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Why can't I?

[ReitaxUruha]
von

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Warum? - Juli

2. Kapitel

Warum? - Juli
 

Du stellst mir tausend Fragen

Stellst dich mitten in den Wind

Und ich hoff du checkst das sie nicht wichtig sind

Komm wir setzten jetzt die Segel

Nehmen alles mit was geht

Um nicht mehr umzudrehn auch wenn der Wind sich dreht

Hey, ich hör dich leise lachen

Und dann merk ich wie’s mich trifft

Ja ich liebe diese Tage die man Morgens schon vergisst

Und ich schau dir in die Augen bin geblendet von dem Licht

Was jetzt um sich greift auch wenn du nicht sprichst
 

Und alles an dir bleibt Stumm
 

Warum? Warum?

Warum ist doch egal, denn heute Nacht sind nur wir zwei wichtig

Warum? Warum?

Warum ist doch egal. Warum ist jetzt egal.
 

Wir schaun über die Dächer

Schreib dein Namen in die Nacht

Hey wir brauchen noch nicht mal Worte

Denn es reicht schon wenn du lachst

Aus Sekunden werden Stunden

Und ich weiß es Klingt verrückt

Doch wenn’s ganz hart kommt drehn wir die Zeit zurück
 

Und alles an dir bleibt Stumm
 

Warum? Warum?

Warum ist doch egal, denn heute Nacht sind nur wir zwei wichtig.

Warum? Warum?

Warum ist doch egal. Warum ist jetzt egal. Warum ist dich egal.
 

Bleib bei mir.

Du siehst zu mir .

Bleib noch hier.

Bleib bei mir.

Du siehst zu mir.

Bleib bei mir.
 

Eiskalt ins Wasser geworfen. So konnte man es wirklich gut beschreiben in dieser Situation. Den gesamten Tag über hatte ich darauf gewartet, dass sich der werte Herr Takashima irgendwie zu erkennen gab, dass er durchaus bereit war mit mir zu kommunizieren. Okay, das war zu förmlich ausgedrückt. Er hatte mich zwar am Morgen zum Gruß angelächelt, aber mich dann weder mit dem Hintern angesehen, noch die Klappe aufgemacht wegen unserem Treffen.

Ich hatte mehrere Thesen für dieses Verhalten. Entweder er war sehr gestresst und hatte bis jetzt auch noch nicht viel Ahnung oder es war ihm peinlich mit mir zu reden. Noch besser! Es war ihm peinlich wegen seinen ganzen Freunden, die er besaß und wahrscheinlich es nicht so toll fanden, dass er mich überhaupt anschaute. Mit der letzten These gab ich mich sehr zufrieden und konnte damit leben. Obwohl er ja in dieser Klasse eh mit Niemanden groß redete. Das Jahr war zum Glück noch lang genug für dieses Hin und her.

Nach den ersten 3 Stunden hatte ich mich schon auf andere Aufgaben konzentriert. Zum Beispiel mit Ruki einen besoffenen Elch zu malen und ihn immer weiter zu verschönern. Oder aber mit Aoi über Mülldeponieren zu diskutieren. Wir kamen auf wirklich interessante Schlüsse.

Erst in der letzten Minute der Unterrichtsstunde, alle waren schon am packen wie ich, stand plötzlich eine menschliche Sperre vor mir, als ich nach vorne schwingen wollte, um mir den Weg frei zu machen. Da stand er nun vor mir vor der gesamten Klasse und lächelte kurz.

„Heute um 5 Uhr bei mir.“, war der erste Satz den ich heute überhaupt von ihm gehört hatte und steckte mir elegant einen Zettel in mein Nasenband.

„Praktisch!“ Erfreut über seine Erkenntnis drehte er sich um und ging seiner wohlverdienten Freizeit entgegen.

Somit hatte sich die These nicht 100% als Wahrheit heraus gestellt. Meine Mitschüler schauten mich genauso überrascht an und Ruki fing an zu lächeln.

„Na da hat ja jemand nen schönes Date heute.“, frotzelte er rum und musste sich ein wirklich sarkastisches, aufgesetztes und bösartiges Lächeln aussetzten von meiner Seite. Danach noch ein Tritt gegen sein Schienbein und ich fühlte mich wirklich gut. So schnell konnte man seine Aggressionen loswerden.

„Hast du noch was zu sagen?“, fragte ich unterkühlt und lächelte fies vor mich hin.

Ruki hielt sich nur das schmerzende Schienbein und quiekte ein „Nein!“.

„Gut so.“
 


 

Takashima wohnte in einen gewöhnlichen Mehrfamilienblock - wie die meisten Familien in Tokyo. Ich hatte eigentlich gedacht, dass seine Person sich in seiner Umgebung widerspiegelte. Dies war aber ganz im Gegenteil der Fall. Es war sehr versteckt und ich hätte beinahe den Aufgang verpasst. Streunende Katzen liefen im Gang entlang und maunzten mich an, als hätte ich Speck in den Taschen und wenn man an den Türen vorbei ging konnte man das Leben hinter ihnen hören. Die Fernsehsendung, die sie schauten, die Musik, die sie hörten und der Grund ihres Streites.

Tokyo schien mir plötzlich so schrecklich gläsern. Es war ein öffentliches Leben.

Hinter der Tür, auf dem der Name Takashima in geschwungener Schrift stand, war es hingegen unglaublich ruhig. Sie strahlte mit ihren perfekten und sauberen beigen Anstrich die gleiche Würde wie mein Mitschüler aus und hob sich ab von den anderen Türen in diesem Gang. Sie anzufassen traute ich mich nicht mal im Traum. Lieber klingelte ich 2 mal an der sterilen weißen Klingel rechts neben dem Rahmen. Das warten war immer das Schlimmste, wenn man zu Besuch war. Man malte sich zu viele Sachen aus, wie der Andere einen empfangen würde oder andere Sachen. Sehr unangenehm.

Als würde der Andere aber schon auf mein Klingeln warten öffnete sich nicht viel später die Tür zum Reich des Brünetten, der nun leicht lächelnd im Türrahmen stand.

„Ich hab dich erwartet.“, lächelte er auf eine höchst wohlige und offene Art und Weise, die ich noch nie bei einem Menschen beobachten durfte. Er hatte sich umgezogen und nicht mehr die Sachen vom Vormittag an. Die Jeans war die Gleiche, doch anstatt dem weißen Hemd trug er ein schwarzes Shirt mit Schriften als Print, die sich in verschieden Formen ineinander verschlangen. Legere, aber immer noch zu erwachsen, als konnte es von einem Jungen in meinem Alter kommen.

„Und warum lässt du mich dann nicht rein?“, stellte ich die amüsierte Gegenfrage und sein Lächeln schob sich zu einem breiteren Lächeln. Ob er das bei einer Schauspielschule gelernt hatte?

„Weil der Kaffee und die Limonade noch nicht durchgezogen ist und ich Zeit schinden will.“

Limonade und Kaffee? Das hörte sich an, als würde ich mich in den imaginären großen Garten hinter der Wohnung setzten können und mich fühlen wie in einer Werbung für glückliche Familien. Das hörte sich nach Spaß an. Da war ich doch direkt dabei! Wenn das jetzt immer so ging konnte ich mir nichts Angenehmeres vorstellen als mit diesen Jungen zusammen zu arbeiten.

„Scheiß drauf! So lange du Kekse hast.“

„Nicht ganz. Der Kuchen von Gestern muss reichen.“ Mit diesen Worten ließ er mich ein in sein Reich, dass ich mir nicht anders vorgestellt hatte. Ich ließ mein Rucksack auf den glänzenden Parkett im Wohnzimmer nieder, das in weiß und beige gehalten wurde. Weißes Sofa und Sessel, brauner Tisch, einen kleinen flauschigen Teppich und cremefarbene Wände. So sah es in den meisten Zeitschriften für ‚schöner Wohnen’ aus. Hier würde sich meine Mutter sicher sehr wohl fühlen. Diese Wohnung konnte nur von einer Frau eingerichtet worden sein, dafür gab es keinen Zweifel.

„Deine Mutter hat sich ja selbst übertroffen. Auch wenn ich sie nicht kenne.“ Bei diesem Kompliment lächelte der Brünette als würde das Kompliment direkt an ihn gehen.

„Ich werde es ihr ausrichten. Setz dich doch kurz.“ Mit einer einladenden Geste zeigte er auf das helle Sofa in der linken Ecke des Zimmers. Die Polster wirkten so gemütlich, dass man in ihnen sicher versank wie bei aufgebauschter Watte. Diese Wohnung machte seinem Haus gewaltige Konkurrenz.

„Darf ich mich auch raufschmeißen.“, fragte ich lieber vorher als Sicherheitsmaßnahme nach.

„Tu was du nicht lassen kannst. Aber lass die Vasen stehen.“ Mit diesen Worten, die er wie es schien schon oft gehört hatte, ging er in einen der angrenzenden Räume die wohl die Küche war. Mit ein wenig Anlauf schmiss ich mich in die Kissen und wurde absolut nicht enttäuscht. Die Kissen gaben wie Butter nach und hinterließen keine Schmerzen. Eine Weile blieb ich noch auf den Polstern liegen und schaute mir die Wohnung aus dieser Perspektive noch ein mal an. Es war wirklich hell und einladend. Das Einzige, was sich heraus hob war das eingerahmte Bild einer Frau die in schwarzrotem Stoff gehüllt war. Es war ein Plakat von dem Film ‚Moulin Rouge’.

„Wer hatte die Idee mit dem Poster?“, rief ich in die Wohnung hinein, in der Überzeigung der Andere würde mich sonst nicht hören.

„Meine Mom liebt diesen Film und konnte es nicht lassen.“ Als er wieder im Zimmer erschien balancierte er zwei Kannen ins Zimmer und stellte es auf einem gläsernen Tisch ab, auf dem wir anscheinend arbeiten würden. Auf diesen standen bereits schon zwei Gläser und zwei Teller mit 2 Stück Kuchen, den ich sicher schnell verputzen würde.

„Und du brauchst nicht zu schreien. Die Wohnung ist recht klein, dass ich dich auch so hören würde.“ Sein entwaffnendes Lächeln ließ es plötzlich unter dem Band ungewöhnlich auf meinen Wangen glühen. Vorsichtshalber kämpfte ich mich lieber auf und setzte mich auf einen der Stühle und schaute mir den gedeckten Tisch genauer an.

„Sag mal... gibt es so was immer bei euch?“, und deutete auf den Teller mit den köstlich aussehenden Kuchen.

„Nein, gestern hatten wir nur bereits Besuch. Der ist übrig geblieben.“ Entschuldigend lächelte er mich an und setzte sich mir gegenüber. Mit ruhiger Hand goss er sich Kaffe in ein großes Glas und gab Sojamilch dazu. Neben dem Glas war bereits das Buch, welches ich bereits gestern gesehen hatte.

„Trinkst du immer Kaffee?“, fragte ich wieder, um die Stille zu überbrücken, die nur das Rieseln der Sojamilch beinhaltete.

„Ja, zum Frühstück und zum Nachmittag ein Glas.“, erklärte er, als er die Milch absetzte und er das Büchlein zur Hand nahm. Ich schaute derweil der Milch zu, wie sie im Kaffee herumtänzelte und sich mit der dunklen Flüssigkeit vermengte.

„Ist das nicht schrecklich ungesund?“ Wieder schaute er auf und musste erneut lächeln. Diesmal schien es aus Belustigung zu sein.
 

Du stellst mir tausend Fragen

Stellst dich mitten in den Wind

Und ich hoff du checkst, das sie nicht wichtig sind
 

So sehr ich auch dieses unnötige Gespräch brauchte brach er es aber mit einem Schütteln seiner glänzenden Haarpracht ab. Es war sicher unmöglich solch einen Menschen wie Takashima nicht zu mögen.

„Wollen wir nicht langsam mal mit der Arbeit anfangen?“ Ergeben nickte ich einmal und schenkte mir von der Limonade ein, die er anscheinend auch selbst gemacht hatte. Sie schmeckte nicht nach Zucker. Nein, man schmeckte die Zitrone heraus. Natürlich war ich hellauf begeistert.

„Also, bei den Vorurteilen hab ich bis jetzt nur, dass Heteros auch Aids beim Geschlechtsakt bekommen können.“ Und Ade der schönen Limonade, die ich vor Schreck wieder zurück ins Glas spuckte. Takashima zuckte augenblicklich von mir zurück, da er Angst zu haben schien auch ein wenig von der Fontäne des Getränks abzubekommen.

„Geschlechtsakt?“, fragte ich aufgebracht und verunsichert nachdem ich das Husten eingestellt hatte.

„Na sicher! Denkst du die Beziehungen von Homos sind nur platonisch?“ Was ging eigentlich in seinem Kopf vor? Meine Wenigkeit wollte erst gar nicht daran denken und er sagte es mit so einer Selbstverständlichkeit, dass es mir die Röte ins Gesicht trieb.

„Nein, aber können wir das nicht aussparen?“ So wie es schien konnte ich froh sein, dass er nicht in vollkommenes Gelächter verfiel. Sein Gesicht zeigte, dass der Brünette es nur zu gerne getan hätte.

„Ich hab dafür einen extra Punkt angelegt.“ Ein entnervtes Stöhnen konnte ich nicht vermeiden, als ich mich dabei erwischte schon darüber nachzudenken, wie ich mich drücken würde. Sicherlich konnte dieses Thema auch Takashima übernehmen, wenn er so wenig Probleme damit hatte.

„Und ich würde Liebe und Triebsucht gegenüberstellen. Mehr ist noch nicht in meinem Büchlein. Außer, dass ich noch ein Interview mit einen Clubbesitzer im Shinjuku ni-chome (Gay-Viertel) klar machen konnte.“ Mit großem Erstaunen beobachtete ich den mir gegenüber Sitzenden. Wie hatte er denn das so schnell hinbekommen? Hatte er irgendwelche Superkräfte?

„Und was trägst du dazu bei?“, fragte er mich keck und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, um mich einmal auflaufen zu lassen. So genau hatte ich es mir noch gar nicht überlegt, da das letzte Gespräch nicht mal 24 Stunden her war.

„Also... na ja... also wie wär’s, wenn wir über die Attraktivität der Homosexuellen und das Aussehen berichten? In der Visu-Szene gibt’s bestimmt ’n Haufen Homos. Wie wär’s mit Unterschiede und der Gleichheit der Beziehungen? Wir könnten uns unters schwule Volk mischen.“ Meine Kreativität schien keine Ruhe zu finden und sprudelte nur so aus mir heraus wie ein Wasserfall. Ich konnte gar nicht glauben, was mir da alles in den Sinn kam.

„Da gibt’s doch ne Menge von diesen Homo-Seiten im Internet. Und wie wär’s mit geschichtlichen Sachen? So mit den alten Römern und in der alten Edo-Zeit.“

„Du meinst Taikomochis. Die männlichen Geishas?“, warf er in meinen Redeschwall ein und nahm ein Stück seines Kuchens, welches er sich in den Mund steckte.

„Es gab männliche Geishas?“ Das waren eindeutig zu viele Informationen an einem Tag für mich. Vielleicht würde ich ja einmal ein gebildeter Mann werden unter den Fittichen meines Mitschülers.

„Natürlich, der ehemalige Kaiser hatte sogar männliche Geliebte. Genauso wie Zeus. Im alten Rom gehörte es zum guten Ton einen Lustknaben zu haben.“

Ein weiteres Mal schoss mir die Röte ins Gesicht, als ich diese Informationen zugesteckt bekam. Wirklich zu viel auf einmal.

„Könnten wir mal über was Anderes reden oder mal frische Luft tanken? Das ist wirklich zu viel.“

Wie konnte man nur so viel Wissen in seinem Kopf speichern, was wirklich haarsträubend war. So etwas hätte ich unter normalen Umständen nicht wissen wollen. Hatte er das Alles aus dem Fernsehen? Aus Büchern?

„Wir haben doch gerade mal angefangen.“ Etwas verwirrt blickte mich der Brünette an und musterte mein Gesicht. Ob es rot war wusste ich nicht, aber dass meine Ohren es waren konnte ich fühlen.

„Das sind Sachen mit denen ich mich eigentlich nie beschäftigen wollte.“ Überfordert lehnte ich mich zurück und ließ den Kopf über die Lehne des Stuhls fallen, um mein Gesicht mit den Händen zu verbergen. Vielleicht war es nicht das richtige Thema für mich gewesen. Ein anderes Thema hätte mich meinem Ziel auch so nah gebracht. Aber nein, ich musste mal wieder Hals über Kopf so schnell wie möglich in Etwas stürzen. Takashima schien mir mit jeder Stunde weiter entfernt als am Anfang. War unser Altersunterschied doch so groß, dass der Brünette immer wesentlich erwachsener und perfekter sein würde als ich es war?

„Tja, das Leben ist halt nicht immer so einfach gestrickt.“

Meine Augen mussten noch nicht mal auf ihn gerichtet sein, damit ich wusste, dass er einen Schluck von seinem Kaffee nahm. Man konnte genau hören, wie die Flüssigkeit auf seine Kehle prallte und hinunterlief.

„Komm, wir steigen auf das Dach.“ Ich konnte gar nicht so schnell schauen, wie er aufgestanden war und seine Schuhe anzog. Hatte ich etwas nicht mitbekommen oder warum war die Unterhaltung plötzlich so umgesprungen? Irritiert machte ich es ihm nach und zog mir wieder meine Schuhe an.

„Wieso?“, war meine einzige dumme Frage. Toll Reita, deine Kommunikationsfähigkeit war wohl wieder auf ein Minimum reduziert worden.

„Na du hast gesagt du brauchst frische Luft. Und auf dem Dach konnte ich bis jetzt immer am besten denken.“
 

Komm wir setzten jetzt die Segel

Nehmen alles mit was geht

Um nicht mehr umzudrehn auch wenn der Wind sich dreht
 


 

Es war nicht schwer aufs Dach zu kommen. Im obersten Stockwerk ging noch eine letzte Treppe hinauf, die eine menge Platz bot für die Hausfrauen ihre Wäsche aufzuhängen. Alte Gegenstände lagen auf dem Boden und vermoderten, zwei Bänke und ein alter Holztisch standen am Geländer, welches von Efeu überwachsen war und einen davor bewahren sollte nicht in die Tiefe zu stürzen. Überall Moos, Efeu und ein unglaublicher Ausblick auf den Stadtteil indem es stand. Mehr als Wäsche aufhängen taten die meisten Bewohner hier oben wohl nicht. Das Einzige, was davon zeugte, dass Jemand sich der Schönheit dieser Aussicht bewusst war, war der Blumentopf auf dem alten und gebrechlichen Tisch, der vor Zigarettenstummel nur so überquoll. Es befanden sich Alte und Neue darin.
 

„Komm, da will ich rauf.“, deutete er auf die Wand, in der die Tür verankert war. Sie sah aus wie ein geometrischer Körper, der an der anderen Seite wie eine Rampe hinauf ging und oben eine breite Fläche hatte. Mit großen Anlauf rannte er auf die Rampe zu und kletterte mit wenigen Schritten auf die obere Fläche und schaute auf mich hinab. So was konnte ich doch mit links...

Hoffte ich zumindest. Also nahm ich einfach den gleichen Anlauf wie der Brünette zuvor, der mit besten Beispiel voran gelaufen war und stürzte auf die steile Wand zu.
 

Es war gar nicht so glatt wie ich gedacht hatte und das Profil an meinen Schuhen verhackte sich mit der grob gekörnten Wand und sicherte mir ein einfaches vor kommen. Ich konnte gar nicht so schnell schauen, da war ich schon oben und überschritt das Ziel. Nur zwei Schritte und ich wäre am anderen Ende wieder runter gepurzelt. So groß war die Fläche auf der Takashima stand nämlich gar nicht. Am anderen Ende ging es geradewegs 9 Stockwerke tief, doch der Brünette hielt mich sofort auf, als ich drohte an ihm vorbei zu schlittern, zog mich mit einem Ruck wieder zu sich und weg von dem gefährlichen Rand.

„Na na, nicht übers Ziel hinaus schießen. Das könnte dir das Genick brechen..“, lachte er mit kehliger Stimme und grinste mich an, als er sich auf den Hosenboden setzte. Ich machte es ihm nach und ließ mich auf meinen vier Buchstaben setzten und auf die Stadt schauen. Es war bereits dunkel und die gesamte Gegend war nur durch unnatürliche und helle Lichter geschmückt. Der angenehme Abendwind wehte mir durch das T-Shirt und ließ die Haut darunter kribbeln. Einige Strähnen aus Takashimas braunem Haar lösten sich hinter seinem Ohr und wehten mir ein wenig ins Sichtfeld, umspielten sein Gesicht. Eigentlich war ich ja nur wegen Schulaufgaben gekommen und nun saß ich hier auf dem Dach mit einen mir fast fremden Jungen, der mir gerade die Empfindungen in der Brust umdrehte. Ich wurde von einen Gefühlsbecken ins nächste geworfen und ich konnte dieses, in dem ich gerade schwamm, nicht mal Ansatzweise beschreiben. Es war angenehm und es hatte etwas mit der Umgebung, der Atmosphäre zu tun... das konnte ich noch benennen.

Ein Rascheln neben mir zeigte meiner Wenigkeit, dass sich der Brünette bewegt hatte. Von der sitzenden hatte er sich in die liegende Position gebracht. Er schaute in den Himmel und schenkte der Stadt keine Aufmerksamkeit mehr. Auch ich lehnte mich zurück auf meine Arme und schaute in den dunklen Himmel über dem Großstadtdschungel. Eine Weile geschah nichts und ich lauschte in die Stille, genoss den Wind, der an meinen Sachen und Haaren zerrte und den roten Himmel über unseren Köpfen. Plötzlich hörte ich Takashimas sanftes und leichtes Lachen neben mir und musste in das Gesicht des Liegenden schauen. Irgendwie war es ein komisches Gefühl, aber so eines, das man am liebsten oft hatte um sich wohl zu fühlen.
 

Hey, ich hör dich leise lachen

Und dann merk ich wie’s mich trifft
 

„Ich komme hier her wenn ich Ruhe brauche. Bei schönem Wetter ist es trotz der Vernachlässigung wunderschön.“, erklärte mir seine Stimme leise und ich musste schmunzeln. Er hätte mir das nicht erklären müssen, ich verstand es auch so. Es schlich sich gerade in meinen Körper, von den Beinen bis zum Kopf.

„Meine Mutter kommt manchmal mit hinauf. Aber es ist nicht das Gleiche, wenn gerade sie mit dabei ist.“ Seine tiefe Stimme war wie ein Singsang in diesem Moment, der hin und her wiegte, obwohl er ganz normal sprach.

„Und was ist mir?“ Ich war ja nun auch eine zweite Person, die sich hier hingesetzt hatte.

„Keine Ahnung. Es ist okay.“ Irgendwie füllten diese Worte mich mit Stolz und ließ mich erleichtert ausatmen.
 

Ja ich liebe diese Tage, die man Morgens schon vergisst
 

Auch wenn ich die Logik nicht ganz hinter seinem Denken verstand. Es war doch schmeichelnd.

„Und wieso?“, fragte ich grinsend nach und hörte nur sein Atem, da ich ihn nicht anschaute.

„Weil mich mein Gefühl nie trügt.“ Ich hatte das Gefühl, das ich gerade die kürzesten Sätze meines Lebens sprach und trotzdem verstand ich den Anderen mit allen kleinen Nebenaspekten, die normalerweise einen ganzen Satz ausfühlten. Vielleicht waren diese Aspekte auch die Unwichtigsten, das wir sie einfach wegließen.

„Ich muss zugeben... ich hab dich Anfangs gar nicht bemerkt und dann gemieden. Aber jetzt bist du mir Angenehm.“ Ich entgegnete nichts, ich ließ den Satz einfach verhallen und für sich sprechen. Es interessierte mich nicht, was am Anfang war sondern was ich in diesem Moment fühlte und sagte.

Ich schaute auf ihn hinab, direkt in seine Augen und musste Lächeln. Er lächelte zurück.

Ein Lächeln, das ich nur selten bei Menschen sah. Die meisten von ihnen gingen nicht bis zu den Augen, es war nicht die Wirklichkeit. Aber dieses Lächeln ließ seine Augen erstrahlen.
 

Und ich schau dir in die Augen bin geblendet von dem Licht

Was jetzt um sich greift auch wenn du nicht sprichst
 

„Du bist komsich.“

„Du auch!“, antwortete ich ihm zurück und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen als er leicht überrascht drein blickte. Das Grinsen ging zu einem Lachen über. Auch er stimmte in das Lachen ein und wir ließen es gemeinsam verebben nach einigen Minuten - nur um weiter schweigend in den Himmel zu schauen.

„Warum?“, fragte er mich nun wieder. Ich wusste, dass es sich auf meine Aussage vorhin bezog, dass er komisch sei.

„Naja, weil du halt so bist wie du bist. Halt so anders als ich.“

„Wieso?“

„Na weil du viel erwachsener bist. Auch wenn du mich grad an nen Dreijährigen erinnerst, der einen Löcher in den Bauch fragt.“

„Ich bin nicht erwachsener.“

„Ja, du bist grad dabei mir das Gegenteil zu beweisen.“ Wieder lachten wir beide.

„Aber wie kommst du darauf?“, löcherte er mich weiter und ich fragte mich selbst mal, ob ich nicht bei ner Quizshow gelandet war.

„Na weil du dich nich so kindisch benimmst wie unsere Klassenkameraden, du viel kompetenter bist und sowieso ein Jahr wiederholst. Du hast also mehr Lebenserfahrung.“

„Hm.“ Wieder ein Schweigen und doch war es nicht unangenehm.
 

Und alles an dir bleibt Stumm
 

Warum? Warum?

Warum ist doch egal, denn heute Nacht sind nur wir zwei wichtig

Warum? Warum?

Warum ist doch egal. Warum ist jetzt egal.
 


 


 

Ich war also erwachsener? Wieso merkte ich bloß davon nichts? Dabei hatte Reita die ganz passable Erklärung, der ich nur nicht richtig folgen konnte, da ich ja nicht wusste, wie andere mich wahrnahmen.

Selbstwahrnehmung war schon so ne eingeschränkte Sache. Aber das der Andere solche Worte wie ‚kompetent’ in den Mund nehmen konnte überraschte mich wirklich ungemein. Das hätte ich von ihm nicht erwartet und es machte ihn noch sympathischer, dass man ihn nicht wirklich in eine Kiste stecken konnte.

Allgemein zeigte sich der Schwarzblonde als ein sehr angenehmer Zeitgenosse und brachte mich zum schmunzeln. Meine anderen Freunde hatten sich getäuscht. Ich kam sehr wohl sehr gut mit ihm klar.

„Nur ‚hm’?“ Er neigte den Kopf um mich besser sehen zu können und sein Unverständnis zum Ausdruck zu bringen. Eine Weile lang antwortete ich nicht auf seine gestellte Frage und starrte weiter in die dunkle Nacht.
 

Wir schaun über die Dächer

Schreib dein Namen in die Nacht
 

„Naja ich kann ja schlecht was dagegen sagen wenn es so wirkt.“

„Doch, du könntest sagen, dass du nur so tust und in Wirklichkeit ein richtiger Spacken bist.“ Sein spitzbübisches Grinsen ließ seine Augen funkeln und ich konnte nicht mal widersprechen. Seine ehrliche Art entwaffnete mich vollkommen. Ich konnte nicht mal erahnen, wie er das schaffte.

„Okay, ich bin in Wirklichkeit ein richtiger Kindskopf. Ich kann nur mit den Leuten um mich herum nichts anfangen.“, gab ich ehrlich zu und streckte die Arme von mir über den Kopf.

„Ach, und was ist mit mir?“

„Ich find dich okay.“ Es war erstaunlich, dass er mich verstand trotz meinen Gemurmels. Sonst war ich nicht der Typ, der einem Anderen ziemlich früh ein Zugeständnis machte.

Reita sagte nichts. Es war wieder vollkommene Stille. Nur das leise Rauschen und Hupen von der etwas weiter entfernten Autobahn bot eine Geräuschkulisse. Ein seichtes und kratziges Lachen war von dem Anderen zu hören. Er lachte wohl nicht oft, das konnte ich hören. So genau wusste er nicht wie er lachen sollte, hielt sich noch sehr zurück um nicht zu laut zu sein. Aber es war kein aufgesetztes Lachen. Am schönsten war es doch noch, wenn man unter ehrlichen Menschen war.

Und ich fragte mich: Kann man denn auch gut weiter leben ohne die Sonnenseite irgendwann ein mal gesehen zu haben? Eine Sonnenseite, die einen zu der Annahme Zwang das Richtige für sein Leben zu tun und einfach sorglos in die Zukunft blicken zu können.
 

Hey wir brauchen noch nicht mal Worte

Denn es reicht schon wenn du lachst
 

Dieser Moment war irgendwie zeitlos. Ich hätte stundelang dort sitzen können ohne zu wissen wie spät es war, wie lange wir dort saßen oder wann wir endlich runter sollten. Der Wind war angenehm, meine Begleitung war angenehm und auch die Atmosphäre.

Ich hatte im Gefühl, dass wir hier wohl öfter sitzen würden und das dieser Ort nicht mehr mein Ort war sondern unserer. Schon komisch, wo er doch eigentlich nur Luft schnappen wollte. Irgendwie war es verrückt, aber es war der Anfang von etwas Anderem, was ich noch nicht benennen konnte. Wahrscheinlich eine ziemlich komplizierte Freundschaft. Wir beide waren so anders und doch so gleich. Es konnte nur schief gehen oder richtig gut werden.
 

Aus Sekunden werden Stunden

Und ich weiß es klingt verrückt

Doch wenn’s ganz hart kommt drehn wir die Zeit zurück
 


 


 

Es war wahrscheinlich viel Zeit vergangen die wir da oben gesessen hatten und uns über Dieses und Jenes geredet hatten oder gar geschwiegen hatten. So angenehm hatte ich mir schweigen nie vorgestellt. Aber ihm schien das eine ganze andere Form des Zusammenseins zu sein. Sonst war das Schweigen bei Freunden, wenn man rein gar nichts zu sagen hatte, sehr peinlich, dass ich es meist vermeidet. Es war ein wirklich komisches Gefühl.

„Du kannst ja morgen vorbei kommen.“, klang die Stimme des Brünetten hinter mir während ich mir meine Sachen schnappte, die ich im Flur liegen lassen hatte.

„Wir können uns ja immer treffen, wenn wir unter 8 Stunden haben... Also nicht immer aber wenigsten 1 oder 2 mal die Woche.“ Ich konnte regelrecht hören wie er verlegen Lächelte und sich im Nacken kratzte.

„Ist doch bestimmt machbar.“ Auch ich musste Lächeln, bei den Gedanken ihn öfter zu sehen und bückte mich um die Schuh richtig zu zumachen. Und da traf es mich wie ein Schlag. Es sickerte durch meinen Kopf wie Mich Cornflakes durchschwappen. Dieses Gefühl, dieses Gefühl das etwas anders war, dass etwas falsch war.

„Na ja, du hast ja bestimmt öfter was nach der Schule vor.“ Seine Stimme hörte sie an wie unter Wasser, denn ich war unkonzentriert was meinen Gastgeber anging. Der Flur... Ja irgendwas war hier anders... nicht so wie es normalerweise war. Ich konnte ja nicht viel aussagen, denn ich war ja nicht in vielen Wohnungen. Aber hier war es anders als in jeder anderen Wohnung die ich je betreten hatte.

„Ähm... ja... na ja. Mal schauen.“

Ich drehte mich um und sehe in ein perfektes Lächeln. Umrandest von perfekter Haut, und perfekten Haaren und hervorgehoben von perfekten Augen.

„Ich hoffe wir sehen uns.“

Eine perfekte Stimme...

Wirklich perfekt?
 

Es ist so einfach dich zu mögen. Deine Art ist entwaffnend und deine Worte zu ehrlich das sie mich manchmal wie eine Pistole durchs Herz treffen.
 

Wer findet den Fehler? Wer ihn findet bekommt einen Keks. Und ich mein nicht Schreibfehler. Der, der sie findet... kann sie behalten. Als Weihnachtsgeschenk. XD

Ich weiß es ist schwierig, aber nicht unmöglich. Und schon wieder ein deutscher Text. Ich weiß. Aber die lassen sich am besten einbauen und so. ^^

Sanfte Grüße

Seika



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
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Von:  EmilyFitch
2009-10-20T20:01:14+00:00 20.10.2009 22:01
boahr die szene mit dem dach konnt ich mir voll bildlich vorstellen
hab voll mitgefühlt x3~
woah ich liebe deinen reita xD
der is so...hm cool xD
aba uruha is auch voll cool xD
hach man
*weiterles* xD
Von:  teufelchen_netty
2008-12-28T09:12:46+00:00 28.12.2008 10:12
ich find die ideen der beiden gar nicht mal so schelcht.
das würde sicherlich ein sehr guter aufsatz werden Oo
ich hoffe, man liest etwas davon in der ff xD
ich schreibs auch (joke xddddddddddddddddddddddddddddddd)
das mit der szene aufn dach war goldig
Von:  Donald
2008-12-25T21:30:03+00:00 25.12.2008 22:30
Die Szene auf dem Dach fand ich toll *____*

Nun, es wäre gemein, wenn ich den Fehler nennen würde, oder? xDDD Nein, so unfair bin ich nicht.

Endlich sind sich die Beiden etwas näher gekommen <3
Schnell weiterschreiben, du Pupe~

*kisu*
Von:  Weidenkaetzchen
2008-12-24T09:19:04+00:00 24.12.2008 10:19
das kapitel is wieder tll geworden
*__________*
ich kann nawa zu stimmen <'33
Es is immer interessant zu lesen was Uru denkt
Von: abgemeldet
2008-12-23T18:26:13+00:00 23.12.2008 19:26
irgendwie eins sehr leises und sanftes kapitel... es hat mir sehr gut gefallen weil es nicht in den kitsch abgerutscht ist

ich finde die FF einfach nur klasse...

lg nawa
Von:  lunatic_Luka
2008-12-23T18:18:35+00:00 23.12.2008 19:18
Ich denke nicht das du Schreibfehler meinst, da sind nämlich einige XD
Aber irgendwie will bei mir net rein was Reita da mit seinem Geühl mein @_@
Ich denke ich werde es morgen nochmal lesen. Freut mich noch vor Weihnachten was neues gelesen zu haben.
Das Ding mit der Nasenbinde als Zusteckband XD GEIL

Auf bald *hoff*
LG
-Sukí
Von:  Lukairia
2008-12-23T18:03:24+00:00 23.12.2008 19:03
das Kapitel war mal wieder schön
du hast 'Umrandest' geschrieben xD (heißt ja eigentlich 'Umrandet')
hoffe dass bald mehr kommt

lg YuYu


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