful to me
 

Vielleicht fühlten sich die Leute auf dem Schafott damals im 18. Jahrhundert genauso wie Uruha und ich. Okay, es war ein klein wenig übertrieben, wenn man bedachte, dass es sich nur um 2 Männer handelte, die uns die ganze Zeit beobachteten und wir nicht gehängt wurden, sondern nur mit Golfschläger rumhantieren mussten. Trotzdem war mir ihre Anspannung sehr aufdringlich. In meiner Sprache ausgedrückt: Die Beiden gingen mir ziemlich auf die Eier.

Ich hatte Kouyou vorher einen Eid ablegen müssen, dass ich mir die Fäkalwörter an diesem Tag sparte und mich von meiner besten Seite zeigte.

Seine Mütter mochten vielleicht meine ‚andere Art’, wie er so schön sagte, aber seine Väter waren wohl ein anderer Schlag von Mensch.

Als ich sie sah, wusste ich sofort woher Uruha seinen Hang zu Pullunder und Polo-Shirts her hatte.

In T-Shirt und Jeans fühlte ich mich nämlich gar nicht mehr so wohl wie vorher.

Uruha hatte abgewunken und gemeint, ich solle mich doch bitte nicht so verkrampfen und einfach eine gute Figur beim Golf machen.

GOLF… Tze… ich kam nicht mal in die Nähe des Balls mit meinem Schläger. Ich hatte eher das Gefühl die Bälle flogen absichtlich in meine Richtung. Andauernd duckte ich mich vor einem weißen großen Flugobjekt, die mich beinah mit bösen blauen Flecken übersäten. Der Brünette war sowieso vollkommen amüsiert von mir in dieser wohl kleinen aber doch feinen Welt, mit der ich absolut nie und nimmer Freund werden würde. Was war denn bitte daran Sport und auch noch interessant, einen Miniball mit etlichen Schätzungen in ein Miniloch zu bekommen? War doch totaler Schwachsinn, dass wir uns ausgerechnet beim Golfen mit seinen Väter treffen mussten.

… Ich will ja nicht böse sein, aber beide wirkten so, als hätten sie einen Golfschläger im Hintern zu hängen…

„Die Beugung von ‚go’.“, flötete mir Kouyou zu während ich versuchte den kleinen Ball zu fokussieren und gleichzeitig mein Hirn zu verwenden.

„Go, went , gone.“, kam es nur eintönig von mir, denn ich war das schon bestimmt 6 mal mit ihm durchgegangen.

„Steigen?“

„Rise, rose, risen.“

„Mit freundlichen Grüßen?“

„Your sincerely.“

„Gabelung?“

„ Y-junction.“

Nach einem verhauenen Test, den ich in Englisch geschrieben hatte, und mich lauthals über die Lehrerin bei ihm ausgelassen hatte, erwog er nun mit mir für den nächsten Test zu büffeln, damit ich es der alten Schachtel mal zeigen konnte. Natürlich war irgendwie jeder Test mit eingeschlossen und jede noch so kleine Kleinigkeit, damit ich es von der Pieke auf konnte. Ich würde es ihr so zeigen… und gerade seinen Vätern. Denn mir schien es so, als wolle er ein wenig Eindruck schinden bei ihnen. Dass ich zwar nicht Golf spielen konnte, aber dafür nicht dumm war.

Ich schlug mit einem Sausen in meinem Ohr, wegen der verdrängten Luft, zu und traf sogar. Nur, dass ich ihn ein wenig unelegant in den nächsten Busch beförderte. Uruha versuchte sein Kichern hinter vorgehaltener Hand zu verstecken, doch ich hörte es natürlich und brummte ihn missmutig an. Da hatte er rein gar nichts zu lachen und mich auch noch in Verlegenheit zu bringen. Er sollte mich aufmuntern und unter Schutz nehmen.

Kurz tätschelte er mir die Schulter, um sich den Platz freizumachen und selbst zu schlagen. Ich brauchte nicht mal hinsehen, um zu wissen, dass er genau traf und seine Väter wieder strahlen ließ vor Stolz. Mit gespannter Haltung und klarem, starren Blick schaute Uruha über das Feld. Ein kleiner Applaus ging hinter meinem Rücken los und ich schnaubte nur einmal bei der kleinen Zurschaustellung meines Klassenkameraden. Da hatte er mich ja mal wieder fein ins Aus befördert mit seiner Perfektion.

Seine Haltung löste sich und er schaute mich teil schelmisch, teils entschuldigend an. Da half auch sein liebevolles Klopfen auf die Schulter nichts. Ich war neben ihm wohl ewig der kleine Idiot, der nicht mal ansatzweise etwas auf die Reihe bekam, was natürlich der liebe Takashima im Schlaf konnte.

Nein, das war übertrieben, denn sein Lächeln entschädigte ja meine Schmach. Und manchmal, ja manchmal, da war er der Loser zwischen uns und er nahm es mit Fassung. Wieso ich nicht auch?

„Hmpf.“, seufzte ich kurz einmal in mich hinein und besah mich des Feldes, welches ich zum Fußball spielen nehmen würde aber nicht als Golfplatz. Verstand einer die Neureichen. Ich tat es auf jeden Fall nicht.

Uruha sagte zu meiner Reaktion nichts mehr, er verstand die Laute meines Unverständnisses. Wortlos zeigte er mir den Weg zu einem Tisch, der für uns vorbereitet wurde, damit wir essen konnten. Seine Väter schienen das öfter hier zu tun, denn sie redeten mit den Angestellten wie mit Freunden. Nicht mal in schlechten Filmen hatte ich gesehen, dass solche Schnösel ihr Essen extra auf einen Golfplatz chauffiert bekamen. Aber ich war hier eh total falsch und hatte keine Ahnung von solchen Dingen. Und das schienen die beiden Älteren sehr wohl zu merken, denn sie ließen mich nicht aus den Augen, so als wüssten sie genau wer ich war und was ich so trieb. Ihre Blicke waren mir unangenehm und ließen mich auf dem bequemen Stuhl hin und her rutschen, wie auf glühenden Kohlen.

Der Brünette neben mir blieb ganz cool und lächelte sein Essen an, was er als erstes bekam. Gut, dass der Speiche das Essen nicht verging.

„Und ihr seid also beide in einer Klasse?“, fragte mich der Größere von beiden. Ungelogen, man sah ihm sofort die Verbindung zu seinem Sohn an. Das leicht spitze Kinn und die Augenpartie. Ich hatte keine Zweifel, dass sie einer Familie angehörten. Doch genauso merkte ich ihm an, dass ihm nicht ganz wohl war wenn er mich sah und auch nicht, dass sein Sohn beide Väter herbestellet hatte. Uruha hatte mir vorher bereits gesagt, dass niemand seiner Freunde von seinen Eltern wusste und seine Eltern auch nie mit ihren Partner sich vor ihnen kenntlich gezeigt hatte.

Vielleicht dachten sie jetzt das Schlimmste. Was war wohl das Schlimmste für sie?

„Ja, ich habe doch gesagt, dass ich mit Akira zusammenarbeite. Und da ich finde ihr könntet uns helfen, hab ich ihn mal mit eingeladen.“ Kouyou sprach so heiter und unbeschwert, dass ich ahnen konnte, was sie jetzt nicht hören wollten.

Dass er was mit mir hatte. Dass ihr Sohn selber schwul geworden war und nun sie als Schwiegerväter vorstellen musste. Dabei war sicherlich nicht der Fakt mit ihrem Sohn so erschreckend. Sondern mit wem sich ihr Sohn so rumtrieb.

„Oh, ja klar. Aber ich glaub wir können euch nicht mehr sagen, wie ihr schon wisst. Wann habt ihr denn eure Projektvorstellung?“ Es wirkte gelassen, ihre Konversation, doch ich merkte die starre Haltung seiner Hand. Der Andere, der Kleinere, der nicht Uruhas leiblicher Vater war, hielt sich sehr zurück und schien auch nicht wirklich sonderlich erbost oder gar vorsichtig.

„In ein und einem halben Monat. Also noch viel Zeit, um mit euch so Standartfragen zu machen und so. Für die Statistik halt.“ Darüber hatte ich mit ihm zwar vorher noch nie gesprochen aber es würde schon ein guter Einfall sein, wenn er ihn auch ausspielte. Alles, was Uruha tat hatte irgendeinen tieferen Sinn und war gut überlegt. Ein kleines Lüftchen wehte gerade über meine kurzen Haare und ließ eine Strähne in das Gesicht des Brünetten wehen. Ich hielt mich zurück sie nicht wieder zurecht zu rücken, wie ich es sonst tat. Ich wollte keine falschen Verdächtigungen nähren mit meinem Verhalten. Ich blieb still und beobachtete lieber weiter, während der Wind seicht wehte. Er war wie Kouyou, spielerisch und umschmeichelnd, fast schon tänzelnd, als er ein kleines Blatt an meinen Stuhl wehte. Hatte er das von seinem Vater gelernt, der nun seicht lächelte und die kleinen Falten unter Augen und an Stirn ein wenig verdrängte mit seinem Lächeln.

Sie beide wirkten wie aus einem perfekten Paralleluniversum, in denen die Menschen fast schon zu perfekt waren. Nur dass er wusste, dass Uruha eigentlich nicht ganz so perfekt war mit seinen Macken. Oder war er deshalb so perfekt?

Die Familie versuchte gerade vorgetäuschte Harmonie aufzubauen, anscheinend machten sie das immer, wenn Jemand dabei war, doch Uruha verfolgte wohl einen ganz anderen Plan. Uruha schien gerade in ihrer Harmonie zu stören, obwohl er noch nicht mal etwas getan hatte. Eine Vorahnung schien uns zu streifen.

„Was denn für eine Statistik?“, fragte sein Dad und griff nach einem Stück Brot aus dem kleinen Körbchen an der Seite des Tisches.

„Wir fragen, wo sich die Pärchen, die wir ausfindig machen können, getroffen haben.“, sprach der Brünette ganz ruhig und schnitt das Fleisch auf seinem Teller. Uruha wollte mehr sagen, das spürte ich an seiner Haltung. Doch er hielt sich zurück. Wie ein Reiher, der darauf wartete, dass die Fische im Teich ihn vergaßen, und schnappte dann zu. Ich kannte diese Ruhe, die er ausstrahlte bereits, aber nicht diese versteckte Tücke. Uruha schien mir immer einer der gutmütigsten und auch ehrlichsten Menschen, die ich je kennen gelernt hatte.

„Das ist ja wirklich süß. Ich wusste gar nicht, dass so was in einen Auftrag darf.“ Es war echtes Entzücken, dass uns sein Vater zeigte, doch sein Dad schwieg eine Weile. Er schien seinem Sohn genauso wenig zu trauen wie ich. Die Art, wie er sein Gemüse aß, war irgendwie gekünstelt und seine Haltung zu exakt. Es klang verrückt, wenn man es nur vom Gemüse essen her betrachtete, aber selbst dort wüsste ich, wie er sich wirklich verhielt und das dies nicht der richtige Kouyou war.

„Ja, wir wollten es nicht so unnatürlich mit Fakten zumauern. Aber ich wollte mal fragen... wie ihr eigentlich zu Partnerbörsen im Internet steht.“

Dies veranlagte mich dazu, die Gabel in meiner Hand fester zu halten, da sie mir beinah aus den Fingern gerutscht war. Natürlich hatte mir Uruha von dem Internetprofil seines Dads erzählt, war total verwirrt gewesen. Vielleicht war es auch nur eine voreilige Vorstellung des Brünetten gewesen, doch er hatte sich hintergangen gefühlt, wie ein kleines Kind, das nie wusste, dass in Wirklichkeit sein Nachbar den Weihnachtsmann gespielt hatte. Zuerst hatte ich ihn gebannt gemustert an dem Tag, dann war ich hin und weg von dem ‚kleinen’ Kouyou und dann begriff ich, dass man dem klugen Jungen eins nie beigebracht hatte: Menschen haben nicht umsonst Geheimnisse und auch Eltern sind nur Menschen.

„Also, wenn man absolut keinen Menschen findet, könnte man das sicher so probieren, aber für mich wäre das nichts.“, lächelte uns der kleinere von Beiden zu und ich empfand so tiefes Mitgefühl. Vielleicht lag es daran, dass ich wusste, dass sein Sohn ihn nur aushorchte und seinen Dad bloß stellen wollte.

So schlecht wie ich mich fühlte musste ich etwas tun. Ich stieß den Größeren warnend in die Seite, sodass er aufkeuchte und mich leicht grummelig anschaute. Da konnte er noch so einen Schmollmund ziehen und sich an der Seite tätscheln, ich wollte keinen großen Ärger.

Zur Antwort seines Blicks brummte ich nur ein mal und hoffte, dass er es gut sein ließ.

Doch auch diesmal war ich wieder derjenige, der den Kürzeren zog. Uruha würde nicht aufhören, solange er seinen Dad nicht aus dem Loch gelockt hatte.

„Und du, Dad?“, ließ er weiter in gespielt heiterem Ton hören und nippte an seinem Glas Wasser. Oh, wie ich die Arme über den Kopf werfen wollte und mir ein schwarzes Loch herbei wünschte. Für solche Familienspiele war ich nicht geschaffen und ich fragte mich, wo der liebvolle Uruha geblieben war, der auf alles um sich acht gab.

Ohne mein Flehen zu erhören tickte die Uhr weiter und sein Dad räusperte sich kurz.

„Ich finde das ganze Internetzeug unpersönlich und dumm. Ich glaube, dass man dem Menschen in die Arme läuft.“ Sehr poetisch gesagt. Er hatte gemerkt, dass dies die Fangfrage war, doch er hatte die falsche Antwort gewählt. Und Kouyou ließ es ihn spüren, indem er seinen Dad unvorbereitet anzischte.

„Lügner!“ Auch ich wich zurück bei seiner Wut. Ich war mir sicher, dass sie beide ihn auch nie so erlebt hatten, ihrer Mimik nach zu urteilen.

Unverständnis zeichnete sich ab und der Größere schüttelte den Kopf. Wo waren die schwarzen Löcher, wenn man sie brauchte?

„Wie bitte?“, fragte sein Vater leicht pikiert bei der Reaktion seines Sohnes. Wütend wurde neben mir die Servierte von dem Brünetten auf den Teller geworfen und ich spürte die Temperatur deutlich runter gehen.

Richtige und gefühlte Temperatur war ja immer etwas anderes.

„Ich habe gesagt ‚Lügner‚. Du lügst mir so ins Gesicht.“ Das alles war nicht mein Bier und auch der Kleinere vom Bündnis schien überfordert.

„Ich weiß nicht, was du meinst und ich verbitte mir solchen Ton von dir.“ Es wurde langsam ernst, dass verriet die angespannte Stimme des Familienhauptes.

„Komisch, dass ausgerechnet du meintest ich sollte mal Gefühle zulassen und nun verbietest du sie mir. Und ich meine dein Onlineprofil auf einer dieser Flirt und Kontaktseiten.“

Nun war es raus, die Knoten geplatzt und die Katze aus dem Sack.

Der Wind sauste durch die Baumkronen und ließ die Stille gespenstisch wirken, die auf ihnen lag.

Es war so einfach eine labile Harmonie zu zerstören, so kurz durch ein paar Worte.

Jeder von ihnen war angespannt und selbst durch den Stoff und durch die Distanz konnte ich die Elektrizität spüren, die durch die Venen von Kouyou gingen. So verzerrt durch Wut hatte ich ihn noch nie erlebt, es war so verfälscht, dieses ICH.

Der Erste, der sich bewegte, war Uruhas Vater, der sich kurz räusperte und dann zu Boden schaute.

„Was für eine Seite war das?“, nuschelte er in seinen nicht vorhandenen Bart, sodass ich nicht wusste, ob er nun seinen Partner oder Kouyou fragte. Denn beide hätten es ihm sagen können. Beide hatten Informationen, die sie ihm enthielten. Doch keiner ließ den Schwall an Informationen hinaus in die Luft.

„Sag schon!“, drängte der Kleinere, aber diesmal sichtbarer an seinen Partner gewendet. Die Ungeduld machte mich hibbelig und die Kälte von dem Brünetten neben mir ließ mein Herz noch weiter in die Hose rutschen. Eigentlich hatte ich gedacht , dass vielleicht ich ein Streitpunkt hätte werden können oder unser Projekt, aber nicht, dass Uruha, der perfekte Sohn selbst, diesen Gnatsch herauf beschwören würde.

„Das ist nur ne Seite von damals, als ich noch nicht mit dir liiert bin.“ Die Ausflüchte seines Dad‘s waren selbst in meinen Ohren so unaufrichtig wie Pinoccios Worte. Er selbst glaubte seinen Worten nicht.

Auch Uruha schien sich zu versteifen unter den zweifelhaften Worten.

„Dafür haben sich deine Aktivitäten gar nicht eingeschränkt.“, zischte es gefährlich neben mir. Vielleicht sollte ich mich in Deckung bringen oder aus der Schussbahn, denn sein Dad sah nicht sehr glücklich aus. Genauso wenig wie sein Vater, der nur noch unglücklicher aussah.

„Ich verbitte mir diesen Ton!“, schalte es mir aus der Richtung Uruhas Dads an und ich wusste nicht, was ich schlimmer finden sollte, seine laute Stimme oder seine knallende Hand auf dem Tisch und das warnende Aufstehen. Irgendetwas vom Beiden ließ den Brünetten so derart zusammenschrecken, dass seine Hand zitterte. Auch wenn Kou gerade ziemlich anstachelnd war, empfand ich mehr Mitleid für ihn als für seine Väter.

„Was fährst du ihn so an? Du selbst hast gesagt, er soll sich nicht einengen lassen.“ Noch mehr Wut, nur diesmal von der Seite des Kleineren des Pärchens. Er hielt zu seinem Ziehsohn und das fand ich richtig.

„Hörst du nicht, wie er mit mir spricht? Das gehört sich nicht!“, versuchte sich sein Dad aus der Affäre zu ziehen, doch auch der Kleinere von beiden stand auf, um auf gleiche Augenhöhe zu sein.

„Es gehört sich auch nicht hinter dem Rücken des Partners im Online zu flirten. Findest du nicht?“

Die geladene Stimmung durchtränkte mein ganzes Inneres und ich spürte die feinen Härchen, die sich aufstellten, immer im Nacken, dass es Ärger geben würde.

„Das reicht! Ich muss mir nicht von dir und meinem Sohn auf der Nase tanzen lassen.“

Ich schaute nicht auf, ich schaute in Kouyous Gesicht, das keine Mine verzog, als ich den Luftzug des Fortgehens merkte, auf den nackten Oberarmen.

War es ein schlechtes Ohmen oder war das nur eine kleine Misere, die nicht weiter schlimm war? Ich konnte mich nicht entscheiden was angenehmer wäre. Ob nun das Schweigen Uruhas oder seine eisigen Worte, die ich mir noch nicht vorstellen konnte.

Doch er verzog nur den Mund zu einer Grimasse und fluchte leise.

„Verdammt, ich wollte mir seinen Yukata ausborgen.“
 

Ich wollte aus dem Bad und doch wollte ich drinnen bleiben, um zu sehen, was Uruha da gerade Wahnsinniges mit sich anstellte. Sicher, er war nicht Selbstmordgefährdet, aber sicherlich irgendwie verkorkst und geistig verwirrt. So verwirrt wie ich war, als er sich den weiß lilanen Yukata aus dem Schrank seiner Mutter geholt hatte.

‚Wenn ich nicht den meines Vaters bekomme, dann den meiner Mutter.‘

So wie ein Kind hatten seine Augen geglitzert und ich wusste nicht, ob ich mich so wirklich zeigen würde. Ich würde aus dem letzten Loch pfeifen, wenn man erkennen würde, wer das da vor dem Spiegel war. Nicht annähernd hatte ich gewusst, was mich erwartete, wie ich es erklären oder beschreiben sollte und ich wurde gerade ins kalte Wasser geschmissen.

„Sieh es als Teil unseres Projekts.“, sprach er durch den Spiegel diplomatisch zu mir, als er die Wimpern nachtuschte. Mein Kopf gehorchte mir nicht mehr, denn er sollte es grotesk finden, aber nicht hübsch.

„Ich weiß nich, wie irgendein Teil unseres Dingsda, damit vereinbar sein soll.“

Es war so unendlich spannend zu sehen, wie unter der Schminke der Junge verloren ging und nun eine große Frau vor ihm stand.

„Die Männer damals im alten Japan haben in den Theatern auch die Frauenrollen übernommen mit wirklich ästhetischem Wert. Ich finde, das ist Kunst.“ Ästetische Kunst? Ich nannte es eher ein Monströses Versteckspiel vor der Wirklichkeit. Er wirkte so unwirklich, so als würde er gleich aus der Tür in einen Garten voller Kirschblüten gehen und dort an einer Schamai zupfen. Gruseliger Gedanke, dass ich fähig war mir so was vorzustellen.

„Wenn es dir echt zuwider ist, dann musst du nicht mit mir gehen.“ In seinen Augen stand Sorge, doch ich schüttelte nur den Kopf

„Wer soll sonst aufpassen, dass du nicht verschleppt wirst oder in ein Museum für Antiquariate kommst?“ So konnte ich vielleicht bei einigen doch lügen und sagen ich hatte ne Schnalle aufgerissen. Also nahm ich die Herausforderung an. Es ist ja nicht so, dass ich noch nie mit Uruha unterwegs war.

Als Antwort lächelte er mir nur zu und ich hoffte inständig, dass mein Kopf endlich mal schalten würde, dass da Kouyou vor mir stand und nicht irgendein Mädchen.

„Es ist ja nur für heute. Du wirst es überleben.“ Es war seine Art mir zu zeigen, dass ich mich wie ein Kleinkind verhielt.

„Schlimm genug.“, seufzte ich deshalb theatralisch und gab mir keine Blöße. Nicht vor einem Jungen im Frauenyukata. Obwohl mich schon eine andere Sache interessierte.

„Du, Kou?“

„Hmm?“ Er räumte gerade sein Zeug in meine Tasche, denn er konnte ja nicht mit Rucksack weg, und wollte an mir vorbei aus der Tür laufen. Doch ich hielt ihn überraschend fest, zog ein wenig den Stoff hoch.

„Was trägst du eigentlich drunter?“, lachte ich als auch er lachend sich am Türrahmen festhielt und versuchte mich weg zu schieben.

„HÖR AUF! Du kannst doch fragen.“ Er nahm es mir nicht böse. Hoffte ich, denn er lachte trotzdem, und dieses Lachen war eindeutig schöner, als dieses eiskalte Gesicht am Mittag. Ich hatte ihn kaum wiedererkannt.

„Aber du könntest mich anlügen.“ Kaum hatte ich nicht genau aufgepasst haute er mir den Föhn auf die Hand und ich musste ihn unweigerlich los lassen.

„Das kriegst du zurück. Ich werde ganz laut rumposaunen, dass du mein Freund bist.“

„Eeeeeey!!!“ Da hatte er mir es ja gegeben.
 

Es war schon so lange her, dass ich um diese Uhrzeit auf einem Frühlingsfest war. Sonst saß ich um diese Uhrzeit bereits mit meinem Kumpels zusammen und trank Sake, war vielleicht auch schon mit den Sinnen bei grünen Schlümpfen die Bomben anzündeten.

Ich hatte ganz vergessen, wie voll es um diese Uhrzeit an den Ständen war und wer dort alles anzutreffen war. Viele grüßten mich, doch niemand winkte dem Jungen neben mir, bekam nur seltsame Blicke. Doch er nahm es wie ein ‚Mann‘ und hob seine Nase hoch.

„Ich sollte dir öfter Frauenklamotten anziehen und dich zwingen die Klappe zu halten.“, grinste ich ungehalten Uruha an, doch der war dabei mit den Finger an den Beutel mit gefülltem Wasser zu stupsen, indem sich ein kleiner Goldfisch befand. Viele der Blicke waren anerkennend oder neugierig und ich fühlte mich wirklich gut, denn Uruha war meine Begleitung. Die dunklen Feuerlaternen warfen weiches Licht auf seine eh schön blasse Haut und ließen ihn gespenstisch schön wirken. Sinnlich wäre wohl jetzt das Wort, was ein Homosexueller benutzen würde, doch ich hielt mich mit solchen Kram nicht auf.

Ich erinnerte mich daran, dass er mich bestrafen wollte, doch ich wusste, dass mich nichts mehr von Peinlichkeiten erwarten würde. Das er mir Alkoholverbot gegeben hatte und mir den Goldfisch weggenommen hatte, schien ihm eine sehr angemessene Strafe zu sein.

Langsam wurden die Straßen lichter und wir hatten mehr Platz zum laufen, doch Kouyou blieb weiter unter meinen Arm eingehakt und beobachtete das mickrige Lebewesen im leichten Wasser. Die Lichterketten, die um die Bäume gewunden waren, wurden weniger und ich wusste, die Stände würden bald enden. Doch wir gingen weiter, waren geschwängert von guter Laune und müde von all diesen Trubel.

„Warum finden die meisten Mädchen solche Typen wie dich attraktiver, obwohl ein robusterer Mann doch eigentlich viel attraktiver sein müsste für sie.“ Diese Frage von mir kam aus dem Nichts, doch es interessierte mich wirklich brennend, wenn ich so bedachte, wie viele Mädchen immer schwärmend neben ihm standen obwohl er nicht der muskulöse Beschützer-Typ war.

Er schaute endlich wieder auf und schenkte mir seine Aufmerksamkeit.

„Da hat jemand in Biologie gestern aufgepasst.“, lächelten mich seine gelosten Lippen an.

… Sinnlich…

Ich hasste dieses Homo-Wort.

„Auch wenn ich jetzt hoffe, dass das keine Beleidigung war, würde ich mal sagen, dass es an der japanischen Schönheitsentwicklung liegt. Damals vor der Meji-Epoche gab es ein Kaiser, der feminine Männer schön fand und sie in seinem Haus behielt. Und was der Kaiser als Schick empfand, fanden auch die Bürger schick. Auf jeden Fall denke ich, dass es damit zusammen hängt. Es ist ein altes Schönheitsideal.“

Das alles schien einleuchtend und der Brünette hatte stundenlang das Internet nach kleinen Informationen über die homosexuellen Neigungen der Vergangenheit durchforstet. Und doch fragte ich mich, wie ein Volk sich von einem schwulen Oberhaupt prägen lassen konnte.

„Biologisch kannst du ja immer noch denken, dass es wie bei den Tieren ist. Um so herausgeputzter die Erpel bei den Pfauen und Enten sind, um so beliebter. Obwohl mir diese Variante nicht gefällt.“

Ich brütete über seine Worte und merkte eigentlich, dass ich selbst vollkommen manipuliert war von diesem Ideal, denn Kouyou war schön. Ich sah ihn als einen schönen Menschen.

So in Gedanken und schweigend führte er mich eine kleine Straße entlang, auf der niemand lief und nichts zu hören war außer das Profil meiner Chucks und das klackern Kous Holzsandaletten. Die asphaltierte Straße wurde sandig und wurde umrandet von Bäumen.

Hier war ich oft als Kind mit meinen Eltern gewesen, wenn die Kirschbäume blühten. Doch er schwenkte zur Seite, wo eine Lichtung war mit hohen Farn, grünem hohen Gras.

„Von hier aus können wir am besten das Feuerwerk sehen.“, meinte er nur kurz und lief zielstrebig voraus in das Gras, was ihn bis zu den Oberschenkeln glitt, den Stoff des Yukatas umschmeichelte, als er hindurch glitt. Ich folgte seinem Blick und ich wusste, dass es einer der schönsten Orte war, die man finden konnte. Hinter den letzten Bäumen hob sich weit weg die Skyline von Tokyo empor. Zwischen dieser Lichtung, auf der die Zikaden zirpten, Glühwürmchen schwebten und der massigen Stadt lag ein breiter Fluss.

Das Bild faszinierte mich, sodass ich dafür keine Worte fand in diesem Moment. Ich hatte mich nie für besonders musisch gehalten, konnte mit Poesie und Malereien nichts anfangen. Doch in diesem Moment wünschte ich mir ich könnte klingende Worte aufs Papier bringen, könnte feine Linien malen, die Kouyou beschrieben, wie er durch den Farn lief, die langen und schlanken Finger durch das geschmeidige Gras kämen ließ, es streichelte und der Mond seine Gestalt manifestierte, damit er nicht so unwirklich schien in dieser Landschaft. Ich wollte seinen seichten Gang in einem Lied einfangen und den Stoff, der gerade von seiner Schulter rutschte in Holz meißeln, das Gefühl in meiner Brust eine Hymne widmen. Dieses komische Gefühl.

Ich sah es kommen, ich musste meinen Stolz und meine Prioritäten über Bord werfen. Das schlimmste daran war: Bei ihm fällt es mir zu leicht.

Ich konnte nicht die Augen von dieser nackten Schulter nehmen, diese Schulter, die so zart wirkte, als würde selbst ein Schmetterling sie entzwei brechen könnte.

Verdammt, ich wollte wissen, ob sie genauso weich war, wie die Seide, die sie eigentlich bedeckt hatte.

Das Herz schlug mir bis zum Hals, oder vielleicht darüber hinaus, denn mir wurde leicht schwindelig.

Er blickte sich um, blickte mich an.

Ich konnte mich nicht rühren.

Er lächelte.

Ich wurde schwach, so schwach.

Er winkte mir zu und das aufkeimende Feuerwerk erhellte seine Haut.

Ich wollte laufen, doch ich merkte nichts von alledem.

Ich hörte nur das laute Schlagen in meinem Brustkorb.

Es formte ein Lied und ich dachte bei mir… ein wenig Poesie kannte ich doch.
 

Ohne Regeln, denn du würdest das hier nie erfahren.
 


 

Wie lange ich gewartet habe um die letzte Szene schreiben zu können.T^T

Endlich!!!!
 

;_;

das nächste Kapitel ist sicherlich ein aufschlussreiches Kapitel, aber auch eisn in dem nich viel passiert.

ich hoffe ihr bleibt mir trotzdem treu, auch wenns so lange dauert.T^T

Danke an meine Kommentarschreiber...ich seid soooooo toll.>////<

Auch wenns diesmal weigr waren.;__;
 

LG

Seika

Backgroundsound

Backgroundsound
 

Ja, es ist sehr kurz und auch keine Lyrics, denn dieses Kapitel ist so zusagen ein Knackpunkt.

Ich habe mich wirklich saumässig über die Kommis auf den letzten Kapitel gefreut, weil es auch mein lieblingskapitel ist.

Ich widme dieses Kapietel meiner Dildoking, die mich sehr gehetzt hat.XD
 

Ich ließ die Tür hinter mir kräftig und laut ins Schloss fallen. So laut, dass alles Unliebsame aus dem Zimmer fern blieb. Keine Gedanken, kein Duft von Anderen. Denn dies war mein Reich, indem ich mich fallen ließ, in das ich gerade flüchtete. Ja, ich war vor Uruha geflüchtet nach dem Feuerwerk. Jede Sekunde hatte mich kribbeliger gemacht und die Nähe war in diesen Minuten unerträglich.

Was war mit mir los? Meine Beine waren weich und mein Verstand getrübt. Die Nähe war erdrückend gewesen und hatte mich unwohl fühlen lassen.

Es kämpfte immer noch mit mir, das fühlte ich in meinen Händen, die nicht wussten wohin. Selbst die 12 Schritte zu meinem Bett wirkten wie eine Weltreise.

Ich hätte es näher zur Tür stellen sollen, doch dann würde das Zimmer noch leerer aussehen.

Alle Gedanken halfen nichts und ich musste zu diesem verdammten Bett, egal welche Message mein Körper mir damit geben wollte, sie würde mir sicher nicht gefallen, wie ich mir denken konnte.

Jeder Schritt war langsam und ich fühlte mich, als würde alles Andere um einige Sekunden schneller sein.

Ja, es gefiel mir gar nicht, wie heiß sich mein Körper anfühlte und wie bedrückend eng meine Kleider waren.

Das Bett war einladend groß und weich und ich fläzte mich regelrecht auf die weiße Decke. Genauer als sonst spürte ich, wie die Matratze unter mir nachgab und die weichen Polster mich umschlossen.

Zu verlockend, zu schön, um eine einfache Gefühlsaufnahme zu sein, die meine abgedämpften Sinne empfinden konnten.

Meine Gedanken fuhren Karussell, auf denen die Pferde immer schneller begannen sich zu drehen, die Musik immer lauter wurde und das Auf und Ab mich verwirrte.

Das hier war definitiv benebelnder als jeder Absturz, den ich bis jetzt erlebt hatte.
 

Der Fernseher von nebenan, von meinem Älteren Bruder, schallte rüber zu mir und der Nachbar feierte im Garten den Sommer aus, mit seinen Freunden. Das Alles drang durch einen dicken Schleier zu mir hindurch. Einzig und allein mein Atem hallte tausendmal und Laut durch meinen Kopf. Jenes Geräusch, wenn meine Fingerspitzen über den weichen Stoff meines weißen Lakens wanderte, ja, das rauschte in meinem Kopf.

Genau diese Taubheit führte mich dazu, jedes Geräusch von mir zu identifizieren, jeden Stoff zu hören, wie er klang und jede Bewegung zu erahnen. Jeder Untergrund war anders und jedes Gefühl war stimulierend unter meinen Fingern, die so gierig nach Empfindungen waren.

Ich stellte mir vor, wie verschiedene Gegenstände sich unter meinen Fingern anfühlten. Ohne große Überlegungen wanderte mein rechtes Tastwerkzeug über den Stoff meiner Weste, die rau war durch das viele Tragen. Weiter über den Jeansstoff meiner Hose, die von Löchern übersäht war und ab und an die Haut erfühlen ließ. Meine Haut war warm, anders als der Stoff, persönlicher und angenehmer. Sofort dachte ich an den glatten Sofastoff in Kouyous Wohnung, die durch die Sonne so angenehm warm war.

Ich dachte an den kuscheligen Stoff Kouyous Bettdecke, in die ich mich gekuschelt hatte.

Die Finger wanderte unter mein Shirt, umgarnten den warmen Bauch.

Meine Gedanken kreisten weiter, es machte mich schwindelig wie schnell sie kamen und wieder verschwanden.

Keine Rast, als ich an den lauen Wind dachte, der mich auf dem Dach von Uruha Wohnhaus gekitzelt hatte, dachte an den Atem von Uruha in meinem Nacken, als er neben mir im Unterricht über meine Schusseligkeit aufgelacht hatte. So nah, dass ich den Luftzug spüren konnte.

Weiter wanderten meine Gedankenfetzen über den Sonnenuntergang an diesem Abend, der mein Gesicht gestreichelt hatte.

Mein Kopf ging weiter. Er stellte sich vor, wie der Farn sich unter den Fingern Kouyous angefühlt hatte, wie die Sträucher seine Füße streiften.

Wie sich wohl der leichte Stoff der violetten Seide anfühlte, der Uruha gekleidet hatte? Das leichte rosa Blumenmuster, dass auf den Stoff gemalt worden war. Wahrscheinlich war es kühl, im Gegensatz zu der Haut, die der Stoff verstecken sollte. Wie sich wohl seine nackte Schulter anfühlte unter meinen Fingern? Sie war sicherlich warm, so warm wie die Haut an meinem Becken.

Ich spürte das pulsieren unter meiner Haut, die Aufregung, die Sehnsucht.

Tiefer schoben sich meine Fingerkuppen und ich schämte mich nicht. Es lag daran, dass ich nun einmal ein gesunder Jugendlicher war.

Es fühlte sich gut an die Finger um die Erregung zu legen, sich gute Gefühle zu verschaffen. Der laute Fernseher würde meine Geräusche tilgen. Sich jetzt zurückhalten zu müssen wäre grauenhaft.

Weiter wollte ich mich nicht mehr damit beschäftigen, denn es gab etwas, was mich mehr verführte.

Der Gedanke an eine fremde Haut, eigentlich eine fremde Person, denn es fühlte sich so unwirklich an, was in meiner Fantasie geschah. Meine Finger kribbelten, mein Sinn war benebelt und mein Herz holperte wie ein schnelles Pferd in der Sehnsucht nach seiner Heimat. Und ich hatte den bittersüßen Geschmack von Sehnsucht auf der Zunge. Ich wusste eigentlich nicht, was dieses Wort wirklich bedeutete, doch es war das Erste, was mir in den Sinn kam, als ich mich weiter streichelte und meinen Gedanken folgte. Diese Gedanken brachten mich um, ließen mich versinken vor Scham und doch waren sie die Sinnlichsten, die mein jugendliches Hirn jemals produziert hatten.

Meine Gedanken hinkten an der gleichen Stelle. Immer wieder diese schneeweiße Schulter, dieser pompöse Blick und der kokette Gang.

Nackte Schulter, schöner Nacken… volle Lippen.

Das Gefühl, in das ich gerade fiel wurde schlimmer. Meine Griff wurde fester und ich musste den Knopf meiner Hose öffnen um nicht so beengt zu sein. Mein Tun wurde langsamer, die Finger gezielter, der Daumen zog über meine Eichel. Mein Atmen wurde schneller und meine Wünsche explizierter.

Schon jetzt wollten sich meine Finger irgendwo anklammern, etwas was mich halten würde, etwas menschlich warmes. So gerne würde ich mich an Kouyous Schulter festhalten. Wollte wissen, wie weich das brünette Haar wirklich war.

Aber, wie würden sich seine Finger auf meiner Haut anfühlen?

Ein Schauer durchfuhr mich, als ich an die langen Finger dachte. Was war nur in mich gefahren? Wie konnte ich so fühlen wenn ich an Kouyou dachte? Er war mir der naheste Freund geworden und nun schändete ich unsere Freundschaft so.

Jedoch hielten es meine Finger nicht auf und mein Körper missachtete alles, was ich an Gegenwehr hätte leisten wollen. Selbst wenn ich mich zügeln hätte wollen, würde es im Schlamm der Gefühle untergehen.

Hastiger wurde ich, spürte, dass meine Beinmuskeln sich anspannten, die Venen an meiner Länge kräftiger pulsierten. Es würde alles ohne Regeln sein, denn Kou würde es nie erfahren. Das schwor ich mir bei jeder pumpenden Bewegung die mich heißer aufkeuchen ließ.

Ganz und gar gab ich mich der Verführung hin, heiße Haut an meiner zu fühlen, einen lächelnden Mund mit vollen Lippen. Oh wie gut das Parfüm roch, welches er heute aufgetragen hatte bevor wir zum Fest gegangen waren, denn er hatte sich so wunderbar vermischt mit den Süßen der Zuckerwatte, dem Harzigen der Holzspielzeuge und den moosigen Geruch der Lichtung.

Das Grün hätte sich so gut von seiner Haut abgehoben, wenn wir uns in es gelegt hätten, uns die Sterne angeschaut hätten, so wie Uruha es eigentlich vor hatte. Da hatte ich mir wohl wirklich etwas entgehen lassen, doch der Gedanke mich zu verraten, wie jetzt durch meine angeregten Laute, hatten mich zur Flucht getrieben.

Mein Becken zuckte, es würde bald zu Ende sein, es würde mich mitziehen, mich bis auf den Grund fallen lassen und mich wünschen lassen, dass ich nicht alleine gefallen wäre, sondern mit dem salzigen Geruch von dem Schweiß einer anderen Person.

Sofort dachte ich an den Geruch, als ich einmal mit Kou um die Fernbedienung gerungen hatte, der herbe Duft von ihm selbst, gemischt mit dem süßen Duschgel aus Pfirsichen, was bei ihnen im Bad stand.

Ich kannte selbst den Lippenpflegestift, mit dem Kou sich immer die Lippen balsamierte. Er roch nach Vanille. Ob er auch danach schmeckte? Wie weich die Lippen wohl waren, wenn sie meine Haut streifen würden? Diese Gedanken waren zu viel für mich obwohl sie nicht unschuldiger sein könnten.

Meine Bewegungen wurden fahrig und meine Schenkel zitterten. Ich konnte den Schweiß fühlen der meinen Hals hinter rann, ich konnte den Druck spüren in meinem Becken, der unbedingt raus wollte, wie ein ungezähmter Tiger aus seinem Käfig wollte.

Es war meine Hand die mich verwöhnte, trotzdem ruckelte meine Becken immer wieder in die Höhe, als würde es mehr verlangen, meine Bemühung zu wenig sein.

Es war wie das Meer. Es zog sich gemächlich, mit wachsender und sinnlicher Ruhe zurück…

Nur um mich dann wie ein wütender Sturm mitzureißen in einen Strudel aus Lust, Leidenschaft, Erleichterung und unendlicher Befriedigung. Es prickelte an meinem ganzen Körper und mein Geist erlebte Höhenflüge und mein Körper wurde durch die starken Muskelkontraktionen in die Matratze gepresst.

So schön und doch so bitter, wenn man alleine wieder aus der Trance erwachte, sich umsah und kein andere Gesicht fokussieren konnte.

So allein in diesem großen und kalten Zimmer, welches ich hasste aber doch immer wieder aufsuchte, um alleine zu sein. Dabei sollte ich dies eher ungern. Es war unpersönlich, nicht ich.

Draußen hörte ich das Klacken der Pumps meiner Mutter auf dem Flur. Sie würde nicht in mein Zimmer kommen. Eher würde ich zu ihr gehen wenn sie rief.

„AKIRA! WARUM SAGST DU NICHT BESCHEID, WENN DU DA BIST?“

Oh ja, ich liebte meine Mutter. Sie konnte so gut sinnliche und tolle, wirklich erfrischende Momente zerstören, in denen ich mich befand. Denn die Wolke, auf der ich eben noch gelegen hatte, verpuffte wie eine Seifenblase und ließ mich mit dem Hintern zurück auf den Boden der Tatsachen landen.
 

Ich liege am Boden, am hässlich schwarzen und kalten Grund. Wer holt mich wieder rauf?
 

Sou, ich hoffe es hat gefallen trotz der länge...oder kürze?XD

Dadurch, dass s so kurz ist, kommt das aneder hoffentlich auch bald schnell ist schon zur hälfte fertig.^^

Danke für eure Zeit und freu mich auf kommentare.^^

Die Muse hat mich geküsst.

Und sie kann sehr gut küssen.^.~
 


 

LG

Seika

Live is for rent - Dido

Live for rent - Dido
 

Sou, das 12 Kapitel widme ich diesmal an alle Kommischreiber von den letzten 2 Kapiteln. ^^

Ihr seid so toll, ich freu mir nen Kullerkeks.

Denn das sind meine Lieblingskappis und irgendwie scheinen die Leute faul geworden zu sein, oder ich schlechter geworden zu sein.

Ist das wirklich so?
 


 

I haven't really ever found a place that I call home

I never stick around quite long enough to make it

I apologize that once again I'm not in love

But it's not as if I mind

that your heart ain't exactly breaking
 

It's just a thought, only a thought
 

But if my life is for rent and I don't lean to buy

Well I deserve nothing more than I get

Cos nothing I have is truly mine
 

I've always thought

that I would love to live by the sea

To travel the world alone

and live my life more simply

I have no idea what's happened to that dream

Cos there's really nothing left here to stop me
 

It's just a thought, only a thought
 

But if my life is for rent and I don't learn to buy

Well I deserve nothing more than I get

Cos nothing I have is truly mine
 

While my heart is a shield and I won't let it down

While I am so afraid to fail so I won't even try

Well how can I say I'm alive
 

If my life is for rent…
 

Ruhig war es an unserem Tisch an einem kleinen Cafe. Hier saß ich meist mit ihr, doch diesmal war ich nicht wirklich bei der Sache.

Leute streiften an mir vorbei, wie ein unablässiger Strom, der irgendwo schon versiegen würde. Sie unterhielten sich über solch unverfängliche Sachen wie das Wetter, den neuen Chef, über die neue Hose, die sie sich gekauft hatten oder über den süßen Typen in der Diskothek am vorherigen Tag.

Alles so unbefangen und ich dachte an mein letztes schlichtes Gespräch zurück auf der kleinen Lichtung, außerhalb Tokios.

Es schien gar nicht so unverfänglich gewesen zu sein, wenn Reita so schnell von mir geflüchtet war.

Den kurzen Moment im Gras und vor uns das Feuerwerk hatte nicht lange gehalten und ich fragte mich, ob ich etwas getan oder gesagt hatte, was in dem Schwarzblonden Unbehagen aufsteigen lassen hätte können.

Irgendwie fühlte ich mich schlecht dabei, obwohl es mir hätte egal sein können.

Etwas mechanisch trank ich meinen Kaffee und beobachtete weiter die wandernden Leute, die wirklich gut das Hirn ausruhen ließen, denn jeder sah irgendwie gleich aus in seiner Schuluniform oder Bürokluft.

Sie plapperte weiter vor sich hin, in der Hoffnung ich bekam doch ein wenig mit. Vielleicht war der Schein auch besser so, zu einer richtigen Konversation fühlte ich mich nicht im Stande.

Unruhig tippten meine Finger auf den dunklen Holztisch, damit es wenigstens ein monotones Geräusch in dem Wirrwarr gab.

„Soll er doch so lächerlich schlampig aussehen wie Kurt Cobain.“, war ein gehässiger Satz von ihr, der mich aus der Trance holte.

„Kurt Cobain war eine Rocklegende, ich glaube nicht, dass du so reden solltest in der Öffentlichkeit.“

Der Satz war mir schneller rausgerutscht als ich nachdenken hätte können, dass es sich eigentlich um einen Freund handelte, der sich nach ihrer Meinung ziemlich gehen ließ. Doch schon der Name einen der Rockhelden von Reita ließ mich auf Abwehrhaltung gehen. Das hatte ich mir bei ihr angewöhnt.

„Kurt Cobain sieht aus als hätte er sich monatelang nicht gewaschen und müsste in die Irrenanstalt.“

„Er hat das Lebensgefühl von Millionen Menschen geprägt, Leona. Er ist eine Legende der Rockgeschichte.“

Für mich war es einfach diese Diskussion zu gewinnen, die sie so oberflächlich vertrat. Und das alles wusste sie sehr genau, wenn man ihr leicht pikiertes Gesicht sah, was leicht die hellen Augenbrauen runzelte. Vielleicht waren meine Einwürfe sehr ruppig gewesen, doch ich fand mich im Recht.

„Hast du das von deinem Punkfreund?“ Eine kurze Stille herrschte, in der wir uns nur starr in die Augen schauten und ich als erstes den Blick brach.

„Wer soll es denn auch Anderes sein? Du hörst so eine Musik sicherlich nicht.“, schnarrte sie kurz und ich wusste Leona hatte recht. Dieser Stil war nie meiner gewesen.

Ich antwortete nicht und ließ es auf sich beruhen. Mir verlangte es sicherlich nicht noch nach einen Streit mit meiner Freundin. Seit letzter Zeit ging ich dem immer mehr aus dem Weg. Das war schon irgendwie lästig.

„Meine Eltern wollen am nächsten Wochenende eine Grillparty veranstalten, du bist herzlich eingeladen. Sie vermissen ihren ‚Schwiegersohn‘ schon richtig.“

Sie wollte die peinliche Stille übergehen, wollte das alles wieder verdrängen, doch ich musste sie enttäuschen.

„Ich gehe nächstes Wochenende mit Akira nach Kabuki-cho. Ich glaube nicht, dass ich Zeit habe.“

Mein Herz klopfte schneller, denn mein Körper wusste irgendwie schneller als mein Kopf, was jetzt passieren würde.

Ihr Augen wurden ausdruckslos, ihre Finger fingen an zu zittern.

„Wenn ich noch einmal diesen Namen höre, werde ich verrückt und fang an zu schreien.“, meinte sie tonlos und ich konnte mir denken, dass sie nicht scherzte. Dieser Gegendruck, dieser Hass… Meiner einer hatte vor einem Jahr noch mit eingezogenen Schwanz, dass Weite gesucht, wollte keinen Ärger und nur Harmonie. Doch nun sah ich nicht mehr ein, warum nur ich diese Harmonie halten sollte, warum ich mich rechtfertigen sollte, warum ich mir Vorschriften geben lassen sollte.

Langsam beugte ich mich über den Tisch hinweg zu ihr herüber, so wie ich es sonst tat um sie zu beschwichtigen.

„Akira!“, hauchte ich hier ins Ohr und war kurz befriedigt in meiner humoristischen Ader. Doch sie hielt ihr Versprechen vorzüglich.

„Was soll das?“, fauchte sie mich laut an. Und ich brauchte mich nicht umschauen, um zu wissen, dass wir beobachtet wurden.

„Akira hier, Akira da. Bist du schwul? Bin ich oder die anderen dir zu langweilig? Hängst ja an seinem Arsch wie ein Furunkel.“ Mein Gehirn wollte sie gerade tadeln wegen ihren vulgären Wortschatz, doch mein Mund klappte wieder zu. Das war der schlechteste Augenblick dafür.

„Wir wollen heiraten und das Einzige, wozu du mich noch triffst ist Kaffee trinken, wo nur ich rede oder um mit mir zu schlafen. Denkst du das lass ich mit mir machen?“

Auch mein Kreislauf, geriet in Wallung bei diesen Anschuldigungen.

„Was erzählst du mir da vom Hut, wo es doch eigentlich um einen Freund von mir geht, den du nicht leiden kannst?“ Noch war ich beherrscht, doch ich wusste, noch ein paar schlechte Worte über Reita und ich würde meine Geduld verlieren.

„Weil du uns vernachlässigst. Und außerdem mach ich mir Sorgen bei so einem Punk. Die rauchen, saufen und nehmen Drogen.“, pustete sie und stand in irrerer Rage auf. Solch eine Geste ließ ich mir nicht gefallen.

„ER IST KEIN PUNK!! Er nimmt keine Drogen und ich würde mehr Zeit mit euch Verbringen können, wenn ihr ihn akzeptieren würdet. Seine Leute taten das bei mir nämlich ohne Zögern.“

Wieder blähten sich ihre Nasenflügel und ihr hübsches Gesicht wirkte schon gar nicht mehr so toll unter den ganzen Zorn, den sie mit sich rumschleppte.

„Du bist mit solch einer Horde befreundet? Dann brauchst du uns ja wohl nicht mehr. Wir haben uns, wir sind intelligent. Da würde Akira nicht mithalten können.“

Meine Wangen wurden heiß und ich spürte die Wut in meinen Fingern, wie sie kribbelte und alles in mir aufstieg. Eigentlich sollte sie Angst haben, denn ich besaß viel Testosteron, was Männer aggressiv und gewalttätig werden ließ.

„Du redest von Intelligenz? Dabei hörst du dich gerade so an wie ein pubertäres Gör, welches man den Lolli gestohlen hat. Reita würde gerade viel mehr Haltung bewahren als du. DAS ist Intelligenz.“

Da war es. Selbst vor ihr benutze ich seinen Spitznamen, dabei wollte ich die Distanz waren zwischen ihnen. In diesem Moment meldete sich etwas in mir, was ich schon kannte und hasste es so abgrundtief.

Ich hatte Zweifel, ich hatte Schuldgefühle die mir sicher noch schaden würden. Schuldgefühle waren der Aufhänger für jede verzweifelte Störung in mir.

„Weißt du was? Geh zu deinem blöden Punk, der aussieht wie aus der Müllkippe ausgegraben. Ich will keinen Mann haben, der mit solchen Leuten verkehrt.“, kreischte sie hysterisch und riss sich den silbernen feinen Ring vom Finger und schmiss ihn mir entgegen. Bei der Wucht hatte ich eher Angst, dass sie sich den Finger mit ihren fein manikürten Fingernagel mit abriss.

Was diese Geste bedeutete wusste ich bereits aus den etlichen schmalzigen Filmen und Büchern.

Kurz schnaubte sie noch einmal durch ihre Nase, sah mich herablassend an und drehte sich mit wehender goldenen Mähne zum gehen. Schon nur ihren Rücken zu sehen, wie er sich entfernte, ohne sich noch einmal umzudrehen, versetzte mir einen Stich.

Hatte ich falsch und zu intensiv Zeit an einen Menschen verschwendet, in dem ich mich so getäuscht hatte?

Hatte ich es falsch angepackt und mich falsch verhalten?

Hatte ich mich schon wieder so tief hinein geritten, dass dieser kleine Stein, der rausgerissen wurde, mich zum Staucheln brachte und fallen ließ?

Ja, denn ich spürte, wie ich denn Boden unter den Füßen verlor, wie der Kaffee mir auf den Magen schlug.

Und dieses Gefühl war wie mein selbsternannter Feind.

Die Leute um mich herum gafften mich an, immer noch nach solcher Szene. Hatten sie nicht etwas Besseres zu tun, als mir dabei zuzuschauen, wie ich gerade in ein Loch viel? Ich liege am Boden, am hässlich schwarzen und kalten Grund. Wer holt mich wieder rauf?

Die Kaffeetasse in meiner Hand wackelte verdächtig und dieses elende Gefühl in meinem Bauch stieg auf, wie ein Vulkan.

Ich wollte weinen, doch ich zwang mich die Fassung zu bewahren.

Ich dachte an die Mantras, die, wie meine Therapeut mir immer gesagt hatte, mir zeigen sollten, dass ich nicht an allem Schuld habe, was um mich passiert. All das, wofür sich andere entschieden, war nicht mein Fehler, nicht mein Problem. Doch keines dieser Worte schienen nun so richtig nach tausenden Wiederholungen.

Vor einem Jahr hatte ich mich gedemütigt, schuldig und verlassen gefühlt und wäre ihr hinterher gerannt, um alles wieder gut zu machen was ich gesagt oder getan hatte.

Nach einem Jahr saß ich wie der Fels in der Brandung an diesem Tisch und fühlte mich… gedemütigt, schuldig, verlassen und so miserabel weil ich nicht einsehen konnte, dass dies das Beste war.

Die Übelkeit, bahnte sich ihren Weg und ich versuchte sie immer noch weg zu meditieren, doch sie kämpfte sich in meinen Hals vor.

Die Tränen blieben fern, doch ich erhob mich schnell um in die nächste Cafetoilette zu verschwinden und allen ‚Ballast‘ von mir zu lassen.

Denn ich wollte wieder fliegen, frei hinauf zum Himmel.

Doch wer holt mich wieder aus der dreckigen und dunklen Grube?
 

But if my life is for rent and I don't learn to buy

Well I deserve nothing more than I get

Cos nothing I have is truly mine
 


 

Eigentlich wollte ich mir tausende Worte zurecht legen, wenn ich ihn wiedersehen würde, nur um ihn nicht ein schlechtes Gewissen zu geben, da ja eigentlich ICH weggelaufen war.

Immer wieder murmelte ich passende und nicht so passende Phrasen vor mir hin, während ich vor mir auf die verblichenen Chucks starrte ohne mit viel Glück gegen andere zu laufen.

Vielleicht sollte ich auch einfach gar nichts sagen? Ich würde mich nur verraten und dann müsste ein großes schwarzes Loch auftauchen, in das ich verschwinden konnte.

Eigentlich konnte man ja nicht riechen, was ich danach getan hatte… und an was ich dabei gedacht hatte.

Es waren ja ganz allein meine Gedanken und Fantasien und mit Niemandem würde ich sie teilen wollen.

Also kein Grund zur Aufregung und vielen umher Grübeleien. Das macht eh nur hässliche Falten auf der eh schon tiefen Stirn.

Also straffte ich die Schultern und erhob den Kopf, um endlich meiner Umwelt ins Gesicht blicken zu können wie ein Mann.

Hätte ich es mal nicht getan und hätte mich wie eine Maus versteckt. Denn der Inbegriff meiner Unruhe zeigte sich offensichtlicher und schneller, als es mir eigentlich lieb war an diesem Tag.

Dort stand er, halb verschwindend in seinem Spind der wohl das Meiste seiner Sachen zu fressen schien, wenn er so tief reinkriechen konnte.

Vielleicht sollte ich mich einfach an ihm vorbei schleichen und erst später so tun, als würde ich ihn das erste Mal an diesem Tag sehen.

Nein, er würde es bemerken und noch schlimmere Sachen denken.

Ich würde jetzt hingehen und so tun, als würde nichts passiert sein. Was ja auch wahr war.

Ich würde ihn etwas unverfängliches fragen und wieder den alten guten Draht spannen, den wir vorher hatten und ich beinahe kaputt gemacht hatte, mit solch einem Scheiß.

Die ersten Schritte waren einfacher als gedacht und ich konnte bereits das Kramen hören. Seine Hand wirkte irgendwie blasser als sonst an dem spröden und schon abbröckelnden Anstrich des Spinds.

„Hey Kou, hast du zufällig das Büchlein für das Projekt bei?“, hörte ich mich so selbstsicher sagen, dass es mich selbst erstaunte.

Das Kramen hielt abrupt auf und eine kurze Stille trat ein. Vielleicht konnte man sich denken, dass das noch viel unangenehmer war.

Mit bedacht und langsamer Bewegung erschien der Rest des langen Körpers aus dem Blechkasten, der eigentlich viel zu klein für diesen Oberkörper wirkte.

Es erschrak mich Kouyous Gesicht zu sehen und ich konnte nicht kontrollieren einen Schritt zurück zu gehen. Sein Gesicht wirkte so entsetzlich bleich, als hätte er ein Gespenst gesehen. Die Schatten unter seinen Augen waren beängstigend dunkel, fast wie die von Jack Skellington. Ein Scherz sollte ich wohl damit nicht anbringen.

„Ähhm… Buch!?“, sage er in leiser Stimme zu sich selbst und tastete die Hosentasche ab und schaute verloren in die Tiefen des Schranks. Wie ein kleines Packet was bestellt aber nicht abgeholt wurde.

Sein Anblick machte mir mehr Sorgen als ich zugeben würde.

„Kou?“, fragte ich ihn vorsichtig, als er wieder in den Spind starrte. Erst dann kam er wieder aus seiner gruseligen Starre.

„Oh… j-ja… Buch… Buch?…“ Noch einmal das gleiche Spiel. Er klopfte seine Hosentaschen ab und schaute in den Schrank und dann entschuldigend zu mir. Hätte er jetzt einmal gefiepst, hätte ich ihn in die Arme geschlossen.

Weg waren die perversen Gedanken und die Befürchtungen vom Vortag. Das passte jetzt hier gar nicht rein.

„Tut mir leid… es ist zu Hause… glaub ich.“

Zu Hause… wie dein Selbstvertrauen. Einfach vergessen… nur für diesen Tag.

Das war nicht Kouyou… Da war irgendetwas nicht richtig.

Er hatte den richtigen Kouyou zu Hause vergessen.
 

Ich würde stark sein...

...

An einem anderen Tag.
 


 

Jop, is diesmal länger und ich hoffe auch besser.

Vielleicht werde ich auch die Songtexte bald sein lassen. Macht sich den jemand die Arbeit die für sich zu übersetzten?^^'

Also nächste Chap maybe no Lyrics.

Naja, ich freu mich wirklich auf Kritik und so.^^
 

LG

Seika

Raining again - Staind

Raining Again - Staind
 

Ich hasse das neue FF-System auf Mexx. Doch man soll ja immer das Beste drauß machen.

Und ich LIEBE Reita immer mehr. seine Figur war gar nicht so geplant, er macht sich sebständig. Aber ich LIEBE seine Radiosendung, da wirkt er fast so wie in meiner FF.XDD

Und auch wenn ich dieses Kapitel schon 2 Wochen fertig habe, hoffe ich nicht, dass ihr mich steinigen werdet.
 

Ich hoffe es gefällt euch, also habt vie Spaß.^^

*mit Herzchenkonfetti rumschmeiß*
 


 

Trübes Wasser. So wie trübes Wasser fühlte sich mein Kopf an. Es schwappte träge hin und her in meinem Kopf und ließ die äußeren Einflüsse nur gedämpft zu mir durchdringen. So als wäre ich nicht an der Oberfläche meines Seins. Ich war weit unter dem Wasserspiegel. Ich wusste nicht einmal mehr, was mich Akira heute gefragt hatte. Sicherlich Unwichtiges, denn er hatte es schnell aufgegeben.

Was er wohl gerade über mich dachte?

Ich hatte es mir nicht ausgesucht so zu sein, ich hatte nie das Bedürfnis gehabt solch ein Gefühlschaos wieder zu erreichen, wie vor einem Jahr, um nun überrannt zu werden von dem Mitleid anderer. Denn ich hatte das Mitleid in Reitas Blick gesehen, dieses Funkeln, was die Sorgen zeigte. Es drückte mich nieder, war wie gelähmt, wie ein Roboter, der sich vorwärts bewegte, um das Programm zu erfüllen. Ein Programm, welches beinhaltete Leistungen zu bringen und sich perfekt darzustellen.

Wo begann eigentlich dieses Programm? Etwa seit dem Tag, an dem sich meine Eltern vorgenommen hatten den perfektesten Sohn aus mir zu machen? Einen Sohn, der sie übertraf und alles konnte und der beste Mensch war, den es gab? Der mit Allem klar kam und alle stolz machte? Doch die Rechnung ging nicht auf. Ich war kein Mensch mehr, wenn dann ein Phantom aus Stolz - Stolz, der kein Mitleid ertrug. Nicht einmal von seinem besten Freund.

Was hatte ich verbrochen? Es musste etwas Schlimmes sein, wenn ich mich so fühlte und schämte.
 

The Piece Of Glass

In The Sand Undrr Your Feet

It Cuts You Deep

And Makes You Hate The Beauty That You See
 


 

Ich war gerade einmal auf der Treppe an der letzten Stufe angekommen, da hörte ich bereits meine Mutter durch die Tür. Sie telefonierte sicherlich, denn sie wurde nur am Telefon so laut.

Wie mechanisch öffnete ich die Tür und trat hinein, ließ mir kurz Zeit, um das Thema zu fokussieren, welches meine Mutter so sehr erregte. Selbst meine Mom stand neben ihr, mit verschränkten Armen und an den Daumennagel kauend. Das tat sie so selten und doch hatte ich sie oft so gesehen. Dieser besorgte Anblick bereitete mir Steine im Magen, sie sah so blass aus.

„WIR haben den Jungen verzogen? Nur, weil er dir deine Dummheit zeigt? Du tickst ja wohl nicht richtig, Masato! Er ist erstens auch dein Sohn und du bist doch selbst Schuld, dich da reinzureiten.“

Es ging um mich, mein Herz setzte aus. Was hatte ich falsch gemacht? Ich hatte den Mund nicht halten können, nun bekamen es meine Mütter ab. Wie konnte ich nur so dumm sein?

Mein Dad schien sehr energisch auf das Telefon einzureden, denn ich hörte das Surren, nur die Worte verstand ich nicht. Meine Mom sicherlich schon, denn sie verzog das Gesicht.

„Wenn er alles in sich reingräbt meckerst du und wenn er den Mund aufmacht ist es dir auch nicht recht, weil er dir das sagt, was du nicht hören willst. Denk mal dran, wer ihn unbedingt in der Klinik sehen wollte. Werd erwachsen.“

Meine Glieder wurden steif, in meinem Magen tobte es und meine Augen hatten einen leichten schwarzen Rand. Die Szene, die sich vor mir aufmachte, sollte nicht vor meinen Augen passieren und doch wusste ich, dass es irgendwie so ablaufen würde. Ich hätte es wissen müssen, doch ich hatte nur auf mich geachtet, nicht daran gedacht, wem mein Dad die Hölle heiß machen würde für meine Unverschämtheit.
 

And You Wonder Where You Are

How You Ever Got So Far

Now You Question What Went Wrong

It's Your Heart
 

In meinen Augen kitzelte es und meine Nase zuckte, denn ich wollte nicht, dass meine Mom weinte, sie war sicherlich kurz davor. All die Therapien für die Katz, ich fühlte mich trotzdem für alles schuldig, würde mich am liebsten begraben dafür, meiner Mom so wehzutun.

„Ja, und du machst ihm das nicht kaputt, er fängt gerade an sich wohlzufühlen und weiter zu machen und du kannst nicht mal ertragen die Wahrheit zu hören, weil dein Sohn sie Jahre lang vertuscht hat für dich, damit du glücklich bist.“

Meine Mutter hatte es verstanden, warum nicht mein Kopf? Warum wurde mir jetzt wieder schlecht, obwohl ich wissen müsste, dass es richtig so war. Mein Dad war kein Heiliger.

Die Sicht verschwamm vor mir und ich würde keine einzige Träne zurück nehmen, denn ich hatte sie zu oft verleugnet.

„SCHWACHKOPF!!!!“, schrie meine Mutter in das Telefon und meine Mom sah sie geschockt an.

„Hanako!“, mahnte sie die Größere, als diese auflegte.

„Was? Er ist ein Idiot.“

Das Zuknallen der Tür hinter mir ließ das Zelt fallen, die Brücke zerfallen. Es ließ ein leises Schluchzen über meine Lippen. Ich wollte diese Aufmerksamkeit meiner Mütter nicht, die sie mir gerade schenkten, ich wollte nicht angesehen werden und nicht den mit Mitleid geschwängerten Blick von meiner Mom sehen, er raubte mir den Atem, er raubte mir den Halt. Ich musste schlucken, zwei, drei, viermal. Das Würgen hinnehmen und stärker sein als meine Schuldgefühle und meine Scham. Ich würde stärker als der Zorn meines Vaters sein, stärker als dieses Gefühl von Schwäche und stärker als die Verzweiflung, die sich gerade in mir drehte und wand.

Ich würde stark sein….

An einem anderen Tag.

„Kouyou.“ Die sanfte und mitfühlende Stimme meiner Mom zog mich nur tiefer. Ich hatte ihr indirekt wehgetan und nun fühlte sie Mitleid. Ich verstand das Karussell der Gefühle nicht, ich war immer zu rational gewesen. Jedoch warnte mich mein Gefühl trotzdem zu fliehen vor dieser Situation.

Mit vorsichtigen Schritten kam meine Mom mir näher, denn ich stand noch immer im Flur, vor der Tür. Ich könnte mich umdrehen und gehen, aber das wäre feige. ICH WAR FEIGE!

„Es wird alles gut.“, versprach sie mir in dieser Stimme, die man für Kleinkinder nahm, weil man dachte sie wären zu dumm es anders zu verstehen.

Wut stieg in mir auf, Wut über mich, über meine Mutter.

„Lüg mich nicht an!“, schrie ich und es tat mir fast leid. Lügen. Ich wollte sie nicht mehr, nie mehr!

Sofort bahnte ich mir einen Weg an ihr vorbei und ließ all die Gefühle in der Kloschüssel zurück.
 


 

Bei einem Spiel gibt es immer einen Verlierer. Und ich hatte diesmal wieder den schwarzen Peter gezogen im Spiel. Wer steckte mir den bloß immer zu?

Mit geöffneten Mund schaute ich aus dem blanken Fenster raus in die drückenden Wolken, während meine Hand den Telefonhörer an mein rechtes Ohr drückte. Sie waren unheimlich tief und kündigten schlechtes Wetter an. War das alles geplant?

„Ich weiß nicht, was ich machen soll. Er lässt auch nicht mehr mit sich reden.“, wimmerte sie.

SIE war Uruhas Mom. Ich hatte noch nie so eine aufgelöste Frau gesprochen und ich konnte sie verstehen, irgendwie.

In nur 5 Minuten reingequetscht hatte sie mir den Gefühlsausbruch von ihr geschildert. Deshalb fühlte ich mich gewürgt, meine Kehle war zugeschnürt und mein Brustkorb zugedrückt durch die schwüle Herbstluft.

Kouyou war krank, okay er war nicht wirklich krank… oder doch?

Man sagte Anorexie würde man nie los werden… man würde nie psychisch auf dem Level sein, dass man sagen kann: ‚So, jetzt bin ich geheilt.‘

Ich verstand den ganzen Kram noch nicht wirklich, ich wusste nur, dass es Kouyou schlecht ging und ich zu ihm musste. Und wenn ich dafür durch eine verkackte Klausur und eine andere Verabredung mit Tora in den Sand setzten musste. Über das Wort Anorexie würde ich später nachdenken oder es googlen.

„Ich bin gleich da. Machen Sie sich keine Sorgen.“

Keine Sorgen machen war gut. Ich selbst wusste nicht, was ich denken sollte. Wo fing Ratlosigkeit an und wo hörte Unfähigkeit auf?

Diese Frage schlug in meinem Kopf Loopings. Sie führ Achterbahn und schlug mit einem ‚Platsch‘ zurück in seine ursprüngliche Lage. Meinem Gehirn war definitiv schlecht, besonders als es anfing auch noch zu regnen. Wäre ich nicht Reita hätte ich jetzt einen Regenschirm bei mir gehabt.

Der Weg zu Kouyou war eigentlich sonst nie so lang und unbequem, wie ich fand. Die Bahnen waren so stickig von der Feuchtigkeit, dass Kinder kleine Kunstwerke an die beschlagenen Fensterscheiben gemalt hatten.

Die Menschenmassen schienen noch depressiver und bedrückter zu sein wie sonst, wo sie auch meist schon kühl und abstoßend wirkten. Ich wollte keinen einzigen kleinen Bestandteil von ihr anschauen, aus Angst sie könnte mich verschlingen und ein Teil von sich aus mir machen, sie könnten meine verdammt bekümmerten Gedanken lesen. Sonst fühlte ich mich ihr nicht angehörig, doch heute war ich ihr Näher als sonst.

Wie glücklich und erleichtert ich war, als ich mich aus der Bahn loseiste und raus auf die Straße gehen konnte, in die kleinen abgezweigten kleinen Gassen, die einen mehr das Gefühl der Freie gaben.

Diesmal achtete ich nicht auf die Geräusche, auf das Leben aus den anderen Wohnungen, sie waren mir egal, denn etwas anderes war wichtiger, zog mich zu sich. Der Gedanke man wurde gebraucht und selbst das ruhige Schweigen, was aus dieser Wohnung kam, die ich betreten wollte, zeigte mir die schweigende Trauer.

Anders als die anderen Male, an denen Uruha auf mich gewartet hatte und mir sofort die Tür geöffnet hatte, wirkte es diesmal wie eine gefühlte Ewigkeit, hörte neben mir das Tropfen des Regens an der Regenrinne.

Auch der sonst so fröhliche und ausgelassene Ausdruck in den Augen von Uruhas Mutter war nicht da, als sie mir die Tür öffnete und mich rein bat. Es war so schweigend wie kein anderer Besuch, den ich bis jetzt hier hatte. Ziemlich unangenehm im Nacken.

Ich stellte wie üblich meine ausgetretenen Chucks neben die ordentlichen Halbstiefel von Uruha, die wie geleckt gegenüber meinen Aussahen. Auch der Geruch von Lavendel und Vanille kam aus der Küche, so als hätte man frisch gebacken. Auf dem Tisch stand eine volle Flasche Cola, doch Kouyou empfing mich nicht wie üblich, um die Flasche vom Tisch zu nehmen und sie in sein Zimmer zu tragen. Seine Mutter ging wieder sehr holprig zum Sofa, um fernzusehen und seine Mom werkelte fahrig in der Küche, sicherlich um sich abzulenken.

Hinter Kouyous Tür war es ungewöhnlich ruhig, kein seichtes Gemurmel von Radio oder Fernsehen, keine seichten Klänge von leiser Musik. Es war noch nicht die Zeit für künstliches Licht, doch man sah nicht wie sonst, einen kleinen Lichtschweif von dem Fenster gegenüber, durch den Türschlitz funkeln.

Das Zimmer war klein, vielleicht gerade mal 4 bis 5 Schritte bis zur gegenüberliegenden Wand, also konnte nicht viel Licht verloren gehen.

Sachte klopfte ich an die dünne Tür. Er hatte mein Eindringen in die Wohnung sicherlich eh schon bemerkt.

„Kou, ich bin‘s.“ Ich sollte verdammt noch mal in dieses verdammte Zimmer stürmen und ihn zur Rede stellen warum er sich schon wieder so runter ziehen ließ, aber irgendwie hatte ich meine große Fresse auf dem Weg zwischen Bahn und Wohnung verloren, irgendwo dazwischen.

Ich hatte wirklich keine Ahnung von alldem und trotzdem wollte ich, dass es aufhörte. Was suchte ich eigentlich hier, der vertrottelte Visu, der mal gar nichts mit Trösten oder erschwinglichen Worten an der Backe hatte? Es ging mir nicht in den Kopf warum ich hier stand und darauf hoffte ein Zeichen zu bekommen, obwohl dies mein sicheres Ende wäre.

Entweder ich ging einen Schritt zurück, um zu fliehen, oder ich machte einen Schritt vorwärts und ging in dieses Zimmer, in dem gerade mein bester Freund in Kummer ertrank.

Ich wählte den Weg vorwärts und drückte die kalte Klinge an der sterilen weißen Tür runter um sie vorsichtig zu öffnen. Kouyou hatte wirklich alle Fensterläden unten und ich sah kaum die Hand vor Augen. Gut, dass ich nur einen Schritt vorwärts und zwei Schritte nach rechts gehen musste, um in die Mitte des Zimmers zu kommen und direkt vor dem Sofa, welches er immer zum schlafen benutze. Woanders würde er nicht sein und sein Atem war laut genug um ihn zu verraten. Wo sollte er auch anders sein als in seinem Bett bei diesem kleinen Zimmer?

Vorsichtig setzte ich mich auf die Kante des Sofas, denn ich wusste ja nicht wie er auf dem Bett lag.

Ein Vorteil war, das Uruha gerade nicht weinte und wenn, dann sah ich es nicht. Tränen würden mir nur noch den Rest geben bei diesem Jungen, wenn ich schon nicht wusste was ich sagen sollte. Das war eine miese Situation in die ich mich Volldepp manövriert hatte. Ich wusste nichts zu sagen, wusste nicht, wie ich reagieren sollte und einen Teddy hatte ich auf die schnelle auch vergessen bei meiner Schwester zu klauen.

Komm schon Reita, du musst was sagen. Irgendwas, egal wie bekloppt es klang.

„Ähm… ich weiß… heute ist eigentlich kein Treffen.“, stotterte ich vor mir her und fand mich so dermaßen peinlich. Nichts Gescheites fiel mir ein um überhaupt die Aufmerksamkeit Kouyous zu bekommen.

„Deine Mütter… ich wusste nicht… also… vielleicht willst du…“ Nur Gestammel aber nichts Ordentliches wollte aus meinem Mund, aus Angst ich könnte etwas ganz Dummes sagen. Denn einen Wut- oder Tränenausbruch könnte ich nicht einfach so parieren.

„VERDAMMT! Ich hab gehört dir geht’s schlecht und ich wollte einfach hier sein damit du nicht allein bist.“, rasselte es aus mir heraus. Soweit so gut hatte ich wenigstens einen passablen Grundstein gelegt um langsam mit der Situation klarzukommen.

„Ich weiß zwar nicht, was los ist, aber das is ja auch nicht wichtig.“ So dachte ich zumindest, denn ich würde auch nicht wollen, dass man aufdringliche Fragen stellte in so einem Moment wie diesen.

Ich würde also nicht danach fragen, er würde es mir sagen müssen, wenn es sehr wichtig war.

In diesem Moment erhellte sich das Zimmer ohne Vorwarnung und ich blinzelte verwirrt. Die Fensterläden wurden wahrscheinlich aufgedreht, sodass Licht durch ihre Schlitze blitzen konnte.

Als meine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, fühlte ich mich wie verarscht, als Kouyou nicht im Bett lag sondern auf einem Stuhl an seinem Tisch saß, von dem er die Fensterläden aufrollen konnte.

Seine Augen waren gerötet, verklebt und geschwollen. Er sah also so schlecht aus, wie er sich fühlen musste. Meiner einer hätte nicht gewollt, dass man mich so sah, also war die Dunkelheit ne gute Variante gewesen. Aber ich verstand nicht wieso er ausgerechnet jetzt aus dem Schutz der Dunkelheit kam.
 

It's Raining Again

There's A Dark Cloud

Over Your Head

It Follows You 'Round

It's Bringing You Down

It's Raining

It's Raining Again

Seine kalten Augen starrten mich an und mir lief es eisig den Rücken runter bei seinem Anblick. Nach den Worten seiner Mutter zu urteilen sah er vor einem Jahr genauso aus, aber ich konnte ihr nicht ganz zustimmen, er sah nicht mehr so gebrechlich aus sondern nur verzweifelt.

„Mein Dad macht meiner Mon das Leben zur Hölle, nur weil ich ein kleines Aas bin und meine Verlobte lässt mich sitzen.“ Kühler und anteilnahmsloser hätte diese Aufzählung nicht sein können, obwohl es sich da um sein Leben handelte, was wie ein Schlachtfeld wirkte.

„Und das alles nur wegen Kurt Cobain, diesem toten Mistkerl.“, klang es schon fast hysterisch und lächerlich. Was hatte der Rockstar Kurt Cobain mit seiner Trennung zu tun?

„Hey Cobain ist geil.“ Ups, und da war das dumme Missgeschick, welches ich vermeiden wollte.

Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut und in seinen Augen sammelte sich klare Flüssigkeit. Genau das war das wohl Schlimmste, was mir passieren konnte: Ein weinender ausgewachsener Mann, welcher mich nur noch mehr verwirrte. Schützend und bittend hob ich beide Hände und machte mich kleiner.

„Bitte nicht weinen, Kurt Cobain ist wirklich ein Schwanzlutscher.“, versuchte ich mich noch aus der Affäre zu ziehen, doch es war bereits für alle Dementierungen zu spät, die kleinen Tropfen kullerten über die geröteten Wangen eines Mannes, der an Männlichkeit mich eigentlich übertraf und eine Vorbildfunktion hatte.

Erschreckt stand ich auf und versuchte irgendwas zu sagen, zu tun, doch es kam nichts weiter außer ruckartige und ungelenkte Bewegungen.

„Bitte Kou, die blöde Pute war eh eingebildet und sie war auch nicht grad das Model.“ Okay, sie war gebildet gewesen und wunderschön… und es änderte auch nichts daran, dass da ein Teil von Uruhas Leben und Vorstellungen weggebrochen waren, doch sie war trotzdem nicht das Gelbe vom Ei.

„Halt die Klappe, sicher war sie oberflächlich.“ Kouyou war komisch, wollte, dass ich nicht schlecht redete und er fluchte und meckerte.

„Aber sie wäre die perfekte Mutter für meine Kinder gewesen und sie hätte…“

„Du bist doch selbst noch ein halbes Kind und alles Andere wäre oberflächlich gewesen, oder?“, unterbrach ich ihn und wollte nicht seine Pläne hören, die er sich bereits für sein ganzes Leben zurechtgelegt hatte.

Meine Mutter sagte immer, man muss weinende Kinder in den Arm nehmen, sie beschützen und mit Samthandschuhen anfassen. Jedoch brachte es mich gerade nicht weiter.

„Na und, dann wird es nicht die Mutter deiner Kinder, kann ne andere tolle Frau werden und du hast noch so viel vor dir, was alles verändern wird. Also leg dich doch noch nicht so fest sondern genieße das Leben.“, schnalzte ich ihn an und sein Gesicht wirkte wie versteinert. Jetzt sollte der Part mit dem Umarmen kommen, doch meine Glieder bewegten sich nicht. Nichts war in diesem Moment richtig, doch er weinte nicht mehr, nur noch Schniefen und ein Blick mit großen Augen. Das war eine gute Reaktion.

Vielleicht war ich wirklich nervös, denn ich setzte mich, verwirrt über die Situation, wieder zurück auf das Sofa, während Uruha nur schniefte und verzweifelt nach einem Taschentuch suchte. Ausgelaugt griff ich nach dem Tuch um meinem Hals und zog es von diesem, reichte es ihm elanlos. War ja eh nur Stoff.

Auch der Brünette schien sich daran nicht zu stören, schnaubte ordentlich in den schwarzen Stoff.

Eine kurze stille trat ein und ich vernahm nur den Fernseher aus dem Wohnzimmer, in dem wohl gerade irgendeine Sitcom flimmerte.

„Woher hast du bitte die Art des Trösten?“, schniefte es leicht neben mir und es klang wie der alte sarkastische Uruha, der alles rational nahm.

„Meine Mutter hat gesagt ‚Menschen sind wie Blumen, man muss mit ihnen reden und sie pflegen.‘“ Und sie hatte gesagt ‚man muss Menschen umarmen und Zärtlichkeit geben‚ doch dies sparte ich erst mal aus. War ja auch ohne so was sehr erfolgreich gewesen. Und jede Zärtlichkeit könnte mich verraten oder das zerstören, was ich mir vorstellte.

„Schreist du deine Blumen auch immer an oder muss ich jetzt erwarten, dass du mich gießt?“

Wieder kurze Stille bevor ich lachen musste und Uruha heiser einstimmte. Ja, ich war ein Genie.

„Nein und ich sollte es auch nicht versuchen.“

Ich war ein Held, ich war genial und ich hatte einen schüchtern lächelnden Kouyou wieder zurück, der nicht nach einem Kranken aussah. Ich musste es wissen, denn ich starrte ihn die ganze Zeit an, um seine Reaktionen zu sehen, zu sehen, wie er sich langsam wieder vom Lachen erholte.

„Soll ich ‚Nightmare before Christmas‘ rein machen?“, fragte ich demnach und sah bereits seinen kleinen Fernseher an, der am Laptop angeschossen war.

Lange brauchte er sicherlich nicht darüber nachdenken, also machte er den Laptop auf, der auf Standby war und klickte ein wenig rum, schaltete den Fernseher neben sich ein und setzte sich neben mir auf das alte Ausklappsofa.

Wieso war mir nur klar gewesen, dass sich der andere trotzdem etwas Anderes gewünscht hatte, denn er kuschelte sich nach nur wenigen erheiternden Klängen an meine Schulter. Das war Etwas, was ich vermeiden wollte, doch unweigerlich dachte ich darüber nach, dass Uruha in meiner Gegenwart sich nie übergeben hatte, er aß genauso wie ich. Am liebsten Chips, Kuchen und Yakisoba. Also dachte der Brünette nie über solche Sachen nach. Vielleicht musste ich einfach nur immer bei ihm sein und er würde wieder gesund werden, er würde gar nicht mehr daran denken, er würde mit mir essen und trinken ohne zu bemerken, wie die Zeit verging und er glücklich war.

Also würde ich ewig bei ihm bleiben.

Vielleicht sogar für immer.
 

Der Beat zuckte in meinem Körper und ließ mich Sachen tun die du mir hoffentich verzeihen kannst.

Hypnotic Dancefloor - BoA

Hypnotic Dancefloor - Boa
 

Sorry, dass es so lange gedauert hat.^^

Aber hier ist das neue Kapitel. Meine Beta Leserin ist wieder auf den Geschmack gekommen, also wird sie mich wohl so lange quälen bis ich es zu Ende geschrieben hab.xDD
 

Lyrics: http://artists.letssingit.com/boa-lyrics-hypnotic-dance-floor-9j7kr82
 

„Du bist schwuler als ich gedacht habe.“ Kurz verschluckte sich Kouyou bei diesen Worten und schaute mich pikiert, sich den Mund abwischend, an. Nun hing der Kaffee mit Minze-Aroma an seinem teuer aussehenden hellbeigen Pullover. Nach der Schule hatten wir uns mit einem Kaffee auf eine niedrige Mauer gesetzt, um auf Takumi und Tora zu warten, beide als so eine Art Beistand an diesem Abend.

„Wieso das? Hast noch nie einen Mann Minze-Kaffee trinken sehen.“, fragte er mich mit hochgezogenen Augenbrauen. So wie er gerade vor Sarkasmus triefte war ihm vor 3 Tagen nicht zu mute. Uruha hatte sich schnell aufgerafft und ich bewunderte ihn dafür, aber sagen tat ich ihm das nicht. Nicht, dass er Höhenflüge bekam.

Kouyou war in diesem Fall ein richtiges Alphamännchen, oder wie man es erklären sollte. Uruha sah schon nach wenigen Tagen wieder wie aus dem Ei gepellt aus, mit wehender Mähne und frischem Teint. Und schon lagen ihm die Mädchen wieder zu Füßen, umgarnten ihn, jetzt, wo er den Ring nicht mehr an seinem Finger trug. Immer eine Schar hübscher Mädchen, die ihn anhimmelten. Da konnten Typen wie ich richtig neidisch werden, wenn man bedachte, dass Uruha recht weibisch war. Aber wie sagte der Brünette nur so altklug: Es ist wie in der Tierwelt, in der die hübschen Männchen die meisten Weibchen bekamen.

„Ja, na sicher. Fehlt nur noch, dass du den kleinen Finger spreizt.“ Unschuldig machte ich es vor und bekam einen Ellenbogen in die Seite und fiel in schallendes Gelächter.

„Ich kenne Niemanden, der so schwul ist wie du.“, schnaufte er trotzdem mit einen amüsanten Flimmern in den Augen. Doch mein Körper zuckte unwirklich bei diesem Witz ertappt zurück.

„Wie bitte?“, fragte ich in einer höheren Tonlage als gewollt. Wirklich peinlich

„Du hast ein ziemlich schwules Shirt an. Ich find die Regenbogenschrift ein wenig peinlich.“

Kurz schaute ich auf mein T-Shirt hinab. Was war an einem 70er Jahre Shirt mit der Aufschrift „Peace“ so falsch? Etwas verletzt schaute ich ihn an und zog meine Kapuze über den Kopf. Mit dem würde ich nicht mehr sprechen.

„Das sagt ausgerechnet Jemand, der sich schminken lässt.“, brummte ich und nahm die Gummibärchentüte aus meinem Rucksack. Ich bemerkte sofort, dass Uruha die grünen im Unterricht vorhin rausgepult hatte. Nächstes mal sollte ich ihm auf die Finger hauen, dachte ich mir und überlegte gleichzeitig, ob ich mir das überhaupt zutrauen würde. Ich selber aß eigentlich alle außer die Grünen gerne. Scheiße, ich hatte nicht mal was zu meckern. Wieder brummte ich leise für mich selbst.

Der Brünette neben mir merkte mein Brummen, als ich in die Tiefen der Gummibärchentüte schaute und lächelte in seinen Kaffeebecher hinein.

„Es ist nur ein Versuch du Vollpfosten. Das wird bestimmt kein Dauerzustand wie bei dir oder Takumi.“

Ich mochte es gar nicht mit dem kleinen und niedlichen Takumi verglichen zu werden und erst recht nicht, dass er mich wieder ausgeknockt hatte. Die ganze Unterhaltung wurde geführt ohne dass wir uns anschauten. Das hätte uns zum lachen gebracht.

„Ich lass mich aber nicht von Takumi schminken. Du wirst genauso tuntig aussehen wie er.“

„Wer sieht tuntig aus?“, klang eine hohe Männerstimme an mein Ohr und ich konnte gar nicht fassen was für ein schlechtes Timing ich hatte, dass ich ausgerechnet über den Kleinen lästern musste, wenn er vor mir stand.

„Wir meinen den Sportlehrer.“, feixte Uruha und pattete leicht meine Schulter, so als wolle er mich trösten für meine Dummheit.

Etwas verängstigt schaute ich auf zu den Kleinen, der Kouyou und mich abwechselnd mit einem Lächeln bedachte und ein kleines schwarzes Köfferchen in der Hand hielt.

Neben ihm stand unberührt Tora und grüßte mit einem kurzen Erheben der Hand. Er neben Takumi sah aus wie der große Bruder, der aufpasste, dass der Kleine sich nicht mit falschen Leuten abgab.

„Aha? Ich fand den eigentlich immer cool.“, lächelte der Kleinste vor sich hin und meine Zähne taten weh. Ich sollte mal zum Zahnarzt wenn das öfter vorkam. Also bei anderen Sachen passierte mir das zum Beispiel nicht.

„Können wir dann los?“ Das Lächeln auf Takumis Gesicht war schon unmenschlich erschreckend und für meine Zähne ein richtiger Killer. Kouyou hingegen konnte diese Freude, die Taku verspürte, wohl nicht teilen und druckste leicht herum. Wahrscheinlich sah er, wie unmöglich unsere Ideen in Wirklichkeit waren und dass er wirklich darunter leiden würde.

„Warum die Eile? Ist doch ein schöner Tag.“, lächelte der Brünette neben mir verlegen und ich wäre, wenn die Anderen nicht da gewesen wären, sofort auf sein Ablenkungsmanöver hineingefallen. Warum musste dieser Junge auch so ungeheuer Charmant sein?

„Kouyou, ich friere mir den Arsch ab. Die Sonne täuscht.“ Schon hatte es Tora angesprochen spürte ich die Herbstkälte an meinen Knochen und merkte den kühlen Wind, der unter meine Hose kroch. Ich sollte die Löcherhosen wieder weg packen und normale Hosen tragen.

„Ja okay!“, seufzte Uruha nur geschlagen und nahm sich seine Tasche und zeigte, dass er auf mich wartete nur indem er mich anschaute. Manchmal konnten Blicke tausend Worte sagen.

Ich schulterte ebenfalls meinen Rucksack. Anscheinend verstanden wir uns auch ohne Worte, denn er kicherte vergnügt in sich hinein. Schade dass ich sein Gesicht dabei nicht beobachten konnte, denn er lief bereits vor.

Ich liebte den seichten Klang wenn er kicherte.
 

Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals so sehr etwas bereuen würde. Doch nachdem Takumi stundenlang an mir ungehemmt rumgezupft, getupft oder gekämmt hatte, wusste ich ganz genau: So wolle ich nicht aussehen. Ich sah aus wie einer dieser Jungs, die für Geld „nette Plauderstündchen“ hielten. Nebenbei gesagt… ich konnte Hosts noch nie ausstehen. Ich war komplett gegen diese Arbeit und auch das, was sie verkörperten. Und nun stand ich vor den Toren des Kabuki Ni-chome, dem Schwulen-Viertel, und bereute diese Aktion zutiefst. Vielleicht sollte ich umdrehen und die Anderen diese Reise machen lassen, doch Reita hätte mir das nie durchgehen lassen. Denn immerhin war dieser Trip meine Idee gewesen.

„Also ich finde das sieht nach Spaß aus.“, konnte man das Grinsen auf Toras Gesicht heraushören. Und ich wollte es ihm aus den Gesicht schlagen. Sonst war ich nie so gewaltbereit aber diese engen Klamotten ließen mich schutzlos fühlen. Nie wieder diese bekloppten Röhrenjeans und solche ärmellosen Sweatshirts, bei denen ich immer das Gefühl hatte, es rutschte einfach bei jeder Bewegung hoch. Wenn das schwule Männer toll fanden, litten sie alle an Geschmacksverkalkung.

„Also so aufgetakelt finde ich dich gar nicht.“, hörte sich Reita schon fast wieder enttäuscht an und begutachtete mein Gesicht genauer. Doch schon diese kleine Veränderung störte mich. Ich war sicher kein Typ für Kajal und Lidschatten. Diese Maskerade ließ mich ungewöhnlich fahrig werden.

„Kann ja sein, aber es hat den gleichen Effekt, als wenn du deiner Oma Reizunterwäsche anziehen würdest.“, warf ich ein und hatte sofort einen kichernden Blonden an meiner Seite.

Nur Takumi konnte von meinem Aussehen ablenken in seiner kurzen Pumpshose und seinen Rüschenhemd. Reita hatte sich wohl vorgenommen sich vollkommen zurückzuhalten und hatte nur ein schwarzes Shirt und eine normale Jeans an. Wo blieb seine ausgeflippte Ader, wenn man sie unbedingt brauchte. Da half mir selbst sein komisches Taschentuch um die Nase nicht.

Hinter uns liefen 3 Männer schon zum dritten Mal entlang und waren wohl sehr belustigt, wie ich mich sträubte auch nur ein Schritt in diese Gegend zu setzten. Das 3. Mal hörte ich nur ein Pfeifen und ein anzügliches Schnalzen. Das konnte doch nicht wahr sein. Unter was litten diese Männer?

„Es wäre besser unsere Beziehung nun so öffentlich wie möglich zu machen.“, zischte ich durch meine fest zusammen gepressten Zähne. Ich hoffte sie immer gut genug geputzt zu haben, damit sie jetzt nicht wegbrachen.

„Welche Beziehung?“, fragten Tora und Reita empört aus einem Mund, doch Reita verstand schneller als ich es von ihm erwartet hätte und legte einen verständnisvollen Blick auf.

Wie aus einem Reflex griff ich nach der Hand des Blonden. Reita würde für mich da sein, egal was jetzt vor uns stand und er würde mir jetzt hoffentlich in allen erdenklichen Weisen helfen, dass zu überstehen.

„Willst du mein Freund sein.“ Vielleicht mag Tora diese Frage ganz und gar nicht aus meinem Mund gefallen, das sagte zumindest sein Gesicht, doch ich achtete lieber auf den Weg, den ich vor mir hatte.

„Es wäre mir eine Ehre einen Tag lang dein Freund zu sein.“, wippte Akira anzüglich mit seinen hell gefärbten Augenbrauen an und ich musste bei diesen Schwachsinn wieder unweigerlich lachen. Er schaffte es wirklich immer, aus einem Elefanten eine Mücke zu machen.
 

Die Frage war nur, wo wir als Erstes anfingen und was wir tun sollten. Reita und Takumi schienen in dieser Frage nicht das Problem zu finden, welches ich hatte. Denn die zwielichtigen Bars schreckten mich eher ab anstatt mich anzulocken mit Heimeligkeit. Ich hatte noch nie verstanden, was die meisten an dieser Gegend fanden.

„Den nehmen wir!“, wirbelte mich Takumi zu einem der großen Gebäuden um, auf dem ein unwichtiger Name in aufdringlichen Lettern stand. Anscheinend einer der gruseligsten Clubs, die ich je von Außen betrachtet hatte. Der Putz war vergilbt und der orange-rote Letter flackerte so, als würde das Licht gleich ausfallen.

„Red Dragon“

Einfallsloser ging es wohl nicht mehr. Drinnen würden mir bestimmt aufgepumpte Männer in angehauchter chinesischer Kleidung einen Drink auftischen.

Ich wollte gerade schon meinem Zweifel Luft machen, da war Akira schon dabei mich zu dem gruseligen Gebäude zu zerren.

„Stimmt, den nehmen wir.“, sagte er zielstrebig und inthusiastisch, als würde er gerade eine besonders halsbrecherische Achterbahn sehen, die es hieß zu erklimmen.

„A-aber-“

„Man Kou, die hässlichsten Clubs sind die, in denen es am besten kracht.“ Da wurde ich wohl von Jemanden ausgebremst, der viel Ahnung hatte in so etwas. Doch Reita riss mich in seinem Inthusiasmus nicht mit. Einzig mein Adrenalinspiegel hob sich, denn ich hatte Angst vor dem Unbekannten und Bunten. Ich drehte mich zu Tora, der am Anfang noch ziemlich viel Pessimismus gegenüber dieser Aktion gehabt hatte. Ein gelassenen Gesichtszug ließ mich entspannen und mich zur Besinnung kommen. Ich war nicht der Einzige, der ins Unbekannte geworfen wurde und jemand Anderes da war, der diesen Ort wohl am meisten verabscheute.

Takumi klopfte an eine schwere Metalltür, doch es hörte sich eher an, als ob er sie streichelte. Wir alle beäugten dieses Spektakel leicht amüsiert, bis der Blonde, der vorsorglich einen Arm um meinen Hals gelegt hatte, zwei mal laut und mit Kraft die Tür zum erzittern brachte.

Ich merkte, dass diese Aktion ihm Schmerzen bereitet hatte. Anders als sein cooles und aufmüpfiges Grinsen merkte ich am eigenen Körper, wie sich sein Torso verspannte.

Elender Poser.

Die Tür wurde aufgemacht und ein bulliger Türsteher betrachtete uns aus halbdunklen Brillengläsern. So klischeehaft, dass der Club wirklich nach Rauch, Parfüm, Schweiß und Süßem roch.

Ich merkte die Blicke auf mir und hatte für diesem nur ein überhebliches Lächeln übrig. Dieser Mann war ein Paradebeispiel für all das, was ich an einem Mann unattraktiv finden würde.

Mit einem kurzen Nicken ging der Bulle von Mann einen Schritt zur Seite, um uns einzulassen in den Club. Mit einem Ruck wurde ich in das Bunte Wunderland aus Musik und Farben gezogen. So fern ab von der Realität draußen auf Tokios Straßen.
 

Es war lange her, dass ich wieder richtig einen drauf gemacht hatte. Wahrscheinlich solange wie ich Kouyou kannte und seine Art die Welt zu sehen. Doch ich hatte mir heute vorgenommen, wenn der Abend wirklich so schlimm mit all seinen homosexuellen Bekanntschaften werden sollte, würde ich auf einen Absturz hinarbeiten, um diesen Tag nie erlebt zu haben.

Mein erster Grund saß nur 4 Hocker weiter an der Bar von mir entfernt und ließ mich im flackernden Licht der kleinen Diskothek nur erahnen, was die beiden Jungs mit dem zusammen gefalteten Yen schein gerade betrieben. Etwas schlug es mir auf den Magen, der mit einigen Cola-Rum Getränken gefüllt war. Vielleicht war es doch nicht so richtig den kleinen Takumi und Uruha hierher zu bringen, wo es anscheinend nur ums ficken und gefickt werden ging. Doch die beiden hatten sich nach 3 Martinis aufgemacht den Club mit stolperigen Beinen zu erkunden. Tora war ihnen zur Sicherheit gefolgt, was mich sehr beruhigte. Eine kleine Lolita und ein großer schlanker Brünetter würden hier wohl zu gut ankommen.

Noch einmal leerte ich mein Glas, denn dieses ganze Zeug war zugepunscht mit Wasser, als dass ich den Alkohol spüren würde. Aber es reichte um Uruha locker zu machen und ihn ein wenig abenteuerlustiger zu machen, denn sonst hätte er sich nicht von meiner Seite getraut.

In meinen Gedanken ließ ich den Blick durch die verrauchte Gegend schweifen und konzentrierte mich auf keinen bestimmten Punkt, bis meine Augen an einem „Pärchen“ hängen blieben. Irgendwie war es für mich immer noch ein Unding, zwei Männer beim Zunge-in-den-Hals-schieben zuzusehen. Mein Kopf wollte wohl nicht glauben, dass man so etwas mögen konnte, dass es wie ein Kuss zwischen Mann und Frau sein sollte.

Beide Parts dieses Pärchens wollten die Oberhand behalten, dementsprechend aggressiv sah die Knutscherei auch aus. Bei zwei rattigen Männern konnte es ja nur in einen Kampf anstatt in einen Kuss übergehen.

… Aber vielleicht lag daran ja der Reiz für diese Typen. Es war ein Kampf, etwas raues und nicht ein zärtliches Stelldichein mit einer Frau, die sich eh sofort dominieren lassen würde.

Mitten in meiner Überlegung platze eine bekannte Person neben mir auf den Barhocker und grinste mich an. Und wie breit und strahlend dieser Mund grinsen konnte.

„Was?“, kam es nur ungnädig von mir , denn ich sah den Schalk in seinen Augen, der sagte, dass er irgendwas von mir wollte. Kouyou schien unterwegs noch etwas getrunken zu haben, denn seine Augen waren glasiger als bei dem letzten Augenkontakt. Ich würde mir noch viel Mut antrinken müssen, um mit diesen Mann heute mithalten zu können. Auch wenn ich schon das Gefühl hatte in Watte gepackt zu sein.

Dieser Mann trank gerade aus einem der vielen Gläser, die man ihm heute spendiert hatte, in der Hoffung, ihn rum zu bekommen.

„Komm, wir gehen jetzt tanzen!“

Tanzen! Ein leidliches Thema an diesem Abend und ich bestellte mir einen Tequilla, um diesem Thema auch gewappnet zu sein. Der Brünette schaute mir indessen belustigt zu, wie ich das hochprozentige Getränk runter kippte ohne das obligatorische Salz und der unnützen Zitrone.

Uruha schaute nicht schlecht und ließ eine Augenbraue nach oben rutschen, doch ich ließ dem Brünetten keine Zeit, zog ihn mit mir. Ein Zögern konnte ich mir bei Kouyou nicht leisten, keinen kleinen Deut von Schwäche. Das würde der Mann hinter mir nur falsch deuten und auch noch später ausbuddeln, vielleicht sogar diskutieren wollen.

Etwas weiter in der Mitte der Tanzfläche machte ich einen Stopp und ließ meinen besten Freund in mich laufen. Hier war gut, hier konnten uns die Anderen nicht sehen und ich konnte mir Peinlichkeiten ersparen.

Vielleicht war es nicht grad die beste Methode sich mit gesenkten Blick zu Uruha zu drehen. Aber ich sollte mir gerade wirklich Sorgen um andere Dinge machen. Zum Beispiel: Wie tanzte man bitte zu dieser Musik??? Wie nannte man eigentlich so einen Bass-Matsch? Kouyou würde es wissen. Ich hatte ihm schon einmal beim Tanzen zusehen dürfen, wie gekonnt er die Schritte setzte und seinen Oberkörper und Kopf zum Takt wiegte. Ich war fasziniert von der Präzision des Mannes vor mir und störte mich nicht daran, dass ich der Einzige war, der nur still stand und den eleganten und fast hypnotischen Bewegungen Kouyous zuschaute. Ich war begeistert obwohl diese Musik nicht Meins war, doch der Brünette schien alle möglichen Sachen unwichtig machen zu können.

Nach der Meinung des Anderen war ich wohl zu untätig und faul, weshalb er meine Hände in seine nahm. Sie waren glühend heiß und er ließ diese Hitze meine Oberarme raufklettern.

Alkohol.

Beschwichtigend und lächelnd schaute er mir in die Augen aber sein Blick hatte nicht dieses Klare wie bei der Straßenparty, auf die ich ihn mitgeschleppt hatte. Sein Blick war weich und verklärt vom Alkohol und ich merkte die gleiche Wirkung bei mir.

Seine Gestik schien zu bedeuten, dass ich es ihm nach machen sollte ohne Scheu zu haben. Er würde mich führen, bei jeden Schritt.

Ich kreuzte die Beine mit ihm, ging leicht in die Knie um wieder hinauf zu federn in die Ausgangsposition. Es schien gar nicht so schwer, also versuchte ich es anders herum. Einfache Schritte, noch hölzern und nicht so galant wie die Schritte meines Gegenübers, aber ich konnte ihnen folgen, spürte den passenden Beat, der durch meine Beine pulsierte, wenn ich mit einem Bein den Boden berührte. So was hieß wohl die Musik zu „spüren“.

In dieser Trance merkte ich das Wichtigste, mein Umfeld, kaum noch, ließ mich in meinem eigenen Raum schweifen.

Was waren schon diese unwissenden Leute um mich? Ich kannte sie nicht.

Was waren schon musikalische Vorlieben? Man konnte sich zu Allem bewegen.

Von dem Allen war nur wichtig, dass ich mich nicht vor dem Jungen vor mir auf die Schnauze packte. Obwohl die Leute so eng aneinander waren, dass ein Fall gebremst werden würde. Es wurde wärmer, die Grenzen zueinander wurden eingeengt und ich spürte Glückshormone in meinem Kopf umherfliegen wie ein Flummi.

Das Lächeln auf dem Gesicht ließ mich auftauen, es war nämlich alles egal in diesem Moment, es war nicht wichtig. Morgen würden wir nicht mehr danach fragen.

Ich trat ihm auf den Fuß und er lachte und boxte mir auf die Brust.

Ich zupfte leicht an seinem Haar und er gab mir eine sanfte Kopfnuss.

Ich kitzelte seine Seite und er kratzte mir mit einem Zahnpastalächeln über den Hals.

Ich zog ihn an mich als ihn so ein Kerl von hinten antanzte, Kouyou sich beschwerte über diesen ekligen Kerl… und er lehnte sich mit den Rücken an mich. Hier musste man seinen Allerbesten als erstes schützen.

„Ich teile nicht!“, hörte ich mich selbst, wie in einem schlechten Film, dem Kerl entgegen knurren. Mein Adrenalin wallte sich in mir und mein Körper war bereit zu einer Auseinandersetzung doch der Kerl hob nur beschwichtigend die Hände und verschwand wieder in der Menge. So ein Schlappschwanz, ey!

In meiner Wut schnaubte ich nur und Kouyou lachte. Ja, er lachte laut doch Niemand hörte ihn außer ich auf der Tanzfläche. Es kribbelte auf meinem Armen als ob sein unkontrolliertes und haltloses Lachen sie streiften.

Der Beat zuckte in meinem Körper und ließ mich Sachen tun, die er mir hoffentlich verzeihen konnte.

Mir war klar…

Wir waren beide betrunken, mitten in einer Homodisko und ich?

Ja, ich drohte die Realität zu vergessen.
 

Wir wussten nicht mal warum wir lachten. Ich fing an zu lachen, weil Akira lachte und Akira lachte weil… weil wir das Glas runter geschlagen hatten beim Gehen?

Ich wusste es nicht, war es denn wichtig? Was kümmerte mich die sich auf dem Boden verteilte klebrige Flüssigkeit? Die Leute schauten uns komisch an oder grinsten uns entgegen, als wir an einander hingen und aus dem Club stolperten. Zumindest versuchten wir es und wurden uns nicht einig wer nun loslassen sollte. Ich wollte nicht loslassen.

Takumi und Tora waren bereits weg. Wer sollte mich also sonst halten? Reita machte auch keine Anstallten mich loszulassen. Sonst hätte ich ihn auch versucht zu verprügeln.

Als ich mit ihm über die Schwelle stolperte spürte ich den Schmerz in meinen Füßen nicht, so wie es sein sollte.

Was war noch echt?

Wo war link und rechts?

Wo wollten wir eigentlich hin?

Wieso waren wir gegangen obwohl es gerade Spaß machte?

Keiner von uns schien Antworten zu haben doch wir standen nun uns gegenüber vor dem Club, den Beat unter unseren Füßen noch spürend und lachten uns gegenseitig an. Seine Wangen waren leicht gerötet und seine Augen funkelten bei jedem Kichern, sein Körper bebte unter dem ehrlichen Lachen, auch wenn wir keinen Grund hatten. Es brauchte keinen Grund und doch beruhigten wir uns mit jeder Minute. Mein Bauch tat vom Lachen weh und doch war mein Kopf voll von Schmetterlingen, getrieben von Endorphinen. Überraschend, dass ich dieses Wort überhaupt noch denken konnte.

Nach der Hysterie kam die Phase der Stille. Doch es ängstigte mich nicht, diese Ruhe. Sein Blick war immer noch voller Schalk und ich wüsste gerne, was er dachte. Was war nur mit uns los? Ich wollte keinen Schritt gehen, denn das bedeutete sich aus seinem Kreis zu ziehen.

Zwei Männer kamen aus dem Club gestolpert. Anscheinend wollten sie sich lieber hier draußen auffressen anstatt da drinnen, machten sich gar nicht die Mühe sich zu verbergen oder Platz zu machen, als sie in die nächst gelegene Gasse verschwanden, um ihr Stelldichein vorzuführen. Reita kam kurz ins stolpern.

Wieder musste ich lachen und versagte beim Zurückhalten. Akira starrte ihnen zuerst hinterher mit seinem glasigen Blick. In seinen Augen war etwas, was mich ein wenig ins Stolpern geraten ließ. Was ging bloß in diesem Jungen wieder vor?

„Was‘n los? Neidisch?“ Dieses Lallen konnte nicht von mir sein. Oder doch? Das schien alles nicht mehr zu mir zu gehören. Nicht mein Körper, nicht meine Stimme.

„Weißt? Die schlabbern sich ab, als sind se die Kings darin. Nimma Anstand haben se.“, kam es mir brummelnd entgegen.

„Wieso auch? Würdest du och nich.“ Sofort haschte sein Blick auf mich und ein breites Grinsen zeigte sich.

„Klaaaaar~! Bei uns is ja normal.“

„Wie normal?“ Mein Gehirn arbeitete nicht mit. Lag es an mir oder ergaben Reitas Sätze keinen Sinn?

„Na das man Mädels abschlabbert. So is ja rischtig.“

Mein Kopf speicherte nur Küssen und richtig aus diesen Satz. Reita sollte Klartext reden.

„Na wenn wa uns knutschen würden… dat ginge ja nich.“

„Wieso nich? Denkste ich kann nich knutschen? Isch kann knutschen.“, beschwerte ich mich bei diesem Volldepp.

„Doch, kannst sicherlich großartig knutschen wenn du diese… diese… wie auch imma, so glücklich gemacht hast. Wir sind halt Kings.“

Er stemmte beide Hände in die Seite und strahlte wie ein Wichtel. Ich musste lachen bei diesem bekloppten Volltrottel.

„Siehste, Kings.“

„Kings!!!“, lachten wir beide im Chor.

„Ey, wir können das besser als die da drüben.“, meinte er und zeigte auf das Pärchen, dass es nicht ganz in ihre Ecke geschafft hatten.

„Sicha.“, lachte ich mir ins Fäustchen und wischte mir ne Träne aus dem Augenwinkel.

„Na dann!“

Ich hatte mit Allem gerechnet. Dass Reita mir eine Kopfnuss gab und rülpste. Vielleicht, dass wir einfach weiter gingen und er diesen Jungs den Stinkefinger zeigen würde oder ihnen entgegen brüllen würde, dass er besser sei als sie.

Doch ich rechnete nicht damit, dass sich raue Hände in meinen Nacken bahnten, mich an ihn zogen. Ich ahnte nicht, dass spröde Lippen meine fanden, dass ich mich einer warmen und forschen nach Wodka schmeckenden Zunge ergab.

Es drehte sich alles, ich wollte sofort Wände, an denen ich mich festhalten konnte. Jedoch fand ich nur Stoff und Nackenhaare, die mich hielten. Heißer Atem perlte von meinem Lippen und meiner Nase, wollte ihn einfangen. In meinen Bauch sprudelte es, als ich begriff was geschah.

Es war alles aus dem Kontext, nichts mehr in der Realität.

In der Realität würden wir nun gemeinsam nach Hause schlendern, lachen und uns fragen wo die nächste Straßenecke zum Einbiegen ist, wo ich den Schlüssel hingetan hatte und wie lange wir noch umherstolpern würde.

In der Realität würden wir nicht hier stehen, küssend und uns nicht fragen was falsch gelaufen war, ob mein Shirt nun durch den Hausputz ruiniert war und wie lange wir hier noch uns umschlingend stehen dürften.

Ja, ich drohte die Realität zu vergessen.
 


 

Wenn Rache heiß serviert werden sollte, so sollte er sie heiß bekommen
 


 

Ich weiß, der letzte Satz hört sich komisch an, aber ich wollte endlich das Kapitel hoch laden.^^°

Und das nächste Kapitel ist nur halb fertig.
 

LG

Seikara

Tango de Roxanne - Mouling Rouge OST

Tango de Roxanne
 

Das Kapitel is für meine Betaleserin die mich so lange quälen wird, bis es fertig ist und teufelchen_netty, weil sie für mich Werbung macht.*.*

Du bist soooo lieb.
 

Lyriks: http://www.magistrix.de/lyrics/Moulin%20Rouge/El-Tango-De-Roxanne-32563.html
 


 

Mein Herz klopfte wie wild. Dieses Gesicht im Spiegel schien wie verändert. Die braunen langen Haare vollkommen fehl am Platz. Eigentlich sollte ich schon längst aus meinem Bad sein, denn ich wollte nur auf Toilette. Die Stimmung schien nur so erdrückend, dass es mich scheute wieder hinaus zu gehen.

Ich hatte es vom ersten Moment an gewusst, auch mit Alkohol benebeltem Gehirn:

Es war alles verkehrt.

Kurz schaute ich zur Seite und mein Magen drehte sich. Die glänzende Waage war mein Feind. Ich würde sie wohl aus dem Bad verbannen müssen. Die Zahlen auf der Anzeige würden mich nur noch verrückter machen. Sie sollte nicht so viel Macht über mich haben.

So als würde mir etwas genommen werden, desto länger ich nicht bei dem Schwarzblonden war. Was für eine verquere Psychologie.

Ich holte tief Luft und drehte den Wasserhahn zu, um wieder ins Wohnzimmer zu gehen, wo ER saß. Ich musste ihn nur ansehen, wie er abgelenkt auf den Fernseher schaute, den meine Mutter angeschaltet hatte, und so verdammt fremd auf einem Stuhl am Glastisch saß. Akira wirkte ernst und das war nicht ernst. Solch eine Denkerfalte war nicht Akira.

In der Nacht wollte ich es noch nicht wahrhaben. Nicht, nachdem wir mindestens eine halbe Stunde an der dreckigen Hauswand gelehnt hatten und mein Geist so schön leer war.

Doch kaum hatten wir uns voneinander getrennt, kam der riesige Graben. Es war ein Fehler, schoss es mir immer durch den Kopf wenn ich nur an das verwirrte Gesicht des Schwarzblonden dachte.

Er war danach nicht mit zu mir gekommen. Und nun, nachdem wir beide den Rückzug angetreten waren, sah ich ihn wieder nach einer Woche und wir wirkten uns so fremd als hätten uns Jahre getrennt. Dabei war es noch nicht mal meine Schuld… oder doch? Aber hätte ich anders reagiert, hätte ich ihn zurück geschubst… wäre dann nicht auch so ein großer Graben?

Unbewusst fuhr ich mir über die Lippen, wie schon die letzten Tage. Es kribbelte immer wieder, deshalb wurde ich dem nicht ganz überdrüssig. Es war nicht mein erster Kuss mit einem Jungen, jedoch war Flaschendrehen nun eine ganze Galaxie von dem entfernt, welche Küsse ich mit ihm geteilt hatte in einem dreckigen Hinterhof, der nur spärlich beleuchtet gewesen war.

Hätten meine Gedanken nicht vollkommen verzehrt sein sollen?

Hätte ich mich eigentlich fast gar nicht daran erinnern sollen?

Im Inneren hoffte ich eigentlich, dass sich Reita nicht mehr so richtig daran erinnern konnte und wir beide nach ein paar Tagen einfach wieder weiter machen konnten wie davor.

Zuerst bedacht auf wenig Laute ging ich nun bewusst lauter in die Küche um mir schnell etwas zu Trinken ins Glas zu machen und mich wieder zu ihm zu setzten. Meine Mutter ignorierte uns geflissentlich und ich war ihr dankbar.

„Wollten Takumi und Tora uns nicht auch mit ihrer Anwesenheit beehren und mitkommen?“, fragte ich uninteressiert und schaute ebenfalls auf die Mattscheibe während Akira kurz zu mir aufschaute, als ich mich zu ihm setzte.

Seine Denkerfalte wandelte sich in ein Lächeln um. Was für eine Show er lieferte… er hätte einen Oskar verdient an diesem Abend. Dem würde ich ihm gerne über die Hohlbirne ziehen. In meinem Kopf formte sich gerade die Szene, wie wir beim Rednerpult standen, er nur versuchte den Mund auf zu machen und ich ihm das schwere Ding über den Hinterkopf zog. Nach der Show letzte Woche und jetzt vollkommen gerechtfertigt.

„Die sind zu diesem Tempel in Kyoto in der Nähe von Takumis Großeltern. Dieser Kiyoumizu Tempel.“ Zur Zeit waren die beiden echt oft zusammen unterwegs. Okay, Ruki hatte Ferienkurs und mit Saga war eh irgendwie Flaute. Aber die beiden wirkten schon wie siamesische Zwillinge, wahrscheinlich gerade weil Tora mit Saga nichts anfangen konnte und Takumi Sagas Art ziemlich billig fand. Nun blieben nur sie übrig wenn Akira bei mir war.

Meine linke Augenbraue wanderte in die Höhe und verriet mich. Obwohl nur Reita meinte, dass ich mich mit dieser Gestik bei ihm verriet.

Auch er schaute misstrauisch als ich versuchte seinem Blick aus dem Weg zu gehen und an meinem Glas nippte.

„Was?“, war seine frage in einer höheren Oktave, die er sonst sprach.

„Die gehen in den Kiyomizu Temple zusammen?“, fragte ich noch mal vorsichtig.

„Ja!?“

Meine Mutter kicherte kurz in ihre Faust, sie war dort auch schon mal mit meiner Mom.

„Na ja, da gehen nur Paare hin.“ Ich versuchte es kurz zu machen, um die Peinlichkeit für die Beiden zu senken. Jedoch war Akira nie der Typ, der alles einfach so hinnahm.

„Quatsch. Die gehen dahin weil Takumis Großeltern nun mal da in der Nähe wohnen.“, speiste er das für sich ab.

„Reita, es gibt da zig tausend andere Tempel. Das ist Unsinn.“

„Ach ja? Was ist denn so romantisch an dem Ding?“ Seine Frage klang sehr gereizt und seine Maske bröckelte.

„Es gibt dort einen Weg, an dem zwei Menschen mit geschlossenen Augen und einem besonderen Stein in der Hand aufeinander zugehen. Treffen sie sich in der Mitte haben sie die große Liebe gefunden.“

Kurz war es Still, nur die Geräusche des Fernsehers war zu hören. Sein Gesicht verzog sich und ich konnte ahnen, dass er sauer auf mich war. Sauer, dass ich diesen Kram wusste und ihn auch noch mitgeteilt hatte. Ich sah die Anklage in seinem Blick, doch er würde nichts sagen.

Wo war dieser verflucht schwere Oskar wenn man ihn brauchte?

„Das ist kitschig!!“

„Die meisten Paare sind kitschig.“, meinte ich salopp und beobachtete ihn beim Aufstehen.

„Lass uns bloß gehen. Darüber will ich gar nicht nachdenken.“

Warum hatte ich mir so was denken können? Der nun vollständig Blonde war so durchschaubar.

Er war bereits in den Flur gegangen, um sich langsam anzukleiden also ging ich unser Geschirr in die Küche bringen und alles wegräumen.

Meine Mutter war zeitgleich mit mir aufgestanden und folgte mir lautlos in die Küche. Wie sie das andauernd machte, hatte ich nicht die geringste Ahnung. Kurz legte sie mir die Hand auf die Schulter, damit ich ihre Anwesenheit wahrnahm und ich mich zu ihr umdrehte. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war ernst. Reita war mit Anziehen beschäftigt und trotzdem beugte ich mich zu meiner Mutter vor um ihre leise Stimme zu verstehen.

„Ist irgendwas passiert? Hattet ihr Streit?“

Natürlich hatten meine Mütter es bemerkt und noch klarer war es jetzt nach dem Akira hier war und irgendwie nichts wie vorher war. Sie waren halt Frauen. Irgendwie wussten Frauen alles. Richtig zum Mäusemelken.

„Nur eine kleine Unstimmigkeit.“, tat ich es ab. In diesem Augenblick wusste ich, sie hatte mich bereits durchschaut. Warum fragte sie dann noch? Frauen konnten unausstehlich sein.

„Oh!“, war ihre einzige Antwort und ich schlängelte mich an ihr vorbei in den Flur. Es war besser nicht mehr darüber zu reden. Es würde sich schon wieder beruhigen.

Kurz schaute ich zu dem Blonden auf, als ich meine Schuhe anzog. Hoffentlich war er nicht wirklich so drauf wie er aussah, als er an der Wand lehnte und auf mich wartete. So vollkommen abgelenkt von etwas, was in seinem Kopf geschah.

Es würde sich schon wieder beruhigen.
 

Takumi hatte uns vor einiger Zeit gesteckt, dass er einen Bekannten besaß, der in einer Band sang, in Homoclubs auftrat und auch selbst schwul war. Natürlich hatte er ein Treffen arrangiert, ohne daran zu denken, dass er vielleicht hätte mitkommen sollen. Ich verfluchte an diesem Tag meinen kleinen Kumpel dafür und Tora noch dazu, dass er mich im Stich ließ in so einer Situation.

In all meiner Grübelei vernachlässigte ich wohl ein wenig Konversation mit Kouyou zu halten.

Ihm schien es nicht zu fehlen, denn er schaute uninteressiert vor sich her, den ganzen Weg, den wir bis zum Club hinter uns gelegt hatten.

Es war wie ein Déjà-vu, als wir die Straßen entlang gingen, die wir bereits vor einer Woche abgelaufen waren. Wenn ich mich nicht täuschte waren es sogar die gleichen Leute, welche die Straße entlang liefen.

Anstatt Vorfreude, wie letzte Woche, breitete sich Unmut in mir aus als wir in der Schlange des besagten Clubs warteten.

Vielleicht tat ich Uruha gerade unrecht indem ich versuchte ihn zu ignorieren, doch es wollte eh nichts aus meinem Mund, wenn ich nur an ihn dachte. Es schnürte mir alles zu. Denn wenn ich an ihn dachte, dachte ich an die Nacht zurück an der dreckigen Wand des Clubs.

An das Seufzen, welches er mir damals in den Mund gelegt hatte.

An die Finger, die sich in mein T-Shirt gekrallt hatten und später an meinen Nackenhaaren gezogen hatten.

An den verklärten Gesichtsausdruck, mit dem er mich danach beschaut hatte.

Nach dem Sommerfest hatte ich oft versucht, das Geschehene einfach zu vergessen. Es war nie passiert, dass ich mir vorgestellt hatte, wie es war ihn zu küssen. Hatte mir nie vorgestellt wie es war ihm so verdammt nahe zu sein. Doch in dieser Nacht wurde mir wieder klar, dass ich es getan hatte. Und das mit solch einer Intensität, dass ich zuerst dachte… ich stellte es mir wieder nur vor.

Auf einen Höhenflug kam der Fall. So schnell war ich noch nie in meinem Leben nüchtern gewesen. Dabei war ich schon so oft betrunken.

All die Gedanken sollten fort. Sie waren lästig und hinderten mich an Allem.

Daran mit Uruha für das Projekt zu arbeiten.

Daran mich mit Tora zu treffen.

Daran mein Zimmer auf zu räumen.

Daran ein Fuß vor die Tür zu setzen.

Daran endlich wieder mehr zu essen.

Daran überhaupt endlich mal wieder das Bett zu verlassen.

Und nun lief ich hier mit dem Mann, der mich erst in so eine prekäre Lage gebracht hatte. Lieber schaute ich nicht hinter mir, als wir den Club betraten. Seine Nähe in meinem Nacken war mir schon genug.

Ich tat ihn so viel Unrecht an. Eigentlich hatte ich gehofft, dass sich dieses seltsame Gefühl langsam verzog, doch nun wartete ich schon eine ganze Weile darauf.

Meine Gedanken wurden übertönt von der Musik, die sie im Club spielten und immer lauter wurde, umso mehr wir in die Mitte des Clubs kamen. Die Band war nicht schlecht, überhaupt nicht schlecht. Es war solche Musik, die ich bei mir zu Hause lauter aufdrehen würde. Mit einer ordentlichen Portion Bass und einer einzigartigen Stimme. Der Sänger hatte Charisma, die den ganzen Club einnahm und das schien er genau zu wissen. Ich musste mir wieder ins Gedächtnis rufen, dass dieser Typ schwul war und genau wegen dem waren wir hier. Um ein Interview zu machen, mit einem schwulen Sänger über seine Musik. Irgendwie konnte ich mir noch nicht vorstellen mit ihm zu sprechen. Es sah sehr elegant aus, wie er sich das braune glänzende Haar hinter das Ohr schob, die Leute mit einem Lächeln bezirzte.

Uruha war vollkommen still und schien eher abgelenkt von den vielen Leuten, die sich hier der Musik hingaben. Es war ganz anders als das letzte Mal, als wir in einer dieser Clubs waren. Schnell nahm ich den Brünetten hinter mir an die Hand und zog ihn weiter vor Richtung Bühne. Irgendwie war es komisch diesmal seine Hand zu halten, sie wirkte so, als wolle sie sich sofort losreißen und auch Kouyous Gesicht sah danach aus. Waren wir uns nur durch eine Woche fremd geworden…?

Über das wollte ich nicht nachdenken, also ließ ich ihn einfach los und ging so weiter vor und ließ ihn einfach folgen.

Und er folgte, lautlos wie ein Schatten und genauso unauffällig. Vielleicht sollten wir dieses Interview abblasen und uns einfach vor dem Club eine auf die Fresse hauen. So wie Tora und ich Probleme lösten untereinander. Viel einfacher und unkomplizierter.

Doch so weit kam ich nicht in Gedanken, denn der Sänger verabschiedete sich bereits von seinem Publikum. Es wäre unhöflich jetzt die Bildfläche zu verlassen und vielleicht auch Takumi Ärger zu bereiten, denn dieser hatte es schließlich arrangiert.

Die Musiker verließen nacheinander die Bühne, doch ich wartete nur darauf, dass er Sänger die Treppe nahm. Als er den ersten Fuß auf die erste Stufe setzte machte ich mich sofort bemerkbar.

„HEY!!! HEY!!!!!“, fuchtelte ich mit den Armen und atmete erleichtert aus als mich der ziemlich elegante Mann bemerkte. Irgendwie erinnerte mich seine Art ein wenig an Uruha, wenn er durch die Bankreihen in der Schule tänzelte.

„Wir sind die Freunde von Takumi.“, brachte ich erleichtert heraus und sofort strahlte der Mann zurückhaltend vor mir und bedachte mich mit liebevollen Augen.

„Das trifft sich gut. Mein Name ist Jui.“ Er reichte mir die Hand und ich war leicht paralysiert von der weichen Stimme. Wie konnte ein Mann nur so eine Stimme haben?

„Oh, mein Name ist Reita und der schüchterne hinter mir ist… Kouyou.“ Vielleicht war es nicht das Beste meinen Projektpartner mit dem Namen vorzustellen, den nur Freunde verwenden durften.

Jui schaute hinter mich und sein Lächeln wirkte plötzlich komisch als er in Kous Gesicht sah. Verstehe einer Menschen.

„Wirklich schönes Gesicht. Sie sollten öfter herkommen. Sieht man hier selten und die Leute freuen sich dann immer.“

Stimmt, Uruha hatte ungewöhnlich perfekte Züge für einen Mann aber irgendwie hatten sie beide etwas gemeinsam.

Kouyou lächelte bei dieser Aussage nur schweigsam und ich sah, dass es nicht ernst gemeint war. Es ging nicht bis zu seinen Augen.

Es gab wirklich Zeiten da habe ich mich immer gefreut sein Gesicht zu sehen, doch seit einer Weile war diese Freude begleitet von diesen verdammten Erinnerungen. Ich fühlte mich immer schuldig wenn ich ihn sah und nicht sagen konnte, dass ich mir ihn vorgestellt habe als ich…

„Lasst uns doch an die Bar gehen. Das ist angenehmer als Stehen.“, lächelte mich der Sänger an und ich konnte bei diesem Blick nur eifrig nicken. Der ganze Auftritt war sicher anstrengend gewesen. Wir wanderten an die Bar und Jui und ich setzten uns auf die einzigen freien Hocker. Uruha stellte sich einfach neben mir und reichte mir die kleine Handkamera. Ich war ihm ja auch näher als Kou also nahm ich sie an und startete die Aufnahme.

Mit einer Handbewegung bestellte sich Jui ein Martini und sah mich dann erwartungsvoll an.

„Ach so, ähm… ja… stell dich doch erstmal vor.“, war meine kluge Teilnahme und könnte mich am liebsten selbst Schlagen. Ich wirkte wie ein Volltrottel und das nur, weil mich dieser Typ vor mir leicht verwirrte.

„Mein Name ist Jui und ich bin der Sänger der Band Vidoll.“, lächelte er gekonnt in die Kamera und zwinkerte charmant in die Linse und ich musste leise Lachen. So was schien er öfter zu machen. Zumindest sah er gut auf dem kleinen Bildschirm aus.

„Und warum spielst du in Homo-Clubs?“, fragte ich unverblümt und er lachte auch. Anscheinend mochte er die direkte Art. Gut, dann musste ich mich nicht verstellen damit er nicht erschrocken war. Manche mochten die ehrliche Art nicht wirklich. Von dem letzten Schwulen hätte ich beinahe Prügel bezogen. Und deren Oberarme sahen aus wie die Schenkel einer Kuh. Juis eher wie die einer Speiche, da würde ein Schlag nicht so weh tun.

„Um so hübsche Jungs wie dich zu treffen.“, lachte er laut auf und auch ich musste grinsen, kratzte mich am Hinterkopf. Irgendwie war das ja schon ein Kompliment, wenn auch anders als es Männer eigentlich hören wollten, oder besser gesagt von der falschen Person.

„Nein nein. Weil Schwule unterschätzt und vernachlässigt werden. Und ich ja selber schwul bin. Also warum nicht?“

„Bekommt man da auch nich auch mal richtig böse Kritik von anderen Künstlern?“ Ha, die Frage hatte ich mir noch von Uruha gemerkt. Aber an andere Sachen konnte ich mich nicht mehr erinnern, die er mir gesagt hatte. Anscheinend war ich in diesem Moment von etwas verdammt abgelenkt worden.
 


 

Ich wollte mir das alles irgendwie nicht mehr anhören. Vor allem wollte ich es nicht mit ansehen, wie diese verdammte Schwuchtel die ganze Zeit Reita angrub. Merkte der Kerl denn gar nichts?

Gut, er ignorierte mich, das war eine Sache… doch vor meinen Augen mit diesen… Jui?... rumzuspaßen als wäre er ich…

Ich könnte an die Decke springen, die Wände hoch laufen, die gesamten Spiegel der Bar zertrümmern und fünf mal den Macarena tanzen. Sicherlich, selbst dann würden die beiden mich nicht bemerken. War das Rache für letzte Woche? Vielleicht weil ich nicht reagiert hatte wie ich sollte? Aber wie hätte ich denn reagieren sollen? Was war gerade richtig und was falsch?

Dieser Sänger lächelte… ich bekam beinahe das Kotzen.

Akira lachte… ich würde am liebsten laut schreien.

Jui berührte seinen Arm… ich würde ihn am liebsten erwürgen.

Und Reita… ja Reita lächelte dabei…

Ich wollte hier nur weg.

Der Blonde drehte sich nicht einmal um, als ich meinen Platz verließ. In meinem Kopf wummerte es und in meinen Brustkorb fühlte ich einen Kloß. Ich hatte so etwas noch nie gespürt, denn ich hatte mich unempfindlich für Empfindungen gemacht. Auf jeden Fall hatte ich das bei Wut gemacht, ich hatte sie nicht eindringen lassen.

Doch nun war ich wütend. So wütend, dass es mir irgendwie Angst machte.

Ich sah mich kurz im Club um, ich musste mich ablenken und das konnte ich bestimmt ganz gut in dem ich tanzen ging.

Kurz schaute ich mich noch einmal zu Akira und diesem Typen um, sie waren immer noch in ihrer Welt.

Wenn Rache heiß serviert wird, dann sollte er sie heiß bekommen.

Es war für mich kein Problem auf die Tanzfläche zu kommen, denn die Menschen machten mir einfach Platz. Sie schauten mich an und wichen zu Seite.

Alles war so einfach, alles so simpel. Simpel war nur nicht das Gefühl, welches ich dabei empfand während ich tanzte zwischen all diesen Männern und ich genau wusste warum ich tanzte.

Vielleicht fühlte ich mich so, weil ich niemals getanzt hatte um Jemanden zu gefallen?

Vielleicht fühlte ich mich so, weil mich sonst alle beachteten?

Vielleicht fühlte ich mich so, weil ich sonst niemand Anderes an meinem Rücken erlaubte außer Reita?

Doch nun ließ ich es zu, fast wie ein Verrat. Sollte er doch mit diesen Milchbubi rumflirten. Was er konnte, konnte ich schon allemal. Ich konnte ihn vergessen.

Hinter mir tauchte wärme auf und Finger streichelten meinen Rücken. Hatte sich also wirklich Jemand getraut mich anzutanzen.
 

His eyes upon your face

His hand upon your hand

His lips caress your skin

It’s more than I can stand
 

Musste ich mich nur trauen umzudrehen und dem Fremden ins Gesicht zu sehen. Es war alles doch schwerer als gedacht und mein Inneres verkrampfte sich. Denn es war nicht Reita, es war irgendein Fremder.

Ja, ich sollte mir nur denken es wäre Reita, dann ging alles viel einfacher. Wollte ich ihn nicht eigentlich mit dieser Aktion vergessen?

Noch ein mal atmete ich tief ein und aus um mich dann umzudrehen und mich allem zu stellen. Es traf mich fast der Schlag und doch wollte ich lachen. Was hatte ich erwartet?

Nen gut gebauten und sehr stylischen Japaner, der zerrissene Hosen und blöde Bandshirts, deren Namen keinen Sinn ergaben, trägt? Das war er allemal nicht, doch er war zumindest nicht alt. Alles gar nicht so schlimm, auch nur einer unter vielen.

Er wollte mit mir tanzen, also tanze ich mit ihm, auf dem Abstand der nun mal zwischen all den Leuten ging.

Ich besah mir sein Muttermal unter dem Auge und befand es für niedlich und auch sein Lippenpiercing war wirklich nicht abstoßend. Doch was hatte der Typ mit seinen Haaren gemacht? Hatten 3 Farben nicht gereicht?

Oh ja, ich war abgelenkt vom Farben zählen. Was hatte der Typ bloß mit seinen Haaren getan?

Er zog mich näher und ich erkannte noch mehr den ausmaß dieser Haare, sie waren komplett kaputt. Nicht, dass Reita seine nicht kaputt waren, aber sie wirkten wenigstens weich. Interessiert griff ich in sie hinein und merkte das sie sich wirklich so anfassten wie sie aussahen.

Anscheinend hatte dieser Typ es als Aufforderung verstanden und legte die Arme um meine Hüfte.

Okay, dass war zu nah. Das war eindeutig nicht geplant und doch wehrte ich mich nicht. Meine Rache war komplett wenn er nicht nur auf Jui achten würde. Verstohlen schaute ich über die Schulter dieses Kerl hinüber zu Bar um zu sehen, was Reita da mit diesem Sänger anstellte.

Jedoch sah ich nur…

Meine Gedanken wurde jäh unterbrochen, als mich jemand unsanft an meiner Schulter zurück zog und ich an einen anderen Körper prallte. Ich kannte das Schweißband an dem Handgelenk des Armes und es ließ mir den Magen umdrehen. Ja, er hatte uns gesehen und plötzlich gefiel mir der Gedanke gar nicht mehr so sehr. Es zog heftig an meinem Handgelenk und ich bemerkte erst eine Sekunde später, dass ich aus dem Club gezogen wurde. Alles schoss so schnell an mir vorbei, dass ich mich nicht wehren konnte.

Als wir aus dem Club waren sah ich zuerst nur seinen Rücken. Er hatte wieder dieses elende Shirt an, auf dem am Kragen außen das Schildchen war, welches man eigentlich immer nach innen nähte.
 


 

„Oh Gott ich wusste das du schwul bist.“, kam es aus mir herausgebrochen als ich genügend Luft und Kraft dafür hatte. Denn ich hatte das Gefühl etwas erstickte mich. Lähmte mich. Was hatte sich Kouyou bei diesem Auftritt nur gedacht? Hatte er komplett den Verstand verloren? Und dann auch noch mit einem Kerl! Okay, in diesem Club waren Frauen rar, aber… aber…
 

Why does my heart cry?

Feelings I can’t fight
 

„Hallo? Du hast mich letztens geknutscht.“, zischte es hinter mir. Genau DAS wollte ich gerade am wenigsten hören. Ja es stimmt! Ich hatte ihn geküsst und es für sehr… intensiv… gehalten. Hätte nie gedacht, dass er wirklich so gut küssen kann, wie ich ihm vorher zugelallt hatte. Aber es war definitiv nicht das, was ich von ihm hören wollte. Ich wollte, dass er mir sagte, dass ich einzigartig im ABC rülpsen bin, dass die heiße Blonde mit ultra langen Beinen uns gerade angeschaut hatte und dass er das gleiche T-Shirt eben auch gekauft hatte. Aber nicht DAS!

„Ich war betrunken!!!“ Ich drehte mich zu ihm, um dem allem gewachsen zu sein doch ich war Uruhas wütendes Gesicht überhaupt nicht gewachsen. Ich hatte ihn glücklich, verwirrt, verblüfft und traurig gesehen. Jedoch war er nie wütend gewesen.

„Ich war betrunken und du hä-.“

„OOOOOORRRR!!!! Deshalb hasse ich Alkohol. Weil sich jeder dahinter versteckt und kein Arsch in der Hose hat um Verantwortung zu übernehmen!“

Exakt, er war verdammt wütend und ich fürchtete keine Chance zu haben. Plötzlich ohrfeigte ich mich innerlich für jeden einzelnen Schritt, den ich gegangen war. Denn nichts mehr schien unter Kontrolle zu sein. Ich wollte ihn eine knallen, so wie ich es bei Tora tat, denn dann war alles wieder gut, doch das konnte ich nicht. Nicht bei Kou, der schmaler als meine Schwester aussah.

„D-du… du hättest mich trotzdem wegschupsen können.“, versuchte ich mich aus der Schlinge zu befreien, die ich mir selbst gelegt hatte. Sie zog sich so langsam zu, dass ich sie bereits leicht an meinem Hals spürte. Es äußerte sich in einem epischen Frosch im Hals.

In diesem Moment änderte sich erneut der Anblick meines ‚besten Freundes‘. Tief holte er mehrere Male Luft, so geräuschvoll, dass ich zuerst Angst hatte er hätte Asthma.

„AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!!“, schrie er mir mit solch einer Wucht entgegen, dass ich Angst hatte den Boden unter den Füßen zu verlieren und ich bereits ein Klingeln im Ohr hatte. Ich wurde von ihm immer wieder überrollt So wie auch jetzt. Ich war unfähig zurückzuschreien, denn ich wusste Kou verlor nie die Kontrolle über sich.

Außer in diesem Moment. Und das Fass schien schon vorher zum zerbersten voll.

„Du mieser kleiner Vollidiot! Du Wichser! Du Mistkerl!

Ich hasse dein Gequalme!

Ich hasse deinen Alkoholkonsum!

Ich hasse dein Schlurfen beim Laufen!

Ich hasse auch das Schlürfen beim Kakao trinken!

Ich hasse deine blöden Bemerkungen über das Moulin Rouge Poster in meinem Zimmer!

Ich hasse es, wie du mich als schwul beschimpfst und selber den Typen beinah verschlungen hättest!

ICH HASSE DICH!!!“

Ja, ich hasse mich auch.
 

Es drehte und wendte sich in mir und mein Kopf wollte nicht kapieren, was mein Herz schon längst weiß.
 


 

Ich weiß, nich das schönste Ende. Vertraut mir einfach.^^

Obwohl...*nuschel*... lieber nich.^^;

Mir ist aufgefallen, dass es nur noch 4 Kapitel sind und dann werde ich mich entweder an ein Sequel dieser Geschichte versuchen oder etwas komplett eigenes. Ich weiß, ziemlich gewagt... ,wird ja fast gar nicht gelesen, aber ich hoffe auf meine treuen Leser. Ich will es unbedingt machen.*.*

Bei Mordrohung bitte ENS, okay? xDDD
 

P.S.: ich habe erst zum Schluss die Ähnlichlkeit zwischen Miyavi und Uruhas Tanzpartner erkannt. xDDD~
 

LG

Seikara

Why can't I? - Liz Phair

Why can’t I? – Liz Phair
 

Das Kapiel ist für alle, die mir zum letzten ein Kommi gegeben haben. Durch euch weiß ich, dass es doch trotz den ganzen Schwarzlesern, gefällt.

Ich sage mir jetzt einfach ihr habt die FF nicht umsonst favorisiert. Also danke, dass sie euch gefällt. ^^
 


 

Lyrics: http://www.azlyrics.com/lyrics/lizphair/whycanti.html
 

Es war schwer für mich zu begreifen, was eigentlich in mich gefahren war. Am besten war einfach nicht darüber nachzudenken, denn das machte es nicht besser.

„Kouyou!“

Vielleicht war es ganz gut ihn nicht mehr anzusehen. Seine ganze Art brachte mich eh auf den Gipfel eines Zusammenbruchs. Was brachte ihm und mir denn noch ein Zusammenbruch? Rein gar nichts.

Also würde ich es dabei belassen, dass wir nicht sprachen, uns nicht mehr ansahen und keinen Kaffee mehr zusammen tranken. Die Colaflaschen stapelten sich bereits neben dem Kühlschrank. Der war bereits auch zum bersten voll mit Kuchen und anderem Süßkram. Meinen Müttern konnte ich nicht sagen, dass ich Akira angeschrien hatte und damit so sehr verletzt hatte, dass wir uns nun vollkommen aus dem Weg gingen. Was hätte ich auch sagen sollen?

Das es mir leid tat? In diesem Moment und auch nicht jetzt empfand ich meine Worte ungerechtfertigt.

Das es gelogen war? Es war… eine Halbwahrheit. All das hatte mich ein wenig gestört. Dich hassen? Das schien mir eine zu krasse Gefühlsäußerung… gerade. Verdammt, ich wusste noch nie was ich fühlte. Es

änderte sich jeden Tag aufs Neue. Und gerade schlugen meine Gefühle wieder in Wut über.

Wie konnte dieser Lackaffe von einem blonden Homosapien sich einfach entschuldigen und ohne ein weiteres Wort sang und klanglos gehen? In diesem Augenblick hatte ich wohl den emotionalsten Tag nach der Trennung von Leona und er ging so emotionslos, dass ich hätte wieder heulen können.

„Kouyou?“

Kein Anderer hatte mich so elend fühlen lassen. Er würde dafür büßen. Nein, ich würde ihn einfach weiter ignorieren. Das hatte dieser Bastard von einem Kerl verdient.

Jetzt wo er sich wieder so viele Bänke wie möglich von mir weg setzte und wieder die Stunden über pennte.

Meine Finger griffen fester in den Stoff in meinen Händen, den ich schon eine ganze weile lang bearbeitete. Wenn ich schon nicht Akira den Hals würgen konnte oder ihn einen goldenen Oskar über den Kopf ziehen konnte, so konnte dieser Stoff an seiner Stelle Qualen leiden.

„KOUYOU!“

Eine zerbrechliche und schrille Stimme holte mich wieder ins Diesseits zurück und ließ mich kurz blinzeln.

Takumi hatte mehrere Male versucht mit mir zu kommunizieren. Vergebens! Ich war auf einem ganz anderen Stern gewesen.

„Du solltest das Stück Stoff in Ruhe lassen, es kann sich nicht wehren.“, beschwichtigte der kleine mit schwächlicher Stimme. Hätte er nicht eigentlich schon im Stimmenbruch seien müssen?

Langsam entwand er mir das T-Shirt und wollte es wieder auf den Haufen zurück tun. Bei den bösen Blicken der gebräunten Verkäuferin, die andauernd in ihren gebleichten Haaren fummeln musste, legte er es doch lieber zu seinen Sachen, die er kaufen wollte.

„Ich weiß ja, dass du aufgebracht bist, aber lass doch bitte Einrichtung und Ware ganz. Ich bin kein Goldesel.“
 

Why can't I breathe, whenever I think about you

Why can't I speak whenever I talk about you
 

Ohne Worte schaute ich ihn an. Ja ich war irgendwie sehr aufgebracht. Sonst lenkte ich mich immer mit Schule ab, war ich doch immer dort der Beste. Jedoch regte ich mich selbst dort in allen Fächern auf, so als wäre es meine Hauptemotion, auf alles, was um mich herum passierte. Der Hauptgrund… ER… Suzuki Akira. Ein Name, den es sicherlich zu hunderten in Japan gab. So verdammt gewöhnlich.

Letzte Englisch-Stunde hatte er sogar den Test schon wieder versemmelt. Dabei hatte ich ihn immer gesagt, dass Frau Yamada jeden Montag einen Test schreibt. Nun büffelte er nicht mehr. Jetzt scherzte er mit Ruki oder schlief während der Vorträge. Er war sogar bei dem Vortrag über den Opheliakult eingeschlafen und der war wichtig für die Klausur.

Wie sollte er so die Klasse schaffen? Er wollte es doch den Lehrern zeigen!

„Ich weiß ja, dass du sauer bist… aber denkst du nicht ihr beide habt euch genug angeschwiegen?“, fragte mich Takumi über einen Ständer voller Jacken. Sie waren alle potthässlich.

„Ich weiß ja, dass es ganz schön schwierig ist… aber denkst du nicht du und Tora solltet es endlich öffentlich machen?“, äffte ich ihn nach. Es war immer gemein das auszusprechen, was alle anderen wussten, aber man selbst es nicht zu sagen wagte. Vielleicht ließen sich ja solche Aushilfsamöben wie Reita täuschen, aber ich hatte die Situation durchschaut.

Auch seine entgleisten Gesichtzüge sprachen für sich. Jemand mit der Nase drauf zu drücken war wohl keine so gute Taktik, also tat ich so als würde ich gar nicht mehr daran denken. Es war auch so was von unwichtig, es interessierte mich nicht, was für ein Theater die beiden veranstalteten.

Vielleicht würden sie eines Tages einen Oskar bekommen dafür… den ich dann Reita über den Kopf ziehen würde.

Und schwups waren meine Gedanken schon wieder einfach so dort hingewandert. Ohne mich vorher zu fragen. Konnte nicht eine Minute vergehen, in den meine Gedanken nicht von einem tot gebleichten Blonden geschwängert waren? Jede Minute mehr ohne den Gedanken an ihn war ein Fortschritt.

„Es ist einfach nur so schade. Ihr beide saht zusammen so gut aus.“

Eigentlich hatte ich immer gedacht, dieses Schema würden nur Mädchen anwenden, jetzt wusste ich, dass auch kleine Brünette, mit dem Hang zu Bloomers, ebenfalls so dachten. Wie man überhaupt auf den Gedanken kommen konnte, dass wir beide in irgendeiner Weise zusammenpassten, war mir noch unklar. Dass wir uns in IRGENDEINER WEISE komplimentierten ignorierte ich lieber geflissentlich.

Kurz besah ich mir noch mal das Shirt, welches ich liebevoll malträtiert hatte. Sofort wusste ich auch wieder den Grund. Auf dem T-Shirt war Kurt Cobain gedruckt und es löste in mir eine unverschämte Wut aus, wenn ich an den blöden Spruch von Akira denken musste, immer wenn wir auf dieses Thema kamen: „Die besten sterben jung. Da schämt man sich doch glatt, das man noch am leben ist.“

Was war eigentlich nicht an Gedanken von ihm behaftet? Ich sollte an den Nordpol ziehen. Da würde ich die Eisbären einen Besuch abstatten und mich freuen, dass sie Akira kein bisschen ähnelten.

SO EIN MIST!!!

Neben mir plapperte Takumi immer weiter. Das nächste Mal stopfte ich ihn das Cobain T-Shirt in den Mund.

„Aber dass er es so lange ohne Probleme neben dir ausgehalten hat ist echt in einer Weise zu beneiden.“

Etwas stockend drehte ich mich zu meinen kleinen Begleiter um und ich hoffte der Blick war nicht ganz so Angst einflössend.

„Wie bitte?“ Was wollte mir der Kleine nun wieder sagen?
 

Get a load of me, get a load of you

Walkin' down the street, and I hardly know you
 

„Also… jeder würde neben dir Minderwertigkeitskomplexe bekommen. Is doch klar, dass er auch welche bekommt.“

Er erzählt mir was vom Mond. So schien es mir zumindest. Warum sollte ein Kerl wie Reita, dessen Ego schon nen eigenen Parkplatz braucht an Minderwertigkeitskomplexen erkranken. Ja, es war eine Krankheit, der man verfiel wegen einem blöden Wahn, weil sich ein Anderer gut und anständig kleiden konnte ohne wie ein durch den Wolf gezogenes Michelin-Männchen auszusehen oder gar einfach korrekte Wörter benutzte.

Vielleicht hätte ich Akira mehr bestätigen sollen. Aber was sollte ich dazu sagen, wenn er das Alphabet rülpste? Ich konnte nur angewidert schauen.

Wie sollte ich einen Mann für voll nehmen, wenn er sich anstatt Hagel Fleischbällchen wünschte, die vom Himmel fielen? Mehr als ein Lachen konnte ich dafür nicht übrig haben. Es waren nur Witze, doch ich konnte mich damit nicht ganz so mithalten. Ich machte keine Witze. Das war mir fremd, ich meinte alles so, wie ich es sagte.

Aber vielleicht war das ja gar nicht schlimm? Ich lachte einfach mit.

Manchmal wünschte ich mir er würde gar nicht aufhören mit reden, denn mir fiel nie etwas witziges ein.

Manchmal wünschte ich mir auch, dass er gar nicht erst aufhörte zu lachen, sonst verschwanden seine weißen und spitzen Eckzähne wieder hinter den Lippen.

Es kam etwas in mir hoch, was ich schon irgendwie vermisst hatte. Es kribbelte in meinen Händen und in meinem Bauch. Das letzte Mal, als ich es gespürt hatte, war vor dem Unfall in diesem Schwulen-Club gewesen. An diesem Tag wurde es zu einem Sprudeln… danach, nach einer ganzen Woche Ruhe, wurde es zu einem Brodeln.

Nun, in diesem Moment war es wieder dieses feine Kribbeln, was mir die Nackenhaare aufstellen ließ.

Irgendwie war das mehr als komisch, vollkommen unnormal.

Probehalber versuchte ich weiter in meinem Kopf rumzukramen. Es gab Horrorgeschichten über solch ein Kribbeln und ich wollte sicher gehen, dass ich dem nicht zum Opfer gefallen bin.

Akira in der Schule… in mir brodelte es. Er sollte sich anstrengen.

Akira auf dem Sofa beim Fernsehen… Ich wurde verrückt, da war wieder dieses Kribbeln.

Akira bevor er einschlief auf meiner Couch… Akiras Nähe an dem Abend des Unfalls.

Es sprudelte, kribbelte, brodelte und kitzelte mich.

Ich war ein Opfer.
 


 


 

Irgendein Vollidiot musste ja nun die Arbeit machen und ich war nun mal der Vollidiot. Warum?

Ich hatte verdammt keine Ahnung aber Kou konnte es auf jeden Fall nicht sein. Er stand seinen Mann im Unterricht und überall sonst. Ich konnte ihm seit Wochen nicht mehr in die Augen sehen, aus Angst er könnte mir noch mehr Sachen aufzählen, die ihn so tierisch nervten an mir.

Normalerweise, tat ich immer das, was Kouyou sagte. Er sagte etwas und ich tat es einfach, denn er hatte immer recht. Und nun sagte er, er hasst mich… dann hasse ich mich. Denn er hatte immer recht. Vielleicht gab ich ihm nur noch mehr Grund mich zu hassen.

Also würde ich kleine Blonde Bockwurst dieses verdammte Interview mit diesem blöden Schnösel vom Puff-Besitzer machen. Pardon… Barbesitzer. In dieser Ecke waren sie vortan alle gleich für mich.

Vielleicht hatte ich dann wieder ein Stein im Brett bei Uruha.

Irgendwie schnürte es mir die Kehle zu, wenn ich daran dachte, das Uruha nur Schlechtes über mich dachte.
 

Why can't I breathe, whenever I think about you
 

Es würde sich dadurch ziemlich viel verändern.

Hatte ich nicht schon genug Veränderungen die letzten Monate durchgemacht? Es sollte langsam reichen.

„Stoßen Sie sich nicht den Kopf. Es ist hier hinten alles niedrig.“

Niedrig war nur der gesamte Standart, sonst war es okay. Ich sollte niemals wieder in eine Bar am Mittag. Es sah alles Scheiße aus.

Verdammt, ich war so gereizt ich musste etwas verändern. Und zwar schleunigst, denn es machte mich so verdammt sensibel. Vielleicht das Alphabet rückwärts rülpsen? Das wäre ein kleiner Anfang.

Vielleicht sollte ich auch mal wieder lernen, aber es fiel mir so verdammt schwer ohne Kouyou, der mir immer wieder in die Seite boxte und mir seine Hefter unter die Nase rieb. Wie konnte man sich so viel merken, ohne dass man ein Mouse-Hirn hatte? Ich würde es vielleicht niemals erfahren.

Etwas miesepetrig ging ich also diesem kleinen Mann hinterher. Er schien der Chef von Kouyous Mutter zu sein und ich sollte nett sein, wenn sie ihren Job behalten wollte.

Hinter all dem ganzen Glanz und Glamour der Floors war es hier wirklich extrem steril. Auf jeden Fall wirkte es seriöser als die klebrige Theke am Barbereich.

Er bat mir an, mich zu setzten auf einen der sterilen schwarzen Sessel in seinem Büro. Irgendwie hatte ich hier rote, kitschige Sessel erwartet. Aber dieser Mann konnte alles gut voneinander trennen.

„Komisch, ich hatte eigentlich zwei Jungen erwartet so wie mir Hanako erzählte. Sie sind aber nicht ihr Sohn oder?“ Ich schüttelte einfach nur den Kopf und sagte darüber kein Wort mehr.
 

Why can't I speak whenever I talk about you
 

Es war mir schon so unangenehm ohne Kouyou hier zu sein. Da musste mir dieser faltige und mit Muttermalen übersäte Mann nicht noch mehr Bedenken machen.

„Na dann wollen wir mal anfangen.“, waren meine leisen Worte, während ich die Kamera einstellte, wie sie sollte. Herr Sugiatsu, wie er sich vorgestellt hatte, faltete nur die Hände ineinander und nickte mir lächelnd zu. Ob der in Wirklichkeit ein richtig Schmieriger war?

„A-Also… Was kommen denn so für Leute in ihren Club?“ ich wollte so unverfänglich wie möglich anfangen. Besser gesagt ich hielt mich an den Plan, den Uruha mal gemacht hatte für den Fall aller Fälle. Und er war nun eingetreten. Möge Buddha mir verzeihen, mit was für Laster ich mich besudelte.

„Ach, hier kommen alle Arten von Menschen hin. Kleine, Große, Hässliche, Schöne, Stricher, Stars…“

In meinen Kopf ratterte es sämtliche Starregister durch, die ich je als schwul betitelt hatte. Es fielen mir nur diese Ich-hab-nen-Stock-im-Arsch-Boybands ein. Zum Beispiel Arashi die andauernd aus dem Zimmer meiner Schwester heraus schalten. Oder dieser Gackt… der musste doch schwul sein.

„… Drogenabhängige, Alte, Junge, Magersüchtige, Perverse-.“

„HALT!... Magersüchtige? Woher wollen Sie denn das wissen?“ Wie sollte man einen Essgestörten erkennen. Das war ja schon fast bei Kou unmöglich, oder war ich einfach nur blind?

„Ganz herrlich? In diesen Kreisen gibt es die kränklichsten Personen, gerade weil sie diskriminiert und gemobbt werden. Sie haben nicht nur mit sich sondern auch mit tausend Anderen zu kämpfen. Da wird sicher ein hübscher Kerl, dem man es nicht ansieht, sich andauernd übergeben wegen dem seelischen Stress. Sie wollen halt so sein wie andere es erwarten.“

Lange hatte ich vor Wikipedia und anderen Seiten gesessen und hatte mir etliche Berichte über solche Fälle durchgelesen. Alles wirkte trostlos und alles zog mich so dermaßen runter. Denn mit jedem Satz dachte ich an Kouyou. Dabei war der Brünette nur halb so depressiv, wie die Leute immer beschrieben. Uruha hatte Probleme aber war kein Geistesgestörter. Und nun saß da so ein kleiner Besitzer einer dreckigen Bar und erzählte mir endlich eine für mich vernünftige Erklärung über Kou. Sodass ich es vereinbaren konnte mit mir und auch Vergleiche ziehen konnte.

Es war zwar nicht wirklich eine tolle Beschreibung, denn ich wollte meinen Projektpartner immer noch in den Arm nehmen und gleichzeitig verprügeln, aber es war eine bessere als die dramatischen einer Dokumentation.

„Uhm… ja… machen wir lieber woanders weiter. Wir driften ab.“

Reita, erinnere dich, was Kou noch in sein Büchlein geschrieben hatte. Es waren nicht viele Stichpunkte und einer wird sich in deiner Cola-Pause festgesetzt haben!

„Sie sagten bei Ihnen gehen Stricher ein und aus. Was denken sie über Liebe unter gleichgeschlechtlichen Leuten oder Liebe an sich, wo sie doch genau nebenan die käufliche Liebe haben?“

Yes!!! Kouyou würde mich lieben, wenn er wüsste, wie toll ich improvisiert hatte. Er würde mich ansehen und mir ein anerkennendes Nicken geben oder eines seiner umwerfenden und seltenen Lächeln. Er würde mir zwar nicht die Füße küssen, doch er würde es anerkennen müssen.

Nun konnte ich mir wieder mit guten Gewissen ins Gesicht sehen.

„Nun Liebe ist ein verdammt weitschweifender Begriff. Was ist denn in ihrer Meinung nach Liebe?“

Okay…

Damit hatte ich nicht gerechnet. Das kam alles so unvorbereitet. Ich hatte weder Stichpunkte gemacht, weder vorher darüber nachgedacht. Liebe war einfach Liebe. Sie war nun mal da. Sie kam wie ein Krankheit und ging genauso… einfach so.

„Liebe ist nicht greifbar. Sie ist einfach da.“, brachte ich nur kläglich heraus und genierte mich plötzlich für meine nicht vorhandenen Debattierkentnisse.

„Man kann es nicht lenken, es kommt einfach plötzlich.“ Schleichend dachte ich darüber nach, wie sich so ein Gefühl wohl äußerte, wie Liebe sich anfühlte. Vielleicht fühlte es sich weich an, wie die Decken, die Kou bunkerte unter seinem Tisch. Oder so warm wie die Sonne, wenn wir dicht beieinander auf dem Dach des Hauses saßen und Eis gegessen hatten. Es kribbelte… ja Liebe musste kribbeln.
 

It's an itch we know we are gonna scratch
 

So wie es oft als ein Orkan beschrieben wurde, es fegte über einen hinweg… es kribbelte so, als wenn mir Kouyou beim Schlafen in den Nacken atmete.

„Liebe ist einfach unüberlegt.“

Herr Sugiatsu lächelte undeutbar aber es war mir vollkommen egal. Ich war gefangen in Gedanken und Erinnerungen.

„Ja, das denke ich auch. Liebe bedeutet auch unabdingbare Hingabe.“

Ja, so wie Uruha sprach und ich glaubte. Er sagte etwas und ich glaubte es einfach ohne nachzufragen.

Er hatte immer Recht.

„Liebe ist Respekt und Vertrauen. Jemanden hinzunehmen und zu lieben wie er ist.“

Von allen respektierte ich Kouyou wohl am meisten, besonders so wie er ist. Ich würde nichts an ihm ändern wollen. Keine einzige Macke oder Makel an ihm. Er war einer der wohl ehrlichsten und besondersten Menschen, die ich kannte.

„Liebe ist ,wenn man sich gegenseitig komplimentiert.“

Kou und ich waren so unterschiedlich wie die Nacht und doch hatte es bis jetzt nur Vorteile gebracht und es war auch Niemandem von uns beiden unangenehm.

„Liebe ist, wenn man einfach alles versucht so zu machen, das der Andere zufrieden ist.“

Das beweiset ja wohl dieses verdammte Projekt und meine kümmerliche Angst, er würde mich wirklich hassen. Wirklich lächerlich.

„Liebe ist, wenn man nach dem ersten Kuss weiß, es gibt nichts Besseres.“

Innerlich schmolz ich gerade in dem matt schwarzen Sessel wie Eis zusammen. An diese Nacht konnte ich mich nur vage erinnern. Jedoch an diesen Akt des Dramas mehr als gut. Öfter wollte ich es bestreiten, doch bis jetzt hatte mich noch nie jemand wie Kouyou geküsst und ich glaubte auch nicht, dass irgendjemand dazu fähig war.

„Bei all diesen Sachen ist das Geschlecht doch vollkommen egal. Es kommt auf den Menschen an, der dich das erste Mal richtig umhaut.“

Es drehte und wandte sich in mir und mein Kopf wollte nicht kapieren, was mein Herz schon längst weiß.

Das war alles so jämmerlich, dass ich leise lachen musste.

„Ich bin verliebt.“, kam es über meine Lippen. So leise und fremd. Jenes war sicherlich nicht meine Stimme.

„Was?“, fragte man vor mir, doch ich reagierte nicht, denn die richtige Formulierung war: Wie Bitte?

Diesen Satz hatte Kou in allmöglicher Vollendung drauf. Es klang immer perfekt aus seinem Mund.

„Ich muss weg!“ Schnell packte ich die Kamera wieder in den Rücksack, den ich schulterte und stolperte, leicht verbeugend hinaus auf den Gang. Dann hinaus aus dem Gebäude und zurück zu mir nach Hause.

Jenes Karussell, welches ich vor 2 Monaten an einer Lichtung am Rande Tokios gespürt hatte, begann sich wieder zu drehen. Dabei spielte es diesmal eine zuckersüße Melodie. Es war ein Lied, welches ich vor kurzem im Radio gehört hatte und als vollkommen überkitscht empfand.

… Get a load of me, get a load of you…

…Walkin' down the street, and I hardly know you…

…It's just like we were meant to be…

…Why can't I breathe whenever I think about you…

…Why can't I speak whenever I talk about you…
 


 


 

“Wie war die Schule, Schatz?”

Warum konnte in diesen Momenten nicht einfach der Zeiger auf der Uhr schneller laufen und mir es ersparen die gleichen Fragen wie jeden Abend zu beantworten. Ich liebte meine Mütter, doch es war so entsetzlich langweilig. Und genau an diesem Tag irgendwie nicht zu ertragen.

„So wie immer Mom.“ Es würde mein einziger Satz zu meinen Müttern sein am Abendbrot-Tisch. Wie jeden Abend.

Im Fernseher lief eine Folge von diesem schrulligen Dr. House, den meine Mutter so mochte. Ich hätte mir lieber eine neue Folge Bleach angeschaut. Eigentlich war es nicht mein Ding… aber Reita hatte mich damit zugebombt. Genauso wie andere Anime-Serien, die ich weiß Gott nie gesehen hätte.

Meine Gabel kratzte über den Teller, er war nur halb leer gegessen. War ich jetzt ein Pessimist?

Reita sagte immer er war noch halb voll, also Zeit richtig reinzuhauen. Unverbesserlicher Optimist.

Das alles war doch zum Mäuse melken. (Reita hätte jetzt „zum Kühe poppen“ geschrieben)

Ich dachte schon wieder nur über ihn nach. Er war nicht der Mittelpunkt der Welt. Er war auch nur einer dieser Prollos, die sich später nen strunzdummes kleines Mädchen mit langen lockigen Haaren und falschen Fingernägeln und Wimpern nahm. Denen schaute er nämlich am liebsten nach, wenn wir in der Stadt waren. Diese kleinen süßen Dinger, die einen immer anklimperten, wenn man sie anlächelte. Ich hatte sie eigentlich auch gerne, denn sie sahen wenigstens wie Mädchen aus und wer will schon eine Freundin haben, die wie man selbst aussah… nämlich männlich!!! Okay, vielleicht Narzisten.

Aber an mir war nichts falsch. Man musste mich nicht zum Essen ausführen oder mir teure Geschenke machen. Was brachte Reita es immer nur zu schauen?

Und außerdem waren diese Mädels noch nicht mal fähig zum knutschen. Das wirkte als würde man nen Hund küssen. Reita küsste definitiv nicht wie ein Hund, also würde das so passen wie Eisbär und rosa Tütü.

VERDAMMT! Jetzt ging mir nicht mehr dieser Kuss aus dem Kopf. Alles in mir spannte sich an und ich konnte nicht aufhören über seine Lippen nachzudenken, die so rau waren, dass sie während des Küssens leicht eingerissen waren.

Meine Gabel fiel mir vor lauter Schreck auf den Teller. Es klirrte auf dem Porzellan.
 

It's inevitable, it's a fact that we're gonna get down to it
 

Eine unangenehme Stille schien plötzlich zu herrschen und meine beiden Mütter starrten mich unverfroren an. Irgendwie war es wie Wortkotze. Ich versuchte es zurück zu drängen doch es wollte aus meinem Mund. Eine Erkenntnis, die ich eigentlich schon früher hätte haben müssen.

„I-Ich glaube…“

Ich machte eine kleine Pause um einmal tief Luft zu holen.

„… ich bin schwul.“

….

…..

Meine Mutter sprang wie eine Feder von ihrem Stuhl und nun würde die laute Predigt kommen.

„Ich freu mich für dich und Reita. Wann kommt er denn mal wieder vorbei?“
 


 

Meine Lunge trieb mir heftige Luft zu, die geschwängert war von deinem Duft. Könnte nicht in diesem Moment ein Gebäude explodieren oder Godzilla „Hallo!“ sagen?
 


 

ICH HABS GETAN!! Ich hab Tora und Takumi gepairt. Wenn man mal daran dächte, dass ich zuerst Tara nehmen wollte? ~.~

Geht’s nur mir so, oder wandelt sich Uruha wirklich zum Sarkast? xD

Ich hab übrigens, die Steckbriefe weiter geführt.^.~

Und BLEACH weil meine Freundin wieder damit angefangen hat und ich meist nur Bahnhof verstehe. xDDD
 

Lg

Seikara^^

You and Me - Lifehouse

You an Me - Lifehouse
 

Dieses Kapitel widme ich Kanoe, die so oft gefragt hat wie weit ich denn sei und mich die ganze Zeit bei Laune gehalten hat. xD

Danke Süße!
 

Lyrik: http://www.marco-schueler.de/musik/songtexte/lifehouse_-_you_and_me.htm
 

Es war eigentlich so ein Tag, an dem ich lieber in meinem Bett geblieben wäre. Die Sonne schien so unerträglich hell. Doch meine Mom sah es nicht als nötig mich im Bett zu lassen. Die Ausrede, dass meine andere Mutter noch schlafen durfte, zog bei ihr kein bisschen.

Nun stand ich wieder vor meinem Spind, der immer zu klemmen schien. Vielleicht sollte ich einen Neuen beantragen, nachdem ich diesen auseinander nehmen würde.

In meinem Kopf hatte sich bereits die Methode von Reita als die Beste herauskristallisiert. Einfach raufhaun. Okay, er stieß immer in die Nähe des Schlosses. Also versuchte ich dieses und die Tür sprang mir entgegen. Kurz lachte ich auf, dachte wohl wie einfach das ging auch ohne Reita.
 

This clock never seemed so alive

I can't keep up and I can't back down

I've been losing so much time
 

Ich wusste immer noch nicht so genau, wie ich mit ihm reden sollte, was ich sagen sollte. Doch meine Erkenntnis machte es mir noch schwerer die Stille zwischen uns zu ertragen. Erst Gestern saßen wir in Kunst nebeneinander. Unsere Lehrerin war einige Zeit krank zu Hause gewesen und nun… saßen wir wieder nebeneinander. Durch eine nette Gruppenarbeit, die wir vor über einen Monat zusammen angefangen hatten. Wir hatten kein Wort gewechselt. Wieso auch, wir hatten schon vor Ewigkeiten abgesprochen, wie wir vorgingen.

Das wirkliche Problem daran war nur, uns auch mit Armen und Beinen aus dem Weg zu gehen und jedes Kommentar runter zu schlucken. Dauernd musste ich nach dem Farbtopf auf seiner Seite greifen. Wenn ich nur ein mal seine Haut gestreift hätte, und das wäre gut möglich bei seinem Tank-Top gewesen, wäre ich vor Scham im Boden versunken. Vielleicht hätte es mich sogar verraten.

Mit aller Macht schüttelte ich nun die Gedanken aus meinem Kopf. Jenes beklemmende Gefühl in mir war zum Ziegen melken. Meine Mütter waren nicht wirklich sonderlich hilfreich. Sie hatten wieder angefangen Cola zu kaufen und den passenden Süßkram. Dass sie es mir damit schwerer machten, als es bereits war… wollten die werten Damen nicht einsehen. In meinem Inneren schrie es danach, einfach Reita wieder mit zu mir in mein Zimmer zu schleifen, doch mein Kopf sagte mir, es wäre nur allzu dämlich.

Warum konnte nicht alles wie vor ein paar Wochen sein? Dann wäre das Wissen, in seinen besten Freund verknallt zu sein, wahrscheinlich nicht mit so etwas wie Sehnsucht verbunden.

Dieses Wort Sehnsucht war noch viel Schmachvoller. Sehnsucht klang so verdammt kitschig und Reita war kein bisschen kitschig. Ich verbot mir ihn damit in Verbindung zu bringen.

Verdammt, ich würde es ihm einfach ins Gesicht sagen - nein - sogar schreien. Schon gleich heute… sobald ich ihn sehen würde, würde ich ihm ins Gesicht schrei-

„Kouyou! Hey Kouyou!“

Mein Magen zog sich vor Schreck bei Akiras Stimme stark zusammen und mein Mutpegel sank sofort auf 0.

Toller Held warst du, Kouyou. Echt toll.

Es war so verdammt merkwürdig seine Stimme wieder zu hören, oder besser, wie sie meinen Namen aussprach. Unweigerlich lockerten sich bei diesem Gedanken meine Muskeln und ließ mich das erste Mal seit langem den Mut aufbringen dem Blonden wieder ins Gesicht zu sehen. Ich sollte mir mehr Mut zusprechen, denn eigentlich kannte mich Reita ja anders, und das sollte so bleiben.

„Was ist los?“, versuchte ich so ruhig und cool wie möglich zu klingen und ohne zitternder Hand den Spind zu schließen. Das alles machte sich ziemlich schwer mit wackeligen Beinen. Ich wollte mich irgendwo verstecken und gleichzeitig gar nicht von der Stelle weichen. Es war schon so lange her, dass wir uns in die Augen gesehen hatten. Okay, vielleicht waren 4 Wochen nicht viel, doch es schien mir eine Unendlichkeit.

„Also…“

Auch ihm schien es ziemlich schwer zu fallen einfach so wie immer zu sein. Die Worte kamen einfach nicht aus seinem Mund. Das war alles so verdammt bescheuert. Wir waren doch sonst nie so verklemmt.

Das war nicht unsere Art. Wir waren die Art von Menschen die sich mit einem dummen Spruch begrüßten. Wir waren die Art von Menschen die versuchten einander mit Worten auszustechen und nie ein Ende fanden. Ich wollte, dass er mich angrinste und mir sagte wie dumm ich aus der Wäsche schaute.

Ich wollte, dass wir über Musik diskutierten während wir im Bett saßen und uns Chips in den Mund stopften. Alles Andere wäre nur ein wirklich verdammt toller, arschgeiler und hypersensationeller Bonus.

Warum konnte es nicht wieder so sein? Weil ich verdammt noch mal verknallt war in diesem Volltrottel von einem Kerl? Weil mich schon seine Stimme verrückt machte? Das waren meine Bedenken, doch was war es bei ihm?

„Arrg… du Aushilfsamöbe!“, murrte ich Reita leise an. Kurz schreckte ihn mein angriffslustiger Ton zurück, doch diesmal sah ich kurz den Willen zurück zuschlagen. Dieser schien aber nicht lange anzuhalten.

„Aus… a… WAS?!“, fluchte es mir entgegen und seine Gesichtzüge entgleisten. Er sah aus wie an dem Tag, an dem ich ihn sagte, dass ich den Kuchen bereits weggeschmissen hätte und dass es keine Cola mehr gab. Meine Gesichtmimik gehorchte mir nicht mehr und meine Mundwinkel zogen sich nach oben in einem gesunden Bogen. Alles hielt meiner Selbstbeherrschung stand… aber nicht das. Nicht Suzuki Akira, der aussah wie ein verwirrter Schneehase in den Tropen, wenn er etwas nicht verstand.

Mein Bauch spannte sich an und ich begann zu lachen. So laut, dass alle sich auf dem Flur zu uns umdrehten. Wie lange war es her, das ich gelacht hatte? Das letzte mal war mit Reita gewesen, im Club.

Das Lachen hatte aufgehört, als er sich auf dem Nachhauseweg von mir abgewendet hatte.

Akira blieb hingegen das Meckern im Halse stecken, er schaute mich für Sekunden gebannt an um dann selbst in ein Lachen zu verfallen.
 

Cause it's you and me and all of the people

Nothing to do, nothing to lose
 

Es kribbelte, es kribbelte so sehr, dass ich kratzen wollte. Aber wo sollte ich da anfangen?

In diesem Moment, in dem ich mir den Bauch hielt, der so verdammt kribbelte war ich mir sicher, das dieses Gefühl hundertmal besser war als die Ungewissheit, die ich spürte als er mich keines Blickes würdigte.

„Ich wollte mich mit dir wieder zusammen setzten… wegen dem Projekt.“, japste er mir entgegen und mein Herz machte einen Hüpfer.

„J-Ja… sicherlich.“

Denn meine Eltern haben für dich bereits die Cola kalt gestellt, Kuchen hingestellt und zwei Bettdecken in meinen Bettkasten gelegt.

Sie haben nur darauf gehofft.

Ich habe innerlich gehofft.
 


 

Kouyou schien sehr ruhig und anders als gedacht hatte er mich nicht verstoßen. Er hatte mich auch nicht böse angeschaut und mich angeschrien, wie scheiße ich war. Okay, ich hätte nicht geglaubt, dass er mich lynchen würde, doch ein kleiner Teil von mir hatte echt schiss, dass er mich mit diesen kalten Blick strafte.

Stattdessen lachte er mich aus und beschimpfte mich mit Wörtern, die ich nicht verstand.

Kaum 4 Stunden später saß ich wieder auf der altbekannten Couch und fühlte wie mein Herz sich überschlug während ich Sahnetorte aß. In der Wohnung schien alles so perfekt wie immer und auch er bewegte sich wie immer elegant und minimalistisch in der Küche.

„Und jetzt erklär mir mal, warum das Interview nichts geworden ist.“ Kouyou brauchte nicht rufen. Ich hörte seine klare Stimme auch so in der kleinen Wohnung. Es schien als wäre nichts passiert. Nur dieses verräterische Pochen in meiner Brust verriet mir, dass nicht alles war wie vorher.

„Na ja, ich hatte die meisten Sachen ganz vergessen, die du mal aufgeschrieben hast und der Typ stand eh unter Zeitdruck.“ Eigentlich war ich nicht gut im Lügen, aber da Kouyou mir nicht ins Gesicht sah, konnte man das ganz gut übersehen. Wenn ich wirklich irgendwann dazu kam, es ihm zu erzählen, dann wollte ich es nicht von einer Videoaufnahme erzählen lassen. Das wäre ein feiger Schachzug. Dabei konnte ich nicht das blöde Gesicht von Kou beobachten. Auch wenn es peinlich werden würde, ich wollte seine Überraschung sehen und seine verlegende Röte. Jede Regung in seinem Gesicht war es wert und jede Reaktion berauschend.

Warum verdammt konnte es nicht ein Mädchen sein, dem ich so verfallen war? Es konnte doch unmöglich daran liegen, dass ich angeblich schwul war. Ich war nicht schwul. Doch wenn ich dabei zusah, wie Uruha elegant zwei Gläser, eins gefüllt mit Cola das Andere mit Wasser, zu mir auf den Tisch balancierte, da wurde mir immer ganz anders. Vielleicht war es der Gedanke, dass kein anderes Mädchen sich so bewegen konnte. Kein Mädchen, was er kannte, empfand er als so zerbrechlich.

„Dabei hatte er sich extra für uns Zeit nehmen sollen. Echt unhöflich.“, nuschelte der Brünette in sein Glas, als er sich bereits in den Sessel gesetzt hatte und die Beine übereinander schlug.

Pure Eleganz, die mich schlucken ließ. Was fiel mir schon anderes zu Kou ein? Nichts, denn mein Gehirn war Brei. Ob nun eher flüssig oder doch noch stückig.

„A-ach, die besten Sachen können wir raus schneiden… und einsetzten.“ Warum musste ich auch über meine eigenen Worte bei ihm stolpern?
 

All of the things that I want to say

Just aren't coming out right

I'm tripping on words, you got my head spinning
 

Kurz hüstelte ich, denn eine Sache würde ich definitiv raus schneiden müssen. Die würde keiner zu Gesicht bekommen. Diese Worte würden erstmal nur in mir rumwüten. In diesem Sinne war ich auch verdammt egoistisch, denn diese Worte galten eigentlich Demjenigen, der neben mir saß, doch dem verschwieg ich es gekonnt, obwohl ich es ab und an in die Luft schreien mochte. Zum Beispiel wenn er sich die Haare hinters Ohr strich. Oder wenn er seine Fingerspitzen befeuchtete, wenn er die nächste Seite der Zeitung aufblätterte. Oder einfach nur, wenn er durch die Gegend träumte. Denn anschauen taten wir uns schon den ganzen Tag nicht. Es war so wie ein Tabu.

„Dann sollten wir an anderen Sachen arbeiten, wenn das nicht so toll geworden ist. Ich hol mal mein Buch.“

Kaum hatte er sich richtig gesetzt, stand der liebe Herr wieder und bewegte sich zwischen Sessel und Couchtisch elegant vorbei.

„Och nö, können wir das nich ein wenig verschieben?“ Eigentlich empfand ich es nicht grad so toll sofort wieder loszuspurten. Könnten wir nicht als Erstes die Stimmung lockern? Okay, sie war eigentlich locker, doch irgendetwas hing immer noch über uns.

„Arbeit adelt.“, hörte ich es aus Kouyous Zimmer schnalzen und mir fiel wieder auf, dass der Brünette nicht für Witze oder sonstiges gemacht ist. Er sah alles so eng.

„Dann bleiben wir doch lieber bürgerlich.“, konterte ich und freute mich immer wenigstens über diese Triumphe. Andere blieben mir ja nicht.

In der Tür erschien Uruha, mit seinem kleinen Buch in der Hand. Wie aus dem Ei gepellt der Junge. Am Anfang hatte ich dieses spießige an ihm nicht gemocht. Die perfekt passende Jeans, mit dem weißen Hemd und der weiten schwarzen Weste drüber. Jedoch hatte ich meine Meinung geändert. Andere Sachen würden ihn nicht so passend unterstreichen. Und er knöpfte ja wenigstens das Hemd nicht mehr ganz zu.
 

And it's you and me and all of the people and

I don't know why I can't keep my eyes off of
 

„Wir haben nicht mehr viel Zeit. Ich will das alles schnell über die Bühne bringen.“ Diese Worte wollte ich gar nicht von ihm hören. Das hieß nämlich, dass ich keinen Vorwand hatte ihn zu sehen. Das wäre verdammt scheiße und noch viel zu früh. Herauszögern konnte ich es auch nicht, denn das würde dem Anderen auffallen.

„Naaaaaa okay! Hauptsache es geht vorwärts, die Richtung is mir egal.“, log ich unverfroren. Es war ja nicht überlebenswichtig. Jede Lüge war es mir wert, wenn es hieß, dass ich länger bei ihm bleiben könnte.

„Das trifft sich gut. Der letzte Punkt ist Sexualität.“

Hätte ich nicht gerade schon das Colaglas auf den Tisch gestellt, wäre es mir sicher in diesem Moment runter gefallen, oder ich hätte mich verschluckt. Kurz erinnerte ich mich an den Moment, in dem ich schon meine Abneigung kund gegeben hatte. Nun hatten wir es wirklich bis zum letzten Punkt hinausgezögert. Kou hatte Wort gehalten. Trotzdem ich schon Männer nackt in allen erdenklichen Posen gesehen hatte, dank diesen blöden Museum, und ich auch bei den Clubbesuchen Männer knutschend gesehen habe, konnte ich mich immer noch nicht mit anfreunden. Ich konnte nichts erotisches an einem nackten Mann finden.

„Muss das sein? Weiß doch jeder wie das geht.“ Die Stimmlage, die mir über die Lippen kam, hatten schon etwas bittendes. Ich konnte vielleicht mit Kou über Sex reden, aber nur über Hetero-Sex, denn dann würde ich es nicht mit uns vergleichen.

Nein ich nehme das zurück, ich musste nicht daran denken, wie es war mit Uruha. NEIN!!

Das einzige woran ich dachte war an einen simplen Kuss. Okay, so einfach war er auch nicht gewesen.

Vielleicht sollte ich mein Gehirn ganz ausschalten, doch Uruha textete mich weiter zu.

„Dann können wir auf die Wichtigkeit von Kondomen eingehen.“

„KOU!!!!“

„Was? Aids ist ein wichtiges Thema.“, kam es entrüstet von ihm. Klar war es wichtig, aber wenn ich daran dachte, dass es alles bildlich wird in dem Film. Ich musste es ja nur schneiden und bearbeiten.

„Ich habe letztens eine neue Statistik gesehen. Prozentual gesehen ist das Risiko sich bei einem Schwulen anzustecken bedeutend geringer als bei einem untreuen Ehemann.“

Das alles klang ja zumindest sehr harmlos, wenn man bedachte, dass es eigentlich ums poppen gehen sollte. Konnte nur gut für mich sein, wenn wir nur über Kondome und Aids redeten.

„Vielleicht können wir auch einbringen, dass Einige von den Pornodarstellern in Schwulenpornos richtigen Popstarstatus haben.“

Okay, mir blieb keine Peinlichkeit aus. DAS WAR PEINLICH!!! Was sollte man an einem Mann vergöttern, die waren nicht von Mutternatur geschaffen um gut auszusehen.

Kurz schmulte ich neben mich auf den schmalen Mann in dem riesigen Sessel. Okay, es gab Ausnahmen. Doch die bestätigten doch nur die Regel.

„Soll ich da etwa Szenen von Schwulenpornos rein machen? Herr Kurosage wird uns umbringen.“, protestierte ich vernehmlich und lehnte mich zurück. Ich würde keine Pornos da rein machen.

„Denk dran, dass ich das Alles anschauen muss. Da mach ich nicht mit.“

Eine kurze Stille herrschte im Wohnzimmer und mir schwante Übles in dem Blick, der plötzlich mir galt. Er schaute mich wirklich an. In diesem Moment war mir egal, was er sagen würde. Er sollte nur verdammt noch mal reden. Mich ablenken.

Aber würde seine Stimme mich wirklich von seinen Augen ablenken. Es würde mich wahrscheinlich eher auf seine Lippen lenken.

„Dann schauen wir zusammen.“

Gerade eben war er für mich eine Gottheit und nun wollte ich ihm nur noch einen Arschtritt geben.

Wie sehr konnte ein Mensch, denn den Verstand verlieren. An mir selbst sah ich, dass es ging, doch wie sehr hatte es Kouyou getroffen?

„Denkst du ich hab nicht Bammel, aber man kann ja ausschalten, wenn‘s zu eklig wird.“

Kurz grinste der Brünette und schon hatte er mich wieder gefangen genommen. Ich konnte noch nicht mal fliehen. Wo sollte ich denn hin? Die ganze Zeit wollte ich ja nur hier sein.

„Nun sei kein Frosch.“
 


 

Wir brauchten eine Weile, um uns seelisch auf dieses Geschehnis vorzubereiten. Akira trank so viel Cola wie er konnte und ich sah mir vorher noch ganz provisorisch Romeo und Juliett an. Das war der wohl unerotischste und abtörnentste Film für mich. So viel Schmalz und Theatralik hatte für mich etwas sehr Lustiges. Sonst war ich ja kein Shakespeare-Verächter aber die Filme waren ein Gräuel.

Nach diesem all zu grässlichen Film konnte ich mir sicher sein, wenigstens ein Teil des Pornos zu überstehen, den wir gerade downloadeten. Und auch noch verdammt noch mal auf meinen Laptop.

Dafür hatte dieser Film einen besonderen Zweck. Er würde mir zeigen, dass ich sexuelle Aktivitäten zwischen zwei Männern gänzlich unerotisch und nicht anziehend fand. Dann konnte ich beruhigt weiter so machen. Akira und ich konnten dann weiterhin gute Freunde bleiben.

Dass dieser ausgerechnet mit dabei war, brachte mich zwar in unheimliche peinliche Sphären, doch es würde mich nur noch mehr bestärken. Niemals würde ich so etwas mit dem Blonden machen können.

„So, ich glaube ich bin gerüstet.“, ließ ich verlauten als Akira wieder ins Zimmer kam. Von der ganzen Cola musste er andauernd auf Klo. Vielleicht lag da seine Strategie. An den peinlichsten Stellen auf die Toilette verschwinden.

„Bist du sicher?“ Seine Stimme kratzte leicht, anscheinend überlegte er, wie er sich drücken konnte.

Ich legte den Laptop auf eines meiner großen Sofakissen zwischen uns und entpackte die Dateien.

Eins war klar, Pornos verbrauchten viel Speicherplatz - niemals wieder würde ich mir einen downloaden.

„Wir ziehen das jetzt durch.“ Mit diesen Worten öffnete ich die Datei der Hölle. Sah alles sehr harmlos aus. Beide Jungs sahen aus, wie jeder andere Typ auf Tokyos Straßen. Höfflich wurde sich vorgestellt und ich fragte mich, warum man denn die Namen von diesen Typen wissen wollte? Ach so ja, Popstarstatus.

Akira fand es auch ziemlich langweilig und konnte noch entspannen, also nahm er lieber jetzt noch mal die Colaflasche um nachher nicht zu ersticken.

Nach ewigen Rumgeplapper begannen sich beide Protagonisten abzuknutschen.

Keine Story.

Kein Hintergrund

Kein Sinn.

Einfaches Rumgemache und nur bei dieser Szene stellten sich bei mir die Nackenhaare auf und neben mir wurde das Gesicht verzogen. Solche hässlichen Geräusche machte doch Niemand beim Küssen.

In meinen Gedanken ließ ich den Kuss zwischen Reita und mir noch mal Revue passieren. Meines Erachtens nach, hatte es nicht solche Laute gegeben. Außerdem war es nicht so stupide gewesen, fast schon naiv. Schwulen-Pornos waren so verdammt schlecht. Wenn ich an den Kuss vor dem dreckigen und heruntergekommen Club dachte, war dies ein Scheißdreck. Es war schlecht damit anzufangen, doch ich kam nicht mehr von dem Gedanken weg. Der Gedanke an den Geschmack von Alkohol auf Reitas Zunge, seine rauen Lippen und die verschüchterten Finger die über meinen Rücken gewandert waren.

Wie würde es sich anfühlen, wenn sie wie die Finger des Darstellers über die Arme, Bauch und Beine streichen würden? Sicherlich würde es noch mehr kribbeln als nur jungfräulich auf dem Rücken.

Meine Gedanken spielten mir einen Streich. Sie umschmeichelten mich mit seichten Küssen über Gesicht und Hals. Die Venen in meinem Arm spannten sich an, als ich in die Matratze griff. Das alles war so verdammt schlecht gemacht und doch ließ es Gedanken in meinem Kopf aufbrausen.

Meine Augen waren gebannt auf den Bildschirm meines Laptops gerichtet. Sie verfolgten jeden Griff, jede Bewegung. Erst als sie anfingen sich die Unterhose vom Leib zu reißen schnellte ich vor und drückte auf schließen.

Weiter konnte ich mir das nicht antun. Ab da an würde mir nicht mal mehr meine Fantasie helfen. Obwohl sie mir ja nicht ansatzweise geholfen hatte sondern mich nur in eine Bredouille gebracht hatte.

„Danke.“, kam es nur tonlos neben mir von dem Blonden, der sehr bleich geworden war. Ihn hatte es wohl mehr geschockt als geniert. Was mich nur noch mehr die Peinlichkeit meiner Gedanken zeigte.

Dröhnende Stille herrschte in meinem kleinen Zimmer.

Wie konnte ich mich nur so gehen lassen? Damit hatte ich mir keinen Gefallen getan. In meiner Hoffnung hatte ich geglaubt, das Alles würde mich so verdammt abschrecken. Im Endeffekt hat es das auch, auf dem Bildschirm. Aber nicht in meinen Gedanken. Es hatte mich kribbelig gemacht. Verdammt aufgewühlt.

„Kann ich bei dir schlafen? Ich glaube ich bekomme Albträume.“ Akira war noch zu benommen um Leben in seine Stimme zu bekommen.

Mein Kopf drehte sich zu ihm und schlagartig wurde mir bewusst, was er von mir wollte und was es für mich hieß. Diese Nacht sollte ich neben dem Kerl liegen, der mich gerade in meinen Gedanken betört hatte? In meinem Kopf ratterte jede Möglichkeit durch, wie die Nacht verlaufen könnte und jede gefiel mir nicht. Entweder es passierte etwas, was mal wieder alles über den Haufen werfen würde oder es passierte gar nichts. Was war wohl besser?

Meine Lunge trieb mir heftige Luft zu, die geschwängert war von seinem Duft. Könnte nicht in diesem Moment ein Gebäude explodieren oder Godzilla „Hallo!“ sagen?

„Klar!“, hörte ich meine eigene Stimme wie aus einem Telefon schallen. Als wäre sie nicht anwesend.

„Machen wir schon mal das Bett und suchen nen Film der ablenkt.“
 

What day is it

And in what month

This clock never seemed so alive
 

Diese Nacht würde verdammt grausam werden.
 


 


 

Wir verdrängten die Nacht und machten dem sanften Morgen platz, in der jeder Zentimeter, den wir uns voneinander entfernten Verschwendung war.
 


 

Okay, und jetzt kommt‘s zum Showdown.^^

Diejenigen, die zu diesem Kapitel ein Kommentar schreiben, bekommen eine Info-Ens für das nächste Kapitel. Genauso wird es auch im letzten Kapitel sein. Denjenigen schreibe ich dann eine Info-ENS, wenn das Sequel los geht.

Es sind einfach so viele Favoriten und ich komme immer mehr durcheinander.

Und ich möchte mich bei denjenigen bedanken die mir so viel Mut machen. Ihr seid die Besten. ^^
 

LG

Seika

Save me - Staind

Save me - Staind
 


 

Und nun, SHOWDOWN!!!!!

Ich hoffe ich entäusche niemanden.Ich habs versucht.>.<
 


 

Lyriks: http://www.songtexte.com/songtext/staind/save-me-23ce401b.html
 

Mein Arzt hatte mir Sport verboten, dieser brachte nur mein Kreislauf durcheinander. Und gerade schwindelte mir ganz schön. Die Gänge der Schule durchzurennen war sicherlich keine gute Idee, jedoch war dieser verdammte Kerl von einem Blondi verschwunden. Es kam mir schon komisch vor, dass er nicht an seinem üblichen Platz zum Rauchen gesessen hatte. Doch nun, kurz vor der ersten Stunde, fehlte immer noch jede Spur von ihm. Gestern hatte er mir noch versprochen in dem Chemie-Test eine 2 zu schreiben. Er sah nicht wirklich krank aus und wenn es ihm nicht gut gegangen wäre, hätte er sich gemeldet. Was war denn nun schon wieder passiert, dass er nicht mal das Ohr ans Handy setzten konnte?

Meine Füße stampften über den grauen Boden der Schule. Jeder in meinem Blickfeld ging mir zum Glück schnell aus dem Weg. Ich vermag sogar gesehen zu haben, dass unter ihnen auch Leona gewesen war.

Konnte mir nur recht sein, dass sie mir des weiteren aus dem Weg ging.

Nach 5 Minuten Umherhasten sah mein Auge endlich zwei Personen die mir vielleicht helfen konnten.

Schon als Tora mich sah, verzog sich leicht sein Gesicht.

Natürlich hatte er davon Wind bekommen, dass ich gemutmaßt habe über ihn und Saga. Genauso, dass ich wusste was zwischen ihm und Takumi war. Jedoch schien der Knackpunkt nur Saga zu sein.

Was konnte denn ich auch dafür, dass er sich an dem Abend mit Saga von Takumi ablenken musste? Sollte ihn doch freuen, dass ich es zur Kenntnis genommen hatte. Vielleicht hatte er Angst, ich würde ihn bei Akira verpetzten, denn dieser kam immer zu ihm angeheult, wenn ich sein Weltbild zerstörte.

Takumi neben Tora schaute nur fragend, er würde mir nie Argwohn entgegen bringen. Beide standen in einer Ecke am Wasserspender.

„Hat von euch jemand Akira gesehen? Wir schreiben gleich einen Test und er ist immer noch nicht da.“

„Nich da!“, war die einzige Antwort von Toras knurrenden Stimme. Der war wirklich griesgrämig. Tora war sicherlich einer der Personen, aus denen man nie schlau wurde. Denn mal fand ich ihn auf seine grobe Art sehr sympathisch und dann wollte ich ihn nur wieder in ein tiefes Loch werfen. Sollte ihn doch endlich mal ein Psychologe therapieren.

„Das sehe ich. WO ist er?“, fragte ich noch einmal und ich sah, wie sich der Kiefer anspannte und seine rechte Hand zu einer Faust wurde. Hauptsache Akiras Fernbleiben hatte nichts mit mir zu tun, denn irgendwie erweckte Toras Reaktion diese Mutmaßung in mir.

„Tora!“, wurde kurz neben ihm von seinem kleinen Begleiter geschnalzt und er entspannte sich. Er war gut geprägt auf den Kleinen.

„Zu Hause!“, gab er mir endlich die Antwort und doch war ich nur ein Stück weiter. Warum war er zu Hause? Takumi schien die imaginären Fragezeichen über meinen Kopf zu sehen und lächelte sanft.

Er war wirklich eine so sanfte Person, dass es schon wieder ulkig war, wie er zu so einem groben Kerl kam. Da hatte das Schicksal wohl gute Laune gehabt.

„Wir wissen es auch nicht. Aber ich kann dich ja nach der Schule mal zu ihm bringen.“

Okay, da bat er mir mehr an, als ich wissen wollte und verlangt hatte. Das war ja mal wohl besser als jemanden alles aus der Nase zu ziehen, so wie bei Tora.

„J-Ja… das wäre nett.“ Vielleicht war ich doch ein wenig überfordert… denn ich wusste nicht wo er wohnte, wie er wohnte, mit wem er wohnte.

In diesem Moment fiel mir auf, dass ich rein gar nichts von dem Mensch Namens Suzuki Akira wusste.

Er saß fast jeden Nachmittag auf unserer Couch, hatte meine Eltern kennen gelernt und alle meine Probleme.

Und was wusste ich?

Nichts.
 


 


 

Akira war anders. Das hatte er mir mehrere Male eindrucksvoll bewiesen. Er rülpste das Alphabet vorwärts und rückwärts. Er aß ohne dick zu werden fast jeden Tag Sahnetorte. Seine Klamotten konnte man nicht in einem normalen Laden finden. Aber SO anders?

„Takumi? Bist du dir auch wirklich sicher, dass es hier ist?“, fragte ich vollkommen aus der Fassung. Die Häuser in der Umgebung sahen dagegen mickrig aus. Der Garten war mit vielen bunten Blumen bestückt und der Architekturstil war sehr neumodisch.

Meine Gedanken rasten und ich erinnerte mich an einen Tag, als mir mein Dad sagte, sein Geschäftspartner war Suzuki. Vielleicht hatte er doch den richtigen Mann gemeint.

„Natürlich bin ich richtig. Ich war schon 10mal hier gewesen.“, erklärte er mir entrüstet und ich verstand die Entrüstung nicht. Denn dies war kein Ort, wo sich ein angeblicher Punk aufhielt. Ein paar Häuser weiter wohnten mein Vater und mein Dad.

„Aber den Rest musst du gehen. Ich telefoniere lieber später mit ihm.“ ALLEINE???

Mit großen Augen schaute ich den kleinen Mann an, als würde er mir sagen ich sollte Japan einmal zu Fuß umrunden. Akira hatte es so leicht fertig gebracht in mein Heim zu kommen und zu sehen, wer ich war. Doch ich blieb ehrfürchtig vor seinem Haus stehen, als wäre es etwas Schlechtes, zu wissen wie er war. Als würde ich damit etwas zerstören. Aber was würde ich schon zerstören, wo wir doch gerade mal ein Haus aufbauten? Das Haus würde schief werden, wenn ich weiterhin so unwissend wäre. Und dann sicherlich einbrechen.

Das Lächeln auf dem Gesicht von Takumi erreichte mich nicht, denn meine Beine trugen mich bereits zum Eingang des großen Hauses. Ja, ich wollte endlich alles wissen. Ich wollte wissen wer Suzuki Akira wirklich war und was er mir verschwieg. Nur das Geld konnte es nicht sein.

Die Treppe auf der ich stand war aus Marmor und die Klingel glänzte schön golden im Licht. Es graute mir draufzudrücken, doch ich bediente den verräterischen Knopf, um ein helles Glockenspiel zu hören. Es war genau die gleiche Melodie wie die von seinen Vätern. Wirklich gruselig wie sich die Häuser ähnelten.

Nach einer Minute wurde die große Tür mit buntem Glas leicht aufgeschoben. Es dauerte keine Sekunde in der ich wusste, dass das Mädchen vor mir eine Gyaru war. Helles Gesicht, Augen mit Eyeliner umrandet und falschen Wimpern und hell-braune Locken, die um das Gesicht herum drapiert waren. Solche Mädchen geizten nicht mit Reizen und eigentlich hatte ich sie noch nie länger als nötig angeschaut. Akira schaute sie nur immer allzu deutlich an.

Dabei musste ich zugeben, diese sah gar nicht mal schlecht aus.

„Ähm, ich wollte zu Suzuki Akira. Ist der da?“, fragte ich lieber nach dem vollen Namen. Vielleicht wollte Takumi mich auch nur total veräppeln und hatte mich absichtlich an ein falsches Haus gesetzt.

Das Mädchen hingegen verzog nicht einmal das Gesicht, schaute nur kurz von unten nach oben, nickte und ließ mich eintreten. Also lebte Reita wirklich in diesem riesigen Haus. Wo hatte er denn hier seine Manieren versteckt?

Das Haus war auch im Inneren sehr verschnörkelt aber doch modern. Genau rechts von einem ging es geradeaus die Treppe hoch und links neben einen war ein großer Durchbruch zu einem großzügigen hellen Wohnzimmer. Ein Plasmabildschirm durfte nicht fehlen.

Auf dem Sofa saß, mit dem Rücken zu mir, ein weiteres Mädchen mit ellenlangen, lockigen Haaren.

Sie weinte, ich sah es an ihrem bebenden dünnen Rücken und den leisen und hauchzarten Schniefen.

Da war wohl Freundinnen trösten angesagt. Vielleicht hatte sie ihren Freund oder so verloren oder ihre teure Gucci Tasche.

„Treppe rauf, das letzte Zimmer links.“, waren ihre knappen Worte. Anscheinend war ich wirklich in einem ungünstigen Moment gekommen. Ihre ausdruckslose Stimme verriet es mir. Lieber nickte ich nur und trat dann langsam die Treppe hoch. Sie war glänzend geputzt, sodass ich Angst hatte auf ihr auszurutschen. Und trotz den beigen Farben wirkte dieses Haus kalt und tot. Ich kannte das große Haus meiner Väter und es war auch hell eingerichtet, aber es war nicht so kalt wie dieses.

Akira war warm und fröhlich, wie konnte er in so einem Haus überleben?

Der Gang war ebenfalls hell und steril. Zwei Türen recht, zwei Türen links und eine ganz hinten.

Kein Bild, keine Möbel. Alles ganz einfach.

Es war ein langer Weg bis zu der Tür. Ich zählte 22 gelassene Schritte bis zur Tür. Wenn man bedachte, dass man nur 2 und ein halber Schritt brauchte um mein Zimmer zu durchqueren.

Nun war ich aber vor dem Zimmer meines besten Freundes und war mir gar nicht so sicher, ob ich hinein gehen konnte. Das ganze Haus wirkte so traurig. War er auch traurig?

Alle Emotionen hatte ich an ihm gesehen, aber nie Trauer.

Zögerlich klopfte ich an die blanke Tür und lauschte in die Stille. Es kam keine Antwort. Seine Stimme war nicht zu vernehmen. Noch ein mal klopfte ich, doch diesmal lauter. Vielleicht hatte man mich nicht gehört. Erst dann hörte ich das tiefe und zustimmende Grummeln Reitas. Das tat er immer wenn er zu faul war zum Reden.

Also öffnete ich die Tür langsam und setzte einen Fuß hinein.

Es war kein Licht im Zimmer und die Fenster schienen behangen. Dunkel und trostlos. Ich sah nicht mal die Hand vor Augen, nur den Teppich der durch den Türspalt beleuchtet worden war. Wie groß war dieses Zimmer und wo waren die Möbel? Und wo war Reita?

In meinem Inneren fing es an zu rattern. Wenn ich das Zimmer komplett abdunkelte wollte ich nicht gesehen werden und es hatte immer beschissene Gründe. Also musste es Akira auch beschissen gehen.

Bloß wie fing man an? Ich war nicht gut im Trösten. Die Frage ,wie es ihm ging war überflüssig. Denn ich wusste es bereits. Genau fragen was los war wirkte mir auch zu plump.

Fünf Schritte vor mir flammte ein Zipper auf und ich erkannte das Gesicht Akiras, der zwischen seine Lippen eine Zigarette hatte, die er anzündete. Das Zipper ging wieder aus und doch wusste ich nun wo er war und dass er auf einem hohen Bett saß. Das Glimmen seiner Zigarette zeigte mir den Weg und das ließ mich diesmal grummeln.
 

This dark room, another cigarette

The carpet's strewn, I'm getting sick of it
 

„Weißt du, wie viel Nikotin sich in der Tapete sammeln und einen krank machen kann? Die wird noch grau.“ Eigentlich gerade ein total unwichtiger Fakt, doch mein Kopf und mein Mund waren gleich schnell. Keine gute Angewohnheit.

Doch ich hörte ein Lachen. Ein verdammt freudloses Lachen, was es in meiner Brust ziehen ließ.

Gut, dass ich seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte, denn es hätte mich noch mehr verletzt. Ein Mantra schwirrte in meinem Kopf.

Es ist nicht meine Schuld! Es ist nicht meine Schuld! Es ist nicht meine Schuld! Aber Akiras Trauer wog auch ohne Worte zentnerschwer.

Langsam und bedächtig verringerte ich den Abstand, immer darauf achtend nicht bei der Bettkante an zu ecken. Mir kam es ganz recht, dass es so hoch war und ich mich auch ohne große Mühe auf den Rand setzten konnte.

„Warum kannst du mir nicht sagen, wenn es dir schlecht geht?“ Ein schlechter Ansatz, wenn man bedachte, dass ich nicht anders war.

„Hmpf.“, war alles, was ich hörte und es machte mich krank. Seine Abweisung machte mich krank. Abweisung war etwas, was ich nie vorher mit ihm in Verbindung hätte bringen können. Doch nun zeigte er mir auch ein anderes Gesicht. Ein Gesicht, was sich abschottete von Allem um sich herum, als Mauer für seinen eigenen Frieden.

Vorsichtig krabbelte ich auf die glimmende Zigarette zu. Langsam gewöhnten sich auch meine Augen an die Dunkelheit und sah die Umrisse. Neben ihm ließ ich mich nieder. In Gedanken fragte ich mich warum wir nie hier schliefen. Mein Bett war dagegen klein und hart. Die letzte Nacht, nach dem missglückten Porno-Versuch hatte ich steife Gliedmaßen, weil ich versucht hatte ihm aus dem Weg zu gehen.

„Was ist passiert?“ Vielleicht half die direkte Tour besser bei ihm. Also wartete ich auf seine Stimme, denn ich spürte seine Bewegungen, roch seinen Geruch... doch seine Stimme blieb aus.

Ich wartete weiter, bis die Zigarette ihren Tot fand in einem Aschenbecher neben dem Bett.

Meine Umgebung interessierte mich schon gar nicht mehr. Meine Gedanken kreisten nur noch um den Jungen neben mir. Und das war der Grund, warum das Mädchen unten geweint hatte. Vielleicht war es auch der Grund, warum Akira so traurig war. Wieder wagte ich einen Schritt, legte langsam eine Hand auf seinen warmen Unterarm. Kurz zuckte er zurück und seine Härchen stellten sich auf. Aber er entspannte sich schnell wieder. Mein Oberkörper beugte sich rüber zu ihm, nah an sein Gesicht. Langsam wurde ich ungeduldig und ich wollte eine Reaktion.

„Akira, was ist passiert? Was ist los mit dir?“, hauchte ich ihm leise an die Wange. Wenn ich nur ein wenig lauter war, hatte ich das Gefühl, würde er wegzucken. Vielleicht gab ihn das Flüstern auch das Gefühl niemand würde uns hören.

Schwarze glänzende Iriden fanden meinen Blick und mir wurde wieder schwindelig. Er sah in der Dunkelheit plötzlich so verdammt zerbrechlich aus. Sein Blick wirkte so wehmütig, dass ich Angst hatte er könnte überschwappen.

Vielleicht war es zu früh.

Vielleicht war es auch gar nicht nötig.

Vielleicht fehlinterpretierte ich in diesem Moment.

Doch gegen alle diese 'Vielleicht's wickelte ich die Arme um die Schultern des Blonden und zog ihn an mich, nah an meine Körperwärme und meinem schlagenden Herzen, welches nur noch fester schlug mit dem Gefühl von Reita in meinem Arm. Es fühlte sich verdammt gut an und doch wollte ich es nicht missbrauchen in diesem Moment. Egal wie gut er roch und wie verdammt geschmeidig seine Haut war, an solche Sachen konnte der Andere wahrscheinlich gar nicht denken.

In all meinen Gedanken lehnte er sich gegen mich und wir rutschten langsam am Kopfgestell des Bettes hinunter, damit wir uns beide nichts verrenkten.

„Gestern Abend kam ich nach unseren Kaffee wieder nach Hause. Die Koffer meiner Mutter standen bereits im Flur uns sie küsste mich auf die Stirn zum Abschied.“ Bei all diesen Worten schwieg ich, denn es könnte seine Ehrlichkeit stoppen. Seine raue Stimme, die fast brach... sie ließ mich schlucken und meine Augen brennen. Ich kannte dieses Gefühl nicht und auch nicht die Situation, denn meine Eltern waren nie zusammen und in dem Sinne hatte ich eine Familie.

Es ist nicht deine Schuld! Es ist nicht deine Schuld! Du hättest es nicht verhindern können.

„Es ist nicht so, als hätte ich es nicht geahnt. Es ist nicht so, als wäre sie oft hier gewesen. Aber nun wird sie gar nicht mehr hier sein. Und Amaya und Miharu weinen die ganze Zeit. Ich kann nicht trösten. Nich mal nen Teddy kann ich klauen. Amaya hat ja alles.“ Egal was passierte. Er dachte zuerst an Andere, nicht an seinen eigenen Schmerz. Ich wollte ihn in dem Moment küssen. Wollte ihm zeigen das mein Herz raste wie ein Meerschwein auf Cola, doch das Einzige was ich zu Stande brachte war ein Streicheln über den Rücken. Leicht drückte ich meine Lippen an seine Stirn und genoss den Geruch seiner Haare.

„Du solltest erstmal getröstet werden.“, nuschelte ich in das blonde Geflecht. Da ich da war, würde ich ihn zwingen sich trösten zu lassen.

„Mir geht es gut.“ So hoffnungslose und leere Worte. Sie könnten von mir stammen.

„Ja klar, deshalb sitzt du apathisch rauchend in der Dunkelheit.“, vereitelte ich seinen Plan. Er würde mit der Lüge nicht durchkommen. Lügner erkannte ich langsam gut.

„Mir geht es gut!“, wurde er nun hysterischer. Damit verriet er sich. Er war so verdammt durchschaubar. Wann würde er lernen, dass ich recht hatte?
 

Just save me, from all that I am

You save me, for the fuck of it
 

„Ich bin jetzt hier. Also lass es gut sein.“ Enger schloss ich meine Arme um seine Taille. Alles war so anders und mit jedem Gefühl hatte ich Angst, es könnte nicht richtig sein.

Wenigstens beruhigte sich Akira wieder und mein Körper schüttete noch mehr Endorphine aus, als sich seine Arme eng um meine Schultern legten. Der Zigarettengeruch, der an ihm klebte, störte mich nicht mehr. Es hatte sich vermischt mit dem eigenen Körpergeruch des Blonden und dessen Duschbad. Es bildete eine ganz andere völlig neue Komponente, die mich vergessen ließ, dass ich Zigaretten hasste. Vielleicht sollte ich endlich einsehen, dass ich ihm das nicht abgewöhnen konnte.

„Ich hasse diesen Ort und doch versteck ich mich immer hier.“, kam es schon fast geflüstert in mein Ohr und ich drückte ihn noch fester an mich. Kein Wunder, dass wir nie hier waren, wenn er es hier schrecklich fand. Obwohl ich mir nicht vorstellen konnte mein zu Hause nicht zu lieben. Dort waren meine Mütter, die mich liebten und all die Sachen, die mir wichtig waren.

„Ich bin jetzt hier. Du kannst dich hier ruhig verstecken.“ Keine Ahnung ob es eingebildet war aber ich hoffte ihm ging es wie mir. Als nach der Trennung von Leona meine Welt kippte, stand sie wieder stabil als Reita neben mir war und meinen Stolz anfeuerte.

Nun würde ihn das bestimmt auch helfen wenn ich bei ihm war und er nicht wieder alleine in seinem Zimmer vegitierte.

„Lass uns fernsehen. Das lenkt ab.“, hauchte ich ebenfalls in die Dunkelheit und merkte das mich einige blonde Haare plötzlich kitzelten.

Wenn wir den Fernseher anschalten würden, würde Reita endlich aus der Dunkelheit raus und ich würde mich nicht mehr so unbehaglich fühlen. Denn ich sah die Emotionen in seinem Gesicht nicht.

„Es ist ne beschissene Zeit um Fernseh zu schauen. Außer du stehst auf Shojo Animes mit 12-jährigen Herren und seinen dämonischen Bishi-Butler.“ Ein kleines Lächeln legte sich bei Akiras Worten auf mein Gesicht. War klar das er nur wieder an seine Anime-Serie dachte. Diese Serien waren wirklich lustig, doch ich war nicht dafür in Stimmung.

„Lass uns 'Nightmare before Christmas' schauen.“
 

Kouyou hatte nicht mal nach Gründen gefragt oder versucht einen auf Beschützer zu machen. Dafür dankte ich ihm. Noch mehr Melodrama hätte mich wirklich verweichlichen lassen.

Eine meiner älteren Schwestern hatte ihren Zustand als ertrinkend beschrieben. Doch ich war leer.

Da war kein Ozean, der mich hätte ertränken können.

Keine Wut, die mich hätte gestärkt. Und vielleicht war es ja noch nicht mal Trauer, die ich spürte, denn da waren keine Tränen gewesen. Ich wollte alleine sein und doch schrie ich nach Jemanden, der mir sagen konnte wie es mir geht.
 

I try to speak myself, you can do it too

I need no ones help, I'm needing only you
 

Nun saß hinter mir jemand, der mir gesagt hatte, wie es mir ging. Wir saßen im Dämmerlicht einer kleinen Leselampe und des Lichtes des Fernsehers auf dem Sofa . Mir war es peinlich, dass er hinter mir saß und seine Arme wie Schraubstöcke um mich gelegt hatte. Andererseits würde mir so verdammt kalt sein, wenn ich nicht zwischen seinen Beinen liegen würde. An meinem Rücken fühlte ich sein Herz schlagen, und sein Atem hauchte warm gegen meine Kopfhaut. Schon lange konnte ich mich nicht mehr auf den Film konzentrieren und auf irgendetwas, was mit Trauer zu tun hatte.

Immerhin war das hier alles so ungewohnt. Wir hatten nebeneinander geschlafen. Wir hatten uns geküsst. Aber nie waren wir uns so nah gewesen ohne den Einfluss von Alkohol. Seine Finger sahen im Licht der Schreibtischlampe, die so weit entfernt war, sehr dünn und blass aus. So als würden sie bei jeder Berührung auseinander fallen. Kurz überlegte ich, doch was war schon das Berühren einer Hand im Gegensatz zu einem Kuss? Mir war zwar warm, doch er war noch wärmer.

Langsam zogen meine kalten Finger über seinen Handrücken. Ein minimales Zucken war zu spüren, doch seine Hand blieb still auf meinem Bauch liegen.

War es nicht eigentlich so wie ich es gehofft hatte? Dass wir uns keine Vorwürfe machen würden und wir keinen Abstand voneinander nahmen, aus Sicherheit, es könnte uns noch einmal entgleiten?

War es nicht eigentlich so, wie ich es mir erhofft hatte in der Nacht, in der ich seit Langem wieder bei ihm übernachtet hatte? Das wir uns einfach trauten wie vorher zu sein...? Nein, uns trauten weiter zu machen und unseren Weg forzusetzten.

Mit diesen Gedanken verwob ich meine Finger mit seinen. In meinem Zimmer wurde es gefühlte 2 Grad wärmer und mein Herz schien fast auszusetzten. Der Atem in meinem Haar schien plötzlich anzuhalten. Er hatte es natürlich gemerkt. Kouyou hatte die besten Reaktionsfähigkeiten, die ich kannte. Er bemerkte sogar wenn ich einen Stift anders hin drehte und drehte sie wieder in ihre ursprüngliche Form zurück, als wäre nie etwas anders gewesen.

Diesmal legte er nichts zurück, er schien es einfach passieren zu lassen. In anderen Worten war es für ihn also okay, wenn ich ihm so auf die Pelle rückte. Schließlich hatte er mich in diese Position verfrachtet.Ich spürte heißen Atem an meinen Ohren und eine Nase die sich durch mein Haar bewegte. Roch er da gerade an meinem Haar?

„Was machst du da?“, fragte ich doof nach.

„Was machst du da?“, kam die Gegenfrage und ich machte mich kleiner. Ertappt.

Wir machten trotzdem keinen Rückzieher. Mein Mut schien in dieser Nacht ungebrochen, schließlich wollte ich heute alles auf eine Karte legen. Weiter der Tatsache aus dem Weg gehend, dass ich ihn verdammt nochmal wollte, konnte ich nicht. Nur meine Aufregung machte es mir schwerer als gedacht.

Langsam ließ ich meine Finger über die warme und weiche Haut wandern, über das dünne Handgelenk hinüber zum Daumen und in die kleinen Zwischenräume. Hinter mir hörte ich das kleine Herz schlagen. Ein wenig schneller als vorher. Als würde es mit meinem Harmonieren. Zusammen ergab es eine kleine Melodie, so wie damals an der kleinen Lichtung. Genau wie damals fühlte ich mich in diesem Moment. Aber diesmal war ich dabei nicht allein.

Die anderen Finger kamen mir langsam entgegen, imitierten die Bewegungen und spielten mit den einzelnen Fingern. Es war ein schönes Spiel, indem mich der warme Atem an meinem Hals nicht störte. In meinem Inneren kribbelte es so sehr, als würde dort eine Ameisenstraße durch gehen. Meine Armhärchen stellten sich auf und ich ließ den Kopf zurückfallen, auf die Schulter hinter mir.

Ich hatte solche Gefühle noch nie gehabt, nur weil ich von jemanden die Finger berührte und den Atem spürte. Sein Arm schlang sich um meinen Bauch und meine Finger fanden eine lose Haarsträhne von seinem goldenen Haar. Sie waren so verdammt geschmeidig für einen Mann.

„Akira, dreh dich um.“, hörte ich es leise an meinem Ohr und es ging mir durch Mark und Bein.

Ihm jetzt in ins Gesicht zu sehen würde sicherlich ein Problem werden. Aber ich versuchte mich in dieser Umarmung zu drehen. Raus fallen würden wir sicherlich nicht. Dafür war das Sofa zu breit und wir zu weit vom Rand entfernt. Kouyous Gesicht war nicht ernst und war auch nicht fröhlich. Diese Mischung aus Gefühlen hatte ich noch nie gesehen. Kurz flammte ein Lächeln auf und zwei Hände verwoben sich in meinem Haar. So viel wie ich sagen wollte, doch ich war schon immer der Idiot von uns beiden gewesen.
 

And all that I've become is you

The only good in me is you
 

„Sollen wir den offiziellen Teil überspringen?“, fragte Kou belustigt und ich spürte mal wieder seine Überlegenheit. Gut, dass er so gut wie unter mir lag sonst würde ich mich noch viel überforderter fühlen wie in diesem Moment. Was meinte er mit offiziellen Teil?

In meiner Überraschung wurde ich hinunter gezogen und fühlte dieses kribbelnde Gefühl auf meinen Lippen wieder, genau wie damals vor dem verdreckten Club. Nur wusste ich diesmal nur allzu gut was wir hier taten. Hitze stieg in meinen Kopf, machte es mir unmöglich etwas anderes zu wollen. Sein Geruch, seine Hände, seine Lippen... alles machte es mir unmöglich hier weg zu wollen. Seine Lippen und meine Lippen öffneten sich um Luft zu holen und danach wieder zu verschmelzen, so als wäre es nie anders gewesen. Seine Lippen waren so weich wie Kissen und der Geschmack auf seiner Zunge war bitter und gleichzeitig so unendlich süß.

Die warme Zunge die meine Unterlippe umschmeichelte ließ mich nur noch unruhiger werden, meine Finger fest in sein Haar zu greifen.

Jeder Kuss, selbst der in der dreckigen Gasse ließ dieses Gefühl alt aussehen. Das Umschmeicheln der Zungen hatte ich noch nie als so prickelnd empfunden und mein Körper wollte nur explodieren. Kaum Platz zum Atmen hatten wir und Hände krallten sich in mein T-Shirt. Vielleicht sollte ich ihm auch ein wenig Platz lassen. Vorsichtig zog ich mich zurück nur um wieder kräftig zurück gezogen zu werden in einen weiteren Kuss. Immer wieder erschauderte ich bei der Erkundung von Kou's Mund oder wenn er meine Zunge zurück stupste. Finger tasteten über meinen nackten Rücken und ich konnte mir einen Seufzer nicht verkneifen. Seine Finger waren so verdammt warm und sein Herz raste so schnell, dass ich mir Sorgen machte es zu übertreiben. Er würde mich trotzdem nicht gehen lassen egal wie heftig unser Atem ging oder verschwitzt die Finger waren, die nacheinander tasteten, nur ein wenig die warme Haut am Oberkörper ertasteten. Beine schlangen sich enger um mich und ich verlor langsam aber sicher den Bezug zur Realität. Mein Herz feuerte mich an zu mehr, wollte am liebsten alles auf einmal und nichts unberührt lassen. In meinen Armen war er so verdammt zerbrechlich, fühlte jeden Rippenbogen der sich hob und senkte unter dem schnellen Atem und die dünnen Arme, die sich immer wieder um mich wickelten um mich noch näher zu dirigieren. Ja wir klammerten uns aneinander, damit wir nicht alleine waren, damit wir nicht den Verstand verloren.

Er brauchte mich um einen geregelten Alltag zu haben.

Ich brauchte eine Person, die mir beibrachte, dass es okay war zu fühlen.

Und ich fühlte gerade so verdammt viel, dass mein Kopf surrte und mein Körper brannte. Ein weiteres mal versuchte er mich mit seinen Beinen näher zu ziehen doch diesmal keuchte er überrascht auf. Aus Furcht, ich hätte ihm weg getan, ließ ich sofort ab und schaute in das verblüffte und gleichzeitig verschämte Gesicht des Brünetten. An den immer röter werdenden Wangen konnte ich mir Entwarnung geben. Ich hatte ihn nicht verletzt.

Aber für das Erste ging das zu weit. Wir waren beide schon jetzt so weit über den Verstand gerumpelt und hatten uns über die Grenzen katapultiert.

Verdammt, seine rot geküssten Lippen sahen verfickt noch mal einladend aus. Was war aus meiner Zurückhaltung geworden?

Erschlagen legte ich mich zurück auf den heißen Körper, der mich wieder in einer Umarmung empfing. Gerade konnte ich ihm nicht mehr ins Gesicht sehen. Seine Haare boten den perfekten Schutz und ich konnte ungestört seinen Geruch aufsaugen. Ich spürte wieder das Karussell in meinem Kopf, wie es sich so schnell drehte, dass mir flau im Magen war. Doch diesmal hatte es keinen nervigen Klang im Hintergrund. Diesmal hörte ich diese süße und wie Honig tröpfelnden Worte.

„I-Ich... ich glaub ich hab mich in dich... verliebt.“

Verliebt.

Und ein synchronisierender Herzschlag zu meinem, welches die Melodie darstellte.

Ich musste lachen. Kicherte in in das goldene Haar und meine Lippen formten in der seichten Dunkelheit und der schmachtenden Stille den Refrain des Liedes.

„Ich ich... Ich auch.“

Wir verdrängten die Nacht und machten dem sanften Morgen platz, in der jeder Zentimeter, den wir uns voneinander entfernten Verschwendung war.

Nicht eine Sekunde entfernten wir uns, sprachen kein Wort. Jedes hätte nicht beschreiben können wie wir uns fühlten.

Jetzt fing das Leben an, was ich mit ihm leben konnte.
 


 

OH MEIN GOTT!! Ich habe es fertig. Meine erste FF, die ich fertig geschrieben habe. Mehr oder weniger.*hust*

Denn ich werde eine Info-ENS an wieder Kommisschreiber schicken, wenn der Epilog draußen ist.

Wer Bescheid bekommen will, wenn die One-Shot-Sammlung anfängt oder das Sequel bitte den Epilog kommentieren. Das ist für mich übersichtlicher.

Und ja mit 12-jährigen und dämonischen Bishi-Butler meine ich meinen Fav Anime Black Butler. Wirklich toll. Zu dem habe ich übrigens auch eine FF angefangen.

Noch mal Danke an alle Kommischreiber und Favo-Nehmer für die Unterstützung. Ich freue mich,

dass die Geschichte so viel Anklang gefunden hat.

Ich hoffe wir lesen uns beim Sequel oder anderen Sachen wieder.
 

LG

Seika^^

~Epilog~

Epilog
 

Eigentlich freute ich mich wie ein Schneekönig, auch wenn es gerade Frühling wurde und alles wegtaute. Ich war auf das Geschenk gestoßen, welches mir wohl den größten Lacher der letzten Tage bringen würde. Kou würde nicht begeistert sein, doch ich beharrte ja schon seit Monaten auf dieses Teil.

Der goldene Tipp kam von Takumi, der mir alles haargenau erklären musste, wie es Uruha in der Zeit ging, wo wir getrennt waren und wie schlecht er aussah und was sie so getan hatten. Eine Qual, wenn man bedachte, dass Takumi zum Melodrama tendierte und ich arme Sau mir echt viel Herzschmerz anhören musste.

Egal, wichtig war nur eine Auskunft, die mir der Kleine gegeben hatte die Uruha betraf, als sie das letzte Mal einkaufen waren. Bevor sie aus einem Geschäft gegangen waren, in dem Kouyou dem Kleinen ein T-Shirt breit gezogen hatte, hang der Brünette wohl eine ganze Weile vor einem Anzug. Im stillen dankte ich für das Elefantengehirn von Takumi, welches so was wie Shoppen und Klamotten immer im Kopf hatte. Er wusste selbst, was wir vor zwei Jahren zusammen gekauft hatten. Gut, ich ging sehr selten mit ihm einkaufen.

Zumindest hatte ich jetzt diesen Anzug und lief gerade die Treppen in mein zweites Heim hinauf.

Vielleicht mutete ich Kouyou mit meiner Anwesenheit und Anhänglichkeit zu viel zu, doch bis jetzt hatte er nicht gemurrt, wenn ich wieder vor der Tür stand.

Im Gegenteil! Er hatte mich sogar zu sich gezogen wie ein Beserker, nach dem wir eine Nacht bei mir zu Hause verbracht hatten und er am Morgen den Diätwahn meiner beiden Zwillingsschwestern im Kühlschrank bewundern durfte. Er meinte das wäre kein Zustand, das ist eine Krankheit. Und da gab ich ihm recht. Bei ihm gab es dann Omlett und für mich eine schöne Doppelkeksrolle extra. Das war besser als Jogurt der nach nichts schmeckte oder Käse mit keinem Fett. Wie konnte das zu Käse werden?

Ich brauchte nur einmal gegen die Tür treten und sie wurde ruppig geöffnet. In der Wohnung herrschte wieder leben.

„Sag mal, hast du keine Hand? Ich nehme dir das nächste Mal die Cola weg, wenn du trittst anstatt zu klopfen.“ Diese harschen Worte konnten nur von Hanako kommen, die Mutter von Kouyou. Und jedes mal hatte sie danach so einen Schalk im Gesicht, dass sie mich leicht an einen Jungen erinnerte anstatt eine reife Frau.

Wenn ich sie sah, musste ich immer an meinen Lieblingsanime denken, da gaben die Frauen den Männern gerne mal ein wenig Kloppe.

„Du hast Glück. Kouyou ist gerade vom Einkaufen wieder gekommen. Also scher dich nach hinten.“ Hinter ihr hörte ich das glockenhelle Lachen Kous Mom. Sie war in ihren creme-farbenen wehenden Kleid wieder mal umwerfend schön.

„Is okay, kein Schwein hat dich gesehen.“, kam es entschuldigend als ich mir die Schuhe von den Füßen kickte. Hanako kickte sie in die richtige Position, denn alles hatte seine Ordnung.

„Aber die Muttertiere.“, konnte ich sie leise und belustigt flüstern hören. Hier wurde man nur aufs Korn genommen.
 

Wie Hypnotisiert streichelte ich über den glänzenden goldenen Lack. Er war viel zu Schade ihn an der Hohlbirne des Blonden kaputt zu machen.

Okay, ein wenig hatte ich auch Mitleid für Akira, eigentlich hatte er eine Kollision mit diesem stumpfen Gegenstand nicht verdient, aber es juckte mich so in den Fingern.

Draußen hörte ich bereits meine Mutter schimpfen und eine brummelige Stimme, die versuchte nicht klein beizugeben. Vergebens bei meiner Mutter, doch das musste Akira noch lernen.

Die Klinke meiner Tür ging runter und der Blonde stand grinsend in der Tür mit einem Beutel in der Hand. Das sah aus, wie aus Takumis Lieblingsladen.

„Was ist das?“, fragte er mich und sah auf die kleine golden glänzende Statue in meinen Händen. Die Neugierde in seinem Gesicht sah so niedlich aus, dass ich ihn dafür am liebsten eine Kopfnuss geben wollte. Ein Kerl hatte nicht niedlich auszusehen in anstößigen Bandshirts und zerissenen Jeans. Aber an ihm war ja alles anders. Das hatte ich ja nun heraus bekommen.

„Das hier,“ ich hielt die Skulptur hoch neben meinem Gesicht, „ist ein Oscar. Oder besser gesagt eine Nachbildung. Denn den richtigen bekommen nur wirklich gute Schauspieler.“ Wie du, setzte ich in meinen Gedanken ran und merkte schon wieder wie mir die Schmetterlingen bis zum Hals flogen als er lächelte.

„Okay! Und wozu so einen Staubfänger?“ Lässig schloss er die Tür und setzte sich auf mein Sofa.

Meine Mundwinkel zogen sich nach oben bei seiner Frage und ich wusste nicht, ob es Leichtigkeit oder Bitterkeit war, die darin mit schwang.

Vor einigen Tagen hatte ich Akira kennen gelernt, den Anderen, vielleicht auch richtigen Akira. Nein, ich glaubte seine fröhliche Art gehörte zu ihm und war nicht gespielt.

Akiras Eltern waren schon immer Arbeitstiere gewesen, er hatte sie kaum gesehen. Aber er liebte sie trotzdem, denn er sagte es war immer schön, wenn sie da waren. Das einzige Problem an der Sache war, dass seine Eltern schon seit Jahren nicht mehr im gleichen Team spielten. Sie ignorierten sich, stritten laut und dann waren sie wieder nett, wenn ihre Kinder in der Nähe waren.

Diese Kälte war er immer entgangen, wenn er bei mir war, so sagte er mir. Sie war ihn so unangenehm, das sie in seinem Kopf nicht wirklich exestierte und sich bei anderen Leuten in Wärme stürzte. Wenn ich es so betrachtete, konnte ich verstehen, dass er nie ein Wort über sein Zuhause oder seinen Eltern verlor. Seine Abwehrmechanismen funktionierten gut. So lange bis seine Mutter ging und ihm nur allzu klar machte, dass es diese Probleme doch gab. Er war der einzige Junge in der Familie und zwei seiner Schwestern waren nur am Weinen. Als großer Bruder hatte er das Gefühl er müsste sie stützen, doch er war wirklich eine Niete im Trösten, das hatte ich gemerkt.

„Sein Nutzen wirst du später noch bemerken.“, lächelte ich geheimnissvoll, als ich den kleinen Mann auf meinen Fernseher stellte und mich neben ihm hinsetzte.

„Und was hast du da?“, fragte ich neugirig und versuchte in den Beutel zu schmulen. Das Muster, was ich erhaschte ließ mich ein wenig schlucken. Das roch nach Ärger, wenn man mich fragte.

„Ich? Ich habe Vorkehrungen für unsere Hochzeit gemacht.“, grinste er schelmisch und holte das heraus, was mir Sorgen bereitete. Dieser verdammte Karo-Anzug. Ich war mir hundertprozentig sicher, das Takumi gesungen hatte wie ein Vögelchen, als es ums Shoppen ging.

„Da wir jetzt deine Heiratsrobe haben... wann wollen wir los legen? Morgen? Heute Abend?“

Meine Hand traf seinen Oberarm und er schrie lachend auf. Es tat anscheinend nicht genug weh, denn er lachte weiter.

„Ich werde ihn verbrennen.“, knurrte ich und versuchte an das hässliche Stück Stoff ran zu kommen, doch er zog es immer weiter weg.

„Der is mit Liebe gekauft. Also sei nich so böse.“, grinste er unverschämt und hielt ihn noch höher.

„Du vergisst, dass ich die längeren Arme habe du Aushilfsamöbe.“, machte ich ihn drauf aufmerksam und bemerkte in dem Moment sein eigentliches anliegen. Um diesen hässlichen Anzug zu bekommen war ich ihm nahe gerutscht und hatte mich so gestreckt, das ich bei jeder Kleinigkeit den Halt verlieren würde.

„Wehe du piekst mich!“, fauchte ich und setzte mich wieder ordentlich hin. Zumindest versuchte ich es, denn es war immer noch komisch, so nahe bei ihm zu sein. In der Nacht, wenn es dunkel war, ging es leichter. Da sah man einem nicht an, wie peinlich es war. Jedoch am hellichten Tage, war es eine Überwindung.

Gerade war er mir wieder so nah, das mein Herz gleich aus meinem Hals springen würde. Sein Oberarm war warm und er roch wieder nach dem Deo, was er nach dem Sport immer benutzte.

Vielleicht würde es ja irgendwann normal werden, wenn er mich leicht am Oberarm streichelte.

Vielleicht würde mir irgendwann nicht mehr schwindelig werden, wenn er mir die Hand in den Nacken legte und mich dort kraulte, wie ein Stubentiger.

Vielleicht, aber auch wirklich nur vielleicht, würde ich irgendwann nicht mehr wie ein Stück Butter in der Sonne schmelzen wenn ich seinen Atem an meinem Gesicht spürte und die rauen Lippen an den meinen.

Gerade könnte ich noch nicht daran glauben, das es für mich irgendwann ein mal normal oder umgänglicher werden würde, wenn ich die Party in meinem Bauch gerade bedachte. Es wurde Konfetti geschmissen, Sekt ausgeschenkt, umher gesprungen und laut gegröhlt.

Die Tür ging so schnell auf, dass ich mich im ersten Moment gar nicht dafür interessieren wollte, doch das erschreckte Quietschen meiner Mom ließ mich aufschrecken. Sie hatten noch nicht gelernt anzuklopfen.

„MOM!!!!???“, meckerte ich empört und im Wohnzimmer hörte ich ein erheitertes Lachen meiner Mutter, die das bestimmt gerne mit angesehen hätte.

„Tut mir leid Schatz. Lasst euch nicht stören.“
 


 

Sou, over and out. ^^

Zumindest die erste Story.^^

Wer natürlich für die One-Shot-Sammlung und das Sequel ne Info-ENS möchte, einfach ein Kommi hinterlassen. Ist für mich übersichtlicher.

Danke für jedes Feedback. Das ist mir sehr wichtig. ^^

Wir lesen uns in der nächsten Story.
 

Lg

Seika ^.~



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Kommentare zu dieser Fanfic (237)
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Von:  Bakugou
2010-08-29T01:34:23+00:00 29.08.2010 03:34
ganz schlicht: ich liebe die Fanfic. u_u
was mich nur hin und wieder gestört hat, waren die Wortfehler mit 'ihn' statt 'ihm' oder 'seinen' statt 'seinem' und sowas.
aber daran bricht sich niemand ein Bein und ich finde die Geschichte ansonsten wirklich sehr, sehr schön.

und die Kapitel-Titel befinden sich nun in meiner Playlist.
gut gemacht. :D

Von:  Mado-chan
2010-07-19T21:47:15+00:00 19.07.2010 23:47
gosh die FF war soo toll und zum schluss soo niedlich *-*
ich mag die FF wirklich sie ist mal etwas anders als der typische band-fick-kram.
und die charaktere haben sich teilweise auch mal wie männliche wesen und nicht wie weibliche in einer männlichen hülle verhalten ^^
ich bin echt gespannt auf One-shot sammlung bzw. sequel ^^ Die werde ich definitiv mitverfolgen wenn du das hier noch liest.
Ich konnte mich teilweise nicht früher dazu durchringen die FF bis zum Schluss zu lesen. Ich hab manchmal meine kleinen aussetzer ^^
lg
Mado
Von:  Shinya_Satana
2010-03-20T13:53:51+00:00 20.03.2010 14:53
Soooo nun bereue ich es das ich die FF zu schnell gelesen hab Q____Q
Hätte ich mir doch mehr zeit gelassen Aber ich wollte unbedingt das ende lesen Q___Q
Sie is schon zu ende und uru und rei haben nicht mal liebe gemacht D: Immer wenns danach aussah kams nicht XDD Warum muss auch die Mutter so reinplatzen XD Du bist fies XDD

Also... Ich liebe diese FF über alles! Sie is mein liebling unter allen x3 (hatte sogar nach der erlaubnis gefragt sie zu zeichnen v.v) Naja..
Es is verdammt schade das sie zu ende is >___________<
Will das es weiter geeeeht Q____Q
Manno~ *sich wie ein kleines kind auf den boden setz und schmoll* Dx
Ich liebe diese FF und werde mir auf jeden fall deine anderen werke durchlesen *___*

Achja ein Fanart willst du mir aber nicht aus dem kopf schlagen oda Q___Q Nur ein bild Q___Q *bettelt*
Mich juckts in den Finger wenn ich nur daran denke was für ideen da hochkommen *____________*

Grüßle Shin CHan x3333
Von:  Saki-hime
2010-03-03T22:32:00+00:00 03.03.2010 23:32
Hah warum ist der Epilog auch am Anfang der Liste da oben!? xD *einfach übersehen hat*
...na ja hey so haste ein Kommi mehr =D
und wie gesagt, deine FF ist total klasse :D
Ich freu mich schon auf die One-Shot-Sammlung das Sequel :DD

Saki-hime *flausch*
Von:  Saki-hime
2010-03-03T17:42:33+00:00 03.03.2010 18:42
AAAAAAH! *//////*
die FF ist ja das niedlichste was ich seit langem mal wieder gelesen hab! <3
Das ist so unendlich toll und verdammt, warum ist die schon vorbei? >___<
und bei den besten Geschichten, krieg ich nur die schlechtesten Kommis hin... warscheinlich befindet sich mein Hirn nach dem Lesen immer in ner Trance oder so xD
die FF ist jeden Falls wie schon gesagt, total Hammer! :3
*o*v

Saki-hime *flausch*
Von: abgemeldet
2010-03-03T00:45:50+00:00 03.03.2010 01:45
Endlich hab ich es auch gelesen *_*
Ich mag den Epilog sehr,das mit dem Anzug fand ich zu süss *_*
Sie können heiraten *_* Sie sind einfach so niedlich
Ich freu mich auf das Sequel^^
Von:  Nameless_Ruki
2010-03-02T19:15:15+00:00 02.03.2010 20:15
Hey~,
und wie ich es erwartete hatte...war es was völlig anderes als das, was sich mein eigener Kopf wieder zusammen gesponnen hat xD Und wieder finde ich das es viel besser zu dem Rest passt....es ist ein sehr schönes Ende, auch wenn es natürlich nicht alles aufklärt xD
aber dafür gibt es ja noch Die OS-Sammlung und das Sequel, auf das ich jetzt schon nicht warten kann und hiblig da sitzte, bis es hochgeladen wird.
Ich liebe Urus Mutter und Mom xD sie sind so geil...und auch das der gute alte Karoanzug nochmal Erwähnung gefunden hat find ich super....das macht die ganze Sache irgendwie Runde! Eigentlich ein perfekter Abschluss^^
Also ich hoffe ich hab nicht zu viel geschleimt...aber die Story hat es mir einfach angetan ^.~

ich freu mich schon wenn ich wieder was von dir lese^^

lg Nameless_Ruki
Von:  CookiesVanilleKipfel
2010-02-25T21:06:07+00:00 25.02.2010 22:06
hey~

endlich bin ich dazu gekommen es zu lesen, ich konnte einfach nicht bis montag warten xDDD~

das war irgendwie süß,vor allem reita und der anzug xDDDD~
ich musst so lachen und konnt mir die beidne so gut dabei vorstellen, vor allem wie uru anfing zu schmollen und das ding am liebsten angekokelt hätte xDDD~

aber die mutter zum schluss und anfangs war auch niedlich xD
hat sie die ebiden beim schmusen erwischt *lach*

das war super wie immer ne x33
und wehe du vergisst mir fürs nächste bescheid zu sagen xDDDD

chuchu~ knoppi x333
Von:  InspiredOfMusic
2010-02-25T08:26:52+00:00 25.02.2010 09:26
Das hat total Spaß gemacht das zu lesen.
Und der letzte Teil war einfach nur süß xD
Ich freu mich wirklich schon auf die Fortsetzung : D
Von:  Kanoe
2010-02-25T07:04:45+00:00 25.02.2010 08:04
eine schönes ende *lacht*
das mit dem karoanzug finde ich irgendwie gruselig
... aber.. die reaktion von seiner mom ist niedlich... *da an meine schwester denk*
*rofl*


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