Bit Beast ärgere dich nicht!*
Diese Kurzgeschichte schließt an ein Kapitel aus dem Band 16 - Frustrated an. Zuvor war folgendes passiert: Black Dranzer und Black Driger hatten sich nach ihrer Erscheinung aus dem Staub gemacht und die Truppe rätselte, wie sie die beiden Black Bit Beast aufspüren könnten. Dranzer war gerade wieder in der Realität zurück gekehrt und alle legendären Bit Beasts waren auf freien Fuß…
„Lasst uns das Beste draus machen“, meinte Mitch. „Wir müssen die beiden so schnell wie möglich aufhalten und das Funksignal ausstellen.“
„Blah, blah, blah…“ Draciel setzte sich wieder hin. „Bringt doch eh nichts, deine Sucherei.“
„Nichts gegen meine Labtoparbeiten, ja. Ich hab ja auch Dranzer wieder geholt.“
„Pöapö.“
Mitch knurrte.
„Und was machen wir nun?“, fragte Driger in die Runde.
Dranzer seufzte. „Bis Madame doch etwas heraus findet, dauert es sicher noch eine ganze Weile.“
Das war Mitch zu viel. Sie setzte sich in ihre Lieblingsecke von dem Café und machte sich sofort wieder auf die Suche nach den Black Bit Beasts und nach einer Möglichkeit, dass Funksignal aus zu stellen, dass die legendären Bit Beasts in ihrer menschlichen Gestalt hielt.
„Leichte negative Wellen gehen von Mitch aus.“ Dragoon warf Dranzer einen flüchtigen Blick zu, denn es war ja sein Verdienst.
Nach einem kurzen Aufschrei, sagte Dranzer: „Lass mich doch in Ruhe.“
„Ja, aber was machen wir nun wirklich?“, fragte nun Draciel und legte sein Kinn in seine Hand. „Zu warten ist doch ziemlich langweilig.“
„Ich weiß! Ich weiß!“ Driger rannte los und die anderen drei konnten nur verwundert hinter her schauen.
Draciel schaute auf. „Was kommt jetzt?“
Kurze Zeit später kam Driger wieder und legte ein Brettspiel auf dem Tisch.
„Was ist denn das für ein Spiel?“, fragte Dragoon mit einem neugierigen Blick.
„Das ist Mensch-Ärgere-Dich-Nicht.“
„Nein, nicht schon wieder ein Spiel“, fluchte Draciel und schlug die Hände übern Kopf zusammen.
Driger schaute verwundert zu ihm. „Warum denn nicht?“
„Du willst immer was spielen, wenn dir langweilig wird. Das war früher schon immer so. Immer kamst du mit deinen blöden Spielen.“
„Die sind nicht blöd…“
Ein Lächeln kam über Dragoons Lippen. „Ich find die Idee gar nicht so schlecht. Das Spiel könnte den Geist stärken.“
„Wie das denn, bitteschön?!“, sprachen Dranzer und Draciel im Chor.
„Also spielen wir?“, hakte Driger noch mal nach.
Dragoon lächelte nickend und Dranzer und Draciel fanden sich ziemlich überrumpelt.
„Und das entscheidest du einfach so?“, fuhr Dranzer ihn an.
„Wir haben da auch noch was mitzureden“, gab Draciel noch hinzu.
Driger verteilte inzwischen die Figuren. „Dragoon kriegt blau.“
„Warum denn nicht?“, lächelte Dragoon weiter. „Das macht doch sicher sehr viel Spaß.“
„Draciel kriegt gelb.“
„Ich zeig dir gleich mal, wie viel Spaß ein blaues Auge machen kann.“ Dranzer zog seinen Ärmel schon mal hoch.
„Dranzer kriegt rot.“
„Jetzt reg dich mal nicht so auf, jedenfalls hätten wir was zu tun.“ Draciel musterte seine gelben Figuren.
Dranzer füllte sich jetzt aber ziemlich überrannt. „Auf einmal willst du doch, oder wie?“
„Und ich krieg grün. So, und hier ist der Würfel.“
Driger war fertig mit aufbauen und setzte sich hin. Draciel war auf einmal für das Spiel, weil er die gelben Figuren hatte, nach lila seine Lieblingsfarbe. Und Dranzer gab sich dann bei der Übermacht geschlagen und machte es sich auch auf dem Stuhl bei seinen roten Figuren bequem.
„Na schön“, sagte Dranzer schließlich und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. „Ist mal was anderes als MauMau.“
„Super. Wer will anfangen?“
„Ladies first“, sagte Dragoon und gab Driger den Würfel.
Draciel war geschockte. „Nein, bei ihrem Glück kriegt sie nur 6en!“
Driger würfelte und hatte beim ersten Wurf eine 5. Draciels Argument hatte sich in Luft aufgelöst.
„Schau. Stimmt ja gar nicht.“
„Na gut, würfel ruhig weiter.“
Aber jetzt hatte Driger eine 6 gewürfelt und setzte eine von ihren grünen Figuren auf das Spielfeld.„Ja, ich darf noch mal. Ich darf noch mal.“
Draciel hatte sein Gesicht in die Hand gelegt. „Sie würfelt gleich noch eine 6.“
Und tatsächlich, sie hatte noch eine 6 gewürfelt und musste ihre Figur weiter setzen, die auf dem Anfangspunkt stand. Dann sah sie verblüfft zu Draciel, der seine Hand von seinem Gesicht genommen hatte.
„Woher wusstest du das?“, fragte Driger mit einem sehr erstaunten Blick.
Draciel knurrte kurz. „Frag nicht, würfel einfach weiter…“
Sie würfelte noch mal, aber nun war es wieder nur eine 5 und sie setzte ihre Figur weiter. Nun war Dragoon an der Reihe. Sein erster Wurf war eine 1, wobei Dranzer einmal kurz auflachen musste vor Schadenfreude, dann eine 2 und zum Schluss dann doch noch eine 6.
„Boah, du! Kannst du nicht ordentlich würfeln?!“
„Aber, Dranzer, so ist es doch richtig.“
„Für dich sind 6en verboten!“
Dragoon ließ sich nicht weiter von dem Gebrüll von Dranzer beirren, was er eh nie tat, und würfelte als nächstes ein 4, die er auch gleich mit seiner blauen Figur weiter rückte. Nun war Dranzer dran. Voller Tatendrang würfelte er los.
„Jetzt zeig ich mal, wie man das macht.“ Er würfelte aber nur nach einander eine 3, eine 4 und eine 2.
Lachend nahm Draciel den Würfel von Dranzer. „Ja, genau so macht man das.“
Dranzer war sichtlich deprimiert, denn das hieße, er war schlechte als Dragoon, der schon nach dem zweiten Versuch eine 6 hatte.
„Mach ´s doch besser, Schüldi.“
„Dann pass mal auf.“
Doch auch Draciel hatte kein Glück. Nach 3, 5 und 1 kam er auch noch nicht ins Spiel hinein. Dranzer war wieder etwas schadenfroh.
„Ja, genauso macht man das“, lachte nun Dranzer.
„Ach, halt die Klappe!“
„Ich bin wieder dran.“ Driger freute sich total und nach dem ersten Versuch schaffte sie wieder mal eine 6, die ihre zweite Figur auf das Feld holte.
„Toll.“
„Du scheinst richtig viel Glück zu haben“, freute sich Dragoon für sie.
„Ich glaube auch.“
„Das hat sie doch immer!“, schrie Draciel dazwischen.
Sie würfelte noch mal und dieses Mal war es eine 5 und sie setzte ihre zweite grüne Figur weiter vor. Dragoon war an der Reihe und konnte nach einer 4 seine Figur weiter rücken.
Dranzer grummelte vor sich hin, denn das gefiel ihm gar nicht, dass Dragoon so gut in dem Spiel war und er noch keine Figur draußen hatte. *Na warte, Dragoon. Ich werde dich in Grund und Boden stampfen.*
Doch nach 3, 4 und 4 war immer noch keine seiner Figuren draußen. Er schien noch tiefer gesunken zu sein, denn Dragoon konnte etwas bei ihm feststellen.
„Dein Chi beeinflusst den Würfel“, bemerkte Dragoon.
„Rede keinen Stuss!“, blaffte Dranzer ihn an.
Inzwischen hatte Draciel schon weiter gemacht und konnte nun endlich auch eine Figur ins Spiel bringen. „Geht doch.“
Dranzer wurmte es ganz schön. Nun war er sogar schlechter als Draciel. Nachdem Draciel noch eine 4 würfelte und seine erste Figur weiter setzte, war Driger wieder dran. Und Draciel ahnte schon, was jetzt wieder kam. Driger würfelte schon wieder eine 6.
„So langsam fang ich an, dieses Spiel in mein Herz zu schließen.“
„Genauso, wie alle anderen Spiel, die wir jemals gespielt haben…“
Driger würfelte noch mal und konnte ihre dritte Figur noch vier Felder weiter rücken. Schon war Dragoon wieder dran. Nach einer 5 bewegte sich seine Figur an dem Haus von Dranzer vorbei, was, auch wenn es nur ein Feld war, ihn wieder tierisch aufregte.
„Bist du bescheuert, mich zu überholen?!“, wütete Dranzer los.
„Es ist nicht verboten, Dranzer“, versuchte Dragoon ihm klar zu machen, wobei er aber merkte, dass es nicht wirklich funktionieren würde.
„Aber ich verbiete es dir!“
Dranzer war schwerlich verbittert. Alle hatten schon eine Figur draußen und Driger sogar schon drei. Und er noch keine einzige. Er regte sich tierisch auf, dass fast der Würfel in seiner Hand zerbersten würde, wenn er ihn nicht doch noch geworfen hätte. Und seine Laune wurde nach drei 3en auch nicht besser.
Draciel nahm ihm voller Eifer, noch eine von den schönen, gelben Figuren auf das Feld zu bekommen, schnell den Würfel aus Dranzers Händen, bevor sie doch noch einen neuen brauchten. Draciel würfelte und dieses Mal war es nur eine 1.
„Verdammte Kacke noch mal! Dranzer! Du hast den Würfel kaputt gemacht! Er funktioniert nicht mehr richtig! Er gibt nur noch kleine Zahlen raus!“
„Was kann ich denn dafür, dass du nicht richtig würfeln kannst! Und jetzt setz deine verdammte Figur, damit ich bald wieder dran bin und diese Blaudrachenfigur rauskicken kann!“
„Du hast mir gar nichts zu sagen! Ich setz meine Figur, wann ich will!“
„Dann entscheide dich schnell dazu!“
Aber das brauchte Draciel gar nicht selber machen, denn Driger schob sie langsam ein Feld weiter, damit sie wieder würfeln konnte. Nachdem Driger erst gewürfelt hatte, merkten Dranzer und Draciel erst, dass es schon weiter ging.
„Ja, noch eine 6. Jetzt sind alle meine Grünlinge draußen.“
Draciel ächzte, wie ein alter Kleiderschrank. „Oh, schon wieder?“
Dranzer ließ deprimiert den Kopf fallen und hatte seinen Ärger schon wieder vergessen. Nachdem Driger auch noch eine 5 würfelte, war wirklich klar, dass das Glück an Driger klebte. Dragoon war dran und würfelte eine 6.
„Draciel, du hattest recht…“, fing Dranzer an.
„Hm?“
„Der Würfel ist kaputt! Dragoon bescheißt!“
„Nein, nein, nein“, schwenkte Dragoon ab. „Es läuft alles auf den ebenen Bedingungen ab, die ein Spiel mit sich bringt. Der Würfel entscheidet schon von selber, wem er helfen will und wem nicht.“
Nachdem Dragoon auch noch eine 3 hatte, setzte er seine zweite Figur weiter.
„Der Würfel hat eine eigene Seele?“ Driger war sichtlich erstaunt.
„Ja.“
„Coooooool.“
Dranzer knurrte. „Laber nicht schon wieder so einen Dreck daher!“
Dragoon lächelte zu ihm rüber. „Täusche dich nicht zu sehr. Das Schicksal ist sehr empfindlich.“
„Ich hab gesagt, laber nicht! Und nu lass mich endlich in Ruhe spielen!“
Er grapschte sich den Würfel und würfelte zu erst eine 1.
Ich sage doch, dein Chi wirkt sich negativ auf den Würfel aus. So lässt er dich nicht gewinnen.“
„Sabbel halten!“
Dranzer nahm den Würfel wieder.
Driger dachte kurz nach. „Vielleicht sollte ja Sandra für ihn würfeln. Sie kriegt den Würfel dann sicher dazu, dass er ein paar 6en an Dranzer vergibt.“
Plötzlich war Dranzer ganz anderen Gedanken verfallen, als Dragoon das Spiel zur Hölle zu machen, und schaute zu Driger rüber.
„Aber Sandra ist gerade nicht hier, also muss es auch so gehen.“
Er ließ den Würfel ganz sachte fallen. Und wer sagt es? Es war eine 6. Dranzer wollte es erst gar nicht glauben, doch dann lachte er laut auf und zeigte vorwurfsvoll auf Dragoon.
„Siehst du?! Es geht auch ohne dein verdammtes Chi!“
Dranzer donnerte eine von seinen roten Figuren auf das Spielfeld und lachte fies, weil direkt vor ihm noch die blaue Figur von Dragoon stand. Er durfte ja noch mal, weil er eine 6 hatte und weil sein Chi ja wieder den Würfel schlecht beeinflussen zu schien, bekam er auch noch die heiß ersehnte 1.
„Yes! Krepiere du Blaudrachenfigur!“
Er wollte die blaue Figur mit seiner roten vom Brett stoßen, doch dafür war ihm die schöne, rote Figur doch zu schade und er schnipste die blaue Figur mit dem Finger weg. Die Figur bekam so eine Wucht ab, dass sie einmal quer durch das Café flog.
„Lass dir das eine Lehre sein.“
Dranzer setzte seine Figur ab. Driger freute sich, dass Dranzer endlich eine Figur draußen hatte. Draciel hielt sich nur wieder die Hand ins Gesicht, weil er sich das Schauspiel nicht ansehen wollte. Dragoon dachte nicht viel darüber nach und gab nur ein…
„Ces´t la Vie.“
…von sich und stand auf, um seine Figur zurück zu holen. Das Spiel ging weiter. Und nach einiger Zeit näherte sich das Spiel dem Ende zu. Dranzer hatte immer noch eine Figur draußen. Das höchste bei ihm war mal drei. Aber einmal hatte ihn Driger freudestrahlend und Mut zusprechend rausgeworfen. Die andere Figur war von Draciel rausgeschmissen worden, und Draciel liebte es, die anderen raus zu befördern, aber wenn er selber mal dran war, dann gab es einen protestierenden Schrei. Er selbst hatte zum Ende hin drei Figuren auf dem Feld, die Dritte gerade auf dem Feld. Dragoon hatte ebenfalls drei draußen und wurde noch öfter mal von Dranzer rausgeschmissen und jedes Mal landeten seine Figuren wo anders im Café. Einige zerdepperten eine Lampe und ein paar Tassen. Doch Dragoon nahm es mit Gelassenheit und schaffte es immer wieder, zu verhindern, dass er auch nur irgendjemanden rausschmeißen musste. Eine von seinem, wie auch bei Draciel, Figuren war schon im „Haus“. Bei Driger waren schon ganze drei Figuren im Haus und ihre dritte brauchte nur noch eine 2, damit sie das Spiel beenden konnte. Sie genoss das Spiel in vollen Zügen. Und sie war auch mit würfeln dran.
„Ich wette um 1000 Yen, dass sie jetzt eine 2 würfelt“, sagte Draciel zu Dranzer.
Aber das kannst du doch nicht einfach so sagen. Ich würfel bestimmt keine 2. Das wäre doch zu schön, um wahr zu sein.“
„Glaub ´s mir, du würfelst eine 2.“
„Es gibt nur eine Möglichkeit, das raus zu finden…“
Driger ließ den Würfel fallen und sie würfelte eine 2 und gewann so das ganze Spiel. Sie klatschte sich selber Beifall und riss vor Freude die Hände in die Luft.
„Gewonnen!“
Dragoon freute sich für sie. „Der Würfel wollte anscheinend, dass du gewinnst.“
„Der Würfel ist toll.“ Driger knuddelte den Würfel ab.
Dranzer war zwar klar, dass Driger gewinnt, aber ihm war es ungeheuerlich, dass er gegen Dragoon so schlapp ausgesehen hatte. Nach dem Stand der Figuren, war sogar noch Draciel besser als er.
Draciel sah zu ihm rüber. „Hey, Dranzer. Ärgere dich nicht. Ist doch nur ein Spiel.“
„Ach, halt den Mund.“
„Wir können ja noch mal spielen und der Verlierer fängt an“, schlug Driger vor.
Dranzer beugte sich erschrocken zu ihr rüber. „Nein, um Himmelswillen. Nicht noch mal.“
